Cover Lady Ingrid - Was bleibt ist BDSM

Lady Ingrid - Was bleibt ist BDSM

SM seit 1960

17.03.25
03:53
1.271
290
244
Cover Lady Ingrid - Was bleibt ist BDSM

Episodenblog

Wird geladen...
SM seit 1960

Heute habe ich eine ganz besondere Aufnahme für euch.

Ich habe Lady Ingrid besucht und wir haben geredet. Sie lebt in der Nähe von Hannover, besucht Stammtische, Partys und man könnte sagen, dass sie mit all dem BDSM vor 65 Jahren angefangen hat. Lady Ingrid ist 86 Jahre alt, kein bisschen Kink-Müde und wie um 1960 die Sache anfing, erzählt sie uns heute.

Natürlich wussten sie und ihr Mann damals nicht, dass das, was sie da tun einen Namen hat und es hat viele Jahre gedauert, bis sie Kontakt zu anderen BDSMern gefunden haben.

Liebes Publikum, wir sprechen heute über Dekaden voller Entdeckungen, voller Engagement, voller Wissenshunger und mit unglaublich vielen intensiven Erlebnissen.

Wir sprechen heute über das was niemand mitbekommen darf, was sich nicht wiederholen darf. Über Briefe, Informationen, Gruppen und nicht zuletzt den Tod von geliebten Menschen.

