Urokalypse - BDSM aus sicht der Medizinerin

Antworten auf Fragen zu BDSM und Gesundheit

11.09.23
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Episodenblog

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Shownotes

Antworten auf Fragen zu BDSM und Gesundheit

Ich habe Besuch von Julia / Urokalypse bekommen und wir haben geredet. Sie ist Ärztin und arbeitet in der Urologie in einer Klinik und sie ist kinky.

Normalerweise sprechen wir hier ganz persönlich und detailliert über die Person. Heute widmen wir uns jedoch medizinischen Themen und beantworten Fragen aus dem Publikum.

Links und Quellen zur Folge:

Vielen Dank an eure Fragen. Leider konnten wir in der Folge nicht alle EinsenderInnen erwähnen: Ani, Ascan, Cathy, DarthLuna, Delena, EinfachNikas, Elfe, EM, FireCrusher, Freaky Foxy, Gummiklaus, Gundula, Kathrin, Kay, Lara, Magpie, Mase, Matriia, Max, Meleth, Mephisto, Micha, Natrix, NormalityCouple, Ondragur, SmartSM, Sonja, Sternchen, Sub von Dom mit Sub, Subbille, Tina

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:00:37
Einleitung
00:03:14
Begrüßung
00:03:50
Qualifikation
00:04:15
Publikumsfragen & Modus
00:05:00
Julias BDSM
00:08:36
Was ist Urologie?
00:12:41
Der Gesundheitsdisclaimer
00:14:03
Themenüberblick
00:15:31
Q: CBT - Abbinden, Schlagen, Treten, Drehen
00:21:21
Fallbeispiel: Langzeit-Penisring
00:31:07
Ballstretcher, Penisbruch
00:35:24
Keuschhaltung, Penisschrumpfen
00:40:44
Keuschheitsgewöhnung
00:42:27
Peniskäfig: Wie lange und wo wird's gefährlich
00:44:46
Ejakulationsabstinenz und Blue Balls und Kinderwunsch
00:47:18
Spermaspiele und Schwangerschaft
00:50:19
Vasektomie und die Lust
00:53:56
Klinikalltag: Nur rein, was wieder raus kommt
00:55:06
Das Ding der Woche 1
01:03:53
Wander-Vibratoren
01:06:38
Harnröhrenstimulation - Dilatatoren und Katheter
01:11:22
Harnleiter und Ureter-Schutz
01:19:22
Weibliche Ejakulation
01:22:35
Fisten
01:28:54
Analtoys,Tragedauer und Hämoriden
01:34:00
Die Haut: Spanking, Spuren, Hämatome
01:42:20
Abklingzeit & Regenartion
01:48:22
Sind MedizinerInnen böser?
01:51:00
Heilungsbeschleuniger
01:52:59
Thrombosegefahr beim Bondage
01:56:52
Abhärtung und Spurenresilienz
02:02:27
Spanking bei Hautstraffungen und Tattoos
02:04:34
Kälte, Eis und Erfrierungen
02:06:41
Nadeln & Cuttings
02:15:16
"Diese" Infektionsgefahr
02:16:47
Unterspritzungen
02:20:07
Der Hodensack: Ringe, Piercing & Propangasflaschen
02:24:30
Breathplay, Choking
02:39:27
BDSM aus ärztlicher Perspektive
02:41:53
Umgang mit ÄrzInnen
02:49:23
Das Ding der Woche 2: Pfoten
02:55:01
An welche Regeln hältst du dich selbst nicht?
02:59:16
Lange Shorts
03:03:15
Was würdest du erforschen?
03:05:57
Kontakt zu Julia
03:07:50
Verabschiedung
Das Transcript wurde von Persephone bearbeitet. - Vielen Dank!
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Sebastian Hallo und herzlich willkommen zur Kunst der Unvernunft, dem Podcast, in dem Menschen über BDSM sprechen. Mein Name ist Sebastian Stix und dies ist Folge 101. Normalerweise spreche ich hier mit Menschen über ihr ganz persönliches BDSM. Was bewegt sie, was motiviert, erregt und befriedigt sie. Doch dafür ist heute gar keine Zeit. Mich hat nämlich Julia besucht, sie ist Ärztin, arbeitet in der Urologie und ihr findet sie zum Beispiel bei Instagram unter dem Namen Urokalypse. Im März habe ich euch, das Publikum, gefragt, habt ihr medizinische Fragen zu BDSM? Ich hätte da vielleicht jemand. Und dann kam da so einiges. So Dinge wie, wie gefährlich sind Penisringe, wie lange kann ich die tragen, was passiert beim Choking, also Würgen im Gehirn. Und wie vermeide ich Harnwegsinfekte? Das sind nur ein paar davon. Über 100 Fragen aus dem Publikum habe ich eingesammelt. Wow. Und sie hat sich wirklich fleißig vorbereitet. Das Dumme ist, Studien zu Gesundheit und BDSM, naja, die gibt es ja nicht wirklich. Auf der anderen Seite ist BDSM oft nicht viel anders als Sport. Und dazu wurde schon viel geforscht. In den Shownotes findet ihr, was Julia an Studien finden konnte. Und auf der anderen Seite ist es natürlich auch so, wenn zu ihr jemand in die Klinik kommt, dann kann sie auch nicht sagen, ja da habe ich jetzt keine Studie zu, da kann ich nichts machen. Nein, dann muss geholfen werden. Unter dem Aspekt sehen wir das heute. Wir widmen uns auch dem Klinikalltag und dem, womit sie konfrontiert wurde und wie man dort auch hinter den Kulissen damit umgeht. Damit ÄrztInnen helfen können, muss man aber erst mal hin. Hausarzt, Klinik, Notruf. Es gibt da ein paar Dinge, bei denen Warten keine Option mehr ist. Im letzten Drittel der Folge schauen wir da genauer hin und geben euch vielleicht die eine oder andere Entscheidungshilfe. Ja, und liebes Publikum, nutzt bei dieser Folge wirklich gerne die Kapitelmarken, es sind viele. Die gibt es inzwischen sogar bei Spotify, sind ein bisschen versteckt, aber auffindbar. Und wenn ihr mehr wissen möchtet oder Fragen zu dieser Folge habt, auf kunst-der-unvernunft.de gibt es die Kommentarfunktion. Und Julia kann, das ist jetzt auch neu, direkt auf eure Kommentare antworten und ihr werdet sogar benachrichtigt. Und bevor dieses Vorwortchen noch länger und länger wird, obwohl die Folge eh schon lang ist, Fangen wir doch einfach an mit Folge 101 mit Julia alias Urokalypse. Liebes Publikum, es ist Dienstagmorgen. Was heißt Morgen? Wir haben es schon elf und ich habe Besuch bekommen von Julia alias Urokalypse. Hallo.
Julia Hallo, guten Morgen.
Sebastian Es ist wunderbar warm im Studio und wir haben heute ein perfektes Thema, das schon lange, wirklich lange mal in diesem Podcast fällig ist. Wir reden nämlich über?
Julia Medizinische Themen heute.
Sebastian Genau, das wollte ich schon lange machen. Ja, du bist 31 und Ärztin und hast fünf Jahre Erfahrung in der Urologie und stehst ganz kurz vor deiner Facharztprüfung.
Julia Genau, ich arbeite an einem maximalversorgenden Klinikum im Norden und schmeiße die urologische Notaufnahme und die Station, operiere auch ein bisschen und zusätzlich mache ich im Moment eine Zusatzweiterbildung für Sexualmedizin.
Sebastian Du hast dich entschieden hier mitzumachen. Ich habe vor einem halben Jahr etwa aufgerufen, Mensch, ich würde gerne mal mit einer Medizinerin sprechen. Du hast dich gemeldet und ich habe dann vom Publikum Fragen eingesammelt. Das heißt, die haben so ein Formular bekommen und dann konnten sie alles, anonym oder nicht anonym, alles fragen zum Thema Mensch, Körper, Sexualität und Zeugs. Hauptsache irgendwie ein bisschen mit dem mit dem Einschlag BDSM. Und es kamen viele Sachen und ja, die hast du bekommen und hast dich sogar vorbereiten können.
Julia Ja, zumindest ein bisschen.
Sebastian Bevor wir da einsteigen, also wir werden für das Publikum, ihr Lieben, wir werden heute so ein bisschen diese Fragen aufnehmen. Ich habe sie ein bisschen zusammengefasst und kategorisiert. Wir werden über diese einzelnen Dinge sprechen. Das sind so um die 50. Wir werden garantiert nicht alle schaffen, aber ich versuche hier so einen kleinen roten Faden thematisch reinzukriegen. Und bevor wir damit aber anfangen, würde ich gerne ein bisschen was hören über dich und dein Kinkysein, denn juhu, du bist kinky. BDSM gibt's in deinem Leben schon lange?
Julia Ja schon. Also ich hab in meiner Jugend bereits dadurch, dass ich recht früh angefangen hab, Erwachsene Literatur und Krimis zu lesen, schon Kontakt zu quasi härterer Spielart von Sexualität gehabt und gemerkt, dass das für mich total interessant ist. Und hab dann auch recht früh angefangen, viel erotische Literatur, auch gerade aus dem Bereich BDSM zu lesen. und dann so mit, zwischen 18 und 20 so die ersten Erfahrungen gesammelt.
Sebastian Das ist natürlich jetzt bei dir, weil du ja im Prinzip so eine halb öffentliche Person bist. Also darf ich fragen, wo fühlst du dich wohl eher unten, eher oben?
Julia Eher unten, aber auch mit einem deutlichen Switch-Anteil. Ich glaube, ich bin jemand, der sehr die Person gegenüber spiegelt. Also meine Präferenz ist da, glaube ich, so ein bisschen daran auch gebunden, wie die Person gegenüber spielt und agiert. Und vom Charakter ist.
Sebastian Welche Praktik wolltest du machen, dass du dich in Richtung Urologie spezialisiert hast? *beide lachen* Kann ja sein, dass du sagst, um das zu machen, da müsste ich ja das erst mal studieren, dann mache ich das deswegen.
Julia Ich muss ganz ehrlich zugeben, dass ich die Prostata auch schon mal gefunden habe, bevor ich Urologie praktiziert habe und auch bevor ich Medizin studiert habe. Weil ich das auch eine ganz spannende Geschichte bei Menschen mit Prostata finde, da man einigen dadurch auch wirklich Freude bereiten kann. Das habe ich bei einem meiner ersten Beziehungspartner herausgefunden und das war eine sehr freudige Erkenntnis.
Sebastian Du sagst, um die 19, 20 ging das schon los. Wie einfach war es für dich, BDSM zu finden? Ich meine, du hast Geschichten gelesen, aber ich sag mal, nur weil ich Geschichten lese, heißt das ja nicht, dass das okay ist. Wie war dein Umfeld aufgebaut, dass du leicht einsteigen konntest oder musstest du da Schwellen überschreiten?
Julia Ich habe irgendwie, glaube ich, die Leute immer so ein bisschen angezogen. Mir haben Freundinnen früher immer gesagt, ich hätte eine Art Freak-Magneten in mir und damit meinten die, glaube ich, dass ich sehr zielgerichtet die Menschen gefunden habe, die mit mir gevibet haben. Und man muss dazu sagen, ich bin relativ dörflich aufgewachsen, wo es jetzt keine Szene in dem Sinne gab mit Stammtischen oder einem SMJG oder so. Das habe ich erst sehr viel später im Studium überhaupt mitbekommen, sondern das war eher so eine Art ausprobieren, ohne jetzt irgendwie eine Szene oder einen Stammtisch oder irgendwie eine Anleitung zu haben.
Sebastian Okay, aber
Julia Ja, schon.
Sebastian Was hat dir so ein bisschen Infos gegeben? Bücher oder einfach Google?
Julia Die Anfänge des Internets. Es gab damals so ein BDSM Wikipedia. BDSM Wiki, ich weiß nicht mehr genau wie es hieß. Das habe ich glaube ich einmal komplett durchgelesen, weil ich es sehr interessant fand.
Sebastian Gegen Ende dieser Folge werde ich mal nach Unfällen fragen, bei denen deine jetzige Ausbildung hilfreich gewesen wäre. Das mache ich jetzt aber nicht.
Julia Freue ich mich jetzt schon.
Sebastian Naja, sagen wir mal so, der Vorteil ist natürlich, wenn was passiert, dann ist die Fachärztin schon da. Also ist das mit dir relativ safe oder besonders brutal, weil du weißt, was geht. Genau, ich lauf gleich davon. Da wir jetzt aber heute ganz viel, ich sag mal, Hausaufgabe vom Publikum bekommen haben, halten wir diesen persönlichen Teil tatsächlich sehr viel kürzer, als ich es eigentlich möchte. Sonst könnten wir hier sechs Stunden aufnehmen, wir gucken mal, was wir so zum Ende hin noch hinkriegen. Vielleicht aber erst mal die Frage, erklären wir doch mal Urologie, weil ich dachte bisher immer, das ist halt der Männerarzt, die Männerärztin und dann hast du mir bei diesem Vorgespräch gleich gesagt, du vergisst es. Also was ist die Urologie?
Julia Also das größte Vorurteil ist, wie gesagt, dass wir eigentlich nur alte Männer behandeln würden. Die Urologie ist eine Fachrichtung, die die ableitenden Harnwege, die männlichen Geschlechtsorgane und auch teilweise weibliche Geschlechtsorgane und den gesamten Kontinenzapparat behandelt. Das heißt, wir sind der operative Bereich, der alles operiert, wo Urin durchfließt. Ich sage immer ganz liebevoll, wir sind die Klempner der Medizin, weil wir machen die Rohre frei. Leider sind Sexunfälle nicht das häufigste, was ich in der Notaufnahme habe, sondern eher sowas wie abgegangene Nierensteine, die im Haarenleiter festklemmen. Und solche Geschichten. Wir sind ein sehr vielseitiges Fach. Wir haben einen hohen Teil von onkologischen Erkrankungen, was bedeutet Krebserkrankungen. Wir haben mit dem Prostatakarzinom die häufigste Krebserkrankung des Mannes, wie man so im Volksmund sagt, beziehungsweise von Menschen mit Prostata. Und Hodentumoren, Blasentumoren, Nierentumoren. Und bei Blasentumoren und Nierentumoren oder auch bei Nierensteinen zeigt sich natürlich, das sind Sachen, die nicht nur Männer bekommen oder nicht nur männlich gelesene Personen. Da haben wir eigentlich jedes Altersspektrum und jedes Geschlechtsspektrum. Genauso wie wir halt nicht nur ältere PatientInnen behandeln, sondern auch durchaus jüngere. Bei uns ist es halt so, dass wir keine Kinder-Urologie mit angeschlossen haben. was bedeutet, dass so mein PatientInnen-Spektrum ab ca. so 18 plus anfängt. Aber manchmal auch ein bisschen jünger, zumindest im jugendlichen Bereich arbeite ich manchmal auch.
Sebastian Ich habe das überlegt und wir haben auch eben diskutiert, ob ich das jetzt hier einbaue. Ich mache es jetzt einfach mal trotzdem, weil mir zumindest fällt es ein bisschen schwerer, in dieser Folge wirklich korrekt durchzugendern, weil da wird die Sprache sehr merkwürdig. Also Personen mit männlichen Geschlechtsorganen zum Beispiel. Das fällt mir schwerer zu sagen, als von Männern und Frauen zu sprechen. Ich hab mir also überlegt, auch damit die Folge, ich sag mal, einfacher verständlich wird. Ob du das machst, das überlasse ich dir. Du kriegst das perfekt hin, das hab ich eben schon gemerkt. Aber in Zweifel, wenn ich oder wenn wir von Männern und Frauen sprechen, dann sprechen wir von Menschen mit den entsprechenden Geschlechtsorganen. Das muss ja nicht unbedingt der sexuellen Identität entsprechen. Aber es ist dann doch so häufig der Fall, dass das passt, dass ich jetzt der Verständlichkeit und Einfachheit halbe, der Folge sage, okay, so ganz 100% drauf achten mag ich jetzt persönlich nicht, weil du wirst mich ja heute ganz schön fordern mit Fachbegriffen etc. Das wird mir durchrutschen und dann ist das einfach so.
Julia Ich versuche zum Beispiel bei mir auch im klinischen Alltag eine möglichst genderneutrale Sprache zu benutzen, was manchmal so ein bisschen ein Hindernis ist, dass natürlich sämtliche Fachliteratur da häufig noch nicht so weit ist. Und auch klassischerweise sowas wie Krebserkrankungen, wenn die ganzen Statistiken kommen, wird grundsätzlich immer in Männer und Frauen geteilt und sonst findet sich da nichts. Deshalb sind es manchmal auch Formulierungen, die einfach so tief im Ohr schon eingegraben sind, die man dann reproduziert und ja, dafür hoffe ich auch ein bisschen auf Verständnis zu treffen, wenn es mir passiert.
Sebastian Ich habe das beste
Julia Du bist echt niedlich.
Sebastian Wir sind uns der Sache bewusst und ich hoffe natürlich auf tolle Kommentare. Du wirst gelegentlich auch mal eine Studie erwähnen oder vielleicht auch mal kurz was zitieren. Alle Links bekomme ich hinterher. Ich packe sie mit in die Shownotes rein. Und da muss ich jetzt auch kleinen den Gesundheitsdisclaimer machen. Willst du den machen oder soll ich?
Julia Ich kann ein bisschen was dazu sagen, genau.
Sebastian Ich fange mal an und du ergänzt. Also der Laien-Gesundheitsdisclaimer ist ganz einfach. Diese Folge, liebes Publikum, ersetzt keinen Arztbesuch. Das hier ist keine Anleitung zur Selbstdiagnose. Und es ist einfach jede Person, jeder Mensch, der sich irgendwo vorstellt, einzigartig. Hier kann keine Anamnese gestellt werden, gerade zu diesen Fragen, die wir ja eingeschickt bekommen haben. Wir konnten keine Rückfragen stellen, wir kennen die Umstände nicht. Das heißt, wir müssen auch teilweise ein bisschen, nein, was heißt wir, ich muss nicht spekulieren lassen, um da einfach überhaupt was sagen zu können. Das heißt, liebes Publikum, geht zum Arzt im Zweifel, geht zum Arzt und geht zum Arzt. Diese Folge ersetzt das nicht, aber sie ist hoffentlich trotzdem ein bisschen spannend.
Julia Genau. Und ich kann keine fernen Diagnosen treffen. Ich habe quasi die Vollständigkeit meiner Informationen nicht gepachtet. Ich habe mir Mühe gegeben, mich in manche Themen auch einzuarbeiten. Ich bin natürlich in der Urologie heimisch, habe aber Medizin studiert. Vollwertig kenne ich mich also auch mit anderen Themen und Vorgängen im Körper aus. Aber auch das schützt mich nicht, vielleicht auch mal irgendwas zu erzählen, was nicht ganz richtig ist. Ich gebe mir beste Mühe, aber ich bin auch nur ein Mensch.
Sebastian Also vielen Dank, dass du dich auch, ich sag mal, fachfremde Bereiche, dass du dich da ein bisschen reingelesen hast. Denn ich habe hier ganz viele Fragen bekommen. Also ich gebe mal dem Publikum hier einen kleinen Überblick. Also wir haben unfassbar viele Fragen zum Block "Keusch und CBT" bekommen. Ganz viele Dinge zum Thema anal, Prostata, Fisting und Co. Schwangerschaft ist ein bisschen dabei, da wirst du wahrscheinlich gar nicht so viel zu sagen können, aber wir gucken mal. Thrombosen, Hämatome, SM im Allgemeinen, Breastplay und Breathplay sind auch noch mit bei. Und ganz ehrlich, zum Schluss, und das ist mir eigentlich auch nochmal wichtig, so Dinge wie, wie gehe ich mit meinem Arzt um, wenn ich was habe, was kann ich dem sagen oder so. Das ist der Bereich, du bist da wirklich nicht in allem davon zuhause, aber ich finde es ganz toll, dass du versucht hast, dir Informationen zu beschaffen und liebes Publikum im Zweifel ist es völlig okay, einfach mal zu sagen, habe ich keine Ahnung von, frag jemand anderen, das gehört dazu, das ist in Ordnung, aber trotzdem können wir so einen kleinen Überblick geben, ab wie viel Liter Blut wird es vielleicht kritisch und man wählt die 112, da sprechen wir dann auch noch ein bisschen drüber. Ich glaub bei zwei, ne?
Julia Das kommt drauf an.
Sebastian Kommt drauf an von wieviel Menschen. Nein, ah. Okay, das geht in die falsche Richtung. Okay, wir haben den Gesundheitsdisclaimer, wir haben das andere Vorwort gemacht. Wir haben die Fragen aus dem Publikum schon mal grundsätzlich erwähnt. Also wenn du magst, können wir gleich in das heiße Zeug einsteigen.
Julia Juhu.
Sebastian Dann fangen wir doch mal in deinem Heimatgebiet an. CBT, also Cock and Ball Torture oder manche sagen auch Training dazu, ich weiß gar nicht, was da korrekt ist. Von mir nochmal so ein interessantes, interessante Erkenntnis, die ganzen eingesendeten Fragen. Ich war überrascht, wie viele Sorgen sich die Menschen darüber machen, was man alles mit Penis und Prostata und also was man damit alles machen und kaputt machen kann. Was so eine Vagina aushält oder was man da vielleicht kaputt machen kann. Dazu kam im Vergleich extrem wenig. Interessant eigentlich, ne? Also, wir halten ja uns an die Fragen des Publikums und eventuell streue ich nochmal alles ein, was mir noch einfällt.
Julia Gerne.
Sebastian Okay, dann fangen wir doch mal ganz einfach an. Hoden und Penis abbinden. Hoden schlagen, trampeln, treten. Welche Grenzen gibt es aus medizinischer Sicht? Fragt übrigens Normality Couple. Den Namen nenne ich, wenn ich sie nennen darf übrigens, dann können die Menschen sich ein bisschen wiedererkennen und ja. Was geht und was geht nicht?
Julia Das erste war Hoden und Penis abbinden. Da ist natürlich die Frage erstmal mit was und von der Dauer. Wir wissen aus dem Bereich der Erektionserhaltung, dass zum Beispiel so Penisringe und andere Dinge zum Abbinden die Erektion verlängern können. Das kann ein Grund sein, weshalb man das macht und eine Spielart oder man bindet halt den Penis oder den Hoden ab, um Schmerzen auszulösen. Da ist natürlich ganz wichtig, für eine gewisse Zeitdauer kann man das alles machen. Länger als zwei Stunden eine Blutzufuhr zu unterbinden, sehe ich persönlich eher kritisch.
Sebastian Fängt das dann an zu grinnen, das Blut? Oder was passiert da?
Julia Also insgesamt ist das Ganze vergleichbar mit auch, es gibt in der Medizin den Begriff Priapismus. Es beschreibt eine schmerzhafte Dauererrektion, bei der der Blutaustausch im Penis nicht mehr vorhanden ist. Dann entsteht quasi die Erektion und bei einer gut funktionierenden Erektion ist es so, dass trotzdem noch frisches Blut reinkommt und altes Blut abtransportiert wird. Im Prinzip funktioniert eine männliche Erektion halt dadurch, dass sehr viel Blut in die Schwellkörper gepumpt wird und der Blutabstrom unterbunden wird mechanisch.
Sebastian Also oder gehemmt an der Stelle.
Julia Genau, also durch die Erektion wird durch eine sehr rigide Hülle im Penis in ihrer Form gehalten. Das ist die Tunica albuginea. Das ist wirklich so eine ganz bindegewebige, dicke Hülle. Man kann sich vorstellen, wenn man so einen Luftballon aufpustet und da eine Menge Druck reingibt, der kriegt dann ja ulkige Formen im Zweifel. Oder so einen medizinischen Handschuh vielleicht, dann hat er überall Beulen. Und das soll einem Penis nicht passieren. Er soll ja seine schöne Phallusform haben und nicht irgendwelche Beulen haben. Deshalb ist es so eine wirklich dicke Hülle. Und es ist so, dass die Schwellkörper bestehen aus einem ganz winzigen kleinen Venengeflecht. Und wenn diese Hülle sich strafft, dann durch diese Straffung schneidet sie quasi den kleinen Venen wieder den Abstrom ab. Das ist ganz schlau vom Körper. Beim Abbinden erzeugt man ja diesen Effekt, dass quasi Blut, das reingeströmt ist, nicht mehr rausströmen kann, künstlich. Und ein Gewebe kann das eine gewisse Zeit lang tolerieren. Beim Priapismus spricht man davon, dass nach vier bis sechs Stunden, dass es dann kritisch wird. Und nach 12 bis 24 kann man von bleibenden Schäden ausgehen. Das ist die medizinische Definition von diesem Krankheitsbild, was ohne fremde Hilfsmittel auskommt. Mit fremden Hilfsmitteln kann man natürlich auch eine viel größere Kompression von Gewebe und viel stärkeres Abbinden erreichen. Daher muss man jetzt unterscheiden, ob man kurzfristig etwas abbindet, so dass wirklich kaum Blut mehr reinkommt. Das sollte man auf jeden Fall nicht längerfristig tun, sondern höchstens mal wirklich kurzzeitig. Oder ob man Penisringe oder irgendwas benutzt, die lockerer sind.
Sebastian Jetzt nochmal so einen Penisring über Nacht tragen, ist eine schlechte Idee vermute ich dann.
Julia Ja.
Sebastian Okay, weil man merkt es so oder gibt es da irgendwelche Infos zu?
Julia Das kann passieren, dass man das dann selber gar nicht so mitbekommt und es ist auch teilweise so, dass das Problem ist, dass wenn der Penisring drauf ist und der länger drauf ist, dass halt auch Gewebeflüssigkeit zurückbleiben kann. Und sich ein, im Medizinischen nennt sich das Ödem, also eine Schwellung bildet. Und dass dann der Penis dabei anschwillt und man hinterher diesen Penisring nicht mehr runter bekommt. Selbst wenn die Durchblutung einigermaßen noch erhalten ist. Da kann ich eine schöne Geschichte einschreiben.
Sebastian Ja, aber gerne. Ich muss noch mal ganz kurz das arme Transkript-Team warnen. Also eine KI wird ja das, was wir sprechen, übersetzen in Text und dann gibt es ein Team, ganz tolle Leute, die werden diese Folge hören und das versuchen zu korrigieren. Die werden bei diesen Fachbegriffen heute Blut und Wasser schwitzen.
Julia Sie sollen anrufen.
Sebastian Okay, also wunderbar. Die können dich also direkt fragen. Hervorragend.
Julia Genau.
Sebastian Ich hab das vorher nicht bedacht, ist mir nur gerade aufgefallen, dass ich da jetzt echt Schwierigkeiten hätte. Gut, dass die das machen. Erzähl, was ist passiert?
Julia Mir wurde mal zu einem Feiertag ein ganz besonderes Geschenk in die Notaufnahme gebracht, nämlich ein mittelalter Mann, der ein kleines Problemchen hatte, nämlich einen Penisring, den er nicht mehr runterbekommen hat. Und er hat erzählt, dass der seit sieben Tagen nicht mehr abging.
Sebastian Sieben Tage?
Julia Und dann ist man natürlich als Urologin hochgradig besorgt, wenn man sich denkt, oh Gott, oh Gott, oh Gott. Bei sieben Tagen und wenn der wirklich doll zu eng ist, kann es natürlich passieren, dass da schon wirklich schlimme Dinge, und im medizinischen Sinne schlimme Dinge sind sowas wie abgestorbenes Gewebe, Nekrosen, auf einen warten.
Sebastian Der muss ja auch mal Urin lassen, ne? Also sieben Tage, okay.
Julia Das Glück war nun, dass dieser Penisring noch groß genug war, dass die Harnröhre nicht komprimiert war und dass auch die Venen und die Blutgefäße noch gut durchlässig waren. Das heißt, der Penis hatte eine normale Farbe, sah so ein bisschen insgesamt geschwollen aus, aber war auch nicht groß gerötet oder irgendwie großartig verändert. Nur dieser garstige Ring saß da fest. Das war ein guter Ring aus einem Fachhandel, ein Titanring, was uns sehr geärgert hat in der Entfernung.
Sebastian Aber ihr habt ihn runterbekommen ohne den Patienten zu verletzen?
Julia Ja, wir haben den Penis betäubt. Wir haben mit so ein bisschen oder mit ein bisschen mehr betäubendem Gleitgel ganz vorsichtig so einen Mundspatel als Schutz unter den Ring geschoben. Das ging einigermaßen und dann haben wir uns von unserer Medizintechnik eine Säge ausgeliehen.
Sebastian Okay, aber das ist gruselig.
Julia Hat gefunkt und hat ewig
Sebastian Das ist garstig, ja.
Julia Das ist sehr garstig. Und das Problem da war, dass der Patient uns berichtet hat, dass er den Penisring von seinem Partner ausgeliehen hatte. Und wahrscheinlich war der Partner nicht ganz so gut bestückt, weil beim Partner ging das wohl immer ganz leicht runter und bei ihm dann nicht. Und das Glück war wirklich, dass die Durchblutung dadurch nicht eingeschränkt war, sondern wirklich nur durch dieses Ödem, durch diese Wassereinlagerung der Ring nicht wieder runterging und somit keine Schäden geblieben sind. Wenn es so ist, dass der Blutzufluss oder der Blutaustausch gestört ist, dann kann man wirklich davon ausgehen, dass nach sieben Tagen da schon massive Nekrosen bestehen.
Sebastian Wenn der nicht mehr abgeht, der Ring. Ich würde überlegen, rufe ich die Feuerwehr oder gehe ich ins Krankenhaus? Je nach Material wahrscheinlich. Aber selbst im Krankenhaus kriegt ihr Titan ab. Das ist schon mal spannend.
Julia Ja, also manchmal gibt es auch eine Kooperation. Ich würde das Krankenhaus vorziehen, weil die Feuerwehr alleine kann sicherlich auch keine Betäubung des Penis vornehmen. Und das ist deutlich angenehmer, wenn man das Ganze betäubt machen kann. Und wir haben eine ganze Menge an Werkzeug bei uns in der Klinik und wenn wir wirklich nicht mehr das richtige Gerät haben und es absurd wird, wir rufen auch selber die Feuerwehr. Wir sind gut mit denen.
Sebastian Jetzt ist ja nochmal abbinden, jetzt nicht mit dem Ring, sondern mit so einer Lederschnur zum Beispiel. Gerade an den Hoden, wenn ich da drum rum wickle und dann wird da dran gezogen, das tut ja höllisch weh. Da ist ja so ein bisschen die Frage, ab wann ist denn dieser Punkt gekommen, wo es vielleicht zu viel ist, wo irgendwas kaputt gemacht wird? Kann man das merken oder gibt es da irgendwelche Anzeichen für? Oder ist das eigentlich eine Ver... Ja, da muss man sich halt äußern im Spiel.
Julia Hoden sind natürlich ein empfindliches Thema tatsächlich, weil die Hoden selber vom Gewebe die Spermien bilden und um das zu tun haben die ein ganz eigenes Milieu. Da gibt es auch eine sogenannte auf Zellebene Bluthodenschranke, damit quasi dieses Hodengewebe geschützt ist vor all dem, was so an toxischem Zeug oder Entzündungszellen im Blut rumschwimmt. Dementsprechend mag das Gewebe im Hoden, also in dem, was wir auch als das kleine Ei tasten können, mag nicht so gerne, wenn dort im Gewebe Blutergüsse entstehen oder zu viel Kompression herrscht, weil das so ein Milieu ist, was eigentlich relativ geschützt ist. Das heißt, die Haut vom Hodensack zu ärgern, ist was, was man durchaus machen kann. Bei den Hoden selber würde ich als Urologin dann zur Vorsicht raten, wenn man sagt, Kinderwunsch ist tatsächlich ein Thema. Also wenn man da seine Zeugungsfähigkeit erhalten möchte, sollte man da vorsichtig sein. Genauso verdrehen des Hodens. Also wir Urologinnen und Urologen haben immer panische Angst vor einer Hodentorsion, weil das würde bedeuten, dass sich einer der Hoden selbst an seinem Gewebstrang um 180 oder 360 Grad dreht. Und man kann sich das dann vorstellen...
