Cover René - Gelungene Events

René - Gelungene Events

Nachmittag der Leidenschaft

07.03.22
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Cover René - Gelungene Events

Episodenblog

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Nachmittag der Leidenschaft

René hat mich besucht und wir haben geredet.

René ist BDSMer seit den 90ern und seine Leidenschaft nicht nur zum Beruf gemacht.

  • Party im Schloss?
  • German Fetish Ball?
  • Wie kommt man dazu BDSM-Events auszurichten?
  • Kommt man selbst zum Spielen?
  • Wo bekommt man fix ein Schloss her?
  • Und wie war das mit 18 Jahren auf den ersten Stammtischen und Partys?

In dieser Folge schauen wir hinter die Kulissen und vor allem lernen wir René genauer kennen.

Diese Folge ist viel zu kurz für diesen Gast aber wir sind bereit für einen 2. Teil. Wenn ihr das möchtet, lasst es uns wissen.

Links zur Folge:

Kontakt zu René:

Das Ding der Woche

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Bildergalerie zur Folge:

https://cloud.kunstderunvernunft.de/s/t2pk5broEGDm2Yk

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Coverart: Photo: artveo.de | instagram: @artveovera | facebook: @artveofoto

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:00:38
Einleitung
00:02:58
Begrüßung
00:03:48
BDSM finden
00:05:31
Hexentürme und Foltermuseen
00:08:13
Ab 1990 hieß es SM
00:10:43
SM begegnet Hannover: SMBH
00:11:55
Stammtischebesuch
00:13:59
SM-Mailbox in Hamburg DFÜ
00:16:35
Passiv, Aktiv, Beides?
00:20:36
Erste Dates
00:22:44
Erste Session bei Domina erschnorrt
00:28:17
Dom-Aftercare
00:31:46
Studentin sucht Putzsklaven
00:44:38
Absturzgefahr
00:49:43
Über 24/7 lang 24/7
00:53:41
Devote Gastfrauen
00:55:45
Der Einspring-Dom
01:01:28
Der Sadist in ihm
01:05:08
Früher war die Szene klarer
01:16:04
Die Szene brauchen wir für den Deckel
01:17:21
Szene international
01:19:53
Filmtip: Preaching to the oerverted
01:23:24
Partys besucht
01:25:31
Dresscode & Türsteher
01:31:05
Soiree im Wasserschloss
01:34:41
Thema: SCHLOSSPARTYS
01:36:09
Die Nacht der Leidenschaft 1999
01:37:57
Auf einem Schloss in Frankreich
01:48:42
Privatparty zu Hause
01:50:52
Schlösschen im Kurpark
01:55:15
Party mit oder ohne Animation?
01:58:21
Alkohol
02:01:53
Entwicklung
02:03:52
Locationsuche
02:06:41
Die letzte Party
02:08:17
Vom Hobby zum Hauptberuf
02:11:37
Teil 2 kommt
02:12:10
Heute: Familie
02:16:56
Das Ding der Woche: Chip das Subbie
02:22:31
Angekommen sein
Das Transcript wurde automatisch erzeugt und kann Fehler enthalten.
Sebastian Die Kunst der Unvernunft, Folge 68. Ja, herzlich willkommen bei dem Podcast, in dem Menschen über BDSM sprechen. Mein Name ist Sebastian Stix und diesmal hat mich René besucht. Nicht irgendein René, sondern der René. Manche kennen ihn vielleicht, denn der German Fetish Ball und gewisse Schlosspartys, die gehen auf seine Kappe. Und da gibt es so viel Erzählen, dass wir natürlich ganz von vorne angefangen haben. Wer ist dieser René? Wie hat das mit dem BDSM bei ihm angefangen? Hat er mal Tribut geprellt? Wie sieht das mit seinem King aus und woher bekommt man eigentlich ein Schloss, um da eine Party zu machen? Und welcher Aufwand steckt da überhaupt dahinter? Schaut mit mir heute ein wenig hinter die Kulissen und wenn ihr mögt, dann lade ich René gerne wieder für einen zweiten Teil ein. Ich habe das Gefühl, die richtig spannenden Sachen hat er noch gar nicht erzählt. Also ein bisschen Feedback zu mir und dann kann man das möglich machen. Ja, und ein bisschen Hausmeisterei habe ich auch noch. Ihr kennt ja die Seite www.kunstderunvernunft.de Da gibt es ja die ganzen Shownotes zu allen Folgen mit Bildern und Links. Falls euer Podcast-Player das gerade nicht anzeigen mag, kommt ihr immer wieder vor. Da gibt es auch die Möglichkeit, den Podcast zu unterstützen. Das tun ganz viele Menschen schon und die würdige ich auch immer an den Live-Sendungen. An der Stelle heute mal vielen, vielen Dank auch. Ist echt toll, denn ich kann ja echt sorgenfrei podcasten. Vielen, vielen Dank nochmal. Wenn ihr das jetzt hier noch vor dem 10. März 2022 hört, dann empfehle ich euch mal die Live-Sendung eben am 10. März 2022 um 20.30 Uhr. Da geht es um das Thema Spielen auf Distanz, Online-Spielen, ja, wie ihr das eben nennen möchtet. Vielleicht habt ihr ja schon lange keine Live-Folge mehr gehört und habt gar nicht mitbekommen, dass das Format in den letzten Monaten etwas seltener geworden ist, nur noch alle zwei Wochen, aber eben auch ein bisschen weiterentwickelt wurde. Mehr thematisch, mehr Vorbereitung auch von meiner Seite und ja, vielleicht lohnt es sich einfach da nochmal reinzuhören. Ich versuche das thematisch jetzt auch besser anzukündigen. Am besten bookmarkt ihr euch die Unvernunft Live-Webseite, da steht dann auch immer, was in der nächsten Live-Sendung Thema ist. Das war es, glaube ich, genug Hausmeisterei für heute. Es geht jetzt endlich los mit Folge 68 mit René. Ich habe Besuch bekommen von René, hi.
René Hi Sebastian.
Sebastian Ich stelle dich erstmal ein bisschen vor, denn wir müssen ein bisschen schnell machen. Wir haben heute ein bisschen Zeitdruck, aber alles wird gut. Du bist 47 Jahre alt, international unterwegs, seit 25 Jahren in der Szene und ich habe ein Zitat von dir geklaut. Sex ist nur schmutzig, wenn es richtig gemacht wird.
René Ich glaube, das ist auch kein Zitat von mir, sondern das habe ich jemandem geklaut. Frag mich nicht wem.
Sebastian Gut, aber das passt, glaube ich, ganz gut zu dir. Ähm, du machst diese berühmten Geheimschloss-Events.
René Ja, machen klingt momentan so ein bisschen, ich sag momentan bin ich eher so im Vorruhestand. Ich würde gerne wieder machen und wir machen die auch wieder. Und ja, das mach ich schon sehr lange.
Sebastian Wag es nicht aufzuhören, ich war noch auf Keim.
René Ja, selber schuld. Also Gelegenheiten gab's dann genug.
Sebastian Ja, wir arbeiten dran. Okay, ähm, wo fangen wir an? Natürlich vorne. Ähm, wie bist du denn zur BDSM gekommen?
René Ach, ähm. Tja, wo fangen wir an?
Sebastian Ganz vorne.
René Ganz, ganz vorne. Die Fantasien hatte ich irgendwie schon, als ich klein war. Also wir reden wirklich über Kindheit. Man sieht so, kennst du noch diese alten, was ist was oder so lebten die alten Römerbücher?
Sebastian Ja, natürlich.
René Dann siehst du irgendwelche Burgverlieser, irgendwelche Leute in Ketten und das hat so eine gewisse Faszination. Und da reden wir wirklich noch über Kindheit. Das war nichts Sexuelles, das war einfach nur irgendwas war da. Später kam, keine Ahnung wann war das, Name der Rose mit Sean Connery, großartiger Film. Da liegt dieses arme Zigeunermädchen schwer in Ketten und du denkst so, irgendwie heiß. Ja, ich glaube noch vorher war, das war auf dem dritten Programm an einem Nachmittag, Bildungsfernsehen, NDR klassisch, über den Wiener Nachenturm. Das ist heute so ein gerichtsmedizinisches Museum, war aber damals die erste Irrenanstalt, professionelle Psychiatrie. Damals war das Die Leute wurden da weggesperrt, das klingt jetzt total barbarisch, war aber zivilisatorisch ein großer Fortschritt, weil die Idee war, wir behandeln die da, Mit den falschen Methoden, aber die Idee war so geboren, psychische Krankheiten, da kann man auch was gegen machen. In diesem Rückblick über die Geschichte sahst du dann Leute zerlummt in schweren Ketten mit Wassertropfen, Folter, eiskalten Bädern, ganz schmale, enge Kisten und denkst so, hm, irgendwas ist da dran.
Sebastian Ja, ich gebe zu, mein Papa hatte ja ein Restaurant und das war gegenüber von so einem Turm in der Stadtmauer. Das Ding hieß der Hexenturm und das war halt genau der Turm, wo halt früher im Mittelalter die Inquisitionen gewütet hat und wo sie da weggesperrt und gefoltert wurden. Und ich habe quasi immer, wenn ich da war, diesen Turm vor mir gehabt, wo ich dann auch spielen konnte und wir hatten sogar einen Schlüssel für das Ding, den hatte niemand sonst. Und der war immer da und da waren natürlich auch vorne diese Ringe, wo man dann irgendwen befestigen kann mit der Schandgeige. Ich gebe zu, das hat mich auch meine gesamte Kindheit begleitet. Das habe ich noch nie erzählt, das ist komisch. Aber es ist irgendwie präsent und es fällt mir jetzt auch gerade ein, dass das aus der Zeit so ein bisschen auch noch rüber geschwappt ist.
René Ich glaube, es gibt es bis heute. Also das war auch schon, als ich dann Kontakt zur Szene hatte, eine der frühesten Erkenntnisse. Viele SMler mögen auch Mittelalter, ob das nun Mittelalter-Märkte, LARP-Conventions, was weiß ich ist. Ja, da gibt es diese Schnittmenge. Du siehst diese alten Verliese in Münster hängen da, diese Käfige von der Kathedrale, Kirche, ich oute mich mal als Banause, in Rotenburg-Abde-Tauber, ganz großartiges, was ist das so ein Gerichtsmuseum, Foltermuseum ist es nicht, das ist so glaube ich ganz Gerichtskunst, da siehst du so eiserne Jungfrauen und sonst irgendwas. Also ja, diese Faszination teilen viele.
Sebastian Ja, definitiv. Es gibt ja auch in jeder größeren Stadt ein Foltermuseum. Das muss einfach sein. Das ist immer komisch, wenn man als BDSM-er dann da durchgeht, was er toll findet und daneben hat man immer die ganzen Familien drumherum, die dann erklären, wie fürchterlich das alles ist. Was man für ein Glück hat, dass es das heute nicht mehr gibt.
René Ja, wobei diese Faszination, es ist ja eine Faszination, die Leute bezahlen ja Eintritt, um da reinzugehen und was ich gelernt habe, du sagst ja schon Schlosspartys, wir haben auch viel in alten Burgen gemacht, viele von diesen Folterkammern, von diesen Verließen, die es da in diesen Burgen gibt, die sind ja gar nicht echt. Die wurden mal irgendwie vor ein paar hundert Jahren schon da installiert, um Leuten zum wohligen Schauer. Und da unten ist das Verlies und da stehen so alte Sachen. Ich habe mal gehört, ich möchte es nicht beschwören, dass diese eiserne Jungfrau zum Beispiel nie im Einsatz war. Die wurde gebaut, um Leuten so einen Grusel zu vermitteln, auch im Nachhinein, nicht mal zu dieser Zeit.
Sebastian Okay, also damals hatten wir schon BDSM Entertainment, ohne es zu wissen. Spannend. Okay, wir speifen ab, aber komm, du hast Dinge entdeckt, das ist also im Hirn kleben geblieben, du warst da irgendwie immer so ein bisschen nah dran, aber irgendwann muss das ja auch mal was sein, wo man sagt, naja, das ist nicht nur irgendwie schön, da will man ja auch mal selber was machen.
René Ja, also diese Faszination war vorher da, also vor der Pubertät und ja, machen wir einen kleinen Schritt, sagen wir, ab wann wusste ich, dass es SM heißt oder dass es dafür einen Namen gibt und das nicht so eine komische einzelne Faszination ist und das muss so 1990 gewesen sein. Nein, da war ich, glaube ich, 15, genau, da war ich so Ende 15, war im Urlaub und wie das so in den 90ern halt so schön war, ausgelesene deutsche Zeitschriften wurden in den Fuhrer gelegt. Natürlich. So wie Bücher auch, also kostet ja ein Schweine Geld im Urlaub und das liest man dann für einen Nachurlauber dann da irgendwie zurück. Und dann entdeckte ich da irgendwie, wir reden jetzt so gerade so die Zeit Pubertät, irgendein…, Brustmagazin. Kann ich ja Tittenmagazin sagen.
Sebastian Du darfst dir Tittenmagazin, du darfst dir fast alles sagen. Es gibt ganz wenige Sachen, die du nicht sagen darfst, aber...
René Also diese Sachen, die man halt so früher...
Sebastian Also so...
René Schlüsselloch, Praline, so... Weißt du, diese ganz schlimmen Sachen, die es im Kiosk gibt.
Sebastian Wo man dann die Gesichter immer den schwarzen Streifen drüber haben, damit es noch schlimmer ist, noch verrufener.
René Aber hey, wir reden vor dem Internet, vor privatem Fernsehen. Ergo war so für einen Jungen so ein Magazin. Ja, das nimmt man nochmal und blättert das durch. Und da gab es einen ganz kleinen winzigen Artikel über einen, ich glaube es war ein Kalender, von etwas, das sich Domizil der Gräfin nannte. Domina Studio gibt es auch noch heute. Und da drin war halt beschrieben, die haben einen Kalender rausgebracht. Oder war es ein Buch? Es ging darum, da wurde dann beschrieben, was da alles so ist. Dann gibt es da ein Verlies und ein Sofenzimmer und ein TV-Zimmer und sonst irgendwas. Also ich glaube noch ziemlich lange, das ist ein Fernsehzimmer. Sehr naiv. Jedenfalls aus diesem Artikel entnahm ich das Ganze, nennt sich wohl Sadomasochismus-SM. Und das war eigentlich die große Erleuchtung aus diesem Artikel. Es gibt andere, es gibt Orte, wo sowas ausgelebt wird und es gibt dafür einen Namen. Und das war dann der Schlüsselöffner, ab dann ging es ziemlich schnell.
Sebastian Okay, das heißt nach dem Urlaub nach Hause und gegoogelt. Ach nein, auch nicht. Also selbst wenn ich da einen Namen habe zu der Zeit, kann ich damit noch nicht viel anfangen.
René Ja, wobei Anfang der 90er hat sich in Deutschland sehr, sehr viel getan. Ich habe dir auch ein paar Sachen mitgebracht, die können wir vielleicht mal gleich ein bisschen überfliegen.
Sebastian Gerne.
René Da gab es hier in Hannover die ersten SM-Gruppen, die SMBH zum Beispiel. Es gab die ersten Stammtische, es gab Zeitungen wie die Schlagzeilen.
Sebastian Wie konnte man das denn finden damals? Ich meine, das war ja unterm Ladentisch irgendwie.
René Oder? Also wir reden über ein Alter, da war ich 16 jetzt.
Sebastian Okay, 60.
René Ich hatte da zwei zuverlässige Quellen. Einmal ein Antiquariat, die ausgelesene Magazine, Magazine, die damals halt, weißt ja heute Sexshop-Preise sind immer noch berüchtigt, die wurden dann second hand verwertet und lagen da, wie du sagst, unterm Ladentisch und da kontrollierte keiner das Alter. Ein bisschen mehr Überwindung hat es dann gekostet, sich in einen Sexshop zu bewegen, weil die kontrollieren bestimmt das Alter, stellt sich raus, völlig egal, es war nur viel zu teuer. Ja, sobald du wusstest, oh, da gibt es was, bist du dann in einem Sexshop auch auf das Sortiment gestoßen. Das war eine Mischung aus ein paar Magazinen aus der Schweiz, aus Deutschland, die Schlagzeilen. Ja, es war so ein kleiner, überschaubarer Bereich, den du ja erschlossen hast. Darüber hast du dann die Anknüpfungspunkte.
Sebastian Okay, aber das ist ja erstmal Wissen. Aber man will die Sachen ja auch irgendwie ausprobieren. Denn man hat ja Kopfkino und will dann mit jemandem was machen. Ist dir das gelungen, bevor du dann da Anknüpfung hattest? Oder hat das dann noch gedauert?
René Jetzt kommt die Schwierigkeit. Wir reden über die 90er Jahre, 16 Jahre alt. Ich komme auch nicht direkt aus Hannover, von so einem kleinen Kaff direkt vor Hannover, was aber in den 90er Jahren immer noch sehr, sehr weit weg ist. Ich habe mich mit 16 dann einmal zu einem SM-Stammtisch in Hannover getraut. Der war im Ei von der damaligen SMBH. SM begegnet Hannover, dafür steht die Abkürzung. Und ich glaube, diesen Ei-Stammtisch gab es noch ganz lange oder gibt es den noch?
Sebastian Den gibt es tatsächlich noch.
René Siehst du, also kontinuierlich bis heute, ja, alte Leute, die da um den Tisch saßen, ein 16-Jähriger, der ignoriert wurde. Ich habe da mal reingeschnuppert und das war es dann auch erstmal für längere Zeit.
Sebastian Okay, also du wurdest also geduldet?
René Ich wurde ignoriert, also nicht wirklich wahrgenommen. Das hast du ja öfter bei Stammtischen. Dann sitzt da so ein eingeschworener Kreis, alle klönen miteinander, es ist kein freier Stuhl da. Und du kommst da hin. Und wenn du nicht gerade eine junge, hübsche Frau bist, interessiert das keine Sau. Wenn das schon ein großer Schritt ist für dich, überhaupt auf so einen Stammtisch zu gehen. Heute würde ich das anders machen. Da würde ich hingehen, hi und sonst was. Und du musst von dir aus aktiv werden. Aber ehrlich, dieser Schritt, überhaupt auf einen Stammtisch zu gehen, ist für die meisten doch schon viel zu viel vom Aktivwerden.
Sebastian Ja, und ganz ehrlich, mit 16, das ist noch so, das ist so dieses Alter, wo du selber dich ja noch neu definierst und sämtliche Zweifel hast und dann weißt du ja auch gar nicht, was dich da erwartet, ob du da jetzt gleich das, Einweihungsritual mitmachen musst oder sonst was, also überhaupt durch die Tür zu gehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, wo das Herz nicht wenigstens ein bisschen klopft. Aber das heißt, du warst zu dem Zeitpunkt immer noch ganz allein damit.
René Genau, ich war ganz allein.
Sebastian Keine Kumpels, Freundin, irgendwas, mit denen du drüber reden konntest?
René Genau, ich wusste, es gibt Ich habe die auch gefunden, aber keinen Anknüpfungspunkt gefunden. Jetzt habe ich so eine Mini-Gedächtnislücke. Ich weiß nicht, wie ich darauf gestoßen bin. Entweder war es über die Schlagzeilen. Doch, es war definitiv über die Schlagzeilen. Und da war, wie hieß das? Ich glaube, die hieß einfach nur SM-Mailbox in Hamburg. Da war eine Nummer drin und das klang nach DFÜ-Austausch. Datenfernübertragung. und graue Vorzeit.
Sebastian Ja, ich kenne das auch noch, für das Publikum, vielleicht die, die das nicht mehr kennen. Vor dem Internet, da hatten wir ein Modem, das war wie ein Telefon, nur kommt es an den Rechner und dann kann man Texte übertragen. Dann tippt man ein Kommando ein wie List und dann kriegt man eine Liste von sowas wie, Forenbeiträgen und dann kann man sagen, ich möchte jetzt das Forum BDSM lesen, dann kann ich da reingucken und dann kann ich Beiträge lesen und schreiben und dafür muss ich die ganze Zeit telefonisch eingewählt sein bei weil es waren das... Zwölf Pfennig pro 20 Minuten abends oder so und beim Ferngespräch noch viel teurer.
René Genau, jetzt kommt nichts.
Sebastian Das war schlimm, aber du warst schon soweit.
René Ja, ich habe gestern noch gesucht wegen dem Ding der Woche. Ich wollte eigentlich ein altes 14-4er-Mode mitbringen.
Sebastian Ich glaube, ich habe im Keller noch eins, vielleicht das dafür.
René Habe ich nicht wirklich gefunden, habe aber dann ein Amiga-Programm gefunden für DFÜ. Das war so mein Computer, meine Jugend-Amiga gezockt. Und kennt auch wieder keine Sound.
Sebastian Ein antiquierter Computer, aber schon mit Farbe.
René Ja, hatte tollen Sound und wenn du Videobearbeitung machtest, war das Nonplusultra. Die Leute, die mehr so Musik machten, hatten Atari zu der Zeit. Jedenfalls, ich hatte ein DFÜ-Programm, damit kam ich aber nicht in diese Mailbox. Das heißt, ich musste meinen Eltern mit 16 erstmal ein PC aus der Tasche leihen.
Sebastian Um da reinzugucken.
René Genau, den PC brauchte ich nur, also meine Eltern dachten, ich brauche den für die Schule, Sachen schreiben und so weiter. Ich brauchte den nur, weil ich ein Mailbox-Programm brauchte. Ja, dann hatte ich, wie du gesagt hast, man wählt sich dann ein mit einer Hamburger Nummer Ferngespräch, lädt sich das Inhaltsverzeichnis runter, klickt dann bei sich offline an, was man alles gerne lesen möchte, liest dann diese Inhalte von den Foren, schreibt seine Antworten, lädt die hoch. Es gab auch eine Kontaktanzeigen- Kategorie, da muss ich so um die 17 gewesen sein. Plötzlich hatte ich Regenschriftaustausch mit Leuten aus der Szene, Vor allen Dingen in Hamburg. Ja, jetzt reden wir immer noch über Hamburg und man lebt auf dem Land.
Sebastian Ja, Hamburg ist dann immer noch weit weg.
René Und mein erstes SM-Date hatte ich glaube ich am zweiten oder dritten Tag nach meinem 18. Geburtstag. Ich habe das Auto von meinem Opa geerbt quasi, zum Geburtstag bekommen. Und bin dann ein, zwei Tage später als erste Fernfahrt nach Hamburg zu einem Date gefahren.
