Cover 30 Jahre SMart Rhein-Ruhr e.V.

30 Jahre SMart Rhein-Ruhr e.V.

Damit eine Szene da ist, wenn wir sie wollen & brauchen

16.05.22
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Cover 30 Jahre SMart Rhein-Ruhr e.V.

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Damit eine Szene da ist, wenn wir sie wollen & brauchen

Ich bin nach Krefeld gefahren und habe den SMart Rhein-Ruhr e.V. besucht!

Angélique und Mathias haben sich Zeit genommen und wir haben über einen der ältesten BDSM-Vereine überhaupt gesprochen.

Gegründet als Sündikat Essen im Jahr 1992 ging alles los und ist bis heute lebendig.

  • Was tut der SMart?
  • Welche Angebote gibt es?
  • Was hat sich verändert?
  • Was machen die Mitglieder und wie hält man 30 Jahre durch?

Heute erfahrt ihr all das und noch mehr. Nach- und Mitmachen erwünscht! - Damit eine Szene da und verfügbar ist, wenn sie gewollt und gebraucht wird.

Das Ding der Woche:

SMart Info

Info

SMart-Homepage:

https://www.smart-ev.de/

Kontakt:

Angélique:

Mathias:

Die 10 Gebote:

  1. Stammtische und Gesprächsgruppen sind nicht unbedingt Spieltreffen. Achte bitte auf „zivile“ Kleidung und Verhalten. Die Örtlichkeiten, an denen wir uns treffen, sind öffentliche Einrichtungen und wir möchten sie uns gerne erhalten.

  2. Erzähle nur das, was Du wirklich von Dir preisgeben willst.

  3. Erzähle nur von Deinen eigenen Erfahrungen. Die Erfahrungen anderer können diese gerne selbst erzählen.

  4. Respekt und Toleranz sind Gold. Die Gruppe ist Ort und Raum zum Austausch, jedoch nicht zur Mission. Jede/r hat ein Recht auf freie Äußerung seiner/ihrer Meinung, egal ob bei realen Treffen oder online. „Normal“ gibt es nicht.

  5. Privatsphäre für alle. Ob auf digitalem Weg oder persönlich: Achte die Privatsphäre Deines Gegenübers!

  6. Namen sind Schall und Rauch. Gibt Dir jemand seinen Nachnamen bekannt, ist dies ein Vertrauensbeweis – und unterliegt dem Gebot der Verschwiegenheit.

  7. Verschwiegenheit ist wichtig! Umstände, Gegebenheiten, Erlebnisse, Namen, Adresse, Telefonnummern, die Du innerhalb der Gruppe erfährst, sind vertraulich und werden nicht nach außen getragen.

  8. Ein Nein ist ein Nein. Möchte jemand Informationen für sich behalten oder keinen Kontakt außerhalb der Gruppe, respektiere dies bitte!

  9. Flirten ist okay, Stalking ist tabu! Die Gruppe ist ein Treffpunkt, aber keine Partnerbörse.

  10. Unsere Themen sind zwar oft ernst, aber Lachen ist grundsätzlich erwünscht! Wir legen Wert auf eine entspannte Atmosphäre und es darf sich jede/r bei uns wohlfühlen.

