Cover Mai - Gekonnt eskaliert

Mai - Gekonnt eskaliert

Konsequent eingewickelt & entwickelt

04.11.24
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Cover Mai - Gekonnt eskaliert

Episodenblog

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Konsequent eingewickelt & entwickelt

Ich habe Mai besucht und wir haben geredet.

Zu Hause in ihrem Wohnzimmer, dass gar kein Wohnzimmer ist, sondern ein Raum der genau, exakt und perfekt für Bondage gemacht wurde. Bei gutem Tee sprechen wir natürlich über Mai von Anfang an. Klar hat sie irgendwann mit BDSM angefangen und Seile waren damals nicht so ihre Freunde. - Das hat sich - zum Glück - sehr geändert und wenn ihr jetzt glaubt, dass wir heute nur über Knotenkunde sprechen. Nein! Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein!

Diese Folge ist aktuell die längste von allen In Knapp 4 Stunden bewerfen wir euch mit: Seil, Bondage, Erfahrungen, Beziehungen, Poly, Workshops. Wir sprechen über schwere Drucker - die logische Alternative zu Stein. - Warum RiggerInnen auf Fotos so oft fehlen, warum Bondage und Sex ein echt gutes Team sind und dann, nach gut 3 Stunden machen wir das große Fass über - ich provoziere jetzt etwas - toxische Safespace-Bedürfnisse in der Szene auf. Was wollen wir und wie wohl müssen wir uns fühlen und ab wann machen wir anderen damit ihr Spielfeld kaputt. - WOW! Schauen wir mal, ob ich zu weit gegangen bin.

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Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:01:22
Einleitung
00:04:08
Begrüßung
00:06:04
Die erste Beziehung
00:10:28
Unten angefangen und Dopamin tanken
00:19:25
Mini-Drehbücher und Pleasing
00:27:10
Seil war furchtbar
00:27:34
Mais Wohnzimmer
00:29:53
Vanilla-Sex
00:33:12
Die nächste Beziehung ohne Dynamik und Poly
00:38:46
Heiraten, Kinder, nein!
00:47:00
Umbruch 2017
00:49:13
Doch noch Seil
00:51:50
Englische Sprache
00:53:22
Erste Stammtische
00:54:16
Knoten sind einfach
00:58:16
Seil ist toll weil...
01:06:51
Das Seil ist das verdammte Tool
01:15:14
Was ist denn das mit dem Stein?
01:21:08
Nach der Technik kommt das Spielen
01:24:47
Foto-Fakes und Abkürzungen
01:32:23
Auch mal selbst fesseln lassen?
01:36:00
Fehler müssen gemacht werden
01:43:48
Fehler zugeben und Sicherheit schaffen
01:51:11
Teezeremonie
01:54:04
Bondage ist zum Sexmachen da
02:07:59
Naka-Stil, Kinbaku...und Brüste abbinden
02:11:57
Gemachte Brüste und Bondage
02:17:13
Nachbarn und Hausmeister
02:18:54
Unten spielen & Kennzeichen
02:22:39
Diskussion: Männer, Frauen, Toxic-Safespaces
02:36:24
Ich glaube nicht an Safespaces
02:59:15
Bondage ist das neue Yoga
03:03:26
Der Urpsrung von Bondage
03:07:42
Das Ding der Woche:
03:16:14
Hope-Study-Group zu Hause
03:27:12
Shorts
03:36:24
Das A oder B-Spiel
03:44:57
Verabschiedung
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Sebastian Teilbearbeitetes Transkript...es wird weiter dran gearbeitet. (Podcastintro) Hallo und herzlich willkommen zur Kunst der Unvernunft. Mein Name ist Sebastian Stix und hier darf ich mit Kinky Menschen über alles sprechen. Wir haben hier kein BDSM-Thema, die Person steht im Mittelpunkt. Und warum ich heute so schnell rede, werdet ihr gleich erfahren. Ihr wisst ja, Bondage, das ist nicht so ganz meins. Da habe ich einfach kein Talent für. Und dann gab es ja auch schon einige Folgen mit Schwerpunkt Bondage. Aber ich verspreche, auch wenn an dieser Folge Bondage dran steht, keine ist wie diese. Ich bin nämlich nach Westen gefahren und habe Mai besucht. Zu Hause in ihrem Wohnzimmer, das gar kein Wohnzimmer ist, sondern ja ein Raum, der exakt, perfekt und genau für Bondage gemacht und entworfen wurde. Bei einem guten Tee sprechen wir natürlich über Mai selbst. Klar hat sie irgendwann mit Bondage angefangen und Seile waren damals auch gar nicht so ihre Freunde. Das hat sich aber zum Glück extrem geändert. Und wenn ihr jetzt glaubt, dass wir nur über Knotenkunde und sowas sprechen, nein, nichts könnte von der Wahrheit weiter entfernt sein. Diese Folge ist die aktuelle längste von allen mit knapp vier Stunden und wir bewerfen euch mit Themen wie Seil, Bondage, Erfahrungen, Beziehungen, Poly, Workshops. Wir sprechen über besonders schwere Drucker, die logische Alternative zu Stein, warum Rigger und Riggerinnen auf Fotos so oft fehlen und warum Bondage und Sex ein echt gutes Team sein können. Und dann nach gut drei Stunden machen wir endlich das ganz große Fass auf. Ich provoziere jetzt ein bisschen. Wir sprechen über toxische Safe-Space-Bedürfnisse in der Szene. Was wollen wir und wie wohl müssen wir uns fühlen und ab wann machen wir damit anderen ihr Spielfeld kaputt? Wow, schauen wir mal, ob ich hier ein bisschen zu weit gegangen bin. Auch bei dieser Folge lohnt sich ein Besuch von kunstderunvernunft.de. Kommentiert die Folge super gerne, schaut auch gerne in die Bilder rein. Mai hat mir den Fotoordner ordentlich voll gepackt Und wenn euch vier Stunden etwas lang sind, es gibt einen Haufen Kapitelmarken. Wenn euer Player die unterstützt, nutzt sie gerne. Damit könnt ihr auch in Zukunft zum Beispiel immer diese Einleitung überspringen und direkt zur Folge kommen. Noch eine Technik-Sache genau zu diesen Bildern. Ich bekomme Montag morgens immer ganz viele Mails und Telegram-Nachrichten, dass ja die Bilder und das Transkript und die Gäste auf der Webseite fehlen. Das ist richtig, geht im Moment aber noch nicht anders, weil die Webseite sich nachts auch erst immer die Folge holt. Und dann muss ich diese Informationen ergänzen. Also Montagmittag setze ich mich dann immer hin und mache das soweit. Im Zweifel schaut also einfach später rein. Ich arbeite aber schon, auch das in Zukunft hinzukriegen. Nun geht es aber los mit der aktuell längsten, aber auch einer der spannendsten Folgen des Jahres. Los geht es mit Folge 119 mit Mai. (Podcastintro) Liebes Publikum, wusstet ihr, dass irgendwo im Westen eine Brücke gesprengt wird, die dazu führt, dass ich heute die Vorzüge des Schienenersatzverkehrs genießen dürfte? Aber egal, ich bin in Bielefeld gelandet und es hat sich jetzt schon gelohnt, kann ich euch sagen. Ich bin hier bei Mai, hallo.
Mai Hi.
Sebastian Ja, und deine Wohnung in ah, großen Anführungszeichen ist gar keine Wohnung, sondern das hier ist eigentlich der Traum von allen Menschen, die Seil mögen.
Mai Vielen Dank.
Sebastian Wir sitzen hier auf dem Boden, auf so einem, nein nicht auf dem Boden, hier auf einem, auf großen Kissen und hier ist alles gemütlich und gepolstert und ich habe einen schönen Tee bekommen. Ja, hier fehlt ein Fernseher, ich fange mal direkt mit dem Offensichtlichen an, sondern hier hängt Bambus von der Decke und ah, ist das schön hier.
Mai Vielen, vielen Dank.
Sebastian Ja, und wir werden hier heute ganz viel Spaß haben. Es wird heute um Seil gehen, liebes Publikum. Und um Seil und und öh, ich werde versuchen, so wenig Seil wie möglich in der Folge vorkommen zu lassen. Mal sehen, wie lange du das aushältst. (Sebastian lacht)
Mai Es liegt hier, es sind eineinhalb Kilometer Seil mindestens hier. Irgendwann wird uns das über den Weg fallen.
Sebastian Also man könnte von hier zum Bahnhof, wenn ich jetzt nicht so viel verrate, könnte man quasi eine Leine legen.
Mai Doppelt. Also man muss ja immer das Seil auch doppelt legen. Ganz wichtig.
Sebastian Das könnten wir.
Mai Genau, könnten wir machen.
Sebastian Sehr gut. Also wir sind ja wirklich mitten in der City und hier plätschert draußen ein Brunnen. Wenn man den zwischendurch mal hört, dann sei es so. Und ich freue mich total, dass das hier heute geklappt hat. Ich habe den Tee, ich habe... ein echt gemütlichen Platz bekommen und eine Gesprächspartnerin, wo die ja, wo die, diese erste Mail von dir, die war schon ein bisschen länger, und du hast mich mit folgendem Satz bekommen: "Die schleichende, konstante Entsexualisierung von Bondage macht mich wütend!" Und ich dachte, ach, die Seite gibt's auch, sehr schön, die muss in den Podcast. Und dann haben wir ein Vorgespräch gemacht, das war großartig und trotzdem muss das Publikum sich noch etwas gedulden, wir müssen vorne anfangen, ne?
Mai Wir müssen vorne anfangen und ich muss zu dieser Mail sagen, ich war sehr aufgeregt, als ich sie geschrieben habe. Es war mitten in der Nacht. Ich habe ja gedacht, oh, ich schreibe mal ganz kurz einfach so ein bisschen.
Sebastian Ein bisschen?
Mai Dann war ich ein bisschen abgelenkt. Dann war es ein riesiger Wall of Text. Ich habe gedacht, ich schicke das jetzt ab. War dann sehr aufgeregt.
Sebastian Und da kam nichts, ne?
Mai Du hast ziemlich schnell geantwortet. So...
Sebastian Das darf man nicht verraten, dass es auch mal schnell gehen kann.
Mai Achso nein, es hat natürlich ganz lange gedauert. Ich habe währenddessen viel geweint auf meinem Fensterbrett mit Blick auf die Stadt. Ja, öh, da haben wir uns darüber unterhalten und das, was ich da gesagt habe, mit dem, "es macht mich wütend", ich habe mich da noch E-Mail-neutral ausgedrückt. So... Ich habe starke Gefühle.
Sebastian Die sollst du haben, die sollst du zeigen.
Mai Sehr schön.
Sebastian Gucken wir mal, wo die Gefühle herkommen. (Mai: Ja) Tradition, wir fangen an mit, ja, hallo Kink, wie hast du den gefunden und wann? Achso, ich habe gar nicht erwähnt, du bist 43 Jahre alt. (beide lachen)
Mai Ja, 43 Jahre alt, bin ähm gar nicht gebürtig hier aus dieser Stadt, lebe hier seit irgendwas zwischen 12 und 15 Jahren. Wie bin ich zum Kink gekommen? Ähm, puh.
Sebastian Also, wie fing das überhaupt mit dem Sex und dem, mit den Sachen machen überhaupt an bei dir?
Mai Ähm, das sind so zwei Entwicklungen, würde ich sagen. Ähm, das eine ist so der Einstieg in Kink, ganz direkt hier, das ist übrigens dieses Ding mit den vier Buchstaben, das machen wir jetzt, ist im Rahmen meiner ersten Beziehung passiert. Da habe ich wen kennengelernt, den fand ich ganz toll und ganz hot (heiß) und überhaupt. Und die Person hat mir gleich von Anfang an gesagt, hör zu, ich stehe auf BDSM, wenn das für dich nicht drin ist, dann ist das ganze Ding hier irgendwie eh ähm gegessen. Hier ist übrigens ein Buch, lies dich ein.
Sebastian Okay, wie alt?
Mai Ich war 17.
Sebastian Mhm, du wusstest vorher noch nichts davon.
Mai Ich wusste vorher von dieser Existenz, dieser vier Buchstaben wusste ich nichts, nein.
Sebastian Auch da streue ich nochmal fürs Publikum die nächste Info ein. Äh, Top-Leaning-Switch (Anmk: Top übt zu switchen), passt?
Mai Ja, Top-Leaning-Switch passt absolut.
Sebastian Perfekt, so und damals auch schon?
Mai Ähm, damals habe ich…
Sebastian Was wollte er von dir?
Mai Öhm, ich habe, also man muss dazu noch drücken, das kleine Büchlein, was mir ausgehändigt wurde ist einer der, glaube ich, Klassiker kann man mittlerweile sagen. Der Herr aus Hamburg, Grimme, die Basics, also es war wirklich, äh, äh...
Sebastian Er hat dir das BDSM, das SM, nicht BDSM-Handbuch, das SM-Handbuch hat er dir in die Hand gedrückt.
Mai Genau das, genau das.
Sebastian Das heißt auch, glaube ich, immer noch SM-Handbuch. (Mai: Ja.) Der Titel ist an sich falsch.
Mai Ja, da ist vieles, was wahrscheinlich editierungswürdig ist. Es ist halt aber damals in den, wir reden, wir sind ja in den 90ern, ne, also Ende der 90er ist das halt ein Staple gewesen und auch meiner Meinung nach in dem Zeitpunkt ein wichtiges Buch. Man blickt heute ganz anders drauf, aber wir haben jetzt einfach einen Wissensvorsprung von über 20 Jahren.
Sebastian Weil ich nicht weiß, ob das wenn ich heute 17 wäre, mir würde jemand das Buch (Mai: Katastrophe!) in die Hand drücken oder da ist TikTok. Da weiß ich jetzt nicht, was schlimmer ist.
Mai Man kann es vielleicht einfach so beantworten. Ich habe das Buch öhm, mittlerweile nach London geschickt, ins äh, Kink Archive, weil es da halt einfach ein Bestandteil der Sammlung werden wird. Sie haben sich sehr gefreut und gesagt, das sie es super finden, weil das halt auch, ich habe halt noch einen alten Druck gehabt und sowas wird da gern gesehen. Aber ja, keine Ahnung. Ich bin halt zu alt für TikTok, glaube ich. Das ist mir zu schnell. Aber back to the topic. Öhm, hab dieses Buch mir durchgelesen. Ähm, habe auch eine Woche mir Zeit genommen. Habe am Ende des Buches beschlossen, klingt cool, machen wir.
Sebastian Was wolltest du denn machen? Ich meine, da steht viel drin. Top und Sub und hmm und ha.
Mai Keine Ahnung, alles.
Sebastian Oh.
Mai Also weiß ich nicht, irgendwas. Alles erleben zum maximalen ...äh ja. Erstmal irgendwie alle möglichen Erfahrungen, Erlebnisse machen. Dopamin, Adrenalin, alles. Es ist neu, es ist aufregend, will ich haben.
Sebastian Ja, ADHS steht auch im Raum. Ich sage das jetzt auch, weil ich weiß, es gibt viele Menschen, die sagen, kannst du mal darüber ne Folge machen? Da sage ich, na, das ist ja keine BDSM-Kernkompetenz, kann aber ne BDSM-Superkraft sein. Oder das Gegenteil, je nachdem. Ähm, die Diagnose ist aber recht spät bei dir gekommen, aber im Grunde dieses Dopamin ist geil, das Gen war schon da.
Mai Voll. Das, das ist genau, das das also was der Grund für dieses, oh mein Gott, ich brauche aufregende Dinge und davon ganz viel oder oh mein Gott, ich brauche Abwechslung und ganz viel, dass ich den nen offiziellen Zettel habe, wo was draufsteht, das ist vielleicht drei Jahre alt, aber äh, ich meine jeder, der irgendwie spät diagnostiziert ist, weiß halt, kann halt zurückgucken und weiß genau, wie die eigene Jugend aussieht. Das war bei mir nicht anders. Eingestiegen, bin ich auf der Untenseite, so zum mal Lernen. Ähm und die Person, mit der ich das gemacht habe, was ich halt auch super witzig finde, das ist glaube ich Nummer 4. Nummer 2.
Sebastian Ach was?!
Mai Ja.
Sebastian Flo, Florian, Nummer 2?
Mai Das ist Flo, Nummer 2.
Sebastian Folge 2. Sehr schön.
Mai Ja, das ist ähm, meine erste, Langzeitbeziehung so gewesen. So dieses, das, was ich dann so aus dem üblichen Teenager-Zwei-Wochen-Dinge oder so bewegt, sondern das ist wirklich ne lange Beziehung gewesen für das Alter. Ähm, es ist die erste feste Beziehung gewesen und es ist die erste Beziehung gewesen, die nen ganz ganz klaren BDSM-Kontext hatte. Also everything als allererstes und dann gleich.
