Cover Mr Bondage - Entspannt an der Kette

Mr Bondage - Entspannt an der Kette

Von (Self)-Bondage & dem Finden von Möglichkeiten

18.11.24
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Cover Mr Bondage - Entspannt an der Kette

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Von (Self)-Bondage & dem Finden von Möglichkeiten

Ich habe mich mit Mr Bond4age verbunden und wir haben geredet.

Er ist Anfang 40, kommt aus Süddeutschland hat schon früh begonnen - Fesseln war schon immer irgendwie attraktiv - Besonders mit Ketten statt Seil.

Aber wie beginnen? Das Zaubertwort heute ist SELFBONDAGE. Wir steigen tief in das Thema Selbstfesslung ein. Das kann echt ausgefuchst, kreativ aber auch echt gefährlich sein. Wir sprechen über Versuche, Motivation, den Frieden im Kopf und auch über Unfälle und schlechte Ideen. In der Partnerschaft wird sein Kink leider nicht geteilt. Wir sprechen über Kompromisse, Liebe und Möglichkeiten für ein Miteinander. Diese Folge der Thematik viel Raum und ich denke, liebes Publikum, dass das sehr viele von euch intensiv nachfühlen können.

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:01:21
Einleitung
00:02:34
Warnungen & Sicherheitshinweise
00:03:43
Begrüßung
00:04:55
Der aktuelle Stand
00:06:22
Kindheitserinnerungen
00:06:34
Anfänge
00:09:59
Ketten!
00:10:27
Triggerwarnung Missbrauch
00:14:38
Sex ist schwer belastet
00:16:05
Selfbondage
00:26:11
Das Internet
00:28:08
Releases
00:29:45
Minimales Sicherheitsnetz
00:35:52
Sicherheitsmenschen: Spotter
00:38:18
Verletzungen
00:41:23
Warum das alles?
00:43:42
Kettenbondage ist rar
00:45:51
Equipment und Auftauzeiten
00:53:32
Beziehungen
01:00:01
Pause und Wiedereinstieg
01:02:12
Halsbandfetisch
01:07:06
Das Ding der Woche: Kette mit Karabiner
01:16:13
Schlechte Erlebnisse mit der Partnerin
01:24:19
Beziehungsöffnung
01:27:05
Das Mindset ist sehr wichtig
01:28:26
Paartherapie
01:32:17
Kontakte aufbauen und rein in die Szene
01:34:26
Unterdrücken ist sinnlos und schmerzhaft
01:38:52
Fesseltreffen
01:45:20
Der Moment: Shibari-Emotionen
01:50:10
Suspension im Studio
01:56:20
Aktiv fesseln
02:01:41
Fesselpartnerinnen
02:10:18
Seltsame Workshops
02:12:59
Aktuelle Beziehungen
02:15:04
"Willst du mit mir Bondage machen?"
02:17:28
Würdest du den Kink loswerden wollen?
02:18:23
Kontakt zu anderen
02:21:27
Zukunft
02:23:12
Das Ding der Woche: Falschenzug
02:25:24
Shorts
02:29:02
Das A oder B-Spiel
02:33:44
Verabschiedung
Das Transcript wurde von Johanna bearbeitet. - Vielen Dank!
Sebastian *Beginn Intro-Musik* Hallo und herzlich willkommen zur Kunst und Vernunft. Mein Name ist Sebastian Stix und hier darf ich mit kinky Menschen über BDSM sprechen. Wobei eigentlich steht immer die Person im Mittelpunkt, ihre Motivation, wie sie BDSM interpretiert und wie sie das ausleben kann und will. Und heute spreche ich mit Mr Bondage. Eine, ja sehr lang geplante Folge, die haben wir jetzt endlich remote aufgenommen. Mr Bondage ist Anfang 40, kommt aus Süddeutschland und hat schon früh begonnen. Fesseln war schon immer irgendwie, ja, attraktiv, besonders mit Ketten. Was will man auch mit Seil? Aber wie beginnen? Das Zauberwort heute ist Selfbondage. Wir steigen tief in das Thema Selbstfesselung ein. Das kann echt ausgefuchst, kreativ, aber auch gefährlich sein. Mr Bondage spricht über Versuche, Motivation, den Frieden im Kopf, aber auch über Unfälle und schlechte Ideen. In der Partnerschaft wird sein Kink leider nicht geteilt. Wir sprechen über Kompromisse, Liebe und Möglichkeiten für ein Miteinander. Diese Folge soll dieser Thematik auch ein bisschen extra Raum geben, denn liebes Publikum, ich denke, sehr viele von euch können das intensiv nachfühlen. Ja, eine kleine Warnung, eigentlich zwei Warnungen habe ich noch für euch, bevor es losgeht. In dieser Folge wird eine Missbrauchserfahrung thematisiert. Wenn ihr euch mit diesem Thema unwohl fühlt, überspringt das Kapitel, es wird noch einmal angekündigt oder hört an einer anderen Folge weiter. Beim Thema Selfbondage haben wir in dieser Folge intensiv auch über Gefahren und über mögliche Sicherheitsmechaniken gesprochen. Dennoch von mir dieser Hinweis: Bitte bringt euch niemals allein in hilflose Situationen. Es besteht potenziell Lebensgefahr und eure Selbsteinschätzung kann trügerisch sein. Handelt mit viel Bedacht, Selbstverantwortung und bedenkt, dass keine Technik der Welt, kein Gerät und kein noch so ausgeklügelter Plan hundertprozentig zuverlässig sein kann. Die Anwesenheit einer weiteren Person zur Sicherheit ist nicht ersetzbar. Behaltet das bitte im Hinterkopf. Gut, das waren jetzt aber genug Warnungen. Besucht gerne kunstderunvernunft.de, lasst gerne ein paar Worte zur Folge da und entdeckt gerne, dass diese Folge auch aus mehr als diesem Audio besteht. Los geht‘s mit Folge 120 mit Mr Bondage. *Ende Intro-Musik* Liebes Publikum, ich sitze hier bei strahlendem Sonnenschein in meinem Büro vor meinem Bildschirm, denn heute gibt es wieder eine Remote-Aufnahme und ja, mir gegenüber, mit vielen Kilometern dazwischen, sitzt Mr Bondage. Hallo.
Mr Bondage Hallo.
Sebastian Ja, ein paar Daten. 42 Jahre alt, mal unten, jetzt eher oben, Süddeutschland. Das ist auch der Grund, warum wir es remote machen. Denn unser Vorgespräch haben wir schon Anfang 2022 geführt. Und es hat mich seitdem nicht in die Gegend verschlagen. Und bevor das jetzt noch ewig dauert, haben wir dann beschlossen, wir machen das mithilfe von ganz viel Technik. Aber du bist ja gut ausgestattet, das wird hervorragend klingen. Und ich freue mich, dass wir es heute endlich schaffen. Yay.
Mr Bondage Ja, finde ich auch.
Sebastian Das wird eine Folge über Bondage, weil der Name das ja sagt, aber jetzt nicht so wie die letzte Folge, die du mir gegenüber ja noch nicht gehört haben kannst, weil die habe ich erst vorgestern aufgenommen. *lacht* Die kommt also erst noch. Also Bondage ist ein Teil, aber wir gehen eher in den Bereich ... ach, das verrate ich noch gar nicht. *lacht* Ja, vielleicht magst du dich ein bisschen vorstellen. Also 42 Jahre, Süddeutschland und du, ja, wie ist so dein Kink-Leben im Moment? Kannst du da kurz was beschreiben?
Mr Bondage Ja, wie ist mein Kink-Leben im Moment? Es ist relativ ruhig. In den letzten Monaten war eigentlich nicht wirklich viel. Ich war ab und zu mal auf einem Fesseltreffen oder so. Oder habe eine meiner Fesselpartnerinnen besucht zum Fesseln, weil ich mach‘, Bondage ist mein Schwerpunkt, also BDSM nicht wirklich, aber ... Und ich mache da Shibari, also mit Seilen, aber auch mit Ketten.
Sebastian Und seit wann machst du das wirklich mit anderen Leuten?
Mr Bondage Das ist jetzt wirklich schwierig. Ich meine, so 2022 war so der erste Punkt, wo ich Interesse hatte an der aktiven Geschichte. Aber vorher habe ich sehr, sehr, sehr viele Jahre lang Selfbondage gemacht. Sehr viele Jahre.
Sebastian Also 2022, das ist gerade mal zwei Jahre her im Grunde.
Mr Bondage Naja, wobei 21/22 stimmt gar nicht. 2020 war es tatsächlich.
Sebastian Aber auch da so ...
Mr Bondage Ja, aktiv bin ich noch gar nicht lange dabei. Passiv deutlich länger, so seit 2016. Und ich habe viele Jahre gar nicht gewusst, dass es das Thema BDSM gibt und so. Ich habe das auch nicht wirklich verfolgt. Ich habe das auch nicht wirklich verfolgt, dass es ... mir Menschen zu suchen, mit denen ich das machen kann, sondern Selfbondage hat mir wirklich lange, lange, lange gereicht, aber irgendwann war dann halt einfach der Druck zu groß, die Neugier zu groß und ja.
Sebastian Wir fangen natürlich, du kennst das ja, wie immer ein bisschen vorne an, wie sich das alles entwickelt hat. Wir gehen mal so ein bisschen chronologisch rum, bis wir irgendwann bei heute mal angekommen sind. Ich habe hier schon mal stehen, also da hast du auch im Vorgespräch gleich mit angefangen. Kindheit: Festmachen war spannend. Also irgendwo wo kommt es ja schon her. Also was sind so die ersten Dinge, wo du mit Fesseln, fixieren irgendwie was im Kopf hattest?
Mr Bondage Im Kopf, ja, tatsächlich, das ist eine interessante Geschichte. Es gab bei uns jemand im Nachbardorf oder so, der hat so Zauberkünstler gemacht. Und da waren auch Entfesselungstricks dabei. Und es gab auch so regelmäßige Partys. Meine Eltern waren da auch mal mitvertreten. Also nicht beim Zaubertrick, sondern halt einfach Partys. Und für die Kinder wurden halt Zaubertricks vorgeführt. Und ich war immer ziemlich fasziniert von diesen ... Entfesselungstricks. Und das war so mit ja, acht, neun oder so, maximal zehn, weil das ist zu einem Zeitpunkt gewesen, wo meine Schwester noch nicht auf der Welt war. Und ich hab ja deutlich, bin ja deutlich länger schon da als meine Schwester. Joa, und ich fand halt das Thema recht spannend. Also ich fand zum einen überhaupt das Entfesseln sehr spannend, aber als ich das dann so selbst mal ausprobiert habe, so mit Gürteln oder so was, so die ersten Anfänge in Richtung Selfbondage, habe ich schon gemerkt, dass ich das Gefühl sehr mag, also dieses Eingeschränktsein. Joa, das habe ich dann immer weiter intensiviert.
Sebastian Das heißt, das war so ein Ding für dich, wenn du mal Zeit und Ruhe hast und es soll sich schön anfühlen, dann hast du rumprobiert.
Mr Bondage Genau. Und anfangs nur mit Gürteln oder so, später dann, weiß ich nicht, ich glaube, wenn wir Besuch hatten, dann gab es auch Kinder, die hatten so Spielzeughandschellen dabei und wir haben da so Räuber und Polizist gespielt, so was. Und du kannst dir denken, wer ich natürlich am liebsten, wen ich am liebsten gespielt habe.
Sebastian Da überlege ich gerade, ob du da der Polizist gewesen bist oder eher der Räuber.
Mr Bondage Ja, der Räuber, der gefangen wird. Also ich habe Bilder noch im Kopf, wo wir gespielt haben, da gab es ein Kletterbett. Also ich habe nur noch ganz, ganz vage Erinnerungen im Kopf, weil ich bin ja jetzt schon über 40 und dementsprechend kann ich nicht mehr alles ins Gedächtnis rufen. Und es gibt tatsächlich auch Dinge, die möchte ich nicht mehr ins Gedächtnis rufen. Da kommen wir später dazu. Und das war auf jeden Fall, es gab so ein Kletterbett und das haben wir zu einem Gefängnis ausgebaut. Das war ganz lustig. Und da haben wir dann irgendwie so zwei Gürtel dran gemacht. Und da konntest du jemanden festmachen. Und das war immer das Größte für mich, dass, ja, daran festgemacht zu werden. Und wenn es keiner gemacht hat, dann habe ich es halt selber gemacht.
Sebastian Gut, das ist ja jetzt eher so ein kindliches Spielen und Ausprobieren. Und einfach feststellen, ja, fühlt sich irgendwie interessant an. Aber das hat ja noch keine, keine, ja, ich sag mal sexuelle Bedeutung in irgendeiner Form.
Mr Bondage Genau. Das kam dann, ich würde jetzt sagen, mit 12, 13 oder so, kamen dann die ersten sexuellen Erfahrungen damit. Und da habe ich auch schon gar keine Gürtel mehr verwendet, sondern ich bin auf Ketten umgestiegen.
Sebastian Das macht doch Lärm.
Mr Bondage Ja, macht, wobei die haben gar nicht so viel Lärm gemacht. Das sind nicht solche Mega-Raschelketten gewesen, das sind solche billigen, schrecklichen Baumarktketten gewesen von meinem Vadda [Dialekt für Vater], die ich im Keller gefunden habe. Da gab es auch einen Satz Karabiner, das waren ganz kleine Mini-Karabiner. Und wenn du die benutzt hast, war es wirklich schwer, dich selbst zu befreien, weil wenn die einmal einrasten und die sind so verdammt klein gewesen, hast du echt ein Problem.
Sebastian Also das ist im Prinzip, wenn du beim ersten, ich sag mal sexuellen Selbsterkunden, das gehörte irgendwie gleich dazu.
Mr Bondage Ja. Das kam Hand in Hand einfach irgendwie, also erst war es das kindliche Spielen und dann kam die sexuelle Komponente dazu. Man muss allerdings dazu sagen, es gibt ein Ereignis, was das Sexuelle ausgelöst hat. Weil ich war zwar fasziniert von den ganzen Fesseleien, aber ich hatte jetzt keine wirkliche Verbindung dazu gehabt. Und es gab da ein Erlebnis, das ist leider kein schönes Erlebnis, da ist das Ganze exponential gestiegen, das Thema. Und auf einmal war ich voll, voll und ganz drin. Feuer und Flamme.
Sebastian Magst du zu dem Ereignis was sagen?
Mr Bondage Ja, das kann ich sagen. Dieser Mensch, der diese Zaubertricks ausgeführt hat, mit dem war ich auch öfters alleine. Das ist ein Jugendlicher gewesen, so kurz vorm Erwachsenwerden. Ich weiß jetzt nicht genau, wie alt, 16, 17 oder so, war aber noch nicht volljährig. Und ich war ja fasziniert von diesen Zaubertricks. Und er hat mir auch persönlich welche gezeigt und mir auch ein paar Sachen erklärt. Unter anderem den Houdini-Trick mit diesen speziellen Houdini-Handschellen, mit diesen Rundbogen und so. Das fand ich ganz spannend. Und der hat halt auch einen Haufen Spielzeug rumliegen gehabt, was halt auch mit der Zauberei zu tun gehabt hat. Und da lagen Handschellen und irgendwann, ich weiß nicht mehr genau wie, in welcher Situation das war, da bin ich auf sein Zimmer, da war er und ... ja, da hat er halt gemerkt, dass ich da Feuer und Flamme bin und hat das dann so ein bisschen ausgenutzt und sexuell sich ausprobiert an mir. Und das war ziemlich schlecht, weil das hat meine komplette Sexualität zerstört.
Sebastian Okay, also ich werde hier natürlich in der Folge eine Triggerwarnung vorne gehabt haben.
Mr Bondage Ja, das ist wichtig.
Sebastian Also liebes Publikum, das, ne [Dialekt], also das ist ein Punkt, auf die Details gehen wir nicht ein, aber ... Ich finde auch die Umschreibung „unschönes Ereignis“ einfach viel zu schwach für so was. Dennoch, das scheint bei dir die Verbindung Sexualität oder Lust und Selfbondage trotzdem hergestellt zu haben, diese Verbindung.
Mr Bondage Ja, tatsächlich. Es hat es enorm beschleunigt, dieses ganze Thema. Also der Drang war ja schon da. Das kann ich nicht leugnen. Das war schon einfach in mir drin. Ansonsten wäre ich ja nicht davon fasziniert gewesen und hätte es dann auch nicht ausprobiert. Aber durch das Ereignis ist das dann explosionsartig gekommen, das ganze Thema. Und ich habe das dann wirklich intensiv verfolgt. Und habe, ja, richtig viel Selfbondage gemacht, teilweise extrem gefährliche Sachen, wo ich mittlerweile mir denke, was für ein Idiot warst du denn?