Sebastian Jetzt lass mich da mal unterbrechen. Also du hast ein Forum, das ist quasi Internet für ganz Arme. Aber es ist da, das heißt, du kannst dich austauschen, du kannst Fragen stellen. Jetzt ist ja erstmal dieses, ich bin fasziniert davon, dass es Sado Maso gibt, aber das heißt ja nicht, dass ich weiß, was ich will. Hattest du da schon eine Vorstellung, was für dich interessant ist?
René Äh, dadurch, dass es halt nichts Vorgefertigtes war. Das waren ja nur meine Fantasien, mit denen ich allein war, bevor ich überhaupt ein Wort dafür hatte. Da ging es darum, dass dann Frauen von anderen Frauen irgendwie eingesperrt, gequält, dominiert wurden.
Sebastian Das ist eine schwierige Fantasie, wenn man ein Kerl ist, weil da macht man ja nicht mit.
René Und jetzt bist du so vorpubertär, überlegst dir dann, bin ich im falschen Körper? Irgendwie nee, war ziemlich klar, eigentlich nee, als Mann bin ich ganz happy. Aber ich führe darauf zurück, dass ich nach wie vor beide Seiten ganz spannend finde. Ich sehe gerne devote Mädels und ich finde dominante Mädels ganz heiß. Insofern, wo es klar ist, auf welcher Seite man spielen will am Anfang, ich glaube, die meisten tendieren dann eher zur devoten Seite, weil du stehst ganz am Anfang, du verlässt dich darauf, dass jemand erfahren führt. Ich stelle mir es schwer vor, wenn ich sagen würde, boah, ich bin total unbeleckt, ich kenne mich damit nicht aus, ich will jetzt jemanden dominieren.
Sebastian Naja, das ist ja immer das Schwierige. Es gibt ja dieses Muster, es bricht momentan so ein bisschen auf, aber es ist immer noch in Grundzügen da, Mädels eher unten, Jungs eher oben, weil das halt ein schlechter Stereotyp ist, den man erstmal annimmt. Und natürlich ist es so, beide Seiten muss man erstmal lernen. Beim Top ist es allerdings immer ein bisschen, da fällt mehr auf, wenn die keine Ahnung haben.
René Ja.
Sebastian Zum ganzen Zweifel, wenn du gar nichts tust, dann machst du oft nichts falsch, wenn du als Top da sitzt und gar nichts tust, dann machst du meistens etwas falsch. Ich sage nicht, dass das eine schwerer ist als das andere, aber ich glaube, es ist, glaube ich, egal, was man macht, es ist, glaube ich, immer sauschwer am Anfang. Jetzt rede ich hier irgendwie Quatsch.
René Ja, aber die Devoten machen es sich halt echt leicht, weil als Devoter sagst du, weißt du, oh, der Dominante soll jetzt hier mal tun, der wird schon wissen was und im Nachhinein kann ich mich immer noch beschweren. Das macht es schwierig, weil du musst dann als Dom quasi Gedanken lesen, raten, du kannst eigentlich alles nur falsch machen, Das machen sich die Devoten echt einfach. Wenn du in Amerika in so einen Ratgeber guckst, also englische Ratgeber sind ein bisschen anders als die deutschen, da gibt es immer ein Kapitel zu den Responsibilities, den Verantwortlichkeiten des Devotenparts, auch beim Bonnage. Kommuniziere, sag wie ist dein Tag heute, wärm dich von der Bonnish Session auf, mach klar was geht, was nicht geht, kommuniziere deine Fantasien, Bedürfnisse, sei nicht nur schweigend, so nach Motto wird schon, ich halte es jetzt im Notfall durch.
Sebastian Ja, aber das hängt auch ein bisschen davon ab, was die Fantasie ist. Also wenn du diese Urfantasie mitbringst, die da sagt, da soll jemand über mich bestimmen, der soll machen, was er will, solange er will und der soll das geil finden, der soll mich geil finden. Also dieses und ich will keine Kontrolle haben und ich will auch nicht aufhören können, müssen, tun. Also du hast halt eine Menge Fiktion aus einem schlechten Roman im Kopf. Dann gehört da nicht dazu, dass man sich vorher ordentlich abspricht, dass man den Konsens anständig herstellt, sondern da geht es um rough, böse Dinge, weil das macht einen geil. Und das kann ich schon nachvollziehen, dass dieser Switch hin zu, ich bin unten und habe genauso Verantwortung, wie die oben spielende Person hat, das muss man ja auch erstmal lernen.
René Also ich habe da auch erst mit dem Alter zugefunden, dass ich jetzt sage, oh, ich gehe da anders ran. Reden wir über mein 18-jähriges Ich. Boah, ich habe da glaube ich, ich hatte meine Fantasien und mich komplett darauf verlassen, dass der aktive Part weiß, wie das geht und was er macht.
Sebastian Okay, also das Date, das ist übers Netz zustande gekommen? Kurz nach dem 18 ging's los?
René Genau, ich hatte dann ziemlich kurz hintereinander, so binnen weniger Wochen mehrere Dates. Okay, wie einfach.
Sebastian Ich hätte jetzt erwartet, das ist total schwierig da jemanden zu finden und überhaupt.
René Nein, gar nicht. Also bis heute muss ich sagen, dieses Gerücht, dass es zu wenig Mädels in der Szene gibt oder zu wenig Dominante oder Devote oder sonst was, es gibt da genug da draußen. Schwierig ist das Finden. Die Nadel im Heuhaufen ist manchmal einfacher zu finden, weil es ist eine Nadel und der Rest ist Heu. Wenn wir dann über die Hochzeit der Szene reden, als sowas wie die SZ richtig populär war, wo plötzlich jeder gefühlt SMler war. Da wurde es schwierig, find da mal die richtigen Leute. Weil wenn jeder dasselbe Label benutzt, wir aber unterschiedliche Dinge meinen, dann findest du die Leute nicht mehr.
Sebastian Ja, du musst ja auch gucken, du musst ja auch ein bisschen flexibel sein. Also du kannst nicht sagen, ich habe jetzt 20 Kings, ich suche jetzt die Person, die exakt dieselben Kings nur andersrum bedient. Völlig unmöglich. Du musst ja immer mit jedem Menschen immer neu aushandeln, was ist mit dem Menschen gut. Und das ist, glaube ich, sehr schwer. Okay, lass mich da noch mal ein bisschen dran festklemmen. Erste Session überhaupt, das erste Mal was machen. Hinfahren, hinlegen, dominanter Part. Macht was, du fährst beseelt nach Hause. Jetzt widersprich mir bitte.
René Jein, das war erst in der zweiten Session so. Also das erste Date, ich bin da hingefahren. Dann lag da gleich ein Zettel im Flur, es war alles abgedunkelt. Zieh dich aus, begib dich in das Zimmer. Jetzt muss ich sagen, als Frau würde ich heute sagen, boah, das macht man nicht. 18-jähriger Typ, was soll mir schon passieren? Darüber machen sich Männer einfach keine Gedanken. Zumindest ich habe mir das damals nicht gemacht.
Sebastian Also liebes Publikum, lasst euch covern, sagt Leuten Bescheid, wo ihr seid. Aber das war halt damals eine andere Zeit.
René Genau, das war eine andere Zeit, wie wolltest du Bescheid sagen?
Sebastian Macht ja auch nochmal ein bisschen mehr Thrill dann.
René Genau, also deinen Eltern sagt es natürlich erst recht nicht, wo du jetzt hinfährst. Ja, die hat dann mich ein bisschen verhauen. Das Spannendste daran war, dass es überhaupt die erste Session war und das alles spannend war. Aber ansonsten war das so gar nichts. Und dann meinte die Frau plötzlich so, ja und deinen Tribut kannst du hinlegen. Ich guckte ihr, was bitte? Dann hatten wir uns ein paar Minuten unterhalten, sie stellte fest, dass das so meine erste Session war und ich das, ja es waren zwei Welten, die da aufeinander prallten und ich bin dann einfach so nach Hause gefahren und sie meinte so, ja nee, ich sollte nicht wiederkommen.
Sebastian Was heißt denn Delinthe Wood, also war das eine Domina, also jemand, der es für Geld abwickelt?
René Ja, scheinbar wollte die das für Geld, das war vorher nur nie ein Thema.
Sebastian Großartig. Deine erste Session hast du dir bei einer Domina erschnorrt.
René Ja, könnte man so sagen. Aber die war auch echt schlecht und sie war auch ziemlich schnell vorbei. Und die zweite Session war dann halt irgendwie wirklich so gefühlt zwei, drei Wochen später. Bin ich wieder nach Hamburg gefahren, hab da dieses nette Mädel getroffen.
Sebastian Ganz kurz noch, wie alt war die davor? So vom Unterschied, nur dass ich mir das vorstellen kann.
René Weiß ja, wenn man jung ist, sind alle irgendwie gefühlt uralt, 40 vielleicht oder sowas.
Sebastian Okay.
René Und das Mädel jetzt beim zweiten Date, die war vielleicht so Anfang 30, also immer noch deutlich älter für einen. Wir trafen uns, sie guckte mich an und meinte, du bist viel jünger, als ich mir das vorgestellt habe. Dann haben wir uns nett beim Kaffee unterhalten und da meinte sie, irgendwie wäre ich ja ganz süß, also sie sucht definitiv einen Partner für eine richtige Beziehung und das würde mit dem Altersunterschied bei uns nicht hinhauen. Aber wo ich doch schon gekommen bin und eigentlich jetzt noch gar keine Erfahrung mit SM habe, zeigt sie mir mal, was alles so möglich ist.
Sebastian Oh, das ist ja nett.
René Das war dann ein sehr netter Nachmittag, Abend, also sehr lange und wir haben sehr viele Dinge gemacht und es war toll. Toll.
Sebastian Wie ist denn das, wenn man das erste Mal jetzt da bespielt wird und da passieren diese ganzen Dinge, die man sich vorgestellt hat. Es könnte ja auch sein, dass man feststellt, nee, das ist nur in der Fantasie schön und ich mag das gar nicht. Also ist das für dich ein sexueller Reiz? Ist das so ein Zuhause-Ankommen? Also was macht das mit deinem Mindset? Was passiert mit dir oder was ist damals mit dir passiert, als du gemerkt hast, das kann man ja wirklich erleben und so fühlt sich das an?
René Also ich glaube, was die erste Session, also es war jetzt zwar die zweite, aber jetzt sagen wir mal, es war die erste richtige. Was daran besonders war, war, das Mädel mochte mich. Also du merkst, sie machte das jetzt so aus Sympathie. Da war eine Art Gefühl. Ich sag ja, ein Gefühl ist für mich halt nicht die große Liebe, aber es muss zumindest so an der Bahn Flirt sein, weißt du, du musst Interesse an einer Person haben. Wer kein Interesse am Gegenüber hat und sagt, ich will mich jetzt einfach nur ausleben, dann kann es eigentlich nur schlecht werden. Hast du irgendein Interesse an diesem anderen Menschen, ist so eine Session gleich auf einem ganz anderen Niveau. Jetzt hatte sie noch dazu die Ambition, sie will mir zeigen, wie toll alles ist und hat quasi all das, wo ich dann irgendwie körperlich drauf reagierte, intensiviert, wo ich dann vielleicht nicht so mitmachte, ein bisschen runtergefahren. Ergo, diese erste Session war einfach nur René-Bespassung. Das hätte auch vielleicht echt böse nach hinten losgehen können und mich um Jahrzehnte zurückwerfen, aber so war eigentlich das erste richtige, boah, das gibt's alles und das ist, oh und das.
Sebastian Was hat die denn damals gemacht? Also waren die Praktiken vielleicht damals auch noch ein bisschen anders? Also was wurde dir angetan?
René Na, ich bin kein Masochist. Also die Schmerzen hielten sich arg in Grenzen. Ich glaube, sie hatte auch so ein paar Klammern und sonst war es, das waren so eher die Sachen, wo ich nicht so richtig begeistert mitgegangen bin. Das hat sie dann eher runtergefahren. Aber Fesseln ausgeliefert, Face-Sitting, es wurde auch sehr sexuell mit uns beiden nachher. Das war dann wieder sehr spannend. Und du kannst jetzt natürlich keine abgehobenen psychischen Spiele oder so, dafür muss man sich kennen. Hättest du mich gefragt, was meine Neigung ist und was ich damals will, keine Ahnung, ich hätte gesagt, ja, ich möchte dienen und ich möchte unterworfen werden und gefesselt werden oder so. Aber vielmehr, wer kann denn das besser umschreiben in dem Alter?
Sebastian Nein, das hat auch mit dem Alltag, glaube ich, wenig zu tun. Man muss es einfach ausprobieren und auch mal gucken, was so kleine Aufgaben, die man sich vorstellt, wie kompliziert das im Kopf manchmal ist. Bleib mal in der Ecke da stehen, egal was passiert. Das kann die Hölle sein.
René Das ist so, was viele Doms irgendwie auch nicht auf die Reihe kriegen. Wenn man nicht beide Seiten kennt und ist ganz am Anfang, dann denkt man, ich muss aktiv richtig viel tun. Aktiv sein. Und jetzt was tun und dann gleich wieder das Nächste. Dass so bestimmte Dinge, was im Kopf bewirken beim Gegenüber, das sacken lassen muss. Und manches auch erst über die Zeit besser wird. Manches kann über die Zeit ätzend werden. So Ecke, Strafe stehen oder sowas. Denkst du, könnte was anderes tun, das ist nicht so spannend. Aber wenn du eingesperrt bist und stehst da drauf oder gefesselt, dann ist das vielleicht ganz cool, wenn du dieses Gefühl der Hilflosigkeit erstmal auf dich wirken lassen kannst und nicht nach zwei Minuten schon wieder losgemacht und jetzt machen wir was anderes. Also, ja, viel tun ist manchmal eher kontraproduktiv. Manchmal ist es auch nur etwas auskosten. Das fühlt sich gerade gut an und ich glaube, das geht von Schmerz bis zur Auslieferung kannst du durch alle möglichen.
Sebastian Ja, ich behaupte mal, dass 99 Prozent der Freiwilligen BDSM das machen, weil sie das auf irgendeine Art und Weise genießen, weil es gut tut.
René Sollte.
Sebastian Ja, ne? Und jeder andere Grund, das zu tun, ist halt schwierig. Aber das ist doch blöde, wenn man dann das zusammenrafft und sagt, ah, wir machen jetzt zehn Sachen in kurzer Zeit, tatatatata. Manchmal ist Zeit und auch dieses Denken, dass man selber auf Gedanken kommt. Ich finde das sehr schön manchmal. Und wenn das Podcast so wie, manchmal einfach dann für einen Moment Ruhe verordnet bekommt, dann habe ich die ja auch. Dann kann ich auch manchmal einfach erst mal merken, wie schön das gerade ist. Und das geht nicht, wenn ich sage, tack, tack, tack, dann mache ich noch ein paar Fotos nebenbei mit dem Handy. Das ist total doof. Ich muss das ja auch genießen. Also ich glaube, die Zeit ist der Faktor schlechthin. Es sei denn, man hat niemanden zum Spielen, dann ist Zeit die Hölle.
René Da sind wir aber bei so einem Thema. Eine Bekannte von mir aus den USA, die dort Workshops macht, hat mal vor ein paar Jahren dieses Thema Dom-Aftercare aufgeworfen. Wer kümmert sich eigentlich um den dominanten Part? Weißt du, du bist am Bespaßen und Tun tun und machen. Und wenn die Session total intensiv war, bist du als der aktive Part auf dich allein gestellt. Du musst dich noch ums Subby danach kümmern und alles drum und dran. Dieses ganzes Innenleben, was hat man als Dom? Und das ist jetzt, vor der Aftercare fängt es ja schon an. Was habe ich von einer Session? Ich mag zum Beispiel das Dominanz sein, was mir daran ja nicht so gefällt, ist, ich bin die ganze Zeit in so einem gewissen Analyse-Modus. Ich muss ja immer Herr der Lage sein. Nein, gucken, nicht, dass was schiefläuft, selbst wenn alles vertraut ist und eingespielt, so ein gewisser Alarmmodus, der im Notfall anspringen würde, ist da. Als Devoter, wenn ich dem Gegenüber total vertraue, kann ich alles abschalten und sagen, boah.
Sebastian Muss ich da nicht schon in der Session anfangen zu gucken, dass mein Gegenüber aktiv-passiv ist und dass ich auch mir als Top erlauben kann, mal für einen Moment wirklich mal abzuschalten?
René Ja, da müsstest du A, die Erkenntnis haben. Das ist schon mal, erfordert viel Nachdenken. Dann brauchst du einen devoten Part gegenüber, der das als total toll begreift, dass du auch mal eine tolle Session hast und jetzt entspannen kannst, weil der devote Part aufpasst. Das hast du, das ist schwierig. Ich glaube, ja, das ist sicherlich ein Weg, der gut wäre.
Sebastian Ja, ich weiß nicht mehr, es gibt ja diesen Begriff des Flow, wenn man irgendwie bei der Arbeit ist und dann ist das Niveau genau richtig und dann vergisst man die Zeit. Und das kann ich auch bei Sessions erleben. Aber das ist dann genau der Punkt, dass ich dann halt diesen aktiven Part übertragen muss. Also ich mache und ich genieße total. Aber das ist dann eben auch die Ansage. Und wenn es jetzt zu dolle wird, dann will ich, dass du laut aufrufst, damit ich dann einfach ein Signal habe. Aber bis dahin kann ich machen. Und das ist dann schon ganz schön. Das muss eigentlich auch das Vertrauen da sein, dass dann dieser Modus, für ihn halte ich alles aus, egal wie schlimm es ist. Dieser Modus muss definitiv aus sein, weil sonst bringt mir das ja nichts. Passt zwar das Gegenüber auf, denke ich, aber eigentlich beißt es nur die Zähne zusammen. Also da merkt man aber doch, wir sind hier bei so einem Miteinander. Jetzt wurdest du am Anfang zweimal bespielt. Das heißt, eigentlich hast du noch gar kein BDSM gemacht. Wie ist das weitergegangen? Also wie kommt man dazu, dass man nicht irgendwo hingeht und bespielt wird, sondern dass man Man lernt mit jemandem etwas zu machen und zu erleben.
René Also der dritte Kontakt, den ich dann hatte, war auch gleich was Längerfristiges. Wobei längerfristig reden wir über mehrere Wochenenden. Jetzt sind wir auch schon ein bisschen später in der Zeit. Das war dann zu der Zeit, wo ich zur Bundeswehr kam. Abi gemacht, Bundeswehr, ergo ich hatte nur die Wochenenden und bin dann immer nach Hamburg gefahren, das war eine Frau, die ich über diese Mailbox kennengelernt hatte, sie war Amerikanerin, bisschen älter, Künstlerin und sie suchte Diener, Sklaven, halt schon so ein bisschen auf dieser DS-Schiene würde man das heute nennen. Das war total spannend. Es gab da diese Sprache, nicht Barriere, aber den Sprachunterschied, den Altersunterschied. Es ist viel einfacher, sich zu fügen, wenn es da so eine gewisse Distanz gibt. Ganz viele Rollenspiele leben ja auch davon, weißt du, dass die unberührbare Göttin irgendwie hier, was weiß ich, also.
Sebastian Distanz und Niveau und dann darf man ja auch nicht vergessen, wenn ein gewisser der Altersunterschied da ist, dann kann ja, man ist ja als Kleinkind schon gewöhnt, dass die älteren Personen, egal ob Eltern, Lehrer, irgendwas, eine Autorität darstellen. Das ist ja antrainiert nun mal. Das kann man sich auch zunutze machen.
René Genau, also es fühlte sich richtig gut an, es war halt ein Wochenende, es war wie so in eine andere Welt eintauchen, wenn ich da war, es war halt anders. Es war nicht mehr so der normale Alltag, So hast du beim Hinfahren, beim Betreten, zack, warst du in diesem Spielmodus und in dieser Rolle. Und das war echt eine tolle, spannende Zeit. Es war klar, es ist nicht die Frau fürs Leben und nicht eine Beziehung, sondern es war eine Spielbeziehung. Ja, es fühlte sich richtig toll an. Und dann... Lernte ich eine Frau kennen, die das Leben dann extremst verändert hat. Es war eine klassische Anzeige im, wie hieß denn das damals hier in Hannover, Schädelspalter.
Sebastian Ja, den gibt es auch noch.
René Stadtmagazin. Da gab es klassisch diese Kontaktanzeigen drin und auch so eine Kategorie Sonstiges, wo man auch alternative Sachen suchen konnte. Und da war eine sehr kurze kleine Anzeige, bildhübsche junge Studentin sucht Putzsklaven. Also es war ein bisschen anders formuliert, weil Putzsklaven konnte ich nicht so schreiben, aber servilen Mann, der ihren Haushalt führt oder irgend sowas. So, wir reden immer noch darüber. drüber.
Sebastian Diese Putzsklaven sind immer noch ein Gerücht. Ich habe noch von niemandem gehört, der wirklich einen Putzsklaven dann mal hatte, der auch wirklich dann sauber gemacht hat. Bisher hat das kein Mensch bestätigt.
René Also, bei mir war das ja junger Teenager. Ich wollte jetzt nicht Putzsklave werden. Aber bildhübsche junge Studentin und dann noch in Hannover, dachte ich, da muss man doch mal schreiben.
Sebastian Nein, die Fahrzeit, die man spart, die kann man auch zum Putzen verwenden, im Zweifel.
René Ja, und eine junge Studentin ist halt vielleicht auch eher so Beziehungsmaterial und eher Altersstufe und mal gucken, was sich so ergibt.
Sebastian Da muss ich mal zwischenfragen, bis zu dem Zeitpunkt hattest du schon Sex gehabt und hattest du auch mal eine feste Partnerin?
