Cover Stormwind - Meilenstein für Meilenstein

Stormwind - Meilenstein für Meilenstein

Einfach weitergehen & alles entdecken

14.08.23
02:27
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1987
Cover Stormwind - Meilenstein für Meilenstein

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Einfach weitergehen & alles entdecken

Ich habe Besuch von Stormwind bekommen und wir haben geredet. Er ist um die 40, Switch und hat BDSM vor etwa 20 Jahren gefunden.

Der Weg ist das Ziel. Wenn ihr allerdings schon viele Folgen der Unvernunft gehört habt, könnte man meinen, dass der Weg von Internet zu Stammtischen, Partys, SpielpartnerInnen und D/S-Beziehungen in wenigen Wochen bis Monaten der Normalfall ist.

Dabei ist das eher die Ausnahme und nicht die Regel.

Stormwind nimmt uns mit auf eine Reise. Vom ersten Stammtisch über Missgeschicke und wundervolle Partyserlebnisse.

Wir sprechen über LARP-Event (Live Action Roleplay-Events), was das mit BDSM gemein hat und warum gefühlt so viele Kinky-Menschen dort zu finden sind (oder umgekehrt).

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:00:37
Einleitung
00:02:46
Begrüßung
00:04:29
Hallo BDSM
00:04:51
Asterix der Gallier
00:09:32
Fiction und Wissen sammeln
00:17:07
SMJG gefunden
00:23:45
Das Quizbild
00:26:20
Symetrischer Switcher
00:30:05
Erstmal Anfangen: Bondage-Workshop
00:39:14
Playparty in der Gruppe
00:43:08
Lass und mal Dinge tun (auf einer Party)
00:50:22
Los geht's
00:54:43
Erste Session - Ging schief
01:05:48
Erste Beziehung
01:07:13
Verliebt in Hamburg
01:11:41
Aufruf: Mehr kaltweiße Lampen
01:14:24
Schau mal: Spuren
01:18:07
Nähe ist wichtig
01:20:47
Reibungspunkt: Kink-Abgleich
01:25:12
Larp, Rollenspiel und BDSM
01:39:36
BDSM-Rollenspiel-Events
01:51:49
Mehr Meilensteine: Bondage & Suspension
01:58:35
Schüchterne Menschen
02:07:10
Heute (2023)
02:13:08
Zukunft
02:15:30
Shorts
02:21:11
Verabschiedung
Das Transcript wurde von Persephone bearbeitet. - Vielen Dank!
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Sebastian Hallo und herzlich willkommen zu Folge 99 der Kunst der Unvernunft. Mein Name ist Sebastian Stix und hier sprechen Menschen über BDSM. Was sie erleben, ihre Motivation und ganz schlicht, was sie glücklich macht. Mich hat Stormwind besucht und wir haben, ihr ahnt es, geredet. Er ist um die 40, Switcher und hat BDSM schon vor rund 20 Jahren gefunden. Jetzt ist das alles aber gar nicht so leicht, besonders das mit dem Anfang. Man kann das Internet leer lesen, aber irgendwann muss man vor die Tür. Stammtische, Bondage-Workshops, Partys, Spielpartnerinnenbeziehungen, all das ganze Zeug. Hier in der Unvernunft klingt das oft so, als wäre es völlig normal, das alles in wenigen Wochen und Monaten abzuhaken. Das ist aber eigentlich eher die Ausnahme. Stormwind spricht über die Zeit, die es braucht, Schwellen zu überschreiten, sich zu trauen und einfach den nächsten Schritt zu gehen. Warum er allerdings das Pech hatte, dass es ja gleich auf der ersten Session auf einer Party zu einem großen Schreckmoment für ihn kam und wie das mit seiner Liebe zu Bondage aussieht, das erfahrt ihr natürlich in dieser Folge. Stormwinds weitere Leidenschaft sind LARP-Events. Wenn du jetzt nicht weißt, was es damit auf sich hat, ich beschreibe es mal ganz ketzerisch. Horden von rollenspielbegeisterten Menschen treffen sich irgendwo in der Gegend und haben ja epische, abenteuerliche Schlachten. Ich habe schon immer gemerkt, dass die Schnittmenge aus larbenden und kinky Menschen recht groß ist. Aber warum eigentlich? Und gibt es BDSM-LARP-Events? Bevor es losgeht, noch ein klein wenig Hausmeisterei. Ich mache es ganz kurz. Denn die Unvernunft-Live-Sommerpause ist fast vorbei. Am 31. August 2023 um 20.30 Uhr geht es weiter. Tragt den Termin schon mal in euren Kalender ein. Alle Infos und vor allem auch das Thema erfahrt ihr auf kunstderunvernunft.de. Jetzt geht's aber los mit Folge 99 mit Stormwind. Liebes Publikum, draußen ist Unwetterwarnung vor Wind. Naja, und der Witz ist bestimmt schon alt und mein Gast hat ihn bestimmt schon tausend Mal gehört, aber den mache ich am Anfang, damit ist es rum. Ich begrüße Stormid, hallo.
Stormwind Guten Tag.
Sebastian Ja, ich stelle dich mal ganz kurz vor. Stormwind, 40, Berlin, hat mit BDSM zu tun. Und du kommst gerade vom Conquest of Mythodea. Das ist so ein riesiges LARP-Event.
Stormwind Genau, das größte Deutschlands, Europas, denke ich.
Sebastian Gestern Abend, als du angekommen bist, warst du auch leicht fertig, aber wir hatten einen wunderschönen Abend, haben doch noch bis zwei durchgehalten. Und jetzt gucken wir, dass wir ein bisschen reden, denn das Publikum kennt dich im Grunde schon ein bisschen. Denn du hast schon ein paar Mal live mitgemacht. Ich sag einfach mal die Folgennummern. In Live-Folgen Nummer 82 und 88, 98, 109 und 117. Also, man hat dich schon ein bisschen öfter gehört, aber immer nur kurz und heute nehmen wir uns mal Zeit und nutzen eben die Gelegenheit, dass du hier bist und reden über alles.
Stormwind Genau, mal gucken. Ich bin total unvorbereitet.
Sebastian Ja, ich auch.
Stormwind Aber da können ja interessante Dinge bei rauskommen.
Sebastian Okay, auf meinem Spickzettel habe ich jetzt alles vorgelesen, was draufsteht. Da steht jetzt noch der Punkt Anfang und Zukunft und mehr steht da nicht. Der ist jetzt also abgearbeitet hiermit. Aber das Schöne ist ja, dass Gespräche, die total offen sind, in der Regel auch die wunderbarsten Wendungen nehmen und mit dir möchte ich all die verschlungenen Wendungen mir einfach mal angucken und ja, doch in mir tun sich gerade Fragen auf und die erste Frage, die ich natürlich immer am Anfang stelle, du ahnst es, du bist kinky, seit wann und wieso, wie ist es dazu gekommen?
Stormwind Ui, ok wie war das, wie viel Zeit ist auf der SD-Karte?
Sebastian Wir können acht Stunden aufnehmen, danach muss ich zumindest die Karte kurz wechseln.
Stormwind Ok, gut, sehr schön. Ich würde sagen schon ziemlich früh. Die Geschichte, die ich manchmal erzähle ist, dass die Älteren werden sich erinnern, es gab mal diesen Film Asterix der Gallier.
Sebastian Zeichentrick oder Realverfilmung?
Stormwind Nee, Zeichentrick. Hatten wir damals als Videokassette und da gibt es so eine Szene, wo der arme Miraculix wird von den Römern geschnappt und die wollen das Rezept für den Zaubertrank haben und foltern den armen Druiden und kitzeln ihn und ketten ihn irgendwo auf dem Tisch fest und sowas und dann kommt der Asterix und will ihn raushauen und lässt sich absichtlich gefangen nehmen, damit der erst mal rausfindet, wo der Miraculix denn überhaupt gefangen gehalten wird und dann wird der auch in Ketten gelegt und dann spielen sie da irgendwie arme, hilflose Opfer und verarschen die Römer nach Strich und Faden. So rückblickend als erwachsener Mensch dachte ich so, das war eine bisschen naive Auffassung von dem Begriff Folter, den ich darüber so erstmal assoziiert hatte, aber tatsächlich war so, dass die erste Erinnerung, an die ich mich so, die ich so präsent habe, wo irgendwas mit Kettenfesseln, Irgendwas kam und es wurde halt ja auch nicht als reale unmenschliche Folter dargestellt, sondern es ist halt Zeichentrick.
Sebastian Der Druide war auch immer total entspannt. Sie haben ihm da mit der Feder, die Römer, den Fuß gekitzelt und er lag dann da. Das ist ein bisschen kitzlig. Ja, ja, das ist alles total schlimm und ja, ja. Okay, mit der Aussage könnte man dich direkt in die Kategorie Sub einsortieren und zwar Sub als Tops schlimmster Albtraum nach dem Motto: Mach doch was du willst, ich reagiere eh nicht drauf. In welche BDSM Schublade könnte man dich denn im Moment ganz grob einsortieren?
Stormwind Alle. Also mit dieser Asterix-Zeit, da war ich so sechs, sieben oder so, das war natürlich alles noch kindlich unschuldig und noch weit weg von irgendwie BDSM schon gar nicht und sexualisiert auch nicht. Also es war einfach bloß, oh, das ist spannend, das ist interessant und so rückwirkend das einzuordnen, könnte das sozusagen so ein erstes Aufblitzen gewesen sein von wegen, aha, das ist ein Ding, das spannend ist und das irgendwann später wieder spannend, weiter spannend wurde.
Sebastian Also allein schon die Faszination, da ist eine Person irgendwo festgemacht und hat nicht diese freie Willensentscheidung. Also vielleicht kommt da schon dieses Macht und Unmacht, man nimmt da irgendwas wahr.
Stormwind Ich glaube aber auch, dass eine Komponente dabei ist. Diese Person ist wichtig, weil jetzt in dieser Geschichte mit den Römern, das war ja auch Miraculix, ist so ein einerseits alter weiser Mann, oder er hat halt irgendwie so sein Geheimnis mit dem Zaubertrank, wird von den Galliern sehr wertgeschätzt, weiß eine Menge, kann eine Menge und die Römer wollen ihn halt haben und wenn man das jetzt auf BDSM überträgt, ist das ja auch ein durchaus gängiges Motiv so, ne. Entweder Sub möchte gerne sich wertgeschätzt fühlen unter einem Top oder einer Top, oder eben Top-Person greift sich Sub und das ist jetzt hier mein Schatz und ich pass auf dich auf und du bist mein liebgewonnenes Stück, Person, Mensch, und ich kette dich zwar am Bett fest, aber da steckt halt Wertschätzung und Beschützen und all das dran.
Sebastian Also Zentrum des Universums und ja, als Top. Die Ressource, die ich wirklich, wirklich zu geben habe, ist Aufmerksamkeit, ungeteilte Aufmerksamkeit. Wann hat man das schon?
Stormwind Und eine Person, die einen nicht interessiert, die würde man ja auch nicht entführen und gefangen halten.
Sebastian Ja, ja.
Stormwind Gut jetzt lassen wir mal so irgendwelche Erpressungsszenarien für in Millionärsfamilien, das mal zur Seite, da geht's dann. Aber wir reden ja nicht über Verbrechen, wir reden ja über gesunde Beziehungen und über Lustgewinn und sowas.
Sebastian Ja aber ich überlege gerade, also könnte ich vielleicht die Person gefangen halten, die jemand anderes haben will, damit ich sagen kann: Meins. Also damit du das Spielzeug nicht kriegst, hab ich es jetzt. Also da kommt nochmal eine andere Interaktion.
Stormwind Aber das wäre fast dann eine Dynamik mit der Person, der man sozusagen was vorenthält.
Sebastian Genau, da ist dann die gefangene Person im Prinzip auch nur ein Spielzeug.
Stormwind Ja, man könnte da sicherlich einige Parallelen finden.
Sebastian Aber es wird philosophisch heute, ich merke das schon.
Stormwind Oh ja, kann schon sein.
Sebastian Okay, aber Asterix mit sechs, okay, aber das ist ja noch kein Kink an der Stelle. Wobei, wenn du etwa meine Generation bist, dann dürftest du ein paar Jahre später dann abends im Fernsehen "Ruf mich an" gehört haben. Diese schlecht gelaute Domina.
Stormwind Ach, die Werbung, so 0190.
Sebastian Genau.
Stormwind Ruf mich an.
Sebastian Das müsstest du auch mitbekommen haben. Da fängt man dann ja dann zwangsweise an zu merken, okay, irgendwas ist schräg oder interessant.
Stormwind Ja, diese Werbung fand ich eher schräg. Das war schon, das fühlte sich schon sehr klischeeig an. Aber das war natürlich die Zeit von "Liebe Sünde" und was war das andere?
Sebastian "Domian". Und "Wa(h)re Liebe" und.
Stormwind Ähm, genau, wie hieß das mit der Veronika Poth, damals Veronika, nee.
Sebastian Ähm, ja.
Stormwind Wie hieß sie?
Sebastian "Peep!", "Peep!" Feldbusch.
Stormwind Ja, genau "Peep!".
Sebastian Oh ja, das ist die Frau mit ihren spannenden Anmoderationen. Die muss auch einen geilen Kink haben.
Stormwind Wobei, so rückblickend, so in Richtung BDSM war das alles, woran ich mich da erinnere, wirklich, wirklich, wirklich zahm.
Sebastian Ja gut, aber man hat zumindest den Eindruck, es gibt Menschen, die Dinge tun.
Stormwind Ja, also da, soweit ich mich erinnere, ging es da hauptsächlich erstmal generell um Sexualität. Und da war halt Swingerclub und sowas war schon verrucht. Und irgendwie gelegentlich wurde mal über Handschellen oder irgendwie sowas irgendwie gesprochen. Oder irgendwie eine, weiß nicht, Kink-Messe oder sowas. Oder Live-Bericht von der Venus und so ein Kram. Aber BDSM thematisiert war da relativ wenig, soweit ich mich erinnere. Es war wirklich sehr nur leicht angehaucht.
Sebastian Okay, aber wann ist so in deinem Gehirn eingedrungen, okay da gibt es BDSM und das finde ich spannend, nicht mal unbedingt für mich, aber das ist etwas, da möchte ich mich mehr reinlesen oder ich möchte mehr Informationen.
Stormwind Das war so eine fließende Geschichte. Ich denke so irgendwo so in Anfang Gymnasialzeit so habe ich viel Zeit in der öffentlichen Bibliothek verbracht. Da gab es halt noch so, da gab es dann diese AOL CDs und man musste mit Modems kämpfen und es war super schwierig überhaupt mal ans Internet zu kommen und man hatte super langsam. Vielleicht in der öffentlichen Bibliothek konnte man da oder in unserer Schule hatten wir dann irgendwann mal einen einzigen PC, der ganz super langsam mit viel Überredungskunst konnte mal ins Internet. Gut, in der Schule ist dann eher schwierig zu Thema Sexualität oder gar BDSM zu recherchieren. In der Bibliothek weiß ich nicht, war auch nicht so richtig, aber da gab es halt Bücher. Dann habe ich da irgendwie ein bisschen rumgefummelt und gesucht und war irgendwie auch noch nicht so wahnsinnig ergiebig. Und dann irgendwann kam das dann mit dem Internet dann doch so. Meine Eltern hatten dann eben einen Arbeitsrechner oder zwei und dann brauchten die für Firma halt auch einen Rechner mit Internetzugang und dann habe ich mich da abends dann teilweise rangesetzt und eben Modemkonfiguration rumgefummelt und diesem Ding die richtigen Töne zu entblocken, dass man endlich doch mal dieses Internet hatte. Und dann war da auf einmal eine Fülle an Informationen und größtenteils auf Englisch. Ich würde sagen, so rückblickend verdanke ich dieser Motivation, glaube ich, ganz nennenswerten Teil, dass meine Englischkenntnisse sich ganz gut verbessert haben. Weil das war halt notwendig, um dieses Wissen da rauszukriegen. Das deutsche Internet war noch eher dünn besiedelt und im englischsprachigen Raum gab es aber deutlich mehr oder zumindestens leichter findbar. Suchmaschinen gab es ja auch nicht. Das war ja, ich weiß nicht, 10 Jahre vor Google oder so oder 8 Jahre vor Google.
Sebastian Wir haben dann noch Yahoo und so ein Zeugs und Alta Vista. Aber trotzdem muss ja irgendwo dieses Ding sein, wo du verstanden hast, das ist BDSM und das finde ich spannend.
Stormwind Das hat sich über diese Zeit rauskristallisiert.
Sebastian Also kein von heute auf morgen, sondern so ich merke ich bin immer öfter bei solchen Angeboten oder bleib an solchen Texten hängen.
Stormwind Nein, nein, nein, genau das. Ja irgendwie ich, warum diese Faszination halt für Bondage speziell und der Rest kam so, der Rest des BDSM kam deutlich später eigentlich erst, aber irgendwie dieses Fesseln fand ich ja ganz früh schon spannend und ich meine, das ist jetzt auch was, was durchaus eine Menge Kinder und Teenager so als erstes entdecken, einfach rumprobieren so und die Faszination ist halt hängen geblieben und führte dann eben zu so einem Recherche-Aktivitäten durch Bibliothek, durchs Internet und dann eben auch, oh, da gibt's ja Bilder. Und so sieht das also aus und Menschen machen das.
Sebastian Hast du da noch ein Bild im Kopf?
Stormwind Kein spezielles.
Sebastian Ich kann mich noch relativ gut dran erinnern, ein Bild mal als Spam-Mail bekommen zu haben mit Frau gefesselt und da war so, oh das sieht spannend aus und über den Namen des Bildes bin ich dann dazugekommen, da noch sehr viel gezielter zu recherchieren, also nicht nur mit fesseln, sondern da war dann auch der Begriff Bondage dann plötzlich da, mit dem man dann weiter vorankam. Aber das war so ein Zack, jetzt ist das Feuer entzündet. Also ich verdanke das einer Spam-Mail. Naja, die hat's wahrscheinlich einfach nur beschleunigt. Okay, das heißt aber, du bist diesen Weg gegangen, du hast Wissen angehäuft und dann hat so wie weit...