Sebastian Ja, das lass mich mal ganz kurz nochmal unterbrechen. Konntest du das inzwischen bis heute verarbeiten? Also hattest du die Möglichkeit, da mit Menschen drüber zu sprechen und das für dich auch im Geist abzuschließen? Oder ist das so ein Ding, das ist halt lange her und schwelt halt so in einem?
Mr Bondage Das ist so eine Mischung aus beidem. Also ich habe es den wichtigsten Menschen in meinem Leben natürlich gesagt. Die wissen das. Ich habe da drüber, also gerade meine Frau und so, die weiß das. Aber ich habe nie wirklich professionelle Hilfe gesucht in der Richtung. Und ich glaube auch nicht, dass das wirklich sinnvoll ist, weil ich eigentlich das Ganze nicht nochmal in Erinnerung holen möchte, weil es ändert nichts an dem Thema. Das ist einfach eine Neigung, die ist jetzt da, die kriege ich nicht mehr weg. Will ich auch gar nicht mehr wegbringen. Ich mag Bondage, ich finde es sehr, sehr angenehm und mittlerweile mag ich auch BDSM, also nicht nur Bondage. Aber, ja ...
Sebastian Und das ist einmal passiert?
Mr Bondage Das ist zum Glück nur einmal passiert.
Sebastian Okay. Gut, also sagen wir mal so, dein Geist ist da resilient genug, dass du dir nicht, ich sag mal, alles hast kaputt machen lassen davon. Es wiegt natürlich trotzdem schwer, gerade in so einem frühen Alter. Gut, ist Teil deines Weges.
Mr Bondage Ja genau, also es hat was kaputt gemacht, es hat meine normale Sexualität kaputt gemacht, ich kann nicht normal Sex mit einer Frau haben oder, das geht einfach nicht, das gibt mir null, absolut null und teilweise fühlt sie es auch ziemlich ekelhaft an. [Unverständlich] zu leiden, also meine Frau leidet da ziemlich drunter, weil wir führen deswegen fast ein sexloses Leben, das, was halt an mir liegt und nicht an ihr. Und da wären wir eigentlich schon am nächsten Thema. Es ist unglaublich schwierig, mit meiner Frau über das Thema zu sprechen. Die will eigentlich gar nichts darüber hören. Wir haben aber nur offene Beziehung. Das haben wir damals so vereinbart, dass ich mich ausleben kann außerhalb.
Sebastian Was heißt damals?
Mr Bondage Viele, viele Jahre ist das her. Das war 2008. Ich meine, irgendwo in einem Zeitraum, wo mein Sohn damals auf die Welt gekommen ist, da hat es dann angefangen. Das war dann auch die Zeit, wo ich langsam Sehnsucht hatte, wirklich mal mit Menschen zu spielen. Und anfangs war für mich, nur passiv kam da in Frage. Ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, was aktiv zu machen. Auch wenn es eigentlich auf der Hand liegt, wenn man Selfbondage macht, bist du ja technisch schon ziemlich begabt, würde ich jetzt mal sagen. Das heißt, von der technischen Seite kannst du es problemlos machen. Nur Technik *lacht* und Fesseln sind zwei verschiedene Paar Schuhe. *lacht*
Sebastian Ja, ein bisschen. Also es kommt immer darauf an, was man möchte. Okay, ich spule nochmal ein bisschen zurück. Also vielleicht, das ist mal so ein Punkt. Also bevor ich diesen Podcast gemacht habe, dachte ich, naja, so Selfbondage, das ist, ja, da findet man manchmal irgendwelche Videos. Aber ich dachte, das ist das super Randthema. Das gibt es gar nicht wirklich, weil das ist ja auch unfassbar gefährlich. Und wenn man irgendwelche Videos sieht, dann geht es immer noch, weil da weiß man, da ist noch jemand, der eine Kamera irgendwie bewegt. Also wenn die Kamera sich bewegt, weißt du, da ist noch jemand. Aber dass das Menschen wirklich tun, das erschien mir so abgrundtief gefährlich. Also klar, gibt Sachen, die kann man machen, so ein bisschen Schmuckbondage und so, das kann man alles tun, aber dass man wirklich sich in Situationen bringt, puh. Auf der anderen Seite habe ich natürlich dann auch gemerkt, okay, da ist natürlich dieses, dieser Moment, oh, jetzt wird es wirklich schwierig, hier rauszukommen, das muss ein Adrenalinkick bis zum Geht­nicht­mehr sein und diese Erleichterung, wenn es dann klappt. Jetzt hast du als Jugendlicher ... ja, probiert, da würde ich gerne von dir ein bisschen wissen, was und ja, wie, also was hast du probiert, wie hast du dich gesteigert und wo war es vielleicht auch mal kritisch, also wie sah Selfbondage bei dir aus und auch da, ich bleibe mal bei dem Begriff sexuell, also da geht es dann heute tatsächlich nicht um Sex in dem Sinne, sondern es geht einfach um die Richtung Befriedigung, also inwieweit dir das auch was gibt. Ach, das sind tausend Fragen, ich fange mal einfach an. Also, Selfbondage, du hast gemerkt, dass zwar blöd, durch ein blödes Ereignis gemerkt, aber gemerkt, das hat irgendwas mit Lust und Ekstase zu tun. Was hast du getrieben und wie und wie gefährlich war es? Und liebes Publikum, jetzt schon mal der Disclaimer: macht das nicht nach.
Mr Bondage Nein, bitte, auf gar keinen Fall nachmachen. Selfbondage ist extrem gefährlich. Es ist extrem gefährlich. Ich hatte Situationen, wo ich kurz davor war, mich nicht mehr selbst zu befreien. Und es war in einer extrem schwierigen Situation, eine extrem gefährliche Situation. Also angefangen habe ich natürlich sehr leicht, wie gesagt mit Gürteln und so. Einfach so ein bisschen ans Bett dran gemacht. Ich hatte irgendwie so ein Bett am Holzrahmen ein bisschen festgemacht. Und mir ging es anfangs nicht wirklich um die Hilflosigkeit, sondern mir ging es um das Gefühl, etwas am Körper zu haben, der Körper wird, Teile vom Körper werden zusammengepresst, die Arme zum Beispiel oder so, das ist generell bei mir, mein Bondage ist so, ich liebe das Gefühl, ich brauche das Gefühl, das Sexuelle kommt dann von alleine, aber das Gefühl ist erstmal das, was schon mal da sein muss, also das Enge zum Beispiel. Wenn es dann noch gesteigert wird durch Hilflosigkeit, dann ist das natürlich nochmal ein anderes Level. Aber betreffend, wie ich weitergemacht habe. Also Gürtel waren das. Und dann habe ich recht schnell die Ketten bei meinem Vadda [Dialekt für Vater] entdeckt. Und das waren ein paar und dann habe ich damit experimentiert, aber ich hatte keine Schlösser oder so was, ich hatte nur diese billigen Schrottkarabiner, die dran waren, die waren tatsächlich auch dran, die konntest du nicht mehr wegmachen und damit habe ich halt experimentiert, einfach so ein bisschen versucht, die Hände festzumachen, und versucht, verschiedene Positionen zu machen Und es gab dann bestimmt auch mal eine Situation, wo ich die Hände hinter dem Rücken gemacht habe und ich dann enorm Probleme hatte, wieder rauszukommen. Aber hab‘s dann doch irgendwie wieder geschafft.
Sebastian Wie, wie ist das, der Moment, wenn diese Panik kommt, o scheiße, jetzt hab ich‘s übertrieben.
Mr Bondage Die ist wirklich übel, die Panik, weil ich habe dann irgendwann nicht mehr aufgehört mit dem Fesseln selbst, sondern ich habe noch andere Elemente mit dazu gepackt. Ich habe auch Schmerzen mit dazu gepackt, also Nippelklemmen zum Beispiel, wobei hatte ich glaube ich gar nicht, ich hatte nur klassische, na, mit denen man Klamotten aufhängt.
Sebastian Ja, Wäscheklammern.
Mr Bondage Wäscheklammern, genau. Und hab‘ Breathplay ein bisschen gemacht, also so Zug am Hals und Fesslung auch explizit so gebaut, dass du Zug drauf geben musst, um wieder frei zu kommen. Und das war zu einer Zeit, wo ich noch nicht mit Schlössern und so gearbeitet habe, sondern wirklich nur mit Karabinern. Und mit Karabinern ist unglaublich gefährlich, weil wenn die einmal einrasten, und das kann passieren, dass die einrasten, obwohl du das gar nicht willst, weil du deine Hände zum Beispiel gerade versuchst, entweder frei zu machen oder du versuchst, sie in eine andere Position zu bringen. Und auf einmal schnappt diese eine Kette an und dann bist du praktisch wirklich hilflos. Da gab es ein paar gefährliche Momente. Und ein Moment tatsächlich, da hat meine Mutter mich erwischt. Da bin ich ... war‘s meine Mutter? Das kann auch meine Stiefmutter gewesen sein. Ich weiß es gar nicht mehr. Also auf jeden Fall, ein Familienmitglied hat mich erwischt. Ich habe versucht, noch wegzurennen. *lacht* Ich hatte die Hände hinter dem Rücken, bin dann aufs Dach gerannt und habe mich versucht, irgendwie zu verstecken, dass mich niemand sieht. Aber ich bin dann doch erwischt worden und musste mir dann doch irgendwas anhören, weil meine Eltern waren noch sehr religiös, sagen wir mal so.
Sebastian Da warst du wirklich so im Jugendalter auch, so 15, 16?
Mr Bondage Ja, noch nicht 15, 16, noch ‘n Ticken drunter tatsächlich. Also 13, 14 oder so, absolutes Maximum. Mit 15, 16, da habe ich dann tatsächlich deutlich besseres Equipment gehabt. Da habe ich dann auch Ketten aus dem Baumarkt mir besorgt. Hab dann irgendwie übers Taschengeld, bin dann in den Baumarktladen im Nachbarsort, in den damaligen Ortsbaumarkt gegangen und war total aufgeregt, weil das damals das Erste war, was ich ... das erste Mal, dass ich da alleine drin mit dem Gedanken „Ich kaufe mir jetzt Ketten für Selfbondage“, das war schon irgendwie sehr, sehr aufregend. Und es hat Minuten gedauert, wenn jetzt sogar eine halbe Stunde, bis ich überhaupt was ausgesucht habe und bezahlt habe. Weil wo ich dann an der Kasse stand und die Ketten dann hingelegt hatte, das waren gar nicht so viele, weil so viele waren echt teuer. Also ich weiß gar nicht, was es gekostet hat. Das waren auf jeden Fall noch Marktzeiten, so 20, 30 Mark oder so was. Und ich habe da noch ein paar Karabiner dazu gepackt. Und das war auf jeden Fall ein krasses Gefühl, auf jeden Fall. Und ich bin dann mit dem Fahrrad nach Hause geradelt und ich meine auch noch gesagt zu haben, einfach nur um irgendwie meinen Kopf frei zu bekommen, ja, ist für meinen Vater. Der hat mich jetzt geschickt einkaufen, dass ich für den Ketten jetzt besorge.
Sebastian Das ist eigentlich spannend. Eigentlich ein relativ einfacher Akt, aber dadurch, dass man selber weiß, man macht jetzt was, ja, ich sag mal, verbotenes damit, dadurch ja, ändert sich alles, ne [Dialekt]? Also im Kopf wird alles, ja, interessant oder eben spannend, ne [Dialekt]?
Mr Bondage Ja, ich gehe heutzutage, wenn ich durch den Baumarkt gehe, immer mit anderen Augen dadurch. Das ist, das ist absolut krank. *lacht* Mich kriegt man eigentlich aus der Sicherheitsstraße nicht raus, hat meine Frau mir mal gesagt.
Sebastian Also wobei ich finde das spannend. Früher war Baumarkt, ich hatte auch so eine Zeit, da fand ich Baumarkt spannend und dann hörte das irgendwann auf, weil man feststellte, naja, es gibt da noch andere Geschäfte. Wenn man so eine Situation hat, wo man merkt, oh, das ist jetzt schwierig und dann kommt man doch raus. Kannst du das Gefühl ein bisschen beschreiben? Was ist es?
Mr Bondage Das ist natürlich mega erleichternd, wenn du tatsächlich dann wieder frei kommst, weil du bist ja dann halt frei logischerweise, aber das werden dann auch ein Haufen Glückshormone ausgeschüttet, würde ich jetzt mal vermuten. Aber danach will man wirklich so schnellst wie möglich das ganze Zeug vom Körper haben. Also wenn du einmal in dieser Situation warst, dass du wirklich hilflos warst und du hattest wirklich Angst, dass du dich nicht mehr befreien könntest. Und es gab eine Situation, die kam aber sehr, sehr, sehr viel später, wo ich wirklich haarscharf von geschlittert bin, in eine Situation zu geraten, wo ich nicht mehr freigekommen wäre, weil der Schlüsselbund gerissen ist und die Schlüssel mir dann auf den Schoß gefallen sind. Zum Glück auf den Schoß. Ja, also es ist auf jeden Fall mega befreiend, aber danach will man wirklich erstmal für eine Weile nichts mehr wissen davon. *lacht*
Sebastian So mal zu diesem gefährlich, also jetzt noch zu Hause als Jugendlicher. Gut, im Notfall, bevor man verreckt, muss man halt rufen und dann ist noch jemand da.
Mr Bondage Genau, zu Hause ist das alles noch wunderbar.
Sebastian Also das ist an der Stelle, da geht es dann darum, das ist natürlich klar, wenn das Elternhaus dann auch noch sehr religiös ist, man wurde dann schon mal irgendwie auch so ein bisschen erwischt. Das ist dann natürlich die Hemmschwelle, ist da, ja, da möchte, ja, ist jetzt doof die Formulierung, da möchte man lieber sterben als um Hilfe zu rufen, aber im Grunde.
Mr Bondage Ich hätte wahrscheinlich schon um Hilfe gerufen, wenn wirklich was passiert wäre. Aber es waren halt oft kaum jemand da. Also ich war oft alleine. Gerade in den Jugendjahren, so 15, 16, 17, war kaum jemand da. Mein Vadda [Dialekt für Vater] war ständig arbeiten. Meine Mutter war gar nicht mehr da. Die hat gar nicht mehr gelebt. Also mit meiner Stiefmutter habe ich mich recht oft gezofft. Und da gab es auch Events, wo es Streit gab wegen Internet und so. Damals war das Internet sehr, sehr teuer. Für mich aber sehr essentiell, weil man ja auf diesen ganzen Seiten da viele Videos und Bilder findet. Und ich hatte, glaube ich, einen Flatrate-Tarif ISDN 170 Euro oder so was im Monat.
Sebastian *zustimmendes* Mhm, ordentlich.
Mr Bondage Ja und davor war es halt Call by Call und da gab es auch mal Rechnungen von 700, 800 Euro wo mein Vadda [Dialekt für Vater] mir dann den Wisch vor die Nase gehalten hat und mir gesagt hat: „Du kriegst jetzt für eine Weile kein Taschengeld mehr“. Zu Recht.
Sebastian Waren halt Zeiten, ne [Dialekt], also heutzutage ist es halt was anderes, heutzutage sind es die In-Game Käufe, aber gut, irgend so was muss ja immer sein. Aber genau, das ist der Punkt also im ersten Moment ja nur „Ich finde das gut, das fühlt sich irgendwie gut an“, du probierst rum, bist aber alleine, das ganze Thema hat auch noch gar keinen Namen.
Mr Bondage Genau, den Namen.
Sebastian Jetzt kommt das Internet und dann fängt man an, da was einzugeben und stellt fest, man ist nicht der Einzige auf der Welt.
Mr Bondage Das war gar nicht, wonach ich gesucht habe, sondern ich habe tatsächlich aktiv nach Session-Ideen gesucht. Ich habe nicht nach Menschen gesucht, sondern ich habe nach Ideen gesucht für Selfbondage. Also ich bin relativ schnell auf ein Selfbondage-Forum gekommen. Ich meine, es hieß einfach Selfbondage-Forum-irgendwas. Das war, da gab es Geschichten, Leute haben da, ja, ich glaube, Bilder wurden nicht gepostet. Es gab auch keine Links, das war damals nicht erlaubt, aber es gab Geschichten und Szenarien, die sich die Menschen da ausgedacht haben. Und ich habe mich da auch ein bisschen in dem Forum ausgetobt und habe auch schon ein paar Szenarien mir ausgedacht und dort gepostet, aber habe eigentlich eher viel mitgenommen, was es da gab. Aber ich hatte nicht so das Bedürfnis, wirklich zu gucken, was gibt es denn für andere Menschen. Ich bin da natürlich logischerweise auf Sexportale gestoßen und bin dann auch auf den Begriff Bondage gestoßen. Und so habe ich dem Ganzen dann natürlich dann auch einen Namen geben können. Vorher wusste ich es nicht, ja gut, war halt Fesseln. Aber mit Bondage war dann klar, okay, alles was mit Fesseln zu tun hat, nicht nur Seil, sondern halt auch Manschetten, Ketten, Klebebänder und was weiß ich was alles. Also es gibt ja zig Tonnen Arten von Fesselmöglichkeiten.