Sebastian Jetzt versuchst du mir was zu zeigen. Das Problem ist, das Publikum wird das nicht sehen.
Julia Das macht nichts. Aber du hast einen... Das ist auch ein bisschen etwa für meinen Kopf. Du hast quasi einen Strang. Das sind quasi Gefäße und das sind mehrere. Also man kann sich so einen Strang aus Kabeln vorstellen oder kleinen Schläuchen. Unten hängt dieses Ei dran. Und wenn sich das dann dreht und die Kabel sich um sich selbst drehen, dann ist da natürlich eine ganze Menge Druck auf diesen Kabel. Und dann quetscht sich der Hoden durch diese Drehung und Verwringerung seine eigene Blutzufuhr ab. Und so ein Hoden findet das gar nicht so lustig, wenn er keine Blutzufuhr mehr hat. Wir gehen da von so einem Zeitfenster von sechs Stunden aus, in dem das noch rückgängig machbar ist, quasi. Wenn ich das quasi wieder entdrehe, dass dann keine doll bleibenden Schäden bleiben.
Sebastian Das heißt, wenn ich jetzt da rein packe in die Eier, um das jetzt mal ganz plastisch darzustellen, und dann drücke ich zu. Das tut ja schon
Julia Ja.
Sebastian Das ist ja schon mal ein ordentliches Signal. Da kann jetzt aber nichts platzen oder so, einfach nur drücke, ich sag mal so...
Julia Drücken mit dem Menschenverstand. Es ist immer schwierig von außen zu sagen, was ist der gesunde Menschenverstand. Ich glaube natürlich, man kann auf den Hoden drücken ohne ein Ei zu zerquetschen. Ich glaube, das traue ich Menschen zu.
Sebastian Ich glaube, dass der Körper entsprechende Schmerzsignale ausreichend sendet, dass man auch dann spürt, okay, es scheint was kaputt zu gehen. Mir fällt gerade der BDSM-Fachbegriff nicht ein für den Tritt in die Eier. Das gibt es ja auch.
Julia Das stelle ich mir persönlich auch eher schwer kontrollierbar vor. Also wenn ich mir jetzt vorstelle, jemandem in die Eier zu treten und ich glaube ich hab auch ganz gute Beinmuskulatur, dann wäre das was, wo ich mir persönlich denke, das kann ich schlecht dosieren. Wenn jemandem das natürlich egal ist.
Sebastian Also bei Hoden geht es im Grunde immer um Zeugungsfähigkeit.
Julia Um Zeugungsfähigkeit. Die Hoden haben natürlich noch eine andere Aufgabe, nämlich Hormonproduktion. Die ist allerdings deutlich schwerer kaputt zu machen. Aber es ist natürlich auch so, wenn ein Hoden immer, immer wieder geschädigt wird, kann es irgendwann passieren, dass er abstirbt und danach sich verkleinert. Wir nennen das im medizinischen Bereich atrophiert. Und dann ist auch irgendwann mit der Hormonproduktion nicht mehr so toll. Um einen Hoden so massiv zu schädigen, braucht man aber normalerweise auch eine gewisse Gewaltanwendung. Also ich habe zerplatzte Hoden aus meiner Klinik, wirklich, wenn das Ei das Rührei geworden ist, aus so Unfällen gesehen, wo ein Hoden mit einem Surfenmast kollidiert ist beim Surfen. Oder beim Downhill mit der Fahrradstange.
Sebastian Ja, also das ist dann schon wirklich einmal Körpergewicht drauf und wirklich stumpf.
Julia Ich weiß natürlich auch nicht, wenn ich jetzt sage in die Eier treten ist harmlos und irgendjemand tritt da mit seinem Springerstiefel rein, das ist immer, aber mit Menschenverstand glaube ich.
Sebastian Ja, wir haben ja im BDSM diesen Punkt, wir sind ja risikobewusst, wir wissen das hat alles gewisse Risiken und es gibt ja auch diesen Punkt, wenn man da anfasst, dann hat man erstmal so ein Wohlfühlgefühl. Dann kann man damit ein bisschen spielen und dann kann man fester werden, aber ich glaube, das ist was, wo man in Kommunikation mit seinem Gegenüber als aktiver Part sein muss.
Julia Auf jeden Fall.
Sebastian Wie ist das? Ist das okay? Ah, jetzt wird es unangenehm, jetzt tut es weh, jetzt wird es scheiße. Und dann gibt es ja nochmal diese Stufe, okay, jetzt will ich gar nicht mehr, weil jetzt habe ich gerade das Gefühl, hier geht irgendwas kaputt. Ich glaube da muss man sich einfach rückversichern, wenn die Menschen nicht aus falschem Ehrgeiz quasi alles aushalten wollen, sondern auch das entsprechende Feedback geben.
Julia Bei einem Bluterguss im Hodensack kann man, wenn es wirklich nicht nur auf der Außenhaut eine Blauverfärbung ist, sondern man wirklich spürt, dass da ein Bluterguss im Hodensack ist, dann sollte man zum Arzt gehen damit.
Sebastian Sofort?
Julia Sofort. Also gerade bei so Impact Play, wenn man wirklich, worst case, ich trete zu, der Hoden schwillt an und wird blau, Notaufnahme.
Sebastian Der Schmerz geht dann ja auch nicht so schnell wieder weg, oder der geht ja gar nicht weg, der wird ja eher mehr dann. Also alles wo eine Verfärbung stattfindet.
Julia Und eine Schwellung.
Sebastian Und eine Schwellung, das ist dann was, wo ich sofort handeln sollte.
Julia Genau.
Sebastian Okay.
Julia Es wäre jetzt was anderes, wenn ich eine Wäscheklammer nehme und die in die Hoden haut.
Sebastian Das geht, ne?
Julia Ja, das kann man machen. Wenn man das Ei nicht mit einklemmt, kann ja die Haut richtig ärgern da unten.
Sebastian Wie ist denn das, ein bisschen Body Modification, ich hab hier noch ohne Namen stehen, dauerhaft des langes Tragen von Ball Stretchern. Die Haut vom Hodensack gedehnt werden soll, damit der sich halt verlängert. Passiert da drin irgendwas oder ist das nur so eine Hautsache?
Julia Ich denke das ist eher eine Hautgeschichte.
Sebastian Das heißt also auch so ein leichtes Gewicht dran hängen oder so, da passiert nicht viel bei?
Julia Man ärgert die Haut, dem ist man sich ja glaube ich bewusst.
Sebastian Aber die Stränge, die Kabel von denen, die eben sprachst, die werden jetzt nicht irgendwie gedehnt und reißen ab oder so, sondern das ist dann eher...
Julia Wenn man den Hoden selbst nicht mit einklemmt und auch nicht zuführenden Gefäße, die kann man aber normalerweise als Strang auch tasten. Also wenn ich sagen wir so einen Hodensack nehme und an der tiefsten Stelle ein bisschen die Haut nehme und auch spüre, dass die eigentlichen Eier da oben frei sind, ist das denke ich was, was okay ist.
Sebastian Ich habe hier noch mal so den Punkt Unfall. Ich habe hier den Begriff Penisbruch stehen, Schäden Narben und ob das die Erektion in Zukunft erschwert. Also Penisbruch, den Begriff habe ich schon ein paar Mal gehört. Ich stelle mir das jetzt auch gerade entsprechend vor, dass ich da plötzlich einen rechten Winkel habe, der da nicht sein soll. Ich weiß es nicht genau. Also, gibt es das? Wie heißt das Ganze medizinisch? Hast du das schon gesehen? Und woran erkenne ich das? Ich kann mir das gerade bei sehr wildem Sex vorstellen, dass man irgendwie sich verkantet und dann, keine Ahnung. Also, was kannst du dazu sagen?
Julia Ich glaube, es ist auch meine urologische Lieblingsfrage, Was bricht überhaupt beim Penisbruch? Bei uns Menschen bricht da gar nichts. Es gibt tatsächlich eine Menge Säugetiere, die haben einen Penisknochen. Wir Menschen gehören nicht dazu. Ich habe ja eben beim Thema Erektion schon mal ein bisschen über diese bindegewebige Hülle gesprochen, über die Tunica albuginea. Die ist halt wirklich derbe. Und wenn die unter Vollspannung steht und man dann traumatisch entweder. Wenn man so ein Klassiker ist, bei hartem Sex nicht das Loch, sondern den Damm zu treffen, mit relativ viel Schwung, dann kann es passieren, dass diese Hülle einreißt und weil das so eine starre Hülle ist, wenn ein Zeltstoff einreißt, dann klingt das ja auch eher wie ein Knacken als wie ein klassisches Reißen, glaube ich. Also deshalb macht es Knack und wir haben ja eben darüber geredet, dass diese Hülle auch die Form des Penis hält. Und wenn da ein Riss entsteht und wir haben irre viel Druck da drin durch die Erektion, dann verliert der Penis natürlich sofort die Form. Ein rechter Winkel ist eher selten, aber häufig kommt dann so eine S-Krümmung, weil an der einen Stelle quasi ein Leck ist. Das ist ein Fall für die Notaufnahme jetzt. Also beim Sex, ein Knacken, ein starker Schmerz und eine bläuliche Verfärbung des Penis. Hottehü, ab ins Krankenhaus.
Sebastian Kann man das wieder richten?
Julia Ja, man muss diese bindegewebige Hülle nähen in einer kleinen Operation. Nur das ist halt so ein derbes Gewebe, was schlecht wieder von selbst aneinander wächst. Also bei einer normalen Schnittwunde in der Haut sind die Wundränder ja relativ fluffig und wenn man das mit dem Pflaster ein bisschen zuklebt, wenn es nicht zu tief ist, dann finden die Wundränder von sich selber zusammen. Aber diese Hülle, das macht die normalerweise nicht vor allem, da da dann auch oft viel Schwellung ist. Das ist ein Fall für eine urologische Klinik und für den OP. Und dann wird es wieder hübsch.
Sebastian Im Zweifel am Wochenende abends, weil das ist ja dann, wann das passiert, das ist dann auch für die 112, ich glaube mit solchen Schmerzen mag ich auch selber zum Beispiel nicht mehr Auto fahren. Es könnte ja sein, ich habe das gehört, man könne das ja auch, ah das ist eine komische Form, dann richte ich das halt selbst mal schnell. Das macht man nicht, ne?
Julia Ne, bitte nicht.
Sebastian Okay, also gar nicht weiter anfassen. Kühlen? Oder nix?
Julia Kann man machen, wird einen auch nicht retten. Also vielleicht höchstens zur Schmerzlinderung akut, wenn es ein bisschen hilft. Aber eigentlich ist man auch bei akuten Verletzungen vom Thema kühlen so ein bisschen ab. Auch in der Sportmedizin ist das mittlerweile nicht mehr immer der Fall. Das hat man früher noch so gelernt.
Sebastian Okay. Ja, ich muss ja hier sämtliche Vorurteile, die ich habe, mit einstreuen. Und ich sauge mir da auch gerade ein bisschen was aus den Fingern.
Julia Okay.
Sebastian Okay, dann kommen wir nicht mehr drum rum, weil das einfach so viel ist. Lass uns mal total und vollkommen in das Thema Keuschhaltung einsteigen.
Julia Juhu!
Sebastian Erstmal, ja wobei, ich habe Fragen zur Keuschhaltung bei der Frau, habe ich nicht eine einzige bekommen. Na gut, dann muss ich da eine andere Expertin, einen anderen Experten finden, oder kannst du dazu was sagen?
Julia Zur Keuschhaltung der Frauen?
Sebastian Ja. Da muss ich ja einen Psychologen fragen, weil funktionieren tut das ja nur eigen… Naja, es ist technisch ein bisschen schwieriger bei der Frau, beim Mann gibt
Julia Ja.
Sebastian Ich glaube,
Julia Nein, wir Frauen können das ja auch ein bisschen heimlicher auch gestalten.
Sebastian Ja, Vibration geht im Zweifel durch fast alles durch.
Julia Genau.
Sebastian Okay.
Julia Und bei uns ist es auch nicht ganz so sehr offensichtlich, wenn wir gerade irgendwas machen. Außerdem gibt es ja immer noch die glücklichen Frauen, die zu sogenannten Coregasm neigen, auch allein durch ihre Bauchmuskulatur schaffen zu kommen, die sind natürlich gesegnet oder verflucht, wenn es beim Sport auf die Nerven geht, je nachdem.
Sebastian Klingt, als hättest du da Erfahrung... Ein verächtlicher Blick, okay.
Julia Unschuldsblick.
Sebastian Okay, so, dann, also ich habe da so viele Fragen, die sich auch überschneiden, deshalb erwähne ich mal ganz kurz das Katrin, Gummiklaus, Gundula, Smart-SM, Sub von Dom mit Sub und genau Melith dazu Fragen gestellt haben. Ich mische die jetzt hier so ein bisschen. Erstmal die allerwichtigste Frage zuerst. Wir stellen uns also vor so eine Keuschheitsschelle, die ja, vielleicht kann ich die kurz beschreiben, du hast dann diese Art Röhre, die um den Penis gestriffen wird und dann diesen Ring, der um Penis und Hodensack drum herum geht. Da gibt es aber auch riesige Probleme, weil die Größe muss ja passen, das ist alles ganz schwierig, aber wenn man da was gefunden hat, dann kann man damit spielen, ist ja auch echt beliebt im Moment. Erste wichtigste Frage ist, stimmt es, dass beim längeren Tragen der Penis kleiner wird? Die schlimmste zuerst. Kann der überhaupt durch irgendwas dauerhaft kleiner werden?
Julia Also der Penis kann kleiner werden durch hormonelle Umstellungen des Mannes. Gerade so im Alter kommt es häufig zu einer verminderten Testosteronausschüttung. Das kann auch durch andere Faktoren schon vorher im Leben passieren. Dass es quasi zu einem Hypogonadismus kommt. Das bedeutet einer verminderten Ausschüttung von Sexualhormonen. Das ist normalerweise nicht zu erreichen dadurch, dass man einen Keuschheitsgürtel trägt.
Sebastian Was reden wir da? Reden wir um 10 Prozent, 50 Prozent? Nur mal, dass ich eine Vorstellung habe. Was mich erwartet im Alter?
Julia Das ist ganz individuell eigentlich so. Es ist schwierig zu sagen. (Sebastian lachend: Okay, 'tschuldigung) Also reine Prozentzahlen hätte ich jetzt... müsste ich vielleicht nochmal gucken.
Sebastian Der löst sich nicht in Luft auf und verschwindet komplett, sagen wir es mal so.
Julia Bei den meisten nicht. Und das ist ein komplexes Thema mit den ganzen Hormonregulationen, aber das hat viele, viele, viele Faktoren. Lebensstil, Übergewicht, Diabetes, verschiedene Sachen, die auf die Hormonproduktion wirken. Und deshalb kann es sein, dass im Alter der Penis generell kleiner wird. Das ist auch was, was man beobachtet so. Auch in der Urologie. Muss aber nicht immer sein.
Sebastian Okay, jetzt nehme ich aber den Punkt Keuschaltung. Ich habe also da diese Schelle und gewöhne der Person generell ab, irgendwie sexuell aktiv zu sein über einen langen Zeitraum. Ich sag mal, nehmen wir mal was Extremes. Ein Jahr lang kein Orgasmus. Und auch immer wieder unterbunden, dass der Penis anschwillt. Hat das eine hormonelle Auswirkung? Gewöhnt sich der Körper daran, dass das jetzt gerade nicht angebracht ist? Das wäre ja ein Extremfall jetzt.
Julia Ich habe keine Studie dazu gefunden, was passiert, wenn man ein Jahr lang einen Keuschheitsgürtel trägt. Es ist so, dass man natürlich zu einem gewissen Punkt auch Erektionen unterdrücken kann. Allerdings passieren unwillkürliche Erektionen ja auch im Schlaf. Vielleicht werden die dann eher abgebrochen durch einen Schmerzreiz durch den Gürtel oder man wacht dadurch nachts auf, das weiß ich nicht. Ich habe da keine Erfahrung mit, dass mir quasi keuschgehaltene Personen erzählen, wie sich das nachts verhält. Aber grundsätzlich unterbindet man ja nicht die Fähigkeit des Körpers zur Erektion. Also von außen ja, aber auf hormoneller und auf vaskulärer, also auf der Ebene der Gefäße, tut man das nicht. Und auch in so einem Keuschheitsteil kann ja eine Erektion zu einem gewissen Grad passieren. Sie wird dann irgendwann unangenehm, aber Erektionen, da gibt es ja auch nicht nur 100% und 0. Also man nimmt dem Körper ja nicht die Fähigkeit.
Sebastian Also generell ist so die Frage, was passiert im Körper dabei? Gibt es da Erkenntnisse? Gibt es nichts zum Nachlesen? Da müssen noch Studien gemacht werden.
Julia Wäre mal eine interessante Studie, wie die Hormonregulation da wäre bei einer gewünschten Keuschaltung.
Sebastian Okay, dann habe ich hier was Längeres. Nämlich die Anschlussfrage, woher kommt diese ominöse Gewöhnung nach meist vier Tagen? So, Ergänzungstext. Ich höre immer wieder, dass nach vier Tagen Keuschhaltung eine Gewöhnung, Resignation, Veränderung bei Männern auftritt. Hat das einen medizinischen Grund oder ist das nur die Psyche?
Julia Ist die Psyche kein medizinischer Grund? Fangfrage. Es kommt natürlich auch total darauf an, bei der keuschgehaltenen Person auf so eine Gewöhnung denke ich, wie ist die Frequenz vorher? Wie ist das Sexualleben vorher? Wie intensiv ist das? Wie viel Selbstbefriedigung wird vielleicht auch gemacht?
Sebastian Also hier kommt auch wirklich Fragen in Richtung, was bewirkt das im Körper wirklich was oder ist das wirklich die Psyche, die da mitkommt?
Julia Ich könnte mir vorstellen, dass es ein großer Teil Psyche ist und was natürlich so ist, das ist aber auch recht einfach erklärt, alles was man nicht darf, wird ja erstmal spannender.
Sebastian Stimmt.
Julia Aber ein Körper kann ja so eine Spannung auch nicht für immer halten. Irgendwann, denke ich, kommt die Resignation, ob das nach vier Tagen ist oder vielleicht das nach einer Woche ist, denke ich, auch individuell unterschiedlich. Also da, aber dazu habe ich jetzt keine Studie gefunden tatsächlich. Es wäre vielleicht, da könnte man vielleicht so ein bisschen bei, vielleicht aus dem Suchtbereich mal schauen, aber es sind dann auch immer Analogien, die man so ziehen muss, weil irgendein Bereich noch nicht genau so erforscht ist. Da kann man sich vielleicht vorstellen, dass es Ähnlichkeiten gibt, aber.
Sebastian Ja, also wenn du mal eine entsprechende Studie machen möchtest später, dann sagst du mir Bescheid, dann werde ich gucken, dass du Studienteilnehmer findest. Da helfe ich gerne bei mit, gar kein Problem. Ich habe das Gefühl, das könnte klappen. Okay, hier fragt noch Gundula im Speziellen. Die verkauft die Dinger nämlich offenbar. Was sind die möglichen Gefahren beim Penis-Käfig-Tragen? Wie lange ist gesund? Wann wird es kritisch, wenn die Erektion unterdrückt wird? Gibt es da irgendwelche Werte oder Gefahren, wo du auch mal vielleicht einen Patienten auf dem Tisch hattest, wo irgendwas zu sehr eingeklemmt oder scharfkantig oder ... Hast du so ein Ding überhaupt mal in der Praxis gesehen?
Julia In der urologischen Praxis zum Glück nicht. Da haben wir eher das Problem mit Penisringen. Und ich habe auch eine Literaturrecherche zum Thema Peniskäfig gestartet. Und habe auch keinen Case Report jetzt auf eine Überblicksrecherche gefunden, wo jetzt irgendwie so ein Peniskäfig das Problem war. Generell kann man sagen, dass man auf die Passform achten muss, Weil es dann problematisch wird, wenn an der Haut irgendwelche Abschürfungen oder Druckstellen entstehen. Und wenn man dann natürlich den Käfig weiter trägt, dann würden diese Druckstellen irgendwann immer schlimmer und chronisch werden.
Sebastian Das ist dann wirklich eine Hautläsion, so eine Art Dekubitus.
Julia Ja genau.
Sebastian So eine offene Wunde, die dann da
Julia Genau.
Sebastian Generell Hygiene ist…
Julia Hygiene wäre mein nächster achtet, dass die Hygiene gewährleistet wird. Das heißt, dauerhaft tragen ohne ihn zu säubern und zu wechseln halte ich für eine schwachsinnige Idee. Sollte man nicht tun.
Sebastian Das riecht ja auch irgendwann.
Julia Ja, das ist generell ein Problem. Ich kann das dann immer nur mit meinen KatheterpatientInnen vergleichen. Da ist häufig das Problem, leider auch gerade bei älteren Menschen, dass die Intimhygiene von vielleicht pflegenden Menschen aus welchen Gründen auch immer nicht richtig durchgeführt wird. Und das ergibt schon dann nicht schöne Sachen, sowohl vom Geruch als auch vom Smegma, was sich dann irgendwann ablagert, als dann auch von so Entzündungen her. Also da muss man gut darauf aufpassen, dass man die Hygiene hält, aber solange man keine Hautprobleme hat und kein Problem mit der Hygiene. Kann man den tragen.
Sebastian Also Empfehlung, gelegentlich mal lüften, nachgucken, ist alles okay, reinigen, passt. Da hängen wir ja auch so ein Thema an der Ejakulation dran. Das muss ja gar nicht mit so einem Käfig sein. Aber wenn man generell sagt, Ejakulation ist nicht mehr erwünscht. Und jetzt hier habe ich das Beispiel, kann es medizinische Folgen haben, wenn ein Mann über längere Zeit bis zu einem Jahr keine Ejakulation haben wird. Also ist die Ejakulation irgendwie wichtig? Braucht der Mensch die? Braucht der Mann die?
Julia Es gibt so ein bisschen die Urban Legend der Blue Balls. Dass das ganz schädlich ist, wenn so ein Mann nicht regelmäßig gemolken wird. Ich würde es in den Bereich der Urban Legends verbuchen. Und es gibt Studien, die zum Beispiel einen positiven Einfluss auf das Prostatarisiko zeigen, wenn häufiger ejakuliert wird. Das sind aber alles Studien, wo man sagt, könnte Einfluss haben, es sind keine vollständigen Erkenntnisse, wo man sagt, daran ist nichts mehr zu rütteln. Also es ist immer noch umstritten, wie groß und ob überhaupt der Einfluss der Sexualität auf das Krebsrisiko ist. Was ich schwierig sehen würde persönlich wäre, wenn ich einen Kinderwunsch habe oder eine Kinderwunschbehandlung anstrebe möglicherweise und das dann mit einer Keuschaltung verbinde, weil man generell davon ausgeht, dass die Spermienqualität etwas besser ist, wenn auch regelmäßig ejakuliert wird. Auch das ist so ein bisschen...
Sebastian Also etwas besser, also es ist jetzt kein ganz oder gar nicht, sondern hat einen Einfluss.
Julia Genau, es ist kein ganz oder gar nicht, aber bei dem Thema Kinderwunsch oder auch wenn es vielleicht gerade schwierig ist mit dem Kinderwunsch, würde ich dann empfehlen, solche Praktiken dann vielleicht nicht so langfristig durchzuziehen. Wobei einem schon die Spermien oder die Menge des Spermas ist schon etwas größer, wenn man ein, zwei Tage abstinent ist. Also das wiederum hilft. So ein kurzer Zeitraum. Aber über lange Zeiträume, Keuchhaltung würde ich, wenn gerade ein akuter Kinderwunsch besteht, oder eine Planung, vielleicht dann ein bisschen auflockern und dann vielleicht nicht nur einmal im Monat zu den fruchtbaren Tagen, Sondern auch dazwischen. Weil sonst auch psychologisch da bei dem Thema Kinderwunsch dann häufig so Spiralen entstehen können, dass, wenn man dann ausgerechnet dann muss zu dem Zeitpunkt, dann kann sich da auch so viel Druck aufbauen, dass man am Ende gar nichts mehr geht.
Sebastian Vielleicht weiche ich mal ein bisschen ab. Also das ist ja, ich meine aus deiner medizinischen Praxis, da geht es ja eher um die Zeugungsfähigkeit, dass die ja erwünscht ist. Jetzt gibt es aber auch, ich weiß, das ist jetzt nicht dein Kernthema, aber ich habe schon noch so ein paar Fragen bekommen zu dem Thema Schwangerschaft schrägstrich Verhütung und zum Beispiel hier die Frage von Melith wieder. Ich einige mich mal darauf zu sagen, Melith, wenn ich das falsch ausspreche, es tut mir leid, ich habe keine Info. Hier steht nämlich unter welchen Umständen verlieren Spermien ihre Fähigkeit zur Befruchtung einer Eizelle? Ergänzung. Meine aktuelle Verhütungsmethode besteht darin, einfach keinen Kontakt zu dem Sperma meines Subs zu haben. Zum Beispiel Hände, Spielzeug etc. Danach immer konsequent waschen. Es ist nicht ideal und soll mittelfristig noch geändert werden, ist aber ohne Hormone nicht ganz einfach. Prinzipiell funktioniert es aber gut, da wir keinen Penis-in-Vagina-Sex haben und uns auch bewusst ist, dass es auch ohne penetrativen Sex zu einer Schwangerschaft kommen kann. Jetzt stehe ich allerdings auf Sperma-Spiele und dass mein Sub Sperma schluckt oder aufleckt, passiert relativ häufig. D.h. direkt nach dem Orgasmus oder erst nach ein paar Minuten bei Raumtemperatur. Ich fasse das mal zusammen. Also grobe Frage, da ist irgendwo Sperma. Wie wahrscheinlich ist es, dass ich durch irgendwie nach dem Schlucken, sag ich mal, und danach lecke ich, dass da irgendwie eine Schwangerschaft entsteht. Wie stabil ist Sperma? Vielleicht ist das die zentrale Frage.
Julia Außerhalb des Körpers gar nicht so wahnsinnig stabil. Bei mehreren Minuten bei Raumtemperatur ist die Wahrscheinlichkeit gering. Es ist auch insgesamt eine geringere Wahrscheinlichkeit, durch Sperma an den Händen schwanger zu werden, als durch Sperma, das direkt in die Vagina gelangt. Ein Restrisiko, denke ich, bleibt, weil da einzelne Berichte auch einfach existieren so in der Medizin. Im Mund kann es natürlich sein, dass Sperma dann doch ein bisschen überlebt. Andererseits sind natürlich im Mund auch viele Enzyme, die Sachen oder auch Speise wieder zerlegen und da gehört Sperma natürlich auch dazu. Es ist schwierig zu sagen, ob wirklich dieses Sperman tot ist, wenn quasi der Sub seine Lippen benetzen würde und mit diesen dann die anderen Lippen verwöhnen würde. Ich persönlich glaube, ich würde das Risiko auch nicht eingehen, sondern da ein bisschen vorsichtig sein. Also mit einer zusätzlichen... hormonellen Verhütung würde ich mich das trauen, aber ich verstehe die Bedenken, wenn eine hormonelle Verhütung nicht in Frage kommt.
Sebastian Okay, ich ergänze da jetzt gar nichts zu, sondern gehe einfach mal weiter.
Julia Da wäre mir das Risiko jetzt einfach zu hoch, weil ich mir denken würde, wer weiß, es ist ein Restrisiko.
Sebastian Aber da ist vielleicht auch einfach Zeit ganz sinnvoll. Also wenn ich eine Stunde warte.
Julia Ja dann, wenn es getrocknet ist, pfff, es muss flüssig sein. Wenn es getrocknet ist, ist es vorbei.
Sebastian Okay, jetzt habe ich hier, Mephisto schreibt von seiner Vasektomie, die ist jetzt etwa anderthalb Jahre her und der hat was festgestellt. Macht ihr das auch in der Urologie? Findet das bei euch statt?
Julia Ja, das mache ich sogar selber.
Sebastian Sehr schön, ich halte mich von dir fern. Nein, alles gut. Und zwar schreibt er, mein seit jeher eher überdurchschnittliches Sexualbedürfnis ist seit meiner Vasektomie bemerkswert gestiegen. Nach der initialen prozedurbedingten Sexpause und dem Abklingen der Schmerzenbührungsempfindlichkeit konnte ich das feststellen. Auch die Signatur der Orgasmen wurde
Julia Nein.
Sebastian Okay.
Julia Also, was heißt nein? Das ist jetzt nichts, In Nebenwirkungen, da gehen wir in der Medizin ja eher von unerwünschten Nebenwirkungen aus. Ist jetzt nicht das typische, dass sich aber das Sexualleben ein bisschen verändern kann, ist durchaus beschrieben, aber das geht in verschiedene Bereiche. Es gibt quasi Menschen nach Vasektomie, die hinterher über Schmerzen klagen, die sagen, es ist ein unangenehmes Gefühl im Hoden, was manchmal auch länger bleibt. Ein bisschen weniger Libido, ein bisschen mehr Libido. Das kann man nicht verallgemeinern. Also ich könnte ihm jetzt nicht ganz genau erklären, warum er jetzt mehr Lust auf Sex hat.
Sebastian Also entweder hat er einfach, ich sag mal, Glück gehabt mit den Nebenwirkungen, in Anführungszeichen. Wir haben gar nicht erklärt, was eine Vasektomie ist. Die Leute, die den Begriff nicht kennen.
Julia Stimmt.
Sebastian Kannst du das in zwei Sätzen beschreiben?
Julia Eine Vasektomie beschreibt quasi einen Eingriff zur Sterilisation des Mannes, bei dem der Samenstrang, das ist die Verbindung zwischen dem Hoden, dem Ei selbst quasi im Hodensack zur Harnröhre beziehungsweise durch die Prostata, das ist quasi die Leitung, die die Spermien Richtung Kanal nach außen bringt im Körper. Also das fängt im Hodensack an und zieht dann einmal in den Bauchraum. Das ist übrigens auch der Grund, warum Tritte in die Eier so wehtun und auch bis in den Bauch oben ziehen, weil der Samenstrang einmal in den Bauch oben reinzieht. Falls man sich also fragt, warum das so irre wehtut und so durchschießend ist bis in die Eingeweide, weil dieser Samenstrang dann auch wieder in den Körper geht. Um den nicht mehr durchlässig zu machen, schneidet man ein kleines Stückchen raus, so ungefähr so ein Zentimeter. Das macht man in der Leiste.
Sebastian Okay, macht ihr das bei jedem der ankommt? Du sagst mach das mal, kann ja auch sein, dass ein Paar sagt
Julia Nein.
Sebastian Also aus Lifestyle-Gründen macht ihr es nicht, aber was ist so der Grund, also wann macht ihr das? Also was sind so für Bedingungen, die ihr stellt?
Julia Wenn der Mann uns glaubhaft versichert, dass es sein Wunsch ist, nicht mehr zeugungsfähig zu sein und uns auch hinreichend versichert, gut darüber nachgedacht zu haben. Es ist natürlich immer einfacher, wenn schon Kinder da sind. Bei sehr jungen Patienten ist man da eher vorsichtig.
Sebastian Lässt sich das rückgängig machen?
Julia Bedingt. Also manchmal wird es in Social Media so postuliert, als sei es einfach rückgängig machbar. Nicht ganz. Es gibt Spezialzentren, die mikrochirurgisch diesen Samenstrang wieder verbinden können. Das hat aber auch keine 100% Erfolgsrate. Also es ist bedingt rückgängig machbar.
Sebastian Also im Zweifel lieber was einfrieren lassen?
Julia Ja, genau, wenn man sich nicht sicher ist. Aber dann ist auch die Frage, ob man sich dann sicher genug ist für eine Vasektomie.