Stormwind Und Unmengen an Fan... äh nicht Fanfiction, äh erotic Fiction, also halt... Ja von, von Menschen ins Internet geschriebene Stories irgendwie zu lesen. Und die waren eben größtenteils auf Englisch und, und über diese, diese so siehste da ploppte diese Welt auf. Und ich hatte gerade, weiß ich nicht zwei, drei Jahre Englisch in der Schule, hatte so ein grundlegendes Textverständnis und da war jetzt, oh das, das hilft mir hier ein Stück aber sind unfassbar viele Worte, die ich noch nicht kenne, und dann habe ich auf die Art und Weise meinen Wortschatz ist dann explodiert, weil ich auf einmal einen riesen Haufen an, an Begriffen, die einfach in diesen, in diesen Geschichten vorkamen, dann nachgelesen habe, was ist das, was ist das, was ist das, und ja also Englischunterricht war auch nie groß Problem dabei. Also das hat natürlich keine, keinen Wortschatz zum Unterrichtsinhalt gehabt, der dann jetzt für das Verständnis von erotic fiction notwendig war.
Sebastian Aber das sprachgefühl kommt.
Stormwind für Redewendung, für Satzbau, für Grammatik. Ich würde behaupten, das hat geholfen. Einfach wie, wie es auch generell beim Lesen und Sprache lernen ist, man muss es anwenden. Man liest Texte immer wieder und dann kriegt man ein Gefühl eben für Satzbau, für Grammatik, für Redewendungen, sowas. Und damit hatte ich eine sehr, sehr hohe Motivation das auch zu tun. Hier musste nicht jemand langweilige englische, traditionelle Texte hinlegen, durch die ich mich durchquälen musste, nein ich wollte die aktiv lesen. Das hat halt Kopfkino befeuert und das schaukelte sich so eben über die Zeit immer weiter hoch und dann kam irgendwie hier ein Kink und hier was Neues entdeckt und hierüber was irgendwie was, was ich noch nicht kannte. Ja.
Sebastian Gut, aber das ist ja jetzt alles Theorie. seit grob 25 Jahren bist du jetzt aktiver BDSMer.
Stormwind Genau. Dann kommt die Zäsur zur SMJG.
Sebastian Endlich mal jemand, der sie früh gefunden hat. Wie früh hast du sie gefunden?
Stormwind 20 war ich da.
Sebastian 20, okay. Also vor 20 Jahren, also so circa 2002, 2003 grob.
Stormwind Ja, ich glaube mein erster Stammtisch war genau Dezember 2003. Das war das einjährige Stammtischjubiläum damals. Ich erinnere mich nicht mehr genau, wie ich exakt darauf gestoßen war. Wahrscheinlich halt auch bei einer der vielen Internetstöbereien. Und dann war halt so, dass die Geschichte, normalerweise ist ja SMJG Stammi, man trifft sich in einem öffentlichen Café, irgendwie nachmittags, niedrige Schwelle, man kann halt hinkommen oder auch bis vor die Tür und sich da nicht trauen und wieder umkehren, passiert gelegentlich halt mal und dann beim zweiten oder dritten Anlauf klappt es erst. So ich hatte die Herausforderung, es war das einjährige Jubiläum, das sollte was besonderes sein und es war halt nicht in einem Café, sondern bei einem der Stammtisch, ja Kerngäste zu Hause. Der hatte gesagt, kein Thema, ich hab Platz. Bei uns in der WG machen wir einen schönen großen Tisch, da setzen wir uns zusammen, machen eine schöne Weihnachtsfeier. Und dann hat sich dann, war dann so der Horizont plötzlich, ich bin eben am mehr oder weniger Stadtrand von Berlin aufgewachsen und so irgendwo in die Mitte, das war halt weit weg. So und auch wieder die Motivation, oh da ist was spannendes, ich möchte da hin, aber das sind unbekannte Gewässer. Hat aber gereicht, um da hinzufahren. Und dann bin ich da auf so ein gutes Dutzend Menschen in meinem Alter gestoßen, die halt mehr oder weniger schon Erfahrung hatten. Und das war halt nochmal, ja, das war ein riesen... Ja riesen Ding was da aufging, so das war wirklich der erste M,al dass ich persönlich Kontakt hatte zu anderen Menschen.
Sebastian Du bist einfach hingegangen oder hast du die vorher angeschrieben?
Stormwind Ich hatte halt vorher irgendwie mit dem Organisator irgendwie hatten wir ein paar E-Mails hin und her geschrieben und also ich musste ja auch Ort und Zeit und sowas erfahren klar aber das war relativ kurzfristig. Weiß nicht mehr genau, aber irgendwie vielleicht ein, zwei Wochen vorher und so, ja, so und so, nächstes Treffen da und da und dann dachte ich so, das ist schon ganz schön scary, aber ich will da eigentlich hin so.
Sebastian Ganz kurz zur SMJG, weil manchmal sagen Leute, hier erklärt doch nochmal was und wie und ich hab ja auch öfter hier mit Menschen Gespräche, die sagen, na die SMJG haben sie nicht gefunden, ich erwähne es gern nochmal. SMJG.org ist eine Organisation über ganz Deutschland verteilt mit vielen Stammtischen, Onlineforum auf der Homepage mit eigentlich alles und ganz vielen Events und Zeugs und Zelttreffen und was es nicht alles da gibt da in dem ganzen Konglomerat. Wahnsinn, gibt auch eine Podcast Folge dazu für Menschen von ich glaube 14 bis 27 ist das die Anlaufstelle und ich kann das auch nur wärmstens empfehlen da mal zu schauen und wenn der eine Stammtisch, Wenn der Kontakt zu den Admins da nicht gleich klappt, dann einfach mal nochmal probieren. Das sind alles ehrenamtliche Menschen und die muss man einfach nur erwischen. Und wenn man ein paar Mal da war, dann gibt es wenig Menschen, die da nicht total eingemeindet werden. Also meine Empfehlung, auch wenn ich jetzt natürlich viel zu alt dafür bin, nutzt diese Ressource. Schön, dass wir sie haben. Und du hattest sie auch schon und jetzt warst du da.
Stormwind Genau, noch kleiner Einwurf, wenn man sich nicht so richtig traut, normalerweise bieten die Orgas auch ein entweder Vier-Augen-Treffen einfach komplett losgelöst ab, dass man zumindest sich erstmal nur mit einer Orga-Person treffen kann, um die Hemmschwelle noch weiter runterzusetzen. Wenn man sich nicht traut gleich in so eine Gruppe reinzutauchen oder was häufiger ist, dass man dann eben sagt, du warst noch nie auf dem Stammtisch, wenn du möchtest, komm doch einfach zwei Stunden früher, dann kommt einer von den Orgas auch schon zwei Stunden früher, dann setzt man sich schon mal hin, dann gewöhnt man sich an die Location, quatscht ein bisschen und dann tröpfeln so Stück für Stück die ganzen regulären Gäste dazu. Das ist auch ein Angebot, was die meisten Stammis glaube ich auch anbieten und was eben auch mal die Hemmschwelle runter senkt.
Sebastian Da sind so viele Mechanismen, um Menschen einfachen Zugang zu ermöglichen. Trotzdem ist der Schritt natürlich nicht ganz so einfach. Und jetzt bist du aber da und hast jetzt, also für dich ist das das aufregende Ding überhaupt, nun kommt man da hin. Und da sind jetzt Menschen, die da total locker mit sind. Wie war der Unterschied? Also deine Lockerheit zum Thema BDSM und die Leute, auf die du getroffen bist?
Stormwind Ui, ich weiß nicht, ich glaub nicht, dass ich damals schon locker war.
Sebastian Davon geh ich aus.
Stormwind Ja das war auf jeden Fall eine Flut von Eindrücken. Ich weiß gar nicht, wie die Zusammensetzung war. Einige waren halt total abgebrüht schon, einige waren schon Mitte 20 oder sowas, hatten halt auch schon teilweise mehrere Beziehungen und haben dann erzählt oder mehrere Spielpartner, Spielpartnerinnen und haben dann halt erzählt von ihren Erlebnissen und ich saß daneben mit großen Augen und es war wirklich so einfach mal Bäm, alles auf einmal, bis dahin halt alles bloß so Geschichten gelesen, Bilder geguckt, Kopfkino. Mir war schon klar, dass es Leute gibt, die sowas tun oder ich hatte mich halt auch in irgendwelchen BDSM-Chats da auch schon rumgetrieben, vereinzelt und mal so halt mit Leuten getextet, aber das war das erste Mal so in Person und das sind dann echte Menschen.
Sebastian Ich glaube, da ist auch dieser Abgleich, man liest Geschichten und weiß, das sind Geschichten und dann hat man im Kopf so eine Linie, was ist wahrscheinlich noch realistisch und was nicht. Und jetzt trifft man auf Leute und diese Messlatte, was ist denn das, was man tatsächlich in Wirklichkeit tun könnte oder tut, diese Messlatte verschiebt sich, habe ich das Gefühl, das geht ganz schnell. Wie ist dieser Realitätsabgleich für dich gewesen?
Stormwind Ich glaube nicht, dass, also ich würde es nicht als sehr schnell einordnen. Für mich ging das schon eher so, doch eher sehr graduell. Auch jetzt so nochmal rückblickend irgendwie 20 Jahre später. Ich meine mit, wenn man halt auch mit Anfang 20, selbst wenn man Geschichten gelesen hat und irgendwie sich schon ein paar Jahre mit eben Geschichten und oder auch durchaus Ressourcen, wie es gab damals auch schon Datenschlag, den Papiertiger hieß das, das war wie so eine Art so ein BDSM-Glossar. So ein bisschen so Wikipedia light so, wurde halt erklärt so was ist Bondage, was ist ein Hogtie, was ist Spanking, was ist ein Flogger, irgendwie sowas, so Schlagworte erklären.
Sebastian Ja gut aber da hast du halt viel Theorie im Kopf, aber das nützt ja nix.
Stormwind Genau, ich kannte eine Menge Begriffe schon. Auch eine lustige Sache, bei diesem erwähnten Geburtstagsstammtisch hatte halt der Orga auch einen Quiz mitgebracht und mit multiple choice irgendwie ankreuzen, ein paar Fragen oder halt so einem kurzen Test sozusagen und ich weiß nicht mehr genau, ich hatte glaube ich sogar den zweiten oder dritten Platz gemacht mit Anzahl der richtigen Antworten von den zehn Leuten oder sowas, die da mitgemacht haben und hab dann ein Poster gewonnen mit einem Foto als Basis und eben künstlerisch nochmal aufgepeppt so. Und dieses Ding ist jahrelang irgendwo auf einem Schrank verschimmelt, weil ich mich nicht getraut habe das Ding zu Hause aufzuhängen.
Sebastian Oh Gott, gibt's das noch? Existiert das noch?
Stormwind Das existiert irgendwo noch, ist fürchterlich vergilbt durch die Sonneneinstrahlung und ja, aber das liegt irgendwo noch.
Sebastian Also wenn du möchtest, nehme ich das natürlich gerne für die Show Notes, wenn du davon ein schlechtes Foto machen würdest. Also wer hat schon von seinem ersten Stammtisch eine Erinnerung in so einer Form, die vielleicht noch irgendwo existiert? Und selbst wenn es völlig vergilbt und verknittert ist, völlig egal, das hat offenbar 20 Jahre überlebt. Also das fände ich einfach mal so ein cooles Artefakt. Am Ende dieses Abends war so klar, ich gehe wieder hin.
Stormwind Ja auf jeden Fall.
Sebastian Also da ist dann so gezündet.
Stormwind Ja, das war so, oh mein Gott, da sind andere Menschen, ich habe mich das getraut, die sind nett, die haben so viel spannende Sachen zu erzählen.
Sebastian War da auch jemand wo du gesagt hast, oh mit der Person würde ich aber gerne mal was machen? War da schon jemand wo du sagtest, ah ja, da, da fängt das Kopfkino an zu funktionieren?
Stormwind Noch nicht so konkret, aber da waren schon ein paar Menschen da, wo ich mir dachte, wäre ganz nett, ganz interessant. Tatsächlich, ich glaube, die Spielpartnerin des Gastgebers damals, die fand ich ganz niedlich. Und mit der hatte ich mich auch tatsächlich ein, zweimal getroffen auf einen Kaffee und wir haben halt ein bisschen gequatscht über, die waren zu einem, glaube ich, auch in so einem kleinen Kino, um so eine BDSM Dokumentation anzugucken und irgendwie ich konnte nicht mit, weil ich irgendwie, weiß nicht, irgendwas war und dann habe ich mir berichten lassen, was denn, wie denn der Film so war und hat ein bisschen gequatscht, aber so richtig gezündet hat das nicht und ich war damals auch noch super schüchtern und habe so gedacht, oh Gott, diese Frauen und so. Hmm, schwierig. Also in der Richtung war ich tatsächlich ein einigermaßen Spätzünder.
Sebastian Meine Frage ist ja auch, ich versuch so ein bisschen rauszuarbeiten, in welche Richtung ging so dein Ursprungskink, also wo hast du dich selbst einsortiert? Weil wenn du jetzt sagst ja alles, ist ja schön, also switchen bis zum geht nicht mehr ist möglich, aber trotzdem guckt man ja schon ein bisschen, okay welche Person finde ich interessant und ist die eher dominant oder eher submissiv und damit kann man ja so ein bisschen auch um die Ecke ein bisschen schauen, womit hättest du gerne angefangen? Also was wäre so die Seite gewesen, auf der du dich am Anfang wohler gefühlt hättest? Und dann ist natürlich die Anschlussfrage, war es denn dann auch so irgendwann so?
Stormwind Also, dass ich mich als Switcher sehe, das war mir eigentlich ziemlich von Anfang an klar. Ich hab über die Jahre mitgekriegt, das ist gar nicht so häufig, wenn ich Menschen gefunden habe, die so ticken wie ich, dann auch das relativ ähnlich, sodass man sozusagen symmetrisch, vom Kink her symmetrischer Switcher ist. Von wegen, alles, was ich gerne aktiv tue, mag ich auch auf der Bottomseite. Ich hab so ein bisschen den Verdacht, dass da Spiegelneuronen und so sich sozusagen in die Person reinfühlen, eine Rolle spielt. Also sozusagen, dass ich als Top jemanden fessle und sowohl den Prozess des Fesselns toll finde, als auch nicht so richtig bewusstes Reindenken, aber ich würde sagen, dass schon sowas mitschwingt, von wegen ich weiß wie sich das anfühlt und durch dieses Gefühl dafür, was ich in der Person, die ich gerade fessle, hervorrufe und dann halt auch eben als Rückmeldung verbal und nonverbal rauskriege, dann merke ich, okay, was mache ich gerade mit der Person. Und für mich funktioniert eben am besten, oder funktioniert eben gut, wenn ich merke, okay, das was ich gerne selber mag, mache ich halt eben auch mit der anderen Person und dann kriege ich eben das Feedback, das funktioniert und dann bin ich immer schon so unbewusst, so halb mit drin so von wegen, dass ich das mitfühle.
Sebastian Wenn du oben bist, würdest du vielleicht manchmal ganz gerne tauschen, damit du intensiver das nochmal fühlen kannst. So ein bisschen Neid auf Sub.
Stormwind Ich glaube, nee, ja, nee, ich glaube, das passiert einfach. Ah, ich überlege gerade, ob man dafür so in der normalen Welt, fällt mir gerade kein gescheites Beispiel ein. Für mich passiert das auf jeden Fall einfach und ich hab eben auch Menschen getroffen, bei denen die auch berichtet haben, dass sie so ein Gefühl haben. Das starke Gegenteil dazu sind eben so Menschen, die halt nur dominant oder sadistisch oder sowas sind, nur aktiv. Und sich überhaupt nicht vorstellen können, irgendwie mal Kontrolle abzugeben oder irgendwie Schmerz zugefügt bekommen oder sowas. Wie das funktioniert, weiß ich nicht. Da gibt es sicherlich auch irgendwelche Mechanismen oder auch nicht, aber das ist halt, ich kann mit beidem was anfangen und deswegen ist für mich tatsächlich am relevantesten, komme ich mit der Person gut klar, kann ich die gut lesen, resoniert das gut und dann geht eigentlich mehr oder weniger alles, weil das was an Werkzeug, so an Praktiken zur Verfügung steht, ist ja reichlich und dann muss man eigentlich nur noch das nehmen, was gut funktioniert und dann schaukelt sich das hoch und dann passieren einfach Dinge so. Damit bin ich bisher echt gut gefahren.
Sebastian Wir sind ja noch so am Aufbau, wie lange hat es gedauert nach dem Einstieg in die SMJG, dass du dann auch mal wirklich, dass das was passiert ist, bis also die Theorie auf Praxis getroffen ist?
Stormwind Das hat tatsächlich noch einen Moment gedauert. Also der Berliner Stammtisch waren damals, die regulären Treffen, nur so sechs bis acht Leute und an Frauen hatten wir die eine Stammtisch-Orga und irgendwie vielleicht noch ein, zwei oder sowas war damals doch relativ starker Männerüberschuss. Das hat sich dann mit der Zeit ausgewachsen, aber dann war das Angebot sozusagen nicht so groß. Die SMJG Stammtische sind ja jetzt auch angesagt und per Definition nicht zur Partnersuche und Vermittlung da. Aber Dinge passieren eben. Bloß die waren halt irgendwie alle schon in irgendwelchen Partnerschaften, haben denen aus denen erzählt und ich war außerdem, wie gesagt, noch super schüchtern und dachte mir, oh Gott, ich kann doch jetzt hier nicht fragen und ich habe doch keine Ahnung und die wollen doch bestimmt nicht mit so einem totalen Newbie. Und dann waren halt irgendwie, vergingen zwei, drei Jahre Stammtisch und dann habe ich irgendwann von einem Bondage-Workshop gehört, dass jemand gesagt hat, wisst ihr was, ich mach das schon eine Weile, irgendwie schmeißt ein Zehner in den Hut und dann machen wir am Abend mal so, zeige ich euch so mal ein paar Knoten. Das war dann die nächste Hürde so von wegen schon wieder irgendwie in den privaten Räume von einem BDSMler und wow, jetzt Dinge wirklich tun. Boah krass, aber cool ich will. So.