Sebastian Das Gemeine an so einem Forum ist natürlich, du hast ja gesagt, da schreiben Leute Geschichten, da denken sich Leute Dinge aus, aber du liest das und sagst, das könnte man ja mal testen.
Mr Bondage Ja, und ich habe auch einige Sachen getestet. Und das war dann der Punkt, wo ich angefangen habe, mit Releases zu arbeiten. Mit Eis-Releases.
Sebastian O ja, erklär den Begriff mal. O ja, das Eis-Release ist ja beliebt. Also die Erklärung fürs Publikum: ihr friert den Schlüssel ein und das Eis wird schon schmelzen. Und das funktioniert auch dann noch, wenn der Strom ausfällt. Nur nicht im tiefsten Winter, wenn die Heizung ausfällt. Aber das ist doch eher ein seltener Fall, dass man bei unter 0 Grad was macht. Und selbst dann könnte man es vielleicht, irgendwann wird die Sonne schon wieder kommen. Aber die Idee ist einfach, dass man, ja, dass man Mechanismen findet, die unter allen Umständen funktionieren.
Mr Bondage Früher, das ist natürlich ganz klassisch gemacht mit Socke und so und den Eiswürfel reingetan und dann den Schlüssel irgendwie befestigt. Und ich musste erst mal lernen, dass es keine gute Idee ist, den Schlüssel einfach fallen zu lassen auf einen drauf. Das klingt alles toll, aber was ist, wenn du auf dem Bett liegst, der Schlüssel prallt, das Eis schmilzt, der Schlüssel wird frei, fällt auf dich runter, prallt ab, weil er an so einer blöden Kante kommt und auf einmal liegt der Schlüssel unter dem Bett und du bist auf dem Bett gefesselt und kannst nicht zum Schlüssel ran. Und das musste ich natürlich auch erstmal lernen, dass man Gegenstände, mit denen man sich befreien kann, an Seilen oder Ketten hängen sollte, damit man auch drankommen kann. Und diese Kette sollte immer irgendwie in greifbarer Nähe sein, immer, egal in welcher Situation, unabhängig davon, ob das jetzt eingefroren wurde oder nicht.
Sebastian Ich glaube, es wird mal Zeit für so ein paar ... wie soll ... Also wenn Menschen Dinge machen, und das machen sie eh, dann müssen wir wenigstens sagen, also was müsstet ihr als minimales Sicherheitsnetz haben? Also ich behaupte jetzt mal, ja, natürlich eine Idee, wie man sich da befreien kann, die auch funktioniert, aber auch die wird irgendwann mal scheitern. Also wie kann ich sicherstellen, dass es nicht lebensgefährlich wird?
Mr Bondage Ja, gerade wie ich gesagt hatte, also den Schlüssel immer in irgendeine Art von Verbindung zu einem bringen, auch wenn er außerhalb der Reichweite ist, aber es sollte immer möglich sein, dass du den zu dir ranziehen kannst. Aber jetzt ganz wichtig, nicht so ziehen, dass der Schlüssel dann irgendwie rausrutscht oder so. Also nicht einfach an den Schuhbändel dran machen und hoffen, dass der Knoten hebt. Nein, ganz schlecht. Sondern einen Karabiner nehmen oder von mir aus ein Schloss und den Schlüssel wirklich festmachen, dass der sich nicht löst. Das ist enorm wichtig. Ja, es macht so ein bisschen das ganze Spiel so ein bisschen, ich würde jetzt nicht sagen kaputt, aber es schwächert, wie nennt man das, wenn es eine Situation etwas ... Ja, schwächer macht einfach. Macht dann nicht mehr so viel Spaß, wenn du weißt, du kommst wieder dran. Wenn du den aber dann eingefroren hast und du weißt, irgendwann kommt es, taut es auf, dann hast du wieder das Gefühl, okay, du hast diese Hilflosigkeit erreicht und dann, wenn der Schlüssel dann frei ist, kannst du dich wieder befreien. Das ist natürlich top.
Sebastian Okay, aber das ist ja nur der erste Weg. Also wie viel, was gibt es noch? Also nehmen wir mal an, das geht schief, weil der Schlüssel bricht ab oder irgendwas. Ich weiß, du hast es nicht immer mit Backup gemacht, um das mal vorsichtig zu formulieren.
Mr Bondage Ja.
Sebastian Aber wenn jemand sagt, hier, okay, erklär mir mal ein bisschen, ich möchte auf jeden Fall probieren. Also wir machen jetzt keine Nachbauanleitung, aber schon so dieses: Was muss noch sein? Welche Möglichkeiten gibt es noch, dass man zumindest ein bisschen safe ist?
Mr Bondage Was ich immer mache, ich mache einen Schlüssel, weil ich arbeite immer mit Schlüsseln und Schlössern mittlerweile. Ich tue die immer an den Körper irgendwie dran machen, als absolutes Safe-Fallback. Und auch so, dass ich den Schlüssel wirklich wieder wegmachen kann und dass der selbst auch nochmal an ‘ner Kette hängt. Das heißt, selbst wenn ich den dann losmache, kann es nicht passieren, dass der dann zum Beispiel auf den Boden fällt oder so. Ich kann den dann trotzdem mit der Kette ranziehen. Zeitschlösser gibt es noch. Die sind halt recht teuer, aber das ist ganz praktisch. Da gibt es mittlerweile sogar Apps fürs Handy, wo du dann die Zeit einstellen kannst und das wird dann per Bluetooth drauf gesyncht und oah, gruselig. Würde ich persönlich nie verwenden. Und was es dann auch noch gibt, ist Zahlenkombinationen. Schlösser mit Zahlenkombinationen. Wo du zum Beispiel deinen Schlüssel in eine Kassette einschließt und die Kassette ist mit einem Schloss für Szenen, wo du eine Zahlenkombination brauchst. Und die merkst du dir hoffentlich oder so. Ich hab das aber nur ein einziges Mal ausprobiert und fand‘s zu gefährlich, deswegen bin ich eigentlich, würde ich es nicht sagen, dass ich es empfehlen würde. Aber es gibt mittlerweile auch gerade mit Apps ganz viele Möglichkeiten, dass du dir Kombinationen generieren kannst. Die werden dann auch irgendwie in der App angezeigt und erst nach zwei Stunden oder so werden die dann im Display angezeigt. Da gibt es gaaanz viele Möglichkeiten mittlerweile.
Sebastian Also ich würde da auch nochmal ins Spiel bringen: es gibt auch noch menschliches Backup. Also wenn ich weiß, in der Nachbarwohnung ist wer und kann mich sogar hören, wenn ich laut bin, hilfreich. Oder zum Beispiel, man kann auch eine vertraute Person haben, wo man abspricht, okay, pass mal auf, ich mache jetzt irgendwelchen Quatsch. Ich melde mich dann so in zwei, drei Stunden. Wenn ich das nicht tue, dann wäre es mal an der Zeit, vorbeizukommen. Auch das, klar, wenn man ganz alleine und möchte niemand einweihen, scheiße, aber eigentlich zu gefährlich. Irgendeinen weiteren Notfallweg oder dass irgendjemand weiß, da ist jemand, dass nach einigen Stunden wenigstens irgendwelche Hilfen naht, wenn man sich nicht abbestellt. Das würde ich persönlich unfassbar empfehlen wollen.
Mr Bondage Ja.
Sebastian Und das kinky Netzwerk ist auch heutzutage groß genug, dass man im Zweifel da jemand findet. Ehrlich gesagt, ich hätte zu viel Schiss, also ich würde mich nicht auf irgendein Zeitschloss-Bluetooth-App irgendwas verlassen wollen, weil Geräte stürzen ab, wenn ein Chip drin ist und das tun sie immer dann, wenn es richtig blöd ist.
Mr Bondage Mhm.
Sebastian Ja, auf der anderen Seite dieser Thrill, ich bin jetzt wirklich hilflos oder ich muss warten oder ich muss, was weiß ich, tausend Schlosskombinationen durchprobieren im Notfall. Das ist schon ziemlich stark, dieses Gefühl, ne [Dialekt]?
Mr Bondage Ja, das ist es. Und das kann man noch verstärken, wenn man mehrere Schlösser verwendet, wo alle einen unterschiedlichen Schlüssel haben. Und du hast nicht mehr ein Schloss, sondern 20, 30, 40. Und du musst dann *lacht* für jedes Schloss einen eigenen Schlüssel suchen. Das klingt super lustig, aber wenn du in einer Situation bist, wo du zum Beispiel was in Richtung Breathplay machst, und du merkst, oh, so langsam wird die Luft knapp und du möchtest dich dann jetzt befreien, ist es sehr, sehr frustrierend, das dann so zu tun, mit diesen Schlüsseln die ganzen Schlösser dann alle aufzumachen. Das habe ich zum Glück nie gemacht, also in Kombination mit Breathplay habe ich so was nie gemacht, aber ... weil ich wusste zu dem Zeitpunkt schon, dass das saugefährlich ist und habe irgendwann auch eingelenkt und habe gesagt, okay, es reicht jetzt mit den Ausprobierereien, wir machen nur noch Selfbondage in einer Variante, mit dem ich mich immer befreien kann. Auf Kosten der nicht vorhandenen Hilflosigkeit, weil es mir erstmal nur um das Gefühl geht von Ketten am Körper oder so was und irgendwo an einem Gegenstand festmachen.
Sebastian Vielleicht nochmal die Frage, also dass du das alleine probiert hast, auf die Idee bist du gar nicht gekommen, zu sagen, vielleicht finde ich ja jemanden, mit dem ich das probieren kann. Weil dann bist du hilflos, bis die andere Person einlenkt und du sie im Zweifel überzeugt hast oder sie sagt, das ist genug. Und da kommst du auch wirklich nicht raus. Und auf der andere Seite kannst du dich vielleicht auch anders entspannen. Also ja, ich finde, das liegt so nah. Oder war da so viel Scham zu sagen, ne, damit würde ich auf keinen Fall Menschen, die ich kenne, von erzählen.
Mr Bondage Ne, die Scham war nicht das Problem. Es gab einfach nicht die passenden Menschen, wo das einfach funktioniert hätte. Es gab natürlich einen Freundeskreis und so und die besten Freunde von mir, die waren natürlich eingeweiht, die wussten, dass ich das mache. Gerade so, wo ich dann so 17, 18 war, da war das dann klar, da waren viele eingeweiht, aber es hatte keiner wirklich das Interesse *lacht*, zu mir zu kommen und mir dann zu helfen, wenn es hart auf hart kommt. Ich hätte das natürlich tun können. Ich hätte sagen können, hey, hör zu, ich mache jetzt wieder so eine komische Selfbondage-Session, magst du net [Dialekt] ein Backup sein für den Fall, dass ich irgendwas versau, komme dann einfach in drei Stunden, wenn ich mich nicht melde. Oder so was. Das wäre natürlich machbar gewesen, aber ich bin einfach nicht auf die Idee gekommen.
Sebastian Mhm.
Mr Bondage Ich weiß nicht, warum.
Sebastian Deshalb sprechen wir ja heute drüber, damit niemand sagen kann, ich wäre nicht auf die Idee gekommen. Also das ist ein ganz klarer Punkt.
Mr Bondage Mittlerweile bin ich deutlich schlauer und würde sagen, immer mit einem Spotter oder mit einer sicheren Person, die einem bekannt ist, wo man wirklich eine Zeit ausmacht, hey, komm in drei Stunden bitte rein, wenn ich nicht anrufe. Es gibt auch tatsächlich Gruppen in den ganzen BDSM Communities, wo du nach Spottern suchen kannst. Das heißt, du kannst dich dann mit den Leuten verabreden, natürlich erst mal kennenlernen, weil du musst den Leuten ja auch vertrauen. Also wie im BDSM immer. Alles ist Vertrauensbasis. Und ja, wenn du Menschen natürlich kennenlernst, ist das natürlich das Allerbeste. Ich hatte auch mal einen Wunsch, damals, dass ich das nicht alleine mehr mache, Selfbondage, sondern tatsächlich mit einer Freundin oder so zusammen mache, aber das ist nie wirklich passiert.
Sebastian Gab es Verletzungen?
Mr Bondage Ja, selbstverständlich.
Sebastian Selbstverständlich, ja.
Mr Bondage Selbstverständlich. Also ...
Sebastian Was ist passiert? Du sitzt heute noch da und kannst atmen und du hast beide Arme und Beine, soweit ist es zum Glück, aber okay, also was ist passiert? Welche Verletzungen gab‘s?
Mr Bondage Also wenn wir jetzt in dem Alter Jugend und Kinder und so im Kindesalter bleiben, dann waren die Verletzungen eher minimal. Mal Prellungen oder so, wenn die Kette zu fest war oder so. Oder so ein bisschen Blutergüsse oder so was. Oder tatsächlich auch mal Verletzungen, Schnittwunden. Weil damals, muss ich zugeben, war ich ein bisschen lasch bei der Kettenauswahl. Und wenn du im Baumarkt Ketten kaufst, dann sind die ja maschinell gefertigt. Und da hängen oft solche Spänchen mit dran. Die sieht man mit dem bloßen Auge nicht wirklich. Die musst du aber wegmachen. Wenn du das nicht machst, du reißt dir die ganze Haut auf. Das ist übel. Und deswegen tue ich mittlerweile alle meine Ketten stundenweise bearbeiten mit Feile und Desinfektion und anderen Mittelchen, damit diese ganzen Sachen rausgehen, damit man sie zum Bondage wirklich verwenden kann.
Sebastian Größere Verletzungen bis heute?
Mr Bondage Einen leichten Nervenschaden. Durch eine sehr, sehr intensive Tengu-Fesselung. Und wer mit dem Begriff Tengu und Shibari was anfangen kann, weiß, dass das eine Fesselung ist, wo eigentlich no escape ist, weil die Hände, ich zeig‘s dir mal so.
Sebastian Nimmst die Hände angewinkelt nach oben.
Mr Bondage Ja, genau.
Sebastian Ich sag‘ immer so Hündchenstellungen.
Mr Bondage Hündchenstellungen. Und oft hast du dann noch ein Seil oder eine Kette jetzt halt zwischen den Händen, die das Ganze auf Zug bringt und nach hinten zieht. Und wenn du das auf Zug bringst, ist Feierabend. Du kommst da nicht mehr raus. Und ich habe mittlerweile eine Technik gefunden, wie ich es Selfbondage machen kann, ohne diesen Zug. Mit Zug, keine Chance, würde ich nicht mehr rauskommen. Ist gar nicht so schwer, aber geht. Und das war ein Grund, wo ich mal Probleme hatte mit meinem Oberarm. Und ich habe damals auch Handschellen benutzt. Und es gibt ja diese Fußschellen, und die Fußschellen kannst du ja nicht nur für Füße verwenden, sondern kannst auch für Arme verwenden und eine Sache, die ganz, ganz, ganz schlecht ist und die kann ich keinem empfehlen, die Arme mit Handschellen nach hinten machen, mit diesen Fußschellen. Selbst wenn du das Ding so zumachst, dass es sich nicht weiter zuziehen kann, das kannst du ja, du kannst ja Doppelverriegelung haben, ist der Druck auf die Nerven extrem groß. Und da habe ich mir auf jeden Fall einen leichten Nervenschaden geholt und es hat zwei Monate gedauert, bis der wieder weg war. Also ich hatte dann keine Kraft mehr in einer Hand und ich konnte ganz normal im Alltag kein Problem, aber spielen oder so, keine Chance.
Sebastian Jetzt kommen wir doch nochmal zu dem, zu dem, ja, dem Grund, warum man das macht. Ja, was ist der Grund? Das Gefühl dabei, bevor man anfängt, sich zu befreien oder man macht es zu und dann legt man sofort los, wieder da rauszukommen? Also gibt es da einen Moment der Entspannung, dieses Durchdenkens? Was ist da so im Kopf?
