Cover Alex - Artgerecht gesägt

Alex - Artgerecht gesägt

Was bleibt ist die Kunst

25.09.23
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Cover Alex - Artgerecht gesägt

Episodenblog

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Was bleibt ist die Kunst

Ich habe Besuch von Alex bekommen und wir haben geredet. Er ist Ende 40, Top und kennt BDSM schon sehr sehr lange.

BDSM bietet unendliche Möglichkeiten und Raum für kreative Menschen. Seile, Fotografie, Events, Musik, Lyric… Und dann gibt es Menschen, die nehmen ein robusten Stück Holz in die Hand und machen etwas daraus. Alex sägt, schleift, poliert, ölt und erschafft so artgerechte Argumente.

Wie hat das alles angefangen? Warum ist das mehr Kunst und kein skalierbares Business? Was bleibt? Und was kommt? Wir sprechen darüber.

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:00:36
Einleitung
00:03:02
Begrüßung
00:04:45
Erst Petting, dann fesseln
00:12:15
Szeneeinstieg in Kassel
00:13:41
Das erste Bauwerk
00:17:06
BDSM Pause in Würzburg
00:20:06
Reboot
00:22:48
Metall ist doof
00:24:32
BDSM ist verfänglich. DINGE bleiben!
00:25:48
Besuch in Hildesheim
00:28:25
Was macht er denn nun?
00:29:31
Ein Prototyp (24 Gramm)
00:33:06
Die Schreinerei
00:35:06
Werkstatt in der Garage
00:41:17
Und jetzt... Verkaufen
00:46:28
Partnerinnen und Business
00:50:35
Der Stand ist abgesoffen
00:51:33
Neu anfangen und Dinge trennen
01:00:55
Kleine Schmerzkunde
01:02:34
Fremdschlagwerkzeuge
01:05:02
Kunst bringt nix ein
01:10:10
Kundeinnenwünsche
01:11:58
Stimmungsschwankungen
01:13:09
Ladenhüter
01:13:52
Bofewo 2023
01:23:27
Der Koffer
01:28:54
Wie baut man das grüne Teil?
01:41:25
Werbung
01:46:55
Das Ding der Woche: Der Koffer
01:52:09
Der Diesel
01:53:12
Shorts
02:06:30
Verabschiedung
Das Transcript wurde von Johanna bearbeitet. - Vielen Dank!
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Sebastian Hallo und herzlich willkommen zur Kunst der Unvernunft, dem Podcast, in dem Menschen über BDSM sprechen. Mein Name ist Sebastian Stix und das hier ist Folge 102. BDSM ist ja eine für mich unendliche Welt. Da gibt es gefühlt 1000 Rollen, Dynamiken, Möglichkeiten, Kinks, alles. Und an sich ist das ja schon genug. Und dann gibt es diese kreativen Menschen. und die kommen bei so vielen Möglichkeiten auf Ideen und beschäftigen sich mit Dingen: Seile, Fotografie, sie planen Events, machen Musik, alles mögliche. Ich nenne das einfach jetzt mal den Flair vom BDSM. Und wieder andere, die auch kreativ sind, die nehmen zum Beispiel ein Stück Holz und fangen an, was daraus zu machen. Mein Gast heute ist Alex und er nimmt dieses Holz und sägt und schleift und poliert und macht und tut und heraus kommen artgerechte Einzelstücke zum Spielen. Ich habe Alex vor vielen Jahren mal auf einem Messestand kennengelernt. Aber gut, was macht man da? Messe-Smalltalk. Aber wer ist das eigentlich? Was für kinky Kram macht er abseits von Holz und wieso stellt er sich überhaupt in seine Werkstatt? Welche Bedeutung hat das Handwerk für ihn? Und ist das vielleicht auch sein Kink? Wenn ihr nun hier eine Folge erwartet, in der es um die übliche Business-Erfolgs-La-La-La-Story geht, dann enttäusche ich euch heute wirklich gerne. Es geht heute definitiv unter die Haut, hinter die Kulissen und bis in die überschwemmte Werkstatt. Und wir fangen auch fast direkt an. Ein klein wenig Hausmeisterei habe ich aber noch, denn vom 6. bis 8. Oktober 2023 ist Bofewo-Messe in Hofheim bei Wiesbaden. Und falls ihr auch da seid, am Samstag ab ca. 16 Uhr gehören dem Tonmeister, dem Podcastsubbie und mir, die Bühne Nummer 2. Und ja, wenn ihr möchtet und mal gucken möchtet, was wir da treiben, dann kommt doch einfach mal vorbei. Ich glaube, Alex ist auch da. Und das Schicksal hat auch gleich dafür gesorgt, dass das ein richtiges Unvernunft-Event ist. Direkt neben uns ist der Waffelstand. Also das kann nur gelingen. Kommt einfach rum. Und hier geht‘s los mit Folge 102 mit Alex. Liebes Publikum, ich habe Besuch bekommen und zwar aus einer Gegend nahe der Kasseler Berge, im hintersten Nirgendwo, da kommt jemand her, der Alex, hallo.
Alex Hallo.
Sebastian Ja, schön, dass du da bist.
Alex Finde ich auch.
Sebastian Und ich stelle dich gleich mal komplett vor, Alex von Artgerecht.
Alex Ja, genau.
Sebastian Und damit kennen dich schon ein paar Menschen. Und ja, du bist hier und das ist ein großer Erfolg, denn wir wollten das letztes Jahr schon mal machen, da hat es nicht geklappt. [Alex: Genau.] Dann wollten wir das vor zwei Wochen machen, aber da war hier in Niedersachsen Ferienende und du hast den Tag erwischt, wo auf der A7 irgendein Autotransporter in Flammen aufgegangen ist.
Alex Ich hab genau den Tag erwischt, genau. Ich stand dann nochmal so zweieinhalb Stunden irgendwie in deine Richtung und dann bin ich dann umgedreht, ne?
Sebastian Ja, aber das ist toll, denn du bist heute hier, es ist Sonntag, noch im August und wir haben ein perfektes Aufnahmewetter erwischt. Nicht zu warm, nicht zu kalt. Nicht zu warm, nicht zu kalt.
Alex Richtig.
Sebastian Das wird so eine Tradition, dass ich offenbar in jeder Podcast-Folge vom Wetter rede. Mal gucken, ob ich mir da was anderes angewöhnen kann. *beide lachen* Okay, ich stelle dich aber trotzdem erstmal ordentlich vor. Also, Alex, aus der Nähe von Kassel irgendwo, 49 Jahre alt, Kinky und Kinky Maker und bevor wir über irgendwelches Schlagwerkzeug reden, mag ich nochmal verweisen auf Live-Folge Nummer 12 aus dem April 2020. [Alex: Das ist schon ein bisschen her, ne?] Oh ja, das ist ein bisschen her. Und da haben wir unter anderem über Pappel-Holz, Kunst und so Dinge gesprochen. Das ist jetzt aber auch schon drei Jahre her. Das heißt, wir werden thematisch heute ein bisschen Doppelung zulassen. Weil, wie gesagt, das ist über drei Jahre her, da passiert eine Menge und bei dir ist eine Menge passiert.
Alex Oh ja, klar. Ja, ja.
Sebastian Und jetzt hab ich ja diese alte Tradition in diesem Podcast, einmal zu gucken, wie fing das denn alles an, denn ja du machst, du baust kinky Stuff, aber du bist auch selber irgendwie kinky drauf und ich bin sehr gespannt zu erfahren, wie das bei dir gelaufen ist.
Alex Ja.
Sebastian Bestimmt irgendwann einen Stock gefunden. *lacht*
Alex Ja, so ungefähr. Nee, das kam alles später erst. Also für mich war, für mich war in meiner Jugend und eigentlich auch so Ende der Kindheit, sag ich jetzt mal so, irgendwann klar, dass mich Sachen im sexuellen Rahmen oder körperliche Begegnungen mit anderen Menschen halt irgendwie anders berühren als, ich will jetzt nicht Standard sagen oder so, aber was man halt so gekannt hat damals. Es gab ja damals auch kein Internet. Ich komme ja noch aus einer Zeit, wo wir an der Telefonzelle standen und noch kein Handy hatten. Und da macht man sich ja auch so seine Gedanken, wenn man dann irgendwie in seinen Fantasien und Träumen nicht so ganz konform mit dem Rest der Gesellschaft ist, was man so kennt. Was so auf einen einprasselt.
Sebastian Du müsstest wahrscheinlich noch so die Anfänge mitbekommen haben von diesen ganzen Teenie-Serien im Fernsehen vielleicht. [Alex: Ja.] Dann hat man so den Standard, das große Ereignis im Leben ist der Kuss.
Alex Petting.
Sebastian Petting, ja. Dieser Begriff ist glaube ich noch nie gefallen im Podcast.
Alex Also Petting war bei uns ein riesen Thema damals. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo wir mit 14, 15 im Zelt lagen, die Ärzte gehört haben und Petting gemacht haben, das war das Highlight schlechthin, das waren die ersten Gehversuche. Ich denke heute in der heutigen Gesellschaft ist das vielleicht alles schon ein bisschen schneller, derber und also damals ging das bei uns wirklich so von der Pike auf los, ne. Und da hab ich halt schon in dieser Zeit gemerkt, dass ich es eigentlich ganz geil finden würde, wenn ich jemanden mal so ans Bett fessele. Also für mich war damals dieser Fessel-Aspekt ein ganz großes Thema. Und gar nicht mal eher so, diese BDSM-Geschichte kam ja viel später dann erst. Also für mich auch eigentlich erst dann so ein bisschen mit dem Internet, weil ich bis dato immer gedacht hab, na ja, so ganz gerade bist du ja nicht, wenn du solche Sachen denkst, irgendwie. Ich hatte ja auch niemanden, mit dem ich darüber reden konnte. Ich hatte keinen Bezug dazu und es gab da auch keine Literatur oder irgendwas, wo man sich hätte reinfuchsen können. Und irgendwann kam das Internet und dann denke ich mir: Mensch, du bist ja gar nicht so alleine mit dieser ganzen Geschichte, ne?
Sebastian Da muss ich jetzt erstmal rein fragen. Also du hast gesagt, ans Bett fesseln. Man könnte ja auch gefesselt werden. Also war da schon klar, eher aktive Rolle? [Alex: Ja.] Das ist deine?
Alex Ja, das ist meine, genau.
Sebastian Okay.
Alex Also ich bin mal grundsätzlich offen für alles. Aber ich weiß, dass dieser Top-Aspekt für mich halt einfach passender ist. Liegt aber auch daran, weil ich sehr neugierig bin.
Sebastian Ja, ja, ich weiß das. *beide lachen* Vielleicht kann ich das jetzt schon mal dem Publikum verraten. Du hast so einen Spieltrieb, der dich dazu bringt, einfach Dinge auszuprobieren und deshalb entstehen dann auch Sachen bei dir.
Alex Genau, richtig. Das eine geht ins andere über quasi. Meine Arbeit ist ja im Endeffekt nicht wirklich meine Arbeit, sondern einfach das, was ich lebe. Es ist halt mehr als nur einfach irgendwie, man geht da irgendwohin und macht irgendwas. Und auch wenn es ein eigenes Produkt ist und verkauft das, sondern ...
Sebastian ... da kommen wir später zu, ganz entspannt. *lacht* Das ist, ja, man kann schon mal sagen, viele haben dich vielleicht schon mal gesehen, wenn sie auf einer Messe waren, da gibt's ja immer einen Stand, meistens in der Nähe vom Eingang und da steht dann Artgerecht dran und die Menschen haben mit dir vielleicht sogar schon mal gesprochen, aber der Punkt ist ja, das ist das Schöne hier in diesem Podcast, wir können mal vorne anfangen, weil, wer fragt dich denn schon auf dem Stand, sag mal wie hast du damit angefangen, das fragt doch sonst heutzutage niemand [Alex: O doch.] und dann sagst du, fängst du mit Petting an.
Alex Ne, das nicht. *beide lachen* Das würde auf der Messe auch super unpassend sein, glaube ich, aber es gibt schon Menschen, die fragen, auf welcher Seite ich stehe, wie ich das so sehe. Also es ist jetzt nicht gang und gäbe, aber so ein paar mal habe ich das über die Jahre schon erlebt.
Sebastian Na gut, dann fangen wir mal an, also Internet gefunden, wie hat dir das Internet gesagt: das ist okay?
Alex Ja, indem ich halt meine Gedanken versucht habe, im Internet irgendwie greifbar zu machen mit damaligen Seiten wie Yahoo und was es da nicht alles gab. Und hab dann gemerkt, dass es da ganz viele Menschen gibt, die auch noch viel weiter gehen als ich und die da viel, viel, viel mehr Raum der ganzen Sache geben, was ich immer so ein bisschen vermieden hab, weil ich immer gedacht hab, naja, ist das alles so gut oder ne, wo führt denn das überhaupt hin für einen selbst.
Sebastian Wie ist denn das mit Freundin und Partnerin gewesen, wenn du da, hast du da mal Versuche gemacht und gesagt, ach ich würd gern mal. Und wie haben die reagiert?
Alex Habe ich definitiv auch eigentlich ziemlich spät, auch so mit 18, 19 dann so ein bisschen damit rum experimentiert mit diese, diese damaligen Plüschhandschellen, die es halt gab, ne, das gab es ja damals auch schon.
Sebastian Ja.
Alex Die konntest du ja teilweise an der Kirmesbude schießen und mit sowas oder irgendwelchen Seilen, die, wenn man heute drüber nachdenkt, war es schon fast grob fahrlässig, aber man hat's irgendwie probiert, ne, irgendwie da sich so ein bisschen rein zu finden, aber da habe ich halt auch schnell gemerkt, dass bei meinem Gegenüber halt auch entweder Grenzen waren oder eben keine. Und dadurch kam dieser Facettenreichtum der ganzen Menschen so auf mich zu noch, dass man sagt, es gibt doch schon so einen ganz guten Bereich, der sowas auslebt, der vielleicht auch was anderes mag. Und das hat sich über die Jahre dann einfach, das Thema ist ja auch riesen groß.
Sebastian Ja natürlich und du hast natürlich auch diesen Haken an der Sache, man möchte was probieren, man probiert, man hat aber natürlich die Theorie, die wir jetzt heute im BDSM haben, Konsent und überhaupt, dass man über Grenzen spricht und was man ja alles macht. Da blieb ja nur das Ausprobieren, also das finde ich immer wieder spannend, dass Menschen durchaus schönes BDSM erleben können, ohne irgendeine Sozialisation in der Richtung zu haben, sondern sie gucken einfach, was geht, da ist BDSM fast so wie Sex. Weißt du, auf einer einsamen Insel, zwei Menschen, die kommen schon von ganz alleine drauf, was da geht und was Spaß macht. Da braucht es also keine Ideen für, sondern also.
Alex Man probiert sich halt aus. Das ist halt dieser Spieltrieb, den du schon angesprochen hast. Den hab ich ja bis heute nicht verloren. Das ist für mich einfach immer noch, und ich seh mich auch nicht jetzt, guck mal, ich bin jetzt 49 und die Geschichte fing dann halt mit 15, 16 so in dem Dreh oder auch schon noch früher. Ich fühl mich ja nirgendswo angekommen. Also ich bin ja immer noch in diesem Prozess drin, das alles für mich noch zu entdecken. Es gab ja über die Jahre auch wirklich ein paar Jahre, wo ich auch wirklich gar nichts gemacht hab. Wo ich BDSM halt auch mal ruhen lassen, weil sich's einfach nicht ergeben hat in dem Moment. Hab aber dann über die Jahre gemerkt, dass ich's einfach brauche. Und die letzten Jahre waren dahingehend schon noch ein bisschen tiefgreifender, dass ich das alles auch noch ein bisschen mehr hinterfragt hab. Wie weit möchte ich das, wie weit ist das was für mich? Hat auch einen privaten Aspekt gehabt, aber es war sehr tiefgreifend bei mir so in den letzten Jahren. Ich hab mir viele Gedanken gemacht, es ist viel passiert. Und mittlerweile weiß ich, dass ich das eben nicht missen mag und dass mich das immer wieder einholt
Sebastian Ja, warum auch? Na gut, aber wie es dazu gekommen ist, dass du überhaupt erstmal das wieder evaluieren musstest, ne? Das finde ich ja spannend, aber jetzt sind wir erstmal beim Einstieg, ne? Also: Freundin gehabt, ein bisschen ausprobiert, entdeckt, das machen auch andere. Kannst du so einen Szene-Einstieg oder wo du dann auch Kontakt mit anderen Menschen hattest, die dann auch da aktiv sind, kannst du das ein bisschen eingrenzen?
Alex Ja, das war für mich ein ganz klarer Punkt, in dem ich damals auf den Stammtisch gegangen bin in Kassel. Das war die erste offizielle Sache, wo ich dann quasi mich dem Ganzen noch mehr gewidmet habe.
Sebastian Bist du da alleine hin?
Alex Da bin ich alleine hin damals. Kannte auch schon jemanden so flüchtig, aber nix Besonderes. Da kam ich halt nur dazu, dass die da diesen Stammtisch machen, damals noch im Fiasko. Ich glaube, das gibt es sogar gar nicht mehr in Kassel. Das war so eine Bikerkneipe so ein bisschen, da haben die ihren Stammtisch gemacht oder angefangen damals. Und das war toll. Ich hab dadurch ganz viele neue Leute kennengelernt, kinky Leute kennengelernt und für mich ging dann so eine Tür auf, so ein bisschen, ne? War ich ein paarundzwanzig oder was? Und dann gab's damals noch einen Club in Kassel, das Avalon, wo ich dann wirklich mal mich auch ein bisschen mit eingebracht hab. Ich hab ja auch noch Koch gelernt und hab dann ein bisschen Essen gemacht dort und hab dann quasi den Eintritt quasi kostenlos gehabt und war dann am Wochenende mal dabei und hab mir das angeschaut. Und hab dann auch vor Jahren den Herrn Grimme, Matthias Grimme, kennengelernt. Noch wo er mit seiner Partnerin durch so Clubs getingelt ist und auch gefesselt hat und so. Das war schon sehr einschneidend diese Zeit und das war so mein Einstieg dann in die Szene, ja. Und da hab ich auch schon angefangen zu bauen.
Sebastian Okay, was war denn dein erstes Gebilde, was du gebaut hast? Also für die Menschen, die dich noch gar nicht kennen: Du bist bekannt dafür, dass du, ich sag es mal, Holzspielzeuge baust. Also Dinge zum Hauen, irgendwelche Stöckchen und größere Stöckchen und breitere Schwerter und …
Alex Brachiale. [Sebastian: Genau.] Bis auch ganz kleine Sachen, die auch ganz, ganz toll schön sind.
Sebastian Genau. Wir machen jetzt hier natürlich ein bisschen Werbung dafür. Hat aber auch einen ganz einfachen Grund. Das ist an der Stelle, die Kunst der Unvernunft und wer das Zeug schon mal gesehen hat, das ist dann schon sehr detailverliebt und ich habe auch das Gefühl, dass du da sehr viel mehr Zeit reinsteckst, als es einbringt und da sind wir dann quasi auf dem selben Level und da finde ich das vollkommen okay.
Alex Ja, na klar, alles gut.
Sebastian Also, was war so das Erste, wo du gesagt hast, das baue ich jetzt mal?
Alex Das war, mir fällt der Name gerade nicht ein, jetzt hänge ich, einen Moment, das war so ein Pranger, den man aber auf und zu machen konnte, also den man verschließen konnte mit Kopfteil und Hände rechts und links. Den mache ich ja heute noch und den habe ich sogar noch, mein allererster, der liegt bei mir noch im Keller. [Sebastian: Sehr schön.] Den habe ich damals aus MDF gemacht, der wäre auch gar nicht, [*beide lachen*], also das wäre heute nichts mehr, was funktionieren würde, aber die Form war halt schon sehr verspielt. Und das hat mir total schon Spaß gemacht damals. Ich war ja schon immer jemand, der gerne immer was Eigenes machen wollte, wo es dann damals hingeht, wusste ich ja noch nicht. Hatte ja viele Interessen, auch so im Leben. Aber das hat sich dann gefestigt und hatte dann mal so eins, zwei Aufträge. Ich hab dann mal tatsächlich so eine NS-Toilette gebaut.
Sebastian Also so Klobrille auf Gestell mit Liegemöglichkeit?
Alex Auf so eine Kiste, wo man den Kopf reinstecken konnte und da war da so eine Wanne drin, die ich dann noch mit abwaschbaren Sachen bestrichen hab, damit man das alles auch wieder reinigen konnte und so. Und das hab ich damals für eine Domina hergestellt, die mich da in einem Club kennengelernt hatte und das bei mir dann in Auftrag gegeben hatte, weil sie das cool fand, was ich da gemacht hatte vorher. Und ja, das waren so meine ersten Sachen. Aber dann ist das auch wieder eingeschlafen danach.
Sebastian Zu dem ersten Pranger. Ich kann ja hier Bilder im Podcast zeigen. Also liebes Publikum, ihr kennt den Aufruf: Schaut in die Shownotes, da gibt es jetzt inzwischen seit Juli richtig tolle Bildergalerien. Und mir wäre es lieb, wenn du mal in diesen Keller hinabsteigst und diesen Pranger mal suchst und mir einfach mal ein paar Bilder schickst.
Alex Das kann ich machen.
Sebastian Generell schick einfach hinterher alles her, was du hast. Ich kann, ich glaube, bis 600 Bilder pro Folge hinterlegen. [Alex: So viel werde ich davon nicht kriegen.] Nee, aber wie gesagt, dann kann das Publikum nämlich ein bisschen reinschauen, während wir hier am Quatschen sind und dann haben die ein etwas schöneres Hörerlebnis. [Alex: Dann kann ich die mal wieder rauskramen.] Also Pranger gebaut, die erste Auftragsarbeit, aber warum? Also zu mir ist noch niemand gekommen und hat gesagt, bau mal was. Also hattest du schon einen gewissen Ruf? Hast du irgendwelchen Kram repariert?
Alex Nee, ich glaube einfach, dass ich auch manchmal sehr ansteckend mit meiner Leidenschaft sein kann. Das ist ja bei Artgerecht auch ein großer Punkt, der mich ausmacht, glaube ich, dass die Leute merken, ich mache da nicht nur einfach irgendwas, sondern das ist mein Ding. Und das zu 100 Prozent. Und das war damals vielleicht auch schon so. Aber wie gesagt, da ist auch noch mal eine riesige Zeitspanne dazwischen, wo danach auch das Ganze wieder eingeschlafen ist.
Sebastian Ja, und wieso ist das wieder eingeschlafen?
Alex Ich bin dann damals nach Würzburg gezogen für zwei Jahre. Und hab da mit einer Frau zusammengelebt, die halt kein BDSM gelebt hat und dadurch hat sich das einfach nicht mehr so weiter entwickelt. Das sind so verschiedene Faktoren. Ich hab dann als Koch ja auch jahrelang gearbeitet, war im Catering tätig und dadurch ist das einfach so, ich hab da mehr gearbeitet, ganz normal und hab mein Leben so geführt und es war in dem Moment vielleicht auch kein Raum dafür. Ich weiß nicht.
Sebastian Also gerade als Koch, also ich komme ja auch aus einer Gastro-Familie und ganz ehrlich, ja montags ist frei und am Wochenende wird halt gearbeitet und wann sind Events? Am Wochenende. [Alex: So sieht es nämlich aus.]
Alex Ich hatte keine Zeit dafür. Und es war auch in dem Moment, schön, ich meine Liebe ist für mich nicht an Schläge oder BDSM oder sonst was geknüpft, sondern entweder entsteht die oder sie entsteht nicht. Und das war damals einfach so.
Sebastian Okay, hat dich also in der Beziehung auch nicht gestört, dass das keinen Platz hatte?
Alex In der ersten Zeit nicht. Es hat ja einen Grund, warum es dann auseinandergegangen ist. Und das war schon mitunter dann meine Neigung und alles, war aber auch alles gut. War eine sehr schöne Beziehung, aber man kommt dann immer wieder zurück zu diesen Sachen, weil das lässt einen ja auch nicht los.
Sebastian Ja, da mag ich mal ein bisschen mehr drauf eingehen. Ich meine, man findet sich ja nicht damit ab, weil das Gegenüber einmal gesagt hat: ach nee, ist nicht meins. Und dann findet man sich damit ab und dann ist gut. Man hat ja doch diesen Druck oder dieses Bestreben, man möchte ja ein bisschen und dann möchte man vielleicht ein bisschen was machen und das dem Gegenüber auch ein bisschen schmackhaft machen, keine Ahnung, ne, also hast du da was versucht?
Alex Nee gar nicht, da kam das gar nicht, das war einfach nicht, das war zwischen uns, sie war auch eine sehr sensible Persönlichkeit und das war auch wunderschön alles, aber das hätte da auch nicht gepasst. Ich bin ja heute auch immer noch der Meinung, dass mein BDSM sich zu der Partnerin, die ich habe oder zu dem Gegenüber, was entstehen kann, immer wieder anders ausfällt. Durch die verschiedenen Neigungen, durch das verschiedene Zusammenwerfen, man schmeißt ja dann im Endeffekt alles in einen Topf und probiert aus, was geht, was nicht, was mag der eine, was mag der andere. Und entweder man hat da so einen dicken, schönen Faden, der in die eine Richtung läuft oder eben in die andere. Also so sehe ich das.