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:00:39
Einleitung
00:02:29
Begrüßung
00:02:47
Danke an Peter
00:02:54
Vorstellung
00:05:14
Vorab: Willensstärke und Lob
00:10:04
1959 im Stadtwald
00:10:34
Fesseln 1960
00:18:33
Seine Vorliebe für Mieder
00:25:11
Die Hochzeit
00:28:27
Erster Orgasmus
00:34:45
Die St. Pauli Nachrichten
00:39:37
Macht über seine Sexualität
00:41:49
Das ist krank! - Sagen die Bücher
00:43:57
Buch: "Vergiss die Peitsche nicht"
00:52:15
Das darf nie wieder passieren!
00:59:11
Die Anzeige und der andere Mann
01:14:17
Regelchaos und Briefpapierfarben
01:18:26
Ob er den Schalter umlegen kann
01:26:30
Brieffreunde treffen
01:37:15
Sicherheit und Covern
01:38:51
Verhandeln und Anleiten
01:46:25
Gezinkte Karten
01:49:20
Die Autobiographie
01:54:36
BDSM steckt in den Menschen drin
01:55:25
Interview im Buch "Sadomasochismus"
01:59:11
Überraschung: Es gibt in Hannover eine BDSM-Gruppe
02:05:38
Die erste Party 1990
02:15:57
Auf dem Thron
02:24:43
Heutzutage gibt's keine echte Hingabe mehr
02:28:37
Spät anfangen
02:30:37
Öffentlichkeit: Auf dem Podium in Bremen
02:42:28
Hast du etwas bewirkt?
02:48:19
Fotosession und Küchenlabor
02:50:24
Die DVD: Heute weiß es jeder
02:52:23
Gegenwart
02:53:31
Über Tod und Weitergehen
03:00:34
Die Jugend von heute...
03:09:35
Lieber heute einsteigen?
03:18:33
BDSM bis zum Ende
03:22:35
Toleranz wird nicht besser
03:28:43
Shorts
03:38:17
Das A oder B-Spiel
03:43:02
Ausklang
03:48:44
Verabschiedung
Das Transcript wurde automatisch erzeugt und kann Fehler enthalten.
Sebastian Hallo und herzlich willkommen zur Kunst, Dorn, Vernunft. Mein Name ist Sebastian Stix und ich darf hier mit Kinky Menschen über BDSM sprechen. Praktiken sind im BDSM super spannend und wichtig und da kann man ganz viel drüber reden. Das übernehmen meist andere Podcasts. Aber noch viel spannender finde ich Menschen, die BDSM kennen, leben und lieben. Und heute habe ich eine ganz besondere Aufnahme für euch. Ich habe Lady Ingrid besucht und wir haben geredet. Sie lebt in der Nähe von Hannover, besucht bis heute Stammtische, Partys und man könnte sagen, dass sie mit all dem BDSM vor 65 Jahren angefangen hat. Genau, denn Lady Ingrid ist 86 Jahre alt, kein bisschen kindmüde und wie die Sache so um 1960 herum anfing, das erzählt sie uns heute. Natürlich wussten sie und ihr Mann damals nicht, was sie da tun, was das sein könnte und ob das einen Namen hat. Und es hat sehr, sehr viele Jahre gedauert, bis Sie Kontakte zu anderen BDSM-Mann gefunden haben. Liebes Publikum, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, wir sprechen heute über Dekaden voller Entdeckung, voller Engagement, voller Wissenshunger und mit unglaublich vielen intensiven Erlebnissen mit tollen Menschen. Wir sprechen heute über das, was niemand mitbekommen darf, was ich nicht wiederholen darf. Über Schriftverkehr, Informationen, Gruppen und nicht zuletzt den Tod von geliebten Menschen. Auch das gehört dazu. Was bleibt, ist BDSM. Genießt diese Folge bitte so sehr, wie ich sie bei der Aufnahme genossen habe. Los geht's mit Folge 126 mit Lady Ingrid. Liebes Publikum, wir haben heute den 26. Februar 2025 und ich bin nach Schaumburg gefahren, um meine Gästin zu besuchen und hier mit dem ersten Teil der Aufnahme zu beginnen. Ich begrüße ganz herzlich Lady Ingrid, hallo. Ja, also ich mag erst mal Peter, dem Tippgeber, ein Dankeschön ausrichten, dass er uns zusammengebracht hat, denn du bist eine ganz besondere Gästin, denn du bist Stand jetzt die älteste und erfahrenste Gästin, die dieser Podcast je gesehen hat. Bis 86 Jahre alt und immer noch kein Stück vernünftig, was großartig ist. Du hast mich heute hier toll schon bewirtet und auch beim Vorgespräch war ich da, das war auch wunderbar und ich freue mich total, dass wir jetzt über eine verdammt bewegte Zeit reden können, über ganz viel BDSM und was, über BDSM noch bevor es BDSM gab im Grunde und es ist einfach total schön, dass wir es heute machen können. Willkommen bei der Kunst der Unvernunft.
Lady Ingrid Willkommen, ja, ich freue mich auch. dass ich dabei sein darf.
Sebastian Ja, sehr gerne. Also du hast auch wirklich dann jetzt angefangen, nochmal den Podcast zu hören. Hier sind die Folgen zu lang. Hast du mir geschrieben?
Lady Ingrid Ja, ich bin das aber nun gar nicht gewohnt und ich habe das bis jetzt noch nie gemacht. Und deswegen muss man sich an sowas ja auch erst gewöhnen.
Sebastian Ja, ganz ehrlich, mir persönlich sind die meisten Folgen auch zu lang, aber ich muss die auch nicht hören. Ich muss sie nur aufnehmen. Da bist du in guter Gesellschaft heute. Und ich mag dem Publikum schon mal verraten, du hast sehr früh angefangen und bist im Grunde bis heute aktiv also wir haben im Joyclub haben wir hin und her geschrieben, Im Grunde, irgendwelche Sachen hast du schon irgendwie vor über 60 Jahren angefangen, die man heute als BDSM bezeichnen könnte. Sehe ich das richtig?
Lady Ingrid Ja, das ist richtig. Was man heute als BDSM ja echt bezeichnet, ist alles, was früher mit Fesseln einfach war. Aber kein Mensch hat jemals Bondage dazu gesagt, man fesselte, um zu fixieren. Und ja, stimmt, das ist eigentlich das Erste, was wir überhaupt gemeinsam gemacht haben, mein Mann und ich, draußen im Stadtwald.
Sebastian Wir fangen wirklich an, da ganz am Anfang, dann gehen wir mal in den 90ern, warst du super aktiv, auch szenemäßig und auch öffentlich sichtbar und dann gucken wir dann, wie sich das quasi bis heute entwickelt hat. Wir müssen natürlich viel auslassen, weil ich habe das schon im Vorgespräch gemerkt, mein Gott, also mit dir könnte ich nicht eine Folge machen, mit dir könnte ich ein ganzes halbes Jahr diesen Podcast füllen. Du hast so viele schöne Sachen erzählt und meine Liste ist echt lang. Das kann eigentlich nur unvollständig werden, aber wir gucken mal, wie weit wir kommen. Ich würde gern einfach mal da beginnen, wo deine Sexualität angefangen hat und wo du angefangen hast, Dinge zu entdecken, weil das war, kann ich mir vorstellen, so früher war das ja eher alles ein Tabuthema.
Lady Ingrid Ja, ich habe das auch nicht entdeckt. Also ich war, ja, es ist wirklich wahr. Ich bin, mein Mann und ich, wir haben uns 1950 kennengelernt. Und vorher hatte ich überhaupt keinerlei sexuelle Interessen. Da war ich ja schon 19 Jahre alt. Meine Ausbildung war mir wichtig, weil ich mal davon ausgehe, dass da so ganz, ganz, ganz früher so ein gewisser Hang in das, was später mal aus mir wurde, schon da war. Ich habe mich nämlich sehr, sehr massiv, Und sehr damals frech und aufrührerisch gegen meinen Vater gewehrt, als es um meine Berufsausbildung ging. Man soll es nicht glauben, aber ich bin tatsächlich als Zehnjährige bewusst durch eine Prüfung gefallen, nur weil ich kein Abitur machen wollte, damit ich nicht Dolmetscherin werden wollte. Das war nämlich der Wunsch meines Vaters.
Sebastian Das war damals noch sehr vom Elternhaus vorgegeben, was aus einem zu werden ist. Also bist du zu Hause ausgezogen mit 19?
Lady Ingrid Nein, ich bin nicht ausgezogen mit 19. Ich habe eigentlich, ich sage nur, das ist das erste Mal, da war ich eigentlich wirklich der 10-Jährige sehr vehement. Also schon, ja, ich würde das schon als erste Dominanz gebaren sehen, weil ich war ja eigentlich ein Kind und man begehrte in keinem Fall gegen die Eltern auf und das habe ich massiv getan. Ich musste damals noch eine Prüfung machen. Bei den Schulen waren ja alle voll. Und da gab es dann einmal bestanden und einmal wegen Platzmangel nicht aufgenommen und einmal durchgefallen. Diese drei Möglichkeiten. Und ich habe also alles versucht zu tun, soweit man das als Zehnjährige überhaupt kann, dass ich diese Prüfung nicht bestehe, damit ich nicht Dolmetscherin werden wollte, weil ich wollte Säuglingsschwester werden. Und wusste genau, dazu bräuchte ich nicht mal die mittlere Reife. Also ich hätte das noch weiter getrieben, wenn mein Vater da nicht irgendwo nicht beigegeben hatte. Aber er wusste wohl nichts mehr, was er dagegen sagen sollte. Ich bin nämlich wirklich durchgefahren. Ich habe es nicht nur versucht. Ja, das Nächste war eigentlich, da war ich wie gesagt noch sehr jung. Und da habe ich, das gehört bedingt dazu, weil es vielleicht mich unterstützt in dem Werdegang. Meine Tante hat mich dann eigentlich unterstützt, die Schwester meines Vaters. Die hat mir immer wieder versucht klarzumachen, dass ich meinen Vater nicht umstimmen werde. Ich hatte dann ein Praktikum gemacht und er wartete und lauerte nur darauf, dass ich aufgab bei meiner Tante im Kinderheim. Und das war natürlich absolut nicht mein Ding. Mein Vater sollte in keinem Fall Recht behalten. Ich habe also nicht nur dieses Praktikum sehr, sehr, sehr gerne gemacht. Ich habe es sehr gut gemacht und es hat mir vor allem Spaß gemacht, obwohl ich da viel mehr tun musste, viel mehr ran musste als zu Hause. Aber es passierte etwas, was ich nicht kannte. Ich bekam Lob. Von den Schwestern, von der Leiterin. Und sie bekam ja auch kleines Datengeld.
Sebastian So diese Willensstärke, die war schon da.
Lady Ingrid Ich denke, ja. Und dann war das lange Loch. Den habe ich ziemlich ehrgeizig dann erstmal meine Schule zu Ende gemacht. Mittlere Reife, auch so ein bisschen mit Hilfe meiner Tante. Die hat da so ein bisschen nachgeholfen. Aber alles war eigentlich nur positiv. und bin dann, das Praktikum habe ich gemacht und danach bin ich aufs Kindergärtnerin-Seminar gegangen und bin Kindergärtnerin geworden, was sich heute ja Erzieherin nennt, was mehr denn je zu mir passt, das war immer eigentlich schon so.
Sebastian Ja, also wir werden heute auch so Begriffe, Erziehung ist ja auch so ein Begriff, den man in der BDSM-Welt dann doch sehr hört, auch heute noch, Der wirkt heute so ein bisschen englisch und älter, aber eigentlich, man musste ja damals, wenn man da irgendwelche Interessen hatte, mit dem an Vokabular und Begriffen auskommen, was man kannte. Wir haben ja heute SBDSM ein total, da gibt es Bondage und Spanking und alles hat irgendwelche Abkürzungen und Spezialbegriffe. Information über irgendwas in der Richtung gab es ja im Grunde nicht. Ich glaube, die Geschichte der O war schon geschrieben damals, aber Zugang dazu hatte ja niemand.
Lady Ingrid Nee, aber das war ja noch viel länger so. Also ich meine, ich bin während meiner Ausbildung dann, ich war 59, auch meinen Mann hatte ich eigentlich immer schon ein Auge geworfen und wir sind eigentlich dann 59 mehr durch Zufall zusammengekommen und das ging dann in rasantem Tempo. Also wir sind eigentlich noch die Generation Auto, hatte man keins. Wenn wir zusammen waren, waren wir im Stadtteil zusammen oder die Geschwister, die da waren, mussten mit irgendwas bestochen werden, damit man wenigstens mal im sogenannten Kinderzimmer alleine war, weil wir beide noch bei den Eltern lebten. Und wir haben uns dann 60 verlobt und 61 geheiratet. Und dieses eine Jahr, also von meiner Verlobung bis zur Hochzeit ein Jahr später, Und ist für mich eigentlich das passiert, was man vielleicht sagen kann, die große Wende zum Erwachsenwerden, zum Entdecken von Sexualität, wie du gesagt hast. Aber wie gesagt, da war ich ja schon über 20. Da habe ich eigentlich, wir haben dann also mein Mann, der fing ja immer mit all diesen Sachen immer von sich aus an, der hatte es einfach gerne weil du vorhin auf das Wort fesseln kamst und das habe ich tatsächlich schon in dieser Zeit gemacht, ich habe immer wenn wir auf der Bank saßen, die Hände auf dem Rücken gefesselt, oder am Baum gefesselt wenn wir wirklich, so 150% alleine waren und das waren so bei uns die ersten Anfänge. Aber eigentlich habe ich das noch so ein bisschen als Manie von meinem Mann so gesehen. Naja gut, wenn ihm das Spaß macht. Mir hat es also, mir hat es einfach gefallen, ihn da so wie alles rumsitzen zu sehen.
Sebastian Hatte das irgendwas Sexuelles damals?
Lady Ingrid Nein, zu dem Zeitpunkt noch gar nicht.
Sebastian Hat er dir gesagt, warum er das irgendwie interessant findet?
Lady Ingrid Nee. Das wusste er glaube ich selber nicht so genau. Er hat es einfach nur gesagt, dass er es schön fände, ob ich es tun würde.
Sebastian Musstest du drüber nachdenken oder hast du einfach gemacht?
Lady Ingrid Ja, als wir drüber gesprochen haben, hatten wir nichts dabei. Also musste man erst mal beim nächsten Treffen irgendwelche Vorsorge treiben. Und da beim nächsten Treffen habe ich mich dann vorbereitet. Also ich habe ihn auch gar nicht gefragt weiter. Und als er dann da wieder mit rausrückte, glaube ich, gab ich nur gesagt, kannst du haben. Und damit hat das dann eigentlich angefangen, aber das war damals einfach nur so ein Spiel zwischen uns, kann man sagen. Ich hatte überhaupt noch keine Bedeutung.
Sebastian Also so jugendlicher Quatsch sozusagen. Man probiert es halt und guckt, was passiert.
Lady Ingrid Naja, jugendlicher Quatsch glaube ich nicht, weil dafür waren wir beide zu ernsthaft. Also für meinen Mann, der seine Ausbildung fertig hatte, der war ja mal ein halbes Jahr gerade in seinem Beruf. Und der hatte also durch die Erziehung, durch die Gesellschaft, durch die Umstände, der stand auf dem Standpunkt eine feste Freundin, bevor er nicht einen Job hat, dass er eine Familie ernähren könnte, kommt das nicht in Frage. Und für mich war es klar, also bevor ich meine Ausbildung nicht zu Ende habe und auf dem schnellsten Wege zu Hause abbauen konnte, kommt bei mir nichts mit, was mit irgendeiner Weise von diesem schmutzigen, widerlichen Sex zu tun hatte in Frage. So hatte ich das im Kopf.
Sebastian Aber jetzt, wenn er sagt, das mit dem Fesseln ist ja schön und ihr habt ja auch darauf geachtet, dass euch keiner sieht. Also ihr wusstet schon, das ist jetzt eher so, das macht man nicht, das gehört sich nicht.
Lady Ingrid Nein, das gehört sich nicht, haben wir bestimmt nicht gedacht. Wir haben einfach, ja, ich meine schmusende Pärchen und so, das sah man ja früher auch durchaus. Und dass die sich im Wald rumtrieben, war ja auch nichts Besonderes. Wir hatten ja nur den Stadtwald. Aber wenn man irgendwelche anderen Dinge, ich meine schon die Pärchen, wenn die knutschen, da suchten die ja auch schon, dass keiner guckte. Und erst recht, wenn man dann etwas tut, wovon man annimmt, dass die Leute, die vorbeikommen, vielleicht da irgend ein anderes reininterpretieren, was nicht drin war. Oder genau das tun und falsche Schlüsse ziehen. Also Angst hat uns eigentlich zehn Jahre unserer Ehe begleitet, wenn du so willst. Und dann war sie nicht weg. Wir sind nur anders damit umgegangen.
Sebastian Hast du ihm gesagt, kann er haben? Nun hast du ihn da gefesselt. Ist da irgendwas in dir passiert? Erinnerst du dich noch an Emotionen?
Lady Ingrid Ich habe eine ziemlich siegessichthafte Bank gesessen. Das weiß ich noch ziemlich genau. Mein Mann hat angelächelt und gesagt, so, jetzt mache ich mit dir, was mir Spaß macht. Wobei ich nicht mal wusste, was das war. Aber ich hatte dann irgendwas im Kopf. Ich halte so nach dem Motto, kann man da irgendwas rausnutzen oder so, wenn er schon so dumm ist und sich erfässernd ist. Vielleicht kann man irgendwas mit dem treiben, womit er nicht mit rechnet. Aber da ist mir dann erstmal auch nichts eingefallen. Das hat sich dann sehr, sehr langsam entwickelt. Ich sage ja, dieses Verlobungsjahr war eigentlich so ein Probierjahr. Wir haben ziemlich viel gemacht, in diesem Jahr uns kennengelernt aus sexuell so erste Fummelein, Grappelein, aber im Grunde genommen, ich bin ziemlich steif gewesen. Ich habe immer gesagt, ich war so prüde und so anständig erzogen, anständig in Anführungsstrichen, dass ich mir das gar nicht anders in den Kopf gehe. Ich habe gedacht, das ist normal, dass ich von dem Mann fordere, dass er eben akzeptiert, wenn ich nein sage. Das habe ich vorausgesetzt.
Sebastian Ich finde, das ist ja gerade in der Zeit schon mal ein großer Schritt, weil eigentlich ist ja, zumindest soweit ich, das ist ja der Punkt, ich bin nun mal einfach jünger, soweit ich das gekriegt habe, war einfach, dass er die Zeit, der Mann macht die Ansage, der sagt, was Sache ist, der sagt, er will Mittagessen auf dem Tisch haben und nur wenn er es erlaubt, darf die Frau arbeiten und wenn der Mann Sex will, dann kriegt er halt auch Sex. Also das ist zumindest, würde ich diese Zeit so einschätzen. Aber wenn du da sagen konntest, wenn ich Nein sage, dann ist Nein, das empfinde ich schon als fortschrittlich für die damalige Zeit.
Lady Ingrid Das ist es auch. Denn ich meine, das haben sich viele Frauen sicherlich nicht getraut. Aber ich habe es ja auch, ich meine, für meinen Mann, der hatte diese Vorgabe, er muss seinen Beruf so weit erst entwickelt haben, dass er eine Familie ernähren kann. Und ich habe als Frau gesagt, und ich muss so reif sein, dass ich will, dass wir Kinder kriegen. Weil für mich war klar, dass ich Kinder wollte. Und für meinen Mann, den war das eigentlich, der hatte dann noch gar nicht drüber nachgedacht. Ich nehme mal an, es war eben einfach damals noch wurscht, hat er gar nicht drüber nachgedacht. Aber für mich war klar, ich war nicht aufgeklärt, ich hatte keine Ahnung. Aber ich wusste immerhin so viel, dass die Frau die Arschkarte hat. Das war mir klar. Denn ich meine, ich kannte ihn zwar und ich hätte nie daran geglaubt, dass er einen sitzen lässt. Weil dafür war er viel zu lieb, viel zu nett. Und ich war ja längst, ich stand ja schon lange in Flammen. Aber trotzdem, da bin ich sehr vernünftig gewesen, muss ich schon sagen. Also es ist wirklich nichts, ich bin unschuldig getraut.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid Ganz brav, ganz anständig, wie sich das gehört, aber wirklich nur bis zur Hochzeit. Dann war Schluss damit.
Sebastian Okay, ich habe natürlich in diesem Podcast so ein bisschen den Fokus auf BDSM, deshalb lasse ich mal ganz viele Dinge außer Acht. Wenn du sagst, etwas ist wichtig, dann erzähle es ruhig. Die Zeit haben wir, wir nehmen so lange auf, wie du willst. Ja, du hast ihn da gefesselt, ist da noch was anderes passiert oder gab es das nur einmal und dann war das erledigt oder hat sich das wiederholt und wer war schuld, also wer wollte dann wieder? War das eher er oder dann doch lieber du? Oder wie habt ihr euch da gegenseitig auch motiviert, da auszuprobieren?
Lady Ingrid Ich denke, wir haben sehr, sehr viel beide geredet. Und für mich ist es auch immer wieder wichtig, wenn ich irgendwo Beiträge schreibe oder sowas mache. Ich denke mal, das Reden ist das A und O in einer Beziehung. Ganz egal, wo sie endet, wie sie endet. Wenn man offen miteinander umgeht, ist alles leichter. Und es ist ja von meinem Mann ausgegangen. Und diese Fesselei war tatsächlich für uns beide nur der Anfang. Und ich habe dann, das ist sehr, das hat eine Weile gedauert, bis mein Mann dann mal rausließ, dass er eine Vorliebe für Mieder hat, also Damenmieder. Ja, und da habe ich dann erst mal geschluckt, weil erst mal fand ich diese ganzen Mieder, die es damals gab, die ist rosa oder lachsrosane Zeug mit Schnürenkram und Metallstrapse und so, fand ich eigentlich absolut, ja, schön schon, nur gar nicht, aber eher abschlossen.
Sebastian Kannst du mir, ich kenne den Unterschied nicht, Mieder und Korsett, was ist der Unterschied? Gibt es da einen?
Lady Ingrid Im Prinzip ist es dasselbe. Ein Korsett ist nur noch ein bisschen, das sind die ganz altmodischen Dinger, wo da noch Stäbchen drin waren. Mieder waren ja dann schon ein bisschen weiter, da waren nur noch Schnüre und dann gab es schon diese ersten, nicht mehr so diese steifen, sondern elastischen Rinden, so eine Stäbchen drin, die dann mit den Körperbewegungen besser mitnehmen. Aber es waren im Grunde genommen auch noch Korsetts. Denn Mieder war dann wirklich erst, als die Korsetts raus waren und das einfach nur so, wie es heute Bodies gibt, nur eben mit Strapfen. Das waren dann die Mieder noch.
Sebastian Dass er gesagt hat, dass er das gerne trägt, das war noch vor oder nach der Hochzeit?
Lady Ingrid Nein, das war noch vor der Hochzeit. Ich wusste alles vor der Hochzeit.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid Also das ist auch ganz wichtig. Die meisten Männer sagen es dann nach 20-jähriger Ehe, wie sie drauf sind. Und dann wundern sie sich, wenn die Frauen verrückt spielen.
Sebastian Ja, finde ich toll, dass ihr wirklich so gut miteinander damals wirklich kommunizieren konntet.
Lady Ingrid Ja, es ist auch, also wenn ich es heute betrachte, das war wirklich, ist wirklich außergewöhnlich sowas. Und das hat er mir dann gesagt und da habe ich dann, dann haben wir dann eigentlich wirklich eine Weile drüber geredet und ich habe dann, er merkte dann ja auch, dass das bei mir erstmal sacken musste, hat er natürlich auch akzeptiert. Ich habe ihn dann viel gefragt. Und ich weiß es gar nicht mehr, wann es, ich habe ihn auch vor der Hochzeit ein einziges Mal in so einem Mieter gesehen. Das hatte aber damals, wie er dazu gekommen war, war eigentlich für ihn noch gar nicht so, diese Verbindung hat sich das herausgestellt durch so eine Erkrankung. Mein Mann hat den Hüftleiden und sollte dann so eine komische Hüftbinde tragen, wie man das ja damals überhaupt, ich meine, wie es heute ist, weiß ich gar nicht. Männer trugen eigentlich sowas selten oder gar nicht. Und wenn, dann war es medizinisch vom Arzt versorgt. Und das Ding saß nie da auf der Hüfte, wo es sitzen sollte. Und ja, wir Frauen sind eben einfach praktisch. Schwiegermutter hat gesagt, Junge, so geht das nicht. Die hat ihren Sohn vermessen, ist losgegangen und hat dann so ein altes Mieter, also ohne Oberteil, sondern nur so über der Hüfte gekauft. Und das Fatale, was dann dazu kam, er musste ja auch andere Strümpfe tragen. Denn die Strümpfe, die mussten oben festgemacht werden, damit das auch da wirklich saß.
Sebastian Wo es sitzen sollte. Ach so, damit das nicht hochrutscht.
Lady Ingrid Jawohl, das rutscht ja normalerweise sofort hoch bei jeder Bewegung.
Sebastian Ja, das ist natürlich, wenn er dann ein junger Kerl war, dann hat sich das, gut, das kann natürlich dann auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Lady Ingrid Hat es auch. Aber ich meine, es hätte genauso gut jetzt ganz negativ werden können, wenn es nämlich, wenn Männer plötzlich sich dann nicht mehr als Mann fühlen, wenn sie sowas tragen müssen. Und da ist für ihn wahrscheinlich dann dieser Kippvorrichtung im Kopf passiert, warum stört mich das nicht, nur nicht und warum mag ich das sogar und so hat sich dann, aufgrund dann noch einer Kindheitserinnerung, das war aber auch nur so eine schwache Sache, hat er das mal versucht zu klären, aber so ganz genau hat er es nicht gewusst, wo er es her hat und das war eigentlich im Grunde genommen das Einzige, was ich bis zur Hochzeit gewusst habe, ist Fesseln, und dass er Mederwessel gerne hatte. Und von mir war da also überhaupt noch gar nichts. Außer, dass ich das alles mitgemacht habe, teilweise sogar schon inszeniert habe. Wenn wir dann wirklich mal alleine waren, dann habe ich auch das wirklich schon mal inszeniert und habe also mein, ja, sagen wir mal, dieses Gefühl, wenn ich in den, wenn es auch noch so wenig ist, aber wenn er an den Händen zusammengebunden ist oder an den Füßen, dann kann der Kerl ja gar nichts mehr tun. Dann hatte er so ein ganz komisches Rosamida, das war auch nicht das Beste gewesen, das war ja auch erstmal nur der Versuch gewesen, ob es klappt, von Schwiegermutter auf gut Deutsch gesagt. Ich habe dann ihn dann so ein bisschen nach dem Motto, wenn du sowas schon prägst, dann kauf Felix, das ist was, was schön aussieht, so nach dem Motto.
Sebastian Ja, es tut mir total leid, dass ich das jetzt hier sage, aber wenn da nicht so Gedanken, um Gottes Willen, was habe ich denn da jetzt für einen Kerl? Das geht doch nicht, das ist doch krank, das ist doch pervers, ich renne schnell weg, ich zoome einen anderen. Gab es den Gedanken mal?
Lady Ingrid Nein, zu keiner Zeit. Ganz im Gegenteil. Ich habe gedacht, mein Gott, was wird das erst, wenn wir verheiratet sind und nichts uns mehr hält, weil wir waren ja immer noch in dem ganzen gesellschaftlichen Umfeld. Man tut das nicht, man tut jenes nicht und das hatten wir ja alles noch nicht. Für uns beide bedeutete Hochzeit, Zweisamkeit, Freiheit. Das, was andere Menschen unter der großen Freiheit verstehen, das hatten wir beide, als wir geheiratet haben. Und für mich war es also top.
Sebastian Also du hast ihn wirklich akzeptieren können, wie er ist, und zwar wahrscheinlich mehr, als er das selber akzeptieren konnte.
Lady Ingrid Ich weiß nicht, zu dem Zeitpunkt, das ist ja alles gewachsen. Das waren ja nur die ersten Wege. Also ich denke mal, er hat zum ersten Mal genossen, dass er es überhaupt darüber sprechen konnte. Und dass er es dann auch noch mit seinen Gedanken, ich meine, er hat es ja getragen aufgrund seines Gesundheits, seines Hüftleidens, aber dass er dann noch dazu sprach, darüber sprechen konnte, das war sicherlich schon was Besonderes. Und so, das ist für ihn auch mit Sicherheit die Grundlage für die TV-Deigung, die sich ja daraus entwickelte, ja, entstanden ist, sagen wir es mal so, weil ich auch alles immer mitgemacht habe.
Sebastian Das Gemeine ist ja, heutzutage kann ich den Computer anwerfen und dann google ich einfach, wenn irgendwas in meinem Leben passiert und kann dann, dann kann ich Erfahrungsberichte von anderen lesen und ich kann mitkriegen, wie viele Menschen gibt es da. Im Grunde Da hat man ja damals das Problem gehabt, man war gefühlt mit allem allein auf der Welt.
Lady Ingrid Ganz allein.
Sebastian Jetzt habt ihr geheiratet und was hat sich dadurch geändert? Was konntet ihr tun, was vorher nicht, also wo habt ihr euch vorher zurückgehalten vielleicht? Welcher Damm ist gebrochen?
Lady Ingrid Ja, ich meine, wie das bei meinem Mann war, weiß ich gar nicht. Ich weiß nur, wie es bei mir war. Wir haben ja damals noch, ich meine, so wie heute, mit 100 Mann heiraten. Also da wurde die Familie eingeladen, da wurde ein Raum ausgeräumt, da wurde eine Kochfrau bestellt und was weiß ich, da saßen 20 Figuren rum aus der Familie. Und unsere Hochzeit war also schon auch im Grunde genommen aus meiner Sicht gewesen. Mein zweiter großer Streich, den ich meinen Eltern gespielt habe. Der Mann hat ihnen nämlich nicht gefallen. Und sie haben mir auch das ausreden wollen und ich habe ihn trotzdem geheiratet. Und obwohl sie alles getan haben, es zu verhindern, also ich bin ja dann auf, wir haben uns wirklich gezankt in unserer Verlobungszeit. Und das ging sogar so weit, dass ich dann Auszeit wollte. Ich, nicht mein Mann. Und das haben wir aber keine 14 Tage beide ausgehalten. Da kam er mich besuchen und da habe ich dann, haben wir beide dann beschlossen, dass er dann einfach, die wurden nicht weit auseinander und dass er zu meinen Eltern geht und sagt, dass wir den nächsten Standesamttermin im Rathaus nehmen. Wir haben nicht im Rathaus Hannufers geheiratet. Und da sind meine Eltern im Karree gesprungen. Also das geht überhaupt nicht und heiraten und so und ich habe nur gesagt, ja wenn ihr heiratet und Hochzeit haben, wird eure Sache wir haben kein Geld für sowas, das bisschen was wir haben brauchen wir, ja und dann haben die das irgendwie, ich sage ja meine Hochzeit haben die anderen arrangiert ich weiß noch, dass ich eben bei oben im Schlafzimmer gestanden habe gewartet habe, dass irgendeiner sagt, dass das in Richtung Kirche geht Standesamt hatten wir vorher gehabt, und dann traf ich meinen Mann und da stand dann auch da so, einfach so abgestellt da rum. Ich dachte, die hätten uns beinahe vergessen. Und dann meinte er, wir sind doch die besten Statisten, die brauchen uns doch. Und dann wurde gefeiert, früher war das so, da wurde gegessen, getrunken und irgendwann, mein Onkel und mein Vater hatten genug und das, was dann kam, das wollte ich nicht miterleben. Und da habe ich gesagt, man weiß was, was uns da rausgegeht. Wir wohnten eine halbe Stunde entfernt von meinem Elternhaus. Und dann sind wir nach Hause gegangen und ich werde den Einsatz, habe ich lebenslang nicht mehr vergessen, als wir dann an unserer kleinen Mini-Mini-Mini-Wohnung kamen. Ich glaube, kein junges Ehepaar würde heute mehr eine 38 Quadratmeter große Wohnung ziehen. Ein Einzimmer-Apartment mit Wohnklo und Kochnische, hat mein Mann immer gesagt. War auch fast so. Und wir in die Tür aufgemacht haben, beide rein und dann hat mein Mann die Tür zugemacht, abgeschlossen. Und er hat gesagt, alles was hinter unserer Tür passiert, geht niemandem etwas an. Und jetzt sind wir beide frei. Und das war wirklich für uns beide so der Moment.
Sebastian Ihr seid auch legal frei, ihr seid niemandem mehr Rechenschaft.
Lady Ingrid Eben.
Sebastian Entschuldige, was ihr dazu in eurer... Haus und eurer Wohnung macht, das ist nur euers.
Lady Ingrid Genau.
Sebastian Ich habe hier eine Notiz. Da steht was zu deinem ersten Orgasmus. Davon hast du mir schon erzählt. Das finde ich total wichtig. Das muss hier erzählt werden. Ich weiß nicht, ob das erst Jahre später war oder gleich an dem Abend.
Lady Ingrid Jahre später, um Gottes Willen, das wäre ja grauenhaft gewesen.
Sebastian Ja, erzähl es mir, erzähl es im Publikum.
Lady Ingrid Frauen meiner Generation haben oftmals gar nie einen erlebt. Die wussten gar nicht, was das ist. Ich allerdings auch nicht, als ich es hatte.
Sebastian Okay, was ist passiert? Und Und wann? War das lange nach der Hochzeit?
Lady Ingrid Nein, das war überhaupt nicht lange nach der Hochzeit. Also ich muss dazu sagen, in der Hochzeitsnacht ist das einzigste Mal gewesen, wo mein Mann seine dominante Frau im wahrsten Sinne des Wortes entmachtet hat. Weil er hat sich einfach verweigert, auf gut Deutsch gesagt. Das nach dem Motto, von der Verlorung bis zur Hochzeit habe ich Nein gesagt und jetzt war er dran, so ungefähr. und das hat der geschafft und durchgehalten, dieser Mann. Ich habe in einer Küche, in unserer Miniküche, die war wirklich so klein, dass man sich kaum drehen konnte, in meinen wunderschönen Brautsch rausgeheult und gedacht, die schmeißt dem Kerl die Blumen ins Gesicht. Und bis ich mich dann beruhigt hatte, auf jeden Fall weiß ich nur, dass wir dann noch zwei Tage, wie man so schön sagt, geübt haben, bis ich dann diese gerützten Hindernisse hinter mir hatte. Da war ich sogar so weit, dass ich bereit war, zum Frauenarzt zu gehen, den ich noch nicht mal gesehen hatte früher.
Sebastian Weil es nicht geklappt hat?
Lady Ingrid Nee, weil ich, was weiß ich, war nicht so einfach nicht. Muss man so sagen. Gibt es ja manchmal. Und vielleicht hatten wir auch beide ein bisschen Schiss, kann auch sein, das weiß ich gar nicht so genau. Aber wir hatten ja am Anfang eine Wochenende, das heißt, man war immer nur am Wochenende zu Hause. Oder ich auch, ich war ja auch noch außerhalb von Hannover, ich fuhr ja auch noch weg. Und wir sagen, es war immer nur am Wochenende und da kamen wir eigentlich aus dem Bett überhaupt nicht mehr raus, außer zum Essen und manchmal zu frischen Luft schnappen. Aber ich weiß nur, wir waren also, das war vielleicht zwei, drei Wochenenden vielleicht, denn so genau weiß ich es jetzt nicht, wir haben ja Anfang Juni geheiratet und irgendwann, Ende Juni, also es war noch lange vor dem Geburtstag meines Mannes und hat im Juli Geburtstag gehabt. Auf jeden Fall, ja, da ist es für mich so gewesen, dass ich mit dem. Das, was man heute im Orgasmus nennt, dass ich das überhaupt erlebt habe. Ich habe nur danach beschlossen, weil ich dann vielleicht auch, war ich auch ein bisschen gehemmt und man war ja auch so erzogen worden, das ist alles Igitt, Igitt und die Männer müssen das haben und ohne dem geht es nicht und bla bla bla. Und wenn meine Kinder haben wir erst recht, dann muss man sowas erst recht machen, alles so ne, mit sowas bin ich ja groß geworden. Und dann passiert sowas, dass du dann mit einmal irgendwo abrauscht, überhaupt dann gar nicht weißt, was da mit dir los ist und eigentlich auch dich gar nicht mitteilen kannst, weil du bist irgendwie, ja heute sagt man im Flash, oder?
Sebastian Ja, ich sage immer nur romantisch im siebten Himmel. Oder man sagt heute, man fliegt zum Beispiel. Wusste dein Mann denn mehr davon? Oder wusste der, was und wie da los ist?
Lady Ingrid Ach was.
Sebastian Also ihr habt beide keine Ahnung.
Lady Ingrid Ach, Evo.
Sebastian Es ging, glaube ich, allen irgendwie so, dass man da in der Zeit super aufgeklärt war. Unwahrscheinlich.
Lady Ingrid Gar nicht, überhaupt nicht. Gar nicht, überhaupt nicht. Im Gegenteil, du hast hier alles mühsam selbst erarbeiten müssen. Und auf jeden Fall weiß ich nur, dass das alles so negativ behaftet war. Und ich habe ja mal einen Mann, ich habe auch vor der Hochzeit, habe ich ihm ja mal irgendwann in irgendeinem blöden Moment gesagt, ich sage, weißt du, wenn ich mir vorstelle, dass man das ja nun auch noch öfter und alles so tut und noch mehr und so, ich weiß gar nicht, ob ich das also eigentlich will und wenn überhaupt, dann einfach nur mit dir, sonst mit sowieso nicht. So war ich damals dann eingestellt. Von daher war ich vielleicht auch ein bisschen noch verklemmt am Anfang.
Sebastian Was heißt verklemmt? Das ist halt so wie die Gesellschaft dich erzogen hat.