Mr Bondage Das gibt es in ganz verschiedenen Variationen und jeder nimmt das anders wahr. Und bei mir ist das so, die Fesselung selbst, also das ist für mich schon ein Akt, der für mich sehr befreiend ist, der macht meinen Kopf frei, hilft mir, einfach abzuschalten. Und wenn ich dann in dieser festen Position bin, dass der Oberkörper gefesselt ist zum Beispiel, wenn ich jetzt nur noch die Hände irgendwie dran fesseln muss, dann bleibe ich einfach in der Situation für 10, 15, 20 Minuten oder so und genieße das einfach, diesen Druck am Körper. Ich mag Druck sehr. Und das Befreien kommt logischerweise, wenn du das jetzt mit Selbstbefriedigung kombinierst, ist bei mir das immer so, habe ich eigentlich keinen Bock mehr, das am Körper zu haben, sobald das Thema erledigt ist, sondern sofort befreien und dann, ja. Aber das Befreien selbst mittlerweile, auch komplett ohne den sexuellen Teil, finde ich sehr, sehr im wahrsten Sinne des Wortes befreiend, weil du bist ja extrem eingeschränkt, dein Körper wird ja hart komprimiert. Oft kriegst du auch nicht wirklich viel Luft. Also gerade das Shibari gibt es einen Haufen Fesslungen, wo, ja, die Luft ziemlich unterdrückt wird durch bestimmte Seillagen. Entweder absichtlich oder weil das Seil zum Beispiel blöd verrutscht. Oder weil halt beim ...
Sebastian Da springe ich mal ganz kurz rein. Also wir sprechen noch über diesen Punkt. Also Bondage, Shibari auch mit anderen Menschen. Da kommen wir demnächst hin. Jetzt bleiben wir noch ein bisschen in diesem Punkt dieses Selbst. Vielleicht da nochmal die Frage: Hast du inzwischen Menschen kennengelernt, die einen ähnlichen Weg gegangen sind wie du, die da viel als Jugendliche oder junge Erwachsene probiert haben? Und hast du dich da mal wirklich austauschen können? Was hat man so erlebt und welchen Unsinn hat man mit sich selbst gemacht?
Mr Bondage Tatsächlich, wenn ich mein Leben betrachte, was wirklich sehr, sehr speziell ist, eher nicht, also ich habe zwar Menschen kennengelernt, die Selfbondage machen, aber dann schon gar nicht mit Ketten. Also Ketten ist wohl echt eine Rarität in der BDSM-Welt. Also wirklich als Fesselungsart zu verwenden und nicht zur Fixierung. Viele Doms, ich behaupte mal 90, 95% der Doms nutzen Ketten zur schnellen Fixierung, weil es halt einfach super einfach ist und da reichen auch Karabiner, da brauchst du keine Schlösser oder so. Und wenn du das am Andreaskreuz dran machst, dann kannst du den Popo wunderbar verhauen. Das funktioniert wunderbar. Aber ich habe niemanden kennengelernt, der wirklich einen Selfbondage-Weg wie ich eingeschlagen habe. Ich habe das ja 30 Jahre lang gemacht und mache das heute ja noch. Aber ja gut, es nimmt immer mehr ab. Ich möchte eigentlich weniger Selfbondage machen. Das ist eigentlich mein Ziel. Ich will eigentlich das mehr mit anderen Menschen machen. Eigentlich möchte ich es eigentlich lieber mit meiner Frau machen, aber die kann überhaupt nichts damit anfangen. Aber das ist ein anderes Thema. Es kommt sehr viel später.
Sebastian Ich glaube, es gibt da mehr Menschen, als wir beide denken, aber die sind natürlich nicht sichtbar, weil das ist natürlich auch irgendwie schambehaftet, weil ich werfe mal hin, so Selfbondage, das machen ja nur Leute, die niemand finden und das ist so gefährlich, das ist so verantwortungslos. Also es hat auch aufgrund dieser Gefahrensituation hat das auch in BDSM-Kreisen, hat das ja auch so ein, ja, wird es eher abgelehnt, sage ich mal. Auf der anderen Seite, wir haben natürlich hier die Möglichkeit, das ist ja das Schöne in diesem Podcast, man kann mit dir, kann ich ja jetzt, sage ich eh am Ende nochmal, aber man kann mit dir in Kontakt treten. Hast du Interesse, dich da auszutauschen?
Mr Bondage Ja, gerne. Also ich bin immer bereit, neue Menschen kennenzulernen, die auch im Bereich Bondage, auch Selfbondage unterwegs sind. Ich teile auch gerne mein Wissen. Ich bin technisch ziemlich versiert, würde ich sagen, weil nach 30 Jahren sollte man schon ein bisschen Technik drauf haben. Und ich weiß genau, was ich tue und ich mache das ja mittlerweile auch mit anderen Menschen, aber kommt später.
Sebastian Ja, also was ich immer in diesen Nebengesprächen um den Podcast herum mitbekommen habe, da ist dann eine, mit der telefoniere ich. Wir haben, machen da, es ging um eine technische Hilfestellung, die ich brauchte, ist Jahre her, nochmal heute vielen Dank an dich. Aber die erzählte: „Ja, ne, ich bin gerade gefesselt.“ Und ich: „Okay, wieso bist du gerade gefesselt?“ – „Ja, ich studiere ja und wenn ich dann wirklich was machen und abgeben muss, dann fessele ich mich halt an den Stuhl. Dann kann ich da zwar arbeiten, aber ich kann halt nicht aufstehen und aufs Klo gehen oder dies oder das oder jenes und das hilft mir, mich zu konzentrieren.“ Also auch da ist ja dieses Gefühl, jetzt bin ich hier, jetzt muss ich hier in diesem Ort sein. Das sind so, klar im Vergleich eine sehr leichte Strategie oder Technik und auch jetzt nicht zu Befriedigungszwecken, aber auch das ist was, was durchaus mal verbreitet ist. Und wenn Menschen Seilbondage üben, dann spricht nichts dagegen, sich den Harnes auch mal selber um den Oberkörper zu legen. Also Selfbondage als solches machen glaube ich relativ viele Menschen. Selfbondage auch so ein bisschen, was weiß ich, bei der Selbstbefriedigung mal, was weiß ich, ‘ne Spreizstange benutzen oder so was, um einfach ein bisschen fixiert zu sein. Auch, aber dieser Adrenalin vom „vielleicht komme ich hier gar nicht mehr raus“, das ist, glaube ich, tatsächlich ein bisschen seltener.
Mr Bondage Ja, tatsächlich. Ich mache das aber auch ab und zu, wenn ich wirklich den Kopf frei bekommen will und ich bin im Homeoffice am Arbeiten, dass ich, keine Ahnung, ein bisschen an‘ Stuhl fessel‘ oder so und einfach, ja, einfach einen Kopf einfach frei zu bekommen, das hilft mir enorm. Also manche hören Musik, ich mache halt Fesslungen nebenbei. Ich habe gerade während Corona unglaublich viel geübt. Ich habe alles an Tutorials mir reingezogen, was im Internet existiert. Und habe die auch gewichtet und habe mir dann auch Bezahlteile gekauft und habe dann richtig intensiv die Fesslungen ausprobiert, die ich tatsächlich auch an mir ausprobieren kann. Gibt da allerdings auch welche, wo du einen Stuhl dafür brauchst und eine Schwimmnudel.
Sebastian Schwimmnudel? Okay, das ist dann die Frage nach ungewöhnlichem Handwerkszeug.
Mr Bondage Genau. Du tust die Schwimmnudel irgendwie in den Stuhl dran packen, entweder mit Seilen oder mit Ketten oder wie auch immer. Und tust dann einen großen Pullover drüber, so mit Ärmel und so. Und hast im Grunde so eine halbe Puppe dadurch. Und durch die Schwimmnudel hast du auch Arme. Und dann kannst du auch tatsächlich diese TK-Fesselung machen. TK steht für Takate Kote. Das sind die Fesselungen, wo die Hände hinter dem Rücken sind, so verschränkt und du typischerweise Lagen hast, die über die Arme gehen.
Sebastian Nehmen wir mal nochmal das Equipment, also jetzt für dich selbst. Also ja, Ketten, Karabiner, Schlösser, eingefrorene Dinge, so ein Schlüssel einzufrieren, hat ja auch schon mal wieder so ... Da muss ich nochmal fragen, du hast einen Schlüssel eingefroren zu Hause und die Familie wusste nichts. Wie hast du einen Schlüssel eingefroren, dass keiner checkt, was du da tust? Der braucht ja ein paar Stunden.
Mr Bondage Ja, das braucht ein paar Stunden tatsächlich. Wir hatten eine Gefriertruhe und ich habe den Schlüssel einfach ganz unten in die Gefriertruhe reingepackt, in so ein Gefäß. Das hat keiner gesehen und hab‘ mir das dann halt einfach geholt. Das Problem ist, die Zeit. Wann ist der perfekte Moment, den Schlüssel wieder rauszuholen, sodass du ungefähr weißt, okay, in einer Stunde ist der Schlüssel wieder geschmolzen, also das Eis geschmolzen und du hast den Schlüssel. Die Zeit ist enorm wichtig, wie lange du das einfrierst, weil das kann enorm entscheidend sein. Das kann eine Stunde sein, das können aber auch sechs Stunden sein und sechs Stunden, finde ich, ist ein bisschen extrem.
Sebastian Ja, wie warm ist es im Raum? Ist das eventuell isoliert, weil es in der Socke drin ist? Dann sind es unten in der Gefriertruhe sind es garantiert mehr als, also kälter als minus 18 Grad bis 0 Grad ist ein bisschen. Dann die Frage, wie viel Wasser, wie groß ist der Schlüssel im Verhältnis dazu und da unterschätzt und überschätzt man sich, oh Gott. Also ich stelle mir gerade dieses Bild vor, du siehst, wie das da tropft und tropft und das Ding wird und wird nicht kleiner.
Mr Bondage Das ist grauenhaft. Deswegen habe ich das dann irgendwann auch nicht mehr gemacht. Ich habe das ein paar Mal ausprobiert und ich empfehle es, wenn man es mal ausprobiert, dass man es einfach so ausprobiert, ohne sich zu fesseln. Einfach nur, damit man ein Gefühl dafür bekommt, wie lange es dauert, bis es geschmolzen ist. Also man muss dann wirklich einen Timer laufen lassen und sobald der Schlüssel dann auf den Boden fällt, den Timer sofort stoppen und dann weiß man, okay, ich habe den Dinger jetzt eine Stunde eingefroren und das hat jetzt eine halbe Stunde gedauert, bis er runtergefallen ist. Als Beispiel.
Sebastian Ja und vielleicht auch nicht den Eisblock auf den Tisch legen, weil durch die Platte, die gibt ordentlich Wärme ab, dadurch verfälscht das alles, schwierig. Ich gehe nochmal so in den Bereich, ich habe ein bisschen rumgegoogelt die letzten Tage, dachte mir, okay, was gibt es denn da? Also wenn man bei den üblichen Portalen Selfbondage eingibt, mein Gott, da gibt es eine Menge. Wie gesagt, das ist dann relativ safe, weil irgendwer hält die Kamera, es ist halt auf Effekt und Dramatik und ich habe ja auch eine Seite gefunden, mein Gott, ich mag jetzt den Namen der Seite nicht nennen, ich überlege gerade, es gibt so Mensch-Tier-Hybride, wer den Fachbegriff kennt, der findet dann auch die Seite. Mein Gott, was für ein Effekt da, kompliziertester Kram, irgendwelche Dampfröhren und ich habe keine Ahnung, ja, und weiß der Kuckuck was alles, aber da auch ganz oft dieses Element, dann kommt jemand zufällig rein, da ist dann, was weiß ich, der Mann, der dann doch nicht zum Geschäftsessen geht und dann wird alles ganz dramatisch. Ist das so Teil der Fantasie, da könnte jetzt was Ungeplantes passieren?
Mr Bondage Ja, tatsächlich. Das sagt wirklich jeder, der Selfbondage betreibt, behaupte ich jetzt einfach mal, dass man immer irgendwann die Fantasie hat, du bist jetzt in einem gefesselten Zustand und du weißt jetzt nicht zum Beispiel, ob jetzt die Frau oder der Mann jetzt nach Hause kommt oder die Kinder zum Beispiel, wenn du Kinder hast, das ist natürlich auch noch ein anderes Thema. Und oder der Kumpel oder so, der einen Schlüssel hat für die Wohnung, das weißt du alles nicht. Das macht auch schon ein bisschen Reiz aus, aber muss ich zugeben, für mich hat es nie wirklich, naja, es hat es nicht wirklich ... habe ich nicht benötigt, sagen wir mal so.
Sebastian Okay, und auch so vom Equipment her, also gibt es wirklich ungewöhnliche Gegenstände, die du zweckentfremdet hast, auf die ich jetzt nicht kommen würde?
Mr Bondage Nö, kann man nicht sagen.
Sebastian Also ich überlege gerade irgendwas aus dem Kühlschrank, irgendwelches Küchenwerkzeug vielleicht, irgendwelche Akku-Geräte, die leer werden müssen.
Mr Bondage Irgendwann hatte ich ja auch mal einen Ausbildungsgehalt und Geld verdient und dann habe ich angefangen, mir auch wirklich Equipment zu kaufen. Also Handschellen, Spreizstangen, tatsächliches BDSM-Equipment, das habe ich auch damals bei einschlägigen Shops gekauft. Ich war bis heute noch nicht in einem einzigen BDSM-Geschäft. Nicht in einem. Obwohl ich eigentlich eins, ja, so 40, 50 Kilometer um die Ecke hab‘. Könnte man problemlos hinfahren und dort einkaufen. Das ist ein ziemlich bekanntes Ding. Ich werde den Namen jetzt nicht nennen. Ja, also ich habe im Laufe der Jahre viel angesammelt und hab‘ da nicht mehr wirklich notwendig, hab‘s nicht mehr notwendig gehabt, irgendwelche Sachen zu basteln oder so. Weil durch Ketten hast du alle Möglichkeiten. Du kannst damit jede beliebige Fesselung bauen.
Sebastian Jetzt gehen wir mal so ganz langsam weiter. Beziehungen mit Frauen. Das vergisst man ja auch gerne mal vor lauter Ausgefeiltheit, aber irgendwie möchte man ja doch mit anderen Menschen mal was machen oder mit einem Menschen zusammen sein und einfach auch mal ein bisschen, ja, Liebe und Nähe spüren. Wie lief das bei dir? War das vielleicht auch sogar ein Hindernis, das irgendwie zu verschieben oder zu lassen oder?
Mr Bondage Ne, nicht ein Hindernis, aber das hat bei mir extrem lange gedauert. Also zuerst bin ich immer mit meinen Kumpels, mit meinem damaligen Freundeskreis immer in Discos gewesen, oft in Gothic-Clubs und in Gothic-Clubs haben die Mädels halt Halsbänder an und das hat mich enorm angezogen. Und ich war aber damals schon im Gedanken bei BDSM. Ich wusste, was BDSM ist. Ich hatte ja Internet und alles und dachte dann auch immer so, dass diese ganzen Mädels ebenfalls auf BDSM stehen. Und ich habe mir da *lacht* das eine oder andere, die eine oder andere Ohrfeige einfangen müssen, weil ich das Thema in so einem Gothic-Club angesprochen hatte oder in einem Kommentar gelassen habe. Und ich bin der schlechteste Anmacher dieser Erde. Wirklich dieser Erde. Also das war nie meins, Mädels anbaggern.
Sebastian Trotzdem, ich habe hier eine Notiz, mit 22 gab es eine Beziehung.
Mr Bondage Ja, genau, da gab es tatsächlich eine Beziehung. Die war nicht lange gehalten, ein Monat nur. Und die ging‘ auch ganz blöd irgendwie zu Bruch, weil die Dame damals eigentlich mit einem anderen Typ zusammen war, den aber eigentlich nicht mehr sehen wollte und sich dann in mich verliebt hatte und das war alles ganz komisch. Aber mit ihr habe ich dann die ersten Versuche gemacht, mein Thema Bondage mal an eine andere Person zu bringen. Also ich habe dann versucht, sie zu fesseln, weil sie hatte keine Lust, mich zu fesseln.
Sebastian Moment, du hast, ihr wart einen Monat zusammen. Ihr wart relativ jung. Und dann hast du gesagt, ja gleich am ersten Abend? Oder wie schnell hast du da mit der Sprache rausgerückt?
Mr Bondage Ne, ne, ne, ich habe mir schon ein bisschen Zeit gelassen.
Sebastian *lacht* Jede Stunde kann da dann beim ersten Kontakt kann schon lange sein.
Mr Bondage Also es war vielleicht eine Woche oder so, wo ich das Thema dann angesprochen hatte, weil ich mir gedacht habe, warum soll ich Sachen verheimlichen, wenn ich einen Menschen kennengelernt habe, wo ich mich öffnen möchte und auch vieles teilen möchte. Das war aber alles so eine ganz schwierige ...
Sebastian Was hast du gesagt? Du, jetzt kennen wir uns seit einer Woche. Übrigens, und jetzt hier Podcast-Folge bis hierhin einsetzen. Also, wie hast du es versucht zu verkaufen, beziehungsweise auch einzufordern? Und wie war die Reaktion?