Sebastian Aber es ging dann doch auch deswegen auseinander. [Alex: Ja, definitiv.] Also ich meine, da gibt man doch nochmal der Beziehung eine Chance und guckt, ob man sich nicht doch nochmal annähern kann. Gar nichts?
Alex Nee, da hat's ja, also ich hab jetzt nicht gesagt, so jetzt bin ich der Meinung, ich muss jetzt hier BDSM weitermachen, deshalb ist die Beziehung kaputt. Das war einfach, da kamen verschiedene Faktoren zusammen und da war wirklich in dem Moment kein Raum für was anderes.
Sebastian Okay, aber Beziehung ging zu Ende und dann könnte man ja sagen, dann geht dann geht man der Sache wieder nach.
Alex Ja, so mehr oder minder. Ich bin dann halt wieder zurück, quasi, von Würzburg wieder zurück nach Kassel gezogen. Hab dann auch ganz normal noch im Catering weitergearbeitet und wo das dann aufgehört hat, da kam ich so ein bisschen wieder da in diese ganze Sache mehr oder minder rein, dass ich gesagt habe, man muss sich mal wieder ein bisschen was suchen und hab dann, ich versuchte auch wieder mit auseinanderzusetzen nach dieser längeren Pause über ein paar Jahre. Und in der Zeit, ein bisschen später, kam das auch dann mit Artgerecht quasi noch mit dazu.
Sebastian Okay, wenn man jetzt wiederkommt nach ein paar Jahren, wenn man weg war, ich nehme das auch auf Stammtischen so wahr, es gibt Leute die, die sind dann einfach mal verschwunden, die kommen nicht wieder, die sind dann irgendwie umgezogen, in eine anderen Beziehung, keine Ahnung, wenn sie studiert haben, dann sind sie halt wieder woanders hingegangen; und dann passiert das so nach ein paar Jahren, da kommt dann die Person, die man zwei, drei, vier Jahre nicht mehr gesehen hat, die kommt dann da einfach durch die Tür und ist wieder da.
Alex Genau.
Sebastian Und für die Person ist es aber gar nicht so einfach, weil plötzlich sind alle Leute ausgewechselt und es kennt einen keiner mehr oder war das so ein: „ Ah, ich komm wieder zurück in die Familie“?
Alex Ja gut, ich bin dann zu dem Stammtisch auch wieder hin, der dann in der Zeit auch woanders stattgefunden hat und das war schon wie so ein bisschen zurückkommen. Ich kannte halt auch viele davon und viele sind ja heute noch aktiv als Leiter des Stammtischs und hab auch gute Kontakte dahin. Aber mir hat das auch nichts mehr so ganz irgendwie gereicht. Ich wollte halt so gern ein bisschen mehr. Und in dieser Zeit war das für mich auch so, dass ich auch gar nicht so viel rumgekommen bin. Ich bin zwar mal nach Würzburg und alles gut, aber im Großen und Ganzen hatte ich dann so ein bisschen mehr Hunger auf diese ganze Geschichte. Vielleicht auch durch diese Abstinenz über die Jahre, wo ich eine ganz normale Beziehung geführt hab, ganz normal gearbeitet hab. Und ich hatte ja schon erwähnt, dass ich schon immer gern was Eigenes machen wollte. Und ich hab das immer so gern auch ein bisschen verbunden. Also, wenn ich irgendwo war oder so, hatte ich natürlich immer eine Idee, was man vielleicht auch bauen könnte oder so. Ich war schon immer so ein kleiner Tüftler. Und für mich halt so, ne. In diesem Kinky-Bereich halt.
Sebastian Ganz grob, wie lang ist das her?
Alex Jetzt von dem, ...
Sebastian Als du dann wieder zurück in die Szene marschiert bist, ich würd jetzt mal schätzen, so 15 Jahre?
Alex Ja, ja, so ungefähr.
Sebastian Mhm.
Alex 14, 15 Jahre ungefähr, ja.
Sebastian Mit dem Bauen, also hast du Holzbearbeitung irgendwie gelernt oder ist das so Hobby und immer mehr verfeinert?
Alex Ich bin gelernter Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionsmechanik, aber Metall war noch nie mein Ding, weil es einfach zu blöd zu bearbeiten ist. *beide lachen* Ich mag Metall nicht. Metall ist schön, keine Frage, aber ich muss mich damit nicht den ganzen Tag auseinandersetzen.
Sebastian Also du könntest als Ausbilder, da können glaube ich nur Sadisten arbeiten, ich muss mal ganz kurz erzählen, also als ich 16 war, ich bin noch zur Schule gegangen, mein Nachbar, mit dem ich zusammen in der Grundschule war und wir waren uns ewig verbunden gewesen, der hat dann eine Lehre bei einem sehr großen Betrieb gemacht und die hatten wirklich so eine richtige eigene Ausbildungswerkstatt und der hat eine Woche lang, kam der jeden Tag an und war stinkesauer und angepisst, die haben nämlich einfach ein Brocken Metall bekommen und dann sollten sie mit der Feile eine Kugel herstellen und dann wurde halt immer geguckt, ob die ja wirklich rund ist und wehe, du hast da irgendwo zu viel weg, dann muss das ganze blöde Ding wieder so lange feilen, bis es wieder passt und dann wird die immer kleiner und kleiner und die Note, die man kriegt, die wird davon abhängig gemacht, wie viel Kugel noch da ist.
Alex Bei mir war es ein Amboss, ein Mini-Amboss aus einem ...
Sebastian Mit einer Feile?
Alex Ja, also Eisensäge, aber nichts, keine Maschine. Alles mit der Hand.
Sebastian Was ein ... also entschuldigung, das muss doch purer Sadismus sein.
Alex Das ist es auch.
Sebastian Der hat auch, der hat Schwielen an den Fingern gehabt und sonst was und ich dachte, das gibt's, dass das erlaubt ist da, ne? Also da habe ich vor allen Menschen, die mit Metall bearbeiten, die sich da auskennen, die dafür ein Händchen haben und die da sogar vielleicht Freude dran haben, da habe ich den größten Respekt.
Alex Ich auch.
Sebastian Ganz ehrlich, aber dieses Material ist so kompliziert, ne?
Alex Es ist halt so, man hat zwar was in den Händen und alles, aber es dauert so ewig, bis da was draus wird. Und ganz ehrlich, was du jetzt so ansprichst, es würde ja heute niemand in der Szene irgendwas herstellen, was er komplett mit der Feile machen würde. [Sebastian: Nee.] Ich vielleicht schon. Weißt du, so mit dem Holz jetzt. Ich hab irgendwann altes Holz einfach für mich entdeckt. Ich fand das dann einfach nur geil. Ich fand es sehr befreiend.
Sebastian Ja, du nimmst die Säge und dann sägst du was und dann hast du da plötzlich was in der Hand. Also das ist ja vielleicht auch mal mein Problem bei BDSM, man hat so wenig Inhalt, ja man kann, man hat ein paar Tage vielleicht irgendwelche Spuren, die man bewundern kann. Man hat über Jahre natürlich die Erlebnisse, die man miteinander teilen kann, ne? Aber wehe, da wechseln mal Partner oder Spielpartner in irgendeiner Form, dann ist irgendwie, dann wird aus dem gemeinsamen Erlebnis werden Legenden. Da hat man vielleicht noch Bilder. Aber ganz ehrlich, wie oft gucke ich mir die Bilder an, die ich vor 10, 15 Jahren geschossen habe? Ich glaube nie. [Alex: Ne, nicht wirklich.] So und man kann aber auch nicht einfach das schöne Muster auf dem Hintern, das kann man nicht jetzt auch nicht ausschneiden und dann an die Wand hängen, das wächst ja auch nicht nach.
Alex Das bleibt im Kopf.
Sebastian Ja, genau, aber das ist so, es bleibt einfach nicht so viel, BDSM ist so, gut, ist auch jetzt nichts, was man den Enkeln erzählen will aber. [Alex: Kommt drauf an, wie der Enkel drauf ist.] Ich glaube immer, dass so diese diese Erlebnisse, das ist so vergänglich, wie so wie ein Urlaub, da hast du eventuell ein paar Fotos, die kannst du ins Album kleben [Alex: Oh, das ist ein guter Vergleich, ja.], aber BDSM ist ja irgendwie auch Urlaub und wenn du jetzt was machst, mit Holz zum Beispiel, das ist ein Ding, das ist physisch in der Welt, das ist glaube ich was ganz anderes.
Alex Das bleibt halt auch. Ich war ja gestern Abend, ich weiß nicht, [Sebastian: Machen wir mal einen Exkurs, du kommst aus Hildesheim.], genau, ich war gestern Abend im Dark Secrets und habe meine Produktpalette, die sich auch so ein bisschen erweitert hat in den letzten Jahren, mal so ein bisschen vorgeführt und es war ein wunderschöner Abend, wo sich alle total schön eingebracht haben. Es war so eher ... Ich bin nicht da hingegangen, um was unbedingt zu verkaufen, sondern ich möchte den Leuten näherbringen, was ich so mache und welche Möglichkeiten sie damit haben. Natürlich geht's auch um Verkauf, davon lebe ich, sonst könnte ich nicht weitermachen. Aber das war gestern Abend sehr familiär, sehr innig und sehr aktiv auch von den Leuten. Die haben alle so ein bisschen gespielt damit. Ich hab dann noch mal ein paar Sachen rumgegeben. Und da war eine dabei und die hat gesagt, jetzt hat sie jetzt schon ein Stück seit sieben oder acht Jahren: „Und das sieht immer noch aus wie gestern“. Und das ist so eine Vergangenheitsgeschichte, die ich ganz toll finde.
Sebastian Ja und wenn du mal eine Macke irgendwo reingehauen hast, dann hast du da eine Macke im Stückchen Holz.
Alex Und das gehört genauso dazu.
Sebastian Also auch da, liebes Publikum, guckt euch Bilder an. Also erst mal, du wurdest eingeladen nach Hildesheim. Die haben hier SM Convention hieß das.
Alex Die 10. Hildesheimer SM Convention, war das über drei Tage.
Sebastian Genau, das ist ja bei bestem Wetter gestern auch gewesen.
Alex Oh, das war toll. Ja, wir saßen gestern Abend noch ganz lange draußen, das war schön.
Sebastian Schön, schön im Wald und dann wird da meistens irgendwie der Grill angeworfen und dann, Zelte waren wahrscheinlich auch noch da, wenn das über das Wochenende geht.
Alex Ja, es waren auch zwei, drei Händler so da. Also ich bin ja quasi nur mit Koffer angereist, wenn man so will. Das war toll. Ich bin immer noch so hin und weg, weil ich hätte das so nicht erwartet. Das war für mich auch ein sehr befreiender Moment gestern Abend, muss ich ganz ehrlich sagen. Also das Dark Secrets kenne ich ja auch schon über Jahre, war da auch schon als Aussteller. Aber das gestern Abend war einfach toll. Ich bin noch hin und weg, muss ich ganz ehrlich sagen.
Sebastian Ja manchmal ist die Stimmung einfach schön, wenn man dann draußen sitzt und dann hat man die Leute und quatscht. Und da hast du natürlich auch mal so einen Punkt, du kannst dann Sachen rumgehen, herumgehen lassen und dann haben die Leute das in der Hand und die bewundern das, das ist natürlich auch für dich schön vom Gefühl her.
Alex Ja, na klar, es gibt nichts Schöneres, als wenn die Leute sagen: „Du machst so schöne Arbeit“, das ist für mich mehr Lohn als manchmal alles andere.
Sebastian Das ist ja dieses Kunsthandwerk, die nicht auf dem Weihnachtsmarkt ist, wo man dieses Geklöppel da immer hat, wo ich glaube ich noch nie was gekauft habe. Das ist zwar alles mal ganz nett, aber das will man nicht zu Hause haben.
Alex Ja.
Sebastian Aber grundsätzlich, also vielleicht nochmal müssen wir es dem Publikum ein bisschen genauer erklären. Erklär doch mal, wie du da was machst. Was nimmst du für Holz und was entsteht daraus?
Alex Also mein Holz ist ein sehr besonderes Holz, weil ich Schichtleimholz verwende, was es so in dieser Form sehr einzigartig ist, sehr gute Eigenschaften mitbringt durch die Verleimung. Es ist einfach stabiler, es ist widerstandsfähiger, es ist sehr gut bearbeitbar, je nach Holzsorte ein bisschen mehr, ein bisschen weniger. Das eine ist ein bisschen weicher, das andere ein bisschen härter. Dadurch entstehen aber auch wieder Einsatzmöglichkeiten der einzelnen Spielzeuge, wenn das Holz härter ist oder weicher.
Sebastian Ja, also man merkt das Zeug ist, man hat das ja bei so einem Rohrstock, der schwingt ganz viel und dein Zeug das ist einfach so ein ... da schwingt gar nichts, das ist einfach unglaublich massiv und fest, obwohl es teilweise filigran ist, ne, also und das wiegt auch was, ne, das finde ich ganz spannend.
Alex Das geht, also viele sind sehr überrascht, wie leicht es im Endeffekt ist und das mit dem, mit dem, mit dem, dass du sagst, es schwingt nicht, das war die ersten Jahre bei mir genau richtig, so wie du es sagst, aber ich hab Holzsorten für mich entdeckt, die aus dem Instrumentenbereich kommen, die sehr wohl sehr gut schwingen. Und ich hab heute auch ein Teil mitgebracht, was ich erst quasi vor zwei, drei Wochen entdeckt habe für mich in dieser Form. Und das [Sebastian: Na zeig mal her.] ist super, super elastisch.
Sebastian Das sieht aus für mich wie so eine alte Bootsplanke.
Alex [Sebastian: Und es sieht eigentlich ...] wie ein ganz dünnes Lineal so ein bisschen.
Sebastian Ja genau, es ist so, so drei Millimeter dick ist das.
Alex Wenn überhaupt, ja.
Sebastian Unglaublich flexibel. [Alex: Ja.] Hui. Das ist so ein bisschen wie, ich überlege gerade, was kenne ich denn, was so ähnlich ist. Also weil das so flexibel ist. Es ist so ein bisschen, als würde man hier, kennst du das bei Küchenarbeitsplatten, diesen Umleimer, den man an der Seite drauf bügelt. Wenn man davon so zwei Lagen nimmt, die irgendwie zusammenbügelt, dann ist das viel zu labberig, aber das hier ist ja echtes Holz.
Alex Genau, das ist in dem Fall das Ebenholz, ebony. Und das ist auch das Holz in meinem Repertoire, was die höchste Dichte hat. Das ist auch nur unbehandelt, da ist noch kein Öl drauf, das ist quasi der Prototyp, der ist auch noch nicht ganz fertig, du siehst das überall, da sind noch so ein paar kleine Kanten, weil der musste erstmal getestet werden und der wurde für sehr gut befunden.
Sebastian Und das bricht nicht, ne? Also ich kann jetzt hier wirklich ein bisschen rumbiegen und da passiert gar nichts.
Alex Und das ist schon ordentlich, was du da machst.
Sebastian Ja, ich überlege gerade, wann ich sowas mal in der Hand hatte. Hm. Gar nicht.
Alex Und das ist durch Zufall entstanden. Das ist quasi im Endeffekt durch einen Schnitt ein Stück gewesen, was dann da rum lag. War ein bisschen länger. Und ich hatte das so in der Hand und hatte da noch so einen Impuls von außen, der mir gesagt hat, mach das mal. Lass uns das mal mitnehmen. Lass uns das mal austesten.
Sebastian Jetzt mach ich mal Folgendes: Ich guck mal, ich habe nämlich hier eine Waage irgendwo im Büro liegen. Eine wunderbare Brief- und Paketwaage. Ich werd das da drauflegen, weil das interessiert mich jetzt. Ich bin mir nicht sicher, wie schwer das ist. Ich würd sagen, das sind grad mal 30 Gramm. Mal gucken, was die Waage sagt.
Alex Ich halt mich da raus. *lacht*
Sebastian Ja, ich dachte, du wüsstest das auswendig... [Alex: Nee.]
Alex Gewogen hab ich es nicht.
Sebastian Was meinst du, was es wiegt?
Alex Ach, ich wusste, dass diese Frage kommt. Mehr als 30 Gramm.
Sebastian Das sind etwa 35 cm und 24 Gramm. [Alex: Siehste.] Das ist ja mal nix. Also das ist wirklich so super leicht.
Alex Das ist ja auch wirklich ein Hauch von nix im Endeffekt. Aber dadurch kommt halt auch diese Biegsamkeit zustande. Und dieses Schmerzbild, was dieses Teil abgibt, gibt's wieder in nicht einem meiner Stücke. *Schlaggeräusche zu hören*
Sebastian Autsch, ja. *beide lachen* Ja, vielen Dank. *beide lachen* Nein, ist ja ein Protostück. Übrigens, wenn die Menschen sich wundern, dass du so ein bisschen, als ob du ein Kaugummi kaust, ob das so klingt. [Alex: Ich hab gerade eine Weintraube im Mund.] Genau, das ist völlig in Ordnung, du darfst dir knabbern, das hab ich vorher gesagt. Und du musst auch deine Stimme ein bisschen schonen heute, die ist ein bisschen angekratzt.
Alex Ja, ja, ich bin immer noch ein bisschen verkeltet.
Sebastian Deshalb hab ich dir ja auch Bonbons, also hier nicht Bonbons, diese Lutschdinger gegeben und so. Aber das ist was Schönes, aber das ist ja wieder sowas, es ist aus Zufall entstanden, okay, und davon wirst du jetzt mehr machen.
Alex Ja, die wird's auf jeden Fall jetzt auf der Bofewo und auf der Passion geben und dann werde ich meine Kunden entscheiden lassen, ob die das auch gut finden. Das ist der Plan.
Sebastian Ist aber so ein Zufallsfund.
Alex Absolut. Wie viele andere Sachen auch. Diese kleinen Mini-Klatscher. Die sind ja auch so entstanden.
Sebastian Also an der Stelle ist das, also stelle ich mir das richtig vor, du hast da irgendwo eine kleine Werkstatt und dann gehst du da rein und sagst, oh ja, ich guck jetzt mal was ich mache und dann kommt dabei was raus oder es kommt halt was für die Tonne dabei raus.
Alex Naja, für die Tonne hab ich so nix. Ich verwerte das irgendwie weiter. Und wenn ich es privat für mich irgendwie einen Löffel draus mache oder sonst was. Also, ich schmeiße auch ungern bis gar nicht weg. Egal, was ich da an Abschnitten habe, für mich ist das kein Müll oder Abfall. Für mich sind das kleinere Holzstückchen, die ich natürlich irgendwann nicht mehr gebrauchen kann von der Größe. Aber für mich ist das immer noch sehr wertvoll. Und ich achte das auch. Das ist für mich halt einfach wichtig. Deshalb stapelt sich das auch in meiner Werkstatt. Dazu muss ich auch sagen, dass ich in der letzten Zeit ungezogen bin. Wo wir damals das Gespräch hatten, hab ich das noch in der Garage meiner Eltern gemacht. Bis irgendwann ein Nachbar vor der Tür stand und sagte, ich soll bitte ins Industriegebiet gehen. *beide lachen* Und dann hab ich gesagt, weißt du, jetzt ist der Punkt erreicht, das war vor einem Jahr ungefähr, dass ich gesagt hab, jetzt musst du mal schauen, dass du da irgendwie weiterkommst und bin tatsächlich in einer alten, mittlerweile aufgegebenen Schreinerei gelandet und habe dort einen Raum, der so, da muss ich dir auch mal ein Bild schicken, ich schick dir mal ein Bild von der Tür des Raumes, weil dann weißt du, was da los ist. Das ist sehr ... ein bisschen Lost Place angehaucht, die Schreinerei ist teilweise abgebrannt damals. Und ich hab da so einen kleinen Raum bekommen, der für mich perfekt ist. Ich kann da drinnen schalten und walten, weil bei mir ist es sehr staubig und unordentlich. Ich bin halt so, wie ich bin, jeder hat seine Vor- und Nachteile. Und mein Nachteil ist, nicht so superordentlich zu sein, aber ich komme in meinem Chaos klar und ich arbeite dort sehr gern. Ich kann da rausgehen, ich störe da niemanden, ich kann da Krach machen. Und das ist so das, was ich auch brauche. Wie weit es da so weiter geht, ob das vielleicht mal irgendwann verkauft wird und ich da raus muss, das mache ich mir im Moment. Das sind alles so Stationen im Leben, weißt du? Und dadurch entstehen aber auch wieder ganz andere Impulse, weil der hat so viele tolle Sachen da auf diesem Gelände, wo ich mir dann mal hier und da was wegsnappe, wo ich sage, guck mal, das würde ich total gern haben, da würde ich gerne mal ein Möbelstück draus bauen oder so. Hab ja jetzt in den letzten Jahren auch mal angefangen, etwas größere Sachen zu bauen.
Sebastian Okay, lass mich nochmal ein bisschen anfangen, also du hast ja irgendwann angefangen zu sagen ich baue was und ich verkaufe das, also es gibt ganz viele Menschen, die bauen Dinge und ich krieg manchmal auch Bilder geschickt oder hin und wieder schicken mir sogar Menschen mal einfach irgendwie, wo sie was gebastelt haben, da hab ich dann hier unverhofft Post und dann hol ich da Dinge, die dann lustige Namen von uns kriegen, wie zum Beispiel Scheißteil und Scheißteil 2 [*beide lachen*], Grüße, die landen dann einfach hier und dann, ich kann das manchmal, also da sieht man dann manchmal, wie viel Arbeit da drin steckt und und und und. Manchmal ist aber auch so, dass man merkt, okay da ist jetzt, hat jemand gerade angefangen, ist stolz drauf und das ist so das Erste, wo er sagt, okay, das ist jetzt was geworden, auch das ist eine tolle Leistung, denn ich weiß immer, wenn ich was selber baue, dann entspricht das nie meinen eigenen Ansprüchen, ich kann das vergessen, ja. So, das ist so ein bisschen, also die Qualität, die bei mir entsteht, ist immer noch die, das Küchenbrett, was ich von meinem Papa in der dritten Klasse mal gesägt habe, das ist glaube ich das Ding, was unhandlich ist und was einen speziell geformten Griff hat, der auf jeden Fall maximal unangenehm ist in der Hand. Ja gut. [Alex: Das kenn ich auch alles.]
Alex Ich hab am Anfang die, wo ich dann angefangen habe, wirklich mal so ein Paddel zu machen, dann war das so durchweg flach. Und die Leute meinten alle, das hält sich halt nicht schön in der Hand, ne. Ich hab halt, bei mir war es halt learning by doing mit meinen Leuten, denen ich das gezeigt habe. Und ich hab, glaube ich, von Anfang an auch Vertrauen in meine Arbeit gehabt. Vielleicht ist es das, dass ich sage, hab dann gesagt, damit würde ich mich auch selbstständig machen.
Sebastian Ja, hast du ja gemacht.
Alex Ja, hab ich sofort gemacht. Nachdem ich da, das fing ja quasi mit den Dildos an, die ich eins, zwei Jahre gemacht habe, wo ich da ein bisschen stecken geblieben bin mit - und mittlerweile machen das andere Leute viel, viel besser als ich -, bin ich dann eher durch meine eigene Neigung dann in diese Schlagwerkzeug-Schmerzwelt eingetaucht.
Sebastian Aber ist ja nochmal ein Schritt, da was zu bauen und dann auch zu sagen, ich mach das jetzt professionell, wobei professionell kann man das sagen?
Alex Nein, Professionalität ist halt immer so ein Ding, also für mich ist es mehr Leidenschaft und vor allen Dingen Kunst. Ich sehe mich als Künstler und nicht als Werkzeughersteller.
Sebastian Ja, lebst du davon?
Alex Nein, davon möchte ich auch nicht leben, weil ich glaube, da würde ich mir ganz schön viel selbst wegnehmen. Also es läuft nach wie vor im Kleingewerbe und ich bin halt im Moment auch dabei, mich beruflich ein bisschen anders zu orientieren, was so die andere Seite meines Lebens angeht quasi. Aber ich will das auch gar nicht größer. Ich möchte da keinen Konzern draus machen oder sonst irgendwas. Es soll für mich das bleiben, was es immer war, meine Passion quasi. Glaub so ein bisschen an Schicksal und so was.
Sebastian Ich glaube, das mag ich hier in der Folge auch wirklich ein bisschen rüberbringen. Also klar, man macht was, dann hat man Erfolg, dann macht man das größer, man stellt Leute ein, größere Werkstatt, dies, das, jenes, dann wird noch der Job gekündigt und dann kommt immer der Punkt, da, das kann super klappen, das kann aber auch einfach scheitern, ne? [Alex: Ja.] Und aber das ist immer der Punkt, dann wird nämlich aus der Leidenschaft, wird dann Arbeit und dann hast du auch den Druck, denn dann musst du davon leben.
Alex Ja gut, die hab ich schon auch. Ich muss ja auf die Messen bedienen, wenn ich mich da vorher anmelde. Ich brauch ja an einem gewissen Tag dann auch Ware. Das ist ja nicht so, dass es mich völlig kalt lässt und ich sage, ich geh da hin, weil ich Bock hab.
Sebastian Nee, aber deine Existenz ist jetzt nicht das, was davon abhängt.