Lady Ingrid Ja, ja.
Sebastian Und wenn man den Leuten nicht sagt, was es alles gibt, dann woher soll man es denn wissen? Und jetzt hast du plötzlich diesen Orgasmus, von dem du gar nicht weißt, was es ist und du fühlst dich plötzlich anders. Was macht das? Was ändert das?
Lady Ingrid Ich habe, also als das dann alles abgerauscht war, wir völlig, ja, einfach so im Arm mit nebeneinander lagen und ich das alles einem hier vorbeirauschte nochmal in Erinnerung, wir haben überhaupt nicht geredet, das werde ich überhaupt nicht vergessen. Dass ich also wirklich wütend erbost und ich weiß überhaupt gar nicht, wo ich das alles hergenommen habe, zu meinem Mann gesagt habe, was haben die uns belogen und beschissen bis jetzt. Wenn mir das einer vorher gesagt hätte, weißt du, dann hätten wir dies ja auch nicht warten brauchen. Und dann, das war so meine, ich war echt wütend, dass man das, dass man sowas erlebt und es eigentlich nur durch Zufall erlebt, weil man ist ja überhaupt nicht darauf vorbereitet und dass Sex was Schönes sein kann. Außer ihr geht, ihr geht, das wusste ich ja gar nicht.
Sebastian Konnte man mit irgendwem darüber sprechen?
Lady Ingrid Ach, wo, mit wem denn?
Sebastian Ging nicht, hätte ja sein können, dass Frauen untereinander oder so vielleicht.
Lady Ingrid Ich hatte keine Freunde, mit denen ich so hätte sprechen können.
Sebastian Okay, also das heißt aber, ihr beide wurde natürlich so immer mehr zusammengeschweißt, weil ihr teilt nicht nur Geheimnisse, sondern auch neue Erfahrungen.
Lady Ingrid Ja, ich habe also, nachdem mir das alles dann bewusst geworden war und ich das meine Wut rausgekriege, habe ich zu meinem Mann gesagt, weißt du, eines ist für mich klar, egal was da draußen passiert, egal was hier bei uns beiden noch alles passiert, eines ist klar, ich will immer eine Minute, ein Zentimeter oder ein Millimeter besser sein als alle Frauen da draußen, die dich verrückt machen könnten. Das mache ich alleine. Da war ich also wirklich richtig Ich.
Sebastian Kann mir das wirklich lebhaft vorstellen, wie du da wirklich so einen resoluten Entschluss auch fasst. Jetzt müssen wir mal gucken, also wir sprechen schon ein paar Minuten, ich muss dich jetzt so ein bisschen anschieben, jetzt die nächsten Jahre, also ja, ihr habt quasi Fesseln, Mieder, Sex und Orgasmen entdeckt, Hat sich das weiterentwickelt? Kam das immer wieder vor? Gehört das dazu bei euch oder hat es da eine Veränderung gegeben, weil im Prinzip ihr habt immer nur euch beide gehabt? Das heißt ihr musstet selber auf neue Ideen kommen?
Lady Ingrid Hat nur uns wenigstens. Zu der Zeit gab es wirklich gar nicht. Zwischen 1960 und 1970. Das Einzige, was ich weiß, wann die anderen Sachen gekommen sind, weiß ich nicht. Aber wir haben damals, mein Mann kam dann mit diesen Sack-Paul-Nachrichten nach Hause. Und die haben wir beide relativ gerne gelesen, grundsätzlich eigentlich im Bett, indem wir immer die Seiten getauscht haben und dann immer den anderen darauf aufmerksam gemacht haben, was es wieder Neues gab. Denn für die damaligen Verhältnisse...
Sebastian War das eine Zeitung?
Lady Ingrid Das ist eine Zeitschrift gewesen. Also von der Aufmachung her hatte die Bildzeitungsniveau. Nur in Richtung Sex. Damals. Also die St. Pauli-Nachrichten richtig dick oben drauf. Die gibt es auch, gab es sehr, sehr lange. Und das ist auch da gewesen. Ich habe also ja schon sehr früh an die St. Pauli-Nachrichten geschrieben und Leserbriefe zu verschiedenen Themen mir Gedanken gemacht, weil ich ja, wenn man manchmal so diese Sachen gelesen hat, dann habe ich mir gedacht, mein Gott, wie prüde sind Menschen bloß. Die müssen doch alle auch mal diese guten Erfahrungen machen und das dann verändern, ihr Leben. Haben sie aber nicht. Und wir haben wirklich, ja, es war ja dann auch die Zeit, das ist wie bei allen jungen Leuten. Ich wollte Kinder haben, war für mich klar. Und dass das dann aber so schnell geklappt hat, das haben wir beide da nicht gewusst. Nach dem Motto, bei uns kann man wirklich sein probiert und gleich gekonnt. Denn unser Sohn ist ja im ersten Ehejahr praktisch zur Welt gekommen. Ich meine, wir haben im Juni geheiratet, dann im April nächsten Jahres ist er geboren. Also das war schon eine Meisterleistung für so Anfänger, denke ich mal. Aber und da hat sich dann so manches überschlagen, als ich dann schwanger war. Wir hatten vorher zwar auch schon drüber geredet, aber noch nicht so konkret. Da haben wir wirklich darüber geredet, über unsere Lebensplanung, wie wir die uns denken. Und alles war für uns beide klar, wenn wir Kinder haben, kümmert sich einer um die Kinder und einer bringt die Kohle, damit wir leben können. Zu was anderem brauchten wir kein Geld. Und es ist ja klar, ich bin mein Mann, der war damals schon Ingenieur, der verdiente mehr, als ich je hätte verdienen können zur damaligen Zeit in meinem Job. Und da war das klar und ich habe auch überhaupt kein Problem damit gehabt. Ich habe gerne die Hausarbeit gemacht, Familienarbeit, habe ich später immer gesagt. Ich habe das wirklich sehr, sehr gerne gemacht, weil wir eigentlich nur unsere Lebensplanung so verwirklichen konnten. Wir haben sehr schnell begriffen, solange die Kinder noch nicht da waren, dass wir sehr viel Zeit miteinander verbrachten und Vorbereitungszeit, Gesprächszeit. Das war wirklich ein Riesenblock in unserer Beziehung. Und den würde man nicht haben, wenn beide arbeiten, also außer Haus arbeiten und die Kinder dann auch noch versorgt werden müssen, was damals ein großes Problem war.
Sebastian Das ganze Thema Sexualität, ist das ein bisschen runtergegangen, als dann die Kinder da waren?
Lady Ingrid Nein, es ist nie runtergegangen. Habt ihr geschafft, dass das… Das ist nie runtergegangen. Das lag aber auch daran, dass wir eben zu der Zeit, wir haben es eben weiterentwickelt. Ich meine, wir haben ja nun wirklich mit primitiven Sachen angefangen. Mein Mann hat sich zuerst mal, das entwickelte sich ja weiter. Die hat also Fesselungen, also wir hatten so eine alte Wässeleine, die war furchtbar, die kratzte so wirklich. Also wenn es bei meinem Mann gekratzt hätte, das hätte mich ja nicht gejuckt, aber ich habe sie auch nicht anfassen wollen.
Sebastian Es war auch immer klar, dass du fesselst ihn.
Lady Ingrid Er hat mich nie gefesselt, zu keiner Zeit.
Sebastian Das wolltest du auch nicht oder so, das wäre so die Neugier vielleicht.
Lady Ingrid Nein, war nie Thema. War nie Thema.
Sebastian Ja.
Lady Ingrid Und dann haben wir was ganz Verrücktes gemacht, wie wir ja viele Sachen verrückter gemacht haben. Er hat seine ganzen alten Schlipse entsorgt, weil er die zum Kotzen fand. Und die haben wir dann mehr oder weniger aneinander gebunden, zum Fesseln genommen.
Sebastian Und das ist ein schöner Stoff meistens gewesen.
Lady Ingrid Und das war richtig schön und die hielten auch, die hielten super. Und irgendwie sah es witzig aus. Ich fand das total witzig und ich habe also dann sehr schnell und das war wirklich sehr schnell, lange noch bevor die Kinder kamen, also schon in unserem ersten Ehejahr oder eigentlich schon in den ersten Monaten, mitgekriegt, dass ich über meinen Mann regelrecht Macht habe. Und zwar über seine Sexualität, nicht über meine. Also ich habe da wirklich, In mancherlei Beziehung, ich meine, ich wusste nicht, was er fühlt, habe offenbar aber das Richtige getroffen. Ich habe ihn an seinen Gefühlsschrauben und Knöpfchen gedreht. Also da hatten wir sicherlich beide was von. Und ich fand eigentlich dann wirklich immer, das haben wir dann später drüber gesprochen, dass mir immer wirklich gefallen hat, dass ich der Boss war. Und weil ich es ja anders erzogen, anerzogen bekommen hatte. Der Mann war derjenige, der sagt, wo es lang geht. Und bei uns zumindest im Bett war ich es derjenige. Denn ich meine, ich zurückdenke, ich bin immer die Aktive gewesen.
Sebastian Hat er sich da gewehrt? Weil eigentlich muss er doch auch seinen Mann stehen. Aber ihr wart so eine Verbindung, ihr beide unter euch konntet diese ganze Gesellschaft quasi aufbrechen.
Lady Ingrid Nö, die war vor unserer Korridor stehen geblieben.
Sebastian Das ist ein sehr cooler Pakt, ehrlich gesagt, auch aus heutiger Sicht zu sagen, hinter dieser Tür machen wir, was wir wollen, Ende. Das sollten viele Menschen heute machen noch, glaube ich.
Lady Ingrid Und heute kann man es. Damals war es wirklich schlimm und vor allem wir hatten, das war ein ausgebautes Dachgeschoss und unsere Nachbarn, das waren so dünne Wände, also da hatten wir ein Schnarchen gehört. Das heißt so dieses Geheule und Gestillene, was heute ja in jedem Film abläuft, das jetzt, meine Güte, wir werden ja, die werden hätten uns ja rausgeschmissen aus der Wohnung.
Sebastian Auch als ihr verheiratet wart?
Lady Ingrid Ja, natürlich.
Sebastian Die Kinder müssen ja irgendwo herkommen, das weiß ja auch jeder irgendwie.
Lady Ingrid Ja gut, die macht man und dann ist man wieder ruhig.
Sebastian Achso, ja.
Lady Ingrid Da hat man vorher nichts, hinterher nichts und dann zwischen ist man ruhig. Das ist eine Zeit, die kann man sich wirklich nicht vorstellen.
Sebastian Wie lange hat es gedauert, bis ihr das erste Mal überhaupt irgendwie auch so einen kleinen Kontakt hattet oder wusstet, es gibt noch andere, die mit Fesseln oder mit Damenwäsche am Kerl, die damit irgendwas anfangen können. Das muss ja eh, also weil von alleine trifft man die Menschen ja nicht.
Lady Ingrid Nein, aber wir haben auch keine Menschen getroffen. Wir haben uns selber, wenn man so will, versucht, weiterzuentwickeln, auch im Kopf, weil wir ja zu blöde waren. Wir haben also versucht, an Bücher zu kommen. An die kam man ja auch nicht ran. Und wenn mal welche kamen, dann waren das gebundene Bücher, die man sich gar nicht leisten hätte können. Und dann werde ich nicht vergessen. Und ich habe vor Jahren das nochmal versucht zu finden. Da gab es das noch in Treusdorf, irgendwo im Rheinland. Gab es eine Buchhandlung, die hatte diese Bücher. Alles so, das waren aber alles mehr von Therapeuten, Psychologen, von was weiß ich was, von Ärzten geschrieben. Und die haben eigentlich das ganze Verhalten, was wir an uns immer weiter entdeckten, weil wir uns ja nach vorne entwickelten, da haben wir eigentlich immer wieder die Bestätigung gekriegt, aus all diesen Büchern heraus, dass jeder von der anderen Seite her, dass man krank ist. Und zwar richtig im Sinne von krank.
Sebastian Was macht man?
Lady Ingrid Behandlungsfähig, in der Klinik und Klappse, auf gut Deutsch gesagt.
Sebastian Habt ihr das ernst genommen?
Lady Ingrid Damals schon.
Sebastian Also nach dem Motto, wir sind offenbar krank, wir müssen jetzt irgendwie zum Arzt gehen damit. Habt ihr das gemacht oder erwogen?
Lady Ingrid Nein, zu dem Zeitpunkt noch nicht. Ich hatte nur ein einziges Erlebnis gehabt in unserer Ehe, wo wir es beide gedacht hatten. Und das war wesentlich später. Da war unser ältester Sohn, das ist irgendwie 68, schon beinahe 70 gewesen. Da war mein Mann, also da waren wir umgezogen und ich war noch nicht hinterhergezogen. Wir hatten wieder eine Wochenende und er kam nach Hause und brachte zum ersten Mal ein Taschenbuch mit, Vergiss die Peitsche nicht, von Günther Hohneuth geschrieben, werde ich nie vergessen, das Buch. Das war eigentlich das erste Buch, was wir hatten. Und da hat mein Mann nur gesagt, der hatte ja dann, als er dann schon vor Ort war hier in Hannover, ich war ja noch nicht nachgezogen, da hatte er bei seinen Eltern gewohnt und dann hat er nur gesagt, das musst du mal lesen. Ich habe das durch, das ist irre. Und da geht es nicht davon, dass wir bekloppt, bekrankt oder sonst was sind.
Sebastian Hast du das noch, das Buch?
Lady Ingrid Nicht mehr. Ich habe diese ganzen Bücher, leider, leider, leider. Damals, ich wurde sie nicht los. Ich habe sie sogar später auch Fäden angeboten. Und ich habe sie, nachdem mein Mann dann gestorben und ich nun wirklich aufräumen musste, tut mir heute auch leid. Das waren so Reihen die hat ja, der Heine-Verlag hat die weiterentwickelt da ging es dann um Homosexualität da ging es um Prostitution da ging es um uns, wir Perversen und alle diese Dinge Transvestismus und, da konnte man auch zum ersten Mal so über transsexuelle Menschen zumindest lesen, ohne dass immer gleich so die Keule mit dem Kranksein dahinter war das waren einfach, Ärzte, Psychologen, keine Ahnung, was das alles für Menschen waren, die einfach realistisch durch Befragungen auswählen, Ja, ähnlich wie das jetzt dieses Buch Sadomasochismus ja auch ist, nur dass da alles mehr oder weniger gepackt drin ist von allen zusammen, von jedem, was man so sein kann, ein bisschen was und da hatten die jedes Mal ein einzelnes Buch von.
Sebastian Ich versuche mal, selbst wenn es nur digital ist, ich rufe mal das Publikum dieses Podcasts dazu auf. Also in dieses Buch würde ich gerne mal reinstellen, wenn irgendwer noch irgendwie ein Exemplar davon hat oder vielleicht eine digitale Version, die man mir zukommen lassen könnte. Ich würde mich freuen und du würdest dich vielleicht auch freuen, wenn du da nochmal reingucken kannst.
Lady Ingrid Ich habe mich so geärgert. Ich hatte es 2010, hatte ich es noch dabei, das weiß ich ganz genau, als ich diese DVD gemacht habe. Da ist es nämlich noch auf den Bildern drauf. Also ich weiß, es war von Günther Hunoth, es war immer Rainer Verlag und es hieß Vergiss die Beide nicht.
Sebastian Das werden wir irgendwie finden. Wenn es irgendwo da draußen ist, dann wird es irgendwo sein. Ganz ehrlich, ich müsste das auch passieren. Ich habe, ich glaube 2005 oder so, in einem Anfall von Frust alle Ausgaben der Schlagzeilen, die ich angesammelt hatte. Und das waren alle seit 99. Habe ich damals entsorgt, weil das hatte alles eh keinen Sinn mehr. Und jetzt habe ich jetzt vor knapp drei Jahren wieder angefangen, habe mir auch ein Abo gemacht und sammle die jetzt auch schön. Ich gebe zu, ich lese nicht alles, was drin ist, aber irgendwie hänge ich daran, weil das war das erste Magazin über BDSM, was mir in die Finger geriet. Und eigentlich habe ich so diesen Anspruch, eigentlich hätte ich gerne die vollständige Sammlung. Ich mache das mal zum eigenen Zeit. Leute, liebes Publikum, wenn ihr irgendwie der Meinung seid, ihr wollt irgendwelche Stapel und uralten Ausgaben der Schlagzeilen wegwerfen, werft sie in den Briefkasten zu mir, ich nehme sie gern. So, man muss ja auch mal Vorteile haben. Gut, jetzt wieder zurück. Jetzt kommt ein Mann mit einem Buch, das er gelesen hat. Vergiss die Peitsche nicht. Drück dir das in die Hand.
Lady Ingrid Und dann ist er ja mutig wieder weggefahren.
Sebastian Ja, und dann hast du dieses Buch.
Lady Ingrid Ja, und dann habe ich meine beiden Söhne vergessen. Mittagessen zu kochen. Und die haben sich ja nur gemeldet, wenn sie Kohldampf geschoben haben. Denn die waren ja nun nur anderthalb Jahre auseinander. Die haben sich fantastisch immer verstanden und haben einfach gespielt. Die gingen ja auch noch nicht zur Schule.
Sebastian Was stand in dem Buch drin?
Lady Ingrid Ja, du hör mal, das weiß ich ja nun wirklich nicht mehr.
Sebastian Nein, aber ganz, ganz groß.
Lady Ingrid Ja, da stand eben all das drin, was wir gerne mögen mit Peitschen und so weiter. Und dass es eben Menschen gibt, die all das mögen, die das schön finden und für die das Lust bedeutet. Und dann, ich habe nur, also ich habe wirklich, ich habe das eine Nacht durchgelesen, das war ja nur ein Taschenbuch, noch dazu ein sehr dünnes, also es ist nicht dick, aber es war sehr offen geschrieben und das hat uns damals wirklich gefestet, dass da mal endlich irgendeiner offen schrieb und sehr, auch nicht so mit dem erhobenen Zeigefinger, der aus jeden dieser anderen Bücher gesprochen hat. Und die haben wir dann ich meine, wir haben uns hier bei der Buchhandlung dann geliehen und wieder zurück, und die haben wir dann gar nicht mehr und dann gab es diese, und man mangelte das damals auf dem Krabbeltisch, das wollte kein Mensch kaufen, und so hat er diese ganzen Reihen, auch so Erotik in der Ehe, gab es dann auch so vier Bänder von irgendwem, keine Ahnung, ging aber in die Normalität, so ähnlich wie der Van der Felde, das ist ja auch ein Standardwerk, wie man sagt, für uns auch in Sachen Normalität und Sexualität eine Riesenhilfe gewesen.
Sebastian Ja, guck mal, nach zehn Jahren, wo ihr zu zweit die Einzigen auf der Welt seid, stellt ihr fest, ihr seid gar nicht allein.
Lady Ingrid Ja, vor allem, wir sind nicht krank.
Sebastian Das konntet ihr dann auch...
Lady Ingrid Das war viel, viel größer. Nicht, dass wir nicht allein sind. Das ist was, was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht festgestellt hatten. Das haben wir auch daraus nicht rausgezogen. Es war einfach nur, wir waren nicht krank. Das fand ich viel wichtiger. Denn wir haben ja immer Angst gehabt, dass uns mal einer entdeckt, uns die Kinder entzieht, weil wir bekloppt sind oder irgend so ein Zeug. Das war ja auch eine Angst später, denn ich meine, wir haben dann auf dem Dorfe gewohnt, im Wendland da. Ich meine, da war es schlimm, mit den kleinen Kindern. Ich denke mal, die Jugendämter, wenn das wirklich einer ans Angeschwärzt hätte, die hätten da nicht lange gefackelt. Und ich war ja immer schon so ein Plapper im Maul. Ich hätte auch nicht die Schnauze halten können und das wirklich ich irgendwie mit keinem Wort irgendwo mich verraten oder so. Mein Mann hätte das geschafft, aber ich nicht. Und ich meine da, als dann, wie gesagt, habe ich dieses Buch gelesen, dann kam er am Wochenende wieder nach Hause. Und dann hatte der was anderes im Gepäck.
Sebastian Das ist das nächste Buch?
Lady Ingrid Nee, eine Peitsche.
Sebastian Ah.
Lady Ingrid Wir hatten ja keinen, wir hatten sowas nicht. Ich habe ihn auch nie zuvor geschlagen.
Sebastian Hat das schon einen Namen, Sadomasochismus?
Lady Ingrid Gab es den Namen schon? Nein, nein, nein.
Sebastian Okay, der stand auch in dem Buch nicht drin.
Lady Ingrid Weiß ich nicht mehr, das kann ich dir nicht sagen.
Sebastian Wo kriegt man denn da eine Peitsche zu dem Zeitpunkt?
Lady Ingrid Unter irgendeinem Ladentisch, wo der die her hatte, weiß ich nicht. Hannover war ja immer schon eine Großstadt und da gab es auch immer schon sogenannten Shops, wo die da irgendwo hinter weggekramt haben und so. Ich meine, man bekam ja auch dieses Magazin Hörig, was ja wirklich sehr schön war damals. Wir haben das lange abonniert gehabt. Das wurde aber nur unter dem Ladentisch verkauft. Das war so ein Hochglanz, so ein bisschen größer als die Na5. Und sehr, sehr, sehr schöne Fotos. In der Qualität, wie die Schlagzeilen sie heute veröffentlichen. Also diese schönen, großen Fotos, die sie haben. Und da waren dann Texte zu. Die hatten wohl irgendwelche Leute geschrieben. Vielleicht sogar alleine ich weiß, ich habe auch mal eins betextet, und also das war wirklich ganz, ganz, ganz toll das haben wir eigentlich beide immer sehr gerne das hatten wir auch schon aber trotzdem, so weit waren wir beide noch nicht, wie gesagt, es kam mit dieser Peitsche kam das.
Sebastian Erst dann zu uns es bringt ja die Peitsche nach Hause und dann sagt, so mach mal Frau gar nichts.
Lady Ingrid Überhaupt nichts er war nur erstmal neugierig ich meine, es gab ja noch kein Internet und wir haben auch nur dienstlich, wenn er in der Arbeit war, telefoniert. Ich weiß nicht, ob meine Schwiegereltern, ob die überhaupt schon damals keine Ahnung, doch, ja, Telefon hatten sie damals schon. Aber von zu Hause hätte mein Mann nicht angerufen und mich bei mir, das hat er dann von der Arbeit gemacht. Und er fragte nur, ob mir das Buch gefällt und das wusste er ja nun schon, dass ich da am, Und als er die Kinder dann beide im Bett lagen und für uns, der in unsere Zeit kam, hat er das Ding dann ausgepackt, Und ja, wir hatten ja jetzt beide den gleichen Wissensstand, ne?
Sebastian Ja, ihr seid nicht krank. Es gibt noch andere. Es gibt tatsächlich sogar Bücher, die geschrieben werden. Okay, aber jetzt hat er die Peitsche mitgebracht. Also ich habe so ein bisschen das Gefühl, dann will er ja auch was machen. Jetzt besorgt er da was mit.
Lady Ingrid Er will gar nichts machen. Er hat die nur mitgebracht erst mal. Und dann haben wir wirklich, Und das war eigentlich eines der schönsten Momente mit, aber auch für uns ein tragischer Augenblick. Ich weiß, wir sind dann, ich sage, weißt du was, im Wohnzimmer hatten wir eine Glastür. Und im Schlafzimmer, das war eine Holztür. Ich sage, weißt du was, ich würde das Ding ja am liebsten mal mit dir ausprobieren. Aber nicht im Wohnzimmer, falls die Kinder kommen, das Glastür, die waren beide nicht so ganz doof. Also wirklich nicht. Das hätte ich vielleicht erraten. Und dann sind wir in den Schlafzimmer beide gegangen und wir haben uns praktisch wie damals, wo wir dann das erste Mal diesen eigenen Orgasmus erlebten, das war ja bei meinem Mann nicht anders als bei mir, wir haben uns da richtig reingesteigert. Und ich weiß nicht, also auf jeden Fall habe ich ihn die ganze Zeit geschlagen. Einfach so, wir waren mehr oder weniger umarmt und ich habe ihn geschlagen, also mehr Rücken, Po, so dieses was sich dann so ergibt, nur so aus Spaß und das steigerte sich derart rein, dass wir beide, irgendwann völlig ohne Sex geschwitzt, also wie nach einem Orgasmus Platz am Boden lagen, aber beide, und ich weiß so, ich bin dann als Erste so hoch und wir haben uns beide angeguckt und dann habe ich gesagt, das darf nie wieder passieren. Also wenn das jetzt rauskommt und also ich war dann so ängstlich und mein Mann, dem ist es genauso gegangen, der hat also auch gesagt, naja, so braucht es ja auch nicht, aber es gibt ja ein Zwischending vielleicht. Und ich sage, aber da müssen wir bloß vorsichtig sein, weil da waren wir nicht raus. Und vielleicht ist das aus dem Buch auch nicht so klar rausgekommen, dass man bis zur Erschöpfung sich da wie so eine Bekloppte kloppt. Das weiß ich jetzt gar nicht mehr. Dafür habe ich vergessen, was da drin stand. Aber das ist, wie gesagt, irgendwann...
Sebastian Ich werde mal versuchen, das in die Finger zu kriegen oder vielleicht kann mal jemand, der es gelesen hat, vielleicht mal was darüber erzählen. Ich werde da mal ein bisschen rumforschen. Aber ist ja doll. Also wirklich, also intuitiv, ne?
Lady Ingrid Irrsinnig.
Sebastian Von wegen das Internet und das Fernsehen, das macht irgendwie alle Leute komisch und das sind die bösen Bücher. Ganz ehrlich, ich finde das total schön, weil ihr immer noch dieses, ihr beide gemeinsam habt entdeckt und probiert und ja, es ist total schade, dass ihr dann hinterher dieses, um Gottes Willen, das war, das geht nicht, wir verlieren die Kinder, das war illegal, das macht man nicht, das gehört sich nicht, das dürfen wir nie wieder machen. Das finde ich ganz fürchterlich, aber ihr habt ja nicht aufgehört.
Lady Ingrid Ja, es ist aber auch so, dieses Gefühl, es ist uns beiden so gegangen. In seinem Leben spricht man ja öfter mal so eine Sachen, haben wir irgendwas verpasst, wollen wir irgendwas nochmal machen oder tut uns irgendwas leid, weil wir es nicht getan haben. Und das ist etwas gewesen, ich weiß gar nicht, ob es schon bei den ersten Anzeichen war oder erst als wenn man dann wirklich krank wurde oder ob es kurz davor war.
Sebastian Für das Publikum ganz kurz, der Mann lebt nicht mehr, der ist gestorben 2006.
Lady Ingrid 2006 verstorben und da ist man dann irgendwo, kommst du dann fragst du dann auch und dann haben wir wirklich auch öfter mal so eine Frage gestellt und dann kam das auch mal irgendwann haben wir beide eigentlich irgendwas bereut weil wir es nicht getan haben, und mein Mann fiel erstmal nichts ein ich sag doch, ich finde wir haben schon etwas, bereue ich schon dass wir es vor allen Dingen nicht mehr weiter getan haben ihr.
Sebastian Habt dann aufgehört?
Lady Ingrid Naja, in dieser Form schon.
Sebastian Ja, also wirklich nach diesem Erlebnis mit der Peitsche, stopp.
Lady Ingrid Ja, man ist auch mehr Devot gewesen. Also Peitsche war nicht so sein Ding. Aber so als Bestrafung und so, da wäre das immer drin gewesen. Denn das haben wir ja auch später noch gehabt. Aber nicht so, wie das bei einem Masochisten ist. Denn das weiß ich, weil ich ja in 18 Jahren Masochisten wirklich ganz eng hatte.
Sebastian Ja, ich mag doch mal wirklich nochmal zu diesem Moment zurückspulen. Ihr habt wirklich Spaß, es ist anstrengend und dann beschließt ihr, lasst es jetzt bleiben oder konntet ihr es nicht bleiben lassen?
Lady Ingrid Nein, das konnten wir schon bleiben lassen, weil erstmal ist es wirklich von beiden Seiten der Beschluss gewesen und zum anderen waren wir damals auch wohntechnisch wirklich so, dass es auch wirklich schwierig war, so was in dieser Form vor allen Dingen ist zu machen. Und dann kamen eben die zwei kleinen Kinder dazu, die ja nun immer neugieriger wurden. Es ist ja klar, aus der Dummheit waren die lange raus. Und das waren dann eben auch Zeiten, wo man, dann kam wieder ein Umzug dazwischen. Wir sind ja auch relativ viel umgezogen. Aber ich wollte nur sagen, für mich ist es so gewesen, ich habe es damals bereut, dass wir das ganz gelassen haben. Dass es zu solchen Exzessen wie dieses eine Mal nicht wiedergekommen ist, das habe ich bereut. Und als ich das ausgesprochen habe, da sagt man, da kannst du nur mal sehen, wie bekloppt wir waren.
Sebastian Wie lange war diese Pause?
Lady Ingrid Also in dieser Form hat es mit meinem Mann nie wiedergegeben.
Sebastian Okay, also wirklich nie wieder.
Lady Ingrid Ich meine, ich habe es immer wieder gehabt, aber nicht mit meinem Mann. Und das kam aber auch daher, dass wir uns anders entwickelten. Mein Mann taucht ja immer mehr in diese TV-Sache rein. Und da stellte sich eben doch heraus, dass eben dieses, ich meine, das war ja alles klar im Grunde schon, nur man hatte keinen Namen dafür. Im Grunde genommen war er halt Devot. Und dass eben so manche Dinge dann, das wissen alle, die irgendwie im BDSM sind, dass eben dann so spielerisch oder auch ernsthaft oder wie auch immer, wie es sich ergibt, dass dann dieses Wechselspiel, dass man dann ein Stück weit das mag oder auch nicht mag und trotzdem tun muss, dieser ganze Kontext, der da ist, das entwickelte sich ja bei uns, gerade wirklich nach diesem falschen Ausfall.
Sebastian Wie hat sich das denn bei euch weiterentwickelt? Ich sage mal bis zu dem Moment, wo ihr Kontakt zu anderen gefunden habt. Irgendwann habt ihr ja mal Menschen gefunden oder ein Medium, wenn du jetzt auch für das Hörig-Magazin dann geschrieben hast. Wie kam es dazu, sich überhaupt mal mit anderen Menschen auszutauschen? Das muss ja auch nochmal ein ganz besonderer Moment sein, wenn man auch mal vielleicht vor einer anderen Person steht, die weiß, was man meint.
Lady Ingrid Das ist alles noch nicht passiert, weil das gab es ja alles gar nicht. Wir haben dann lediglich, es ging auch wieder von meinem Mann aus, er meinte dann, ob man so eine Sache nicht vielleicht mit einem Paar zusammen machen könnte. Und ich sage ja, die musst du aber erstmal finden aber nun gab es ja in den St. Pauli Nachrichten Anzeigen ohne Ende und da waren alles mögliche drin, auch von uns perverse natürlich, jede Menge und da habe ich dann eine Anzeige aufgegeben, die aber noch relativ harmlos, formuliert war also ich habe nur was davon geschrieben, dass ich eine selbstbewusste Frau bin, wie alt ich bin und bla bla bla, aber Aber für mich war eigentlich der Prozess davor das Wichtige, dass ich nämlich, ich habe nicht gleich Ja dazu gesagt, habe ich auch meinem Mann gesagt. Weil ich hatte bis zu dem Zeitpunkt keinen anderen Mann körperlich überhaupt. Gab es gar nicht. Ich hatte ja nur meinen Mann. Und wenn man mit ein paar was macht, dann war ja klar, dass man sich da irgendwo auch austauscht oder so. So weit waren wir immerhin schon. Und ich sage, ich habe noch keine Ahnung, ob ich überhaupt mit irgendeinem anderen Mann das tun möchte, das weiß ich doch gar nicht habe ich gar keinen Bock drauf gehabt. Und naja, das sah mein Mann ein und dann habe ich dann nur zur Bedingung gestellt, weißt du was, ich gebe eine Anzeige auf und ich probiere für mich erstmal aus, ob ich mit irgendeinem anderen Kerl kann und wenn ich das nicht hinkriege können wir das Ganze vergessen und wenn ich es hinkriege, dann reden wir weiter so, das war dann aber auch eben wieder meine Entscheidung, und dann habe ich diese Anzeige aufgegeben und dann war ich erstmal völlig fertig weil da waren...
Sebastian Vielleicht nochmal für das Publikum, die das nicht kennen, so eine Anzeige aufzugeben, das war damals, man schreibt einen Brief mit dem Anzeigentext an die Redaktion, die es dann in der nächsten oder übernächsten Ausgabe veröffentlicht. Manchmal gab es kostenlose Anzeigen, manchmal kosteten die auch Geld, du zeigst es schon, das kostete also auch noch Geld, man musste auch noch Geld mitschicken, in Form von Briefmarken oder dass man Münzen oder Scheine beigelegt hat?
Lady Ingrid Per Überweisung.
Sebastian Per Überweisung schon tatsächlich.
Lady Ingrid Ja, die haben mir ja auch Geld überwiesen, wenn ich Geschichten geschrieben habe oder irgendwas.
Sebastian Aber so ein hochoffizieller Akt dann auch schon, nachverfolgbar. Und dann auch mit Chiffre noch?
Lady Ingrid Das war mit Chiffre.
Sebastian Ja. Mit Chiffre, also das heißt, man schreibt nicht dich direkt an, der Brief kommt nicht zu dir, sondern der wird zum Verlag geschickt, der sammelt es und schickt es dann weiter. Kam denn auf die Anzeige irgendwas?
Lady Ingrid 145 Zuschriften.
Sebastian Oh Gott.
Lady Ingrid Ich bin, das habe ich auch gesagt. Und dabei, ich hatte aber viele Schreibfreunde, immer schon. Ich bin also schon als Kind, damals vom Tierfreund, also so eine Zeitung war das. Ich hatte immer Brieffreunde und Brieffreundinnen. Und ich hatte natürlich, weil ich in den St. Pauli Nachrichten Leserbriefe, Texte und was weiß ich was, da schrieben oft dann Mitleser oder Abonnenten und da stellte sich Kontakte her. Aber das war alles nur brieflich. Und ich hatte in Hamburg einen Briefkontakt, der war Grafiker, der Mann und der hat mir dann einen Briefkopf gestaltet, ich hatte mir ein Postfach zugelegt weil ich nicht wollte, dass irgendeine Art dieser Post bei uns zu Hause landete, und dann hatte ich ein Postfach, da war dann nur das Postfach und in Hannover, also wo das Postfach ist, drauf mir war da nicht kein Name, kein Nix. Und zu der Zeit wusste kein Mensch, dass man das auch hätte erfragen können bei der Post. Es war nicht so, dass das also niemand hätte erfragen können. Aber alle meinten, dass das eben dann doch anonym sei. War es ja offensichtlich so für alle Leute auch. Und da habe ich das alles hingekriegt. Und dann habe ich bei den 145, dann habe ich einen Text geschrieben und dann hat er vervielfältigt. Habe ich geschrieben, also ich hätte ja schon das ernst gemeint, aber für 145 Männer wären mir zu viel. Und dann habe ich dann noch, vor allem, man muss dazu sagen, ich hatte in der Anzeige geschrieben, dass sie Rückporto dabei liegen. Es war wirklich 145 Briefe, immer mit Rückport. Ich habe keinen einzigen Pfennig dafür bezahlt.
Sebastian Ja, das geht ja auch dann ins Geld, wenn man da so viele Briefe schickt. Ganz ehrlich, was haben die denn, was wollten die? Das sind ja 145 Mal wollen die Menschen dann ja etwas tun und dann schreiben die ja auch was, weil man kann ja nicht einfach mal eben schnell hin und her schreiben, sondern da muss ja immer viel in die erste Nachricht auch rein. Waren da vielleicht Sachen dabei, die dich schockiert haben oder Dinge, die du besonders toll fandest? Hast du noch irgendwelche Erinnerungen?
Lady Ingrid Ja, ich weiß den von meinem Freund damals, das war gleich bei den ersten dabei, der hatte geschrieben, dass er die Anzeige schön findet und er hätte großes Interesse, aber er wäre verheiratet und wollte das auch bleiben. Und also Diskussionen und was war das noch? Also irgendwie alles so dieses, was eigentlich selbstverständlich sein sollte, hatte er dann auch noch in den Brief geschrieben. Und ich habe dann nur zurückgeschrieben, ja, dann können wir uns mal sehen. Ich bin ja auch verheiratet, aber ich will das auch bleiben. In jedem Fall, anders geht das gar nicht. Und dann haben wir uns das erste Mal gesehen und da hat es zwischen uns gleich geknistert. Und zwar aus dem Grund, weil der... Verrückt, ich weiß nicht, wir haben uns in Hannover Hauptbahnhof getroffen, das war das erste Treffen zusammen, der war auf der Durchreise von weiß ich nicht woher, irgendeine Dienstreise. Und er hat dann irgendwie im Gespräch viel das Wort hörig.
Sebastian Ja, das ist ein Wort, das hört man heutzutage recht selten, aber es ist auch eher negativ behaftet. Was bedeutete dieses Wort damals?
Lady Ingrid Das war die Zeitschrift.
Sebastian Ach so.
Lady Ingrid Die hieß du.
Sebastian Genau.