Sebastian Das ist insofern witzig, weil er jetzt ja auch viel unten spielt und du viel oben. Also da tut sich was. Kleiner Verweis, wenn ihr die Live-Folgen auslasst, eine der besten neuen Live-Folgen zum Thema Switchen. ist gerade erschienen letzte Woche oder vorletzte Woche oder vorvorletzte. Hört sie. Gibt es auch tolle Musik für. Okay. Was heißt denn lang?
Mai Lang heißt in dem Zusammenhang fast zwei Jahre.
Sebastian Und auch da mal ne aktuelle Info. Du lebst Poly?
Mai Ich lebe Poly. Genau. Habe ähm, ne Zeit lang dieses Ding mit Monogamen versucht. Hat sich so als nicht kompatibel herausgestellt und bin aktuell in mehreren Beziehungen zu verschiedenen Personen unterschiedlicher Identitäten, kann man halt sagen, so...
Sebastian Ja, das macht dein Kalender relativ voll, deshalb mussten wir diesen Tag heute auch unbedingt hinkriegen.
Mai Ja, es lebe Google-Kalender, ähm, generell eben vielleicht noch so, ich bin, würde mich identifizieren als, wie nennt man das denn, ich glaube man nennt das homoflexibel?
Sebastian Ah, Stopp, Kurzunterbrechung aus dem Schneideraum von mir. Mai meint hier nicht homoflexibel, sondern heteroflexibel.
Mai Dieses Ding mit irgendwie, dass ich primär irgendwie eher maskulin angezogen bin, aber halt Frauen sind irgendwie auch hot und ich bin aber definitiv biromantisch. Also die Beziehung, die ich zu meinen Partnerinnen habe, die sind alle mit nem hohen Fokus eher auf dem emotional romantischen als irgendwie auf Steckverbindung aufbauen. Ähnlichem. Ja, aber zurück zu Flo. Das ist kurz der Einstieg gewesen, eben für erstmal unten, um überhaupt zu wissen, wo ist man überhaupt und wie, was passiert hier überhaupt eigentlich, mal austesten verschiedenste Dinge von Impact über Protokoll, über, D/s-Mechanismen irgendwie und ähm, hat dann..., haben wir halt irgendwann getauscht, dann war ich auf der Obenseite, er auf der Untenseite. Das war halt auch recht spannend. Ich bin aber irgendwann zu nem spezifischen Punkt einfach überfordert gewesen, weil die Bedürfnisse nicht zusammengepasst haben, weil viel mehr gewünscht worden ist als das, was ich hätte vom Skillset (Anmk. Kompetenzbereich) her und auch emotional leisten können. Habe auch ganz spannend irgendwie so meine erste richtig schlechte Erfahrung im BDSM. Ähm, die haben wir halt auch gemeinsam gemacht. Da ist halt nen, nen Incident (Anmk: Unfall) gewesen. Das äh, haben wir aber später klären können. haben wir drüber gesprochen. Es ist nach wie vor einer der Menschen, der mir halt sehr, sehr nahe steht. Also es ist nach wie vor toller Kontakt vorhanden. Ja, aber wir mussten die Beziehung dann zum Ende einfach beenden, weil wir beide in unterschiedliche Richtungen waren und das halt einfach dann zu Dynamiken geführt hat, die einfach für beide schädlich waren.
Sebastian Ich muss da nochmal ein bisschen nachhaken. Er war ja selber dann auch nicht wirklich viel älter als du oder ihr müsstet eigentlich ziemlich genau gleich alt gewesen sein?
Mai Nee, er ist schon älter als ich.
Sebastian Ja, aber nicht nennenswert. Na gut.
Mai Aus der Perspektive von 17 ist es schon nennenswert.
Sebastian Jaaa, okay. Du hast völlig recht. Du hast das Buch, sagst ja, mach mal.
Mai Ja.
Sebastian Und dann fängt man da an, da soll jetzt was passieren. Hast du noch irgendwie Erinnerungen an so diese, diese ersten Gefühle, dieses boah, geiler Scheiß? Also,...
Mai Voll.
Sebastian Gibt es da was? Wie hast du angefangen?
Mai Oh Gott, wie haben wir angefangen? Ähm, wir haben angefangen mit ganz normal irgendwie Dingen, wie spricht man denn irgendwie den anderen an, irgendwie mit die ersten Male um Gottes Willen knien und Halsband um und ja Herr, oh mein Gott, war das uffregend. Um Himmels Willen. Ähm, dann ist natürlich, wir haben beide noch zu Hause gelebt. Das heißt, man musste mal gucken, wie macht man, wie spielt man halt irgendwie an den Elties vorbei. Ich habe ne Erinnerung, wie ich, nachdem wir einen Outdoor-Play gehabt haben, ich am nächsten Tag aus der Dusche gekommen bin und dann, well, schade Schokolade, vor meiner Schwester geoutet worden bin, weil alles blau war. Ich bin mit ner, wir haben eine Autoantenne zweckentfremdet und ich habe quasi von den Knien bis zur Taille, äh, war alles an den Beinen wunderschön verziert. Dunkel, tiefst dunkelblau. Ja, dann musste, dann war die Katze da quasi ausm Sack. Aber es ist nach wie vor eine der spannendsten Geschichten. Andere Sache ist dann, wie gesagt, vor der Schwester war ich dann geoutet. Öhm, nen halbes Jahr später bin ich ausgezogen und mein Vater hat beim Umzug das falsche Item (Anmk: Artikel, Gegenstand) angefasst. Und zwar hatte ich ne, so ne Kleiderstange bei mir hinten im Schrank stehen, da waren dann so die Schlaginstrumente drin, die wollte ich eigentlich nehmen, er griff dieses Ding und dann fielen ihm halt quasi verschiedenste Gerten entgegen. Hups, naja, das sind so Memories (Anmk: Erinnerungen), die ich halt eben noch habe, so...
Sebastian Was hat dich denn am meisten angefixt? Das, der Impact oder das Protokoll vielleicht? Also was war, was war so besonders aufregend, dass du gesagt hast, oh ja, nicht nur einmal probieren, sondern immer wieder?
Mai Ich würde sagen Impact, so. Einfach diese Kombination von Dinge aushalten, Adrenalin gucken, wie weit kann ich quasi dagegen pushen, so wie weit reicht quasi meine Willenskraft und meine Verbohrtheit, Weil ich werde ja, frecherweise werde ich ja auch als Bratt bezeichnet, was ich halt, wie gesagt, eine unfassbare Frechheit finde.
Sebastian Damals hätte man es renitent genannt.
Mai Nee, ich glaube damals hat man das auch schon, schon.
Sebastian Ja, meinst du? (Mai: Ja, ja.) Okay. Also so wirklich son,... Ich stelle mir das gerade vor wirklich son "Ja mach doch, mach doch!" ja? Wirklich so?
Mai Quasi. (Sebastian: Okay.) Also ich würde glaube, ich würde (Sebastian: Herausfordernd.) natürlich behaupten, dass ist das jetzt alles, dass sowas natürlich niemals aus meinem Mund gekommen ist. Könnte aber durchaus sein.
Sebastian Auch hinterher, dann nach der Session, wenn dann eben der Körper noch glüht, dann so dieses, dieses Ruhe im Kopf einkehren?
Mai Voll. Voll. Die Ruhe im Kopf bei so krassen Sachen, das war halt wirklich dieses, wenn irgendwie der Impact anfängt und man ab so nem gewissen Punkt ist, wo man einfach aussteigen kann und einfach floaty ist, das war halt ne Sache, die ich super gut fand. Die war richtig, richtig gut, weil natürlich mit undiagnostiziert ADHS und irgendwie in dieser Teenager-Zeit, da ist das Gehirn ja eh dumm, also dümmer als sonst und ähm, dann Momente zu haben, die der volle Frieden sind, Wahnsinn.
Sebastian Man sagt nicht dumm, du kannst sagen "grundlos mutig".
Mai Teenager-Gehirne oder generelle Gehirne?
Sebastian Ja, grundlos mutig passt eigentlich fast immer.
Mai Dann lassen wir das so stehen, grundlos mutig.
Sebastian Oder mutig ohne erforderlichen Background, ähm, egal.
Mai Und auf der, auf der oben Seite, ähm...
Sebastian Wie schnell kam der Wechsel?
Mai Ah, puh...
Sebastian Wochen? Monate? Und geht das überhaupt? Ich kann doch den Typen da jetzt nicht verhauen, der hier Macht über mich haben soll. Das fühlt sich doch so geil an. Oder war das kein Thema?
Mai Das war scary (gruselig). Am Anfang. War aber machbar. Die Sache ist die, dass ich zu diesem Zeitpunkt wenig eigene Agenda hatte, so. Das war son 'Ich finde das irgendwie cool, aber ich habe keine Ahnung, was ich hier mache.' Deswegen eben wahrscheinlich auch erstmal dieser Einstieg eben über Spottoming. Und Flo hatte ziemlich klar im Kopf, was er so wollte, was er so gut fand. Das heißt, da haben wir erstmal in der Richtung irgendwie so Dinge gemacht und so überlegt. Und äh, dann habe ich irgendwann angefangen mit dem, was ich halt eben jetzt auch Leuten immer weitergebe, wenn die halt fragen, oh Gott, wie mache ich denn irgendwie, wie gestalte ich denn so ne Rope-Session? Das ist quasi macht dir nen Miniatur-Drehbuch. Also nicht im Sinne von, er sagt, sie sagt, sondern das ist ungefähr so der Plot (Plan), das ist das Setting. Wir befinden uns in einem alten Hotel in Casablanca auf der Terrasse der ausländischen Spiegel. Wissen schon. Nur halt für BDSM. Und dann fake it till you make it (Sprichwort in etwa: Fälsche es, bis du es schaffst). Die Person dir gegenüber weiß nicht, was du vorhast, ob irgendwie was geplant ist oder nicht geplant ist. Du hast'n Grundthema im Sinne von, ich möchte heute, keine Ahnung, die Füße massiert bekommen und danach... was weiß ich. Und dann zieht es durch und so habe ich das dann auch gemacht. Dann habe ich irgendwann meine eigenen kleinen Miniaturdrehbücher gehabt oder so Ideen mit, hey, ich habe da ne Sache oder nen Toy oder nen Objekt oder ne Position, die ich gerne ausprobieren möchte und dann halt da drum mir Dinge gebaut, Storys (Geschichten).
Sebastian Sich Gedanken drum machen, also einfach losspielen, ist nich, is is das so deins? Oder eher so, ich fühle mich besser, wenn ich nen gewissen Plan habe?
Mai Mit der Weile ist drauf losspielen total easy (einfach). Zu dem Zeitpunkt ist es eben auch, bedingt halt durch ADHS (deutsch: ADHS), ganz viel People-Pleasing (es anderen immer Recht machen wollen) gewesen. So, ich möchte es ja halt auch richtig machen. Ich möchte es ja auch gut machen irgendwie und es soll ja halt auch Spaß machen. Und ähm, es war vielleicht auch am Anfang irgendwie so serviceorientierterer Top-Geschichte. Also es soll ja halt irgendwie auch dem anderen ganz viel Spaß machen. Und dann ist eben noch, ähm, ich bin in meiner ganzen generellen Verfassung, Veranlagung halt deutlich sexueller als äh, Flo gewesen. Das heißt, da waren für mich halt auch ganz andere Prioritäten und dann muss man natürlich auch navigieren. Wie macht man das denn jetzt mit seinem Partner? Dass Szenarien zustande kommen, die halt für beide, körperlich emotional befriedigend sind und da war dann für mich halt ganz, ganz gut diese Drehbücher zu haben, weil was ich, was ich halt cool fand, was mich irgendwie was ich hot fand, das war mir ziemlich schnell klar, ähm, und dann halt gucken, okay, wie kriege ich das mit dem anderen dann auch unter einen Hut?
Sebastian Also, ich finde an der Stelle spannend, dieses 'ich bin oben', mache das aber um zu gefallen oder um eine Dienstleistung an meinem Gegenüber zu erbringen, um eine positive Reaktion zu haben. (Mai: Ja.) Das wird ja, für manche Menschen mag das vielleicht das Schreckensgespenst sein. Nein, wer oben ist, hat die Macht und dann muss sich alles um die Person drehen. Ich finde das aber gar nicht schlecht, wenn man weiß, es gefällt meinem Gegenüber, dann weiß ich, dann habe ich auch ein bisschen Sicherheit. Also auch (Mai: Ja) dieses Feedback, das gehört dazu und das kann auch einfach mal nen Schritt sein. Das kann man ruhig wissen. Ja, vielleicht habe ich gerade die Macht, aber ich kann sie so nicht nutzen oder ich möchte gerne, dass meinem Gegenüber gefällt. Das gibt Menschen, die sagen, ja bei BDSM das, ich bin Top, das muss ja mir gefallen, das ist alles mir zu diensten. Das kann man so sehen, aber ich finde eben auch genau der umgekehrte Weg. (Mai: Ja.) Ich möchte, dass mein Gegenüber das genießt. Der ist genauso valide (Mai: Ja.) und genauso schön. Ähm, da verschwimmen dann auch so die Begriffe wie Top und Bottom, das verschwimmt völlig, weil eigentlich will man sich nur gegenseitig ne gute Zeit bescheren (Mai: Ja.) und dann läuft das schon irgendwie.
Mai So und es ist halt, wie gesagt, für den Anfang war das für mich, für die, für die generelle ähm, für sich in die Schuhe, in die Stiefel reinfühlen, sag ich mal, war das halt super wichtig zu wissen, dass das, was wir machen, ja, consensual ist, ne? Ich meine, man darf nicht vergessen, ich war fucking 17 Jahre alt. 17, das ist, da ist noch nicht wirklich viel dabei. Ich habe vorher keine wirklich nennenswerten sonstigen Beziehungen gehabt, wo man irgendwie auch sonstige Sachen hatte und dann steigt man gleich mit etwas ein, wo man sofort weiß, das ist nicht das, was quasi jeder macht. Natürlich, klar war das ganz cool, weil oh mein Gott, man war ja edgy (kribbelig) ohne Ende und hululu. Und ne, nicht nur, nicht nur lief man als kleiner Grufti rum, sondern man war sogar auch noch BDSM. Das war sehr, sehr, sehr cool. Aber trotzdem ist mir auch da schon bewusst gewesen, dass wir da mit Dingen arbeiten, die einfach Extreme sind. Und mittlerweile bin ich gefestigt, mittlerweile weiß ich, was ich möchte. Ich weiß, dass mein Gegenüber den Mund aufmachen kann und auch sprechen kann. Und dann in dem Punkt, wenn man eben dann halt noch nicht groß viel Erfahrung hat, einfach mit zu arbeiten, hey, was sind denn eigentlich unsere jeweils die erotischen, kinky Erlebnislandschaften, so? Was ist denn da so quasi in meinem, welche Aspekte, sage ich mal, sind für mich im Drehbuch reizend? Was ist denn da so, was ist denn der andere so quasi in seinem Drehbuch drin, was halt spannend ist und dann baut man halt was zusammen. Das ist für mich ein großartiges Tool (Werkzeug).
Sebastian Sexualität ohne BDSM gab es die in deinem Leben überhaupt? Wenn er quasi der Erste war, gab es davor schon irgendwelche Erlebnisse oder kennst du eigentlich nur die Verbindung von BDSM und Sexualität? Oder hast du vielleicht auch mal eine Zeit gehabt, wo es kein BDSM gab für, ich weiß nicht, 10, 15 Jahre? Auch das soll es ja geben, gerade nach der Erstbeziehung, wenn die dann son bisschen auseinander geht, dann versucht man sich ja nochmal neu zu erfinden. Also wie war das Level und war der, ist man vielleicht auch ein paar Mal wieder ausm, aus dem Becken rausgesprungen, um mal zu gucken, ob es vielleicht auch ohne geht?
Mai Wir müssen ein bisschen vorher einsteigen.
Sebastian Gerne.
Mai Ähm, vor der Beziehung mit Florian und zwar ähm, ist ja halt diese Sache, ich habe einfach gesagt, ja diese vier Buchstaben, die sind mir erst da bekannt gewesen, aber wenn ich ähm, an mein, mein Kopfkino beziehungsweise das, was ich in Interaktion gesehen habe, das, was mich irgendwie als Kind, als junger Jugendliche halt fasziniert hat, das ist, wenn ich im Nachhinein drauf gucke, niemals das gewesen, was quasi in Gänsefüßchen normal ist.
Sebastian Keine ist Disney-Film-Romantikerin. Doch wenn die Prinzessin entführt wird, dann ja, aber ansonsten eher nicht.
Mai Naja, man kann es vielleicht so formulieren, irgendwie als halt bei "Schöne und das Biest", das Biest dann halt wieder zum Prinzen war, bin ich halt hardcore enttäuscht gewesen. Hat nichts damit zu tun, dass es irgendwie Furries sind oder so, aber warum zur Hölle soll man irgend so nen weichgespülten Lappen haben wollen, wenn man ein fucking Monster hätte haben können, was aller über, was wo alle Angst vor haben, mit ner riesen Bücherei. Ähm, Scar. Einer meiner ersten äh,...