Alex Nein. Für mich war ja der Punkt auch nie gegeben, dass ich sage, ich mache das jetzt für mich, weil ich das, ne. Für mich war schon immer ein Hintergedanke, vielleicht was zu erschaffen, mit dem ich halt auch weitermachen kann. Was ich vielleicht auch, wo ich noch andere Menschen erreiche. Das war für mich halt ein wichtiger Punkt einfach.
Sebastian Hast du die Sachen dafür gebaut, dass du damit spielen kannst oder schon wirklich für andere Menschen?
Alex Also ganz am Anfang natürlich auch. Wir haben es ja auch ausprobiert mit meiner damaligen Partnerin. Alles, was ich so gemacht hab. Das ist ja keine Frage. Aber ich hatte immer schon diesen Grundgedanken nach hinten, ich möchte gern mehr. Das würde mir nicht reichen, wie du schon sagst, jemand, der sagt, ich mach das für mich zu Hause, und das ist cool, mit meiner Frau hab ich dann total viel Spaß damit, ich hab's auch selber gebaut, dann ist man da auch sehr stolz drauf. Aber ich wollte immer schon gerne ein Stückchen weiter gehen. Deshalb hab ich wahrscheinlich das auch mit der Firma gleich gemacht. Ich hab ein halbes Jahr Vorlauf gehabt und hab dann die Firma gegründet als Kleingewerbe im Oktober 2013, also quasi.
Sebastian Ja, zehn Jahre.
Alex Vor fast zehn Jahre, ja.
Sebastian Das sind ziemlich genau zehn Jahre. Herzlichen Glückwunsch.
Alex Danke.
Sebastian Also viele bleiben bei solchen Dingen nicht so lange dabei. Und dann in der Garage deiner Eltern, ja?
Alex Genau. Also noch ganz hinten, also meine Eltern hatten halt hinten so eine Mini-Werkstatt an der Garage und dann war vorne das Auto drin. Und das war damals noch so, die hatten noch damals ihre A-Klasse und der hat dann super reingepasst und ich konnte da hin ein bisschen werkeln, musste immer das Auto rausfahren. Es war furchtbar. Aber da war ich ja auch noch nicht so dabei wie heute, da hatte ich ja noch nicht diese Unmengen Holz zu Hause liegen oder an verschiedenen ... Ich hab da ja mit ‘nem Schleifbock angefangen. Ich hab mich halt ausprobiert. In alle Richtungen.
Sebastian Was haben denn deine Eltern dazu gesagt, dass du da Schlagwerkzeuge baust?
Alex Ja, die wussten schon immer, dass ich ein bisschen anders bin. *lacht* Wahrscheinlich. Und die haben das bis heute einfach so hingenommen. Also die gehen jetzt nicht hausieren damit, aber ich ja auch nicht. Also ich mach aber auch kein Geheimnis draus.
Sebastian Interessant kommt der Punkt, wo die Eltern sich das Zeug ausleihen.
Alex Nee, so weit kam er nicht. Meine Eltern haben da keinen Bezug zu.
Sebastian Also als ich das erste mal was von dir in der Hand hatte, hab ich gedacht so, weißt du was, wenn ich im Fernsehen gelegentlich mal so um die Feiertage rum, da hast du immer diese tollen Konzerte, ne? Und dann hast du da den Dirigenten mit seinem Taktstock da, ne? Und da wo man sich dann denkt, und da könnte man jetzt eigentlich mal was Geiles nehmen, und das könntest du machen, das wäre die Nische wo du sofort hin könntest, weil mit diesem geilen Holz und so, ganz ehrlich, das würde super dazu passen.
Alex Würde ich im Orchester sitzen, wäre das vielleicht auch gar keine Frage, aber da ich BDSMler bin, bin ich halt in eine andere Richtung.
Sebastian Also wenn das nicht mehr geht, machst du einfach kürzere Stöckchen und dann kannst du die da an die Musikhäuser verkaufen.
Alex Mache ich mittlerweile auch. Meine Zauberstäbe sind auch ganz neu. Also was heißt ganz neu, in den letzten zwei Jahren sind ganz schön viele Produkte dazugekommen.
Sebastian Ja, ich bin gespannt. Werkstatt, du machst und wie geht das weiter? Vor zehn Jahren, da fing das ja auch schon an, man muss den Kram ja irgendwie an den Mann, an die Frau, an irgendwie zu den Leuten hinbringen. Dann ist natürlich ganz klar, wie hätte ich es vor 10 Jahren, hätte ich wahrscheinlich probiert. Facebook und natürlich Onlineshop.
Alex Richtig. Also ich hab dann angefangen wirklich jahrelang Klinke zu putzen. Ich bin Facebook, ich hab sogar irgendwelche Leute angeschrieben und hab denen versucht meine Arbeit näher zu bringen. Ich bin ins Bedo-Studio nach Dortmund hoch in Ruhrpott und hab dort, bei so einem „Markt der schwarzen Seelen“ hieß das damals noch, habe ich dann meine ersten Sachen und meinen ersten Stand gebaut, wenn man so will, was dann einfach nur ein Tisch war mit einer Pannesamtdecke drüber und dann die Sachen oben drauf und dann irgendwie probiert, das irgendwie zu verkaufen. Und wie du auch meintest mit den Preisen, das hat sich einfach entwickelt. Ich habe es probiert und habe gemerkt, naja, wenn für den Preis ich gar nichts verkaufe an dem Wochenende, das ist dann halt zu teuer oder meine Arbeit ist schlecht. Es gibt ja viele Faktoren, die da mitspielen, aber ich habe es dann einfach so lange probiert. Und es hat sich dann so lange auch selber dann selbstständig weiterentwickelt, dass es funktioniert hat.
Sebastian Die andere Strategie ist natürlich Direktvertrieb. Ich bin natürlich auch ein fauler Mensch. Ich packe auch ungern Pakete. Dann wäre ich natürlich auch noch an die ganzen Kinky-Stores gegangen. Dass man halt sagt, hier Leute, ihr habt ja eure Online-Läden und verkauft Rohrstücke und Co. Nehmt doch mal Zeug ins Programm auf. Ich beliefer euch und dann läuft das.
Alex Den Gedanken hatte ich nicht. Es gab aber dann über die Jahre einige, die auf mich zugekommen sind. Aber ich selber bin so weit gar nicht gegangen. Es gab schon immer kleine Kooperationen. Bei dem Markt der Schwarzen Seelen war diejenige, die das damals veranstaltet hat, die hat zwei, drei Sachen mitgenommen und hat sie selber versucht, weiterzuverkaufen. Das schon, aber nicht so, dass ich gesagt hab, jetzt geh ich zu Orion oder keine Ahnung wo und versuche, meine Sachen da irgendwie zu verscherbeln. Es hat sich auch wirklich über die Jahre rausgestellt, dass es auch nicht funktioniert. Meine Arbeit funktioniert mit mir. Also mit meinem Auftreten auf den Messen. Mittlerweile mache ich ja quasi auch fast nur noch Messen, außer so Sachen wie jetzt mit der Präsentation gestern im Dark Secrets war es ja einfach so, dass ich dem ein bisschen mehr Raum geben möchte im Moment und ein bisschen mehr aufklären *lacht* möchte über meine Arbeit. Wer rastet, rostet und das wollte ich halt einfach vermeiden.
Sebastian Ja, das ist auch nochmal was anderes, Messe ist ja viel Durchgangsverkehr und so ein nettes Sit-in, das hat man ja auch sonst eher nicht auf einer Messe.
Alex Und die Leute gehen ja auch auf die Messe und die haben dann wieder vielleicht auch ein bisschen anderen Bezug zu mir und ich mag das und ich hab auch mir überlegt, dass ich vielleicht ab nächstes Jahr, das ist jetzt alles noch Zukunftsmusik, vielleicht auch mal so einen kostenfreien Workshop auf der Messe anbiete, der so in die Richtung wie gestern Abend ging. Vielleicht auch nicht ganz so lang, mal so für 20, 30 Minuten, dass die Leute einfach nur einen kleinen Einblick bekommen. Und bei mir dann halt auch gerne sich ausprobieren können.
Sebastian Ja, das Ausprobieren, das ist bei sowas ja immer ganz wichtig.
Alex Unbedingt, gerade bei mir. Meine Griffe, alles ist differenziert und für jede Hand, das ist ja so mein Credo, ich hätte gerne für jede Hand das passende Schlagwerkzeug. Und es gibt viele, die sagen: „boah das find ich geil“, gehen hin, fassen es an und sagen: „Ne, das passt aber nicht in meine Hand. Ich brauch was Anderes.“. Und dann geht's dann halt, dass sie sich ausprobieren und stöbern und das find ich ganz toll.
Sebastian Aber stell dir mal vor, ich bin bei dir am Messestand und dann hab ich da irgendwas in der Hand, sag ich, das passt nicht so gut in die Hand, aber ich kauf's trotzdem, ich schleif mir das zu Hause ab.
Alex Nein. *lacht* [Sebastian: Würdest du es mir verkaufen?]
Sebastian Ich schleif das noch ein bisschen zurecht. Würdest du dann sagen, das verkauf ich dir nicht?
Alex Oh, schwieriges Thema, ganz schwieriges Thema. Also ich find's natürlich nicht gut, weil dann würde ich zu dir lieber sagen: „Pass mal auf, dann baue ich dir das nochmal nach, mache den Griff anders und dann treffen wir uns einfach nochmal.“ Den Weg fände ich besser.
Sebastian Oder jemand kommt auf eine Messe und sagt: „Hier, ich hab mal, vor zwei Jahren hab ich bei dir das und das gekauft, da hat mir die Farbe aber nicht so gefallen, ich hab das mal überlackiert“. Ist dir sowas schon mal passiert?
Alex Nee, aber es war wohl einer, der hat irgendwas gekürzt oder weggeschnitten oder ja, aber im Endeffekt, ne.
Sebastian Ja gut, es gehört den Leuten, das können sie machen, aber was sagt die Künstlerseele?
Alex Naja, also ich hab selbstständig, und da darf ich mich nicht selber rausnehmen, ich hab das auch schon gemacht. Ich hab ne Bullwhip gekauft vor Jahren, die hatte hinten so ein kleines Kettchen dran und vorne so leichte Fransen und die hab ich auch gekürzt und mir das Ding so hingebastelt, dass es für mich lief, so. Aber so richtig kann man das nicht vergleichen, es ist halt beim Holz immer wieder eine andere Geschichte. Also ich würde dann lieber sagen, komm, dann baue ich dir lieber eins so, dass es dir passt, wir treffen uns nochmal, du nimmst es nochmal in die Hand, das finde ich den besseren Weg.
Sebastian Ja, okay.
Alex Um die Situation mal zu entschärfen.
Sebastian Also der Frevel. Pass auf, wir machen jetzt eine kleine Pause, in der schicke ich dich ans Auto, weil ich weiß, du hast da Zeug drin und ich glaube, da müssen wir mal ein bisschen was hier auspacken.
Alex Alles klar.
Sebastian Dann will ich natürlich auch gleich noch drüber sprechen, wie du das Zeug auch selber verwertet hast und wie das auch mit Menschen um dich herum im privaten Umfeld weitergegangen ist. Bis gleich.
Alex Bis gleich.
Sebastian So, liebes Publikum, da sind wir wieder. Inzwischen habe ich hier auch das Köfferchen im Büro stehen, dem widmen wir uns gleich. Und ja, ich wollte gerne von dir wissen, in der Zeit, wo du da angefangen hast und auch angefangen hast, auf Messen zu gehen, wie sah es mit BDSM bei dir privat aus? Hattest du Partnerinnen, Spielpartnerinnen, hast du die mit eingebunden ins Business oder hat vielleicht vor lauter BDSM-Zubehör bauen, BDSM bei dir gar nicht mehr stattgefunden? Also wie lief‘s?
Alex Also man hat ja immer so seine Träume und Wünsche im Leben, ne? Und mein, mein innigster Wunsch war, war wirklich auch so insgesamt meine, meine Arbeit vielleicht auch mit jemandem zu teilen, mit dem ich die auch zusammen so ein bisschen ausführen kann. Und das hab ich auch probiert. Und ich muss da auf dieses „Probiert“ so einen ganz fetten Strich drunter setzen, weil es einfach nicht geklappt hat. Das hat sich in den letzten Jahren nie so entwickelt, dass ich gesagt hätte, ich fühle mich da irgendwo angekommen und das funktioniert für mich. Und gerade so in der letzten Zeit ist mir, hatte ich mehr oder minder so ein Fazit der ganzen letzten Jahre, dass im Endeffekt ich immer nur übrig bleibe. Ich und meine Arbeit. Also ich bin der einzige Bestand in meiner eigenen kleinen Welt, wenn du weißt, wie ich meine. Es haben mich viele Leute begleitet in den letzten Jahren und auch viele haben versucht, mich auch noch tiefer zu begleiten. Aber das hat nicht funktioniert. Gerade in der jüngsten Zeit hatte ich jetzt wieder so einen kleinen Huppel, über den ich drüber musste und für mich ist das so eigentlich keine Option mehr. Das ist einfach, das hat sich einfach so entwickelt. Ich hätte es vielleicht gerne auch anders gehabt.
Sebastian Moment, was ist schiefgegangen? Also die Beziehungen, die du hattest, sind gescheitert?
Alex Genau, ganz klassisch. Es ist ja immer eine menschliche Geschichte in der ganzen Geschichte noch mit drin, ne. Arbeit ist Arbeit und ist ja auch alles cool, aber ich bin ja auch irgendwo auch nur ein Mensch und bin so wie ich bin und jeder hat seine guten und seine schlechten Seiten und so hat‘s einfach nicht funktioniert. Zumindest nicht in die Richtung, in die ich gegangen bin, bis dato.
Sebastian Also es ist auch so ein bisschen der Punkt, das nimmt ja auch viel Zeit ein. [Alex: Ja natürlich.] Und dann ist natürlich immer irgendwie BDSM als Thema, ich kenn es ja selbst auch, der Podcast ist natürlich auch ein wichtiges Thema, über das ich mit dem Podcastsubbie rede. So und dann ist natürlich auch für uns wichtig zu trennen, nicht immer, wenn wir uns in der Szene bewegen ist da der Stix mit dem Podcastsubbie, sondern da ist auch einfach mal der Sebastian mit seiner Partnerin und die wollen jetzt Spaß haben und den Podcast einfach mal zu Hause lassen.
Alex Genau.
Sebastian Und das müssen wir uns auch freiräumen.
Alex Das muss man sich auch freiräumen, weil das kriegst du nicht geschenkt.
Sebastian Genau, das wird aber von den Leuten super akzeptiert, also wenn wir sagen, oh nee, heute sind wir einfach mal hier als ein Paar, was einfach Quatsch machen will, das wird super akzeptiert, das ist kein Thema und dann kann man dann eben auch ganz gut wechseln, aber das ist auch ein Prozess, wo man echt ein bisschen gucken muss, wie kriegt man es hin, dass es nicht Überhand nimmt und einem dann, ich sag mal, auch die Lust verdirbt.
Alex Ja, das auch natürlich. Also ich muss natürlich auch bei mir dazu sagen, ich habe vor ein paar Jahren einen schweren Fahrradunfall gehabt. Also der war eigentlich, so schwer war der gar nicht, aber er hatte halt Konsequenzen. Ich habe mir die Sehne abgerissen im rechten Arm oben, das musste operiert werden. Ist eigentlich quasi alles einmal ausgekugelt und wieder rein und dabei ist die Sehne abgerissen. War ein ganz blöder Sturz, bin einfach nur weggerutscht mit 1,5 km/h, aber dann mit einem Ellenbogen auf den Stein und dann war Feierabend. Und das hat mich sehr lange sehr gedrückt, ich konnte auch nicht arbeiten in der Zeit. Und hab dann auch Reha gemacht. Also, wie gesagt, musste operiert werden, musste gut operiert werden und hab danach auch Reha gemacht. Und in dieser Zeit bin ich noch aus diesem ... ... ersten großen Versuch des Zusammenschlusses einer Beziehung und meiner Arbeit noch sehr geschwächt rausgegangen. Bin dann in eine neue Beziehung rein. Und im Endeffekt war ich nicht da. Ich war jetzt, meine Arbeit und war alles gut, ist auch alles dagewesen und hatte auch super viel Hilfe, dass das alles so geklappt hat. Und auch an dieser Stelle noch einen riesigen Dank. Aber es hat halt dann privat einfach nicht mehr geklappt. Diese Missverständnisse, auch diese Lust am Spielen, die ich eine Zeit lang überhaupt nicht bedienen konnte für meine Partnerin, war einfach ein ganz großer Punkt, der es halt zu dem gemacht hat, was jetzt so ist. Und dadurch habe ich jetzt gerade im Moment, bin ich in dieser kleinen Selbstfindungsphase noch für mich. Und ich kam jetzt vor ein paar Wochen auch zu meiner Werkstatt rüber, wo ich auch meinen Stand stehen hab, meinen Messestand. Und hab die Tür aufgemacht und der stand dann 6 cm im Wasser und alles Holz, ich arbeite ja mit Holz, der Stand ist aus Holz.
Sebastian Scheiße.
Alex Alles hochgezogen, alles angefangen zu schimmeln, weil ich schon seit der letzten Messe auch nicht mehr richtig da war.
Sebastian Das heißt, Moment, den Stand, den man so kennt, den gibt es nicht mehr?
Alex Der ist komplett untergegangen, sag ich mal. *lacht* Und das war für mich dann auch nochmal so ein Schlag. Also ich hab‘s mit Humor genommen, weil ich wollte ja sowieso umbauen, ich wollte ja gerne ein bisschen was verändern. Aber das hat mir in dem Moment gesagt, nee, verändern ist nicht, du fängst jetzt einfach mal von vorne an. Und ich habe mir das so in den letzten Wochen halt auch als Zielsetzung gegeben. Dass ich mich einfach neu sortiere, dass ich mich für mich neu aufstelle, auch mit meiner Arbeit.
Sebastian Also du sortierst dich komplett neu. [Alex: Ja.] Also artgerecht, aber auch privat.
Alex Privat, beruflich.
Sebastian Beruflich, Beziehungen kann im Prinzip auch, dass du einfach sagst, ich fange bei allem von Null an.
Alex Ja.
Sebastian Und das heißt im Prinzip Artgerecht ist ... Ja, das ist so glaube ich die einzige Konstante dann auch, ne?
Alex Genau, das ist das was ich meine. Egal was passiert, es bleibt nur meine Arbeit und ich übrig. Und das ist gut so, weil das bin ich ja.
Sebastian Das erfordert echt ne Menge Mut zu sagen, komm hier, ich start jetzt nochmal komplett.
Alex Naja, was heißt Mut, wenn dich einer aus dem Fenster schubst, dann musst du halt entweder die Flügel aufmachen und fliegst oder du lässt es, weißt du?
Sebastian Okay, ja gut, aber das ist natürlich anstrengend. [Alex: Super anstrengend.] Also wirklich zu sagen, ich mach jetzt mal einen Cut drunter und guck was bleibt, was nehm ich mit und ne, boah.
Alex Gerade wenn man auch vielleicht alte Sachen nicht so abschließen kann, ne, das sind so Sachen für mich, die im Moment für mich eine ganz große Bedeutung, ein sehr großes Thema sind. Und ich bin halt wirklich dabei, einfach nochmal alles zu revidieren und zu überdenken. Ich hab jetzt auch im JOYclub vor kurzem auch nochmal diesen Post gemacht von wegen 10 Jahre Artgerecht. Und dass ich alles einmal über den Haufen geworfen habe und mich neu sortiere. Ich möchte halt auch, weil die Menschen kennen mich auf der Messe. Es gibt viele Menschen in der Szene, die mich kennen. Und ich möchte meinen Kunden, sag ich mal, und auch freundschaftlichen Leuten, die sich über die Jahre so auf den Messen entwickelt hat, auch nicht irgendwie vor den Kopf stoßen, das soll schon alles, also mein Stand, der jetzt quasi neu entsteht [*lacht*], was echt super ist.
Sebastian Du hast noch fünf Wochen Zeit.
Alex Ich hab noch fünf Wochen Zeit, ja genau. *Sebastian lacht* Und das bleibt schon irgendwie beim Alten, also ich bleib schon das, was ich bin. Der bleibt so, wie er im Endeffekt ist. Ist ein bisschen anders, vielleicht ein bisschen ungewohnter. Es wird halt ... Aber der eine sagt, im Endeffekt wäre es jetzt egal gewesen, ob es der alte oder der neue Stand ist. Aber für mich ändert sich ganz viel. Und dieses versuche ich für mich dort reinzubringen, weil ich merke im Moment, dass mir das gut tut, dass mir das guttut, mich auch mal auf mich einfach zu besinnen. So wie die Situation ist, wie alles so die letzten Jahre gelaufen ist. Und für mich einfach ein Resümee zu ziehen, dass ich sage, bestimmte Sachen möchte ich einfach nicht mehr. Deshalb wird sich bei mir personell auch einiges ändern. Also es ist gerade im Wandel. Ich werde meine Arbeit in dem Sinne meinem Privatleben ein bisschen trennbar machen. Das ist dieser neue Weg, den ich jetzt gehe, weil ich halt wirklich schlechte Erfahrungen gemacht habe, ganz einfach. Es sind ja Leute dann dabei, die auch andere Leute kennenlernen und die sind dann ein fester Bestandteil meiner Firma und wenn die dann auf einmal nicht mehr da sind, und das habe ich jetzt schon dreimal hinter mir, ist es immer wieder ein Wandel. Und es ist eine Imagefrage, es ist eine nach außen sichtbare Geschichte, die ich aber so gar nicht möchte, die ich auch nie so wollte. Meine Arbeit ist meine Arbeit und ich bin da auf der Messe, um meine Arbeit zu zeigen und zu zeigen, was mich und meine Arbeit vielleicht auch ausmacht, aber ich bin nicht da, um mein Privatleben so da durch zu exerzieren. Und da bin ich halt einfach an einem Punkt, wo ich sage, nee, ich möchte das so nicht mehr.
Sebastian Dann komm ich hier heute und sag, komm, wir mischen genau das Arbeit, Privatleben.
Alex Ja, aber es ist ja nicht überall trennbar. Wenn ich jetzt nach außen auf der Messe sage, ja cool, so und so sieht es aus, es hat sich ein bisschen was verändert und ich habe neue Produkte und habe mich ein bisschen anders aufgestellt und gebe mich vielleicht auch ein bisschen anders. So, dass ich einfach in einer kleinen Evolution für mich was Schöneres machen kann, was Zufriedeneres.
Sebastian Inwieweit vermiest dir denn Artgerecht deine private Lust auf BDSM? Also inwieweit hat das einen negativen Impact? Klar, du stehst dann in der Werkstatt, in der Zeit, wo man vielleicht was machen könnte, weil du musst es ja.
Alex Eigentlich nicht. Nee, eigentlich nicht, weil die Gründe, warum ich nicht so im BDSM jetzt die letzten zwei, drei Jahre so aktiv war, hat ja seinen Grund, weil ich auch nicht konnte. Und das hat auch ziemlich lange Zeit gedauert. Und ich bin auch immer noch nicht wieder 100 Prozent hergestellt. Das heißt, dass ich auch als Koch jetzt so in der Großküche, was ich mal gemacht hab, auch nicht mehr arbeiten könnte. Das heißt, mein berufliches Ziel oder Möglichkeitenspektrum hat sich ja verändert. Und da muss ich auch erst selber erst mal mit klarkommen. Man weiß, wie es heutzutage auch ist, was so Ämter angeht und so, ist es halt alles nicht so einfach. Und da bin ich im Moment in so einem Punkt, der mir auch wirklich gut tut. Ich fühle mich im Moment echt gut. So gerade auch nach dem gestrigen Abend, weil meine letzte Präsentation in Anführungsstrichen habe ich vor Jahren gegeben. Und ich hab gemerkt in diesem Moment, wo ich da reinkam und angefangen hab zu quatschen, dass alles von mir abgefallen ist, dass ich gemerkt hab, ich bin da für mich und meiner Sache und da kam dann auch dieser Punkt, wo ich sage, egal was ist, ich bleibe mit meiner Arbeit.
Sebastian Da merkt man auch einfach die Leidenschaft. Und vielleicht frage ich mal wohin es gehen soll, also ich bleib noch mal ein paar Minuten, gib mir bitte die Möglichkeit nochmal, [Alex: Du hast alle Zeit der Welt, das weißt du.], weil mich das unfassbar interessiert. Auch so, also es gibt ganz viele Menschen, die machen BDSM, die sind sehr professionell unterwegs, die haben da die Stände, die haben da ein Business und so weiter und sagen dann: privat, das ist mir alles gar nicht mehr so wichtig, ich hab ja hier meine Leidenschaft schon. Und das ist auch so ein bisschen die Frage, wenn du dich da neu sortierst, wo sagst du auch so, was möchtest du denn zwischenmenschlich, also du kannst ja schlecht sagen, ich suche vielleicht eine Partnerin, mit der mag ich dann irgendwie das und dies und jenes machen, aber um Gottes willen kein bisschen in die Firma mit rein, ne?