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:00:39
Einleitung
00:02:02
Begrüßung
00:02:52
Überblick
00:07:41
Schubladen
00:09:29
Gegründet 1992 in Essen
00:14:55
Was tut Angélique?
00:19:42
Was tut Mathias und Smart als Plattform
00:22:44
NRW? Nein, bundesweit!
00:24:14
Alphamenschen und Zusammenarbeit
00:28:58
Ein Jahr vorläufig gemeinnützig
www.deutsches-stiftungszentrum.de .. factshe...
00:34:21
BDSMer und nicht BDSMer - Trennlinie
00:43:55
Konflikte
00:47:14
Das Ding der Woche: SMart-Info
00:49:37
Legendäre Sitzungen
00:53:30
Braucht man Vereine noch?
00:58:55
01:00:26
Altersstruktur
01:07:21
CSD / nicht CSD
01:10:24
SMart und die Politik
01:13:16
Soziale Kontrolle, Problempersonen Toxische Menschen
01:20:00
Die Schiedsstelle
01:23:08
Partys und Feten
01:27:37
Geld, Finanzen und Förderung
01:33:53
Sexuelle Identität - Was ist BDSM?
01:41:54
Wünsche für die Zukunft
01:44:03
Kink Friendly Professionals
www.smart-ev.de .. kink-fr...
01:52:58
Das hat nicht geklappt
01:57:04
Mitglieder gesucht
02:00:16
Die Szene muss da sein, wenn man sie sucht
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Sebastian Hallo und herzlich willkommen zu Folge 73 der Kunst der Unvernunft, dem Podcast, in dem Menschen über BDSM sprechen. Mein Name ist Sebastian Stix und ich habe mich in den Zug gesetzt und den Smart besucht. Das ist keine Person, sondern der Smart Rhein-Ruhr e.V., der für Menschen wie uns, die BDSM lieben, seit beinahe 30 Jahren da ist. Matthias und Angelique sind beide Teil des Vorstands und heute erfahrt ihr nicht nur, welche Angebote der Smart aktuell bietet, sondern auch, wie man es schafft, so lange am Ball zu bleiben, wie man es schafft, so lange Menschen zu verbinden, wie man sich mit Behörden auseinandersetzt, Konflikte innerhalb des Vereins lösen kann und wer eigentlich die ganze Arbeit macht und so dafür sorgt, dass eine Szene um die Ecke da ist, wenn wir sie brauchen und nutzen möchten. Mehr zum smart gibt es wie immer in den show notes auf kunst der unvernunft.de da gibt es dann auch kapitelmarken und direkte kontaktmöglichkeiten zu matthias und angelique und das sollte heute als vorwort genügen los geht's mit folge 73 und dem smart rhein ruhr e.V. Ich bin in den Zug gestiegen am Sonntag morgens um sieben. Gruselig, aber es lohnt sich, denn ich bin heute beim Smart Rhein-Ruhr e.V. Ja, wo bin ich denn hier eigentlich? In Krefeld. Hallo.
Mathias Hallo.
Angelique Hallo.
Sebastian Ich muss euch, glaube ich, erst mal vorstellen. Einmal Matthias, 55 Jahre alt, hier aus der Nähe. Und Angelique, 54, auch aus der Nähe.
Mathias So sieht's aus, ja.
Sebastian Wir haben es geschafft, wir haben die letzten Monate gut versucht zu planen, dass wir uns wirklich treffen können und einen Dank an Klaus, den Gastgeber, der uns hier die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt. Und ja, jetzt gucken wir mal, was wir heute erfahren können zum Thema, wie macht man denn so einen BDSM-Verein. Ich hätte gerne heute die volle Dröhnung und würde gerne wissen, wie das geht und wie man das auch am Leben erhält über lange, lange Zeit.
Mathias Mit viel Schmerzen, auch wenn man nicht mal so christisch veranlagt ist.
Angelique Und viel Arbeit.
Sebastian Ich bin sehr gespannt und freue mich drauf und ich kann mal so ein bisschen sagen, was ich hier auf meinem Zettel habe. Alles. Geschichte. Was bietet ihr so an? Was sind das eigentlich für Leute, die sowas auf die Beine stellen und dann auch am Leben erhalten? Was habt ihr für Aufgaben? Wie baut man eigentlich eine Satzung, die funktioniert? Also ich habe einen viel zu langen Zettel und ich glaube, wir fangen einfach mal an und reden ein bisschen. Vielleicht würde ich gerne erstmal ein bisschen über euch reden, wenn ich darf.
Mathias Sehr gerne, ja.
Sebastian Okay, dann fange ich mal mit dir an, Angelique. Machst du BDSM?
Angelique Ob ich machen oder mag?
Sebastian Mögen und machen.
Angelique Ja, mögen, klar, sonst säße ich nicht hier. Machen auch, wobei in der Corona-Zeit war es dann doch sehr bescheiden letztendlich anmachen. Ja, seit neun Jahren bin ich schon dabei. Und seit neun Jahren bin ich auch schon bei Smart engagiert. Das ging sehr schnell. Und ich denke, dass ich sehr viel gelernt habe in der Zeit. Und ja, mein Fokus hat sich auch sehr verändert in der Zeit. Und ja, den BDSM, den mag ich, ob der Vielfalt, die er anbietet, gerade diese vier Buchstaben BDSM, da verbirgt sich ja sehr viel dahinter. Eine breite Palette an Möglichkeiten der Gestaltung eben von Sexualität und auch ganz unterschiedliche Intensitäten eben der Ausgestaltung in dieser breiten Palette. Und das finde ich sehr interessant, weil es verschiedene Aspekte unserer selbst abbildet und auch die Möglichkeit bietet, dass verschiedene Aspekte unserer selbst an die Oberfläche kommen und auch mal eben da sein darf. Und das finde ich das Tolle an BDSM und machen, ja, ich mache es gerne und ich mache es gerne sehr vielfältig. Also ich mag gern die Diversität im BDSM, ich mag es auch frei zu sein und das kann ich mittlerweile, das konnte ich anfangs nicht. Und ja, jetzt, da wir so ein bisschen an einem Wendepunkt sind in puncto Corona, zumindest hoffe ich es, freue ich mich, dass wieder die Gelegenheiten da sind und wieder die Gelegenheiten sich anbieten, dass ich mehr wieder BDSM machen kann. Also mögen und machen.
Sebastian Also ich leide gerade ein kleines bisschen, weil du so wunderschön gestikulierst und das kann ich natürlich alles nicht zeigen, aber hervorragend. Okay, da darf ich nochmal ganz kurz nachfragen. Also seit neun Jahren bist du dabei, das heißt, du hast das vor neun Jahren hast du BDSM für dich entdeckt?
Angelique Genau, ja.
Sebastian Okay, und dann bist du zum Smart, ich darf mich jetzt mal abkürzen, kann ich einfach sagen Smart?
Mathias Ja, jeder sagt immer nur Smart.
Sebastian Oder ich sage nur Smart, okay. Und dann bist du direkt zum Smart gekommen, wurdest da quasi rein integriert?
Angelique Ja, also Smart war eine meiner ersten Kontaktstellen quasi in Bonn eben. Ich habe den Veranstalter des Bonner Stammtisches kennengelernt, Uli. Und nach einem halben Jahr Teilnahme des Stammtisches wurde ich sofort gefragt, ob ich den denn mitveranstalten möchte. Und ich würde mich als neugierig und umtriebig eben bezeichnen und ich fand es spannend, das zu machen und hatte Interesse dran. Und über die Jahre und über die Zeit ist es dann, ist es mehr geworden eben an Engagement für SMART.
Sebastian Okay, das finde ich spannend, weil Smart begleitet dein gesamtes BDSM-Leben. Perfekt, dass du heute hier bist. Das ist super. Matthias, war es bei dir genauso?
Mathias Witzigerweise muss ich sagen, dass SMART auch fast mein gesamtes BDSM-Leben begleitet, weil kurz nachdem ich für mich persönlich so ganz zart die ersten, ich will gar nicht sagen BDSM entdeckt habe, weil das wusste ich ja schon vorher, aber nachdem ich angefangen hatte es umzusetzen, bin ich dann auch auf SMART gestoßen. Und das aber, da kommen wir bestimmt gleich noch drauf, damals überhaupt nicht Smart hieß, aber noch unter ganz anderen Namen filmierte und tatsächlich ist das jetzt dann auch schon seit, meine Güte, bald, 30 Jahren, dass mich da Smart parallel zu meinem BDSM-Leben begleitet, ja.
Sebastian Wahnsinn.
Mathias Ja, denke ich auch gerade.
Sebastian So ein bisschen, ist immer schwierig zu gucken, ja, ihr macht da viele Dinge, aber ihr seid ja eben auch selber BDSM-er, vielleicht einfach damit das Publikum euch so ein bisschen ganz klischeehaft einordnen kann. Darf ich euch mal in Schubladen reinpacken? Switcher, Masochisten, Top, Sub, mögt ihr was verraten?
Angelique Ich hasse Schubladen. Das kann ich schon vorab verraten oder sagen, weil ich gerade die Freiheit schätze. Eben. Diesen Aspekt meiner selbst zu zeigen, der gerade da ist. Und ja, das ist dann ganz klar Switcher. Ich bin durch die Devote-Tür in den BDSM gekommen, bin aber jetzt nur noch selten da in diesem Devoten. Ja, und ansonsten eher top und eher sadistisch, aber alle anderen Aspekte sind letztendlich auch da.
Sebastian Du brauchst nur genug Schubladen, dann passt das auch für dich. Wenn wir einfach einmal alle Schubladen nehmen, dann ist es okay. Matthias, für dich auch ein paar Schubladen.
Mathias Witzigerweise, obwohl ich Angeliques Statement zustimmen würde, dass schwarz und weiß unserer Welt null gerecht wird und viele Grautöne. Ich will jetzt nicht sagen, doch das Klischee Fifty Shades of Grey, eher der Wahrheit entsprechen. Aber was meine eigene Einstufung oder meine eigene Vorlieben im Thema BDSM angeht, passe ich tatsächlich eher ganz klar in die Schublade ganz klar heterosexueller und dominanter Mann. Das ist Punkt.
Sebastian Ja, willkommen in meinem Club. Wir werden eine Minderheit, glaub mir. Ich weiß. Ja, aber ganz ehrlich, das ist ja immer die Schwierigkeit, so ein bisschen einordnen. Ich würde natürlich mit euch jeweils nochmal Einzelgespräche gerne führen, die mindestens drei, vier, fünf Stunden gehen und dann können wir ein bisschen genauer drauf gucken. Aber heute soll es ja um den Smart gehen und ich habe hier eine Notiz, ich habe ja auch einen Spickzettel wieder, da steht drauf gegründet 1992. Ui.
Mathias So ist das.
Sebastian Da war ich elf. Okay. Könnt ihr was dazu sagen? Sind noch Informationen von damals da? Der Laden hieß auch anders früher. Wie kommt es dazu, dass es einen Smart gibt und dass es ihn vor allem auch so lange gibt?
Angelique Ja, da ist ganz klar Matthias mit seiner 30-jährigen Erfahrung der richtige Ansprechpartner. Er kann erzählen, das kann er gut.
Sebastian Ja, dann passt doch mal die Geschichte des Mars in drei Minuten zusammen.
Mathias In drei Minuten, no way. Aber ich versuche es erstmal auf der allerersten groben Ebene. Es ist tatsächlich so, dass es damals schon Menschen eben auch überwiegend in NRW, auch mit Schwerpunkt im Ruhrgebiet gab. Da war ich noch nicht dabei. Ich bin erst, glaube ich, ein Jahr, zwei Jahre später eingestiegen. Aber so in 90, 91, 92, die haben sich regelmäßig einfach mal getroffen. Und dann hatte der Christoph, der Gründer, die Idee, der hatte immer, der hatte so einen Gourmet-Hintergrund, sag ich mal, der hat immer Kässpätzle-Essen gemacht und da haben sich die Leute getroffen und irgendwann hatte die Idee gehabt, Mensch, wir machen nochmal einen Verein und dann haben sie sich eine allererste Satzung gegeben und am, hab ich extra notiert, am 13.03.1992 gab es dann eine Gründungsversammlung und da wurde eben beschlossen, wir wollen so einen Verein machen, hatten Mitglieder und die erste Mitgliederversammlung war am 25.07.1992 und da hat man dann eben die rechtlich notwendigen Schritte eingeleitet, also praktisch eine Satzung sich dann gegeben und die ersten Mitglieder sozusagen dann da mit in den Verein aufgenommen und letztlich das Ganze dann beim Vereinsregister eintragen zu lassen. Das war die erste Satzung mit vielen Schwächen noch und dann war es so, dass sich da auch schon verschiedene Stammtische ergeben hatten und der Essen, der Stammtisch, zu dem ich später gestoßen bin, das erzähle ich auch immer gerne. Hat erstmal annonciert in dem Stadtmagazin Kolibri, das gibt es immer noch, aber durch Internet gibt es ja sowas zunehmend weniger. Das war aber damals das Medium der Wahl, wo man überhaupt andere Menschen finden konnte. In Kleinanzeigen und in der Rubrik Sex und Co. Oder sowas stand dann eben auch noch lange nichts mal, sondern Syndikat Essen. Und Syndikat Essen bezieht sich auf das Syndikat Hamburg. Die waren ja damals die Vorreiter in der Szene und hatten sich Syndikat genannt. Und also mit, ich meine auch natürlich mit Ü, nicht mit Y.
Sebastian Ah, ein Wortspiel, natürlich. Jetzt komme ich drauf. Okay.
Mathias Und ich hatte damals zufällig, in diesen Zeiten war das schon mal auch kurz im Mainstream, das war noch lange vor der Porno-Kampagne von L.S. Schwarz und so, aber es tauchte im Mainstream auf und ich hatte im Spiegel einen Artikel gelesen über eben das Syndikat Hamburg und als ich dann im Kulibri so las, Syndikat Essen, wait, what? Das klingt aber interessant. Da war eine Telefonnummer und dann hatte ich, glaube ich, mit einer Claudia gesprochen, die damals auch da die Gruppe geleitet hat. Und man konnte sich dann in der Zeche Karl, das ist ein Jugend- und Kulturzentrum, in eben dieser ehemaligen Zeche Karl, in der übrigens immer noch der Essener Stammtisch seit Jahr und Tage stattfindet, konnte man sich dann mit denen treffen. Und damals, es waren eben andere Zeiten, da kommen wir bestimmt auch gleich nochmal drauf. Konnte man jetzt nicht schreiben BDSM und Sex und Tritratrolala, sondern man musste in dieser Zeche Karl dann fragen nach Claudias Frauen- und Männerstammtisch. Und dahinter verbarg sich dann das Syndikat. Und so habe ich die alle gefunden. gefunden und mein persönliches, also bevor wir vielleicht nochmal auf Smart kommen, meine persönliche. Erwartungshaltung war auch, oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott, sitzen da Leute alle in der Ledermaske und in schwarzen Mänteln oder irgendwas und, ich sage mal, wie heute die Menschen dort waren, erschütternd normal, einfach erschütternd normal und das war super sympathisch und so war ich dann schnell dabei und jetzt machen wir nochmal ein kurzes Wrap-up von Smartern. Ich war also schnell dabei, dann gab es auch erste kleine Repeten und man traf sich auch in Essen. Und weil ich von meiner Vita her damals gerade auch Jura studiert habe, ich habe es dann auch irgendwann mal abgeschlossen, aber hat man schnell gefragt, sag mal, willst du nicht vielleicht auch im Vorstand? Und die Satzung müsste vielleicht auch mal, ja, die Satzung musste dringend angepasst werden, die war nicht so toll. Auf jeden Fall war ich dann sehr schnell schon früh im Vorstand. Und seitdem bin ich eigentlich mit einer Pause, die ich irgendwann mal später hatte, weil ich dann nämlich meinen Staatsexamen da machen musste, Bin ich eigentlich fast kontinuierlich im Vorstand. Und Smart hat sich dann über verschiedene Phasen sowohl satzungsmäßig als auch inhaltlich kontinuierlich weiterentwickelt. Aber dabei würde ich es jetzt erstmal belassen als allerersten.
Sebastian Ja, ich habe mir überlegt, ich springe auch ein bisschen, mal ein bisschen in die Vergangenheit und dann wieder ins Heute und ja, vielleicht mag ich noch mal ein bisschen schauen, ja, Angelik, was tust du heute, wenn jetzt auch die Pandemie rum ist, aber was tust du heute beim Smart, was ist deine Aufgabe oder was ist auch das, was du gerne tust, also wobei erwischt man dich?
Angelique Ja, man erwischt mich immer beim Organisieren. Also das ist etwas, was ich gerne tue. Ich gestalte eben natürlich immer mit anderen zusammen, den Kölner und den Bonner Stammtisch von Smart, mit Uli vornehmlich, aber mit anderen Helfern auch noch. Wir haben für Köln auch einen Kunst- und Kulturstammtisch ins Leben gerufen mit der Thematik BDSM, King und Sexualität, der viermal im Jahr stattfindet. Das ist der fünfte Dienstag, haben wir den genannt. Den werden wir jetzt auch im Mai wieder aufnehmen. Ich gestalte mittlerweile auch einen Online-Frauenstammtisch, der einmal im Monat stattfindet. Ich gestalte gewöhnlich die Präsenz von SMART beim größten CSD hier in Europa, nämlich beim Kölner CSD einmal im Jahr. Ich habe auch andere Repräsentationen von SMART bei der Passion in Hamburg oder bei der Bofewo in der Nähe von Frankfurt mitgestaltet. Ich nehme gerne Sachen in die Hand und gestalte. Also alles, was mit Tätigkeiten wie Zahlen etc., das ist nicht so meins und das machen andere im Verein und das ist auch gut so. Ich vernetze gerne, ich betreibe gerne Vernetzung, ich organisiere gerne, das ist mein Fokus.
Sebastian Also ich würde das jetzt mit Intendantin umschreiben. Kommt das in etwa hin?
Angelique Nein, das finde ich nicht. Also nicht mit Intendantin, nein.
Sebastian Okay.
Angelique Also ich gehe gerne auch neue Wege. Also ich bin sehr neugierig und deswegen diese verschiedenen Sachen, die ich in Angriff genommen habe, das ist eben genau meins. Eine Sache habe ich vergessen, die auch sehr wichtig ist mit Freundinnen. Gestalte ich schon seit 2017 ein Fesseltreff für Frauen, also für regierende Frauen in Bonn einmal im Monat, der queer, freundlich, feministisch ist und auch transfreundlich. Also es gibt ja die ganze Palette der Queerness quasi wird da angesprochen und wir fanden eben, dass die meisten Shibari-Treffs, Shibari-Möglichkeiten eben doch sehr stark von riechernden Männern dominiert werden irgendwo. Und dass es für Frauen zu wenig Möglichkeiten gab, um wirklich sich auszudrücken im Shibari, aber auch, dass immer wieder eben Männer mit ihren Informationen. Mit ihren Tipps, mit ihren Empfehlungen kamen. Und es war uns wichtig, einen Raum zu schaffen, wo eben Frauen unter sich sind. Männer dürfen natürlich auch teilnehmen und die sind aber dann in der Rolle des Rope Bottoms eben und nicht der fesselnden Person. Und das organisieren wir einmal im Monat seit 2017 und das ist auch ein wichtiges Projekt eben für mich gewesen und ist es immer noch, auch wenn ich es mittlerweile ganz wenig nur noch fessel, aber in der Organisation engagiere ich mich eben weiterhin sehr gerne.
Sebastian Also das klingt für mich so ein bisschen nach, der Smart ist der Spielplatz und auf dem kannst du dich austoben. Also kommt das hin?
Angelique Ja.
Sebastian Weil ich habe jetzt eigentlich, wenn ich auf der Homepage schon auf Smart gucke, ja es gibt eine Menge Treffen und Stammtische und es gibt auch gelegentlich Partys, aber scheinbar kannst du dir was überlegen und dann setzt du das halt um.
Angelique Gewöhnlich, ja, gewöhnlich ist es so. Und auch es gibt immer wieder die Offenheit, eben neue Themen mit zu integrieren ins Smart-Geschehen. Natürlich muss es gewisse Basics oder gewisse Anforderungen haben, aber da ist immer Offenheit gewesen, eben das Neues auch mit integriert wird.
Sebastian Ja, Menschen, die Ideen haben, sind ja immer der größte Feind des Schatzmeisters.
Angelique Da müsste Matthias was dazu sagen.