René Ja, ich war Spätsünder, mit 18 hatte ich die erste lange Beziehung, ein Jahr, also damals war das lang so ein Jahr und das war auch der erste Sex und war auch alles super. Und ich habe nachher Schluss gemacht, weil ich halt mehr ausleben wollte und irgendwie mit dieser Neigung, das war halt was Vanillamäßiges und es war... Total liebesnettes, unschuldiges Mädel. Ich habe die wirklich geliebt und ja, ich kam nicht so damit klar, dass ich so böse Dinge im Kopf habe, die ich nicht mit ihr ausleben wollte, sondern die ich generell ausleben wollte. Also habe ich damals Schluss gemacht, um dieses Tor zu dieser bunten anderen Welt aufzustoßen.
Sebastian Also du hast jetzt nicht versucht, sie damit einzubeziehen?
René Nee.
Sebastian Okay, also das heißt so ein bisschen Beziehung und Liebesbeziehung und BDSM, das passte noch nicht so richtig zusammen.
René Nee, genau, weil die erste Liebesbeziehung war halt mit jemand aus der Vanilla-Welt und meine ersten SM-Erfahrungen waren halt, ja, so kurzzeitige Sessions halt.
Sebastian Da passt der Begriff Szene doch so richtig in der Szene, wo man hingehen muss. Okay, die Studentin. Genau. Hast du sie angeschrieben?
René Genau, ich hab sie angeschrieben und da kriegte ich irgendwie zurück eine Karte, schwarz, Hochglanz, so ein Lack mit goldenem Edding da drauf geschrieben, Uhrzeit und eine Adresse und ein Datum.
Sebastian Nobel, Nobel.
René Und ich so, okay, ja. Zum Glück war das direkt vor meinem Urlaub, nicht in meinem Urlaub, weil Flüge waren schon gebucht. War so die Ende der Bundeswehrzeit und ich wollte nochmal irgendwie so den Resturlaub, den man da hatte vorm Studium mit ein paar Kumpels wegfahren. Und es war, ich glaube, es war der Tag genau davor und dann bin ich da hin, hatte da geklingelt, war total aufgeregt, die Frau macht auf, Liebe auf den ersten Blick, ich dachte, oh ist die toll. Wurde dann reingebeten, sie stellte mir zwei, drei Fragen, dann sollte ich mich ausziehen.
Sebastian Einmal umdrehen. Was für Fragen hat sie dir denn gestellt?
René Weiß ich nicht mehr.
Sebastian Wie heißt du, wie devot bist du?
René So ungefähr, ich weiß es nicht mehr genau. Genau, dann durfte ich mich wieder anziehen, dann hat sie mir noch ein paar Fragen gestellt und dann wurde ich auch schon wieder weggeschickt. Und dann dachte ich so, also man merkte, da war Sympathie. Ich war total geflasht und verliebt in diese Frau, so Liebe auf den ersten Blick. Und das war irgendwie ein bisschen merkwürdig.
Sebastian Ja, als ob sie eine Wette verloren hat.
René Ich hatte dann, also wir hatten auch ausgetauscht, dass ich jetzt erstmal ein paar Wochen im Urlaub bin. Sind so verblieben, dass ich mich nach dem Urlaub melde oder sie meldete sich, so war das irgendwie. Kurze Rede, langer Sinn. Später sind wir zusammengekommen und ich kenne auch ihre Version dieser Geschichte.
Sebastian Okay.
René Du hast schon gesagt, so Putzsklaven finden ist ein bisschen schwierig. Sie ist damals zum Studium nach Hannover gekommen und hatte eigentlich ab Anfang an immer irgendwelche Putzsklaven. Also sie wusste auch um ihre dominante Meinung und als hübsche, dominante Frau war es auch nie schwierig, da irgendwie Kontakt in die Szene zu finden. Und sie hatte dann einen, der war wohl richtig, richtig toll, den hatte sie dann nicht mehr, das war, Arbeitshitel war glaube ich der Wannwichtel. Er hatte ihren Wohnungsschlüssel, wann immer sie an der Uni war, war er durch die Wohnung gehuscht, alles war pico bello, sie kam wieder und hatte eine total saubere, tolle Wohnung. Das hätte sie gerne wieder gehabt, glaube ich.
Sebastian Da warst du aber irgendwie falsch.
René Jetzt hatte sie ein paar richtig schlechte Dates gehabt und fand diese Zeitverschwendung. Du triffst dich dann in irgendwelchen Cafés und immer gehen Nachmittage drauf. Dann hatte sie diesen Plan entwickelt, ich frühstücke doch jetzt mal alle potenziellen Kandidaten an einem Nachmittag ab und bestelle die zu mir in die Wohnung im Halbstundentakt mit ein paar Minuten Pause dazwischen.
Sebastian Das ist gar nicht so unclever.
René Ja, jetzt wäre ich mir nicht sicher, ob ich so als junge Studentin da irgendwelche wildfremden Leute alle zu mir nach Hause in meine Wohnung lotsen würde.
Sebastian Nee, man setzt sich natürlich einen Nachmittag dann irgendwo in die Kneipe oder ins Café und dann macht man einen Halbstundentermin und hofft, dass die auch alle wieder gehen und sich nicht begegnen, um Gottes willen.
René Aber jedenfalls in dem Haus damals, also alle Nachbarn links und rechts waren Freunde von ihr. Ich habe dann nachher da auch ein paar Jahre gewohnt, also wir waren alle und sind nach wie vor ein großer Freundeskreis. Also dieses Haus hat zusammengeschweißt. Ja, jedenfalls hatte sie deswegen nur so ein bisschen Zeit. Sie hatte, ich glaube, ich war auch der Erste an dem Tag. Sie machte die Tür auf, sah mich und dachte, oh, der ist aber süß. Ja, dann haben wir uns...
Sebastian Dann haben wir einfach mal Glück gehabt.
René Dann hatten wir uns unterhalten und... Sie sagte dann, genau, sie hatte mir auch gesagt, sie hätte noch ein paar andere Kandidaten und ich dachte, ja, das war's, jetzt bin ich mal Wochen weg. Und sie dachte dasselbe, jetzt fährt er mit seinen Kumpels nach, ich glaube jetzt nach Mallorca oder irgendwo hingefahren, nach Spanien und feiert da schön. Das war's, den sehe ich auch nicht wieder. So, ich war wieder da, hab mich gemeldet, wir haben uns dann auch gesehen und hatten dann eine ganz skurrile erste Anfangsphase. Ich war nach wie vor bei der Bundeswehr, waren so die letzten Wochen, hatte tagsüber Dienst, bin dann nachmittags von Dörfherden nach Hannover, das ist immer so dreiviertel Stunde glaube ich mit dem Auto gewesen, zurückgegurkt. Habe dann bei ihr die Wohnung gemacht und dann haben wir uns, unterhalten, gekocht ich habe bei ihr übernachtet und bin dann morgens früh irgendwie um vier Uhr wieder zum Dienst gefahren und das die nächsten Wochen lang Fragen.
Sebastian Also du hast die Wohnung gemacht, das sagst du jetzt mit einem Satz, aber das war ja eigentlich das Spiel also da gibt es was zu bemängeln man muss ja auch irgendwie eine Einladung haben, um dann zu interagieren oder war das tatsächlich du gehst dahin und putzt und dann ist halt okay Okay, das kann doch nicht sein.
René Das Putzen war ja nicht das Spiel. Sie wollte einfach nur eine hübsche Wohnung haben und ich wollte diese interessante Frau kennenlernen.
Sebastian Okay, das heißt, du hast das einfach erstmal in Kauf genommen.
René So und jetzt, Wehrdienst hat einen Vorteil. Du bist irgendwann sehr, sehr schnell deine Stube und den Nassbereich, der dir zugeteilt ist und sonst was, da in Ordnung zu machen, damit man freitags früh nach Hause kommt. Und du weißt, wie beim Stubendurchgang, wo die mal hier Staub oben an der Lampe abwischen und sonst irgendwas oder weiße Handschuhe und dann einmal in die Kleiderstange rumprokeln. Du kennst das. Und so eine kleine Zwei-Zimmer-Studentenbude bringst du mit Leichtigkeit auf Vordermann. Also es war nicht so viel Zeit.
Sebastian Ja, weil an ihrer Stelle hätte ich irgendwie, was weiß ich, montags da schon mal irgendeinen Fleck hinterlassen, an dem du schrubben musst. Allein aus Boshaftigkeit oder als Spielanladung. Also, dass man so ein bisschen da interagiert. Aber das war wirklich, du hast einfach sauber gemacht.
René Genau. Und ich musste auch immer wieder meine Sachen packen. Also, wir haben da nicht zusammen gewohnt. Ich habe sie ja quasi nur jeden Tag besucht. Und zwar jeden Tag. Okay. Und durfte dann immer, wenn ich kam, meine Sachen wieder auspacken im Badezimmer. Und morgens habe ich alles zusammengepackt und bin wieder gefahren. Irgendwann fanden wir das dann auch zu dämlich. Dann A, hat sie sich am Putzen beteiligt, weil zu zweit waren wir in der Hälfte der Zeit fertig und hatten mehr Zeit für uns und für andere Spiele.
Sebastian Ja, was ist denn dieser Andernspiel? Also das ist ja erstmal ein Agreement und ihr verbringt Zeit miteinander. Aber jetzt ist das ja schon die erste de-ethic-BDSM-ige Beziehung, die auch Alltag auf Augenhöhe hat. Du bist diesen Menschen ja nicht nur im BDSM-Umfeld begegnet, sondern eben auch auf einer privaten Ebene.
René Ja, aber wobei am Anfang…, Und durch dieses Spiel mit dem Putzen halt und dass es immer ja nur die Nachmittage nach dem Dienst waren, waren das ja überschaubare Zeiträume. Es war ja quasi die Kennenlernphase. Wir haben uns unterhalten, wir haben uns angefreundet. Es war Liebe auf den ersten Blick bei uns beiden natürlich, aber am Anfang tauscht man sich ja nicht drüber auf. Hey, wir sind jetzt einander verliebt, wir sind jetzt ein Paar. Es war auch so ein gegenseitiges Beschnuppern und das ging dann irgendwann darüber nach dem Motto, du kannst jetzt deine Sachen hier lassen. Ich habe dir so die Hälfte einer Schublade leergeräumt, da kannst du ein paar Sachen reinpacken und es wurde so schleichend zu einer richtigen Beziehung.
Sebastian Das ist ja auch ganz oft so. Man beschließt ja nicht so, wir werden jetzt eine Beziehung führen und jetzt leiten wir alles Notwendige in die Wege, hier ist die To-Do-Liste, sondern es fängt mit der halben Schublade an und das endet dann damit, dass eigentlich der Hauptbewohner dann irgendwann auszieht und du bist noch da.
René Ja, so ungefähr. Ich hatte ja schon gesagt, am Ende habe ich dann nachher auch ein paar Jahre gewohnt und dann haben wir uns gemeinsam zusammen eine neue Wohnung gesucht, aber ja, daraus wurde dann echt eine lange Beziehung und am Anfang war es eher vom Spiel dominiert und zum Ende hin wurde es dann halt eine richtige Beziehung auf Augenhöhe mit tiefer Freundschaft und am Ende, wie bei so vielen Beziehungen nach fast sieben Jahren, ist es dann halt eher Freundschaft und nicht mehr so die, diese sexuelle innerliche Liebe oder sowas.
Sebastian Das ist aber jetzt eigentlich mal so ein Punkt. Nach Jahren, also hat das mit dem BDSM am Anfang ganz viel, das war ja das verbindende Stück und das wurde immer weniger dann?
René Jein, ähm ... Das Problem war, also im Nachhinein, sie war eine Sadistin und ich bin null masochistisch. Und am Anfang, wir hatten uns ja schon drüber eben unterhalten, weiß man ja noch gar nicht so genau, was man alles toll findet und was nicht. Und ich fand diese Frau toll. Wir hatten nie ein Safe Word ausgemacht. Brauchte ich auch nicht. Für sie war ich wirklich gewillt, jetzt alles auszuhalten. Und das war auch einer der einzigen Zusammenbrüche oder einer von zwei, die ich in meinem Leben wirklich hatte, wo ich irgendwann nach einer Session, sie wollte irgendwelche Sachen von ihr gebügelt haben, sie hatte einen Termin und in der Zeit sollte ich Sachen bügeln. Also ich habe noch nie Damenzeugs gebügelt und ich bin da nicht gut drin und das war auch irgendwie nachher zu ihrer Unzufriedenheit. Jetzt kommt dein Vorschlag, man könnte ja dann auch mal so ein paar Sachen als Anhaltspunkt für eine Session nutzen. Und sie meinte dann, dass sie mich jetzt züchtigen müsste. Bist, ja, ich hatte dieses Schuldbewusstsein, dass ich das schlecht gemacht habe, ich wollte ihr gefallen, sah ein, dass diese Strafe verdient war und ich war ja auch gewollt, das auszuhalten. Ja, so ein paar Schläge gehen immer, aber dann tut es irgendwann richtig weh. Und wenn du nicht masochistisch bist, macht es auch gar keine Lust. Und es tut dann nur immer mehr weh. Das Doofe ist, wenn der aktive Part vorher sehr viele masochistische Spielpartner hatte, verschwimmt auch so ein bisschen die Wahrnehmung, was Leute eigentlich so generell aushalten können. Es führte dazu, dass ich natürlich nichts sagte, weil ich versuchte, so viel wie möglich auszuhalten, bis ich irgendwann wirklich neben mir stand. Es war, als ob ich losgelöst neben mir stand und ich sah auf mich runter, wie ich da in der Embryonalstellung weinend lag und nicht ansprechbar war. Und ich weiß noch bis heute, es ging mir durch den Kopf, sie tat mir so mega leid, weil sie sagte, was ist denn, sag doch was.
Sebastian Das ist aber so ein Zustand dieses, man geht aus sich raus, was ja doch einige Menschen auch wollen, dass ihnen das passiert. Kannst du das empfehlen, diesen Zustand?
René Und ich fand den Zustand jetzt nicht schlimm. Also es war jetzt nicht so, dass ich dachte, boah, das will ich jetzt nicht wieder erleben. Der Schmerz, darauf kann ich gut verzichten, den brauche ich nicht. Aber in dem Moment hatte ich wirklich nur Gedanken an sie, weil sie mir so leid tat. Ich hätte ihr gerne ein Zeichen gesendet, hey, alles gut, gib mir Zeit, ich muss erstmal wieder aus diesem Zustand rauskommen und dann bin ich wieder ansprechbar und dann ist alles gut. Als das dann nachher soweit war, haben wir auch drüber geredet, ich hab ja auch keine Vorwürfe gemacht und dadurch, dass wir halt diese Liebesbeziehung haben, hat sie dann halt diesen Sadismus-Part aus dieser Beziehung rausgeklammert. Und das war mit so der Anfang vom Ende, weil wenn das einer deiner Hauptkings ist, dann du dich da beschneidest, dann ist vieles auch andere nicht mehr so mega spannend, das heißt man macht dann deutlich weniger und wenn man ganz viele anderes verbindet, wir hatten halt sonst eine richtig tolle Beziehung. Es war deutlich weniger Kink als am Anfang, es war aber immer noch genug dabei und es war auch schön und spannend, aber es war jetzt für sie nicht mega erfüllend, weil dieser sadistische Part fehlte, den sie ausleben konnte und mich hinderte das so ein bisschen an mehr ausprobieren. Ich war ja immer noch jung und am Anfang und habe ganz viele Zeugs noch nicht gemacht.
Sebastian Ja, aber du hast eine feste Beziehung und dann bewegt man sich ja in deren Grenzen. Genau. Ich glaube, das ist auch generell bei Sadismus ganz schwierig, wenn man…, einen Spielpartner hat, der fährt nach Hause, leckt seine Wunden, man kriegt das Feedback, oh ja, das tut ein bisschen weh, das ist toll. Wenn man dann aber ganz viel Zeit zusammen verbringt, dann sieht man ja alles davon. Und ich glaube, zumindest geht es mir so, man achtet mehr auf sein Gegenüber, denn man möchte ja, dass es seinem Partner gut geht. Also da ist nochmal so eine andere Fürsorge mit drin. Ihr habt euch quasi BDSM-mäßig auseinandergeliebt, durch zu viele Kompromisse. Kann man das so zusammenfassen?
René Gar nicht, also es fühlte sich ja nicht wie Kompromisse an. Also wenn du jemanden liebst, dann tust du dem einfach nicht das an, was du halt gerne mit anderen tun würdest. Und dieses Sadistische ist ja nicht nur, ich quäle jetzt jemanden gerne, es ist ja auch ein DS-Element, wenn jemand nicht gehorcht, gibt es eine Strafe und sonst irgendwas. Du beschneidest das Spiel schon, wenn jemand nicht masochistisch ist. Seien wir ehrlich, als Devoter, wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich sagen, boah, ich wäre dann auch gerne masochistisch. Nicht, weil ich diese Sensation haben will, sondern weil ich einfach merke, es gibt genug Leute da draußen, die stehen da drauf. Und wenn du jemanden als Devoter möchtest, doch dem Dominanten gefallen. Also zumindest in meiner Welt ist das so, dass man dann halt sagt, ich will nicht bespielt werden, sondern ich möchte irgendwie dienstbar sein oder dem anderen soll es gefallen. Und wenn der halt auf Schmerz steht, wäre doch cool, wenn er das auch mit einem ausleben könnte. Aber körperlich geht das halt nicht.
Sebastian Wie ist denn das, wenn du jetzt DS nochmal hervortust? Bist du so der Typ, auch damals schon gewesen, 24-7, strenges Protokoll, ganz viel, wo du dich einfach zu kümmern hast oder wie sah das aus? Weil auch da, ich sag mal so, so viel googeln wie heute ging damals noch nicht so richtig, so viel Wissen war auch einfach noch nicht analysiert und tot analysiert. Also was war das, wo es dich intuitiv hingebracht hat, wie du für deinen Partner sein wolltest?
René Also 24-7 finde ich nach wie vor super spannend. Ich habe sehr aktiv viele Jahrzehnte immer Kontakt zu Leuten gesucht, die von sich proklamierten, sie leben 24-7, weil ich einfach das Thema spannend finde. Wie kann man das leben? Leben. Bis heute glaube ich, man kann es in einer Beziehung nicht wirklich leben, weil eine Beziehung ist auch immer eine Beziehung auf Augenhöhe. Und dann ist es ein Spiel, wir spielen 24-7, aber in dem Moment, wo der andere Partner gerade nicht in der Laune dafür ist oder andere Sorgen hat, fährst du dieses Spiel runter und ist es in dem Moment nicht existent. Das ist aber nicht per Definition, also wie ich das so hart definieren würde, dann 24-7, sondern das ist wie Consensual Non-Consent. Man willigt ein, wir spielen das jetzt hardcore mit diesem Machtgefälle, aber nur so lange, wie wir beide gerade in der Stimmung sind. Wenn einer sagt jetzt nicht, dann ist es nicht.
Sebastian Ich glaube, das ist so der Unterschied. Ich habe einen Scheißtag und habe eine Spielbeziehung. Dann, Und habe ein Date am Abend. Dann weiß mein Date am Abend nichts davon, wie mein scheiß Tag war. Und dann wird der Mensch mit mir genauso umgehen, wie er es sonst halt tut, weil er diese Informationen gar nicht hat. Lebe ich zusammen, dann weiß ich natürlich, ja, das ist jetzt eine volle Woche, scheiß Tag, da fahre ich mal ein bisschen runter. Gar nicht aus Boshaftigkeit. Also da ist einfach ein ganz anderes Miteinander mit bei. Siehst du das als hinderlich, dann mit jemandem in einer Beziehung zu sein, um einen guten BDSM zu haben? Könnte man ja jetzt fast meinen.
René Nee, es ist halt anders. Ich hatte danach diverse Beziehungen mit devoten Frauen. Die Schwierigkeit, die ich da immer hatte, war, wie zieht man die Grenze zwischen Spiel und nicht spielen. Wenn du merkst, der andere hat gerade ganz andere Sorgen und du fährst runter, wie du sagst, dann ist das in dem Moment sicherlich das Richtige. Also auch für die Partnerin das Richtige. Aber in Summe, wenn man nachher zum Ende einer Beziehung sich mal völlig ausspricht, ist, ah, da hättest du mich zwingen sollen und warum hast du nicht und dieses, weil die Fantasie dahinter, die devote Ader sagt, boah, ich will auch gezwungen werden, auch gegen meinen Willen und sonst was. Das ist die heiße Fantasie. Die Realität ist aber, sollte man vielleicht nicht so machen. Und das in Einklang zu bringen, auch für sich, kriegen ganz viele nur bedingt hin.
Sebastian Das ist eine Riesenherausforderung, muss ich dir ganz ehrlich sagen. Das gegenseitige Synchronisieren. Wann kann man wie spielen? Das ist ganz schwer und auch wir hier mussten ja wirklich Mechanismen entwickeln und entdecken, wie funktioniert das. Ich sage immer nur so schön das Wort Einladung, dass man halt eine Kultur etabliert, wo man sich gegenseitig dazu einlädt und Bereitschaft signalisiert. Ich sage mal, ein gutes 24-7 heißt nicht, dass man 24-7 ein strenges Machtgefälle hat, sondern dass 24-7 der große rote Schalter da ist und man kann ihn jederzeit drücken. Kann man, glaube ich, als Sub dann abgeben, weil man darauf vertrauen muss, dass das Gegenüber diesen Schalter nur im richtigen Moment aktiviert. Da hat man nämlich da auch so ein, man hat das Machtgefälle immer in der Nähe, aber man muss es nicht immer durchziehen, weil man hat einfach genug äußere Zwänge, Familienbesuch und ich weiß nicht was und ganz ehrlich, das ist einfach, Alltag ist schon an sich kompliziert.
René Und es ist ja so ein System, was sich gegenseitig befruchtet. Die erste devote Frau, mit der ich dann zusammengelebt hatte, also nicht meine erste devote Spielpartnerin oder Sklavin, sondern mit der ich zusammengelebt hatte, die war, ich kam nach Hause von der Uni und sie himmelte einen an und kniete am liebsten schon und wollte sonst was, weißt du, und du warst noch gar nicht in dieser Welt und ich hatte immer permanent dieses Gefühl, bitte bespiel mich jetzt, bitte bespiel mich jetzt. Das lädt nicht gerade zum Bespielen ein, sondern irgendwann nervt das.