Alex Ja, kein bisschen würde ich nicht sagen, aber eben nicht mehr so wie es war. Ich hab dem einfach auch für mich zu viel Raum gegeben und mich zu weit zurückgezogen. Und das ist halt auch ein Punkt, wo, den ich gestern Abend auch ganz doll gemerkt hab, dass die Leute schon mich auch wollen, irgendwo, mit dem Produkt. Und dass das im Endeffekt auch Artgerecht ausmacht. Und nichts anderes. Es endet, also es fängt an, und es endet bei mir. Punkt. Egal, wer dazukommt, egal, was passiert, und egal, welche Menschen mich begleiten, und die mich im Endeffekt dann doof finden oder wie auch immer. Es ist völlig egal. Ich lasse mir das auch so nicht nehmen, weißt du? Ich möchte nicht, dass das verschwimmt, dass das einen schlechten Charakter bekommt. Oder dass das irgendwie ... Weil es gibt ja auf der Szene, ich meine es gibt ja auch andere Aussteller und da sind auch schon Leute gewesen, die sich dann getrennt haben und das durchraunt das immer alles so ein bisschen, da redet man drüber und alles und das ist einfach irgendwo nicht mein Ding. Hab aber gemerkt, dass wenn du dieses Ziel haben möchtest mit einer Partnerin, kommst du ja gar nicht drum rum. Weil du kannst ja von vornherein keine Garantie, dass das jetzt funktioniert.
Sebastian Natürlich, also vielleicht ist da die Überlegung zu sagen, okay die Partnerschaft ist eher privat.
Alex Genau, richtig. Und das ist ein ganz großes Ziel im Moment von mir, ja.
Sebastian Also was würdest du da suchen? Also wo sagst du, ich glaube damit kann ich mich wohl fühlen. Du findest jemanden und was wäre so das, wo du sagst, das gehört da nicht in die Öffentlichkeit? Da es ja nicht so ist, können wir darüber jetzt sprechen, wenn es dann soweit ist, wirst du schön die Klappe halten.
Alex Ja na klar, natürlich. *lacht*
Sebastian Also wo sagst du auch, dass dich BDSM, also das Spielen als solches, dass dich das erfüllen kann noch. Glaubst du überhaupt noch dran?
Alex Ja na klar, auf jeden Fall. Ich hab Sehnsucht ohne Ende, das ist ja nicht die Frage. Gerade weil ich die letzten Jahre nicht so da war. Im Moment hatte ich so einen Satz hier, wie nach dem Motto, mein BDSM ist ein bisschen eingeschlafen und ich hätte gern, dass der Wecker klingelt. Aber ich muss mir halt auch Zeit geben und alles braucht seine Zeit. Und ich weiß, auch wenn ich jetzt auf der Messe stehe und mein Spanking-Werkzeug verkaufe, bin ich selber privat nicht derjenige, der Hauen den ganzen Tag braucht. Es ist für mich ein Bestandteil von einem ganz großen Potpourri, einem riesigen Kuchen, wo jedes sein Stückchen mit da drin ist. Und ich habe auch andere Stückchen, die mich weitaus mehr interessieren und ich denen auch gerne mehr Raum geben möchte. Und das finde ich eher interessant. Und das eher so für mich zu behalten. Ich haue super gern, das soll man nicht falsch verstehen, aber für mich ist es einfach mehr als nur der Summe der Dinge. Ich möchte einfach mehr. Im Moment entdecke ich auch so ein bisschen, also ich fange an, Seil toll zu finden, weil ich ja immer schon auch, hab ich ja gesagt, so dieser Fixierungstyp, das fand ich ja schon immer geil. Und bewundere auch die Menschen, die mit Seil so künstlerisch umgehen können, was ich auf den Messen ja immer sehe, wenn es Shows gibt oder wenn da Frank von Visage Deux am Binden ist. Das ist immer ein Fest, das ist voll schön. Und das gucke ich mir auch gerne an. Und ich will da jetzt kein Profi werden oder so, aber ich könnte mir gut vorstellen, mit dem richtigen Gegenüber, mich da ein bisschen mehr zu beschäftigen mit und Dingen Raum zu geben, die so gar nicht mit Artgerecht was zu tun haben.
Sebastian Ja, das ist aber spannend, also dass auch Spanking gar nicht so im Fokus stehen würde, ne? Sondern einfach so dieses, man macht miteinander halt Krams und dann ist halt gut.
Alex Deshalb mache ich ja auch nicht nur Schlagwerkzeuge, sondern mache auch Sachen, wo man piksen kann, wo man ärgern kann, wo man reizen kann. Das ist für mich einfach mehr als nur dieser Spanking-Aspekt. Also ich mag, diese Gesamtüberschrift Schmerz wird für mich immer deutlicher und immer, immer deutlicher auch mit den Produkten, die ich mache, weil ich arbeite ja auch, da haben wir ja glaube ich auch damals drüber gesprochen, mit diesen differenzierten Schmerzarten. Die eine Seite ist flach, die bleibt so schön auf der Oberfläche, bei einem Paddle zum Beispiel oder einem Schwert, und die andere Seite ist entweder kantig oder rund und geht mehr auf den Muskel, macht einen ganz anderen Sound, es geht tiefer, nachhaltiger etc. Und damit beschäftige ich mich total gerne im Moment. Und da muss es nicht beim Paddle enden, sondern kann auch bei so einem kleinen Zauberstäbchen, was rechts und links angespitzt ist, was die Sub dann zwischen die Beine halten muss, um es zu halten, währenddessen sie vielleicht irgendwie gepiesackt wird oder bespielt wird, ich möchte einfach mehr daraus machen. Ich möchte nicht nur bei dieser Spanking-Geschichte hängenbleiben, obwohl das natürlich ein ganz großer Aspekt bei mir ist, keine Frage. Und das bleibt es auch immer. Aber ich möchte schon gerne so ein bisschen drum rumschwänzeln um diesen Schmerz in verschiedenen Arten.
Sebastian Ja, aber da merke ich schon, auf der einen Seite so dieses, du möchtest das trennen, dass du sagst, ne, okay, Partnerinnen sind jetzt nicht zwangsweise automatisch, ich sag mal Artgerecht-Personal. [Alex: Genau, richtig, danke.] Auf der einen Seite, auf der anderen Seite, die Sachen, die du entwirfst und baust, das sind schon die Sachen, die du auch gerne selber benutzen willst.
Alex Genau.
Sebastian Also so ganz trennen kannst du es dann ja doch nicht.
Alex Nein, nein, also ich benutze meine Sachen natürlich schon, aber ich habe auch ganz viele Sachen von anderen Herstellern, die ich auch ganz, ganz toll finde.
Sebastian Das wollte ich eh nochmal fragen. Also wo würde man nicht glauben, was du bei dir im Schrank hast?
Alex Ich hab, ich hab von, also ... *Sebastian lacht* Ich bin ja jetzt jahrelang auf der Messe und jeder Künstler, jeder Aussteller, jeder Geschäftsmann hat dort seine Ware. Und wenn mir irgendwas auffällt, was ich geil finde, dann will ich das natürlich auch haben. Ich habe einen ganz tollen Flogger, den ich nie und nimmer eintauschen würde zum Aufwärmen von Pain-Tools. Ich liebe das Teil. Es ist einfach für mich im Handling schwer, dumpf, genau das, was ich brauche. Ihr könnt auch ein Paddle von mir nehmen, aber da würde ich mich ja selber total, warum soll ich nur in meine eigene Tasche greifen? Andere Leute machen so geile Sachen. McHurt, von McHurt habe ich eine doppelzüngige, wie soll ich das nennen? Das Ding liebe ich, das könnte ich stundenlang mit drauf rumkloppen, ich mag das einfach. Ich habe noch von Leiband, die ja leider nicht mehr dabei sind, ich weiß nicht, ob die dir schon noch was sagen, Leiband war aus Holland, die haben Bullwhips gemacht. Und ich bin ja auch nicht so der Bullwhip-Spieler, aber ich probier mich da gern aus. Wie gesagt, ich bin ja multi-interessiert. Und von denen hab ich auch noch eins, zwei Stück. So, die haben ja dann jetzt auch aufgehört, weil die Frau von ihm gestorben ist. Und er macht‘s, glaub ich, alleine gar nicht weiter. Ich hab ihn jetzt auf den Messen auch nicht mehr gesehen, ist auch schon ein bisschen älter. Aber eine ganz tolle Arbeit gemacht. Und da bin ich total stolz, dass ich davon noch eine hab, ne? Oder zwei sogar. Und so sammelt sich das bei mir auch zusammen. Jetzt auf der ... Ich weiß nur nicht, den Namen, auf der Passion war eine kleine Manufaktur. Kam die aus Ungarn? Ich kann‘s gar nicht sagen. Die haben auch so ein ganz, ganz tolles Teil gemacht, was ich auch unbedingt haben musste.
Sebastian Also dir geht‘s gar nicht so drum. Also ja, für dich ist das Ausdruck und dein Schaffen, aber im Grunde, du kannst dich für alles begeistern, was irgendwie toll ist. [Alex: Ja, na klar.] Ja, das finde ich auch mal ganz schön, dass auf den Messen, man hat es sehr selten, dass dann da auch Aussteller, ich sag mal negativ über einander herziehen oder so, ne? Sondern es ist meistens, sag ich mal, ein schönes Miteinander. [Alex: Meistens, ja.] Ist natürlich blöd, wenn jetzt die zwei, die sich nicht mögen, genau gegenüber sind voneinander, das ist immer dann doof. Kommt auch vor.
Alex Aber selbst das funktioniert. Wir waren auf der, in Karlsruhe war ich mit meinem Holzstand neben einem Holzstand, der Paddles gemacht hat, aber er hat ganz andere gemacht als ich. Er war sehr differenziert zu meiner Arbeit und das hat für mich funktioniert. War in dem Sinne natürlich nicht ganz so optimal, wegen zwei Holzsachen, aber das habe ich jetzt nicht als Problem gesehen.
Sebastian Die Frage ist ja immer, ob die Leute dann auch bei dir kaufen. Lass mich mal ein bisschen gucken.
Alex Das ist jedem selber überlassen.
Sebastian Wir haben ja so diesen Bereich Kunst versus Arbeit. Ich sag ja immer, der Unterschied ist der, Kunst bringt nichts ein. *lacht* [Alex: Das sehe ich anders.] Also ich sag‘s mal so ganz krass, jeder Handwerker hat einen gewissen Stundensatz, der liegt meistens inzwischen, ich glaube das letzte Mal als mein Vermieter jemand hergeschickt hat, dann stand da 60 Euro pro Stunde drauf für irgend so ein Heizungskrams-Wartungszeugs.
Alex Ja.
Sebastian Und jetzt seh ich aber die ganzen Stöckchen von dir und du hast auch den Koffer, den gucken wir uns gleich nochmal ganz genau an, aber da sind Sachen drin. Mein Gott. Selbst mit Maschinen, das dauert doch. Ich kann mir nicht vorstellen, also nehmen wir mal an, du entscheidest, ich mache das jetzt Vollzeit, voll Karacho und ich will davon leben. Würde das bei dem Preisgefüge, was du im Moment hast, würde das funktionieren?
Alex Nein. Es ist ein Kleingewerbe und eine richtige Selbstständigkeit sind zwei Welten, die nicht miteinander vergleichbar sind.
Sebastian Wir nehmen mal an, du würdest es versuchen, jetzt haben wir so ein Stöckchen, ich glaube die liegen so um die 50 Euro [Alex: Die kleineren, genau.], das ist schon ein stolzer Preis, wenn ich jetzt am Stand stehe und sage, oh, auf der anderen Seite, das Zeug hält auch.
Alex Und wenn es kaputt geht gibt es Ersatz, das ist ja auch mein Credo.
Sebastian Sehr gut. Jetzt ist nur die Frage, wenn du das jetzt Vollzeit machen wollen würdest und davon vernünftig leben möchtest, vernünftig heißt auch, dass du für deine Rente vorsorgen kannst und so weiter, was müsste denn das gleiche Stöckchen kosten?
Alex Das Doppelte, locker.
Sebastian Das kauft doch keiner mehr.
Alex Kauft doch keiner mehr, genau. Für mich und diese Frage stelle ich mir auch gar nicht. Also es gibt immer Leute, so wie dich, die fragen, machst du das jetzt Vollzeit oder willst du das gerne Vollzeit machen? Das höre ich auch immer wieder und finde ich auch vollkommen korrekt. Die Leute sind neugierig und würden gerne wissen, wie ich damit vielleicht auch privat umgehe, so geschäftlich und dass ich davon leben kann. Aber das ist es für mich nicht und das war es für mich nie. Und wenn ich diesen Punkt auch nicht verliere, dass es für mich einfach Kunst, eine Passion und meine Leidenschaft bleibt, mache ich das auch. Wenn es für mich zum Zwang wird oder sagen, jetzt kommt das Finanzamt und will quartalsweise so und so viel Geld von mir haben, was ich dann erstmal erwirtschaften müsste, indem ich in die Werkstatt gehe und zwangsarbeite. Und das ist es dann nicht mehr. Und wenn ich diesen Punkt erreichen würde, was weiß ich, dadurch, dass das Kleingesetz, Kleingewerbegesetz geändert wird oder sonst irgendwas, würde ich auch damit aufhören irgendwann.
Sebastian Also ich merke, das ist so ein bisschen, das ist dieses Ausdruck und aber auch ein Stück weit Therapie für dich selbst.
Alex Oh ja. *lacht*
Sebastian Ich glaube, wenn man da in der Werkstatt stundenlang puzzeln kann und dann probieren kann und auch diesen Druck gar nicht dahinter hat.
Alex Ich habe ja auch keine Schablonen oder so. Ich gehe ja nicht in die Werkstatt mit einem Plan. Ich habe noch nie was aufgemalt großartig.
Sebastian Das ist also fehlende Professionalisierung. *schmunzelt*
Alex Genau. Richtig.
Sebastian Also man könnte das schon so machen, dass das kosteneffizient wird.
Alex Ja, na klar, ich könnte mir doch da irgendwelche Schablonen hinhängen, könnte die einfach abmalen, dann könnte ich ja jemanden einstellen, der die aussägt und dann bräuchte ich es doch nicht mal selber machen. Aber das ist es ja nicht, das ist ja nicht Artgerecht. Also ich hab schon Hilfe, das ist schon klar. Es gibt schon Leute, die mir bei meiner Firma helfen, aber das ist dann alles, wie zum Beispiel, wenn jemand mir beim Schleifen mal hilft und das ist eigentlich eher selten, dann ist es dann so, dass ... dass da nur der, also nichts Kreatives bei rumkommt, also ich lasse dann was nachschleifen oder ne, also ich behandle schon die ganze Arbeit schon gern für mich und die möchte ich auch behalten, das ist mein Ding.
Sebastian Also da, das finde ich auch auf den Messen, man hat da sehr viele Menschen, die das aus Idealismus betreiben. Die sagen: ich mache das gerne und hier treffe ich Leute, denen das gefällt und die dann mir auch, ich sag mal, einen Unkostenbeitrag mit in den Hut werfen. Aber das dann wirklich, also klar, die gibt es natürlich und das merkt man auch ganz klar, Menschen die wirklich davon auch noch leben, wo es auch ein Business ist, wo das auch groß aufgezogen werden muss, aber es gibt eben auch ganz viele… [Alex: Das siehst du aber auch.] Das siehst du, aber es gibt auch Menschen, die sagen, ich will das gar nicht, sondern das soll was Schönes sein, was mir gut tut und dann auf den Messen ist das so wie so eine Art Klassentreffen und natürlich ist es auch toll fürs Ego, wenn dann Menschen da stehen und sagen, oh das ist aber schön und hach.
Alex Denkst du denn, das geht runter wie Öl, da krieg ich eine Gänsehaut. Das ist einfach das Schönste, was es gibt für mich. Und wenn dann halt auch noch jemand sagt, ich möchte von diesem Stück Kuchen Artgerecht was haben, dass ich da weitermachen kann, dass ich mir die Messen leisten kann und den Stand, ich meine, wir machen uns nichts vor, den krieg ich nicht umsonst. Das muss alles irgendwie wirtschaftlich ja ein bisschen tragbar sein und dass wenigstens ein bisschen was für mich übrig bleibt. Das ist einfach so. Aber ich hab da halt meine Ansicht zu und die hat sich auch nicht verändert und ich möchte die auch nicht verändern.
Sebastian Ich hab jetzt auch abseits in der Pause, wenn man dir zuhört, das ist dann wirklich dieses: Oh, das möchte ich gerne mal probieren und da könnte man was puzzeln und bauen und so weiter. Also da hört man schon einfach extrem raus, nee, du willst eigentlich nur dein Kram machen. Ja genau. Und dann wenn das dann Leuten gefällt, umso besser, aber das ist nicht mal zwingend notwendig.
Alex Naja, gut, verkaufen muss ich es halt schon irgendwie, dass ich weitermachen kann, wie gesagt, aber das läuft ja schon so. Also ich hab ja schon Leute, die sich da Sets zusammensammeln und irgendwelche, sich da was herstellen lassen von mir, wo sie eigene Ideen mit reinbringen, das ist für mich auch wieder eine ganz tolle Sache. Das scheitert meistens so ein bisschen an der Zeit, aber wenn‘s Menschen gibt und so, die haben alle so tolle Ideen, was die alles so haben möchten, also manches kann ich auch nicht umsetzen, aber ...
Sebastian Was wollen die denn?
Alex Ich hatte jetzt jemanden, was ich auch ganz toll finde, aber das kriege ich so nicht hingesetzt, die wollte einen Flügel haben, den sie in die Hand nehmen kann, der so ein bisschen angelehnt ist wie so ein, wie ein Bogen, in den Bogen, kennst du den normalen Bogen, so ein Bogen zum Schießen, da greifst du ja auch so mehr oder minder rein und die wollte das so als Handverlängerung haben, wie so eine Art Flügel, aber das konnte ich in dem Sinne nicht umsetzen, weil ich ihre Hand, dann hätte sie ihre Hand hier zu mir rüberschicken müssen, damit ich das irgendwie hätte anpassen können, aber das funktioniert nicht. Aber die Ideen finde ich toll. Ich finde diese Ideenreichtum der Menschen ganz, ganz, ganz toll. Und meinstens bleibt da für mich auch immer so ein kleiner My hängen, wo ich dann sagen kann, da spinne ich mal für mich weiter. Dadurch habe ich auch über die Jahre viele Kunden, die mir halt auch sagen, mach das doch mal so und so. Ich sehe das nicht immer als, das finde ich scheiße, deshalb machst du das lieber so, weil ich es besser weiß. Darum geht es gar nicht, sondern einfach nur, sich immer weiterzuentwickeln, nicht stehen zu bleiben.
Sebastian Ja man hat ja auch so einen Tunnelblick irgendwann, man macht dann sein Kram und dann ist das so, ne.
Alex Genau und das war ja in den letzten Jahren so, deshalb sind jetzt in den letzten drei Monaten quasi drei neue Produkte entstanden, wenn man so will. Oder na gut, ist ein bisschen länger jetzt, aber so in summa summarum, ne?
Sebastian Aber drei und nicht dreißig, das muss man auch immer so sehen.
Alex Ja, aber es ist eine Produktgruppe und das kann sich ja, im Endeffekt aus der einen Produktgruppe kann ich ja hundert Stück machen.
Sebastian Also eigentlich willst du nur, dass du es weitermachen kannst, [Alex: Ja.], dass es dir gut tut und dann ist das fein.
Alex Ja, weil es einfach mein Ding ist und das mit der Therapie finde ich auch immer ganz witzig, weil es ist einfach so, wenn ich in der Werkstatt stehe und es ist auch so, dass meine eigene, mein eigenes Empfinden, meine eigene Laune, mein eigenes Drauf-sein, mich ganz, ganz stark beeinflusst in meiner Arbeit. Bin ich nicht gut drauf, werden die Stücke sehr aggressiv. Bin ich gut drauf, wird‘s eher sanft, verspielt. Und das sind so Sachen, ich hab jetzt einen ganz tollen Spruch: Kunst ist nur authentisch, wenn man auf sein Leben zeigt. Ist aus einem Songtext von Alligatoah, so einem Rapper. [Sebastian: Ja.] Und ich fand das so passend, weil es ist wirklich so, man formt sich selber dadurch irgendwie. Und solange ich das dann weitermachen kann und die Leute das auch cool finden, wohin ich mich entwickel. Es gibt ja auch Hersteller oder was, die fangen an irgendwas zu machen, wo die Leute sagen, naja, ist halt ganz geil, aber irgendwie fand ich die Sachen früher cooler. So einen Punkt hatte ich auch mal. Ich hab mal irgendwann so einen Teil zum draufsitzen gemacht, wo oben ein Dildo draufkommt und so ein Krempel. Aber da hat mir dann einer gesagt, deine Sachen, die du sonst machst, waren cooler. Und er hat recht gehabt in dem Moment.
Sebastian Was ist denn so ein Schuss in den Ofen gewesen oder vielleicht auch mal ein Ladenhüter? Also was ist was, wo du dachtest, ah super, als du das gemacht hast? [Alex: Ein Gehstock.] Ein Gehstock?
Alex Den hab ich zwei-, dreimal gemacht und hab, glaub ich, einen oder zwei überhaupt, wenn überhaupt, verkauft.
Sebastian Und wo sind die anderen?
Alex Na einen hab ich noch hier irgendwo rumfliegen zu Hause. Das sind ja alles ... Ja, hab aber auch mehrere Sachen, die so Ladenhüter sind. Ich hab zum Beispiel, ich wollte gerne mal irgendwann einen Bondage-Ring machen aus Holz, der aber auch metallverstärkt ist. Das hat auch nicht geklappt. Das war eine Totgeburt. Aber das sind Sachen, an denen ich halt dann auch wachse. Ich probiere das aus und der hängt bei mir zu Hause. Ich finde den super. Für mich persönlich reicht der ja. Das sind dann die Sachen, die für mich dann selber übrig bleiben, weißt du? Und ich dann selber auch benutze.
Sebastian Ich wechsle nochmal ein bisschen rüber. Kurz nachdem diese Folge erscheint, wird eine kleine Messe sein. Klein, weil sie ist halt nicht so eine ganz große. Und das wird wohl die Messe sein, auf die ich auch gehen werde, um dort mal etwas zu machen, nämlich die Bofewo. [Alex: Yip­pie.] Die ist da irgendwo in Mittelhessen, nähe Frankfurt, Wiesbaden, irgendwo in dem Eck, [Alex: Hofheim], Hofheim, genau. Und ich bin noch ehrlich gesagt nicht sicher, was ich da mache, Stand wird es auf jeden Fall nicht geben, aber im Moment ist so die Überlegung, oh ja, auf der Bühne was machen, ein bisschen Publikum vielleicht und wir überlegen da immer noch, es sind jetzt ab Tag der Aufnahme noch rund fünf Wochen, ich sollte mich äußerst dringend darum kümmern und weil ich es jetzt auch mehrmals schon angekündigt habe, muss ich es auch machen [Alex: Ja.], da merke ich jetzt so ein bisschen Druck schon, ja, kümmere dich, kümmere dich, kümmere dich. Aber unter Druck funktioniere ich ja ganz gut, das weiß ich ja. [Alex: Ja, das kenne ich auch.] Also immerhin das Wochenende ist schon mal freigenommen, das ist schon mal ganz gut. Aber ja, das müssen wir gucken, also es wird irgendwas auf der Bühne sein, so. Aber jetzt habe ich auch vor zwei Jahren auf der Passion, da war ich mal bei Xelk, Grüße übrigens, mit am Stand und das war ganz spannend, weil da konnte man mit den Leuten mal ein bisschen ins Gespräch kommen und dann sind wir auch am Sonntag da mal über die Messe marschiert und haben einfach mal ein bisschen die Aussteller angesprochen, aber immer nur so fünf bis sechs Minuten, also ganz, ganz kurz nur und ich hab aber gemerkt, es ist einfach nie genug Zeit für irgendwas, das werde ich jetzt so dieses Format auch nicht wiederholen, kann man sich anhören die Folge, aber das ist nochmal so eine eigene Welt. Und jetzt war ich selber privat noch nie auf der Bofewo. Erzähl mir doch mal ein bisschen was, bitte. *beide lachen* Ich habe keine Ahnung.
Alex Also die Bofewo ist meine allererste Messe gewesen, für mich auch ein Messe-Einstieg. Damals, ich kann dir gar nicht sagen, wann das war. Ich weiß es nicht mehr, aber ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern. Da war ich noch, da hab ich mir den Stand zusammen gebastelt, den ich auch teilweise heute noch hatte. Das war quasi der alte, so lange hat der auch überlebt. Also man muss schon sagen, er hat seinen Dienst auch getan.
Sebastian Also schick mir übrigens mal bitte ein Bild von dem Stand auf der Messe, da gibt's die Bilder. Und nochmal bitte, wenn du hast von dem verrotteten Stand, vielleicht?
Alex Oh Gott, da hab ich nur ein, zwei Bilder gemacht. Da siehst du nur ein Brett, was angeschimmelt ist.
Sebastian Ja, dann zeig das her. Also wir wollen ja dokumentieren. Und das ist auch ein Rückschlag, der wirklich bitter ist. Und das Publikum darf auch mal mitleiden, ehrlich gesagt.
Alex Ja, das ist sehr nett. *lacht* Aber wie gesagt, das war so oder so an der Zeit und das war für mich, also einen größeren Wink mit dem Zaunpfahl gab es nicht für mich. Das war einfach ein ausschlaggebender Punkt in dem Moment, wo ich das so gesehen habe.