Sebastian Der Panther? Hieß der nicht so?
Mai Nein, der Panther ist Bagheera.
Sebastian Ach, die Schlange, ne? Nee, komm, erzähl es mir. Ich weiß auf jeden Fall Dschungelbuch.
Mai Ich hoffe, ich hoffe das ihr in den (Sebastian: Ich weiß Dschungelbuch) Kommentarspalten ich hoffe dass ihr ganz, ganz, ganz viel mobbt, dass Sebastian einfach so schlecht in seiner Disney-Law ist, dass er das nicht zuordnen kann. Man! König der Löwen?
Sebastian Ach.
Mai Ja, ja.
Sebastian Ja, der König der Löwen, nee, das das war nicht meins.
Mai Ja dis...ne... wie gesagt, das sind dann so Sachen, die fand ich als, als Kind, Jungendliche irgendwie spannend, so dieser, diese Art von, von Charakterisierung. Auch so erste Fantasien oder so, die drehten sich alle um Dinge, wo ich jetzt mittlerweile Namen für habe. Das ist alles irgendwelche Dinge, die auch so eher im definitiven Non-Consensual-Bereich sind. Das sind Dinge, die immer mit nem Machtunterschied, Machtgefälle zu tun hatten. Immer irgendwie son ganz weirde (seltsame) Konstellation von Personen zueinander, also das ist halt, oder multiple Personen ohne Einwilligung. Das ist halt das, was bei mir im Kopf spannend gewesen ist, bevor ich in dieser Beziehung drin gewesen bin.
Sebastian Aber was soll man denn auch nachdenken, wenn man jetzt als Jugendlicher über Sexualität nachdenkt, dann denkt man über Handlungen nach. Und was gibt es denn für Handlungen? Ja, so dann stellt man fest, es gibt eigentlich nur BDSM. Das ist eine natürliche Schlussfolgerung, (beide lachen) dass es immer irgendwas gibt, dass immer irgendwer irgendetwas will und irgendwer was kriegt. Und schon haben wir BDSM, ähm... Ich arbeite hartnäckig daran, BDSM zur, zur Normalität zu erklären. (Mai: Ja.) Ähm, die Frage ist nur, ob man sich das, ob man ja die Schwelle überspringt, zu sagen, ja okay, das könnte zu mir passen und ich mach das jetzt. Hat denn damals schon irgendwie Seil den Weg zu dir gefunden oder kam das erst später?
Mai Oh Seil fand ich da ganz schlimm. Hat Florian versucht, fand ich ganz furchtbar. Warum soll man das denn bitte machen? Das kostet irgendwie 140 Zeit. Man könnte in der Zeit genauso gut Klack-Klack-Handschellen drum oder irgendwelche Manschetten und dann kann man hurra andere Dinge machen.
Sebastian Okay, das überrascht mich jetzt ein bisschen. Also dein Wohnzimmer ist halt ein komplettes Studio im Grunde. Hier liegen die Matten.
Mai Tatami. Er möchte Tatami sagen.
Sebastian Ja, Tatami. Genau. Komm, alle Fach..., komm beschreib mal den Raum ganz kurz. (Mai: Ähm.) Und dann beschreibe ich ihn vielleicht auch nochmal.
Mai Ähm, ich rede jetzt einfach davon.
Sebastian Du nutzt alle Fachbegriffe (Mai: genau, also), die es gibt, dann kann ich sie nachplappern und dann klingt das, als hätte ich was gelernt.
Mai Das Ganze ist aufgebaut wie ein kleiner T-Raum-Tatami, also sprich ne Anordnung mit vier Tatami auf dem Fußboden, in der Mitte ne halbe. Ich habe hier ein Gestell reingebaut, ähm, mit vier großen Balken, das heißt die Decke abgespannt, weil die halt nicht tragend ist. Da dran sind zwei, aktuell zwei Bambusplätze zum Fesseln. Ich kann das Ganze erweitern bis auf insgesamt fünf Bambusfesselplätze. Auch wo wir jetzt sitzen, sind Tatami drunter. Das Sofa kann also weg. Hier können auch weitere Leute ebenfalls fesseln an den Wänden bzw. hinten an nem, in so nem kleinen Korb. Weitere Bambus für entweder oben nen Horrorpoint dran machen oder am Körper befestigen und wenn man reinkommt, ist eigentlich direkt an der Wand gleich ebenfalls in hängend, weil es die beste Aufbewahrungsmöglichkeit ist für Seil, wenn ihr es macht, wenn ihr Seil habt, Leute, lagert es hängend, nicht zusammenrollen, ähm, habe ich ebenfalls meine persönlichen Seile aufgehängt und in den ganzen Sachen hinter mir, Seile, es sind so, also es ist nen Kallax-Regal mit vier Boxen, im ersten sind quasi die Seile für die Öffentlichkeit oder für Seile, für Allergiker, es gibt ja auch Leute, also Jut... Hanfseile drine, Seile in unterschiedlichen Durchmessern von 1,5 cm. Ah ne, gar nicht wahr. Das ist das mit Kerzen und mit Wachs und mit Knebeltüchern. Hier sind verschiedenste Seile von, ja super super dicke Seile, die sind fast irgendwie zwei Zentimeter dick bis hin zu äh, Kunstseilen für die Bambi. Und hier ganz hinten ist nochmal ein Pflegeset und Sitzkissen fürs Fesseln. Also es ist hier, ich habe keinen Schrank, weil ich habe Tatami, so.
Sebastian Ja, es ist, im Grunde ist diese Wohnung darauf ausgerichtet, was mit Seil zu tun, ähm, liebes Publikum, es wird davon Bilder geben, schaut in, auf die Webseite, klickt den Bilderbutton an dann werdet ihr sie sehen, es ist, es ist grandios, ähm, okay, aber du konntest damals nichts mit Seilen anfangen, (Mai: Ne.) sehr schön, dann eint uns ja schon mal zumindest etwas, auch mit Zeitversatz, es ging vorbei, und ja, ist dann die Frage dann auch ne BDSM-Beziehung gesucht oder vielleicht erst mal was Normales zum, ja, was anderes machen?
Mai Ja, das danach war was anderes. Es war aber was, wo definitiv, da war halt, da gab es keine Dynamik mehr. Also es war nicht irgendwie einer der Top, einer der Bottom oder so. Aber was generell so die Auslebung von Sexualität angeht, war ich quasi, ich kann mit normalem Sex nichts anfangen. So wenn da nicht irgendwie der Hauch einer Dynamik oder der Hauch irgendwie von Handlung oder ähnliches ist, ist es halt einfach langweilig. Da fängt mein Kopf dann halt einfach an, andere Dinge zu machen, die halt vielleicht spannender sind. Oder einfach zu überlegen, okay, wir können eigentlich doch jetzt auch aufhören und weiß ich nicht. Wollen wir was zocken?
Sebastian Wie wichtig ist dir Sex?
Mai Ja.
Sebastian Gut. (Mai lacht) Aber es muss immer mit Bonus sein.
Mai Ähm, ich verstehe die Frage nicht.
Sebastian Okay. Mmm, du verstehst sie absichtlich.
Mai Nein, wirklich nicht.
Sebastian Okay, also Sex um des Sexwillens. Morgens aufwachen, müde, oh ja man könnte jetzt ein bisschen Sex haben, Kuschelsex, gemütlich, so Orgasmus haben halt, entspannt halt. Kann man das mit dir?
Mai Jaaa, wenn sich die andere Person bewusst ist, dass in meinem Kopf halt irgendwie Dinge passieren und Szenarien passieren oder ich quasi die andere Person in Handschellen habe oder die Person irgendwie geblindfolded (verbundene Augen) ist oder, äh....
Sebastian Warum? Genieß doch den Moment. Es ist warm, es ist kuschelig.
Mai Dann kann ich aber auch genauso gut ein Heizkissen und einen Kaffee haben (Sebastian: Okay.) und dann kuscheln und dann halt wirklich, also dann ist es, dann mache ich wirklich lieber super, super, super bewusstes, achtsames Kuscheln, wo ich dann wirklich einfach nur darauf, das genieße, dass ich die Person in meinem Arm habe und da muss es dann nicht mehr auf irgendwie Steckverbindungen so ankommen. Ja, wir haben, also mit meinem Partner habe ich halt durchaus manchmal Sachen, die ich halt Kuschelsex beschreiben würde. Das heißt halt aber eigentlich auch bei uns wirklich nur, dass es dann halt keine Handschellen und keine sichtbaren Fesslungen oder irgendwie ähnliche Fixierungsdinge oder, oder, oder gibt.
Sebastian Aber im Kopf ist immer irgendwas da.
Mai Voll, immer.
Sebastian Lieblingsfantasie oder Lieblingskopfkino, was auch immer gut funktioniert? Hat ja jeder irgendwie.
Mai Bei mir ist eigentlich der, der Hauptkink, also dieses das nennt man so Core-Erotic-Theme und so, ist bei mir eigentlich Kontrolle. Ist Kontrolle und Macht. Also sobald ich Kontrolle über irgendwas, über irgendwen habe, ist es halt hot. Bei ähm, meinem Partner Lodrick ist es so, dass er Fetischist ist, sprich Handschellen, eingesperrt sein, Knast, solche Dinge. So daher, wir kennen auch zum Beispiel den Kuk daher, auch eine Folge, hört sich an, wundervoll das heißt, sobald da irgendwie, ähm ne Interaktion ist, wo dann auch irgendwie verbal irgendwie ein kleines einfach reichen manchmal irgendwie, wo ich drei, vier Sätze und klack ist das gegenseitige Kopfkino da, so das ist dann irgendwie was, dann habe ich keine Ahnung, dann ist er mein Gefangener im 864ten Untergeschoss und ich bin jetzt irgendwie nach ner Woche automatisch schon mit der Überwachung mal vorbeigekommen, um mal zu gucken, wie es ihm geht oder oder oder. Das ist dann halt aber alles etwas, was quasi verbal aufgebaut wird, was nichts irgendwie dann manifest ist oder so, sondern ja.
Sebastian Bring wieder zurück, also die nächste Beziehung.
Mai Die nächste Beziehung.
Sebastian Wie lief es?
Mai Ja. Ne. Ähm. Die ist dann eine sehr, sehr krasse Langzeitbeziehung gewesen. Die war in vielen Dingen ganz viel das Gegenteil. Die ist ohne Dynamik gewesen, aber da habe ich gemerkt, dass ich halt definitiv Poly bin, so. Dass mir das, was ich mit dieser einen Person habe, nicht ausreicht, das mein, wir sprachen ja über Sexualität, dass das, was ich halt möchte, nicht ausreicht, dass da die Person überhaupt nicht mit klarkommt und überfordert ist, weil zu viel, zu oft, zu häufig, zu krass. Dann sind wir noch räumlich auseinandergezogen. Also er hat dann in Marburg und Göttingen studiert und
Sebastian Ich komme übrigens ursprünglich aus Marburg, die Welt ist wieder klein.
Mai Guck. Ja...
Sebastian Apropos Guck, die Kuk-Folge auch unbedingt anhören.
Mai Ja, tut es, die ist super. Äh und generell gesehen, wenn ihr irgendwie Möglichkeiten habt, das Kuk zu supporten (unterstützen) oder euch da mal schlau zu machen, tut es auch. Ist ein wunderbarer Verein, bin ich auch mit irgendwo involviert. Ja und das ist halt für ihn irgendwie, wenn wir uns dann am Wochenende gesehen haben, wenn er dann vom Studieren quasi zurückkam und im Flur schon angehopst worden ist, was halt für viele Leute ja irgendwie unfassbar großartig ist, war einfach für ihn überfordernd.
Sebastian Okay, du sagtest keine Dynamik, aber trotzdem irgendwelche Kink-Anteile? Ein bisschen Spanking vielleicht, das kann man ja immer nochmal verkaufen. Oder war das eher son, ah nee.
Mai Das war so, so Manhandling (jdn. grob behandeln), also so quer irgendwie über Bett und Wohnung gezerrt werden, son bisschen rough (rau, grob) irgendwie generell, also mit diesem so ganz generell irgendwie ganz langsam und ganz achtsam, das kann ich halt irgendwie auch nicht. Da ist mein ADHS-Gehirn ist einfach ganz schnell gelangweilt. Ich brauche halt Input. Und ähm, was halt da auch war, irgendwie war halt häufig so ein situatives Ding irgendwie. Egal wo man war, jetzt? - Jetzt! Das war halt da so ein Thing (Ding) irgendwie. Aber da, wie gesagt, da war das dann auch, dass irgendwie die Bedürfnisse nicht zwingend zusammenpassten und irgendwann, hab ich denn so gesagt, so, hey, wie sieht's denn aus, vielleicht dann noch irgendwie so andere Leute rein, weil wenn du irgendwie drei Wochen im Monat weg bist und ich auf dem Trockenen hänge, tut mir das nicht gut.
Sebastian Was wurde da gesagt? Mach mal oder?
Mai Joa. (Sebastian: Ja?) Joa. Mach mal. Dann war, das war dann auch zu dem Zeitpunkt, ja hier, aber bitte nur äh, körperlich, bitte nicht emotional.
Sebastian Spannend.
Mai Okay, ja, kann man machen.
Sebastian Kann man das? Kannst du das?
Mai Ja, konnte ich. Mittlerweile hat sich auch das ein bisschen geändert. Und dann habe ich aber irgendwann auch Leute kennengelernt, die ich dann auch gerne irgendwie noch mehr als ein zweites oder ein drittes Mal sehen wollte. Und dann äh, haben Gespräche stattgefunden, habe dann mehrere ähm, Partner gehabt, in Deutschland verteilt und diese Beziehung ist dann auch irgendwann zu Ende gegangen. Das ist sehr unschön zu Ende gegangen, da müssen wir auch gar nicht drauf weiter eingehen, hat aber für mich halt dazu geführt, dass ich einfach wusste, okay, dieses Ding mit irgendwie mehreren Leuten, wo unterschiedliche Prioritäten sind und unterschiedliche Fokuspunkte auf denen, Verbindung, Beziehung mit den Leuten, das ist mein Ding, das finde ich gut. Geboren muss man aber zu sagen, geboren ist dieses ganze Ding in einem halt unfassbar unhealthy Setting (ungesunde Umgebung). Ähm, das heißt, es hat lange gebraucht, bis ich in der Lage gewesen bin, halt poly auf eine Art und Weise zu leben, was halt auch dann nicht, ich möchte nicht toxisch sagen, weil dieser Begriff hat immer so rumgeschmissen, ähm, gesund, was dann auf eine gesunde Art und Weise oder was auf eine emotional ausgeglichene, reife Art und Weise eben geführt werden kann.
Sebastian Du hast ja auch anerzogene Gefühle, ne, von Eifersucht über Besitzeinsprüche und all das ganze Zeug (Mai: Voll, ja.) und die musst du dazu ja nicht loswerden, aber du musst zumindest händeln können. Und es geht einem nun mal scheiße, wenn man eifersüchtig ist, (Mai: Ja.) wenn man unterspielt ist unter (Mai: Ja, ja.), unterterminiert oder ich weiß nicht was alles, ne. Also, damit muss, ja, das muss man lernen, zum Teil aushalten, aber eben auch verstehen, Moment, das ist jetzt zu viel, das kostet mich zu viel. Äh, das, ja da den Mittelweg zu finden, ich glaube nicht, das man das von, wenn einem alles egal ist, ist kein Problem, aber wenn man mit ein bisschen Herz dabei ist, wird es halt kompliziert und das muss man auch erstmal lernen. Aber kinkfrei war keine dieser Poly-Zusatzbeziehungen.
Mai Die Zusatzbeziehungen, die waren halt dann deutlich kinkier als diese Hauptbeziehung. Also ähm, da war dann jemand dabei, bei dem ich das erste Mal erfahren habe, dass ich doch anscheinend äh, da sehr viel dem abgewinnen kann, äh, dass mir die Füße geleckt werden zum Beispiel. Wusste ich nicht.
Sebastian Das kitzelt doch.
Mai Das kommt immer darauf an, wie die Person das macht und ähm,...
Sebastian Nein, das kitzelt. Immer.