Sebastian Ja, aber das ist ja auch gut, weil du dadurch natürlich, wenn du Sub bist, Dann auch, wenn du die Perspektive kennenlernst, einfach auch merkst, okay, diese, egal wie devot und toll diese Einladung gemeint ist, wenn dein Gegenüber nicht drin ist, dann geht's halt nicht. Du hast ja so lapidar gesagt, ich hatte dann eine devote Partnerin. Wo kommt das her, erstmal zu sagen, ja, dann mach ich jetzt mal einen auf Dommen. Gab's keinen anderen Menschen oder war das Interesse oder wo kam's her?
René Also ich hatte ja schon gesagt, die frühesten Fantasien, dominante Frauen, die devote Frauen quälen. Jetzt ging ja auch schon ein paar Jahre ins Land, wir waren auch auf Partys gewesen. Ich habe immer mal wieder irgendwelche Scarven irgendwo gesehen bei Partys und fand das nach wie vor reizvoll und sexy und sieht gut aus. Es ging gar nicht mal darum, dass ich das selber jetzt auslebe. Dann redeten wir ja schon gerade darüber, dass die Beziehung so ein bisschen abflaute, was den SM angeht und da dachte ich, oh, das wäre aber ganz cool, wenn wir die wiederbeleben. Jetzt kannten wir uns, wir lebten ja schon ein paar Jahre zusammen und ich wusste auch, dass sie sich auch ein bisschen mehr wieder ausleben wollte. Und dann kam irgendwie die Idee, wir hatten jetzt auch so ein Magazin gelesen, die Schlagzeilen hatten wir abonniert und da war auch mal ein Kontaktanzeigenteil drin und da waren auch immer mal wieder Frauen, die irgendwie dominante Frauen suchten. Und irgendwie kam ich auf die glorreiche Idee, ach wenn ich ihr jetzt so eine Sklaven besorge, dass sie sich da so ein bisschen auslebt und dann wieder ein bisschen mehr Blut leckt, vielleicht haben wir dann auch mehr SM-Leben wieder für uns. So viel zu der Idee.
Sebastian Ja, so ganz böse Erwartungshaltung, oh weia.
René Ja, aber wir hatten dann auch erstaunlich viele Dates, irgendwelche Devoten-Mädels, die uns dann besucht hatten und bei uns in der Wohnung saßen. Ja, jetzt war meine Partnerin da irgendwie anspruchsvoller beziehungsweise irgendwann auch genervt und dachte, ach nee, war wieder ein Date, war wieder nix. Und irgendwann sagte sie dann auch mal, du, mit Männern komme ich klar, da weiß ich, welche Knöpfe ich drücken muss, damit die mir verfallen und mir total ergeben sind. Frauen sind deutlich komplizierter. Das stimmt. Stimmt. Jedenfalls, kurz bevor diese Erkenntnis bei ihr kam, hatten wir ein Date, da saß dann ein junges Mädel, die kam extra aus der Region hier, halbe Stunde Fahrt angereist, freute sich total irgendwie, jetzt meine Partnerin kennenzulernen und die verließ die Küche nicht. So, ich habe heute gar keine Lust, das passt mir gar nicht. So, komm, jetzt ist die extra gekommen und das geht nicht, sie hätte jetzt keinen Bock, also dann muss sie nochmal wiederkommen. Ich so, das kannst du doch jetzt nicht machen, die ist eine halbe Stunde gefahren. Also so viel zu 24-7-Konstellationen bei uns, wir haben dann diskutiert und dann kam irgendwann der Satz so, wenn du unbedingt was mit möchtest, dass die bespielt wird oder so, dann geh doch hin und mach du was mit der. Ja, also habe ich mir dann die Zeit genommen, mich mit dem Mädel unterhalten und daraus wurde dann meine erste Sklavin.
Sebastian Hielt das länger als dann die Beziehung?
René Wir sind bis heute, also es war eine Spielbeziehung, ja, sie war dann, sie war gebunden, wir haben gespielt und wir haben uns öfter gesehen und gespielt und wir kennen uns bis heute und wir haben auch in all den Jahren immer mal wieder ein bisschen gespielt und es gibt, wir sind eigentlich befreundet, wir haben auch schon mal geswitcht irgendwie, aber eigentlich, wenn ich sage, so, du weißt, wo dein Platz bei mir ist, dann reagiert sie auch noch heute. Also das hat über all die Jahre gehalten.
Sebastian Okay, jetzt sagt deine Freundin, sitzt deine Küche, mach du mal. Jetzt sollst du das erste Mal irgendwas machen. Du sollst jetzt Programme machen.
René Ja.
Sebastian Also es muss ja ganz gut gelungen sein, wenn das bis heute noch einen Kontakt gibt. Was hast du angestellt? Was hast du dir vorgestellt?
René Weiß ich gar nicht, wenn du mich so fragst. Es war meine erste Starwin. Es war nicht mein erstes Spiel. Ich weiß, dass ich davor ein Date hatte mit einer guten Freundin, wir kannten uns übers Internet, hatten viel geschrieben, hatten uns auch schon so gesehen und wir hatten uns für ein Spieldate verabredet, weil sie nämlich sagt, boah, gute, dominante Männer, echt schwierig zu finden und sonst was. War es, sie wusste, ich war bisher nur auf der devoten Seite und wir haben uns für ein Wochenende getroffen. Da ging mir aber der Arsch auf Grunde aus. Weißt du, jetzt bist du da mit jemandem, der ganz aktiv in der Kölner Szene gespielt hat, der sich voll ausgetobt hat, die jeder in der Szene kannte und da so, Gott, das kannst du ja nur vergeigen. Also bei deinem ersten Mal.
Sebastian Diese Nervosität als Top, das darf man ja nie zugeben.
René Und jetzt kommt's, wenn du die andere Seite kennst und weißt, wie sich das selber anfühlt und dass du gar nicht so viel aktiv machen musst. Dann hast du plötzlich alle Zeit der Welt. Augen verbinden. Reicht. Ja? Du nimmst der Person in die Sinne und schon sieht sie nicht, ob du zweifelnd grübelst, panisch umherläufst, unterlegst, was mache ich jetzt? Du kannst dem anderen vermitteln, ey, alles unter Kontrolle, bleib du in deiner Welt und lass auf dich zukommen, was mit dir gemacht wird.
Sebastian Ist ja eigentlich beschisst, wenn du dann doch panisch durch die Gegend rennst. Also ist das eine Illusion, die man dann da verkauft?
René Du verkaufst nicht immer ein bisschen Illusionen, also das ist es doch beim Dominieren, das ist doch nicht so, ja, du verkaufst doch eine Fantasie. Wir reden doch über das Ausleben von Fantasien. Und dadurch, dass ich, jetzt kommt der Vorteil, wenn du mit jemandem spielst, mit dem du befreundet bist, man kennt sich, man hat sich auch schon über SM-Themen ausgetauscht, du weißt ungefähr worauf der andere steht. Und ich mach das noch bis heute so, ich sage immer, ich brauche auf der dominanten Seite so eine Art Spielfeld, ich muss so die linke und die rechte Grenze kennen und alles da drin geht mehr oder weniger. Das hat für mich den Vorteil, ich suche mir daraus die Teile aus, die ich gerne machen möchte, dann habe ich was davon und der andere hat was davon. Ich muss nicht dauernd mich rückversichern, ist noch alles okay. Du, wollen wir eine Pause machen? Ein bisschen Intuition, Atmung. Du merkst doch, ob jemand gerade stocksteif da liegt, mitgeht, eine erregte Atmung hat oder schon panische Schnappatmung. Es ist ein bisschen, wenn du jemanden kennst, ist das einfacher.
Sebastian Ja, aber das ist auch ein Stück weit Empathie, weil du dir dein Gegenüber anschaust, auf die ganzen Reize achtest. Ich mache mal so einen Verweis auf eine sehr alte Folge im Podcast mit Mina, die ja Schwierigkeiten hat, Mimik zu deuten und die mir dann mal erklärt hat, wie sie eigentlich ihr Gegenüber sieht und was sie alles beobachtet. Das fand ich total spannend. Seitdem finde ich es auch spannend, irgendwie mit einer Maske an Subi zu spielen, weil ich brauche jetzt nicht mehr den Augenkontakt unbedingt, weil ich habe jetzt ein riesiges Repertoire an Dingen, auf die ich achten kann. Würde ich auch als Empathie bezeichnen. Das heißt aber, du weißt, worauf will ich achten? Du weißt, was kann ich machen? Was ich jetzt noch nicht weiß ist, bist du denn als Top jetzt voll der Sadist oder was ist so deine Spielart?
René Ich habe eine sehr sadistische Ader. Die muss nicht zwangsläufig physisch sein. Also viele sagen ja Sadisten, das sind die, die möglichst böse Schmerz zufügen und je doller, desto besser. Mein Sadismus ist, manche würden das vielleicht unter Reaktionsfetisch verbuchen. Ich mag diesen Grad zwischen, das halte ich gerade noch so aus und ich halte es für den Gegenüber aus. Also so eine Hardcore-Masochistin, die einfach darauf steht, jetzt richtig hart geschlagen zu werden, weil sie es einfach braucht, wo du der klassische Servicetop bist, reizt mich null. Ich kann mich jetzt total austoben und habe davon gar nichts, außer vielleicht einen lahmen Arm. Aber wenn die Person eine Schmerzgrenze hat und die kann auch ganz niedrig sein. Und ich merke, sie hält das gerade noch so aus und ich sage, komm, noch ein bisschen für mich. Und dann der Augenkontakt. Ich mag zum Beispiel gerne mit Brustwarzen spielen, weil du guckst der anderen Person in die Augen und du siehst diese Grenze, wo es noch gerade geht. Und durch diesen engen Kontakt zueinander merkst du, du gibst ihr auch die Kraft, das jetzt für dich gerade noch auszuhalten. Das ist doch das Coole. Und darum mag ich auch lieber Sachen auf kurze Distanz, so 20 Meter Bullwhips, so reizt mich nicht. Kann ich auch einen Taser nehmen oder so mit so Drähten, die da rausschießen. Was habe ich davon? Ich will die Reaktion spüren.
Sebastian Nein, du willst doch eigentlich, deine Lust oder deine Befriedigung kommt aus diesem für mich. Dieses kleine Stück, was über der persönlichen Grenze ist und was nur für dich abgerufen wird, das ist doch eigentlich dieses kleine bisschen, dieser Tropfen am Fass, es läuft über, aber das ist okay. Ja, genau.
René Aber bei dem körperlich Sadistischen halt auch durch das Zufügen von Schmerz und das macht mir auch Spaß, diese Sachen dann zur Anwendung zu bringen. Aber der psychische Sadismus, wenn ich mag, Mindfuck zum Beispiel, das war bei der ersten Session, die ich hatte. Ich hab diesem Mädel, ich kannte ihre Fantasien und ich hätte mich jetzt nicht getraut irgendwelche Hardcore-SM-Sachen mit ihr zu machen, aber ich hab ihr suggeriert, dass jetzt so richtig harte Sachen kommen und sie hat mir das einwandfrei geglaubt und, das war so cool und ich hab sie dann auch in den Gedanken gelassen ich lass sie jetzt liegen verlass den Raum, bin dann erstmal weg und dann passiert das alles das. Und allein dieser Mindfuck hat irgendwie zwei, drei Stunden gedauert. Das war die Session. Sie dachte aber die ganze Zeit nur, oh Gott, und jetzt kommt gleich alles noch sonst was. Die war eigentlich völlig fertig. Ich habe den Raum natürlich nicht verlassen, saß direkt neben ihr und habe darauf aufgepasst, dass sie jetzt da nicht abdreht. Und im Nachhinein meint sie, boah, das war so intensiv. Also da ist ja nicht das Machtgefälle, die hält das ja nicht für mich aus, sondern mit diesem Kopf von jemand anders zu spielen und da die Fäden zu ziehen. Also ist es nicht nur dieses, ich hab die Macht und sie macht es für mich, sondern es ist schon dieses.
Sebastian Ins Gehirn reingreifen und damit spielen. Ja, also liebes Publikum, ihr könnt euch nicht vorstellen, wie begeisternd Renés Blick gerade ist, das ist wirklich, du hypnotisierst mich ja gerade fast, das ist unglaublich.
René Eine gute Freundin sagt immer, also beziehungsweise, wenn sich irgendwelche Spielpartnerinnen von mir miteinander unterhalten, meint sie, wenn René diesen Blick kriegt, wenn er so glitzert und er dieses Lächeln kriegt, dann ist er eigentlich echt am Bösesten. Ja, das stimmt wohl.
Sebastian Ich bremse dich jetzt mal in deiner Biografie, denn, also, ich hab ja schon gesagt, wir haben kein Zeitlimit heute, im Zweifel musst du einfach nochmal wiederkommen, aber was wäre René, wenn wir nicht ein bisschen über Szene und Partys und solche Dinge reden, weil da kennt man dich ja auch so ein bisschen her. Lass uns mal über Stammtisch reden. Also du hast den einen besucht und das war's dann. Genau. Und danach nie wieder einen Stammtisch besucht. Also doch, du bist ja wieder da reingerutscht. Was ist Szene für dich und was machst du dort oder hast du dort gemacht und wie wichtig ist dir das Wort gewesen, nach außen zu gehen, wenn man doch jemand hat?
René Also die Szene war mir am Anfang wichtig, um Kontakte zu knüpfen. wie diese SM-Mailbox. Ähm, Stammtisch halt weniger, weil damals zu der Zeit hätte es sowas wie die SMJG oder so gegeben, super, toll, ich wäre da wahrscheinlich Stammgast gewesen und hätte wahrscheinlich diesen Ort gar nicht verlassen, aber gab es halt nicht. Die Szene war Anfang der 90er sehr, sehr klein, sehr überschaubar. Man kannte sich relativ schnell. Also als ich dann mit dieser Frau zusammengekommen bin, mit der ich so lange dann eine Beziehung hatte, sind wir halt auch früher oder später auf Partys gegangen. Auf mein Betreiben, weil ich war jung, ich wollte mich ausleben. Ich wollte gucken, was die Welt noch zu bieten hat. Sie hingegen hatte eigentlich so sich eingerichtet. Sie hatte ihren Kink, sie hatte immer Partner gefunden. Sie brauchte das nicht. Ich glaube, das ist auch der Grund, warum es gefühlt mehr dominante Männer damals in der Szene gab. Es hieß ja auch immer, klassische Konstellation, er Dom, sie Sub. Männer suchten aktiv in der Szene, wenn sie was gefunden haben, haben sie es ganz stolz präsentiert, hier meine Sub. Wenn Frauen jemanden gesucht haben und gefunden haben, hatten sie das einfach so für sich und das reichte.
Sebastian Sag mal, meinst du, dass BDSM früher an sich unkomplizierter waren? Da war man Sub, da war man Top, da war man Maso oder nicht Maso. Die Kategorien, waren die leichter? Ich empfinde das gerade so.
René Es war leichter, es war unbeschwerter. Du wirst ganz oft bei mir merken, dass ich von SM rede und viele, ja wie, aber was denn mit DS oder sonst was, weil früher hieß es Sadomasochismus. Das war so das Kunstwort, das hat die Szene ja für sich geschaffen. In Anlehnung an klinische Kategorien Sadismus und Masochismus, aber auch als klare Abgrenzung, weil es ist halt nicht, ich bin nicht der krankhafte Sadist, der hier irgendwelche Katzen anzündet und irgendwelche Leute entführt, sondern ich bin Sadomasochist. Mich erregt dieses Spiel mit all seinen Facetten oder einem Teil seiner Facetten, aber alles, heute würde man safe saying consensual sagen oder so, aber auch das gab es damals gar nicht. Du lebtest halt einvernehmlich deine sadomasochistische Ader aus.
Sebastian Ja und da hatte man auch den Fokus, man sucht jemanden, mit dem man das machen kann, dann muss das vielleicht gar nicht so 100 pro passen, weil es ist ein sehr kleiner Kreis. Da kann die Wunschliste nicht ewig lang sein, sondern man muss auch erstmal anfangen.
René Wenn du auf den Stammtisch gegangen bist, saßen da Leute zu allem möglichen. Da waren Leute mit einem Windelfetisch, da waren Transsexuelle, die damals eigentlich gar nicht so in den Medien waren. Also heute hat jeder eine Meinung zu Transsexualität oder weiß was gemeint war. Hat in den 90ern so nicht stattgefunden gehabt. Das waren die ersten Leute, die ich da getroffen hatte, die ich einfach als Mensch wahrgenommen habe. Genauso wie Leute, die einen anderen Kink hatten. Und eigentlich waren gefühlt alle happy, jemanden zu treffen, der auch komische Neigungen hat. Und man kann mal drüber reden. Und ohne jetzt Angst zu haben, dass man da abgestempelt wird, wie bist du denn drauf?
Sebastian Also dadurch, dass es nochmal noch so dunkle Ecke war, hat es wirklich nochmal zusammengeschweißt. Genau.
René Und es war halt, und es war egal. Ich weiß, Jahre später, Jahrzehnte später war ich auf einem SM-Kongress und da sagte jemand, ja, ich bin ja kein BDSMler, ich bin ja Spanker. Wo ich dann dachte, ey, wo fangen wir denn an, alles in kleinste Unterkategorien zu packen und sich rauszurechnen? Viele sagen ja, weil du hast es erwähnt, ich mache auch Partys. Unter anderem machen wir den German Fetish Ball. Und viele glauben, weil ich den German Fetish Ball mache, ich bin Fetischist und kein SMler. In meiner Jugend gab es da gar keine Differenz. Wenn du, ich hatte ja schon gesagt, man geht in so einen Sexshop und findet da seine Literatur, bring ich beim nächsten Mal dann vielleicht mal mit, dann hast du halt auch, Bände, Bücher, Bildbände und sonst was gefunden, wo es um Fetisch ging. Frauen in Latex, ganz bizarr, mit Gummisklaven und sonst irgendwas. Das war ganz klar sadomasochistisch, was da drin vorkam. Nur, dass die Leute halt Gummiautfits getragen haben. Hast du ein anderes SM-Magazin gesehen, wo es nur um SM ging, hatten die Frauen tollste Lederoutfits, Stiefel. Das war eins. Du hast dich ein bisschen aufgestylt, wie in deiner Fantasie auch immer alles ein bisschen opulenter war. Und nicht so, ach nee, wir sind jetzt SMler, die anziehen dafür, wir leben SM so, wie wir sind.
Sebastian Pass auf, lass mich mal eine These formulieren. Wenn ich BDSM-er bin, es gibt eine kleine Community, dann sind alle BDSM-er, die gehören zusammen. Wenn diese Szene jetzt groß wird oder ich bewege mich nur noch in einem Umfeld, wo alle Leute irgendwie kinky drauf sind, dann vermisse ich ja vielleicht doch meine kleine Nische. Und da muss ich sagen, ja, ich bin ein Spanker. Also um mich wieder ein bisschen von der Masse abzugrenzen, als das ist meine Identität. Kann das sein? Das heißt, wenn die Szene wächst, dann wachsen auch diese ganzen Äste nochmal raus, wo die Leute sich wieder voneinander entfernen?
René Ja, kann sein, dass wenn eine Szene sehr groß wird, dass sie nicht mehr gemütlich ist. Das sind ja, was viele Stammtische auch, glaube ich, unbewusst oder bewusst betrieben haben. Sie wollten gemütlich und klein bleiben. Es ging ja nicht daran, die zentrale Anlaufstelle in deiner Region zu sein, um möglichst alle SMler unterzubringen, sondern es ging auch um, ach das ist mein zweites Wohnzimmer, ach das ist hier meine gemütliche kleine Gruppe. Wenn das zu groß wird, ist für viele der Reiz weg. Wenn du jetzt innerhalb einer großen Szene deine kleinen Sub-Szenen hast, hier das sind die Bonnage-Leute, die Pet-Player, dann gehst du noch zum Pet-Play-Stammtisch oder so und dann hast du da deine gemütliche kleine Peer-Group. Ich glaube, insofern passt das schon. Wenn die aber anfangen, sich nicht mehr als Teil der SM-Community zu definieren…. Dann hat man ein gewisses Problem, weil es ist nach wie vor eine winzig kleine Szene. Die kommt uns groß vor, aber sie ist winzig klein. Nimm die Schwulenszene. Ich bin ein ganz großer Fan von der Schwulenszene, weil gefühlt sprechen die mit einer Stimme, treten für ihre Rechte ein. Stichwort jetzt CSD, auch Auswirkungen für Gesetze, wo sie Paragraphen bekämpft haben. Aber es gibt Städte wie Köln, wo Schwule bei schwulen Friseuren, schwulen Modemachern und sonst was als Kunden ein- und ausgehen, also auch die Community finanziell aufpäppeln. Da dachte ich, boah, das innerhalb der ASM-Szene, wäre das nicht mal was Tolles?
Sebastian Im Leben nicht.
René Dann habe ich mal mit einem German Mr. Leather zusammengesessen und der sagt, ja René, das ist deine Wahrnehmung. Die Szene, die schwule Szene ist eine der kleinteiligsten und untereinander verfeinertsten. Da kann der Leder schwuchteln, nicht mit der Tunte und sonst irgendwas, wo du denkst, boah, aber nach außen. Ja, also meine Wahrnehmung von außen war bunt, vielfältig mit einer Stimme. Also das würde ich mir für eine SM-Szene auch wünschen, weil für uns kommt das normal vor. Wenn du heterosexueller SMler bist, sieht keiner, was du zu Hause in deinen eigenen vier Wänden machst. Du gehst mit deiner Partnerin draußen und du bist ein normales heterosexuelles Paar. Den Luxus hast du als homosexuelles Paar nicht. Je nachdem, wo du lebst, in Deutschland, auf einem kleinen Dorf oder einer großen Stadt, ist die Rezeption deiner Nachbarn und was darüber gedacht wird, anders.