Sebastian Ich bin gespannt. Und Matthias, was ist denn deine Position? Also offenbar, ich habe schon rausgehört, Vorstand, also verantwortlich.
Mathias Ja, Angelique ist auch verantwortlich, da kommt sie nicht drum rum. Nein, wir haben das ja von Anfang an eine der Sachen, die in der Satzung aus meiner Sicht, ich bin auch noch in anderen Organisationen auch politisch tätig, aber eine der großen Errungenschaften der Smart-Satzung ist zum Beispiel die, dass es nicht einen ersten und zweiten und dritten oder x-en Vorsitzenden gibt, sondern es gibt fünf gleichberechtigte Mitglieder. Von den einen ist dieser Mitglieder die Funktion der Schriftführung und das andere die der Kassenführung ausfüllt. Und das macht von vornherein klar, der Vorstand ist ein Fünfergremium und alles ist gleichberechtigt. In vielen anderen Organisationen oder auch Parteien ist das aus meiner Sicht ganz furchtbar, weil der erste Vorsitzende immer auch denkt, er ist der Chef. Und das entspricht nicht dem, was wir wollen und das ist also einer der Vorteile und tatsächlich ist es auch so, wenn Mails oder so gehen immer alle an gleichzeitig, nicht der erste Liest, das oder irgendwas, das ist der eine Punkt und ich bin tatsächlich seit. Vielen Jahren jetzt tatsächlich die Kassenführung, früher war ich mal die Schriftführung, aber nachdem es in unserer Kasse, das darf man glaube ich sagen, immer drüber und drunter ging, habe ich, das ist ein Drama mit vielen Sachen, die einfach schief gelaufen sind, obwohl obwohl sich alle sehr bemüht haben. Und ich bin jetzt angetreten, aber auch schon seit längerer Zeit, das zu reparieren. Und ich kann nur sagen, liebe Freunde da draußen an den Hörern, man muss schon sehr groß im... Die mentalen Masochismus und Dienstbarkeitsfetisch haben und natürlich auch Zahlen lieben, wenn man das machen will, weil es einfach viel Arbeit ist. Aber um die Frage zu beantworten, nee, die kreativen Geister sind natürlich nicht der Feind der Kassenführung, sondern ganz im Gegenteil. Weil von Anfang an ist klar, das Geld, was wir in irgendeiner Form haben, soll natürlich genau dafür umgesetzt werden und eingesetzt werden. Und was du auch schön zusammengefasst hast, das ist genau der Punkt. Smart ist absolut eine Plattform. Das ist dann auch im Laufe der Zeit, ich hatte es schon mal angedeutet, in verschiedenen Satzungsentwürfen oder in Satzungsänderungen umgesetzt worden. Wir haben nach wie vor Ressorts, also neben den Vorständen für Projekte, die dauerhafte Begleitung brauchen und zusätzlich aber auch jederzeit die Möglichkeit ein Projekt ins Leben zu rufen. Das heißt, wer eine Idee hat und die eben, wie Angelique auch sagte, gewissen grundsätzlichen Ansprüchen genügt, der kann zu uns kommen und sagen, Mensch, ich würde das gerne im Rahmen von Smart umsetzen und dann gucken wir uns das an als Vorstandsamt. Ja, do it. Und wir bieten ja auch anderen Gruppen an, die zum Beispiel Probleme mit der Logistik haben, wenn da bestimmte grundsätzliche Anforderungen sozusagen, also vor allem auch innere Demokratie und natürlich auch offene Kommunikation, wenn denen genügend getan wird, kann sich auch eine beliebige Gruppe örtlich Smart anschließen. Das ist ja die Idee dahinter. Smart ist tatsächlich so eine Plattform-Idee.
Sebastian Also es ist jetzt nicht wie der lokale Sportverein, dass ich habe lokal meine Mitglieder und dann mache ich bei mir zu Hause etwas, sondern es ist ja Smart Rhein-Ruhr e.V. Also was ist denn euer Einzugsgebiet? Wo muss ich wohnen, damit ich mit euch was machen kann?
Mathias Wir haben das mal angepasst. Wir nennen uns noch Smart Rhein-Ruhr e.V., aber wir würden bundesweit Gruppen unterstützen, definitiv. Das war mal lange umschritten. Die Webseite heißt jetzt auch Smart minus e.V., aber bundesweit.
Angelique Also ursprünglich ist NRW quasi unser Spielplatz gewesen. Aber wie Matthias das schon gesagt hat, und das kann durchaus als Aufruf gelten, also wer kreative Ideen hat und sich vorstellen kann, eben mit uns zusammenzuarbeiten und etwas in die Wege zu leiten, deutschlandweit, da sind wir offen für. Also wir bieten halt eine Plattform, wir bieten überhaupt ein grundsätzliches Know-how, eben ein jahrelanges Know-how an, um etwas auf die Beine zu stellen und wir freuen uns über Leute mit Ideen und Tatendrang, auf jeden Fall.
Sebastian Also das heißt, wenn ich jetzt irgendwie in Berlin sitze und sage, ich mag jetzt einen Stammtisch machen und dann stelle ich fest, ich brauche eine Webseite, ich muss die Termine irgendwo hinpacken, ich brauche Leute, die sich mit irgendwas auskennen und vielleicht mal jemand, der auch einen Flyer macht und so, dann kann ich halt sagen, hallo lieber Smart, macht mal meine Arbeit. Funktioniert das so?
Mathias Theoretisch ja, aber da sage ich direkt eins zu.
Sebastian Sehr schön. Und das ist gratis. Großartig.
Mathias Ja, da muss ich noch was Wichtiges zu sagen, weil wenn man lange genug dabei ist, die Szene zeichnet sich, ich sag das jetzt mal so allgemein, trotz der vielen Graustufen, sehr oft dadurch aus, dass trotz aller Bekundungen der Wille und oder die Fähigkeit, gescheit zusammenzuarbeiten, nicht so ausgeprägt ist, wie man sich das wünschen würde. Könnte ich jetzt auch einen eigenen Podcast zu machen.
Sebastian Können wir machen, aber wir haben natürlich eine besondere Ansammlung von Alpha-Menschen, die zusammen was machen sollen. Super, ne? Gute Voraussetzung.
Mathias Ja, das ist tatsächlich einer der Hintergründe davon, aber gerade wo du Berlin gesagt hast, deswegen ist es wichtig, das zu sagen. Als ich im Rahmen meiner beruflichen Entwicklung in Berlin gearbeitet habe und nach Berlin, als klar war, wo ich ging nach Berlin, gab es tatsächlich Gerüchte innerhalb der Szene, oh mein Gott, das ist der Vorstoß von Smart nach Berlin, hast du nicht gesehen, was machen wir denn da? Denn es gibt, und ich glaube, der funktioniert immer noch, den Verein, ich glaube, BDS in Berlin. Und die habe ich natürlich damals auch kennengelernt und ich glaube, die funktionieren nach wie vor hervorragend. Aber das sind halt so Sorgen, die damals gehabt haben, im Raum standen. Und deswegen nochmal, wir arbeiten gerne mit allen zusammen, aber wir möchten natürlich auch jetzt nicht bestehende Strukturen oder so zerstören oder aufreißen. Aber was du gerade gesagt hast, es gibt viele kleine Gruppen, die werden sagen, boah, wie machen wir jetzt die Webseite regelmäßig? Lohnt sich das dafür überhaupt? Wir haben eine bestehende Plattform, wir haben eine seit 20 Jahren, also jetzt auch digital. Und wie gesagt, es gibt ein paar Grundsätze, so ein paar Grundregeln, die eingehalten werden müssen. Aber ansonsten, ja, do it, kann ich nur sagen. Wie Angelique gesagt hatte, kreative Menschen, die etwas bewegen wollen, sind bei uns richtig. Vor allem auch nochmal vor dem Hintergrund, das muss man auch leider sagen, dass die BVSM, die frühere Bundesvereinigung, jetzt dann Bundesverband Saddam Hussein, die zusammengebrochen ist oder seit Jahren leider tot ist, die hatte eigentlich diese Aufgabe, die sie ja teilweise auch sehr gut wahrgenommen hat und die gibt es nicht mehr. Und damit fehlt vielen kleinen Gruppen die Möglichkeit, genau da anzudocken, was einfach bitter ist, muss ich sagen.
Angelique Also einen Zusatz würde ich noch gerne dazu sagen geben. Und zwar, es wäre niemals so, dass jemand jetzt an uns kommt und sagt so, hier, das möchte ich machen, macht mal. Nein, natürlich die Person, die die Idee hat, muss sie mit umsetzen. Also wir brauchen nicht nur Ideengeber, wir brauchen auch Macher. Und in der BDSM-Szene habe ich gelernt, dass oftmals sehr gute Ideen sind, aber es gibt nicht immer die Tatkraft, um es durchzusetzen und die Ausdauer, es wirklich über eine Zeit lang zu begleiten und zu etablieren. Also da habe ich schon viele Ideen daran scheitern sehen. Ideen super gut, aber die Menschen hatten nicht die Ausdauer und die Fähigkeiten oder whatever, das dann wirklich zu machen und zu begleiten. Und Alpha-Tier zu sein ist da auch gewöhnlich ein Hindernisgrund, weil wir wollen ein Zusammenarbeiten.
Mathias Ganz genau. Wer in dem Bereich schon wirklich auf Dauer was bewegen möchte, sollte sich eher am Thema Marathon als am Thema Sprint orientieren und sollte auf jeden Fall teamfähig sein. Sonst funktioniert es nicht.
Sebastian Ja, ich muss ja auch zugeben, eine Idee ist schnell gemacht und es hilft einfach, wenn man einen Menschen hat, die dieselben Probleme schon mal gelöst haben. Also das nimmt einem eine Menge Druck auch, glaube ich, weg. Und als ich meine erste Party organisiert habe, mein Gott, über was wir uns da Gedanken machen mussten und wie lange das gedauert hat, wäre wahrscheinlich viel einfacher gewesen, wenn man gesagt hätte, so hier, ich will was machen, einmal bitte Unterstützung und dann hätte man sich einige Kopfschmerzen erspart. Zu diesem, ja, Reviermarkierung mag ich mal sagen, dass ich ja glaube, dass mehr Angebot schafft, mehr BDS immer. Weil mehr Angebot ist auch mehr sichtbar und mehr verfügbar und einfach, also ich glaube immer noch daran, dass wenn es mehr gibt, dann gibt es auch mehr Menschen und dann gibt es wieder mehr und wir haben eine Spirale und irgendwann verbreitet sich alles ganz toll.
Mathias Da würde ich auch gerne direkt nochmal einhaken.
Sebastian Ja, sehr gerne.
Mathias Es ist auf jeden Fall besser. Zu versuchen, gemeinsam den Kuchen, also hier die Menge der interessierten Personen und es gibt eine Menge an BDSM interessierte Personen, die Menge zu vergrößern, als zu versuchen, gegeneinander das größte Stück vom kleinen Kuchen abzuschneiden. Das gilt in vielen Bereichen, aber hier gilt es ganz besonders.
Sebastian Jetzt ist es natürlich ein Verein und da ist natürlich mal die große Frage, ist der denn gemeinnützig? Ich dachte, ich mache es gleich am Anfang.
Mathias Nein, da würde ich auch, soll ich das so nehmen? Ja.
Sebastian Dieser Satz ist nur eine Einleitung auf eigentlich das Thema, was steht denn in der Satzung, was das Ziel ist und was ist denn wirklich das Ziel, weil das muss ja nicht deckungsgleich sein. Also was...
Mathias Das eine ist, sich um die SMA selber zu kümmern, für die eine Anlaufstelle zu bilden, ihnen Schutzräume zu bieten. Das steht jetzt nicht so in der Satzung, das hat sich dann im Laufe der Jahre entwickelt. Aber im Grunde das eine ist, sich um die SMA zu kümmern, die vielleicht auch aus der Beschäftigung mit dem Thema Sorgen, Probleme mit sich selbst haben, eine Anlaufstelle brauchen. Das ist so ein bisschen von früher auch, das ist eben der Entwicklung geschuldet. Das ist der Selbsthilfeaspekt und das andere ist natürlich die Interessen von BDSM-Marinnen nach außen zu vertreten. Und das war tatsächlich auch als gemeinnützig angedacht und wir waren auch ein Jahr vorläufig gemeinnützig. Dann wurde das aber dem bearbeitenden Finanzbeamten deutlich zu heiß und er wusste nicht genau, wie er das, ich meine das ist halt ewig her. Heute wäre das leichter, weil auch ein Satz dazu, im letzten Dezember, Dezember 21, ist die Abgabenordnung geändert worden und da gibt es jetzt einen weiteren gemeinnützigen Zweck, der nämlich über die, was zur sexuellen Selbstbestimmung sagt und damit wäre das jetzt aus meiner rechtlichen Erwägung deutlich leichter. Damals gab es das alles nicht und damals war das ein heikles Thema. Und dann ist das hochgegeben worden bis zur Oberfinanzdirektion und die hat dann im Zweifel gesagt, nee, aus verschiedenen vorgeschobenen Gründen, aber nee, das können wir nicht machen so. Und seitdem sind wir nicht gemeinnützig, wir machen aber im Kern nach wie vor gemeinnützige Arbeit.
Sebastian Okay, das heißt aber, wenn jetzt hier Menschen das hören und sagen, ich habe einen Verein im BDSM-Bereich und habe Gemeinnützigkeit erreicht, dann einfach mal mit euch vernetzen. Vielleicht kann man sich da ein bisschen austauschen und gucken, wie hat es denn geklappt. Ich habe in der Satzung nicht einmal das Wort BDSM gefunden. Ich habe nur am Anfang mal was von den Sadomasochisten gelesen. Das fand ich spannend.
Mathias Die Satzung ist so alt, damals gab es den gemeinsamen Begriff BDSM noch nicht mal.
Angelique Wollte ich gerade sagen, das gab es noch nicht.
Sebastian Genau sowas habe ich erwartet. Aber die Frage ist so ein bisschen, für wen arbeitet der Verein? Also für BDSMer oder eben in der Satzung steht Sadomasochisten oder für die Allgemeinheit? Aber es gibt ja auch Menschen, die nicht in der BDSM-Bubble sind. Und da ist mal so die Frage, wollt ihr da eher eine Grenze ziehen und sagen, wir machen hier einen geschützten Raum oder geht es auch um Öffentlichkeitsarbeit? Und gerade Angelique, wenn du sagst, du hast da Ideen, dann gehe ich auch davon aus, die sind sichtbar. Und wie gehen die Menschen außerhalb der Bubble damit um?
Angelique Also im Allgemeinen gut und tatsächlich der Schutzraum, die Idee mit dem Schutzraum anbieten, das war ja die primäre Idee und das war damals ja noch sehr notwendig. Mittlerweile ist BDSM ja schon quasi salonfähig geworden und ich sehe meine Aufgabe darin, auch wirklich die Sichtbarkeit des BDSM in der Gesellschaft zu erhöhen. Und zwar auch da zu zeigen, dass die Menschen, die im BDSM sind, genauso vielfältig sind wie die Menschen außerhalb. Und dass es ganz unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, ganz unterschiedliche Menschen abbildet. Und dass es jemand ist wie du und ich quasi, der kann auch im Kaninchenzüchterverein sein, der kann auch Geranien auf seinem Balkon züchten. Eine gedankliche Offenheit eben für das Thema in der Bevölkerung und in der Gesellschaft zu erreichen. Also indem eben verschiedene Veranstaltungen organisiert werden, indem wir aber auch immer wieder Ansprechpartner sind für Menschen, die etwas aus dem Bereich BDSM wissen wollen. Da ist unsere Sichtbarkeit, ich denke auch aufgrund des Alters des Vereins, dadurch dass der Verein eben schon so alt ist, ist auf jeden Fall gegeben, dass Menschen von außerhalb sich auch an uns adressieren und Informationen haben wollen. Das ist auch immer wieder der Fall.
Sebastian Ja, aber jetzt merke ich schon so ein bisschen die Formulierung. Also jeder kann im Prinzip BDSM-er sein, das geht durch alle Bevölkerungsschichten. Und trotzdem müssen diese Menschen irgendwie geschützt werden. Das heißt also, dieser kleine Unterschied, ich mache BDSM oder nicht, der sorgt dafür, dass ich offenbar entweder schutzbedürftig bin oder dass ich als außenstehende Person, allein dieser Begriff stört mich auch schon wieder, dass ich dann darüber Informationen haben möchte. Also es scheint da wirklich so eine Trennlinie zu geben Und es ist immer noch nicht so, dass BDSM genauso ist wie, was weiß ich, ich trinke lieber Kaffee statt Tee. Also es ist was Besonderes, BDSMer zu sein, nach wie vor.
Angelique Ich denke, die Trennlinie ist immer auch die Intensität, mit der BDSM betrieben wird. Zumindest gibt es viele Menschen und aus der Sicht von vielen ist genau die Intensität, die diesen Unterschied oftmals macht. Und je intensiver BDSM geschieht und desto größer kann die Schwierigkeit sein, vielleicht das zu verstehen, das anzunehmen von Menschen, die sich mit der Thematik nicht befassen. Ich weiß nicht, wie du das siehst, Matthias?
Mathias Ich denke, eine der Trennlinien ist auf jeden Fall das Thema Sexualität. Und da finde ich es auch gut und richtig, dass meine sexuellen Vorlieben anders gewichtet werden, als ob ich Kaffee oder Tee trinke. Und das zweite ist natürlich immer noch das mitschwingende Thema Gewalt. Weil viele der Dinge, die in der BDSM-Sexualität ganz gelungen ausgelebt werden können, sehen ja nach außen zunächst mal aus wie Gewalt. Da haben wir aber auch mal diesen schönen Spruch geprägt. Ich glaube, das hat die Ute auch vor 30 Jahren geprägt. Gewalt ist misslungene Kommunikation und BDSM ist gelungene Kommunikation. Das ist, glaube ich, etwas, was den Sachverhalt sehr gut wiedergibt. Aber von außen ist das ja erstmal nicht erkennbar. Wenn ich jemanden auspeitsche und diese Person dann stöhnt, dann ist dem Außenstehenden vielleicht nicht erstmal klar, ist das jetzt ein freudiges Stöhnen oder geschehen da gerade schlimmste Straftaten. Also das sind so die beiden Grenzlinien, die ich sehe. Und während unsere Gesellschaft, glaube ich, in vielen Bereichen absolut übersexualisiert ist, auch schon jetzt für Kinder, ich sage nur TikTok oder so, glaube ich, dass die eigentliche Thematisierung von gelungener Sexualität nach wie vor, ich sage mal so, großes Verbesserungspotenzial hat, so möchte ich es formulieren. Und solange das so ist, glaube ich, gibt es auch, um es zu Ende zu führen, die Bedürfnisse von Menschen, die zum ersten Mal sich selbst darin erleben, dass sie bestimmte von diesen Dingen gut finden, dass sie sagen, ich, Erstens, ich bin mir jetzt meiner nicht ganz so sicher, aber da gibt es natürlich im Internet sehr, sehr viel Unterstützung. Aber das Zweite ist natürlich, ich möchte mit anderen Menschen live dazu kommunizieren können. Und das ist ein entscheidender Punkt. Das ist einfach, wofür es solche Vereine, wofür es SMART, wofür es solche Stammtische gibt. Immer das Grundbedürfnis, das menschliche. Ich möchte nicht allein sein und das ist immer auch für viele seit den 30 Jahren, in denen ich bei Smart bin, dieses erlösende, oh mein Gott, gut, dass ich euch getroffen habe, ich bin nicht alleine, ist super hier, schön, dass wir uns unterhalten können.
Sebastian Ja, vor allem dieses Alleingefühl, das ist ja auch so eine Sache, als BDSMer sehe ich überall BDSM. Als Nicht-BDSMer mache ich vielleicht ganz viele Sachen, die ich als BDSM bezeichnen würde, aber ich sehe sie halt nicht so. Ja, ich bin ein bisschen verrückt in der Sexualität. Du hast schon recht, also mit der Intensität und auch eben mit dem Drang dazu, das ist mir wichtig zu betrachten. Die Frage ist, also wenn ich zum Smart gehe, dann entscheide ich offenbar selbst, ja, ich fühle mich als BDSM-er in und dann bin ich zu Hause. Kann ich das so richtig sehen? Oder sortiert ihr die Leute noch nach? Genug BDSM-er? Zu wenig?