Mai Sehr wohl. Gut, sehr schön. Ich werd's mir merken, ich werde deine Füße nicht lecken. (Mai lacht) Ich hab ähm, wie gesagt, da ne Person kennengelernt, wo halt solche Sachen zum Beispiel drin waren. Ich habe jemanden anders dann eben in Berlin kennengelernt, der mir körperlich wirklich stark überlegen gewesen ist, wo so Sachen wie so Choke-Out-Geschichten (Würgen) dann entdeckt worden sind, die ich dann auch sehr, sehr spannend fand, joa. Und irgendwann ist auch diese Beziehung zu Ende gegangen. Ich bin in diese wunderschöne Wohnung gezogen, habe jemanden kennengelernt, der maximalerweise Spicy Vanilla ist. So ein bisschen wie Chai mit Milch. Der ist monogam nicht wirklich kinky und er wollte mich sehr gerne heiraten mir Kinder schenken und ein Haus bauen und das da wäre quasi unsere Beziehung schon fast vorbei gewesen, ich habe bei diesem Date als er mir das eröffnet hat, kurz überlegt wie viel Wert mir mein Mantel ist und überlegt ob ich aus dem Klofenster abhaue,.... nich
Sebastian Das ist doch ein super Angebot. Heiraten. Kinder. Haus.
Mai Ne ne ne ne, ähm. (Sebastian lacht) also es ist (Sebastian: Tschuldigung) ein gemeinsames Essen gehen gewesen mit der Eröffnung. Also ne, wenn du jetzt hier gleich mit dieser Ausbildung X fertig bist und dann arbeitest und dann auch richtiges Geld verdienst, dann äh, heiraten wir halt auch. Das ist eben auch wichtig und dann habe ich da eben auch schon rausgeguckt, da haben wir hier in Ortschaft X, ähm, gibt es auch mehrere irgendwie Objekte, wo ich dann einfach nen Hof kaufen werde, wo wir dann eben auch leben, weil es ist für Kinder halt besser, dass sie eben auf dem Land aufwachsen. Und das waren so einfach ungefähr drei Triggerworte.
Sebastian Beim ersten Date quasi?
Mai Nee, nicht beim ersten. Wir kannten uns da schon ein halbes Jahr.
Sebastian Okay, okay. Ja.
Mai Ja und dann war wirklich dieses Ding, okay, fuck, ghost ich ihn jetzt richtig hart? Hau ich wirklich jetzt ab oder nicht? Ich hab richtig Fluchtreflexe gehabt und dann hab ich mir gedacht, nein, ich erzähl ihm jetzt einfach, dass ich das nicht möchte und an der Reaktion machen wir mal fest, wie es weitergeht.
Sebastian Das, das wäre so der erste Punkt, wo ich gerne mal mit dir in die Diskussion gehen würde.
Mai Ah, ich bin gespannt.
Sebastian Ich knall dir mal den schönen Begriff Tradwives (traditionelle Hausfrauen) hin. Da ist das ja (Mai: Ja.) quasi genau das zum Kink erhoben.
Mai Ja.
Sebastian Also für die Menschen, die es jetzt nicht kennen, es gibt diesen, ja, also, nein, ich fange mal anders an. Es gab bei Fetlife, habe ich das schon früher immer gesehen, dieses ähm, Kink hier, Nineteen-Fifty-Household (1950-Haushalt), wo man das quasi wie bei in der Serie "Mad Men", wie man, das man das quasi als BDSM-Setting zelebriert. Die Frau zu Hause am Herd, die sich um die Kinder kümmert, die sich jeden Morgen stundenlang hübsch macht für ihn. Das Essen steht auf'm Tisch und wenn man das noch mit Kink ordentlich würzt und er ist der Herr im Haus und tralala, das, das kann ich als, als Kink und das ist erfüllender Kink sein kann, das kann ich akzeptieren.
Mai Das ist saumäßig hot.
Sebastian Ja, ne? Das, das, das hat das hat echt was für sich, ne.
Mai Aber in beide Richtungen.
Sebastian Ja, weil du hast auch die Verantwortung sehr klar gelegt und es müssen sich beide auch an das Setting so ein bisschen halten. Wenn er nach Hause kommt und heult, weil die auf der Arbeit ihn gemobbt haben, dann passt das da nicht gut zu.
Mai Ja, aber auch umgekehrt. Also auch Service ist bei mir zum Beispiel auch'n Ding. Ich könnte das genauso umgekehrte Setting haben, wenn irgendwie sie hat nen super, super guten Job irgendwie und er ist dann quasi der, der, die Hausverschönerung auch hot. Ist prinzipiell von der Spieldynamik, finde ich das nice (nett). Service ist auch einer meiner größten Kicks auf beiden Seiten, aber, real einzusteigen in dieses Ding mit Kindern und die dann irgendwie, weiß ich nicht, zum Kindergarten fahren müssen und dann ist irgendwie am Freitag der Elternabend und am Mittwochabend muss man die zum Klavier bringen und am Wochenende ist dann irgendwie noch Grillen und dann mit der Familie und außerdem ist noch die Gartenarbeit, *würg* auf gar keinen Fall.
Sebastian Du untertreibst, du bringst die da nicht nur einfach mal in die Kita, nein, du musst dich da auch mit den anderen unterhalten und den neuesten Klatsch austauschen.
Mai Ja guck mal, dann waren ja meine Fluchtreflexe voll akkurat.
Sebastian Okay, aber jetzt haben wir ja diesen Punkt, also wie gesagt, ich habe jetzt Tradwife einfach mal hergeworfen, weil das ist finde ich wirklich das Anti-Szenario. Äh, also liebes Publikum, wenn ihr es nicht kennt, das ist so dieses Szenario kinkfrei, also ohne Kink-Setting zu sagen, wir machen das jetzt ganz traditionell und wie früher und also all das, was ich eben erzählt habe, wird gemacht, aber ohne, dass man es Kink nennt. Also ich habe dazu eine Meinung. Ähm, wie stehst du denn zu Leuten, die sagen, ich habe diesen Weg gewählt?
Mai Ähm, das ist, ich wollte da gerade anknüpfen, er ist halt aufgewachsen mit sehr, sehr, sehr traditionellen Werten, traditionellen Geschlechternormen. Ähm, ich hab, wir haben immer liebevoll was gescherzt. Er ist halt ein Bauer. Er ist ein Lipper-Bauer, also kommt hier aus der Gegend. Er ist örtlich groß geworden. Ähm, da sind ganz, ganz, ganz klare Geschlechterrollen gewesen und ich habe halt komplett diesen Rahmen gesprengt. Komplett.
Sebastian Aber wohnt diesem Setting nicht auch eine gewisse Grunddominanz inne? Das ist so, das ist zu akzeptieren, dem ist zu folgen und es geht sonntags auch in der Kirche, damit ganz klar erklärt wird, was der Oberdom da im Himmel zu sagen hat. (Mai: Ja.) Tschuldigung, ich wollte das jetzt nicht veralbern, aber, ähm im Grunde ist das ja auch ein Setting, in das man sich fügen kann (Mai: Ja.) und wo man dann Service für die Gesellschaft sogar erbringt.
Mai Wir haben, wir haben das durchgesprochen, weil ich einfach ganz klar gesagt habe, ich sehe mich halt dafür nicht gemacht. Was ist denn da, wa, warum möchtest du das so? Und für ihn ist, das ist halt das ganz Spannende, deswegen, ich kann das ja nachvollziehen, warum das Menschen machen. Für ihn ist diese Sache, dass er Erfüllung findet in diesem Bauen dieses Settings. Also ähm, (Sebastian: Achso.) er, er ist derjenige, er arbeitet und schafft sich selbst ein schönes Zuhause und mir in dem Fall, ich wäre denn ja der, der Recipient (Empfänger) gewesen, mir ein schönes Zuhause und steckt da Energie rein für eben dieses generelle gemeinsame aufeinander fokussierte Leben. Das ist halt auch eben in dem Setting, er ist halt auch jemand, der dann, wir waren sehr aufeinander fokussiert, so. Und das war irgendwann, kam da so scherzhaft, da sagte irgendwer, was hast du denn für Hobbys? Er sagte, naja, ein bisschen zocken und halt meine Frau, so. Also das heißt, es ist halt auch so, ich bin halt spoilt (verwöhnt) gewesen, ohne Ende. Ich bin irgendwo hingegangen, ich musste nicht zahlen. Ich wollte irgendwas haben, ich hab's bekommen. Ähm, ich hab irgendwo erwähnt, dass ich irgendwie Urlaub machen möchte, ich kümmere mich drum. Das ist halt auch nett. Und es ist auch auf eine Art und Weise hot, so.
Sebastian Aber du hast nen anderen Weg gewählt.
Mai Ich hab nen anderen Weg gewählt, weil ich festgestellt habe, dass, ähm.
Sebastian Also vielleicht nochmal ums ganz, ich muss mal gucken, liebes Podcastsubbie, ob ich das schneiden muss, musst du mir sagen, aber in diesem ganzen Setting gehört natürlich auch die regelmäßige häusliche Vergewaltigung dazu, die man dann, (Mai: Och ja.) ja also ne, wenn man das weit genug denkt, dann dann wird es auch immer kinky irgendwie, nein wird es eben nicht, also nein es ist ja dann nicht kinky, es ha weiß du, man muss es kinky sehen, um es zu ertragen... glaube ich.
Mai Ja, aber, aber auch da haben wir wieder das Gesetz der Serie Mind Drive (geistiger Antrieb) zu hoch. So, und da, wo für mich der Spaß angefangen hat, hat er für ihn aufgehört. So, das heißt, da war denn noch nicht mal irgendwie was mit Choking, da war noch nicht mal irgendwie was mit nem Spanking, sondern das Einzige, was halt da war, ist halt eben mit stärkerer Kraft festhalten, so.
Sebastian Okay, aber das, das ist ja ein guter Punkt, wo du dann rausgekriegt hast, was will ich. Weil das wolltest du nicht.
Mai Ja, also ich bin super dankbar für diese Beziehung. Die beiden haben auch geheiratet. Ich bin nicht Trauzeugin gewesen, aber Brautjungfer. Ich liebe die beiden sehr. Ich habe die auch beide vorher quasi kennengelernt und habe sie bekannt gemacht. Das ist auch ganz witzig. So, ich war an dem Punkt, wo wir zusammengekommen sind, war ich an nem Punkt, wo ich ihn brauchte. Ich brauchte quasi nen Anker. Ich brauchte jemanden, der irgendwie am Boden irgendwie ne gute Bodenhaftung hat und ähm, ich bin halt quasi wie son Luftballon im Sturm gewesen und nach mit der Weile, das waren sieben Jahre waren das glaube ich, genau, nach sieben Jahren habe ich festgestellt, okay cool, ich brauche den einfach nicht mehr. (Sebastian: Sieben Jahre dann doch?) Jaja, die davor war zwölf. Ich mache, also ich mache Fehler seriell und gehe manche Dinge dann halt auch, ich gehe Holzwege konsequent bis zum Ende. Commitment (Verbundenheit mit einem Ziel) kann ich.
Sebastian Wie lange ist das jetzt her? (Mai: Äh.) Dass das dann jetzt wirklich zu Ende ging?
Mai Ich muss den Ringer abpuhlen, ich kenn doch, ich bin doch schlecht mit Daten. 2008. Also man muss sozusagen ich hab'
Sebastian Das, das, den Ring erklär mal bitte.
Mai Ja, ich habe hier nen Ring, der äh, den mein jetziger Partner auch hat. Wir haben dann irgendwann beschlossen, wir möchten gerne Ringe haben, so Partnerschaft dies, das irgendwas Ringe. Wir konnten da genau kein richtiges Datum einfügen, weil wir haben irgendwann so eine Polykül-Situation gehabt mit eben besagtem Ex-Partner und seiner Jetzt-Frau und wir haben einfach irgendwann ein spezifisches Datum einfach ausgewählt, 2018, also das heißt 2017 ist diese Beziehung mit diesem Mann auseinandergegangen. Nee, gar nicht wahr. Stimmt ja gar nicht. 2017 habe ich den Jungen kennengelernt und 2000, genau, zu Covid-Zeiten, Anfang 2020 ist diese Beziehung auseinandergegangen.
Sebastian Okay, das heißt, erst seitdem startest du quasi richtig durch. Sagst so, jetzt, jetzt ist endlich die Zeit gekommen, alles zu probieren, zu machen, zu machen, was du brauchst und was du willst.
Mai Ähm, jein. Ich hab halt vorher schon, also ich hab dann irgendwann zwischendrin gemerkt, deswegen guckte ich auf dieses Datum, ähm, ich hab 2017, hab ich dann festgestellt, okay, ich bin halt in diesem ganzen Ding nicht zufrieden. Ich habe gesagt, hör zu, ich habe dir vorher gesagt, als wir in diese Beziehung gekommen sind, erstmal bin ich kinky, das heißt BDSM ist ein fester Bestandteil meiner Identität und ich bin auch eigentlich poly. Für ihn war ne Sache, wenn wir ne Beziehung anfangen und die ne solide sein soll, dann ist das Mono-Ding, ich teile nicht. Gut, kann ich probieren und ähm,
Sebastian Warum dieser Kompromiss, warum gut, kann ich probieren, warum das? Liebe oder, ja, pleasing?
Mai Er ist halt dieser, er ist halt, ne, er ist ein wirklich toller Mensch. Er ist ein sehr, sehr toller Mensch, ähm und ich bin hagelverliebt gewesen. Ich habe mir ja auch für nen halbes Jahr irgendwann dieses Ding mit irgendwie Haus, Kindergelöt, irgendwas vorstellen können in der Tat. Ich habe da so ernsthaft auch drüber nachgedacht, ob das vielleicht auch nen Lebensentwurf für mich sein kann, bis ich beschlossen habe, auf gar keinen Fall. Und ich fand das toll, dieses, ich bin ähm, ich bin aufgewachsen in wechselhaften Umfeldern, die, Beziehung, die halt davor war, war halt auch sehr turbulent und dann was zu haben, was Stabilität ist, was halt so ne, so ne Gleichförmigkeit ist, das war für mich in dem Fall wirklich attraktiv und vielleicht brauche ich ja irgendwie gar nicht 130 Sachen gleichzeitig und möglichst viele Sachen, die risikoreich sind und krass sind, sondern irgendwie auch mal einfach Stabilität.
Sebastian Das ist jetzt gerade wieder dieses, dieses Mittelding finden, ne? Vielleicht nicht mit 200 gegen die Wand, aber so mit, mit son bisschen Anlauf gegen die Wand kann schon schön sein. (Mai: Autoscooter?) Ja, genau. (Mai: Genau) Okay, aber im Grunde sind es jetzt erstmal eigentlich wirklich diese irgendwie, ja vier bis sieben Jahre, wo du wirklich sagen kannst, okay, das bin ich, das will und brauche ich, da möchte ich auch rein investieren und zwar für mich.
Mai Ja.
Sebastian Okay. (kurzes Podcastintro) Liebes Publikum, ihr wisst ja, eine Brücke wurde saniert auf dem Weg hierher, deshalb Schienenersatzverkehr, reimt sich sogar. Und weil wir beide offenbar gerade den Faden verloren haben, wo wir eben waren, fange ich mal mit nem neuen Thema an.
Mai Cool.
Sebastian Wie bist'n du jetzt dann doch ans Seil gekommen?
Mai Ähm, wie bin ich ans Seil gekommen? (Sebastian: Genau.) Besagte Spicy-Vanilla-Beziehung neigte sich langsam dem, dem Sterben zu ich hatte nen Jahr vorher schon angefangen mit, ich möchte bitte BDSM machen weil ansonsten gehe ich kaputt, ja okay kannst du machen aber mach mal bitte nonsexuell, naja wie das halt funktioniert, es ging,... ich habe dann wieder Kontakt gehabt zu Flo, äh also Florian, ähm mit dem das halt spannenderweise super gut geht. Also mit dem kann ich halt total toll spielen und es ist eher son emotional Ding irgendwie, als dass ich da irgendwie Steckverbindung eingehen möchte.
Sebastian Moment, okay, ab wann ist es denn sexuell? Penetration oder wenn du geil wirst? (Mai lacht) Ich finde das immer die Person, die sagt, bitte mach du nur non-sexual, die sagt im Prinzip nur, du darfst nicht feucht werden. (Mai: Ja.) Und und, ne, also wo ist für dich, wo ziehst du die Grenze, wo du mit ruhigem Gewissen sagen kannst, es ist nicht sexuelles BDSM?
Mai Für mich ist es ziemlich easy zu erklären. Ich weiß immer nicht, ob das einfach nachzuvollziehen ist. Ich habe ähm, Szenarien, Sessions, Begegnungen, die in sich Spaß machen, die auch irgendwie so ne eigene Sinnlichkeit eventuell haben irgendwo, da ist, da ist halt nen, nen emotionaler Vibe zwischen. Die aber nicht hot sind. Also die halt nicht ne, ne erotische Auswirkung oder so haben, sondern wo es einfach rein darum geht, um, keine Ahnung, Dynamik zu erleben. Jemanden irgendwie aus fun (Spaß) zu verkloppen. Und am Ende bleibt bei mir einfach so ne emotionale Sattheit. Das ist nich, nich, ich würd's auf, das ist nichts was normalerweise meine, irgendwie sexuelle Befriedigung, emotional sexuelle Befriedigung zu tun hat, sondern das ist einfach ein, das war gut, das musste raus, ich bin jetzt, ich bin zufrieden. Ich bin satt.