Mr Bondage Also sagen wir es mal so, das Mädel war ziemlich arg in der Gothic-Szene unterwegs. Und die hat auch Halsbänder getragen. Und ich habe ihr mal so über die Blume gesagt, dass ich Halsbänder sehr mag. Ich finde es sehr sexy, vor allem, wenn sie eins trägt. Und dass es auch was mit mir macht und dass ich da mit ihr was ausprobieren könnte. Und da habe ich das Thema Bondage mehr oder weniger direkt zur Sprache gebracht. Ich habe es aber nicht überfallen. Ich habe gesagt: „Du, ich kenne mich aus mit Fesselung. Möchtest du mal gefesselt werden?“ So nach dem Motto.
Sebastian Ah, Moment. Da ging es also darum, dass du sie fesselst, nicht sie dich?
Mr Bondage Ja, genau. Ich hab, ich weiß nicht warum. Mein Mindset war eigentlich komplett passiv. Durch die ganze Selfbondage-Geschichte bist du eigentlich automatisch passiv. Aber bei ihr hatte ich nicht das Bedürfnis, mich von ihr fesseln zu lassen. Ich hätte es natürlich schön gefunden, wenn sie es gemacht hätte, aber ich hatte es von vornherein, glaube ich, so rübergebracht, dass ich sie einfach ans Bett fesseln möchte und wir machen dann ein bisschen rum miteinander oder so was. Wobei Sex war da noch gar nicht, das war noch gar kein Thema. Also wirklich nur Küssen oder so was.
Sebastian Also so eine Art heavy, heavy Petting.
Mr Bondage Ja genau, irgendwie so was in der Art. Aber natürlich, ich Idiot, musste natürlich gleich die harten Sachen auspacken. Also da habe ich natürlich gleich Ketten rausgepackt und Handschellen und was weiß ich. Und habe sie dann damit dann doch im Endeffekt überfahren.
Sebastian Was hat sie denn gesagt?
Mr Bondage Gesagt hat sie gar nichts. Das ist das Problem an der Frau gewesen. Die Frau hat gar nichts gesagt. Sie hat das dann halt einfach, also im letzten Gespräch vor vielen, vielen Jahren, wo wir dann auseinander waren, haben wir dann ein Gespräch geführt, um die Sache abzuschließen. Und da hat sie mir das gesagt, ja, das hättest du mir ein bisschen sanfter beibringen können. Hätte allerdings an der Beziehung nicht wirklich viel geändert. Aber es hätte es für sie ein bisschen leichter gemacht.
Sebastian Jetzt hast du schon erwähnt, du bist jetzt verheiratet. Gab es, bevor du deine jetzige Frau kennengelernt hast, gab es noch Versuche, Beziehungen, Ereignisse?
Mr Bondage Nein, gar nichts. Überhaupt nichts. Meine Frau war dann tatsächlich meine zweite Freundin, die ich über die Arbeit kennengelernt hab‘. Wir haben sogar im gleichen Bürokomplex gearbeitet, bei unterschiedlichen Firmen.
Sebastian Wie viele Jahre später war das?
Mr Bondage Das war, puh, ich habe hier so eine Liste. Ich meine so 2007, 2008, aber so 100 % sicher bin ich mir nicht.
Sebastian Okay, also dann nochmal so fast zehn Jahre später, ne [Dialekt]?
Mr Bondage Ja, das hat wirklich ewig gedauert. Ich habe auch mich fokussiert auf Arbeit, also Ausbildung gemacht und hab‘ dann auch angefangen, richtig zu arbeiten. Bin ja Informatiker. Und ...
Sebastian Das erklärt, warum wir hier heute, als es losgehen sollte, technische Probleme hatten: bei Informatikern, klappt es nie beim ersten Mal. Bei Menschen, die nichts damit zu tun haben, klappt es immer so vor Ort. Es ist sehr spannend. Es geht mir nicht anders. Also es scheint so ein Fluch auf Informatikern zu sein.
Mr Bondage Aber es war der klassische Fall von der Fehler sitzt vor dem Rechner. Ich hatte die Kamera nicht angeschlossen. Physikalisch nicht angeschlossen. Ohne Kamera funktioniert die Recordingsoftware nicht.
Sebastian Ja, irgendwie. Naja, keine Sorge, also, liebe Publikum, wenn ihr mit mir remote was macht, ich zeichne das Bild nicht auf, aber es ist schon gut, sich zu sehen dabei. Okay, vielleicht nochmal, wir machen tatsächlich zwei Teile, heute einen und morgen den nächsten. Bevor wir jetzt hier für heute den Abschluss finden, das ganze Selfbondage, hat sich das dann noch entwickelt, also wurde das intensiver in den Jahren, bevor du deine Frau kennengelernt hast oder hat es sich stark verändert oder rückte es vielleicht wirklich auch mal ein paar Jahre in den Hintergrund? Kann ja auch sein, dass man mal eine Session hat, wo man sagt, boah, das geht jetzt gar nicht, ich muss das jetzt mal bleiben lassen und schwupps ist ein Jahr rum.
Mr Bondage Ja, tatsächlich, ich hatte ein Jahr, wo es mir wirklich nicht gut ging. Und in dem Jahr habe ich auch keinerlei Selfbondage gemacht. Das lag wirklich brach. Und habe das dann aber wirklich dann, hab das dann wieder angefangen und ja, weiter verstärkt tatsächlich. Ich hatte dann eine eigene Wohnung und ich habe mir dann so ein Bett gekauft mit einem Stahlgerüst. Das sah zwar robust aus, war es allerdings nicht, weil ein Kumpel hat sich irgendwann mal draufgesetzt, er hat sich einfach nur draufgesetzt und das ganze Bett hat sich durchgebogen.
Sebastian *lacht* Immerhin gut zu wissen, dass im Notfall das Material nachgeben wird, dann läuft man halt dann durch das Mehrfamilienhaus durch den Flur mit einem Bettteil, aber besser als dass man da liegen muss.
Mr Bondage Ja, aber da habe ich schon echt heftige Sachen gemacht, also auch viel in Richtung Breathplay, viel in Richtungen Schmerz, wo ich einfach ausprobiert habe und dann auch gemerkt habe, okay, ich bin schon ein bisschen masochistisch und ich brauche das irgendwie. Und ja, bis ich dann meine Frau kennengelernt habe.
Sebastian Okay, und an der Stelle, liebes Publikum, machen wir einen Schnitt. Ihr kriegt jetzt ganz kurz Musik. *Podcastmusik* Liebes Publikum, jetzt ist der nächste Tag und diesmal haben wir es perfekt ohne technische Probleme geschafft, uns wieder zu connecten. Ich begrüße again Mr Bondage. Hi.
Mr Bondage Hi.
Sebastian So, und jetzt ist natürlich die Herausforderung, das Gespräch nahtlos weiterlaufen zu lassen. Das würde auch gelingen, wenn ich jetzt diese neue Begrüßung rausnehme, dann könnten wir so tun, als hätten wir es am Stück aufgenommen, haben wir aber nicht. Ja, und ich hatte dann, also für euch, liebes Publikum, vor einer Minute angekündigt, jetzt machen wir weiter mit der Frau, mit der Ehefrau und allem, was da dran hängt, aber dann ist aufgefallen, nein, eigentlich muss davor noch was kommen und du hast mir gesagt, der Halsbandfetisch, der muss nach vorne geschoben werden, warum, was hat es damit auf sich?
Mr Bondage Ja, was hat es damit auf sich? Da gehört irgendwie alles zusammen. Ich habe ja anfangs erwähnt, dass ich früher in diesen Gothic-Clubs unterwegs war und fand die Halsbänder von den Damen immer sehr anziehend und natürlich auch die Dame selbst dann. Aber irgendwann hat sich da aus den Halsbändern irgendwie ein Fetisch entwickelt. Ich fand es dann natürlich auch sexuell erregend. Und aber jetzt nicht wegen der Frau selbst, sondern wegen dem Halsband tatsächlich. Und das wollte ich dann selbst einfach mal ausprobieren. Und habe dann lange gesucht nach in irgendeinem Halsband, keine Ahnung, irgend so einem Lederteil oder so, weil ich einfach mal wissen wollte, wie das Gefühl ist. Weil ich habe ja schon mal gesagt, ich mag das Gefühl von Dinge auf der Haut und ja, das hat sich dann einfach schlicht und ergreifend entwickelt. Ich fand es dann irgendwann echt schön. Ich habe dann auch zu Hause immer Halsbänder getragen, weil ich das Gefühl einfach mag. Ich verbinde da jetzt nichts in Form von Dominanz oder Submission oder so was, sondern das ist für mich einfach ein, ein Lebensgefühl, was einfach dazu gehört. Das gehört einfach zu mir, zu meinem Charakter. Und das habe ich im Laufe der Jahre dann systematisch ausgebaut. Also ich habe dann nicht nur Lederhalsbänder gekauft, sondern ich habe dann auch welche mal mit Stacheln gekauft. Hab mich aber immer sehr zögerlich gehalten, wenn es um Öffentlichkeitsauftritte geht. Also wenn ich in der Disco bin zum Beispiel, hab ich mich nicht wirklich getraut, da ein Halsband zu tragen. Das, das, weiß ich nicht. Immer nur zu Hause. Da fühle ich mich wohl, da fühle ich mich sicher. Ich glaube, es gab einen einzigen Techno-Club-Besuch, wo ich mal eins anhatte. Und ich war mega nervös. Aber meine Kumpels haben mir zugeredet, hey, das ist doch überhaupt kein Problem, mach einfach. Und im Nachhinein war das auch nicht schlimm.
Sebastian Das ist natürlich jetzt spannend. Also ich verrate mal dem Publikum, ich sehe dich mit einem Halsreif, so aus Edelstahl, mit einem Ring vorne dran. Schönes Modell.
Mr Bondage Ja, das ist ein Eternity Collar. Das ist eine amerikanische Firma. Auf das bin ich irgendwann vor vielen Jahren mal gestoßen. Also ich mag generell Halsreifen deutlich lieber als Halsbänder, weil die halt so starr sind und du hast halt dieses kalte Symbol, äh, das kalte Gefühl auf der Haut und halt diesen Ring, der halt Spiel hat und dann klimpert oder so, ich mag das irgendwie, ich kann‘s nicht erklären, warum. Das hier trage ich jetzt tatsächlich über einen Monat tatsächlich und ab und zu muss ich‘s ausziehen, wenn wir bestimmte Termine haben, wo ich das nicht tragen kann, weil meine Frau ist da sehr, sehr strikt, die will nicht, dass das irgendwie nach außen geht und ja, deswegen hab ich dann immer ein Pullover drüber oder so, das ist die Winterzeit, da funktioniert das wunderbar.
Sebastian Das heißt, also ich meine, du bewegst dich ja auch in der BDSM-Community und da du da ja eher als Rigger unterwegs bist, bist du, hm, wie soll ich das sagen, du bist BDSMer, der in der BDSM-Community einen Hals reif mit Ring dran trägt, aber eher als Schmuck, als Joker ohne große Bedeutung und Bekundung.
Mr Bondage Das ist so nicht ganz richtig.
Sebastian Aha. *lacht*
Mr Bondage Wenn ich in der BDSM-Welt unterwegs bin, hat das für mich dann schon eine andere Bedeutung. Wenn ich passiv bin, brauche ich das einfach. Da brauche ich einen Halsreif, um in den Modus zu kommen: okay, du bist jetzt submissiv, du bist jetzt Bottom und so weiter. Das hilft mir enorm. Das macht wirklich instant Klick bei mir und bin dann in der submissiven Rolle.
Sebastian Okay, aber jetzt im Moment, was du jetzt gerade trägst, das hat jetzt gerade nicht die Bedeutung von „ich gehöre zu jemandem“. Das ist einfach für dich, das ist, ja da wäre doch mal, was habe ich schon oft gesehen, eine Kette zu tragen, also wirklich so eine Metallkette, habe ich auch schon gesehen, ich kenne jemanden.
Mr Bondage Habe ich tatsächlich auch. Ich habe ja Ketten ohne Ende. Und ich habe mir aus einer Kette, ja, so eine Kette gemacht. Aber das ist jetzt auch keine Alltagskette, weil die ist nicht wirklich für den Alltag gedacht. Die hat auch so einen Ring dran, exakt den gleichen sogar.
Sebastian Ich werde das jetzt mal als Ding der Woche klassifizieren.
Mr Bondage Ist tatsächlich nicht Ding der Woche. Ich habe was anderes.
Sebastian Ja, aber wir können ja mehrere haben. Ich sage, das ist jetzt eins, weil das erlaubt mir, auf Bilder zu bestehen. Ah. Okay, beschreib‘ mal. Oder was soll ich beschreiben?
Mr Bondage Ja, beschreib‘ du. Das finde ich interessanter tatsächlich.
Sebastian Okay, also du hältst gerade in die Kamera eine Kette. Sie sieht jetzt erstmal aus wie eine gewöhnliche Baumarktkette mit einem Karabiner auf der Rückseite. Und unten dran, hebst du es mal ein bisschen hoch? Unten dran hängt dann eben auch wieder so ein Ring am Ring in einem Glied. Und das raschelt auch ganz wunderbar.
Mr Bondage Ja, das raschelt.
Sebastian Wunderbar. Und so von der Länge her, naja, Halsumfang halt?
Mr Bondage Ja, so ziemlich exakt. Da ist nicht wirklich viel Spiel.
Sebastian Okay, ist die auch schön abgefeilt, dass das Ding dir nicht die Haut ausreißt?
Mr Bondage Ja, ich tue nämlich meine Ketten in sehr, sehr aufwendiger Arbeit bearbeiten, um sie von diesen Splittern freizubekommen. Und das ist eine davon.
Sebastian Okay, und macht die Lärm, wenn man damit rumläuft?
Mr Bondage Ja, die macht Lärm. Aber auch der hier macht Lärm. Also den kannst du nicht tragen, wenn du irgendwie beim Schlafen bist. Also wenn ich mit meiner Frau abends kuschle oder so und habe genau den hier an. Ich habe den in zwei Varianten. Einer, der ein bisschen enger ist. Das ist die etwas lockere Variante.
Sebastian Ach, das ist der lockere. Ich finde, der sitzt schon recht eng. Also da passt doch wirklich gerade noch so ein Finger zwischen.
Mr Bondage Ne, ne, ich hab noch eine, die ist noch enger, aber die, da ist schlafen nicht mehr möglich, weil du hörst das die ganze Zeit, weil man dreht sich ja und dann muss ich mir immer was anhören von meiner Frau. *verstellt die Stimme etwas* „Ich kann jetzt schlafen, das Ding klimpert die ganze Zeit, zieh es aus.“ Sie hat sich zwar mittlerweile dran gewöhnt, wenn ich den anderen trage, der klimpert nicht so arg beim Schlafen. Aber, ja.
Sebastian Das ist natürlich an der Stelle auch so eine Mindset-Frage. Wenn es ein wohlklingendes Geräusch ist oder eher so an der Stelle nicht mit etwas Positivem verbunden, dann stört es halt. Gut, aber da müsst ihr Kompromisse finden. Darüber sprechen wir noch ein bisschen. Okay, aber wenn du sagst Halsbandfetisch, dann heißt das, du hast viele?
Mr Bondage Ja, sehr viele. Also ich habe 10, 15 Stück oder so, also nur Halsreifen und dann noch ein paar Halsbänder. Halsbänder habe ich irgendwann aufgehört zu sammeln, weil ich habe bisher nicht so richtig einen Halsband gefunden, was mir so mega gut gefällt wie jetzt bei einem Halsreif. Und das Interessante, da gibt es sogar eine Geschichte, wie ich zu den Halsreifen gekommen bin. Ich hatte ja früher erstmal nur diese Standard-Halsbänder mit den Stacheln, die du halt aus den Gothic-Clubs und so kennst. Und irgendwann bin ich auf ein Video gestoßen, das war ein Shibari-Erklär-Dokumentationsvideo oder so, mit einer Dame, die einen YouTuber oder so eingeführt hat in Shibari, BDSM und so ein bisschen. Und hat so ein bisschen von sich erzählt. Und die hat einen Halsreif getragen. Und ich kannte den damals nicht. Das war ein Talena-Halsreif. Und ich erinnere mich noch, ich fand den so sexy einfach, dass ich einfach danach geguckt habe und habe Tage verbracht. Und dann bin ich tatsächlich auf ein Bild gestoßen. Da war der dann abgebildet. Und dann bin ich bei dem jeweiligen Shop gelandet, wo es den gibt. Und den habe ich mir dann auch gekauft. War nicht günstig, ich glaube 170 Euro oder so. Die Halsreife sind generell sehr teuer. Das teuerste Teil, was ich mir je gekauft hab‘, war Swedish Collar, das habe ich mittlerweile wieder verkauft, das waren 800 Euro.