Angelique Nein, nein. Ich finde aber, dass ich auch, also mehr und mehr, weil BDSM jetzt auch ein Thema ist, was breiter in der Gesellschaft vorkommt, dass immer wieder auch Menschen, bei denen es nur ein Teilaspekt ihrer Sexualität ist, auch zu uns kommen und auch an den Stammtischen teilnehmen. Und nicht nur Menschen, die ihre Sexualität ausschließlich durch BDSM definieren. Also in den letzten Jahren war es auf jeden Fall so. Wir haben unsere Stammtische ja in verschiedenen Plattformen auch präsentiert oder eben informierend darüber. Und es gibt eine Plattform, den Joy, da sind ja ganz unterschiedliche Menschen unterwegs und dadurch sind auch Menschen, für die es nur ein Teilaspekt ihrer Sexualität ist, zu uns gekommen. Wir sind natürlich auch auf Plattformen unterwegs oder präsentieren unsere Stammtische, unsere Aktivitäten auf Plattformen, die rein mit BDSM zu tun haben oder mit BDSM und Fetisch und Kink, aber Joy gehört nicht dazu.
Sebastian Ist das gut oder schlecht, dass jetzt auch die nicht ganz so…, Ja, wie soll ich das sagen? Vollblutperversen, um da mal einen schlimmen Begriff zu sagen. Also, dass sich das ein bisschen auflockert. Ist das positiv oder macht das eher die Sachen schwieriger?
Angelique Ich denke, dass für die Vollblut-BDSM es bestimmt etwas schwierig ist. Für mich ist es gut, ist es eine gute Entwicklung, weil dadurch eben der BDSM auch etwas ist, was eine breitere Schicht von Menschen erreicht. Und ich glaube, dass in vielen Menschen Teilaspekte von BDSM sind und es ihnen nicht bewusst ist oder sie es sich nicht bewusst haben wollen.
Sebastian Es ist auch schwierig zu sagen, ich mache jetzt die Sachen, mit der ruft mich an, Domina, ich gehöre jetzt plötzlich in dieselbe Ecke. Und diese Ecke ist ja bäh. Ich glaube, da muss man sich auch erstmal überwinden und das akzeptieren, dass man selber so schlimm ist, um dann zu lernen, dass es eigentlich total entspannt ist.
Angelique Ja, es gilt schon zu Aspekte seiner selbst zu akzeptieren, die man vielleicht erstmal nicht so gut findet. Wenn ich jetzt sage, ich ohrfeige gerne einen anderen Menschen, das musst du dir selbst vielleicht eingestehen. Ja, dass es dir, dass du Lust daraus gewinnst und dass es nicht nur mit einer negativen Konnotation zu sehen ist, dass diesen Weg mit sich selbst, den muss man erst gehen. Und wenn wir eine Plattform dafür bieten können, dass gerade der Austausch dazu, was in uns ist, an verschiedenen Aspekten, dass der Austausch darüber stattfinden kann, dass wir eine Plattform bieten, wo die Menschen eben darüber sprechen können, was sie vielleicht nicht mit ihrem Nachbar besprechen können oder mit der größeren Freundesrunde, dann sehe ich unser Ziel erreicht. Genau. Plattform zum Austausch, zur Selbstreflexion, zum Kenntnisse erwerben darüber, was BDSM sein kann. Das ist unser Bestreben.
Mathias Absolut und ich glaube auch sagen zu können, dass es für unter jedem denkbaren Aspekt eine positive Sache ist, wenn jetzt Menschen dazukommen, für die BDSM dann nicht nur reiner Lifestyle ist, sondern die das als einen vielleicht auch geringeren Aspekt ihrer Sexualität so sehen. Denn erstmal ist es für diese Menschen gut. Die finden auch dazu jemanden. Erstmal finden sie Leute, mit denen sie dann diesen Anteil ihrer Sexualität, selbst wenn er nur ein kleiner sein sollte, leben können. Vielleicht auch über uns oder über uns als Schnittstelle zur Community. Zweitens, darf man auch nicht vergessen, gibt es dann immer gewisse Sicherheitsaspekte. Das machen wir auch regelmäßig, die wir den Leuten vermitteln, weil BDSM ist jetzt anders als zur Vanillasexualität. Vielleicht etwas, wo man auch ein bisschen mehr Hintergrundwissen haben sollte, damit man dann eben nicht im Krankenhaus dem netten Onkel Doktor erklären muss, was da gerade schiefgelaufen ist. Der andere Aspekt ist, je mehr Leute sich dazu bekennen und dazu stoßen, umso größer wird natürlich auch für die Lifestyler oder für die Community die Anzahl der Menschen, mit denen sie sich austauschen können. Und der letzte Punkt, ich persönlich glaube auch, dass es für die Gesellschaft eine gute Sache ist, Wenn immer mehr Menschen dazu kommen, sich erstens mal zu ihrer Sexualität, wie auch immer die geachtet ist, bekennen und mit anderen austauschen und im besten Fall ihre Sexualität leben zu können, weil das macht eine Gesellschaft aus meiner Sicht schon mal deutlich entspannter. Und das andere ist, was du gesagt hast, Sebastian, sich dazu bekennen, dass Dinge bäh sind. Oft ist es ja so, dass die Dinge nur deshalb bäh sind, weil bestimmte eher konservative Elemente oder Menschen in der Gesellschaft sagen, das ist bäh. Und in Wirklichkeit ist es absolut okay. Es gibt so viele Dinge, wo man sagen könnte, das ist aber ein bisschen sehr zweifelhaft hier. Aber wenn man dann genau hinguckt und feststellt, die Menschen, die das tun, was auch immer es ist, haben sich da vorher gründlich darüber auseinandergesetzt und miteinander kommuniziert und wollen das so, dann gibt es aus meiner Sicht nur noch sehr wenige Dinge in dieser Gesellschaft, das muss jetzt gar nicht im Bereich Sexualität sein, die nicht okay sind. Und das ist eigentlich das Grundziel, das sollte das Grundziel einer freien Gesellschaft sein.
Sebastian Und das zu unterstützen ist quasi dein Grund auch zu sagen, ich engagiere mich zum Beispiel im Smart.
Mathias Ja, genau.
Sebastian Ich habe hier so ein schönes Thema, das einzige in Rot, ich zeige es euch mal. Das heißt Konflikte. Und natürlich geht das alles immer ohne Konflikte, weil BDSM-er sind natürlich auch Menschen, die total kompromissbereit sind und aufeinander zugehen. Und eigentlich sind sie genauso schlimm wie alle anderen Menschen. Es gibt Konflikte. Wenn ich mir jetzt vorstelle, ich würde jetzt etwas gründen wollen, dann stelle ich mir das vor, dass man schöne Satzungen macht und dass man dann Veranstaltungen macht und dann geht das alles komplett konfliktfrei über die Bühne und selbst wenn, dann setzt man sich konstruktiv zusammen und dann wird alles gut.
Mathias No way.
Sebastian Okay, ich mag eure gesamte schmutzige Wäsche hören.
Mathias Ebenfalls no way.
Sebastian Verdammt.
Mathias Aber ein paar Schmankerl hätte ich da ganz bestimmt.
Sebastian Was geht schief, wie löst man es und wie überlebt der Verein das?
Angelique Matthias hat sehr viel Erfahrung darin und er könnte bestimmt Bücher schreiben, aber so viel wollen wir glaube ich heute nicht verraten und auch nicht die Zuhörer strapazieren.
Mathias Nein, aber ich glaube, ich will es mal umgekehrt aufziehen. Es ist nicht zu vermeiden, ich komme gleich nochmal auf ein paar Details gerne. Es ist nicht zu vermeiden, dass wenn Menschen zusammenkommen, die gemeinsam etwas schaffen wollen, dass sich dann an irgendeiner Stelle neben dem Gemeinsamen eben auch die Unterschiede zeigen. Zum einen in dem, was man bewirken will, zum zweiten in dem, wie man es umsetzen will. Da hat man auch manchmal sehr unterschiedliche Vorstellungen und oft in solchen Bereichen auch sehr wichtig, wer dann was wie umsetzen will oder letztlich bestimmen will. Weil das ist, ich bin auch in anderen Bereichen vereinsmäßig und auch politisch tätig, aber aus meiner, nur meiner persönlichen Lebenserfahrung muss ich schon sagen, dass es in der BDSM-Szene tatsächlich oft schon so ist, dass die Leute, die was machen, haben schon ein ziemliches Alpha-Potenzial. Und dann auch die Vorstellung, dass es genau so läuft, wie sie sich das vorstellen. Das ist natürlich dann dumm, wenn man einen Verein nimmt, in dem richtigerweise auch andere Menschen was zu sagen haben und natürlich idealerweise genauso viel wie ich selber. Und es gibt zum Beispiel in der Szene auch einen Menschen oder gab, ich weiß gar nicht, ob der noch aktiv ist, das war ein begnadeter Stammtischgründer. Der war kommunikativ, der hatte die Orga-Erfahrung und der hat immer einen Stammtisch gegründet. Aber was ihm dann widerfahren ist, ist immer wieder, dass ab einer bestimmten Größe so viele Menschen da waren und dann auch mal gesagt haben, Mensch, du, das ist alles toll hier, aber wir hätten das gerne so, das und so und so. Und dann hat er gesagt, nee, das ist mein Stammi und die waren dann ganz entsetzt. Und da reden wir noch nicht mehr über einen Verein, der auch noch ein gewisses rechtliches, ein gewisses rechtliches Ding hat. Da war es beim Stammi dann so, dass er dann gesagt hat, nö, es läuft, wie ich das will und nicht. Und dann haben die viele Leute gesagt, dann eben nicht und die sind den Stammtisch verlassen, sich abgespalten, einen anderen Stammtisch gemacht und er hat wieder einen neuen gegründet und der hat garantiert vier bis fünf oder mehr Stammtische neu gegründet. Das heißt, das Potenzial für eine Gründung, alles da, ist. Aber der Wille oder die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, ist da nicht da. Und bei Smart war es einfach so, ganz am Anfang, nach der Gründung gab es mehrere, ich sag mal, die wilden Jahre, in denen wirklich, es gibt da, ich hab das so hier mitgebracht, es gibt das Smart-Info, das gab es damals noch auf Papier. Das ist mit LaTeX verfasst worden, wenn manche Leute das sagen.
Sebastian Das machen heute noch viele Studenten.
Mathias Genau, das haben wir damals geprintet und das war dann alle paar Wochen oder alle paar Monate gefüllt mit einer neuen Meldung aus, entweder dem Vorstand oder einer neuen Mitgliederversammlung. Wir hatten in den ersten Jahren.
Sebastian Ich darf mal ganz kurz unterbrechen. Also ich habe jetzt das Smart-Info in der Hand. Das ist ein Heftchen, geklammert. Das Deckblatt ist violett. Ich darf davon bestimmt ein Foto machen.
Mathias Auf jeden Fall.
Sebastian Wunderbar und das ist so ein Magazin ist das quasi, Vereinsmagazin aus dem Jahr Januar, Februar 97 kam, also alle zwei Monate.
Mathias Ja, das habe ich damals angeklöppelt am Igor noch, ich weiß es nicht mehr.
Sebastian Okay, da sind jetzt die ganzen Städte. Ich erkläre das jetzt hier zum Ding der Woche, ein historisches Stück BDSM-Geschichte.
Mathias Ja, ist es.
Sebastian Ja, Gruppenbeauftragte, mein Gott, da sollte es mal Probleme geben, was sehe ich hier noch, Ruhrgebietsväte, okay, also Veranstaltungskalender und dann gibt es dann hier, liebe Smart-Info-Redaktion, liebe Smarties. Also Smarties ist auch der Begriff für die Mitglieder, ja?
Mathias Ja. Ja.
Angelique Leserbriefe gab es damals. Damals.
Mathias Ja, man darf nicht vergessen, damals gab es das Internet noch nicht in dieser Ausprägung. Das heißt, wir mussten überhaupt mal ein Medium schaffen, um alleine die Termine in irgendeiner Form. Das Ding ist ein paar hundertfach gedruckt worden und dann an die Gruppen verteilt worden und dann ist es da letztlich verteilt worden. Da gab es nichts mit Internet, Terminkalender, tolle Webseiten und so.
Sebastian Also ich gehe da jetzt ganz vorsichtig mit um und wirklich Terminkalender und das kann man natürlich dann schön auf den Treffen auslegen. Ich habe auch gesehen, es gibt ein Ressort Archiv. Ja. Allein das finde ich ja schon toll, dass man einfach die Sachen, auch wahrscheinlich das hier, ein bisschen bewahrt.
Mathias Das Smart Archive ist vermutlich weltweit neben einem in Los Angeles oder so und auch mit dem in der Uni Berlin das zweit- oder drittgrößte Archiv, was BDSM-Sachen angeht. Wird leider momentan auch nicht so verwaltet, wie es sein sollte, aber wir haben schon einige Schätzchen im Archiv, ja.
Sebastian Okay. Ja, ich habe ja schon einen Termin gemacht mit dem Libertine-Archiv. Mal gucken. Also das heißt Termin. Ich habe schon angefragt, ob das möglich sein wird. Und wenn ich mal entbieten will, dann muss ich da auf jeden Fall reinschauen.
Mathias Die Libertine ist auch eine von den ganz alten Institutionen.
Sebastian Definitiv. Also ich bin da sehr neugierig, da die alten Pergamente mal zu sehen.
Mathias Aber dann nochmal zum Thema Konflikte zurück. Also tatsächlich 92 die Gründung und dann tatsächlich 93 bis 95 wirklich wilde Zeiten, wo es immer wieder Auseinandersetzungen gab, wer denn nun Vorstand sein soll, wer nicht. Und ich sag mal, es gibt zwei legendäre Sitzungen, die die alten Hasen und Häschen noch kennen. Die eine ist wirklich die, wo schon vor der Mitgliederversammlung klar war, dass bestimmte Dinge wieder satzungsmäßig nicht beachtet wurden. Und da ist dann direkt an die normale Mitgliederversammlung wurde mit geringerer Ladefrist oder Ladungsfrist, die dann eben möglich war, noch eine außerordentliche Mitgliederversammlung dran gehängt und wir hatten mehrfach in diesen Jahren außerordentliche, schnell einzuberufene Mitgliederversammlungen, weil wieder irgendjemand jemand absägen wollte, irgendwas nicht passte, irgendwas falsch war. Und eine der Highlights ist tatsächlich auch eine Mitgliederversammlung, das war in Dortmund im damaligen Arbeitslosenzentrum, wo irgendwie nachts um zwei Uhr ging es dann in die außerordentliche, also in die Verlängerung, das heißt wir waren dann schon ab 16, 18 Uhr, also das war eine Mitgliederversammlung, die ging über fünf, sechs, sieben, acht Stunden im Zweifel und waren emotional aufgeladen, so möchte ich das vorsichtig formulieren. Und da war es tatsächlich so, dass an einer Stelle dann auch der. Alte Vorstand, dem irgendwas nicht passte, was der neue Vorstand gemacht hat, eben gesagt hat, er beantragt jetzt hier die Abwahl des Vorstands, weil das alles im Wesentlichen Versager sind, so hat er es nicht genannt. Und ich habe lange und ausführlich eine Viertelstunde lang erzählt, warum das alles nicht funktioniert überhaupt und dass jetzt dieser Vorstand abgewählt gehört. Und dann habe ich ihn nur gefragt, dass er doch sicherlich wisse, dass in der Satzung nur ein konstruktives Misstrauensvotum erlaubt ist. Das heißt, er würde doch sicherlich jetzt die fünf anderen Personen benennen können, die an der Stelle des von ihm abzuwählenden Vorstands den Vorstand dann besetzen. Und das ist ja nur, ja okay, dann ziehe ich jetzt meinen Antrag zurück. Das war's. Und davon gab es viele, das war das Beste. Also es gibt Leute, die nachts, das wissen auch einige noch, nachts um zwei in Dortmund in der City, wo dieses Arbeitszentrum war, kurz gesagt haben, kurze Pause, ich muss mal kurz raus, gingen auf die Straße, schrien auf der Straße in die Nacht von Dortmund hinein sowas wie ah, ah, ah und kamen dann wieder rein und sagten, okay, ich kann jetzt weiter.
Sebastian Ja, aber guck mal, das ist doch so schlimm, wie es ist. Aber ist das nicht toll? Menschen, denen ist es wichtig. Die zeigen Leidenschaft. Das ist doch großartig. Das wollen wir doch. Engagierte Menschen, denen nicht alles egal ist.
Mathias Das ist sicherlich richtig, das ist auch witzig, das klingt natürlich ein bisschen klar provokativ-zynisch, aber es ist tatsächlich etwas anderes als heute, wo ich sagen muss, auch in den letzten zehn Jahren und wie gesagt, das gilt auch in anderen politischen Bereichen, wo wenig Leute, auch die Leute, von denen ich ganz klar sagen würde, die sind geeignet, die können das, die wollen sich aber nicht mehr engagieren, die wollen vor allem auch keine Verantwortung, die sagen, das kann ich machen oder das. Traust du dir zu, das dauerhaft zu machen? Weil ich traue es dir zu. Boah, nee, nee. Und auch keine Verantwortung. Vorstand, um Gottes Willen, nee. Nein, also es gibt in ganz vielen Bereichen keine Menschen mehr, die sagen, ich mache das. Und ich mache das dauerhaft. Und ich mache es dauerhaft zuverlässig. Diese Art von Bindung, also wie gesagt, auch im Politischen, da gibt es dann kurze Öko, da gibt es Initiativen für irgendwas, wo die Leute beliebig rein und raus hoppen können, wie sie Zeit haben. Aber Vereinsarbeit, das muss man auch sagen, das ist der Vor- und der Nachteil, erfordert schon wirklich dauerhaftes, kontinuierliches Arbeiten, was manchmal auch sehr, sehr, sehr auslaugend sein kann. Ein Satz noch dazu. Was aber den Charme hat, der Verein ist eben eine eigene juristische Persönlichkeit. Und das heißt manchmal, egal wie kaputt das mit den Mitgliedern ist, bis der Verein mal terminiert ist, bei Smart war es aus verschiedenen Gründen 2007 fast so, der Verein lebt erstmal weiter. Das ist natürlich eine tolle Sache. Aber irgendwann, siehe BVSM, muss die Arbeit auch gemacht werden.
Sebastian Das heißt aber, du machst das, weil es kein anderer machen will?
Mathias Sagen wir mal so, für einige Bereiche gilt das ganz sicherlich, weil das ist einfach zu viel. Ich meine, ich habe ja nicht nur ein Smart-Leben, ich mache ja auch noch eine Party. Ich bin ja noch politisch aktiv. Ich habe noch ein privates Leben, theoretisch. Und es ist sehr viel. Und einige der Sachen mache ich tatsächlich, weil es kein anderer macht. Das ist so. Aber grundsätzlich will ich das natürlich auch, sonst würde ich es dran geben.
Sebastian Wir haben hier das gesamte Ruhrgebiet. Da gibt es keinen Menschen, also vielleicht ist ja ein Verein und es ist ja genauso der Begriff Stammtisch, das klingt schon wieder verstaubt und alt. Vielleicht ist einfach die Zeit der Vereine vorbei und wir haben jetzt die Zeit der sozialen Netzwerke und wo man sich da lose findet und vielleicht braucht es das gar nicht mehr. Und deshalb sehen die Menschen vielleicht gar nicht mehr die Notwendigkeit. Angelique, wie siehst du das denn? Braucht es sowas noch oder ist da wirklich eine andere Bewegung inzwischen da?
Angelique Also ich glaube schon, dass es noch diese Struktur des Vereines braucht. Wenn ich gerade sehe, was in sozialen Netzwerken los ist, also an Mangel an Miteinander, an Mangel an Schätzen, also Schätzen des Anderen und an Wertvermittlung oder auch Wert dem Anderen gegenüber und Schätzung zeigen, dann glaube ich, dass unsere Form, wie Matthias es schon sagte, das ist Perennität. Und auch wenn ich sehe, was immer wieder in der Szene los ist und dieses Gegeneinander statt Miteinander, dann ist unsere Struktur sehr gut, weil sie viele Probleme, viele Schwierigkeiten auch einfach überdauert. Und so eine Kontinuität der Vermittlung von Wissen, eine Kontinuität auch in Organisationsfragen einfach gewährleistet. Und immer wieder auch ganz unterschiedliche Menschen daran anknüpfen können, was schon geschehen ist und einfach eine Basis gegeben ist, um Arbeit zu verrichten. Also Arbeit hört sich jetzt zwar wieder auf so….