Lady Ingrid Und da waren eben auch solche Geschichten drin, das heißt, das waren mehr oder weniger Geschichten von devoten Männern und Frauen. Geschichten, überwiegend fast eigentlich nur dominante Männer und eben, ja, devote Frauen. Und ich habe nicht nur auf dieses, darauf reagieren können, weil wir hatten das ja auch. Und dann hatte er wahrscheinlich schon da war das bei ihm, klickte das bei ihm dann schon so nach dem Motto, wenn die das höre ich kennt, du liebe Güte, dann ist sie ja auch so drauf, so nach dem Motto aber wir haben das beide nicht gesagt und das war im Winter, im Januar und ich hatte so wunderschöne Stiefel an, mit einem Absatz, also aber noch nicht so ein, irgendwann nichts mit High Heels, man konnte auch drauf laufen auch draußen, und dann warte er nur zu mir ob ich die Stiefel eigentlich immer tragen würde. Oder ob ich auch noch andere hätte. Und ich meine, da war ich schon ein bisschen gewitzter, weil man hatte eben dem Hörig ja schon viel Stiefelfrauen und sowas gesehen. Und da habe ich gesagt, ja, die ziehe ich schon immer an, aber wie gesagt, ich muss in den Dinger laufen können. Und wir haben dann. Ja, wir haben uns dann getrennt. Wiedersehen war aber schon verabredet. Und ich weiß, das ist also wirklich der einzigste Mann gewesen, mit dem das wirklich jemals so passiert ist, außer der Halbmann der Ehe. Beim zweiten Besuch, da haben wir tatsächlich, so wie man das heute so manchmal sieht, kaum, dass man so richtig sich warm war. Also dann hat dieser Knabe mich tatsächlich in seinem Büro vernascht. Und ich muss ehrlich sagen, hat mir auch gefallen. habe ich gedacht, naja, okay, das kann ja nicht so schlimm sein dann. Und dann stellte sich aber ziemlich schnell raus, ich meine, er war weder masochistisch noch devot, aber dieses ganze Drumrum, Schlagen, Fesseln, diese Behandlungen von wegen bestraft werden und so, das war alles was, was ihn kickte. Also ich habe ihm mal direkt auf den Kopf gesagt, BDSM, so wie man es später dann nannte, ist für ihn nichts weiter als eine Bereicherung seiner Sexualität gewesen. Und genau so ist es dann ja gekommen. Und ich meine. Also wir haben dann und zwar im dritten Mal oder so, weiß ich, dann hatte er ein Hotel irgendwo hier draußen, irgendwo, wo Hund und Hase sich Gute Nacht sagen. Hinter Bad Rotenfelde werde ich nie vergessen, bei uns hier in dieser Gegend. Und da haben wir dann übernachtet und das ist also ganz schnell dann in diese Richtung gegangen. Und ich bin mit ihm 15 Jahre, haben wir SM gemacht, waren sehr eng befreundet.
Sebastian 15 Jahre mit der Person?
Lady Ingrid Ja, aber ich habe dann noch, der war nicht der Einzige.
Sebastian Erstmal, wenn du dann jetzt, du gibst eine Anzeige auf, da meldet sich und du triffst jemand, der fernascht dich im Büro. Was hat denn dein Mann zu alledem gesagt?
Lady Ingrid Wieso, der hat das ja inszeniert im Grunde genommen.
Sebastian Ja gut, aber das heißt ja noch lange nicht, also nur weil ich.
Lady Ingrid Der hat abgewartet, der wusste ja noch nicht, wie ich reagieren würde. Ich meine, es stand ja für ihn viel mehr auf dem Spiel. Sage ich nun ja oder bleibt es vielleicht beim Nein? Das war ja ein Ja, in was ich gesagt habe.
Sebastian Ja, aber eigentlich hat er ja gesagt, er wollte mit einem Paar was machen. Also er auch.
Lady Ingrid Ja, das hatten wir ja versucht, das hat ja eh nicht geklappt.
Sebastian Okay, aber grundsätzlich, ich meine, da würde ich jetzt so, also nur weil ich mir etwas wünsche, heißt das noch lange nicht, dass ich es gut finde, wenn es passiert. Das hat aber für ihn gepasst, oder?
Lady Ingrid Offensichtlich.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid Ich kam begeisternd nach Hause und habe dann nur gesagt, Ich hielt ihn damals auch für relativ normal, diesen Mann. Das war mir Zufall, weil ich war ja nun durchaus schon einiges so gewöhnt. Und es waren ja auch erst die Anfänge, kam mir dann später erst mehr dazu. Und ich habe gesagt, weißt du was, ich hatte zwischendurch dann noch vier andere. Die habe ich mir aber dann, wie man so schön sagt. Und dann habe ich ihm zu meinem Mann gesagt, also weißt du was, wenn ich mir das mit denen kann, kann ich das mit jedem SM. Für mich war das klar. Und von daher habe ich gesagt, okay, dann gucken wir mal, was jetzt kommt.
Sebastian War da der Begriff Sadomaso?
Lady Ingrid Nein.
Sebastian Den gab es immer noch nicht.
Lady Ingrid Nein.
Sebastian Also wenn in so einem Magazin, wenn da Geschichten drinstehen und so, wie haben die das denn beschrieben?
Lady Ingrid Wie es war, die haben keinerlei, das wurde ja nicht benannt, da wurde regelrecht, was weiß ich, da wurde geschlagen, da wurde geschlagen, das Wort benutzt, da wurde gesagt, dass es Fests sind aus, weiß ich nicht, manchmal haben sie es dazu gesagt, manchmal sah man es ja auf den Bildern. Und ich meine, dann kam ja so ganz allmählich, gerade beim Hörig, bei diesem Magazin in St. Pauli-Nachricht, da nicht so, aber in dem Hörig waren die Bilder ja alle so, das waren auch die Stiefelfrauen, so nannte man ja die Dominas früher, ganz früher und von daher kannte man das ja alle schon, wo das die Leute dann hergekriegt haben. Das haben die dann teilweise, wenn sie selber eine Quelle hatten, auch nicht verraten. Die hatten dann auch Angst, dass sie dann irgendwo verraten oder angeschwärzt werden, dass sie das wissen überhaupt. Also selbst da war ja noch furchtbar hoch die Schwelle.
Sebastian Mit dem Wissen sagst du was. Du hast jetzt Zugang zu so einem Magazin, da stehen Dinge drin, die andere machen oder die andere sich ausmalen. Gab es da Sachen, wo du sagtest, ah ja, das ist genau meins. Auf die Idee bin ich noch nie gekommen, aber das finde ich gut. Gibt es da irgendwas, wo du da Anregungen mitgenommen hast?
Lady Ingrid Da war nicht so viel Direktes, Sebastian, wie das heute ist. Weißt du, so diese Direkte, das waren mehr oder weniger immer wieder die gleichen Fotos. Ich meine, ein Andreas Kreuz, das war so das erste, das hatten wir ja sogar auch schon bei unseren ersten Veten. Und das war natürlich noch weit davor. Ich glaube, dieses Hörig kam, glaube ich, aus Dänemark. Es war auch kein deutsches. Und dann standen da, ja, meistens waren es natürlich sehr hübsche Frauen, Models nehme ich mal an. Und dieses Schlagen oder so, das wurde dann in Worten gesagt. Und man sah ja manchmal nicht mal, ob da Spuren waren. Selbst das hat man ja vermieden.
Sebastian Ich finde diese Bildästhetik aus der Zeit, finde ich total spannend. Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich es richtig sage. bei FetLife habe ich jemanden abonniert, ich glaube Jan Faraday ist glaube ich der Name, eventuell muss ich das hier schneiden später, ich werde das mal prüfen, ob das stimmt, aber ich glaube der Mensch hat so eine, Bildästhetik, wie ich sie auch so in Magazinen aus den 70er Jahren erwarte, ne, und ich finde das hat was ganz eigenes, das ist manchmal sehr explizit, also überraschend explizit von der Darstellung her, aber es hat ja, ich kann es nicht sagen, es wirkt einfach total schön auf mich. Es ist meistens schwarz-weiß und die Unterwäsche, die man sieht und diese ganze Positionierung und die Möbel, alles wirkt irgendwie alles ein bisschen anders. Aber ich finde das, Ja, das kann ich mir vorstellen, dass wenn man sowas auch das erste Mal als Bild in der Hand hält, das hat schon eine Wirkung.
Lady Ingrid Und es waren wirklich schöne Fotos gemacht, gerade im Hörig waren die wirklich sehr schön. Der Mann war ja nun damals schon ein Hobbyfotograf, von daher beurteilt er auf schwarz-weiß, war ja fast alles nur schwarz-weiß, ganz anders. Und dadurch waren die Bilder auch unwahrscheinlich eindrucksvoll. Wenn man heute mal Farbfotos, gerade Akt oder irgendwie gerade, wie du sagst, mit nur spärlicher Wäsche oder so, war ja dann auch in dem Fall, haben sie natürlich schwarz-weiß genommen, die weiße Haut, die schwarze Wäsche oder wenn es ein dunkelhäutiger war, dann weiße Wäsche. Und diese Kontraste, das war schon was. Und vor allen Dingen, die Fotos waren ja nicht so platsch, so direkt wie heute.
Sebastian Ja, ich öffne ein Portal und sehe direkt frontal, man sagt heute den Kammschott. Also ich habe das mal gesagt, ich bin auf den Stammtisch gegangen und dann sagen die Leute ihren Nicknamen, wie sie heißen und dann erinnere ich mich, das Profil habe ich mal besucht und stell fest, jetzt habe ich auch noch ein Gesicht zu den Kenitalien, die ich da gesehen habe. Das war für mich total schräg. Aber okay, also im Prinzip bist du doch jetzt schon voll drin. Wo sind wir jetzt, irgendwie Mitte der 80er schon oder du sagst, das ging auch 15 Jahre?
Lady Ingrid Ja, also diese Anzeige, die habe ich 78 ausgegeben. Peter habe ich da auch kennengelernt, 78. Und man muss ja dazu sagen, so hieß der erste Mann. Und wir waren wie gesagt, hatten 15 Jahre neben vielen, vielen anderen Sachen auch SM. Aber wir sind auch ins Theater gegangen, wir haben eine kurze Wochenendreise gemacht oder so. Ich habe ihn auch manchmal auf einer Dienstreise begleitet, war nie ein Problem. Auf der anderen Seite war dieses, für ihn, er war ein Mensch, der wollte dann auch mal die andere Seite ausprobieren. Und ich habe dann ein halbes Jahr das sogar mitgemacht. Das ging aber bei mir ganz schnell, dass ich wusste, das ist absolut nicht meins. Ganz abgesehen davon, dass er langweilig war, weil er immer das machte, was ich von mir aus kannte. Er hat das eigentlich nur kopiert. Und das hat er dann auch selbst gemerkt. Aber er ist dann irgendwann, hat sich dieses BDSM, er war ein Mensch, der Regeln und Reglements und sowas liebte. Wir haben ein ellenlanges Reglement gehabt, das also wirklich zum Kotzen langweilig war.
Sebastian Was stand denn da so drin?
Lady Ingrid Ach, jedes bisschen.
Sebastian Ja, ein paar Beispiele.
Lady Ingrid Also weil du statt des blauen Briefes, den du zu nehmen hattest, als wenn du mir auf der passiven Seite schreibst, wir hatten unterschiedliche Briefe. Weiß war normal, gelb war, wenn er sich als Erzieher aufspielte, das war ja nur das halbe Jahr. Und wenn er mir blaue Briefe schrieb, war das immer ein Devoterbrief. Also immer in seiner devoten Rolle. Und wenn er irgendwelche Fehler, und das ging wirklich so weit, dass er das Datum nicht richtig hingeschrieben hat und all solche Sachen, dann hatte das irgendwelche Folgen. Und die waren alle reglementiert. Also für mich wirklich Schwerstarbeit. Dagegen sind diese Möchtegern-Sklaven heute ein Klacks. Aber es ist auch so gewesen, ich habe das wirklich sehr viel früher gemerkt als er. Ich habe das auch versucht einzudämmen. Aber er kam ja immer mit neuen Regeln. Und er hat sich, wenn man so will, SM-mäßig an seinen eigenen Regeln aufgehängt. Wir hatten eine Situation, da habe ich von ihm erwartet, dass er zwölfmal um mich herum kriecht. Ich hatte die von ihm geschenkten Stiefel an mit hohen Hacken, aber keine High-Hills. Die waren schon sehr hoch, auch schlank, aber eben keine High-Hills. Ich konnte da noch drin gehen. Und er musste dann, wenn er um mich herum gekochen ist, vorne die Fußspitzen und hinten den Absatz küssen. Das hat er bis zum achten Mal geschafft. Und dann ist er abgeknallt.
Sebastian Wie abgeknallt?
Lady Ingrid Er ist mit einmal aufgesprungen. Und hat dann gesagt, wer bin ich eigentlich? Bin ich bekloppt? Was mache ich denn hier einfach? Und ist rausgetobt. In dem Moment, wo er das gesprochen hat, hat er gemerkt, gegen was er alles verstoßen hatte in dem Moment. Denn ich meine, aufspringen, ohne dass ich es erlaubt habe, und dann noch rauslaufen. Und das, obwohl man das Bändchen trägt, das, was ihn auswies, was er war. Und ich habe dann wirklich, also da habe ich wirklich auch Sadismus in mir gespürt. Und ich habe dann da auf der Couch bei ihm zu Hause gesessen und habe gedacht, wie kommt dieser Mann aus dieser Scheiße wieder raus? Überhaupt nicht. Und habe gewartet, der kam und kam nicht zurück. Und vor allen Dingen, mir war ja klar, wenn der jetzt zurückkommt, wie macht er das? Er trug ja nach wie vor das Band und das durfte er nicht alleine abnehmen.
Sebastian Erklär das mit dem Band bitte nochmal. Ist das so das Äquivalent zu dem Halsband heute?
Lady Ingrid Nein, das war, man kann es schon so verwenden, weil wenn er das trug, dann war er eben in seiner, wird er das nannte Sklavenrolle.
Sebastian Okay, wie sah das aus? War das Leder oder?
Lady Ingrid Nein, das war ein geflochtenes Band aus bunten Fäden und das hat er deswegen getragen, weil wir hatten ja auch im ganz normalen Restaurant, habe ich ja meine Späße auch mit ihm gemacht. Und das war natürlich nur möglich, wenn er das trug, sonst hätte er das ja gar nicht mitgemacht. Dann hätte er sich in der Hose schon rauszulavieren. Also es war schon eine Ansage, dieses Bändchen. Und es hat im Restaurant oder wenn wir irgendwo hingehen und ich habe ihm das Band umgebunden, dann hieß das für ihn Reglementgeld. Und zwar in der Gänze, auch wenn er was vergessen hätte oder so, da wäre ich immer die gewesen, die dann das Gedächtnis hatte.
Sebastian Ja, das brauchst du auch, wenn ihr da so viele Regeln hattet. Wenn du möchtest, ich hätte gerne so einen kleinen Einblick darin, wie BDSM damals ausgesehen hat. Weil ganz ehrlich, heutzutage, du guckst ein paar Pornos, du liest einige Geschichten, du liest einfach das halbe Internet durch und dann hast du so eine Ahnung, was man alles machen kann. Gut, ihr habt diese Magazine, da stehen Geschichten drin, da kann man viel Inspiration, sag ich mal, holen, man spricht miteinander, aber so vom Duktus, vom Ton her, stelle ich mir das sehr streng vor. Da ist der Begriff Sklave auch wirklich benutzt. Benutzt ja heutzutage, benutzen wenige Menschen diesen Begriff. Da sagt man eher der Sub oder so. Ich weiß nicht, ob man das damit verniedlichen will oder ob man das einfach kulturell abgrenzen will. Das kann man so und so sehen. Es ist mal Zeit für eine andere Podcast-Folge, das mal auseinanderzunehmen. Aber diese ganzen Begrifflichkeiten, auch dieses, wie weit geht das? Wie viel Kontrolle hast du? Endet das wirklich in dem Moment, wo das Bändchen abgenommen wird? Spricht man über so Dinge wie Consent, sowas wie ein Safe Word, solche Mechaniken, die wir heutzutage alle benutzen? Was gab es davon schon und was war undenkbar?
Lady Ingrid Ich denke mal, es ist einfach mit heute gar nicht zu vergleichen. Ich glaube, dass das, was wir als BDSM gesehen haben und was mit Sicherheit auch dazugehört, das war so soft, das kannst du gar nicht vergleichen. Ich mache schon mal den großen Unterschied, dass ich sage, unser gemeinsames Problem, Das SM-Gefühl, was wir hatten mit meinem Mann, das war total anders von alledem, was ich mit je irgendeinem anderen Mann hatte, immer. Für meinen Mann gab es nichts, wir hatten kein äußeres Zeichen, gar nichts. Und für ihn war aber immer klar, weil das war sein größter Herzenswunsch, wenn er in irgendeiner Weise Kleider, Röcke oder Diverses dieser Sachen trug, dann hieß das für ihn. Dass er in jedem Fall mich als dominant vor sich hat. Das hieß bei uns durchaus, und wir haben damals wirklich viel und sehr oft sogar genau deswegen einen Streit gehabt, weil man hat ganz viele Probleme damit gehabt, diesen Scheiter umzulegen. Er wollte das zwar sein, aber er hat es nicht gefüllt mit dem, was er war. Was mit Sicherheit natürlich auch an dieser jahrzehntelangen Erziehung war, die man ja genossen hatte. Und auch der, wo man immer noch drin saß. Das ist schon richtig, aber es war für ihn auch schwierig und ich habe dann manches Mal wirklich in letzter Verzweiflung gesagt, ich habe dann gesagt, wieso zacken wir beide eigentlich. Du müsstest doch eigentlich glücklich sein, dass ich dich jetzt so behandle, wie ich dich behandle, weil das willst du ja. Aber genau das ist ja auch heute noch das Problem. Die haben alle eine große Klappe. Sie wollen dienen, sie wollen was weiß ich was alles. Aber wenn sie es tatsächlich müssen und zwar aus Sicht des Anderen, der Frau oder des Mannes, ist ja egal, ob wir Frau oder Mann, dann ist das plötzlich jetzt etwas ganz anderes. Das war also so diese Beziehung zu meinem Mann. Da gab es also kein irgendwelche, das war alles einzige äußere Zeichen, aber es kam auch genauso gut vor, wenn er nach Hause kam und ich hatte dann ihm mittags schon angekündigt, bring das und das nochmal mit und dann sieh zu, dass du pünktlich bist, also hatte er schon mittags so eine gewisse Anweisung gekriegt. Das hieß, wenn er nach Hause kam, hatte er sich dann sofort umzuziehen, zumal später, als die Kinder dann nicht mehr im Haus waren, wo man dann eben nicht mehr diese Sicherheiten abbehalten bauen musste. Also bei uns war das fließend. Aber bei allen, bei sämtlichen, mit Ausnahme von meinem Herbert, das ist ja mein Masochist gewesen, mit dem ich 18 Jahre zusammen war, davon 12 Jahre parallel mit meinem Mann. Aber die anderen waren alles abgegrenzte Situationen. Bei einem ganz allerersten, also wie gesagt, bei Peter, der hieß ja auch Peter, deswegen finde ich dass sich das ausrechnet, Peter, jetzt dich und mich da zusammengebracht hat.
Sebastian Peter, Damenspiel kam im Podcast auch schon mal vor, ist lange, lange her und ich sehe ihn auch gelegentlich und er hat, vielleicht erzähle ich das mal ganz kurz, er hat jetzt in den letzten Jahren, hat er gesagt, Lady Ingrid, da musst du dich mal melden und so. Und dann habe ich immer gesagt, Peter, Ja, total spannend, aber ich mag immer ungern Leute dann anschreiben und sagen, hallo, du musst mal in den Podcast, hat irgendwer gesagt, ja, sondern ich habe immer dieses Ideal mit, es ist immer schön, wenn Menschen es selber wollen und dann hast du dich nämlich tatsächlich selber vor ein paar Monaten bei mir gemeldet und mich angeschrieben und das fand ich total großartig und da bin ich auch gleich dran geblieben und ich musste erst mal alles erklären, was dieser Podcast ist, wie der funktioniert und so und ich habe mich aber richtig gefreut, muss ich einfach mal einwerfen. Also da hat Peter, Peter Dahmspiel jetzt in dem Fall, das wirklich Gutes gemacht. Eine Sache fehlt mir, wenn du dann deinem Mann sagst, du hast ihm im Grunde geholfen, da auch reinzukommen, indem du das vorgegeben hast. Hier, heute, so und so, hier ist die Anweisung. Was hat dir das gegeben? Also was war dein Nutzen an dem Ganzen? Lust, Machtrausch, ich weiß es nicht. Es gibt so viele Begriffe dazu, aber was hat dir daran Spaß gemacht?
Lady Ingrid Also bei dem Anfangsszenario, wenn ich ihm dieses gesagt habe oder so, dann hatte ich meistens in der Fantasie schon irgendwas anderes. Dann war das eigentlich nur das Klamauk drumherum, sagen wir mal. Und ja, im Grunde genommen habe ich eigentlich immer irgendein Szenario aufgebaut, wenn, ja, ich denke mal schon, es hatte damals, als wir jung waren, ganz viel mit Sex zu tun. Weil ich ihn, ich habe es genossen, meinen Mann in irgendeiner gefesselten Form zu, ja, Gebrauchen, Missbrauchen, lustig zu machen, zu befriedigen, wie auch immer, völlig. Also alles die ganze Leiter rauf und runter. Aber ich hatte mir natürlich immer meine eigenen Fantasievorstellungen, wie ich mal zu meinem Ziel komme. Und das war teilweise Mittel zum Zweck, also dass ich genau wusste, welche Knöpfe ich da zu drücken hatte, wenn ich bestimmte Dinge von ihm wollte. Und ja, wenn es nur um so ein Spiel ging, wie ist er drauf und kriegt er heute den Schalter umgelegt, das war manchmal auch nur so ein Versuch, weil wir da oft dann drüber gesprochen hatten und aber ja, ich habe eigentlich den Anfang immer nur als Auftakt zu dem, was ich in der Hinterhand hatte gesehen. Und das war sehr unterschiedlich, das war aber nicht fest da, auch nicht in meinem Kopf. Das habe ich einfach laufen lassen. Wenn ich dann wusste, dass so das äußere stimmig war, dann fühlte ich mich wohl und dann ließ ich es einfach laufen. Dann war es mir auch egal, wo es hinging.
Sebastian Also man könnte das jetzt auch so ein bisschen als Dienst an deinem Mann interpretieren, dass du ihm hilfst oder ermöglichst, dass er diese Rolle ausleben kann.
Lady Ingrid Das ist in allen Beziehungen so, auch wenn es keiner wahrhaben will. Jeder dient dem anderen in irgendeiner Weise. Und wenn wir ehrlich sind, was wären wir ohne den demoden Menschen? Gar nichts. Und was machst du, wenn du die Lust hast, jemanden zu streben oder die Striebe an seinem Körper zu sehen, wenn du keinen hast, der das genießt? Ich schlage niemals einem Menschen, der das nicht genießen würde. Mir ist wichtig, dass nicht nur ich, sondern auch mein Gegenüber den Genuss hat. und dass ich dafür was tue, ist selbstverständlich.
Sebastian Hast du ja wirklich mit mehreren Menschen das ausgelebt? Wir sagen ja jetzt gespielt. Den Begriff gab es wahrscheinlich damals auch noch nicht. Ich mag nochmal auf diese Tabubrüche kommen. Ganz am Anfang wirklich dieses mit der Peitsche und das ist ein Tabu und das können wir nicht mehr machen. Jetzt machst du mit anderen Menschen was, es geht weiter. Und da müssen ja aus meiner Sicht ganz viele Dinge gewesen sein, wo man sagt, um Gottes Willen, das kann man nicht machen. Das ist ein Tabu. Gab es das noch oder warst du da abgeklärter? Oder gab es auch Dinge, die du abgelehnt hast, weil du gesagt hast, das ist zu viel, das mache ich nicht?
Lady Ingrid Nee, abgelehnt habe ich eigentlich fast nie etwas, weil ich für mich einfach sage, wenn man in unserem, also im BDSM Erfahrungen machen möchte, die man für sich und seinen Partner oder auch umgekehrt für den Partnerin und sich selbst nutzen möchte, dann sollte man irgendwo nicht stehen bleiben. Ich habe aus vielen Sachen, ich habe sie trotzdem gemacht, wenn ich dann so, ja auf Partys oder so, da lernt man ja dann spontan mal jemanden kennen und ich habe nie ein Problem gehabt. Früher gab es auf Partys so gut wie überhaupt keine dominanten Frauen. Und als es die Partys gab, ich habe eigentlich immer, wie man so schön sagt, mir taten immer die Männer dann, die dann da alle zuhauf rumsaßen und bettelten. Und was mir dann so halbwegs in den Kram passt, da habe ich durchaus probiert. Ich habe auf Partys mit den Männern so ihre Sachen dann probiert. Da muss man ja eh kommunizieren. Und dass man da so ein bisschen auf den anderen eingehen muss, das kann man nicht nur sich sehen. ist doch selbstverständlich. Und da lernst du ja bei.
Sebastian Jetzt machst du gerade einen Riesensprung. Wie ist es denn dazu gekommen, dann auch mal so eine Art Szene oder Partys oder Stammtische oder überhaupt irgendwie, Andere Leute zu treffen. Bisher hast du ja immer einzelne Leute getroffen.
Lady Ingrid Ja, das blieb auch bis 1990 so. Ich habe zwar selber viele Kontakte gehabt, ich habe ja weiter geschrieben, ich habe also so viele Sachen in den Schlagzeilen geschrieben später und dann kriegst du, du glaubst gar nicht, wie viele Kontakte da zustande kommen und das waren bessere Kontakte als über Anzeigen. Sehr viel bessere, weil da war dann ein echtes Interesse hinter. Da hat entweder der Beitrag gefallen, wie das ja heute im Joy auch oft ist, oder wie es auch der Podcast ist, dass dann auch was zurückkommt. Ist doch logisch. Und dann habe ich damals, ging das halt nur über Brief, dann kriegte ich die Briefe und das über den Grimme, über Matthias Grimme und den Verlag ging das zu mir. Und so habe ich andere Menschen kennengelernt. Da war ich noch nirgendwo anders. Das war immer nur auf meine Initiative, dass ich auf Briefe reagierte, mich mit denen auch traf und vielleicht den einen oder anderen habe ich dadurch auch, ja, sagen wir mal zwischen zwei Monaten und zwei Jahren Beziehungen waren das dann auch kurzfristig.
Sebastian Wie war denn so der Tonfall in der Kommunikation? War das sehr höflich? Ich meine, da hat man ja nicht geschrieben. So eine blöde Anrede in einem Brief wäre ja so, hey Lady, die Geschichte, die war echt gut, lass uns mal treffen. Ich sehe schon einen Blick. Entschuldigung, das war jetzt auch absichtlich ein bisschen sehr leger. Aber wie sah so ein Brief aus von der Anrede her allein schon? Was hat man damals geschrieben?
Lady Ingrid Sehr geehrte Dame oder so schreiben sie dann. Oder je nachdem, heute gibt es ja auch noch die, die theatralisch sind, Richtung PDSM schon gehen, also früher SM und das kam zwar vor, aber die meisten waren sehr distanziert, also wie gesagt sehr geehrte. Manche schrieben sehr geehrte, gnädige Frau als Anrede und am Schluss schlieren viele dann tatsächlich immer ihr vielleicht gehorsamer Sklave oder so als Schlussgruß. Heute haben die Männer, ist ja nicht mal mehr nötig, einen anzusprechen, geschweige denn, sich mit irgendeinem Gruß zu verabschieden.
Sebastian Hups, in den Mails, die wir geschrieben haben, habe ich auch am Anfang sehr höflich.
Lady Ingrid Wir beide waren ja immer höflich.
Sebastian Genau, aber nach und nach, die letzte Mail, die ich dir geschrieben habe, ich glaube, die hat auch kein liebe Grüße mehr drunter stehen gehabt.
Lady Ingrid Naja, wenn man hin und her fragt.
Sebastian Genau, man ist ja dann im Gespräch. Aber das ist dann auch die Geschwindigkeit, die man heute hat. Vielleicht dann nochmal so ein Punkt. Da schreiben dich Menschen an und die formulieren dann ja auch Wünsche und Ideen. Wussten die gar nicht?
Lady Ingrid Die haben sich auch mal einen Beitrag, auf den sie sich beziehen. Und deswegen schreiben sie mir ja, weil sie in den Schlagzeilen oder irgendwo was gelesen haben und dann schreiben sie das, was sie dann, wie das heute ja auch noch ist, da schreiben sie, was weiß ich, dein Beitrag oder dein Profil oder hat mich angesprochen, wenn sie höflich sind und damals waren sie grundsätzlich höflich, also da hat mich nie jemand so, angemacht, wie das heute normal ist, was du heute kriegst an Mails, das ist wirklich zum in die Tonne treten, aber das war damals gar nicht drin und wenn du dann zurückgeschrieben hast Wenn du darauf reagiert hast, das war ja erst mal seine Initiative, der über den Verlag zu mir kam. Und wenn du dann aber darauf reagiert hast, dann hast du eigentlich am Anfang, wenn es dann so ein bisschen mehr kommen konnte oder sollte, war das dann alles sehr zurückhaltend, sehr vorsichtig, sehr langsam. Und man hatte immer das Gefühl, bloß keinen Fehler machen, dass die Männer das dachten.
Sebastian Was mich so ein bisschen interessiert, das gibt es auch heute noch, dass man den Mund sehr voll nimmt. Man redet sich im Kopf und krank und das möchte ich noch und das könnte ich mir vorstellen und das sollte vielleicht auch und das auch. Wie realistisch, auch wenn sie es jetzt nicht direkt ausgesprochen haben, aber wie realistisch war das Bild der Männer zu dem, was sie sich zutrauen oder was sie sich vielleicht wünschten, zu dem, was sie dann wirklich ertragen konnten und wollten, also dass ihnen die Tragweite klar war.
Lady Ingrid Da kam fast gar nichts, man hat sich dann aber im Gegensatz zu heute relativ schnell getroffen, für damalige Verhältnisse fand ich das schon sehr schnell, dann ist ja, ich meine, dieses Briefeschreiben, das war doch eine Aktion, ich meine, du, wenn du Glück hattest, hast du vielleicht alle 14 Tage mal einen Brief gehabt, das war aber schon Glück, denn die mussten ja hin und her gehen. Die waren dann sehr zurückhaltend und vor allen Dingen, wenn man dann reagiert hatte, dann kam als erstes erstmal richtig, also sehr überschwängliches Bedanken. Und dass sie sich riesig freuten und wenn sie das richtig gelesen hätten, dann wäre ich ja vielleicht auch bereit, sie zu treffen und das würde sie sehr freuen. Und dann könnte man ja auch mal reden, was man selber so mag und wo man dann steht. und also es war eigentlich, die redeten wie die Katze um den heißen Brei, möchte ich mal sagen. Und da, wo sie dann wirklich mal direkt wurden, da kam aber dann sofort die Einschränkung, ja, also es war wohl ungehörig und so diese Sachen. Und wenn man sie dann traf, wenn du solche Männer dann früher und wirklich früher, heute ist das nicht mehr so, wenn du die früher trafst, ich bin ja in der Weise ein Missstück gewesen, Aber die Männer wussten es ja nicht. Ich habe die eigentlich immer dahin bestellt, wo ich ganz sicher wusste, dass sie mich überhaupt nicht sehen, selbst wenn sie nach Beschreibung nun schon irgendein Bild vor mir hatten. Manchmal hat man ja auch ein Bild ausgetauscht, aber selten. Man hat sich eher beschrieben oder hat irgendwas in der Hand, was weiß ich.
Sebastian Was weiß ich, die rote Bluse oder so oder sowas oder der mit dem Hut, der so und so aussieht, also so Erkennungszeichen.
Lady Ingrid Ich habe ganz später, also das war ja schon kurz vor 1990, habe ich mal auf dem Hauptbahnhof ein Ernst-Denkmal bestellt und habe gesagt, ich hätte eine Gärte in der Hand. Am Hauptbahnhof in Hannover, da war ich so frech schon.
Sebastian Unterm Schwanz, ja. Also für die Menschen, die es nicht kennen, da gibt es dann die Ernst-August-Statue direkt vor dem, Portal des Hauptbahnhofs, eine Riesensocke und dann ist da eben dieser Reiter drauf und der Schweif hängt dann Richtung Hauptbahnhof runter und dann sagt man in Hannover, man trifft sich unterm Schwanz, da weiß dann jeder, was gemeint ist. Da ist ja eine Gerte sehr passend, wie ich finde.
Lady Ingrid Ja, das ist ja auch der König mehr gewesen, Frau von Hannover. Naja, auf jeden Fall ist das so und ich habe mir dann eigentlich immer, da ich Hannover ja nur wie meine Westentasse kannte, ich meine, ich habe da ja lange genug gewohnt, dann habe ich mich an irgendeiner Position hingestellt, wo ich den erstmal beobachten konnte.
Sebastian Das geht da sehr gut an der Ecke.
Lady Ingrid Ach, das geht an jeder Ecke, wenn man weiß, wo es ist, dann kann man das in vielen Ecken machen, aber das war mal besonders schön, weil es für mich nicht so weit war, sagen wir es mal so, Straßenbahnhiet am Hauptbahnhof. Und den dann zu beobachten, dann ging das schon bei mir los, ich habe dann die Uhr dabei gehabt. Ich war zehn Minuten vorher da und habe genau auf meine Uhr geguckt, wann der Knabe anläuft.
Sebastian Apropos Knabe, waren die älter, jünger als du? Wie war da so die Altersverteilung? Oder war das überhaupt wichtig, das Alter? Oder war man froh.
Lady Ingrid Dass man überhaupt Menschen findet? Für mich war das nicht wichtig damals. Und die waren auch alle so, wie ich damals auch war, zwischen 30 und 50. Also das war mir aber völlig egal. War bewusst. Und dann kamen die dann an und wenn sie dann da standen, das hat mir Spaß gemacht. Dann habe ich sie da ja, je nachdem, wie das vorher alles schon gelaufen war, habe ich sie ja mehr oder weniger lange noch stehen lassen, um zu warten, ob sie gleich wieder abhauen oder ob sie warten. Und ich habe dann nur immer vorher Klartext geredet, indem ich gesagt habe, ich komme auf jeden Fall. Also da war ja schon so dieser Hintergedanke und wenn der Mann nicht ganz doof ist, hätte er das eben auch geschnallt. Es gab genug Doofe. Aber das hat mir dann Spaß gemacht. Und dann hat man sich eigentlich so neutral getroffen und dann eigentlich entschieden, ob es zu weiteren Treffen kommt. Und das war dann oft ein bisschen sehr schwierig, weil ich war ja in keinster Weise besuchbar, also gar nicht. Und das hieße, es blieb einem eigentlich nur ein Hotel übrig.
Sebastian Das musste man sich auch erst mal leisten können.
Lady Ingrid Also da war ich von Anfang an keck, da habe ich gesagt, das ist nicht meine Sache. Und ich habe nur gesagt, komme ich in irgendeinen Dreckschuppen, bin ich sofort wieder weg. Das wussten die also. Aber das haben wir dann auch erst bei dem Treffen dann beredet. Da habe ich das dann deutlich gemacht, wenn schon, denn schon dann.
Sebastian Heutzutage rede ich in diesem Podcast auch ständig von, gibt es so Dinge wie, man lässt sich covern. Also man sagt jemandem, ich bin dann und dann, da und da, damit man sicher ist. Gab es diese Gedanken damals überhaupt?
Lady Ingrid Für mich schon. Ich habe also immer, mein Mann wusste immer, wo ich war. Und ich meine, wenn ich mich mit jemandem traf und das war dann nicht so öffentlich wie der Hauptbahnhof, Wo ich mich auskannte, wenn die von außerhalb kamen, kannten die ja zum Teil Hannover gar nicht und die Hauptbahnhof nicht und gar nichts, aber ich wusste ja Bescheid. Aber wenn man sich selber dann auch später dann hin außerhalb traf, dann war das schon eigentlich sehr wichtig und mir ist bis auf einmal auch nie was passiert und das eine Mal bin ich wirklich reingefallen, aber das habe ich nur wirklich hinlänglich beschrieben, das möchte ich ja jetzt eigentlich nicht nochmal breit treten, ist einfach nur beschissen gelaufen. Wäre aber keine andere Frau passiert, wenn sie denn nicht dominant wäre. Also weil der Mann hat ja es drauf eingelegt, das war ein Sadist. Und es war ein Echter, nicht so einer wie wir sind, so einer Harmlosen. Aber sonst habe ich schon immer, mein Mann wusste immer alles das, was ich auch wusste. Autonummern, irgendeine Telefonnummer oder sowas. So wie heute, dass jeder ein Handy hatte, gab es ja überhaupt nicht. Also das war dann eine Telefonnummer, eine Autonummer. Und wenn man sich also schon das zweite Mal oder so traf, beim ersten Mal, habe ich sowieso nur neutrale Orte gesucht. Dann habe ich meistens auch ein bisschen mehr gewusst. Dann hatte ich zu dem Zeitpunkt wenigstens den Namen schon mal.
Sebastian Lass mich nochmal, wenn es jetzt zu, du hast ja gesagt, zu weiteren Handlungen kommt. Gab es diesen Moment, wo man, ich sag mal, miteinander gesprochen und verhandelt hat, was der und du, was ihr mögt, wo die Schnittmenge ist? Oder gab es nur, ja, friss oder stirb, ne? Du bist dominant, du machst oder du gibst vor und er hat es halt zu machen. Oder hast du schon nach Wünschen auch gefragt oder sowas? Also war das relevant überhaupt?