Sebastian Das ist aber immer nur aktiv. Und wenn du passiv bist, geht das da?
Mai Nein.
Sebastian Okay, das hätte mich auch gewundert.
Mai Also, jein, schon. Nein, also das geht nicht.
Sebastian Also was kann man mit dir machen, dass du unten bist, wo du nicht von angemacht wirst?
Mai Ich müsste dazu erstmal jemanden finden, bei dem ich überhaupt Bock hätte zu bottomen. Das ist halt auch noch ne Sache. Ich möchte jetzt nicht irgendwie klischee-mäßig "haha ich bottomen nicht für jeden", sondern ich brauche, um eben in die Bottom-Richtung zu gehen, brauche ich... Dinge, die ich in dem anderen sehe. Aber wir wollten da gar nicht hin, wir wollten eigentlich in Richtung Seil.
Sebastian Ja, aber ich schweife nochmal ab. Wir sollten vielleicht dem Publikum mal erklären, warum du so viel Denglisch (Mix aus Englisch und Deutsch) redest.
Mai Also, ähm, ich bin zwar in Deutschland geboren, aber nicht in Deutschland aufgewachsen. Habe meine ersten zehn Jahre komplett in der ganzen Welt verbracht und habe zu einem Zeitpunkt Englisch gelernt, wo man auch seine generelle Muttersprache ausbaut und verfestigt. Also im Alter von etwa vier Jahren. Außerdem sind Beziehungspartner von mir ebenfalls englisch sprechend gewesen oder englisch sprechend immer noch. Also sprich Ex-Partner englisch sprechend und jetzige immer noch. Und irgendwie ist das bei mir einfach ein, ein Modus mittlerweile. Und ich unterrichte unfassbar viel auch im Ausland, dass manche Sachen, auch gerade im Kink-Bereich, Begriffe sich im Englischen einfach, ähm, für mich im Gehirn als Primärbegriff einfach eingebrannt haben. So vielleicht, ja, genau.
Sebastian Okay, ich werde das Transkript-Team vorwarnen (Mai: Ja.), dass sie da ein bisschen springen müssen, wenn ihr mögt, wenn ihr das Transkript schreibt, ihr könnt im Zweifel einfach in Klammern die deutsche Übersetzung, wenn was zum ersten Mal vorkommt, da ranhängen, das heißt dann fürs Publikum, wenn das Transkript da ist, könnt ihr einfach da mitlesen und dann werdet ihr auf jeden Fall eine Übersetzung bekommen, aber ich mag das Gespräch immer so ungern mit, auf Deutsch ist das übrigens das und das unterbrechen. Ich finde, es ergibt sich auch, du erzählst so schön, dass der Zusammenhang eigentlich immer klar ist. Aber jetzt dann doch mal - das Seil.
Mai Genau, ähm...
Sebastian Nachdem das ja nichts war, musst du ja irgendwie da wieder hinkommen.
Mai Genau. Im Rahmen dieses, naja, du kannst halt kinky bisschen Dinge machen, aber eben, ne, nicht sexuell, habe ich dann doch jemanden kennengelernt, der mich dann mal auf Stammtische hier mitgenommen hat. Also ich bin da noch.
Sebastian Du warst du vorher nie auf Stammtischen?
Mai Ich bin mal in Hannover auf nem Stammtisch gewesen. Ich war hier dann mal auf einem der Stammtische, wo denn so die 100 Jahre alten Menschen sind. Also sprich, wir haben hier mehrere Stammtische. Ich bin auf einem gelandet, wo das Alter einfach 60 plus gewesen ist. Das war sehr uncool. Habe ich nicht nochmal gemacht. Diese Person hat mich dann auf einen SMJG Stammtisch mitgenommen. Da war ich allerdings schon vom Alter her drüber, aber es war einfach nur ein, hey, hier kannst du mal Leute kennenlernen, die vielleicht irgend so ein bisschen mehr, ähm, in, in meiner Schiene unterwegs sind. Und dann war das so dieses, hey, wir machen heute Abend übrigens son kleinen Abend bei mir zu Hause, komm doch mal mit. Da habe ich dann mein erstes Seil in die Hand gedrückt bekommen, mir wurde gezeigt wie son, um Gottes Willen wie heißt denn das ist das der, ne Firefly, keine Ahnung, also irgendeine komische
Sebastian in Knoten. Ich nenne es Knoten.
Mai Ne das war nicht Knoten, das war irgendwas mit Arme nach hinten zusammen und dann mit irgendso Achterform Dings das irgendwas, so nen Arme beide einfach nach hinten zu machen, habe festgestellt, okay das ist ja einfach das geht ja easy, dann wurde mir ein Single Column Tie gezeigt, den habe ich dann halt auch recht fix hingekriegt und, ähm, joa, das hat Spaß gemacht. Dann
Sebastian Aber mit Flo hast du doch davor auch schon mal da probiert, was war anders?
Mai Mit Flo habe ich, ne mit Flo hab ich nicht wirklich Seil probiert, mit Flo den habe ich halt dann verkloppt.
Sebastian Irgendwas hast du mal probiert? Warum soll ich da stundenlang?
Mai Genau, Flo hatte Seil zu Hause, haben wir mal probiert, fand ich für mich langweilig, weil das dauert zu lange, das Seil dran zu packen und ich möchte ja spielen.
Sebastian Okay, warst du an dem Abend jetzt anders? (Mai: Ähm, an dem Abend...) Warum ist die Magie auf dich übergesprungen? Oder hast du einfach gemerkt, oh, ich hab Talent, dann mach ich's?
Mai Ich hab festgestellt, dass das ne Sache ist, die easy geht. Die für mich komplett logisch ist. Die für mich, weiß ich nicht, richtig intuitiv zu lernen ist. Dann habe ich äh, vor mir auch jemanden gehabt, der mir auch gut Feedback gegeben hat. Mit "Fühlt sich richtig gut an" und auch "Sieht richtig gut aus. Boah, lass mal da ein Foto von machen." Das war dann süß, okay, cool. Anscheinend ist das hier irgendwie so ein Min. Kann ja was. Und habe mir in Folge, wie man denn so ist, man ist ja natürlich wohl überlegt und kauft sich also sofort Seile, aus eben dann einem der, der von McHurt, habe ich mir dann irgendwie Seile geholt, habe im Internet irgendwie alles mir angeguckt, was es irgendwie zum Thema Seile gibt, habe an meinem nächsten Treffen dann irgendwie schon meinen ersten Harness gebastelt und festgestellt, okay cool, das ist ja richtig krass was, da kann man ja was, da habe ich gesehen, Leute werden aufgehängt, cool, will ich auch und bin ausgerastet. Also komplett crazy (verrückt) ausgerastet mit aller Macht und aller Gewalt das Hyperfokus.
Sebastian Um dem Publikum mal zu zeigen, wie schlimm es eigentlich mit dir steht. So von deinen Kink-Aktivitäten. Wie viel davon hat mit Seil zu tun?
Mai Ja, ähm
Sebastian 50 Prozent, 80, 90?
Mai Schwierig, ähm
Sebastian Also wenn du irgendwelchen Kinky-Kram machst, wie oft hat es irgendwie Seil involviert? Dass du irgendwas mit Seil machst oder mit Seil was gemacht wird? Oder gibt's das gar nicht mehr?
Mai Ähm, da mein, mein Partner hier, der hier vor Ort lebt, da er eben Fetischist ist und das eben nicht Seil ist, sondern Stahl ist, passiert da halt auch ganz, ganz viel natürlich mit Handschellen. Wir können also einfach, eigentlich können wir sagen, ich habe keinerlei wirkliche Kink-Aktivitäten, die nicht irgendwie mit Bondage zu tun haben. Das kann man vielleicht...
Sebastian Okay, also Handschellen würdest du mit Bondage in Zusammenhang bringen?
Mai Ja.
Sebastian Okay, weil das trennen ja viele Menschen, also für viele ist ja, wenn, also wenn mir jemand was von Bondage erzählt, gehe ich erstmal direkt von Seil aus. Natürlich kann man auch mit allen anderen Sachen fixieren, aber wenn die Menschen von Bondage reden, dann gehe ich erstmal davon aus, ah Seil ist gemeint. Damit liege ich auch fast immer richtig.
Mai Ja, spannend. Ne, für mich ist Bondage erstmal alles, was fixiert und fesselt überhaupt. Kann Tape sein, kann ein Damenstrumpf sein, könnte auch Blumendraht sein, whatever (was auch immer).
Sebastian Also muss es überhaupt gar nicht Seil sein für dich?
Mai Ich finde, zusammen mit ihm zusammen finde ich, ähm Stahlbondage auch super hot. Das ist ne Sache das ist dann einfach sehr personenbezogen und ich weiß halt einfach, es ist sein Kink und und wenn er, es macht ihn hot, er ist gefesselt, ich hab die Macht, bam, got it (ich hab's), muss ich nichts mehr machen. Aber Seil in sich ist für mich so, so krass, sag ich mal, dass ähm, ich hatte erzählt, ich bin eigentlich bi-romantisch, so. Das heißt, die Mädels, die meine Beziehungspartnerin sind, die ähm, da ist ne emotionale Nähe da, da ist ne romantische Nähe da. Aber wenn da Seil dran ist, werde ich zum perversesten alten Mann, den es gibt und dann muss irgendwie, dann ist es wirklich, dann werd ich, das das ist Sexualität dann. Dann macht das Seil, macht quasi dann halt das aus, dass es hot ist, so.
Sebastian Okay, wa wa was ist an Seil so toll? Also geht es ums Fixieren, also um den Akt an sich, aber das dauert doch? Oder geht es darum, dass es dann fertig ist und geil aussieht? Oder dass es dann fertig ist und dann kann man Scheiße bauen? Oder ähm, was, also was, wo sagst du, Mensch, das, das ist es eigentlich, das ist so vielleicht der Moment oder der Grund. Also ich will fesseln, weil ich fesseln will, oder ich will fesseln, weil ich das üben will und zelebrieren will oder weil dann ist nen Ergebnis da, mit dem ich dann aber loslegen kann und Arsch sein kann.
Mai Fesseln ist für mich ein Prozess, so. Das ist halt nicht dieses ich fessle und ich mach dann was sondern es ist halt was, es passieren Dinge und die Gründe sind halt unterschiedlich, mit Partnern also Männern ist es meistens beziehungsweise mit meinem Partner, mit dem ich jetzt hier fesseln, die hauptsächlichen Sachen Fessel, die man halt auch überall in meinen Bildern sieht, ähm, gibt es halt einfach spezifische Themen quasi, die wir bearbeiten ich hab da ein Hardcore-Kink irgendwie in diese religiöse Symbolik irgendwie gefallene Engel, äh, Held.., Märtyrer, irgendwelche keltischen Opfer, die am Pfahl sterben und so weiter und so fort. Und das wird dann halt quasi inszeniert, nachgefesselt. Na was heißt, nicht nachgefesselt, das ist halt der Vibe, der dann passiert.
Sebastian Also da, also was weiß ich, wenn ich jetzt hier in den Raum irgendwie einen, einen Obelisken stelle und sage, mach was damit, dann ist das so dein, dann hast du ein Projekt und dann kannst du daraus etwas machen und daraus, ich sag mal, Kunst erschaffen oder ein Bild erschaffen oder deinen, dein, dein Partner nehmen und da irgendwie damit was tun? Also ich geb, ich stelle dir was hin und dann entsteht Kreativität oder ist es eher andersherum?
Mai Ich sehe meinen Partner und ich habe Kreativität. Also ich habe, mein Partner sitzt vor mir und es fängt quasi an, dass ich irgendwie, weiß ich nicht, ich habe nen großes, ne große Fläche an Wasser, ich packe die Finger rein und ich merke auf einmal, da kommt dann irgendwie so ne Schnur, da ist dann irgendwie was und da muss ich dann dem nachforschen und überhaupt. Das ist wie... na ein Bildhauer, der weiß ja prinzipiell auch nicht genau, was im Stein ist, aber dass da was ist. Und der nimmt den Stein ja nur weg, um halt das dann, was da drin ist, dann rauszuholen. Und das ist halt bei mir mit Seil. Ich packe Seil dran, damit das, was drin ist, rauskommt. Ich fessel da prinzipiell nichts dran. Alles, was am Seil dann passiert, ist eine Sache, die ist entweder in mir oder in dem anderen.
Sebastian Jetzt hast du mir eben erzählt, dass du da eher so Szenarien im Kopf hast.
Mai Jo.
Sebastian Ist das beim Seil auch so? Also hast du da ein Drehbuch? Oder ist, oder das Seil ist das Drehbuch? Oder ist das nochmal eine andere Ebene in deinem Kopf?
Mai Meinst du die, die Drehbücher im Sinne von bei, bei dem Kink irgendwie generell?
Sebastian Ja genau, also so ein Session-Drehbuch, ne, oder du hast zumindest so einen Anker, an dem du dich langhangeln kannst für ne Session. (Mai: Ja.) Und beim Seil habe ich gerade das Gefühl, dass es eher son, das kommt schon. Da muss ich nicht vorher drüber nachdenken (Mai: Ja.), sondern das, das, das ergibt sich. Gib mir Seil, gib mir Mensch, gib mir Seil und dann habe ich alle Zutaten und da wird schon was Geiles bei rauskommen.
Mai Ja, also es ist, genau, diese Drehbücher, die sind auch mittlerweile automatisiert. Also das ist jetzt nicht, dass ich mich hinsetze und ich sage, ich überlege jetzt was. Manchmal ja, manchmal nein. Aber beim Seil ist es wirklich, gerade dadurch, dass es so ein ritualisiertes Ding ist, der Partner oder die Partnerin sitzt, kniet auf den Tatami, im Fersensitz, also im Cesar. Und da fängt das quasi schon, also es fängt eigentlich schon vorher an, aber in dem Moment, wo die Person Platz nimmt, fängt bei mir halt einfach, dann ist es, dann fängt automatisch irgendwas an. Da weiß ich, ich weiß es halt selber nicht. Ähm, ich weiß, dass manche Menschen in mir spezifische Vibes, spezifische Stimmung hervorrufen. Das ist, wie gesagt, bei meinem Partner ist es eben dieses Hingabe-Märtyrer-Ding, wo es eben um, weiß ich nicht, Sublimationen geht, also um Auflösung oder um Aufsteigen oder Herabfallen. Die Figuren, die dann halt entstehen oder die Posen, die entstehen, sind dann auch irgendwie häufig was wie, keine Ahnung, der Mensch wird Richtung Himmel gerissen oder irgendwie, ne, fallende Engel sind dann zum Teil das, was mir als, als visuelles Feedback gegeben wird und bei den Partnerinnen, mit denen ich aktuell fessel, da ist es eben, dass ich das Gefühl habe, ich müsste halt, ja..., wie beschreibt man das am besten? Da fessel ich sehr zerstörend. Ich möchte quasi zerstören, damit aus mir etwas raus kann und ähm, in Gesprächen über halt eben unsere gemeinsamen Motive berichten die dann auch, dass sie gerne, also meine Partnerin Antea sagt halt eben, ich möchte, dass du halt eben mich zerstörst, damit ich im Kopf die Freiheit habe, einfach nur noch zu sein, wo wir wieder eben sind, am Anfang, bei dem Impact-Ding.
Sebastian Ich nehme jetzt mal ganz bewusst die, die ganz schlimme Perspektive ein. Jemand kommt zu dir und sagt, Mensch, ich habe gesehen, du kannst gut fesseln, ich würde gerne mal hängen. Machst du das für mich?
Mai Klar, kein Problem.
Sebastian Also Service geht.
Mai Wenn man mich bezahlt, natürlich. (beide lachen)
Sebastian Okay, mal andersrum. Du sagst zerstören. Also worum geht es? Um das Fixieren oder um das Bild? Oder um das, äh, von dir gibt es nen schönen Satz, warte mal hier, wo war er genau, "Das Seil ist dran und jetzt?"
Mai Genau, das ist der Titel, der Arbeitstitel für nen Workshop. "Das Seil ist dran und jetzt?"- heißt ja eigentlich, ich packe, ich mache ein Seil und ich warte darauf, was passiert. Ich kriege ne bestimmte Reaktion oder ich kriege keine Reaktion. Ich warte länger, ich mache ein nächstes Seil dran und und und. Seile sind für mich bisschen wie, wie, wie gesprochene Sätze. Wenn ich einfach ein Seil, ein Seil, ein Seil, ein Seil, dann habe ich einen Monolog und quatsche die Person zu. Die Person hat keine Möglichkeit zu reagieren. Es ist also ne Art Dialog. Und ähm, es geht beim Fesseln eben nicht zwingend darum, okay, ich mache jetzt Seil dran und danach mache ich noch ne weitere Handlung, sondern das Fesseln in sich ist die Handlung genug, weil auf dem Weg passieren halt alle möglichen verschiedenen Dinge und ich habe dann Freude beziehungsweise, na ja Freude stimmt nicht, ähm, Befriedigung, ja.