Sebastian Okay, jetzt ich scheuch dich ja hier so ein bisschen durch und wir bleiben dabei. Du kannst natürlich immer viel zu dem sagen, was bei dir in der Klinik, in der Notaufnahme ankommt.
Julia Ja.
Sebastian Vielleicht wo wir jetzt nochmal in deinem Kernbereich drin bleiben. Was sind denn so häufige Sachen, wo du sagst, da haben die Leute irgendwie Mist gebaut, das sollte man lieber lassen. Auf was für Ideen kommen Menschen, im Zweifel auch insbesondere Männer, was für Prozeduren werden da zu Hause ausprobiert und was geht schief?
Julia Generell könnte man festhalten, steckt nur Sachen irgendwo rein, von denen ihr sicher seid, dass sie auch wieder rauskommen ohne größere Probleme. Und da gibt es bei den männlich gelesenen Personen eher so zwei Öffnungen, die problematisch sind. Das ist einmal der Anus und die Harnröhre. Und bei Frauen hätte man da die Vagina und den Anus.
Sebastian Okay, also sicher sein, dass ihr da rauskommt. Okay, komm.
Julia Wir reden drüber.
Sebastian Bisschen Humor. Was heißt Humor? Es ist ja dann doch ernst, ne? Also, was gehört nicht irgendwo rein?
Julia Ich... warte mal.
Sebastian Du wühlst im Rucksack. Ich bin sehr gespannt.
Julia Mal gucken, ob das Mikro das mag.
Sebastian Ja, du kannst hier ans Mikro gehen. Oh ja, das klackert wunderbar. Was hast du mitgebracht? Ist das ein Ding der Woche?
Julia Es ist ein Ding der Woche. Ich habe hier einen medizinischen Becher mitgebracht. Also der Becher ist eigentlich nur so ein Plastikbecher mit einem Deckel, der verschlossen ist, weil ich hier einen kleinen Schatz, den ich geborgen habe oder bei dessen Bergung ich geholfen habe, mitgebracht habe. Und die betroffene Person wollte dieses Teil nicht wiederhaben und deshalb habe ich es in meine persönliche Schatzkiste.
Sebastian Darf ich das mal neben das Becherchen?
Julia Nicht aufmachen.
Sebastian Ich mache es nicht auf, da ist auch so ein Aufkleber drauf, da steht wahrscheinlich drauf Biohazard irgendwas.
Julia Genau.
Sebastian Da habe ich jetzt einen.
Julia Du darfst raten.
Sebastian Ich darf raten. Also ich sehe hier einen, ich würde ich sagen, eine etwas verkürzte, so eine Patrone von der Form her. Also ich habe hier so einen Zylinder, der oben abgerundet ist. Ich würde jetzt sagen, das ist ein Schaumkuss, ein Mini-Schaumkuss, aber sehr hart, würde ich sagen. Also es klackert ja auch wirklich hervorragend. Ich mache davon, wenn ich darf, gerne ein paar Bilder für die Show Notes.
Julia Gerne.
Sebastian Okay, ich darf das nicht aufmachen, aber darin verbröselt auch nichts. Ach, das ist hohl. Ah, jetzt sehe ich, wenn man es umdreht, sieht man, dass es von unten hohl ist. Das könnte so ein Deckel von Haarspray sein oder sowas.
Julia Das ist gar nicht schlecht.
Sebastian Okay, was ist es?
Julia Das ist ein Deodeckel.
Sebastian Ein Deodeckel. Okay, der ist doch quasi von der Art und Weise ein Widerhaken, weil er ja hinten, wo hast du den geborgen? Bitte nicht aus der Harnröhre.
Julia Aus der Harnröhre zum Glück nicht, aber aus dem Po. Das war ein bisschen fachfremd in dem Sinne, weil da eine noch etwas jüngere Person war, die ein akutes Problem hatte, welches aus Experimentierfreudigkeit und Langeweile entstanden war. Und ja, nachts um vier in der Notaufnahme.
Sebastian Okay, aber dann auch gleich zu euch gekommen und das Ding habt ihr am Stück da rausgeholt, also ihr habt den jetzt nicht zertrümmert oder so oder irgendwie habt ihr da groß aufgeschnitten oder wie kriegt man was raus?
Julia Fingerakrobatik. Nein. Also grundsätzlich wenn jemand etwas im Hintern hat, gibt es zwei Möglichkeiten, das erstmal rauszufinden was da los ist. Nummer eins ist das, was jeder Arzt und jede Ärztin beherrschen sollte, die digital-rektale Untersuchung. Das heißt eine Untersuchung im Sinne von Finger-Info-Mexiko, wie wir es immer so nett sagen. Nein, es ist eigentlich die Untersuchung des Enddarms mit dem Finger. Medizinisch gesehen hat die verschiedene Bewandtnis, wenn man nicht gerade einen freien Körper sucht, ist die dafür da, die Analschleimhaut abzutasten und die Prostata abzutasten. Das ist etwas, dieses Abtasten der Prostata und auch diese Untersuchung wird immer den Urologinnen und Urologen zugeschoben. Aber per se jeder und jede Medizinerin oder Mediziner sollte das können und beherrschen und schon mal gemacht haben. Weil für verschiedene Fachrichtungen ist das wichtig. Und immer gleich, die Urologin zu rufen, nur weil jemand mal untersucht werden soll.
Sebastian Ich kann auch sagen, wer das noch nicht erlebt hat, keine Sorge, das ist schnell vorbei, ist auch gar nicht wild. Mein Hausarzt ist da besonders gut drin, aber das dauert zehn Sekunden und dann ist die Sache erledigt.
Julia Genau und Anlauf statt Gleitgel ist halt auch nicht die Devise, sondern man benutzt entweder Vaseline oder betäubendes Gleitgel oder irgendwas, um das angenehm zu machen. Macht das vorsichtig. Wichtig ist, dass man mit den Patientinnen und Patienten spricht. Also nicht, jetzt beugen sich mal vor und ohne Vorwarnung irgendetwas passieren. Es wird auch nicht mehr in so demütigenden Positionen gemacht, sondern Patientinnen und Patienten werden auf die Seite gelegt, man spricht, man sagt erst, was man macht und dann kündigt das auch mit verständlichen Worten an. Das heißt, ich sage meinen Patientinnen nicht, ja, ich mache jetzt eine digital-rektale Untersuchung, weil einige wissen das vielleicht, die anderen sagen mhm und trauen sich nicht zu fragen was ich gemeint habe, sondern sage ich untersuche jetzt mit dem Finger den Po von innen. Ganz klar.
Sebastian Okay und der Patient kam und hat ja gesagt das und das steckt da und da oder war das nur so ein ist irgendwie komisch da steckt wohl was drin. Also das ist ja auch ehrlich gesagt schwierig dann auch den Mund aufzumachen, weil man sich ja so ein Stück weit offenbaren muss.
Julia Bei der Person war es jetzt so, dass sie schon ein bisschen so von Pontius zu Pilatus geschickt wurde, weil sie sich keiner zuständig gefühlt hat. Das war an dem Tag auch einfach zusätzliches Pech und daher war das schon Ehrlichkeit. Und ich wusste schon vorher quasi, ja da steckt ein Deodeckel drin. Und meine wichtigste Frage ist an dem Punkt immer, warum und war das, steckt der da einvernehmlich so? Wer hat den da reingesteckt?
Sebastian Also ich hab gedacht, ich dachte die Warum-Frage stellt ihr dabei lieber nicht.
Julia Na doch, also ich möchte per se erstmal ausschließen, dass es sich um eine sexuelle Gewalttat handelt. Das ist für mich das Allerwichtigste, das einmal rauszufinden. Haben wir es hier mit einer Straftat eventuell zu tun, weil dann müsste ich mir halt auch noch... Andere KollegInnen dazu holen, eventuell die Polizei verständigen, das ist ein ganz anderer Apparat und würde auch von mir noch eine ganz andere Sensibilität erfordern. Natürlich, jeder Patient und jede Patientin sollte sensibel behandelt werden, aber wenn wir es mit potenziell traumatisierten PatientInnen zu tun haben, ist das natürlich nochmal ein ganz anderes Thema.
Sebastian Natürlich.
Julia Daher ist das noch ein bisschen die Frage, eher die Warum-Frage. Per se geht mich das ja auch nichts an. Ich bin eigentlich dafür da, das medizinische Problem zu lösen, aber ich bin natürlich auch neugierig.
Sebastian Dieses konkrete Problem habt ihr jetzt wie gelöst?
Julia In dem Fall war es so, ich habe dann erstmal meine Untersuchungen gemacht mit dem Finger. Da will ich mir erstmal gucken, komme ich dran, kann ich es rausziehen, mal schauen. Und jetzt sieht man es leider natürlich im Podcast nicht, aber meine Finger sind leider nicht die perfekten Urologinnen-Finger. Da könnte man so Klavierspieler-Hände gebrauchen. So lange Spinnenfinger. Und ich habe eher so kürzere Wurstfinger, ist in Ordnung. Ich konnte das enttasten, kam dran, konnte diesen Deckel leider nicht rausziehen, aber was mir gelungen ist, ihn mit sehr sehr viel betäubendem Gleitgel und ganz ganz behutsam innerlich zu drehen. Und dann konnte die Person das netterweise selbst auf der Toilette erledigen, weil dann die glatte Seite auch Richtung Ausgang gezeigt hat und die scharfe Seite, das war nämlich vorher das Problem, dass natürlich der Deckel mit der glatten Seite eingeführt wurde, beim rausziehen stecken geblieben ist und dann natürlich die nicht ergonomische Seite Richtung Ausgang gezeigt hat.
Sebastian Also wenn irgendwas drin steckt, wie wahrscheinlich ist es, dass es von selbst wieder rauskommt? Oder sollte ich einfach gar nicht rumprobieren?
Julia Man kann natürlich selber versuchen, erstmal mit Entspannung zu gucken, ob das auf der Toilette selbst klappt. Wenn ich aber so einen scharfkantigen Gegenstand habe, dann ist es natürlich ein bisschen schwieriger. Und ich hatte mal einen anderen Fall, da ist ein langer Pinker Dildo verschwunden und der war halt wirklich lang und das Problem war, dass der quasi sich ein kleines Stück hinter dem Po-Loch hinterm Steißbein verklemmt hat und selber, weil der so groß war, es nicht geschafft hat, die Kurve zu kriegen. Und da hatte ich damals das Glück, dass ich mit dem Finger halt reingekommen bin und den so ein
Sebastian Ist das sehr schmerzhaft, wenn die Menschen dabei betäubt kriegen, die vielleicht was zur Beruhigung, dass sie es nicht mehr so mitkriegen? Oder ist das so, da jetzt mal stillhalten und wir machen das schon, das dauert halt ein Stündchen. Keine Ahnung.
Julia Nein, also ich kann nur weil ich noch keinen Kollegen quasi über die Schulter geguckt habe, die da irgendwie nachts Sachen geborgen haben. Ich verlasse mich da auf die Kommunikation und auf das betäubende Gleitgel. Wir haben zum Katheterlegen steriles Gleitgel, wo Lidocain, so ein lokales Betäubungsmittel, drin ist. Das flutscht ganz gut und das macht ein bisschen die Schmerzen weg. Und das ist das, was ich benutze und spreche halt mit den PatientInnen. Und wenn es gar nicht aushaltbar wäre, dann wäre mein nächster Schritt, weil als Urologin ist natürlich, was so anale Geschichten angeht, wenn ich dann mit dem Finger drankomme und mit dem Finger vorsichtig was rausziehen kann, dann ist das für mich eine sichere Geschichte. Aber ich würde nicht anfangen jetzt mit irgendwelchen Geräten oder Zangen da versuchen, was zu bergen, weil dafür bräuchte ich eine komplette Übersicht. Und das wäre was, was die Proktologen, die so aus dem Bereich der allgemeinen Chirurgie kämen, machen würden.
Sebastian Was ist eigentlich die Gefahr dabei? Also ich stelle mir auch gerade vor, bei dem Teil jetzt hier, diese scharfkantige, ich stelle mir vor, da werden Schleimhäute verletzt, dann blutet das wie Sau, Infektionsgefahr, das ganze Theater.
Julia Ja, das ist genau das. Oder Perforationsgefahr, dass es halt ein Loch in der Darmschleimhaut gibt und dann Stuhlgang in den Bauchraum austreten kann und sich dann eine Bauchfellentzündung bilden kann, die potenziell tödlich verlaufen kann. Also schwere Bauchfellverletzungen. Das wäre bei sehr scharfkantigen, also dieser Deodeckel ist noch in Ordnung. Und zum Beispiel dann den Patientinnen und Patienten, man schaut, ist Blutabgang dann mit dabei? Als herausgekommen ist, da war kein Tropfen Blut dabei. Und ich habe der Person dann deutlich gesagt, wenn Blut im Stuhl auftritt oder starke Bauchschmerzen passieren, sofort wiederkommen. Das ist dann in Ordnung. Nee oder die Alternative ist natürlich, wenn ein großer Gegenstand im Darm verbleibt, es kann einerseits passieren, dass der weiter gegen die eigentliche Richtung wandert, also eher Richtung oral. Das ist gerade das Problem bei irgendwelchen Vibratoren, die noch irgendwie so einen Motor haben und sich vorarbeiten.
Sebastian Achso, wenn die sich selbstständig weiter bewegen.
Julia Das ist natürlich dann irgendwie ein Problem. Und das andere Problem ist natürlich, dass es das Lumen, also die Öffnung, die Röhre verstopft und sich dann einfach auch ein Darmverschluss bilden kann.
Sebastian Okay, also die Gefahr, dass der Vibrator sich selbstständig vorarbeitet, daran habe ich überhaupt nicht gedacht, dass das möglich sein kann.
Julia Oh, das geht, das ist ja.
Sebastian Das kommt häufiger vor?
Julia Durchaus. Also da müsste man jetzt noch mal die allgemeinchirurgischen KollegInnen befragen, aber es sind Sachen, die ich schon sehr oft gehört habe, wo es auch einige Case Reports drüber gibt. Also so batteriebetriebene Dinge. Es ist immer gut, deshalb sage ich, man muss gucken, dass man die Sachen wieder rauskriegt und nicht verliert. Und wenn sie verloren gehen, frühzeitig gerne zur Notaufnahme kommen, wenn man es nicht mehr rausbekommt. Und nicht erst warten, bis es sonst wo ist, weil ab dem Punkt, wo man hinten nicht mehr drankommt und vielleicht auch nicht durch so eine kleine Spiegelung des Enddarms rankommt, dann müsste man das Ganze wirklich operativ bergen und das möchte man nicht. Also ich möchte keinen Menschen aufschneiden, was heißt unnötig, aber wenn ich es eigentlich verhindern kann. Wenn es natürlich abgehauen ist, bleibt mir nichts anderes übrig, aber ich würde den Punkt eigentlich gerne vermeiden.
Sebastian Bei vibrierendem Zeug möglichst in aufrechter Haltung, relativ schnell ins Krankenhaus, damit es sich nicht selbstständig macht.
Julia Oder falls man eine Fernbedienung hat, die Vibrationen noch ausschalten, wäre gut.
Sebastian Ja, leider gibt es da keinen Rückwärtsgangknopf. Ich habe noch keinen entdeckt. Gehen wir mal so ein bisschen
Julia Harnröhre?
Sebastian Ja.
Julia Es gibt Menschen, deren Harnröhre sehr sensibel ist und die auch einen immensen Lustgewinn dadurch empfinden, sich Dinge in die Harnröhre einzuführen. Dabei muss man natürlich bedenken, dass so eine Harnröhre eine sehr sensible Schleimhaut ist und auch eine sehr empfindliche Schleimhaut. Und wenn etwas in der Harnröhre verschwindet, ist es auch deutlich schwieriger, das irgendwie wieder rauszubekommen, weil man auch im Gegensatz zum Darm, da ist es schwer, irgendwie durch Pressen das Ganze regeln kann.
Sebastian Da hat man kein Muskel für, ne?
Julia Nee, nicht so richtig. Und die Gefahr ist natürlich, dass es sich dann irgendwann auch die Harnröhre verstopft oder quasi zurück in die Blase wandert, was auch doof ist.
Sebastian Was sagst du denn zu Dilatoren? Also diese leicht geschwungenen, relativ langen Metallstäbchen, die es in Sets gibt mit unterschiedlichen Durchmessern, die ja genau
Julia Spitze. Die sind nicht scharfkantig, die kann man einfach säubern und wenn man die nicht verliert, und meistens sind die ja so lang, dass man die nicht einfach verlieren kann, dann ist das eine gute Idee. Da ist natürlich trotzdem noch eine gewisse Vorsicht geboten, also man sollte sie mit einer Behutsamkeit anwenden und man sollte sie möglichst steril anwenden.
Sebastian Auch mit Gleitgel, weil das ist ja vielleicht dann selber auch nicht steril.
Julia Dann kann man schauen, ob man einfach es schafft, sich steriles Gleitgel zu besorgen, aber Gleitgel ist da schon eine gute Idee.
Sebastian Ja, also vielleicht von der Länge, also ich habe jetzt gerade, das Wirtshaus war es, hatte da mal mir ein Set als Ding der Woche da in die Hand gedrückt und die waren so, ich würde sagen so 15 Zentimeter, vielleicht auch ein bisschen mehr lang. Wie lang ist denn die Harnröhre beim Kerl? Also ich konnte mir nicht vorstellen, dass man die da bis Anschlag reinkriegt, aber die Harnröhre hört ja nicht schlagartig beim Penis auf, also bis wohin geht's?
Julia Die Harnröhre geht bis in die Blase und das ist ein kleines Stück oberhalb quasi der Eintrittsstelle des Penis. Und interessant ist, dass die Harnröhre da eine fast 90 Grad Kurve macht.
Sebastian Ah.
Julia Ich hätte mal ein Bild mitbringen sollen, aber das sieht man im Podcast ja eh nicht.
Sebastian Du packst die Shownotes, also die Bilder, ich hab das mal ausgewertet, etwa 10 Prozent des Publikums klickt früher oder später mal auf die Shownotes, also da können wir Bilder platzieren, so viele du willst und auch Beschriften immer her damit, also liebes Publikum schaut da rein.
Julia Also die Harnröhre ist noch mal ein gutes Stück länger als quasi der Penis, weil das nur die Endstrecke quasi der Harnröhre ist und wir haben noch einen inneren Teil der Harnröhre, man hat die Blase im Körper und dann geht die Harnröhre erstmal senkrecht nach unten unterhalb der Blase und macht dann einen Knick nach vorne aus dem Körper raus. Und da direkt unter der Blase sitzt die Prostata und bildet quasi den ersten Teil der Harnröhre unterhalb der Blase. Wir haben also eine Blase und da drunter so einen Ball, die kleine Prostatakastanie. Und die bildet eigentlich diesen Teil der Harnröhre und da drunter macht es einen Knick nach vorne. Und das ist auch interessant, die meisten Dilatatoren, mit denen kommt man so ungefähr bis zu diesem Knick, weil um diesen Knick rum bis in die Blase würde man gar nicht wollen. Wir Urologinnen benutzen beim Katheterisieren oder bei Kathetern, die gibt es ja teilweise auch im Kinky-Bereich, da hat man weiche, biegsame Materialien, Silikon oder Latex, mit denen man vorsichtig um die Kurve kommen kann. Die sind für männliche Harnröhren auch immer so ein, die haben immer so einen kleinen Knick, das ist der Trick, damit man da um die Ecke kommt.
Sebastian Die sind also so ein bisschen vorgebogen schon, damit sie wollen.
Julia Nennt sich Tiemann-Spitze, genau, damit kommt man da rum. Und bei den Dilatatoren ist es so, manchmal haben die auch noch so einen kleinen Knick, dass man da vielleicht so ein bisschen rumkommt, aber man möchte eigentlich mit so einem Dilatator nicht unbedingt bis in die Blase kommen, weil dann würde man da wieder riskieren, die Blasenschleimhaut zu reizen oder zu verletzen.
Sebastian Das war jetzt der Kerl, wie ist das bei den Frauen?
Julia Aber bei Frauen ist die Harnröhre sehr viel kürzer. Die Tatsache wird immer dafür verantwortlich gemacht, dass Frauen mehr Blasenentzündungen bekommen, weil Bakterien das natürlich einen viel, viel kürzeren Weg haben. Aber auch Frauen können durchaus sensibel sein. Da ist natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass man schnell in der Blase landet, viel, viel größer. Aber da ist auch nicht die Gefahr, dass man so viel verlieren kann, weil man nicht so viel Strecke hat.
Sebastian Ja also da wenn ich überlege gerade mit so einem Dilator, also man muss erstmal finden und treffen und ein bisschen suchen, das ist nicht ganz so einfach, aber das ist ja, geht ja genauso, also das Spiel ist im Grunde das gleiche, ob das Gefühl das gleiche ist, das kann natürlich niemand sagen.
Julia Schwierig zu sagen.
Sebastian Aber da bist du gerade richtig an dem Thema, da hat nämlich Casey was geschrieben, da geht es nämlich um den Schutz von Harnleiter bei Mann und Frau, speziell bei so einer Neigung zu Blasenentzündung.
Julia Reden wir von der Harnröhre oder dem Harnleiter, das ist jetzt nämlich interessant. Hatte ich nämlich auch gesehen.
Sebastian Hier steht tatsächlich Ureter. Okay, Harnleiter. Du hast recht, ich war nicht ganz präzise beim Ausformulieren.
Julia Anatomische muss man jetzt vielleicht nochmal klarstellen. Wir haben die Nieren in den Flanken, rechts und links. Dann kommt die erste urologische Röhre quasi. Das sind die Harnleiter. Die transportieren den Urin in die Blase. Von oben nach unten. Haben wir zwei von. Wenn wir die anatomisch häufigste Variante haben, haben wir zwei davon. Und das sind auch entgegen, wie ich es jetzt gerade so lapidar gesagt habe, keine starren Röhren, sondern quasi Muskel, eine Röhre mit Muskelschlauch, der kann quasi den Urin nach unten produzieren. Die zu schützen...
Sebastian Da komme ich doch gar nicht ran.
Julia Da komme ich auch gar nicht ran, genau. Da müsste ich durch die Harnröhre, das ist der Ausgang zwischen Blase und draußen, erst mal irgendwas stecken, womit ich dann den Harnleiter treffe. Das ist auch unter sich echt schwierig. Das macht man nämlich bei so Nierensteinentfernung. Da spiegelt man da rein. Das ist also ganz schwierig. Was aber die Gefahr ist für so Harnleiter und Niere, wenn ich eine Blasenentzündung habe, besteht die Gefahr der aufsteigenden Entzündung. Also, dass sich die Entzündung über die Harnleiter in die Nieren ausbreitet. Und an Nierenbeckenentzündungen ist man in der präantibiotischen Zeit auch gerne gestorben und auch das ist immer noch ein Problem, weil es die Nieren sehr schädigen kann. Also sollte man vermeiden, sowas zu bekommen oder auch häufiger zu bekommen. Ich denke, bei der Frage ging es eher darum, wie schütze ich generell meinen Harntrakt. Also wirklich Vorsicht walten lassen bei so Themen wie Katheterisieren oder auch Dilatatoren, Weil halt auch Verletzungen der Harnröhre, wenn das passiert, dann bilden sich Narben und Engstellen, im medizinischen Sinne nennen wir das Strikturen. Das ist halt quasi da, wo ich eine Röhre habe und da wo es verletzt war, dann bildet sich eine Narbe und das ist ein bisschen enger. Und mit Pech kann man dann wirklich so Harnröhren-Engstellen bekommen und wenn es immer weiter vernarbt, kann es irgendwann so eng werden, dass man nicht mal richtig Wasser lassen kann.
Sebastian Könnt ihr das lösen?
Julia Ja, können wir. Chirurgisch. Das ist dann eine Operation.
Sebastian Ich habe mal zum Thema Blasenentzündung, vielleicht kannst du mir da nochmal helfen. Ich habe mal miterlebt, wie jemand aus dem Bekanntenkreis, da war eine Blasenentzündung und dann gab es Antibiotika. Und zwar genau eine Tablette. Das war's. Und da dachte ich, das ist Antibiotika, das kann ja gar nicht sein, das frisst man normalerweise über eine Woche oder so und auf keinen Fall kürzer und so. Wo ich dachte, da gibt es offenbar einen medizinischen Fortschritt. Eine Tablette und am nächsten Tag ist das Thema erledigt. Wahnsinn.
Julia Da sind verschiedene Antibiotika unterschiedlich vom Wirkspektrum und es gibt Sachen, da bekommt man wirklich nur einmal ein Präparat. Das häufigste gerade so beim Thema Blasenentzündung ist, dass wir nicht eine Tablette geben, sondern so ein Einmalgranulat. Das ist so ein Pulverchen, was man in Wasser auflöst und dann trinkt, am besten vorm Schlafen gehen. Dann wird das quasi durchgespült durch die Nieren in die Blase und nachts ist dann der Vorteil, dass man erstmal schläft, während sich die Blase langsam füllt. Und dann bleibt das möglichst lange in der Blase.
Sebastian Okay,
Julia Ja, genau.
Sebastian Okay, was kann ich denn generell tun, also um da, auch gerade beim Sex, ne, also wie kann ich da den ganzen Harntrakt so ein bisschen schützen, dass da nichts passiert? Ich meine, ich kann ja keinen Pfropfen da reinstecken, damit da nichts reinkommt, also ist das häufig, dass da irgendwas eindringt, was nicht soll? Oder ich merke ja auch, das brennt so ein bisschen, wenn da das falsche Shampoo irgendwie ankommt, da gibt es offenbar Sensoren im Körper, die sagen, hier, da ist was, was ich nicht haben will, chemisch. Stimmt das überhaupt?
Julia Ja, Schleimhäute sind sensibel, auch gerade auf so reizende Sachen wie Shampoo oder alkoholische Sachen, auch wenn ich da jetzt irgendwie Ingwer oder irgendwas Scharfes dran reiben würde.
Sebastian Das ist aber
Julia Das kann auch eine Wir haben generell natürlich die Harnröhre sowohl beim Mann als auch bei der Frau natürlich sehr nah oder mittendrin von den Organen sind, die gerade beim, gehen wir jetzt mal von Peno-Vaginalverkehr kurz aus, die da total involviert sind.
Sebastian Was ist Peno-Vaginalverkehr?
Julia Penis in Vagina. Oder generell penetrativer oder penetrierender Sex je nachdem durch Penis und Vagina. Da hätten wir natürlich beide Harnröhren, die mitten im Gefecht sein würden. Bei Mann ist es natürlich so, dass die Harnröhre länger ist. Das heißt, selbst wenn da so ein paar Bakterien so ein kleines Stück reinkommen, haben die es sehr viel weiter bis in die Blase und können leichter durch Urin oder auch durch das Sperma gleich wieder mit rausgeschossen werden. Bei Frauen, bei einer kürzeren Harnröhre, wo auch der Harnröhreneingang direkt neben der Vagina liegt, das ist quasi das kleine Loch zwischen Klitoris und Vagina, Da kann es natürlich passieren, dass einerseits da Bakterien mit reinkommen, weshalb es auch noch mal ganz ganz wichtig ist, wenn man zwischen Vaginal- und Analsex wechselt, dass man zwischendurch das Kondom mit wechselt, wenn man ein Kondom benutzt oder sich den Penis wäscht, sollte man das.
Sebastian Waschen oder desinfizieren am besten?
Julia Desinfizieren ist vielleicht ein bisschen doll.
Sebastian Wir sind ja hier im BDSM-Podcast.
Julia Generell kann man natürlich auch zum Schutz der Harnröhre nicht unbedingt empfehlen, dass man Analsex ohne Kondom hat. Selbst wenn beide Partner getestet sind oder PartnerInnen getestet sind, dann ist es halt so, dass die Darmbakterien, die im Enddarm nun mal vorhanden sind, halt auch die Harnröhre angreifen können und wiederum Harnwegsinfekte auslösen können. Wichtig ist auch, dass wenn ein Harnwegsinfekt besteht, Harnwegsinfekte sind auch sexuell übertragbar. Also ich kann mich mit einer Blasenentzündung auch anstecken, im Zweifel, wenn jemand eine Blasenentzündung hat. Gleichzeitig kann Sex oder kann auch insgesamt Stimulation die Harnröhre reizen. Also es kann auch sein, dass man nach, ob es nun jetzt penetrative Reizung ist oder Vibration oder einfach irgendeine Art von Spielen an Klitoris oder Harnröhreneingang, dass man einfach so ein Missempfinden-Gefühl hat, ohne dass es gleich eine Entzündung sein muss, dass einfach eine Reizung da ist.
Sebastian Okay, das kann aber wieder weggehen.
Julia Ja. Und Sex und Blasenentzündungen, das ist ein schwieriges Thema. Menschen, die zu Blasenentzündungen neigen, die haben häufig das Problem, dass Sex echt auch nochmal ein guter Auslöser ist. Die Pille kann teilweise Einfluss darauf haben, dass man dadurch mehr zu Blasenentzündungen neigt. Benutzung von Kondomen. Manchmal reizen Kondome wiederum. Gleichzeitig helfen die aber auch gegen Bakterien. Es ist eine schwierige Kiste und das zu verallgemeinern, was da alles hilft, ist häufig schwierig. Also da muss man ganz genau gucken, was macht die Person jeweils. Was auch studienmäßig so ein bisschen umstritten ist, aber immer noch ein eigentlich gängiger Tipp ist, dass man nach dem Sex einmal zur Toilette geht, um seine Harnröhre durchzuspülen quasi, um mögliche Bakterien quasi einfach auszupinkeln. Ich würde mich da persönlich einfach dran halten. Auch wenn es eher so ein, ja es könnte was bringen, dann sagen die Nächsten, nein es bringt eigentlich nichts. Es ist, finde ich, ein geringer Aufwand dafür und kann einem vielleicht auch ein bisschen psychologisch helfen.
Sebastian Ich füge jetzt mal eine Frage selbst hinzu, weil ich hatte schon mal hier mit einem Mediziner gesprochen im Podcast und der sagte mir, bevor wir aufgenommen haben: Also das Thema weibliche Ejakulation, das lassen wir mal weg, da gibt es überhaupt keine Studienlage, da weiß ich nix zu, da will ich nix zu sagen und die Fragen kannst du dir bitte schenken. So, das war die Ansage. Jetzt gibt es da alle möglichen Mythen, die einen sagen, das ist nur Pipi, andere sagen, das ist was völlig anderes. Ich bin da jetzt einfach mal neugierig. Gibt's das? Da lachst du schon, sehr gut. Und was ist das? Was ist da bekannt?
Julia Es ist ein schwieriges Thema, weil die weibliche Anatomie insgesamt auch noch im Medizinstudium relativ vernachlässigt ist. Weibliche Ejakulation hat, glaube ich, niemand was davon gehört. Ich hoffe, es hat sich mittlerweile ein bisschen gebessert. Man muss dazu sagen, dass zumindest das deutsche Standardwerk der Anatomie nachgezogen hat, indem sie immerhin jetzt soweit sind, dass sie die Klitoris-Anatomie richtiger darstellen. Vorher haben die das Ganze nämlich als so eine kleine Knospe nur dargestellt und so getan, als wäre die Klitoris bonenförmig. Und dass da zwei sehr große Schenkel im Inneren noch sind, wurde einfach ignoriert.