Sebastian Wie hast du das denn in der Zeit dazwischen, das ist ein schlechter Begriff, aber ausgehalten, da sind um dich herum Leute die machen irgendwelchen Kram, da sind irgendwelche DS Beziehungen und dann ist mal hier was und da was und du siehst das alles um dich herum, aber ja ich sag mal schaust eher zu, ist das eher frustrierend oder warst du da noch entspannt?
Stormwind War schon so ein bisschen wie so vor dem Schaufenster hin und her gehen und ja, ich möchte gern auch mitspielen, aber ich trau mich nicht und ich weiß ja noch nichts und war jetzt nicht wirklich riesiger Leidensdruck dahinter, aber es war schon so ein bisschen, aber ich will doch den Keks.
Sebastian Das ging ja nicht nur dir so, das geht ja auch ganz vielen anderen so, man ist dann erst mal da und dann fängt man an sich mit Leuten zu unterhalten und alles ist fein, aber irgendwie geht es an einem vorbei, das kann halt so sein und das, da mag ich mal sagen, nicht aufgeben und es passiert in den seltensten, absolut seltensten Fällen, dass dann jemand da hingeht und dann geht das alles ganz schnell, das kann passieren, natürlich.
Stormwind Ja, hab ich auch vereinzelt gesehen, dass jemand auf den ersten Stammtisch kommt, guckt wie Kind im Spielzeugladen, geht nach dem ersten Stammtisch gleich mit in die Playlocation, rennt darum so und richtig voller Kopfsprung, aber davon habe ich vielleicht ein, zwei mitbekommen, die wirklich so schnell reingekommen sind und sich das auch getraut haben, weil muss man halt auch zugeben, das ist halt einfach, das ist eine Hürde und das ist unfassbar viel auf einmal und das muss man alles verarbeiten können und wollen. Und das kann und will halt nicht jeder. Aber das ist ja okay. Man kann sich das Thema, das Tempo kann man sich ja aussuchen.
Sebastian Genau. Und Zeit kann man sich da an der Stelle nehmen. Und ganz ehrlich, wenn es dann halt ein paar Monate dauert, dann ist das eben so. Ja, der Fessel-Workshop. Wieder bei jemandem zu Hause mit der Ansage, du kriegst was beigebracht. Wie kam es zu einer Interaktion? Also wie kam es dazu, dass du mit einem Menschen interagiert hast?
Stormwind War eben auch über den SMJG-Stammtisch und da waren die Älteren, da war ich so um die 23 schätze ich mal. Und da gab es eben auch schon den BDSM Berlin, den Verein, der eben sozusagen für das ganze Altersspektrum als Ansprechpartner da ist. Da gab es eben auch schon einen Stammtisch, den Mittwochsmunch heißt der und da hatte ich dann irgendwie mal vorbeigeguckt, weil die Stammtischorgas haben sich da halt schon zusammen, so schon mal mit reingeklinkt, auch so ein bisschen um da zu fühlen, was macht denn, was machen denn die Älteren so. Ich war da einmal mitgegangen, festgestellt so, okay, ich kenne halt die beiden SMJG-Orgas und die nächst ältere Person war... Anfang 30 oder so, da war halt einfach eine 10-Jahres-Spanne und halt komplett andere Themen. Das ist ja auch so ganz witzig bei BDSM Stammtischen, wenn man frisch reinkommt, dann hat man erstmal ganz viele Fragen und alles ist neu und shiny und mannt.
Sebastian Und niemand redet über BDSM.
Stormwind Und niemand redet über BDSM, alle reden bloß über persönliche Themen, um eben Freunde zu treffen, ihre Bekannten, reden vielleicht auch über Beziehungen und Spielerfahrung und sowas, aber reden halt über alles.
Sebastian Wie kann man so eine Zeit am Abend nur damit verschwenden über gewöhnlichen Weltscheiß zu reden, wenn man doch jetzt hier unter BDSMern ist?
Stormwind Ja und der gewöhnliche Weltscheiß war eben Familienplanung, Kinder, Schule von Kindern oder halt so Erwachsenenthemen in Anführungszeichen. Und da fühlte ich mich eben nicht so richtig abgeholt mit meinen 23, noch bei den Eltern gewohnt, frisch auf der Uni, irgendwie das ganze BDSM Thema, grad erst ein paar Jahre frisch da, noch nicht wirklich Praxiserfahrung. Aber ich hatte irgendwie halt aus dem Umkreis mitgekriegt, da macht halt jemand diesen Bondage-Workshop und dann dachte ich so, okay jetzt irgendwie mal anfangen, weil irgendwie muss man ja dieses Henne-Ei-Problem lösen. Ich hab keine Ahnung wie das geht, dann möchte niemand mit mir spielen oder überhaupt irgendwas tun. Wenn niemand mit mir Dinge tun will, dann lerne ich nichts und dann will niemand Dinge mit mir tun. Ne, also dachte ich mir, super, mal irgendwo muss man anfangen. Auch da hatten wir noch ein bisschen Männerüberschuss. Ich hatte dann auch kein Problem auch mit einem anderen Freund da vorm Stammtisch dann eben diesen Workshop zu machen. Und dann haben wir halt auch Rollen getauscht und so ging ja erst mal überhaupt darum zu lernen, wie man so ein Seil anfasst, wie man irgendwie so eine Hand festbindet, wie man diesen Knoten reinbekommt und wieder raus, so wirklich so ganz grundlegende Dinge. Da war mir das mit der Geschlechtspräferenz und sowas war mir persönlich komplett wurscht.
Sebastian Wie viele Teilnehmer waren da?
Stormwind So 10 oder so.
Sebastian Okay, und dann kriegt man beigebracht irgendwas zu machen, aber dennoch passiert ist an dem Abend, dass du ein Seil in der Hand hast und bindest das um eine andere Person oder andersherum. Da ist ja dann doch schon der Funke da, das ist jetzt BDSM und ich fühle das gerade. Oder ist das doch im Kopf so sehr, das ist jetzt Technik lernen, das ist im Prinzip wie beim Erste-Hilfe-Kurs, wenn man die Puppe da wiederbelebt. Also war da schon dieser Moment, oh jetzt passiert tatsächlich etwas BDSMiges jetzt in diesem Moment? Gab's diesen Gedanken?
Stormwind Für mich persönlich war das eher so ein eher technisch, also so ein bisschen erstmal so ein neues Hobby lernen. So erstmal Werkzeug kennenlernen. Und da gab es ja auch genug, also wie gesagt, die ganzen neuen Eindrücke so, noch ein Stück weiter rein in die Stadt, ans andere Ende der Stadt, zu jemandem, den ich nicht kannte, mit Menschen, die ich mehr oder weniger gut kannte. Da waren halt ein paar Bekannte vom SMJG-Stammi da, aber auch ein paar, die ich noch nie gesehen hatte. So und dann Seil in die Hand nehmen und bekommen und tatsächlich Knoten um Menschen rum machen so und halt so ernsthaft und nicht bloß so Kinder so so in der Schule mit den Springseilen aus dem Sportunterricht irgendwie ein bisschen Unsinn machen.
Sebastian Also keinen komischen Vorwand haben, das zu tun, sondern es geht tatsächlich darum.
Stormwind Aber das, und das war eben so viel Neues und so viel Wow! Und ich glaube, bei mir funktioniert das auch so generell erstmal so, ich möchte erstmal wissen, wie geht das, wie funktioniert das, wie mache ich das richtig. Und die Ebene der Attraktion, Sexualität und das halt tatsächlich in der Praxis kreativ zu benutzen, ist für mich dann nochmal separat. So funktionieren sicherlich nicht alle Menschen, für mich funktioniert das ganz gut. Wenn es um Interaktion mit Menschen geht, ist halt auch dann doch das Verantwortungsgefühl und halt der Respekt davor ist schon noch da und wie gesagt, damals war das eben noch so total am Anfang irgendwie, ich hatte noch keine, also ich war wie gesagt ein bisschen Spätzünder, ich hatte bis dato noch keine wirklichen Beziehungserfahrungen, ich hab immer bloß den anderen zugeguckt bei ihrem Teenager-Drama und wie sich Beziehungen bildeten und wieder aufbrachen. Und ein bisschen rückblickend bin ich ein bisschen froh, dass ich das alles gar nicht so genau mitbekommen habe, weil es fühlte sich ganz schön anstrengend an. Ich hab auch das ganze Drama immer bloß so aus zweiter und dritter Hand mitbekommen. Dementsprechend ist so dieses ganze schlimme Zeug alles an mir vorbeigegangen.
Sebastian Das ist auch total abschreckend, wenn man das von außen sieht, ne? Okay, aber jetzt hast du den Fessel-Workshop gehabt, ich geh jetzt mal so an den, ich möchte mal weiterspringen, so, du hast das erste Mal gespielt, genau. Und auch da ist so, ja, genau, also bis zu welchem Alter müssen wir da jetzt vorspulen?
Stormwind Nochmal ein paar Jahre.
Sebastian Nochmal ein paar Jahre.
Stormwind Ich meine, das war 25 oder sowas. Der SMJG-Stammi war gewachsen. Ich war mehr oder weniger jeden Monat samstags da eben bei diesem SMJG-Stammtisch und es wurden immer mehr Menschen und ich habe mich da super in diese Gruppe eingefügt und war alles total toll. Und irgendwann kamen auch Playpartys dazu. Da habe ich mich auch lange nicht hingetraut, weil ich mich immer so als drittes oder fünftes oder wievieltes Rad am Wagen gefühlt habe, weil Pärchen gingen in den Club und haben Dinge getan. Und das war auch so, weiß ich nicht, das war tatsächlich so, da hätte ich gedacht, das wäre mir zu viel Frustration so irgendwie zuzugucken und nicht mitmachen zu dürfen, so ungefähr. Und so wirklich zu sagen, ich gehe einfach mal hin und gucke mal was sich ergibt, das war, das war nicht, für mich stand nicht zur Debatte, das hätte ich nicht auf die Reihe gelegt.
Sebastian Und inzwischen wird das auch ein bisschen anders gelöst, dass gerade da ein bisschen geschaut wird, okay, wer traut sich da vielleicht nicht hin, dass man da, ich sag mal, mehrere Leute dann auch zusammenpackt und sagt, so komm, jetzt gucken wir mal, dass man als kleine Gruppe, reichen drei, vier, fünf Leute, dass man gemeinsam da ist, damit man da immer eine Anspielperson, Ansprechperson hat, dass man sich, dass man da auf jeden Fall nicht alleine dort in der Halle steht und dann sind da überall Leute, sondern man hat, ich sag mal, Leidensgenossinnen mit denen, mit denen man den Abend erleben kann. Und das hilft dann auch da wieder Barrieren abzubauen.
Stormwind Auf jeden Fall. Ich kann nur empfehlen, wenn sich irgendwie die Möglichkeit bietet, geht in Gruppen auf ein Event. Das entspannt unfassbar. Man kann, je nachdem, man kann irgendwie vorglühen, sich schon mal gegenseitig dann noch Outfits ausprobieren, Outfit-Tipps geben. Dann können die erfahreneren Leuten einem schon sagen, ja ja das ist schon okay, du brauchst dich gar nicht so viel Kopf machen um dein Outfit, sieht total super aus, komm. Man hat Ansprechpersonen, das nimmt eine ganze Menge Druck raus, eine ganze Menge Aufregung raus, man kann gemeinsam hinfahren. Ich sag immer Gruppe schützt. Auf dem Weg hin hat man viel weniger Probleme und Hemmungen. Man ist vor Ort, hat man Leute um sich rum, wenn was passieren sollte oder wenn man sich unsicher fühlt, dann hat man eine Person, mit der man sich schon irgendwie vertraut fühlt, wo man entweder sich zurücklehnen kann und einfach zugucken, was die machen oder irgendwie mal hingehen und sagen, hm guck mal den da hinten, den finde ich irgendwie ganz nett, kennst du die Person? Oder hier, der und der hat mich gefragt, magst du mal einen Auge drauf halten? Das geht alles, wenn man Bekannte mit dabei hat. Und ganz alleine. Funktioniert für mich tatsächlich nur so, also würde nur so mäßig funktionieren dadurch, dass ich eben mich über den Stammtisch und dass wir gruppenweise auch immer hingegangen sind später. Irgendwann kennt man die Leute und dann kann man auch allein hingehen und wird Bekannte treffen, aber so dahin muss man erstmal kommen.
Sebastian Also ich kann auch alle Menschen die irgendwas machen und sagen ich gehe oder ich leite den Stammtisch immer nur ermutigen, so ein bisschen Mentoring. Ja, das will nicht jeder jede, aber doch, das ist dann schon ganz gut und im Zweifel man sieht, okay, wir haben jetzt hier irgendwie, da ist die Party im Ort, im Prinzip gehen alle hin, aber vier Leute drucksen da so ein bisschen rum. Wenn man die direkt anspricht, so, ihr vier wollt ihr nicht mitkommen als Gruppe. Die Wahrscheinlichkeit, dass die dann ja sagen, die ist dann durchaus höher, als wenn man sie einzeln fragt, ach geh doch hin. Weil sobald man zwei Personen hat, beide sagen, ah nee, das ist jetzt nicht so meins, ich weiß auch nicht mit wem und wie. Sobald zwei Leute sich darüber unterhalten und da einer Meinung sind, sind die beiden schon eine Gruppe. Die können das schon probieren. Okay, also, es gab also eine Playparty und du bist irgendwie dahin gekommen.
Stormwind Ja tatsächlich war irgendwann eben so mit 25 hatte mich dann jemand vom, die ich halt auch vom Stammtisch schon regelmäßig kannte und mit der ich mich lange Jahre hätte ich gesagt, das ist meine beste Freundin, weil wir wirklich super intim auch uns dann über unsere persönlichen Probleme auch unterhalten haben und uns gegenseitig bestärkt haben und das war auf jeden Fall wirklich ein, also als Grundlage erst mal ein sehr gutes freundschaftliches Verständnis und die hat dann gesagt, Mensch hast du nicht mal Lust mit mir mitzukommen, die hatte damals auch ihren Freund irgendwo Fernbeziehung irgendwo in Süddeutschland und hat, ist zum Studieren nach Berlin gekommen und dann war auch so, oh Gott ist ja schon vergeben und kann ich denn, geht das denn und so und musste sie mich tatsächlich ein bisschen schubsen. Ja, und dann waren wir halt so oft an dem Level so, ach komm, komm doch mal mit, ne. Trau dich doch mal, ich hab jetzt irgendwie keine Verabredung, willst du nicht meine Verabredung sein, lass uns doch mal Dinge tun. So. Und das war dann auch so eine Landmarke auf dem Zeitstrahl, das war dann so wirklich so mein erstes Mal wirklich BDSM machen.
Sebastian Okay, jetzt bin ich gespannt. Da ist die Party. Du hast eine Begleitung und die will mit dir sogar Sachen machen, wie sie ankündigt. Und die Klamottenfrage ist geklärt. Du stehst am Einlass, hast deine Karte abgegeben oder was auch immer und nun gehst du die ersten Schritte da rein und hallo Party. Wie war dein erster Eindruck?
Stormwind Ja, das war natürlich auch wieder so eine Schwelle durch eine neue Tür und so. Wow, mache ich das jetzt wirklich? Krass. So, ne? Erste Male. Ich weiß, du stehst auf erste Male und von ersten Malen zu hören, ja, ja, das war definitiv ein sehr beeindruckendes erstes Mal und tatsächlich vor meinem, was man normalerweise als erstes Mal bezeichnet. Also ich hatte tatsächlich zu dem Zeitpunkt noch keine sexuelle Interaktion irgendwie mit einer anderen Frau oder einem Mädel. Das war tatsächlich erst danach. Es war wirklich erstmal, ne? Es ist eine riesige Hürde, eine riesige neue Welt, die aufgeht. Und dann doch lieber so erstmal eins nach dem anderen. Also ich hab regelmäßig das Gefühl, dass das bei mir, dass ich so eine Neigung habe, doch immer so in Schwüngen zu machen, so wenn rein dann richtig, aber mit der Zeit entwickelt man auch ein Gespür dafür, von wegen okay, zu viel auf einmal ist dann vielleicht doch nicht so und das war auch ein sehr beeindruckender Abend, ja.
Sebastian Also wirklich immer diese Meilensteine. Und jetzt hattest du ja nun mal jemand, die hatte schon Party-Erfahrung und die hat auch schon mal gespielt. Also du hattest eine Person, an die du dich ein bisschen halten kannst. Wie weit, wie offen bist du da umgegangen? Hast du gesagt, das ist meine erste Party im Himmels willen und dies und das hilft mir? Oder hast du eher versucht cool zu sein und ja, ja, das passt schon, ich bin entspannt.
Stormwind Also dadurch, dass wir halt schon so persönlich so vertraut waren und eben auch einige andere SMJGler mit da waren, war ich nicht komplett fürchterlich aufgeregt. Natürlich es war halt neu, es war so dieses erste Mal, wow das ist also eine Party Location. Hier sind auf einmal die Leute alle im Outfit, hatte ich bis dahin halt noch nicht persönlich gesehen. Und eben auch an allen Altersklassen und wow.