Sebastian Also ist das das Glücksgefühl, ich habe da jetzt was gebaut, so dieses wo Kleinkinder, ich habe jetzt was mit Lego gebaut, das sieht auch noch toll aus, oder ist das eher so ein... Ähm, ich bewege gerade die Seele eines Menschen.
Mai Bei ihm ist es in der Tat häufig so, dass ich am Ende sitze und denke, oh mein Gott, das ist, das ist schön. Das ist gerade in diesem Moment, das ist schön. Es hat nicht unbedingt zwingend was mit klassischer Schönheit zu tun, sondern es ist ein Ausdruck, eine Pose, es ist, keine Ahnung, die Streckung des Halses, des Nackens, die ich einfach in dem Moment so wunderschön finde, weil sie halt für mich eingebettet eben ist in dieses gemeinsame Erleben. So, und bei, bei, bei ihr ist es zum Beispiel so, dass ich, ich weiß noch nicht mal, worauf ich hin möchte. Es kann sein, dass es ne spezifische Emotion ist, dass das nen Geräusch ist, dass das die Biegung des Körpers irgendwie ist. Das ist, das es nen, nen, das es, ich weiß noch, mit ihr weiß ich nie, worauf ich fessel. Ich weiß auch nie, wann ich fertig bin. Ich weiß, ich muss, ich muss, ich muss. Es ist wie getrieben und irgendwann ist dann ein Punkt, wo ich merke, okay, das, das, das ex, das exakt ist es und dann kann ich sitzen, dann kann ich zugucken und dann ist alles fertig. Dann bin ich auch fertig.
Sebastian Bist du dabei kommunikativ? Also machst du dann oder geht das halt nen halbes Stündchen, Stündchen und dann ist halt Stille und vielleicht ein bisschen Musik oder, oder quatschst du und redest, also...?
Mai Es ist nie Musik dabei, weil Musik nimmt mir von den Geräuschen, die ich halt haben möchte. Na die Tatami machen Geräusche, wenn man drauf sitzt, wenn man drauf geht, wenn das Seil drauf fällt, das Seil drüber streicht, wenn jemand sich drauf bewegt. Der Bambus und das Gestell, das knarzt, die Seile machen Geräusche. Ich höre das Atmen und dann tropft vielleicht Schweiß auf der Tatami, jemand wimmert, jemand weint, also das heißt, alle diese Sachen, das ist die Musik, die ich haben möchte und die ich brauche. Meine Geräusche, ne, ich mache ja auch irgendwie, ich bewege irgendwie was oder ich knurre bei irgendwie was oder es ist irgendwie, das ist halt, das ist das, was ich als, als Soundtrack dazu brauche. Und Reden, Reden, das Reden kommt dann, wenn es um technische Dinge geht. Wenn also mein Partner mir sagt von wegen so, hey, da ist ein Seil, das gibt ein Problem. Dann sprechen wir, weil dann das Problem beseitigt werden muss und der Rest ist dann halt wieder gut. Wir sind beide in unserer eigenen Welt. Sie kommuniziert nicht zwingend mit mir, ich kommuniziere nicht mit ihr, weil wir jeder unser eigenes Ziel haben.
Sebastian Okay, oft gehört der Satz hier im Podcast: "Mit dem Seil wird kommuniziert."
Mai Ja, ja, ja.
Sebastian Die Frage, die ich dir auf einmal stellen mag, ist das nicht sehr einseitig?
Mai Das Seil, genau, das ist es ja. Das Seil kommuniziert ja nicht. Das Seil ist das verdammte Tool. Das Seil ist ein Werkzeug und die Handlung, die ich mache, das ist ja das, was quasi die Kommunikation ist. Ob ich den Körper vor mir habe, sie dreht sich in ne spezifische Position, ich drehe sie zurück, weil ich was sehen möchte. Sie dreht sich wieder, ich drehe sie wieder zurück, sie dreht sich wieder, ich drehe sie zurück. Das ist ja schon Kommunikation. Sie kommuniziert über ihren Körper und die Bewegung, ich kommuniziere über das Seil, was ich dran packe, also über die Beschränkung, Restriktion, die Formgebung, wie auch immer. So lange bis ich an einem Punkt bin, wo ich feststelle, okay jetzt, jetzt ist so ein Punkt erreicht, der, weiß ich nicht, sie hängt auf der Zehenspitze, ist gedreht, da ist nen Hüftseil, was einfach aussieht, als ob sie fast zerreißen würde. Ähm, die, die Körperposition ist in sich so, dass die Gelenke fast überdreht sind. Sie dreht sich auch noch extra rein, weil sie mag es, also wenn sie ne Fesslung hat, in der sie sich bewegen kann, bewegt sie sich in die Position, die am beschissensten ist. Warum sonst sollte sie gefesselt werden, ist ihr O-Ton. Und das baut sich halt Stück für Stück für Stück für Stück auf. Irgendwann kommt son Punkt, wo ich merke, okay, ab jetzt ist quasi alles das, was ich irgendwie an getriebene Energie habe, es ist jetzt raus, es ist jetzt drin. Das, was ich habe, sieht brutal aus oder es ist zerstörerisch oder es sieht wirklich einfach schön aus. Oder aber ich merke, okay, es kommt von ihr die Reaktion, dass sie einfach jetzt, weiß ich nicht, nen Release (freilasse, loslasssen) hat, weinend ist, wie auch immer. Und dann bin ich fertig. Dann gucke ich mir das Ganze an, dann fessel ich sie ab und Feierabend. Da ist dann auch nicht mit irgendwie schön abfesseln und mit konnektiv irgendwie was, irgendwie was, irgendwie was. Ich nehme sie runter. Wenn die Fesselung so sicher ist, wie sie ist, dann bleibt sie auf der Tatami liegen. Irgendwo in die Ecke geschoben. Ich gehe pinkeln. Ich mache mir nen Tee. Ich hole mir was zu essen. Ich fange an, die Seile rumzuräumen, wegzuräumen, wegzupacken. Sie bleibt weiterhin gefesselt liegen. Ich nehme die Sachen ab. Dann setze ich mich hin, mache irgendwie ein paar Sachen am Handy. Sie ist dann weiter schluchzend irgendwie noch auf den Tatami und irgendwann zum Ende wird sie einfach abgefesselt. Bleibt ebenfalls, ohne die Fesseln, meistens liegen und kommt irgendwann dann einfach auf die Couch und dann haben wir Zeit für irgendwie, ähm ja, bisschen was trinken und dann sind wir beide sehr entspannt. Das ist aber ganz, ganz, ganz consensual. Das möchte sie so.
Sebastian Das ist aber auch zwischen euch beiden.
Mai Ja.
Sebastian Wenn ich jetzt mal so überlege, die bondage-affinen Menschen, mit denen ich bisher so gesprochen habe, die haben oft auch andere Aspekte. Das soll schön aussehen, das ist die innige Verbindung zwischen uns beiden, das ist die Verbindung zum Seil, ähm, das Abfesseln ist ein ganz, ganz wichtiger Prozess, dass man landet, dass man in ner anderen Welt ist währenddessen. Ähm, ich habe bei dir den Eindruck, nee, es geht einfach nur darum, du möchtest dich ausdrücken und du willst die Macht mit du, du, ja, du, du drückst Macht mit Seil aus, mit Beschränkung und mit Freiheit. Du gibst Macht, äh nein quatsch, du gibst Freiheit, du gibst Beschränkung und das machst du nicht über Worte und über, ähm, was weiß ich, Schläge und runterdrücken oder irgendwas, sondern das Tool ermöglicht dir, diese ganze Bandbreite auszuleben, fertig.
Mai Ja, genau.
Sebastian Und du musst auch nicht mehr drüber nachdenken, wie das technisch geht, sondern da bist du soweit inzwischen fit, dass du sagen kannst, ich mache damit. (Mai: Genau.) Das ist wie Autofahren wahrscheinlich. Ich will da hin, dann fahre ich da hin. Ich muss nicht drüber nachdenken, was das Schild bedeutet.
Mai Ich vergleiche es eher mit Tanzen, so, ne, ich habe jetzt nicht mehr nen Tanzkurzlevel von irgendwie, weiß ich nicht, nem Walzer oder so, sondern ich bin irgendwie bei, keine Ahnung, Ballroom irgendwie angelangt und ich habe keine Ahnung von der Abzeichen XY. Das heißt, ich weiß, wie die Bewegungen sind. Ich kann quasi dem bereits meinen eigenen Stil hinzufügen, meinen eigenen Flair. Ich mache ne Bewegung, wo halt Leute, die das sehen, ganz klar sagen können, okay, das ist meine Handschrift, das bin ich, weil ich etwas auf diese Art und Weise hervorheben möchte. Und natürlich, die Sachen werden schön, weil ich das halt auch mag. Aber ich muss jetzt nicht mehr denken und sagen, das mache ich jetzt so, damit es hübsch ist, sondern ich sehe etwas, ich weiß, dass ich etwas hervorheben möchte, dann fessele ich dran und dann ist es in 75 Prozent der Fälle schön.
Sebastian Wie wichtig ist es denn, dass es unbequem ist, dass es Schmerz auslöst, dass es scheiße ist, dass es, wir haben den schönen Begriff "Predicament Bondage", zu dem leider Gottes, also manchmal sehe ich Bilder, wo ich mir denke, boah, und dann wurde mir aber von Sempai, Grüße, beigebracht, auch wenn das, das sieht gar nicht so aus, dass es so scheiße ist, aber das ist es, ne. Das sehe ich als ungeübter Betrachter, erkenne ich das gar nicht, dass das scheiße wehtun muss. Ich sehe halt, naja, das sieht doch ganz bequem aus. Also inwieweit ist das wichtig, dass du auch das auslöst? Hast du dafür ein Faible (Vorliebe) eventuell sogar?
Mai Jein, ich würde ganz gerne vorher noch diese, noch noch eine äh eine Sache eingehen. Du sagtest dieses Beschränkungsding, irgendwie was Schönheit. Genau da, da kommt es mir darauf an, dass ich halt eben diejenige bin, die die Position im Raum bestimmt mit dem Seil. Das ist schon ein Zusammen, das ist auch schon ein, ein, eine Innigkeit irgendwo, aber es ist halt auch partnerbezogen. Und ich, ich fessle nicht mit dem Ziel ich möchte etwas haben was jetzt besonders kacke ist, so. Ähm, vielleicht können wir das an einem Beispiel nehmen. Eins meiner Lieblingsseile ist eine sogenanntes Noriki Waistline. Das heißt prinzipiell einfach nur, es ist eine, ein Seil um die Taille, was sich zuzieht. Normalerweise sagt man immer Single Column, der soll sich nicht festziehen, weil das ist sicher, bla bla bla bla bla. Und es gibt das Ganze als eine Variante, die sich halt selber zuzieht. Je mehr Gewicht reingehängt wird, desto mehr hängt sie sich zu. Hat natürlich den Effekt, dass es unfassbar restriktiv ist, dass es schmerzhaft ist, dass es wehtut, dass es mit ner Scherkraft eventuell zusammenarbeitet. Aber, das ist für mich der Effekt, das Ganze sieht extrem aus. Die Person sieht aus, als ob sie in zwei gesägt wird oder in zwei gebrochen wird. Es ist dadurch, dass es halt dieses einzelne feine Seil ist und ein Seil davon weg geht, ist es halt ein wirklicher Fokuspunkt und man sieht eben die Einwirkung eben dieses Seils auf den Körper. Und das macht nen Zwang quasi, zeigt es eben auf oder es zeigt halt eben auf, wie sehr eben der Körper in diesem Punkt in der Spannung ist. Und darauf fesse ich hin. Ja, das ist beschissen anstrengend. Das Feedback kriege ich, ich weiß es ja nicht, ich bin nur auf einer Seite des Seils unterwegs. Aber ich fessele nie mit dem Grund, ich mache das jetzt damit, dass kacke ist oder ich mache das jetzt damit, dass es wehtut, sondern das ist halt etwas, das passiert halt im Prozess.
Sebastian Ja, so nen gewissen Faible für physikalische Prozesse, die würde ich dir doch unterstellen. Also so ein bisschen so, du bist dir sehr bewusst, dass man Spannung erhöhen kann, wenn man eben, ich nehme jetzt mal so ne Art flaschenzugartige Fesslung verwendet, also dass du in die Richtung schon gehst, dass du sagst, ich hole noch nen bisschen mehr raus als das Seil macht, sondern ich arbeite mit der Physik.
Mai Ja, aber da würde es mir nie, also der, der Grund ist aber nicht, dass ich sage, ich möchte, dass das wehtut, sondern ich sehe eine körperliche Reaktion oder einen Gesichtsausdruck oder irgendwie eine andere Reaktion und die möchte ich haben. Also es ist dann, dass ich quasi erreichen möchte zum Beispiel, dass was weiß ich, in nem "Backbend" noch ein bisschen mehr Spannung kommt, weil sich dann die Wade von dem Fuß, der auf dem Boden noch ist, sich noch ein bisschen mehr anspannt und ich genau weiß, in zwei, drei Minuten wird ein Zittern anfangen und es wird wunderschön aussehen.
Sebastian Du bist echt arschig, ne?
Mai Ja. Wir haben es auch durchaus so gehabt, dass ne Partnerin mal zugeschaut hat. Also Anteia ist, wenn sie gefesselt ist, sobald sie mit mir fesselt, ist sie im Rope Space. Ohne Rope Space kann sie das nicht aushalten. Die hat einfach gesagt, warum soll ich das machen? Das ist bescheuert, das tut weh. Das ist doch unbequem. Das ist ja furchtbar. Wer würde sowas machen? Ihr O-Ton. Hat zugeguckt, wie ich jemand anders gefesselt habe und hat danach gesagt, um Gottes Willen, ich habe nicht gewusst, wie furchtbar das von außen aussieht. Um Gottes Willen.
Sebastian Ja, liebes Publikum, ein paar ausgesuchte Bilder kriegt ihr bestimmt in den Shownotes zu sehen.
Mai Gerne.
Sebastian Such gerne mal ein paar raus, wenn du sagst, die kannst du zeigen. Sie müssen ein bisschen jugendfrei sein.
Mai Sie sind absolut 100% jugendfrei, aber ja.
Sebastian Aber da amerikanische Netzwerke ja sowas bewerten, Jugendfreiheit ist Gewalt immer nie ein Problem.
Mai Es ist Schönheit.
Sebastian Katastrophe, alles andere kein Thema.
Mai Es ist Schönheit.
Sebastian Sag mal, das kann ich dich mal fragen, was hat's denn, ich sehe das in letzter Zeit immer häufiger, wahrscheinlich ist es jetzt einfach mehr Mainstream, was hat's denn mit dem Stein auf sich? Ich sehe ganz oft Bilder, da hat man dann irgendwas und an irgendeinem Seil hängt irgendwo ein großer Brocken. Ist das einfach nur, also ich habe das Gefühl, du brauchst das gar nicht, weil du holst das aus dem Körper an sich schon raus oder ist das doch ein Hilfsmittel, was nett ist? Oder hat das vielleicht sogar eine religiöse Bedeutung? (Mai stöhnt genervt) Oder, ich weiß, das ist die maximal unerotische Bezeichnung von, was hat's mit dem Stein auf sich, aber komm, erzähl es mir, sag mir, was ist das, was soll das, warum macht man das? Und machst du das?
Mai Das war nicht, das war wirklich nicht auf dich gerichtet, das war auf dieses, ja, was soll das mit dem Stein, ja, mir geht es genauso. Hilfsmittel dazu zu holen für, ich hänge nochmal irgendwo nen Stein dran, hat zumindestens, ich bin ja ganz wichtig, ich möchte hier keine ultimativen Wahrheiten oder so, sondern es ist einfach alles meine Einstellung zum Fesseln, meine Meinung, mein Ansatz, jeder kann prinzipiell fesseln, wie er das möchte, man kann auch irgendwie Regenbogen-Plastikseil nehmen, das ist dann halt eure Sache, nicht meine. Ich finde es nicht schön, ich muss es nicht essen. Nen Stein irgendwo dran ist ja eigentlich nur noch ein Zusatzgewicht, das heißt, es macht ne Sache beschissener, kann aber auch ne Betonung sein auf etwas. Ich mache das nicht, weil ich bisher noch keinen Moment hatte, wo das für mich Sinn ergeben hat, jetzt noch nen Stein dran zu packen. Wie du sagtest, ich mache das halt so schon alleine durch den Körper.
Sebastian Wozu benutzen den denn andere? Also dient das einfach nur zum Verdeutlichen, da hängt jetzt ein Stein und deshalb ist es noch schlimmer? Also ist das ein optisches Highlight oder erklärt es vielleicht das, was da gerade gemacht wurde oder ist es einfach, weil man das halt macht?
Mai Ich glaube, das sind häufig alle von diesen Gründen.