Sebastian Was war das vorher? Muskelgewebe?
Julia Nee. Es wurde einfach geleugnet. Die Beckenbodenmuskulatur wurde eingezeichnet und das war's. Die war einfach nicht vorhanden in den alten anatomischen Zeichnungen und in vielen auch gerade gynäkologischen Büchern ist es leider auch noch so. Da muss man tief durchatmen. Es ist ziemlich schwierig, dementsprechend wurde das im Medizinstudium teilweise auch völlig ignoriert. Was wir aber wissen ist, dass es prostataartiges Gewebe auch bei Frauen gibt, um die Harnröhre herum. Da gibt es ein Gewebekomplex, der dem Prostata-Gewebe relativ ähnlich ist. Und bei der männlichen Ejakulation ist es so, dass die Prostata quasi neben den Spermien, die im Hoden entstehen, die Prostata und die Samenbläschen das restliche Sekret zur Ejakulation geben. Also ist so eine Theorie zur weiblichen Ejakulation, dass das dieses, man nennt es paraurethrales Gewebe der Frau, also übersetzt neben der Haarenröhre, paraurethral, dass das, das ist was quasi bei der weiblichen Ejakulation die Flüssigkeit erzeugt. Wäre eine Theorie. Ob die jetzt 100% stimmt? Hm. Aber das wäre.
Sebastian Okay, da müssen wir also irgendwann ein Update machen, wenn es da einen Durchbruch in der Forschung gibt. Also man hat das Gewebe quasi gefunden. Ich wollte gerade sagen, man hat ja den Körper durchleuchtet, in Scheibchen geschnitten und gescannt und da muss doch jeder Quadratnanometer-Gewebe muss doch irgendwie bekannt sein und irgendwas zugeordnet worden sein. Wobei ich überlege gerade, es gab mal diesen Patienten, den haben sie wirklich eingef… irgendwie zersägt in hauchdünne Scheibchen, dann kann man im Internet, kann man dieses 3D-Modell da komplett durch. Aber ich glaube, das war auch wieder ein Kerl. Da hat es wieder keinen Sinn. Okay, ich habe hierzu noch eine Frage, nämlich zum Thema Fisten. Jetzt kommen wir langsam in den SM-Bereich auch endlich mal rein. Entschuldigung, dass es so lange dauert, liebes Publikum, aber nehmt euch die Zeit. Ihr habt ja Kapitelmarken. Fisten, der Vagina nehme ich jetzt erstmal als ersten Teil. Fisten, kann der Uterus beschädigt werden? Und überhaupt, was kann alles kaputt gehen, wenn man da, ich meine so eine Faust, das ist ja ganz ordentlich, was geht da schief? Und hattest du vielleicht mal eine Patientin da, wo die Hand dann einfach nicht mehr raus ging? Keine Ahnung.
Julia Ich hatte so eine Patientin noch nicht. Ich glaube, die würden sich auch eher in der Gynäkologie vorstellen. Ich kenne jetzt da aber auch keine Fallbeispiele, aber da muss ich auch wirklich sagen, ich bin keine Gynäkologin per se. Es ist aber anatomisch gesehen die gesamte Gebärmutter zu schädigen relativ schwierig. Die Vagina mündet ja quasi in den oder beziehungsweise die Gebärmutter mündet mit ihrem Hals in den Vaginalschlauch. Und sicherlich wäre es möglich, wenn man jetzt mit der geöffneten Hand und langen Fingernägel da fuhrwerkt, dass man es schon schaffen würde, den Gebärmutterhals zu beschädigen. Oder auch durch extrem brutales Fisten könnte ich mir vorstellen, dass dieser Gebärmutterhals Schaden nehmen könnte. Also möglich wäre das schon, dass man durch Fingernägel oder durch viele Sachen da... Zu viel Gewalt ausübt. Ich denke aber, wenn man das vorsichtig macht, mit kurzen Fingernägeln und nicht mit Gewalt, man muss natürlich auch warten, dass sich das Gewebe dehnt. Per se ist die Vagina groß genug, dass sie eine Faust aufnehmen kann. Weil prinzipiell aus dem Becken und aus der Gebärmutter kommt ja im Prinzip irgendwann ein Kindskopf. Und es gibt natürlich große Personen mit sehr großen Fäusten, das ist natürlich das eine, aber da ist eigentlich genug Platz. Wichtig ist, dass das Gewebe drumherum, sowohl die Schleimhaut als auch die Muskeln gut vorgedehnt sind. Dass man Gleitgel benutzt, dass man sich Zeit lässt. Also dass durch brutales Fisten und wirklich gewaltvolles Fisten Schäden entstehen können, total möglich. Aber mit Vorsicht kriegt man das auch ohne hin.
Sebastian Ich glaube das Hauptproblem
Julia Ja, total.
Sebastian Da helfen dann Handschuhe im Zweifel.
Julia Genau.
Sebastian Okay, also ich glaube das ist ja auch ein Gewebe, was Schmerz empfinden kann. Vermutlich mal. Das heißt man merkt dann schon, wenn das gerade so heftig ist.
Julia Ja, gerade der Gebärmutterhals, da unterscheiden sich Menschen mit Gebärmutter auch total. Also einige mögen Penetration des Gebärmutterhalses auch sehr gerne. Dann gibt's andere Personen, die so einen empfindlichen Gebärmutterhals haben, dass sie quasi schon zusammenzucken, wenn man dagegen kommt. Ich bin da auch eher die Variante, oh, aua, nicht so doll bitte. Aber das ist total individuell unterschiedlich.
Sebastian Bleiben wir beim Fisting. Anal. Ist ja dein Job manchmal, hab ich das Gefühl. Also geht das? Ich weiß, dass es geht, aber wie weit ist das noch gesund? Weil das ist ja schon ein bisschen ein größerer Impact.
Julia Auch da kommt es natürlich auf die Brutalität an. Also auch da kann man durch Brutalität und zu schnelles Vorgehen eine Menge kaputt machen. Aber prinzipiell ist der Analkanal groß und dehnbar. Der Schließmuskel ist ein Muskel, der sich auch problemlos dehnen lässt. Genauso wie die Analschleimhaut. Interessant ist, wenn man einmal mitbekommen hat, wenn man Patientinnen und Patienten in Narkose legt, dann werden die nicht nur Schlafen gelegt, sondern denen wird auch etwas gespritzt, was die Muskeln entspannt. Sogenannte Muskelrelaxanz. Und wenn das gegeben ist, dann zum Beispiel für irgendwelche Operationen im Analbereich, dann merkt man auf einmal, wie weit sich das dehnen lässt, auch ohne Schäden. Also der Platz, um jemanden anal zu fisten, ist definitiv da. Nur wir haben natürlich eine gewisse Spannung der Muskulatur und eine gewisse Gewöhnung. Und der Analkanal selber ist einer der schmerzempfindlichsten. So die ersten ein, zwei Zentimeter sind sehr, sehr, sehr empfindlich und sehr, sehr gut innerviert. Das heißt. Da ist viel Vorsicht und viel Vordehnung angesagt. Also mit genug Zeit und genug Gleitgel ist es total möglich, jemanden anal zu fisten. Nur Vorsicht. Keine scharfen Gegenstände, keine scharfen Fingernägel, die dann irgendwie innen an der Schleimhaut kratzen. Also da muss man gut aufpassen. Kommunikation und eine gewisse Vorsicht. Habe ich eben schon so vor unserer Aufnahme gesagt. Wenn man lange in der Notaufnahme arbeitet, dann fängt man irgendwann an, am gesunden Menschenverstand der Menschen teilweise zu zweifeln, weil einige Menschen halt einfach Dinge machen, wo man einfach ein bisschen sprachlos ist und sich denkt, what? Wie kommt man denn auf die Idee, dass das noch in irgendeiner Form der Gesundheit förderlich sein kann? Da fällt es mir manchmal so ein bisschen schwer zu sagen, verlasst euch auf euren gesunden Menschenverstand, der halt bei manchen Leuten auch nicht gesund ist. Ich hoffe deine Zuhörerschaft hat ein bisschen Maß.
Sebastian Ich sag ja immer, Geilheit macht blöd.
Julia Das ist ein bisschen das Problem. Und vielleicht ist es bei vielen Praktiken gut, sich einen Plan zu machen, einen groben, was man vorhat, zu einem Zeitpunkt,
Sebastian Wie ist denn das mit den ganzen Analtoys, so Plugs und so? Wenn ich die kaufen kann, sind
Julia Das könnte ich jetzt gar nicht so pauschal beantworten. Ich glaube da müsste man auch mal gucken aus welchen Materialien die sind. Da gibt es auch immer so Stiftung Öko-, Stiftung Warentest, ob überhaupt die Materialien verträglich sind. Und insgesamt muss man halt schauen, dass man... sicher aus einem urologischen Sinne sind sie dann, wenn sie nicht scharfkantig sind und wenn sie eine gute Rückholplatte haben, also so eine Platte, dass es nicht verschwindet.
Sebastian Also das sollte da sein.
Julia Ja, ab einer gewissen Größe. Man muss natürlich auch sagen, es werden absurd riesige Analplugs teilweise angeboten.
Sebastian Hat schon in der Hand irgendwie 60, 70 Zentimeter und mir wurde gesagt, das kann auch fast verschwinden. Ist das möglich?
Julia Es gibt so Dinge, die kann ich mir auch persönlich schwer vorstellen, aber da ist die menschliche Anatomie auch total unterschiedlich. Und wir haben ja auch unterschiedlich große Menschen. Also in mir glaube ich nicht. Ich bin 1,62 groß. Das klappt glaube ich nicht. Aber wer weiß. Körper sind halt kein Standard. Es wäre einfacher, wenn sie es wären.
Sebastian Analplugs von Delena mal die Frage, wie lange kann man die maximal tragen? Also reagiert der Körper vielleicht irgendwann komisch oder macht er irgendwas oder wird der Schließmuskel vielleicht, ich meine inkontinent?
Julia Also ein Schließmuskel kann inkontinent werden, wenn er verletzt wird, also wirklich ein Riss am Schließmuskel passiert. Das ist... Glaube ich, auch nicht ganz einfach zu erreichen, sondern da muss man schon ein bisschen mehr Gewalt anwenden. Oder halt gegen wirklich, wenn der komplett gespannt ist oder man mit viel Gewalt versucht da reinzukommen, dann kann der auch verletzt werden. Aber normalerweise ist es so, erst die Schleimhaut, die ein bisschen Schaden nimmt, wenn irgendwas passiert. Und Schleimhauteinrisse können da sehr, sehr schmerzhaft sein. Manchmal auch behandlungsbedürftig, aber vor allem halt sehr, sehr schmerzhaft. Das mit den Analplugs, das limitiert sich dadurch, dass man irgendwann natürlich auch auf Toilette muss. Und man kann selber natürlich beschließen, dass man seinen Stuhlgang zurückhält. Das kann aber wirklich Verstopfungen und Verdauungsprobleme ...
Sebastian Man merkt anscheinend, es wird einem sehr komisch irgendwann.
Julia Ja, also das muss man vielleicht ... Es gibt so Sachen, das muss man vielleicht nicht provozieren. Das kann halt auch echt Kreislaufprobleme machen. Und natürlich ist es auch wieder die Frage, je nachdem welches Material, dass halt einfach die Analschleimhaut dann wund wird irgendwann, wenn man das zu lange trägt. Aber normalerweise wird es halt auch irgendwann auch unangenehm.
Sebastian Okay, gut, das kann ja gerade im BDSM so der Fall sein, wo dann das Gegenüber sagt, ah jetzt ist es aber unangenehm. Dann ist die Frage, kann ich dann sagen, ja, zehn Minuten kannst du noch oder sage ich dann, zwei Stunden kannst du noch?
Julia Ich würde eher die zehn Minuten dann nehmen.
Sebastian Okay. Eine häufigere Frage ist, ob Analverkehr oder auch Analplugs, ob das Hämorrhoiden begünstigt?
Julia Prinzipiell werden Hämorrhoiden eher dadurch begünstigt, dass man so aus, Ausstülpung, der des analen Venenplexus hat. Also das sind quasi so Gewebskissen, die sich ausstülpen. Und die stülpen sich eher dadurch aus, dass zu viel Druck im Inneren herrscht. Und was Hämorrhoiden begünstigt, ist eher zu harter Stuhlgang, der mit Kraft rausgepresst wird. Ich würde sagen, bei...
Sebastian Man scheißt seinen Darm quasi mit aus. Kann man das so ganz plakativ boshaft sagen? Entschuldigung, ich hab ja gesagt, ich bin dafür da, das Niveau zu drücken.
Julia Ja. Man hat quasi so ein bisschen eine, ja es gibt eine kleine Ausstülpung. Man scheißt nicht seinen ganzen Darm mit raus, das ist ja ein Vorfall der Darmschleimhaut, das kann theoretisch auch passieren. Bei anderen Erkrankungen, wenn ich da zum Beispiel eine Schließmuskel, wenn mein Schließmuskel nicht mehr richtig schließt zum Beispiel, dann kann es passieren, dass quasi mein Enddarm auch rausfällt. Aber bei Hämorrhoiden ist es wirklich nicht die Schleimhaut, die rauskommt, sondern es sind quasi so Venenkissen. Ich kenne da noch keinen Zusammenhang. Wie gesagt, meine Vorstellung wäre eher, dass es, wenn Hämorrhoiden da sind, passieren könnte, dass es eher unangenehm ist. Oder es leichter passieren kann, dass diese Hämorrhoiden verletzt werden, dass es Blutungen gibt und es dadurch Problem ist. dass es das begünstigt, wäre auch eher durch die Entstehungsgeschichte für mich nicht so ganz logisch.
Sebastian Generell, wo du sagst Blutung, beim Analverkehr, wenn ich da irgendwas mache, wenn da, wenn es blutet. Gibt ein Unterschied Rinnsal und Katastrophe oder mal ein paar Tropfen? Ist das ein Grund dann zu euch zu kommen?
Julia Mini leichte Spuren direkt danach die sofort wieder aufhören: Nee. Rinnsal: Ja.
Sebastian Okay.
Julia Und insgesamt wenn ich Analverkehr habe und es vielleicht sogar blutet und ich danach Bauchschmerzen habe oder Fieber bekomme, dann auf jeden Fall sofort zum Arzt. Und wenn ich mir total unsicher bin, dann lieber gehen. Auch wenn es ein bisschen Blut ist, vielleicht doch mal gucken lassen, wenn man sich unsicher ist. Dann kann man aber auch bis zum nächsten Tag warten, dann muss man nicht um vier in die Notaufnahme. Beim Rinnsal eher schon.
Sebastian Okay, also wenn es, ich sag mal, tropft.
Julia Wenn es tropft, dann Notaufnahme.
Sebastian Okay, dann hab ich hier erstmal zu dem ganzen Bereich nix mehr auf der Liste. Jetzt kommen wir in den Bereich, von dem ich eigentlich mehr erwartet habe, dass ich da sehr viel mehr Fragen zu kriege. SM ist ja auch viel Impact Play und da geht es um die Haut und das ist ja leider Gottes jetzt nicht so dein Fachgebiet, da müsste ich mal mit einem Hautarzt oder einer Hautärztin reden, aber du konntest dich ein bisschen belesen.
Julia Und was man sagen muss in der Urologie, wir sind natürlich auch Krankenhaus wie jedes andere, wir machen, wir legen auch Venenzugänge, also verletzen die Haut regelmäßig oder schneiden in die Haut rein als operatives Fachgebiet beschäftigen wir uns mit der Haut, mit Verletzungen der Haut, mit Hämatomen. Das ist doch was, was uns im Klinikalltag öfter begegnet.
Sebastian Okay, also thematisch ist den Menschen wichtig, Spanking, Spuren, Hämatome. Das ist ja so eine Ereigniskette, sag ich mal. Erst kommt das Spanking, dann kommen die Spuren und wann ist es eine Hämatom und wann wird es auch ein Problem. Kannst du da so einen kleinen Überblick geben?
Julia Also beim Spanking, man kann entweder leichte Spuren haben, mit denen man eine leichte Rötung der Haut hat, wo noch keine wirkliche Einblutung besteht. Ein Hämatom oder ein Bluterguss entsteht dann, wenn kleine Kapillaren oder kleine Gefäße platzen und dann das Blut erst mal unter die Haut läuft. Theoretisch können sich Blutergüsse überall im Körper bilden. Also das oberste, wenn ich irgendwo drauf haue, ist die Haut. Es kann aber auch durchaus in der Muskulatur passieren oder in der Knochenhaut, je nachdem. Beim BDSM sind natürlich Bereiche des Spankings normalerweise welche, wo man Haut hat, mit Muskulatur darunter oder auch einer guten subkutanen Fettschicht.
Sebastian Also wenn ich jetzt mal den Popo einfach mal nehme als Beispiel, da habe ich erstmal Haut, darunter habe ich?
Julia Unterhautfettgewebe.
Sebastian Genau. Und
Julia Irgendwann Muskel.
Sebastian Auch Muskel. Genau. So, die Rötung, was ist das für eine Reaktion? Das ist ja noch keine Verletzung oder ist das schon eine Art Verletzung, wenn es sich rötet? Ich hau mit der Hand mal drauf, es wird ein bisschen rot.
Julia Auf Zellebene ist das sicher eine gewisse Verletzung, aber jetzt so für die Integrität der Haut eigentlich nicht. Das ist eine mechanische Reizung, könnte man sagen.
Sebastian Okay, wo kommt die Rötung her? Ist das direkt die oberste Hautschicht? Da kann sie ja… das ist ja eigentlich totes Gewebe. Da kommt es ja nicht her. Wo findet die Rötung statt?
Julia Die Rötung ist auch etwas, was quasi aus dem Unterhautgewebe kommt. Bei dieser mechanischen Reizung hat man quasi eine Mehrdurchblutung, eine reflektorische. Weil man merkt, okay, da ist jetzt potenziell, sind da Zellen in Gefahr, ist die Haut in Gefahr. Also bei mechanischer Reizung passiert halt eine Rötung. Um Gewebebestandteile oder auch Bestandteile, gegebenenfalls zur Reparatur, dahin zu transportieren.
Sebastian Okay, jetzt habe ich die blauen Flecken, wenn es heftiger wird oder die sich auch verzögert bilden. Was habe ich dann? Ist das denn diese Einblutung, von der du eben sprachst?
Julia Genau, dann habe ich geplatzte Gefäße im Prinzip. Also kleine. Wir haben, unser Gefäßsystem teilt sich quasi von groß nach klein. Wir haben die Hauptschlagadern und die Hauptvenen im Körper, die sind riesig. Die sind teilweise wirklich auch mehrere Finger dick. Und je weiter wir quasi nach außen im Körper kommen, desto kleiner werden die. Und zum Beispiel in dem Hautgewebe haben wir winzige, man nennt des Kapillaren, so kleine Gefäße. Und die sind, weil sie klein sind, auch einfach die platzen auch einfach mal und wenn man also doll genug auf die Haut draufschlägt, dann kann es passieren, dass halt dann die Kapillaren platzen und es eine Einblutung in das Unterhautfettgewebe gibt. Oder auch einfach in die Haut selber und das sind dann die Hämatome, die Blutergüsse.
Sebastian Warum tut das jetzt weh? Da kann man ja auch drüber streichen. Also ist da mehr Druck drauf, weil da jetzt plötzlich mehr im Gewebe ist?
Julia Ja. Da ist einerseits mehr Druck im Gewebe, andererseits sendet der Körper natürlich auch Signale. Schmerzentstehung ist ein sehr komplexes Thema. Auch warum Sachen manchmal mehr und manchmal weniger weh tun, da gibt es ganz ganz viele Faktoren. Das hängt total von der Tagesform, von den Vorerfahrungen, von allem Möglichen ab. Also, es gibt ja auch manchmal blaue Flecke, die man dann hat und die man gar nicht gemerkt hat, weil man irgendwo gegen gelaufen ist, vielleicht auch gerade so abgelenkt war und das nicht als Bedrohung zum Beispiel wahrgenommen hat. Wenn ich gegen die Stuhlkante gelaufen bin und mich am nächsten Tag frage, wo kommt denn der blaue Fleck her?
Sebastian Ja, dann neigen ja manche Menschen dazu, dass sie sehr, sehr schnell blaue Flecken kriegen und andere fast gar nicht. Also, dass ich mal einen blauen Fleck kriege, das kriege ich mit, dass ich den bekommen habe. Also das kommt wirklich selten vor. Wovon ist das abhängig?
Julia Auch von verschiedenen Faktoren des Gewebes. Gerade so sehr trockene Haut neigt teilweise leichter zu Hämatomen. Häufig neigen Frauen auch eher zu Hämatomen, weil sie auch einfach ein weicheres Bindegewebe haben. Also es ist einerseits so die Elastizität des Gewebes. Wenn ich eine höhere Gewebselastizität habe, also jüngere Menschen generell, da ist die Haut elastischer und kann mehr wegstecken als zum Beispiel eine alte Haut, wo die Elastizität abnimmt. Also bei älteren Menschen, die bekommen häufig leichter blaue Flecken. Und es kommt natürlich auch darauf an, wie bei einer größeren Blutverdünnung hat man natürlich auch sehr viel leichter Blutergüsse. Das ist natürlich eine Frage medikamentös oder auch zum Beispiel, man soll natürlich irgendwie betrunken sich nicht unbedingt schlagen lassen, aber Alkohol hat zum Beispiel auch eine blutverdünnende Wirkung.
Sebastian Ja, also ist das dann, fängt das an kritisch zu werden? Blutet das immer weiter ein oder wird es halt nur mehr?
Julia Also es kommt auch ein bisschen auf die Verletzungen an. Damit es immer mehr wird und immer mehr einblutet, das passiert eher bei einer Verletzung von einem größeren Gefäß. Es wäre jetzt unwahrscheinlich, dass ich auf den Hintern haue und das nicht aufhört zu bluten.
Sebastian Kannst du sagen, wo am Körper sind größere Gefäße, eher an der Oberfläche? Gibt es da markante Stellen, wo man es wirklich einfach mal lassen sollte?
Julia Am Hals? Direkt in der Leistengegend. Da kann man theoretisch die Beinvene, die liegen da relativ weit oben, aber das ist wirklich auch speziell, also auf der Mitte der Oberschenkel passiert zum Beispiel nichts, aber so auf der Innenseite der Hüfte, das ist aber auch, glaube ich, schwer da richtig draufzuhalten.
Sebastian Aber das ist auch eine empfindliche Haut an der Stelle, also so jemand wie mich würde es schon reizen, mit einem Stöckchen da mal ein bisschen Spaß zu haben.
Julia Ein bisschen ist glaube ich nicht so schlimm.
Sebastian Aber da Vorsicht.
Julia Aber da eher Vorsicht, genau. An der Hand sieht man das und an den Armen sieht man das bei manchen Menschen auch ein döller, also bei mir glaube ich könnte man gefühlt aus dem Gebüsch irgendwo eine Nadel in meine Armvenen werfen. Aber die sind natürlich, wir haben gerade wenn es warm ist, natürlich auch große Venen so an der Hand. Und wenn man das schafft, dass da mal so eine größere Vene irgendwo platzt, das ist…
Sebastian Und das merkt man dann, glaube ich, auch.
Julia Das merkt man. Das gibt
Sebastian Also ich hab, ich stelle mir das wie so ein bisschen wie so eine Art, ja, so feine Fäden, die dann
Julia So Spinnengewebe. Es gibt einige, es gibt so Präparate, wo man, so auf laienhaft gesagt, die Blutgefäße mit einer Art Klebstoff ausgegossen hat. Die sieht man manchmal in anatomischen Sammlungen, das ist sehr faszinierend, so Gefäßpräparate. Da sieht man, wie fein das eigentlich ist. So gerade auch unsere Fußsohlen haben ein ganz feines Kapillarnetz, das ist ganz toll.
Sebastian Wie kann ich mir das vorstellen? Gibt es irgendeinen Stoff, den ich mir vorstellen kann, den ich aus dem
Julia Spinnenweben.
Sebastian Wirklich so klein, ja? Also so fein. Bei dem dicken Blut hätte ich nicht gedacht, dass es dadurch geht.
Julia Und deshalb sind ja Blutergüsse, also häufig, wenn man oberflächlich schlägt, dann werden ja Blutergüsse auch nicht immens riesig und verlaufen nicht so. Außer man hat wirklich sehr, sehr starken Impact.
Sebastian Okay, Folgefrage von Kai. Darf man auf blaue Flecken draufhauen oder sollte man das erstmal verheilen lassen? Also wieviel Abklingzeit hat der Körper oder was könnte passieren, weil das ist ja schon ausgetreten, das Blut da passiert ja nichts mehr.
Julia Also in den ersten Tagen tut es meistens auch noch so doll weh, dass es eine richtig dolle Strafe ist und ich muss aus persönlicher Betroffenheit sagen, ich kriege im Moment mehr Blauflecken vom Sport, weil ich die Luftakrobatik mache, als vom BDSM. Also ich kenne da, wenn ich einen richtig dicken blauen Fleck mal wieder habe, dann kann ich da auch ein paar Tage nicht drauf trainieren, weil es wirklich so weh tut, dass mein Körper auch sagt, es ist nicht nur unkomfortabel, sondern es tut wirklich weh, lass das. Und es ist natürlich auch wichtig, dass der Körper einfach Zeit zur Regeneration hat. Bis so ein blauer Fleck komplett weg und resorbiert ist, dauert es schon manchmal 14 bis 21 Tage, bis er komplett weg und resorbiert ist. Man kennt das ja, erst ist es rot, dann wird es blau, dann wird es gelb-grün und dann verblasst es irgendwann aus dem Gelb weg. Das liegt daran, dass das Hämoglobin über verschiedene Schritte abgebaut wird.
Sebastian Es wird nicht wegtransportiert, sondern es wird zersetzt.
Julia Es wird zersetzt und dabei in verschiedene Stoffe quasi enzymatisch abgebaut. Und daher kommen die schönen Farben, die man sich dann angucken kann. Und in den ersten Tagen hat man meistens auch noch mehr Rötung und Schwellung insgesamt drumherum, Weil der Körper natürlich für auch Reparaturzwecke erstmal möchte, dass da ganz viel Zellmaterial oder Baumaterial hin transportiert wird.
Sebastian Ist das eine Leistung des Körpers? Also es gibt diesen Mythos, dass blaue Flecken, wenn die abgebaut werden, da ist erstmal eine Wassereinlagerung, da nimmt man zu und dann nimmt man hinterher ab, weil das ja anstrengend ist, das alles zu verarbeiten. Gibt es da irgendwelche Infos? Du guckst mich ganz kritisch an. Hat das einen Einfluss?
Julia Es gibt natürlich erstmal, der Körper zieht Wasser an die Stelle. Das ist diese Schwellung, dass er quasi Gewebswasser daran zieht. Man kann insgesamt sagen, dass ein Körper für Heilung und Bereitstellung von Stoffen natürlich Energie braucht. Das heißt, man nimmt ab, ist vielleicht ein bisschen übertrieben, wenn ich jetzt sage, ja lasst euch ordentlich verkloppen, damit ihr eure Traumfigur erreicht. Nee, das ist eher nicht so. Aber ihr könnt eure Wundheilung natürlich unterstützen, dadurch, dass ihr eurem Körper auch genug Essen zur Verfügung stellt, Dass ihr nicht, wenn ihr euch spanken lässt, noch zusätzlich in einem Kaloriendefizit seid, weil dann wird es länger dauern, bis die Spuren verschwinden. Das heißt, wenn ich in meinem Körper eine gute Nahrung zur Verfügung stelle und da ist eine proteinreiche Ernährung in dem Fall wichtig. Das kann man so ein bisschen Analogien teilweise zum Sport ziehen.
Sebastian Stimmt, da ist das erforscht. Beim Sport ist es erforscht. Was passiert bei blauen Flecken etc. Stimmt, aus der Sportmedizin kann ich mir das vorstellen.
Julia Aus der Sportmedizin kann man gut gucken, was mache ich für Injury-Rehab quasi und da kann man sich eine Menge daraus ziehen, weil es ist ja nichts anderes, als ob ich mir jetzt meinen Luftring gegen mein Bein kloppe oder jemand mir eine Bambusstange dagegen haut. Es ist per se ähnlich so. Und was mache ich? Ich gucke, dass ich meinem Körper die Erholung gönne, dass ich ihm gesunden Schlaf gebe, dass ich ihn gut hydriere, also genug Wasser trinke und dass ich ihm ausreichend Kalorien, und die am besten zusammengesetzt mit einem hohen Proteinanteil zuführe. So kann ich mich am besten regenerieren. Das ist aber andersrum auch vielleicht eine Vorbereitung auf eine anstrengende Session. Zum Beispiel, dass ich sage, ich bringe meinen Körper in einen Zustand, wo er leistungsfähig ist. Wo er das auch abkann, wo er Strapazen abkann. Das ist sehr ähnlich wie beim Hochleistungssport.
Sebastian Ja, das ist auch Hochleistungssport, glaube ich. Also wenn man sich überlegt, wie der Körper reagiert, da geht der Puls hoch. Schweißproduktion, der Kopf ist am Denken, ich auch, das Hirn verbraucht eine Menge Energie und ist allerdings auch aufgeregt. Das heißt es kommt häufiger vor, dass Menschen dann so aufgeregt sind, dass sie an dem Tag zu wenig essen und trinken und dann kippen sie im Zweifel noch während der Session um. Ist ein guter Tipp da einfach ein bisschen drauf zu achten, dem Körper auch zu geben, was er braucht.
Julia Total und dann sollte man natürlich dem Körper auch die ausreichende Regeneration geben. Also dann wieder auf die blauen Flecken drauf zu hauen. Hm.
Sebastian Ja, aber es tut ja dann besonders weh. Das kann ja auch einen besonderen Reiz haben. Kann ich da wirklich was endgültig kaputt machen, dass es dann hinterher die Haut irgendwelche Dellen hat langfristig oder eine Vernarbung vielleicht unter der Haut stattfindet?
Julia Sicher, wenn ich es übertrieben übertreibe, bestimmt, also die Frage ist ja immer auch welches Maß, wenn ich jetzt einmal auf den blauen Fleck wieder drauf gehauen habe, dann werde ich nicht alles an Heilung wieder kaputt machen. Aber wenn ich natürlich mit sehr viel Impact dann versuche diesen blauen Fleck größer zu machen und dem Körper wirklich systematisch keine Chance zur Erholung gebe, dann ist es schon wahrscheinlich, dass irgendwann auch Unterhautvernarbungen oder bleibende Schäden entstehen.
Sebastian Da merkt man bei dir schon so ein bisschen, trotz aller Liebe zu all diesem Zeugs, so dieses kaputt machen, da merke ich in deinem Kopf, da ist auch so eine Grenze. Also wer was kaputt macht, da hast du also absichtlich nochmal Schäden verursachen oder Heilungen unterbrechen, was ja dein Job ist, also Heilungen voranzutreiben. Das geht dir so ein bisschen gegen den Strich, habe ich das Gefühl.
Julia Ich bin ja auch Ärztin geworden. Obwohl man ja auch sagen kann, dass es eine der wenigen Berufe ist, wo du Menschen legal wehtun kannst. Aber es ist nicht der Grund, warum ich Ärztin geworden bin. Ich versuche eher Schmerzen zu vermeiden auch in Behandlungen, weil meine sadistischen Tendenzen sich eher auf Leute beziehen, die das wirklich möchten. Und meine Patientinnen möchten normalerweise nicht mehr Schmerzen haben und dann bereitet mir das auch, ehrlich gesagt, keine Freude.