Sebastian Hast du gleich Menschen spielen gesehen oder war das so erstmal Eingangsbereich mit Bar und da sitzen die Leute rum und dann die Spielzimmer sind weiter hinten. Also wie war der Aufbau?
Stormwind Ja Letzteres. Das war im Quälgeist. Das ist ein lange etablierter, im Kern schwuler BDSM Verein, der aber eben auch, weiß nicht so zwei, drei, vier mal pro Monat Partys anbietet eben für hetero Publikum. Und halt von den SMJG Bekanntschaften waren einige halt auch schon da Monate, Jahre lang regelmäßig hingegangen. Das heißt, ich habe, das musste da nicht alleine durch. Ich habe eine Rundtour gleich bekommen, so von wegen, guck mal hier, hier ist die Bar, also der Quälgeist ist inzwischen umgezogen, aber damals war das eben so, man kommt halt irgendwie durch ein paar Hinterhöfe. Das war halt so klassische Berliner Aufbau. Man kommt halt durch den Hinterhof und noch einen Hinterhof und noch einen Hinterhof und ganz hinten ist dann so eine Tür. Dann kommt man da rein, hat einen Raum zum Umziehen, hat die Kasse. Dann schmuggelt man sich so ein bisschen umeinander rum, war ein bisschen eng. Und dann hat man erstmal so einen kleinen Vorraum mit Unmengen an Flyern und so Kram und Infotafeln für was für Events so sind. Da hätte man zum Beispiel auch so dieses Kink-Magazin oder Podcast-Flyer gefunden, wenn es den damals schon gegeben hätte. Und dann geht's, auf der linken Seite war ein Raum, wo dann ein bisschen Tische standen, ein bisschen abgeschienen, weil diese Party hatte auch dieses coole Konzept, es gab ein Buffet. Das heißt man konnte da auch prinzipiell einfach hingehen, seinen Eintritt bezahlen, das waren so 15 Euro in der Größenordnung. Und dann hat man halt gemütlich beim Buffet genascht, hat sich mit einem Bekannten unterhalten und ein bisschen geschnackt und einen netten Abend gehabt und dann geht man wieder nach Hause und ist trotzdem auf seine Kosten gekommen.
Sebastian Gut, aber das ist ja nicht der Sinn und Zweck.
Stormwind Das ist nicht der Sinn, aber das habe ich tatsächlich etliche Jahre später ein, zwei Mal so gemacht, weil ich einfach Lust hatte, nicht alleine zu Hause zu versumpfen. Keine Verabredung, aber ich konnte mir dann schon sicher sein, da sind Leute. Es geht erstmal durch die Bar. Eine Seite Buffetraum, sitzen, Ruhe haben. Andere Seite lange Bar. da sitzen dann Leute schon so mit Leder bezogen und die sitzen da schon im Outfit, da gibt's auch schon Ringe an der Bar, um so wie am, direkt am Tresen festzuketten, teilweise so ein paar Manschetten, die schon fest befestigt sind, wo man quasi nur noch eine Hand rein machen muss. Und da saßen natürlich Leute im Outfit, haben schon auch ihre ersten Dynamiken entfaltet und dann ging's weiter hinten eben in einen ziemlich großzügigen Spielbereich, der sogar noch so teilweise so eine erste Etage hatte. Und dann wurde ich da halt rumgeführt und hab so die ganzen Dinge gesehen, die ich bis dato bloß von Fotos kannte.
Sebastian Du hast Menschen gesehen, die gespielt haben, du hast... Sie gesehen und auch, ich sag mal, man nimmt ja auch diesen, diesen Duft auf dort und das bekommt mehr Plastizität als in jedem Porno in dem Moment und man, man sieht und man hört Menschen atmen und all so Sachen, es ist plötzlich wirklich real. Weißt du noch irgendwie eine Spielinteraktion, die du wahrgenommen hast, wo du gesagt hast, uff.
Stormwind Von anderen tatsächlich nicht so wirklich. So mein eigenes Erlebnis, was dann an dem Abend passierte, das ist mir sehr im Kopf geblieben, kommen wir gleich zu. Diese Führung war halt erstmal, war noch früh, waren alle noch erst am Ankommen, Spielbereich quasi leer und dann so standen da Andreaskreuze und Bondageliegen und hingen Seile an der Wand und irgendwie so eine Einzelzelle und Ketten und Käfige und so. Ja so wow was man hier alles tun kann. Und dann war erstmal, weiß nicht, Stündchen ankommen, quatschen, sich so reinfühlen so und dann irgendwann so meine Begleitung so, wollen wir mal was machen. Und ich so Herz halt bis zum Hals gepuckert und so okay, jetzt geht's los.
Sebastian Sie wusste das, dass du da keine Erfahrung hast.
Stormwind Ja ja klar, wie gesagt, wir kannten uns schon ein paar Jahre und so und das war alles, an sich wusste ich, ich muss mir keine Sorgen machen, aber es ist halt das erste Mal, du musst jetzt das erste Mal, wie beim Autofahren lernen, du musst dich jetzt das erste Mal auf den Fahrersitz setzen und dieses Ding bedienen. Davor hast du theoretisch gelernt wie das geht, hast vielleicht auch mal im Auto gesessen, denk hast irgendwie als Kind gespielt, brumm brumm, Lenkrad drehen, irgendwie auf den Pedalen rumtreten, das Ding war aber noch nicht an. So und jetzt hatte ich diesen Zündschlüssel in der Hand und das Ding, und es ging los so.
Sebastian Sie sagt wollen wir mal was machen. War zwischen euch irgendwie klar in welcher Konstellation, in welcher Machtdynamik, in welcher irgendwas?
Stormwind Das war abgesprochen, sie war damals in einer submissiven Phase. Das, also auch Anekdote, das schwankte auch über die Zeit ein paar mal, also sie ist irgendwie von Top nach Sub nach Top nach Sub mehrfach geschwankt über die Zeit und damals war halt so, war sie halt grad auf der Sub-Seite und ich dachte mir und ich hatte halt bisher auf der passiven Seite noch überhaupt keine Erfahrung und halt aktiv auch nicht und das aktiv war halt mir, ist halt bis heute so ein bisschen so das Standard ist ja immer Maledom und Femsub so. Das war damals noch ein bisschen mehr Standard und den Rest hat man noch seltener gesehen, heute ist das ja deutlich mehr aufgeweicht.
Sebastian Ich geh mal ein bisschen weg von diesem Metakonsens was ist heute und vergleiche, sondern wirklich einfach mal, ich mach mal die Augen ein bisschen zu, erklär mir doch mal, ich bin dir nachgelaufen den Abend über, was hab ich gesehen, was hab ich gehört. Sie sagt wollen wir mal was machen und du sagst natürlich, vielleicht, nein das...
Stormwind Ja wir sind dann eben in den Spielbereich geschlendert inzwischen auch schon gut besucht und haben ein bisschen geguckt was hat mich denn angesprochen und dann haben wir uns als erstes einen dieser Käfige gesucht. Ich hatte damals glaube ich auch schon irgendwie ein erstes paar Handschellen irgendwie über Ebay oder sowas gekauft und hatte die halt mitgebracht noch relativ übersichtliches Spielzeug. Paar Seile hatte ich auch schon. Dann hatte ich sie halt eben in diesem Käfig gesetzt und eben Hände oben durch Gitter durch und eben Handschellen drum und dann saß sie da und guckte mich mit großen Augen an und ich hab halt so geguckt nach mir. Das war halt wirklich so ein wow, das passiert jetzt wirklich, das ist irgendwie total magisch. Für mich ist auch so rückblickend die Erkenntnis, es braucht erstaunlich wenig. Einfach anzufangen und so die ersten paar Handgriffe zu machen und wenn man, also unter der Voraussetzung, dass man halt Augenkontakt, es funkt, es britzelt und man merkt, okay, man fokussiert sich gerade auf einander, es klickt und dann braucht man eigentlich, also beziehungsweise ich hab für mich festgestellt, für mich funktioniert das gut, dann brauch ich kein Skript, dann brauch ich mir keine Gedanken machen, eine Session zu planen und sowas, aber ich meine, ich bin generell intuitiv. Sie sitzt im Käfig und wir gucken und ich hab sie halt irgendwie ein bisschen gekitzelt und gestreichelt und dann hat das einen Moment gedauert und dann war das irgendwie schon relativ schnell wieder langweilig. Dann hab ich gedacht ich will jetzt mal meine neue, naja.
Sebastian War das langweilig nach ein paar Minuten? Super. Seit zehn Jahren geht alles auf diesen Moment zu und nach zehn Minuten oder halben Stunde denkt man sich, ja okay langweilig weitermachen.
Stormwind Naja, wenn jemand im Käfig sitzt und gefesselt ist, dann kommt man ja auch nicht so gut ran und so, und dann hab ich halt auch dann im Moment festgestellt, ich bin jetzt halt auch selber irgendwie eingeschränkt. Gut, also dann haben wir das ein bisschen mit dem Käfig ausprobiert, also die Magie des Moments war aber trotzdem beeindruckend, ist mir im Kopf geblieben, hat sich eingebrannt. Dann weiß ich nicht, was danach, sind wir vielleicht auch nochmal was trinken gegangen oder rumgelaufen oder so und dann auf jeden Fall war ein bisschen Pause und danach wollte ich, dachte ich so, jetzt fange ich, jetzt hole ich mal meine Seile raus und jetzt benutze ich endlich mal diese Knotenkünste und diese Technik, die ich jetzt in den Jahren davor mir irgendwie aufgeschafft habe.
Sebastian Hast du gut geübt?
Stormwind Naja, halt immer bloß auf den Workshops und zuhause war ja nichts zum Üben.
Sebastian Mhm.
Stormwind Und dann habe ich ein paar kapitale Fehler gemacht.
Sebastian Oh Gott.
Stormwind Ja. An diesem Abend habe ich einige Dinge gelernt. Erste Session und gleich erst mal. Hui.
Sebastian Okay was kann man da falsch machen? Man kann versehentlich seine Sub an jemand anderem anbinden und merkt es nicht. Nein, Entschuldigung. Nein, mir passiert natürlich niemals irgendein Fehler mit Seilen.
Stormwind Ja. Aha.
Sebastian Nämlich nichts. Okay, kommen wir wieder zu dir.
Stormwind Genau, ich war damals auch noch nicht so kompetent darin.
Sebastian Fehler sind ja immer so ein schwerer Begriff, weil Fehler ist ja immer die Frage, ist das Erfahrung sammeln und rumprobieren und Trial and Error oder ist es wirklich Fehler machen, weil man es hätte besser wissen können. Also, ganz ehrlich, frag doch einfach mal ganz einfach.
Stormwind Ich erzähl mal, was passiert ist.
Sebastian Genau, was ist passiert?
Stormwind Passiert ist. Wir sind zu einer dieser Obergeschosse gegangen, da stand ein, was war es, Andreaskreuz, ich glaube das war so ein Kettenspinnennetz. So, auf jeden Fall ich sie mit dem Rücken an dieses Netz gestellt, aber in so Andreaskreuz Position, also Hände über dem Kopf und habe dann meine Seile rausgeholt und habe angefangen Hände festzubinden und dann schön so mit Spiralen irgendwie die Arme runter und dass die Arme halt so Richtung Schulter an diesem Kettennetz da befestigt waren und da war ich gerade so fertig und sie fing dann an, mich anzuplinkern, so ein bisschen mit den Augenlidern zu flattern und meinte so, du, mir wird ein bisschen schwindelig, kannst du mir vielleicht das Halsband abmachen oder das Korsett ein bisschen weiter und ja dann fing sie an vor meinen Augen so langsam weiche Knie zu kriegen und in sich zusammen zu sacken und ich erstmal Adrenalin bis unter den Scheitel, hab geschwitzt wie Sau und dachte oh oh oh Mist so und da hat sie sich erstmal rausgestellt, das mit dem schön schnörkelig Arme noch, das Seilende um die Arme rumzuwickeln und dann so hoch. Das dauert ganz schön lange das wieder abzumachen mit einer Hand, während ich sie halt mit meinem Körper, halb mit der linken Hand eben am Umkippen festgehalten habe, um das Umkippen zu verhindern und fummelte da dann halt irgendwie an diesem Seil rum und popelte das wieder auf und, hab ihr eben auch das Halsband abgemacht, ans Korsett kam ich nicht ran, weil die Schnürung war ja mit dem Rücken zu diesem Netz, das war ja Rücken zur Wand. Und fummelte halt dann diese Seile wieder runter mit einem Arm. Während sie halt immer mehr mit ihren Augenlider immer weiter flatterten und ich so auch so, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, scheiße, und dann hab ich sie halt irgendwie da runtergekriegt, war leider auch nicht geistesgegenwärtig genug halt einfach um Hilfe zu rufen, das wäre ein ganz klassischer Moment gewesen zu sagen, also es waren Leute halt in Rufweite, hätte bloß einmal um die Ecke gucken müssen, das mein ich mit.
Sebastian Okay, also du hast sie runtergekriegt, sie hat aber überlebt.
Stormwind Ja, ja das war, das war wirklich… also ansonsten hätte ich das jetzt glaube ich auch, ja.
Sebastian Okay, also du hast sie runtergeholt.
Stormwind Hab sie runtergekriegt, aber hab halt Adrenalin bis sonst wo und das war halt wirklich klar, okay, oh mein Gott, ich mach hier voll Mist, das geht so nicht, hab sie da runtergekriegt und eben gestützt und dann mussten wir noch diese Treppe runter und hohe Schuhe und, das meine ich mit Fehlern so. Lauter so Kleinigkeiten, die ich dann rückblickend gesagt habe, das war eine Kleinigkeit, das war eine Kleinigkeit, das war eine Kleinigkeit.
Sebastian Sie hat sich aber dann, weil sie da losgemacht war, hat sie sich der Kreislauf wieder gefangen.
Stormwind Genau, dann habe ich sie vorsichtig die Treppe runter geführt, haben wir uns in den Barbereich gesetzt, hat sie was getrunken, Adrenalin kommt langsam wieder runter, also Problem komplett eingefangen. Dann kommt die nächste Sache, was ich als Fehler bezeichnen würde. Ich habe nämlich nicht hinreichend vorher gefragt, wie geht es dir denn? Hast du genug getrunken? Irgendwelche Probleme? Also eigentlich, das ist heutzutage, sagt einem das jeder, du hast hier so eine Checkliste und du musst das und das und das idealerweise fragen.
Sebastian Gut, ja, man muss aber zu deiner Verteidigung sagen, die Erfahrung hatte ja sie. Also ein bisschen Ahnung, aber immerhin, also wichtig, sie hat gut gesagt und kommuniziert, hier ist gerade etwas komisch, keine Frage und wenn du so erzählst, ich hab ein bisschen das Gefühl, ich war genauso aufgeregt wie du.
Stormwind Ja und sie wollte ja auch weitermachen und sie hat ja auch Lust und so, das war mehr so ein, wir haben uns beide auch ganz schön verschätzt, weil dann hat sie mir nämlich hinterher gesagt, Och ja, das ist nicht so schlimm, in den letzten Monaten hatte ich schon zwei, dreimal die Situation, dass ich mitten auf der offenen Straße oder bin ich zur U-Bahn runtergegangen und dann bin ich fast die Treppe runtergefallen und einmal bin ich in der Uni fast ohnmächtig geworden, ja aber das war alles nicht so schlimm und ich so, das erzählst du mir jetzt. Und dann hatte sie halt auch, bevor wir zum Spielen gegangen waren, hatte sie halt ein kleines Glas Wein getrunken. Würde ich jetzt auch sagen, nicht so clever.
Sebastian Das geht ja nicht um Schuld. Aber grundsätzliche Situation, du hast sie da runtergekriegt. Und ihr wart jetzt auch nicht böse aufeinander und habt da miteinander gesprochen. Habt ihr in dem Abend trotzdem noch irgendwas gemacht?
Stormwind Das war tatsächlich genug zum Verdauen. Es geht mir auch hier an der Stelle nicht um Schuld. Ich finde, also für mich jedenfalls war das eine extrem lehrreiche Erfahrung. Weil ich finde, wenn etwas hinreichend schief geht, dass es einem wirklich den Puls hochtreibt und man sich denkt, oje, das wird knapp. Aber man ist halt eingefangen bekommt, dass niemand zu Schaden kommt. Das finde ich, das ist so der Bereich, da sammelt man die eindrücklichen Lernerfahrungen, weil es ist so markant, dass es einem im Kopf bleibt und man sich das merkt, aber es ist niemand zu Schaden gekommen. Finde ich super. Genau, und dann habe ich halt gelernt. Vorher fragen, hast du genug gegessen? Hast du genug getrunken? Vielleicht kein Alkohol, hast du Probleme mit dem Kreislauf, halt auch die Position mit Korsett Atmung einreduziert, Hände über den Kopf ist eine Sache, das ist klassischerweise was, was den Kreislauf belastet, also es war wirklich so eine ganze Kette von lauter kleinen Dingen, von denen ich jetzt weiß oder dann halt auch gelernt habe, das sind alles Sachen, so kleine Sachen, die halt alles ein bisschen schwieriger machen und die sind alle zusammengekommen.
Sebastian Ja, man muss auch einfach grundsätzlich, das mag ich auch mal wieder erwähnen, also der Versuch BDSM wirklich, wirklich safe zu betreiben, endet, wenn man das immer zu Ende denkt, immer endet, man lässt es bleiben. Also ein gewisses Risiko ist da und da ist ja an der Stelle auch das Bewusstsein, okay, sie hat was gesagt und du hast nicht gesagt, ach, lass ich sie mal hängen, sondern du hast dann geguckt, wie reagiere ich. Und dass man aus Erfahrung lernt, das gehört nun mal dazu. Es gibt halt keine Führerscheinprüfung nach Theorie und Fahrschule im BDSM. Und selbst dann bauen genug junge Leute noch Unfälle. Oder Fahranfänger:innen, ne?