Sebastian Okay, jetzt bist du aber auf der Messe und da sind Leute, da ist Publikum, da sind andere Aussteller und jetzt kommst du da hin, hast du von allem keine Ahnung.
Alex Genau, so war es. Ich hab mir so eine, das war ja damals wirklich, ich hab so eine Preisauszeichnungsmaschine gehabt, die hab ich mir extra gekauft, so ein Plastikding da, und hab dann angefangen, alles so auszuzeichnen hin und her. Und war am Anfang auch viel zu schüchtern, was auch so ein bisschen das so nach außen angeht. Ich hatte so ein bisschen Hilfe. Der Max von Inner Sanctum damals aus Berlin, das ist so ein Latex-Label, ein ganz toller Typ und der hat mir so ein bisschen unter die Arme gegriffen, auch die Tonia von TomTo. Die hat mir nämlich auch geholfen.
Sebastian Auch da: Grüße; mit der wollte ich mich auch mal treffen, das ist jetzt zwei Jahre her und wir haben es immer noch nicht gemacht und ich habe ein super schlechtes Gewissen. Wenn das jemand aus Tonias Umfeld hört, vielleicht brauche ich mal einen Schubs in die richtige Richtung.
Alex Wird es, glaub mir, wird es.
Sebastian Ich habe mit ihr nur kurz gesprochen auf der Messe und die ist so toll.
Alex Tonia ist klasse.
Sebastian Die ist so toll.
Alex Tonia hat jetzt auch bei dem, was ich erzählt habe im JOYclub, hat sie auch gesagt: Schön, dass du noch da bist. So für die Szene und für die Messen und so. Ganz toll, ganz super, super tolle Frau.
Sebastian Ja, also hast du ein bisschen Unterstützung bekommen, ein bisschen Mentoring.
Alex Genau, die haben mir so ein bisschen Geschäftssinn beigebracht.
Sebastian Okay, was musstest du denn verbessern?
Alex Meine Preise. *lacht*
Sebastian War zu niedrig oder was?
Alex Ich hab‘s verschenkt am Anfang. Ich hab mit dem JOYclub damals auch zusammengearbeitet, hab dem JOYclub zwei Sachen geschickt. War natürlich nicht die Qualität wie heute. Also Qualität schon von der Verarbeitung, aber die waren dann so durchweg flach und so Geschichten. Die hab ich aber verkauft wie warme Semmeln, weil sie so günstig waren. Da haben sogar schon Leute gesagt, das kann doch gar nicht funktionieren. Wie kann der denn solche Holzsorten für so einen Preis anbieten, hin und her. Also die haben schon selber darüber geredet. Und auch heute höre ich immer noch Leute, die sagen, das passt mit dir von den Preisen, das ist top. Also, ne, ich würde auch 50 Euro mehr zahlen, höre ich auch manchmal. Aber das ist ja nicht so ... Ich bin ja nicht raffgierig oder so. Ich will‘s ja einfach nur weitermachen. Und ich finde, mein Preis, der sich so mittlerweile eingependelt hat, der auch ein bisschen teurer geworden ist, Holz ist teurer geworden, die ganzen Kosten rundrum, mein Stand ist größer geworden. Ich hab jetzt auch ab der nächsten Messe einen eigenen, da bin ich ganz stolz drauf, einen eigenen Bock dabei, den ich selber kreiert habe, der so in drei Teile zerlegbar ist, mit Beleuchtung und so ein kleines bisschen, den ich dann in diese zwei Quadratmeter, die ich jetzt mehr nehme, was mich auch mehr Geld kostet, mit rein stelle, für die Leute, um sich auszuprobieren und sich nicht bei mir am Stand festhalten müssten.
Sebastian Achso, ja natürlich.
Alex Dass sie einfach rundherum gehen und stellen sich da dran. Der ist in so einer Höhe, dass das eigentlich für jeden passen sollte. Und ja.
Sebastian Also eine Teststation, ja?
Alex Ja, so ungefähr. *Sebastian lacht* Hat mir schon immer gefehlt. Andere haben das schon viel früher gemacht. Ich kam halt einfach nicht hinterher. Mein Stand war noch ein bisschen zu klein und das habe ich jetzt ab dieses Jahr auch geändert, ja.
Sebastian Jetzt nimm mal meine Perspektive, was sollte ich denn wissen, also ich werde da wahrscheinlich irgendeinen Badge kriegen und dann werde ich irgendwie wahrscheinlich eine halbe Stunde Bühnenzeit kriegen oder irgendwas, ich hab‘s wie gesagt noch nicht besprochen, wir werden sehen.
Alex Da kann ich dir auch nicht so ganz so viel sagen, weil auf der Bühne bin ich auch selten zu finden.
Sebastian Okay, aber das wäre ja mal eine Gelegenheit. Also mir schwebt ja im Moment vor zu sagen, okay, wir machen mal so eine kleine Talkrunde, wo man mal drei, vier Leute zusammen holz und sich ein spannendes Thema aussucht, wo die Menschen möglichst unterschiedlich sind. Also wenn ich dich zum Beispiel mal mit dem Oberkapitalisten des BDSM zusammentue, also mit jemandem, der davon einfach schon immer lebt und der ganz knallhart kalkuliert und mit Marketing und allem Pipapo, wenn man euch da mal gegenüber setzt, oh, da könnt ihr euch herrlich streiten. [Alex: Joa.] *beide lachen* Also sowas in der Art könnte ich mir vorstellen, wenn man dann noch ein bisschen Publikumsbeteiligung mit reinkriegt, das kann ich mir sehr spannend vorstellen.
Alex Find ich auch gut. Also auf der Bofewo, die Bofewo ist eine sehr, sehr familiäre Messe.
Sebastian Das ist mal der nächste Begriff für klein, ne?
Alex Ne, ne, ne, so klein finde ich die auch gar nicht. Das sind natürlich ein bisschen weniger Aussteller als auf der BoundCon zum Beispiel, aber, ich mag die Messe sehr, sehr gerne. Für mich natürlich auch der Aspekt, weil‘s meine erste war. Ich bin da geboren quasi mit meiner, mit meinem Messeauftritt oder meiner Evolution der Messen, ne. Aber ich, auch Dietmar und seine Frau und die Leute, die da arbeiten, sind seit Jahren die gleichen und ich mag die, wie du schon sagst, man kommt so ein bisschen nach Hause, es ist so ein bisschen wie Klassentreffen und Familie. Und auch auf der Bofewo ist es dann auch manchmal auch so, dass da mal ein bisschen Musik läuft und dann fangen die Händler an zu tanzen und so und singen ein bisschen mit und es ist sehr, sehr herzlich. Die Bofewo ist wirklich, wirklich toll.
Sebastian Ja, auf anderen Messen habe ich so ein bisschen das Gefühl, das ist dann wirklich eine Verkaufsmesse. Da geht es dann wirklich um das.
Alex Das hat auch seinen eigenen Charakter, ja klar.
Sebastian Also ich hab zum Beispiel mal, ich sag jetzt nicht wo, auf einer Messe so den Punkt gehabt, dass ich dachte, ach guck an, die haben sogar für die ganzen Communities, also für diese ganzen BDSM-Vereine und so, da wurde ein Stand gemacht, für den haben die glaube ich nicht mal was bezahlt, ne? Das fand ich an sich toll, bis ich dann gesehen hab, dass dieser Stand irgendwie maximal zweieinhalb Quadratmeter hatte, wo ich dann auch dachte, ach komm, also im Grunde, ich kann es buchhalterisch nachvollziehen, dass wenn man eine Messe, wenn das alles ausgebucht ist, dass man natürlich das, wo Kohle reinkommt, da auch ordentlich platziert.
Alex Muss man auch, der muss auch gucken, dass es weitergeht.
Sebastian Ja natürlich, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite dachte ich mir aber so, so ein bisschen gebt doch der Community noch ein bisschen mehr Raum. Keine Ahnung, ne?
Alex Aber die ist auch da. Also es gibt ja auch auf den Messen auch Streamteams, die quasi die Leute interviewen, das in den JOYclub mit reinstellen und sich sehr, sehr gut engagieren, ohne dafür Geld zu nehmen. Das ist wirklich schön, wer sich da auch alles mit einbringt. Und auch diese ganzen Bühnenshows. Das ist ja, ich glaube nicht, dass da jeder überschüttet wird mit Geld. Da geht es halt auch so ein bisschen einfach darum, sich auch ein bisschen zu zeigen. Das ist ja bei mir auch nicht anders.
Sebastian Ja ich glaube darum geht‘s mir auch, dass man einfach ein bisschen, ich sag mal greifbarer wird und ich vermisse das ja auch, das ist auch so Covid sei Dank einfach dieses, man hockt dann hier im Studio, das ist schön, aber man mag die Leute auch mal sehen und treffen und gucken, was einfach so, was das auch bewirkt und auch einfach mal anfassbar und verfügbar sein.
Alex Ich glaube auch, dass sich bei dir sehr viele Leute freuen werden, wenn du mal da so auftrittst, weil die im Internet ja auch kein Bild von dir sehen und so, du bist ja da eh immer ein bisschen bedeckt.
Sebastian Ja, ein bisschen.
Alex Ein bisschen. Kannst du ja auch. Es soll ja jeder so umgehen, wie er will und fühl dich damit am besten, wenn es dir gut ist.
Sebastian Ich bin natürlich auch mal neugierig. Das ist einfach eine ganz spannende Sache. Also ich merke, aus der Nummer komme ich eh nicht mehr raus.
Alex Nee, das ist vorbei jetzt.
Sebastian Aber es kann ja nur schön werden.
Alex Es kann nur schön werden, klar. Da muss ich halt nur kümmern jetzt. Und das müssen wir ja alle, ne?
Sebastian Ja und ganz ehrlich, wenn ich nicht weiter weiß, dann komme ich einfach zu dir an Stand und dann leihst du mir irgendwas und dann tue ich dem Podcastsubbie weh und dann bin ich wieder klar im Kopf.
Alex Genau, genau, da läuft es ja. Vor allem wenn das Podcast dann den Schmerz hat, bist du wieder klar, genau. *lacht*
Sebastian Nee, das ist dann immer so. Die Frau kann mich super erden. So, jetzt haben wir einfach mal so einen harten Cut drin, wir haben natürlich noch ein Päuschen gemacht, liebes Publikum und ich habe den heiligen Koffer angefasst und umpositioniert. *beide lachen* Alex, du hast den Koffer mitgebracht, den du gestern in Hildesheim mit hattest und das ist natürlich für mich als podcastende Person immer ganz wunderbar, weil ich wühl mal ein bisschen rum, kann ja nix kaputt gehen, ne?
Alex Ne, ne, wühl mal.
Sebastian Das hört man auch so schön. Ah, Holz.
Alex Ja, schöner Klang, ne?
Sebastian Also auch das Bild gibt‘s natürlich in den Shownotes. Ihr werdet hören, wie das klingt. Ich hab vor ein paar Wochen das erste Mal gesagt, Bondage ist das Lego des BDSM, weil mit dem Seil kannst du ja fast alles machen. Wenn ich das hier aber sehe, [*beide lachen*] ah, das ist einfach ein Haufen Zeug. Und das ist ne Menge Zeug, ne? Also ich hab hier wirklich diese Schwerter in der Hand, die wirklich hier 60 cm lang sind oder 70 oder einen Meter sogar schon?
Alex Naja, das sind so 70 cm knapp.
Sebastian Wahnsinn, ne? Also Wahnsinnszeug. Ich hau mal hier auf den Tisch ein bisschen, *Klopfgeräusche*, vorsichtig natürlich. [Alex: Alles gut. Das kann ein bisschen was ab.] Aber den Koffer, hast du den immer dabei?
Alex Den Koffer, das ist so ein uralter Gitarrenkoffer hier, den hab ich jetzt schon seit ein paar Jahren, ja. Also ich schlepp den öfters mal mit, den hab ich auf Messen dabei, was ich alles so da drinnen halt transportieren kann für meine Arbeit da, ne, so.
Sebastian Gehst du noch privat irgendwie auf Stammtische oder sowas im Moment?
Alex Nein, gar nicht.
Sebastian Wenn du würdest, hättest du den Koffer im Auto? Das Geschäft kann man sich ja nicht entgehen lassen.
Alex Die Tasche hab ich eigentlich immer im Auto.
Sebastian Okay.
Alex Aber da geht‘s auch so ein bisschen eher darum, dass ich vielleicht für mich was zum Spielen dabei hab, ne, wenn‘s nicht unbedingt meine Sachen sind.
Sebastian Ja, das ist natürlich so ein Punkt, wo man dann auch seine eigenen Sachen dann so ein bisschen, man sieht dich damit machen, dann kannst du ein Preis sagen, ja, ich hab ja noch genug davon zu Hause oder ich mach mir noch eins. *lacht*
Alex Ja, ich kann ja reproduzieren, ne.
Sebastian Das steht hier und es ist halt dieses, dieses, dieses, ja, Verbundholz kann man nicht sagen, ne, was ist denn das? [Alex: Das ist Schichtleimholz, genau.] Das machst du selbst oder kannst du es kaufen?
Alex Nein, nein das kann ich so kaufen. Wenn ich es selbst machen würde, könnte ich, dann würde so ein ... so ein Paddel dann keine Ahnung, erstmal ein Jahr dauern, bevor ich es erstmal geleimt und gepresst hätte und dann wieder bearbeitet und dann ist der Preis utopisch.
Sebastian Hast du da vielleicht nochmal so ein, ich sag mal so nochmal eine Vision nach dem Motto irgendwie hier aus alten Whisky-Fässern irgendwie nochmal, gibt es nochmal so ein Material oder irgendwas, wo du sagst, das wäre total geil, damit was zu machen.
Alex Ich kann ja dieses Furnier auch selbst kaufen, als Furnier und dann hat das quasi eine Dicke von nicht mal einem Millimeter und das hab ich sogar schon aufeinander verleimt selber. Über ein halbes Jahr und hab dann was draus gemacht, aber das ist dann, das erwähne ich nicht mal, dass ich das dann selber gemacht hab, weil das bleibt beim gleichen Preis wie die anderen Sachen aus, das sind für mich halt einfach nur Nuancen und Versuche und mal gucken und ...
Sebastian Aber gäb‘s nochmal so ein Material, wo du sagst, das wär's nochmal, wenn irgendein Gebäude auf der Welt abgerissen wird, dass du sagst, aus dem Stück Holz.
Alex Auf dieser Schiene war ich mal, mit diesen alten Bahnschienen und so. Aber ganz ehrlich, das Holz hier, ich weiß, was ich daran hab, ich weiß wie die Dichte ist, ich weiß, wie es hält und das ist für mich einfach ungemein wichtig, das müsste ich ja wieder alles von vorne anfangen, ne. Und ich, Schuster bleib bei deinen Leisten, und meine Holzsorten sind halt auch einfach toll. Und ich habe ja auch neue. Ich komme ja jetzt auf die nächste Messe oder auf die nächsten Messen, komme ich mit neuen farbigen Holzsorten.
Sebastian Die Farben, wo kommen die eigentlich her? Lackierst du das einfach in der Farbe oder?
Alex Das kaufe ich so. Das ist dann schon so vorbereitet.
Sebastian Ich habe so Holz in der Art noch nie, also zumindest im Baumarkt noch nirgendwo gesehen.
Alex Nein, das siehst du auch nirgendwo so. Das ist halt im Endeffekt gefärbtes Schichtleimholz, was aus Furnier hergestellt wird. Maschinell, weil da geht es um Druck und ganz viele Arbeitsschritte, die da notwendig sind, um das überhaupt erstmal so hinzubekommen, wo ich das Stückchen, das war ja nur so ein vier Zentimeter und 60 Zentimeter breites Stück, was ich aufeinander verleimt habe, da habe ich ja schon tagelang für gebraucht, nur um es zu leimen. Und dann habe ich es gepresst mit einer eigenen Konstruktion und habe es dann ein halbes Jahr erst mal liegen lassen. Habe es dann nachgeschnitten und habe gemerkt, dass es ...
Sebastian Klingt sehr romantisch. *beide lachen*
Alex Das klingt ja ... *beide lachen* ... ein halbes Jahr liegen lassen, ne? Ja, aber das ist halt einfach, das lohnt sich nicht.
Sebastian Ja es ist so ein bisschen schwer wahrscheinlich, diesen Grad zu finden zwischen „ich mache es so professionell und ich mache mir die Arbeit so entsprechend leichter“ und inwieweit sage ich aber auch, das mag ich schon noch selber machen, also wo zieht man die Grenze. Ich glaube das ist immer ganz schwer zu sehen. Und das merkt man auch bei vielen, dass die dann sagen, ach ja, das macht total Spaß, aber ich will jetzt mehr machen und dann wird es irgendwie einen Auftrag nach Irgendwo gegeben, wo das dann hergestellt wird in rauen Mengen. Was weiß ich im Zweifel, ich kenne das aus der Informatik, wenn irgendwelche Platinen etc., das macht man nicht mehr selber, man schickt den ganzen Kram dann irgendwo nach China, dann wird da die Platine sogar fertig per Stück geliefert. Dann ist das, das geht heutzutage alles entsprechend, aber ich kenne jetzt keine Dienstleister, also gäbe es Dienstleister, wo du sagen kannst, ich schicke ein Musterstück hin und die sollen das bitte in Masse produzieren
Alex Nee. Weil das Holz auch, also das funktioniert nicht.
Sebastian Also ich mag da nochmal so ein bisschen in diesen Schaffensprozess reingucken, ich greife mir jetzt mal irgendwas hier raus, dann sagst du mir mal, wie das gemacht wird, welche Arbeitsschritte du hast, weil also ich persönlich würde ja einfach ein Stück Holz nehmen, dann würde ich da irgendwas raussägen.
Alex Nimm doch mal das Camou hier, das Neue.
Sebastian Das Grüne, das Große? Okay, ich nehm jetzt das. Wahrscheinlich sind das besonders viele Arbeitsschritte, ne?
Alex Nö, das nicht. Das ist das Gleiche wie bei jedem anderen Stück auch. Wie bei dem Paddel hier zum Beispiel.
Sebastian Okay, ich mach jetzt erstmal aufgrund der Dramatik ein schlechtes Bild davon. Ja. Äh, da hab ich ja ... mal gucken ob das Kabel da reicht.
Alex Das sind Verdenkungen, ne?
Sebastian Ich lass das jetzt mal drin. Also ich hatte jetzt das Handy auf dem Schreibtisch liegen. [Alex: Sportlich bist du, ne?] Nee, überhaupt nicht, ich bin ja Schreibtischtäter, aber ich geb mir Mühe nicht ganz einzurosten, aber das ging grad noch so.
Alex Genau, das kannst du auch gerne mit hochladen, das ist nämlich eins von den neuen Filmen.
Sebastian Wir machen natürlich ja Bilder. Also liebes Publikum, ihr findet dann in den Shownotes das Bild mit dem grünen, grün-braunen Holz. Und ja, das Ding nennt sich Schwert und das ist groß und *Schlag ertönt* aua. Aber gar nicht so schwer, nicht mal ein Kilo, ne? Ich hab ja die Waage hier.
Alex Ich höre auf zu schätzen, das hat vorher schon nicht geklappt.
Sebastian Was sagst du?
Alex Ich sag gar nichts jetzt.
Sebastian Komm sag was.
Alex Nein, nein, nein, nein. Ich bin völlig leer.
Sebastian Okay, also das Ding ist ja 70 Zentimeter lang und es wiegt 350 Gramm. Mein Handy ist nicht viel leichter, ein bisschen, aber ist auf jeden Fall ein mächtiges Teil. So, Frage: Was kriegst du und wie entsteht das hier? Vielleicht erstmal meine Überlegung. Du sägst das aus, dann gehst du noch ein paar Mal mit einem Bandschleifer dran, dann kippst du noch mal irgendwas, eine Versiegelung drauf und dann ist das Ganze nach einer halben Stunde fertig.
Alex Genau, eine halbe Stunde vor allen Dingen.
Sebastian Oder du packst es einfach in die CNC-Maschine rein?
Alex Die ich nicht habe. Also ich habe schon eine an der Hand, aber ich selber habe keine. Und ich benutze ja auch nur die Maschinen, die jeder andere auch zu Hause hat. Also ich habe da keine Zaubergeräte bei mir in der Werkstatt. Ich bekomme eine Bohle, die ist so dick wie der Griff hier.
Sebastian Okay, also etwa so drei Zentimeter dick als Holzbohle einfach.
Alex Genau, die kann auch so ein kleines bisschen dicker sein. Genau, und die ist dann natürlich so breit, so 25 Zentimeter. Und ist dann hier die Länge von dem Stück, summa summarum ein kleines bisschen mehr, weil die Ecke meistens noch mit ein bisschen Wachs behandelt ist, damit in die Stirnseite kein Wasser eindringen kann ins Holz. Dann schneide ich einfach nur quasi einen Streifen ab von dieser Bohle, der dann so breit ist wie hier die breiteste Stelle.
Sebastian Okay, das heißt, ich habe dann ein Kantholz.
Alex Genau, du hast ein viereckiges Kantholz. Dann nehme ich eine Stichsäge und dann schneide ich den Griff.
Sebastian Moment, wie, du schneidest denn den Griff, freihand oder?
Alex Ja, immer. Ich hab ja keine Schablone. Ich leg das dann einfach hin und fang an zu schneiden.
Sebastian Okay, also ich habe mit der Stichsäge das letzte Mal Küchenarbeitsplatte Herd ausgeschnitten und ganz ehrlich, war so froh, dass da noch Dichtung ist und dass der Herd ja an sich so eine Metalleinfassung hat, weil dieses schiefe und krumme Irgendwas ...
Alex Aber das ist auch alles schief und krumm, guck doch mal. Das ist ja nicht ...
Sebastian Das sieht aber so aus, als ob es genauso gewollt ist.
Alex Ja, das ist es ja schon, aber das ist ein Drahtseilakt, verstehst du? Das muss halt passen, das sind halt auch meine Erfahrungswerte.
Sebastian Du schneidest freihand einfach auf voller Länge das Ding ab? [Alex: Genau.]
Alex [Sebastian: Mit der Stichsäge?] Und dann so dieses Kantholz, was ich vorher schneide, mache ich auf der Kreissäge einmal.
Sebastian Das ist doch ein ultra kompaktes Holz. Lässt sich das überhaupt mit der Stichsäge da bearbeiten?
Alex Super, mit den richtigen Blättern, ja.
Sebastian Franst das nicht aus?
Alex Nein. Gut, es ist natürlich sehr rau nach dem Schnitt, das ist überhaupt gar keine Frage. Aber das ist ja dann, die nächsten Arbeitsschritte kommen ja darauf. Und dann arbeite ich die zwei Schlagseiten raus. Das heißt, die eine lasse ich flach.
Sebastian Die ist auch schon flach, da musst du gar nichts mehr machen.
Alex Ich verjüngere sie halt noch ein bisschen. Du siehst ja, dass der Griff dicker ist, als vorne die Spitze. Das heißt, es soll ja vom Handling auch nach vorne nicht schwerer werden, kopflastig, sondern es soll hinten am Griff das meiste Gewicht haben, damit du es halt auch gut händeln kannst. Und dann mache ich auf der einen Seite halt entweder eine, in dem Fall ist es halt eine Rundung, manchmal mache ich dann auch eine Kante rein oder so eine kleine Trapezform oder wie auch immer. Das sind ja alles wieder verschiedene Schmerzarten. Und das war es eigentlich schon und dann schleife ich das. Und schleife, und schleife und schleife.
Sebastian Aber Moment, diese Rundung, welches Werkzeug nimmst du da? Ich hätte jetzt einen Bandschleifer im Keller, wird der reichen?
Alex Nee, das kann schon, aber es dauert halt ewig. Ich möchte das Gerät auch gar nicht so verraten gerade. *lacht* [Sebastian: Ach so.] Ich hab da meine Geräte, wo ich dann diese Rundung schön rausarbeite.
Sebastian Es gibt doch ein Betriebsgeheimnis, okay.
Alex Ja, so ein bisschen halt. Ich nehme auch niemanden mit in die Werkstatt.
Sebastian Also ist das ein Gerät, was ich im Baumarkt finden könnte?
Alex Ja, natürlich, klar. In jedem Baumarkt.
Sebastian Also kauft einfach alles im Baumarkt und probiert, wie es geht.
Alex Alle Maschinen und probiert es einmal durch und dann seht ihr, ob das klappt oder nicht. Genau. Und dann bohre ich hinten noch ein Loch rein, das wird ein bisschen angesenkt, damit die Kante schön rund ist. Hier vorne, das wird dann noch ein bisschen schräg.
Sebastian Oder auch alle Ecken sind schön abgerundet, es ist ja, da ist ja nirgendwo etwas, wo man sich auch nur ansatzweise sowas wie ein Splitter finden könnte.
Alex Nein, Splitter schon gar nicht. Ich habe halt in dem Fall hier zum Beispiel im Griff eine Spitze eingearbeitet, die so ein bisschen wie so ein Diamantenschliff halt nach hinten mit eingearbeitet ist, so kantig. Und damit kann man halt noch so ein bisschen reizen und ärgern und pieksen. Mit den zwei Schmerzarten hat man zwei Schmerzarten. Ich habe nämlich gestern Abend auch, hat mir jemand was ganz tolles gesagt. Und zwar: „Es gibt für mich nichts Abtörendes, wenn der Dom anfängt in seiner Kiste zu kramen, während wir am Spielen sind“, um seinen nächsten Schritt zu planen, durchzuführen, wie auch immer. Mit dem Stück drehst du es einfach nur um. Es dauert nicht mal eine Sekunde. Und dann hast du ein komplett neues Schmerzbild, was du erzeugen kannst, was ja auch dein Gegenüber vielleicht auch gar nicht mitbekommt oder weiß, und merkt ja nur, es wird anders, merkt aber diesen Switch gar nicht. Und bei dem Stück zum Beispiel, gib mir mal das nochmal bitte.