Sebastian Ja, da muss ich doch mal persönlich fragen. Also ich meine, man sollte Angst im BDSM vor medizinaffinen Menschen haben, weil die wissen, was geht. Und wenn die das wissen, dann sagen die auch, nö, das mag zwar sein, dass das unbeschreiblich weh tut, aber ich weiß, dass das noch in Ordnung ist. Also die sind boshafter, die machen Dinge, von denen sie halt medizinisch gelernt haben oder im Studium gelernt haben oder aus der Erfahrung in der Klinik, ich weiß es nicht. Das geht alles noch, das mag zwar fürchterlich wehtun, wenn man da drückt, aber da geht nix bei kaputt. Ist diese Angst berechtigt?
Julia Ist das eine Angst oder ist das eher eine Freude, die man dann hat, weil man sich denkt, okay, diese Person wird mir jetzt irre wehtun können, ohne dass sie was kaputt macht. Weil ich zum Beispiel aus meiner persönlichen Sub-Erfahrung finde immer die Gewissheit gut, wenn ich weiß, es könnte jetzt zwar fürchterlich wehtun, aber es geht nichts kaputt. Ich glaube, das ist eine allgemeine Angst von mir persönlich, also dass bei mir selber irgendwelche irreversiblen Schäden zugefügt werden. Und ich rede jetzt nicht von ein paar Kratzern oder sowas, sondern wirklich irgendwas, wo ich dann länger Probleme habe. Gelenküberdehnung, irgendwas, was wirklich blöd ist und wo ich lange mit zu tun hätte. Also es würde mir eher eine Entspannung geben, wenn ich wüsste, mein Spielpartner, meine Spielpartnerin weiß, was er oder sie tut.
Sebastian Ich finde ja, BDSM ist so ein sehr moderner Zehnkampf, weil man quasi alles braucht. Man wird sich vermutlich verletzen. Es wird bis in die Eingeweide gehen. Man hat durch eine Bondage und Fesselung, es werden alle möglichen Muskelgruppen stimuliert und strapaziert. Das Herz ist auf 180 im Zweifel, die Atmung, es ist Alarmsignal im ganzen Körper, es ist so ein Rundumpaket, wo alles auf dem Körper abverlangt werden kann. Ich find das großartig.
Julia Schöne Analogie. Nee, ich denke, es kommt ja natürlich dann ein bisschen auch auf die Nachhaltigkeit an, wenn man eine feste, als dominante Person, eine feste Subperson hat, dann möchte man die ja eigentlich auch ein bisschen behalten. Dann ist es glaube ich sinnvoll, da ausreichend Regenerationszeiten einzuhalten. Wenn wir wieder beim Sport sind, bringt das auch häufig nichts, wenn du alle schwierigen Tricks der Welt oder alle schwierigen Sachen, dir in ein paar Wochen aneignest, dich damit so kaputt spielst, dass du den Rest deines Lebens nicht mehr machen kannst. Also wenn der Sub keine Erholung gibt, wird auch wahrscheinlich das Frustrationslevel irgendwann sehr hoch, wenn die Schmerzen nie aufhören, weil der Spaß ist ja auch teilweise daran, dass der Schmerz irgendwann wieder gut ist.
Sebastian Ja mit den Spuren habe ich da nochmal so eine Sache, das ist etwas, das habe ich am eigenen Leib erlebt, man will in den Urlaub fliegen und noch mal drei Tage vor ist aber noch mal diese eine Party und man nimmt sich ganz fest vor, dass man überhaupt nichts macht und nur ganz vorsichtig ein bisschen den Popo tätschelt und dann ist das Ding hinterher blau und man überlegt, wie kriege ich das jetzt wieder weg, weil am Strand ist das halt blöd. Heparin-Gel, könnte das gegen blaue Flecken helfen, dass das schneller heilt? Kann man das damit beschleunigen oder gibt es ein Mittel, mit dem man das ein bisschen schneller wegkriegt?
Julia Also das perfekte Mittel haben wir da auch noch nicht. Heparin-Salbe ist eine Sache, die das schon ein bisschen beschleunigen soll. Um wie viel, kann ich nicht genau sagen. Also bei kleineren blauen Flecken würde ich dann eher versuchen, ein bisschen Camouflage drüber zu schminken. Und ich mag manchmal auch mit Make-up rumspielen. Was man sich merken kann ist, dass man Rottöne ganz gut erst ein bisschen mit Grün decken kann, um sie dann wieder hauttonmäßig zu machen. Das ist sehr gut. Aber das erhält natürlich einem Pool dann für Schlechtstand. Im Zweifel muss man da halt dann halt entweder mit leben. Aber es gibt leider kein absolutes Wundermittel, dass das, man kann natürlich vorher mal ausprobieren, inwiefern Heparin-Salbe einem vielleicht doch selbst auch hilft, aber gerade bei so großflächigen Hämatomen irgendwann.
Sebastian Ja und das ist ja auch unter der Haut, also da kann ich auch so Salben, so Bepanthen-Kram draufschmieren, wie ich will, das tut zwar vielleicht der Haut gut, aber darunter der Einblutung, da passiert wahrscheinlich nichts.
Julia Ja, ein bisschen sind Salben auch manchmal so konzipiert, dass sie dann doch durch die Haut auch können und ihren Wirkstoff darunter auch entfalten. Kühlen, gerade zur Schmerzlinderung kann man das durchaus machen.
Sebastian Ja, Schmerzlinderung, aber es entfernt halt keine Farbe.
Julia So gern ich ein Wundermittel hier bringen würde und sagen könnte, yes, ich heile euch alle von euren blauen Flecken.
Sebastian Das ist ja jetzt, ich habe dann quasi altes Blut irgendwo im Körper, im Gewebe und da kommen wir jetzt so ein bisschen Richtung Thrombosegefahr. Besteht die, wenn ich blaue Flecken habe, ist da was bekannt?
Julia Nee, also Thrombosen entstehen eher durch vielleicht lange Komprimierung von irgendwelchen Geschichten, aber normalerweise entstehen Thrombosen eher dadurch, dass ich eine Verdickung des Bluts innerhalb des Körpers habe. Aus welchen Gründen auch immer. Und weniger durch blaue Flecken, also diese Abbauprodukte werden nach und nach abtransportiert und das schafft der Körper eigentlich schon, dass er das so nach und nach macht, dass er nicht alles verstopft.
Sebastian Okay, aber jetzt gehen wir rüber zum Bereich Bondage. Da hat mich Micha gefragt, wann sind Blauverfärbungen beim Bondage kritisch und wie sieht es da mit der Gefahr von Thrombosen aus generell beim Bondage? Weil da habe ich ja im Zweifel, wenn ich nicht ganz korrekt bin, schnellen Blutstau und dann, ja, also inwieweit ist das eine reale Gefahr, dass ich da wirklich drauf achten muss?
Julia Man hat eher ein erhöhtes Thrombose-Risiko bei langer Immobilität. Aber da spricht man ja auch eher von Stunden als von kurzer Zeit. Ich kenne jetzt keine Studien zum Thema Bondage und Thrombosegefahr. Ich würde das Risiko von Nervenschäden immer noch höher einschätzen. Normalerweise wird es auch sehr unangenehm, wenn die Blutzufuhr von Gliedmaßen abgeschnürt ist und es wird auch taub. Und das ist der Punkt, wo man auf jeden Fall wieder aufmacht, wenn man irgendeine Art Taubheitsgefühl hat.
Sebastian Gibt es da Vorerkrankungen oder starke Risikofaktoren, dass ich da vielleicht dann doch die Finger von lassen sollte?
Julia Wenn ich natürlich eine Thrombose an einem an einer Gliedmaße schon hatte, dann würde ich die aus meinem Gefühl heraus nicht bondagen. Also und da nicht noch für eine extra Kompression sorgen. Also Vorthrombosen sind glaube ich ein Grund, das dann nicht zu tun, wären es zumindest für mich.
Sebastian Das wäre auch was, wo man den, ja wirklich auch so einen kleinen Gesundheitscheckup vorher macht und im Zweifel mal seinen Arzt fragt, der einen da behandelt hat und sagt hier, ich mag aber Bondage, sag mir was dazu. Und wenn der sagt, lass das zum Gottes willen bleiben, schwierig. Wobei man kann auch andere Sachen machen, man muss ja nicht...
Julia Es gibt eine ganze Menge und man muss ja dann vielleicht nicht das Thrombosebein bondagen. Aber das Thromboserisiko an sich ist eher durch lange und viel Immobilität gegeben. Also wenn ich mich jetzt nicht gerade über Stunden in einer Position.
Sebastian Ja, so jetzt nochmal die Fesselung über Nacht würde ich jetzt mal als Beispiel nehmen, dass man da schön die Beine irgendwie zusammenbondaget und sagt, so jetzt gute Nacht. Das ist, ist das schon? Man bewegt sich nachts, also ich könnte es jetzt nicht einschätzen, ob das jetzt ein extra Risiko ist.
Julia Das wäre glaube ich aber auch was, was ich insgesamt schwierig fände, weil ich hätte Angst, dass die Person einschläft und dann im Schlaf nicht rechtzeitig mitbekommt, dass irgendwas abgeschnürt ist. Das würde mich davon abhalten, jemandem über Nacht zum Beispiel die Beine zusammen zu knoten. Wenn ich mir denke, dann ist für mich nicht mehr gegeben, dass die Person jederzeit checken kann, ob alles okay ist. Aber ich kenne Bondage so aus meinem, aus meiner persönlichen Erfahrung auch immer mit sehr viel Vorsicht und ständigen Checks der Extremitäten so und würde es auch weiter so praktizieren und auch nicht unbedingt was anderes empfehlen.
Sebastian Bleiben wir mal so ein bisschen beim Impact und Darth Luna hat nochmal was gefragt. Von was sind Schmerz und Spurempfindlichkeit beim Spanking abhängig? Und ich hänge mal an die Frage dran, Beobachtung, wenn man häufiger mit jemandem spankt, dann wird die Haut unempfindlich oder es braucht bedeutend mehr Impact, bis Spuren sichtbar sind oder sie heilen schneller ab, hinterher hat man das Gefühl, was passiert da im Körper? Was macht der, wenn er sich daran gewöhnt offenbar?
Julia Im Prinzip macht er genau das, sich gewöhnen, was genau da passiert. Ich habe ein bisschen versucht das rauszufinden, ging nicht so gut, aber auch da habe ich eine ganz gute Analogie zum Kampfsport gefunden, dass halt auch Kampfsportler ganz bewusst so ihre Resilienz, ihre körperliche Resilienz quasi, also diese Kapazität, Dinge zu ertragen, steigern. Und der Körper ist unglaublich anpassungsfähig einfach, weil wir haben das ja nicht nur mit Schlagen oder so. Wenn ich viel Gartenarbeit mit schwerem Gerät habe, dann bilden meine Hände ja auch Hornhaut und Schwielen. Das ist, glaube ich, einfach die Adaptation an die Beanspruchung. Und die findet natürlich auch in der Haut statt. Und Narbenheilung, also es entstehen ja auch bei ganz kleinen Verletzungen ganz kleinflächig quasi Narbengewebe. Und das wird normalerweise immer etwas stärker, etwas rigider als das vorher. Also man macht eigentlich den Körper, man härtet ihn schon ein bisschen ab. Das ist was anderes, wenn jetzt irgendwelche Erkrankungen vorliegen oder jemand wirklich eine Bindegewebsschwäche hat, dann das sind so Menschen, die auch da eher beobachten, dass das mit den blauen Flecken nicht besser wird.
Sebastian Okay, also man kann trainieren.
Julia Ja, zu einem gewissen Punkt schon. Da ist es aber auch wieder, die Körper sind unterschiedlich. Das funktioniert bei jüngeren Menschen natürlich sehr viel einfacher, als wenn jemand schon älter ist und vielleicht die Hautelastizität nicht mehr so gegeben ist.
Sebastian Ja, aber das ist ein wichtiger Punkt, weil das bedeutet, ich kann von den Spuren oder vom Ergebnis der harten Arbeit des Tops nicht ableiten, wie viel Schmerz eine Person empfunden hat oder so.
Julia Nein. Kann man sowieso nicht. Da sind halt auch sehr viele Faktoren, die Schmerzen modellieren, so auch wie ist das Mindset von der Person gerade an dem Tag. Gut geschlafen, gut gegessen sind viele Punkte und auch als wie bedrohlich wird gerade die Situation empfunden. Also wenn jemand zum Beispiel von einer Schlange gebissen wird, das erste Mal in seinem Leben und ich weiß, dass es gefährlich ist, dann ist vielleicht der Schmerz nicht so groß, wie wenn die Schlange irgendwann das zweite Mal beißt und man das erste Mal nur knapp erlebt hat und das als sehr traumatisch empfunden hat. Also gerade Angst und Awareness und Bedrohung spielen da eine riesengroße Rolle. Daher kann es auch sein, dass wenn man mehr Angst hat vor diesen Schmerzen, dass es dann auch mehr wehtut.
Sebastian Ja, damit kann man ja spielen. Mit einem bedrohlichen Szenario muss ich weniger tun als Top, um einfach das intensive Erleben hervorzurufen.
Julia Ja, und das ist super von der Tagesform abhängig und manchmal kriegt man es auch nicht raus, warum es jetzt heute total wehtut.
Sebastian Ich kenne diesen Effekt, wenn man langsam und gemütlich warm haut. Erstmal ganz leicht, dann ein bisschen auf die Haut und man nimmt sich einfach viel Zeit, dann kommt irgendwann der Punkt, da ist dann, wie soll ich das sagen, da kann mein Gegenüber mehr Schmerz ertragen, als der Körper wahrscheinlich imstande ist, auszuhalten, ohne dass was kaputt geht, also da kommt dann dieses Stoppsignal nicht mehr. Da habe ich so ein bisschen, also ich erkläre mir das immer mit, da sind dann inzwischen die Hormone im Blut und die dämpfen diesen ganzen Schmerz weg und dann ist es eh vorbei, sage ich mal. Ist das irgendwie nachgewiesen, stimmt das überhaupt?
Julia Der Körper hat ja auch ein körpereigenes Schmerzlinderungssystem und wenn man dem Körper lange, über einen längeren Zeitraum beibringt, dass dieser Schmerz jetzt nicht eine Bedrohung ist, weil die ursprüngliche Funktion von Schmerz ist natürlich eine Bedrohung anzuzeigen.
Sebastian Ich versuche dich mal ein bisschen aufs Glatteis zu führen, ohne Namen hier die Anfrage.
Julia Ich geh schon unter.
Sebastian In welcher Form kann man nach einer Hautstraffung noch Spanking betreiben oder Schläge einstecken? Gibt es dazu Erkenntnisse? Hast du dazu was rausgefunden?
Julia Genau zu einer Hautstraffung, genau zu diesem Eingriff, total spezifisch, diese Frage natürlich nicht. Aber ich könnte jetzt was herleiten über insgesamt operative Eingriffe, die man an der Haut nimmt und eine Hautstraffung. Ich weiß jetzt nicht genau in welchem Zusammenhang, an welchem Körperteil, aber ich nehme mal einfach an, dass das ein klassischer kosmetischer Eingriff ist, wo man einen Schnitt macht und dann die Haut strafft. Das heißt, man hat erstmal eine Narbe und der sollte man ordentlich Zeit zum Abheilen geben. Das heißt, bevor diese Haut überhaupt wirklich wieder strapaziert werden kann in irgendeiner Form, braucht die erstmal eine Abheilung von sicherlich so acht bis zwölf Wochen, wenn nicht sogar von länger. Und man kann bei Nabengewebe davon sprechen, dass das bis zu zwei Jahre noch aktiv ist und sich verändert. Und das Nabengewebe häufig auch von der Sensibilität anders ist als normales Gewebe, wirklich von so tiefen Schnitten. Einerseits kann es sein, dass man dann, dass man taube Stellen hat, weil gewisse Hautnerven bei Operationen auch durchtrennt werden, die sich erst später wieder nachbilden. Andererseits wird manchmal beobachtet, dass Nabengewebe empfindlicher ist. Also manchmal auch Schläge auf diese Stellen als sehr viel unangenehmer empfunden werden.
Sebastian Die Frage ist ja, ob die Narben wieder aufgehen können, vielleicht auch.
Julia In der Anfangsphase auf jeden Fall. Also bis die ordentlich verheilt sind. Also ich würde so acht bis zwölf Wochen auf keinen Fall irgendwie stärker draufhauen. Und danach, denke ich, wenn Sport freigegeben ist, kann man mal gucken, wie sich das anfühlt. Weil, wie gesagt, die Schmerzwahrnehmung auf den Narben ist teilweise anders.
Sebastian Jetzt sehe ich an dir ein paar Tattoos.
Julia Ja.
Sebastian Könnte man da draufhauen? Wäre das okay? Weil das ist ja im Prinzip auch eine Verletzung und vielleicht sogar eine Vernarbung, das weiß ich nicht genau. Und vielleicht kann ich mir auch das Tattoo ruinieren, wenn ich da irgendwie im Rohrstock draufzimmere. Also ist dazu was bekannt? Weißt du da etwas?
Julia Also bei Tattoos ist es so, dass es in dem Hautgewebe bleibt und ich kann mal zeigen, mein wunderschön angeschürften Fuß. Da habe ich jetzt eine ganz oberflächliche Abschürfung drin, wo man sieht, dass die Pigmente nicht raus sind. Aber ich habe hier eine Stelle daneben, da habe ich mich, das war Teppichbrand, die war so tief, dass ich quasi die Pigmente an der kleinen Stelle mit rausgescheuert habe. Das heißt, irgendwelche Unterhaut-Geschichten, also Hämatome in der Haut, machen überhaupt nichts an meinem Tattoo und sind also auch nicht relevant. So Abschürfungen oder wirklich, wenn ein Stück Haut fehlt, sagen wir ein Cutting im Tattoo, wäre vielleicht nicht so schön.
Sebastian Also diese Hämatome liegen tiefer als die Tattoo-Farbe.
Julia Ja. Und schwämmen die aber auch nicht aus. Also das ist kein Problem. Ich hatte schon einige blaue Flecke im Tattoo und es ist auch ganz praktisch, wenn man Luftakrobatik macht, es ist so ein bisschen, glaube ich, ich mache mir manchmal einen Spaß, zeige irgendeinen blauen Fleck und frage meine Freunde, war es SM oder war es Sport? Tattoos sind manchmal auch ganz gut, um die blauen Flecken zu kaschieren.
Sebastian Die Frage übrigens von Elfe, vielen Dank.
Julia Ne, das macht, Hämatome sind kein Problem, nur wie gesagt, da Pigmente rauskratzen ist blöd.
Sebastian Okay, jetzt hab ich mal eine Frage, die hat niemand gestellt, aber es gibt ja mal dieses, ich habe diese Drohung auch schon ein paar mal von mir gegeben, gemacht hab ich es nie, weil da hab ich dann doch ein bisschen Respekt vor. Man könnte ja auch mal mit Eiswürfeln spielen und die irgendwie einführen zum Beispiel. Ist das unbedenklich, weil ist halt nur einfach scheiße oder mach ich damit was kaputt?
Julia Nee, eigentlich macht man nichts kaputt. Das wärmt sich ja auch schon so schnell wieder auf, dass man jetzt keine Angst vor Erfrierungen hat.
Sebastian Also zum Beispiel, nehmen wir mal an, davon hab ich schon gehört, so ein Eisdildo. Es ist natürlich schon, da ist eine Menge, ich sag mal, fehlende Wärme.
Julia Ja, es kommt ein bisschen, also ich würde jetzt von einem kleinen Eiswürfel ausgehen, ich glaub das ist nicht so schlimm. Und man müsste natürlich ein bisschen aufpassen, dass man nicht irgendwie ein Capri-Eis nimmt, was ganz schnell dann so Zungen schleimhäuten. Also ich erinnere mich als Kind, so ein Capri-Eis ist eine schlechte Idee, weil da Zucker drin ist. Und weil die auch immer teilweise dann aus solcher Kälte kamen, dass man sofort mit der Zunge da dran watschte.
Sebastian Achso, dann klebt man fest wie am Laternenfall.
Julia Ja genau, und sich alles aufreißt. Ich könnte mir vorstellen, dass das, wenn man das aus einer zu großen Kälte rausholt, aber sonst, normalerweise schmilzt ja alles.
Sebastian Ja es gibt vielleicht noch da auch den Unterschied, man kann natürlich aus dem minus 18 Grad Froster direkt rausholen ganz frisch, man kann es ja vorwärmen, also ein bisschen liegen lassen.
Julia Man muss dazu sagen, dass die Blase teilweise auf Kälte auch mit Reizung reagiert. Kälte an sich löst keine Blasenentzündung aus, aber da muss man ein bisschen aufpassen, wenn die Leute zu Blasenentzündungen neigen. Dann reichten manchmal halt auch so mechanische oder halt Kältereize, um da die Blase auszulösen. Dann ist es keine klassische bakterielle Blasenentzündung, sondern das sind dann komplexe Mechanismen. Also wenn jemand so eine Vorgeschichte hat mit so Blasengeschichten, dann würde ich das lassen. Zumindest vaginal, weil das einfach sein kann, dass das... Aber ich finde es noch sehr unangenehm.
Sebastian Jetzt gucken wir nochmal ein bisschen in deine klassische Arztausbildung. Nadeln und Cuttings.
Julia Oh ja.
Sebastian Also erstmal hier lange... Dauert es dabei ca. bis der Körper sagt, alles wieder gut und kann man, wie viel ist noch gut, wenn man jetzt zum Beispiel, ich weiß nicht, ob du das kennst, mit Nadeln diese Bilder, die man auf den Rücken piekst, so wunderbare Bilder.
Julia Ähnlich mache ich, finde ich wunderschön.
Sebastian Ah wunderbar, dann bist du ja absolut Expertin. Da hat man ja teilweise 100 oder noch mehr kleine Verletzungen auch in der Haut, auch so oberflächlich sie sein mögen, aber die sind noch mal da. Was gibt's da zu beachten? Was kann da schiefgehen und ab wo wird's dann vielleicht auch komisch?
Julia Das ist generell was, wo ich mir immer auch unsicher bin. Also bei Nadeln und Cuttings, inwieweit man das halt, ich nenne es mal medizinischen Laienpersonen, wirklich so irgendwie empfehlen oder eine Unbedenklichkeit geben kann. Das Problem wird eher sein, ich kann jetzt nicht sagen, mach das ruhig. Weil um gerade Nadeln und Schnitte, das ist was, wo MedizinerInnen sehr lange für ausgebildet werden. Bei so Body Modification gibt es da so Grautöne und so ein bisschen, das ist so der Bereich, wo so ein bisschen unregistriert wird, aber ja, warte mal.
Sebastian Ich helfe dir ganz kurz. Die Leute machen es ja eh. Und wir nehmen mal an, dass sie daran gedacht haben, dass sie zum Beispiel, bevor sie mit Nadeln was machen, dass sie die Haut großflächig ordentlich desinfiziert haben und gewartet haben, dass das Zeug auch wirken kann.
Julia Ja, auch wichtig, Einwirkungszeit, steht normalerweise auf der Packung drauf.
Sebastian Genau, also nur weil das jetzt alles nass ist, heißt das nicht, ich kann sofort loslegen. Dass ich es geschafft habe, die Kanüle aus ihrer Röhre da rauszunehmen und sie nirgendwo dran habe berühren lassen und sie relativ schnell unter die Haut gebracht habe. Aber ich gehe mal davon aus, ich habe diese Dinge alle halbwegs richtig getan. Trotzdem habe ich ja viele kleine Verletzungen, manchmal blutet es ja auch so ein kleines bisschen. Ist es irgendwann zu viel vom Körper, dass er sagt, hier, dass der Körper, das als eine große Verletzung wahrnimmt und sich vielleicht heftig dagegen wehrt oder sowas? Gibt's sowas?
Julia Also ich glaube manchmal... Ist dann einfach auch so psychisch bis auch so zur Belastung halt die Grenze in dem Sinne erreicht, dass man so merkt, dass der Kreislauf sagt, boah, jetzt reicht's. Also oder auch das Schmerzempfinden auf einmal viel krasser und viel doller ist. Also da kann man, glaube ich, auch eine ganz gute Analogie zum Tätowieren ziehen, weil man das auch über Stunden macht und normalerweise geht das immer ein paar Stunden sehr gut und irgendwann dann ist wirklich Ruhe und dann reicht's. Und bei den Nadeln ist es ähnlich. Plus man muss natürlich bei den Nadeln, da geht man wirklich unter die Haut und da kann das Infektionsrisiko natürlich höher sein, wenn man da nicht aufpasst. Aber normalerweise so ein Punkt, so ab 200 Nadeln ist zu viel, könnte ich jetzt nicht so sagen. Man muss natürlich aufpassen an den richtigen Stellen, dass man jetzt irgendwie gerade so die Halsregion oder das Gesicht, dass man da jetzt irgendwie nicht wild rumpiekst, weil man da sehr an der Oberfläche liegenden Gefäße und Nerven auch teilweise hat. Und da ist so ein Rücken zum Beispiel irgendwie dankbarer.
Sebastian Ja, wie ist denn das mit Schleimhäuten, gerade Schamlippen zum Beispiel ist ja immer beliebt für irgendwelche Pikssachen. Ist das eher ein Gewebe, was das gut verträgt oder was eher nachtragend ist?
Julia Ich würde sagen, es ist eher ein Gewebe, was das gut verträgt.
Sebastian Okay, ja, ich merke, ich bin ja im Randbereich, also es ist ja nicht, dass du sagst, mach das, sondern...
Julia Wie gesagt, ich kann Leuten ohne eine medizinische Vorbildung das nicht unbedingt empfehlen, das einfach zu tun. Das ist leider so.
Sebastian Grundsätzliche Frage, klar.
Julia Aber es werden Menschen trotzdem tun.
Sebastian Wir machen jetzt alle Quatsch. Gibt's noch ein paar BDSM-Praktiken, wo du sagst, um Gottes willen, das lässt du einfach. Punkt. Also wo auch gar nicht mit Risikobewusstsein zu diskutieren ist, werf jetzt mal rein, was wäre jetzt für ein Katheter zum Beispiel. Ist das, also wäre das was auf der ganz roten Liste, wo du sagst, hört auf mit dem Scheiß oder ist das vielleicht was ganz anderes, wo du sagst, auf keinen Fall das machen.
Julia Also ich finde, da ist man bei der Cutting... Richtung eigentlich schon ziemlich nah dabei, weil ich könnte jetzt nicht sagen, dass jeder kleine Mini-Schnitt dramatisch ist, aber es ist, glaube ich, eh eine schwierige Sache. Chirurgisch hat man eine lange Ausbildung dafür, um auch festzustellen, wie tief darf man in die Haut schneiden. Und das ist halt auch nichts, was man jetzt so im Normalbereich einfach mal so üben kann. Also Cuttings ist so ein Thema, dem stehe ich kritisch gegenüber, wenn man sich da nicht auskennt, weil es halt auch leicht passieren kann, dass man da sehr tief schneidet. Und dass die dann natürlich die Hemmschwelle nach dem Cutting in eine Notaufnahme zu gehen sicherlich auch ziemlich hoch ist.
Sebastian Ist das berechtigt? Warum sollte ich denn nicht in die Notaufnahme gerade dann? Da kann ich mich ja noch mit Körperkunst rausreden.
Julia Ja, nur da, also das ist halt, glaube ich, auch ein Bereich, wo die ÄrztInnen, könnte ich mir vorstellen, bei mir persönlich wäre es nicht so, halt auch häufig da ein bisschen skeptisch sind, also weiß ich nicht. Das ist eine Sache, da glaube ich, dass man halt häufig doch auch im ärztlichen Bereich eher auf Unverständnis trifft, weil das eine Extremvariante ist. Und man halt glaube ich auch schnell Angst haben müsste, dass man da verdächtigt wird, quasi Gewalt an Leuten unwillentlich durchgeführt zu haben. Ich meine, wir Ärztinnen würden jetzt nicht einfach die Polizei verständigen normalerweise, außer wir haben wirklich einen hinreichenden Verdacht. Aber es ist manchmal schwierig, wenn dann der Riesentyp mit der total kaputtgeschnittenen Frau käme, hätte ich persönlich trotz meiner BDSM-Vorerfahrung schon ein bisschen Angst. Und wenn was schiefgegangen ist, wo man sich denkt, ja okay, das kann einfach schiefgehen, aber wenn ich jemanden mit dem Messer schneide, finde ich, das impliziert sehr. Sehr viel schief gehen so. Da ist das Risiko sehr groß, dass man da einfach schnell auch was zu tief schneidet oder was verletzt. Also ich würde einfach von Cuttings abraten tatsächlich.
Sebastian Die Menschen machen es.
Julia Die Menschen werden es machen. Guckt, nicht tief schneiden, nicht in Gelenknähe schneiden. Die Außenseiten der Extremitäten sind da besser als die Innenseiten, weil in der Innenseite näher die Gefäße laufen. Also, wenn ihr Muskeln seht, seid ihr viel zu tief oder Sehnen oder so, gar keine Chance. Also bleibt in der Haut, auch wenn ihr Fettgewebe seht, ist eigentlich schon zu tief. Dann ist halt auch bei so tiefen Schnitten das Infektionsrisiko größer. Wenn ihr bis in das Unterhautfettgewebe schneidet, dann ist man eigentlich an dem Punkt, wo auch die Heilung ohne eine Versorgung durch Nähen schwierig wird. Oder zumindest dass große und wulstige Narben sich bilden. Und generell bei Cutting würde ich sagen, das ist etwas, was man nicht entscheiden sollte, wenn man geil ist, sondern dringend vorher. Also auch als dominante Person sollte man sich vielleicht überlegen, wenn eine grade total im Game drin steckende Subpersonen einen darum bittet, ob man dann sagt, okay, das machen wir vielleicht nächste Session, wenn wir vorher noch mal in einem völlig klaren Kopf drüber geredet haben. Weil beim Cutting ist halt so, Cuttings werden nicht ohne Narben vonstatten gehen. Das ist halt auch einfach ein Punkt. Das sind Sachen, die bleiben im Zweifel das ganze Leben. Also es gibt dann Cuttingnarben und das sollte man, glaube ich, nicht leichtfertig entscheiden, weil sich ja natürlich auch Lebensumstände vielleicht ändern. Und ich sage mal, über Tattoos denkt man auch länger nach und Cuttings sind da ähnlich vom Impact einfach. Also bei Nadeln zum Beispiel, das sehe ich als unkomplizierter, einfach bis zu einer gewissen Nadelgröße. Also eigentlich haben sie ein bisschen herausgefunden, dass über so über einem Millimeter Dicke bilden sich schon so kleine punktförmige Narben, aber so Sachen darunter hinterlassen keinen Narben, sind auch, wenn man viele nimmt, sehr schmerzhaft. Ist eine schonendere Variante. Es gibt natürlich Menschen, die wollen auch die Narben haben. Was auch total okay ist. Was völlig in Ordnung ist. Und solange es einvernehmlich bleibt und man sich auskennt.
Sebastian Das setzen wir hier in diesem Podcast selbstverständlich immer voraus. Jetzt hast du mehrmals von dieser Infektionsgefahr gesprochen und das ist mir heute bei dieser Folge auch ganz wichtig, dass wir diese Einordnung auch ein bisschen haben. Wo ist denn der Punkt, wo ich auch mal jemand drauf gucken lasse? Also ja, ich habe da mit einer Nadel was gemacht oder ich habe mit einem Cutting da experimentiert, es ist jetzt ein bisschen verschorft, okay. Aber ab wo, welche Anzeichen sehe ich denn, wo ich sage, da muss jemand gucken?