Sebastian Ja, ja, ich wollt‘ gerade sagen, die Dinger haben ihren Preis. Aber du hast so ein Ding mal getragen. Also ich habe ein paar Menschen mal damit gesehen. Ich bin an dem Menschen mal vorbeigegangen auf einer Messe vor vielen Jahren, wo er dann da an seinem Stand war und habe auch mal eins in der Hand gehabt. Die Dinger sind ja wirklich brachial und mächtig, aber erstaunlich leicht.
Mr Bondage Ja, genau.
Sebastian Und diese schwarze Optik und so, das hat auch schon was.
Mr Bondage Das Aluminium ist nicht so schwer wie jetzt Edelstahl zu machen.
Sebastian Genau, aber sie sind erstaunlich leicht und trotzdem unfassbar robust. Aber das hat dir nicht gefallen vom Tragen her oder von der Optik oder was war es?
Mr Bondage Ne, es hat von der Größe her nicht gepasst. Wenn man Halsreifen sich kauft, dann muss man wirklich peinlich genau gucken mit den Größen. Und idealerweise sogar auf Messen zu den jeweiligen Ständen gehen und wirklich ausmessen lassen. Wobei ich da auch eine Erfahrung gemacht habe mit Ausmessen. Da habe ich mir auch einen Halsreif gekauft. Ich nenne jetzt einfach keinen Namen, weil ich nicht weiß, wie das jetzt hier mit Copyright ist und so. Auf jeden Fall ist es eine ziemlich große Firma. Die baut auch Halsreifen und die sind auch sehr robust. Das ist auch so ein massives Teil. Das ist Edelstahl, das hat dann so ein Schloss in der Mitte, wo du so einen Ring dran machen kannst oder auch nicht. Und so eins habe ich mir dort ausmessen lassen und bestellt. Und wo es dann kam, hat es nicht gepasst. *lacht* Obwohl ich es ausmessen habe lassen.
Sebastian Also war das eventuell 2015?
Mr Bondage 2015, das war BoundCon, wo ich auf der BoundCon war. Das müsste 2018 gewesen sein.
Sebastian Also vielleicht haben wir da ja eine Verwechslung. Ich habe tatsächlich auch mal an einem Stand 2015 mit dem Podcastsubbie auf der BoundCon haben wir auch was gefunden, haben es auch messen lassen. Und dann kam es. Es kam sogar noch irgendwie einen Tag, bevor wir in Urlaub sind. Ich weiß nicht, ob ich mich richtig erinnere. Und es war wirklich ausgemessen und es war so eine geschwungene Form und deshalb musste es auch wirklich passen. Und da wurde auch viel Geschiss gemacht am Stand, dass das wirklich vom Umfang her passt und dass es richtig liegt. Ja, ausgepackt, drangepackt ... Passt überhaupt nicht. war viel zu groß. Und dann haben wir das reklamiert und dann kam tatsächlich, eine Woche später, kam dann der, der perfekt gesessen hat. Also da wurde offenbar beim Versand vielleicht einfach verwechselt und das haben die auch ganz schnell hingekriegt und da haben wir viele Jahre auch Freude mit gehabt mit dem Teil. Bis heute auch noch. Aber der Punkt ist einfach, der hätte jetzt sein können, wenn der jetzt zu klein gewesen wäre, den du hattest, dann hattest du vielleicht unseren und umgekehrt. Ich weiß ja nicht, ob es das gleiche Modell ist, aber das wäre witzig. Dann wäre die Welt wirklich klein. *lacht*
Mr Bondage Ne, ne, war es tatsächlich nicht. Ich war, ne, es war 2020, da war ich auf der BoundCon mit einer meiner Fesselpartnerin und da habe ich den Halsreif gekauft und der war tatsächlich zu klein. Also man konnte den anziehen, aber es hat enorm gedrückt. Also es war nicht angenehm, kein bisschen. Und dann habe ich das natürlich reklamiert und dann haben sie gesagt, ja, ist alles gar kein Problem. Die schicken einen neuen und ich soll den Alten einfach wieder zurückschicken und das hat dann alles gepasst und dann kam einer, der wirklich gepasst hat. Und der sitzt absolut mega eng. Da ist kein Spiel, aber es ist noch angenehm zu tragen.
Sebastian Ja, also ich glaube, das ist immer das Schöne, das muss man auf diesen Messen auch mal sagen, also wenn man so eine Messe hat, also viele, also für viele, die da ihren Stand haben, ist das ein Nebenjob. Es gibt wirklich nur wenige, die das hauptberuflich machen und die sind in aller Regel, also ich habe bisher ganz selten mal was anderes gehört, sind die unfassbar kulant, gerade wenn dann Sachen angefertigt werden und dann wird gemessen und gemacht, die sind alle bemüht, die Leute glücklich zu machen. Und das muss man wirklich sagen, also wenn man wirklich mal die Servicewüste Deutschland betrachten mag, wenn es sie gibt, in der BDSM-Community habe ich bisher immer erlebt, super freundlich, super lösungs- und zielorientiert. Gut, vielleicht können die Leute das deshalb auch nicht hauptberuflich machen zum Großteil *lacht*, weil es sich einfach nicht rechnen kann, weil da so viele Unwägbarkeiten sind und gerade wenn Sachen da angefertigt werden, dann ist das schon mal komplizierter. Aber du hast was gefunden, er passt und du hast ihn auch heute noch hoffentlich.
Mr Bondage Ja, ich habe den heute noch. Ich könnte den jetzt auch rausholen, aber das lasse ich jetzt, später vielleicht.
Sebastian Also im Zweifel schickst du mir einfach, machst du einfach ein paar Fotos und wir hängen sie einfach schön an die Shownotes dran und dann können die Leute ein bisschen gucken.
Mr Bondage Das kann man machen.
Sebastian Wenn du mir die Fotos so beschriftest, dass da das Modell dran steht, dann kann ich das sogar als Bildunterschrift nehmen.
Mr Bondage Ja, das passt, das kann ich machen.
Sebastian Dann freuen sich die Leute, sonst kriegst du dann die Mail mit „Hallo, der sieht ja toll aus, was ist das?“ Dann kann man es den Menschen etwas leichter machen, wenn du möchtest.
Mr Bondage Nö, kann ich machen.
Sebastian Okay, das heißt aber, wenn du kannst, läufst du mit Halsreif durch die Gegend und fühlst dich damit einfach wohl.
Mr Bondage Ja, außer ich bin im aktiven Kontext unterwegs.
Sebastian Aha.
Mr Bondage Dann ist es umgekehrt. Dann trägt meine Fesselpartnerin jeweils einen Halsreif.
Sebastian Du legst deinen ab?
Mr Bondage Ich lege meinen dann ab, tatsächlich, ja. Um auch wirklich die Symbolik klarzumachen. Das brauche ich auch fürs Mindset.
Sebastian Okay, also an der Stelle, wobei da könnte sich ja vielleicht auch noch was finden. Ich meine, Schmuck kann man ja auch tragen, wenn man oben ist.
Mr Bondage Aber es gab auch schon eine Situation, da habe ich ihn einfach angelassen und habe ihr einfach das gleiche Modell etwas größer umgelegt. Das war aber eine Situation, wo wir zusammengefesselt wurden. Da hat es eigentlich eh gepasst, muss man sagen.
Sebastian Ja, wir müssen langsam zu diesen ganzen Dingen kommen, habe ich das Gefühl. Wir müssen da mal galant überleiten. *lacht* Wir gehen jetzt nochmal ein bisschen durch die Chronik. Deine Frau, sie findet ja auch gelegentlich immer so ein bisschen Erwähnung. Wir sollten vielleicht mal darüber sprechen. Also ja, das Publikum ahnt und weiß schon, sie teilt das nicht. Dennoch lebt ihr zusammen und irgendwie ist es ja auch dazu gekommen, dass ihr euch gefunden habt. Und da würde mich auch brennend interessieren, inwieweit das von Anfang an Thema war oder nicht. Also wie ist es dazu gekommen?
Mr Bondage Ja, das ist interessant, ja. Also Jahr weiß ich jetzt nicht mehr genau, will ich jetzt auch nicht wirklich erwähnen. Aber wir sind zusammengekommen als Pärchen, haben uns in der Arbeit kennengelernt. Wir haben ja auf dem gleichen Stockwerk gearbeitet, im gleichen Bürokomplex, interessanterweise. Und über den Freundeskreis sind wir dann irgendwie zusammengekommen. War super verliebt, beide. Hatten uns aber sehr viel Zeit gelassen mit dem Thema Intimität. Also Küssen und so, gar kein Thema, aber wirklich intimer Körperkontakt. Und natürlich auch Sex, das war für mich, ist für mich schon immer schwierig gewesen, das habe ich auch gesagt, dass ich da ein Erlebnis hatte in meiner Kindheit und es einfach für mich nicht so leicht ist und ich da einfach Zeit brauche. Ja, aber ich habe ihr auch von vornherein gesagt, dass ich in der BDSM-Welt unterwegs bin, dass ich Bondage sehr mag, dass ich das schätze. Ich das aber jetzt erstmal auf die Seite lege, solange bis entweder es nicht probieren möchte oder es ausprobieren möchte. Aber ich habe gesagt, das ist jetzt einfach auf die Seite gelegt. Weil das war am Anfang einfach nicht notwendig. Ich habe auch gar kein Bedürfnis gehabt in den ersten Jahren. Das kam dann erst so nach dem zweiten Jahr. Ne, das stimmt nicht. Das stimmt nicht. Das war tatsächlich früher. Aber ... irgendwann habe ich, haben wir dann miteinander gesprochen. Und dann haben wir halt gesagt, okay, wir probieren das jetzt mal aus. Und ich war mir meiner Rolle von vornherein nicht so richtig bewusst. Ich dachte immer, ich wäre passiv. Ich hatte eigentlich, also nicht erwartet, sondern es wäre halt schön gewesen, wenn sie halt die Femdom gespielt hätte. Wenn sie die Rolle angenommen hätte. Aber ich habe schon recht schnell gemerkt, Fesseln war ihr, das war nichts für sie. Sie hat da keinen Bock drauf gehabt. Sie hat mir mehrfach gesagt, du, das ist Arbeit, mach das selbst. Und irgendwann habe ich mich halt selbst gefesselt und dann haben wir halt ganz normal Sex gehabt. Und das lief viele, viele Jahre gut. War schön, aber es war schon immer sehr, sehr schwierig. Irgendwann habe ich dann auch gemerkt, bei meiner Frau, das Mindset ist da einfach nicht da. Also sie macht es mir zuliebe. Sie hat es immer mir zuliebe gemacht. Wir waren sogar gemeinsam im Baumarkt und haben Ketten gekauft. Schwarze Edelstahlketten, die so schwarz beschichtet sind. Mittlerweile weiß ich, Schwarzbeschichtung ist schlecht. Aber damals haben wir das halt so ausgesucht, weil wir das cool fanden und dann noch ein paar Schlösser gekauft und ja, wir haben auch ein paar Sachen ausprobiert und es gab auch Situationen, wo ich gemerkt habe, das hat ihr Spaß gemacht, hat mir Spaß gemacht, es gab aber auch das Gegenteil davon, es gab leider auch einen Haufen Fehler, die ich gemacht habe. In Form von, damals hatte ich nicht wirklich arg viel Geld und auch nicht wirklich viel Ahnung, was ich für Equipment kaufen sollte und ich hatte da so billige Lederteile mit so einem Metallbeschlag und da ist es passiert, dass der Metallbeschlag abgegangen ist und hat sich bei ihr in die Haut gebohrt.
Sebastian Ai, ohhh.
Mr Bondage Und das war, wie man im wahrsten Sinne des Wortes, ein einschneidiges Erlebnis gewesen für sie. Negativ behaftet. Aber das war nur die Spitze des Eisbergs. Da hat dann, da gab es dann noch andere Situationen, wo man dann angefangen hat so ein bisschen mit japanischem Bondage.
Sebastian Auch immer, immer, immer du passiv?
Mr Bondage Genau, ich passiv. Aber wir haben dann auch irgendwann auch einfach mal gewechselt. Aber ich habe mir keine Gedanken gemacht. Also ich habe mir jetzt nicht irgendwie einen Kopf gemacht in Form von, ich bin jetzt aktiv, ich muss jetzt dominieren oder so was, sondern ich wollte sie halt einfach fesseln und einfach intimen Kontakt mit ihr haben. Das war alles. Dann hatten wir mal ein Erlebnis, ich glaube das war das schlimmste Erlebnis für sie, da hat sie entweder eine Kette und einen Bauch gehabt oder ein Seil, ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall war das zu fest und sie hat danach brechen müssen und das war nicht gut.
Sebastian Oh, ja.
Mr Bondage Das war gar nicht gut. Das sind alles ganz schlechte Erlebnisse gewesen. Zum einen schlechtes Equipment. Ich hatte auch wenig Ahnung vom Fesseln tatsächlich. Klar, ich hab‘ viel Selfbondage gemacht, aber ich hatte das damals ja noch nie mit anderen Menschen ausprobiert. Das heißt, ich kenne meinen Körper, aber ich kenne ihren nicht und dementsprechend habe ich erstmal lernen müssen, wie fest du das machen kannst und ... es ist nie dazu gekommen, dass wir weitergemacht haben, damit wir einfach weiterlernen. Also irgendwann haben wir gesagt, wir brechen das ab, das Thema Bondage, BDSM. Und dann gab es einen Punkt, war aber auch vollkommen natürlich. Das war die Geburt von meiner Tochter stand bevor. Und da war dann auch kein Kopf für irgendwas anderes. Und da habe ich das komplette Thema auf Eis gelegt für zwei Jahre lang.
Sebastian Okay, also ich mag dazu, also das ist natürlich eine Situation, oah, o Gott, da mag ich ganz viele Sachen zu sagen. Also erstmal der Punkt, es ist toll, dass sie gesagt hat, okay komm, ich liebe dich, wir probieren da aus. Ist natürlich immer so ein Punkt, wenn man nicht selber mit Feuereifer da hinten dran hängt, dann kommen noch schlechte Erfahrungen, dann kann man es irgendwo nachvollziehen, es ist ein Service, das kann sie entscheiden zu sagen, komm wir machen das, einfach damit es dir gut geht, das ist schön, das ist toll. Auf der anderen Seite nicht alle Menschen, mögen das und stehen drauf und das ist völlig in Ordnung und valide und das ist eine Situation, da bekomme ich auch immer sehr viele E-Mails, wo die Menschen halt sagen, ja, ne, ich bin in der Situation und was mache ich da jetzt? Und in dem Sinne hast du ja, ich sage mal, das Positive ist, dass sie, dass sie da tatsächlich gesagt hat, okay, komm, wir probieren, ich schaue mir das an. Aber man kann halt niemanden dazu zwingen das gut zu finden und ja, wenn es dann schief geht, dann, dann Mist. Also in meiner Vita gibt es auch eine Zeit, wo es gar nicht so viel anders war, und das ist dann auch zu akzeptieren und dann muss man natürlich entscheiden, was macht man? Ihr seid auch heute noch verheiratet, das heißt, ihr habt mehr Basis als das und das ist ja schon mal toll und wichtig.
Mr Bondage Über 10 Jahre, ja.
Sebastian Genau, ne [Dialekt]? Und da gibt es halt, das Leben besteht dann eben nicht nur aus BDSM und der Jagd danach, sondern eben auch noch aus ganz vielen anderen Sachen, mit denen man sich wohlfühlen kann und das ist eben auch nur ein Teil. Also das mag ich dazu sagen und ganz ehrlich, da habe ich dann auch Respekt, wenn jemand sagt, okay, ich kann, ich stehe dem vielleicht ... so aufgeschlossen-okay, gegenüber, aber ich habe halt nicht den Kink, das weiß man am Anfang vielleicht auch selber nicht und dann aber zu sagen, komm, wir probieren das mal, ich möchte dich kennenlernen, ich möchte wissen, was dir gefällt, wir probieren da aus. Also das mag ich erstmal hervorheben, weil es gibt noch ganz andere Menschen, die dann halt ganz klar sagen, oh, du bist ja pervers und das geht so nicht und gewöhne dir das ab und mache eine Therapie, um mal das andere Extrem zu nennen.
Mr Bondage Das haben wir jetzt.
Sebastian Ah.
Mr Bondage Ja.
Sebastian Okay, dann ... O Gott. Also ich wollte jetzt eigentlich wirklich lobende Worte einfach da lassen, aber wir schauen mal weiter. Ihr habt das Thema beerdigt, Nachwuchs kam, okay, ja und dann?