Sebastian Ja, aber das ist ja der Wunsch vieler SMer zu sagen, ich möchte gerne in den Klamotten, in dem Outfit, mit dem Halsband auch vor die Tür gehen und mich auch outen. Das ist ja hier immer wieder ein ganz großes Thema. Will ich mich outen? Warum sollte ich mich überhaupt outen wollen? Und da komme ich immer nur wieder zu dem Punkt, das ist halt Teil der eigenen Identität und das ist immer schwierig, wenn man die in den eigenen Verwenden einsperren muss. Also der Drang ist bei ganz vielen da, das nach außen zu tragen, aber es ist gesellschaftlich einfach nicht hinzukriegen.
René Aber wir reden doch über jetzt zwei Dinge. Die Sexualität, also für mich ist SM Sexualität. Das ist meine sexuelle Neigung. Das ist bei mir seit Kind an verankert. Hätte ich es mir aussuchen können oder könnte ich es mir heute aussuchen, hätte ich gesagt, nee, ich bin lieber Vanilla, ist eh schon schwer genug dafür, den Partner fürs Leben zu finden. Ich musste nicht mein Leben durch irgendwelche ausgefallenen Sexpraktiken bereichern. Die waren einfach in mir drin und ich hatte keine Wahl. Hab da auch keinen Leidensdruck. Ich finde das okay, wie es ist. Aber ich hätte es nicht haben müssen. Und so wie ich ticke, gibt es relativ viele Menschen. Aber es ist eine Minderheit in der Szene. Viele bewegen sich in der SM-Szene. Die finden das spannend. Die kommen dazu, ihre Sexualität zu bereichern. Was genauso toll ist. Ich habe auch noch den Luxus aus dieser Zeit vor dem Internet. Ich war allein mit meinen Gedanken, ich wusste nicht mal, dass es was gibt. Spätestens Ende der 90er, Anfang der 2000er Jahre gingen die Daily Talkshows los. Da ging doch kein Nachmittag in Deutschland vorbei, wo du nicht irgendeine SM-Paar im Fernsehen gesehen hast. Ab dem Zeitpunkt wusste jeder in Deutschland, was SM ist und hatte eine Meinung darüber. Also das war, in den 90ern kannte das keine Sau, da hättest du dich outen können und alle hätten dich angeguckt, als ob du einen Kunstbegriff benutzt hast.
Sebastian Ja, also ich meine, es gab auch schon ein paar Filme, die sogar im Fernsehen liefen hier. Dessart wurde ja auch ein paar Mal verfilmt und all solche Sachen. Also das war was für den höheren Kulturkreis. Das heißt, jetzt ist es massentauglich und ich würde bei dir sogar sagen, es ist nicht eine Neigung, es ist ein Stück deiner sexuellen Identität. Und das ist, glaube ich, dieser Punkt, den ich auch so sehe. Also es gibt, klar, BDSM kann ein spannender Aspekt meines Sexlebens sein. Das macht Spaß und das ist schön, aber ich sterbe nicht daran, wenn ich es nicht mache oder es geht mir nicht super schlecht. Und dann gibt es eben, da zähle ich uns beide jetzt einfach dazu, wenn wir das nicht ausleben können über einen längeren Zeitraum, dann geht es uns mental einfach nicht gut. Wir brauchen das, damit es uns einfach gut geht, damit wir glücklich sind.
René Genau, und damit hast du den Punkt. Das einzig Zentrale, wofür die Szene wirklich zentral wichtig ist, wie findet man den passenden Deckel? Die Partnersuche ist nämlich das A und O. Du willst es ja ausleben und wir reden jetzt hier nicht über krankhafte Sadisten oder so, wir machen es nicht wie Fritzl und Co und entführen jemanden und sperren den ein und sagen, ist uns egal, ob der andere es nicht will. SM ist einvernehmlich. Du brauchst jemanden, der ähnlich tickt und konträr gelagert ist und sagt, oh hey, das finde ich aber auch toll, nur ich würde gerne auf der anderen Seite sein. Nein. Wie findest du diese Menschen? Dafür ist Szene essentiell wichtig. Das ist ja auch der Grund, warum es so Hochbogen gibt. Die Schwulen zogen nach Köln, die SMler zogen nach Hamburg und ein bisschen auch nach Köln und so. In den USA, da ziehen die Leute, wenn sie schwul waren und auch die SMler nach San Francisco. Du kannst von sonst wo in den Kaff kommen, die Leute suchen sich Räume, das hat doch nichts damit zu tun, dass das ein tolles Kulturangebot ist, sonst was, das ist Partnersuche. Wo finde ich Menschen, die so ticken wie ich, wo ich jemanden finden kann, um mich auszuleben?
Sebastian Aber ist das nicht durch Internet und Verfügbarkeit dann einfach inzwischen nicht mehr wichtig? Ich muss ja nicht nach Hamburg kommen, um Leute zu finden.
René Aber du musst mobil sein. Wir kommen da sicherlich nochmal später oder ein anderes Mal da drauf. Ich war ja auch viel in den USA. Der abgefahrenste SM-Stammtisch, den ich je besucht habe, wo wir gerade über Szene reden, war ein kleiner Stammtisch in den White Mountains of Arizona. Arizona, das war am Arsch der Welt, das ist noch ein paar Stunden von Flax, der Phoenix und sonst was entfernt, mitten in der Wüste, es waren minus 20 Grad draußen, alles war eisig kalt, aber ganz trockene Luft, also konntest du im T-Shirt rausgehen und fühlst dich gut an, weil es halt nur diese trockene Kälte war. Aber da war nichts, ein paar kleine Häuser, dieses kleine Hotel, in dem ich abgestiegen war, unten war so ein kleines Diner und da fand dieser Stammtisch statt. Da waren fünf Leute, drei davon sind über drei Stunden aus verschiedenen Richtungen angereist, das war monatlich ein Highlight. Natürlich gab es das Internet, aber das war einmal im Monat, wo sie im Umkreis von 500, 600 Kilometern die einzigen paar anderen Perversen neben sich getroffen haben und mal zusammensitzen konnten face to face. Wir leben in Deutschland in einer Situation, hier gibt es überall Szene. Du brauchst hier nicht mehr als eine halbe Stunde zu fahren, um irgendwo einen Stammtisch, eine Party, was weiß ich zu finden. Aber in ganz vielen anderen Teilen Europas oder der Welt ist es nicht so. Da hast du nach wie vor noch die Szene, dass Szene ausmacht, überhaupt Gleichgesinnte kennenzulernen.
Sebastian Das heißt, wir leben hier in einem sehr großen Luxus. Szene ist hier verfügbar. Das ist auch rechtlich einfach. Ich kann einen Stammtisch gründen. Ich werde deswegen keine Probleme mit der Sittenpolizei kriegen. Ich kann ihn einfach machen. Ich habe hier die Freiheit, genau das zu tun. In fast ganz Europa, naja, aber ja, nur noch in fast ganz Europa.
René Aber guck mal rüber nach England, da war zum Beispiel, wenn wir jetzt so über diese Zeit, 90er Jahre oder so reden, das müsste ungefähr um den Dreh gewesen sein, die Spanner Cases. Weiß nicht, ob dir das was sagt. Das waren zwar Schwule, aber SMler. Bei irgendwelchen Ermittlungen ploppte das auf und dann wurde das ruchbar, dass da Leute sadomasochistische Praktiken miteinander machten. Und man kam dann mit einem riesen Ermittlungsapparat, hat diese Szene geradezu verfolgt und dann ein paar Leute dafür dann auch angeklagt und verurteilt wegen Ausübung sadomasochistischer Praktiken. Körperverletzung und Hilfeleistung zur Körperverletzung. Also auch die devoten Parts wurden verknackt, weil sie andere Leute erlaubt haben, denen Körperverletzung anzuwenden.
Sebastian Das ist noch gar nicht lange her.
René Das ist gar nicht so lange her. Wenn du den Film Preaching to the Perverted kennst, Super Tipp, kann man sich ansehen. Der spielt ungefähr in England mit dieser Zeitperiode, wo halt so die prüde Gesellschaft das noch total verwerflich und strafbar fand. Crackdown on Spanner war ein sehr politisches Thema in England, was die Szene definierte. Das hatten wir hier in Deutschland nicht. Grund, warum halt sich auch die Szene hier nicht so aktivistisch zeigt.
Sebastian Achso, weil der Druck von außen nicht groß ist, muss man auch gar nicht viel machen, um zu kämpfen.
René Genau, wenn du mal guckst, es gab hier ein großes SM-Portal, das wurde indiziert. Und was war die Reaktion der Szene? Also auch von Szene-Magazinen, Leuten, die ganz groß sich für die Szene stark machten, auch in Vereinen und sonst was, ach trifft die Richtigen, die haben damit nur Geld geschäffelt, bla bla bla.
Sebastian Ja, aber das ist dieser Gedanke, oh jemand hat damit Geld verdient, das ist ja an sich pervers. Also das Perverseste für den Perversen ist, dass jemand mit dem perversen Zeug Geld verdient.
René Vor allen Dingen das Ganze, also die Schlagzeilen hatten ja immer, war doch das Zentralorgan der nicht kommerziellen Szene oder sowas, war glaube ich immer mit deren Untertitel. Oder war es die Schlagzeilen?
Sebastian Gab es früher diese Trennung, kommerzielle Szene, nicht kommerzielle Szene?
René Ja, das war, also gerade in den 90er Jahren, das war die nicht kommerzielle Szene. Das war nicht die sadomasochistische Szene, sondern es hat sich als die nicht kommerzielle Szene definiert. Wie gesagt, ich bin gerade in dieser Zeit, als diese nicht kommerzielle Szene anfing, da ja reingewachsen. Insofern kenne ich den Zustand vorher eher so aus Erzählungen und was man so aus Magazinen sich zusammengelesen hat. Davor haben sich solche Zirkel ganz oft an so Dominar-Studios angedockt oder so. Die hatten dann da so Svaren und so einen kleinen Zirkel und dann hat man sich da getroffen. Klar, es gab eh Dominars und Männer haben dann halt im Notfall dafür bezahlt, um sich auszuleben. Wenn Paare sich irgendwie verabreden wollten, das war halt schon alles so eher dem Kommerz nicht untergeordnet, sondern halt kommerzielle Anbieter haben diese Nische bedient.
Sebastian Man kann eigentlich auch sagen, es war sehr exklusiv. Das musste man sich auch leisten können. Pass auf, ich habe ein Buch irgendwo in diesem Schrank hinter mir. Und zwar auch Mitte der 90er. Und da waren da auch Tipps, wenn man als Paar eine SM-Party besuchen möchte. Ich kriege das jetzt nicht mehr richtig zusammen. Aber auf jeden Fall waren so zwei Kernpunkte. Ja, es ist häufig in irgendwelchen Studios. So hat man dann die Damen des Hauses zu behandeln, damit man nicht rausfliegt. Das ist an Kleidung und so weiter vorzubereiten und so weiter und so fort. Rechne immer damit, dass es 250, 300 Kilometer sind und rechne mal mit 200 Mark. So, das war das, was ich, als ich da so meine ersten Infos bekommen habe, reingeimpft bekommen habe mit, ich will so eine Party mal besuchen, das ist in etwa das, was ich zu erwarten habe. Als ich meine ersten Partys wirklich besucht habe, das waren Community-Partys, 12-Euro-Eintritt und die Studenten haben rumgedöhnt, dass ich das nicht leisten könnte und dass es außerdem nicht mal in der Stadtzentrum ist, dass sie zwei Bahnen umsteigen mussten. Das war ein ziemlicher Kulturschock für mich, weil dieses super exklusive, spezialisierte, was ich erwartet habe, habe ich gar nicht vorgefunden. Ich habe ein wunderschönes Community-Event gefunden, aber die Erwartungshaltung war eine andere. Das heißt, es gab es mal, was ich eigentlich erwartet habe, aber nicht mehr zu dem Zeitpunkt, so 2008 war das. Da war das, glaube ich, schon wieder vorbei.
René Ja, du fragtest ja mit den Stammtischen und Co. bei mir. Das war es weniger. Also dieser eine Versuch, das reichte dann auch für viele, viele Jahre. Stattdessen haben wir dann als Pärchen mal Partys ausprobiert und geguckt, was gibt es da. Unsere allererste Party haben wir über das SM-Magazin Schlagzeilen aus Hamburg gefunden und sind, ich glaube, die hieß A. Ab Art oder andersartig, eins von beiden und war im Bell Café. Das war ein süßes kleines Café, oben war halt so ein Bereich mit ein paar Stehtischen und wenn ich das richtig noch in Erinnerung habe, wobei das war die erste Party, da mag die Erinnerung komplett anders sein, als wie die Realität aussah. Da führte eine kleine schmiedeeiserne Wendeltreppe hinab und da war ein kleiner runder Vorraum, da stand ein SM-Gerät und ringsrum waren Kerzen. Und es war einfach nett. Gut, es war so typisch Hamburger Party, also keiner lachte, alle standen da an ihren Tischen. Wir kannten da jetzt ja auch noch niemanden als Pärchen und hatten das Glück, dass sich dann ein anderes Pärchen zu uns stellte, eine sehr lebensfreudige junge Sub mit ihrem Herrn und wir sind sofort ins Gespräch gekommen, waren die einzigen, die laut lachten und sich gut unterhalten hatten.
Sebastian Oh Gott, man kann doch nicht da kommen und laufen.
René Und eine Menge Spaß haben. Ja, die Hamburger haben da auch, glaube ich, ein bisschen geguckt. Aber es war eine schöne Party, weil die Atmosphäre war angenehm. Wir hatten eine angenehme Gesprächspartner. Und es war gut.
Sebastian Moment, habt ihr da gespielt? Habt ihr da was gemacht?
René Nein.
Sebastian Guck mal, das ist doch eigentlich, eine Party ist der erste Ort, wo ich dann auch andere Leute spielen sehe und wo mir beim Spielen auf die Finger geguckt wird. Das heißt, ich habe eine Art Bewertungssituation. Was machen die da? Oder dann kommt da plötzlich jemand zu dir, du hast das eben aber toll gemacht oder nicht so toll gemacht. Also plötzlich hat man nochmal einen ganz anderen Gedanken.
René Du hast ein ganz anderes Bild. Also wir reden hier über die 90er. Ja, okay, die 90er. Es waren, wie gesagt, es war nur dieses eine Gerät und wir haben uns gut unterhalten und es war die erste Party. Ich weiß gar nicht, ob überhaupt jemand da gespielt hat oder nicht. Es war aber auch egal. Uns hat es gut gefallen. Wir wollten die nächste Party ausprobieren. Diesmal in Hannover. Die SMBH, dieser SM-Verein, der damals schon existierte, die hatten eine Party gemacht, die war in so einer Gothic-Disco, da wo heute die grüne Parteizentrale da ist, neben der Odeon-Herrschelstraße. Da in der Ecke. Oben war halt eine typische Gothic-Disco und unten im Keller waren dann die Spielräume. Meine Freundin hatte sich einen weißen Reitblazer mit einer Reithose und Stulpen, Lederstiefeln, Lederhandschuhe angezogen. Total toll. Und wir wären fast an der Tür gescheitert. Was?
Sebastian Warum?
René Wir standen also an dieser Gothic-Disco für diese Party Und der Türsteher sagt, ihr seid hier falsch. Wir wollen hier auf diese Party. Ihr kommt hier nicht rein. Warum nicht? Ihr seid nicht dem Dresscode entsprechend angezogen. Das ist weiß.
Sebastian Nein, wirklich.
René Also das hätte auch schon das Ende dieses Partybesuchs gewesen sein können. Meine damalige Partnerin, ich hatte ja schon anfangs erwähnt, sie hatte schon davor diverse Putzsklaven ausprobiert und sonst was, guckte nur so in den Raum. Du, du, du, du, du, ihr wart doch alle schon mal bei mir und habt euch als Putzsklaven beworben. Sorgt man dafür, dass ich hier reinkomme? Hat sich dann ziemlich schnell geklärt, dass sie, wir waren dann drin, das war übrigens der Anlass, warum ich dann das zweite Mal auf einem Stammtisch war, ich bin nämlich dann ein, zwei Wochen später zu dem regulären Stammtisch hingegangen Auch.
Sebastian Dort im selben Haus.
René Von dem Verein, also ich weiß nicht, wo der dann in Hannover war Orte von den Stammtischen wechselten ja immer mal wieder. Ja, der war auch mal da drin Ach ja, nee, das war glaube ich der war glaube ich nebenan im Irish Pub, da an der Ecke Ah, egal, jedenfalls mein Thema, warum ich da überhaupt hingegangen bin, ich hatte ja ein Anliegen, über Sinnhaftigkeit von einem Dresscode mit weißen Klamotten bei einer SM-Party zu reden. Woraufhin mir die dann, erstens, bevor ich dazu kam, erzählten, ja, auf der letzten Party waren Pärchen aus Hamburg da, die hatten was Weißes an. Die hätten wir am liebsten weggeschickt. Wo ich dann dachte, ey, erstens, wenn das Hamburger SMler sind, die extra nach Hannover kommen, könnte man sich auch freuen, dass die Szene auch hier mal ein bisschen Ja.
Sebastian Das Thema ist echt schwierig, muss ich ganz ehrlich sagen, aber das war wirklich noch so ein, da war man sich einig, BDSM ertragen schwarz oder Kamin rot.
René Genau, genau und die Begründung war, ja sonst könnte ja hier jetzt nicht jeder hinkommen, ich so, ihr wart in einer Gothic-Disco, jeder der normal da reingeht hat…, Schwarze Klamotten und wahrscheinlich noch einen cooleren Dresscode als alle anderen dort. Ja, also ihr schreckt damit nicht mal Leute, die das gar nicht sehen sollen ab, sondern ihr baut da eine Hürde auf, die gar nicht nötig ist. Naja, jedenfalls, wir waren dann drin. Oben war halt diese Tanzfläche, lief auch gothic-lastige Musik. Bisschen zu laut, bisschen zu dunkel, bisschen zu neblig, also man kam gar nicht so toll mit Leuten ins Gespräch. Dann ging es so eine staubige Kellertreppe runter. Das war gar keine echte Location, das war halt ein Keller, ein Lager. Da waren dann so ein paar Tarnnetze gespannt, wo so kleine Spielräumchen gemacht wurden. Und da stand dann ein Gerät drin. Alle Tarnnetze waren natürlich zugezogen und Vorhänge. Und ab und zu ging da mal einer auf, lotste befreundete Leute rein. Und die anderen verließen eigentlich diese Party-Fund vor geschlossenen Vorhängen statt. Du hast niemanden spielen sehen. Jeder hat dann mal seinen kleinen Kabuff für sich gespielt und den Kabuff dann für die nächsten acht, mit denen man befreundet war, reserviert, damit die dann auch einen Spielplatz vorfanden.
Sebastian Ja, genau, das ist vielleicht der Punkt. Also eine Party erfüllt ja drei Dinge. Erstmal Geselligkeit, ich treffe Leute, weil sich dort an einem Tag, an einem Ort alle versammeln. Ich habe Spielgeräte, die ich ausprobieren kann. Dafür sind Spielzimmer gut. Aber ich empfinde auch ganz wichtig die Möglichkeit, öffentlich zu spielen. Das ist für mich mit zentraler Bestandteil von einer Party, die, dass ich Lust und Unterwerfung und Sadismus sehe und spüre und rieche und, ah, fand das da statt?
René Also gesehen haben wir ja nicht viel.
Sebastian Ach, den Nebel, ja. Nebel des Kriegs.
René Unten im Keller nicht so, aber da waren halt dann die Tarnnetz beziehungsweise richtige Vorhänge, also man sah da nicht wirklich jemand spielen, also es war, also zum Tanzen war es nicht so unsere Musik, zum sich sozialisieren war es nicht so das richtige Setting und ja, zum Spielen A, nicht so einladend und B, hätten wir da auch nicht spielen können, weil war ja immer alles zu.
Sebastian Klingt jetzt also, ob du ein Party ist, als ob ihr keine Freunde mehr werdet.
René Ne, genau, also das war, hätten wir jetzt nicht die eine tolle Party in Hamburg gehabt, die ja jetzt nichts Außergewöhnliches, aber wir haben uns toll sozialisiert, also mit Leuten in Kontakt gekommen, dafür war es super und eigentlich auch unten diese Spielfläche, die wir dann gar nicht genutzt hatten, sah aber einladend aus, so ein Gerät, Kerzen, alles das so ein bisschen, das war ein schönes Ambiente. Ja, und... Hätte es die Party nicht gegeben, wäre das wahrscheinlich für viele Jahre das andere gewesen. Jetzt war uns klar, ne, ist nicht, wir würden aber gerne nochmal woanders hin. Und dann fanden wir in den Schlagzeilen, was wirklich so damals so ein zentraler Organ war, es gab nicht wirklich das Internet, in den Schlagzeilen war immer so ein Terminteil, was ist so im Bundesgebiet los, das passt auf eine DIN A4 Seite. Also das war nicht wirklich.
Sebastian Für zwei Monate.
René Genau, da war wirklich nicht viel los. Und da war die Soiree im Wasserschloss beworben.
Sebastian Oh, das klingt ja schon toll.