Sebastian Weil es mir gut tut, weil ich mich selbst verwirklichen kann, weil ich lernen kann, weil ich Menschen kennenlernen kann und das sind so innere Antriebe.
Mathias Ab einem gewissen Punkt arbeitet das trotzdem in Arbeit aus, oder?
Sebastian Ja, aber dann kriege ich wieder eine nette E-Mail und dann freue ich mich wieder so und dann denke ich, ach, jetzt mache ich mal weiter. Also Lob und Kritik funktionieren immer gut. Kritik ist immer so, ah, dann mache ich es halt besser und Lob ist immer so, ach, schön. Also es muss ja auch eine Motivation geben, das zu tun. Aber ich glaube so diese Aufgaben aus der Gründungszeit, wo ich bin nicht alleine. Ganz ehrlich, wenn ich heute Google anwerfe und sage, ich stehe auf Schmerzen, gebe ich da eine und dann werde ich sofort mitkriegen. Ach ja, es gibt ganz viele. Also vielleicht ist da einer dieser Gründungszwecke inzwischen in den Hintergrund getreten.
Angelique Nein, sehe ich auch so. Also die Menschen, die wollen immer noch dieses Reale sich treffen und das gibt das Internet nicht her und ich finde, dass im Internet die Menschen sich auch immer wieder und das zeigen sie auch, sich verstecken können und ein reales Gegenüberstehen ist ganz anders und auch der Austausch, der bei uns während der Stammtische, also in Köln sind es immer Themenstammtische, der da geschieht, Der geschieht respektvoll im Miteinander, der geschieht wertschätzend und auf den Internetplattformen ist es genau das, was immer wieder auch vermisst wird, schmerzlich vermisst wird.
Sebastian Ja, ich meinte jetzt gar nicht, das im Internet auszuleben und zu kommunizieren, sondern dieses, Matthias, du bist früher draufgekommen über diesen Namen und das könnte was eventuell für dich sein. Also dazwischen ist das Grundwissen, ah, mir gefällt etwas und es gibt noch andere Menschen, diese Information ist viel einfacher greifbar. Also ich glaube, das ist weggefallen. Angelique, du hast natürlich völlig recht, man will Menschen in persona sehen. Und auch wenn ich immer sage, wenn ich mich im Internet bewege und mit Menschen schreibe, dann ist ja, ich finde, ich schreibe ja nicht mit dem Internet, sondern ich schreibe mit einer echten Person.
Mathias Wenn sie denn echt ist.
Sebastian Die Person ist immer echt, die Frage ist, ob sie mich bescheißt. Aber ich kann auf den Stammtisch gehen und erzählen, ich bin Vorstand von irgendwas und kann auch Quatsch erzählen, das fällt mir nur schwerer.
Mathias Ja, oder ob du in bestimmten Foren, ich meine, das ist jetzt vielleicht nicht beim Thema BDSM so, aber ob du auf einer Plattform, auf der du einen Partner suchst, nicht einen Operator hast, wo eben nichts mehr ist mit der echten Person, sondern die wird nur im Profil vorgegaukelt. Aber um das nochmal jetzt auf Smart zurückzubrechen. Es ist ja nicht nur so, dass wir diese Themengruppen anbieten, was uns ja von vielen Stammtischen unterscheidet. Deswegen sagen wir auch deutlich, wir haben Stammtische. Da trifft man sich und spricht über Gott und die Welt. Aber BDSM darf ein Thema sein. Dann haben wir die Gesprächsgruppen. Da wird von der Orga in der Regel ein Thema vorgegeben. Das wird auch angekündigt. Das heißt, die Leute wissen, worüber man spricht. In der Regel bereitet man sich auch ein bisschen darauf vor. Es sei denn, man hat das schon 300 Mal gesprochen und weiß im Wesentlichen, worüber man redet. Aber dann, und ich glaube, das zeichnet Smart-Stammtische positiv aus, auch wenn manche immer sagen, oh Smart, so viele Regeln und so. Nein, die Stammtische sind, also die Gesprächsgruppen sind moderiert. Es gibt unsere zehn Gebote, also achtsamer Umgang miteinander. Datenschutz, dass nicht alles, was da besprochen wird, rausgepustet wird, etc. Pp. Also diese zehn Gebote, wo im Grunde unser Mindestmaß an achtsamem Umgang definiert wird. Das ist übrigens auch eine der Voraussetzungen, auf die andere Gruppen sich einlassen müssten, wenn sie denn das Smart-Banner füllen wollen, das eben an Mindestmaß, an Sicherheit, dass es diese Schutzraumsache gewährleistet wird. Und die Leute, die zu den Stammtischen gehen, wissen das sehr zu schätzen, dass da ein Thema geführt wird, dass es bei dem Thema bleibt, dass man sich dann nicht über sonstige Sachen unterhält, sondern dass man dann, und das ist ja der Witz daran, zu dem Thema, und das gilt auch für mich nach 30 Jahren, immer und immer und immer wieder noch was lernt. Das ist einfach großartig und das hat man am Stammtisch meistens nicht. Und dann haben wir noch gelegentlich auch noch echte Workshops, wo also dann auch Dinge unter fachlicher Anleitung probiert werden können. Also Nadelworkshops mit Schweineschwarten von mir aus oder Bondage-Workshops oder Sicherheitstutorials. Und die Zeit dafür wird vermutlich nie abgelaufen sein.
Sebastian Nein, also ganz ehrlich und Lernen ist auch ein Angebot, da spanne ich mal den Bogen. Ich habe so ein bisschen das Gefühl, dass gerade diese Workshops, das wird sehr gerne von jungen Menschen überproportional in Anspruch genommen. Das finde ich sehr positiv und da muss ich auch selber mir mal an die eigene Nase fassen. Mich würde ein bisschen die Altersstruktur der Mitglieder, aber auch der Teilnehmer beim SMART interessieren. Habt ihr da eine ganz grobe Richtung und wie sieht das aus? Weil ich gehe mal davon aus, dass ihr so unter 27 wahrscheinlich so einen Cut habt, weil die SMUG natürlich auch hier super aktiv ist. Und wie funktioniert das? Wie alt sind die Leute? Wenn ich zu irgendeinem x-beliebigen Stammtisch gehe, wen finde ich vor?
Mathias Willst du mal ein bisschen von Team Köln und Bonn und ich sage dann nochmal was ganz allgemein auch zu den Jahren?
Angelique Ja, also ich glaube, das ist ein bisschen auch unterschiedlich je nach Standort. Ich würde sagen, dass wir grob so von Mitte 20 bis, ja nach oben ist jetzt keine so große Grenze, aber bis 60 sind die meisten. Also Mitte 20, 30 bis 60. Und bei manchen gibt es ein bisschen jüngere Teilnehmer. Und bei manch anderen Stammtischen sind die Teilnehmer etwas älter. Also ich weiß jetzt zum Beispiel in Bonn sind wir so eine Truppe eher so zwischen 40 bis Mitte 50, also die regelmäßig teilnehmen. Andere kommen eher dazu. Ich weiß, dass es in Essen anders ist. Jetzt in Köln haben wir ja diese Gesprächsgruppe immer mit Thema und da sind auch die Teilnehmenden glaube ich ab 30 auch dabei. Also ja 20 bis 25 ist da glaube ich eher ein bisschen die Ausnahme.
Sebastian Okay, das ist ja vielleicht schon durch die SMJG gut abgedeckt.
Angelique Denke ich auch.
Mathias Ja und nein. Also die Gesamtreichweite der Menschen, die schon mal bei uns waren, ist tatsächlich von 18 bis 80. Also bei dem 80-Jährigen weiß ich nach wie vor, dass der sagte, Mensch, schade, dass es euch nicht früher gegeben hat in meiner Hochzeit sozusagen. Das wäre echt schön gewesen, sich an jemanden wenden zu können. Das ist mir deshalb auch noch im Gedächtnis geblieben. Und tatsächlich ist es so, der Schnitt dürfte eher im Durchschnitt im 30 plus vielleicht um die 40 sogar liegen, aber in Essen zum Beispiel und auch in Bochum, aber in Essen sind definitiv auch jüngere Menschen. Ja, tatsächlich geht ein großer Teil der jungen Menschen zur SMG, aber es gibt natürlich immer und immer wieder auch Leute, die sagen, Mensch, ich will eben nicht nur ganz bewusst den Austausch unter nur jungen Menschen, sondern ich möchte schon gerade von der Erfahrung was abhaben und ich fühle mich auch wohl. Also das ist natürlich dann von Gruppe zu Gruppe unterschiedlich und das muss man natürlich auch sagen, jede Smart-Gruppe ist gebildet für sich und in der einen Gruppe kann man sich vielleicht super wohl fühlen, in der anderen nicht so. Also für Essen haben wir auch deutlich jüngere Menschen als der Schnitt, muss ich sagen.
Sebastian Aber werden die Menschen im Schnitt älter oder ist es tatsächlich so, dass das im Gleichgewicht bleibt? Das sehe ich tatsächlich als Schwierigkeit inzwischen, dass man ja auch durch diese ganzen, es gibt ja auch Events, wo man dann sagt, okay bis 35 zum Beispiel, also dass quasi keine jungen Menschen mehr nachkommen, sondern dass die quasi ihre eigene Bubble bilden, die sich dann immer weiter ausdehnt. Erst bis 35, dann bis 40 und so weiter. Also dass da dann BDSM-Szenen wie Schichten voneinander getrennt sind.
Mathias Was ich für nicht sehr clever halte.
Sebastian Es ist so. Also ist die Frage. Hin und wieder habe ich mal das Gefühl, dass es so aussieht und dann merke ich aber immer wieder, dass es ganz oft nicht so ist. Aber was beobachtet ihr?
Angelique Also ich kann sagen, zum Beispiel bei Espace Chibari, da ist der Teilnehmerdurchschnitt sehr jung. Also dieses queer, transfreundlich, feministisch, da sind sehr junge Teilnehmerinnen und da sind die etwas älteren Teilnehmerinnen eher die Ausnahme für diese Veranstaltung zum Beispiel. Ja, wie gesagt, in Bonn sind die älter. Ich glaube auch, dass es aber auch so durchaus solche Schichten gibt, weil die jüngeren Menschen auch anders sozialisiert sind in puncto Medien, in puncto Gruppenbildung als Ältere.
Sebastian Ja, ist das ein vorderer Nachteil. Also ich meine, junge Menschen, die brauchen vielleicht gar keine BDSM-Szene und gar keine Stammtische, um einen gesamten kinky Freundeskreis zu haben. Vielleicht kriegen die das ja auch anders organisiert und dann, also ihr merkt so ein bisschen, also ich möchte gar nicht, ich mag natürlich so ein bisschen schauen, inwieweit da auch diese Durchmischung stattfindet. Also ich weiß, in Hannover, da war SMJG und üblicher Stammtisch, das war mal sehr, sehr strikt getrennt. Das war an sich sehr schade, weil dann wurden die da mit 27 da rausgeworfen bei der SMJG und dann mussten sie was Neues suchen, dann kamen Alumni noch dazu und dann hat sich das alles verändert und da muss ich inzwischen sagen, da haben ganz tolle Menschen in meiner Heimatstadt dann miteinander Kontakt aufgenommen und inzwischen ist eine gewisse Durchmischung da. Und das ist einfach sehr, sehr schön. Also nicht, dass die Menschen, dass ich jetzt zu SMG könnte, aber dass es einfach okay ist, einfach dahin zu gehen, wo man hingehen möchte. Das mag ich sehr gern, aber das war ein Prozess, der musste erstmal geleistet werden. Da habt ihr, glaube ich, Konkurrenten, naja, Konkurrenten ist ein böser Begriff, aber da habt ihr so SMG, dann kommt Alumni und wann kommt Smart eigentlich?
Mathias Der Witz ist, ich glaube tatsächlich, Smart kommt überall parallel. Also es ist schon oft so, Also wir arbeiten als Organisation ja sowieso mit der SMEG zusammen und früher haben wir, als wir noch existierten, auch mit der BVSM zu dritt auch Infostände gemacht oder auf dem CSD uns auch Stände geteilt und fragen auch immer regelmäßig. Also es ist schon so, es gab mal eine Zeit, da gab es sicherlich bei einigen so ein Konkurrenzdenken, wie wohl ich sagen würde, nicht bei Smart, wir haben das immer so gesehen. Wenn die dort spezifische Kapazitäten und auch den Willen und die Fähigkeiten haben, jüngere Menschen zu betreuen, super. Und wir sagen auch immer, wenn Leute fragen, ja, wo gibt es denn noch mehr Jüngere? Sagen wir mal, guckt doch mal bei der SMG, um Gottes Willen. Aber grundsätzlich sehen wir das mehr als parallel. Also, weil es hat ja auch definitiv Vorteile. Alter ist nicht nur eine schlechte Sache, Alter ist auch Erfahrung. Und ich behaupte mal, sicherlich kannst du in deiner Kinky-Klicke eine Menge Erfahrung lernen. Aber wenn du vielleicht noch ein paar nettere, freundliche, alte Menschen um dich umhast, kannst du möglicherweise noch mehr lernen. Das muss man natürlich dann auch wollen oder nicht wollen. Also wir sind offen und bei uns ist es eben auch von Stammtisch zu Stammtisch verschieden und auch durchmischt.
Sebastian Können die netten älteren Menschen ja auch von den Jungen lernen?
Mathias Man kann immer voneinander lernen, auf jeden Fall.
Sebastian Also ganz ehrlich, ich empfände das immer wieder toll, andere Perspektiven kennenzulernen, egal von wem sie kommen. Das ist halt was Neues.
Mathias Das sollte übrigens auch, das ist mir wichtig, nicht so klingen, als könnten nur die Jungen von den Eltern lernen. Nee, man lernt auch, also ich bin ja auch nicht der super, super junge Mensch mehr. Natürlich lerne ich von den jungen Menschen. Aber genau deshalb finde ich es wichtig, dass man sich an einem Platz trifft und durchmischt. Weil sonst findet das eben nicht statt. Und das würde ich bedauern.
Angelique Ja, ich musste schmunzeln. Und zwar aus verschiedenen Gründen. A, also im Köln-Bonner Raum, aber auch im gesamten Durchbruchgebiet, wo wir ja noch, also wo wir verankert sind, da gibt es sehr viele verschiedene Anlaufstellen und Stammtische für BDSM. Und in Bonn, sogar im kleinen Bonn, gibt es mehrere Stammtische. In Köln ebenso. Und ich mag die Menschen gar nicht nur bei uns orientiert wissen, sondern, und das machen wir konsequent in Köln und Bonn, dass wir auch immer informieren, wie vielfältig die Landschaft ist, die BDSM-Landschaft. Dass es ganz unterschiedliche Stammtische gibt, dass es einen Padplay-Stammtisch gibt, dass es eben so ein Afterwork in Köln gibt. Die Zusammenarbeit mit der SMJG zum Beispiel für den CSD in Köln, die hatte ich angestoßen damals, weil ich es wichtig fand, eben auch ein Miteinander zu haben und ein Miteinander zu generieren. Und auch in Bonn zum Beispiel gibt es einen ganz kleinen CSD, da haben wir die Teilnahme jetzt immer zu dritt zu drei Stammtischen organisiert die letzten Jahre, dass wir uns gemeinsam präsentiert haben auf dem kleinen Bonner CSD und in Zusammenarbeit mit den anderen Stammtischen. Also Zusammenarbeit und Miteinander ist mir wichtig.
Sebastian Wo du jetzt CSD mehrmals gesagt hast, ich bin mir gerade nicht sicher, ob es der CSD war, den ich gerade im Kopf habe, deshalb sage ich jetzt nicht wo, aber letztes Jahr gab es diesen Fall, dass die Kinky-Leute von einem CSD quasi ausgeladen wurden. Und das habe ich letztes Jahr dann wirklich auch zum Anlass genommen, das mal ein bisschen zu thematisieren. Es ist ein ganz schwieriges Ding. Also auch beim CSD, wie sieht das aus bei euch, wenn ihr sagt, ihr wollt da einen Stand machen etc.? Ist das okay oder musst du die erstmal überzeugen?
Angelique Also für den Kölner CSD muss es nicht mehr geschehen. Wir nehmen schon seit über 20 Jahren daran teil und sind gern gesehene Teilnehmer tatsächlich. Also da muss keine Lanze mehr gebrochen werden. Es geht um sexuelle Vielfalt und da, zumindest für den Kölner CSD, gehört auf jeden Fall auch BDSM dazu.
Sebastian Aber es könnte sich ja ändern und dann sagt man, jetzt vielleicht bitte nicht mehr. Ja, also wahrscheinlich wird es nie passieren, aber letztes Jahr habe ich halt gelernt, dass es das halt doch gibt, weil die BDSM-er sind halt dann doch nur geduldet.
Angelique Ja, also für Köln kann ich das überhaupt nicht sagen. Andere CSD, ich habe keine Erfahrung mit anderen CSD und bin auch nicht in Kontakt mit den Organisationen, die andere CSD jetzt in Deutschland organisieren, deswegen kann ich es nicht sagen.
Sebastian Aber das wäre dann für den Smart quasi in dem Moment die Herausforderung politisch da auch aktiv zu sein, wenn da mal was wäre. Also inwieweit reagiert der Smart auf Geschehnisse, auf politische Dinge? Wenn in der Zeitung steht, ja, der Sadist hat dies und das und jenes und dann fühlt man sich ja als BDSM manchmal gemüßigt, das irgendwie klarzustellen und keiner stellt es klar. Das wäre doch was für ein Smart.
Mathias Ja, das war eigentlich die Aufgabe der BVSM. Das war der Witz. Früher haben wir das tatsächlich immer auch gemacht und haben tatsächlich dann auch politische Organisationen kontaktiert oder auch Leserbriefe und machen das im kleinen Rahmen vielleicht auch jetzt noch. Aber überwiegend sind wir jetzt mehr auf der persönlichen Ebene unterwegs, dass wir nämlich von Menschen dann, die in dieser Hinsicht Probleme bekommen, gefragt werden, was können wir denn jetzt tun? Da gibt es immer mal wieder sehr konkrete Fälle und dann helfen wir natürlich auch mit Wissenerfahrung und manchmal auch mit Kontakten dann eben zu externen. Aber das war eigentlich die Kernidee, warum es die BVSM geben sollte, genau das auf einer bundesweiten Ebene übergreifend zu regeln. Und die BVSM war ja auch im Lobbyregister des Deutschen Bundestages eingetragen, gemeinnützig und mit allem Pipapo. Und deswegen ist es so bedauerlich, dass das eine Aufgabe ist, wenn das jetzt jemand hört, der sich bemüßigt fühlt oder der vielleicht noch im BVSM-Mitglied ist. Ich glaube, formal ist der BVSM noch nicht aufgelöst. Wenn sich ein Vorstadt findet, der das Kind, das jetzt sehr tief im Brunnen schlägt, noch rumzappelt, da rausholen will, dann ist das die letzte Gelegenheit, was zu tun, wenn es nicht schon mausetot ist. Das weiß ich nicht. Aber das war genau die Idee dahinter. Und nochmal zur Sache mit dem Ausschluss von BDSM-Mann aus der Regenbogen-Community. Es gab einen Artikel, ich vergesse immer den Namen der Autorin. Wo es hieß, die Regenbogenflagge braucht einen schwarzen Rand, nämlich genau die BDSM-Community. Und es gab auch mal tatsächlich, ich glaube, das war bei mir ein Sturm im Wasserglas und ich weiß auch tatsächlich nicht mehr, bei welchem CSD es war, dass man da auf der Welle geritten ist, oh, BDSM, alles Gewalt. Und wir wissen nicht, ob wir das da mit unseren hehren Zielen vereinbaren können, aber, Das hat uns tatsächlich auch nicht betroffen und ich bin auch nicht sicher, ob es dann innerhalb der Organisation, wo es passiert ist, nicht auch dann Umbrüche im Vorstand oder so gegeben hat.