Sebastian Okay, alles klar.
Mai Also für mich ist es so, dass ich mir sage, das muss halt das, was ich mache, muss halt irgendwie ne, ne Bedeutung haben. It has to have meaning (Es muss einen Sinn haben). Das heißt auch Seile, die halt irgendwo dran sind, die keinen Sinn ergeben, sind halt für mich dann schlecht gefesselt. Aus meiner Perspektive. Ähm, heißt, wenn ich einen Stein dran mache würde ich einen Stein dran machen an eine Gliedmaßen, die halt noch mal mehr Zug bekommen soll oder soll, was weiß ich, noch mal an einen Bauch, der irgendwie noch mehr bekommen soll oder man macht es mit Wäscheklammern über die Nippeln. Warum das jetzt momentan so ein Trend ist? Well, it's the Instagram. (Ja, ist halt Instagarm) Irgendjemand macht ne Fesslung vor und auf einmal ist für vier Wochen mein ganzer Feed voll mit einer spezifischen Fesselfigur.
Sebastian Vielleicht wäre da noch mal die Option zu sagen hier, man muss ja nicht unbedingt einen Stein nehmen, man könnte ja auch was anderes nehmen... Nen Wasserkocher.
Mai Man könnte nen Wasserkocher nehmen. Man könnte eins, was
Sebastian Was, was, nein, also ich will das jetzt gar nicht schlecht reden, tschuldigung, aber ne, es ist so ein bisschen, aber da könnte man ja doch ein etwas anderes Symbol nehmen oder etwas, also nen Stein hat natürlich Härte und Gewicht und so und das drückt da schon was aus. (Mai: Ja.) Ich finde jetzt, also ich persönlich hätte jetzt eher die Vorliebe für einen Eimer und dann hat man doch irgendwo Wasser, was da reintröpfelt, (Mai: Ja.) ja, wo also, noch, oder wo der eigene Sabber reintropft und dann beschwert man es selbst, wobei so viel sabbert man wahrscheinlich da nicht, aber es gibt ja noch andere Flüssigkeiten. Also Fakt ist, also wo da nochmal ne Funktion ist, sowas da. Aber du hebst die Hand.
Mai Ja genau, ähm, das ist ne gute Sache und zwar, mir wird ja mehr Sinn ergeben, sagtest du nen Eimer, wo irgendwie was drin ist. Genau, nen Stein ist von irgendwo draußen. Ich wohne mitten in der Stadt, woher soll ich nen großen Stein kriegen? Ergibt keinen Sinn, so. Da würde in der Tat ein Eimer mit irgendwas mehr Sinn ergeben. Ähm, ich bin bei nem Fotoshooting von Freunden dabei gewesen, wo ähm, das Model auf nem Kniebrett gewesen ist. Soroban heißt das. Das ist dieses, viele Leute kennen es unter Ishidaki.
Sebastian Oder für die ganze bl... Stellt euch ein Waschbrett vor.
Mai Joa.
Sebastian Es tut mir leid.
Mai Ja, quasi. Ist halt einfach nen, nen Holzspitzen aneinandergereiht. Genau. Und die Person kniete da drauf und normalerweise wird es immer dargestellt mit großen Steinplatten auf den Knien. Alles schlimm. Nein, die Person hatte einen Drucker. Die hatte einen Drucker auf den Knien.
Sebastian Oh, so ein schöner Laserdrucker.
Mai Richtig, richtig monströs. Das Ding hat, irgendwie haben wir es mal gewogen, es hat 25 Kilo gewogen und weil das Setting gewesen ist, quasi, äh, äh, ähm, deutsche Worte, ähm, Naughty Secretary, also quasi Sekretärin macht irgendwie auf der Arbeit heimlich mit der Polaroid-Kammer irgendwelche halbnackten Bilder von sich und wird dann bestraft mit Kniefolter und Drucker auf den Knien. Das ist wieder für mich eine Sache, da ergibt dieses Gewicht in Form eines Druckers komplett Sinn. Weil es ist drin, wir sind mitten in der City gewesen, das Setting ist halt eben auch da, da wäre ein Stein halt Unsinn. Aber das ist wie gesagt mein persönliches Flavor, wenn jemand sagt, er findet es hot, soll er es machen.
Sebastian Wie weit passt denn? Du gibst die Stille vor. Du gibst vor, wo verharrt wird. Kannst du dich so ein bisschen identifizieren mit Puppenspielerin oder an den Fäden ziehen? Ist das so ein Bild? Könnte ich mir das hier vorstellen, wo du dann wirklich sagst, hier ein paar Seile und dann kann ich wirklich die Figur der Person komplett steuern?
Mai Ja, also es ist so ein Mittelding zwischen Spinne und Puppenspieler wahrscheinlich.
Sebastian Also du kontrollierst?
Mai Alles. Ich kontrolliere, welche Position hat die Person im Raum, wie ist die Position zum Boden, ist überhaupt noch Bodenkontakt, kann diese Person atmen oder nicht atmen, wie viel Belastung ist auf welchem Teil des Körpers, welche Drehung, was ist überhaupt noch möglich, wie viel Bewegung ist möglich. Es gibt Fesslungen, die sind mit Absicht so, dass viel Bewegung machbar ist, weil es auch für viele Leute sehr frustrierend ist, wenn zwar Seil dran ist, aber halt keine Bewegungslosigkeit da ist. Und andere Sachen, die sind so konzipiert, dass eben das Seil ist dran und dann ist es unausweichbar. Man kann dem nicht mehr entkommen. In keinster Weise. Und die einzige Möglichkeit, die man hat, dann von Seite des Models her, ist eben, sich fallen zu lassen, aufzugeben.
Sebastian Stell dir mal vor, das hört jetzt hier jemand und die Person sagt, oh ja, das mache ich jetzt auch so. Würdest du dazu raten? Ich habe mal meine 1-2 Bondage-Kurse besucht. Ich kann die 3-4 wichtigsten Knoten. Ja, das ist geil. Ich besorge mir gleich einen Drucker und eine Mikrowelle. Und dann geht, Entschuldigung, mir fällt das so schwer. Ich will dich ja ein bisschen provozieren, aber dieses Ich mach das jetzt. Ich will genau dieses Setting. Ich will genau dieses Feeling. Kann man das machen mit, ich sag mal, Basisfähigkeiten Bondage? Oder ist das was, wo du sagst, auf gar keinen Fall, ihr bringt euch nur um?
Mai Ich habe 2013 angefangen zu fesseln. Sessions mit Fesseln, also wirkliche Sessions mit komplexeren Fesslungen, also sowas, wie ich jetzt beschrieben habe, mit irgendwas in der Luft, links, rechts, irgendwie in der Mitte fast durchgebrochen. Die sind machbar für mich überhaupt vielleicht seit 2018. Natürlich kann man, wenn man sagt, ich kann ein bisschen was fesseln, ich möchte eine Session machen, kann man das machen, aber da ist immer die Frage, wie wichtig ist einem denn das Gegenüber? Möchte man den vielleicht nochmal fesseln, ja oder nein? Und wie weit kann ich etwas so gut, dass ich mental nicht mehr bei dieser einen Sache bin? Also wenn ich immer noch überlegen muss, in welche Richtung geht der Single Column Tie oder wenn ich die Friction gemacht habe, also den Zug-Gegenzug-Prinzip, wie schließe ich dieses Seil ab, wenn ich da noch drüber nachdenken muss, kann ich mental nicht bei meinem Gegenüber sein, dann kann da halt keine Session stattfinden. Technisch gesehen….
Sebastian Das heißt, wenn ich Leute beim Bondage gesehen habe, meistens, dann war das Problem, dass sie noch mit dem Fesseln beschäftigt sind. Mit dem wie und was und bis wohin. Und wenn sie damit beschäftigt sind, dann ist es halt eher ein technischer Akt. Aber die Jahre dieses muss ich erstmal durchstehen, bevor ich anfangen kann, ich sag mal damit zu spielen. Kann das sein? Das wäre auch mein Problem. Warum habe ich keinen Zugang zum Seil? Ganz einfach, ich will spielen. Und der ganz andere Kram ist nur ein Hindernis auf dem Weg dahin. Ich möchte ein Buch schreiben, ich kann aber keinen zehn Finger tippen. Solange ich noch bei jedem Buchstaben überlegen muss, wo ist der? Solange schreibe ich kein Buch, sondern solange tippe ich Buchstaben in ein Gerät. In dem Moment, wo das Schreiben aus den Fingern einfach rauskommt, kann ich mich auf den Inhalt konzentrieren.
Mai Ja, ja und nein. Die Sache ist, wenn wir wieder beim Tanzen sind oder wir nehmen ein Instrument, ich habe ein Instrument angefangen zu lernen. Ich lerne mein Instrument jetzt vielleicht ein Jahr. Ich kann da nicht mich irgendwie zu einem Probe spielen für ein Orchester irgendwie, für ein großes Orchester. Oder könnte sagen, keine Ahnung, ich möchte irgendwie bei den Philharmonikern mitmachen. Das ist halt einfach da nicht drin. Wenn ich ein Instrument gelernt habe und jetzt nicht vielleicht, wir lassen einfach mal irgendwie die krassesten ADHD, Hyperfocus Sachen raus, wenn ich ein Instrument anfange zu spielen, habe ich am Anfang ein begrenztes Repertoire. Das heißt, das ist dann keine Ahnung, für Elise, Frere Jacques und was auch immer und ich kann ja trotzdem in den Sachen Spaß finden. Ich weiß vielleicht schon irgendwie einfach, kann schon irgendwie, weiß ich nicht, vielleicht schon die ersten zwei Seiten der Mondscheinsonate, aber da muss ich immer wieder aufs Blatt gucken, Also ist das dann, weißt du?
Sebastian Ja, ja.
Mai Das technische Können, was ich habe und das, was ich nutze in Sessions, sind zwei verschiedene Dinge.
Sebastian Das Problem ist ja, die Leute sehen deine Bilder und dann sagen die, oh kannst du mir das beibringen und du hast ja auch schon Workshops gegeben und tust es auch noch und jetzt wollen die das, was du tust, das kannst du denen jetzt nicht an einem Wochenende beibringen, also was sagst du denen denn?
Mai Das Erste, was ich sage, ist, dass sie sich bewusst sein sollen, dass das Internet fake ist und dass die Fotos, die sie bei mir auf Instagram sehen, zwar so ausgesehen haben, als sie entstanden sind, aber garantiert nicht so, wie sie sich das vorstellen. Die Fotos, die ich entstanden habe, haben eine gewisse Fakeness-Ansicht. Das heißt, da ist mal jemand hochgehalten worden, fürs Foto aus dem Bild gehopst oder aber es ist ein Sekundenbruchteil gewesen oder es sind 15 Sekunden gewesen aus einer 10-Minuten-Sequenz. Das ist also das, was man sieht, nicht auf eine Art und Weise real ist, wie sie es sehen.
Sebastian Und trotzdem, ich stehe vor dir und sage, komm, bring mir bei, das so zu machen, wie das auf dem Bild war. Ich will das sehen. Also erstmal ist erstmal die Intention eine andere. Du hast währenddessen einfach, das ist einfach, aber du hast währenddessen gefesselt und hast nicht drüber nachgesagt, was du da tust, sondern du hast getan. Du hast aus dem Stein was rausgehauen. Und jetzt kommt aber jemand und sagt, ich möchte den umgekehrten Prozess, ich will jetzt dieses Ergebnis. Also du kannst doch den Leuten eigentlich nur sagen, das kann ich dir nicht beibringen, vergiss es. Oder sagst du eben, naja gut, wir können mal einen Einstieg finden und in zehn Jahren bist du soweit. Oder gibt es da einen tatsächlichen Weg, dass du sagst, ja ich bring dir das bei, du kannst es genauso machen, du wirst es nur nicht so fühlen. Oder geht es eben doch? Also ich mag mal wissen, wie gut man abkürzen kann, wenn man das will.
Mai Ja, also die Sache ist, es sind ja zwei verschiedene Sachen. Einerseits ist diese Sache, jemand kommt zu mir und sagt, bring mir das bei, was ich da sehe. Und das andere ist die Frage, die du gesagt hast, wie ist denn das irgendwie mit den technischen Sachen, kann man da abkürzen? Man kann nicht abkürzen, Punkt.
Sebastian Okay, das heißt, ich kann eigentlich nur dich bezahlen, dass du es machst.
Mai Wenn man das so sehen möchte, kann man mich entweder bezahlen dafür, dass ich das mache oder muss ich selber eben halt wirklich hinsetzen. Es ist, wie gesagt, wie mit einem Instrument. Ich kann nicht erwarten, dass ich mit Klavier anfange und der nächste lang, lang bin, sondern ich muss Unterricht nehmen, ich muss konstant üben, ich muss gucken, auf welche Art und Weise kann ich üben, dass es mir auch irgendwie Spaß bringt. Aber niemand, der mit dem Klavier anfängt, ist sofortig eine Prodigy und überhaupt niemand, der anfängt mit einem Tanzkurs, kann bei, weiß ich nicht, gibt es bei Tanz Olympia? Du weißt, was ich meine. Kann da irgendwelchen Meisterschaften.
Sebastian Natürlich gibt es bei Olympischen Spielen Tanz. Das hat zwar für mich jetzt nicht viel mit Tanz zu tun, sondern das ist ein technischer Wahnsinn. Aber das gibt es, ja. Zumindest läuft da Musik und Menschen bewegen sich dazu.
Mai Ja, vielleicht kann man es mit Sport und Leistungssport. irgendwie vergleichen. Es gibt Leute, die laufen einfach so, die joggen ein bisschen, weil es halt nett ist. Die haben halt irgendwie so ein bisschen einfach ein paar Laufschuhe, die haben so ein bisschen eine Buchse dafür und machen das dann irgendwie so an vielleicht einmal in oder zweimal in der Woche. Es gibt Leute, die sind im Verein und laufen dann halt regelmäßig. Es gibt Leute, die halt sagen, boah, ich möchte mal einen Halbmarathon machen. Und es gibt Leute, die machen das ganz auf olympischem Niveau. Und alle diese verschiedenen Sachen haben ein Level an Aufwand. Man kommt nicht mit zweimal in der Woche für ein Stündchen laufen, kommt man nicht durch einen Ironman. Wenn die Erwartungshaltung ist, ich mache irgendwie einmal im Monat, setze ich mich für eine Stunde hin mit Seil und ich erwarte dann, dass ich irgendwie jemanden auf eine spezifische Weise aufhängen kann, dann alle Liebe, das ist Illusion.
Sebastian Gut, aber die Leute kommen, okay, wir nehmen mal an, die Leute kommen zu dir, weil es sieht gut aus und sie wollen es im Grunde von dir lernen, aber was kann man den Menschen beibringen, damit sie schnell dabei bleiben, weil das ist ja auch deine Intention, du willst den Leuten das ja nicht vermiesen, indem du sagst, passt auf, das ist super kompliziert, da braucht ihr zehn Jahre und dann kriegt ihr erst, dann kriegt ihr den gelben Gürtel und dann dürft ihr eventuell auch mal Seilführerschein. Ja genau, also das ist ja auch so ein Punkt, also ich finde Bondage ist ja immer so dieses Bindeglied zwischen Gesellschaft und BDSM, weil Bondage ist irgendwie, das ist schon so viel Kunst, zumindest wenn es so aussieht, dass auch Menschen, die mit BDSM nichts zu tun haben, sagen können, okay, das sieht gut aus, das ist schön, das hat was mit Kunst zu tun, das Kinky, das kann ich quasi, das kann man wegdiskutieren. kann man, muss man nicht. Also deshalb ist Bondage eigentlich total wichtig, weil es die Gesellschaft ein bisschen öffnet über diese Szene. Also so ein blauer Hintern funktioniert jetzt gegenüber nicht, wie der ist immer nicht so gut wie hier ist ein geiles Bondage. Und da schaukelt jemand im Seil und genießt das offensichtlich. Gut, solche Bilder gibt es von dir offenbar nicht.
Mai Doch, also diese Bilder sehen ja, das ist ja schon das Trügerische. Die Bilder sehen häufig deutlich friedlicher aus, als sie eigentlich sind.
Sebastian Ah, okay.
Mai Das ist dieses Ding mit dem Schön. Die sehen alle schön aus, aber die sind halt für das Model auch halt dann schön scheiße. Bei den Bildern nochmal sprachst du, was ist denn, wenn jemand zu mir kommt? Dann ist es häufig so, dass wir sagen, ja, ich kenne die Bilder von dir und so weiter und dann frage ich einfach die Leute wirklich, was siehst du denn da drauf? Ich lasse mir also von den Leuten erzählen. Was siehst du auf diesem Bild? Was sagt dieses Bild für dich aus? Was macht das? Was möchtest du da halt haben? Also es geht nicht darum um Technik, sondern es geht um welches Gefühl. Welches Gefühl möchtest du haben? Welche Emotionen möchtest du hervorrufen? Was ist das, was du da siehst? Und es ist meistens, es ist häufig, es ist Connection, es ist Hingabe, wird häufig erwähnt, es wird Kontrolle erwähnt und dann fange ich, würde ich dann anfangen einfach kleinschrittlich das zu erarbeiten. Was ist denn eigentlich überhaupt Hingabe, was ist denn Kontrolle, wie kann man das mit ganz einfachen Dingen ausdrücken? Es ist halt eins, zwei, drei Wiegeschritt.