Julia Da ist eine Rötung und die breitet sich aus.
Sebastian Okay, so einfach.
Julia Ja. Oder ich sehe Eiter, dann würde ich auf jeden Fall auch vorbeikommen. Ach und bei Sachen, die auf keinen Fall zu tun sind, da ist mir noch was eingefallen. Ich bin mal auf einschlägigen Plattformen vor einiger Zeit darauf gekommen, dass jemand quasi eine Hodenfreilegung in der Küche gemacht hat. Da hat jemand den Hodensack aufgeschnitten und den Hoden selber rausgeholt und da Nadeln reingesteckt.
Sebastian Selbst bei sich?
Julia Oder bei sich machen lassen.
Sebastian Okay, so oder so, es macht nicht viel Unterschied finde ich.
Julia Also das ist. Von der Infektionsgefahr, von der Verletzungsgefahr von irgendwelchen Strukturen und von den hygienischen Bedingungen absolut fahrlässig. Also kommt niemals auf die Idee irgendwie die Haut zu öffnen, um darunter liegende Strukturen mit irgendwas zu behandeln, zu penetrieren. Auch was man nicht machen sollte, sind Sachen irgendwo reinspritzen. Also auch es gibt diese...
Sebastian Unterspritzung. Unter der Brust, ja. Das wird in Studios gemacht.
Julia Ja.
Sebastian Was wird denn da
Julia Kochsalz, genau.
Sebastian Ja, das kann doch nicht schaden.
Julia Na sicher, also da kann man Bakterien einspritzen, Spritzenabszesse. Und wenn ich bedenke, wie vorsichtig man im medizinischen Bereich ist, weil wir natürlich auch irgendwie so eine Art Kodex haben, dass wir nicht schaden. MedizinerInnen versuchen möglichst keine unnötigen Spritzen oder Injektionen zu geben, einfach weil es passiert nicht häufig, dass es eine Infektion gibt. Aber wenn, dann ist es meistens sehr, sehr unangenehm und sehr fies. Deshalb möchte man das so gut wie möglich minimieren. Und daher würde ich so Kochsalzlösungen irgendwo reinspritzen, wenn es nicht dringend medizinisch notwendig ist. Nicht unbedingt machen. Aber wenn es unbedingt sein muss, nehmt Kochsalz. Steriles Besteck.
Sebastian Und zwar nicht Kochsalz mit, ich habe aus dem Wasserhahn Wasser geholt und dann Salz reingeworfen.
Julia Nein, sondern sterile Lösungen, die kann man im Notfall auch bei einschlägigen Online-Händlern.
Sebastian Und der Apotheke, glaube ich.
Julia Ja, das geht. Also da hängt aber auch viel dran halt. Steriles Aufziehen von Spritzen, steriles Arbeiten, das ist alles, was nicht so 100-prozentig trivial ist. Das kann man erlernen, aber es gibt Berufe dafür, die Ausbildung von mehreren Jahren machen, um sowas zu machen.
Sebastian Also wenn ich das machen möchte mit dem Podcastsubbie dann rufe ich dich an und lasse es dich machen. Und da würdest du es tun? Könntest du es verantworten?
Julia Eine
Sebastian Ja.
Julia Ich würde es privat nicht machen. Aber gut, das ist meine persönliche Grenze. Und ich habe aber auch schon weirde Geschichten gehabt. Es gab wohl, es soll, das ist jetzt so ein bisschen Hörensagen, aufgrund des Vorbilds eines Pornos gewesen sein, da hatten wir einen Patienten, der hat sich Kiwisaft in die eine Hälfte seines Hodensacks und, Tomatensaft in die andere Hälfte seines Hodensacks eingespritzt. Und das war natürlich überhaupt nicht steril und eine hinreichende Katastrophe. Der Kiwisaft-Hoden hat es, glaube ich, so schwer entzündet überstanden, aber der andere musste ab. Also sich irgendwas irgendwo einzuspritzen, ist eine schwierige Sache. Wir kriegen auch manchmal so gerade aus dem... Da kann ich aber gar nicht zu sagen, warum das so ein Thema ist, aber gerade aus dem Bereich der Justizvollzugsanstalten hat man häufig so Paraffin-Unterspritzungen des Penis, das endet wirklich unschön, also das ist nicht irgendwas irgendwo reinspritzen, das endet ungut mit großflächigen Entzündungen und kann halt auch wirklich in großflächiger Gewebezerstörung enden und in Amputation, also dass dann halt ein Penis oder die Hoden abgenommen werden müssen und das ist eigentlich nicht das, was man damit erreichen möchte.
Sebastian Nein, das möchte man, Mann insbesondere vermeiden.
Julia Oder zumindest in einem Spiel, was sich irgendwie noch daran orientiert, einen Status quo nicht unwiederbringlich zu zerstören. Und das ist persönlich auch meine persönliche Grenze von BDSM. So bleibende Schäden wären eine Grenze. Da gibt's sicherlich auch Bereiche, wo das nicht so ist, aber das ist dann zumindest nicht mehr der Bereich, für den ich so bereit bin.
Sebastian Ich gehe jetzt noch ein bisschen in deine Nichtwohlfühlzone, nochmal ganz kurz rein von Ondragur, der hat nämlich geschrieben, Thema Piercing: Ring am Hodensack. Was passiert, wenn da gestochen wird, da es ja in den Innenraum geht und an anderer Stelle wieder austritt? Kann darüber etwas in den Hodensack eindringen? Wie sieht es mit der Gefahr aus? Gilt ja auch für Brustwarzen zum Beispiel. Also da muss ich mal blöd fragen, was ist denn da eigentlich drin im Hodensack? Ist der leer?
Julia Man hat die Außenhaut und dann hat man verschiedene Hodenhöhlen, das sind so bindegewebige Strukturen. Und dann kommen irgendwann die Hoden selber, die sind eingepackt in auch so eine derbe Bindegewebsstruktur. Das ist das, was man so als das Ei tasten kann. Und dann, wenn man seine Hoden abtastet, kriegt man immer noch so ein bisschen Anhangsgewebe mit, das ist der Nebenhoden. Und dann kommen die Samenstränge. Also da ist so fluffiges, bindegewebiges Zeug drin. Da ist auch ein bisschen Platz drin.
Sebastian Man sagt ja, man hat dicke Eier, also da wird aber kein Sperma oder so gesammelt?
Julia Ne, ne.
Sebastian Okay, wird ja...
Julia Ne, da sind auch eine ganze Menge Gefäße und es gibt Menschen, die haben so Gefäßerweiterungen auch im Hoden. Es kann, wenn es zu doll wird, auch einen Krankheitswert haben und Schmerzen machen.
Sebastian Das heißt, wenn ich da ein Piercing reinmache, dann gehe ich im Prinzip in ein Gewebe rein, in
Julia Genau. Also ich treffe nicht unbedingt, also ich treffe auf keinen Fall die Hoden selber. Was natürlich der Hodensack, so als geschlossenes System, wenn ich eine Entzündung im Hodensack und in den Hodenhöhlen habe, dann kann es irgendwann passieren, dass die sich auch auf die Hoden selber ausbreitet und dann der ganze Bereich mit entzündet ist.
Sebastian Aber das merke ich ja.
Julia Das merke ich, genau. Also dementsprechend ein Ring durch die Haut des Hodens ist kein Problem. Man sollte vielleicht aufpassen, wenn man Propangasflaschen da dran hängt. Das ist die coolste halb private Story meines Lebens. Ich war nämlich auf Wacken unterwegs und war da so halb professionell unterwegs. Sagen wir so, ich war privat da, aber wie das so unter Ärztinnen und Ärzten ist, wir haben immer den Notfallkoffer dabei und auch Nähzeug dabei für den Fall und Desinfektion und alles, weil wir waren so bereit so nach dem Motto für die halbe Apokalypse, selbst wenn hier halb Wacken abbrennt und wir sind bereit alles zu versorgen.
Sebastian Ist ja schon mal gut, wenn man dann rufen kann, ist hier ein Arzt und dann ist da nicht nur ein Arzt oder Ärztinnen, sondern da ist sogar noch ein bisschen Werkzeug dann gleich da in jedem Zelt.
Julia Genau und ich war mit einer Künstlertruppe unterwegs und das war ganz cool, weil da war auch ein Fakir Künstler dabei und der hat verschiedenste Sachen gemacht. Der hat sich Nadeln durch Gesicht und Arme selber gesteckt und verrückte Sachen gemacht. Unter anderem hatte er einen dicken Piercingring in seinem Hodensack und damit hat er Propangasflaschen hochgehoben. Das ist auch mehrfach gutgegangen, hochgehoben, genau und stand so auf zwei, ich weiß nicht was, da hatte Böcke, Tonnen auf jeden Fall oben und hat dann dazwischen die Propangasflasche mit seinem Hoden hochgehoben. Das ist auch wohl mehrfach gutgegangen, bis zu diesem Tage, da riss er aus.
Sebastian Aua.
Julia Au, au, au. Und dann war ganz dringend meine Person gefragt. Zum Glück war das nur wirklich oberflächlich die Haut, die aufgerissen war. Das ließ ich ganz normal desinfizieren und nähen und alles war gut. Also so Piercings in der Hodenhaut selber, das ist auch relativ oberflächlich.
Sebastian Okay, nochmal Zeit für eine Pause. Liebes Publikum, wir haben jetzt nochmal eine kleine Pause gemacht und ja diese Folge wird definitiv länger als sie geplant war und wir haben noch nicht über Privates gesprochen und wir haben ganz viel weggelassen, aber die Liste, die Liste sagt mir, ich mag sie noch ein bisschen abarbeiten und dann kommen wir mal ein bisschen zu versöhnlicheren Themen. Heute eine etwas längere Folge, aber du machst das ganz toll. Und ich gebe zu, dass ich dich hier auch wirklich strapaziere. Also das sind natürlich heftige Fragen, zu denen man nicht abschließend was sagen kann. Ich finde es toll, dass du trotzdem Wege suchst, eine verwertbare Information herzugeben. Das finde ich klasse, aber Respekt dazu. Also ich würde bei jedem zweiten Ding wahrscheinlich gesagt, kein Kommentar. Das würde ich in der IT zumindest so machen. Ich hätte jetzt hier einige Fragen zum Thema SM und die weibliche Brust und das ist so ein bisschen, ja da geht es jetzt hier ganz viel um Breastplay, um Folgen im Sinne von Krebs, Komplikation, kann man noch stillen, Drüsengewebe, dieser Bereich. Das ist aber gar nicht so deine Baustelle, ne?
Julia Nicht völlig. Also ich weiß nicht inwiefern, also oberflächliche Hautspuren an Brüsten sind kein Problem. Nur ich weiß, ich könnte jetzt nicht sagen, ab welchem Punkt das Drüsengewebe, ab welchem Impact wirklich Schaden nimmt. Und wäre da glaube ich bei Drüsengewebe eher vorsichtig. Ich habe natürlich geguckt in der Vorbereitung, ob ich irgendwas dazu gefunden habe zu Schlägen auf die Brust und Stillen. Aber so spezifisch habe ich da auch keine Studie dazu gefunden oder so.
Sebastian Ich mache mal einen Aufruf, also wenn eine Person sagt, ich habe dazu Informationen, ich habe da geforscht oder ich forsche gerade oder irgendwas, immer mal bei mir melden. Das ist gar kein Problem, das kriegen wir eingebaut.
Julia Ja und die Gynäkologinnen und Gynäkologen haben da sicher auch nochmal tieferen, Einblick.
Sebastian Überhaupt kein Problem, also an der Stelle ist es auch gut, wenn du sagst, das ist nicht mein Gebiet.
Julia Ganz dünnes Eis, ganz dünnes Eis, blubb, blubb.
Sebastian Nein, völlig in Ordnung. Das ist mir viel lieber, als wenn du irgendwas daher schwurbelst, ganz ehrlich. Das hilft mir jetzt auch bei der Folgenlänge ein bisschen, muss ich ja zugeben. Aber deshalb an die Menschen, die drei, die dazu Fragen gestellt haben, können wir heute euch leider nicht weiterhelfen. Okay, dann haben wir aber nochmal den Bereich Breastplay oder Choking, Würgespiele, alles was mit der Luft zu tun hat. Da hab ich eigentlich auch erwartet, dass du sagst, na das ist jetzt auch nicht so meine Baustelle, aber dazu kannst du was sagen. Hier sind natürlich Fragen, die wir nicht beantworten können, sowas wie, wie wirkt man sicher? Was einfach auch daran liegt, dass ich in diesem Podcast rein rechtlich keine Anleitung dazu geben kann, will und werde.
Julia Das werde ich auch nicht tun.
Sebastian Aber hier sind so spannende Fragen wie, hat Luft- und Blutwürgen Einfluss auf Migräne? Oder was passiert im Körper, wenn ich ohnmächtig werde? Das ist eine sehr allgemeine Frage, die finde ich super. Und ja, was passiert überhaupt im Gehirn bei der ganzen Geschichte? Weil das natürlich schon so ein Hui-Gefühl geben kann. Was weißt du dazu und woher kommst du? Das ist bestimmt wieder der Sport.
Julia Ja, ein bisschen der Sport. Tatsächlich ist es ein bisschen auch meinem Partner geschuldet, der leidenschaftlich gerne MMA guckt. Also Mixed Martial Arts, das ist Kampfsport auf einem Bereich, wo sich verschiedene Kampfsportarten mixen und da ist immer auch eine Menge Brazilian Jiu Jitsu dabei. Oh Gott, ich hoffe ich hab das einigermaßen richtig ausgesprochen. Und da ist es so, dass da relativ viel Grappling passiert und auch Choking. Also die ringen quasi und versuchen sich in Positionen zu bringen, wo sie entweder Hebel auf Gelenke auswirken, die unangenehm sind, sodass der Gegner oder die Gegnerin abklopft oder halt quasi würgen, die choken. Das gehört mit zur Kampfsportart und das wird auch trainiert. Und deshalb habe ich bei dem Thema Choking einfach mal geguckt, was gibt es da für Studien und für Bereiche aus dem Mixed Martial Arts Bereich.
Sebastian Gut, ich sag natürlich vorab, liebes Publikum, macht es einfach nicht. Das ist gefährlich und böse und doof, aber wenn ihr es macht, dann... Ja, erzähl doch mal. Also die üben das unter Anleitung und es gibt Studien. Ich bin gespannt.
Julia Es gibt zumindest ein paar Studien so aus dem Bereich. Dort ist es beim Choken so, es gibt verschiedene Arten wie man quasi jemandem würgen könnte. Man könnte entweder die Blutzufuhr zum Gehirn unterdrücken, indem man die Gefäße komprimiert oder man drückt die Luftröhre ab. Zweiteres braucht es ziemlich viel Gewalt und da ist auch teilweise die Gefahr, dass man so die knorpeligen Anteile der Luftröhre oder auch den Kehlkopf verletzt, dass es was von dem auch im sportlichen Sinne Abstand genommen wird. Also das machen die Kampfsportler auch nicht und das sollte man im SM-Bereich auch nicht tun.
Sebastian Also wenn wir vom Würgen sprechen, sprechen wir nicht davon die Luft zu nehmen, sondern?
Julia Sondern eher davon, die Blutzufuhr zum Gehirn zu unterbinden. Das passiert halt auch beim Kampfsport. Und sicher ist es so, die setzen dann Hebel ein, teilweise auch mit dem Ellenbogen oder so gegen den Hals und komprimieren im Prinzip die Karotiden. Wir haben zwei Möglichkeiten, das Gehirn mit Blut zu versorgen. Über die carotis externa und interna. Das sind Arterien, die den Kopf versorgen und die laufen vorne am Hals lang. Das ist sozusagen die Halsschlagader, die man auch spüren kann. Wenn man die komprimiert, dann ist es so, dass das Gehirn keinen Sauerstoff mehr bekommt und nach... Einigen Sekunden, bei manchen geht es ein bisschen schneller, bei einigen langsamer, dass man dann auch das Bewusstsein verliert. Und je nachdem wie abrupt und wie stark die Blutzufuhr halt komprimiert wird, geht es schneller oder weniger.
Sebastian So, beim BDSM das Bewusstsein wollen wir ja im Grunde nicht verlieren, aber das hat natürlich auch vorher schon einen gewissen Effekt. Dieses Augenflackern, dass man irgendwie unscharf sieht und dass ganz viele Dinge einfach passieren.
Julia Und es ist natürlich auch eine immense Bedrohung für den Körper, das heißt, es passiert ganz viel. Und es kann natürlich auch einen gewissen Kick geben, dann so diese Angst zu spüren und damit zu spielen. Was man auch sagt, da gab es einige Studien zum Thema regelmäßiges Choken und auch Choken bis zur Ohnmacht und Brain Damage, also Schädigung des Gehirns. Und da war das so ein bisschen fragwürdig, ob dieses regelmäßige Würgen wirklich und diese kurzzeitigen Unterbrechungen der Blutzufuhr, ob die Schäden des Gehirns auslösen. Also sie haben, da ist die Studienlage zwar dünn, aber es gab zumindest zwei Studien, die gesagt haben, dass es bei regelmäßigen Choken auch keine sehr schweren Schäden gab. Die haben allerdings die Leute befragt, teilweise in dem sie die online gefunden haben. Die haben ja so das Studiendesign. War halt auch nicht sicher. Also man kann das nicht sicher sagen, dass es sicher ist. Dennoch werden halt, wird dieser Sport weltweit ausgeführt und es sind Einzelfälle bekannt, wo auch schwere Verletzungen passiert sind, weil abgesehen davon, dass natürlich das Gehirn Schaden nehmen kann durch zu lange Sauerstoffunterbindung, ist es so, dass auch allein die Strukturen im Hals durch Würgen oder durch grobe Gewalt gegen den Hals Schaden nehmen können. Einerseits, ich hatte eben schon die Luftröhre und den Knorpel beschrieben, was auch eine Gefahr ist bei den Halsgefäßen, ist, dass die Schaden nehmen im Sinne von einer, man nennt das Dissektion, wenn quasi sich die einzelnen Gewebschichten voneinander ablösen. Also es ist quasi ein innerer Riss, könnte man fast sagen.
Sebastian Was passiert denn jetzt im Gehirn? Also der Blutfluss wird unterbrochen, der wird ja komplett unterbrochen oder gehemmt eher?
Julia Gehemmt, wenn man nicht so doll drückt und unterbrochen, wenn man richtig abdrückt.
Sebastian Also es geht so weit sogar, okay. Was passiert jetzt da? Also erstmal wundert mich ja immer, dass das so schnell geht. Man müsste ja meinen, ja, das, ein, zwei, drei Minuten kann so ein Gehirn ja, nein kann es offenbar nicht.
Julia Nein kann es nicht.
Sebastian Was passiert da auch hormonell in dem Moment? Ist da irgendwas bekannt? Was macht der Körper, was macht das Gehirn? Weil da scheint ja gar kein Notprogramm loszulaufen, was irgendwie das Überleben sichern soll, sondern das Licht geht aus.
Julia Also es gibt eine ganze Menge Notprogramme vom Körper, wenn insgesamt wenig Sauerstoff für den ganzen Körper zuständig ist, dass halt der Körper all seinen Sauerstoff in der Hand und so Richtung Herz und Richtung Hirn zieht. Aber wenn man dann wirklich da ansetzt, deshalb ist es halt auch so vulnerabel, weil das Gehirn hat halt kein Notprogramm, wenn man ihm den Sauerstoff abzieht. Da läuft es eher unten. Das heißt, das Gehirn hat wirklich erst mal kurz Pause und kann dann nicht so viel machen. Was interessant ist, sind natürlich die Faktoren danach, dass es manchmal dann nachreflektorisch zu einer Mehrdurchblutung kommt. Und da ist so ein bisschen die Frage von Choking und Migräne auch da Studienlage natürlich denkbar dünn.
Sebastian Wir verlinken das aber wahrscheinlich schwierig.
Julia Ich werde diese Studien, diese Kampfsportstudien da mal verlinken. Die haben sich auch eine Menge Einzelfälle so angeguckt. Was häufiger kommt, dass man nach diesen Choking-Erfahrungen Kopfschmerzen bekommen kann. Aber Kopfschmerzen und Migräne sind natürlich... Unterschiedliche Themen, also Kopfschmerzen und Migräne ist nicht dasselbe.
Sebastian Ich glaube bei der Zeit habe ich vorgestern glaube ich den Titel gesehen, Migräne ist wenn man Kopfschmerzen fühlt, die man nicht hat. Also das war aber nur der Titel, ich habe den Artikel nicht gelesen, wo ich aber dachte, ah ok, interessant.
Julia Es sind teilweise unterschiedliche Entstehungen und auch unterschiedliche Schmerzqualitäten von denen wir da sprechen. Aber man kann sagen, Choken kann Kopfschmerzen auslösen. So viel. Und es gibt auch immer Einzelfälle, also in den Studien zu diesem sportlichen Würgen quasi wurden auch einige Risiken, die halt entstehen können. Wie gesagt, es kann zu Dissektionen kommen. Es kann passieren, wenn man schon Verkalkungen in den Arterien hat, dass sich diese Verkalkungen lösen und es dadurch zu einer Thrombose kommt.
Sebastian Im Gehirn?
Julia Im Gehirn oder auch in den Gefäßen. Es kann sein, dass es halt doch eine Schädigung des Gehirns gibt, wenn die Blutzufuhr zu lange unterbunden wird. Es kann passieren, dass wenn am Hals und am Kehlkopf Strukturen verletzt werden, dass man Probleme hat beim Schlucken, dass man die Stimmbänder lähmen kann dadurch, dass man dann Nerven komprimiert. Also da ist eine ganze Menge. Man hat Nerven, man hat Blutgefäße und was auch noch wichtig ist, dass es den Karotissinus gibt. Das sind Rezeptoren, die im Halsbereich sind, die auch für die Blutdruck- und Herzfrequenzregulation wichtig sind. Und wenn man da Druck ausübt gegen diesen Karotissinus, dann kann es passieren oder reguliert der Körper den Blutdruck und die Herzfrequenz runter. Und das kann er, wenn der Druck bestehen bleibt, bis zu einem Punkt machen, wo lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen oder auch einen Herzstillstand auftreten. Das ist so ein quasi Reflextod, der passieren kann. Und da gibt es halt Menschen, die dann schneller quasi komplett ohnmächtig werden bei so einem Hyperreflex. Dann ist der so quasi hypersensibel, dieser Karotissinus. Das ist relativ gefährlich. Und deshalb ist zum Beispiel im Kampfsport und Studien gemacht, dass es wichtig ist, Quasi frühzeitig abzuklopfen, dass man halt auch nicht unbedingt, wenn man in so einem Choke steckt, wirklich sich jedes Mal bis zur Bewusstlosigkeit ausknocken lassen muss. Und auch, dass die Randrichter oder die Schiedsrichter da halt wirklich gucken müssen, ist die Person weg und nicht, wenn sie schon weg ist quasi, der Choke noch aufrechterhalten wird. Das heißt, sollte es euch passieren, dass ihr jemandem versehentlich ohnmächtig würgt, tut es bitte nicht. Lasst es einfach insgesamt. Aber wenn ihr es nicht lasst, wir waren bei dem Thema eben, sofort loslassen, ganz wichtig.
Sebastian Ja, also das...
Julia Absolute oberste Grenze, weil da könnt ihr Menschen wirklich mit umbringen und ihr könnt Menschen mit Würgen insgesamt umbringen, das ist nochmal wichtig. Und da ist es dann auch sehr schwer rechtlich wieder rauszukommen.
Sebastian Das glaube ich. Ich mache nochmal einen Verweis zu einer ganz alten Folge, Folge 6 der Kunst der Unvernunft, Ceterum Censeo. Das ist ein Mensch, da haben wir, mit dem Menschen habe ich sehr lange und sehr ausführlich über das Thema Notfall und Erste Hilfe gesprochen und auch da kam genau diese Aussage, also spätestens da ist einfach mal Schluss, ne. Generell, sagen wir mal so, wir nehmen mal an, Menschen machen das, aber ab wo kriege ich vielleicht meine Probleme? Ich meine es gibt Einblutungen im Auge zum Beispiel, ist das schon direkt was Dramatisches? Ist das schon ein Fall für den Notarzt oder ist das einfach so eine Nebenwirkung, wenn da die Gefäße im Auge platzen?
Julia Ja, man komprimiert ja auch teilweise nicht nur den arteriellen Zufluss, sondern auch den venösen Abstrom und man hat dann halt einen hohen Druck einfach so im Kopfbereich und wenn dann noch Angst dazukommt, das sind halt kleine Kapillaren, die platzen. Das hat noch keinen Gefahrwert an sich, weil es sind einfach nur kleine Kapillaren, die platzen. Das ist kein Grund für den Notarzt. Aber ein Grund für den Notarzt ist, wenn ich Bewusstseinseintrübungen habe in irgendeiner Form, das heißt mir ist schwindelig. Ich habe auf einmal starke Kopfschmerzen oder höre irgendwelche Geräusche, habe irgendwelche Ohrgeräusche, die auf einmal kommen. Schwindel, Übelkeit, Erbrechen.
Sebastian Und auch, ja, nicht aufwachen ist dann vielleicht auch nochmal.
Julia Nicht aufwachen auf jeden Fall, das habe ich jetzt vorausgesetzt, wenn jemand, wenn man jemandem würgt und der wird nicht wieder wach, absolut keine Frage, dann...
Sebastian Ich will nochmal einzuordnen, wird nicht wieder nach einer Sekunde, nach fünf, nach zehn, nach einer Minute, also was ist da so der, also man nimmt die Hand weg, also Personen, Augen gehen zu, Person ist weg, man nimmt die Hand weg und dann sollte sie eigentlich gleich wieder da sein.
Julia Ja. Eigentlich schon.
Sebastian Und zwar gleich und wenn sich nach drei, vier Sekunden nichts regt, ist da ein Problem.
Julia Ja, also ich denke und dann muss man halt wirklich gucken, atmet die Person selbstständig und wenn sie nicht atmet, reanimiere ich. Also es ist auch was aus dem Erste-Hilfe-Kurs. Puls fühlen ist nicht absolut sicher. Wir gucken nach der Atmung. Das ist das, was uns interessiert. Hebt und senkt sich der Brustkorb. Und dafür ist auch das Sicherste, die Hände auf den Brustkorb lehnen und gucken, ob die Person dann atmet. Normalerweise sollte sie, wenn der Hals dann wieder frei ist, auch atmen und Luft holen.
Sebastian Normalerweise hätte ich das jetzt gar nicht so detailliert hier behandelt, aber es ist einfach wirklich dieser Punkt, an der Stelle, es ist halt saugefährlich.
Julia Es ist saugefällig, da sollte alles nicht passieren. Wenn ich mir jetzt aber so hinstelle und sage, oh, ich rede nicht drüber, weil es so gefährlich und so schlecht ist, dann finde ich, ist das auch ein Bias. Wenn ich gleichzeitig MMA gucke, wo die sich regelmäßig auschoken. Das ist so ein bisschen, dann frage ich mich so, über das eine dürfen wir nicht reden, weil es hat mit Sex zu tun und das andere ist Sport, das ist in Ordnung. Von meiner medizinischen Seite wäre ich eine verdammt schlechte Ringärztin, weil ich würde das gar nicht aushalten, da Ringärztin zu sein, weil ich mir bei jedem Choke total Schiss hätte. Also, weiß ich nicht. Aber das sind so, ich weiß nicht welche moralischen Maßstäbe, die da im Sport ansetzen. Aber warum sollte ich jetzt meine moralischen Ansprüche an die Bettgeschichten von Menschen höher setzen als den Sport?
Sebastian Also kannst du das empfehlen?
Julia Nein, ich empfehle es nicht, aber ich empfehle es auch Sportlern nicht. Also, ich würde auch sagen, sucht euch vielleicht was, wo ihr nicht ohnmächtig gechoked wird. Es gibt auch andere Kampfsportarten.
Sebastian Es ist natürlich so eine Frage der Risikoabschätzung. Ich glaube, wenn es denn dazu kommt, langsam gucken, man muss sich kennenlernen, alle Menschen reagieren unterschiedlich. Es gibt halt kein Rezept, was sagt, das kannst du so machen. Das ist ja auch das, was BDSM so spannend macht. Es gibt halt kein Rezept, wo man sagt, naja, du machst genau das und dann passiert das. Ja, wenn ich Subbie haue, dann sagt sie, au, das kann schon mal passieren, das ist eine recht klare Reaktion. Und bis auf die Reflexe, wenn ich ihr in die Augen leuchte, gibt es eigentlich viel Interpretationsspielraum, wie ich finde.
Julia Ärztlich BDSM zu empfehlen ist halt eh, wir sind natürlich auch als Heilberuf auf einer ganz anderen Ecke da angesiedelt, in dem was wir mit Menschen machen oder möchten. Und das ist, glaube ich, dann einfach, das beißt sich ein bisschen. Gleichzeitig sollte man aber als Ärztin oder als Arzt die Sexualität von Menschen respektieren, solange die nicht zu sehr eigen- oder fremdgefährdend wird. Und beim Choking bewegen wir uns da halt in einem Graubereich, an dem man das unglaublich schwer definieren kann, ab wann dann wirklich die Fremdgefährdung gegeben ist. Weil nur die Hand um den Hals zu legen, ohne zuzudrücken, kann ich auch nichts gegen sagen.
Sebastian Okay, das kannst
Julia Das kann auch bedrohlich wirken.
Sebastian Also ich hab ja heute nochmal die Notaufnahme gearbeitet, du hast die Ausbildung entsprechend durchgemacht, das heißt du hast viele Menschen gesehen. Und gerade noch mal als Urologin, die hier mit... Sexunfällen oder Spuren oder irgendwas zu dir kommen und vielleicht magst du noch mal so ein bisschen dem Publikum an die Hand geben, die haben oft Ängste. Ich muss meinen Gynäkologen-Termin um vier Wochen verschieben, denn ich habe Spuren oder ich habe irgendwas angestellt und schwierig, das heilt lieber so. Ich hab das Gefühl, dass die Menschen aus, aus, nicht aus Stolz, aber weil es peinlich ist oder unangenehm ist, das zu erklären, sehr viel aushalten, anstatt sich ärztlich helfen zu lassen. Und vielleicht kannst du mir und dem Publikum so ein bisschen ja den Schiss davor nehmen, mal hinzugehen. Also, was erzählt man? Welches Märchen kann ich bei welchem Unfall vielleicht auftischen? Was ist glaubwürdig? Oder gibt es einen bestimmten Code, den ich da sagen kann? Oder wie gehe ich als Mensch, der irgendwie Spuren an sich trägt oder eine Verletzung, einen Unfall hatte im Bereich BDSM, wie gehe ich mit dem Gesundheitswesen um?