René Das klingt super. Also allein der Titel hat uns schon umgehauen. Und die war in einem Wasserschloss in Holzwickede. Das ist ein kommunales kleines Wasserschlösschen irgendwo da am Kamener Kreuz in NRW und der Organisator hat das der Gemeinde aus der Tasche geleiert für eine subkulturelle Veranstaltung. Er war Österreicher, ich glaube sogar Wiener, hatte diesen typischen Schmäh, sehr lieber netter Freund geworden. Der hatte dieses Anliegen, so eine Subkultur muss auch Räume haben, um sich zu treffen, um zu feiern, um sich zu sozialisieren. Und wo ich mittlerweile sage, ja genau, da hat er recht, eigentlich fehlt genau sowas. Und er hatte dieses wunderschöne kleine Schlösschen da. Und das waren glaube ich zwei Etagen auch nur. Wir kamen da an, waren total geflasht. Das war meine erste richtige Party, würde ich mal wirklich so bezeichnen. So viele Leute, die total toll angezogen waren. Selbstverständliche DS-Rollenverteilung. Nicht so hier wie Party, alle auch mit Halsband stehen da am Tischchen rum und klönen und trinken Bierchen, sondern Subs knien, ganz anmutig servieren, sonst was, also... Die tollsten Sachen. Und wir so, das hätten wir mal früher finden müssen. Boah, war das toll. Ich glaube, es gab eine Party davor. Also wir waren schon auf der zweiten Ausgabe. Also so viel haben wir auch gar nicht verpasst. Aber gefühlt, wir sind an dem Tag, wir mussten am nächsten Tag arbeiten, sind dann nachts zurückgefahren. Irgendwie um zwei oder so haben wir die Segel gestrichen und dachten, oh Gott, wir wären gerne so lange geblieben noch. Später haben wir erfahren, glaube ich, um drei ist da immer Schicht im Schacht gewesen. Also so viel haben wir auch nicht verpasst, aber das war eine Erleuchtung. So Gewölbekeller, wo dann da tolle Geräte standen und diese Leute und diese Freundlichkeit. Du hast dich mit Leuten unterhalten, es gab eine Sklavenauktion, das war total spannend.
Sebastian Wie kommt es, dass das dort funktioniert hat? Weil die Leute sind ja prinzipiell erstmal dieselben. Oder wie hat der gefiltert? Was hat der angestellt, dass er nicht nur das Ambiente hatte, sondern die Gäste müssen ja dann auch dazu passen? Oder lag es einfach hier in Hannover oder in Hamburg? Wo kommt es her?
René Wieso es bei ihm damals so war, weiß ich nicht. Ich kann aber sagen, wieso es all die Jahre danach bei uns ganz funktionierte. Ich glaube, du konntest bei der Soiree im Wasserschloss dich auch einfach nur anmelden. Du hast dich angemeldet und bist dann da hingefahren. Bei uns kaufst du in unserem Webshop die Tickets, wir filtern niemanden. Aber. Du musst Bock darauf haben, ein bisschen Geld auszugeben. Das war jetzt auch nicht teuer. Wir reden über, keine Ahnung, 40, 50 Mark oder so. Das war Geld, aber dafür hättest du halt auch ein- oder zweimal schick zum Italiener gehen können. Bisschen gehobener.
Sebastian Ja, ganz ehrlich, ich vergleiche das heutzutage auch mit, was kostet ein Kinobesuch für zwei? Mit allem. Und wenn eine Party günstiger ist, dann stimmt da eigentlich was nicht.
René Ja, genau so.
Sebastian Also blöd, dass es klingt, weil da kriege ich nur einen Film.
René Und dann musst du bereit sein zu fahren. Jetzt kommen wir nämlich zu dem Punkt, du hattest vorhin mal irgendwann erwähnt, ja da sind wir in Deutschland gut dran, hier gibt es so viel. Wenn es so viel gibt, sagst du, ach warum soll ich denn woanders hinfahren für was Besonderes. In den 90ern gab es relativ wenig. Für die guten Sachen bist du weit gefahren, weil es wenig gab. Und als wir dann, ich mach mal einen kurzen Zeitsprung, als wir unsere allererste Party in einer anderen Location, wir haben auch privat mal was bei uns gemacht, aber als wir eine erste richtige Schlossparty gemacht haben, kam die Hälfte der Gäste, also wir hatten 200 Gäste, fast 100 kamen aus München oder aus dem Münchner Raum. Warum? Weil in München Freunde von uns einen SM-Laden No Respect hatten und die haben gesagt, wenn René und Jacqueline diese Party machen, die kennen wir, dann ist das, die Qualität wird stimmen, das lohnt sich. Und dann ist einfach mal eben so 100 Leute aus München nach Deutschland gereist.
Sebastian Okay, pass auf, lass uns das doch jetzt einfach mal übernehmen, also voll drauf, Schlosspartys, weil das ist, für mich bist du, du kommst ja aus derselben Stadt wie ich, aus Hannover und der René, das ist der, der macht diese Schlosspartys. Du bist aus meiner Perspektive die ersten Jahre, wo ich immer nur von dir gerüchteweise gehört habe. Gesehen habe ich dich da erstmal nie. Du bist der mit den Schlosspartys. Und das ist offenbar mit dir wirklich verwoben, dass du das halt bist, dass diese Partys du sind. Und lass mich mal fragen, wann hast du damit angefangen, solche Partys zu machen?
René Unsere allererste Nacht der Leidenschaft, das war der Name unserer ersten Schlossparty, hatten wir im Januar 1999. Also wir haben an der Zeit 98 die Firma gegründet und weil man musste ja auch SM-Möbel anschaffen und wir mussten ja auch Tickets verkaufen und das darfst du ja in Deutschland nicht so einfach so machen, weil ich weiß noch, wir haben angefangen und 98 hatten wir auch gleich einen Brief vom Finanzamt, wir sollten doch mal bitte sagen, was wir denn da machen. Super, weißt du, also ist es noch nicht mal Steuerpflichterklärung, dass du die reinreichen musst.
Sebastian Ja, aber du musst es schon erklären. Also nehmen wir wirklich mal diese Events, mal von vorne bis hinten. Erstmal die Frage, warum? Mach doch Arbeit. Geld verdienen? Oder was kann der Grund sein, warum man sowas aufziehen will?
René Ja, jetzt müssen wir wieder zurück zu der Soiree im Wasserschloss kommen. Die Party war halt total toll. Und die hat danach noch Zeit verfliegt. Zwei, dreimal stattgefunden und dann war es das. Dann hatte ein Pärchen an einer lauen Sommernacht, nachdem um vier Uhr oder so diese Party zu Ende war, gemeint in dem Park vor dem Schloss noch eine Hängesuspension, eine kleine Session zu machen, was dann wohl irgendwelche Anwohner, die ihre Hundegasse führten, gestört hat, woraufhin die Gemeinde sagte, für so ein Schweinkram geben sie diese Location nicht mehr her. Ja, damit war diese Partyreihe Geschichte. Und das war die beste Party, die wir bis dahin erlebt hatten. Das war das, wo wir uns wirklich tierisch drauf gefreut hatten. Und dann fand das nicht mehr statt.
Sebastian Es gab auch keine Alternativen irgendwo anders.
René Nee, und dann, also es gab andere Partys, aber die waren halt nicht so. Wir hatten in der Zeit auch schon diverse andere Partys ausprobiert, aber es gab sie nicht. Jetzt hast du natürlich gehört, wie auch heutzutage, wir machen da was, wir haben was in Planung, die und die machen was, da ist was in Planung, da wird es was geben, bla bla bla bla. Ein Jahr ging ins Land, das zweite Jahr ging ins Land und irgendwie passierte da nichts. Aber es war genau unser Ding. Und ja, dann saßen wir irgendeinen gemütlichen Sommer morgens auf der Terrasse, blätterten in irgendeiner Frauenzeitschrift und da war dann drin Urlaub auf einem Schloss in Frankreich. Das ist was. Also wir hatten ja schon über die Affinität Mittelalter und SMler mal geredet. Schlösserburg, ganz großartig. Also ich finde das ist auch so das passende Setting für SM. Auch wenn wir jetzt so über DS reden, die Herrschaften sitzen da irgendwie am Kamin und die Dienerschaft kommt aus der Küche und serviert oder ist da irgendwie an so einer Säule festgebunden. Total toll für so ein Setting. Und dann dachten wir, ach cool, Schloss, Urlaub machen. Fragen wir mal unsere Freunde. Unsere Vanilla-Freunde. Und die hatten alle keine Zeit. Also, ach, nach Frankreich, wir wollen lieber eigentlich nach Italien. Die sind, ja, wir haben jetzt schon Kinder, also die Kinder müssen mit, gibt's da ein Pool. Die anderen, also wenn die Kinder mitkommen, dann können wir nicht entspannen, dann machen wir's auch nicht. Wir wollen unseren Hund mit, nee, wenn die einen Hund mitbringen. Freundeskreis war tot. So, dann dachten wir so, hm, fragen wir doch mal unseren SM-igen Freundeskreis, Dann könnten wir auch das Ambiente für was anderes nutzen. Ja, SM-Mega-Freundeskreis, so, ja, habt ihr denn schon ein konkretes Datum? Also wenn ihr das wisst und wir Zeit haben, kommen wir auch. Wie sieht's denn mit Playrooms aus? Wie, es gibt da keine Geräte? Nee, also ohne Playrooms?
Sebastian Okay, also erstmal Ansprüche.
René Genau, erstmal Ansprüche und am Ende wäre gar nichts gewesen. Und dann haben wir gesagt, ach komm, die Idee ist so gut, das setzen wir um. Wir gehen jetzt einfach mal in die Vollen und reden mal mit den Leuten. Und so, passt auf, also Playrooms gibt's da nicht. Wenn wir ein Playroom haben wollten, müssten wir die Geräte entweder leihen oder kaufen, das kostet Geld und wir brauchen irgendwie ein Auto, mit dem wir die nach Italien oder Frankreich kriegen. Kostet auch Geld. Also Miete oder man muss sowas kaufen. Ja, wir würden auch mehr bezahlen. Ja, aber das wird erheblich mehr kosten. Ja, würden wir auch bezahlen. Wir haben das blauäugigerweise für bare Münze genommen. Heutzutage würde ich darauf nicht mehr ganz so viel geben, aber manchmal muss man halt auch Risiken machen. Ich meinen Eltern ein Kombi aus der Tasche geleiert, so mein altes Auto war langsam mal austauschreif und ich so, mir fehlt so ein bisschen Geld, wir würden gerne ein Kombi haben. Und meine Mutter Da dachte ich schon, oh Gott, jetzt gibt es Nachwuchs. Aber auf jeden Fall kam dann so ein alter, klappriger Mercedes Kombi ins Haus. Die waren damals auch nicht so teuer, wie sie dann Jahre später wurden. Also heute sind ja Kombis so Luxusgüter. Damals so ein alter, klappriger Kombi konnte man sich auch als Student noch leisten mit ein bisschen Zuschuss von den Eltern. Ja, dann fehlt noch die SM-Möbel.
Sebastian Moment, lass mich nochmal vielleicht das Konzept, was ihr erarbeitet habt, sehen. Also es muss ein Schloss sein, dann habt ihr eine Liste an To-Dos, an Problemen, zum Beispiel es soll eine SM-Party sein, das heißt es muss ordentlich beheizt werden. Ich weiß, das ist bei Schlössern und Burgen schwierig. Schwierig. Ihr habt dort Erwartungen vom Publikum, also es müssen Möbel da sein, es müssen Separees da sein, es muss für Getränke gesorgt werden, für Stimmung, Beleuchtung. Eigentlich müsst ihr doch alles mit hinschleppen und müsst unfassbar viele Ansprüche erfüllen. Was habt ihr da gefiltert? Wo habt ihr gesagt, das braucht es und das braucht es vielleicht nicht, weil man muss ja echt mal das ein bisschen runterbrechen, weil sonst macht man sich jahrelange Arbeit und es wird nie was werden.
René Aber Sebastian, wir beide sind jetzt älter. Ich war damals ein kleiner Student. Da hat man sich nicht so viel Gedanken gemacht und das ist gut. Hätte ich mir diese Gedanken gemacht, würde ich bis heute nicht so eine Party machen.
Sebastian Okay, gut. Also gedankenlos, das ist das Konzept. Hauptsache Schloss.
René Also nein, das Konzept, wie wir uns eine Party vorstellen, das war da. Wie das wirtschaftlich sich rechnet, das ging doch gar nicht darum. Wir wollten gar kein Geld verdienen. Diese GbR war ja jetzt auch nicht, wir haben keine AG gegründet oder sonst was, UG gab es damals nicht. Wir haben einfach nur dieses Konzept umsetzen wollen. Und wenn es plus minus null gewesen wäre, wäre super. Jetzt fehlt uns SM-Möbel. Haben wir ein paar Hersteller angeschrieben, könnt ihr uns was leihen? Gab es nicht. Also so ein Geräteverleih gibt es auch glaube ich bis heute nicht, wüsste ich nicht so.
Sebastian Fände ich mal gut, also du kannst bestimmte Sachen leihen, also du kannst so Fickmaschinen und sowas, sowas kann man inzwischen leihen, kommt dann schön per Post nach Hause, das geht für ein Wochenende, aber so richtig Möbelleihen wüsste ich jetzt auch nicht, ist auch glaube ich immer schwierig, weil die Transportkosten blöd sind.
René Und wir hatten damals auch wieder, also man ist so ein roter Faden, der sich durchzieht, die Schlagzeilen, man findet alles mögliche, hat man damals in der Szene in Schlagzeilen gefunden, da war eine Anzeige für SM-Möbel, die kombinierbar waren, aus einem Möbel konntest du mehrere Varianten machen von Latovsky. Er hat danach Keuscherts-Geduld gemacht, macht er glaube ich immer noch. Die Geräte macht er nicht mehr, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, aber damals hat er halt diese tollen kombinierbaren Geräte gemacht. Du konntest sie kleins zusammenlegen, also wir hatten für die Urlaube nachher vier Geräte gekauft. Die halten bis heute, wir haben die zweimal überarbeiten lassen, aber seit 1998 gibt es vier Geräte bei uns im Bestand, die man demontiert, klein zusammengelegt in den Bettkasten von einem 1,40 x 2 Meter Bett legen konnte oder auch in einen Kombi packen. Und so kamen wir zu einem Galgenpranger, also du hattest so einen Galgen, wo du jemanden hochziehen konntest, Hängebonnetsch, weiß nicht, ob das was gehalten hätte, aber so Hände hochziehen, weil in so einem Schloss kannst du ja auch nicht mal schnell einen Deckenhaken reindübeln. Konnte zum Prangerbrett anbinden Dann gab es die Streckbank, die gleichzeitig zum Bock umfunktioniert werden konnte Und zum Günstuhl mit so Fußschalen-Erweiterungen, Ein Käfig, der nur Käfig war, gut, du hast oben Prangerbrett Und was hatten wir denn noch? Und einen Fesselungsrahmen, der gleichzeitig auch als Andreaskreuz und als Bock dienen konnte Ja.
Sebastian Da ist ja schon mal eine gewisse Grundausstattung da Genau.
René Und das war ja erstmal nur so eine Idee Wir machen so einen Sommerurlaub in Italien und Frankreich haben dann diese Geräte gekauft, hatten natürlich nicht so viel Geld, um die zu bezahlen. Du findest in ganz alten Schlagzeilen Fotos vom jugendlichen René halbnackt im Keuschheitsgürtel oder in einem Käfig gesperrt. Ich habe dann für den Hersteller gemodelt, um dadurch einen Rabatt und ein aufgeschobenes Zahlungsziel für diese Geräte zu bekommen.
Sebastian Okay, also mit wirklich ganzem persönlichen Einsatz.
René Mit ganzem persönlichen Einsatz, genau.
Sebastian Das heißt aber, ihr wolltet das unbedingt.
René Wir wollten das unbedingt, wir wollten das für uns, wir wollten das unbedingt, wir waren dann, der erste Urlaub, den wir dann durchgeführt hatten, war in Italien, was war denn das, in Venezien, nahe der Piave, schönes Hinterland, an einem Fluss gelegen, ein großes Landgut mit einer Mauer, uneinsehbar, altes Herrenhaus, das hatten wir gemietet, für eine ganze Woche. Okay.
Sebastian Für euch zwei?
René Nein, also das ist… Okay.
Sebastian Es kann jetzt so werden, ihr macht Urlaub und wollt die Geräte schon mal testen.
René Nee, wir haben die Geräte und das alles, wir haben dann über die Schlagzeilen auch Leute gesucht, die mit uns diese Urlaube machen wollten und hatten dann da feste Termine rausgegeben und da für den Termin, für den sie sich dann genug gemeldet hatten, da haben wir dann den Urlaub durchgeführt. Das waren außer uns drei Pärchen, das deckte zumindest ein paar der Kosten, also wir waren immer noch weit im roten Bereich.
Sebastian Aber ihr hattet Spaß und ihr hattet die Party, die genau das ist, was ihr wollt.
René Also das erste Pärchen tauchte schon gar nicht auf. Seitdem machen wir auch immer Vorkasse, man lernt ja auch. Also es waren zwei Paare. Das eine Paar, die wollten das Anwesen gar nicht verlassen. Sie zog sich drei, vier Mal um, trug immer die coolsten Latex-Outfits und sonst was. Die toben sich die ganze Zeit auf diesem Anwesen aus. Und das andere Pärchen, die waren eher ein bisschen zurückhaltend, die wussten noch nicht, ob sie öffentlich spielen wollten, aber die wollten kulturell alles mögliche, Venedig, Umland sehen. Also haben wir dann tagsüber mit dem einen Pärchen das Umland erkundet, Märkte, Museen, Venedig, also war super. Und mit einem anderen Pärchen haben wir viel gespielt. Also es war eine schöne Zeit. Das war so unser erster richtiger Urlaub.
Sebastian Okay, also das war jetzt schon als Party deklariert, aber noch ganz klein, rote Zahlen, einfach machen und selber genießen. Vor allem, also das ist halt wirklich noch was, wo ihr auch selber Spaß hattet.
René Genau, es ging nur darum, dass wir das selber umsetzen wollten. Es ging nicht um Gewinne erzielen, sondern sollte sich einfach nur tragen am besten. Und das war es eigentlich. Jetzt ist das halt so eine Sommersache gewesen. Wir haben dann noch drei oder vier Urlaube gemacht und hatten jetzt die Geräte bei uns zu Hause rumliegen.
Sebastian Ach so eine Last.
René Und wir sind ja aus dieser kleinen Wohnung, wo ich da früher manchmal als Putzsklave beworben habe, in eine große 150 Quadratmeter Altbauwohnung gezogen, weil wir gesagt haben, komm wir haben zwei Wohnungen, ziehen wir zusammen, sparen Geld oder ziehen wir zusammen, schmeißen beide dasselbe Budget rein und leisten uns was Größeres. Wir haben gesagt, ach was Größeres und dann fanden wir diese traumhafte Altbauwohnung mit Stuck und Parkett und bezahlbar und mitten in Hannover war super.
Sebastian Das heute jemand erzählt, der hält das für ein Märchen. Hätte man nicht zwei Wohnungen behalten können? Eine zum Spielen, eine zum Leben?
René Ja, aber du könntest auch in einer deutlich größeren, schicken Altbauwohnung leben. Wir reden jetzt wieder über alte Substanz, Geschmack.
Sebastian Es ist ein Argument. So eine Altbauwohnung kommt ja so im alten Herrenhaus auch schon recht nah.
René Ja, ganz genau. Und wir hatten dann auch so, unsere Vermieter wohnten oben unterm Dach. Also ganz so, es war vier, fünf Etagen. Und wir haben die Wohnung auch nur bekommen, jetzt wieder, wie man heute an eine Wohnung kommt. Der Besichtigungstermin wäre zwei, drei Tage später gewesen. Jetzt hatten wir die am Telefon und hatten gesagt, wir würden uns die aber schon gerne angucken. Wir sind eh gerade in der Nähe. Da meint sie, ja, wir hätten keinen Schlüssel, die Mieter sind nicht da, aber wir könnten mal vorbeikommen, dann könnten wir uns mal vorstellen. Deren Hund mochte uns, die hatten eine richtig schön ausgebaute Dachetage. Wir konnten so aus dem Fenster runterpeilen, so ein bisschen Parkett sehen da unten in der Wohnung und sagten, oh, nehmen wir.
Sebastian Ja, blind. Läuft.
René Hätten wir das nicht gemacht, hätten wir diese Wohnung nie bekommen.
Sebastian Ja, aber das ist ja, okay, dieser Mut zum Risiko, der zieht sich durch.
René Ja, genau.
Sebastian Pass auf, die Uhr, die Uhr. Party, große Party. Die Leute kommen aus München. Ist das einfach eine Entwicklung gewesen? Oder habt ihr irgendwann gesagt, nee, wir machen das jetzt in groß?
René Ganz kurz. Wir hatten jetzt diese große Wohnung, wir hatten die Geräte da drin. Was liegt näher, als mal eine kleine private Party für Freunde zu machen?
Sebastian Ja, natürlich.
René Jetzt sind wir wieder ein bisschen blauäugig, weil wenn Freunde kommen, dann muss auch eine ordentliche Auswahl an Wein, an Sekt, an Essen da sein. Essen muss warm gehalten werden, also Catering-Service, auf die Idee kommst du als Student nicht. Also sind wir zur Metro gefahren mit der Karte von einem Freund, haben dann da eine Chauffage gekauft und günstige Sektgläser und Weingläser. Also wir haben, glaube ich, 1000 Mark ausgegeben für unsere erste private Party. Kam dann auf die Idee, so üppig haben wir es nicht, dass wir alle Freunde umsonst reinlassen, wir bitten einfach um eine kleine Spende, wer kommt.
Sebastian Oh Gott.
René Ja, die Spende. War sehr durchwachsen, also es kam ein bisschen was rein, aber es hielt sich in Grenzen. Aber ist ja egal, weil es ging wieder nur darum, wir wollten gerne Party für uns feiern. Es war toll. Und was sagten die Leute? Ja, wann ist denn die nächste? Ja. Nicht so, also noch vor dem Dankeschön, dass es toll war, wann ist denn die nächste? Ähm, ja, also eigentlich war es so als einmalige Sache geplant.
Sebastian Tja, und dann seid ihr in der Pflicht.
René Genau, dann haben wir dann drei, vier private Partys, glaube ich, bei uns gemacht.
Sebastian Das heißt ja vorher die ganze Bude alles aufräumen, alles sauber machen, alles in Schuss bringen und hinterher den ganzen Mist schon wieder.
René Zwei, drei Tage vorbereiten und kochen. Wir haben die ganzen Bücherregale mit weißen Tüchern abgedeckt, damit das überall Kerzen verteilt in so Gläsern, damit sie nichts abfackeln und so. Also haben uns richtig Mühe gegeben. War toll, weil wir hatten auch was. War ja auch für unsere Freunde und also unsere Kinky-Freunde.