Lady Ingrid Tja, muss ich echt nachdenken. Ich glaube nicht. Ich meine, man hat zwar darüber gesprochen, um wirklich abzustecken, wo man so ungefähr liegt. Das ist schon so im Groben, aber was ist grob, ne?
Sebastian Vielleicht auch so zumindest Tabus, so Dinge, die würde ich auf keinen Fall machen, dass man das zumindest fragt oder auch, dass du vielleicht gesagt hast, das mache ich nicht, damit das klar ist, das kann ich mir schon vorstellen.
Lady Ingrid Ja, ich habe ganz klar gesagt, dass Sex sich stattfindet zum Beispiel. Weil ich habe mit all diesen Männern Sex gar nicht gehabt. Also wie gesagt, da gibt es nur zwei Aussagen, aber sonst habe ich keinen Sex mit irgendeinem dieser Männer gehabt. Was nicht heißt, dass die massenweise Sex hatten. Aber da war meine Denke was anderes. Das Körperliche, das ging dann mehr um, dass man sich halt einfach bedienen lassen, verwöhnen lassen, wie man das heute auch tut. Aber es ging vielmehr auch darum, du musst dir mal vorstellen, dass da ganz viele bei waren, wie es heute leider auch noch so ist. Für die das auch der erste Schritt war, dass sie überhaupt so was sich getraut haben, dass ich oft die erste Ansprechpartnerin überhaupt für ihre, wie sie das dann auch darstellten, Perversion war. Das sah ich ja auch so. Und zwar negativ. Heute mache ich mir da einen Spaß von und sage, wer nicht perversling ist, den mag ich gar nicht.
Sebastian Ich benutze den Begriff ja auch sehr flapsig im Podcast und hin und wieder kriege ich eine E-Mail, dass das ein ganz schön heftiger Begriff ist und dass ich mit dem eigentlich anders umgehen möchte oder müsste. Wo ich aber auch sage, nee, eigentlich nicht, weil das ist, nein, der Begriff bedeutet nicht mehr das, was es mal war. Und dazu möchte ich ehrlich gesagt sogar beitragen. Wenn ich dann jemandem im Podcast sage, ja, und welche, auf welcher Art und Weise bist du pervers? Dann hoffe ich immer, dass die Menschen das mit dem Humor verstehen, den ich auch meine. Okay. Okay, also das ist natürlich spannend, weil du hast dann auch da die Erfahrung, die wissen gar nicht so richtig, was und wie ihnen geschieht, das heißt, die können auch im Zweifel gar nicht äußern, wo jetzt so der Reiz ist, da war dein Mann eigentlich extrem fortschrittlich, dass er gesagt hat oder wusste, ich mag das mit dem Fesseln und das mit der Damenwäsche, so weit waren die ja zum Teil alle gar nicht, das heißt auch, du konntest machen, was du möchtest und ich glaube, also wenn ich das so richtig raushöre, ist an sich erstmal dieser Tabubruch, die Frau bestimmt, dass das an sich schon, Der große Tabubruch war und allein die Tatsache, dass du dich bedienen lässt, dass du die Ansagen machst, das alleine ist schon Wahnsinn.
Lady Ingrid Das ist so verrückt, das klingen mag, aber ich glaube und ich glaube es wirklich ganz fest, weil ich das manchmal gespürt habe regelrecht, ich glaube für ganz viele Männer war das schon der erste Kick.
Sebastian Da bin ich sicher.
Lady Ingrid Das hat die schon gekickt. Genau das wünschten sie sich ja im Grunde genommen. Und nun tritt da plötzlich eine Frau hin, die also erstmal überhaupt nicht schüchtern ist, die das Wort sofort auf sich bezieht. Die standen ja wirklich manchmal da wie bedrippelt im Regen, als wenn sie abgestellt wurden. Die waren schüchtern bis zum Abwinken. Und du gehst da so auf dich zu, so aufgebrezelt, was damals aufgebrezelt war, ohne dass man zu sehr auffiel, um Gottes Willen. Aber auf jeden Fall gehst du selbstbewusst und selbstsicher auf diese Typen zu und quasselst sie dann auch noch an. Und dann ohne Rücksicht auf Verluste bist du derjenige, welcher auf mich wartet, so ungefähr. Also so keine Rücksicht auf die Umwelt nehmen, alles scheißegal. Da haben die ein Problem gehabt, da haben die erstmal schon geschluckt.
Sebastian Ich würde jetzt vermuten, dass du denen auch erstmal Nachhilfe geben musstest. Du hast ja Erfahrung, das heißt, du warst im Prinzip auch die, weil du warst dann womöglich die erste und einzige Ansprechpartnerin, die ihnen erstmal so erklärt hat, was ist möglich, wie läuft das, was erwartest du, wie hat das abzulaufen und dann haben die noch tausend Fragen und du kannst ihnen helfen. Ich meine, die wären ja blöd, wenn sie dich nicht fragen würden. Das heißt, ich kann mir vorstellen, dass bei diesen Treffen sehr viel Zeit damit verbracht wurde, Wissen zu vermitteln, war das so?
Lady Ingrid Nein, nicht so wie du es jetzt schilderst. Ich meine, man hat sich schon ausgetauscht, aber man hat eher so diese lapidaren Dinge ausgetauscht. Ich habe also erst mal zumindest gefragt, weil mich das immer interessierte, wie die dazu gekommen sind, so wie sie sind. Ich meine, man wusste ja ganz wenig erst und dann so ein bisschen versucht rauszukitzeln, ob sie eigentlich überhaupt selber wissen, wo sie was sind. Und dann habe ich selber versucht für mich klarzustellen, kann ich da mitgehen, dann hätte ich schon gleich am Anfang mich zurückgezogen, weil ich immer für Offenheit bin und zwar nicht erst, wenn das Kind im Brunnen gefallen ist, wenn jemand da heiß gelaufen ist, das mache ich nicht.
Sebastian Was für Dinge hätten oder haben dich abgeschreckt?
Lady Ingrid Das weiß ich ja immer auch nicht, Sebastian. Ja, ich habe das auf mich zukommen lassen. Weißt du, wenn man dann so ein, sagen wir mal, so ein grobes Gerüst und nur so die kleinen Latten einfach so grob so hinstellt. Und dann beim zweiten Mal, wenn man Glück hat und es wirklich schon beim zweiten Mal zu was anderem kam, spätestens beim dritten Mal habe ich mich dann, wenn es wirklich ein drittes Mal gab, im Hotel verabredet. Und dann habe ich einfach, wie man so sagt, Nägel mit Köpfen gemacht. Dann habe ich ihm die Möglichkeit gegeben, zu sagen, wo er selber sich sieht, wo er selber steht. und zwar klar, deutlich und so formuliert, dass es deutlich ist, nicht nur dahergefaselt. Und ich habe ihm gesagt, wo für mich Grenze ist, wenn ich es selber wusste natürlich. Das war ja auch sehr, entwickelte sich ja weiter. Und ich habe dann aber ziemlich genau gesagt, also ob es irgendetwas gibt, was er kennt, gehört hat und was ihm absolut widerstrebt. Niemals erleben zu wollen. Und das ist dann eine grobe Absteck gewesen. Und ich habe dann einfach nur gefragt, ja, und was hältst du davon, wenn ich jetzt einfach mal mache, was mir in den Kopf kommt? So nach dem Motto.
Sebastian Ja, was sollen sie da sagen? Natürlich sagen die dann ja. Und du hast ja noch gefragt vorher, wo so dieses Limit ist.
Lady Ingrid Ja, das wussten die ja oft selber nicht.
Sebastian Aber wenn sie was gesagt haben, was kam ihnen da über die Lippen? Das waren vielleicht Dinge, die ich jetzt überraschend finden würde.
Lady Ingrid Nein, das waren im Grunde genommen Dinge, die für mich schon nirgends Vergangenheit waren. Die hatte ich alle schon hinter mir. Also im Grunde genommen waren da so ganz schüchterne Sachen noch bei, die einfach so in ihren Träumen wohl waren, aber die sie sich gar nicht auszumalen glaubten, dass man das überhaupt darf oder erleben könnte.
Sebastian Frag natürlich nach Beispielen.
Lady Ingrid Naja, was ist das? Du, das ist wirklich nichts, das ist nichts Umweltweniges gewesen. Ich habe zum Beispiel nur um ein Beispiel, das habe ich über viele Jahre immer wieder gemacht, da kannst du so viel dran abwandeln. Ich habe eigentlich immer gerne, gerade wenn es ganz am Anfang ist, ein Kartenspiel genommen und habe gesagt, weißt du, mir steht jetzt der Sinn, das und das zu tun und ich lasse dir jetzt die Chance, dass du da rauskommst, wenn du möchtest. Und hab dann, das weiß ich, das hatte ich vorher dann aber alles schon fertig gemacht, ne? Wenn du zum Beispiel eine Dame ziehst, dann brauchst du keine Angst haben, dann passiert dir gar nichts. Und wenn du gar zwei Damen ziehst, hast du einen Wunsch frei, so nach dem Motto. Das hast du vorbereitet, ja? Es waren aber gar keine Damen im Spiel. Die hatte ich vorher rausgenommen. Oder aber, wenn es um Buben waren, das ist so ein ganz perverser, der Herzbube, und wenn du den ziehst, dann geschieht dir das und das. Und wenn du den König-Buben schießt, naja, Kreuzkönig ist sowieso der größte aller Könige, dann bist du einfach dran und diese Steigerungen.
Sebastian Haben die jemals erfahren, dass das ein abgekartetes Spiel war?
Lady Ingrid Dass ich das so im Hinterkopf alles...
Sebastian Dass du das schon vorbereitet hast, dass es keine Damen gab?
Lady Ingrid Das hat nur Peter gewusst.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid Also die anderen haben es nicht gewusst.
Sebastian Ich hatte es eben schon mal ganz kurz gesagt, da mag ich mal nachfragen, So die Mechanik, sowas wie ein Safer, so ein Codewort, um einfach abzubrechen, das gab es gar nicht, ja?
Lady Ingrid Nein. Und ich habe vor allen Dingen dadurch Grenzen stecken können. Und zwar Grenzen, von denen ich glaubte, dass er sie hat, nicht ich. Und habe dann einfach nach dem, was ich annahm oder was er rausgelassen hat, habe ich dann so eine ungefähre Grenze, wo er sein könnte, mir vorgestellt. Und habe dann durch solche Sachen versucht, ihn zu ermutigen, dann auch selber zu sagen irgendwas, ne? Nicht Stopp oder so, da wären die gar nicht drauf gekommen. Aber dass sie dann einfach den Mut gehabt hätten, in irgendeiner Weise zu widersprechen, ne?
Sebastian Ja, ähm... Jetzt hast du in der Zeit ja, du, Kontakt zu Männern. Es soll ja auch andere dominante Frauen auf diesem Planeten gegeben haben. Gab's da Kontakt oder Austausch, irgendetwas?
Lady Ingrid Bis 1990 nicht.
Sebastian Okay, also 1990, das ist so der spezielle Wendepunkt, ja. Okay, ich bin dafür, pass auf, wir reden seit fast zwei Stunden, also eine Stunde 50, dann kann man das Publikum vergleichen, wie wenig ich dran geschnitten habe. Ich bin dafür, wir machen mal eine kurze Pause und dann gucken wir mal ab den 90ern, was da eigentlich passiert ist.
Lady Ingrid Aber weißt du, Sebastian, vielleicht nochmal, weißt du, das könnt ihr euch ja gar nicht vorstellen. Ich habe bewusst mal diese Seite hier.
Sebastian Okay, wir machen doch keine Pause.
Lady Ingrid Nee, das will ich dir einfach mal zeigen.
Sebastian Ja, du hast die ganze Zeit schon so ein Buch auf dem Schoß liegen, ne?
Lady Ingrid Ja, das ist, weil es kann sich doch kein Mensch vorstellen, heute wo die im Handy sind. Guck dir bitte mal diese Fotos an.
Sebastian Okay, ich nehme...
Lady Ingrid Diese und so folgende. Da sind noch so ein paar, die alle so ähnlich sind.
Sebastian Ich komme mal rum, also ich muss mit dem Kabel einmal aufpassen. Dann komme ich mal rum, dann kann ich es auch sehen.
Lady Ingrid Das sind alles so die...
Sebastian Was ist das für ein Buch erstmal überhaupt?
Lady Ingrid Das ist meine Autobiografie.
Sebastian Ah, okay. Okay, das bist du.
Lady Ingrid Ja, das bin ich.
Sebastian Wow.
Lady Ingrid Das sind jetzt alle mein Freund gemacht.
Sebastian Ich beschreibe dem Publikum so ein bisschen, was ich sehe. So sechs Bilder auf einer Seite aus 77 mit Porträts.
Lady Ingrid Alle ganz brav, ne?
Sebastian Ja.
Lady Ingrid Bis auf sowas.
Sebastian Also im Auto sitzen die Beine leicht übereinander geschlagen. Das ist schon grenzwertig, ja? Oh, man sieht unter den Rock so ein bisschen.
Lady Ingrid Die habe ich aber alle selber im Küchennabor entwickelt. So, und jetzt zeige ich dir diese mal alle. Die hat Peter ja selber gemacht. Aber unsere hier, diese hier, und davon gab es ja durchaus einige, das Familienfoto meint ich jetzt nicht.
Sebastian Also allein schon dieses Buch zu haben. Ja, also das Buch an sich zu haben, ist schon toll.
Lady Ingrid Und?
Sebastian Also. Ja, diese Hochzeitsbilder.
Lady Ingrid Nee, diese hier war nicht. Da haben wir von Aqua, wir haben damals Dias gemacht. Und es ist nicht zu glauben, das ist zwischen 1960 und 70 gewesen. Diese zehn Jahre, wann es ganz genau war, weiß ich nicht. Aber wir haben schon, am Anfang haben wir noch in Hannover gewohnt und als wir weggezogen sind, war es ja noch schlimmer. Da waren wir auf dem Dorf, da kam es erst recht. Da kamen diese entwickelten Dia-Filme als Einschreiben zurück von Aqua. Und da lag ein kleines Zettelchen und Briefchen dabei. Wir möchten uns nicht erschrecken, aber sie würden nach Ansicht der Bilder meinen, dass sie das per Einschreiben schicken, damit wir es auch wirklich erhalten und sich keiner aufregt, so ungefähr stand da drin. Das musst du dir mal vorstellen, solche Bilder, die heute kein Mensch im Internet mitpostet.
Sebastian Ich traue mich das ja kaum zu fragen, aber kann ich eventuell, es gibt ja beim Podcast immer diese Shownotes, also wo ich auch Bilder und auch Texte und Verlinkungen hinzufüge. Darf ich vielleicht von so einer Seite, von ein paar Seiten, ein Bild in dem Podcast hinzufügen? Das musst du nicht jetzt entscheiden.
Lady Ingrid Ich habe doch Bilder schon im J-Joy Club stehen.
Sebastian Okay, darf ich mich da bedienen?
Lady Ingrid Da sind, vor allen Dingen, die sind alle ohne Kopf. Das sind alle keine guten Aufnahmen, aber wenn du sowas fotografierst, wird es auch nicht gut, weil das waren keine schönen Auflösungen damals. Und dieses ist sowieso auf Papier ist ganz doof.
Sebastian Ich finde, also gerade, ich sag mal, obwohl du gerade sagst, im Joy Club ist es ohne Kopf.
Lady Ingrid Dieses hier zum Beispiel ist drin im Joy.
Sebastian Pass auf, ich mach mal folgendes. Liebes Publikum, jetzt hört ihr mal live, wie so eine Folge eigentlich aufgenommen wird. Normalerweise haben wir sowas nicht aufgezeichnet. Ich würde gerne von der Seite, damit ich eine Erinnerung habe, würde ich einen Schnappschuss machen, kurz. Nur damit ich es einmal habe, damit ich weiß, worum es geht. Ist das in Ordnung für dich?
Lady Ingrid Ja.
Sebastian Okay, dann mache ich das einmal. Halt mal die Seite ruhig so ein bisschen auf. Und dann kann ich mich im Joy Club einmal durchgucken, welches Bildmaterial da.
Lady Ingrid Das ist drin.
Sebastian Genau, das ist drin. Und hier auf der Seite auch.
Lady Ingrid Guck dir das mal an.
Sebastian Für Bester. Ganz ehrlich, damit bist du auch heute modern. Also mit dem Outfit.
Lady Ingrid Nein, ich bin nicht modern, ich bin nicht nackt.
Sebastian Nein, ganz ehrlich, nackt kann jeder.
Lady Ingrid Das ist heute so schlimm und das ist ganz furchtbar.
Sebastian Ich finde das total spannend, weil du hast wirklich diese Autobiografie, das ist wirklich ein Buch und das ist wirklich gesetzt mit vielen Fotos und Texten und Zeitungsausschnitten und ich weiß nicht was alles, dass du das so aufgearbeitet hast, wunderbar.
Lady Ingrid Ja, ich habe ja eine Familienchronik, eine Elfbändige.
Sebastian Ja, also so tiptop organisiert. Ich bin ehrlich gesagt beeindruckt, von mir wird es niemals so viel geben. Ich verabschiede jetzt das Publikum einmal in die kleine Pause rein, weil ich muss jetzt mal definitiv eine kurze Pause machen und dann geht es gleich weiter. Liebes Publikum, das sind jetzt 20 Minuten vergangen und Ingrid, du hast jetzt ganz viel erzählt und du hast mir aus deiner Biografie ganz viel gezeigt und ich hoffe, ich darf das ein oder andere Bild davon machen und veröffentlichen, das werden wir nochmal in Ruhe klären. Aber da sind natürlich tolle Sachen mit dabei, Texte, die du veröffentlicht hast, auch Honorar, dass du einen Brief bekommen hast mit einem Belegexemplar und dann wurde ein Honorar ausgelobt, 150 Mark hast du mir eben. 150 Mark, genau, die du erhalten hast für eine Geschichte oder für einen Text, was damals 74 war es, wirklich viel Geld gewesen ist. Ich konnte es jetzt, ich habe ihr jetzt gesagt, wir müssen jetzt sofort wieder hier die Kopfhörer aufsetzen, damit wir das aufzeichnen können, weil ich habe so ein bisschen das Gefühl, also ich habe manchmal diesen, ich sage mal Vorwurf gehört, ja durch dieses Internet und die Popkultur sind so Sachen wie BDSM überhaupt erst entstanden und das verdirbt unsere Jugend und ich kann eins sicher sagen, all diese Einflüsse konntest du nicht haben, das steckte in dir, das steckt offenbar in manchen Menschen einfach drin. Heutzutage ist es nur leichter herauszufinden, dass es das gibt, wie es geht, dass man ein bisschen Infos bekommen kann, aber vom Grundsatz her scheint es einfach, ja, BDSM ist auch einfach Menschsein. Das steckt in den Leuten drin, das muss ihnen nicht beigebracht werden. Genauso wie Sex und Essen, sage ich mal. Das nehme ich jetzt erstmal für den Moment mit. Und jetzt müssen wir mal gucken, weil wir haben jetzt schon fast zwei Stunden aufgenommen und wir kommen gerade mal in die 90er, das heißt jetzt geht es ja erst richtig los. Ich bin äußerst gespannt, was in den 90ern passiert ist, weil meine ersten Berührungspunkte mit BDSM, dass ich überhaupt was erfahren habe, das war so im Jahr 96, 97, da war ich 15. Da habe ich das erste Mal davon gehört und ich konnte damals schon auf das Internet ein bisschen zugreifen. Also da hatte ich schon leichtes Spiel und auch eine Partnerin, eine Freundin, mit der ich ein bisschen erkunden konnte. All das, so viel Vorsprung hast du, was das angeht, eigentlich gar nicht. Was ist Anfang der 90er passiert, auf welche Menschen bist du getroffen und was hat sich entwickelt bis hin zur, auch bis zur ersten Party, was ich mir auch nochmal ganz spannend vorstelle. Ich weiß nicht, ich mag dir einfach zuhören, du erzählst so schön.
Lady Ingrid Ja, ich denke mal, es ist einfach, ich würde das mal aufgreifen, was du eben gesagt hast, das steckt in einem drin. Alles andere, was wir gemeinsam entwickelt haben, was ich mit anderen Partnern, die ich durch Anzeigen und Reaktionen auf meine, alles was ich geschrieben habe hatte, das waren alles ja individuelle Einzelerfahrungen. Und also Kontakte nach draußen hatte ich bis kurz, also um 1900, kurz vor 1990 gar nicht. Außer eben diese Schreibereien in den Zeitreffen.
Sebastian Und diese Treffen mit den Menschen.
Lady Ingrid Ja, das waren ja aber, wie gesagt, individuelle Dinge. Aber wie du schon sagst, da hat es mich offensichtlich damit Macht gepeitscht. Mich persönlich, weil ich hatte durch einen Schreibfreund, den kannte ich also real, aber wir hatten keine Beziehung irgendwie, wir haben nur geschrieben. Und der erzählte mir von dieser Studie in Trier. Das war irgendeine Unistudie. Also ich habe da noch die genauen Adresse. Aber die suchten Leute, die eben wie wir uns alle und ich auch immer liebevoll sage Perverslinge sind. Und zwar querbeet. Sowohl von den Homosexuellen zu den Transen und und und und und. Und natürlich auch wir. Ja, und ich weiß auch, der Achim schrieb mich damals an und sagte, wäre das nicht was für dich? Du hast so viel zurückblickend und bist da in eine andere Zeit gewesen, wie man dazu gekommen ist. Und so habe ich die kennengelernt und habe mich schnell informiert, ob das eine seriöse Sache ist. Und bin dann Probandin geworden, als dieses Buch Sadomasochismus entstanden ist. Und das war so für mich, ja, das war eigentlich dieser Peng-Effekt. Erstmal hatte ich kaum geglaubt, dass die mich wirklich wollen. Und dann ist die Frau Steinmetz zu mir, die war also einen halben Tag bei mir damals. Und die hat dieses Interview aufgenommen. Ich gehöre zu den Probanden, die also das gesamte Interview im Buch stehen haben. Sie hat ja viele da nur angeschrieben und die dann das wohl nicht so wollten. Und ich habe das dann also freigegeben und sie hat das auch ganz im Buch drin.
Sebastian Ich gebe zu, ich habe das Buch heute mit, ich habe heute Mittag mein, ich habe so ein BDSM-Bücherregal im Büro stehen. Ich habe das Buch gefunden, ich habe es da, ich habe den Beitrag mit dir nicht erkannt. Ich hätte ihn heute Mittag gerne gelesen. Ich habe allerdings mir nicht gemerkt, unter welchem Namen oder unter welchem Beitrag du da standest. Da ich nicht der Einzige bin, der dieses Buch hat, weißt du noch unter welchem Namen oder wie der Titel hieß?
Lady Ingrid Ich meine, es war Eva, aber ich habe ja das Buch, ich kann es dir daher sagen. Also das ist nicht so schlimm, das kann man rausfinden.
Sebastian Ich werde es im Zweifel in den Shownotes ergänzen, das Publikum, das dann nachlesen kann.
Lady Ingrid Ich meine, Eva war es.
Sebastian Okay. Wenn es nicht so ist, werde ich an dieser Stelle einfach reinschneiden, dass es der andere Name war und das kriegen wir raus. Okay, Eva.
Lady Ingrid Und dann ist darauf eine Reaktion gekommen von einer Frau aus Hildesheim, also gar nicht weit weg. Die hat aber an den Verlag geschrieben und das hat man dann an die Frau Stahlmilz weitergeleitet, weil die mich inzwischen persönlich kannte. Und so habe ich diesen Brief bekommen und da habe ich erfahren, dass es in Hannover eine BDSM-Gruppe gibt.
Sebastian Okay, stopp ganz kurz. Was ist in dem Beitrag drin, der veröffentlicht wurde? Also was hast du da beschrieben?
Lady Ingrid Mein ganzes Leben, wie ich zu BDSM gekommen bin. Also es ist aber auch ein Teil eben dieser normalen Wege, also von wegen autoritärer Erziehung und bla bla bla. Also es ist ein richtiges Interview. Und auch mit persönlichen Meinungen, die sind auch drin dabei, also zu bestimmten Einstellungen oder so.
Sebastian Okay, ich werde gucken, dass ich das entsprechend so verlinke und kenntlich mache, dass das Publikum das finden kann.
Lady Ingrid Also das ist in dem Buch und das gibt es ja noch zu kaufen.
Sebastian Ja, das wird ja immer wieder nachgedruckt. Das ist auch die Ausgabe, die ich habe, die muss auch irgendwo Ende der 90er muss die Auflage gewesen sein, aber das ist ein Dauerbein. Ja, ich weiß nicht, wie viel der Auflage ich habe. Ich werde es rauskriegen.
Lady Ingrid Es ist zwischen 90 und 92 auf den Markt gekommen.
Sebastian Okay, jetzt habe ich dich natürlich hinterbrochen. Es gibt also in Hannover eine BDSM-Gruppe.
Lady Ingrid Das habe ich erfahren von der Frau. Und da wollten wir uns beide treffen. Und da habe ich dann nur zu meinem Mann, ich konnte das kaum erwarten, dass er abends nach Hause kam, und da habe ich gesagt, weißt du was, wir Vollidioten, wir fischen hier seit Jahrzehnten im gleichen Teich rum und wir haben hier in Hannover eine Gruppe und die kennen wir noch nicht immer, das geht doch gar nicht. Und dann habe ich mich erst mal schlau gefragt, konnte natürlich nichts in Erfahrung bringen, ich wusste nur, wo das war. Und dann habe ich gedacht, beim nächsten Treffen gehst du sofort hin. Und da habe ich mich dann mit dieser Frau getroffen. Gut, wir haben uns dann nur kurz unterhalten, da ist nichts weiter draus geworden, aber ich bin durch diese Frau dahin gekommen.
Sebastian Weißt du noch, wo das war?
Lady Ingrid Ja, im Odeon.
Sebastian Im Odeon war das?
Lady Ingrid In Hannover, in der Odeonstraße. Und das waren so die ersten zögerlichen Anläufe. Die haben ja auch sich erst um 91, 92 gefunden. Und das waren auch alles erst die ersten Partys.
Sebastian Okay, stopp, stopp, stopp. Bei Stammtischen bin ich immer hellhörig. Jetzt gehst du da hin. Du hast jetzt schon Jahrzehnte Erfahrung. Du kommst in den Laden rein. Hat man die Leute erkennen können? War das ein Hinterzimmer?
Lady Ingrid Alles schwarze.
Sebastian Okay, war direkt vorne im Laden?
Lady Ingrid Nein, ins Hinter-Eckchen, hinteres Eckchen hatten die für uns freigeschaufelt.
Sebastian Wie viele Leute waren da?
Lady Ingrid Das ist doch sehr, sagen wir mal, ich sag's mal jetzt wirklich ganz grob, wenn wir wenige waren, waren wir 15, wenn wir viel waren, waren wir 60. Und wenn wir 60 waren, saßen wir fast aufeinander da hinten in der Ecke.
Sebastian Wahnsinn, das haben die Stammtische in Hannover heute nicht mehr. Also ausnahmsweise gibt's das mal, dass es auch mal, ob 60 Leute sind, weiß ich's nicht, aber boah.
Lady Ingrid Und wir haben alle, alle, die das erste Mal kamen, haben ja nur den ganzen Abend.
Sebastian Mit offenem Mund da gesessen.
Lady Ingrid So gesessen. Ich auch. Weil das hatte ich so ja auch noch nicht erlebt. So viele Menschen und alle sind so wie ich.
Sebastian Vor allem, du triffst dann plötzlich auch auf dominante Männer und auf andere dominante Frauen, andere submissive Frauen.
Lady Ingrid Ich war ganz alleine damals. Es gab keine dominanten Frauen.
Sebastian Also dominante Männer, submissive Männer gab es aber?
Lady Ingrid Massen.
Sebastian Massen, okay. Und submissive Frauen? Gab's auch. Jetzt triffst du dich auch zum ersten Mal auf diese Menschen in Persona und siehst die.
Lady Ingrid Die sie auch verhalten.
Sebastian Ja, was hast du gesehen?
Lady Ingrid Also ich hab die Männer erstmal alle für Schreckgespenste gehalten. Die dominanten Männer. Und die anderen, ja, das lernte ich ziemlich langsam kennen, weil die eben wirklich, das hat sich da wieder gespiegelt, so wie ich sie auch kannte, sehr schüchtern waren und sehr wirklich kleinlaut im Gegensatz zu Sonnenmassen. Wenn man Männern begegnet und es ist sogar so gewesen, ich bin ja dann ziemlich schnell aktiv da eingestiegen und habe da überall mitgemischt, weil das ist wohl das, was du vorhin sagtest, da ist das so mit Macht ausgebrochen, so nach dem Motto, jetzt kannst du endlich mal was tun in dieser beknackten Gesellschaft und mit diesen bescheuerten Menschen und du bist auch eine von denen und jetzt… Du.
Sebastian Bist nicht allein, du kannst in die Öffentlichkeit gehen, man kann sich mit anderen Menschen austauschen, die vielleicht einen ähnlichen Weg hatten wie du.
Lady Ingrid Ja, eben, alles was.
Sebastian Und du kannst vor allem dafür sorgen, dass andere Menschen diesen Weg nicht so kompliziert gehen müssen.
Lady Ingrid Eben.
Sebastian Ich glaube, das ist ja auch so ein ganz wichtiges Ding, dass man…, Ja, helfen klingt jetzt blöd, aber eigentlich genau den Weg erleichtern kann.
Lady Ingrid Ja, aber zu dem Zeitpunkt, da musst du bedenken, meine erste Party, die war im Basement. Das ist gegenüber vom Opernhaus gewesen. In Hannover?
Sebastian Gab es ein Basement?
Lady Ingrid In Hannover im Basement.
Sebastian Ach was, ich kenne das Basement in Hamburg. Grüße an Horst mal wieder. Horst hätte ich gerne immer noch im Interview, der will immer noch nicht.
Lady Ingrid Im Basement war das ging ja unten in den Keller runter ganz tief und ich werde das nie vergessen, also damals war ich schon relativ, hatte mich schon gut informiert und ich weiß noch, dass ich damals unseren Vorturner machte da den hatte ich dann gefragt, ich glaube ich kann da doch gar nicht hin, ich habe doch gar nichts anzuziehen der meinte, du hast doch bestimmt irgendwas Schwarzes.
Sebastian Das reicht ganz kurz, ist das Basement, das in der Windmühlenstraße da den Direktkeller runter? Vielleicht war ich da schon mal drin.
Lady Ingrid Das kann schon sein.
Sebastian Keine Ahnung, es ist auch schon bei mir lange her.
Lady Ingrid Ich weiß gar nicht, warum der Name tatsächlich noch über die Lippen kommt. Das hat mir doch einen Eindruck gemacht.
Sebastian Wie oft fand dieser Stammtisch statt?
Lady Ingrid Ich meine, für mich war es so, ich habe das Gefühl gehabt, wir haben die einmal in der Woche gehabt. Aber das kann ich mir eigentlich gar nicht vorstellen. Ich meine, ich kenne auch gar nicht mehr jemanden, der so lange vor allen Dingen damals Tschau. Wie es dann später war, das müsste Peter noch wissen, da war er ja schon dabei, so ab 96, 97. Aber wie es am Anfang war, das weiß ich jetzt wirklich nicht.
Sebastian Die Geschichte muss dann Peter erzählen, der muss bei mir auch mal mitmachen.
Lady Ingrid Ja, aber das war jetzt, bevor Peter dann zu uns kam, der kam ja erst später.
Sebastian Und jetzt kommen die und erzählen diese Leute was von Partys. Das ist ja auch nochmal so ein anderes Ding.
Lady Ingrid Das war aber in Hannover schon die dritte Party. Also die hatten schon zwei organisiert. Eine war auf dem Schiff gewesen, das habe ich erzählen hören. Und eine, die haben sie nur von erzählt. Und bei der dritten, das stand kurz bevor, ich bin da im März hingekommen und im April sollte diese Party sein. Und da weiß ich, das weiß ich sowas von genau, weil es das erste Mal in meinem Leben war, dass ich ein richtig sattgutes Gefühl dabei hatte. Ich habe, wie gesagt, gefragt, was man anzieht und dann kam das die Antwort von, was Schwarzes hast du doch schon und dann erzähle ich das zu Hause meinem Mann und dann sagt er, sag mal, du bist doch da wohl nicht so brav dahinlatschen und dann habe ich, wie gesagt, habe ich überlegt, ich meine, der hat ja recht, da kann ich ja jetzt endlich mal mit meinen schwarzen Strümpfen mit Naht nach draußen gehen. Ganz legal. Und ich hatte einen schönen Lederrock, so gerade geschnitten, also nicht eng, wunderschön gerade geschnitten. Den hatte ich zwar schon manchmal angezogen, aber natürlich immer nur brav. Und natürlich, ich meine, ich habe ja genug.
Sebastian Ein bisschen Dekolleté, ja.
Lady Ingrid Und aufgebrezelt. und dann habe ich gedacht und dann habe ich natürlich Pumps angezogen nicht High Heels, aber Pumps mit relativ meinen höchsten Möglichkeiten ich glaube 10 cm waren die damals, Und dann bin ich in der Straßenbahn in die Stadt gefahren. Ich habe das so genossen. Diese blöden Blicke, so von oben herab, so abschätzend. Die haben mich alle für eine Domina, für eine Nutte oder für was weiß ich was gehalten. Ich habe es genossen. Und da habe ich gedacht, du musst da irgendwas ganz Perverses haben. Das weißt du noch gar nicht.
Sebastian Du bist allein dahin, ne?
Lady Ingrid Ganz alleine.
Sebastian Okay, dein Mann wollte da gar nicht mit hin.
Lady Ingrid Ach, der ist nie auf eine Party mitgegangen.
Sebastian Okay, okay. So, und jetzt gehst du da hin.
Lady Ingrid Das Schlimmste war vorher, war noch ein Heizungsschaden und ich war zwar zu Hause. Ich kam also noch eine Stunde später und der hatte aber gesagt, macht überhaupt nichts, Ingrid. Ich hatte ihn angerufen, ich sagte, ich weiß nicht, ob ich es schaffe. Macht gar nichts vorziehen, ist bei uns sowieso nichts los. Und naja, wie gesagt, ich hatte dann meinen Heizungsmonteur im Keller, bis der dann endlich fertig war. Und der mit nicht los in die Stadt. Das war dann 21 Uhr im März. Stockendus der Großstadt, ne? Und in dieser Form, in dieser Aufmachung war ich noch nie in der Stadt gewesen. Aber ich hab das so genossen. Ich bin da über den Opernplatz stolziert. Ich hab, ich weiß überhaupt nicht, was ich da alles gefühlt hab. Da war alles durcheinander. Und dann kam ich da an. Eine ganz steile Treppe, die runterging, da hab ich gleich gedacht, oh Gott, wie kommt ich denn da jetzt mit den Schuhen runter, ne? Und dann vor allen Dingen, dann sah das aus, ich denke, kommst du irgendwo gehen, sind die ganzen Strümpfe kaputt. Ich meine, das war ja alles ein Vermögen, was man dafür ausgeben muss.
Sebastian Ja, ja, Strümpfe sind nicht mehr wie heute da, so die 3 Euro Drogeriestrümpfe, die es gibt, sondern das war eine Anschaffung.
Lady Ingrid Und dann kamst du da runter, dann war da unten hier so eine Einlasskasse und so und bezahltest du da.
Sebastian Weißt du noch, was das gekostet hat?
Lady Ingrid Nee.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid War nicht teuer.
Sebastian Ja.
Lady Ingrid Wir hatten ja nie, weil wir hatten immer so zwischen 20 und, also auch später, zwischen 20 und 40 Euro, wir hatten ja nie Essen oder so dabei.
Sebastian Also ich weiß, meine erste Salto-Mortale, das muss 2009 gewesen sein, da war ich mit 12 Euro Einlass dabei, wenn ich mich nicht ganz irre. Irgendwo habe ich die Karte auch noch.
Lady Ingrid Also da habe ich sogar noch Einlasskarten, da könnte ich nachgucken, was hier gekostet hat.
Sebastian Ja, also die waren noch so schön, die waren noch so auf Fotokopiert auf rotem Papier, die Viertel-DIN-A4-Seite. Kommst da runter. Und jetzt sind da die Leute vom Stammtisch und dann sind die alle aufgebrät.
Lady Ingrid Nein, das sind ja nicht die vom Stammtisch, das war ja eine Einladung. Das war ja jetzt auch an andere, die sich angesprochen fühlten, von denen wir zum Teil das nicht wussten, dass sie so sind. Also Stammtisch sowieso, da waren fast immer alle da, die nutzen das natürlich, aber auch andere, die eben einfach das irgendwo, ich weiß nicht, die haben dann vielleicht auch schon Werbung gemacht, einschlägigen Kneipen oder so, die ich alle noch nicht kannte. Und ich bin da runter und ich habe nichts weiter gesehen. Auf der einen Seite die Kasse, das war ein Schlauch. Rechts und links saßen nur Männer. Ich weiß gar nicht, was die anhatten, keine Ahnung. Also habe ich damals nicht wahrgenommen.
Sebastian Alle in schwarz, bei schlechtem Licht sieht man eh nichts, ne?
Lady Ingrid Naja, das war gar nicht mehr. Es war schon Licht, man konnte schon was sehen, weil wir Frauen hatten ja dann doch die Schuhe an. Und es war wirklich, sie hatten eine einzige Domina noch dabei. Und alles andere war wirklich wie immer, da war gar keine einzige dominante Frau. Und da habe ich zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl dafür gekriegt, was Spießhosenlaufen wohl ist. Denn als ich durch diese Reihe mit diesen Männern, die da alle so saßen, Da habe ich gedacht, das kann ja heiter werden. Also ich habe nichts anderes als Kerle gesehen. Und erst hinten weiter drin waren dann ein paar Frauen und dann kamen die paar dominanten Männer, die saßen da natürlich nicht vorne rum, das waren nämlich alles die anderen. Und ich habe wirklich den ganzen Abend, bin aus dem Staunen überhaupt nicht mehr rausgekommen. Aber es passierte ja im Grunde gar nichts. Wir haben da eigentlich alle nur rumgestanden. Ab und zu war da mal so ein dominanter Mann, der klatzt da mal ein bisschen auf dem Popo von irgendwem rum da. Aber so richtig, dass da irgendwas passierte, war eigentlich noch gar nichts.