Sebastian Ne. *beide lachen*
Alex Haha, so weit sind wir schon, ja? Pass auf, hier sind auch so zwei Einkerbungen drin, man sieht‘s ja nachher auf dem Bild. Und das ist für mich auch zum Beispiel so, dass man das hier greifen kann *schnelle, helle Schläge* und dann hast du wieder ein ganz anderes Handling, als wenn du es … *langsame, dumpfe Schläge* [Sebastian: Das weißt du schon alles, wenn du das aussägst?] Naja, das sind ja Erfahrungswerte, die sich über die Jahre entwickelt haben.
Sebastian Wie verwenden denn Leute die Sachen von dir, worauf du nie gekommen wärst? Also gibt‘s irgendwas, wo dir jemand sagt, ja ich hab damit das und das gemacht und du denkst: Ach was. Ich meine gut, das ist jetzt ein großes Paddel, okay, damit kann man jetzt nicht so viel anderes machen, aber … [Alex: Es kommt halt jemand, der dann sagt, hier guck mal, damit kann ich ja auch meine Eier wenden oder so, ne?] *Sebastian lacht*
Alex Das ist aber eher so ein Gimmick dann, ne? Also, ne, eigentlich nicht. Eigentlich benutzen die Leute die Sachen schon, wofür sie vorgesehen sind. Die ich ihnen halt auch mit an die Hand gebe dadurch, ne?
Sebastian Ja, ich finde, da sind immer so kleine schönen Ideen dabei. Du hast ja am Anfang gesagt, dieses Restholz, das schmeißt du nicht weg, ne? Ich hab das mal [Alex: Es gibt ja keine Rest] in die Finger gekriegt von dir. Da hast du einfach zwei kleine, ich sag mal, vermute ich wirklich Reststückchen, so sechs Zentimeter lang oder zehn Zentimeter lang, ganz dünn irgendwie, so wie zwei Essstäbchen im Grunde und dann ja dickes Gummiband dran oder passendes Gummiband und schon habe ich einen etwas für die Zunge, ne?
Alex Mähnengummis aus dem Reitsport nehm ich da. Die sind halt witterungsbeständiger, die reißen nicht so schnell, die sind strong, die sind super und die nehm ich auch für die Nippelklemmen oder was heißt Nippelklemmen, überall da wo es halt hält. Also man kann es ja überall dran machen. Und die Zungenklammer sind in dem Sinne halt einfach nur ein bisschen breiter, aber das gleiche Prinzip.
Sebastian Genau, das finde ich halt schön, dass man wirklich merkt, okay, aus den Resten hat er auch noch was gemacht.
Alex Aus dem kleineren Holzstück.
Sebastian Das große Teil, wie hast du es genannt?
Alex Das Camou, meinst du?
Sebastian Das Camou, genau.
Alex Das ist halt eine neue Holzsorte, die so entstanden ist.
Sebastian Jetzt hast du ja erklärt, okay, du sägst die Bohle aus, dann mit der Stichsäge einmal ran, dann ein bisschen drum herum schleifen, mit dem Geheimwerkzeug, ein bisschen, was ist das, Klarlack drauf?
Alex Bisschen ist immer wichtig, dieses Wort „bisschen“ ist immer so wichtig, weil ich im Endeffekt, wenn ich das jetzt aus der Werkstatt mit nach Hause nehme und öle das, dann stellen sich dort alle Härchen des Holzes auf und es fühlt sich so an, als wäre es überhaupt gar nicht geschliffen worden. Dann fange ich an, das wieder runterzuschleifen, dann öle ich das wieder und das mache ich mindestens zweimal bei jedem Stück.
Sebastian O Gott. Komm sag mal Zeit, also wenn ich jetzt mich daneben stellen würde und die Zeit stoppen würde, ich weiß du produzierst wahrscheinlich nicht eins, sondern wahrscheinlich immer so drei, vier nebeneinander.
Alex Ich produziere in Etappen, sonst geht‘s gar nicht. Also immer Produktweise halt, mache ich mir halt die Böhlchen quasi, die ich dann hab und die schneide ich dann schon in einem Arbeitsschnitt aus, damit ich die Stichsäge nicht weglegen muss, dann nehme ich das, dann muss ich dahin gehen, um das zu machen, sondern ich gehe dann auch an meine Standbohrmaschine und mache ein Loch rein, das nächste Loch rein.
Sebastian Okay, wie viel hast du davon in Reihe produziert?
Alex Von dem Camou? Eins.
Sebastian Achso, okay. Ja gut, aber dann wissen wir es, dann können wir es bei dem ja am besten abschätzen. Also komm, mich interessiert wirklich, wie viel Zeit steckt da drin, bis das Ding so aussieht wie jetzt?
Alex Insgesamt, ich weiß nicht, so fünf, sechs Stunden.
Sebastian Boah.
Alex Ungefähr, ja. Also wie gesagt, mit dieser ganzen Überarbeitung, was ja das meiste frisst im Endeffekt an Zeit.
Sebastian Okay, so und jetzt einmal nennen wir dann doch nochmal einen Preis, wenn ich das jetzt haben wollen würde. Sag an.
Alex 119 für das Stück.
Sebastian Jetzt könnt ihr alle, die irgendwie schon mal eine Handwerkerrechnung bekommen habt, liebes Publikum, damit ist, glaube ich klar, das ist Wahnsinn.
Alex Also, ich hab auch teurere Stücke, das ist überhaupt keine Frage, da kommt es auch so ein bisschen auf das Holz an und, ne? Also, aber das ist jetzt so ein Standardschwert, sag ich mal, die ich halt so in dieser Weise sehr oft herstelle und das liegt so in dem Dreh, das geht manchmal so 10 Euro hoch und runter.
Sebastian Ja, also wie gesagt, ich mag einfach nochmal ne Einschätzung haben, weil da ist mir auch wichtig einfach die Abgrenzung Massenproduktion, ne. Und ganz ehrlich, bei dem Aufwand davon zu leben, das kannst du vergessen, da hast du ja nen Stundensatz von 5 Euro. Das funktioniert nicht.
Alex Das bringt gar nichts, den Stundensatz hab ich noch nie gerechnet.
Sebastian Lass es mal lieber.
Alex Da brauchen wir gar nicht anfangen, aber das sind ja auch nur Unikate, die ich wieder herstelle. Ich versuche ja wirklich jedes Stück irgendwie, also ich kann das Rad wie gesagt immer noch nicht neu erfinden, aber ich kann versuchen, dass das für jeden Menschen wieder ein ganz eigenes Stück ist. Und wenn nur diese, diese, diese Formen ein bisschen versetzt sind, oder es sind hier noch ein paar Zacken drin, oder das ist gerade anstatt rund und all solche Geschichten, oder die Kante ist hier eben nicht so, sondern wieder ganz anders und kantiger, oder das ist. Und ich schleife hier dann im Endeffekt, gibt es auch Sachen, da habe ich im Moment keine von, weil die immer weg sind, dass ich hier auch so reinschleife und noch mal so Nasen mit reinmache, wo wieder Wellen entstehen und wieder ein ganz anderes Schmerzmuster.
Sebastian Du musst dir jetzt vorstellen, das Publikum sieht das jetzt nicht und die versuchen sich gerade das, was du mit den Händen alles wunderschön mir zeigst, die versuchen jetzt gerade im Kopf sich die Sachen vorzustellen und ich glaube, sie scheitern völlig.
Alex Wir treffen uns alle auf der Messe und dann gucken wir uns das alles gemeinsam an.
Sebastian Genau das ist nämlich der Punkt. Also da möchte ich nochmal drauf eingehen. Als wir uns kennengelernt haben, hab ich auch gedacht: ah, ja okay super, ich will was von dir haben. Und dann lief das so ab, du hast mir per WhatsApp ein Bild geschickt von ein bisschen Zeug und dann konnte ich mir was ausruhen und dann hast du mir das geschickt. Es gab keinen Online-Shop und da war glaube ich noch damals geplant, ja da könntest du mal was machen oder so.
Alex Ja, aber es ist halt, nein, das mache ich nicht. Es lohnt sich nicht. Ich habe noch so viel Arbeit. Jedes einzelne Stück muss abgewogen werden. Es muss ja beschrieben werden und die Beschreibung ist bei jedem Stück nun mal anders.
Sebastian Also ein online nicht verkäuflicher Artikel, das sind halt Einzelstücke. [Alex: Es sind Unikate, genau.] Und allein der Aufwand, das irgendwie zu beschreiben und Bilder und dann muss es ja halbwegs profimäßig aussehen.
Alex Es lohnt sich nicht und vor allen Dingen, wenn das Stück weg ist, kann ich diesen ganzen Posten rausnehmen. Wer macht denn sowas? Wer macht denn irgendwie ein Produkt rein, was er dann komplett wieder von der Pike auf neu beschreiben muss und neu deklarieren muss? Und dann geht‘s noch weiter mit der Maßerung. Die Maßerung ist bei jedem Stück einfach anders, weil ich immer in andere Schichten des Holzes vordringe, die dann quasi wieder ein anderes Bild des Stückes abgeben. Egal, ob es die gleiche Farbe hat oder nicht.
Sebastian Bist du dazu verdammt, das den Leuten persönlich in die Hand zu drücken. *beide lachen*
Alex Ja und deshalb sind die Messen halt auch das Allerwichtigste, weil da kommen die Leute her, nehmen das in die Hand und sagen: boah, das ist cool. Oder eben halt auch nicht und das ist für mich auch vollkommen in Ordnung. Ich bin niemand, der irgendwie jemandem was aufschwatzen muss oder so. Ich möchte ... Und das ist für mich auch ganz wichtig, dass die Leute aus freiwilligen Stücken quasi sagen, ich finde das geil und das möchte ich gerne haben. Und ich würde das auch nie anders haben wollen. Es gibt ja Leute, die sagen, hier, dann schickst du mir mal 10 zu und ich schick dir 5 zurück, sag ich, dann komm doch lieber auf die Messe.
Sebastian Alex, jetzt haben wir noch einen Punkt, der interessiert mich mal, denn du bist jetzt quasi auf der anderen Seite. Also wir haben ja, ja das könnte man jetzt hier als Dauerwerbe-Podcast-Sendung, könnte man meinen, dass es hier ist, aber nee. Ich mag ja wirklich mir ein bisschen auch angucken, wie entstehen diese Sachen, weil das Publikum, man ist halt gewöhnt, man hat die ganzen Online-Shops, da gibt‘s dann die ganzen Massenware, manchmal gibt‘s auch was Exklusiveres, dann erscheint einem das Zeug teilweise sehr teuer, dann lässt man sich Schrott nach Hause schicken und dann probiert man‘s nochmal, bis man so seine Spielzeugsammlung zu Hause endlich hat und dann gibt‘s eben Sachen, die funktionieren anders, die sind nicht durchindustrialisiert, da steckt viel Idealismus drin und im Grunde kann man dann immer, kann man hinterher noch sagen: oh ich hab ein Unikat, ich hab ja was Besonderes. Und jeder Schmerz, der damit erlebt wird, der trägt zur Geschichte des Teils bei. Da merkt man, dass ich völliger Romantiker bin, das ist fürchterlich.
Alex Ich mag das, ich fühl mich da wohl in dieser Aura gerade.
Sebastian Wunderbar. Und jetzt triffst du aber natürlich auch auf Menschen, da ist es halt Business, also knallhart, du kriegst Anfragen von Leuten, die sagen hier, mach doch mal Werbung, mach mal Marketing, hier wir haben die neue Plattform XY, da kannst du dir jetzt ein kostenpflichtiges Profil für deine Werbung etc. buchen und ich nehme mich da auch nicht aus, du könntest theoretisch im Podcast auch ein bisschen Werbung schalten, das geht, hin und wieder ist es mal dringend nötig, dass ich solche Schaltung mache und da achte ich aber auch drauf, dass das dann okay ist.
Alex War das ein Angebot gerade? *lacht*
Sebastian Gar kein Problem. Aber trotzdem, du kriegst ja auch Angebote und Möglichkeiten. Was wird dir so angeboten und warum machst du es nicht? Könnte ja bekannter werden, die Marke prägen.
Alex Ja, aber das ist ja wieder dieser Punkt, wo wir vorhin schon drüber gesprochen haben, dass ich gerne so bleiben möchte, wie ich bin und ich möchte es selber machen. Und ich habe, ehrlich gesagt, in den zehn Jahren an Werbung nicht viel ausgegeben bis gar nichts.
Sebastian Aber was kriegst du für Angebote? Ich weiß, dass es da was gibt.
Alex Ich krieg schon Angebote, dass man sagt, hier ich stelle deine Sachen aus und verkaufe die bei mir und gibt‘s ein bisschen Prozent und dies und das. Ich bekomme auch Anfragen aus Indien, dass die Sachen woanders hergestellt werden könnten, wenn ich denen sage, was ich dafür haben will, aber das interessiert mich ja alles gar nicht, das würde ich jetzt ja aus der Hand geben, das will ich doch gar nicht.
Sebastian Aber wo geht‘s, also ich gehe eher so in die unredliche Richtung, wo sagst du, okay ab da wird versucht, dann die Leute, die sowas wie du herstellen, wo wird versucht die Leute zu verarschen? Hast du das schon auf den Tisch gekriegt?
Alex Ja, das ist halt, von mir kaufen, lassen sich Prozente geben, aber verkaufen es doppelt so teuer. Auch schon erlebt.
Sebastian Ja, gut. Kapitalismus halt, ne?
Alex Jaja genau und deshalb bleib ich bei mir. Und deshalb geh ich auf den Messen, lass die Leute es ausprobieren, lass jeden seine eigene Entscheidung treffen, weil ich kann mein Produkt dann auch so zeigen, wie es da ist und jemand anders, der das irgendwo in seinem Laden hat, hat ja meine Leidenschaft, ich kann ihm die ja nicht mitverkaufen. Also er kann das ja gar nicht so beschreiben wie ich es beschreiben kann, weil er ja auch gar nicht so im Thema ist und ich finde dafür ist die Sache einfach auch viel zu eigen, um das irgendwie zu verballern, weißt du?
Sebastian Diese wunderbaren, ich hab ja den Begriff Spülmaschinen geeigneten Produkte von dir. [Alex: Äh, hä?] *Sebastian lacht* Ist das nicht für Spülmaschinen geeignet? Ich gucke gerade, also ich mag gerade mal deinen Blick sehen, was passiert, wenn man deine Sachen misshandelt, also.
Alex Och, das ist eine ganz schlechte Geschichte. *beide lachen*
Sebastian Ich merke, da kommt so eine Emotion raus, das tut dir in der Seele weh, wenn ich dir erzählen würde, dass ich die Sachen von dir immer in die Spülmaschine packe.
Alex Du verarschst mich von vorne bis hinten, oder?
Sebastian Nein, tue ich natürlich nicht. *lacht*
Alex Also ich hab tatsächlich über die Jahre.
Sebastian Also dir blutet das Herz, wenn man die Sachen schlecht behandelt, ne?
Alex Ja schon. Also es kommt halt auch wirklich drauf an. Ich hab mal ein Stück zurückgekriegt. Das war, ich will auch gar nicht drauf eingehen, aber es hat mir so leid getan um das Schwert. Es war einfach, damit kam ich schlecht klar, das stimmt. Da hab ich schon ne gute Evolution durch. Vor ein paar Jahren war das noch viel schlimmer. Da hatte ich immer so ein, ich hatte so einen Ausdruck wie so ein Meisterstück des Tages. Weißt du? Dann war ich in der Werkstatt und hab gearbeitet und hab immer so ein Teil gehabt, was mir extrem gut selber gefallen hat. Und da hab ich angefangen, diese Dinger zu sammeln. Und hab dann irgendwann gemerkt, das funktioniert nicht. Ich muss das verkaufen. Und hab mich da wirklich so mittlerweile auch durchgerungen, dass ich eigentlich, und nicht nur eigentlich, dass es so ist, nur ein einziges Schwert mein eigen nenne.
Sebastian Also so von jedem, ich sag mal, unterschiedlichen Dingen, dass man ja mal eins behält. [Alex: Ja, aber ...] Als Rückstellprobe für die Nachwelt.
Alex Ja, aber es ist ja immer was da. *beide lachen* Und zur Not kann ich ja auch produzieren, von daher ist das gut, aber dieses eine Schwert, das hat es mir irgendwie angetan, das ist schon ganz lange in meinem Besitz.
Sebastian Ja, das hast du gemacht, hast dann festgestellt, das will ich behalten und das ist jetzt meins. Und im Grunde, immer wenn du da was Neues aussägst, ist doch eigentlich so eine kleine Hoffnung da. Das wird nochmal das Stück, was ich für mich haben will.
Alex Das stimmt, da bin ich ja auch so ein bisschen hinterher. Meine eigene Evolution steht mir dabei so ein bisschen im Wege, weil das mittlerweile so einen guten Faden hat, wo das auch alles funktioniert und ich im Endeffekt jedes Stück bei mir in die Kiste stecken könnte.
Sebastian Okay, das heißt aber du verkaufst nur die Produktions-, die Versuchsreste auf dem Weg zu dem optimalen Teil, was du haben willst. [Alex: Nein, nein, nein.] Also eigentlich sind das nur Mängelexemplare, die du verkaufst.
Alex Ich find‘s ja alle scheiße außer das eine Schwert, was ich bei mir in der Tasche hab. *beide lachen* Der war gut.
Sebastian Dieser Podcast hat ja immer so diese Tradition, oh dieses Geräusch, des Dings der Woche. Ich sag mal, das Ding der Woche ist eigentlich diesmal nicht das, was im Koffer ist, sondern ich find den Koffer an sich ja ganz wunderbar.
Alex Das ist toll, ne?
Sebastian Was ist denn das für ein Koffer um Himmels?
Alex Das ist eigentlich ein Gitarrenkoffer gewesen, den hab ich mir dann so ein bisschen zurecht gemacht. Den gab‘s mal tatsächlich vor ein paar Jahren bei Amazon. [Sebastian: Echt?] Ja.
Sebastian Also er hat ja diese wunderbare Farbe, was ist das so ein Ockergelb?
Alex Ockergoldgelb, ja.
Sebastian Und dann dieser verschlissene Griff dran und innen drin das Futter.
Alex Und der ist auch schon ein bisschen aufgerissen hier überall, der hat da auch schon ein paar Jahre hinter sich.
Sebastian Ja, du könntest doch eigentlich einen Koffer mal bauen.
Alex Ja, genau.
Sebastian Ja, warum machst du das nicht?
Alex Weil ich genug mit meinen anderen Sachen zu tun.
Sebastian Die Frage ist ja, hängst du an dem hier irgendwie? Kannst du den mal zuklappen?
Alex Na klar, ich häng total an dem.
Sebastian Aha, der sieht auch so schön verranzt aus, also auch wieder so ein Ding mit Geschichte, also liebes Publikum, wenn ihr das Ding irgendwo mal auf einer Party alleine stehen seht, ne, nehmt es nicht mit.
Alex Du wirst lachen, du wirst lachen, ich war vor vier, fünf Jahren glaube ich war es auf der BoundCon, bin nach Hause gefahren und da ruft mich eine Frau an und sagt, sie wäre Putzfrau der Boundcon und da würde mein Koffer stehen, voll mit meinen Sachen und das war der. Da hab ich saumäßig viel Glück gehabt, weil irgendwie hat sie aufgemacht und da lag wohl noch irgendwas Artgerecht drin rum, dadurch wusste sie, wem er gehört. Und dann bin ich nochmal in dem Urlaub, den ich damals war, noch über Garmisch-Partenkirchen damals, über München noch gefahren und hab meinen Koffer wieder geholt. Also der wäre einmal fast weg gewesen. Wenn ich mich an solchen Sachen aufhalten würde, dann würde ich wahrscheinlich nur den ganzen Tag weinend im Keller sitzen, das bringt ja nix.
Sebastian Hättest du dazu eine Tendenz? Also ist es schwer optimistisch zu bleiben?
Alex Gute Frage. Manchmal ja. Ja, manchmal schon.
Sebastian Wie motivierst du dich dann?
Alex Indem ich weiß, was ich hab. Indem ich weiß, was ich geschaffen hab. Indem ich weiß, dass es Menschen gibt, die mich und meine Arbeit schätzen und ich selbst Vertrauen in mich selber habe. Was auch nicht immer gut ist, also nicht immer da ist, aber ... Es passt schon. Ich meine es ist ein Mensch, der seiner normalen Arbeit nach geht und seine stupiden acht Stunden abreißt und es ist halt immer so ein Schlag vom Menschen glaube ich und wir Künstler, weil im Endeffekt bist du auch einer.
Sebastian Da sagt ein Gericht, das ist anderer Meinung, aber ja. *beide lachen*
Alex Ja, davon red ich nicht, ist mir egal. Aber trotz allem hat irgendwie alles mit sehr offenen und tiefen und du bist ja auch jetzt niemand, der hier, du bist ja auch jemand, der gerne auf den Mensch eingeht, auf die Persönlichkeit, auf die Entwicklung und das macht‘s schon irgendwie aus und ich finde, das ist einfach ein besonderer Schlag vom Menschen, das wollte ich sagen.
Sebastian Ja, Menschen sind spannend und im Prinzip hat jede Person eine wirklich tolle Geschichte und auch bei dir ist so ein bisschen das Gefühl, wir reden da zwar ganz viel über Artgerecht, aber eigentlich reden wir über das, was dir Freude macht, was dich glücklich macht. Und das sind halt nun mal Dinge, mit denen man wehtun kann. [Alex: Ja, komisch ne?] Und das zieht sich auch so durch, man kann ja alles möglich machen, also ich hätte zum Beispiel nochmal so als Idee, man könnte zum Beispiel aus Holz ein Halsband, hätte ich, würde ich ja gerne mal sehen. Das ist wahrscheinlich sehr schwer zu machen, aber mit diesem Holz könnte das doch gehen. Das wär was Geiles, ja?
Alex So Sachen sind ewig in meinem Kopf, aber es ist sehr schwer umzusetzen und da musst du auch heutzutage wirklich, du brauchst dann maschinentechnisch andere Hilfe, weil einen Kreis mit der Hand herzustellen.
Sebastian Ach das ist doch eine Bohle, die wird dann ordentlich gebogen, dass so ein Kreis ist und dann kommt da so ein Schnappverschluss rein und wenn der Verschluss nicht ordentlich hält, dann springt das Ding auf und er schlägt Top.
Alex Ja, genau. *beide lachen* Richtig schön einmal um die Ohren gehauen. Wenn es so einfach wäre, hätte ich es schon gemacht, glaube ich. Aber es ist natürlich auch so, dass ich in meinem bestehenden Repertoire ja auch immer wieder drinnen rum pule und versuche, das immer irgendwie noch so ein bisschen zu verfeinern, noch weiter ins Detail zu gehen und ...
Sebastian Ja, ich glaub das ist auch zu jedem Stück, eigentlich müsste bei jedem Stück ein Zettel mit dabei sein mit der Geschichte, das hat er sich dabei gedacht, den Finger hat er sich da irgendwie verstaucht beim Bauen, also dass du nochmal.
Alex Ach toi, toi, toi, ich hab mich in den ganzen Jahren, ich bin nicht so der Verletzungstyp.
Sebastian Ja ich guck gerade, also zehn Finger sind dran, das ist, ihr seht, das sieht auch noch ganz okay aus die Finger, das ist okay. [Alex: Ja.] Und ansonsten hast du ja auch nicht die Bauchdecke aufgeschnitten oder so, also toi, toi, toi.
Alex Ich hab mir vor ein paar Jahren mal irgendwie so einen ganz kleinen hier am Daumen, aber ich bin da wirklich ... Also ich hatte einen Kumpel früher gehabt, aus meiner Kochausbildung, der kam jeden Abend nach Hause und hat sich verbrannt. Jeden Abend. Am Pizzaofen. Und ich mich Null. Die ganzen Jahre aber nie. Und dann denke ich mir, wie schafft denn der das? Aber ich glaube, es gibt einfach Menschen, die sind so. Und ich bin total froh, dass ich so nicht bin. Stell dir mal vor, ich hätte meine Leidenschaft und würde ein ganzes Holz schneiden und würde bei jedem Dritten den Finger schneiden. Dann hätte ich auch ein Problem. Und aufpassen muss ich immer mit den Maschinen, die ich arbeite.
Sebastian Bist du eigentlich immer allein, wenn du das machst?
Alex Nee, ich hab auch mal jemanden dabei oder hab ein bisschen Hilfe. Mach‘s auch alleine. Also eigentlich hab ich immer jemanden dabei, weil in meiner neuen Werkstatt, wo ich jetzt bin, ist der Diesel. Und der Diesel ist ein Langhaar-Schäferhund. Und der mag mich, weil ich ihm was zu Essen gebe. Da mag mich dann am ganzen Tag total besonders und möchte am liebsten bei mir auf dem Schoß sitzen die ganze Zeit, aber das funktioniert nicht so ganz, aber wir haben ein gutes Verhältnis miteinander. Also so alleine bin ich nie, außer wenn ich dann am Wochenende da bin, wo er dann zu Hause ist, aber ansonsten ist er da immer mit dabei und ...
Sebastian Ich stelle mir natürlich jetzt wunderbar vor, wie du da in der Werkstatt bist und bist da gerade dabei das Holz nochmal zu ölen und im Hintergrund läuft natürlich der Podcast, weil du viel Zeit zum Podcast hören hast.