Sebastian Ja, wir seid ja trotzdem Gastgeber. Das heißt, ihr seid gehetzt und ihr seid fertig, wenn es losgeht.
René Bei der ersten mit Freunden ging das noch. Dann brachten aber die Freunde deren Freunde mit. Und bei der dritten Party waren das die Freunde von Freunden von Freunden so ungefähr. Und du kanntest die Hälfte der Leute nicht mehr. Wir sind dann schon umgestiegen, Spende hatte nicht funktioniert, wir haben die Kosten pro Kopf durchgeteilt und gesagt, passt auf, wir brauchen das, immer noch kein Gewinn, aber zumindest waren die Kosten wieder drin. Aber viel Aufwand. Jetzt hatte eine Freundin von uns geheiratet oder wollte heiraten und guckte sich hier diverse Locations an. Und kam dann zu dem Schlösschen im Kurpark Bad Nennendorf. Das ist so ein kleines, weißes, klassizistisches Schlösschen. Und wir waren da eh mal am Steinhuder Meer, sind spazieren gegangen und dachten, ach gucken wir mal, wo die heiraten. Ohne Hintergedanken. Wir standen da, drückten uns die Nase platt, guckten ein bisschen rein, um einfach nur mal die Location auszuchecken. Und plötzlich ging die Tür auf, meinte, wollen Sie sich das mal von innen angucken, sind Sie am Mieten interessiert, wir so, ja, vielleicht, dann führte er uns da rum, Trauzimmer, der große Speisesaal und das war es glaube ich auch schon, dann ging die Treppe hoch, da oben waren noch ein paar Hotelzimmer, das war es. Wir so, ja, ein bisschen klein, er hätte unten noch einen Gewölbekeller, wir so, oh.
Sebastian Das Ding hat einen Gewölbekeller, also ich kenne das, das ist hier im Ort nebenan und großartig.
René Und dann waren wir unten im Gewölbekeller, konntest einmal so ringsrum laufen, in der Mitte war irgendwie dieses Treppenhaus, das war jetzt nicht üppig groß, aber es war ein Gewölbekeller, gab es wohl auch mal so Mittelalteressen da drin, jedenfalls hing da so ein Käfig mit so einem Skelett drunter. Wir so, oh, und er so, ja was wollt ihr denn hier so heiraten? Wir so, nee, wäre eher was anderes. Jetzt ist Anfang der 90er, konnte sich halt noch keiner ein Bild von SM machen.
Sebastian Ich wollte gerade sagen, das hat man euch doch nicht dafür vermietet.
René Doch, und wir haben halt gesagt, wir möchten hier eine SM-Party machen. Da guckt der einen an, was wollen sie? Also nicht so wie das, sondern was ist das? Jetzt hatten wir halt die Gelegenheit, dem das zu erklären. Jetzt hatten wir ja schon eine grobe Vorstellung durch die Soiree im Wasserschloss, wo wir selber Gäste waren, durch unsere Urlaube und unsere privaten Partys. Dann haben wir einfach gesagt, ja, das machen wir. Wann haben sie Zeit, wann könnten sie uns das vermieten? Und dann meinte er, Hochzeitssaison, also das muss schon sein. Nein, aber im Januar, da ist es normalerweise zu, da würde er uns das vermieten. Wir so, ja super, machen wir.
Sebastian Ja, großartig. Das war wie viel Vorlaufzeit?
René Ein halbes Jahr vielleicht.
Sebastian Ja, aber da kann man eine Menge planen und überlegen.
René Ja, vor allen Dingen, wir waren ja blauäugig und es war ja nie als was Kommerzielles durchgeplant. Wir sind dann, statt uns einen Transporter zu mieten, vier, fünf Mal mit dem Kombi von Hannover nach Bad Nendorf gefahren, um alle einen Klamm hinzuschaffen und wieder zurück.
Sebastian Ja, das ist so eine gute halbe, dreiviertel Stunde die Fahrerei.
René Also wir waren ganz schön am Rotieren, haben dann Freunde gefragt, ob die uns helfen und eine Kellnerin sprang uns ab. Dann musste ich irgendwie auf die letzte Minute meine Schwester fragen, die hatte als Studentin dauernd irgendwelche Nebenjobs und es war klar, sie soll nur beim Essen raustragen und Getränke helfen.
Sebastian Also komplett Programm geplant, also Essen, Trinken, Feiern.
René Genau.
Sebastian Im Prinzip wie eine Hochzeit, nur ohne Trauung. nur ohne Trauung.
René Plus Playroom unten.
Sebastian Und.
René Es war voll, wir hatten 200 Gäste, wir hatten oben noch die Hotelzimmer genutzt und es war schon von Anfang an die Nacht der Leidenschaft, so wie sie auch heute noch heißt. Wir hatten oben einen Bodypainter, der so temporäre Tattoos machte, den gibt es bis heute bei unseren Partys. Es gab Essen und Getränke, die es immer noch gibt. Es gab diese Spielräume. Das einzige hatten wir Tanz, ich glaube nicht, wir hatten eine Verlosung. Es waren ziemlich viele aus der Hamburger Szene da und halt 100 Leute aus dem Süden. Alles Hardcore-Szene, würdest du heute sagen. Das war wirklich so keine Mode-SMler, Leute, die sich einfach dafür interessierten. Das waren wirklich die Szene, das waren die Leute, die du irgendwo kanntest, die in den Gruppen engagiert waren, die Magazine schrieben, die sonst was. hast. Und jetzt kommt, wir hatten ja schon über Fetisch-Stresscode geredet, dass da die Schnittmenge deutlich größer war und nicht so separiert. Am Ende des Abends hatten so viele Leute Sex. Es wird ja immer gesagt, so SMler haben keinen Sex und die.
Sebastian Hatten Sex auf einer SM-Party.
René Warum?
Sebastian Sag doch sowas nicht. Also ich habe gelernt, das macht man nicht.
René Genau. Also das ist ja auch so dieses Klischee. So Swinger sagen ja immer so, ja SMler, die hauen sich nur, die ficken nicht und, beide sagen über die Fetischisten, Ja, die ziehen sich nur schön an und wollen gesehen werden und machen nix und alle sagen über die Swinger, ja nee, die laufen hier mit Netzhemd und Badelatschen rum und das sind Klischees. Die gab es damals so nicht, aber es war halt keine Swinger-Party, wo die Leute jetzt so wilden Partnertausch oder so machten, sondern die Atmosphäre war so schick. Den Leuten hat die Atmosphäre, die haben sinnlich gespielt, also die Playrooms waren rund um die Uhr super belegt, alle hatten richtig Spaß. Es war so eine tolle Atmosphäre, dass die Leute einfach keinen Bock hatten zu warten, bis sie jetzt noch zu Hause sind oder ins Hotel. Die haben sich eine dunkle Ecke gesucht, wie man das so früher auch so in Discos oder auf Hochzeiten oder so machte und haben dann losgelegt.
Sebastian Was habt ihr denn gemacht, damit diese Stimmung entsteht? Also man kann die Tür aufmachen und sagen, so Leute, da. Habt ihr ein bisschen Programm mit drin gehabt? Also es gibt ja immer diese Partys, also ich mal ganz persönlich, ich mag Partys, wo einfach Leute sind, wo Stimmung ist, aber wo ich kein striktes Programm habe. 19 Uhr das, 19 Uhr 30 das, 20 Uhr der große Einlass, 20 Uhr 30 Vorstellung aller Sklaven, dann gibt es noch eine Million Regeln und Aufpasser. Das ist mir immer zu strict, weil ich einfach so dieses organische, hier ist ein Raum, hier kann ich machen, was ich will. Und wenn der durch so einen Terminplan ständig begrenzt wird, dann kriege ich da immer Probleme. Wahrscheinlich rede ich mich gerade um Kopf und Kragen, aber wie eng begrenzt habt ihr das geleitet?
René Also ich bin da ganz bei dir, ich finde eine Party sollte was schönes sein, du solltest hingehen und den Abend genießen können und zwar so wie du ihn genießen möchtest und ich möchte kein geleitetes Programm machen. Ein guter Freund von mir, Gunnar von Eroluna, der macht ja nur so Partys, die ich immer so als geleitet sage.
Sebastian Ich sage immer Animation dazu.
René Abend der O, seine Casino, ich glaube Casino Bizarre oder wie die alle heißen. Es gibt immer ein Rahmenprogramm und dementsprechend wirst du da bespaßt. Was toll ist, viele Leute mögen das.
Sebastian Die brauchen das glaube ich auch, weil sie sonst nicht wissen, was mache ich jetzt, was ist jetzt angemessen.
René Und bei mir ist es halt, ich mag das ungerne mich selber so ein Protokoll unterordnen und sagen, oh jetzt muss ich das machen, jetzt muss ich das machen und dieses, ich will einfach einen Abend genießen und mich treiben lassen und gucken, wo es hinführt. Und so war unsere Party auch, wir hatten eine Verlosung, ich glaube wir haben Fotos verlost und für die Lose gegen Geld und die gingen für einen guten Zweck, ich glaube wir haben für Amnesty International gespendet. Wir hatten eine Bilderausstellung, wir hatten diesen Bodypainter, wir hatten einen Piercer, der hatte, mit dem hatten wir ausgemacht, dass wir ihn bezahlen, die Leute bezahlen nur den Schmuck, aber er pierzte halt den ganzen Abend, er hatte, alles sah... Eingeschweißt, steril mitgebracht, also sonst hätten wir es nicht gemacht, weil es muss ja auch irgendwie passen. Also wir hatten so diverse Sachen, die zusätzlich angeboten waren.
Sebastian Der Piercing-Flatrate, finde ich auch geil.
René Insofern gab es Angebote, aber es gab kein Show-Act und es gab auch nur eine gewisse Einlasszeit, wie halt bei jeder Party dann und ab dann ist das Dinner offen und es war ein Buffet, also es war auch fließend und, ja, das war so ein treibender Abend, es war echt schön, den Leuten hat es gefallen, viele haben gesagt, Wann gibt es denn wieder was? Müssen wir mal schauen?
Sebastian Natürlich kommt die Frage. Lass mich mal fragen, Alkohol und Drogen?
René Ja, Alkohol gibt es bei allen unseren Events. Ich gehöre auch nicht zu diesen Leuten, die strikt sagen, in Amerika sagen sie immer never play intoxicated. Ich sitze dann da, ich kenne da sehr viele, die auch Workshops geben, die Bücher schreiben und wir sitzen dann da bei Partys zusammen und unterhalten uns, trinken auch was gemeinsam und gehen dann los spielen und grinsen alle, ja, never play intoxicated. Du musst halt das Maß kennen. Weißt du, wenn du dich abfüllst, wenn du nicht mehr weißt, boah, was tue ich dem an? Das kommt ja auch wieder drauf an. Würge ich jemanden, weil ich auf Atemreduktion spiele, möchte ich vielleicht gar nichts getrunken haben, damit ich komplett reaktionsschnell bin. Lasse ich Sabi nur ein bisschen knien und mich bedienen, dann kann ich auch einen Whisky trinken und weil ich haue sie nicht und ich fessel sie nicht und sonst was.
Sebastian Ja, das ist so ein bisschen die Extreme. Sich abschießen funktioniert gar nicht. Auf der anderen Seite, ich zitiere mal eine Hörerin-Mail, die ich mal bekommen habe. Ja, also auf Partys, wo schon steht Begrüßungssekt, da gehe ich nicht hin, da trinken die ja Alkohol zwangsweise. Also und da weiß ich immer nicht, ist das nicht zu hart, denn ich glaube die BDSM-Szene lebt ja auch davon, dass sie ein bisschen unvernünftig ist, dass man ein bisschen Grenzen erweitert und auch gesellschaftliche Grenzen und Normen ein bisschen umgeht oder übernimmt. Und ich weiß nicht, ob ich dann dieses clean BDSM immer brauche. Es ist vollkommen klar, wer betrunken ist, hat nicht mit schwerem Spielgerät zu spielen. Das sage ich beim Podcast so wie auch immer, wenn ich was getrunken habe, dann hause ich zwar noch, aber nur mit der Hand und nur auf dem Popo, weil ich weiß, da kann ich keinen Schaden anrichten, ich habe keine Chance. Also es gibt ein paar Regeln und dann kann ich glaube ich dafür auch Verantwortung übernehmen. Dieses ganz Ja, ganz Nein finde ich immer sehr schwer.
René Ja, wobei ich komme halt, wie gesagt, wir reden wieder über die 90er. Das war damals doch total sozial adäquat, dass Leute geraucht haben, dass überall Alkohol zugereicht wurde. Dieses sich darüber Gedanken machen ist doch eher so ein Produkt, was so im letzten Jahrzehnt aufgekommen ist oder so. Also das war in der alten Bundesrepublik, war das doch kein Thema. Da gab es immer wie selbstverständlich Wein und Bier und sonst irgendwas. Insofern, so wie du das schilderst, ich habe mir gar keine Gedanken darüber gemacht. Das war einfach klar, wer was trinken möchte, für den wird was angeboten. Da sah ich auch wirklich nicht so das Problem, weil ich glaube daran, dass das was ist. Also SM ist etwas, das sollte man nur machen, wenn man weiß, was man tut. Also Matthias Grimme, der das SM-Handbuch geschrieben hat, der hat da ein Diagramm drin. Da ist eine Frau abgebildet mit Bereichen ihres Körpers, die farblich markiert sind. Und dann die Legende sagt hier, leichte Schläge, mittlere Schläge, gar keine Schläge. Meine Geschäftspartnerin hat ja schon erwähnt, die ist sehr sadistisch, hat dann irgendwann mal gesagt, Matthias. Wo kann man denn deiner Meinung nach richtig hinhauen? Seine Antwort war da, jemand, der sich so ein Buch kauft, weil er das braucht, dem sage ich doch nicht, wo er an die Grenzen gehen kann. Und das ist der Unterschied. Ich gehe davon aus, dass es eine Trennung gibt zwischen ich interessiere mich und ich taste mich ran und ich lebe das jetzt aus. Ich bin dann, ich setze es voraus, ich komme aus einer anderen Zeit, ich glaube halt, ich tue nur was, wo ich mir sicher bin, dass ich weiß, was ich tue.
Sebastian Okay, du hast ja mir gegenüber gar nicht so viel Vorsprung. Ja, du hast früher angefangen, dann Quatsch zu machen, aber ich kann das schon sehr nachvollziehen. Pass mal auf, wir haben dieses elende Zeitlimit heute. Lass uns doch mal ein bisschen springen. Also diese Partys, 20 Jahre gibt es die schon?
René Ja, über 20 Jahre.
Sebastian Über 20 Jahre finden also immer noch statt. Jetzt würde ich sagen, Mensch, die müssen immer größer und prunkvoller und glamouröser geworden sein. Wie ist so, kannst du so einen kurzen Abriss geben, Entwicklung und auch was sich vielleicht verändert hat, was man dort tut oder auch nicht mehr tut, was ist nicht mehr angebracht? Oder auch von der Größe her, ich meine, man kann das immer größer und größer und größer machen, bis man einen Neuschwanstein bucht und dann hat man da 5000 Leute. Oder man findet irgendwann auch ein Maß, wo es auch noch Spaß macht.
René Ja, die Größe hängt immer sehr stark von den Schlössern ab. Das ist eigentlich schon das Hauptproblem, was du in Deutschland hast. Eine schöne Location zu finden, die für solche Zwecke sich hergibt. Dazu muss natürlich die auch noch passen. Also nicht jedes Schloss, was man kriegen kann, will man auch haben. Also es sollte auch beheizt sein. Und man möchte halt vielleicht auch, dass es ein schönes Ambiente ist und du nicht in so einer 70er Jahre Vereinskneipen-Atmosphäre in so einem runtergerockten Burgschlösschen da irgendwie feierst. Also da muss einiges passen und sie müssen für diesen Zweck sich hergeben.
Sebastian Tun sie das?
René Immer mal wieder. Wir haben viele Schlösser durchprobiert, also nicht probiert und gesagt, wir machen was anderes. Also ganz oft haben wir auch Schlösser verloren, weil dann halt…, Das erste Schlösschen, was wir hatten, damals der Pächter, hat uns keine Rechnung geschrieben. Meinte, ach das war doch unter der Hand. Wir so, nein, wir haben Tickets verkauft, wir müssen das abrechnen, wir hätten gerne eine Rechnung. Und dann hatte ich ja schon erwähnt, das Finanzamt hatte sich auch gleich bei unserer ersten Party dafür interessiert. Dann haben wir da einen Eigenbeleg reingelegt. Dann sagte unser Finanzberater dazu, unser Steuerberater, das können wir jetzt nur einmal machen, wenn er da nochmal feiert und nochmal reinschreibt. Das waren unsere Kosten, werden die das nicht so anerkennen. Also war klar, wir müssen das Schloss wechseln. Daraufhin hatten wir die Babelsberger Filmstudios angemietet. Da hatten wir eine Sommerparty. Das mittelalterliche Gelage. Wir hatten das mittelalterliche Dorf und dieses Restaurant Excalibur. Excalibur heißt das, ne oder? Wie hieß das? Prinz Eisenherz. Und hatten da mit Dresscode, wir haben uns im Abelsberger Fundus da bedienen dürfen, alle waren mittelalterlich gewandelt, vorne stand jemand mit einem Breitschwert und die ganzen Gäste kamen mittelalterlich verkleidet und war eine ganz tolle Sommerparty. Ja, es war Sommer 99 und dann sind wir nach Bayern gegangen, weil auf der Suche nach Schlössern, also das war schwer, haben viele Schlösser angeschrieben und dann haben wir, weil wir hatten immer noch nicht üppig Geld, wir waren immer noch Studenten, es war eher ein Hobby als ein Beruf. Und wir sind dann da runtergefahren und haben in einer Tour mehrere Schlösser abgeklappert und dann eins gefunden, das war schön, da hatten wir dann Partys, das war so im Einzugsgebiet Regensburg, Landshut München und ich glaube da hatten wir so um die 400, 500 Gäste damals schon. War also deutlich größer und wir haben alles genutzt. Wir haben den letzten Gewölbekellerraum leer geräumt, der als Lager diente und die Hotelzimmer genutzt und sonst irgendwas. Da waren wir mehrere Partys lang, bis einer der Gäste meinte, er müsste im Latex-Outfit sein Auto voll tanken und in der Tankstelle, wo ein ganz cooler Bayer wohl gefragt hat, ja, wo gehst du denn hier hin?
Sebastian Und dann sagt er.
René Ich bin jetzt zu einer exklusiven Schlossparty eingeladen. Also auch ohne Nennung des Ortes kann sich hier was denken. Worauf der Tankstellenwärter da wohl ganz cool bei dem Hotelier mal fragte, du hattest hier eine Veranstaltung am Wochenende.
Sebastian Man hat da nicht vorher angerufen.
René Damit hätte das auch weiterlaufen können. Aber jetzt hat der Hotelier so Panik gekriegt, dass er sagte, nee, wir müssen hier Gras drüber wachsen lassen. Alles weitere abgesagt. Dann standen wir ohne neues Schloss da und mussten ein neues suchen. Und so zog sich das immer mal wieder.
Sebastian Das ist also wirklich die Hauptaufgabe, das Klinkenputzen, Schlösser suchen.
René Die Location zu kriegen, ist das Allerschwerste. Wenn wir jetzt rüber gucken, die Szene in den USA zum Beispiel. Meine erste US-Party war in einem Hyatt. Ein Block vom Kapitol entfernt.
Sebastian Echt?
René Es war nicht mal exklusiv gebucht. Zeitgleich war noch irgendein Politiker-Kongress. Da im Raucherbereich standen die SMler im Fetisch-Outfit, Halsband und halbnackt neben irgendwelchen Leuten im Business-Outfit. Und es hat sich überhaupt nicht gebissen. Und bis heute, du kriegst in Amerika, solange du sagst, hey, pass auf, folgende Auslastung, folgender Umsatz, Business, you're welcome.
Sebastian Pass auf, in 20 Minuten willst du durch diese Tür gehen. Ich werde hier bis zur letzten Sekunde mit dir aufnehmen.
René Alles gut.
Sebastian Aber lass mich doch mal bei den Partys noch ein bisschen vorspulen. Die letzte Schlossparty, wie lange ist es her? Was ist so jetzt im Moment so der aktuelle Stand?
René Die letzte Schlossparty war im November. Wer hätte das gedacht? Also Corona ist ja eine verrückte Zeit. Ich hatte ja gesagt, eigentlich bin ich so im Vorruhestand, weil nicht viel möglich ist. Wir hätten gedacht, im September hätte was stattfinden können, weil die Pandemielage im Sommer war ja total entspannt. Leider passen die Regierungen ihre Verordnungen nicht so an, wie es angebracht wäre, sondern eigentlich im September war noch alles verboten. Im November, wo es wieder anzog, waren die Verordnungen plötzlich alle gelockert. Also keine Logik.
Sebastian Also es ist zwei Monate her.
René Es ist zwei Monate her. Wir waren fast ausverkauft. Hätten wir die im September machen können, wären wir ausverkauft gewesen. Dadurch, dass es momentan auch genug Leute gibt, die sagen, es ist uns ein bisschen riskant mit der Pandemie und sonst was, waren ein paar dann wieder am Abspringen. Aber wir waren fast ausgebucht. Also war eine gute, volle Party. War eine Stimmung wie früher. Dazu muss man sagen, es ist aktuell in Hessen. Und die Verordnung dort erlaubte diese Personenzahl ohne Probleme. Wir hatten keine Maskenpflicht. Wir hatten keine Maskenpflicht. Also wir konnten so wie früher feiern, das wäre auch Bedingung gewesen.
Sebastian Also vom Konzept, also inzwischen sagst du ja mal, man war blauäugig. Wie professionell ist das inzwischen? Gibt es dann immer noch den Piercer, der da ist und gibt es vielleicht doch ein Rahmenprogramm? Also was hat sich getan?