Sebastian Ja gut, aber allein das schon, auch mal submissive Frauen mal zu sehen, ja. Auch das sind ja Eindrücke, die hattest du vorher ja gar nicht.
Lady Ingrid Überhaupt nicht.
Sebastian Was hast du da gedacht? Weil das ist ja allein die Tatsache, dass diese Grenzen jetzt so verschwimmen. Hier kommen sie alle, weil sie haben alle dieselben Interessen und hier können sie das auch noch öffentlich machen. Allein diese Möglichkeiten, also ich weiß nicht, an deiner Stelle hätte ich mir vielleicht irgendeinen Kerl von da vorne an den Ohren herbeigezogen und hätte gesagt, jetzt machen wir hier was. Keine Ahnung.
Lady Ingrid Also so mit durfte es hätte ich gar nicht. Und diese Frau, und das war schon so, da war mir also klar, dass es denen, wenn die mit der Bahn gekommen sind, genauso gegangen sein muss wie mir. Die haben es wahrscheinlich nur noch mehr genossen, weil es ja eher Dingen ist. Sie fühlten sich ja in der Stadtbahn auch schon ausgestellt. Aber man merkte also, und das habe ich in Erinnerung, ich meine, die Männer haben mich an dem Abend merkwürdigerweise fast gar nicht interessiert. Ich habe die wahrgenommen. Aber ich fand es viel spannender zu sehen, mit welcher Hingabe Frauen wirklich das Wenige, was passierte, es war wirklich nicht viel und das hatte nichts mit heutigem SN zu tun, wie mit welcher Hingabe die das alles annahmen. Eben die devoten Frauen.
Sebastian Da könnte man ja selber mal versucht sein, die devote Seite zu probieren, wenn das so toll aussieht.
Lady Ingrid Naja, aber das ist ja heute nicht mehr so.
Sebastian Nein, das war für dich vielleicht so, dass du in dem Moment gedacht hast, ach das würde ich auch gerne mal probieren.
Lady Ingrid Nein, ich fand es nur so schön, dass ich endlich mal sah, dass es auch Frauen gibt. Ich habe es ja nur immer die Männer kennengelernt, mit meinem Mann angefangen. Und alles, was man so über Anzeigen war, waren ja immer nur Männer gewesen. Ich hatte keine Kontakte zu perversen Frauen. Und von daher war das für mich einfach ein tolles Erlebnis. Mir hat natürlich gefehlt, dass keine dominanten Frauen da waren. Das hat mir schon sehr gefehlt. Ich hätte mich auch gern mal ausgetauscht. Mit den Männern war es nicht möglich.
Sebastian Wurde das auf Partys danach besser, dass du dich da austauschen konntest?
Lady Ingrid Ja, das wurde nicht wirklich besser. Wir hatten dann hinterher, das gibt es ja heute auch noch, dass Frauen bei ihren Männern, ihren Männern zuliebe da wohl mitgespielt haben und dann mehr oder weniger auf Dominanz gemacht hat. Das hat es damals gegeben und es gibt es ja auch heute noch. Aber wirklich dominant, ich kann mich erst erinnern, die ich wirklich genau noch weiß, es war Renate, als sie zu uns kam. Die sind inzwischen aber schon lange verstorben.
Sebastian Von Renate habe ich auch, als ich in die Szene kam, auch schon mal, den Namen habe ich auch ein paar Mal gehört. Den Namen habe ich auch schon ein paar Mal gehört. Aber mehr weiß ich da auch nicht.
Lady Ingrid Dann kam ihr Alesia zu und noch eine Freundin von ihr. Ja, und dann sah man schon andere, ich meine, die ich da nicht mehr so wahrgenommen hatte. Man sucht ja dann auch Kontakt, wo es passt.
Sebastian War Renate die erste dominante Frau, die du so näher kennengelernt hast?
Lady Ingrid Vor allen Dingen auch, die ich gemocht habe.
Sebastian Magst du vielleicht von dem zusammentreffen? Weil das ist ja wirklich die erste Möglichkeit, sich mal auf Augenhöhe unter Frauen auszutauschen.
Lady Ingrid Nein, das haben wir nicht. Wir haben lediglich, sie war lediglich froh, sie hatte ja eine Beziehung zu einem Mann, der weit weg wohnte und der sowohl TV war, als auch Devote war, als auch, da war doch noch was, weiß ich nicht. Auf jeden Fall hatte der mehrere Neigungen und sie war immer froh, wenn wenigstens mal wen empfand, der ihr den Knaben abnahm, wenn er denn zu einer Party gekommen war. Und das war aber dann schon so um 96, 96, 97 so in der Ecke. Und die hat dann manches Mal, wenn er dann ankam mit Betteln, dann konnte sie so mal richtig streng sein. Denn wir hatten uns das verabredet. Dann habe ich natürlich da auch bestanden und gefragt, hast du gefragt, ob du zu mir kommen darfst und so weiter. Dann haben wir beide das dann miteinander gespielt. Und dann sah ich mir dann erst mal los, was willst du sonst von mir? Und so haben wir dann, dann hat sie ihm natürlich freigegeben, weil sie hat ja gehofft, dass das so geht.
Sebastian Ja, man muss ja die Form wahren, ne?
Lady Ingrid Naja, und vor allem, es war ja auch ein Teil ihres Spiels. Sie hat ja daran auch bestimmte Dinge aufgeknüpft, die ihr dann wieder in ihrer Beziehung was brachten, ne? Und ja, aber ich hab dann eigentlich, ich kam mit ihm nicht so klar, weil er machte auf Devot, aber ich weiß nicht, ob er wirklich Devot war.
Sebastian Was heißt denn Devot? Wann ist ein Mann wirklich Devot? Das ist ja auch nochmal so eine Definitionsfrage. Muss es ihn erfüllen zu dienen im innersten Herzen? Weißt du? Ich finde die Definition bei sowas immer so unglaublich schwer.
Lady Ingrid Wir hatten einen Mann... Gut, der ist für mich wirklich devot gewesen. Und das erste Mal, als wir uns auf einer Party getroffen hatten, ich meine, ich kannte ihn natürlich vom Stammtisch, aber als wir uns auf einer Party getroffen hatten und ich ihn irgendwie angezickt hatte, ich habe ihn angezickt und da war irgendwie was. Und dann habe ich gesagt, ich sagte, bist du ja wohl zu feige, dich mit mir einzulassen oder irgend sowas. Wenigstens fühlte er sich dann irgendwie getroffen und wir haben dann das erste Mal zusammen wirklich auf einer Party was gemacht. Und ich weiß nur, um jetzt meinen Begriff von Devotheit zu erklären, viele Male später auf einer Party, da treffe ich ihn auch, da sitzt er da voll angezogen und Markenzeichen von ihm war, er trug auf Partys grundsätzlich nur Ketten, aber so geschickt verteilt, dass es den damaligen Ansprüchen nackte Männer gab es nicht und nirgendwo auf Partys. Halbnackte Frauen, ja, bis auf Minigram, aber in Männern, also, das gab es nicht. Und der war also so geschickt in seinen Dinger verpackt damals, dass er das hingekriegt hat. Und er saß aber noch voll angezogen da und da weiß ich nur, zu dem Zeitpunkt kannten wir uns schon. Zu dem Zeitpunkt hatten wir auch im Hohl, wo wir uns ja auch jeden Donnerstag trafen, leichte Kontakte gehabt. Aber da saß er da, hatte sein Bierglas vor der Nase und schlapperte sein Bier und wartete auf die Dinge, die da kommen sollten. Und ich habe ihn dann angeblufft und habe gesagt, sag mal, wieso bist du noch nicht umgezogen? Wie sitzt du hier eigentlich rum? Schämst du dich nicht? So richtig herabverlassen. Da guckt er mich wirklich nur an. Alleine schon diese Reaktion, die triffst du heute bei keinem Mann. Es sei denn, du erzählst ihm vorher, was er zu sagen hat. Aber er guckt mich nur an und sagt, du brauchst es doch bloß zu sagen. Ich sage, gut, dann siehst du, dass du dich vernünftig anziehst und dann geh rein, wir hatten so einen Vorraum da und da ist ein schöner Thron und dann überwachst du meine Handtasche und den Thron und da treffen wir uns da gleich. Ich muss nämlich jetzt erst mein Bier austrinken. Der hätte nicht mal im Traum dran gedacht, zu fragen, ob er sein Bier mitnehmen darf. Das hat er einfach stehen lassen. Das war selbstverständlich. Das würde heute kein Mann mehr tun, der sich für devot hält. Das war schon mal sowas. Dann ist er wirklich sofort abgehauen. Und ich habe dann mich so mit meinem Glas nur hingesetzt, dass ich beobachtet habe, wenn er zurückgekommen ist. Und dann ist er da rein. Und dann, ich weiß gar nicht, mit Herbert war ich da schon zusammen, natürlich. Der Herbert hat ja auf der anderen Seite gesessen. Und Herbert sagt, auf wen wartest du denn? Ich sage, auf dich nicht, du bist ja schon da. Und dann habe ich ihm das nur gesagt. Ja, und warum gehst du da nicht rein? Ich sage, ja, weil ich ja noch ein bisschen warten will. Er kniete dann vor dem Thron, der andere.
Sebastian Wie wichtig war dir, dass die Männer, wenn du mit ihnen gespielt hast, dass sie hinterher sagen konnten, das war ein toller Abend?
Lady Ingrid Sehr wichtig. Weil für mich kam immer dabei raus, wenn die sagten, es war ein toller Abend, dann hatte ich irgendwas Neues gemacht, was für mich neu war. Und dann hatte ich für mich die Erfahrung gemacht, nicht nur du hast was Neues gemacht, es ist auch noch angekommen. Und das war ja nun wirklich nicht immer so. Aber den Abend, und das war für mich in dieser Form wirklich das einmaligste Ergebnis. Und da war, wie gesagt, von der Renate, der Freund, der hatte sich erbeten, der war im Dirndl damals erschienen und der wollte mir meine Füße küssen. Und da sag ich, ja gut, frag Renate und dann kannst du wiederkommen. So, und dann kam der angedackelt und der andere saß nun schon da und wartete, dass ich komme. Und meinen Herbert hatte ich auch noch. Und dann habe ich auf diesem Thron gesessen. Rechts vor mir saß der Sirnbekleid. Vor mir rechts und ganz rechts neben mir am Thron saß mein Herbert, den habe ich ab und zu mal übers Haar gestrichen, mehr nicht. Und auf der anderen Seite saß der andere mit Ketten, weil da hatte er nichts an. Und wenn du diesen Mann beobachtest, ich habe es so in dieser Form nie wieder erlebt. Er war natürlich auch noch gelenkig und noch relativ jung, sonst geht das natürlich nicht mehr. Der hat wie eine Schlange, hat der sich an meinen Beinen hochgearbeitet. Und genau so wieder runtergearbeitet. Und diese ganzen Ketten, die an ihm rumklapperten, als wenn das so gar nichts wäre, als wenn das Seidenfäden wären. In einer Geschmeidigkeit hat der da unter meinem Fuß, er hatte ja nur den linken, das linke Bein. Und der ist exakt bis zu meinem Straps gegangen. Kein Millimeter weiter. Und hat nicht gefragt, ob er was anderes dürfte oder so, der hat einfach nur, getan, als er merkte, dass mir das gut tat, hat er weitergemacht. Der hätte ihn gemacht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag, bis er kaputt gewesen wäre.
Sebastian Also du warst das Zentrum seines Universums.
Lady Ingrid Genau, und er sah die anderen auch gar nicht. Der war nur mit mir und meinem Körper beschäftigt.
Sebastian Also allein diese Szene, da steht dieser Thron.
Lady Ingrid Und der ist, ich meine, du hast den bestimmt mal gesehen.
Sebastian Ich glaube, den gibt es heute noch, den Thron.
Lady Ingrid Ja, den gibt es noch.
Sebastian Ich frage mal, dass das Partykomitee, ob die mir ein Bild von dem Thron schicken.
Lady Ingrid Den gibt es noch.
Sebastian Den gibt es noch. Die ganzen Spielgeräte, die gibt es glaube ich alle bis heute noch.
Lady Ingrid Und den Käfig, den hat Herbert gebaut damals. Und wie gesagt, an der anderen Beine, da saß das Dörtelchen, ne? Und der hat natürlich nichts weiter gemacht, der war ein Fußfetischist.
Sebastian Also für die Menschen, die das jetzt nicht wissen, also es gibt noch eine Partyreihe in Hannover von dieser Gruppe und der Nachfolgegruppe quasi und dieser Käfig und dieser Thron und diese ganzen Spielgeräte sind bis heute gepflegt und im Einsatz. Also nach 30 Jahren noch. Erstmal darauf kommen, auch bei der ersten Party oder jetzt bei diesen ganzen Partys, jetzt sind da plötzlich Spielgeräte. Das ist ja auch nochmal was ganz Neues. Da steht so ein Bock und das sind ja auch BDSM.
Lady Ingrid Hatten wir die natürlich, das war schon später.
Sebastian Ja, aber diese Dinge dann plötzlich zu haben, da hat man einen Käfig, das sind ja ganz neue Möglichkeiten.
Lady Ingrid Ja, aber du musst ja auch mal bedenken, das haben die auch noch selbst gemacht. Herbert, diesen Käfig, den es heute noch gibt, der hat seit es Tummelplatz der Lüste gibt, da musst du die Schwulen mal fragen, seit wann es den gibt, denn die haben den insidiert.
Sebastian Ja, das ist eine Veranstaltung in Hannover, so eine öffentliche Veranstaltung.
Lady Ingrid Ja, das ist die erste Christophers Ried, der im Grunde genommen, denn daraus ist der entstanden. Und das war das erste Mal und das haben die Schwulen gemacht und uns eingeladen. Und seitdem stand ja auch noch auf dem Opernplatz der Käfig. Der wurde also immer hin und her gebollert und geschleppt. Wie alle unsere Geräte. Die wurden in Garagen verteilt. Das haben die jedes Mal alles hingeschleppt, die Männer. Und aufgebaut. Das haben wir alles alleine gemacht. Aber diese Szenerie, weißt du, weil du das sagst, Das ist für mich, also der Fußfetischist war mit Sicherheit auch devot, zumindest in der Situation. Aber bei dem anderen habe ich das Gefühl gehabt, genau so stelle ich mir vor, ein Mann, der devot ist, der von sich aus, ohne dass er irgendeine Ansage kriegt, zeigt, welche Beziehung oder welche Hingabe er an die Frau gibt. Ohne sich selber dabei zu sehen. Für ihn war es das Glück, das tun zu dürfen. Das war für den Mann das Höchste.
Sebastian Meinst du, das gibt es heute noch?
Lady Ingrid So nicht mehr.
Sebastian Meinst du?
Lady Ingrid Ich habe es nie wieder erlebt.
Sebastian Vielleicht tust du ja ganz vielen Männern Unrecht.
Lady Ingrid Ja, dann sind sie aber selber schuld.
Sebastian Beziehungsweise sind einfach heutzutage anders sozialisiert. Wenn man dann in die Szene geht, dann kriegt man, auch ich sage das im Podcast, ich habe mal eine Folge gemacht über devote Männer und Femdoms, wo ich dann auch gesagt habe, Jungs, lasst euch nicht ausnutzen, ihr habt einen Wert. Ihr dürft Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen haben. Dürft ihr und verkauft euch nicht unter Wert, macht nicht jeden Scheiß mit, das macht euch attraktiv. Würdest du dem zustimmen?
Lady Ingrid Ich spreche mir aber diesen ganzen Sachen nicht zu. Ich denke mal nicht, dass ich jemandem sagen muss, in einer Beziehung, dass er was wert ist, sonst hätte er diese Beziehung, wie auch immer sie geartet ist. Das ist doch schon eine Wertsetzung, wenn ich mit jemandem überhaupt zu sowas bereit bin. Auf beiden Seiten.
Sebastian Kannst du dir vorstellen, dass diese Wertschätzung, die für dich absolut selbstverständlich ist.
Lady Ingrid Ist ja aber nicht, ich habe sie ja nicht so selbstverständlich erlebt.
Sebastian Du hast sie gefühlt, offenbar. Du hast sie gefühlt, diese Wertschätzung. Du hast die Männer gewertschätzt.
Lady Ingrid Was das Interessante dabei ist, dass mein Herbert damals, ich meine wir waren ja nun wirklich, er war ja ein ganz harter, er war ja schmerzgeil eigentlich. Ja, das muss man so sagen. Ich meine, jeder, der ihn kennengelernt hat, sagt dir das. Also so wie Peter. Peter ist genau so ein Typ wie Herbert. Der ist sogar, was das angeht, noch schlimmer, weil er ist ja auch in dieser Dienstbereitschaft. Also er ist ja auch so ein Fußfetischist und so. Das war Herbert ja alles nicht. Aber die Zeit, die der neben mir gesessen hat und sich das angeguckt hat, die war für den Horror. Horror pur. Und er guckte nur manchmal hoch und ich habe dann zu ihm geflüstert, Oh, dir geht es doch gut, ne?
Sebastian Hast du das genossen? Aber wie?
Lady Ingrid Ich habe dann nur ganz leise zurückgemacht, mit mir Hand gestreichelt und da, deine Zeit kommt noch.
Sebastian Oh, ist das fies.
Lady Ingrid Nein, das ist genau das, was er gebraucht hat. Der war so spitz auf, was weiß ich, zum Schluss. Der war froh, dass diese beiden Kerle da endlich verschwunden waren. Das war ja nun gar nicht seins.
Sebastian Du hast ja wirklich die Situation auch nicht nur genossen, auch kontrolliert.
Lady Ingrid Ja, aber ich habe ja nun auch die ganze Zeit, deswegen sage ich ja, das ist ja das, ich habe eine schier unerschöpfliche Fantasie, glaube ich. Dann immer meine ganzen Geschichten, die ich geschrieben habe, Zeugen ja auch davon. Und ich habe mir ja viel Gedanken gemacht, Sklaven und ihre Wünsche und als Herrin mich unhinterfragt. Also ich habe das ja alles, sind ja alles meine Homepages. Ich habe das, das mache ich ja schon öffentlich, das tue ich ja schon.
Sebastian Ja, ich werde alles verlinken, was es von dir irgendwo gibt und was man finden kann.
Lady Ingrid Gott, die brauchen ja nur auf meine Profile gehen, dann kommt das.
Sebastian Das Joyclub-Profil wird auf jeden Fall verfügbar sein.
Lady Ingrid Aber sie müssen natürlich Premium-Mitglied sein.
Sebastian Ja, irgendein Tod muss man sterben, wobei ich werde auch gucken, was ich von da vielleicht an Verlinkungen mitnehmen kann, dass man das auch direkt sehen kann, weil ich bin natürlich immer dafür, dass möglichst alles in diesem Podcast für alle barrierefrei, ohne Zugangshürden verfügbar sein soll, soweit das geht.
Lady Ingrid Ich habe ja einiges auch, abgeschlossen. Aber einfach aus dem Grund, weil ich mal irgendwann gespürt habe im Joy, dass also wirklich einige Männer wirklich sich absolut nur und ausschließlich daneben benehmen.
Sebastian Also abgeschlossen im Sinne von unsichtbar gemacht, wenn du es nicht freigibst.
Lady Ingrid Die müssen mich anschreiben, wenn sie es freigegeben haben wollen. Und das habe ich bei einigen gemacht, ganz besonders natürlich bei meinen Geschichten, die also Bezug haben. Das ist meine Weihnachtsgeschichte und der Jahreswechsel. Die beiden sind eigentlich immer abgeschlossen, außer zu Weihnachten oder zu Silvester, je nachdem.
Sebastian Ah, du öffnest das. Mag ich vielleicht noch mal ein spannendes Detail. Seit wann hast du dein Profil im Joyclub?
Lady Ingrid 2019.
Sebastian 2019. 19, da warst du auch schon 80 Jahre alt.
Lady Ingrid Ja.
Sebastian Hast dich frisch angemeldet.
Lady Ingrid Nachdem ich meinen Freund nicht mehr hatte, den hab ich dann ja endlich in die Wüste geschickt.
Sebastian Ich find allein diese, also ich krieg auch heute noch E-Mails von Menschen knapp unter 50 zum Teil, die sagen, ich hab den Podcast entdeckt, toll, aber ja, jetzt ist es in meinem Leben offenbar zu spät, um mit diesem BDSM und irgendwas anzufangen und auch diese ganzen Plattformen, das ist mir alles zu kompliziert. Jungs, es sind ausschließlich Jungs übrigens, die mir das schreiben. sorry, Da, Ingrid. 80 Jahre, meldet sich im Joyclub an und baut da was auf. Das geht. Also es gibt kein Argument zu sagen, ich bin zu alt für irgendwas. Das geht immer noch. Ich finde das total großartig.
Lady Ingrid Sebastian, überleg mal, wie alt war ich 1994? Wir waren um 60, Herbert und ich.
Sebastian Und wenn ich irgendwas.
Lady Ingrid Da bin ich in die Öffentlichkeit gegangen und du kannst mit Sicherheit sagen, was dann abgegangen ist, das ist nicht zu vergleichen mit den 20 Jahren davor oder 30 Jahren davor. Denn da war ich immer nur mit meinem Schatz zusammen und mit den wenigen, die ich selber mir gesucht habe. Aber da ging es ja nun ab. Ich meine, ich habe ja nicht nur in der Gruppe gearbeitet. Ich war in der Redaktion von unserer kleinen Zeitung. Ich war im Orga-Team. Ich habe bei den Partys diesen Security gemacht. Kein Mensch kam ja mit den dominanten Männern klar. Und, und, und, und. Und man hat Leute kennengelernt. Und was das Allerschönste war für mich, Ich habe ja dann aufgrund dieses Buches und dieser Bekanntschaft mit Frau Steinmetz, habe ich dann ja einen wirklich richtig großen Vortrag gehabt in Bremen. Das war dann von Pro Familia und der Stadt Bremen und ich weiß nicht noch irgendwas, hat in der Stadtbibliothek stattgefunden mit Matthias, war auch dabei.
Sebastian Matthias Grimme meinst du, ne?
Lady Ingrid Bitte?
Sebastian Matthias Grimme meinst du.
Lady Ingrid Ja, ja. Und ich meine, das Thema müsste ich genau nachgucken. Das habe ich ja auch in meinem Ding stehen. Ging es also, die haben innerhalb von immer im vier Wochenwechsel, dreimal hintereinander, haben die also Themen gehabt. Einmal waren es die Homosexuellen, wo sie also auch ein Podium hatten, also drei Leutchen. Und dann, was das noch war, weiß ich nicht. Und wir hatten, das waren Sehnsucht nach Unterwerfung und Lust auf Schmerzen oder so hieß das. Also beides abgedeckt, sowohl diesen Masochismus als auch dieses Devotsein. Und da hat mich Frau Steinmetz angefragt, weil sie mich, sie war, hatte erst zugesagt. Und sie hat dann aber promoviert und hatte keine Zeit mehr dafür. Und hat aber darauf bestanden, dass da eine Frau sitzt und nicht irgendein Mann dann noch wieder hinkommt. Denn hätten ja drei Männer da gesessen. Und ich habe wirklich damals, ich habe eigentlich nur zugesagt, weil mein Mann mich unterstützt hat. Ich habe gesagt, ich kann das nicht machen. Und wenn ich das mache, werde ich persönlich und dann erzähle ich ganz viel von uns. Das ist meine Erfahrung. Ich habe hier keine andere. Und zu der Zeit war das ja auch alles erst am Anfang mit Partys und so.
Sebastian Was sollte der Vortrag, was sollte der Inhalt sein? Welche Vorgabe hast du bekommen?
Lady Ingrid Ich habe nur das Thema gekriegt.
Sebastian Wie war das Thema?
Lady Ingrid Ach Mensch, da muss ich gucken.
Sebastian Ja, jetzt kommt die Chronik. Während du da blätterst, ich habe mal eine Frage, warum so viel Engagement? Man kann ja auch einfach auf die Partys gehen und Spaß haben. Warum Türsteher, Orga-Team, warum das alles? Was war die Idee, dass du gesagt hast, ich will und muss mich engagieren?
Lady Ingrid Einmal war es wahrscheinlich genau das, was du gesagt hast. Ich habe es einfach gehabt und das musste raus. Es war viel zu wenig, was bis jetzt rausgekommen war. Das war es wahrscheinlich. Und dann kam natürlich hinzu, dass ich also schon, wenn man meine ganzen Beiträge in den Schlagzeilen liest, wenn man meine Beiträge in den St. Pauli-Nachrichten liest, dann weiß man, ich habe immer für uns gekämpft, wo auch immer es ging.
Sebastian Warum?
Lady Ingrid Weil ich darunter gelitten habe.
Sebastian Ja, was heißt gelitten?
Lady Ingrid Ich habe darunter gelitten, in dieser Zeit erwachsen zu werden und Spaß an solch was Perversum zu haben. Und das wollte ich nach Möglichkeit verhindern, dass das so bleibt, dass es trotzdem geblieben ist und jetzt genauso schlimm ist, das ist eine andere Sache.
Sebastian Ist das so? Meinst du, junge Leute haben nicht bessere Möglichkeiten jetzt?
Lady Ingrid Sie nutzen sie bloß nicht.
Sebastian Wie kann man ihnen helfen?
Lady Ingrid Was kann man tun? Was kann man tun? gespielt und hält es sein Versprechen nach Lustgewinn? Das war die Frage. Und dazu war diese Podiumsdiskussion und das war wie gesagt, Matthias war dabei damals und ich saß in der Mitte und neben mir saß ein, Pathologe, weil der andere Arzt abgesagt hat. Der Psychologe hatte abgesagt.
Sebastian Das ist ein Pathologe, auch nicht schlecht, ja?
Lady Ingrid Ja, ja, aber die kriegten keinen anderen. Und Frau Steinmetz hat ihr das eben durchgesetzt, aber nur, sie hat gesagt, sie kennt jemand, sie wüsste aber nicht, ob sie mich gewinnt. Aber sie möchte in jedem Fall, dass da eine Frau sitzt. Und ich hatte ja wenig Chancen, weil mich kannte ja keine Sau. Ich war ja nicht bekannt und war nix.
Sebastian Ja, aber jetzt bist du da in einem Nicht-Szene-Best. Raum und erzählst darüber. Da bist du plötzlich eine öffentliche Person.
Lady Ingrid Das habe ich auch meinem Mann gesagt. Ich sage, wenn ich das annehme, ich erzähle da ganz viel von uns. Was bleibt denn sonst? Und dann sagt er, na und, du stehst doch, seit du gemerkt hast, was Sache ist, stehst du doch dazu. Und du tust es doch im Grunde in den Zeitschriften auch. Ich sage, ja, da sieht mich aber keiner. Und dann ist das hier diese Öffentlichkeit pro Familie, die Stadt Bremen. Und wer war das hier eigentlich noch? In Bremen, hier müsste das doch eigentlich draufstehen.
Sebastian Erstmal interessant, dass sowas überhaupt zu der Zeit aus meiner Perspektive jetzt möglich war, über sowas überhaupt öffentlich zu reden.
Lady Ingrid Wahnsinn, Wahnsinn war das. Und Matthias hat zu der Zeit ganz viel die Chance genutzt, für seine Schlagzeilen zu wärmen, denn das war ja nun um die Zeit rum. Fand ich auch völlig in Ordnung, aber er hat wenig zum Thema beigetragen dadurch, was zu dem Zeitpunkt nicht schon bekannt war. Da gab es nämlich mal diese Sendung im Fernsehen über irgendwie St. Pauli oder so mit Matthias. Und bei mir war es jetzt so.
Sebastian Ich habe... Aha, das hat er mir gar nicht erzählt. Es gibt übrigens, Liebespublikum, es gibt eine Folge mit Matthias Grimme.
Lady Ingrid Ja, der hat so viel erlebt, der kann gar nicht an alles denken.
Sebastian Genau, der hat so viel gemacht, gar keine Frage.
Lady Ingrid Eben, der vergisst das auch. Und ich meine, für mich war es nur deswegen so besonders, weil es war einmalig. Und bei Matthias war das ja zu dem Zeitpunkt, da war er schon mittendrin. Und wie gesagt, ich habe dann gesagt, gut, wenn du dahinter stehst, Das hat man jedes Wort gewusst, das ich sage. Und dann haben die aber immer wieder die Redezeit eingeengt. Die hatten einfach Angst, dass das in die Hose geht mit einer Person, die völlig unbekannt ist. Und dem Pathologen war ja auch kein bekannter Mensch. Sie hatten vorher wohl einen anderen Arzt da gehabt. Matthias kannte man ja immerhin schon mal. Und dann habe ich, die war vor einer halben Stunde, dann war es auf 20 Minuten und dann ging die auf 10 Minuten.
Sebastian Oh Gott, da kann man ja gar nichts sagen.
Lady Ingrid Und da habe ich zu meinem Sohn, der schrieb damals seine ersten Klausuren, der war dabei. Und da habe ich das meinem Mann gesagt. Ich sage, in zehn Minuten kann ich dazu nichts sagen, dann lehne ich das ab. Und dann guckt mich mein ältester Sohn damals an. Ich meine, der war ja noch ein Jugendlicher. Sagt er, Mama, eines möchte ich mich mal einmischen. Du sitzt doch auf einem Podium, oder? Habe ich das falsch verstanden. Ich sag, nee, wir sollen irgendwie zu dritt oben sitzen und das folgt da unten, wie bei Königs. Und dann meinte er, Mama, ehrlich, glaub mal, glaubst du, wenn du da im Fluss bist und alle sind so da, dann gucken, kappen die dich, wenn zehn Minuten rum sind? Und mein Mann hat dann gesagt, hat er recht, stimmt. Da brauchst du dich gar nicht drum kümmern. Mach deinen Stiefel, so wie du denkst.
Sebastian Na, wie lange ging's?
Lady Ingrid Das war fast eine halbe Stunde.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid Aber die Diskussion dahinter, die war...
Sebastian Gut oder schlecht?
Lady Ingrid Super. Wir haben diskutiert. Wir haben nur nach meinem Referat diskutiert. Und als dann dieser Pathologe, dann weißt du, was der Mann gesagt hat? Der war sowas von begeistert und ergriffen. Das fand ich einfach toll. Das schönste Kompliment, was ich je bekommen habe. Der hat dann zu mir gesagt, zu dem ganzen Auditorium, er wüsste nicht, wozu er da wäre, warum er hier sitzt. Denn das, was hier besprochen wird, Das sind ja nicht die Menschen, die er kennt. Wenn sie zu ihm kommen, ist er Pathologe, da ist das Ganze gegessen. Und er könnte nach diesem Vortrag von mir, wäre er unfähig etwas zu sagen. Nach so einem Vortrag, der von so viel seelischer Gesundheit zeugt, da kann man einfach nichts mehr zu sagen.
Sebastian Und das in den 90ern, ne? Man muss sich das vorstellen.
Lady Ingrid 96.
Sebastian 96. Dass das bis vor zwei Jahren noch als Krankheitsbild gesehen wurde in dem ICD-10, ne?
Lady Ingrid Zumindest in dieser Organisationsgedanken.
Sebastian Ich muss mir überlegen, 30 Jahre hat es danach noch gebracht und boah.
Lady Ingrid Wahnsinn.
Sebastian Jetzt hast du deinen Sohn mit ins Spiel gebracht. Also irgendwann habt ihr euch vor den Kids geoutet.
Lady Ingrid Zu dem Zeitpunkt, natürlich wussten die Kinder das.
Sebastian Ja, aber hat man denen das gesagt?
Lady Ingrid Nein, nein, nein, nein. Ich bin Kindergärtnerin und ich habe ganz, ganz, ganz, ganz viel Wert darauf gelegt, dass unsere Kinder unbefangen groß werden und möglichst, was sehr, sehr, sehr schwer war, ein Vaterbild bekommen, was also jetzt nicht in Anführungsstrichen krankhaft pervers ist, weißt du?
Sebastian Ja, und hast das gelungen?
Lady Ingrid Ich denke schon, ja. Und zu dem Zeitpunkt ging es nur darum, er hatte ja nur mitgekriegt, dass das ein Forum ist in Bremen und pro Familie, mein Gott, zu dem Zeitpunkt waren unsere Kinder ja auch schon so richtig engagiert, auch grün und so. Und die hatten ja auch dann schon Interesse und der hat dann einfach nur diese sachliche Sache gesehen. So nach dem Motto, wenn ich da ein Referat halte, lasse ich mich doch nicht von irgendwelchen Handeln einschüchtern. So, warst du so in die Richtung, ne? Und ich, für mich war das also wirklich aus meiner Sicht gesehen, dann kam nochmal diese Sache, das war ja dann wesentlich später, da war ich ja nur noch mit Herbert, da war mein Mann ja schon tot, das war die Bundesversammlung des BDSM.
Sebastian Das BVSM, der Bundesverband des Atomarchismus, den hat es mal gegeben, aber der ist dann leider im Moment ist da nichts. Ich hoffe, es gründet sich nochmal wieder was. Ich würde das auch sehr gerne unterstützen.
Lady Ingrid Da habe ich dann damals auch so einen Vortrag gehalten. Da bin ich ja dann auch nach Nürnberg noch gewesen, nach Magdeburg und sogar nach Wien. Und das war schon schön, aber für mich der Höhepunkt, irgendwie öffentlichkeitswirksam irgendwas zu tun, war tatsächlich da in Bremen. War eine tolle Diskussion danach lief und weil ich danach eigentlich sagen wir mal drei Hände voll neue Kontakte nach BDSM dann geknüpft habe.
Sebastian Ich habe so viele Fragen. Vielleicht erstmal, wenn in den 90ern dieser Knoten geplatzt ist und jetzt gibt es Partys, Stammtische und überhaupt ganz viele Leute.
Lady Ingrid Kannst du dir auch vorstellen, wie du da beglockt bist.
Sebastian Ja, aber die Frage ist ja, vorher war das ja eher heimlich, so hat er so dieses Verruchte vielleicht noch und jetzt gewöhnt man sich dran. Es ist jetzt so die Frage, ob das Ganze so ein bisschen an Spannung verloren hat für dich.
Lady Ingrid Ne, das wurde immer spannender. Es war ja auch immer spannender. Vor allem, weil ja die Leute an mich herangetreten sind. Guck mal, von dieser Bundesversammlung, das war ja auch nur durch einen Zufall. Da hat mich, ich weiß nicht, irgendjemand hat mich gefragt, das ist da, schreib doch da mal hin und sag, du hättest da auch so viel zu erzählen. Und da sag ich, oh mein Gott, was soll ich da schon erzählen? Dann hab ich aber hingeschrieben und da haben die ja zurückgeschrieben, ja, ich sollte mir mal was ausdenken, worüber ich vielleicht reden wollte. Und da hab ich gesagt, BDSM, wie war das denn früher? Und das ist dann wie eine Bombe. Das war der beste Workshop überhaupt auf dem ganzen Kram. Und es hat mir auch Spaß gemacht damals. Und das kam dann, und danach kam dann dieses nochmal die DVD, das war ja später, die ja dann gar nicht gelaufen ist.
Sebastian Lass uns gleich über die DVD sprechen.
Lady Ingrid Ach, die ist ja auch wie von gestern.
Sebastian Ja, nochmal, der Schnee von gestern.
Lady Ingrid Gibt's ja nicht mehr.
Sebastian Jetzt heißt ja nicht, dass man nicht drüber spricht. Also erstmal, ich hab so den Eindruck, wirklich also voll engagiert, quasi Aktivistin für BDSM, so viel wie geht, um was zu bewirken. Die Frage ist, hast du das Gefühl, dass du was bewirkt hast, nachhaltig?
Lady Ingrid Nicht wirklich. Vor allen Dingen, wenn ich heute so, ich meine, ich habe ja jetzt einen Vergleich, ich habe ja seit Jahren, der Stammtisch in Hannover, den habe ich noch besucht, bis, mein Mann ist 2006 gestorben. Wir sind im Domsröschen nochmal gewesen, da waren wir beide schon nochmal aber da hat ja dann auch oft der Ort gewechselt, weil das klappte dann ja alles nicht mehr so und ich habe dann noch zwei, dreimal so einen Ortswechsel mitgemacht fand ich dann aber doof, und dann bin ich ja hier nach 2008 bin ich nach Bückeburg gezogen Also Domsröschen.
Sebastian Da haben wir uns vielleicht, weil im Domsröschen habe ich fast jeden Stammtisch besucht, das war mein Einstieg in die Szene, wo ich endlich mal auf den Stammtisch gegangen wird. Vielleicht sind wir auch mal aneinander vorbeigegangen, ich weiß es nicht. Das müsste so 2007 gewesen sein. Ja, so grob um den Drehbogen.
Lady Ingrid Guck mal, zu der Zeit ist es noch, weil du das jetzt fragtest, ich habe mich wahnsinnig aufgeregt. Ich habe mich unheimlich gut, ich weiß gar nicht mehr, wie die Frau hieß, die da am Tresen war. Die hat das mit den Schwulen zusammen gemacht. Ich habe mich wahnsinnig darüber aufgeregt, dass ich da in Linden, ich meine, das haben die alle gewusst, die Anwohner. Und dass die sich dann hinterher derart aufgeregt haben, dass sie da wieder weg mussten. Das hat mich so aufgeregt, da habe ich gedacht, wie kann man, wir sind seit über zehn Jahren kämpfen wir und jetzt regen sich diese Spießer immer noch auf. Wir haben denen nichts getan, alleine, dass wir da rein und raus gingen.