Alex Nee, das hab ich ja nicht, weil wenn ich meine Maschine anmache, höre ich gar nichts. Ich hab ein bisschen Nachrichten im Hintergrund laufen meistens. Ich bin eher so jemand, der sich so ein bisschen betröpfeln lässt. Ich mag diesen, also wenn ich dann die Maschine hab, höre ich sowieso nur noch die Maschine, aber ich hab mir jetzt auch überlegt, so in letzter Zeit, dass ich mir vielleicht mal ein paar gescheite Kopfhörer hole und vielleicht komm ich ja dann doch mal dahin, einen Podcast dabei zu hören.
Sebastian Alex, wir nähern uns so langsam dem Ende. Ich kriege immer noch ein bisschen mehr Schiss, was Messen angeht, aber gut, man muss halt Dinge dann einfach mal machen und ins kalte Wasser springen, das wird schon gehen.
Alex Wir kriegen das hin, glaub mir, das ist überhaupt kein Problem.
Sebastian Wunderbar.
Alex Und wenn du jemanden brauchst, mit dem du quatschen möchtest, bin ich auch sehr gerne bereit, mich da zur Verfügung zu stellen.
Sebastian Also ich werde Anfang kommender Woche werde ich da mal das bisschen in die Hand nehmen und ein bisschen was forcieren, damit wir da was auf die Beine gestellt kriegen, damit es dann auch was auf der Bühne gibt. Ich hab zum Ende der Folge immer noch so kleine Shorts. Das heißt, ich hab mir nebenbei hier so ein paar Begriffe aufgeschrieben. Und da kannst du ganz kurz nur ein paar Worte zu sagen. Und dann gucken wir mal, wie weit wir da kommen. Und das kannst du auch frei ...
Alex Das ist wie beim Psychiater, der dir ein Bild zeigt und du musst was sagen.
Sebastian Genau so machen wir das jetzt. Also, ich fang mal an und nehm mal das Schwerste zuerst. Niemals.
Alex Hoho. Wieder. Niemals wieder. Punkt. Das lass ich einfach mal so stehen.
Sebastian Ah, sei nicht so gemein. Niemals wieder was?
Alex Ich kann total gemein sein. Nimm das nächste.
Sebastian Oh. Okay, da kommt dann noch so ein bisschen der Sadist raus. Okay, du und dein BDSM, was sind so Dinge, die sind für dich tabu? In welche Richtung willst du auf gar keinen Fall gehen?
Alex Also BDSM ist super komplex und mit manchen Themen kann ich nichts anfangen.
Sebastian Ja, wo gibt‘s ne Sache, wo du sagst, ne, also hier 24-7-D/S-Verhältnis, ist das genau das Richtige für dich?
Alex Nein, nein, nein. Ich bin jemand, der gerne auf Augenhöhe agiert und für mich gibt es dann einen gewissen Zeitpunkt oder eine gewisse Situation oder einen gewissen Raum, der entsteht, wo ich mir dann das nehme, was ich gern möchte. Aber das ist in einer Symbiose, also dass ich bin, ich mag keine Brats. *Sebastian lacht* Das ist zum Beispiel was, was sich da jetzt, was mir sofort dazu einfällt. Ich hab keinen Bock den ganzen Tag irgendjemandem hinterherzulaufen, nur weil er der Meinung ist, mich zu ickern. Ich mag total gern folgsam. Ich mag total gern jemand, der, also ich, nicht, dass ich jetzt keine Arbeit haben möchte damit, das ist schon cool. Aber ich muss nicht den ganzen Tag oder diese Grundstimmung darauf hinauslaufen lassen, dass ich da mich um irgendwas kümmern muss und jemanden mit dem Daumen irgendwo hindrücken muss oder so. Das bin ich einfach gar nicht.
Sebastian Aber du bist dir schon bewusst, dass die Gegenstände, die du fertigst, am häufigsten verwendet werden, weil irgendein Brat auf der Welt eingeladen hat und sagt: mach mal.
Alex Wenn du jemanden hast, der sehr maso ist, dann ist es doch keine Strafe. Der wahre Sadismus bei jemandem, der die Strafe mag, der den Schmerz mag, ist im Endeffekt ihm sie nicht zu geben.
Sebastian Ja und du willst auch, dass das genossen wird, ne?
Alex Mhm.
Sebastian Also was ist dir lieber mit den Paddeln von dir? Dass Menschen damit brav gemacht werden oder dass sie es genießen?
Alex Dass sie es genießen. Die Strafe ist eine Strafe und die sieht ja bei jedem anders aus. [Sebastian: Ja.] Das ist ja bei jedem, auch selbst für mich, gibt‘s ja auch Strafen als Dom, sag ich mal. Oder Dom ist sowieso so ein ganz, sagen wir mal, Top. Aber ich gebe gerne und weiß durch dieses Geben, dass ich mir auch sehr viel nehmen kann, was eben genau mein Ding ist. Weil sonst bin ich nur Dienstleister. Und das werde ich eben nicht sein und das möchte ich nicht sein. Ich hab auch meine Wünsche und Träume, ich hab auch meine Befindlichkeiten und ich finde, es geht nur zusammen. Das ist schon immer mein Ding gewesen und nicht gegeneinander. Und auch im BDSM, jeder hat seine Sachen, die er gerne mag und nicht mag und Strafen werden dann da angelegt, wo es eben nicht so schön ist und man es vielleicht nicht so mag. Dafür ist eine Strafe eine Strafe und wenn jemand sich total gern hauen lässt, weil er einfach maso ist, das ist Quatsch, ihm den ganzen Tag zu sagen: so jetzt warst du aber böse, jetzt hau ich dir mal auf den Arsch. Der dreht sich rum, reibt sich die Hände und freut sich. Und das wäre mir echt zu einfach.
Sebastian Okay, das darf also ein bisschen kompliziert sein. Wir sind ja in den Shorts, wir wollen uns ja kurz halten. Gibt es irgendwas, was du nicht mehr baust, weil es aus irgendeinem Grund zu gefährlich ist?
Alex Ja, tatsächlich. Was heißt zu gefährlich? Ich habe eine ganze Zeit lang Pranger gemacht zum Binden. Und die sind auch super, die ich bis jetzt gemacht habe. Ich habe aber vor zwei Jahren so einen Aha-Effekt beim Schleifen gehabt, wo ich gemerkt habe, dass ich, wenn ich, wenn ich, ... Ich möchte dir, wie soll ich das erklären, einen Pranger zum Beispiel.
Sebastian Ja, Kopf rein und Arme rein.
Alex Ne, ne eben nicht, nur zum dran stehen. Wo man zum Beispiel so Handfesseln hat und man steht da dran, damit die Arme nach oben ein bisschen gespreizt sind. Ja, damit die Form, das sieht ja auch dann schön aus, ne, dann ist so eine Kette dran und dann kommen dann Handfesseln dran oder so Schlaufen zum reingreifen, wie auch immer. Das würde ich so in der Form jetzt nicht mehr herstellen, nicht weil es nicht hält, sondern weil ich denke, dass man da noch ein bisschen mehr rausholen kann. Da arbeite ich auch gerade an ner Geschichte, wann das jetzt, da will ich auch gar nicht so drauf eingehen, aber da wird es auch andere Sachen geben. Also ich würde nicht sagen, dass ich es nicht mehr baue, ich würde es nur gerne weiterentwickeln. Sagen wir es mal so. Und diesen Gehstock würde ich vielleicht nicht mehr machen. Außer es kommt jetzt einer und sagt, unbedingt, den würde ich jetzt gerne haben wollen, aber da geht es nicht darum, dass der gefährlich ist, sondern einfach nur, keine Nachfrage da ist.
Sebastian Nein, gefährlich sind die Sachen ja aus Prinzip, also eigentlich ist die Hälfte von den Sachen in dem Koffer hier, das ist der Prototyp des stumpfen Gegenstands in den Krimis, ne? [Alex: Ja, genau. Ja, ist so.] Also wenn man bei dir durchsucht wird, dann findet man garantiert den stumpfen Gegenstand, der zur Verwechslung passt.
Alex Und das möchte ich dir auch mal sagen, das hätte ich total gern, dass mich mal die Polizei anhält, wenn ich von der Messe komme. Und ich würde echt mal gerne wissen, was die sagen.
Sebastian Die sind da glaube ich immer noch sehr entspannt. Der Zoll, da hast du wahrscheinlich mehr Chance, wenn du das Ding für den Flieger nimmst. Bist du schon mal geflogen mit dem Koffer?
Alex Nein, ich bin noch nie geflogen, außer mit ner Zweimotorigen und da hat der Koffer nicht reingepasst.
Sebastian Ah, okay. Also das finde ich mal ein spannendes Erlebnis, wenn du den Koffer aufgibst. Wobei wahrscheinlich passiert da gar nichts, der wird dann durchleuchtet und dann guck ich mal rein.
Alex Dann geht es wahrscheinlich eher darum, dass die ein Problem damit hätten, dass ich vielleicht hier irgendwelche geschützten Holzsorten irgendwo hinschleppen würde ins Ausland. Wobei das ja mit dem Schichtleimholz, das ist ja hier ein nachhaltiges Holz, das wird über eine riesige, wie soll ich denn das sagen, das wird halt auch überwacht alles. Was ich da kaufe, ist kein Humbug.
Sebastian Da ist also irgend so ein Siegel drauf, dass das okay ist. [Alex: Richtig, genau.]
Alex Ich kaufe da nicht am Hinterhof und sage, ich brauche drei Bohlen oder so. Das funktioniert nicht. Das ist schon alles sehr offen.
Sebastian Gibt es was in deiner Werkstatt, was da eigentlich überhaupt nicht hingehört?
Alex Da muss ich echt überlegen.
Sebastian Das Werkzeug, okay, Material gehört da hin.
Alex Ich hab so eine riesige Absauganlage da stehen, die ich nicht benutze, vielleicht die. Aber nur weil ich sie nicht zum Laufen kriege, keine Ahnung.
Sebastian Kann ja sein, dass du so ein kleines Irgendwas da hast, wo du sagst, nee, das gehört hier einfach hin.
Alex Ja, ich hab so ein paar Plastikhandschellen irgendwo rumhängen da. [Sebastian: Was?] Plastikhandschellen. [Sebastian: Warum denn das?] Weil mein Sohn irgendwann mit seinem Kumpel da drüben, wo ich das noch bei meinen Eltern hatte, hatten die so, hatten sie sich so ein Set gehabt, hier so ein Polizei-Sheriff-Set, diese so 99 Cent, wo so gespritzte Plastiksachen drin sind und da waren diese Handfesseln dabei und die waren irgendwann kaputt und dann lagen die da im Mülleimer und ich hab sie mir halt da hingehängt und die hängen jetzt auch in meiner Werkstatt irgendwo rum noch, aber die gehören da eigentlich auch nicht hin.
Sebastian Ne, also ich glaub die gehören da ... *beide lachen* Das ist dann wirklich das Feindbild zu dem, was du machst.
Alex Wahrscheinlich, ja.
Sebastian Okay, so, was hab ich noch? Hast du eine Ahnung, wie viele Dinge du schon verkauft hast?
Alex Nein.
Sebastian Ja, eine grobe Schätzung. 100, 1000, 10.000.
Alex Nein, wenn du es mir sagen kannst, wäre ich total glücklich. Nein, kann ich dir nichts sagen.
Sebastian Gar nichts? [Alex: Nein.] Okay.
Alex Ich kann es nicht mal einschätzen.
Sebastian Dann versuche ich mal ein bisschen einzuordnen.
Alex Ein paar tausend, ja, aber wie viel jetzt genau über die zehn Jahre.
Sebastian Ja, aber überleg mal, wenn du mehrere Stunden da im Schnitt dran sitzt. Nehmen wir mal eine Stunde pro Stück, ne, überleg mal, Wahnsinn, wie viel Lebenszeit da drin steckt, ne?
Alex Ja, aber tolle Lebenszeit.
Sebastian Ja, ne?
Alex Lebenszeit, die mich befriedigt, die ich toll finde, die echt super ist.
Sebastian Wenn das nur alle mal sagen könnten, dass man weiß, was einen befriedigt, das ist nämlich eine ganz schön schwierige Sache. Und auf so einer Messe, ich mein, wenn du jetzt drei Tage da am Stand stehst, dann bist du eh völlig fertig und so, aber ganz grob, ich mein, da geht ja nicht jede Minute ein Teil rüber, ne, aber ich … [Alex: Das kommt auch mal drauf an, ne?] Ja gut, drei Tage, jeweils acht Stunden Messe, je, und dann, sagen wir mal, pro Stunde verkaufst du zehn Teile.
Alex So was mach ich gar nicht, solche Rechnungen stelle ich gar nicht auf.
Sebastian Sagen wir mal so, bist du schon fit, in fünf Wochen ist Messe, hast du schon genug oder musst du jetzt ein paar Überstunden schieben?
Alex Überstunden definitiv, ja. Na gut, ich hab halt auch noch einen Messestand zu bauen. Ich hab den Bock gebaut und ich hab noch drei, vier Sachen auf der Liste, die abgearbeitet werden müssen bis dahin. Durch diese neue Aufstellung auch. Es ist ja im Moment alles so ein bisschen im Kommen wieder quasi. Also es ist noch genug zu tun, deshalb packen wir es an.
Sebastian Okay, ich hab noch zwei. Wie weit weg ist das weit entfernteste Teil, was du jemals gebaut hast? Also ging ein Teil mal bis nach Indien oder?
Alex Luxemburg glaube ich.
Sebastian Luxemburg, ach das ist ja Nachbarland, das geht ja.
Alex Schweiz.
Sebastian Schweiz, okay. Aber jetzt aus den USA, dass jemand was bestellt hat oder so, das kam noch nicht vor. [Alex: Nein.] Okay.
Alex Ne, so weit war ich noch nicht. Über den großen Teich bin ich noch nicht gekommen.
Sebastian Ja, kann ja noch passieren.
Alex Wer weiß.
Sebastian Stell dir mal vor, würdest du vielleicht mal gerne probieren so eine Messe im Ausland, in den USA, irgendeine schöne BDSM ...?
Alex Das ist halt auch ne Geschichte mit dem Kleingewerbe rechtlich. Das ist das Problem auch.
Sebastian Ja, ach das Rechtliche kriegt man schon hin, aber hättest du mal Bock drauf, ins Ausland zu gehen?
Alex Ja, natürlich. Wenn sich das ergeben würde, wäre ich da der erste, der im Flieger sitzt. Endlich mal.
Sebastian Okay, also liebes Publikum, wenn ihr irgendwie in Weit-weit-weg, in welchem Land auch immer, eine Messe irgendwie habt oder an der Hand habt oder so und sagt, Mensch, da muss Alex herkommen, dann sagt Bescheid.
Alex Das wäre noch so ein kleiner Traum, das stimmt. Das fände ich geil.
Sebastian Ja, dann sind wir doch schon mal ... ach doch, ich habe noch zwei Dinge. Diebstahl. Wird der Kram geklaut bei dir?
Alex Nein. Nicht dass ich wüsste. Entweder bin ich so naiv, dass ich es nicht raffe oder es ist wirklich noch nichts weggekommen.
Sebastian Echt?
Alex Ich hab alles bis jetzt wieder gefunden. Ich könnte mich nicht entsinnen, dass irgendwie mal was ...
Sebastian Also sagen wir mal so vom Bild her, das mag ich dir gar nicht glauben, aber du hast ja, also liebes Publikum, da ist dieser Messestand, ne? Das ist also kein ... Ich hatte das immer so, das ist am Rand, da ist dann so quasi ein sehr schönes, kunstvolles Regal, wo dann die ganzen Sachen in Köchern stehen und liegen und dann ist hinter dem Stand nochmal ein großes Lager irgendwie. Und dann ist da eine, vielleicht zwei Personen am Stand, die auf alles einen Blick hat, dann haben die Leute das ständig in der Hand und probieren damit aus. Das würdest du doch nicht sehen, wenn dann einer einfach damit geht.
Alex Nein, das sag ich euch. Ich könnte auch naiv genug sein, dass es schon ein paar Mal passiert ist, aber ich wüsste es nicht.
Sebastian Okay.
Alex Also nicht bewusst.
Sebastian Hast du es nur mit professionellen Dieben zu tun oder kinky Leute sind alle ehrlich?
Alex Oder sind alle ehrlich, genau.
Sebastian Gehen wir mal von der Ehrlichkeit aus. Das finde ich ja klasse.
Alex Finde ich auch, also es gab schon mal den Verdacht, guck mal, warum sind denn die Klammern jetzt nur noch ein Paar da, aber das hat sich alles wieder gefunden.
Sebastian Also ich hätte gedacht, dass die Dinge wirklich Beine kriegen.
Alex Und ich weiß auch, dass das auf Messen nicht immer so ist, so wie ich das jetzt sehe. Mach da auch abends, wenn ich vom Stand weggehe, noch mal ein Bild und so, ich sehe das schon irgendwie, bin ich der Meinung, wenn da was fehlen würde.
Sebastian Ja, vielleicht ist da auch der Respekt vor der Arbeit irgendwie mit drin, keine Ahnung
Alex Oder vielleicht weil meine Sachen auch so einen hohen Wiedererkennungswert haben oder so und derjenige sich vielleicht denkt, naja, wenn ich das mitnehme, der kennt ja sein Stück und weiß genau, das ist das, was der geklaut hat.
Sebastian Ich glaube immer nicht, dass Menschen, die irgendwas mitgehen lassen, so weit denken.
Alex Das kann sein.
Sebastian Das finde ich tatsächlich spannend, das spricht ja für die Community. Okay, komm aller allerallerletzter Punkt, Zukunft, was was wird passieren? Magst du einen kleinen Ausblick geben? Etwas was du nur hier verrätst, hört ja keiner.
Alex Habe ich schon genug, ich habe einen neuen Stand, das weiß, großartig, na gut, das wissen schon ein bisschen, aber das mit dem neuen Holz, dass sich das personell umstellt bei mir, dass ich mich neu aufstelle, das ist auch schon offiziell so ein bisschen für die Leute, die mich halt auch ein bisschen näher kennen.
Sebastian Okay, also du würdest jetzt nicht nochmal in die Möbelproduktion gehen?
Alex Hab ich ja schon. Ich hab jetzt einen Bock gebaut letztes Jahr.
Sebastian Den für dich dann für die Messe?
Alex Nee, den hab ich verkauft. Nee, davor. War eine ganz andere Geschichte. Aber den hab ich auch verkauft, der ist weg. Ich würd‘s aber auch nicht nochmal machen, weil‘s einfach für mich, es ist einfach zu viel Arbeit. Und dadurch, dass ich halt so eine kleine Manufaktur bin, bräuchte ich da wirklich professionelle Maschinen, um da noch ein bisschen weiterzukommen, um das auch ein bisschen bezahlbarer zu machen.
Sebastian Gibt‘s noch so ein Werkzeug, was du gerne hättest, womit irgendwie was leichter oder besser wäre?
Alex Ja, einen Bandschleifer, aber einen ganz großen.
Sebastian Einen ganz großen Bandschleifer?
Alex Ja.
Sebastian Okay.
Alex Das wär geil. Den könnte ich echt gut gebrauchen. Den gab‘s auch vorher in der Schreinerei, aber dadurch, dass die jetzt auch nicht mehr offen hat, ist das alles weg. Ich hab das Ding geliebt. Das war meine lieblingsgroße Maschine, war das. Aber man kann nicht alles haben im Leben, ne? Ich hab zwei kleine und gut ist, stell ich sie hintereinander. *beide lachen* Man kann nicht alles haben im Leben. Ne, alles gut.
Sebastian Ja, ach, ganz ehrlich, ich seh schon, ne? Es sind noch ein paar Wünsche da, ein paar Träume [Alex: Natürlich, keine Frage.]. Ich guck mir das weiter an bei dir. [Alex: Finde ich gut.] Und Alex, ich habe meinen Zettel hier tatsächlich vorschriftsgemäß abgearbeitet.
Alex Ich finde, wir haben das toll gemacht, wir zwei.
Sebastian Das hat mir super viel Spaß gemacht. [Alex: Dito.] Und ganz ehrlich, das ist wirklich so ein, gerade bei dir wirklich so ein Umbruch, ja du machst das seit 10 Jahren, du machst das weiterhin und wer jetzt nur die Teile jetzt isoliert in der Hand hat, der kriegt gar nicht mit was da alles so dahinter steckt, dieses sich neu erfinden, auch mal die Strategie ändern, auch sagen ich fange neu an, aber eine Sache bei dir ist konstant und das ist Artgerecht.
Alex Genau, das ist das was bleibt. Und das ist, was an diesem Podcast jetzt auch am Ende noch bleibt.
Sebastian Ich drück dir die Daumen, dass du das noch ganz, ganz, ganz, ganz, ganz lange machen kannst und dass du dir nicht irgendwann zwischendurch die Hände absägst oder sowas, keine Ahnung. Aber ich glaub selbst dann wirst du noch einen Weg finden.
Alex Irgendwie wird‘s weitergehen, weißt du.
Sebastian Da steckt Liebe drin, da steckt Leidenschaft drin und das finde ich ganz, ganz toll, dass ich das heute hier ein bisschen zeigen konnte und ja, ich bedanke mich einfach für deine Zeit. [Alex: Ich bedanke mich bei dir, für deine.] Ach, ganz ehrlich, dafür nicht. Ich habe echt Spaß. Liebes Publikum, ich verweise noch einmal auf die Shownotes unbedingt, kunstderunvernunft.de, da findet ihr ein paar Links und da findet ihr auch das Profil vom Alex, das er bis dahin hoffentlich gepflegt hat. [Alex: Na klar.] Das versprichst du jetzt?
Alex Das verspreche ich, hochundheilig, guck mal hier, Indianer-Ehrenwort.
Sebastian Sehr gut, ausgezeichnet. Da findet ihr einfach ein bisschen Text, ein paar Links zu Alex, zu Instagram und was auch immer du an sozialen Netzwerken hast, wo man auch ein bisschen was sehen kann. Ich pack ein paar Bilder in die Shownotes rein und wenn ihr wollt, guckt gerne ins Transkript, da könnt ihr auch nochmal suchen oder ganz wichtig, gebt Feedback zur Folge. Also ihr könnt die Folge kommentieren, das könnt ihr auch anonym auf der Webseite machen und bis diese Folge rauskommt, wird Alex auch die Möglichkeit haben, auf Kommentare antworten zu können. Das heißt, wenn da jemand irgendwie Fragen an dich hat oder so, dann kriegst du ne Mail und dann kannst du einfach was drunter schreiben. Und wenn sich große Dinge entwickeln, da gibt‘s ja auch das Blog, das heißt, du kannst einfach immer, wenn du sagst, oh ich hab hier was, was ich erzählen will, schreibst du das einfach unter die Folge drunter und dann kriegen die Leute das mit, denn manche hören das ja nicht im Jahr 2023, manche hören das vielleicht auch erst 2, 3, 4, 5, 10 Jahre später, ich will das ja auch noch ein bisschen machen und dann bleibt das einfach so ein bisschen sichtbar. Und mich würde auch händeringend interessieren, was bei dir noch passiert und was sich da verändert und ob der Spaß, ob die Leidenschaft, die da ist, ob die auch wirklich bleibt oder ob du dich da auch vielleicht veränderst und sagst, Mensch, ich geh weg vom Holz, ich geh jetzt ein neues Supermaterial, was wärs bei dir? Kunststoff.
Alex *beide lachen* Ja genau. Wiese Kunststoff?
Sebastian Kann ja sein, weiß man nicht.
Alex Es gibt ja noch was. Eine Sache könnte ich ja vielleicht noch verraten. Es gibt ab Oktober ein neues Holz, was stabilisiert ist. Ich weiß nicht, sagt dir stabilisiertes Holz was? Stabilisiertes Holz ist quasi das Holz, wenn du dir das so vorstellst und wenn man die Bohle dann eintaucht in Kunstharz und sie sich komplett vollsaugt und daraus die Bohle entsteht. Da entstehen für mich ungeahnte Möglichkeiten der Bearbeitung, zum Beispiel was Stöcke betrifft. Ich werde die wahrscheinlich, es wird noch ein paar Experimente geben, aber es wird wahrscheinlich so sein, dass ich die wirklich sehr dünn machen kann, mit einer hohen Festigkeit. Sind aber auch dann sehr schwer, weil die halt auch wirklich durchdrängt sind, aber dadurch dieses Stabilisierte entsteht. Und das ist zwar auch noch Zukunftsmusik, aber da freue ich mich am meisten drauf, weil das sind dann auch wieder ganz viele neue Farben dabei und so. Und das könnte meine Arbeit nochmal in eine andere Möglichkeitsrichtung drehen, was meine … [Sebastian: Da sind wir fast so ein bisschen im Bereich Plexiglas.] Ja, so ein kleines bisschen, hat natürlich dann auch, es ist halt dann natürlich noch ein kleines bisschen weniger nur rein Natur wie hier, aber meine gut, bei anderen Sachen ja genauso.
Sebastian Liebes Publikum, mir hat‘s heute ganz viel Spaß gemacht, ich hoffe euch auch. Kritik und Feedback und Nachfragen bitte auf der Webseite und Alex, ich wünsche dir eine wunderbare Heimfahrt und ja, wir sehen uns dann ja irgendwie auf der Messe und dann gucken wir mal, was wir da machen können. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Alex Hat mir auch super viel Spaß gemacht und vielen, vielen Dank dafür, dass was du auch tust, finde ich ganz toll und da hast du auch deinen eigenen Stand und so Leute wie dich sind super.
Sebastian Vielen, vielen Dank und ganz ehrlich, am Anfang hast du gesagt, wir brauchen ja höchstens anderthalb Stunden, so viel hast du ja gar nicht zu erzählen. Ich hab gesagt, wir machen dreimal 45 Minuten, das haben wir jetzt überzogen. Das haben wir überzogen. Ja, wie sich das gehört, also ganz ehrlich, das ergibt sich immer so und wir könnten glaube ich auch noch ein Stündchen weiter quatschen. [Alex: Könnten wir auch, ja. Alles gut.] Jetzt machen wir Schluss. Mach‘s gut, schöne Heimfahrt. Tschüss.
Alex An alle: tschüss!