Sebastian Ich glaube, es ging eher um die zur Schaustellung von Sexualität und dann war das sehr unglücklich formuliert und dann kam das Statement sehr spät. Ich werde es verlinken, auf jeden Fall in den Shownotes, dass man das nochmal finden kann. Einer von ich weiß nicht, wie vielen CSDs es gibt. Also so gesehen, aber das ist natürlich immer so etwas ein Anlass, aktiv zu werden und zu sagen, ah, hier passiert etwas, was gegen die Ziele unserer Organisation geht. Jetzt müssen wir proaktiv werden und was machen. Oh Gott, ich gucke Ich gucke auf die Uhr. Ich scheue euch jetzt hier so ein bisschen durch meine Liste, wenn das okay ist.
Mathias Macht das.
Sebastian Ich habe nochmal so einen Punkt. Soziale Kontrolle und Problempersonen. Ich glaube, das ist immer ein wunder Punkt, wann immer sich Menschen treffen. Und weil es gibt ja viele Menschen, wo man sagt, die sind vielleicht ein bisschen toxisch und da muss man jetzt gucken und dies und das und jenes. Und ich glaube, das ist eine Kernaufgabe von Vereinen wie dem SMART, Menschen zu zeigen, wie man nicht toxisch miteinander umgeht. Und wie geht man damit um? Ihr habt jetzt so lange Erfahrung damit, wenn es dann doch mal nicht anders geht. Also was macht ihr mit Menschen, die Problempersonen sind und der Begriff stammt nicht von mir, aber was tut man und warum gibt es die?
Angelique Also erstens gibt es eben ein Team, ein Stammtisch-Team, ein Gesprächsrundenteam und da wird drüber gesprochen. Also was geschehen ist oder was vielleicht, was man erzählt bekommen hat und was zu tun ist. Und dann gibt es auch noch den Austausch eben mit zum Beispiel dem Vorstand. Und es ist nie eine einseitige Entscheidung und es ist auch nie eine, außer die Begebenheiten wären ganz klar und extrem, dass man sofort etwas entscheiden wird. Aber es ist ein ganzes Prozedere, ein Austausch mit verschiedenen Personen, bevor so eine Entscheidung auch gefällt wird, dass jemand ausgeschlossen wird.
Sebastian Vielleicht darf ich nochmal einen Schritt zurück gehen. Das ist ja schon, was tun wir hinterher? Die Frage ist ja, was ist eine Problemperson, um mal diesen Begriff wiederzunehmen? Also vielleicht mal so Sozialisierung. Ich finde, ich stelle fest, ich bin ein Sadist, das macht mir alles Spaß. Dann lese ich diverse Romane, gucke eventuell irgendwelche fürchterlichen Filme und dann weiß ich, ich muss ein unerbittlicher Sadist sein und alle Frauen schlecht behandeln, gehe auf den Stammtisch und tada, keiner fühlt sich mit mir wohl. Also, wann passiert es, dass Menschen unangenehm auffallen? Was tun die eigentlich? Geht ja nicht jeder hin und macht sonst und was weiß ich, haut jeden Menschen mit Halsband auf dem Stammtisch. Ich glaube nicht, dass sowas schon mal passiert ist. Also, was macht das Problem aus?
Angelique Also schon mal, dass unsere zehn Gebote nicht eingehalten werden. Das ist schon mal ein grundsätzliches Problem.
Sebastian Bekommt jeder gesagt, der auf den Stammtisch kommt?
Mathias Ja.
Angelique Es wird darauf hingewiesen, natürlich auf die zehn Gebote. Es gibt auch Kärtchen, die gedruckte Kärtchen mit den zehn Geboten, sodass sie auch jedem Stammtisch-Teilnehmer eben ausgehändigt werden können. Die sind natürlich auch auf unserer Internetseite. Und wenn die schon mal grundsätzlich nicht eingehalten werden, dann gibt es tatsächlich ein Problem.
Sebastian Ich gehe davon aus, dass ihr die beide aus dem Schlaf aussagen könntet.
Mathias Ich werde es nicht prüfen. Wie ich gerade schon sagte, ein paar weiß ich ja. Aber zum Beispiel...
Sebastian Was geht schief?
Mathias Ja, kann ich dir sagen. Also das Erste ist natürlich zum Beispiel, Nein heißt Nein. Oder auch Kontakte, also nette Leute kennenzulernen ist okay, aber Baggern ist tabu. Und das heißt tatsächlich auch... Wir bieten ja jeden Menschen, der noch nicht bei uns war, optional ein Erstgespräch an. Das heißt, wir sagen, du warst noch nie da, dann sprechen wir doch mal darüber, was sind deine Erwartungshaltungen, was möchtest du überhaupt kennenlernen, was glaubst du, was wir leisten sollen, was uns auch immer den Charme hat, dass wir von Leuten, die noch nie irgendwo beim Stammi waren, immer wieder das Feedback bekommen, was könnten wir eigentlich leisten und manchmal überlegen wir uns, oh, das ist eine gute Idee. Und dann, was tun wir eigentlich? Was macht Smart? Ein Kurzgespräch, Viertelstunde, halbe Stunde, je nachdem, wie lange die Leute das möchten. Das muss niemand machen, aber 90% der Leute machen das. Aber es macht natürlich auch keinen Sinn, jemand, der 20 Jahre in der Szene in Hamburg ist, der jetzt ins Ruhrgebiet zieht, dann auch verklickern zu wollen, was wir machen. Die Leute wissen das. Aber grundsätzlich, jeder bekommt, der das möchte, das Erstgespräch. Und jeder bekommt, auch wenn er das Erstgespräch nicht macht, die verdammten 10 Gebote. Und da steht eben auch drauf, Wir halten das Geheim, was hier im Smart-Stamm oder in der Gruppe besprochen wird, bleibt da. Wir baggern nicht, um es mal kurz zu fassen. Wir verhalten uns achtsam. Wir sprechen über uns und nicht über alle. Und es ist dann so, was passieren kann. Also was passieren kann, ist natürlich immer wieder das Baggern. Dass jemand mal zu viel glaubt, er ist der Obersadist und muss das jetzt allen Frauen am Stammtisch beibringen. Oder dass jemand zu viel auch Geheimnisse von Dritten oder so ausplaudert. Oder wir eben mitbekommen, dass Dinge, die bei Smart besprochen wurden, woanders landen. Und dann ist tatsächlich so, alle Gruppenleiterinnen sind immer und immer wieder angehalten, erstens darauf einzuwirken, dieser Person das zu sagen, freundlich. Aber was Angelique eben auch schon gesagt hat, wir sind immer als Backup da. Wenn Gruppenleiterinnen da Sorge haben oder sich nicht trauen oder irgendwas, die schildern uns das, dann kommt jemand vom Vorstand und sowohl Angelique als auch ich sind ausreichend durchsetzungsfähig, um jeder Person, die da irgendwie die roten Linien überschreitet, klar zu machen, dass es eine rote Linie ist und dass wir das auch durchziehen. Und im Zweifel, das ist auch der Vorteil vom Verein, das kommt super, super selten vor, teilen wir einer Person mit, dass bis auf weiteres ihre Teilnahme an Smart-Gruppen teilweise auch übergreifend nicht mehr gewünscht ist. Und natürlich im Zweifel würden wir das auch rechtlich durchsetzen. Aber die Leute begreifen dann schon, ich meine, die haben ja dann schon mehrere Gespräche mit uns geführt, dass dann ihre Zeit abgelaufen ist. Und das wiederum führt schon dazu, dass wir da auch ernst genommen werden und smart eben auch Schutzraum bietet. Und das können jetzt auch nicht alle Stammtische mal eben so leisten.
Sebastian Ja, also gerade der Schutzgedanke steht natürlich dann immer dem gegenüber, dass man vielleicht einem Menschen sein soziales Umfeld wegnimmt, indem man sagt, du kommst nicht mehr.
Mathias Wir bieten natürlich auch immer Hilfestellung und sagen, wir schmeißen ja nicht einfach raus. Das ist das letzte Mittel und ist auch fast selten vorgelegt. Also sehr selten vorkommen. Nur, man muss den Leuten auch sagen, pass mal auf, wir sagen ja nicht Ende Gelände, sondern wir sagen, das und das und das ist sehr inadäquat, Das und das steht in den zehn Geboten und so und so wäre ein besseres Verhalten und du müsstest mal überlegen. Also es sind dann aber Gespräche letztlich, wo man auch sagen muss, bei manchen Leuten ist dann tatsächlich auch therapeutisches Einschreiten erforderlich und das können und dürfen und wollen wir auch gar nicht leisten. Nur, wenn die Leute dann immer noch, und das sind absolute Ausnahmen, das muss man wirklich nochmal sagen, das ist ein niedriger Prozentbereich, wenn überhaupt, dann muss man natürlich auch abwägen das Wohl und das Interesse der Einzelpersonen, die sich aber nicht sozial adäquat verhält, gegenüber dem Schutzinteresse der anderen. Und dann erfolgt das Einschreiten auch definitiv.
Sebastian Ja, ich glaube, das ist auch der einzige Argument, also den Safe Space zu erhalten, worum man dann so drastische Schritte gehen kann. Ich habe Schiedsstelle gelesen Hat das was damit zu tun? Also ich meine, das ist ja offenbar kein Job, den man da gerne macht, es sei denn, man ist der Obermacker, der gerne den SM-Richter, haha, Wortspiel geben möchte.
Mathias Ja, dass du es nochmal ansprichst. Da schließt sich der Kreis. Das ist anschließend die Konsequenz aus den wilden Jahren. Es war oft so, dass am Anfang in diesen wilden 90er Jahren der Vorstand ganz stark damit befasst war, Konflikte zwischen alten Vorständen, neuen Vorständen, Mitgliedern, Gruppenleiterin, whatever zu klären und zu der eigentlichen inhaltlichen Arbeit einfach nicht mehr kam. Das war schon krass teilweise, was wir da bearbeiten mussten und mit Leuten natürlich eben solche Konflikte und Vermittlungsgespräche führen mussten und ich meine wir machen das in unserer Freizeit, smart ist weit davon entfernt in irgendeiner Form, dass irgendjemand auch nur einen müden Euro an Vergütung hält, das machen wir alles für Nüsse und das hat unfassbar viel Zeit gefressen. Und deswegen hatten wir die Idee, wir ändern die Satzung wieder, es gab da eine größere Satzungsänderung, wir errichten diese Schiedsstelle. Und die Schiedsstelle ist für innere Konflikte zuständig. Sprich, wenn solche Sachen nochmal auftauchen, dann rufen wir als der Vorstand die Schiedsstelle an und sagen, da und da ist der Konflikt, bitte regelt das. Witzigerweise muss man sagen, seit es die Schiedsstelle gibt, ist fast kein größerer Konflikt mehr entstanden. Ich weiß auch nicht warum, aber das ist einfach so.
Sebastian Ja gut, aber das scheint ein bisschen erwachsen werden zu sein. Man hat Probleme, man hat Konflikte, man löst sie, man trifft Vorkehrungen und allein das Vorhandensein der Vorkehrungen sorgt dafür, dass das Problem nie wieder auftaucht.
Mathias Das würde ich so bestätigen, ja. Ja, vielleicht noch ein Aspekt, der vorhin aus meiner Sicht, und deswegen habe ich mir gerade noch gemerkt, untergegangen ist, warum Verein auch noch eine grundsätzlich gute strukturelle Frage ist. Ja, man kann ganz viele tolle Sachen auch in einer Clique machen oder in losem Verbund und das finde ich auch super. Das empfehle ich immer nur. Aber spätestens dann, wenn man zum Beispiel für Gesprächsgruppen von einer Gastronomie getrennte Räume anmieten muss. Wer unterschreibt denn da den Mietvertrag? Wenn man eine Fete veranstalten will, Wer zahlt denn die Haftpflichtversicherung? Da geht es nämlich dann ganz oft los, wenn man so ein Ding organisieren will. Irgendjemand muss am Ende für die Kohle gerade stehen. Und das ist natürlich schön, wenn das ein Verein machen kann. Plus, Bonusproblem, wie gesagt, ich mache ja auch die Dark Desire, die Party. Man kann einmal eine tolle Veranstaltung machen. Man kann die zweimal machen, man kann die dreimal machen. Aber irgendwann klopft das Finanzamt an die Tür und sagt, sie machen doch nicht dauernd nur Verluste. Oder nee, wieso? Ja, dann sind sie doch bestimmt mit Gewinnerzielungsabsicht, sprich gewerblich tätig. Wo ist denn ihre Gewerbeerlaubnis? Wann haben sie zuletzt Steuern gezahlt? Und dann steht man als Einzelperson, die nur irgendwas Tolles für die Szene organisieren wollte, ganz oft sehr dumm da. Und Smart ist einfach ein Verein, der genau dafür geschaffen wurde, auch sowas zu schaffen.
Sebastian Ja, der Verein, der darf ein bisschen Gewinne machen, zum Beispiel bei Partys, um das Geld dann gemeinnützig wieder auszugeben.
Mathias Zum Beispiel.
Sebastian Dirk Desailles, sagst du gerade, das ist deine Partyreihe, ne?
Mathias Das ist meine eigene Partiereihe, die irgendwann auch mal drauf kam, weil damals Smart auch nicht immer Partys gemacht hat und viel aus dem Smart-Umfeld, wie gesagt, das 20, 30 Jahre her, sagt, wir wollen mehr Partys, wir wollen mehr Partys. Und ein Freund von mir, der Kumpel, der Jochen und ich haben dann die Dark Desire gegründet und führen die jetzt auch schon 25 Jahre oder so durch. Ich war noch gar nicht drauf. Shame on you.
Sebastian Zu wenig Partys besucht.
Angelique Schnell nachholen.
Sebastian Aber der Smart macht doch auch eigene Partys. Was ist denn da der Unterschied? Oder es glaubt Fete hieß es, nicht Party, Fete.
Angelique Feten, ja.
Mathias Smart hat früher viele Feten gemacht, dazu auch noch ein bisschen Historie. Früher, vor 30 Jahren, gab es ja nicht an jeder Ecke wie jetzt irgendeine Party. Das ist ja für viele jüngere Menschen gar nicht mehr vorstellbar. Damals musste man irgendwo hin in Deutschland fahren, wo es vielleicht einmal im halben Jahr eine Party gab. ab. Also das Syndikat und Schlagwerk Hamburg haben angefangen, da gab es tolle Fäden in Hamburg. Es gab mal vielleicht eine. In, wo war das, Freiburg oder so oder sonst wo, man musste, man hat sich gefreut ein halbes Jahr im Voraus, weil man wusste, da ist eine Fete und dann ist man quer durch Deutschland gefahren und war dann auf einer Fete. Es gab nicht die Vielfalt und damals hat Smart eben auch noch in großem Umfang Feten gemacht, die legendären Burgfeten, die waren tatsächlich auf einer Burg hier im Ruhrgebiet, die das jetzt, weil auch da der Verein und die intellektuell-kulturelle Ausrichtung, dieses Burgträgervereins gewechselt hat, die möchten nicht mehr so gern daran erinnert werden, dass wir mal mehrere tolle Feten da gemacht haben. Aber die waren wirklich legendär, weil da waren 300 Menschen dann auf einer Burg oder 400 und die waren auch mehrfach verbunden mit einem Bundestreffen BDSM. Das war ein bisschen das Vorläuferding zur BVSM. Da haben wir alle Gruppen aus Deutschland, die wir kannten, eingeladen, die haben sich da getroffen und gemeinsam abgesprochen, wo man sich helfen kann, unterstützen kann. Da gab es die BVSM noch nicht. Und deswegen hat Smart eben auch solche Partys gemacht. Später, als es mit der Burg nicht mehr ging, kleinere Partys. Aber momentan ist es so, es fehlt eine Location für Großveranstaltungen. Und man muss auch sagen, wer eine große Party nicht kommerziell machen will, braucht ein großes Team. Smart hatte immer ein Helferteam von 30 bis 40 Menschen. Und derzeit muss man sagen, hätten wir das gar nicht, weil das ist ein riesiger logistischer Akt, wenn man das gut machen will. Und dann kam natürlich jetzt noch Corona, das heißt, wir haben nicht mehr mehr eine Kleintwete machen können. Wir hoffen aber, dass wir dann irgendwann mal wieder so eine kleine Mitgliedsparty, das sind dann in Größenordnung 50 bis 100 Leute, machen können, aber das ist einfach.
Sebastian Okay, also das heißt aber wirklich, dass in den letzten Jahren ist halt viel verschwunden und ihr müsst doch eigentlich im Grunde wieder aufbauen jetzt. Angelique, das ist eine Riesenaufgabe.
Angelique Ja, wieder aufbauen. Es gibt Bereiche, wie schon Matthias gesagt hat, wie die der Fäden. Es gibt einfach jetzt mittlerweile so eine Vielfalt an Organisatoren und auch an Locations, wo ganz regelmäßig BDSM-Partys organisiert werden. Da sehe ich eigentlich überhaupt nicht mehr unsere Aufgabe. Dass wir nochmal kleinere Fäden machen, wo Smart und Smart & Friends willkommen sind. Für die Vernetzung, für das Zusammengehörigkeitsgefühl natürlich auf jeden Fall. Aber ich denke, unsere Aufgaben werden in Zukunft anders weitig liegen als in dem Bereich. Und ja, wie gesagt, nicht mehr so in dem feten Bereich. Da sehe ich eher unsere Aufgabe in solchen Punkten wie Diversität, wie Queerness und dass wir noch mehr eben in diesen Bereichen, in diesen Bereichen präsent sind und uns noch mehr engagieren. Also sehe ich jetzt eher als bei einem Bereich wie Feten zum Beispiel.
Sebastian Okay, das heißt, da hat einfach die kommerzielle Schiene den Markt aufgenommen und diesen Job übernommen. So einfach.
Mathias Der Markt wird ja auch, glaube ich, gut bedient. Also wenn ich jetzt überlege, man kann an jedem Wochenende, jedenfalls hier im Ruhrgebiet, in fast zu mehreren Veranstaltungen je nach Gusto gehen und das ist, glaube ich, ein krasser Unterschied zu einmal im halben Jahr irgendwo in Deutschland. Also deswegen ist da unsere Aufgabe wirklich nicht mehr so nötig.
Sebastian Okay, also das heißt, Smart kann sich da auch zurücknehmen oder man tritt ja dann auch irgendwie in Konkurrenz. Da muss man ein bisschen aufpassen. Lass mich mal über das liebe Geld und die Mitglieder reden und über die stimmberechtigten Mitglieder und wer und wer nicht und wie finanziert man das alles oder gibt es einfach keine Kosten? Nein, aber wie funktioniert das? Weil ganz ehrlich, ich kann immer schöne Ideen haben und muss es aber irgendwie, muss ich Geld ausgeben und ich muss Geld einnehmen und das ist sicher kompliziert und vielleicht machen wir es nochmal so, Angelique, worüber jammert Matthias denn da am meisten, wenn es um das ganze Geld geht?
Angelique Um die Arbeit, die damit verbunden ist auf jeden Fall. Diese Geldangelegenheit, die Verwaltung eben der finanziellen Seite, das ist einfach Arbeit und viel Arbeit und darüber klagt er glaube ich am meisten.
Sebastian Okay, also es müssen Mitgliedsbeiträge eingezogen werden. Ich weiß nicht, darf man sagen, was das kostet?
Mathias Ja, der Smart-Mitgliedsvertrag liegt bei 5 Euro pro Monat, also 60 Euro im Jahr für stimmberechtigte Mitglieder, kommen wir gleich nochmal drauf, und 48 Euro, also 4 Euro im Jahr für Nicht-Stimmberechtigte. Die Postbank, ja ich darf das so sagen, auch nach außen, falls Postbank-Mitarbeiterinnen hören, hat im Zuge der Umstellung auf die Zwei-Faktor-Authentifizierung bei uns mehrere Fehler gemacht, die dazu geführt haben, dass wir die Mitgliedsbeiträge nicht einziehen konnten. Dadurch mussten wir im Nachhinein, hätten wir die alle zusammen einziehen müssen. Das hätte aber die Mitglieder einige finanziell überfordert, also haben wir es nach und nach gemacht. Aber damit sind wir insgesamt, statt einmal im Jahr einzuziehen, sehr ins Hintertreffen geraten, zumal eben auch nicht alle Mitglieder immer so erreichbar oder liquide sind. Das hat also schon das Ganze schwer durcheinandergewirbelt. Sonst wäre es eher einfach. Aber was man noch so hat, um das auch zu sagen, an Kosten. Wir haben die Raummieten, die zahlt natürlich der Verein, nicht die Gruppen. Die Raummieten für verschiedene Räume von unseren Gruppen, die wir haben. Wir haben eine Smart-Garage, die wir angemietet haben, in der nach wie vor Tonnen an Fetenmaterial lagern, die wir übrigens auch vermieten. Also wenn jemand eine kleine Fete oder so vor Ort hat. Das Smart-Labor ist voll mit gutem BDSM-Stuff.