Sebastian Also da gab es tatsächlich auch die Ansage, wenn ihr beim Stammtisch gerade im Sommer, wenn ihr vor der Tür steht, verhaltet euch zivil, sage ich mal. Also man wollte schon den Konflikt mit den Anwohnern vermeiden.
Lady Ingrid Im Gegenteil, die haben sogar teilweise gesagt, Leute bleibt doch drin, um keine Probleme zu machen.
Sebastian Genau, also das war... Gebe ich ehrlich zu, das habe ich damals als junger Kerl überhaupt nicht eingesehen, weil vor der Tür kann mir ja gar keiner was sagen.
Lady Ingrid Ich habe mich unwahrscheinlich echauffiert.
Sebastian Ja, also es war eigentlich, war es eine spannende Zeit, weil da gab es noch die Party-Reihe, die hat ja dann irgendwie ein Jahr später auch aufgehört. Hannover hatte eine eigene PDSM-Kneipe, ja. Wahnsinn. Schade war einfach, das muss man auch sagen, der Stammtisch war immer donnerstags. Donnerstags war der Laden rappellvoll. 60, 70, 80 Leute da drin. Und an den anderen Tagen war er so gut wie leer. Also da hat die Community entweder zu klein oder hat es nicht geschafft, dann auch so einen Laden zu tragen.
Lady Ingrid Ich habe das nie so richtig durchschaut. Aber ich glaube, es lag daran, dass sich bei den Schulen waren da Diskrepanzen unter den Leuten aufgetaucht. Und dass da einfach Gegensätze aneinander gestoßen sind, die sich einfach nicht mehr, das klappte einfach nicht mehr. Und die haben im Grunde genommen das ja alles angeschoben und waren hinterher dann eben, die konnten damit nicht umgehen, dass die Leute sich über sie aufgeregt haben, denn da haben sie sich natürlich in erster Linie über die Schwulen erstmal aufgeregt, weil die ja nun immer da waren. Wir waren ja nur einmal in der Woche da.
Sebastian Das war dann aber ein anderer Laden, ne? das Domsröschen war rein BDSMer. Weil ich habe nie den, also ich habe, dass ich Kontakt so...
Lady Ingrid Das ist angeschoben von den Schwulen.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid Das ist nicht von den BDSM dann angeschoben.
Sebastian Ich habe tatsächlich nämlich diese Überschneidung, Schwule und BDSM, das war für mich in Hannover zumindest immer sehr strikt getrennt voneinander und es hat sehr lange gedauert, bis ich mal so die erste zarte Vermischung gesehen habe. Es gab immer so diese Hetero-BDSM-Szene und hin und wieder Da gab es auch mal Homosexualität.
Lady Ingrid Ich bin nicht zuletzt eine von denen gewesen, die dafür gesagt haben, dass wir BDSM da im Hohl waren. Und zwar sehr lange.
Sebastian Liebes Publikum, wir haben jetzt hier kurz ein bisschen privat gesprochen, aber es gab diese, du hast gerade diesen Satz so schön gesagt, wir sind eine Minderheit, also die BDSM, ihr seid eine Minderheit, die Homosexuellen in Hannover, lasst uns doch zusammen eine große Minderheit sein. Ein ganz kleiner Einschub von mir aus der Postproduktion. Lady Ingrid hat das zitiert, aber nicht gesagt. Gesagt hat das ursprünglich Dirk, der Chef vom Hohl. Das ist eine schwulen Kneipe gewesen. Und wieder zurück in die Folge. Ich sehe heute von diesen Bestrebungen ehrlich gesagt gar nichts mehr. Vielleicht bin ich aber auch schlecht informiert. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass dieses sich zusammenschließen, dass das gut ist und auch, dass zum Beispiel der Lokale der BDSM Hannover IV, ich kann ihn ja nennen, auch einen festen Stand auf dem CSD hat. Ich finde das großartig und es ist auch wichtig, dass man sich zusammentut. Ich habe selber lange gebraucht, um, mich, der LGBT-Community zugehörig zu fühlen, weil ich bin ja eigentlich nur heterosexueller, dominanter Mann, der was habe ich denn damit zu tun? Und ich fühlte mich irgendwann tatsächlich eingeladen, was sehr, sehr schön war, dass ich dann sagen konnte, okay, auch unter dieser Regenbogenflagge, ich darf die auch, ich darf mich der zugehörig fühlen. Das habe ich nicht vergessen.
Lady Ingrid Aber Sebastian, wenn ich damit etwas zu sagen darf. Ich kenne es ja nun von meinem Herbert. Der Herbert war wirklich stockkonservativ in solchen Sachen und der wollte da nicht mitmachen. Und ich meine, in der Weise war ich ja knallhart. Ich habe dann nur gesagt, ja, brauchst du auch nicht. Ich gehe da alleine hin, das ist mir wurscht. Und ich wollte Dirk unterstützen und ich wollte natürlich unsere Gruppe erst recht unterstützen und ich fand die Idee einfach super. Und ich habe mich ja so schnell mit den Schwulen da angefreundet und ich habe ja dann, der das alles gemacht hatte damals, hat der Dirk mich ja gefragt, such mal eine Frau, die in dem Alter über 60 drei Stunden lang, ich weiß nicht, fünf oder sieben, schwule Männer in Aktion fotografieren darf. Die hinterher, ich weiß nicht, 300, 400 Bilder gezeigt hat den Männern und die sind einfach ausgeflippt. Ich habe die alle im Küchenlabor gemacht. Ich konnte denen ja in die Hand versprechen, es geht kein einziges Bild nach draußen und die haben sich da bewegt, wie auf einer Party, auf ihrer eigenen. Das war in der Pelikanhalle in Hannover. Das Umfeld natürlich so trist wie nur irgendwas, ne?
Sebastian Ja gut, aber wenn das Umfeld trist ist, dann sieht alles, was nicht trist ist, umso schöner aus.
Lady Ingrid Es war so toll. Es war so toll. Und wie wir da alle standen, diese Männer und ich ganz alleine mit meiner Kamera und bei Kim diesen Anfang zu finden. Keiner traute sich, was zu sagen. Und zu allen Übel hatte Dirk dann auch noch keine Zeit zu kommen. Das heißt, wir mussten das alles alleine anziehen. Er hatte nur alles organisiert und kam irgendwann mal. Und also ich fand das so schön und von solchen Sachen zehre ich heute wirklich, also da zehre ich von.
Sebastian Man merkt das auch, also jetzt als wir hier angefangen haben, da saßt du da, du hast ultra gemütliche Sessel hier, aber da saßt du ein bisschen steif noch, jetzt bist du am gestikulieren und man merkt deine Begeisterung richtig.
Lady Ingrid Es ist so, wie ich bin.
Sebastian Lass uns mal über die DVD sprechen, auch wenn man sie heutzutage nicht mehr kriegt und findet, aber du hast eine DVD gemacht. Zumindest mag ich einmal dem Publikum erzählen lassen, worum ging es, was war das? Du als Dominar, wie du eine Session hast. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Was war die DVD?
Lady Ingrid Das ist im Grunde genommen meine Geschichte. Ich meine, und zwar ziemlich, ich meine, ich habe ja den Film, ich könnte dir ja zahlen, dann weißt du ja, was es ist. Ich habe sie natürlich, logisch. Und es hat ja dann zwei Ausführungen gegeben, die zweite finde ich nicht so schön wie die erste, die haben mich da auch ein bisschen vererscheißert, darüber habe ich mich tierisch ausgeredet, der war alles fertig und ich wollte nach Pyrrmann. Und ich habe damals nur gesagt, ist doch kein Problem. Ich hatte da schon mein Laptop, spielen mir das einfach drauf. Die wollten das irgendwo einschicken nach Kiel zu irgendeinem, weiß ich nicht. Und ich sage, es geht nicht raus, bevor ich das nicht freigegeben habe. Und das haben sie dann nicht gemacht. Und sie haben das da einfach hochgeschickt. Und ich habe den erst hinterher gesehen. Und dann war ich wütend.
Sebastian Also ich würde die mir tatsächlich sehr gerne ausleihen. Wie heißt die?
Lady Ingrid Ich gebe sie dir. Wie heißt die DVD? Ich weiß nicht, heute weiß es jeder, glaube ich, so heißt sie.
Sebastian Heute weiß es jeder. Ich packe das mal in die Shownotes.
Lady Ingrid Und Untertitel war, ich wusste gar nichts.
Sebastian Also das ist ja nochmal so ein Schritt. Jetzt gibt es eine DVD, wo man dich sieht. Also du bist wirklich ein öffentliches Gesicht des BDSM um so 2010 herum.
Lady Ingrid Solltest mal Matthias seinen Kommentar lesen dazu.
Sebastian Ja, gerne.
Lady Ingrid Der hat das einmal kommentiert in seinen Schlagzeilen.
Sebastian Wenn ich die Ausgabe in die Finger kriegen sollte ich habe euch ja schon drum gebeten schickt mir alte Ausgaben, wenn ich alle Ausgaben habe ich habe natürlich.
Lady Ingrid Den Kommentar also.
Sebastian Okay, jetzt ist ja irgendwann, ich meine es ist ja so pass auf, ich springe mal jetzt in die Gegenwart was hast du heute noch was erlebst du heute noch im Bereich BDSM, außer dass du hier Podcasts aufnimmst.
Lady Ingrid Ja, ich gehe ja jetzt seit Oktober letzten Jahres wieder zum Stammtisch.
Sebastian Okay.
Lady Ingrid Und kann deswegen Vergleiche ziehen. Das habe ich ja früher nie gekonnt. Denn ich meine, mein letzter Stammtisch, den ich besucht habe, war mit Herbert noch im Domsröschen und danach ja nicht mehr.
Sebastian Also dann war jetzt im Grunde 10, 15 Jahre Pause.
Lady Ingrid Von Stammtisch, ja. Ich habe keinen Stammtisch mehr besucht. Ich war bis Ende meines letzten Jahres noch auf Partys. Da habe ich noch alles mitgenommen, was ich kriegen konnte. Also bis, die letzte Party war im Mai 24, auf der ich war.
Sebastian Okay, komm, dann gib mir doch mal, also das wird jetzt natürlich nicht so super lang, aber du hast regelmäßig Partys besucht, also damit hast du auch nie aufgehört.
Lady Ingrid Ungefähr vier Stück im Jahr, das war so ein Minimum. Manchmal mehr am Anfang noch als Ulrich, als mein Freund noch hatte. Aber als ich alleine war, war ich nur noch in diesen PNP-Partys in den Bedo, ne? Das waren immer vier im Jahr meistens.
Sebastian Jetzt stell mir das vor, du bist da total aktivistisch unterwegs und machst und Podiumsdiskussionen und DVD und jetzt geht das alles runter, weil….
Lady Ingrid Der Sterbetag meines Mannes.
Sebastian Das ist wirklich der einschneidende Moment, ja. Das kann ich mir wirklich vorstellen, weil an ihn ist ja ganz viel gebunden auch.
Lady Ingrid Ja, ich habe ja keine Kommunikation mehr, Intime. Ich habe ja keine intime Kommunikation mehr. Ich habe meinem Mann alles erzählt. Alles. Und manche Geschichte, das war für ihn natürlich das Schönste, mit jeder Menge Grün drumherum, dass es für ihn auch noch schöner wurde.
Sebastian Ja.
Lady Ingrid Und das ist weg.
Sebastian Das habe ich nicht mehr. Ist er aus heiterem Himmel gestorben plötzlich?
Lady Ingrid Nein, aus heiterem Himmel ist er nicht verstorben. Aber ich meine, mein Mann ist kurz vor seinem 72. Geburtstag gestorben. Der war ja schwer herzkrank. Und der ist dem Sensenmann schon dreimal von der Schippe gesprungen vor jetzt. Das erste Mal habe ich ihn, wie man gesagt, wirklich gerettet. Da wäre er mit 54 schon, da der in Herzstillstand. Und ja, mein Schwarzwaldwissen hat mich befähigt, befähigt, alles richtig zu tun und vor allem den Zeitablauf, das war das Entscheidendste.
Sebastian Wenn sowas passiert und dann ist das quasi, ich meine, dann ist das ja offenbar alles weg, also keine Lust mehr oder also warum hast du dich so zurückgezogen, also natürlich verstehe ich warum, aber also was war so der, gab es einen Gedanken dahinter oder hattest du keine Lust mehr auf die Leute oder?
Lady Ingrid Naja, es war auch ein bisschen, ich meine ich warte ja Herbert noch zu dem Zeitpunkt lebt der Herbert ja noch. Aber das ist, da hat mein Mann, ohne dass ihm das bewusst gewesen ist, einen Fehler gemacht. Ich weiß also, meine Schwiegermutter ist ja kurz vorher gestorben, drei Monate bevor mein Mann starb. Und da hat, mein Mann, dem ging es nicht gut und die sind dann beide schon, weil er war mit dem Auto da, wie sie sind beide schon nach Hause gefahren. Alleine, die beiden. Und ich habe die eigentlich selten länger als eine Stunde alleine gelassen, weil sie meistens dann auch oft was anderes zu besprechen hatten von den Hobbys der beiden. Aber da war eine Trauerfeier. Ich bin dann noch ans Grab gegangen und die beiden sind nach Hause gefahren und waren mindestens drei Stunden alleine, wenn nicht länger. Und in der Zeit... Wird sowas passiert sein? Herbert ist ein unheimlich gewissenhafter Mensch gewesen und im Gegensatz zu mir hat er mich sehr geliebt, das weiß ich. Er kam sofort nach meinem Mann, also ich habe ihn auch sehr, sehr, sehr gemocht. Und als er tot war, habe ich erst gemerkt, wie sehr. Ich denke mal in der Zeit, wo die beiden alleine waren, da wird mein Mann darüber irgendwie gesprochen haben. Es war ja nun auch durch den Anlass, dass Schwiegermutter verstorben war und wird ihm dann einfach nur gesagt haben, ich bin eigentlich nur froh, wenn ich jetzt wirklich gehe, dass Ingrid dich hat. Und das war der verhängnisvollste Satz, den er sagen konnte. Weil Herbert sich für mich verantwortlich fühlte von dem Moment an, als ich dann wirklich alleine war er hat mich nicht aus den Augen gelassen, dieser Mann ist wirklich ich bin so verzweifelt irgendwann nach Hause gekommen ich war verreist, weil ich irgendwie raus wollte, ich habe auf dem Taxi schon geheult und dann habe ich eine halbe Stunde auf dem Bett gelegen, dann habe ich ihn angerufen, der wohnte am Stein oder Meer und dann ist der los und ich habe dann, als er kam, der hatte drei Flaschen halbe Liter Bier getrunken. Der wäre im Leben nicht ins Auto gefahren und da ist der nach Hannover gekommen. Er ist natürlich den Tag nicht nach Hause gefahren, aber das hat mir nur gezeigt, wie unwahrscheinlich ernst er damit umgegangen ist, dass es mir um Gottes willen nicht schlecht geht. Er ist auch natürlich die Nacht geblieben. Und zwischen uns ist es nicht mehr so gewesen, wie es vorher war.
Sebastian Ja, es gibt, ich zitiere mal Sonja von einem Poly-Podcast, Monopoly und Co. Heißt der, und die sagte, wenn in einem Polykül, also wenn mehr als in einer Beziehung, in einem Beziehungsdreieck oder Vieleck, wenn irgendetwas sich verändert, dann verändert sich auch alles andere ein bisschen mit. Also dann wird dieses komplette Polykül ein bisschen durchgerüttelt. Und vielleicht ist genau das der Punkt, in dem und wo eine Person geht, ändert sich einfach etwas.
Lady Ingrid Und Herbert ist ja dann auch unter Umständen verstorben, die für mich noch nicht gerade einfach waren. Der ist ja nun, hat alleine gelebt, der ist beim Mittag, also Abendessen vom Stuhl gefallen und war tot.
Sebastian Oh Gott.
Lady Ingrid Und ich habe also noch zwei Tage geglaubt, er düst mit seinem Boot auf dem Steinutter Meer rum, weil ich ihn nicht erreichen konnte, bis ich dann aus Erfahrung heraus endlich dann doch seinen Sohn angerufen habe, denn er war ja ein paar Mal schon, zweimal war das schon passiert, dass der eben der Sohn vor der Tür gestanden hat und der war nur abgefüllt bis oben und lag in seinem Bett und pennte dann so. Der pennte ja da manchmal zwei Tage durch. Ich weiß gar nicht, wie der aufs Klo gegangen ist. Der musste Treppe runter. Und da habe ich dann angerufen und ich habe dann auch gesagt, er möchte doch bitte sofort anrufen, wie es ihm geht. Ja, und dann hat er mich angerufen, dass er tot war. Also von daher habe ich dann diesen Schock gemacht. Und der hat mich also umgeschmissen, zumal ich selber hier in Bückenburg saß, ich hatte eine OP am C gehabt, ich konnte nicht weg, sonst wäre ich ja losgedüst irgendwie. Hätte ich schon geschafft, auch wenn er mich nicht abgeholt hätte. Er hat mich dann immer von Neustadt abgeholt.
Sebastian Ich glaube, man sagt, das haben meine Großeltern auch mal gesagt, mein Älter wird dann sterben, Oma in Eroben halt viele, man gewöhnt sich dran. Ich glaube nicht, dass man sich daran gewöhnt. Und gerade wenn es solche Herzensmenschen sind um einen.
Lady Ingrid Ich denke mal, dass um dich herum viele sterben. Daran gewöhnst du dich schon. Aber nicht, wenn es die sind, die dir an dein eigenes Herz gehen, also die dir dicht waren. Und ich weiß nicht, wo das aufhört. Also ich kann es jetzt nur für mich sagen. Bei meinem Mann bin ich also wirklich abgestürzt, obwohl zu dem Zeitpunkt haben wir nicht mitgerechnet. Er ist ja tatsächlich eine Woche nach unserem Urlaub. Wir sind ja extra nach Hause gefahren, weil es ihm nicht gut ging. Der hätte genauso gut auch in Belgien sterben können. Ja, und Herbert ist ja im Grunde, wenn du so willst, ist das alles so vertrackt. Beide Männer sind, wenn du so willst, vier Wochen vor ihrem 72. Geburtstag gestorben. Natürlich zu unterschiedlichen Zeiten. Mein Mann am 9. Juni, am 11. Juli wäre er 72 geworden. Herbert am 25. Mai, am 25. Juni wäre er 72 geworden. Das sind alles so Verstrickungen, wo ich denke, mein Gott nochmal, wie viele Zufälle gibt es mit diesen beiden Männern noch? Die waren sich so unwahrscheinlich ähnlich.
Sebastian Jetzt mag ich nochmal so Richtung Ende, ich habe noch so ein paar Dinge, da mag ich deine Expertise einfach nochmal sehen. Also du hast Partys besucht in den letzten Jahren. Was hat sich da aus deiner Sicht verändert, auch wie die Leute sich verändert haben? weil du hast ja ganze BDSM-Generationen kommen und auch wieder gehen sehen. Kannst du sagen, was ist anders? Oder ich habe so eine These, wertschätzt die Jugend überhaupt das Privileg, BDSM leben zu können und sich informieren zu können?
Lady Ingrid Nein, nein, nein, nein, nein, nein. Tun sie nicht.
Sebastian Verlieren sie dadurch das Recht auf die Szene? Steht ihnen das zu?
Lady Ingrid Vielleicht. Was ich am allerschlimmsten finde, überall ist es heute nur wichtig, wo gefressen wird. Und auf jeder Party, die es heute gibt, gibt es ein Buffet. Und es wird angeprallt, was für ein tolles Buffet das ist. Und ich meine, ich habe diese Partys besucht, kenne die im Sardazia, ich kenne die im Bedo und ich kenne unsere alten Partys. Wenn es bei uns um Mitternacht ein Würstchen mit Weißbrot gab, dann lag das an einer Privatinitiative von einem von uns, der Würstchen besorgt hat und die heiß gemacht hat. Heute, die fressen wie die Verrückten, wenn man Männer beobachtet und ich habe, als ich alleine war, und ich bin ja immerhin drei Jahre alleine dort jetzt zu den Partys gelatzt, ich habe manche Männer beobachtet, da habe ich gedacht, mein Gott, bist du zum Fressen hier oder zum Party machen? Echt?
Sebastian Vielleicht kann ich das ja ein bisschen versöhnen. Also wenn junge Leute heute in die Szene kommen, dann ist die Frage nicht mehr, bist du dominant oder devot, sondern du hast die Auswahl aus hunderten von BDSM-Geschmeckern. Ja, also wenn du dich in den Plattformen anmeldest, da kannst du aus zehntausenden Fetischen anklicken, was magst du, was nicht. Du musst deine Rolle erstmal finden, dann solltest du noch am besten politisch korrekt sein. Dann gibt es unglaublich viele, ich sag's mal, soziale Benimmregeln, wie du dich zu verhalten hast, damit du in die Szene passt. Das heißt, die haben gar nicht mehr die Chance, wie du damals, selber das zu erfinden, sondern sie müssen sich in das einfügen, was sie vorfinden. Dann kommt noch die Political Correctness dazu. Also ich persönlich glaube, dass jetzt einzusteigen als junger Mensch viel komplizierter ist, weil von dir erwartet wird, dass du Tonnen an Material aufnimmst, liest und dich dementsprechend verhältst. Und wenn es ein Vorrecht der jungen Generation gibt, dann ist es eigene Wege zu gehen. Und das wird, glaube ich, schwieriger. Kannst du dem zustimmen?
Lady Ingrid Ja. Und es ist auch so, dass ich denke, wie du das sagst mit der Wertschätzung, das ist natürlich richtig, aber man muss ja auch mal bedenken, was kriegen die, wenn ich alleine diese Einrichtung in BEDO, die ich ja nun wirklich seit etwa 2015 beobachtet habe. Ralf hat ja mal versucht, uns recht zu machen, uns schön zu machen, oftmals zu renovieren, was zu erneuern. Es ist ja immer was dazugekommen. Und wenn ich mir überlege, was da heute alles auf die einstürzt, da gibt es bestimmt viele Leute, die da zum ersten Mal hinkommen, noch nie gesehen haben, die sind erschlagen. Die wissen natürlich selber überhaupt nicht mehr, wo sie stehen. Das ist ganz klar, das würde ich auch nicht wissen. Aber diese ganzen drumherum und je nachdem, das sind ja auch unterschiedliche Paare oder Menschen, die da alle hinkommen. Und jeder in Anführungsstriche, wenn sie spielen, spielt anders. Und wenn man dann mal überlegt, und das habe ich mir oft überlegt, als ich noch nach oben konnte, da waren ja immer schon diese Separees, unten ist das ja alles offen. Da habe ich oft gedacht, wenn ich die gesehen habe, diese jungen Kerle, die so zwischen, ich würde es weit stecken, 20 und 30 sind, also sich gerade so alle entdecken oder so in dieser Phase und dann auf solche Partys gehen, warum auch immer sie diese gewählt haben, ist egal. Und die haben dann teilweise, wo ich fasziniert vorstehe, also ich weiß, im B, du hattest mal eine Frau gegeben, die hatte, ich meine, deswegen hat mich das so fasziniert, weil sowas habe ich ja selber gemacht, nur da zu der Zeit nicht mehr. Die hatte rechts einen so hingebunden und das war wie so ein Gerüst und auf der anderen Seite einen und sie stand in der Mitte. Und das war mit Sicherheit, das eine war zu 100 Prozent, ein schmerzgeiler Maso und das andere war ein Devotermann. Wie sie diese beiden Menschen vollkommen unterschiedlich behandelt hat. Und du hast dieser Frau, das ist sowas, was du heute so selten siehst. Deswegen hat mich das so fasziniert. Ich habe da bestimmt eine halbe Stunde zugeguckt und bin auch hinterher zu ihr hingegangen und habe ihr also ein riesen Kompliment gemacht. Ich sage, weißt du, du hast beide Männer sowas von im Griff gehabt. Das waren wie Marionetten für dich. Und euch drei zu sehen, das war so schön. Einfach schön. Die hat diesen Maso da durch, also den hat sie gegriffen, gekratzt, ins Gesicht geschlagen und mit der Peize, also wirklich misshandelt bis zum Abwinken. Und diesen devoten Mann, vollkommen anders. Devoter Mann, ja gut, der nimmt Schläge als Bestrafung. Da sind sechs Schläge schon viel und zwölf ist schon eine Katastrophe. Maso fängt bei zwölf an zu lachen.
Sebastian Ja, aber das ist ja dieser Punkt, dieses genaue Eingehen auf das Gegenüber.
Lady Ingrid Es war so schön, aber so junge Leute und dann gibt es so harte Sachen, dann waren in einem Separee einsichtbar für alle, die haben da anal gespielt, brutal, also wirklich, das habe ich nur bei den schwulen Männern bei meinem Fotomachen gesehen, sowas habe ich sonst nicht gesehen. Und da standen viele junge Männer da und dann habe ich bloß gedacht, mein Gott, also ich war drauf und dran, so ein, zwei Jünglinge da irgendwie rauszuholen. War ich bei der Meinung, die kriegen das überhaupt nicht mit, was da abläuft. Denn das war wirklich brutal und ich denke mal, viele Männer werden dieses, selbst wenn sie drauf sind, selbst wenn sie es irgendwo kapiert haben, aber diese Assoziation, Assoziation, wie kann eine Frau so brutal sein? Ich glaube, das werden die kaum kapieren. Und die war brutal, die Frau. Aber man hat ja, ich meine, ich bin in solchen Sachen, das ist meine Erfahrung im Orga-Team, da hatten wir ja auch mal so eine Erfahrung. Ich beobachte immer den, der da liegt. Weißt du?
Sebastian Es ist ja so ein bisschen...
Lady Ingrid War genau richtig, was der kriegt.
Sebastian Ähm... Und hast du, und das gilt auch für mich, weil ich bin jetzt auch schon über 40, haben wir überhaupt das Recht zu beurteilen, was die jungen Generationen, was sie tun, was sie erfinden, wie sie sich ausleben?
Lady Ingrid Nein, natürlich haben wir kein Recht dazu. Doch logisch. Wir waren froh, dass wir dieses Recht endlich mal hatten. Für uns. Nur für uns. Ich finde auch diese ganzen Regeln, was man alles nicht darf und wo man... Ich lese ja diese Beiträge so viel. Mein Gott, nochmal. Also manchmal juckt es mich. Dann kann ich nicht anders. Dann haue ich da einen rein. Dann sage ich mal, wie könnt ihr nur? Also manchmal ist es wirklich nicht zum Auszeigen.
Sebastian Ja, so gerade, wenn du jetzt auch auf Plattformen die Foren durchstöberst, ganz ehrlich, da geht mir auch manchmal die Hutschen hoch, weil da wird natürlich auch sehr viel eingeteilt in, so macht man es richtig und alles andere ist falsch. Deshalb mache ich auch diesen Podcast, um einfach mit verschiedenen Menschen zu sprechen, die verschiedene Perspektiven auch haben und auch verschiedene Vorlieben und verschiedene Altersgruppen, um einfach zu zeigen, dass dieses Schwarz-Weiß, das ist richtig, das ist falsch, das gibt es so nicht. Es gibt ein paar Dinge, wo ich persönlich auch sage, okay, Leute, wenn ihr euch nicht gut kennt, dann solltet ihr wirklich über sowas wie ein Safe-It oder irgendeine Sicherheitsmechanik sprechen, damit ihr, auch wenn ihr voll drin seid, kommunizieren könnt. Dass man sagen kann, okay, das wird gerade so viel, dass man so Dinge wie Covern, dass man die kennt und auch im Zweifel nutzt, über solche Sachen und auch, dass man einfach diesen, dass man sich nicht hasst im Spiel, sondern dass das schon irgendwie mit Zuneigung zu tun haben sollte, auch das bin ich der Meinung, das mag ich hier immer wieder erwähnen, aber das ist halt meine romantische Geschichte. Es gibt aber noch einen Punkt, vielleicht erstmal eine kleine Frage, so wie du damals angefangen hast vor, das sind ja 60 Jahre ist das her oder heute, würdest du lieber heute einsteigen oder bist du der Mann das war so für dich schon ganz richtig ich möchte nicht heute einsteigen, warum nicht.
Lady Ingrid Mit diesen ganzen Ansprüchen, da hätten wir ja gar nichts genügt, dem hätten wir ja nirgendwo genügt und das wäre ganz schlimm gewesen und ich denke mal genau alle die, die in den Anfängen sind und die anfangen, weißt du, ich denke mal an eine Party, das war in Hannover, als diese Partys da in Ricklingen waren, da habe ich ja noch zwei besucht oder drei und da war doch so ein langer Schlauch hinten. Ich weiß nicht, kennst du diese Location?
Sebastian Ja, ich glaube, ich kenne die.
Lady Ingrid Und wo die ihre ganzen Geräte aufgebaut hatten. Das war eigentlich nur dieser lange Schlauch, dieser Raum. Und da habe ich damals, weil mir haben ja nun unsere Partys natürlich immer gut gefallen. Und das waren einige von den wenigen noch richtig tollen Partys. Da gab es ja die anderen alle schon. Und da habe ich nur für mich gedacht, wie schön, dass sie sich das bewahrt haben. Dass sie immer noch es wirklich so machen, wie wir es immer gemacht haben. Es gab am Tresen zwar was zu essen, aber man musste es selber bezahlen und es waren eigentlich auch mehr nur so Snacks. Und zu trinken gab es natürlich auch. Aber weißt du, da habe ich viele von den Jüngeren gesehen. Und ich meine, da war Herbert ja nicht mehr da. Da war ich ja mit dem Ulrich damals zusammen. Und das war ja auch so ein Möchtegern. Aber diese Jungen, die da standen und ich habe wirklich in der Zeit, wo ich selber nicht aktiv war, zugeguckt, ganz still und ganz ruhig und habe dann nur gedacht, mein Gott, wie lange machen die das jetzt? Wie lange sind die überhaupt, dass sie erkannt haben, dass sie BDSM und dann sehen sie jetzt sowas, wie gehen sie damit um? Ich weiß nicht, ich habe für mich immer nur gedacht, man müsste heute eigentlich eine Möglichkeit schaffen. So eine Art Hilfe anzubieten. Ich habe einen von diesen jungen Männern damals mal angesprochen, der mir da so hilflos schien. Der war so gerade über 20 und habe ihn mal einfach nur gefragt, weil ich beobachtete ihn und habe gefragt, wie das alles auf ihn wirkt. Und wie lange er überhaupt schon weiß, wie er tickt. Und da hat er mir gesagt, er wüsste nicht, wie er tickt. Das hatte ich mir gedacht.
Sebastian Das ist aber heutzutage auch, dass es noch gar nicht so lange, dass es valide ist, in die Szene zu gehen und zu sagen, ich weiß noch nicht, wie ich ticke. Das war, als ich 2007 in die Szene kam, da wurde gleich gefragt, wer bist du und auf welcher Seite stehst du? Und auch dann, dieses war ich auch keine wirklich Erfahrung hatte, dann, ich weiß noch den Begriff, den man mir sagte, ein Jungdom, ja, und keiner wollte mir irgendwas erzählen, wie irgendwas geht oder so. Und mein Moment des Triumphes kam irgendwie einige Zeit später, wo dann, man sitzt dann da auf diesem Stammtisch und ums Fröschen, da darf man ja spielen und dann kam dieser deshalb frage ich im Podcast, ich verrate jetzt, ich habe das schon tausendmal im Podcast erzählt, liebes Publikum, verzeiht es mir und dann, habe ich tatsächlich die Gelegenheit auf ein Popo zu hauen mit der Hand in diesem Separee da hinten, drum herum sitzen irgendwelche Kerle noch mit ihrer Erfahrung und auch deutlich älter als ich und dann wollen sie mir Tipps geben und dann. Göttliche Eingebungen, da war ich wirklich mal schlagfertig und habe dann diesen schönen Satz gesagt, liegt sie auf meinem Schoß oder auf deinem? Ich mache jetzt meinen Kram und das habe ich, Das war Teil dieses, sich darüber zu emanzipieren. Nein, mein BDSM erkunde, entdecke und probiere ich selbst. Und da redet mir keiner rein, egal wie viele Jahrzehnte die Erfahrung haben mit meiner Hand auf diesem Hintern, das ist jetzt mein Moment. Das habe ich natürlich in dem Moment so nicht wahrgenommen, das rekonstruiere ich jetzt. Und ich glaube, diesen Moment, den möchte ich jedem gönnen, der in die Szene kommt.
Lady Ingrid Ja, und es kommt ja noch was hinzu. Bei uns früher ist es ja so gewesen, das waren andere Probleme. Das Schubladen-Denken gab es ja auch schon, aber anders als heute. Und vor allen Dingen waren alle Männer, die irgendwo zuschauten, grundsätzlich ohne Beantracht die Person anzugucken oder was, war ein Spanner. Negativ bis negativ bis negativ. Männer, die guckten, war ein Spanner. Peng. Und die waren manchmal auch ein bisschen dumm, indem sie relativ dicht dran gingen und dann kriegten die eine Ansage. Die waren meistens auch nicht gerade sehr höflich. Und ich weiß noch, als ich mal eine lange Peitsche dann hatte, und das war in Hamburg, da waren wir im Molotow unten, und da ist das so ein bisschen wie so eine Bühne, und da haben die so ein Nahtonsetz davor gemacht. Man konnte nicht alles sehen, aber man sah viel.
Sebastian Ja, so ein Tarnnetz, so halbtransparent.
Lady Ingrid Und da weiß ich noch, Matthias, der sagte dann nur, in deiner langen Peitsche musst du ja aufpassen, so von wegen, dass du niemanden triffst. Ich sage, sollen die doch aufpassen, dass sie nicht getroffen werden. Und ich weiß, Herbert stand also vor mir, wie immer, hat sich irgendwo festgehalten, das war alles, mehr nicht. Und wartete und wartete und seine Augen, die waren nun schon ganz, der sah überhaupt nichts mehr. Und die rückten immer dichter an mich ran. Der Teil kannte mich ja auch schon. Weißt du, was ich da gemacht habe? Ich habe nur einmal gesagt, Jungs, ihr solltet weggehen. Die blieben da stehen. Weißt du, was ich da gemacht habe? Ich habe meinen Pals in die Hand genommen und habe mit der Hand bin ich mehr durch und habe dann so zurückgemacht, so gezeigt, wie lang das Ding ist.
Sebastian Immerhin so nett warst du noch, das zu zeigen.
Lady Ingrid Aber ohne ein Wort zu sagen. Ich habe dann nur zurückgeguckt. Was meinst du, wie die zurückgegangen sind? Ins Auge wollten sie die Spitze nicht kriegen. Und dann habe ich da, und je mehr ich mich dann da aktiv drin hatte, umso weiter gingen die zurück. Weil ich habe dann ja auch einen Schritt zurück gemacht, damit ich besser ausholen konnte. Und da habe ich, weiß ich noch, das war nicht Matthias, war irgendeiner von den anderen. da sind die da hingegangen zu denen in und hat gesagt, guck mal, so kann man es auch machen. Man braucht gar nicht schimpfen und die waren trotzdem alle weg. Die sind alle hinterm Netz dann zum Schluss gewesen, weil sie Angst hatten, dass ich das ganze Netz runterhole.
Sebastian Ich springe noch mal ein bisschen, weil die Zeit läuft uns ein bisschen davon. Ingrid, du hast gesagt, gehst du jetzt wieder auf den Stammtisch. Wenn du da hingehst, was ist so dein Eindruck? Du hast ja lange auch Stammtischpause gemacht. Und dann kommt man da wieder hin. Was passiert dort? Weil ganz ehrlich, jetzt so auf großer Partnersuche und mit dem Anspruch jetzt, ich mach da groß was, das ist ja nicht die Idee.
Lady Ingrid Mit dem könnten wir sogar spielen, weil wir sind alleine in dem Restaurant. Aber es hat bis jetzt noch keiner gemacht. Und wir haben immer erst ein Thema. Das wird dann irgendwie kommuniziert. Da hatte ich ja nun auch schon mal einmal, wie war das denn früher, aber wirklich nur früher. Und dann wird hinterher diskutiert, mehr oder weniger lang und dann essen wir und dann ist es quasi wie sonst auch. Aber mit dem großen Unterschied und das kannten wir ja gar nicht. Erstmal musst du dich angemeldet haben. Zweitens ist Essen dabei. Das heißt, wir sind am Überlegen. Anfangs haben wir bestellt und dann war es unruhig und der Kellner hat sich beide die Füße weggewohnt und das Würzpaar, was uns betreut, ist selbst so drauf, hat nichts davon gehabt, weil der immer in der Küche stehen musste. Und das letzte Mal, was jetzt war, da haben wir ein Buffet gemacht. Das ging auch ganz gut und ich nehme mal an, so werden sie es weitermachen, aber jetzt ist es so, weil das Schwierigkeiten mit dem Vorbestellen und Bezahlen und so macht. Ich weiß nicht, wo die Probleme liegen.
Sebastian Ja, Organisation ist immer grausam schwer.
Lady Ingrid Ja, aber warum macht man dann sowas? Im Grunde genommen läuft es jetzt darauf hinaus, dass jeder, der zu diesem Stammtisch kommt, 20 Euro bezahlen muss. Das finde ich schon mal gar nicht schön. Das bedeutet unterm Strich, er kann also für die 20 Euro jetzt da essen? Keine Frage, kann er. Dann hat er ja was dafür gehabt. Aber wenn er weniger als 20 Euro verzehrt, gehen die trotzdem in die Kasse für Sommerfest oder so ein Zeug. Keine Ahnung, was sie damit planen. Und ich weiß nicht, ob das Bestand haben wird. Wir haben jetzt zum Beispiel, obwohl der nächste Stammtisch am kommenden Montag ist, sind also nicht so viele Anmeldungen, wie wir sonst immer hatten. Und ich nehme mal an, es liegt daran, dass die Leute jetzt tatsächlich dieses halt zahlen müssen. Ich weiß nicht, wie viele Leute vielleicht gar kein Essen bestellt haben, als sie da waren, sondern nur was getrunken haben.