René Also professionell ist, mit jeder Veranstaltung, die du mehr machst, professionalisierst du dich ja natürlich selber. Du achtest auf andere Dinge, also jetzt einfach nur mal von der Qualität, die du ablieferst. Du hast, welche Weine kaufe ich ein, wie verhandle ich, was brauchen wir, irgendwann hast du plötzlich eine Rechtsschutzversicherung, du hast eine Veranstalterhaftpflichtversicherung. Du hast ein paar Prozesskosten, weil doch mal irgendwas ist und ein paar Schäden, die du regulieren musst, du bildest also Rücklagen, weil du weißt, alle paar Jahre kommt da wieder was. Du hast ein Team, Leute, mit denen du immer mal wieder arbeitest, Leute, die du dauerhaft hast, du musst irgendwie deine SM-Möbel, die ja auch mit den Locations wachsen, jetzt hast du plötzlich ein großes Schloss, musst neue Möbel kaufen, dann hast du plötzlich ein Lager. Dann merkst du, das kann ich nicht auf dem Laptop mehr nebenbei machen. Du hast plötzlich ein richtiges Büro mit Fächern und Regalmeterweise Ordnern und einen Schrank, wo deine Tickets aufbewahrt werden. Du setzt dich mit Datenschutz auseinander, weil wir reden hier über eine ziemlich hohe Schutzklasse. Durch die Partys, jemand der bei dir Tickets kauft, offenbart ja irgendwie seine Neigung. Ergo kannst du das nicht auf irgendwelchen wilden Servern ablegen oder sonst was, das muss ordentlich gesichert werden. Du brauchst plötzlich einen Datenschutzbeauftragten und so weiter. Also es professionalisiert sich zwangsläufig früher oder später. Und irgendwann kommst du halt an diesen Punkt, das war bei uns irgendwie Anfang der 2000er Jahre, wo wir merkten, es ist so viel Arbeit mittlerweile, das können wir als Hobby nebenbei nicht mehr stemmen. Wir haben ja auch noch unsere normalen Berufe. Und nach Feierabend mal eine Party just for fun zu organisieren, cool. Zwei, drei Partys geht auch noch. Aber irgendwann sagst du, ich kann nicht nur noch jede Nacht hier so einen Doppeljob machen, damit ich irgendwelche Leute bespaße. Ab jetzt muss entweder das bleiben oder wir müssen es professionalisieren, dass wir davon leben können. Und da haben wir dann den Schritt gewagt und daraus quasi unseren Hauptberuf gemacht.
Sebastian Ich kann dazu nur gratulieren, ob das heute noch so möglich wäre, weiß ich nicht. Lass mich mal überlegen, also wenn du jetzt auf einer Party bist oder wenn die Party stattfindet, jetzt im November, hast du da überhaupt Gelegenheit zum Spielen selber? Kommt das vor? Ist doch eigentlich nur für alle anderen.
René Diesen November habe ich auch so mal richtig gespielt, das ist aber sehr selten. Ja, wenn du dich professionalisierst, bist du der Gastgeber. Das ist, wenn du gerne kochst und ein Restaurant irgendwann aufmachst.
Sebastian Dann bist du der Koch.
René Bist du der Koch und nicht mehr der Feinschmecker, der für seine Freunde kocht und selber mit isst. Das ist zwangsläufig so. Je nachdem, wie stark die Party ist, wie groß, welches Konzept, wir machen ja verschiedene Sachen, habe ich mal mehr und mal weniger Freiräume. Und dann musst du halt noch Gelegenheit haben. Selbst wenn ich meine Partnerin mitschleppe, die Hälfte des Abends oder mehr als die Hälfte des Abends arbeite ich. Da sitzt sie alleine rum. Das heißt ja nicht, ich sage dann so, jetzt habe ich eine Stunde Pause quasi sehe und lass uns spielen. Das ist, ja, die Leidenschaft ist mehr die als Veranstalter und wenn noch ein bisschen zusätzlich für mich abfällt, dann ist das nett, aber es passiert selten.
Sebastian Okay, ich mach da jetzt hier mal einen Strich drunter. Ah, es ist so gemein. Also pass auf, ich lade dich jetzt schon mal ein, dass wir entweder hier nochmal eine Fortsetzung machen oder aber ich dich einfach in so eine Live-Sendung reinschleife, um einfach mal über German Fetish Ball und USA zu reden. Also das ärgere dich einfach. Ich sehe jetzt schon, die Folge ist jetzt schon über zwei Stunden lang, also ich hätte es eh splitten müssen.
René Alles gut, wir können über alles, ich habe die Zeit, ich nehme sie mir, wir wohnen nicht weit auseinander.
Sebastian Genau, also wir kriegen das hin. Aber jetzt haben wir natürlich diese Lücke, so mit Anfang 30, du hattest da deine Beziehung und das passte so. Lass mich nochmal gucken, jetzt bist du 47. Wie sieht dein Kink jetzt aus? Was hat sich entwickelt? Und ich weiß nicht, wie viel du verraten möchtest, wie viel Privat da ist, aber in was für einer Situation lebst du eigentlich? Also was ist René heute?
René Ich mache ja kein riesen Geheimnis drum, also Privatsphäre ist gut, aber ich baue da jetzt nicht so mega Mauern rum. Ich hatte bis auf ganz, ganz wenige Ausnahmen nur Szenebeziehungen, seit ich halt 19 geworden bin. Alle Frauen waren mehr oder minder kinky. Ich fand eigentlich Familie auch schon immer toll, war auch klar, will ich mal irgendwann haben. Ich war auch mal verheiratet. Und hat halt leider nicht so gehalten. Aber alle die Mädels, die ich kennengelernt habe und ab einem gewissen Alter, so ab 30, habe ich eigentlich auch schon klar kommuniziert, Achtung, ich möchte auch mal Familie und könnt ihr euch das vorstellen. Aber die Mädels, die ich da halt kennengelernt habe, die waren alle noch in dieser Phase, sich ausleben, ausprobieren und durch mich entdeckten die halt noch viel mehr Szene als das, was sie so von der Haustür kannten, sowohl in Deutschland wie Europa, USA und die sind voll drin aufgegangen und plötzlich war Familie nicht mehr so wichtig, das war jetzt noch die wilde Ausprobierzeit, kann ich komplett nachvollziehen. Aber ja, wenn du halt Familie möchtest und dann die nächste Beziehung auch wieder nur drei, vier Jahre ausprobieren möchtest, dann endet man irgendwann, wie ich, so Mitte 40 und hat Familie eigentlich schon abgeschrieben. Und dann lerne ich da über den Joy-Club eine Frau in Hamburg kennen. Ich glaube, sie hat ein Date für eine Party gesucht. Dann haben wir uns mal spontan getroffen. Sie dachte, ich komme aus Hamburg. Ich dachte auch, für ein nettes Mädel fahre ich auch mal spontan nach Hamburg. Und aus diesem Lass-uns-mittags-mal-ein-Kaffee-trinken ist bis 10, 11 Uhr abends spazieren gehen in Hamburg mit Abendessen und Cocktails und alles Mögliche geworden. Wir haben uns wiedergesehen. Und knappes Jahr später waren wir verlobt, knappes Jahr später haben wir geheiratet, knappes Jahr später war unsere erste Tochter da und jetzt kommt demnächst die zweite. Also ich bin mittlerweile sehr solide und glücklich, ich habe Familie und Papa, aber meine Frau gibt mir die Freiräume. Also ich darf die Partys machen, was heißt darf, für die große Liebe hätte ich das vielleicht auch nochmal überdacht, also ich möchte nie nie sagen, aber bei ihr war von Anfang an klar, ich mach das, sie hätte sich vielleicht einen Mann mit einem seriöseren Beruf, so einen Anwalt oder so vielleicht mehr gewünscht. Aber sie kann damit leben und ich glaube, das ist das Wichtigste. Jemand, der dich so sein lässt, wie du magst. Du hattest vorhin erwähnt, nicht jeder ist so hundertprozentig kompatibel. Dazu gibt es ja viel zu viele Kings und Leute mögen unterschiedliche Sachen. Und meine Frau kann damit leben, dass ich unterschiedliche Sachen mag und gönnt mir da auch einige Freiheiten und das ist nicht so selbstverständlich und das macht es natürlich leichter sich zu binden, weil das ist der goldene Käfig, die Tür ist offen, aber du bist trotzdem gerne da, weil alles passt.
Sebastian Passt, wenn ich dir jetzt in die Augen sehe, also du siehst jetzt auch gerade sehr verliebt aus, das muss ich ganz klar formulieren, du bist offenbar jetzt einfach mal angekommen und es wäre jetzt wirklich schade, wenn du diese ganzen Sachen nicht mehr machen würdest, ich meine, es ist inzwischen dein Beruf geworden, aus einer Notwendigkeit heraus, ja, ich würde sagen, da hast du dir einen Traum erfüllt.
René Ja, also es war gar nicht mein Traum. Ich wäre auch einfach, glaube ich, gern nur Gast gewesen. Weißt du, wenn dieses Swaree im Wasserschloss heute noch laufen würde als Partyreihe und ich da einfach mit meiner Partnerin drei, vier, fünf Mal im Jahr hinfahren kann. Wir legen ein bisschen Geld auf den Tisch, genießen den Abend, können von vorne bis hinten mitfeiern und ich verdiene mein Geld mit was anderem. Könnte ich auch mitleben. Eben. Fragst du mich aber, ob ich es bereue, den Beruf? Nein, dann werde ich es hier nicht machen. Also ich bin happy. Ich habe auf dem Weg in die USA auf eine Party einen Zubringerflug nach Paris gehabt und da umzusteigen, weil das ist deutlich günstiger so zu fliegen und habe einen Kommilitonen von mir von der Uni getroffen. Und wir kamen so ins Gespräch, so fliegst du hin, ja Medienkongress in Südfrankreich, ich so, ach das ist ja klasse, ich wusste gar nicht, was ist noch in der Forschung, bist du ja so, ja, ja, ist da mittlerweile Professor, total happy und du, ich so, ja, ich fliege in die USA auf so eine kinky Party, also machst du da immer noch deine Partys, also hatte ich ja schon neben der Uni, ich so, ja, ach das klingt toll, ich so, ordentlicher Professor, klingt aber auch super, also du musst glücklich sein mit dem, was du machst.
Sebastian Ja, das bist du definitiv. Und auch privat hast du, ich sag mal, einen Anker gefunden, der goldene Käfig eben. Da würde ich ja gerne auch noch ein bisschen drin rumfragen und rumwühlen, aber ich habe deine Frau einfach noch gar nicht kennengelernt. Und was du da verraten magst, das müssen wir einfach beim nächsten Mal besprechen. Pass auf, es gibt noch diese kleine Tradition des Dings der Woche. Und ich sehe, ich habe noch neun Minuten mit dir hier. Vielleicht bauen wir das noch ein, bevor wir uns hier verabschieden. Ich hätte es fast vergessen.
René Ich hatte ja richtig viele...
Sebastian Du bringst eine Tupperdose mit.
René Nee, ich muss das ja nur verpackt. Also ich habe echt lange gesucht, ich hätte ja gerne so ein Modem mitgebracht, aber nicht gefunden.
Sebastian Ich bin so gespannt.
René Ich dachte, ich bringe mal was Skurriles mit, was du vielleicht gar nicht kennst.
Sebastian Okay, also das kommt aus einer grauen Kiste und es sieht aus, oh Gott, was ist denn das? Das könnte ein Metallsucher sein.
René Ja, von der Form sieht das aus.
Sebastian Ja, es sieht so aus. Ich mache gleich ein paar Fotos, die packe ich natürlich nicht schon.
René Oder die Enterprise.
Sebastian Ja, ein Modell von einer sehr fetten Enterprise. Es hat einen Kopfhöreranschluss, es hat ein kleines Display-Monochrom, es hat einen blauen Schalter. Und es kommen Batterien rein und ein rotes, hässliches Bändchen. Ultraschall? Nee. Also doch ein Metallsuchgerät, würde ich jetzt sagen. Kann ich mal draufdrücken?
René Ja.
Sebastian Okay, dann geht es an. Press Scan to Read. Ist das vielleicht für Eintrittskarten?
René Nein.
Sebastian Okay. Reading, NFC-Scanner, also steht hier einfach nur Reading. Man könnte damit hier die Marken von einem Hund auslesen, würde ich sagen.
René Genau.
Sebastian Echt? Ja. Ha, okay. Wo muss ich bei dir scannen?
René Bei mir gar nicht. Wir hatten uns ja über so 24-7 und Beziehungen und so unterhalten. Was ist, wenn du eine devote Partnerin hast, wo du weißt, es ist alles toll, aber man ist irgendwie Mitte 20, Anfang 30 und es ist nicht die Partnerin fürs Leben und sie hätte gerne ein Kennzeichen ihres Herrn. Also sorry, ich kann beim besten Willen, Mädel, wo ich weiß, weil ich ein bisschen älter bin, wir werden in 20 Jahren nicht mehr zusammen sein. Nein, da tätowiere ich doch nicht meinen Namen oder sowas. Dann wurde natürlich viel gefeilscht. Sub hat natürlich dann auch so Bedürfnisse wie, aber ich hätte gerne ein festes Kennzeichen und sonst was. Und eine Freundin von uns in Hamburg war Piercerin und die hat das mal angeboten, dass sie Subs halt kennzeichnen kann. Und jetzt hast du natürlich das Kennzeichen. Was brauchst du da natürlich? Auch ein Lesegerät, weil du möchtest ja auch zeigen können.
Sebastian Du hast also so ein Glasröhrchen mit so einem NFC-Chip implantieren lassen. Wie oft ist das vorgekommen?
René Einmal.
Sebastian Einmal, okay. Kann ja auch sein, dass du da gesammelt hast. Du willst mal eine Suppe sagen, kein Problem, ich habe hier die dicke Nadel und dann wird immer markiert. Ich finde die Idee total großartig. Es ist nicht sichtbar, es ist aber da und man kann sein Nerdtum auch noch ein bisschen ausleben mit dem Lesegerät. Und ja, wenn sie mal verloren geht.
René Bei Tasso Mellen.
Sebastian Das ist ja mal so, also ich finde das gerade sehr genial, die Idee. Das ist aber eine Zahlenkette, eine lange Zahl, die rauskommt.
René Es ist glaube ich dieser normale Hunde-Chip.
Sebastian Also da kann jetzt nicht dann stehen, Eigentum von René.
René Das wäre natürlich genial, aber wahrscheinlich geht das ja heute, man kann ja irgendwelche Chips beschreiben lassen, aber keine Ahnung. Das war damals halt so, State of the Art ist ja auch schon echt lange her.
Sebastian Jetzt muss ich mal fragen, kannst du das deiner Partnerin nicht verkaufen, dass du mal gechippt wirst?
René Warum sollte ich das? Ich trage einen E-Ring, reicht das?
Sebastian Ja, der kann ja verloren gehen. Es piept jetzt gedingt, jetzt ist es ausgegangen. Ich finde die Idee absolut großartig, da werde ich jetzt noch lange drauf rumdenken. Also man müsste so einen Stand eigentlich mal so auf so einer BDSM-Messe machen, wo die Leute sich chippen lassen können.
René Ja, das wäre gut.
Sebastian Gut, da muss ich mal drauf rumdenken. Also ich finde das tatsächlich gerade wirklich großartig, weil das ist so naheliegend. Und ich bin, wahrscheinlich gibt es auch ganz viele Menschen, die das schon gemacht haben, aber ich bin, habe bisher nicht die Idee gehabt, das selber zu machen. Also vielleicht könnte ich mich ja damit shippen. Ja, ein Meister vom Podcast, Tobi.
René Also wenn du ein bisschen im Internet googelst, findest du ja auch so skurrile Seiten mit so Fotosammlungen von Leuten, die SM-Kennzeichen und Tattoos haben und sonst irgendwas. Und da gibt es ja von fein und klein, wo du denken würdest, ach ja, das ist unauffällig und das ist trotzdem so eine verbindende Markierung, bis ganz riesengroß. Und ja, Ästhetik ist sicherlich, also Geschmackssache kann man drüber streiten, aber ... manches denkst du auch schon.
Sebastian Wir werden auch älter und das Alltagshalsband oder der Alltagshalsreif, der muss jetzt nicht mehr massiv Stahl sein, das kann auch eine filigrane Kette mit Bedeutung sein.
René Oder aus Titan, weil es leichter ist.
Sebastian Ja, aber man merkt halt schon, dass das verändert sich so ein bisschen, dass das Ding gar nicht mehr so wichtig ist. Darf ich dir das Detail entlocken, in deiner jetzigen Partnerschaft, ihr switcht ihr miteinander oder gibt es da eine Position, in der du dich jetzt auch wohlfühlst?
René Wir spielen ab und zu miteinander. Als Eltern ist es natürlich mit der Zeit deutlich schwieriger, wenn du kleine Kinder hast. Das werden sicherlich einige verstehen. Wir haben keinen Machtgefälle. Wir spielen und das ist auch ganz gut so. Wir gehen da ganz undogmatisch ran. Ob das mal mehr oder mal weniger wird, mal abwarten. Aber da sind wir wieder beim goldenen Käfig. Ich weiß, es ist schön, wenn es keinen Druck gibt. Das ist, wenn einer von beiden die Erwartungshaltung hat, boah, ich will das so richtig hardcore ausleben und dann fehlt sowas irgendwann. Und so Leichtigkeit hat schon... Seine Vorteile.
Sebastian Ja, ich glaube, das mag ich nochmal so dem Publikum auch mitgeben. Dieses verbissene Suchen über Jahrzehnte nach dem einen Menschen. Ja, kann sein, dass man sich trifft, aber eigentlich sucht man ja das Glück und da gibt es nicht nur eine Lösung und nicht nur ein Match auf der Welt. Und ich habe das, muss ich zugeben, ein bisschen verfolgt. So in den letzten zwei, drei Jahren habe ich immer wieder mal von dir irgendein Posting irgendwo gesehen. Und ich merkte, ach guck an, jetzt wird er glücklich. Also obwohl wir uns nur vor vielen Jahren mal auf dem Stammtisch eine halbe Stunde unterhalten haben, Das war einfach so ein Prozess, wo ich sehen konnte, da passiert so nach und nach was und das wirkte eben nicht so, als ob du deine Seele verkaufst, sondern einfach nach, jetzt machst du die Dinge, die du machen möchtest und die dich glücklich machen und dazu mag ich dir einfach mal zum Abschluss hier noch gratulieren.
René Dankeschön. Aber ich glaube, mit dem Alter verändert man sich halt auch. Du gehst anders ran und das Wichtigste ist doch, dass du in dir ruhst und du musst für dich glücklich sein. Was ich bei vielen, die so in die SM-Szene reinkommen, feststelle, die wollen irgendwelchen Klischees entsprechen, die wollen meinen, oh, ich muss als Dom mich so und so geben. Eben wichtig ist, dass du für dich irgendwann erkennst, was ist mir wichtig, wie möchte ich sein und das ist dann auch bei der Partnerwahl, was ist mir im Partner wichtig und du stellst fest, dass es nicht eine Summe von Praktiken ist oder sonst was, sondern der Mensch muss für dich wichtig sein, du musst dich angekommen fühlen. Man kann gerne Spielbeziehungen haben oder sonst was, aber dieses sich, was ist mir wichtig? Es gibt so viele unterschiedliche Typen, weißt du, es gibt die Leute, die wollen einfach nur ihre Ruhe haben und eine Frau, die auch happy ist, dass sie ihre Freiheiten hat und es gibt Leute, die wollen sich rund um die Uhr unterhalten und es muss passen und das muss man für sich realisieren und ich glaube, dass im Alter merkst du das deutlich mehr als, ich glaube, mit 20 haben wir uns alle noch keine Gedanken drüber gemacht.
Sebastian Das Witzige ist, mit 20 hat man noch viel Zeit, da muss alles schnell gehen. Wenn man älter wird, hat man zwar weniger Zeit im Leben, aber da hat man Geduld. René, ich lasse dich jetzt hier von der Leine. Wir müssen uns auf jeden Fall wiedersehen. Links zu dir und zu Veranstaltungen. Ich packe alles mal in die Shownotes rein. Und wenn du noch irgendwelches Bildmaterial vielleicht von der ersten Party oder so auftreiben kannst. Immer her damit.
René Wir haben alte Bilder, auf jeden Fall.
Sebastian Sehr gut, also immer her damit. Du hast jetzt etwa sechs Wochen Zeit, bis das erscheint. Und dann gucken wir mal, ob wir dem Publikum noch ein bisschen was zeigen können. Ich kann nur sagen, vielen, vielen, vielen Dank, dass du hier rausgekommen bist, dass du den Zeitplan irgendwie reingequetscht bekommen hast. Und ja, wir sehen uns wieder. Und jetzt wünsche ich dir erstmal eine gute Heimfahrt, ganz viel Spaß und vielen, vielen Dank. Grüß schön zu Hause.
René Ja, danke Sebastian.
Sebastian Sehr gerne, tschüss.

Kommentare & Fragen

Lexxi
02.04.24

Was für ein spannender und abendteuerlicher Weg zum BDSM und durch die Szene hindurch. Den Mut einfach mal "eben so" aus dem eigenen Urlaub im Ausland ein Mini-Event zu starten ist ja mega. Leider gibts in Norddeutschland zu wenig Schlösser... aber tatsächlich ist die Recherche aufgrund einer Werbung für ein Schlossevent mein Weg zum BDSM gewesen ;) Wobei es zu einem Besuch bis heute nicht gekommen ist...
Eine tolle Folge und JA natürlich wollen wir da mehr hören, unbedingt!

MissDana
29.05.22

Total spannende Folge! Ich würde gerne mehr hören über die Szene in den USA, den GFB und wie René seine Ehe und Familienleben mit seinem kinky Leben in Einklang bringt.

Princesschen
04.04.22

<div> Ich möchte mehr von ihm hören! Ist spannend!</div>

Lilli
04.03.22

<div>Sehr schönes Gespräch! Und hoffentlich gibt es eine Fortsetzung.</div>

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