Stormwind Aber ich hatte ja nicht mal eine Theorieprüfung.
Sebastian Verdammt, ein Schockmoment. Verdammt, ne?
Stormwind Mhm.
Sebastian Scheiße. Hat sie sich denn trotzdem dann noch bei dir sicher gefühlt?
Stormwind Jaja. Jaja.
Sebastian ne?
Stormwind sich halt auch so mit so Nähe auch wohlfühlt. Wie gesagt, sexuelle Interaktion war nicht auf dem Tisch. Aber halt so ne, zur Begrüßung umarmen war Standard. Und halt im Arm abnehmen und festhalten und sowas, das war halt nicht so wo du denkst, okay ich muss jetzt mal kurz, sondern dann macht man halt und kann man halt auch reagieren, da hab ich jetzt nicht Bedenken gemacht, der Rest war schon anstrengend genug. Und das hatte auch keinerlei negative Konsequenzen und das war halt einfach so ein Wachrütteln so von wegen, guck immer, wenn du das alles nicht vorher klärst, dann kann das passieren.
Sebastian Und selbst wenn du es vorher klärst, kann das trotzdem passieren, aber das Risiko ist geringer.
Stormwind Naja oder wie du sagtest, dann lässt man es halt bleiben, wenn du halt rausfindest, oh ich hab Neigung zu Ohnmachtsanfällen, ich hab ein Glas Wein getrunken und ich hab wenig gegessen. Dann hätte ich, würde ich heute sagen, weißt du was, dann machen wir irgendwas im Liegen mit wenig Fesseln. Vielleicht irgendwie, wo man schneller rauskommt. Man muss es ja nicht alles bleiben lassen, aber man kann sich vorbereiten und hat sofort sozusagen Bereiche, wo es gefährlicher wird, ne. Und vielleicht möchte man eben nicht in sofort in die rote Zone sehenden Auges, sondern weiß vorher, das ist vielleicht heute riskant, das ist auch keine so gute Idee, dann bleibt aber noch das ganze restliche Spielfeld drüber.
Sebastian Ja, das Spielfeld ist verdammt groß.
Stormwind Eben. Und danach haben wir noch, haben wir dann den Abend eben ausklingen lassen, war alles schön und super und dann können wir noch weitergehen, dann haben wir auch weiter noch Bondage-Erfahrungen gemacht, ich glaub sogar im selben Jahr.
Sebastian Also ihr hattet dann eine Spielbeziehung oder eher so Friends with Bondage Benefits sag ich mal. Also wie kann ich das einordnen?
Stormwind Keine Ahnung.
Sebastian Es war also auch keine sexuelle Beziehung in irgendeiner Art und Weise, weil sie war ja auch noch weiterhin vergeben.
Stormwind Genau. Das war einfach eine... Sehr schöne, nette, intensive Stammtischfreundschaft und wir haben eben zusammen auch eben Bondage-Stammtisch und auch gelegentlich mal auf Party halt Dinge getan.
Sebastian Wie lang ging das noch so weiter?
Stormwind Auch etliche Jahre. Also wir waren halt beide so die in der Gruppe der regulären Stammtischbesucher, der der regelmäßigen und haben uns halt auch da regelmäßig gesehen und gefreut und sowas. Das war total super.
Sebastian Darf ich mal fragen, rückblickend hättest du da gern mehr mit der Person gehabt?
Stormwind Ich glaube das war, das war gut und richtig so.
Sebastian Ja das kann ja sein, aber die Frage ist ja, was sagt das Gefühl? Also hat man sich so ein bisschen verknallen und, oh Gott, da könnte man doch und dies und das, also da trifft ja manchmal Gefühl auch einfach auf Regelung, Realität und Absprachen.
Stormwind Also ich erinnere mich jetzt nicht so an so eine super krasse Sehnsucht dabei. Das war wirklich so, ich habe mich super gefreut, dass es überhaupt, dass ich die Chance hatte, also ich habe das wirklich so als tolles Geschenk gesehen, dass ich das in die Richtung entwickelt hatte, dass ich tatsächlich mit ihr sowas erleben durfte. Und das hat halt auch unsere Beziehung noch mal zueinander vertieft, es war ziemlich klar, eine richtige feste Beziehung wird das nicht, weil halt Lebensumstände, schon bereits fester Freund-Fernbeziehung und so, das war einfach so, so wie es ist, hat es funktioniert und das war super, hab ich mich gefreut.
Sebastian Aber man hat ja natürlich doch gerade am Anfang so einen Hunger nach mehr und man will noch mehr Erfahrungen machen.
Stormwind Durchaus.
Sebastian Wie ging das weiter? Weil das ist jetzt erstmal, ich sag mal, ein endliches Spektrum mit ihr.
Stormwind Ja.
Sebastian Wie waren so deine weiteren Spielbeziehungen oder Beziehungen und Erfahrungen?
Stormwind Das hat dann nochmal ein, zwei Jahre gedauert und es begann im SMJG-Chat. Damals, ich weiß gar nicht, ob es den heute noch gibt oder ob der heute noch frequentiert wird, damals gab es halt so einen IRC-Chat, so Plain Text. Und der eben für tatsächlich deutschlandweit, für SMJG interessierte Menschen, dann waren wir so langsam in dem Bereich, dass man halt als Teenager auch die Eltern DSL hatten und dann gab es halt immer Internet, kein Kampf mit Modems und sowas, man hatte halt einfach Internet. Ich hab den Chat tatsächlich relativ spät eben entdeckt, da war ich irgendwie so 25, 26 und hab mich dann da regelmäßig rumgetrieben und dann kam da ein neuer Mensch dazu und stellte sich raus, wir haben uns irgendwie ganz gut verstanden, die war irgendwie auch grad neu und war eben im Hamburger Bereich, war auch noch nicht beim Stammtisch, aber war interessiert, war da irgendwie auf die SMJG Seite gekommen und wir hatten uns über den Chat gut verstanden und waren neugierig aufeinander und ich war grad auch so ein bisschen so, hatte so ein bisschen Reiselust und war bis dato eigentlich noch gar nicht groß aus Berlin rausgekommen und dann war ich irgendwann so, hab mich wohl genug gefühlt so in dieser Berliner Szene und dann waren auch von den Orgas da wieder Freundschaften nach Hamburg und dann war ich glaube genau das war der CSD in Hamburg Stand an und also, war, war Anfang August glaube ich, und einige aus Berlin wollten eben zu diesem CSD und dann dachte ich mir so. Kann man da nicht irgendwie so eine Couch organisieren und ich hab gesagt, lass mal was ausprobieren, ich will da mitmachen. Und dann bin ich halt übers Wochenende nach Hamburg gefahren mit den anderen und dann eben CSD, da gab es eben auch so, also in Berlin gibt es nur so einen Straßenumzug, in Hamburg gibt es tatsächlich so eine Art Straßenfest mit Ständen und sowas. Haben die Orgas da auch ausgestellt, so einen BDSM-Test, so mit irgendwie so ein Stückchen Fell und ein Stückchen Leder und ein Stückchen so Lackstoff und sowas, so zum blind drüber streicheln. Was gefällt dir denn am besten? Und dann wurde gleich diagnostiziert, aha du bist also Latex-Fetischist, super, dankeschön. *Sebastian lacht* Oder wenn man das Fell schöner fand, ach du bist eher Furry, alles klar.
Sebastian Also egal was du gut findest, BDSM ist es immer.
Stormwind Du warst auf jeden Fall pervers. Und dann habe ich da ein bisschen am Stand mitgeholfen. Das war total die Gaudi.
Sebastian Was war mit ihr? War sie auch da?
Stormwind Genau, sie musste irgendwie arbeiten oder sowas. Dann haben wir uns abends getroffen und sie kam da mit einem langen roten Sommerkleid und wir sind dann abends mit den anderen ins Catonium gegangen. Wobei das war das zweite Mal in Hamburg, ich hab gerade einen Schritt übersprungen. Ich war das erste Mal einen Monat davor auf dem SMJG Stammtisch in Hamburg zu Besuch, da haben wir uns tatsächlich das erste Mal getroffen. Und dann einen Monat später war CSD.
Sebastian Ist daraus eine Beziehung geworden?
Stormwind Genau, da in die Richtung kommen wir jetzt. Dann haben wir uns halt beschnuppert, haben festgestellt, boah cool, für mich war halt erstmal BDSM-Beziehung oder überhaupt erste Beziehung, wie gesagt Spätzünder und für sie, sie hatte zwar schon Beziehungserfahrung, aber noch nicht mit BDSM Inhalten.
Sebastian Wie war denn der Altersunterschied? War sie, ich sag mal eher 20 oder eher 25? Also wie weit wart ihr auseinander?
Stormwind Irgendwie so sechs Jahre jünger in der Richtung war sie. Das war dann, also wir hatten sozusagen gemeinsam, beides mal, erstes mal BDSM in einer Beziehung oder überhaupt, oder die Option, das bahnte sich dann gerade erst an, aber eben dann doch ein bisschen Unterschied in Lebenserfahrung und Lebenssituation, aber die Neugier und das so, erstes Mal ja, wir wollen, war natürlich da. Und dann halt rosa-rote Brille und.
Sebastian Genau, also mit Gefühlen und verliebt sein und allem was dazu gehört und am besten den ganzen Tag miteinander verbringen und Quatsch machen.
Stormwind Genau und dann kam halt CSD, abends sind halt alle ins Catonium und wir haben dann bis, weiß ich nicht, bis die S-Bahn wieder fuhr, waren wir da und haben Spielzeug ausprobiert und sind dann im Morgengrauen, mussten wir dann zu ihr nach Hause laufen, weil die S-Bahn zwar bis halbwegs in die Nähe fuhr, aber eben die Busse noch nicht und sind dann irgendwie, haben uns nachts an ihren Eltern vorbeigeschlichen und so eine Aktion. Und dann musste ich eben am nächsten Nachmittag irgendwie völlig übernächtigt und mit wenig Schlaf dann meine Mitfahrgelegenheit wieder kriegen.
Sebastian Jetzt, jetzt, jetzt, du springst, jetzt treib ich dich die ganze Zeit an, aber jetzt springst du ein bisschen, auch da wieder, weil du ja nun mal Switcher bist, wie ist auch da die Konstellation? Sie auch switchen oder weiß noch nicht, mal probieren oder also habt ihr euch auf irgendwas geeinigt oder?
Stormwind Ja das hatte sich schon klar angedeutet, also ich wie gesagt Top leaning Switch und sie halt so 90% Sub und so mit vielleicht switchen mal gucken, traue ich mich noch nicht irgendwie alles neu und so eher so unsicher noch gar keine Erfahrung und so das hatte eben wie gesagt auf dem Neuheitslevel hatte das ganz gut gepasst und dann haben wir eben Dinge ausprobiert und ich hatte einen aus Sperrholz so ein Paddel gebaut. Dann war da eben wenig Licht und dann auch noch rot. Wirklich viel Zeit gelassen, ganz gemütlich und geguckt und nicht zu doll und ich dachte eigentlich ich war vorsichtig. Also wir haben wirklich zahme Dinge gemacht, so irgendwie Hände hinterm Rücken zusammenbinden, knien lassen, während man halt draußen lauschig auf der Veranda saß und eben Getränke hatte oder halt irgendwie über so ein Bock drüber gebeugt und dann halt wirklich so gemütlich eine halbe, Dreiviertelstunde lang ganz in Ruhe so ein bisschen Spanking ausprobiert, ja.
Sebastian Bei Rotlicht, ne?
Stormwind Du kannst dir wahrscheinlich nicht denken wo es hingeht.
Sebastian Liebe Club-Betreiber, ich fordere euch auf, baut doch bitte an allen Stellen, wo man Spanking machen kann, da will ich wenigstens so eine komische Nachttischleuchte haben, wo ich mal zwischendurch ein weißes Licht anmachen kann, damit ich einmal sehe, welchen Schaden ich verursache. Rotes Licht ist … Man sieht nichts. Genau. Und sobald man dann irgendwo in einen Bereich kommt, wo ordentliches kaltes Licht ist, denkt man sich, um Gottes Willen, ja. Also die Erfahrung habe ich auch ein paar mal gemacht, dass so, das sieht alles gar nicht so wild aus und dann ist ja noch dieses, wenn man langsam warm haut, dann ist auch die Wahrnehmung entspricht nicht dem Schaden, den man angerichtet hat. An sich wundervoll, ist halt nur schwierig, wenn man, wie ich zum Beispiel drei Tage später in Urlaub will und nicht gecheckt hat, dass das jetzt nicht so schnell weg geht, wie man im Urlaub ankommt. Gut.
Stormwind Ja, ich hatte auch komplett anders eingeschätzt, was ich da tat. Beziehungsweise es war halt wirklich zahm, es war Sperrholz halt so. Fünf Millimeter Sperrholz, also kein großes Gewicht, nicht großartig viel Schlagenergie, mehr so Klapsen. Ich war auch total bloß nicht zu doll, bloß nicht zu schlimm, so ein paar bisschen Quieken und sowas provozieren, wir hatten einen super Spaß. Ich weiß gar nicht, was hatten wir noch irgendwas, ich glaube das war es mehr oder weniger schon. Aber der Blick auf unter weißem Licht war an dieser Morgenabendnacht eben halt noch nicht gegeben.
Sebastian Okay, lass mich mal nochmal ein bisschen einhaken, so das Machtgefälle, das Machtgefüge, DS, du sagst es eben schon, ein bisschen knien und so, da ist ja auch nochmal so eine Magie und wenn man dann auch so ein bisschen verknallt ist und dann ist eh alles nochmal toller.
Stormwind Wir waren einfach mega fasziniert voneinander und der Möglichkeit das auszuleben. Das war wirklich so, Kinder im Spielzeugladen, da war einfach ganz viel egal. So komplett übernächtigt, egal. S-Bahn fährt noch nicht, egal. Da warten wir halt. So total verknallt, völlig aufgepumpt von Endorphinen und Ausprobieren und was da alles und die Leute um einen rum und es war einfach magisch. Das war wirklich und wir sind dann in der Morgendämmerung halt eben von der S-Bahn nach Hause gelaufen und ich war so neben der Spur, ich konnte nicht mehr gerade, nicht mehr richtig gerade gehen, weil ich so müde war. Ich hab Unsinn erzählt, hab unvollständige Sätze rausgebracht und sowas und wir haben uns Schrott gelacht, weil das einfach so skurril war, aber halt Herzchen und Endorphin und Glück und das war wirklich so eine Mischung aus surreal und wirklich so, ah, die Welt ist wunderschön.
Sebastian Wundervoll.
Stormwind So und jetzt das, was ich gerade eben erzählen wollte. Wie gesagt, nicht mehr viel Zeit zum Schlafen, Mitfahrgelegenheit, will noch schnell nach Hause. Fuhr dann nach Hause, irgendwie drei Stunden später und sie schickte mir dann eine E-Mail mit Fotos von ihrem Popo *Sebastian lacht* und schrieb dazu nur: Guck mal, dein Werk, Herzchen. Und ich guckte da drauf und dachte mir nur, ach du Scheiße, war ich das? Und da waren halt so auf jeder Pobacke irgendwie so... Frühstücks-, naja, irgendwie so zwischen untertasse- und frühstückstellergroße rosa-rot-blaue Flecken, das hat man halt wirklich null gesehen in diesem Rot, kein bisschen, vielleicht hatte sich...
Sebastian Ja, das kommt ja auch erst nach ein paar Stunden, rot wird schnell, aber dann, ja.
Stormwind Es hatte sich, hatte ja auch 24 Stunden so ungefähr Zeit, um sich zu entwickeln, aber wirklich das war auch so ein Kinnlade runter Moment, wo ich dachte, ups, das wollte ich nicht.
Sebastian Und sie fand das bestimmt gut.
Stormwind Sie fand es großartig. Ich bin gar nicht so ein riesen Fan von Spuren muss ich sagen, also für mich braucht es blaue Flecke und Ödeme und Striemen und sowas in größer Menge gar nicht so sehr. Ich hab mitbekommen eine Menge Menschen finden es total super, dann finde ich es auch super, aber das ist jetzt nichts weswegen ich das mache. Ich bin halt mehr so auf dieser Endorphinrausch, dieses alles ist toll irgendwie Reaktionen rauskriegen und sich so hochschaukeln, das ist so mein Ding und die Spuren sind halt, sind dann so ein bisschen Zucker auf dem Kuchen.
Sebastian Lass mich mal fragen, ihr habt ja auch da wieder zumindest im Chat und auch vorab wahrscheinlich telefoniert und gemacht und getan, also viel ausgetauscht, was habt ihr denn so gegenseitig für Tabus ausgetauscht oder Dinge, wo ihr sagt, also das kann ich mir jetzt erstmal nicht vorstellen. Gab es da rote Linien, die du gesetzt hast, die sie gesetzt hat?
Stormwind Ich hab gar nicht so weit gedacht, ehrlich gesagt. Also generell bin ich ein eher vorsichtiger Mensch. Also so mit erstmal machen und hinterher Fragen stellen, da fühle ich mich nicht so mit wohl. Das heißt, ich war von der Grundhaltung schon eher von unten vorsichtig rantasten. Und ich hab so Sachen, wo man nach Tabus fragen müsste, gar nicht erst in Erwägung gezogen. Diese Herangehensweise hat auf jeden Fall an der Stelle auch funktioniert, einfach weil ich, also ich bin einfach, so dachte ich zumindestens, weit in der grünen Zone geblieben. Also wie gesagt, weil sie war halt noch mit den Spuren total happy und sowas und das insgesamt war das ein grandioser Nacht, aber wir haben tatsächlich über so explizit, über irgendwie so Tabus und Neigungsbogen irgendwie sowas explizit auch gar nicht wirklich geredet, klar wir haben uns ausgetauscht und so, ich hatte halt ne Vorstellung und für mich war ganz viel neu, ich hatte auch, ich glaube, das war auch so das erste Mal, dass ich wirklich so Impact Play tatsächlich mal über einmal Testklubs irgendwie mal ausprobiert hatte. Also, und für sie war's halt auch neu. Wir wussten beide auch nicht, worauf wir uns einlassen und haben einfach rumprobiert.