Sebastian Ja, es ist auch eine Frage, 20 Euro, je nachdem wie oft das ist.
Lady Ingrid Einmal im Monat.
Sebastian Das muss man sich auch erlauben und leisten können. Als Student wird das schon schwierig. Also es geht, wenn man das unbedingt will, aber ich mag auch was anderes hinaus. Also dass du streitbar bis heute bist und engagiert. Das merke ich, also dein Herz hängt da dran. Du möchtest Teil der Szene und Community sein bis heute. Also ich habe hier quasi schon den Abschlusssatz des Podcasts quasi aufgeschrieben, ja, also vielleicht kann ich mal sagen, was bleibt ist BDSM, ja. Keine Sorge, wir reden noch weiter, aber ich glaube wirklich, dass du, also müssen wir drüber sprechen, bist du mal jetzt älter und ich habe das Gefühl, du wirst bis zum letzten Atemzug, BDSM, Szene, Community und dieses Engagement soweit es irgendwie geht, aufrechterhalten.
Lady Ingrid Die Liste für meinen Sohn liegt da.
Sebastian Die Liste?
Lady Ingrid Ja, dass er der Joy Club zu informieren hat, dass er Wiener zu informieren hat, dass es mich nicht mehr gibt und so weiter und den Text habe ich auch geschrieben für den Joel.
Sebastian Das heißt also wirklich.
Lady Ingrid Das kriegen sie alle mit, die mich kennen im Joel.
Sebastian Ja. Das heißt aber wirklich, es wird nicht, also BDSM endet erst, wenn dein Leben endet für dich.
Lady Ingrid Für mich ja. Und ich meine, Sebastian, ich habe, was du, wenn du so willst, jetzt wirst du wahrscheinlich lachen, aber Thorsten und Tanja, mit denen ich ja inzwischen befreundet bin, die Veranstalter von P&N, P-Partys im BEDO, jetzt war ich ja noch nicht mehr da, die letzten zwei. Und ich habe vor, ja, 23 ist das, glaube ich, gewesen, 23, die vorletzte Party, habe ich, Thorsten hatte mal gesagt, ich sollte ihm vielleicht mal so Telefonnummern von meinen Kindern oder so geben. Ich sage, Thorsten, das will ich die ganze Zeit tun. Ich mache das fertig für nächstes Mal. Und ich habe ihm einen Zettel geschrieben. Wenn ich da auf der Platte umfalle, spielt mein Letzten weiter, zieht mich raus und lasst die anderen weiter feiern. und dann hier rufen mein Bestattungsinstitut an, die sollen mich abholen. Die letzte Fahrt habe ich dann schon bezahlt.
Sebastian Ich überlege, also ich glaube, dein Fußabdruck im BDSM in Deutschland, ich glaube, der ist gar nicht klein, weil aus allem, was du vor 15, 20, 30, 40 Jahren gemacht hast, irgendwie trägt sich das weiter. Also es steht nicht unbedingt dein Name dran, Aber ich glaube, dass du Stück für Stück der der Community was mitgegeben hast und das vergeht ja nicht. Jetzt will ich aber, ganz ehrlich, Entschuldigung, es sollte gar nicht jetzt in diese bedrückende Stimmung jetzt gehen.
Lady Ingrid Nö, das ist ja keine Tatsache. Meine Güte, Himmel nochmal, ich bin 86 Jahre und was meinst du, das tut mir am meisten weh, dass ich alles kann, nur nicht vernünftig laufen kann. Ich meine, die letzten drei Jahre bin ich mit meinem Rollator dahingetaut. Und jetzt habe ich von Thorsten gehört, das hatte ich mir ganz stolz erzählt, das zum ersten Mal an zwei Partys im letzten, bevor das Jahr zu Ende ging, mit dem Rollstuhl da welche da waren. Und Thorsten sagt, ich gehe jede Wette an, dann bist du noch der Vorreiter, dass die Mut gehabt haben. Denn das spricht sich ja rum.
Sebastian Das kann ich mir vorstellen tatsächlich. Und es gibt wirklich auch keinen Grund, sich irgendwann zurückzuziehen. Und ganz ehrlich, ich gehe davon aus, du machst das noch einige Jahre.
Lady Ingrid Sebastian von zwei Wegen zurückziehen, liest doch mal manche Beiträge, die sind 50 die Leute und glauben, sie sind schon in der Kiste BDSM mäßig. Die kriegen nichts mehr auf die Reihe. Ich meine, den schreibe ich nicht öffentlich, den schreibe ich in der Club mehr mit, stritt dich mal selber in den Arsch. Du bist doch im besten Alter. Jetzt geht's doch erst los. Kinder sind weg.
Sebastian Also ich glaube, wenn du in deinem ganzen Leben noch nichts vom BDSM gehört hättest, du würdest jetzt noch damit anfangen. Lass mich nochmal zum Schluss noch so, ich habe noch so ein paar kleine Podcast-Rituale, die würde ich mit dir gerne noch ein bisschen durchspielen. Doch eine letzte Frage habe ich. Hast du schon jemals Ärger bekommen wegen BDSM, wegen deinem Engagement von Menschen außerhalb der Szene vielleicht? Arbeitgeber oder bekannte Familie. Gab es schon mal was, wo Menschen gesagt haben, du bist ja pervers und zwar im schlechten Sinne. Das geht so nicht. Gab es jemals einen, hatte das jemals eine Konsequenz für dich.
Lady Ingrid Also direkt nicht, also direkt ganz bestimmt nicht, aber ich denke meine Art zu kommunizieren erschreckt manche Leute, weil ich manchmal reagiere, also was mich hier am meisten aufregt, wie ich hier lebe, wo ich auch sehr viele alte Leute treffe meines Alters oder eben noch älter und wo mich am meisten die alten Männer aufregen, die mit einem Macho-Gehabe noch rumrennen, wie vor 100 Jahren. Und wenn dann irgendwann, es wird sich heute noch aufgeregt über schwule Menschen, es wird sich heute wieder aufgeregt über Tanzen, es wird sich ganz schlimm aufgeregt, über das man das auch noch tolerieren soll. Und wenn all solche Gespräche kommen, dabei merke ich dann, da kommt also ganz eiseskältig zurück, wenn ich dann so reagiere dass ich sage, kennt sie denn einen schwulen Mann, kennen sie eine lesbische Frau oder eine Transfrau, dann haben die ja nichts mehr im Beutel, denn die kennen ja solche Leute gar nicht, in den meisten Fällen wenigstens und dann muss ich ehrlich sagen, dann spüre ich dass sie, mir am liebsten den Mund verbieten würden sagt aber keiner, das spürst du nur, diese. Kälte, die du dann und dann kommt von mir mit Sicherheit, wenn ich das merke, dann versuche ich freundlich Ihnen zu sagen, arbeiten Sie doch mal an Ihrer Toleranz Menschen gegenüber.
Sebastian Meinst du, die Gesellschaft war schon mal weiter als jetzt?
Lady Ingrid Ja. Ja, ja, war schon.
Sebastian Was können wir tun? Weil also ich, ganz ehrlich, ich mache diesen Podcast.
Lady Ingrid Du machst doch schon viel.
Sebastian Ja, ja, ich mache diesen Podcast für BDSM, aber den hören auch andere, aber ich fühle mich etwas hilflos, im Im Grunde bin ich der Meinung, alle, die irgendwie mit ... Alle Gruppen, also nicht nur BDSM-ige Personen, sondern alles, was in diesem LGBTQ-Spektrum ist, mehr auf die Straße, mehr machen, lauter sein und um das zu verteidigen, was, also wir hatten gerade Wahlen vor vier Tagen, alle auf die Straße immer wieder und verteidigt um Himmels Willen diese Rechte, dass wir das machen können, dass das legal ist, dass es einen Rahmen gibt, dass es Locations gibt, dass es das alles gibt, das muss verteidigt werden. Das wird nicht bleiben, alles, was wir jetzt haben, wenn wir es nur konsumieren.
Lady Ingrid Im Gegenteil.
Sebastian Es wird nach und nach verschiedenen Clubs schließen, weil irgendwelche neuen Brandschutzvordingens kommen, weil dies und das, weil Menschen einfach auch nicht mehr sind, die die Szene gehalten haben. Nehmen wir an, Matthias Grimme ist morgen nicht mehr da, als Beispiel, dann fällt eine ganze Menge weg. Auch wenn er heute natürlich, gut, er ist jetzt nicht mehr 20, das heißt, da kann sich die junge Generation gerne drüber aufregen, dass er vielleicht nicht ihre Werte perfekt vertritt, tun sie manchmal, aber dann müssen sie halt auch selber was tun. Ich versuche meinen Teil, ich hoffe, dass, das klingt jetzt echt doof, aber wenn ich Teil der Community bin, wenn ich die Szene genieße, wenn ich genieße, was ich alles erleben kann, So ein kleiner Funke, ich möchte mich engagieren, tut es. Habt keine Angst davor, das möchte ich einfach sagen. Ich glaube, es ist heute wichtiger denn je. Und du hast da ganz schön vorgelegt, ne?
Lady Ingrid Du merkst es doch am allerbesten, das beste Beispiel, es sind doch überall in allen sogenannten Großstädten und auch in Kleinstädten inzwischen schon einigen diese Christopher Street Day. Jeder will der Größte sein. Das ist wirklich so. Berlin ist der Tollste und so. Ich meine, unser Tummelplatz der Lüste war einer der ersten, die überhaupt stattgefunden haben damals. Und weißt du, wenn ich das sehe, ich meine, für mich ist es einfach so schön anzugucken und ich renne da nicht in diesem blöden Tross mit. Ich gehe dahin, wo sie alle an mir vorbeilaufen, weil dann brauche ich nämlich nicht laufen. Das habe ich noch nie gemacht. Und gucke mir die an. Und ich finde das schön, dass es so ist. Das habe ich aber damals schon. Aber ich begreife nicht, wie sowas möglich ist, wie sowas sogar toleriert wird. Wie da hundert von Leuten stehen, bestimmt nicht alles welche, die das toll finden und die stehen da trotzdem und glotzen, und dann begreife ich nicht, warum sowas, was so spektakulär ist, keine Einflüsse hat auf die Leute. Die müssen doch spätestens, wenn sie das sehen, merken, dass es auch andere Menschen gibt. Wer ist denn sonst so verrückt und macht sowas? Das ist doch noch ganz was anderes als Karneval. Ich verstehe das nicht. Da hakt bei mir was aus. Das ist alles früher nicht gewesen. Und trotzdem wird es nicht toleranter. Obwohl alles viel offener ist, obwohl die an jeder Ecke, in jeder Stadt, in jedem kleinen Ort, kann man ja schon fast sagen, irgendwo Feten sind, Stammtische sind, Swingerclubs sind. Das hat so alles früher nicht gegeben. Trotzdem sind die Menschen genauso spießig, teilweise wirklich, du hast recht, teilweise leider noch spießiger. Früher hat es keiner gewusst, deswegen konnte er nicht spießig sein. Da war es einfach.
Sebastian Das heißt, deine Forderung an alle, engagiert euch, werdet sichtbarer und guckt. Toleranz ist ja nur das eine. Ich hätte ja gern Akzeptanz, aber das ist in weiter Ferne. Und jetzt rollst du schon mit den Augen, Ingrid. Wir werden diese Diskussion heute Abend weder abschließen können, noch gewinnen können. Und ich weiß, wie viele Dinge du heute übersprungen hast. Diese Folge wird knapp vier Stunden lang sein. Mit einer der längsten dieses Podcasts.
Lady Ingrid Nein, du kannst es doch auch aufteilen. Du kannst ja dann auf irgendwelchen späteren Zeitpunkt das nochmal machen, was anderes. Du drückst dir die Themen irgendwie weg oder so.
Sebastian Nein, nein, nein. Ich werde in dieser Folge fast nichts schneiden. Die bleibt genauso, weil die genauso toll ist. Und ich habe aber noch zwei Dinge, die ich mit dir gerne machen würde. Das nenne ich hier die Shorts. Ich habe hier, während wir gesprochen haben, hin und wieder mal einen Begriff aufgeschrieben. Davon habe ich jetzt fünf Stück. Und die würde ich dir einfach gerne mal hinwerfen, die Begriffe. und dann wäre es nett, wenn du so ganz spontan so zwei, drei, vier Sätze zu den einzelnen Sachen sagst und ich würde das auch nicht weiter kommentieren. Und ich fange einfach mal an mit einem Begriff, den ich dir hinwerfe, Liebe.
Lady Ingrid Ja, für mich ist alles ohne meine Liebe nie möglich gewesen. Ich glaube, ich wäre ohne die Liebe zu meinem Mann niemals BDSM-Derin geworden. Es sei denn, es wäre mir ein zweites Exemplar dieser Sorte Mann über den Weg gelaufen. Was ich nicht glaube, nicht zur damaligen Zeit.
Sebastian Augenbinde.
Lady Ingrid Die Augenbinde hat mein Mann geliebt, über alles. Und genau darum habe ich da, das waren eigentlich so die ersten Punkte, wo ich gerade, wenn er die Augenbinde trug, sehr unzensiert ja mich im Vordergrund sah und nur das Opfer sah, mit dem ich da einfach, ich fand es schön und mein Mann fand es immer schön, aber es gibt wenig Männer, die damit umgehen können. Sie wünschen es sich zwar alle, aber sie können nicht wirklich mit umgehen.
Sebastian Fehler.
Lady Ingrid Ich habe einen großen Fehler gemacht oder zwei. Bei einem, wie gesagt, das hatte ich schon gesagt, dass ich tatsächlich mal an den Falschen geraten bin, an dem ich aber selber schuld war, und aus dem ich nur rausgekommen bin, weil ich wohl auch eine exzellente Schauspielerin sein muss, zumindest einem Mann gegenüber. Und der zweite Fehler war, den habe ich jetzt gemacht, da war ich, wie gesagt, als ich jetzt meinen Ex kennenlernte, das war 2014, und der hat mich sehr massiv, wirklich über Jahre belogen und das hat mir insoweit für alles für mich ein großer Fehler, weil ich immer sage, ich war zu der Zeit furchtbar allein, ich war nah an der Depression und ich war einfach nicht in der Lage, klar zu denken, klar zu fühlen, sonst wäre mir das nicht passiert. Dann hätte ich ihn durchschaut.
Sebastian Da hat die ganze Erfahrung nichts gebracht, ne? Okay, schüttelst du mir im Kopf.
Lady Ingrid Ja, er war an sich ja am Anfang sehr charmant. Und ich meine, ich war auch empfänglich dafür, weil ich eben wirklich, ich hatte, das war zwei Jahre her, dass Herbert gestorben war. Und ich hatte die zweite Trauer noch nicht überwunden. Und wenn ich da die erste Überwindung von wegen Fehler, es gibt eben auch genau das Gegenteil, was mir ganz besonders gut getan hat, als ich ganz tief im Dreck saß. Da habe ich nämlich bei Matthias angerufen. Ich meine, ich bin ja mit denen, mit Matthias schon befreundet, kann man sagen. Und ich habe mit Geli gesprochen. Ich weiß nicht, wie lange wir miteinander telefoniert haben. Am Schluss hat sie gesagt, du Ingrid, ich muss jetzt was tun. Weißt du was? Ich schicke dir mal einen packen Schlagzeilen. Und da habe ich gesagt, ja, das macht man. Und dann sagst du mir, da will ich doch nichts für haben. Wir haben doch so viel Zeug im Archiv. Und dann entweder schickst du es mir zurück von den anderen, denen ich da auch mal helfen kann, oder du mach, was du willst damit. Dann kamen so ein packten Schlagzeilen bei mir an und ich war drei Tage weg. Zum Glück hatte ich genug im Kühlschrank, genug im Gefrierschrank. Ich habe nur fokussiert auf das Format. Und ich habe teilweise ja sogar meine eigenen Sachen wieder drin gefunden, weil es alles alte waren. Und das hat mir geholfen, aus dem tiefsten Loch rauszukommen. Und da habe ich dann wieder eine Anzeige aufgegeben und so habe ich den dann kennengelernt.
Sebastian Hingabe.
Lady Ingrid Ja, das ist das, was ich heute so vermisse. Hingabe heißt für mich, egal ob ich Devote bin, diese sogenannten Bodenkriecher, wie sie immer abfällig genannt werden, Da denke ich halt an meine Erfahrung, der ist ja nur am Boden gekrochen. Oder ob es eben diese schmerzgeilen Masus sind. Also mir macht der ganze BDSM nur dann Spaß, Lust und Freude, wenn ich von meinem Gegenüber Hingabe spüre. Ich gebe die in jedem Fall immer, so gut ich kann. Das kommt natürlich immer auf mein Gegenüber drauf an. Aber wenn ich drüben nichts spüre, dann habe ich da auch keine Lust mehr zu. Das ist für mich das A und O, aber einer jeden Beziehung eigentlich, bei EBDSM ganz besonders.
Sebastian Dominas.
Lady Ingrid Ja, das sind für mich eigentlich nur die professionellen Damen. Ich habe damals in meinem Vortrag deutlich gemacht, dass ich mich nicht als Domina sehe, weil ich, wenn ich das für Bezahlung machen würde, da würde ich mir einen ganz anderen Plan machen, als es Dominas machen. Ich würde gar nichts tun was mir keinen Spaß macht und ich würde mir eine Stammkundenschaft schaffen die dann öfter kommen, auch weniger bezahlen, Aber wo es auf beiden Seiten auch irgendwo noch ein Stück weit Spaß macht. Ich bin aber keine Dominar.
Sebastian Ich habe dir fünf Begriffe versprochen. Jetzt habe ich doch noch drei dazu geschrieben, während du geredet hast. Entschuldige bitte. BDSM, Industrie oder Kommerz.
Lady Ingrid Naja, das ist ja eigentlich das, was heute, ich würde sagen, das ist das, was ich heute als Übertreibung sehen würde. Ich meine, dieses Internet hat bestimmt Vorteile, wenn ich jetzt bedenke, ich mit meinen 86 Jahren, die ich nichts mehr kann. Ich bin froh, dass ich hier im Joyrum toben kann. Und ich bin froh, dass ich zu jedem Scheiß auch noch meinen Blödsinn dazugeben kann. Meine Meinung oder auch nicht. Und manchmal, die kommentiert wird, auf jeden Fall habe ich meistens in meinem ganzen Sack voll Komplimente, was mich wenigstens freut. Und ich habe meine eigenen Homepages, ich habe meine eigenen Foto-Iben, das finde ich toll, denn ich habe ja 30 Homepages stehen, das Limit, was geht. Mehr geht nicht, da muss ich eine andere löschen. Und bei den Alben, da machen die offenbar gar kein Limit, da habe ich inzwischen auch zig Alben da drinnen.
Sebastian Ja, es lohnt sich da reinzustellen. Ich nehme mal gleich den nächsten Begriff, Romantik. Ja.
Lady Ingrid Ich bin, glaube ich, sehr romantisch. Ich träume immer noch, oder ich habe immer noch von meinem, das ist mit Sicherheit romantisch, das hat damit angefangen, dass wir ein einziges Mal, habe ich meinen Mann mal dazu überreden können, draußen mitzumachen Und dass er angezogen rausging, mein Gott, war das eine Sensation. Bis ich den dazu hatte, das hat gedauert. Und da habe ich tausende von Fantasien im Kopf gehabt. Aber alles nur draußen in der Natur, alles nur irgendwie auf welchen Bänken, Sporbäumen und so, aber alles nur irgendwo, heute mal sagt, sieht man das als Kopfkino an. Das ist aber einfach mein Fantasiepotenzial. Und da bin ich unheimlich romantisch. Da geht es dann wirklich, also von ganz wenig zart und zart bis zur knallharten Sache ist da mein ganzes Spektrum drin.
Sebastian Ich kann dazu gar nichts mehr sagen. Der letzte Begriff, Verbindlichkeit.
Lady Ingrid Ich habe es eigentlich immer gesucht, weil ich verbindlich bin und auch verlässlich bin. Aber das ist heute nicht mehr modern. Also früher war das so, so Peter, wie gesagt, wir waren 15 Jahre BDSM, sind ins Theater gegangen, waren Freunde, waren alles. Und nachdem diese BDSM-Phase vorbei war, waren wir bis zu seinem Tod und das waren fast 35 Jahre befreundet, haben uns noch gesehen, haben telefoniert, auch als er dann schon dement wurde, der hat mir mal in Bremerhaven da die ganze Polizei auf den Hals gehetzt, weil er mich nicht fand in seinem Adressbuch. Und alle solche Sachen, also Verbindlichkeit, das war damals, also ich glaube, das war die Beziehungen zueinander, auch die kurzen hatten mehr Verbindlichkeiten. Man war ehrlich genug, zumindest wenn man so eine Beziehung eingegangen ist, die über ein Tag oder zwei Tage oder dreimal Treffen hinausging, ne? Dass man einfach so spürte, da ist was und so, dann kamen da schon Dinge drauf, die so ein Stück weit in diese Richtung gingen, dass man sich doch auch verbindlich machte für beide Seiten. Also ich immer, aber ich habe dann natürlich auch zurückgerudert, wenn ich merkte, dass das nicht ankam. Heute habe ich das eigentlich überhaupt nicht mehr erlebt, also nirgendwo. Ich habe ja nun einige Kontakte noch geknüpft, die eigentlich durchaus auch sehr eng sein sind, aber einfach nur auf der Kommunikationsebene.
Sebastian Es gibt noch seit zwei Jahren in diesem Podcast eine kleine Tradition, das ist ein Spiel, das A- oder B-Spiel, hast du davon schon mal gehört?
Lady Ingrid Ja, habe ich schon mal irgendwo mitgemacht. Das fand ich teilweise ziemlich blöd und albern. Aber naja, es kommt drauf an.
Sebastian Genau das machen wir jetzt. Blöd und albern ist der richtige Begriff. Ich habe hier Wortpaare für dich. Ganz viele. Und die Idee ist, dass du dich möglichst spontan und zügig immer für eins entscheidest.
Lady Ingrid Für eins von den Sachen?
Sebastian Von den beiden. Also ich sage dir zum Beispiel sowas wie, Auto oder Fahrrad. Dann entscheidest du dich für eins und dann kommt das Nächste. Ich habe hier so um die, es sind ein paar weniger jetzt bei dir, weil ich wusste, die Folge wird lang, aber so deutlich mehr als 30 und die würde ich dir, das geht ganz schnell, ja, und einfach was dir spontan in den Sinn kommt und für dich gibt es eine Sonderregel, ein paar Mal darfst du auch sagen, weiter oder weiß ich nicht, das ist okay, weil ich glaube, du kannst nicht alles kennen, was hier ist. Allerdings habe ich die Liste auch ein bisschen für dich angepasst, weil ich da mir ein paar spannende Erkenntnisse erhoffe. Ich werfe einfach mal das erste hin. Eule oder Lerche?
Lady Ingrid Eule.
Sebastian Konsens oder Befehl?
Lady Ingrid Befehl.
Sebastian Erst fragen oder lieber danach um Verzeihung bitten?
Lady Ingrid Erst fragen.
Sebastian Selbstdisziplin oder Disziplin einfordern?
Lady Ingrid Selbstdisziplin.
Sebastian Küssen oder kuscheln?
Lady Ingrid Kuscheln.
Sebastian Strenge oder milde?
Lady Ingrid Wilde.
Sebastian Sommer oder Winter?
Lady Ingrid Sommer.
Sebastian Schreiben oder anrufen?
Lady Ingrid Schreiben.
Sebastian Drinnen oder draußen?
Lady Ingrid Draußen.
Sebastian Jetzt wenig oder später mehr?
Lady Ingrid Jetzt wenig.
Sebastian Fifty Shades oder Geschichte der O?
Lady Ingrid Geschichte der O, natürlich.
Sebastian Natürlich. Buch oder Film?
Lady Ingrid Buch.
Sebastian Plaudern oder Schweigen?
Lady Ingrid Plaudern.
Sebastian Bestimmen oder machen lassen?
Lady Ingrid Bestimmen.
Sebastian Fesseln oder Bondage?
Lady Ingrid Für mich eigentlich nur Fesseln, Bondage mag ich gucken, aber nicht machen.
Sebastian Fordern oder Erwarten?
Lady Ingrid Beides, weiß ich nicht. Beides tue ich. Ich fordere und ich erwarte auch.
Sebastian Wenn nur eins geht?
Lady Ingrid Fordern.
Sebastian Optik oder Charakter?
Lady Ingrid Charakter.
Sebastian Sammeln oder aussortieren?
Lady Ingrid Sammeln.
Sebastian An der Leine oder am Meer?
Lady Ingrid An der Leine.
Sebastian Wasser oder Strom?
Lady Ingrid Wasser.
Sebastian Tee oder Kaffee?
Lady Ingrid Kaffee.
Sebastian Kaffee oder Wein?
Lady Ingrid Wein.
Sebastian 60er oder 70er?
Lady Ingrid Siebziger.
Sebastian Siebziger oder Achtziger?
Lady Ingrid Achtziger.
Sebastian Achtziger oder Neunziger?
Lady Ingrid Neunziger.
Sebastian Neunziger oder Zweitausender?
Lady Ingrid Neunziger.
Sebastian Neunziger oder Zweitausendzehner?
Lady Ingrid Neunziger.
Sebastian Okay. Safe word oder kein Safe word?
Lady Ingrid Kein Safe word.
Sebastian Hose oder Rock?
Lady Ingrid Rock.
Sebastian Besitze dich oder du gehörst mir?
Lady Ingrid Du gehörst mir.
Sebastian Baden oder Duschen?
Lady Ingrid Duschen.
Sebastian Seil oder Handschellen?
Lady Ingrid Nö, Handschellen waren schön.
Sebastian Kaminrot oder bunt?
Lady Ingrid Kaminrot.
Sebastian Worte oder Taten?
Lady Ingrid Taten.
Sebastian Ich hänge an dir oder der Nächste bitte?
Lady Ingrid Ich hänge an dir.
Sebastian Erleben oder beobachten?
Lady Ingrid Beides.
Sebastian Wahrheit oder Pflicht? Wahrheit Orgasmus oder Verweigerung, Orgasmus Lack oder Latex Beides nicht Okay, dann probieren wir was anderes Metall oder Leder Leder, Hund oder Katze Hund Pünktlich oder überpünktlich Pünktlich Geben oder Nehmen.
Lady Ingrid Geben.
Sebastian Schummeln oder beichten?
Lady Ingrid Schummeln oder was?
Sebastian Oder beichten.
Lady Ingrid Um Gottes willen beichten, schummeln.
Sebastian Du hast es gleich geschafft. Überraschen lassen oder vorbereitet sein?
Lady Ingrid Vorbereitet sein.
Sebastian Lob oder Tadel?
Lady Ingrid Lob.
Sebastian Mayday oder Stopp?
Lady Ingrid Stopp.
Sebastian Verein oder Verschwörung?
Lady Ingrid Verein.
Sebastian Regeln einhalten oder Regeln dehnen?
Lady Ingrid Regeln dehnen.
Sebastian Moral oder Unvernunft?
Lady Ingrid Unvernunft.
Sebastian Sehr gut, hervorragend. Richtige Antwort auf die letzte.
Lady Ingrid Ich war noch nie Moralist, meine Güte. Ich war bis ich 20 war eingesperrt und dann hat man mich freigeküsst.
Sebastian Weißt du was das Witzige ist? Es ist letzte Woche eine Folge erschienen, da ist es im Prinzip genauso. Da wurde meine Gästin auch sehr, sehr christlich-konservativ erzogen. Und Sex war allenfalls etwas, was man macht, wenn man verheiratet ist. Und im Prinzip, sie ist jetzt 27, im Prinzip ist das gar nicht so ähnlich. Und die musste sich auch erstmal die letzten Jahre freikämpfen.
Lady Ingrid Naja, aber ich habe ja nun das riesengroße Glück gehabt, dass ich nicht alleine war.
Sebastian Ja.
Lady Ingrid Und dann, ich meine, dass man alles das, was man in den Kopf kriegte, eigentlich von jemandem anders schon eingehauen wurde. Mehr oder weniger angekratzt wurde und wir sind dann beide praktisch weitergelaufen, und weißt du jetzt bist du nicht mehr auf Aufnahme, ne? Doch das wollte ich dir nachher eigentlich danach erzählen Dann machen.
Sebastian Wir das gleich, wir sind jetzt schon im Bereich der Verabschiedung.
Lady Ingrid Ja, okay, aber wie gesagt, das sind Sachen, die haben die wenigsten Menschen. Weil man gerade am Anfang, man will immer nur gefallen, man will immer nur schön sein, man will immer nur mitdenken, mitfühlen mit dem anderen, nicht möglichst keine Blöße geben und das gilt auf vielerlei Ebenen in einer neu beginnenden Beziehung. Und wenn man dann so offen damit umgeht, wie mein Mann das damals tat, ich habe das alleine, das habe ich bewundert an ihm. Dass er da einfach drüber gesprochen hat. Gut, das waren intime Momente, in denen er das gemacht hat. Aber er hat es getan. Und zwar wusste ich alles vor der Hochzeit wohlgemerkt. Nicht erst nach 20 Jahren Ehe.
Sebastian Also ich glaube, dass du auch da überhaupt den Raum gegeben hast, dass er dir so weit vertrauen konnte.
Lady Ingrid Wir haben beide sehr viel Vertrauen. Ziemlich früh. Also ziemlich früh. Und ich denke mal, dass das ist wirklich... Und ich habe, das ist das Einzige, wo ich direkt weiß, dass ich zumindest zweimal in meinem Leben eine Ehe gerettet habe. Das sind nämlich auch zwei TV-Männer gewesen. Und ich bin damals nicht in der Lage gewesen. Da konnte ich das noch nicht, weil ich nicht den nötigen Erfahrungsstand und auch nicht den nötigen Abstand hatte. Ich konnte damals noch nicht mit den TVs umgehen. Und ich habe dann zweimal so einen gehabt. Und ich habe dann wirklich mal versucht, aus dem Gespräch mit ihm habe ich dann immer wieder rausgeführt und der war eigentlich unglücklich. Dass er das eben heimlich tun musste. Und da habe ich dann versucht, ihm klarzumachen, doch mal irgendwie irgendwas zu suchen, wo seine Frau weich wie Butter ist und dann irgendwie so scheibchenweise das rauszulassen. Um Gottes Willen, nicht alles auf einmal. Und das hat er tatsächlich gemacht. Wir haben auch uns dann nur noch geschrieben. Wir haben uns nicht mehr getroffen. Also es ist nie was passiert. Er war ganz rein da, was das angeht. Es war wirklich nur Gespräch und Schreiben. Und er schrieb mir dann, irgendwann hat er sich also sowas von bedankt, dass er mit seiner Frau gesprochen hat. Und die hat genau andersrum reagiert, als er gedacht hat, seitdem sind sie so dicht. Und das ist zweimal passiert in meinem Leben. Das war aber noch vor 90. Also das war noch in den ersten meinen eigenen Kontakten, die ich damals hatte. Und da war ich richtig stolz drauf, dass ich da wirklich zwei so Männern geholfen habe, den Mut zu haben, darüber zu reden. Und die waren deutlich jünger noch als ich und deutlich jünger auch als wir waren, als wir zusammenkamen. Wir waren ja nun beide schon vorjährig. Mein Mann war ja schon 25. Und das ist ja ein anderes Alter, da spricht man ja anders. Aber das fand ich schön. Und von daher habe ich dann auch diese These ausgegeben, Leute redet miteinander. Und zwar sofort.
Sebastian Das ist ein Ding, was wirklich auch in diesem Podcast ziemlich oft vorkommt. Dem eigenen Partner zuzutrauen, dass er mit dem, was man ihm sagen möchte, klarkommt und vielleicht sogar positiv drauf reagiert.
Lady Ingrid Ja und wenn nicht, Sebastian, dann weiß man.
Sebastian Man hat den falschen Partner.
Lady Ingrid Ja. Und ich finde, wenn man so drauf ist, ich meine, ich habe das nicht gewusst, aber ich weiß ganz genau, ich weiß es wirklich ganz genau und das weiß ich wirklich seit, ich würde nicht übertreiben, aber sagen wir, spät, mindestens seit ich verheiratet bin, will ich gar nicht mal sagen, aber sagen wir mal seit, 1970, 75. Wusste ich ganz genau, ich würde mit keinem normalen Mann mehr zu tun haben wollen. Ich würde so eine Beziehung nicht wollen.
Sebastian Du hast alles richtig gemacht und die richtigen Menschen gefunden zum richtigen Zeitpunkt.
Lady Ingrid Naja, ich habe mich ja hinterher gar nicht mehr mit normalen. Ich hatte keine normalen Freunde.
Sebastian Hattest du eh nie, tatsächlich. Das stimmt, fällt mir jetzt erst auf.
Lady Ingrid Das wird erst schlimm, wenn du überbleibst. Weißt du, auch die bröseln dann langsam weg. Obwohl, die haben manche alle nie gesehen, aber trotzdem durch dieses Loch, in das du erstmal fällst, du musst ja erst wieder aufsteigen und wieder neu deine Fühler alle austreckt. Das ist so schwer.
Sebastian Auch das hast du geschafft. Du bist wieder zurückgekehrt.
Lady Ingrid Ich habe aber auch immer wieder welche getroffen, die ich von früher her kannte. Peter gehört zum Beispiel auch dazu. Den habe ich zufällig irgendwo gesehen. Ich weiß gar nicht mehr, wo wir uns irgendwie jetzt getroffen haben. Ob das vielleicht auch hier im Dings war? wenigstens.
Sebastian Ja, der ist unglaublich aktiv. Aber jetzt, die Zeit drängt, die Aufnahme ist, dürft ihr jetzt an den vier Stunden kratzen. Ingrid, lass mich nochmal so ein kleines Fazit sagen und danach würde ich dir einfach die letzten Worte hier überlassen. Und dann kannst du sagen, was du möchtest. Ganz ehrlich, also diese Folge, liebes Publikum, wenn ihr jetzt diese Folge bis hierher gehört habt, also knapp vier Stunden, das ist echt ein Brett. Und ich glaube, ihr stimmt mir zu, Das hat sich, jede Minute davon hat sich gelohnt, weil das ist jetzt hier nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, wie war das früher, sondern das ist auch, ich glaube, also mir macht das Mut, dass es immer Menschen gibt, die…. Die wollen, die brennen dafür, das ist die Leidenschaft, das wird bleiben und die sich engagieren und allein schon auch dieser Blick, 60 Jahre in der Vergangenheit und trotzdem konntest du deinem Partner sagen, ja ist okay, dass du so bist, komm lass uns machen. Ja, also diese Toleranz ist nichts Neues und es ist auch nichts, was vergehen wird, sondern das ist etwas, was offenbar im Menschen ist und auch BDSM ist das, was einfach Menschen von sich aus offenbar entdecken. Das ist nichts, was die Popkultur bringt und was den Leuten eingetrichtert wird, sondern das scheint etwas zu sein, so eine Art Urinstinkt, dass das toll sein kann. Und du hast mich heute mit auf eine wirklich tolle Zeitreise mitgenommen. Und ich glaube, diese Folge muss ich selber noch ein paar Mal hören, weil da sind so viele Details und so viele Informationen und so viel drin. Wahnsinn. Ja, ich bin total sprachlos und ich bin total dankbar, dass ich das hier aufzeichnen dürfte. Ich kann nur sagen, vielen, vielen Dank für deine Zeit und du hast dir wirklich durchgezogen. Also wir haben jetzt wirklich nur eine kleine Pause gemacht. Normalerweise wird hier alle 45 Minuten eine Pause gemacht. Du hast dir wirklich mit Kraft und Energie und Elan durchgezogen. Ganz ehrlich, von dir wird man noch hören und zwar lange, weil du allein schon, um das zu sagen, was du sagen willst. Und das finde ich toll und das bewundere ich. und wenn ich diese Energie jemals aufbringen kann, dann warst du da ein Vorbild. Vielen, vielen Dank. Und den Rest der Folge, den übergebe ich dir, wenn du irgendwas sagen möchtest, irgendwem, dann gerne.
Lady Ingrid Ich finde einfach nur wichtig, dass es sowas gibt wie dich. Du bist der beste Beweis dafür, dass es Menschen gibt, die sich da reinknien und die das mit Begeisterung tun. Und Gott sei Dank auch dieses ganze technische Know-how haben, was heute ja auch dazu gehört, um das zu verwirklichen. Das haben wir ja noch nicht gehabt. Ich habe es ja nur nach meinen Möglichkeiten gekonnt. Aber eines würde ich schon ganz, ganz wichtig finde ich heute mehr denn je, seid wachsam. Seid wirklich wachsam, achtet auf euch und achtet darauf, mit wem ihr so enge Kontakte habt, dass ihr euch selber da ausschüttet. Denn das ist heute, glaube ich, nicht so ganz ungefährlich. Einfach mal so ein Gedanke, ich fürchte, ihr müsst wachsam sein, damit es nicht wieder rückwärts geht. Dafür fürchte ich mich am liebsten und ich hoffe wirklich, dass ich das dann nicht mehr erleben muss. Wirklich, ganz ehrlich. Also das würde ich nicht, dann hätte ich ja auch meine eigenen Aufzeichnungen Angst.
Sebastian Dem kann ich nichts mehr hinzufügen ich sag noch ganz kurz liebes Publikum kunstderunvernunft.de da findet ihr Shownotes, Links eventuell ein paar Bilder zu dieser Folge die Folge und das Transkript und alles was dazu gehört, Ingrid, vielen vielen Dank für deine Zeit, hat mich wirklich gefreut, danke dir, mach's gut Tschüss.

Kommentare & Fragen

dini_dark.7.0
17.03.25

Liebe Lady Ingrid,
Lieber Sebastian,
Diese Folge ist eines: ETWAS GANZ BESONDERES.
Ein großes Glück für jeden Hörer dieses Podcasts.
Chapeau!

Gäste

Alle Gäste bekommen hier einen Eintrag.
Auf dem Gästeprofil findest du alle weiteren Folgen der Person und Kontaktmöglichkeiten.

Avatar Lady Ingrid

Lady Ingrid




--:--:--
--:--:--