Kommentare & Fragen

Lexxi
11.02.24

Toll mal die Stimme hinter den "Werkzeugen" zu hören die mich schon die ein oder andere Schweißperle und Träne gekostet haben *g*. Ich bin mir ja nicht ganz sicher, ob dich die Erschaffung der kleinen Klatscher zu einem sympathischen oder sehr unsympathioschen Menschen macht ;-) Danke für die Folge und die Einblicke in deine Arbeit!

Spotify-NutzerIn
11.11.23

Deine Gäste haben immer echt tolle Stimmen

Der Tischler
04.10.23

Hey Alex,
ich finde es extrem gut wie du das ganze angehst.
Ich als Tischler verstehe was du mit dem Holz meinst. Wir kennen uns ja auch schon.

Es freut mich auch das es dir im Dark Secrets gefallen hat, dein Workshop ist auch sehr gut bei den Teilnehmer angekommen.
Grüße Der Tischler

Poison
26.09.23

Hallo.
Ich hab mich richtig gefreut als ich gesehen habe das eine neue Folge da ist. Danke für die tolle Folge!
Ich male und bastle auch und ich konnte so vieles nachfühlen! Der Horror dieses Preistags dran machen... die leicht dahin gesagten Worte des Automatisierens/Prozess verbesserns was dann aber den Flow aus dem arbeiten selbst nehmen würde...

Danke fürs Teilen deiner Geschichte, Alex und danke für die Plattform Sebastian (+ Subbi und Team).

Jetzt hab ich richtig Lust auf eine der Messen zu gehen...

DieFähe
26.09.23

Holz ist ein wundervoller Werkstoff - und wenn dann Menschen wie Alex es schaffen, diesen Werkstoff in die Form zu bringen, der den natürlichen Linien folgt und die Eigenarten der einzelnen Stücke zum Leben zu erwecken bin ich immer wieder schnell zu begeistern.
Wieder eine schöne Folge, vielen Dank für die Einblicke!

(PS: Mir hat die Lehrwerkstatt damals eine Sehnenscheidenentzündung beschert, als ich U-Stahl gefeilt habe. Mit Holz wäre das nicht passiert...)

Ben Hart
25.09.23

Ich kann die Ansichten von Alex extrem gut nachvollziehen. Bei mir ist das mit dem Flechten von Peitschen ganz genau so. Ich mache es nicht, um damit reich zu werden oder davon zu leben. Dazu habe ich meinen Job, der etwas völlig anderes ist. Das Handwerk und die Kunst sind Futter für die Seele. Für das Ego und Ausdruck der eigenen Persönlichkeit. Irgendwie suchen wir uns alle - unsere Identität. Was bin ich und was TUE ich. Und Menschen wie wir SIND eben die Summe unserer Passion. Ich hoffe, dass er noch lange das tun kann, was ihm Energie gibt. Die Stücke, die er fertigt sind etwas Besonderes und das sollte eine Szene oder Community unterstützen. Am Ende des Tages sind es auch die Kinky-Maker ein wichtiges Zahnrad in der Szene, denn wir versorgen alle Kinkster mit den Werkzeugen, die die Szene braucht, gerne nutzt und manchmal auch feiert. Davon leben wir - nicht vom Geld. Schade eigentlich, dass leider oft die Wertschätzung und das Verständnis dafür fehlt, was am Ende für uns übrig bleibt, nachdem Krankenkasse, Rentenkasse, Versicherungen und Finanzamt zugeschlagen haben. Leben werden wir davon wahrscheinlich nie können. Aber definitiv erfüllter und zufriedener leben. Alles Gute Alex! Ich hoffe, wir sehen uns in Hamburg.

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