Sebastian Das ist jetzt mal so ein Punkt, das ist ein bisschen gemein, dich nach dem Vergleich zu fragen. Aber so, wie du's erzählst, ist natürlich da diese Endorphin und diese Kuschelmagie irgendwie mit drin. Ich sag mal, spielen mit einer Person, mit der man spielt, okay, ist toll, da gucken einen große Augen aus dem Käfig an, großartiger Moment. Oder spielen mit einer Person, in die man sich wirklich verschossen hat. Ist das an sich schon mal intensiver, toller, komplizierter vielleicht auch, weil man, ja, man hängt anders an der Person. Also ist das nochmal ein anderes Gefühl, eine andere Art der Wahrnehmung?
Stormwind Das ist eine sehr gute Frage.
Sebastian Danke.
Stormwind Wahrscheinlich, so wie da so 10 Leute fragen, 11 Meinungen, was für mich gut funktioniert, ist wenn ich merke, eine Person lässt sich auf mich ein. Das ist glaube ich für mich eine der Linien, die sagen, entweder es klickt oder nicht. Spielen so mit einer emotionalen Distanz oder auch mit physischer Distanz funktioniert für mich nicht besonders gut, mache ich nicht sonderlich gerne. Weil ich halt, ich brauche dieses, die Person lesen können, ich brauche Blickkontakt, Mimik, Atemgeräusche hören, diese ganzen Nuancen, die man eben aufsammeln kann, um einzuschätzen, ist das, was ich jetzt hier gerade mache, gut oder nicht. Ich hatte auch durchaus mal später Erfahrungen mit Menschen, die eben eher wenig Feedback gegeben haben, das fand ich schwieriger und das war auch für mich aus so ein, da hatte ich weniger Spaß dran. Also das ging dann mehr so in die Richtung, das ist jetzt eine Herausforderung, ich versuche jetzt daraus was zu machen. Und halt wenn Menschen halt entweder schüchtern oder halt teilweise auch so ein bisschen wirklich sich zurückgehalten haben. Das finde ich schwierig.
Sebastian Klar, weil du hast weniger Reaktion und die Spiegelneuronen, von denen du eben gesprochen hast, die haben auch weniger zum Spiegeln.
Stormwind Ganz genau.
Sebastian Also da merke ich auch so ein bisschen diese Essenz bei dir, dieses es muss auch passieren und es muss Äußerung geben und auch diese Kommunikation über Reaktion.
Stormwind Genau.
Sebastian Dass das so in beide Richtungen geht.
Stormwind Und im Gegenpol dazu ist eben, gab auch immer mal wieder, kommt dieses Thema so Spielen auf Distanz, ne, mit emotionaler Distanz oder wirklich so sehr starkem Machtgefüge. So von Top von oben herab und keine Körperkontakt und oder Sub muss sich Körperkontakt verdienen oder sowas. Das sind alle Dinge, alles Dinge. Ich hab viel zu gerne Körperkontakt, um mir selber das vorzuenthalten. Warum sollte ich das tun? Oder meine Spielperson irgendwie in die Ecke zu stellen und eine Stunde zu ignorieren. Warum sollte ich das tun? Ist eine total valide Sache, habe ich schon öfter gesehen und Menschen haben daran Spaß und finden diese Dynamik super. Für mich funktioniert das halt nicht, weil eben ich brauche, ich muss die Person angucken und ich möchte Körperkontakt. Wenn die Person drei Meter entfernt, wo ich sie nicht berühren kann, mit dem Rücken, mit dem Gesicht zur Wand, wo ich das Gesicht nicht sehen kann, steht, dann habe ich von dem, was ich gerne habe, nichts.
Sebastian Wenn du oben bist hast du ja die Möglichkeit das zu bestimmen.
Stormwind Genau, und dann bestimme ich eben, dass das so nicht ist.
Sebastian Wie lange habt ihr miteinander Spaß gehabt?
Stormwind Ja, das lief, so Spaß war leider nur ein paar Monate, das ist halt eine Fernbeziehung, gab halt eine ganze Menge Schwierigkeiten auch dabei und auch emotional wurde das mit den Monaten schwieriger. Ich hatte gerade das Konzept von Polyamorie frisch auf dem Radar gehabt und hatte auch wieder aus SMJG-Umfeld und den Diskussionen in der Richtung irgendwie langsam mal, knackte bei mir auf so dieses Paradigma Monogamie, das ist halt so, das macht man so, fertig.
Sebastian Okay, wo ich hin will, ist so ein etwas anderer Punkt, wenn ihr, klar beim ersten Mal, sie ist Sub, du Top und jetzt trefft ihr euch wieder und wieder und wieder und dann kann ja auch langsam diese Tür aufgehen, dass auch mal so ein bisschen geswitcht wird und dass du auch mal Erfahrungen machst, wenn du eben unten bist. Hattet ihr das oder war das einfach so klar, nein, du bist jetzt oben in dieser Beziehung, Ende.
Stormwind Ja, das waren auch so Schwierigkeiten, wo ich hinterher gelernt habe, ja ne, ich Top, ich Mann Top, du Frau Sub, Mensch, klick, passt zusammen, ja ne, das ist halt nur eine Achse von vielen. Also ich hatte halt durchaus dann auch so, da kamen halt Bedürfnisse hoch eben auch zu switchen und für mich hängt da auch emotionale Verbindung ran, also ich bin mir ziemlich sicher, ich könnte mich nicht wirklich jemandem unterwerfen, mit einer Person unterwerfen, mit der ich nicht irgendwie eine persönliche Bindung habe. Also dieses verletzlich machen und sowas, das ist was, da bin ich sehr zögerlich oder da suche ich mir schon sehr speziell aus, wen ich das machen lasse. Und das Bedürfnis kommt bei mir eigentlich auch sozusagen auch in dem Zug, wo ich merke, ich mag eine Person sehr gut. Und merke, das könnte in die Richtung gehen und dann kommt halt auch dieses Bedürfnis bei mir hoch. Stellte sich halt raus, eben wie gesagt, sie Sub mit vielleicht mal gucken switchen und sie hatte auch tatsächlich mal ein bisschen probiert. Aber dann gaben einem eben so persönliche Unsicherheiten und dass sie noch ganz wenig Erfahrung hatte und dann sich auch ganz, aber halt so dieses typische Anfängerproblem, ich trau mich das nicht, so ich, das ist mir jetzt zu viel Verantwortung. Und da hatte ich halt schon so ein bisschen auf der Topseite zumindest Vorsprung, wollte halt eben auf der Bottomseite dann auch mal so ein bisschen mal, ne, und halt auch so dieses Geborgenheits... Zusammengehörigkeitsgefühl hängt bei mir auch so ein bisschen mit dran. Wir waren ja vorhin bei der philosophischen Geschichte so mit die Römer entführen den Druiden. Der ist wichtig, den holen wir hier, den fangen wir hier ein und halten hier fest und sehen zu, dass er hier bleibt. Und so diese Überlegung, den wichtigen Mensch auf den, einerseits halte ich den gefangen, andererseits aber auch möchte ich gerne eine Bindung so auf der Metaebene herstellen. Das kam bei mir dann eben auch und damit fühlte sie sich zum Beispiel dann doch irgendwie überfordert. Also einerseits aus technischer Hinsicht, von wegen ja, wie das mit dem Knoten und sowas, keine Ahnung, kann ich noch nicht, habe ich ihr ein bisschen gezeigt, hat sie auch mitgemacht und so, aber das war halt, da waren wir halt schon ein bisschen unterschiedliches Level und halt auch dieses Verantwortung übernehmen. War halt so. Und wie gesagt, sechs Jahre jünger, da waren halt auch viele kleine Gründe, dass das nicht besonders gut funktioniert hat. Und wo ich dann teilweise gemerkt habe, ach das ist jetzt echt ein bisschen schade. Da kommt jetzt das Bedürfnis hochgekrochen, weil ich halt merke, wir kommen uns wirklich emotional nah. Und ich möchte da sozusagen auch mal in den Schoß kriechen dürfen und mich auch mal fallen lassen. Aber das hat halt nicht so wirklich gut funktioniert, weil eben für sie so, oh mein Gott, das ist mir jetzt zu viel ab, ich würde ja gerne, ich kann nicht so richtig. Ein anderer Reibungspunkt war zum Beispiel, sie fand eben diese, diese DS-Schiene und eben Machtgesten und Machtgefüge herstellen durch Positionen, irgendwie Service, fand sie halt spannender. Und hat halt auch mehrfach gefragt, ich hätte das gerne mehr. Für mich war das aber, ist DS eher, ich sag immer, dritte Fremdsprache. Für mich hat's halt angefangen mit Bondage, dann kam halt SM dazu und DS kam für mich erst als letztes. Für sie war am wichtigsten halt DS und hat durch mich Bondage kennengelernt und das SM hinterher so.
Sebastian Lass mich mal fragen, also du bist ja nochmal Live-Rollenspieler und das warst du damals ja bestimmt auch schon ein bisschen?
Stormwind Nee, tatsächlich nicht. Das kam dann auch so grob in der Richtung. Ja, das war auch irgendwie ungefähr so in dem Bereich, aber ich glaub, das war noch bevor ich tatsächlich ins Live-Rollenspiel eingestiegen bin.
Sebastian Lass mich mal so ein bisschen in den Bereich auch reinspringen, weil ich weiß, und ich weiß das wirklich, dass unglaublich viele BDSMer in den LARPs besuchen und da echt unglaublich aktiv sind. Wo du sagst, naja, DS ist so eher eine Fremdsprache und vielleicht, mag ich mal das Fass aufmachen, ist DS nicht mit LARP verwandt?
Stormwind Wenn man aus einer BDSM-Perspektive drauf guckt, erstaunlich verwandt.
Sebastian Also vielleicht mal zum Anfang, kannst du in zwei Minuten LARP erklären für die Menschen, die überhaupt keine Ahnung haben davon?
Stormwind Es ist Improvisationstheater, bei dem man Schauspieler und Publikum gleichzeitig ist. Also es ist halt wirklich Rollenspiel im eigentlichen Sinne, man legt halt seine Alltagspersönlichkeit, kommt halt in den Hintergrund. Komplett abschalten oder komplett austauschen ist meistens eher schwierig. Und dann hat man die verschiedene Rollenspielsysteme und kann sich da das mehr oder weniger genau nehmen. Gibt ein riesen Zoo davon, das hat sich über die Jahre auch verändert. Aber auf jeden Fall ist man sucht sich halt einen Charakter aus, das kann sein Fantasy irgendwie so ne. Dieb, Zauberer, Kämpfer, das kann...
Sebastian Troll, Waldwesen, was weiß ich.
Stormwind Genau, das kann halt mit mit Fantasiewesen sein, das können nur Menschen sein, das kann halt High und Low Fantasy sein, also High Fantasy ist halt so mit halt Magie und eher, so ein real nicht existierenden Dingen so und Low Fantasy ist halt mehr so tatsächlich bei dem real möglichen als als Darstellung bleiben.
Sebastian Also das wäre dann vielleicht eher so die, wenn ich in Richtung Mittelalter gehe, dann habe ich dann eher schon echte Charaktere wie Könige und das ganze Gefolge und wenn es hochkommt nochmal Drachen irgendwo als Bedrohung.
Stormwind Ja Drache ist schon eher High Fantasy. Low Fantasy ist halt wirklich so am Boden bleiben und eben jetzt mit wenig Effekten, sondern einfach wirklich das was man sehen kann und was man halt anziehen, bauen, irgendwas kann und High Fantasy geht dann halt irgendwann schon so ein bisschen Richtung Lichteffekte, Pyroeffekte, Rauch, so ein Zeug. Es gibt halt neben Fantasy auch noch sowas wie Endzeit LARP ist halt so eine Kategorie noch, wo man eben so eine Dystopie spielt, so ein bisschen so, weiß nicht, Fallout, wer's kennt, so ein postapokalyptisches Ding, wo man dann eben sich durch, in einer Welt wo die Technologie irgendwie zusammengebrochen ist, sich irgendwie halt dann behelfen muss. Oder, weiß ich nicht, gibt noch, oder Cthulhu, irgendwie sowas, so ein bisschen wirklich mystisches, so mit Dämonenwesen Zeug. Also es gibt eine ganze Variante. Und, genau, es gibt Spieler- und Nichtspielercharaktere und es gibt eben die Orga und die Spielleitung. So, Spielercharaktere sind diejenigen, die sind völlig frei in ihrer Handlungsfreiheit, können Dinge tun und lassen, wie sie möchten. Organisieren sich meistens irgendwie in kleineren und größeren Gruppen zusammen und haben dann eben diese Welt, in der sie dann auf dieses Event kommen und dürfen dann erkunden, was so im Gelände so für Kulissen und für Gegenstände verteilt wurden und was andere Leute so machen und vorhaben und können dann eben sozusagen die für sie vorbereitete Welt erkunden. Dann gibt es Nicht-Spieler-Charaktere. Das sind Charaktere, die nicht frei in ihrer Handlung sind, sondern eben von der Orga oder der Spielleitung eben gesagt kriegen, du bist jetzt die und die Rolle, du weißt das und das, du hast in deiner Rolle dies und jenes erlebt. Und wenn ein Spieler auf dich zukommt und mit dir interagiert, dann erzählst du ihm halt deine Informationen. Das ist sozusagen eins der wichtigsten Mittel, um eben den Spielern, die dieser Welt frei umherrennen können und Dinge herausfinden können, können, um denen eben Informationen zuzukommen zu lassen. Oder eine andere Geschichte, was eben auf dem Conquest of Mythodea, das halt ein Schlachten-Con, oder es sind das halt einfach Armeen von Nicht-Spielern aufs Feld rennen und dann kann man sich mit denen nach aller Herzenslust kloppen. Genau, und das Ganze wird eben zwischen den Events organisiert von einer Orga und währenddessen geleitet von Spielleitungen. Das ist dann quasi sowas wie die Regie, die halt in Form von Leuten, die eben dazwischen einfach verteilt sind, dafür sorgen, dass der Laden läuft und dass die Story wie geplant vorwärts geht.
Sebastian Ich fordere mal das Publikum auf, wer mehr zum Thema LARP und Rollenspiel wissen möchte, es gibt ganz viele andere ganz tolle Podcasts dazu. Postet die alle bitte schön in die Kommentare rein. Und dann kann man sich da weiter informieren. So, das ist jetzt, ich weiß, das ist viel zu knapp umschrieben und nicht komplex genug. Fakt ist, ich kann, ich komme dorthin, ich habe Spaß, ich treffe Menschen, ich kann in eine Rolle eintauchen, ich arbeite mit, ja, Kostümen, sage ich mal, um in diesen Charakter ein bisschen mehr reinzukommen. Ich habe ein Szenario, was passiert. Warum sollte dort der Anteil der BDSM-affinen Menschen höher sein als irgendwo anders in der Bevölkerung? Also es ist offensichtlich so, aber was ist die Schnittmenge? Was ist da spannend?
Stormwind Das ist ganz witzig, weil es gibt zum Beispiel Consent-Absprachen und so was wie Safewords. Das ist eine sehr offensichtliche Parallele. Generell funktioniert das halt so bei einem LARP, man meldet sich irgendwie an, dann kommt dann irgendwann das Event und irgendwann heißt es, so es gibt jetzt, bevor es jetzt richtig losgeht, bevor der Vorhang aufgeht, gibt es halt eine sogenannte In-Time-Ansprache. Da wird halt nochmal zusammengefasst, wo ist das Setting, wie funktioniert das alles, so Kram irgendwie, wie funktioniert das Event und es gibt zum Beispiel auch einen Passus, wo dann heißt so, wenn man sich in einer Situation findet, die man gerade wirklich, gerne so weiterführen möchte oder wo man wirklich raus möchte. Dann gibt es halt so Angebote wie ... Ich sage jetzt, ich möchte das wirklich, wirklich, wirklich nicht. Oder es gibt auch tatsächlich, was quasi ein Safeword ist, ein beliebtes ist zum Beispiel, oh Mutter. Wenn man halt in einem, in einem, äh ... sozusagen in seiner Rolle, in einem Spielinteraktion ist und merkt, okay, das wird grade brenzlig, dann baut man in seine Konversation ein, Oh Mutter, so und so und so und dann idealerweise wissen halt die Gesprächspartner, die Spielpartnerpersonen, wissen dann, oh, das muss ich jetzt so behandeln, wie wir halt das als Safeword bezeichnen würden.
Sebastian Also man kann noch so ein bisschen im Setting bleiben. an eine andere Folge erinnern, da ging es um Knast-Events und da war dann auch ein möglicher Ausweg zu sagen, ich möchte meinen Anwalt sprechen, damit man dann mal da rauskommt für den Moment. Das Setting bleibt irgendwie intelligent erhalten, aber man hat eine Art Safeword, um eben mal zu sagen, ich muss mal hier aus der Situation raus. Großartig, und das ist, glaub ich, ein ähnlicher Mechanismus. Ich kann das einbauen und kann aber sicher sein, ich komm aus der Situation raus, die grade nicht gut ist. Okay, also ich hab Sicherheitsmechaniken, ich hab Regeln, ich habe Ausdrucksmöglichkeiten. Das klingt ja schon mal alles so ein bisschen nach kinky Leuten.