Mr Bondage Ja, und dann haben wir viel geredet auch drüber. Und es gab da einen Abend, wo wir beide unter Tränen wirklich dann versucht haben, einen Weg zu finden, wie ich das irgendwie, weil ich ihr gesagt habe, mir ist das enorm wichtig. Ich habe das jetzt viele Jahre unterdrückt. Und das hat mich jetzt wieder eingeholt. Und das habe ich ja gesagt. Und ich habe das dann natürlich irgendwie wie im Selfbondage wieder ausgelebt. Obwohl ich das auch viele Jahre lang einfach nicht mehr gemacht habe. Weil wozu? Wenn du eine Frau hast, warum Selfbondage, macht ja keinen Sinn. Und ja. Und dann haben wir entschieden, es war ihre Idee tatsächlich, eine offene Beziehung zu machen. Und das haben wir dann auch so gemacht. Also wir haben dann Regeln festgelegt. Ich habe für mich die Regel festgelegt, ich will nichts Sexuelles machen im BDSM-Bereich. Das ist für mich absolut Tabu.
Sebastian Das hast du festgelegt?
Mr Bondage Das habe ich für mich festgelegt und ich habe mit ihr ausgemacht, sie darf sich sexuell ausleben.
Sebastian Okay, hat das euch zusammengebracht, dieser Pakt, sag ich mal, oder, also was hat das verändert?
Mr Bondage Es hat zumindest dafür gesorgt, dass wir nicht auseinandergegangen sind. Also es hat uns auch viel zusammengeschweißt, aber das waren eher andere familiäre Ereignisse, die uns mehr zusammengeschweißt haben. Das Thema BDSM-Bondage, wenn wir auf das irgendwie zurückkommen, dann hat sie mittlerweile eine sehr, sehr negative Einstellung darüber. Hat sie früher auch gehabt, hat sie aber mir nie wirklich gesagt. Aber mittlerweile ist sie da echt negativ eingestellt. Kann ich auch verstehen, weil wir ganz viele Rückschläge gemacht haben und ich ganz viel falsch gemacht habe. Und ich ihr dennoch unglaublich dankbar bin, dass wir das ausprobieren konnten. Und hat halt aber auch einfach gemerkt haben, dass es nicht geht. Aber mit einer offenen Beziehung ist es dann zumindest möglich gewesen, dass ich in Richtung Fesseln was machen kann. Und wenn sie sexuelle Fantasien hat, kann sie sich ausleben und ja, ich werde jetzt nicht erwähnen, ob sie es mal benutzt hat oder so. Das kann sich jeder denken.
Sebastian Gut, das, ganz ehrlich, also ich kenne ja auch ihre Perspektive nicht und sie kann sich ja hier auch nicht äußern. Und an der Stelle aber auch, ihr habt einen Weg gesucht und ihr habt ihn auch gefunden, der euch ermöglicht, diesen, ja, muss man leider so sagen, dieses Thema, was zwischen euch belastend ist, das, ich sag mal, auszuklammern.
Mr Bondage Ja, genau.
Sebastian Auf der anderen Seite, wenn sie jetzt morgen kommt und sagt, los, komm, ich steig jetzt ein, wir machen jetzt, dann würdest du wahrscheinlich Ja sagen. Oder hat sich das auch geändert?
Mr Bondage Wenn sie wirklich das Mindset hätte im Kopf in Form von, dass sie das von sich aus möchte und nicht um mir einen Gefallen zu tun, dann ja. Aber wenn sie mir einen Gefallen tun wird, dann nein, weil dann merke ich das. Und das war dann auch die letzte Zeit so, wo man das ausprobiert haben. Oder wo wir das versucht haben, fortzuführen. Wir haben es dann auch ein paar Mal versucht, fortzuführen, aber es hat einfach nicht geklappt. Und es hat geklappt wegen mir, weil ich bei ihr gemerkt habe, das Mindset bei ihr ist nicht da. Sie hat da null Spaß dran. Das ist für sie lediglich nur ein Mittel zum Sex. Einfach nur, damit ich in Fahrt komme, weil ohne BDSM geht bei mir halt einfach gar nichts. Und ohne Bondage, das ist bei mir einfach essentiell. Sie sagt mir zwar immer, ich rede mir das ein, aber *lacht* es ist schlicht und ergreifend Fakt.
Sebastian Ja, es ist wirklich so ein Punkt, ihr habt beide Dinge, die der andere nicht teilen kann. Das ist natürlich, weil Sexualität und Kink natürlich dann schon ein großer Bereich ist, das ist für eine Beziehung einschneidend. Ihr seid zusammen, das bedeutet, da gibt es eine Menge mehr, was euch zusammen hält, was ihr miteinander teilt, aber es ist natürlich keine ideale Situation.
Mr Bondage Ne, ist es nicht. Auch heute, auch heute nicht.
Sebastian Jetzt mag ich nochmal fragen, habt ihr Unterstützung gesucht, dass man vielleicht, ich weiß nicht, es gibt ja Paartherapeuten, die drehen einen ja nicht um und sagen, so, jetzt bringen wir dich zum BDSM und dich zum Sex, sondern es gibt ja auch die Strategie, dass man guckt, dass man so ein bisschen, den anderen etwas besser versteht oder da auch eine, Toleranz füreinander findet und so was. Also habt ihr so was in Anspruch genommen?
Mr Bondage Ich habe es mehrfach vorgeschlagen und ich war auch, ich hatte sogar mal Gespräch mit einer Dame, die spezialisiert war im Bereich Paartherapie und so. Aber ich habe mit ihr alleine gesprochen, weil meine Frau lehnt das systematisch ab. Die sagt, sie hat kein Problem. Sie will da nicht mit anderen Menschen darüber sprechen. Und ich habe gesagt, okay, das ist okay. Ich habe ihr aber gesagt, dass es sein kann, dass ich mit anderen Menschen darüber spreche, weil ich für mich schon finde, dass ich mich ein bisschen ändern muss, damit es funktioniert.
Sebastian Ja. Was hat die Person denn zu dir gesagt?
Mr Bondage Das war so ein erstes Vorgespräch. Also wir sind noch nicht mal wirklich durch die ganze Situation durchgekommen. Und dementsprechend habe ich das dann auch abgebrochen. Das war auch verdammt teuer. Das waren 300 Euro oder so was.
Sebastian Ja.
Mr Bondage Es hat keinerlei Effekt gehabt. Es hat keinen Nutzen gehabt für mich. Ich habe zwar mit jemandem darüber gesprochen, aber wir haben nur wirklich an der Oberfläche gekratzt. Und sie konnte mir nicht wirklich viel Tipps geben, außer, ja, redet miteinander.
Sebastian Ja, also das ist natürlich an der Stelle tatsächlich schwierig. Ich würde das vom anderen Ansatz sehen, dass du auch, also ich habe das Gefühl, du musst auch deinen Frieden damit machen. Du bist dir zwar bewusst, das ist okay, das kann ich machen, aber ich glaube, da brauchst du manchmal auch Unterstützung. Aber ich bin ja da an der Stelle nicht in der Rolle, beraten zu wollen oder zu müssen. Ich mag nur eben sagen, es ist okay, Dinge nicht zu mögen und zu sagen, das ist nicht meins. Und den Umgang miteinander, da müsst ihr natürlich schauen, wie sich das entwickelt, ist natürlich verfahren. Jetzt sagtest du eben in so einem Halbsatz, der hat mich ein bisschen geschockt, mach eine Therapie, gewöhn es dir ab.
Mr Bondage Das hat sie mal vor vielen, vielen Jahren mal gesagt, das hat sie nicht so gemeint, da war ... Ich glaube, wir haben uns wegen den Kindern gestritten und dann kommt das Thema manchmal irgendwie wieder auf, weil ich bin ja dann auch ab und zu weg und das ist dann eine Zeit, wo sie dann alleine mit den Kindern ist und unsere Kinder sind anstrengend. Die sind in einem schwierigen Alter.
Sebastian Das liegt in der Natur von Kindern. Okay, aber das ist an der Stelle jetzt also kein, dass sie dich dazu drängt, dass, ich sag mal, das aus dem Hirn raus zu...
Mr Bondage Ne, ne, aber sie will, dass ich die Termine aufs Nötigste beschränke.
Sebastian Ja, ja, ist wirklich schwierig, aber es ist halt auch eine exemplarische Situation. Also wenn ich so mein E-Mail-Postfach angucke und was man so hört, also klar, wenn man in der Szene unterwegs ist, sieht man natürlich das den Leuten nicht an, aber es gibt viele Menschen, die haben eine ganz ähnliche Situation und die, ja, da gilt es halt abzuwägen. Will und kann ich so leben, möchte ich das und was ist eigentlich an der Beziehung mir wichtig und dann muss man halt da den Kompromiss finden und ich glaube, das gehört auch ganz klar in den Podcast rein, dass es manchmal auch einfach nicht dieses angestrebte Ideal gibt, sondern das Leben ist halt so, wie es ist und die Frage ist, wie kann man sich damit arrangieren und gucken, dass man vor allem auch mit sich selbst erstmal klarkommt und dann entwickeln sich manchmal Dinge ja trotzdem noch, also das ist ja, mit Anfang 40 hat man noch viele Optionen und das Leben ist noch lange, lange nicht rum. Du hast ja auch Möglichkeiten genutzt. Und da würde ich jetzt gerne mal hingehen in die Richtung. Ja, du bist dann rausgegangen, Ehe geöffnet. Du hast Möglichkeiten. Das heißt ja, dass du theoretisch am nächsten Tag losgegangen bist. Das glaube ich nicht. Also ...
Mr Bondage Ne, ich bin nicht am nächsten Tag losgegangen, aber ich habe dann im Internet versucht, Kontakt aufzubauen. Also beziehungsweise überhaupt mal zu gucken, was gibt es denn überhaupt für Plattformen. Weil das hatte mich zu einem Zeitpunkt nicht wirklich interessiert. Also ich habe natürlich auch Storys und so gelesen, gerade im Selfbondage-Bereich, das mache ich bis heute noch ab und zu. Oder Bilder und so anschauen, also so Szenarien. Das Bedürfnis kam dann erst so ... ja, ein paar Jahre, nachdem mein zweites Kind dann geboren war und die Elternzeit rum war und wir wieder den Alltag wirklich im Griff hatten, da habe ich dann was gefunden, nämlich einen BDSM-Stammtisch.
Sebastian Mhm.
Mr Bondage Weil ich wusste ja, das ist alles BDSM, das ist alles unter dem Regenschirm BDSM, das ganze Thema. Und das war halt das Erste, ich wollte erstmal andere Menschen kennenlernen und versuchen zu verstehen, was die für eine Situation haben und zu gucken, ja, vielleicht findet sich ja irgendwie ein Kontakt, wo man sich austauschen kann oder so. Also ich bin da voreingenommen reingegangen und das war bei mir in der Nähe. Das war ein Stammtisch. Ich habe da auch gar nicht lang rumgefackelt. Wo ich das gefunden habe, habe ich dann einfach die angeschrieben, gesagt, wann findet der nächste Stammtisch statt? Oder es stand auf der Homepage, ich weiß gar nicht mehr. Den gibt es aber leider nicht mehr. Der ist eingestellt worden. Ich glaube, das Restaurant hat zugemacht oder so was oder hat nicht mehr die Räumlichkeiten vermieten wollen, weil das waren spezielle Räumlichkeiten, die wirklich abgeschottet waren, was richtig gut war für einen BDSM-Stammtisch.
Sebastian Gut, aber ich spring mal nicht erst mal in den Details, warum es den nicht mehr gibt, aber du bist hin erst mal.
Mr Bondage Ich bin hin.
Sebastian Wie ist das, was ist passiert?
Mr Bondage Also ich bin hin ohne Halsband, weil ich ja wusste, wie das mit der Symbolik ist. Und ich wollte keine Menschen verärgern, weil viele Menschen haben eine Symbolik hinter dem. Und deswegen habe ich gesagt, okay, ich trage kein Halsband. Ich gucke mir das erstmal an. Ja, ich habe mich relativ schnell mit den Leuten verstanden. Ich bin auch recht früh hingegangen, weil das ist ja so klassisch, wenn du früh hingehst, dann kannst du direkt mit den Veranstaltern schon sprechen. Und wenn du zu spät kommst, dann bist du halt irgendwie, keine Ahnung, gucken dich alle an oder so. Und das ist dann irgendwie ein komisches Gefühl. Also bin ich natürlich früh hin. Ja, und hab mich dann unterhalten, hab viel zugehört und hab ein bisschen meine Situation geschildert. Aber wirklich nur ein bisschen. Ich wollte mich noch nicht so öffnen, weil ich erstmal rausfinden musste, was sind das für Menschen? Passen die zu mir? Verstehe ich mich mit denen? Und ja, das hat dann ganz gut geklappt und ...
Sebastian Was haben die dazu gesagt?
Mr Bondage Die haben natürlich gesagt, dass das oft vorkommt, dass der Lebenspartner oder Ehepartner nichts mit dem Thema zu tun haben möchte. Und da bleibt dann halt nur die offene Beziehung oder es zu unterdrücken. Unterdrücken ist aber enorm gefährlich, weil das macht einen auf Dauer wirklich kaputt. Das habe ich mehrere Jahre gemacht, das war nicht gut.
Sebastian Vielleicht mal für die Menschen, die sich das nicht so vorstellen können, was einen daran kaputt machen soll, etwas nicht zu tun. Was macht es mit der Seele, wenn man das versucht zu unterdrücken?
Mr Bondage Es tut einfach weh. Es tut einfach weh. Man hat das Bedürfnis unterbewusst, aber man weiß, es geht gerade nicht. Zum Beispiel familiär. Aus familiären Gründen war das bei mir der Fall. Weil jetzt erstmal andere Sachen wichtiger waren. Aber das funktioniert ein paar Wochen. Aber irgendwann ist man schlechter gelaunt. Man geht ganz anders an den Tag ran.
Sebastian Missmut. Ist so ein bisschen, mir hat mal jemand gesagt, das ist so ein bisschen vom Gefühl her wie eine leichte Depression. Also es fällt einem alles schwerer, man denkt viel drauf rum, was wäre, wenn. Es baut sich so ein Druck auf in einem, dass man was ändern muss, aber die Situation sagt ja moralisch: ne, geht halt nicht, ne [Dialekt]?
Mr Bondage Ja, der Druck tatsächlich, das Denken, das ist das, was am meisten kommt. Man denkt wirklich sehr viel nach über die ganze Situation und ob man sie irgendwie ändern könnte. Aber am Ende von Tag kannst du sie erst mal nicht ändern. Sie ist halt einfach so.
Sebastian Ja gut, es gibt, vielleicht, das muss ich noch mal mit ins Spiel nehmen, also die finale Option ist natürlich schon zu sagen, okay, ich gehe den Schritt, ich trenne mich jetzt. War das jemals für dich eine Option, über die du nachgedacht hast?
Mr Bondage Nein, absolut nicht. Ich liebe meine Frau auch heute noch. Sie liebt mich auch. Und Liebe ist bei uns nicht das Problem. Sex ist das einzigste Problem bei uns. Das funktioniert halt einfach nicht. Und das liegt halt an mir, weil ich mittlerweile so eine asexuelle Einstellung habe. Und war auf jeden Fall nie eine Option und wird hoffentlich auch nie eine Option sein.
Sebastian Okay, jetzt gehe ich aber davon gleich wieder weg. Stammtische. Also erster Stammtisch, mit Menschen gesprochen, Verständnis gefunden. Ich glaube, das tut auch erst mal dann gut, ne [Dialekt]?
Mr Bondage Ja, das tut wirklich gut, wenn man mal wirklich Menschen kennenlernt, die in der Szene sind. Das war aber auch ein bisschen erschlagend, weil da auch Pärchen waren, die 24/7 gelebt, gele..., leben. Und das erste, was mir da natürlich auffällt, das sind die Halsbänder. *lacht* Halsreifen. Und da war auch ein Pärchen, die Sub hat einen Talena-Halsreif getragen. Ich habe den sofort erkannt und ich habe sie auch darauf angesprochen und gesagt, ich finde den hübsch. Und habe mich aber auch mit ihrem Dom so ein bisschen unterhalten. Und es gab, es ging da auch ein bisschen um Vorstellungen, in welchem Bereich man unterwegs ist. Und ich habe gesagt, ja, ich bin passiv. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, aktiv zu sein. Und dann guckt er mich an, nimmt mich so ein bisschen freundschaftlich in den Arm und sagt: „Du, du bist nicht nur passiv.“
Sebastian *lacht* Das ist ... ja, nett, wenn gleich am ersten Abend so eine Wahrheit zerstört werden will.
Mr Bondage Ich glaube, es war nicht der erste Abend. Ich glaube, es war der zweite oder dritte Stammtisch, wo er das zu mir gesagt hat, wo ich ein bisschen mehr Kontakt hatte. Beim ersten Mal war es, glaube ich, nicht. Aber ich habe mich mit ihm unterhalten. Und das hat er mir dann bei einem zweiten oder dritten hat er mir das gesagt. Und dann hat er mir noch was anderes gesagt. Er hat mir nämlich von Fesseltreffen erzählt. Das kannte ich nämlich nicht.