Julia Also wenn wir bei Märchen sind, ich würde mich da an Rotkäppchen halten. Soweit ich weiß, wenn ich mich an das Märchen richtig erinnere, hat die den Wolf gezähmt, ist damit in die Notaufnahme geritten, hat den Wolf erstmal eine Oma fressen lassen und dann waren die Spuren an Rotkäppchen gar nicht mehr so dramatisch. Nein. Bleibt einfach weg von Märchen. Also wenn euch etwas passiert, geht in die Notaufnahme. Niemand kann garantieren, dass ihr nicht an dem Tag ein blödes unsensibles Arschloch da findet. Entschuldigt meine klare Ausdrucksweise. Aber generell sind MedizinerInnen dafür da, Menschen zu helfen und egal in welcher Situation und gerade Urologinnen und Urologen wissen, dass solche Themen auf sie zukommen. Also es ist kein Geheimnis, dass sowas passiert, auch in Notaufnahmen nicht. Die Menschen haben sowas schon mal gesehen. Und wenn euch was Skurriles passiert ist, wahrscheinlich freuen sich die Medizinerinnen tatsächlich, weil es ist auch immer eine ganze Menge Routine. Und der 15. Harnwegsinfekt, ich gebe es zu, ist vielleicht nicht das, was mich komplett dann nachts excited, wo ich denke, das ist richtig, richtig spannend jetzt. Dafür stehe ich mit einer unglaublichen Begeisterung auf. Aber wenn mir jemand sagt, da hat jemand einen Penisring, der nicht mehr abgeht, dann bin ich schon erstmal wieder aufgeregt, weil es ist natürlich interessant. Und es ist eine unglaubliche Freude, wenn so ein blöder Unfall passiert ist und man irgendwas gerettet hat. Ich habe mich in Keks gefreut, als dieser Deckel wieder aufgetaucht ist. Dieser Deodeckel, den ich als Ding der Woche präsentiert habe. Das war made my night. Also super gut, weil wir konnten das Problem lösen, ohne irgendwie chirurgisch tätig zu sein. Und wahrscheinlich werden sich, das können wir menschlich nicht von uns abweisen, vielleicht finden wir es auch lustig, was euch passiert ist, aber mit ein bisschen Abstand findet ihr es vielleicht später sogar selber lustig, wenn die Betroffenheit ein bisschen in den Hintergrund rückt. Aber niemand wird euch offen auslachen. Klar, wir merken uns skurrile Geschichten, aber ihr müsst euch keine Sorgen machen, dass wir irgendwie verurteilen. Also da kann ich sehr von mir reden und ich kenne auch viele Kolleginnen und Kollegen, die halt, natürlich, wir erzählen uns die verrückten Geschichten weiter, aber die wenigsten wissen noch, wie das Gesicht dazu aussah. Also da müsst ihr euch überhaupt keine Sagen machen. Der Gegenstand bleibt wahrscheinlich in Erinnerung. Also bei mir auch, der pinke Dildo. Ich werde mich für immer an ihn erinnern. Wie der Mensch aussah, aus dem ich ihn geborgen hab, muss ich ganz ehrlich sagen, weiß ich schon kaum noch. Also da ist das Interessantere meistens die Story dahinter. Das finden wir halt interessant.
Sebastian Das ist so
Julia Ja, voll. Und vielleicht auch ein bisschen, keine Ahnung, vielleicht auch ein bisschen bei mir persönliches, weil ich finde halt insgesamt Sexualität, Sexgeschichten unglaublich spannend und wenn was schiefgelaufen ist, klar. Und ich persönlich leide auch manchmal empathisch ein bisschen mit, weil ich habe auch schon Dinge gemacht. Und das ist halt das, was man glaube ich auch nicht vergessen sollte. Medizinerinnen und Mediziner sind auch Menschen, die Sex haben, die mal geil sind. Nicht gerade in dem Setting, wo ihr sie kennenlernt, da sind sie professionell. Aber sonst sind es halt auch Menschen.
Sebastian Würdest du denn zu dir in die Notaufnahme gehen?
Julia Ja, die kennen mich da schon.
Sebastian Okay, naja, das könnte sein, dass du sagst, nee, da gehe ich lieber woanders hin. Gibt es denn irgendwas, wo Menschen nicht begreifen, dass sie vielleicht kommen sollten? Also wo sie gar nicht merken, oh das ist jetzt was, was man so abtut, ja das zwickt da ein bisschen und dann ist halt gut. Also gibt es irgendwas, wo du immer wieder sagst, ah wären die Leute mal früher gekommen.
Julia Manchmal bei so Entzündungssachen, die schon relativ schlimm sind, aber... Und wie gesagt, diese so Penisring-Geschichten, wenn die schon zu lange drauf sind, das auf jeden Fall. Oder halt auch schmerzhafte Dauererreaktionen, das muss man nicht für immer aushalten, da muss man... Hodenschmerzen sind auch Sachen, so akut einsetzende, starke Hodenschmerzen, gerade wenn irgendwas passiert ist, irgendein Trauma, das kann ja im sexuellen Sinne auch mal passieren, weil irgendjemand ungeschickt war. Oder halt auch irgendwie im SM-Sinne, also da, das sollte man vielleicht abklären. Hodenentzündungen und so. Da kann ich natürlich auch aus meiner urologischen Sicht so ein bisschen, bin ich vielleicht auch ein bisschen beschränkt.
Sebastian Also vielleicht hätte ich das Problem, ich komme dann in die Notaufnahme, was weiß ich, nehmen wir mal den Fall, ja ich habe mir irgendwas eingeklemmt und kaputt gemacht irgendwie und jetzt komme ich dann in die Notaufnahme. Ich würde ja nicht jede einzelne Station da erklären wollen, was ist. Also ich komme da an die Anmeldung. Dann müsste ich da erzählen, ja, ich habe da was.
Julia Ich habe eine
Sebastian Ja, aber ich möchte ja auch, also, okay, das reicht, dass ich dann das nicht noch drei Leuten erzählen muss, sondern, dass ich relativ schnell einen...
Julia Vielleicht, also bei uns in der Notaufnahme so, man erzählt es quasi der Triage und wenn man da nicht viel zu erzählen möchte, also die Triagekraft ist quasi diejenige, die dann einordnet in, ist super dringend, muss direkt durch, kann noch ein paar Stunden warten oder sollte nicht so ewig warten. Also je nachdem.
Sebastian Okay. Das ist aber nicht jetzt unbedingt der Pförtner, der da vorne sitzt.
Julia Nein, nein, der schickt nur weiter, wo die Notaufnahme ist.
Sebastian Okay, alles klar.
Julia Und das wird auch nicht fünfmal erzählt. Also es ist alles halb so.
Sebastian Und das ist ja, da unterliegt ja eh wirklich der Schweigepflicht und auch was du heute erzählt hast, ja das ist ja so allgemein gehalten, da bin ich, ja das ist
Julia Ja und da kommt es Also ich arbeite jetzt zum Beispiel auch in einer etwas größeren Stadt. Da ist es ja nicht so, dass das einzige Auto, was nachts Richtung Klinikum gefahren ist, der einzige Audi in dieser riesigen Stadt ist. Also dass man ganz genau wüsste, dass wenn der jetzt vorgefahren ist, war da was. Als wenn ich ein 300 Seelen Dorf habe. Und also da muss man natürlich gut aufpassen. Schweigepflicht ist es halt so, auch die Sachen, die ich jetzt hier erzählt habe, ich glaube es könnte keiner einen Rückschluss darauf ziehen, wer das war und zu welchem Zeitpunkt war.
Sebastian Okay, so die Uhr, die Uhr ist ja mal mein Liebling im Moment, wobei offenbar mit steigender Folgenummer werden die Folgen einfach immer länger. Es gibt noch ein Ding der Woche.
Julia Ja, ich habe nämlich noch was anderes aus der Notaufnahme mitgebracht.
Sebastian Ich sehe eine Plastiktüte mit Zeug drin. Ich würde sagen größe Boxhandschuh, Form auch ähnlich in weiß.
Julia Ja da hat mich nämlich mal irgendwann im Nachtdienst etwas unaufällig meine eigene Kinkyness überrascht. Ich war dann auf einmal sehr sehr excited. Das sind nämlich, ich nenne es liebevoll, die Pfoten.
Sebastian Die Pfoten? Achso ja es sind Pfoten.
Julia Es sind quasi Pfoten.
Sebastian Okay, ich mach das mal auf, ich liebe das Publikum, Bilder wie immer in den Shownotes. Der Klettverschluss macht einen wunderbaren Lärm. Ich mach das hier mal vor dem Mikrofon, nur einmal deshalb. Was das für ein Klettverschluss ist. Das ist ja toll. Und das hab ich hier, da kann ich, ich steck
Julia Ja, so rum.
Sebastian So rum. Okay. Okay. Und jetzt hab ich, ach, da sind sogar für die einzelnen Fingerausstülpungen drin.
Julia Genau.
Sebastian Und dann
Julia Genau.
Sebastian Das ist ja mal Okay, und jetzt ist meine Hand quasi fixiert, meine Finger.
Julia Ja, es ist quasi so ein Kissenhandschuh, die Finger werden aufeinander separiert und die Hand liegt auf so einer Art Kissen und das wird dann zugeklettert. Das ist quasi wie so ein Boxhandschuh, in dem man sich nicht bewegen kann. Er ist eigentlich dafür gedacht, also eigentlich was, was zur Fixierung verwendet wird bei Eigen- oder Fremdgefährdung.
Sebastian Ja, das wird sehr effektiv sein, glaube ich, wenn man das richtig zuzieht.
Julia Ja.
Sebastian Ein Safe-Fix steht da drauf.
Julia Das ist ein Safe-Fix, genau. Das ist was zum Fixieren. Das ist so eine weiche Pfote, die auch dagegen hilft, dass man mit dieser Hand jetzt natürlich nichts mehr greifen kann, niemand mehr kratzen kann. Sollte auch Schläge abgehen.
Sebastian Braucht ihr sowas sehr häufig? Wenn ihr keine Betäubungsmittel mehr da habt und irgendwas operieren müsst, ne?
Julia Es ist eine absolut, also Patienten oder Patientinnen zu fixieren ist eine absolute Notfallsituation und manchmal notwendig, wenn wir gerade im Bezug mit sehr älteren, mit dementen Patienten oder irgendwelchen vaskulären Hirnschäden, die schon vorbestehend da sind, wo man nicht, kommunizieren kann und da vielleicht auch das Verständnis auf der anderen Seite nicht da ist.
Sebastian Sowas habe ich noch nie gesehen. Ich finde das ist, ich habe das nicht mal richtig zugezogen, kommt trotzdem nicht raus. Ich bin gerade beeindruckt.
Julia Ich muss sagen, ich habe die kennengelernt und war völlig excited und dachte, ich brauche sowas und dann habe ich mir auch welche besorgt, weil ich die so großartig fand.
Sebastian Okay, also das ist, ja, ich sag mal so, das ist spannend, weil das ist nicht am Handgelenk, ne? Also das ist wirklich mal ein, ich nenn es ja, na klar, der Hintergrund ist ernst, wenn es im klinischen Alltag gebraucht wird, ne? Das ist auch nicht lustig, aber das ist natürlich etwas, die sind wahrscheinlich sogar bezahlbar, die Dinger, ne? Das ist mal wirklich ein, ja, die boshaften Mediziner, die finden wirklich Dinge um Menschen fies zu fixieren, die einfach sind.
Julia Ich hab Leute auch da schon rauskommen sehen, also man muss sagen, so jemand der wirklich nicht so richtig Herr seiner Sinne ist, aber unbedingt da raus will, da reichen die alleine nicht, da müsste man noch zusätzlich fixieren, das ist schon schwierig.
Sebastian Okay, aber du fandest sie toll, du hast sie dir besorgt, um was damit zu tun?
Julia Ich wollte damit gerne außer Gefecht gesetzt werden.
Sebastian Ist das gelungen?
Julia Ja das ist sehr gelungen.
Sebastian Okay, gibt's die auch für die Füße oder so?
Julia Oh die hab ich noch nicht gefunden, aber hab ich auch noch nicht gesucht.
Sebastian Okay, also ich glaub das, ja, damit bist du tatsächlich außer Gefecht gesetzt und wenn du damit einen Kaffee holen geschickt wirst, dann wird's böse.
Julia Da muss ich aber wieder sagen, ich bin natürlich in meiner Freizeit Jongleurin, also ich würde damit wahrscheinlich auch noch irgendwie eine Kaffeetasse balanciert bekommen, aber das
Sebastian Auf den ersten Blick
Julia Und sie sehen halt auch unglaublich putzig aus.
Sebastian Oh ja, die sehen putzig aus.
Julia Ich hab jetzt noch nicht dran gebastelt, aber ich wollte ja eigentlich mal auch noch, eigentlich ich bin jetzt nicht die Petplayerin, aber irgendwie die Idee da ein paar Pfoten drauf zu basteln ist einfach aus ästhetischen Gründen total süß.
Sebastian Ja, wo man da jetzt noch ein bisschen ein paar Pünktchen und so, wenn man das so drauf macht, das ist super. Und das Spannende ist wirklich, man kommt da jetzt wirklich nicht einfach raus, obwohl der Klettverschluss am Handgelenk gar nicht groß fest ist. Aber irgendwie hat man keine Chance da dran zu ziehen, ich finde das sehr interessant. Also das ist wirklich mal ein richtiges Fundstück. Also hätte ich nicht erwartet.
Julia Ich auch nicht, als ich das erste Mal gesehen habe. Und zum Glück waren die Kollegen, mit denen ich zu dem Zeitpunkt nachts im Dienst war, kannten mich ein bisschen auch privat. Und dann konnte ich alles an Excitement rauslassen. Das war okay.
Sebastian Ja, das glaube ich. Großartig. Ja, vielen Dank. Natürlich, wie gesagt, Bilder. Wie gesagt, immer in den Shownotes gucken, ihr Lieben. Da könnt ihr die sehen. Wobei, ich mache noch mal ein Bild vom Etikett, falls es irgendjemand nachbestellen möchte. Da steht sogar, glaube ich, die Artikel- oder Bestellnummer drauf. Ist ja immer alles extremst optimiert in Krankenhäusern, dass man dann nicht großartig suchen muss, sondern man sagt einfach, ah, das brauche ich. So, da haben wir mal ein Bild von. Am besten ohne meine Finger drauf. Jawoll. Okay. Julia, wir haben jetzt hier mal wieder lange lange aufgenommen. Ich stelle mal die blöde Frage: Was sonst noch? Ich mag gar nicht so viel in deinem privaten Sexleben rumwühlen, aber ich muss natürlich schon wissen, mit der ganzen Erfahrung auch im Job, die du hast, an welche Regeln hältst du dich denn einfach mal nicht? Also was für Dinge findest du, ich sage es mal prinzipiell spannend und wo eventuell die Risikoabschätzung zugunsten des Risikos ausfällt?
Julia Ich mag Ohrfeigen. Und natürlich wäre aus medizinischem Sinne überhaupt nicht zu empfehlen, in irgendeiner Form Schläge gegen den Kopf. Weil man natürlich auch bei zu starken Ohrfeigen von Trommelfellschädigung bis zu wieder Hirnschädigung bis whatever. Aber ich glaube, wenn man so in der Situation ist wie ich und einen Partner hat, einen festen, dem man sehr vertrauen kann Und der auch vorsichtig ist und wo man sich darauf verlassen kann, dass der nicht so hart zuschlägt.
Sebastian Du musst das gar nicht rechtfertigen. Der gesunde Menschenverstand sagt, tu das nicht. Der SMer sagt, ich bin mir dessen bewusst, das nicht tun zu sollen, aber ich bin bereit, das Risiko einzugehen, weil ich habe ja diesen Benefit, dieses Lustempfinden dabei. Und ich kann mir vorstellen, dass das aus Sicht der Ärztin manchmal schwer auszuhalten ist, was Menschen sich zumuten, weil es halt irgendwie geil ist. Verändert das dein privates Sexleben vielleicht auch an der Stelle, dass du sagst, oh ne, ich hab gesehen, was da passieren kann, ich mach das nicht mehr. Schreckt das irgendwie ab, der Job?
Julia Wenig, weil ich vielleicht aber auch da das Glück hatte, dass ich wenig Überschneidungspunkte mit meinem privaten Sexleben hatte. Wobei ich sagen muss, dass ich glaube ich beim Thema Bondage sehr viel vorsichtiger bin, als ich das ohne meine medizinische Vorbildung wäre. Vielleicht weil ich aber auch durch medizinisches Interesse auch eher, wenn ich was von Fällen höre, wo es Nervenschädigungen durch Bondage gab, ich die, glaube ich, auch stärker verfolge, als vielleicht jemand, der keinen medizinischen Zusammenhang hat und ich dann auch eher vielleicht auch von jemandem kontaktiert werde. So Nervenschädigungen nach Bondage sind nicht mein Thema. Da würde ich immer an NeurologInnen verweisen. Deshalb würde ich da jetzt auf das Thema nicht nochmal extra eingehen. Aber das ist was, wo ich privat, glaube ich, sehr... Kritisch geworden bin und auch so mein Umfeld, das zum Glück eh schon sehr, sehr, sehr, sehr, sehr sensibel ist. Und meine Partnerin zum Beispiel, die selber auch Riggerin ist, die, ja.
Sebastian Das finde ich spannend, weil ich sehe Bondage ganz oft, weil es auch einfach diesen wunderbaren künstlerischen Aspekt hat. Sehe ich ja Bondage und auch die Bilder und auch die Kunstform als solches immer auch als Brücke zwischen Menschen, die BDSM nichts abgewinnen können und BDSMern. Da können sich beide Seiten im Prinzip drauf einigen. Man kann es ästhetisch schön finden, die anderen finden es toll, weil es vielleicht ein bisschen wehtut, dann ist es noch die Kunst und alles. Und dabei ist es doch eine Sache, die eigentlich ganz schön heftig ist.
Julia Ja und vor allem, was ich privat spannend finde, sind so Hänge-Bondage-Geschichten. Man muss auch sagen, dass da ein leichter Zusammenhang mit Luftakrobatik besteht. Ich habe vor einigen Jahren das erste Mal kopfüber in so einer Hänge-Bondage-Geschichte gehangen und gedacht, das ist der Moment, jetzt muss ich mal so etwas wie ein Vertikaltuch ausprobieren. Im Endeffekt bin ich dann beim Luftring gelandet als mein Lieblingsluftspielzeug und nicht im Vertikaltuch. Und da ist natürlich auch bei Hängegeschichten die Gefahr relativ hoch, dass irgendwas passiert, weil man halt sehr viel Druck auf einzelnen Stellen hat.
Sebastian Ja, das ist wieder die Risikosache.
Julia Also ich löse das für mich persönlich einfach dadurch, dass ich einfach die Menschen sehr gut auswähle, mit denen ich sowas mache, wo ich weiß, die kennen sich auch aus und die sind dafür sensibilisiert und ich mach dann quasi auch Risikominimierung nach bestem Wissen und Gewissen.
Sebastian Ich hab ja normalerweise so ein paar Shorts am Ende jeder Folge, wo ich dir einfach ein paar Begriffe hinwerfe und dann sagst du da ein, zwei, drei Sätze zu und das ist so ein kleiner Abschluss. Das fällt mir bei dir extrem schwer, aus mehreren Gründen. Ein Grund ist, ich habe mir während der Aufnahme hier keine Notizen gemacht, weil ich ständig durch diese lange Liste durchscrollen musste und suchen musste, okay, was kommt jetzt als nächstes. Aber so die eine oder andere kleine Frage habe ich noch an dich. Frag. Ist ein bisschen gemein, weil ich gehe natürlich mehr auf dich als Ärztin ein als auf dich als Julia. Das ist jetzt einfach meiner Neugierde geschuldet, aber da gibt es ja keine Regeln. Du als Partnerin im SM, im Bondage, im was auch immer, ist das mit dir eher kompliziert, weil du sagst hier im Moment die Venus sowieso, also du unterbrichst dann und gibst medizinische Ratschläge, wie man das besser machen kann. Also bist du da eher komplizierter oder schaltest du dann dieses ganze medizinische Wissen aus für den Moment und sagst, ich bin jetzt hier zum genießen?
Julia Ich glaube ich bin nicht unbedingt komplizierter. Ich würde auch erst glaube ich was sagen, wenn es wirklich eine Relevanz im Sinne von hätte, wow, das ist jetzt richtig dumm was du tust, da ist jetzt wirklich Gefahr im Verzug, dann würde ich was sagen. Aber ansonsten, ich nehme einiges, glaube ich, auch wahr. Unterschwellig, das wird aber die andere Person nicht mitbekommen, also.
Sebastian Okay, Anschlussfrage, wenn du auf Events bist und siehst andere Menschen irgendwas machen. Also geht dir da die Pumpe, weil du Sachen siehst und sagst so, um Gottes willen, das könnt ihr doch echt nicht bringen? Oder sind die Menschen dann einfach alle so entspannt und also nein, so verantwortungsbewusst, dass auch du den Abend noch genießen kannst und nicht ständig daneben stehen musst und ganz kritisch gucken musst?
Julia Also bis jetzt habe ich das Glück gehabt, dass ich noch nicht an dem Punkt war, wo ich ganz, ganz böse kritisch gucken musste. Und ich zumindest das Gefühl hatte, auch bei Menschen, die irgendwie was Extremeres gemacht haben, ich habe mir auch schon so Hook-Suspensions angeguckt, aber da wusste ich, dass das sehr erfahrene Künstlerinnen und Künstler sind und war dann relativ entspannt. Und auch so was öffentliches Bondage anging, ich hab das halt mehr irgendwie auch im Privaten erlebt, als jetzt irgendwie auf Veranstaltungen. Also ist mir zum Glück noch nicht untergekommen, dass ich da jemanden rausretten musste.
Sebastian Das Tolle ist, dass du immer unter allen Umständen die Gewissheit hast, dass eine Ärztin im Raum ist.
Julia Es kann auch mal fies sein. Ich habe meine zweite Leidenschaft neben der Medizin, das habe ich eben schon angesprochen, so ein bisschen Zirkusauftritte, Shows und ich habe auch, als ich noch im Studium war und ein bisschen mehr zeitliche Kapazitäten hatte, teilweise auf Fetischpartys performt. Und natürlich das gemeine irgendwie, das war, er hat sich glaube ich doch schon ein bisschen dann überschnitten mit schon Ärztin sein, die mit dem ersten aerial hoop Auftritt hatte und gerade so danach mein Glas Belohnungs-Gin zu meiner Kehle führen wollte und sehe nur auf der Tanzfläche, wir standen so ein bisschen auf einer Empore, dass da jemand umgekippt ist.
Sebastian Ja, jetzt bist du da, jetzt musst du ran.
Julia Ich guckte von oben so 22, 23, Mist sie ist noch nicht wieder aufgestanden. Halt mein Glas.
Sebastian Aber du konntest helfen.
Julia Ja, war dann alles gut, war alles nicht so dramatisch.
Sebastian Okay, und danach
Julia Ja.
Sebastian Apropos Gin, du hast mir ein kleines Gastgeschenk gebracht, das mag ich mal würdigen. Ein Rostocker Roggen-Gin.
Julia Ja. Und ähm. Ich hab es nämlich vorher so ein bisschen rausgekriegt, dass du es gerne magst. Ich trinke selber fast kein Alkohol mehr, also ganz ganz selten mal einen Gin. Aber das ist verschwindend gering.
Sebastian Als du mir den überreicht hast bin ich einmal runter zum Kühlschrank, habe eine Flasche Tonic kalt gestellt, wir können gleich vielleicht einen kleinen Schlückchen mal verkosten, weil der riecht verdammt gut, da freue ich mich schon drauf. Ich hab noch eine letzte Frage und das kann sein, dass du da sehr ausschweifend drauf antwortest, ich bin sehr gespannt. Stell dir mal vor, du... Hast die zeitlichen Kapazitäten und auch möglicherweise das Team oder die Position und kannst Dinge erforschen, kannst dir Forschungsthemen frei auswählen. Wo würdest du sagen, ich schränke es mal so ein bisschen ein, also dir ist vorgegeben, es muss irgendwas mit BDSM so halbwegs im Hintergrund zu tun haben, wo würdest du sagen, da würde ich gern Studien machen, da mag ich dran rumforschen oder keine Ahnung, also wo gibt's Sachen, wo du sagst, boah, das interessiert mich.
Julia Also insgesamt ist das Thema Schmerz und weibliche Sexualität, finde ich nochmal total interessant. Auch Orgasmusauslösung durch Schmerzreize, finde ich total spannend. Was ich gerne auch erforschen würde, besser wäre weiblicher Sadismus tatsächlich. Weil mir tatsächlich mal ein Dozent für Sexualmedizin, das ist schon einige Jahre her, ins Gesicht gesagt hat, es gibt keine weiblichen Sadistinnen. Und das fand ich ein bisschen, das deckt sich nicht mit meiner Einschätzung, beziehungsweise, ja, ich würde gerne gewisse Kriterien da einfach mal überdenken. Wobei ich da auch bei den, da glaube ich auch in der aktuellen Studienlage gar nicht so tief selber drin bin, weil auch gerade in meiner Weiterbildung für Sexualmedizin beschäftigen wir uns halt eher mit Störungsbildern und eine Vorliebe oder auch ein Fetisch hat nicht unbedingt einen Störungscharakter, solange die Personen nicht in dem Sinne darunter leiden, dass das irgendwie einen Krankheitswert hat. Masochisten sollen natürlich leiden. Masochistin.
Sebastian Okay, also wenn es dazu kommt, dass du das irgendwie erforscht, das Studiendesign, das würde mich ja brennend interessieren. Gerade mit dem Orgasmus auslösen durch Schmerz. Ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie man eine Studie entsprechend designt und dann TeilnehmerInnen an der Stelle einlädt, um das zu testen.
Julia Ja, ich fände es halt sehr interessant, wenn, möglicherweise so im MRT zu gucken, wo sind Bereiche, die bei Schmerz aktiviert werden, wo sind Bereiche, die beim Orgasmus aktiviert werden und wenn beim SM, wo, was passiert da wo?
Sebastian Ich glaube, die liegen ja, ich glaube, das ist nochmal dieser Punkt, aber du könntest daraus Wissen machen, die liegen verdammt nah beieinander. Das ist ja das Schöne, dass wir beim BDSM beides nehmen können und zusammenrühren können, dass man das kaum noch voneinander unterscheiden kann und dann entstehen da Lust und Ekstase und man ist hinterher fertig und glücklich und das ist schön und wenn doch mal was schief geht, dann kann man zu dir kommen. Letzter Punkt, man kann auf der Podcast-Webseite die Show-Notes sehen, man kann da die Dinge der Woche sehen in Bildern und da gucken wir nochmal, dass ich die Studien verlinkt bekomme. Du hast da auch ein Profil und wenn Menschen das hier hören und haben nochmal eine spezielle Frage, können und dürfen und sollen sie dich anschreiben und wie weit sagst du kann das gehen? Was ist da noch für dich okay? Oder sagst du hier Leute, dann geht bitte bei euch vor der Tür zum Urologen.
Julia Also ich kann halt weder Ferndiagnosen stellen noch medizinischen Rat geben im Sinne auf eine konkrete Krankheit. Ich kann wie hier im Podcast allgemeine Fragen beantworten.
Sebastian Das ist okay, wenn Menschen nicht anschreiben. Du kannst das Profil dabei füllen und verlinken, wie du das möchtest.
Julia Ich werde im Zweifel, ich mein man kann per se alles fragen, nur es wird halt Sachen vielleicht geben, die ich nicht beantworte oder wo ich dann höflich verweise, dass ich das auch gar nicht kann an dem Punkt so. Und wie gesagt Ferndiagnosen oder irgendwelche Bilder von irgendwas schicken, hey was ist das, ist ein bisschen schwierig.
Sebastian Das ist das Schöne, die Podcast-Nachrichten-Funktion unterstützt keine Bilder.
Julia Das ist ja herrlich.
Sebastian Aus genau diesem Grund, dann muss ich nämlich auch da nicht irgendwie aufpassen, dass irgendwelche unangebrachten Bilder verschickt werden.
Julia Nee, sonst kann man mir auch auf meinem Instagram-Profil, das auch Urokalypse heißt, das so ein bisschen aufschreiben, das ist auch kein Problem.
Sebastian Okay.
Julia Bleibt lieb.
Sebastian Find ich super. Ja, wie gesagt, ich hab hier das beste Publikum der Welt, die benehmen sich ganz toll und wenn zu viel wird, schaltest du die Funktion einfach ab. Julia, du hast dir Zeit genommen, du hast vorab, du hast, ich weiß die Fragen, das war wirklich teilweise schwer und dass man da dann gezielt auch belastbares Wissen dazu finden soll, das ist echt hart, ich finde du hast das ganz, ganz toll gemacht und dass du dir Zeit genommen hast. Finde ich super. Ich bleibe mal dabei. Also der gesunde Menschenverstand, der mag zwar manchmal zweifelhaft sein, auch und gerade bei BDSMern, aber ich glaube auch, dass gerade BDSMer in der großen Mehrheit da ganz sensibel dafür sind, wenn was schief geht. Und ich glaube, dass du heute auch ein bisschen was dazu beitragen konntest, dass Leute erkennen können, okay, jetzt ist hier ein Moment, hier ist ein Problem und hier ist was, das lasse ich vielleicht einfach mal bleiben, weil die Risikoabwägung dann einfach zu schlecht ausfällt. Und ganz lieben herzlichen Dank für das Gespräch.
Julia Sehr gerne und ich kann noch einen abschließenden Tipp vielleicht geben. Es hilft vielleicht auch so bei MedizinerInnen, das Thema vielleicht mal anzusprechen, bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist, im Sinne von, es ist irgendwas passiert. Vielleicht auch der Gynäkologin, dem Gynäkologen oder der Urologin oder dem Urologen vielleicht einfach mal vorher schon erzählen, so hey wir praktizieren BDSM, so dass man weiß oder da schon mal vortasten kann. Weil ich kann auch nicht dafür garantieren, dass alle meine Kolleginnen und Kollegen offen für dieses Thema sind. Da sind leider die MedizinerInnen halt auch einfach ein Schnittbild der Gesellschaft. Es gibt einige, die das Thema super gut finden und andere, die können damit gar nichts anfangen. Und vielleicht hat man die Chance, wenn man das mal vorher in einem Gespräch oder auch wenn man irgendwie zu einer neuen Ärztin oder zu einem neuen Arzt geht, vielleicht da dieses extra bisschen mit offenbart. Kann man an der Reaktion vielleicht feststellen, bin ich hier richtig oder nicht?
Sebastian Und wenn es dann soweit ist, dann hat man bis dahin schon jemand anderen gefunden.
Julia Ja, oder dann hat man zumindest einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin gefunden. Das wäre so ein bisschen mein Tipp, wie man da vielleicht auch so ein bisschen schauen kann.
Sebastian Das ist ein sehr sehr guter Tipp und ich mag auch noch mal ganz zum Schluss verweisen, unten auf der Podcastseite gibt es den Punkt Hilfe und da gibt es beim SMart e.V. den Link zu den, ich glaube Kink-Friendly Professionals sind das. Das ist und wird eine Linksammlung mit Menschen aus allen möglichen Bereichen, die erwiesenermaßen kink-freundlich sind, an die man sich da vertrauensvoll wenden kann. Und wenn ihr selbst Mediziner, Psychologen oder was auch immer seid und Menschen helfen könnt und auch gerade Menschen helfen könnt, die mit Kink zu tun haben, dann kontaktiert dort bitte mal die Admins, damit ihr auf die Liste aufgenommen werdet, damit Menschen dann auch einfach safe in einem nochmal extra geschützten Raum sich offenbaren können und sich helfen lassen können. Dir vielen Dank. Ich wünsche dir heute noch eine wunderbare Heimreise, aber wir probieren es erst gleich nochmal den Gin.
Julia Das machen wir.
Sebastian Und ich wünsche dir eine wunderbare Zeit. Vielen Dank, mach's gut.
Julia Danke dir für die Einladung.
Sebastian Gerne, tschüss.
Julia Tschüss.