Stormwind Genau. Und neben den klassischen so Krieger und Zauberern Menschen gibt es halt auch so Wesen wie irgendwie was man aus verschiedenen Chaos Universen irgendwie, also zum Beispiel im Warhammer 40k Universum gibt es halt so einen ganzen Chaos Kult. Da hab ich einzelne Gruppen gesehen, die das halt in solche Rollen schlüpfen. Oder eben, Drow, die klassischen Elfen rennen halt teilweise rum. Aber teilweise eben auch die Drow, die Dunkelelfen, mit schwarzem Gesicht und so silbernen Augenbrauen. Und das sieht schon beeindruckend und teilweise auch ein bisschen gruselig aus, wenn sie so vor dir stehen. Das sind halt klassisch chaotische bis neutral, bis böse Charaktere, die entsprechend eben auch von anderen Spielern so empfunden werden und halt entweder dann bekämpft oder gemieden oder eben Konflikte entstehen. Und da habe ich in dieser Chaos-Gruppe, die haben zum Beispiel auch ihren eigenen Dungeon gebaut. Die nehmen dann so schwarze Teichfolie oder schwarze so Plastikplane und bauen sich so ein Gerüst aus Dachlatten und dazwischen wird diese Plane gespannt, Zeltplane obendrüber, da ist es halt wirklich stockfinster und dann muss man sich da seinen Weg durchsuchen, um zu denen überhaupt ins Hauptzelt zu kommen und auf dem Rückweg auch wieder raus.
Sebastian Ich merke gerade das sind also so im Hirn diese diese diese Anspannung und Endorphinausschüttung und so das sind ähnliche Mechanismen so ein bisschen, aber es wird da jetzt nicht irgendwie gespielt oder so also ne.
Stormwind Es gibt also es gibt auch regelmäßig die Anfragen so wir wollen gerne eine Folter-Szene spielen. Dafür gibt es eben auch die Regelung nur in Anwesenheit einer Spielleitung, damit jemand halt wirklich der in einer weisungsgebenden Position ist, das halt mitkriegt und halt da ganz sicherstellen kann, dass das auch okay ist und keine Grenzen überschritten werden und sowas. Man muss halt auch darauf achten, dass das eben Menschen nicht mitkriegen, die das nicht mitkriegen wollen. Also wäre halt ziemlich blöd, wenn so eine Szene jetzt direkt neben, weiß ich nicht, einer Familie mit kleinen Kindern oder Teenagern oder sowas gerade gespielt wird. Also das sind alles so Sachen, was auch sehr parallel zum BDSM ist, oder auch Konflikte im BDSM, wenn man halt eine intensive Szene irgendwie sieht, wo Leute schreien und verprügelt und zusammengetreten werden. Ist ja auch regelmäßig, dass dann Zuschauer oder Zuschauerinnen im selben Raum oder in derselben Party dann halt so überlegen müssen, das ist mir ein bisschen zu viel, ich müsste jetzt halt, ich verlasse jetzt den Raum, weil das überwältigt mich. Oder dass eben dann die Diskussion in Kauf kommt, spielt solche Szenen vielleicht nicht auf einer öffentlichen Party oder auf einer Party, die das als Thema hat und wo alle einig sind, dass man das macht.
Sebastian Okay, jetzt sind wir bei so bei dem, ich hab ähnliche Sicherheitsmechaniken, ich hab Szenarien, die ein bisschen in dieses Macht- und Ohnmachtsgefüge da mit rein spielen, aber ich fang ja nicht als BDSMer an, Rollenspiel zu spielen, nein, zu leben, weil es da auch ein Safeword gibt, ne? Also, weil da Ähnlichkeiten in der Mechanik sind. Also, ich versuch so ein bisschen, also meine als Nicht-LARPer, meine Vorstellung ist so ein bisschen dieses, als Rollenspieler hab ich Spaß daran, eine Rolle einzunehmen. Das wird im BDSM manchmal ja so ein bisschen verpönt, das ist da nicht echt und das ist nicht das wirkliche BDSM. Ich sehe das ein bisschen anders. Das ist dieses, ich kann noch mal andere Charakterzüge, denen kann ich freien Lauf geben. Das sehe ich auch im BDSM als Kernfeature, dass ich noch mal eben mich von gesellschaftlichen Konventionen komplett loslösen kann. Und meine Grundsatzüberlegung war jetzt, Menschen die auf solche Events gehen, BDSM-Events, LARP-Events oder auch Rollenspiele in kleinerer Runde praktizieren, das sind Menschen die einfach dieses, ich löse mich jetzt mal von diesen ganzen Konventionen und der Anwalt der wirft halt seine Robe ab und geht halt mit dem Schwert dann auf die Orks los. Oder ist dann da der Richter, der völlig unfaire Urteile und Ketzerei und keine Ahnung, was verurteilt. Also, dass man da einfach die Möglichkeit hat, den Geist mal zu sagen, frei. Und das sehe ich im BDSM eben auch. Ich kann mal Dinge tun, die man wirklich, wirklich, wirklich nicht tut. Und damit habe ich vielleicht schon die Schnittmenge, dass Menschen, die sagen, ich löse mich von den Konventionen, deshalb habe ich Spaß daran. Das wäre jetzt meine als Unwissender die Erklärung, warum gibt es diese Schnittmenge. Kommt das hin?
Stormwind Das ist auf jeden Fall, würde ich sagen, ein sehr signifikanter Teil. Man hat an beidem wahrscheinlich Spaß oder kommt überhaupt erst drauf, wenn man Freude an Neuem hat. Weil man hat, das ist halt beides, sind große Spielplätze, wo man Dinge ausprobieren kann, die man im Alltag schwierig bis nicht tun kann. Auf Leute mit Schwertern einprügeln, ist halt im Alltag eher schlecht. Gut, im LARP nimmt man halt auch keine echten Schwerter, sondern Schaumstoffnachbildung. Aber da kann man sich halt auch ordentlich kloppen. Und Rüstung wird halt wirklich so Nachbauten von so Kettenhemden, also tatsächlich relativ realitätsnahe Kettenhemden so, halt aus modernem Stahl, aber naja. Und Plattenrüstung und sowas. Und da gibt es Menschen, die halt wirklich viel Liebe und Detail und Tausende von Euro und viele Monate Arbeit in ihr Outfit stecken, damit es halt möglichst cool aussieht, so ähnlich wie BDSMler mit ihrem Party-Outfit das auch machen. So, Nighty dürfte so einst so das obere Ende der Skala sein und wer das erste Mal auf eine Playparty sich traut und bloß ein schwarzes Cocktailkleid hat oder irgendwie schwarzes Hemd, schwarze Hose, geht auch. Man kann trotzdem Spaß haben. Das ist überhaupt kein Problem. Und wenn man dann denkt, das ist was für mich, da möchte ich weitermachen, dann kann man halt Stück für Stück ausbauen. Und genau so schleppen die Leute halt Unmengen an Equipment auf diese Wiese und bauen sich da halt wirklich super schöne Lager mit Beleuchtung, mit Ambiente, da werden ganze Tavernen aufgebaut und genau so ne schöne BDSM Location, die halt stimmungsvoll eingerichtet ist, ist halt auch was anderes als wenn man einfach, weiß ich nicht, in so einen Keller mit nackten Betonwänden geht und stellt einen Andreaskreutz an die Wand und packt da einen Haufen BDSMler rein, das ist dann wahrscheinlich keine so stimmungsvolle Party.
Sebastian Okay, es ist also eher so ein Mindset, was dazu führt, dass Menschen sowohl das eine oder andere spannend finden können.
Stormwind Und beides hilft, auf beides zu kommen und beides auch besser und mit Leben und mit Detail auszufüllen.
Sebastian Jetzt denke ich ja mal einen Schritt weiter und der sagt mir, wenn es da eine Schnittmenge gibt, dann muss es doch auch BDSM-Partys geben, die voll im Rollenspiel-Kontext sind. Ist dir da was bekannt?
Stormwind Aktuell leider nicht. Ich hab mal von so einem Konzept gehört, das war kurz nachdem ich angefangen habe, überhaupt mit Live-Rollenspielen, muss irgendwie auch schon wieder über 10 Jahre her sein. Da hatte ich mal mit einem Schulfreund tatsächlich, haben wir uns zusammengesetzt und mit der Orga getroffen und haben halt mal irgendwie Stunde Kaffee getrunken und uns mal erklären lassen, wie das denn funktioniert und läuft. Das ist natürlich noch mal ein neues Level, weil... Normales LARP ist halt in der Regel bei weitem nicht so intensiv. Also man hat halt mehr Abstand. Bei den Kämpfen gibt es auch Regeln, dass man keinen Körperkontakt hat, sondern immer Abstand und sich mit Waffe auf Waffe oder Waffe auf Rüstung oder so was kloppt. Und halt explizit keinen Kopftreffer und solche Sachen, Sicherheitsrelevanz. Aber zum Beispiel greifen und sich auf dem Boden rumwälzen und prügeln, das ist halt auch eine Sache, das ist erst mal per Definition tabu und erfordert expliziten Konsent und Absprache. Und wenn Leute das machen und sich darauf einigen, dann gibt's halt auch teilweise Kneipenschlägerei mit, weiß nicht, paar Dutzend Leuten und die haben den Spaß ihres Lebens. Muss halt vorbereitet werden.
Sebastian auf einem BDSM-Event sehr spannend sein können. Kann aber auch sehr schief gehen, glaube ich.
Stormwind Es ist halt auf jeden Fall ein Unterschied zu einer, also so eine generelle Playparty. Und im Vergleich zu zum Beispiel Gore-thematisierte Events, davon weiß ich, dass es sowas gibt, habe ich noch nicht besucht, aber auf jeden Fall schon davon gehört. Oder so Setting, wie man aus dem Ring der O kennt, aus dem BDSM Roman, was das eben davon inspiriert und eben auch Verhaltensregeln und sowas aufstellt und halt auch das Event entsprechend durchtaktet und vorher eben die Teilnehmer eben auch gebrieft werden oder also vorbereitet werden, auf welche Rollen sie einnehmen und was halt erwartete Verhaltensweisen sind und was man sein lassen sollte oder wo man erwarten kann, dass das Reibereien gibt. Und wenn man dann eben entsprechend damit spielen kann oder eben auch nicht. Beim normalen LARP ist es halt auch so... So flirten oder irgendwie hinterher pfeifen sind schon Sachen die, oder, oder Pöbeln sind Sachen, die werden halt ganz gerne gemacht, aber das kommt halt schon so langsam in die Richtung wo man dann ein bisschen Händchen für haben muss, und wenn es halt tatsächlich dann an eben in Richtung, weiß ich nicht, uneinvernehmlicher Kuss oder sowas geht. Das sind halt schon Sachen, wo eben wofür auch unter anderem die Spielleitung da ist, dann zu sagen, okay, das hier geht zu weit, das geht so nicht, das müssen wir unterbinden oder lösen. Ist mir jetzt nicht bekannt, dass sowas vorkommt, aber darauf muss, oder vorgekommen ist, aber es ist, sowas wird sicherlich vorkommen können. Und muss man entsprechend drauf reagieren. Und eben, wenn auch zu viel Alkohol fließt oder sowas, Das ist zum Beispiel ein Unterschied von LARP und BDSM. Da sind ja die meisten Menschen, haben, pflegen doch einen eher guten Umgang mit Alkoholpegel und entsprechend dann abzuwägen, wie viel Risiko sie dann eingehen, unter welchem Alkoholeinfluss. Bei LARP gibt es dann schon so eine Ecke, wo halt auch immer so ein bisschen mittelaltermarktmäßig ist, so mit Fressbuden und Tavernen und sowas, wo dann deutlich mehr Bier und Met fließt. Und da hat man halt auch wiederum eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass eben, wie halt in der realen Kneipe auch, dann eventuell unter Alkoholeinfluss Dinge passieren, die dann nicht so cool sind. Kommt ein bisschen auf den Bereich an.
Sebastian Aber ich glaube, vom Mindset her kann man da in die Richtung gehen. Ich mag mal, also ich mag, das mache ich ja selten, aber ich mag mal aufrufen, also wenn jemand wirklich mal ein solches, wirklich intensives Event erlebt hat, da würde ich gerne mal ein bisschen mehr zu wissen. Weil gerade auch wenn du sagst sowas wie hinterher pfeifen oder pöbeln, das ist halt einfach das Setting, was das dann erlaubt und wo das okay ist und wo das gemacht werden kann, was woanders, was draußen auf der Straße halt völlig undenkbar ist. Und Setting schafft manchmal, klar Regeln bringt es mit, aber es schafft eben auch Freiheiten.
Stormwind Und man hat eben auch Grauzonen, wo man sich bewusst sein sollte, ich komme jetzt hier in eine Grauzone und die schwierigsten Situationen, die ich so bisher erlebt habe im LARP, ist halt, wenn unklar ist, ist das jetzt gespieltes Pöbeln und man ist eigentlich sich als Person. total grün miteinander oder ist man sich wirklich gerade aufgebracht und sauer und ist auf die andere Person, nicht auf den Charakter sauer und gibt es da Reibereien und Konflikte und das wiederum muss man, dass es, wenn es nicht klar ist, das zu trennen, kann das sehr schnell zu fiesen Missverständnissen führen und teilweise auch wirklich zu jahrelangen Feindschaften und dass sich die Leute richtig in die Haare kriegen. Und das aufzulösen ist teilweise gar nicht so einfach und so ähnliche Problematik haben wir im BDSM halt auch, wenn es um Grenzüberschreitungen geht oder irgendwie um, der Dom hat sich eigentlich total Mühe gegeben und immer schön nachgefragt und die Besten nach mäßigem Wissen und Gewissen eben dafür Sorge getragen, keine Grenzen zu überschreiten. Aber diese Person hat aus irgendeinem Grund das nicht kommunizieren können und dann ist halt beste Intention, man hat aber irgendwie trotzdem ne blöde Situation Missverständnis und dann muss man das auseinander dividieren.
Sebastian Gut aber das sind wir im Bereich Menschen gehen miteinander um und es gibt Probleme.
Stormwind Aber wir haben es halt auch in beiden auf die jeweilige Art und Weise.
Sebastian Wir haben ja vorher die Themen nicht abgesprochen, aber wenn du jetzt selbst rollenspielbegeistert bist und BDSMer, dann könnte ich mir ja vorstellen, dass auch mit einem Partner, mit einem Spielpartner zu spielen, mit ein bisschen Rollenspieleinschlag durchaus Spaß machen kann. Gibt's das für dich? Vermischst du das?
Stormwind Äh, sagen wir so, ich hatte bisher noch nicht so wirklich die Gelegenheit dazu.
Sebastian Gibt's da was, was du gern mal probieren würdest?
Stormwind Meine eigene Erfahrung ist tatsächlich größtenteils auf der Nichtspieler- und eben Spielleitungsebene. Und als so freier Spieler ist das ... hab ich gar nicht so viel Erfahrung bisher gemacht.
Sebastian Vielleicht sag ich dir, worauf ich hinaus mag.
Stormwind Das wäre super.
Sebastian Also wirklich vielleicht ... Nehmen wir mal an, du hast da jemanden zum Spielen, ihr seid im Schlafzimmer, und dann kann man sich ja ein bisschen schick machen und kann eben das Szenario rausholen. Ich sag mal, was wären denn so die klassischen Porno-Rollenspiele? Viele sind natürlich hier Dienstmädchen und, was weiß ich, Hofherr oder Lehrer und Schülerinnen und diese ganz klassischen, wie soll ich das sagen, Porno-Bullshit-Rollenspiele. Nein, so will ich das gar nicht sagen, weil das kann, glaube ich, sehr viel Spaß machen. Die Krankenschwester und der Patient und der Arzt und die, keine Ahnung. Also da ist ja auch, da geht es ja auch so in diesen Schlag rein. Ich öffne jetzt ein Setting und kann mich in dem Setting bewegen. Und ich hätte jetzt einfach mal vom Gefühl erwartet, das kann eine Richtung sein, in der du schon Experimente gemacht hast. Also der Troll der sie verschleppt, ins Bett zerrt und über sie drüber hüpft.
Stormwind Find ich persönlich zu aufgesetzt. Also das mag ein wenig widersprüchlich klingen, aber so ne diese so so so Porno-Klischee-Rollenspiele das ist was, was mich überhaupt nicht reizt. Das finde ich halt wirklich eher so, so Stereotyp Klischee, als dass es irgendwie interessant wäre. Wie auch schon ein bisschen sich angedeutet hat, wenn entwickelt sich das in meinen Interaktionen eher so, es kommt halt so ein hin und her und Reaktion folgt auf Reaktion. Und wenn sich dann rausstellt, ich hab dich hier gerade in einer ziemlich engen Situation und du kommst hier jetzt nicht mehr weg, so du bist gerade meine Gefangene, merkste ne? Und da mit dem Finger rein und da das Kopfkino auf die Art und Weise anzuheizen, das finde ich ist schon durchaus reizvoll und macht sehr viel Spaß. Ich hätte es tatsächlich, ich hätte sowas für mich nicht so richtig als Rollenspiel einsortiert. Mehr als so ein, also schon so ein bisschen die Werkzeuge des Rollenspiels und des Geschichtenerzählens. Und eben, um eben Kopfkino anzuheizen, könnte sich auch ein bisschen so mit dem Skillset für Hypnose überlappen, weil ist ja die gleiche Sache, Suggestionen einpflanzen, Empfindungen rauskitzeln, Reaktionen oder auch Empfindungen sozusagen in den Kopf setzen, verstärken und sowas, dass die, dass die Immersion da ist. Und dann braucht man halt auch keine Kostüme oder irgendein Setting außenrum, wenn alles im Kopf stattfindet. Und da ist ja alles da, man kann ja alles in den Kopf reinsetzen und da benutzen, was man möchte, mehr oder weniger.