Sebastian Mit Material meinst du jetzt nicht Gelanden, sondern du meinst damit Böcke und Pranger.
Mathias Und Käfige und Racks.
Angelique Operationstische.
Mathias Alles, was das SM-Herz begehrt. Wir haben das auch früher tatsächlich auch immer wieder an, ich glaube auch Leute aus dem Raum Hannover oder so vermietet, die einfach gesagt haben, Mensch, wir packen Anhänger voll, wir machen das im Grunde für einen kleinen Euro und das machen wir nach wie vor. Und dann haben wir natürlich sowas wie Haftpflichtversicherung, wir haben die Internetseite, also da kommen diverse Beträge zusammen, wo im Grunde dann, die Einnahmen aus den Mitgliedsbeträgen, das ist tatsächlich unsere größte Quelle und natürlich gelegentliche Spenden oder ganz geringe Überschüsse aus dem Verkauf von wir nennen es immer Smerchandise, also T-Shirts, Taschen, Hoodies und so, da reinfließen. Und das ist letztlich, Es wäre theoretisch sehr einfach, aber momentan ist es eben durch verschiedene Vorkommnisse aufarbeiten von echt einem grausamen Berg von Zahlen und Rückfragen bei den Mitgliedern. Das ist einfach nervig.
Sebastian Das Schöne bei einem Papierstapel ist, man kann ihn abarbeiten. Wie sieht es denn aus mit sowas wie Förderung oder so? Weil wenn ich überlege, man macht etwas für die Gesellschaft, dann gibt es auch immer irgendwo einen Fördertopf, habe ich gelernt. Habt ihr da irgendwas gefunden, an den sich mal alle Leute rantrauen sollten? Gibt es was? Angelika, hast du vielleicht schon mal irgendwo einen staatlichen Beitrag eingetrieben oder akquiriert?
Angelique Nein, tatsächlich noch nie. Also ich weiß nicht, ob Matthias Erinnerungen hat.
Mathias Nein, gab es nie. Außerdem muss man ja wissen, das ist immer an das Erfordernis der Gemeinnützigkeit geknüpft und die haben wir ja nicht. Wir agieren zwar wie ein gemeinnütziger Verein, aber wir haben nie die Möglichkeit, an solche Fördertöpfe zu kommen. Wobei ich eben auch, ich arbeite ja noch im anderen Bereich mit Fördermitteln, auch im Queer-Bereich. Ich gar nicht weiß, man müsste tatsächlich recherchieren. Das könnte dann nur der Bereich Kultur oder Bildung sein, weil ich glaube tatsächlich für den Bereich Förderung, Stärkung, Antidiskriminierung der geschlechtlichen Identität gibt es noch nichts. Erstmal, weil da auch der politische Wille nicht hinter ist, anders als im Bereich Trans und Queer. Und zweitens, wie ich schon sagte, die Anpassung der Abgabenordnung in dem Bereich ist ja erst im Dezember letzten Jahres geschehen. Das heißt, dass man da schon Fördertöpfe haben könnte. Nee, das müsste man eigentlich politisch mal forcieren, aber auch da reicht uns alleine ganz bestimmt die Kraft nicht und auch das ein weiterer Grund, warum es toll wäre, wenn es die BVSM oder eine Nachfrageorganisation oder irgendwas gäbe. Weil das ist genau das, Lobbyarbeit im Bundestag und zu sagen, hey hier Leute, es ist jetzt in der Abgabenordnung forciert und jetzt muss natürlich dann, oder ist es da fixiert und man muss natürlich jetzt auch für die Gruppen, die da was tun, Geldmittel in den Haushalten bereitzustellen.
Sebastian Lass mich mal deine Ambitionen hier überprüfen. Du sagst ja, BVSM hat nicht, hat nicht, hat nicht. Jetzt könnte ja der Smart einfach noch ein bisschen wachsen und ein bisschen expandieren und diesen Job, der ehemals oder jetzt noch BVSM, einfach übernehmen. Das ist ja wichtig, du bist motiviert, du kannst jetzt hier einen Aufruf machen und dann kommen ganz viele Menschen und dann wird das… Ich habe einen Vorschlag für dich.
Mathias Ich werde Mitglied und ja, wir können das genauso klein projektieren. Du hast einen neuen Job bei Smart. Du übernimmst die bundesweite Koordination von Fördermitteln und so weiter und so fort. You're welcome.
Sebastian Dann sage ich das, was alle sagen. Ich habe doch keine Zeit und keine Fähigkeit.
Mathias Genau, das sagen alle.
Sebastian Und ich sage dir.
Mathias Du hast die Fähigkeit und dann bleibt nur, ich weiß schon, danke, aber ich habe keine Zeit.
Sebastian Ja, ich glaube, es ist auch mal sehr schwer zu sagen, ich will nicht. Also ich habe Angst davor.
Angelique Du bist willkommen. Willkommen.
Sebastian Dankeschön. Das muss ich mir nur überlegen.
Angelique Sehr gerne.
Sebastian Ich habe von euch beiden ganz oft den Begriff, Sexuelle Identität gehört. Und vielleicht mag ich darüber nochmal ein paar Minuten sprechen, wie ihr das seht, was BDSM eigentlich ist. Ist es eine sexuelle Identität genauso wie jede andere? Weil ich bin immer der Meinung, ich kann BDSM mit jeder sexuellen Identität kombinieren.
Mathias Ich würde nicht den Begriff sexuelle Identität, sondern sexuelle Orientierung hier nutzen.
Sebastian Aha. Okay, seid ihr euch da einig?
Angelique Ja.
Sebastian Und warum ist es keine Identität?
Mathias Müssten wir uns jetzt lange über die Feinheit unterhalten. Wahrscheinlich würde ich auch hilfsweise erstmal auf ein Wörterbuch zurückgreifen wollen, aber aus meiner Sicht ist es so, obwohl es gibt bestimmt Überschneidungen, sagen wir mal so, wenn Menschen sich nämlich auch immer und immer wieder als BDSMer identifizieren, ist die Frage, wie weit von dem, was sie zunächst mal sexuell tun. Wir reden ja über BDSM in aller Regel über Aktionen, Handlungen im sexuellen Kontext. Wobei wir natürlich, wenn wir beim Thema DS sind, als Unterart von BDSM, dann ist das nicht zwingend mit Sexualität verbunden oder auch Aspekte wie Petplay. Es muss ja nicht immer zu sexuellen Handlungen kommen. Trotzdem ist es in der Regel ja so, es führt zu etwas, was man toll, schön, vielleicht geil findet, sexuelle Erregung. So im Wesentlichen. Wie gesagt, Ausnahmen bestätigen die Regel. Und ich denke im Bereich Identität ist es mehr der Bereich als Person und Mensch, wie definiere ich mich da als zum Beispiel ganz klassisch, also die binäre Kiste Mann-Frau oder dazwischen oder asexuell. Das wäre so ein bisschen vielleicht die Identitätskiste und BDSM würde ich persönlich tatsächlich eher der Orientierung. Also wie lebe ich dann meine schon in irgendeiner Form für mich feststehende Sexualität, wie lebe ich den aus, in welcher Spielart, das würde ich eher so sagen, da würde ich das eher reinpacken.
Angelique Ja, da gehe ich konform. Knapp formuliert.
Sebastian Okay. Ja, das finde ich nochmal spannend, weil wir hatten ja dieses Gemeinnützigkeitsding, wo natürlich auch die sexuelle Identität gefördert werden soll. Und wenn es Martha drunter fallen möchte, wie kriegt ihr diesen juristischen Kniff hin? Das ist glaube ich.
Mathias Ja das ist glaube ich, aber das ist ja auch wieder für ein so weit entwickeltes Land wie die Bundesrepublik Deutschland ist das einfach peinlich. Weil natürlich ist ursprünglich beabsichtigt gewesen, in der Neufassung der Abgabenordnung natürlich auch die sexuelle Orientierung unterzubringen. Aber das ist an entsprechender Stelle, kann man ein bisschen rumgoogeln, auch schon beklagt worden. Aus irgendeinem bizarren Grund im Jahre 2021 hat der Gesetzgeber dann doch wieder Scham gehabt, das Wort Sexualität da reinzuschreiben und hat stattdessen eben geschlechtliche Orientierung da reingeschrieben. Und nicht, oder geschlechtliche Identität müsste ich jetzt nachgucken, aber das Wort Sexualität taucht gar nicht auf. Allen Kundigen ist aber klar, auch aus der Begründung, man muss ja dann auch mal die Begründung der Anträge im Bundestag zu lesen, dass das gemeint war, weil das war immer das, was gefordert wurde, dass jetzt bitte mal schön in die Gemeinnützigkeit geschrieben werden soll, zusammen mit anderen Sachen natürlich und, das ist dann rein und soll auch so sein, aber es hat natürlich ehrlicherweise den Lackmustest noch nicht bestanden, weil es müsste jetzt erstmal eine Institution geben, die sagt ja, da fallen wir ja wohl drunter und dann ist natürlich die erste Ebene immer das Finanzamt, Die im Worst Case natürlich genau das sagt, was du sagst. Vom Wort laut aber nicht. Und da kann man sich dann 2000 Jahre durch die Instanzen klagen, bekommt wahrscheinlich recht. Oder man geht clevererweise zu einem anderen Finanzamt, das vielleicht nicht auf dem Land ist, das dann vielleicht noch in schwer kirchlicher Hand ist, sondern in einer großen deutschen Stadt, die auch schon Queer-Erfahrung haben und beantragt ist, dann da, schlauerweise. Und ich denke, dann soll es keine Probleme mehr geben. Weil wie gesagt, aus rechtlicher Sicht ist klar, das war immer gemeint und das sollte auch gemeint sein und es ist eigentlich ein handwerklicher Schnitzer, dass das nicht genau so im Gesetz steht. Wie gesagt, das riecht mich dann auch schon auf, ehrlicherweise.
Sebastian Okay, also heißt der Wortlaut, den ihr beide heute benutzt habt, der basiert auch ein bisschen darauf, dahin abzuzielen. Kann das sein?
Mathias Würde ich gar nicht sagen. Ehrlich gesagt ist es tatsächlich meine Auffassung, ohne da tricksen zu wollen. Ich betrachte das tatsächlich als sexuelle Orientierung. Und der Witz ist ja eben, der Wortlaut, den wir nehmen, wäre ja kontraproduktiv. Weil ich meine, in der Abgabenordnung steht eben geschlechtliche Orientierung, oder geschlechtliche Identität, weiß ich jetzt nicht genau. Und wir reden von sexueller und das sollten wir dann eigentlich nicht. Aber ich bin davon überzeugt, dass es eben so ist, wie ich es gerade beschrieben habe. Das eine ist, wie du dich definierst, wie deine Identität aussieht. Und auch das kannst du ja dann in verschiedensten Weisen sexuell ausleben. Und im Zweifel natürlich sind wir natürlich auch ganz klar da für all die Menschen, die dann schon so weit gegangen sind. Das kann man dann persönlich auch gut oder schlecht finden. die sagen, ich bin Vollblut-SMer und ich bin auch sonst nichts, mein ganzes Leben, mein Umfeld, all das, was ich tue, ist nur noch so Lifestyler. Ja, auch deren Interessen vertreten wir natürlich und die sind natürlich auch bei uns willkommen und die gibt es da. Wobei ich persönlich, Matthias, glaube, es gibt keinen Menschen, der das 10.000-prozentig wirklich nur auslebt, weil dafür haben wir immer noch ein so stark geprägtes, normales Alltagsumfeld, dass es nicht in allen Belangen so geht, wie wir uns das aus mehr oder weniger schlechten Filmen vorstellen. Auch wenn wir wollten.
Sebastian Traum oder quasi unsere Horrorvision, dass BDSM normal ist und nichts Außergewöhnliches ist.
Mathias Für mich wäre es okay, absolut.
Angelique Keine Horrorvorstellung.
Sebastian Ja, aber wenn das völlige Normalität ist, dann brauchst du keinen Smartyfall, dann brauchst du keine speziellen Fäden, weil kann man ja überall machen. Das ist doch toll.
Mathias Du wirst trotzdem eine Institution brauchen, die Wissen vermittelt, die Plattformen anbietet. Aber im Grunde vertreten wir Freiheitsinteressen auf verschiedensten Ebenen. Gesellschaftlich, individuell, sexuell. Und wenn das dann so sein sollte, dass wir in dem Bereich frei sind, ja, gewonnen. Also ich persönlich bin nicht der Typ, der sagt, oh, so ein Mist, mein Ziel ist erreicht, ich muss mir jetzt was Neues ausdenken. Nee, das wäre wirklich ein, das wäre großartig. Und trotzdem würde Smart immer noch 10.000. Allein der Vernetzungsaspekt ist doch so groß, dass man damit mehrere Personen in Vollzeit beschäftigen könnte. Selbst wenn es absolut, selbst wenn jeder Bundeskanzler immer sagen würde, Ich trete hiermit und leiste meinen Amtsaltern. Außerdem, BDSM ist super. Selbst dann gibt es noch so viel Arbeit zu tun. Das ist genug.
Sebastian Bin, niemand wollte sich zu dem Thema auch nur in irgendeiner Art und Weise äußern.
Mathias Zur Frage, warum das noch heikel ist, ich habe am Landtag gearbeitet, Landtag NRW für eine gewisse Zeit und war dort auch damit betraut, an einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss, Dokumente mit Verschlusssachen einsehen zu dürfen und deswegen musste ich das natürlich mit dem Geheimschutzbeauftragten des Landtags NRW klären und da bin ich schon mal proaktiv hingegangen und habe dem älteren Herrn gesagt, Mensch, nur dass ihr Bescheid wisst, ich bin hier in der BDSM-Szene in verschiedensten Bereichen aktiv und Und dass du da Bescheid wirst, ich trage das auch nach außen. Und dann sagte der Geheimschutzbeauftragte zunächst mal, ja, aber das ist doch so intim und privat, das müssen wir doch gar nicht sagen. Später dann im Gespräch mit dem Verfassungsschutz, zu dem ich dann gebeten wurde, haben die mir aber gesagt, nee, das ist schon ganz richtig, dass sie uns das gesagt haben. Weil wenn sie das verborgen hätten, dann hätten wir das zweifelhaft gefunden. Und das ist letztlich die Bestätigung dafür, dass es immer noch nichts ist, wie du sagen kannst, ich züchte gern Orchideen, sondern es ist eine Sache, mit der du im Zweifel erpressbar bist, weil sonst wäre es nicht relevant. Das ist der Punkt. So weit sind wir also noch nicht, dass wir da vollständig durchatmen können.
Sebastian Okay, jetzt sind wir nochmal tief in den Keller abgestiegen, wo was alles noch nicht geht. Ich mag von euch beiden mal wissen, was würdet ihr gerne für Projekte umsetzen, was würdet ihr gerne machen, was hättet ihr gerne, was würdet ihr gerne mit dem Smart erreichen? Angelique, du bist so umtriebig. Wo sagst du, boah, das will ich auf die Beine stellen, das will ich haben, das will ich machen?
Angelique Also es gibt jetzt nichts Spezielles, also nichts, was ich benennen könnte, was ich jetzt noch nicht gemacht habe. Letztendlich sind die Sachen, die ich mache, die sind gewöhnlich durch Zufälle entstanden. Ich habe Kontakte zu Menschen bekommen, ich habe von irgendeiner Begebenheit erfahren und habe dann gemerkt, oh, da würde ich jetzt gerne einsteigen, das würde ich gerne in die Hand nehmen und machen. Also ich würde gerne, ja doch, ich kann schon eine Sache benennen. Ich würde mehr in puncto Informationsveranstaltungen wieder machen, was wir eine Zeit lang gemacht haben. Also wir hatten mal Veranstaltungen, also mehrere Veranstaltungen in Köln, die Informationen zum Thema BDSM durch Außenstehende eben beinhaltet haben, bei denen wir auch mehrere hundert Menschen aus der Szene interessieren konnten. Also für die wir mehrere hundert Menschen aus der Szene interessieren konnten. Und wir haben momentan ja nicht die Kapazität, auch an Mitwirkenden, dass wir wieder sowas organisieren. Das würde ich mir wünschen. Also der Part der Information zum Thema BDSM, der Information der Menschen aus der Szene, dass wir den nicht nur im Rahmen von Stammtischen und Gesprächsgruppen machen können, sondern wirklich regional, im regionalen Bereich größere Veranstaltungen. Das würde ich sehr gerne machen. Und ansonsten ist es eher so, dass die Themen zu mir kommen quasi oder zu uns kommen und durch Austausch dann wir erkennen, da könnten wir etwas machen, da könnten wir etwas ins Leben rufen. Also wir haben jetzt das Projekt Kinky Professionals eben, was wir etwas in Angriff genommen haben. Ja, gewöhnlich ist es dieser Weg.
Sebastian Kannst du das Projekt nochmal in zwei, drei Sätzen beschreiben, was es denn ist? Und ich verlinke es natürlich dann auch ganz brav, weil ich finde, das ist ein sehr schönes Projekt.
Angelique Ja, wir versuchen eben für die Zehn eben an Fach, wie würde ich das jetzt nennen, Matthias?
Mathias Wir haben es ja nicht mehr sonst King-Friendly Professionals genannt, weil es im Grunde darum geht, alle Menschen, die in irgendeinem Bereich mit SM betroffen sein können, also vor allem auch Therapeuten oder eben auch Justiz oder auch Coaches, die eben nicht sagen, was ist das denn, PDSM, da kann ich dir leider nicht helfen, sondern Leute, die sagen, ich weiß, worum es geht und ich kann dir trotzdem helfen und ich kann dir gerade deshalb helfen, dass wir die sozusagen in eine Liste aufnehmen, sodass Menschen, also auf der Webseite natürlich, dass Menschen sozusagen dann diese Leute kontaktieren können und auf der anderen Seite, dass wir dann diese King-Friendly Professionals auch selber untereinander vernetzen und vor allem auch darüber informieren können, was gibt es an Wissen, Wissenstransfer und Vernetzung. Das ist der Kern. Weil gerade auch im Bereich Therapeuten, es gibt, Ich werde das immer wieder gefragt, sowohl als Smartie als auch als Veranstalter von der Dark Design. Mich schreiben Leute an, Mensch, ich brauche einen Therapeuten, eine Therapeutin da und da, kannst du mir weiterhelfen? Und ich habe inzwischen meine eigene Liste dann gemacht, um wenigstens teilweise helfen zu können. Aber das ist aus meiner Sicht eine klassische Aufgabe, die smart gut zu Gesicht steht, genau das zu tun.
Sebastian Okay, also es ist im Prinzip ein Branchenbuch.
Mathias Wenn man so will.
Sebastian Das heißt, wenn das jetzt hier Menschen hören, die sagen, ja, ich bin da total entspannt und würde gerne da drauf kommen, dann können die euch einfach kontaktieren.
Mathias Absolut.
Angelique Wir haben über unsere Internetseite auch immer wieder Anfragen in dem Bereich eben von Menschen, die Kontakte suchen zu Professionals, die mit dem Thema BDSM vertraut sind, die auf jeden Fall nicht ablehnend sind. Und es ist immer wieder eine Herausforderung, dann entsprechende Kontakte zu vermitteln, weil es dieses Branchenbuch nicht gibt.
Sebastian Vielleicht muss ich da einfach mal fragen, also es geht um Therapeuten, da kann ich das nachvollziehen, weil wenn man denen einen wichtigen Aspekt des Lebens verschweigt, dann können die einem möglicherweise nicht helfen. Wer ist da noch drauf, außer Therapeuten zum Beispiel?
Angelique Wir hatten zum Beispiel auch schon Anfragen von Eltern, die eben Probleme hatten mit Jugendamt zum Beispiel, weil sie eben als BDSM-er entlarvt worden sind und auf einmal das Jugendamt sich eingeschaltet hat. Das heißt, wir haben auch aus dem rechtlichen Bereich Menschen gesucht, Anwälte etc., die das Thema BDSM kennen, die eben bei solchen Problematiken mit Jugendamt was dazu sagen können, also in unterschiedlichen Bereichen.
Mathias Coaches, gerne auch Institutionen, also Coaches. Polizei, Justiz, wer da immer glaubt.