Sebastian Okay, das was mir auf Bildern immer fehlt oder ein Motiv, was ich gerne öfter sehen würde, das ist wahrscheinlich für viele Menschen langweilig, gar nicht das Rope Bunny oder Rope Model hast du gesagt, sondern den Rigger, also den Gesichtsausdruck beim Fesseln. Eigentlich nur voll drauf aufs Gesicht, man sieht eventuell noch einen Teil von der Hand und ein bisschen Schnur, aber eigentlich geht es ja um die Person, die da was tut. Die finde ich persönlich mit am spannendsten, weil da passiert das Feuerwerk im Kopf. Die andere Person ist eventuell gerade in einer ganz eigenen Welt ganz weit weg. Aber die Person, die wirklich dabei ist, voll drauf ist, die auf der Bühne steht, das ist eigentlich das Motiv, was ich selten sehe. Der Reger ist meistens in den Bildern, wenn überhaupt, bei Werk.
Mai Das ist aber auch wieder so ein Trend-Ding und ist natürlich begründet aus der Geschichte, halt einfach, dass Bonnisch aus dem Porno-Bereich bekommt. Was ist da zu sehen? Da möchten irgendwelche Menschen, ich verallgemeinere jetzt hier, irgendwelche alten Säcke wollen irgendwelche jungen Frauen sehen in Bondage und nackt. Und dann wird das so gemacht und da ist ja der Rigger uninteressant. Da ist ja der Fessler ist dann halt uninteressant, so da, wo es eigentlich umsprünglich herkommt.
Sebastian Aber da sind wir ja schon lange weg von.
Mai Ja, ich bin halt aber auch jemand, ich mag halt auch, ich mag Rigor Faces, Intense Rigor Face, also wirklich ausdrucksstarke Rigor Gesichter, mag ich sehr, sehr gerne. Und es ist halt auch, ich lege da auch Wert darauf, dass ich zu sehen bin. Ich habe mein Gesicht am Anfang gehasst beim Fesseln und mittlerweile finde ich es halt spannend, weil man, ich habe ein sehr transparentes Gesicht, was Emotionen angeht. und das, was ich denke und was ich fühle, das sieht man sofort. Das ist auf diesen Bild dann halt direkt drauf.
Sebastian Also wenn Menschen mich ja freuen wollen, also ich sehe bei FetLife momentan mehr Steine als Rigger. Da ist Potenzial. Ja. Warst du jemals, Banni, hast du dich fesseln lassen? Außer damit du mal ein Gefühl vielleicht nacherlebst, also hast du das schon mal genossen, im Seil zu sein? Der gute Dom macht alles selbe, lässt, probiert alles an sich selber aus, tralala.
Mai Ja, ich finde auch stromaktiv gut und würde mich niemals britzeln lassen.
Sebastian Oh, Frage, gibt es Seil, was so ein bisschen was für Strom... Ja, gibt es. Sehr gut, danke. Conductive Rope.
Mai Ja, leitendes Seil. Da sind dann so kleine Metalldinger eingebaut und dann kannst du irgendwo festmachen und dann macht das Seil halt Britzeldinge. Ich habe mich damit nie beschäftigt, weil das halt nicht so mein Kink ist und ich könnte es eventuell anfassen und würde dann gesappt werden und das fände ich sehr ungut.
Sebastian Das notiere ich mir mal. Okay.
Mai Aus persönlichen Recherchezwecken, ja?
Sebastian Ja.
Mai Bin ich schon mal gefesselt worden.
Sebastian Hast du es genossen? Oder kannst du überhaupt nachvollziehen, was das Robe Model irgendwie empfindet? Oder ist das nur so ein Scheiße, ich will doch jetzt. Also die andere Seite, gibt es die? Wie viel gibt es die, gab es die?
Mai Ich bin in der Tat schon mal gefesselt worden, fand es toll. Ich bin da so ein bisschen gespalten. Ich fand es okay. Ich glaube, dass ich dem ziemlich viel abgewinnen kann, weil gerade dieses, ich habe ja irgendwie dieses Bild gegeben, von dem ich tauche halt irgendwie in so ein tiefes, schwarzes Gewässer und gucke mal, was ich da finde. Ich glaube schon, dass ich mich da halt reinwerfen kann und da Sachen finde. Für mich ist dann halt aber dieses Ding, mit dem ich müsste komplett die Kontrolle abgeben und ich müsste jemandem so krass vertrauen, dass ich dann eben da mich halt da komplett anvertraue. Das ist eine andere Nummer. Also irgendwie im Sägo-Fix irgendwie drin sein oder irgendwie was und dann irgendwie eine Hood drauf haben oder so. Das ist eine andere, it's fine. Im Seil? Puh. Ganz andere Nummer.
Sebastian Ja, das bleibt jedoch nur, dass du dich selber einseilst.
Mai Das verstehe ich nicht. Das machen Menschen, ich verstehe den Sinn dahinter nicht. Für mich ist das nichts. Mich selber fesseln ist eine Sache, die mache ich aus Übungszwecken, ansonsten finde ich es langweilig. Und was das Fesseln in sich angeht, natürlich, klar, das ist halt spannend, weil ich das Material irgendwie spannend finde, ist aber auch eine Sache. Das ist dann wieder dieses, da bin ich halt dann sehr wählerisch, glaube ich. Es gibt nur, doch, das ist es. Es gibt einfach wenig Personen, mit denen ich das überhaupt teilen möchte. So, das ist es wahrscheinlich.
Sebastian Aber wenn du so jemand findest, so ein bisschen Sehnsucht, das, wenn, stimm mal vor, du hast da Wundervolles vollbracht. Dein Model hängt vor dir da drin und fühlt die Welt, ja, den Schmerz der Welt im Zweifel.
Mai Und dabei noch horny as fuck, wundervoll, Ziel erreicht.
Sebastian Genau, dann stehst du da vor und denkst, oh, eigentlich möchte ich tauschen. Schon mal gehabt das Gefühl?
Mai Okay. Das habe ich bis jetzt noch nicht gehabt. Ich kann mir das wohl spannend vorstellen. Gerade weil ich ja Seil und Bondage halt auch als einen Platz sehe, wo es um das Erleben und eventuell auch Ausleben von Emotionen und Gefühlen und Zuständen geht, die halt einfach eher als negativ konnotiert sind. Also wenn es um Angst geht, um Verlassenwerden, um Trauer, solche Geschichten, das ist alles das da, da ist Seilfe da. Das ist halt schon spannend, weil ich halt durchaus auch einen Rucksack mit Gepäck mit habe, der dann da eventuell mal aufgemacht werden kann. Aber wie gesagt, da dann eine Person zu finden, wo ich das ganz gerne teilen möchte und wo ich auch mich so vulnerable mache, sehe ich so... Ja, das sehe ich wohl mit meinem Partner.
Sebastian Aber… Das kommt nämlich das Update. Ja, das… Dann komme ich persönlich vorbei und sage, so, jetzt red in das Mikrofon, ich hänge es an die Folge dran, sowas mache ich äußerst selten, natürlich eine Folge, eine Ergänzung, aber… Wundervoll. Wenn der Moment kommt, wo du sagst, so, ich habe jetzt seit einem Monat, wo ich jeden Tag irgendwie aufgehängt, abgehängt und habe genossen und keine Ahnung was, da bin ich gespannt.
Mai All right.
Sebastian Bevor ich jetzt eine Kleinigkeit weiterspringe, habe ich noch meinen Weltschmerz. Ich habe tatsächlich irgendwann mal vor, auch irgendwie während der Covid-Zeit, habe ich gesagt, komm, ich habe die Seile da. Das Podcast-Trobie hat mir vor x Jahren mal Seile geschenkt. Ich habe gesagt, komm, du probierst jetzt ein bisschen was raus. Ich habe mir ein Kissen geschnappt, ich habe mir ein YouTube-Video geschnappt. Und das, ich habe es nicht hingekriegt. Das gibt es doch nicht. Das geht immer an derselben Stelle. Es geht nicht. Und dann habe ich irgendwann Frame für Frame geguckt. Und dann habe ich gesehen, da ist eine Überblendung drin an dieser einen Stelle. Und deshalb war der Knoten völlig unmöglich.
Mai Oh mies.
Sebastian Ich war so angepisst, weil ich dachte, das gibt es doch nicht. Das ist hier einfach mit dem Finger da runter und schwupps. Und dann sieht das so aus. Und dann macht er schwupps und dann sieht das bei mir anders aus. Und dann habe ich es nochmal probiert und nochmal. Und ganz langsam. Und es war immer irgendwie, da war so die Hand so halb drüber. Und wenn die Hand weg war, dann sah das anders aus. Ich bin wahnsinnig geworden. Hast du mal versucht, anhand von irgendwelchen Videos irgendwas zu lernen und was ähnliches? Wird da geschummelt oder hatte ich einfach nur viel Pech? Weil es war wirklich, oh, da war ich so angepisst, weil da war immer eine Schlaufe da und wenn ich da, bei mir war einfach nur das Seil drunter durch.
Mai Das ist ja wirklich mies. Das ist wirklich mies und vor allen Dingen gerade, wenn man sich das erarbeiten möchte und noch nicht drin ist, ist sowas halt immer, da sind solche Erlebnisse ganz frustrierend und machen dann auch das Leute da keinen Bock zu haben. Ja, ich habe mit Videos, also am Anfang meiner Karriere, ich habe alles, was das Internet an freien und gratis Videos rausgekommen, ich habe alles, ich habe sie alle geguckt. Unterschiedliche Qualität, im Nachhinein gucke ich auf manche Sachen drauf und denke, um Gottes Willen, geht auf gar keinen Fall, was habe ich da gemacht? Ich habe alles, was man lesen konnte und alles, was man irgendwie gratis kriegen konnte, habe ich mir reingezogen. Und habe auch, ja, ich gehöre zu diesen Leuten, ich habe unfassbar gefährliche Dinge gemacht. Ich habe nach vier Monaten, ich habe vier Monate lang gefesselt und habe die erste Person über Kopf aufgehängt. Das ist unglaublich. Das ist unglaublich fahrlässig, das ist unglaublich gefährlich gewesen.
Sebastian Kann ich das nicht an einem Wochenende lernen? Gibt es da nicht so Kurse für?
Mai Ja, kann man machen.
Sebastian Okay, ich muss mal ganz kurz da reingreifen, weil das hatte ich jetzt schon öfter gehört. Ja, ich und mein Partner fangen jetzt mit dem Bondage an, ich möchte gern hängen. Also, mir heißt das Suspension, ne? Ist das gefährlich, wenn Zapp diese Erwartung aufstellt? Weil dadurch wird ja das Lernen zielgerichtet. Ist das gut oder ist das ein Problem?
Mai Ich würde sagen, das ist eine Flavorsache. Also, ich bin ja genau so vorgegangen.
Sebastian Ach, bist du diplomatisch?
Mai Nee, überhaupt nicht. Ich bin selber genauso vorgegangen. Und es ist brachial gefährlich gewesen. Ich bin so, so froh, dass in meinem allerersten Jahr nichts passiert ist. Ich habe Dinge gemacht, wo ich heute das kalte Grausen kriege. Weil mein Ziel war, ich möchte Leute hängen lassen. Ich möchte sie spektakulär hängen lassen. Das sollen möglichst viele Posen sein. Also Transitions heißt das Ganze dann ja, wenn da von der Form A nach Form B wollte ich alles machen. Und habe da mit Feuereifer dran gearbeitet. Das ist total dumm. Das ist richtig, richtig dumm gewesen, weil ich mir alles, was dazwischen gekommen ist, voll genommen habe. Ich musste mir das im Nachhinein wieder erarbeiten.
Sebastian Menschen verletzt?
Mai Mir sind in der Tat Verletzungen passiert, yes. Habe ich auch, ich glaube auf Fetlife oder so dürfte auch alles drinstehen. So und wenn du jetzt ein Pärchen hast, wo sie sagt, ich möchte fliegen und ich möchte hängen, okay cool, tut das.
Sebastian Würdest du es dem beibringen?
Mai Schwierige Frage. Wenn die wirklich von Tuten und Pusten keine Ahnung haben, dann kann ich denen überhaupt nicht innerhalb von einem Wochenende beibringen, dass sie hängen.
Sebastian Jetzt sind es ja zwei Wochenenden. Und zwar ohne, dass du den Hanus schon mal vorfesselst, sagst einmal reinsteigen und oben ranbinden.
Mai Also abgesehen davon, dass ich nicht davon ausgehe, dass es jemanden gibt, der das hinkriegt vom Skill her, wäre das eine Sache, wo ich das selber nicht machen würde. Das ist zu schnell und zu viel.
Sebastian Okay, aber du hast das so gemacht früher.
Mai Gottes Willen ja, ich habe das früher so gemacht. Und zwar das Krasse ist ja dann auch mit Harnessen, die halt unsicher waren, die halt definitiv unsafe gewesen sind. Da hat dann später mal jemand drüber geguckt und mir gesagt, du kannst das auch so nicht fesseln. Das sind Sachen gewesen, die einen Blutstau im Arm verursacht haben, gleich von Anfang an. Sobald Last drauf war, war halt eben wie beim Blutabnehmen auf einmal eine Staumanschette quasi dran und irgendwelche Sachen, wo ich dann im Nachhinein denke, okay krass, das ist eigentlich das Gelenk ist da schon am maximalen Ende der Bewegungsradius. Gut, dass da quasi das alles so in Ordnung gewesen ist. Um Gottes Willen, der Hannes ist viel zu eng. Um Gottes Willen, dieser Hannes ist viel zu lose. Um Gottes Willen, das Seil.
Sebastian Muss den Weg jeder gehen?
Mai Welchen Weg genau?
Sebastian Den Weg, dass es auch mal gefährlich ist. Gehört das einfach dazu? Und wer ist dann so blöde, sich da zur Verfügung zu stellen? Da muss ja mal eine Menge Liebe im Spiel sein. Also im Prinzip hast du nämlich das Problem, als Anfänger zu werden. Klar ist, dass alle AnfängerInnen gefährlichen Scheiß machen müssen, um es zu lernen, dann ist die Frage, wer lässt sich von denen noch fesseln? Niemand will der Crash-Test-Dummy sein.
Mai Ja, ich glaube aber, dass halt dieses Donning-Krüger-Ding, also dass man halt eben nicht checkt, wie dumm man eigentlich gerade wirklich ist, das ist beim Seil halt ganz häufig. Ich meine, ich bin da, ich schließe mich der selber nicht aus. Man ist am Anfang voller Selbstvertrauen, hat ja die ersten Knoten gelernt und das funktioniert ganz cool und der Hannes geht auch und dann passt auch die Upline. Und da denkt man natürlich, man kann alles. Und dann sagt irgendwer, du musst aber ganz vorsichtig sein und man findet das Bullshit, weil das hat ja auch gut funktioniert und es geht ja schnell und hier, ich hab ja Spaß und mein Model hat ja Spaß, alles ist feiny. Bondage in sich ist gefährlich. Nicht umsonst hat es in den 90er Jahren zum Edgeplay dazugehört. Bondage ist einfach eine beschissen gefährliche Sache, das heißt, das Fesseln, was wir machen, ist inhärent gefährlich. Auch mein Fesseln ist immer noch gefährlich. Ich fessel halt nur so gut wie möglich, damit die Gefahr für Unfälle so gering wie möglich ist. Wenn jemand sich nicht weiterbildet und mit seinem Wissen immer auf einem Punkt bleibt, dann ist Bondage auch einfach gefährlich. Und ja, es gibt viel zu viele Leute, die viel zu schlecht fesseln und viel zu viele Leute, die auch einfach blauäugig in Fesselbegegnung reingehen.
Sebastian Das sagt mir, dass die Leute, die da wirklich eine Wissenschaft draus machen und jede Woche beim Bondage-Stammtisch sind, für die besteht Hoffnung. Du weißt, dieses Reihennörden, das kann manchmal ziemlich abturnen und nervtüten sein, aber im Grunde braucht es das.
Mai Ja, da ist, also das ist diese Bondage-Stammtische und so ist okay, ist gut, aber da ist auch die Frage, wer lernt von wem? Peer-Learning gibt es im Seil nicht. Ja, das wird immer liebend gerne gemacht und diese Wissensaustauscher auf Augenhöhe und so weiter und so fort. Was ich dabei ganz häufig beobachte, ist, dass einfach Fehler von A nach B weitergegeben