Kommentare & Fragen

Lexxi
11.02.24

Sehr lehrreich! Es wurden viele Themen angesprochen über die ich selbst oft nachgedacht habe, nur eine valide Antwort findet man auf so spezielle Fragen eher schwer. Danke für diese Folge! Gerne mehr davon!

turdus
12.01.24

Unglaublich inhaltsstark UND unglaublich unterhaltsam. Chapeau!

nurich
23.11.23

Begeisterung. Eine Fülle toller und wichtiger Infos. Danke für diese zwanglose Präsentation :)

notmynick
13.11.23

Super gute Folge! Danke. Sehr sehr lehrreich, hab die mehrfach geteilt...

Spotify-NutzerIn
11.11.23

Die Krankenschwester mit 20Jahren Erfahrung hat durchaus Patienten erlebt, die die Pfötchenfixierhandschuhe in wenigen Stunden kaputt bekommen haben 🤣

Spotify-NutzerIn
11.11.23

Bei der Umfrage oben gilt meine Stimme "Definitiv! Mehr davon" & nicht "Hin und wieder" (obwohl dies auch gut ist 😊) Kam irrtümlicherweise auf den falschen Button bei der Suche nach den Timestamps 😅

Spotify-NutzerIn
11.11.23

Hatte von Anfang an beim Einspieler direkt Gänsehaut. Absolut tolle Folge! 🥰🙏Gerne mehr davon! Das ist eine willkommen Abwechslung zu dem was ich eh schon an deinem Podcasts schätze. wunderbar...☺️

Spotify-NutzerIn
11.11.23

Toller Informationsgehalt, allerdings nervt das stark bemühte gendern der Dame sehr!! Die Medizin kennt (für Gewöhnlich/99,9998%) männliche und weibliche Körper. Darauf sollte sie sich beschränken.

Spotify-NutzerIn
11.11.23

Mega Informationen und wieder toll gemacht. Dankeschön

Spotify-NutzerIn
11.11.23

SUPER FOLGE!!! Serlös recherchiert und toll moderiert - bei einigen Details war mir vorher nicht einmal klar, dass ich selber dazu Fragen habe. Danke!!!

Spotify-NutzerIn
11.11.23

Eine der besten Folgen! Der Inhalt ist top recherchiert und auf dem neuesten Stand der Wissenschaft, gleichzeitig aber sehr lieb und unterhaltsam vorgetragen!

michauch
08.11.23

Ich bin durch die Empfehlung einer Kinksterin hier gelandet, das war meine erste Folge, die ich mir auch aufgrund von Interesse an der Fachrichtung ausgesucht habe.
Ich fand Dich @Urokalypse ganz großartig. Authentisch, sympathisch, klar. Gerade auch Deine Skrupel, hier und da nur schlimm schlimm zu sagen und stattdessen lieber auch Warnungen abzugeben. Auch Deine Haltung (ja Haltung, hast Du beeindruckend demonstriert) zu Injektionen, die ja wie Sebastian sagte, woanders schon Standardrepertoire sind.
Ich finde auch die neugierig-offene Art, in der @Sebastian fragt, sehr sehr gut. Ich bin jetzt erst mit der für mich zweiten Folge durch (Kennzeichnungen), freue mich aber auf Weitere.
Danke, auch an das podcastsubbie und alle anderen, die uns Hörern das möglich machen.

d'Christian
08.10.23

Ich bin noch nicht ganz durch mit der Folge, aber das ist echt mal interessant etwas über diese Themen zu hören. Spannend. Großes DANKE an Julia.

Und Sebastians "blaue Flecken kommen bei mir selten vor" gerade eben ..... spitze. :-)

KHG Fan
27.09.23

Vielen Dank für diese sehr informative und unterhaltsame Folge. Ein Thema wurde nicht angesprochen: Wie sieht es mit Natursekt und Kaviar aus? Welche Risiken bestehen dabei?

DJ RoñÀ
18.09.23

Vielen Dank auch von mir für diese sehr, sehr interessante Folge!
Frage, Du hast von einer Umfrage gesprochen bzgl. Schmerzempfindlichkeit und Orgasmus bei Frauen. Hast Du einen Link dafür? Vielen Dank im Voraus.

Urokalypse
19.09.23
Das war bis jetzt nur eine theoretische Idee von mir, die ich (noch) nicht in die Realität umsetzen konnte.
slave_m83
13.09.23

großartige Folge. Danke für die vielen Einblicke

Neo
13.09.23

Zu allererst ein großes Dankeschön an alle Beteiligten für diese wirklich sehr informative Folge! Ich hätten noch eine Frage an Julia zum Thema 24/7 Keuschhaltung des Mannes. Ich glaube sie wurde in der Folge indirekt schon beantwortet, doch möchte ich sicherheitshalber noch einmal nachfragen. Im Netz stößt man immer wieder auf die Information, dass dauerhafte 24/7 Keuschhaltung über ein Jahr und mehr (von regelmäßigen Aufschlüssen für die Hygiene einmal abgesehen) dazu führen kann, dass der Schwellkörper nicht mehr trainiert wird, und damit auch irgendwann die Fähigkeit des Penis zu erigieren abnimmt bzw. ganz verschwindet. Ist daran etwas dran? Vielen herzlichen Dank im Voraus.

Urokalypse
19.09.23
Bei der Keuschhaltung werden Erektionen an sich ja nicht unterbunden, sondern nur die Fähigkeit, diese dann „auszuspielen“. Das heißt, die Scheellkörperdurchblutung wird nicht eingeschränkt. Ich denke, Schäden treten nur auf, wenn der Käfig oder das Device zum Keuschhalten zu eng ist. Insgesamt ist es natürlich schwer zu sagen, weil sowas in Studien zu untersuchen schwierig bis ggf. sogar unethisch. Spannender ist die Spermienqualität! Bei bestehendem dringenden Kinderwunsch wäre ich mit zu langer Keuschheit vorsichtig, da regelmäßige Orgasmen die Spermienqualität zu verbessern scheinen.
krueger177
13.09.23

Hallo Julia, super gemacht von Dir. Medizinisch gut und trotzdem hat man Dir den Spaß an der Sache und den Humor angemerkt. Und ich finde, dass Du eine super Stimme dafür hast, vielleicht solltest Du in die Audio Book Branche wechseln wenn die Klinik zu langweilig wird.
Eine Frage wollte ich immer schon mal einer Medizinerin stellen, vielleicht willst Du antworten: Du siehst tagsüber viel Haut mit schwierigen Dingen. Wenn Du dann keinen Dienst mehr hast, ist es dann schwierig für Dich dies auszublenden oder kannst Du das gut hinter Dir lassen?

Urokalypse
19.09.23
Es sind eher die teils schweren Schicksale, die ich manchmal doch mit nach Hause nehme oder auch der raue Umgangston im Krankenhaus bzw. die angespannte Situation im Gesundheitswesen. Die vllt. eher „schwierigen“ Dinge, im Sinne auch nicht so ästhetischer Anblicke, die Krankheiten leider oft mit sich bringen, lassen mich privat eher mehr wertschätzen, Kontakt zu gesunden& schönen Genitalien zu haben (und ich hoffe, dass das lange so bleibt und unterstütze ganz beiläufig bei der Vorsorge).
Pyrosander
13.09.23

Super Folge, danke an Julia nicht nur für die Infos sondern auch für Ihre Recherchearbeit dazu und Ihre Arbeit allgemein. Ind als jemand der ebenfalls in einer Notfallambulanz tätig ist kann ich nur bestätigen. Ja, man zweifelt irgendwann einfach am gesunden Menschenverstand.

Urokalypse
19.09.23
Hatte auch echt manchmal Hemmungen mit dem „gesunden Menschenverstand“ zu argumentieren, da Lebensrealitäten teilweise so unterschiedlich sind und auch grade meine Standpunkt als Ärztin da häufig überdurchschnittlich informiert und privilegiert ist, was Gesundheitliches angeht. Daher freue ich mich sehr, wenn ich Aufklärung betreiben darf.
Elfe
12.09.23

Ich danke euch beiden für diese wertvolle Folge!

Urokalypse
19.09.23
Sehr gerne :)
DieFähe
12.09.23

MEGA GUT!!! Eine fantastische Folge, vielen Dank an Julia, dass du dich den Fragen der Community und von Sebastian gestellt hast. Informativ, lustig, spannend, sympathisch. Rundum gelungen!

Urokalypse
19.09.23
Danke für das liebe Feedback!
Ben Hart
12.09.23

Tatsächlich fachliche Frage an Julia: Wie kommt bzw. begründet der von Dir genannte Sexualmediziner seine These "Es gibt keine weiblichen Sadisten". Den Hintergrund fände ich tatsächlich mal sehr interessant.

Urokalypse
12.09.23
Ich denke, dass ist dem geschuldet, dass im sexualmedizinischen Sinne da eher die Frage nach einem
Störungsbild steht: das bestünde nur bei nicht-einvernehmlichem Handeln oder Leidensdruck. Nur weil es keine Diagnosekriterien erfüllt, ist es aber nicht weniger eine ernstzunehmende Ausprägung. Und da sind wir mit unseren medizinischen Maßstäben manchmal zu starr.
Ben Hart
12.09.23

Semi-Off-Topic-Frage an Julia: Du sagst ganz am Anfang, dass Du in jungen Jahren viel BDSM-lastige Literatur gelesen hast. Hast Du Tipps für gute Literatur abseits von "Die Geschichte der O"?

Urokalypse
12.09.23
Viel ist mir da auch in Thrillern oder Krimis begegnet, aber spezieller mochte ich die 80-Days Reihe sehr gerne und die Geschichten von Anaïs Nin.
Desi
11.09.23

Tolle Folge, endlich.
Vielen Dank an Julia, dass auch die fachfremden und sicher speziellen Fragen beantwortet wurden.

Dezemberherrin
11.09.23

Die Folge hat es irgendwie in sich (positiv gemeint) und sie ist super informativ.

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