Sebastian Warum braucht man die? Ich ahne es schon, aber es wäre schön, wenn ihr es sagt.
Mathias Warum braucht man wen?
Sebastian Warum brauche ich in der Justiz Menschen, die BDSM gebildet sind?
Mathias Weil das große Problem ist das nach wie vor, ich hatte das schon angedeutet, dass es eben nicht so ist, ob ich lieber Omelette oder einen Burger mag. Wenn es zum Beispiel um die Einschätzung von Kindeswohlfällen geht, dann ist manchmal in Bereichen der Justiz immer noch eine Haltung am Start, die eben automatisch vermutet, solange jemand BDSM ausübt, wer auch immer, ist das Kindeswohl gefährdet. Das ist natürlich dann für die betroffenen Personen ausgesprochen tragisch und es ist inhaltlich eben falsch. Auf der Webseite findet man übrigens hier den, also wir haben das unter Projekte, da ist King Friendly Professionals und da ist auch eine Mailadresse, da kann man sich dann an uns wenden.
Sebastian Wir haben die noch gar nicht gesagt. Smart-EV.de. Und da findet man dann alle Termine. Das hört sich jetzt schon nach Verabschiedung an. Ist es nicht. Man findet dort Termine, eben jene Professionals. Was haben wir noch?
Mathias Noch ist die Seite leer. Wir starten es gerade.
Sebastian Ach, die ist leer?
Mathias Erschütternd.
Sebastian Ich habe sie doch eben gesehen.
Mathias Nein, nein. Ja, die Seite gibt es. Aber es sind noch keine Leute gelistet. Die müssen ja dann auch zustimmen. Wir haben zwar Kontakte, aber wir haben sie noch nicht alle gelistet.
Angelique Bisher geschieht es auf Anfrage eben. Wenn wir eine Anfrage haben, sei es letztens zum Beispiel ein Proktologe, der in puncto BDSM vertraut ist, dann versuchen wir zu vermitteln und Kontakte zu finden in der Stadt zum Beispiel.
Mathias Damit niemand mehr erklären muss, dass er rückwärts in die Glasflasche gefallen ist oder so.
Sebastian Ja.
Mathias Alle zwei Jahre gibt der Spiegel einen Artikel über genau die Thematiken raus, was in Krankenhäusern geschah und alle zwei Jahre wird das abgedatet und ja, muss man nicht haben.
Angelique Also ich war auf jeden Fall sehr froh, dass ich tatsächlich in der Stadt einen Proktologe nennen konnte. Also ich habe mich bemüht, habe verschiedene Kontakte eben angeschrieben bzw. Angerufen, die ich hatte und ich konnte diesem Menschen tatsächlich weiterhelfen mit einem Proktologen, BDSM-affin in seiner Umgebung.
Sebastian Achso, du hast dann wirklich recherchiert für eine Anfrage und konntest helfen. Das ist ja toll. Das ist ja wirklich genau Hilfe und dann wird geholfen.
Angelique Unser Bestreben oder mein Bestreben. Gerade wenn ich sehe, dass Hilfe benötigt wird, dann bin ich gut vernetzt. Smart ist gut vernetzt und da können wir oft einfach helfen. Dann sind wir zufrieden, wenn wir das können.
Mathias Wir tun, was wir können und ich würde mir wünschen, dass wir in die Lage versetzt werden, noch mehr zu können.
Sebastian Ja, Matthias, ich habe die Frage eben an Janik gestellt, dir aber nicht. Zukunft. Also ja, du möchtest natürlich, dass ganz viele Menschen sich um das Amt des Kassenwarts bewerben.
Mathias Das wäre eine schöne Sekundärfolge. Das wäre eine tolle Sekundärfolge, wenn ich das nicht machen müsste.
Sebastian Aber wo sagst du, Mensch, das wäre wichtig, dass das in einem endlichen Zeitraum im Smart passiert.
Mathias Ich weiß nicht, ob ich das noch erleben würde, aber ich würde es mir wünschen, zumindest die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass tatsächlich smart... Gemeinnützig wird und dann tatsächlich die Möglichkeiten hat, die ich eben in anderen Bereichen auch wahrnehmen kann, entweder an Fördermittel zu kommen oder solche dann politisch anzuregen, dass wir in die Lage versetzt werden, einfach das, was wir tun, in größerem Maßstab tun zu können und im Zweifel dann auch, wenn es sonst niemand anders tut, bundesweit. Alleine der Vernetzungsaspekt.
Sebastian Aber mehr Geld macht ja nicht mehr Leute und mehr Menschen, die was leisten können.
Mathias Das ist verständlich. Wenn du Leute bezahlen kannst, findest du auch mehr Leute, die was tun Das muss ja kein Fulltime-Job sein. Aber wenn du 450 Euro Minijobs oder irgendwas schaffen kannst, so bitter es ist, das hilft natürlich schon dabei. Mir wäre natürlich auch lieber alle schreien, freiwillig, yeah, aber wir hatten das ja schon beschrieben. Die meisten Leute selbst, die können, möchten nicht, weil ihnen, das will ich auch gar nicht zu sehr kritisieren, andere Aspekte ihres Lebens wichtiger sind und das ist ja auch oft nachvollziehbar. Ich meine, man will jetzt nicht so sehr in ein gesellschaftskritisches Renten kommen, aber wenn man erwartet, die Leute sollen möglichst noch, hat sich durch Corona ein bisschen geändert, acht Stunden arbeiten, mindestens eine Stunde Pause haben, eine Stunde Arbeitsweg in die Richtung ist völlig akzeptabel, dann müssen sie sich nur um die Kinder kümmern, gesund essen und Ökobauern sollen sie auch noch, politisch engagieren auch noch und Sport bitte nicht vergessen. Der Tag hat aber dummerweise nur 24 Stunden und die meisten Menschen schaffen das einfach nicht. Außer sie sind so bekloppt wie wir beide und verbraten einen großen Teil ihrer Freizeit dafür. Das heißt, Geld ist natürlich schon ein Motivator und macht eben auch Dinge möglich und das wäre schon super, wenn man zum Beispiel so eine Sache wie diese Vernetzungsgiste, King Friendly Professionals, wenn man eben sagen könnte, hier, Minijob, so und so viel Stunden die Woche, mach bitte nur das.
Angelique Dann hätten wir schon eine Liste mit King Professionals tatsächlich.
Sebastian Vielleicht kann ich ja ein bisschen dazu beitragen. Wie gesagt, die Menschen sollen sich bei euch melden und im Zweifel auch Leute vorschlagen. Und ich glaube, das ist dann auch egal, wo die herkommen.
Mathias Absolut. Aber das wäre mein Ziel.
Sebastian Okay, also tatsächlich, dass das so viel ausmacht, die Gemeinnützigkeit, weil es ist ja eigentlich nur so ein steuerliches Konstrukt. Aber okay, okay. Also wirklich Leute, also im Zweifel Personal, ein bisschen Professionalisierung, das sind Ziele und wie man die erreichen kann, das werde ich dann glaube ich bei euch in Zukunft, wenn es dann soweit ist, nochmal nachfragen müssen. Ich mag noch ein bisschen wissen, so zum Abschluss, was für Projekte konnten nicht realisiert werden. Also Mitglieder kommen mit Ideen und dann sagt ihr, ne, ihr habt euch das genau angeguckt, dann müsst ihr leider sagen, nein, es tut uns leid, aber die olympischen BDSM-Spiele, die können wir leider nicht machen, aus irgendwelchen Gründen. Also was war nicht realisierbar oder nicht realistisch oder was hat auch einfach mal nicht geklappt? Also nicht, weil die Leute keine Lust hatten, sondern weil vielleicht Gründe dagegen sprechen, mit denen ich jetzt nicht rechne?
Mathias Also ich würde tatsächlich sagen, etwas, das aus inhaltlichen Gründen nicht funktionieren würde, ist ganz selten. Also wir haben eine Menge Projekte, die funktionieren könnten. Auch das Smart Archiv könnte ja auch mal professioneller gemacht und auch wieder durchforstet und aktiviert werden letztlich. Es gibt nur manche Sachen, die dann so einfach in den Raum geworfen werden. Mehr Feten oder sonstige Sachen.
Sebastian Mehr Fesen, okay.
Mathias Genau, aber da gibt's dann auch das ganz klar für für, was wir auch vorhin schon angesprochen haben, für kleinere Fäden, außerhalb von jetzt zum Beispiel smart intern, also einfach mal, Weihnachtsfeiern oder irgendwas, wäre es Quatsch, wenn Smart da jetzt auch trotz der jahrlangen Erfahrung, jahrzehntelangen Erfahrung vielleicht, warum sollten wir mit anderen professionellen Veranstaltern konkurrieren, die auch da versuchen zu überleben im kleinen Bereich, warum sollten wir denen eine Konkurrenz machen, das macht einfach keinen Sinn, es gibt so viele, auch durchaus gute Feten für jeden, ist da was dabei und wenn man dann sagt, Mensch, wenn du eine interne Fete machen willst, dann mach das doch gerne, guck doch mal wann, wo, wo würdest du es denn haben, sprich man fragt die Person, wo würdest du ansetzen wollen, sagt die, Nee, nee, ich wollte nur anregen, mehr Feten, den Rest müsstet ihr schon euch selber ausdenken.
Sebastian Gut, dann ist das ja eine Kritik. Also es gab jetzt nichts, was irgendwie vom Konzept her auch scheitert. Also ich meine, wenn jemand kommt mit einer Idee und dann fängt man an zu recherchieren, kann man das machen, wie geht das etc. Oder scheitert es manchmal vielleicht auch an irgendwie externen Einflüssen, wie die Location gibt den Laden nicht her, ist kurzfristig und all solche Sachen. Es scheint ja sehr entspannt zu sein alles.
Angelique Also ich habe nicht die Erfahrung von Matthias natürlich, aber ich kann mich jetzt an nichts erinnern, was vom Inhalt her nicht, also wo wir gesagt haben nein, sondern ich meine das mit den Fäden, das sehe ich wie Matthias. Das ist tatsächlich etwas, was immer wieder an uns herangetragen wird, weil eben noch der Glanz der alten Fäden eben da ist.
Sebastian Achso, du meinst, es wird romantisiert?
Angelique Absolut, absolut, aber in hohem Maße sogar werden diese Smartfäden romantisiert. Aber es liegt, wenn Projekte nicht stattfinden, nicht ausgeführt werden, liegt es eigentlich an der Manpower, an der Zeit. Und ja, da können... Da ist kein Aufruf, eben fehl am Platz, kein einziges Mal Aufruf, dass eben Menschen, die interessiert sind an einer Zusammenarbeit, sich an uns wenden. Also wir brauchen viel mehr Manpower, um viel mehr machen und auf die Beine stellen zu können.
Mathias Gerade wurde nochmal von Klaus, unserem Gastgeber hier und auch dem Leiter der Krefelder und Mönchengladbacher Smartgruppe auch nochmal darauf hingewiesen, losgelöst davon, was jetzt vielleicht als Projekt oder so nicht funktionieren könnte, weil es utopisch ist, aber sowas hatten wir nicht, ist natürlich auch nochmal ein Problem. Corona hat zwei Jahre lang das Live-Treffen von Stammtischen verhindert. Und das wirft natürlich auch viele der Smart-Gruppen zurück, weil sich soziale Bindungen, die bestanden haben, aufgelockert oder sogar aufgelöst haben und viele Leute auch, ich weiß nicht, ob das auch mal eine persönliche Erfahrung ist, viele Leute haben sich schon sehr isoliert und tun sich tatsächlich schwer, jetzt im wahrsten Sinne des Wortes, aus ihrer Höhle wieder rauszukriechen. Also das ist zum Beispiel etwas, was die Sache erschwert hat, aber um nochmal auf die Frage auch konkret zu antworten, ich hätte jetzt keinen Projektvorschlag im Kopf, der wirklich von vornherein illusorisch gewesen wäre, wo gesagt wird, das ist Quatsch. Machbar ist ganz vieles.
Sebastian Pass auf, dann nutze, verwende ich das jetzt mal gegen dich, also pass auf man kann an den Smart mit jeder Projektidee herantreten, dummerweise muss man auch dann selber etwas dazu beitragen, ich mag euch einfach die Gelegenheit geben, werbt hier flammend um Mitglieder, wenn die hier aus der Region kommen also rein Ruhe, dann hat das den Vorteil, dass es auch Angebote um die Ecke gibt aber wenn ihr um Mitglieder werben möchtet und ihnen Perspektiven anbieten wollt und sagen wollt, kommt her, wir wollen euer Geld und eure Leistung und eure Ideen, dann habt ihr von mir jetzt freie Hand und die Gelegenheit, alles dazu zu sagen, was ihr möchtet.
Mathias Dann starte ich einfach mal. Also du fühlst dich in irgendeiner Szene BDSM-mäßig aktiv, der Szene verbunden, du möchtest was bewegen, du möchtest nette Leute kennenlernen und mit denen zusammen was starten und du denkst, dies und das und jenes könnte man nochmal irgendwie machen. Also wir haben auf jeden Fall die Erfahrung, die Reichweite und die Manpower eben noch nicht in dem Ausmaß, wie du das vorstellst, aber komm einfach mal vorbei, komm zu unseren Gruppen, schau dich in verschiedenen Gruppen an, alle Termine sind auf der Webseite, bald wieder im Joy, auch in der SZ und guck, ob du da nicht ein paar nette Leute findest, mit denen du zusammen was machen kannst. Und im Zweifel kannst du eben auch Mitglied werden, aktiv dazu beitragen oder auch uns mit einer Idee an den Vorstand dich wenden und sagen, hey, ich hab eine gute Idee und wir sind absolut willens, gute Ideen umzusetzen. Aber wie wie der liebe Sebastian gerade schon gesagt hat, es reicht nicht, einen tollen Zettel reinzureichen und eine Mail zu schreiben, das würde ich jetzt gerne mal, sondern... Du bist dann schon selbst auch gefragt, selbst mit daran zu wirken, dass das umgesetzt wird. Und das Schöne ist, das ist toll, dass du das gerade noch gesagt hast. Ich sage das auch seit Jahren immer wieder. Smart ist nicht nur eine Plattform und Vernetzung, sondern es bietet auch die Bühne für jeden und jede, dich selbst auszuprobieren, in einem geschützten Raum zu lernen, mit anderen zu kommunizieren, zu interagieren, dich zu vernetzen, reden zu lernen, organisieren zu lernen. Und zwar nicht im luftleeren Raum, sondern wir unterstützen dich. Smart ist auch, klingt vielleicht ein bisschen doof, eine Wachstumsplattform. Wer einmal auf einer Smart-MV, ich hatte das schon skizziert, sich da durchsetzen musste oder vor 50 Leuten reden musste, im heißesten Sturm der Entrüstung, der ist dann auch geschult fürs restliche Leben. Wer einmal für Smart irgendwas organisiert hat, der hat einen Schritt weiter dazu getan, sich selbst sozusagen weiter voranzubringen und eben andere mit. Also bitte nicht zögern, seid einfach dabei.
Angelique Das war eine tolle Werbeveranstaltung für Smart.
Sebastian Ich bin mir jetzt für nichts zu schade, gebe ich ehrlich zu. Angelique, wäre doch schick, mehr Leute, mehr Spaß. Ja, absolut.
Angelique Also ich, gerade in, puncto Frauen und, Frauenförderung, feministische Aspekte, da würde ich auch gerne mehr tun oder mich darauf noch mehr spezialisieren, mehr als auf andere Aspekte. Und da würde ich sehr gerne Mitstreiterinnen haben in dem Bereich.
Sebastian Ja, das muss ja mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht klappt. Und ganz ehrlich, ich bin damals selber in eine Szene reingekommen. Es gab Stammtische, es gab Partys, es gab sogar den einen oder anderen Laden in der Stadt, wo man irgendwie passendes Zubehör gefunden hat. Und es gab auch ein paar Online-Shops. Also ich kam mit Interesse hin und es gab Dinge. Es gab Umgebung, es gab Szene, es gab Leute und in meinem Tempo konnte ich mich rantasten. Wenn alles nur noch kommerziell wäre oder eine Plattform, die in irgendeiner Form politisch ist, von einem Konzern oder irgendwas und immer auch angsthaft muss, geschlossen zu werden, das ist ja das Schöne an Vereinen, die sind unabhängiger, ähm, Ich habe diese Szene vorgefunden und ja, ich habe mit ihr Spaß gehabt, sie hat mich aufgenommen, sie hat mich gehasst und ich habe sie gehasst und wieder alles zusammen und alles wie so eine Soap.
Mathias Sie küssen und sie schlugen sich.
Sebastian Ja, aber es war da und es war verlässlich da und mir ist es wichtig, dass morgen, übermorgen und auch noch in 2000 Jahren irgendeine Art von BDSM-Szene existiert, auf die die Menschen, wenn sie das möchten, zugreifen können. Und ich glaube, hier kann man einfach, das ist mit der Werbeveranstaltung gar nicht so falsch, Angelique, aber ich finde, das ist auch wieder so ein Baustein. Mein Gott, es kennen sich so viele Leute mit irgendwas aus im Bereich BDSM. Die haben so viel Wissen angesammelt und gelesen. Dann geht es auch weiter. Dann haben alle was davon. Und dass ihr beide euch ja heute den ganzen Tag Zeit genommen habt, durch die Gegend gefahren seid für mich und dass wir diesen Termin hinbekommen haben und auch vorher schon das Absprechen, das ist nicht selbstverständlich. Deshalb sage ich mal ganz herzlich vielen, vielen Dank. Ja, ich überlasse euch beiden einfach hier die letzten Worte und verabschiede mich schon mal von Folgenummer. Ich habe die Folgenummer noch nicht rausgefunden, aber. Ihr seid dran und von meiner Seite vielen Dank. Macht's gut.
Angelique Ja, also wir sagen dir natürlich auch vielen Dank, dass wir SMART und unsere Arbeit vorstellen durften. Und ich denke, beziehungsweise ich weiß, dass das Thema SMART damit noch gar nicht eben vollkommen umrissen ist. Dass es viele Aspekte noch gäbe, also speziellere Aspekte, die vorgestellt werden können. Und vielleicht ergibt sich ja die Gelegenheit, nochmal etwas in dem Zusammenhang zu machen. Und da stünde auf jeden Fall Matthias zur Verfügung. Das weiß ich auch. Ja, und ich bin mal gespannt, was diese Sendung bewirkt, ob sie etwas bewirkt, ob Menschen sich an uns wenden. Das würde ich mir sehr wünschen. Und ja, mal sehen. Ich danke dir auf jeden Fall für die Plattform, die du uns gegeben hast damit.
Mathias Genau dasselbe wollte ich auch sagen. Erstmal vielen Dank für deine Zeit und für die Plattform und ja, ich glaube auch tatsächlich, dass da noch Raum wäre für eine zweite Folge, dann vielleicht mit spezifischen Details, wenn das von irgendjemandem irgendwann mal gewünscht ist. Aber ich freue mich natürlich auch auf Reaktionen dazu und möchte vor allem aber auch das Kompliment zurückgeben. Ich glaube, dein Podcast ist auch eine großartige Plattform für Informationen genau zu dem Bereich BDSM. Und also deswegen auch ein Dank an dich, dass du das machst.
Sebastian Jetzt sage ich doch noch was. Ich wollte ja nichts mehr sagen. Das mit den letzten Worten klappt nie. Ich habe noch keine Podcast-Folge allein gemacht. Es liegt immer an den Menschen, die mitmachen. Und ihr beiden vielen Dank für die Zeit. Macht's gut. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.
Angelique Tschüss.
Mathias Tschüss.

Kommentare & Fragen

La Strasbourgeoise / Angélique
21.05.22

@BratApfel
Sollte es dich irgendwann wieder ins Ruhrgebiet verschlagen, melde dich gerne. Archive sind geduldig :)

BratApfel
18.05.22

Schöne Folge, es klingt als würdet ihr echt gute Arbeit machen.
Das mit der fehlenden Interessenvertretung auf Bundesebene ist echt schade.
Würde ich nicht gerade noch weiter wegziehen, würde mich als Historikerin ein unerschlossenes Archiv doch sehr reizen.

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