Sebastian Okay, jetzt versuche ich, dich nochmal ein bisschen zu provozieren. Wenn ich jetzt auf eine BDSM-Party gehe. Und da habe ich jetzt Menschen, die im passenden Outfit, Klammer auf, Kostüm und in das passende Setting reingehen, was weiß ich, Sub, stockdevot und Top und knallhart. Jetzt die Frage, was ist das, wenn die Menschen außerhalb, also jetzt nicht gerade wirklich 24-7 und gib ihm da das Leben, ist das dann nicht eigentlich so eine BDSM-Party, ein wunderbares Rollenspiel-Event? Kostüme da, es sind Regeln da, Safewords sind da, es ist das Setting da, Top und Sub, also die Rollen sind verteilt. Ich habe meine NPCs, sprich die Spielleitung an dem Abend, die ein bisschen aufpasst. Ist das sehr weit weg davon?
Stormwind Ein bisschen. Also ich hab jetzt nicht davon gehört, dass es auf einer Playparty, also auf einer normalen, sag ich mal, Playparty tatsächlich einen Plot, also Drehbuch sozusagen, eine Geschichte gibt oder NPCs. Das wäre mir tatsächlich neu. Der Rest hat schon gewisse Ähnlichkeiten. Ich überlege gerade so, wäre eigentlich mal ganz witzig auf einer Playparty wirklich so mit LARP-Gewandung aufzutauchen. Das wäre auf jeden Fall, hätte man ein Alleinstellungsmerkmal.
Sebastian Ja, also es geht ja generell drum. Ich mache mich dem Abend angemessen schick und laufe in Klamotten rum, in denen ich jetzt nicht einkaufen würde und so weiter und so fort. Okay, also vielleicht ist das wirklich so ein Aspekt, den mag ich auch nochmal in den nächsten Monaten ein bisschen weiter erforschen. Weil es gibt natürlich die Hardliner, die sagen, echtes, also ich nehm das jetzt wirklich nochmal in den Mund, echter BDSM und das müssen echte Gefühle sein und so weiter. Ich glaube auch im Rollenspielbereich, dann ist das auch echt, weil wenn es im Hirn real ist, dann ist es real. Und wenn ich den Ausweg habe, Klammer auf Safeword, dann ist das so intensiv, wie es nur sein kann. Und vielleicht gibt es da mehr oder weniger Parallelen, das muss ich mir vorstellen. Vielleicht mach ich das mal zu einem Live-Thema. Rollenspiel. So, mein lieber Stormwind, die Uhr sagt mir, oh scheiße.
Stormwind Die Uhr, sie tickt.
Sebastian Und wie sie tickt. Und wir haben hier doch noch ein bisschen Vita von dir übrig und noch ein bisschen Shibari, über das wir gar nicht gesprochen haben. Ich glaube, alles, was mit Rollenspiel zu tun hat, müssen wir einfach jetzt wegschieben.
Stormwind Wie man so schön sagt, more research is needed.
Sebastian Ich mag gern wissen, ja, so bis heute, Was ist so, welche Meilensteine hast du noch ausgegraben und wo stehst du heute mit deinem BDSM?
Stormwind Meilensteine nach vorhin angefangener ersten, das erste Mal Playparty und oh mein Gott hier meine ersten Gehversuche und gleich wird mir hier meine meine Begleitung fast ohnmächtig. Das war natürlich dann erst mal so Aufrüttler, aber halt auch so, okay, dann habe ich tatsächlich Gelegenheiten bekommen. Da muss ich auch sagen, da hatte ich durchaus Glück, dass ich auch über den SMJG-Stammtisch damals Menschen gefunden hatte, die mit diesem Shibari irgendwie schon Ahnung hatten und sie gesagt haben, ja klar, zeige ich dir ein bisschen, gucke ich dir auch auf die Finger, damit du keinen Unsinn machst. Da hatte ich mit der gleichen Person, die mit der Geschichte mit der ersten Playparty, die hatte dann auch für mich eins der ersten Male Hängebondage mit mir probiert und dann hatte ich halt geknüppert und Oberkörperharness und Seil irgendwie da dran und an den Ringen an der Decke und sie meinte dann so, irgendwie ist das ein ganz schön locker, ich glaube ich kann da rausrutschen, wackelte ein bisschen mit den Armen und Schultern und dann war das halbe Harness und ist irgendwie so in die Halsschulterbeuge reingerutscht. Und derweil saßen da halt irgendwie so fünf, sechs Leute, gucken mir beim Knüppern zu und ich dachte so schon, oh Gott, ich könnte vor Scham im Boden versinken, was für ein Unsinn, verdammt, aber andererseits auch, es ist halt passiert, bevor wir in die Luft gegangen sind und bevor es gefährlich werden konnte, dann habe ich halt den ganzen Kram nochmal abgeknüppert, nochmal neu gemacht. Dann hat das auch geklappt mit dem in die Luft. Und auch wieder so ein Lerneffekt von wegen, oh, das hätte ganz schön schief gehen können, ist es aber nicht. War aber in dem Fall halt auch so ein bisschen peinlich genug, dass es mir im Kopf geblieben ist. Und dann hatte ich die nächsten zehn Mal oder sowas eben jeweils einen von den ein, zwei Bekannten, die eben da schon fit drin waren in Shibari und auch Suspension Bondage, die mir dann über die Schulter geguckt haben und auf die Finger und ob das alles ordentlich und safe ist. Und das wurde halt immer sicherer und irgendwann habe ich gedacht, so jetzt schraube ich mal die Stützräder ab. Jetzt sind die beiden halt gerade auf der Party nicht, aber halt erwähnte Freundin, die eben mit mir dann eben diesen Fesselwerdegang auch gemacht hatte unter anderem. Und dann haben wir halt mal auf einer Playparty auch einfach so gemacht. So und das war dann, waren wir auch mit einer Gruppe von SMJGlern da und ein paar haben sich hingesetzt und uns zugeguckt und zwei, drei haben sich dann abgesetzt und meinten, Bondage, langweilig, dauert viel zu lange. Handschellen, toll, Manschetten, super, lass mal woanders hingehen. So, und wir fingen dann halt an zu fesseln und haben rumgescherzt und geschäkert und da war halt auch so ein bisschen so ein flirtendes da zwischen uns. Und irgendwann ging es in die Luft und sie hatte ein seliges Grinsen auf den Lippen und ich habe sie ein bisschen rumgedreht und geschaukelt Und so nach einer undefinierten Zeit, wahrscheinlich so eine halbe, dreiviertel Stunde oder sowas. Ich habe nie auf die Uhr geguckt bei sowas, aber es kann halt irgendwas zwischen, in den ersten drei Minuten stellt sich raus, das wird heute nichts oder es dauert meistens ganz schön lange. So, das war also eine der ganz schön langen Geschichten und dann hatte ich sie dann langsam wieder auf die Beine gestellt und langsam die Seile gelöst und sowas und dann nahmen wir uns in den Arm und kuschelten und guckten uns glücklich an und plötzlich applaudierte der ganze Raum. Und ich habe keine Ahnung, wie das passiert ist und wann. Am Anfang saßen da halt irgendwie halt die fünf sechs anderen Leute von dem SMJG-Stammtisch und danach hatte ich halt so eine Art Filmriss und hatte eben wirklich einen super heftigen Fokus-Flow-Moment und hab quasi nur noch so weit meine Welt reichte so kurz sozusagen bis zu meinen Fingerspitzen und kein bisschen weiter.
Sebastian Ist das nicht ein wundervoller Moment, wenn man ganz beieinander ist und das den ganzen Raum ansteckt?
Stormwind Das ist auch eine Geschichte, die ich sehr gerne immer mal wieder erzähle, weil für mich das wirklich, das war einen auch so ein absolut mindblowing Meilenstein, dieses Erlebnis, dass wirklich einfach die Welt aufhört zu existieren und halt wirklich nur noch, was ich halt so in meiner Reichweite sehe. Genau und als wir dann eben, als sie dann wieder stand, guckte ich mich dann um, alles applaudierte und der Raum war voll. Es standen da bestimmt 30, 40 Leute in diesem Raum, schon relativ dicht an dicht, um uns halt herum gerade so. Und haben halt irgendwie, sind reingekommen mit der Zeit, haben zugeguckt, sind hängen geblieben. Und ich hab nichts davon gemerkt. Gar nichts.
Sebastian Toll, ne?
Stormwind Ja. Und das ist halt eine der großen Motivationen auch, oder einfach weil dieses bei sich sein, dieses so im Fokus und so auf die Sache und im Moment sein, das ist halt was, was Shibari oder halt Aktiv-Riggen ist halt so, womit ich den Großteil meiner Erfahrungen gemacht habe, aber das ist ein Gefühl, ein Geisteszustand, das ist einfach bombastisch. Und das funktioniert ziemlich reproduzierbar. Vorausgesetzt, die Person, mit der ich das mache, lässt sich wenigstens ein Mindestmaß auf mich ein. Jemand, der so total irgendwie, also so keine große Regungszeit und nicht viel Minenspiel und irgendwo, wo er nicht so richtig sich eine Verbindung aufbaut, das kann ich auch machen, das hab ich auch schon gemacht. Aber das ist halt noch mal, das ist einfach vom Gefühl her, es ist ein Riesenunterschied, ob das sozusagen einfach, ne, ich fessele dir jetzt so einen Harness und dann gehen wir mal in die Luft und dann spielen wir ein bisschen rum. Aber da kommt eigentlich nicht so richtig was raus. Oder es kommt halt so richtig diese Flirterei, dass man sich halt gegenseitig neckt und halt rumspielt und richtiggehend miteinander tanzt. Und einfach so die Welt außenrum für den Moment verschwindet.
Sebastian Du hast die Magie von dem allen jetzt wunderschön beschrieben, ich mach vielleicht doch nochmal ein kleines Thema auf. Wenn man jetzt hier uns zugehört hat, auch dass das alles ein bisschen gedauert hat, da kommt man unweigerlich auf einen Begriff, der vielleicht die Sache auch verlangsamt hat und zwar das Schüchternsein. Würdest du dich als schüchtern beschreiben?
Stormwind Inzwischen habe ich, glaube ich, einen halbwegs okayen Umgang damit gefunden, so zu Schulzeiten und so frühe Uni-Zeit, ja, definitiv. Ich würde behaupten, dass ich... Die Übung und die Auflösung und das da weiterzukommen, dass ich da auch der Erfahrung mit dem SMJG-Stammtisch eine Menge zu verdanken habe, weil dieses Umfeld mir einfach erlaubt hat mit sehr toleranten und offenen Menschen zu reden und da halt auch Platz ist für mal in Fettnäpfchen treten und mal blöde Fragen stellen. Und wenn man eben sich gewiss ist, in einem Raum mit Menschen zu sein, wo man weiß, wenn ich jetzt irgendwas mal blöd ausdrücke oder irgendwie mal, weiß ich nicht, irgendeinen politisch nicht ganz korrekten Begriff sage oder einfach mich total verhasple und das nicht merke oder sowas. Dass ich erstmal mit der Grundsatzgewissheit da drin bin und dass die Leute mir wohlgesonnen sind. Und das erst mal da drüber hopsen und dann im Zweifelsfall sagen, ja das und das war vielleicht nicht so cool formuliert oder so, aber dass man einfach sich sicher fühlt und eben nicht diesen Eiertanz hat von wegen, naja, rumdrucks, drucks, ich sag lieber gar nichts als das Falsche zu sagen, das hat ja irgendwas mit Schüchternheit auch zu tun, man weiß nicht so richtig Worte zu finden und traut sich nicht auf Menschen zuzugehen. Ich weiß nicht wie es bei anderen ist, aber bei mir auf jeden Fall auch mit der Befürchtung, es könnte sein, dass ich blöde Sachen sage, dass ich dafür Ärger, Zurückweisung, Misserfolg ernte. Das möchte ich lieber nicht haben, also probiere es lieber gar nicht.
Sebastian Aber ich sag mal so, die Entwicklung ist ja klar, du bist selbstsicherer geworden über die Zeit, bist aber grundsätzlich dabei geblieben und konntest wachsen. Das so sehe ich das jetzt einfach mal. Und wir haben uns auch gestern Abend ja schon ein bisschen unterhalten, dass auch Lösungen gefunden werden, wie allein auf eine Party gehen oder kann ich in einer Gruppe gehen, das schafft Sicherheit. Als Beispiel. Also es gibt durchaus Mechanismen, die finde ich, die sollten auch Community-Leitende ein bisschen forcieren, zu schauen, okay, wer traut sich nicht so, kann man die Leute mitnehmen und an die Hand nehmen. Ich bin ja selbst recht extrovertiert und ach komm, gehen wir mal durch die Tür und gucken mal, was dahinter ist und wenn da ein Monster ist, dann gehe ich halt durch die nächste Tür. Also das ist dann so, wenn es mal schief geht, dann bin ich halt gefressen, ne? Genau, das ist aber so vom Mindset her ist so, ja, ich werde schon überleben, da bin ich vielleicht einfach gesegnet, aber umso wichtiger ist ja, dass man auch, man könnte es auch ein bisschen als Mentoring betrachten, ne. Ich finde es gut, wenn Menschen einen Blick dafür entwickeln zu sagen, okay, wer hat gerade Probleme, diesen weiteren Schritt zu gehen, kann man die mitnehmen. Also ich mag das einfach nochmal definitiv erinnert haben in diesem Podcast, nehmt die Leute mal mit, im Zweifel wachsen sie nämlich und dann kommen sie einen Schritt weiter und dann passiert halt sowas wie dir, dass du dann irgendwann im Raum stehst und hast den Raum im Griff, alle Augen auf dich. Und du aber deine Augen auf dein Gegenüber und dann entsteht etwas schönes und dann gibt es etwas, wo dann die Menschen applaudieren möchten.
Stormwind Ja und die Sache ist, das muss ich auch an der Stelle auch zugeben und betonen, ich schätze mich da sehr glücklich und ich habe auch Glück gehabt, dass ich eben zu der Zeit diese Menschen gefunden habe und mit denen gut konnte und die eben mir mich mitgenommen haben auf diesen Weg und mir halt so die Grundlagen gezeigt haben. Weil eben mit vorhin erwähnten ersten Bondage-Kursen, das war halt so ein bisschen so eine Hand festbinden, zwei Hände zusammenbinden, ans Bett, fertig so, irgendwie auf dem Boden, keine großen Sprünge. Und dann war halt irgendwann, gab es auch einen Bondage-Stammtisch, wo halt sowas gezeigt wurde und irgendwann halt irgendwie Oberkörperharness, aber halt vom Boden wegzukommen, erfordert die Fingerfertigkeit und das Seilgefühl, dass man halt nicht erstmal noch über die Grundlagen stolpert. Und da ist halt, sobald man die Füße den Boden verlassen hat, begibt man sich eben auf ein neues Risikolevel und dafür sollten die Grundlagen halt schon sicher und vor allen Dingen schnell da sein und die vorhin erwähnte Geschichte, hier Begleitung steht Rücken am Kettenharness und ihr weihen die Knie weich, sie steht noch auf dem Boden und dann fummelt man noch rum, um die Arme darunter zu kriegen, das ist halt tödlich.
Sebastian Aber das sind halt Entwicklungsschritte.
Stormwind Richtig. Aber daran merkt man auch, wenn das eine Herausforderung ist, dann ist man vielleicht noch nicht so weit, dass man selber darüber nachdenken sollte, vom Boden weg zu gehen, wenn das alles wirklich aus dem FF kommt. Und dann, so war es bei mir halt auch, so vor allem so, und was jetzt? So, und jetzt dahin. Und dann habe ich eben das Glück gehabt, eben das Mentoring durch zwei Menschen zu haben, die mir gezeigt haben, wie das mit dem, mit der Suspension Bondage geht. Und da gab's damals quasi, außer wenn halt wirklich mal so ein japanischer Bondage-Master irgendwie mal so einen Privatkurs für etliche hundert Euro angeboten hat, die Möglichkeit gab's einfach nicht. Da hab ich einfach richtig Glück gehabt. Und das mündete halt dann auch für mich dann darin, dass ich dann eben später auch bei SMJG-Treffen und halt auch sonst so dachte, ja, das gebe ich gerne weiter, wenn Menschen mich fragen, wie geht denn das und zeigen Interesse und haben Neugier, dann bin ich super gerne dabei und sage, pass auf, wie viel weißt du schon, was willst du denn machen, was ist so dein Ziel, was willst du bewirken, was kannst du schon und dann gucken wir mal. Und dann arbeitet man sich halt Stück für Stück vorwärts, damit man eben auf dem Weg irgendwie sich weiterentwickeln kann.
Sebastian Ich glaube, wichtig ist auch, dass man die Schritte auch geht und aber, dass man guckt, dass man die Schritte geht, mit denen man sich wohl und sicher fühlt.
Stormwind Wobei eben Mentoring für technische... BDSM-Praktiken habe ich schon öfter, also kennt man irgendwie, Spanking-Workshop, Breathplay, Hypnose, Bondage, was weiß ich, wir waren ja vorhin bei Schüchternheit und wie gehe ich mit Menschen um. Davon habe ich tatsächlich in den, noch nicht so wahnsinnig viel mitbekommen in der letzten Zeit, so das ein oder andere Mal, aber so richtig, dass es, dass man sich damit beschäftigt, hey, ich kann, bin gut in Kontaktaufnahme mit Menschen. Und ich nehme mir jetzt mal ein paar, die denken so, das mit dem Dating, das funktioniert einfach nicht so richtig und ich versuche immer und das soll ich nicht, ich soll keine Serienbriefe schreiben und irgendwie die Frauen meckern ja sowieso immer, dass sie immer bloß ihre Massenmails kriegen und lesen immer nicht und antworten immer nicht und alles kacke und so und wie mache ich das denn, total frustrierend.
Sebastian Mentoring ist ja nicht immer zeigen wie es geht, mach das jetzt so und dann hast du Erfolg. Mentoring ist ja auch manchmal einfach einfach mal da sein und zu sagen ja komm ist jetzt ein Rückschlag weiter geht's probier was anderes also auch mentaler Rückhalt. Und Mentoring ist auch nicht, da ist eine neue junge Person auf dem Stammtisch,