Sebastian Okay, also das heißt, du hast es ernst genommen, als er dir das gesagt hat?
Mr Bondage So ein bisschen. Also er hat es so formuliert in Form von „in dir schlummert eine aktive Seite“. Wie weit es geht, kann er mir jetzt nicht sagen, aber er spürt es.
Sebastian War das gut? Weil eigentlich ist das ja schon so ein bisschen übergriffig zu sagen, naja, hier pass mal auf, du bist hier deines Kinks ja so sicher, äh, nö. Also das kann ja auch ganz schön unverschämt sein.
Mr Bondage Ich habe mir schon Gedanken gemacht, aber im Nachhinein habe ich es dann nicht so ernst genommen. Aber ich habe auch viel darüber nachgedacht. Und ich glaube, sein Kommentar ist der Grund, warum ich es tatsächlich mal ausprobiert habe.
Sebastian Okay, lass mich, ah, ich hänge noch ein bisschen fest gerade. Vielleicht einmal so dieser Punkt. Jetzt kommst du wohin, wo du Menschen siehst, die das, was du gerne hättest, die das wirklich ausleben, im Zweifel sogar 24/7. Ist das nicht schockierend? Macht einem das nicht schlecht gelaunt, wenn man quasi jetzt nicht mehr nur davon gelesen hat, dass es das gibt, sondern man sieht die Menschen vor sich und denen geht es vielleicht auch noch gut?
Mr Bondage Ja, so ein bisschen schockierend war es schon, aber ich fand es sehr interessant, den Menschen zuzuhören. Wie sie von ihren Spanking-Sessions erzählen oder von ihren ... ja, über Sex ging es nicht, aber es ging halt schon über BDSM-Sessions. Das war ein Stammtisch, wo wirklich hart über BDSM gesprochen wurde. Ich kenne auch andere BDSM-Stammtische, da spricht man über Alltagsdinge. Aber da war schon ... Ja, ging schon hart zur Sache. Also da lag auch eine Peitsche auf dem Boden, auf dem Tisch, nicht auf dem Boden. Und die Leute haben sich auch ein bisschen gegenseitig gehauen, weil das war ja ein geschlossener Raum. Das war das Gute daran. Es haben auch viele Menschen Platz gehabt da drin. Und ja, also ich habe viel erfahren darüber und dieses eine Pärchen, mit dem habe ich, ich würde jetzt sagen regelmäßig Kontakt, aber ich sehe sie ab und zu auf den Fesseltreffen, weil die sind selber viel unterwegs, die haben kaum Zeit.
Sebastian Vom Grundsatz her, aber jetzt auch nach den ersten Stammtischen auf dem Weg nach Hause: ein gutes Gefühl, ja das war schön, das gibt mir was, das lindert den Druck ein wenig oder eher so ein, o Mann, kann ich da nicht wohnen? Also war es nur positiv oder hat es auch so seine negativen Seiten, weil man will vielleicht zu Hause auch ein bisschen erzählen. Ich war jetzt da und ich habe erlebt und überhaupt und komme da nochmal mit, keine Ahnung.
Mr Bondage Genau das wollte ich. Ich wollte davon erzählen und meine Frau wollte aber nichts davon hören. Hat gesagt, ne, du, das Thema belässt du bei dir, ich will damit nichts zu tun haben. Auch wenn ich mega Gesprächspotenzial hatte oder Gesprächsbedarf. Allerdings, meine Schwester, der konnte ich‘s erzählen.
Sebastian Ah.
Mr Bondage Die ist nämlich auch kinky. Aber das würde ich relativ am Ende erwähnen.
Sebastian Na, da, okay, ich bin gespannt. Aber jetzt kommen wir zu dem Fesseltreff. Also der Mensch hat dir gesagt, es gibt da noch einen Fesseltreff. Komm mal hin.
Mr Bondage Ja, er hat gesagt, es gibt einen Fesseltreff. Das war aber nicht wirklich in der Region, war eine Stunde Autofahrt. Aber ich fahre gerne Auto. Daher ist es für mich gar kein Problem, auch wenn es mal ein bisschen weiter weg ist. Und ich bin dann zu dem Fesseltreff gefahren. Ich habe natürlich mich vorher informiert, wann der stattfindet. habe mich auch angekündigt und fand die Idee schon sehr interessant. Ich wusste allerdings nicht, was mich erwartet.
Sebastian Ja, was hast du denn gedacht?
Mr Bondage Ich dachte, die Leute fesseln ein bisschen miteinander, üben.
Sebastian Ja, Fesseltreff.
Mr Bondage Ja, es war ein bisschen anders als Üben.
Sebastian Na, dann erzähl mal.
Mr Bondage Es war intensiver. Das war ein Fesseltreff, waren etwas ältere Herrschaften unterwegs, also so 60 plus, 50, 60 plus. Und ich mit meinen zarten 30 oder so zu dem Zeitpunkt, war das schon mal ein ganz anderer Altersunterschied. Aber das hat mir nichts ausgemacht. Und ich bin dann dahin. Ich war auch wieder relativ früh dort und joa, mir wurde dann erklärt, wie das funktioniert. Man sitzt sich da an den Tisch und spricht ein bisschen miteinander, kann zugucken. Es gab da eine Ecke. Das war ein ganz kleiner Raum, der war echt nicht groß. Da waren ein paar Hängepunkte. Es waren Teppiche überall. Und es gab da eine schöne Ecke, wo man reden konnte. Leise natürlich. Und ja, da habe ich mich dann hingesetzt und habe erstmal zugeschaut und gemerkt, ja holla, die tun nicht, das fühlt sich für mich nicht nach üben an, sondern eher in Form von, die machen da was. Das sieht interessant aus, was die machen. Und ich habe natürlich die Menschen dann ausgefragt, nicht die, die gerade am Fesseln waren, weil das ist ja sehr unhöflich, wenn du, wenn man Menschen anspricht, die gerade am Fesseln sind. Aber ich habe andere angesprochen, die haben mir das so ein bisschen erklärt. Und die haben mir erklärt, dass Shibari nicht einfach nur fesseln ist und dann ist vorbei, sondern das Fesseln an sich, der ganze Prozess gehört zur Session dazu, ist eigentlich der Hauptteil der Session. Das Fesseln an sich, das ganze Ritual dahinter.
Sebastian Ich sag mal, im Vergleich zum Selfbondage ist natürlich, wie soll ich das sagen, beim Fesseltreff, es gibt nicht den Moment, wo man versucht, wieder da rauszukommen, alleine. Es gibt jetzt auch nicht die Episode, wo man, ja, schnell um eigene Befriedigung bemüht ist, bevor es zu krass wird, sondern das ist ja so ein gemeinsames Ding und möglicherweise auch viel techniklastiger, weil es wird ja auch geübt und es werden ein paar Sachen ausprobiert und man macht da das neben anderen Menschen. Für dich eher so eine Wohlfühl-Ankomm-Atmosphäre oder eher so ein, „o Gott, ich bin hier unter Aliens“?
Mr Bondage Ne, das war wirklich eine Wohlfühlatmosphäre. Und das ging dann auch weiter, weil ich bin dann mit einer Dame ins Gespräch gekommen, die gerade so die ersten Anfänge gemacht hat mit dem Shibari. Die hat einen Rigger gehabt, der sie regelmäßig gefesselt. Ich meine, die hatten auch eine Session gemacht. Das sah wirklich wundervoll aus, was die gemacht haben, weil er ist selbst heute noch absolut fantastisch, was der fesseln kann, ist Wahnsinn. Und sie hat damals die ersten Züge gemacht, sie mit aktiven Fesseln. Und dann hat sie mich einfach gefragt, ob ich denn nicht mal mich von ihr fesseln lassen möchte, um es einfach mal selber zu spüren. Weil ich hab die ganze Zeit zugeguckt, mit ihr geredet und hab halt schon einen Eindruck gemacht, das würde ich schon gerne mal ausprobieren. Ja, und das ist dann auch tatsächlich so gekommen. Also ich hab ein bisschen gezittert, muss ich zugeben, weil das war für mich auch was ganz Neues. Und sie hat dann halt einfach meine Hände genommen. Und mir die Augen so zugehalten und hat gesagt: „Du atmest jetzt einfach mal mit mir mit.“ Und dann war das eine recht kurze, aber sehr, sehr intensive, wenig technischlastige Shibari-Session, wo es wirklich um das Gefühl geht, oder da ging es nicht um Technik, da ging es um Tempo, da ging es um Emotionen, da ging es wirklich darum, sie wusste, ich habe keine Erfahrung mit Shibari, ich habe ihr das mit Selfbondage natürlich erzählt. Aber das war für mich was ganz anderes, was ganz Neues.
Sebastian Das ist also eigentlich der Moment in deinem Leben, wo du zum ersten Mal wirklich angekommen bist?
Mr Bondage Ja. Shibari, der Abend, der hat mir wirklich die Augen geöffnet, weil ich kannte das so nicht. Ich kannte natürlich japanisches Rope-Bondage. Das heißt, keine Ahnung, eine Karada-Fesselung machen oder so was. Das habe ich mit meiner Frau ja auch gemacht. Das sind ja Dinge, die wir ausprobiert haben.
Sebastian Ja, aber die Emotionen und was dahinter steckt.
Mr Bondage Das hat komplett gefehlt. Alles, was ich mit meiner Frau gemacht habe, war vollständig emotionslos im Vergleich zu dem, was ich heute im Schieber erlebe.
Sebastian Ja, kann man wahrscheinlich schwer beschreiben. Man muss es wohl selber fühlen, wie das halt immer so ist im Leben.
Mr Bondage Ja, das muss man wirklich selber fühlen.
Sebastian Hast du das erwartet, dass das möglich ist, das so zu fühlen?
Mr Bondage Ne, überhaupt nicht. Ich habe noch nicht mehr erwartet, dass es überhaupt dazu kommt, dass ich gefesselt werde oder so.
Sebastian Das ist ja immer das, was ich sage: Geht hin und erwartet nichts und wahrscheinlich passiert irgendwas, aber ihr müsst auch wirklich nichts erwarten. *lacht* Ja, und dann, ich könnte jetzt mal orakeln, jeden Monat da hingegangen, gefesselt worden, schön und dann kann das bis heute so weitergehen. So einfach ist es dann ja nicht.
Mr Bondage Ich bin dann tatsächlich aus dem Fesseltreffen, ich bin da nicht mehr hingegangen. Ich war da nur ein einziges Mal, weil das einfach nicht meine Altersregion war. Die waren mir wirklich viel zu alt. Das war zwar nicht schlimm, aber das waren halt alles eingefahrene Pärchen. Da gab es niemanden, der irgendwie alleine war und ich wollte halt auch mit Menschen sprechen, die alleine sind, um auch meine Erfahrungen zu teilen, na gut, viele Erfahrungen habe ich ja nicht außer Selfbondage zu dem Zeitpunkt gehabt, habe natürlich schon die Hoffnung gehabt, auch andere Menschen kennenzulernen und das war da einfach nicht möglich. Also habe ich mir einen anderen Fesseltreff gesucht und wie das Schicksal so will, der war in der gleichen Stadt. Und da bin ich dann auch hin und das war ... anders. War auch viel mit Emotionen, aber das war alles ein bisschen heller. Ein bisschen mehr mit Üben. Und man konnte wirklich viel mehr nachvollziehen, was da passiert, weil du wirklich gesehen hast, was da passiert. Und ich hab mich da gut unterhalten, aber ich bin oft da hingegangen, eigentlich mit dem Wunsch, mich fesseln zu lassen, weil ich ja mittlerweile wusste, wie toll das ist. Und ich hab ja die Einstellung, ich möchte nur von einer Frau gefesselt werden, nicht von Männern. Das hat auch was mit meinem Kindheitstrauma zu tun. Die Riggerin oder die zwei Riggerinnen, die es damals gab, die waren ultra faul. Die haben oft einfach gesagt: „O ne, heute Abend nicht, ich mag net [Dialekt], du kannst mich gerne fesseln oder so.“ Dann habe ich gesagt: „Ne, ich bin nicht aktiv, ich fessel nicht.“ Hat sie gesagt, ja gut, dann kannst dich selbst fesseln. *lacht*
Sebastian Ja, da hast du ja Erfahrung. Das ist die Büchse der Pandora.
Mr Bondage Ja, das habe ich dann auch irgendwann mal gemacht, weil ich so ein bisschen mehr üben wollte. Weil irgendwann hat mich dann auch die Neugier geweckt, die Technikneugier. Weil ich habe ja Selfbondage gemacht, aber nicht mit Seilen großartig.
Sebastian Ja, da geht eine Menge, habe ich gehört.
Mr Bondage Ja, ab und zu mal gab es Momente, wo ich gefesselt wurde. War schön. Ich habe auch meine erste, ne, tatsächlich nicht meine erste Suspension, die habe ich woanders gehabt. Ne, da gab es dann noch ein anderes Erlebnis danach. Ich bin auf jeden Fall regelmäßig auf die Fesseltreffen gegangen, das war schön. Und ... Aber oft ist halt einfach nichts passiert. Ich habe viel zugeguckt, ich habe viel gelernt, ich habe viel über Emotionen gelernt, viel über Technik. Und es gab dann aber auch Phasen, wo ich Pause hatte, wo es einfach von der Zeit her einfach nicht ging und ich konnte monatelang dann nicht mehr hin, weil wir einfach zu viele Termine hatten oder so oder es war im Geschäft zu viel los. Ja, ich habe dann auch ein bisschen mit meiner Frau wieder gesprochen. Ich wollte ihr zwar nicht wirklich viele Details sagen, weil sie hat ja mir gesagt, sie hatte kein Interesse, aber ich habe sie gefragt, ob es für sie in Ordnung wäre, wenn ich in ein SM-Studio gehe und da mal was machen lasse von einer professionellen Dame. Dann hat sie gesagt, ja, wir haben ja eine offene Beziehung, du kannst da gerne machen, was du willst, das ist ja, das ist ja so okay. Ja und dann habe ich ein bisschen geguckt und habe dann auch ein Studio gefunden bei uns in der Nähe. Und da gab es dann tatsächlich auch zufälligerweise in dem Studio eine einzige Dame, die aus München ab und zu anreist, die spezialisiert war auf Bondage. Und die habe ich dann nach langem Kampf, es hat Wochen gedauert, bis ich mich getraut habe, da eine E-Mail zu schreiben, habe ich sie dann angeschrieben. Erstmal nur leicht angeschrieben in Form von, dass ich Interesse dran habe, aber ich habe nicht wirklich genau geschrieben *lacht*, was ich wollte. Und das hat sie dann natürlich direkt nachgehakt und dann habe ich gesagt, ja, ich würde gerne Bondage erleben im Shibari-Kontext. Und ja, und dann haben wir hin- und hergeschrieben, haben dann auch mal telefoniert meines Wissens, ja, haben wir telefoniert und dann haben wir uns verabredet im Studio. Und, ja, in einem Studio zu sein ist nochmal was ganz anderes wie auf einem Fesseltreff, weil da bist du nackt, da bist du gezwungen, nackt zu sein, da kannst du nicht irgendwie Klamotten anlassen. Das war für mich sehr, sehr unangenehm, weil meine Frau war die Einzigste, die mich bisher nackt gesehen hatte und ich das Thema sexuell oder intim eigentlich bei meiner Frau belassen wollte.
Sebastian Das wusste sie auch im Studio?
Mr Bondage Ja, das habe ich ihr auch gesagt. Sie hat gesagt, das ist bei ihr aber zwingend erforderlich, weil die Seile sollen ja auf der Haut sein und nicht irgendwie auf dem T-Shirt oder auf der Hose. Und ich hab mich dann aber auch dran gewöhnt und hab dann gemerkt, oh, okay, ich kann submissiv sein und bin dann ziemlich krass in eine submissive Rolle gefallen, obwohl ich gar nicht damit gerechnet hatte, aber sie hatte halt diese dominante Ausstrahlung und ... Aber wir hatten über vieles gesprochen und ich habe gesagt, Erniedrigung ist nichts für mich. Und dann eine ganze Checkliste durchgemacht, was okay ist, was nicht okay ist. Ja, und dann hat sie mich gefesselt den Abend über. Waren mehrere Stunden, waren drei Stunden, glaube ich, oder so. Und dann kurz vor Ende hat sie dann auch eine Suspension mit mir gemacht. Meine erste Suspension tatsächlich. Und erst hat sie versucht, eine klassische TK-Suspension zu machen. TK steht für Takate Kote, das ist so eine Oberkörperfesselung, wo die Hände hinten hinterm Rücken sind und es laufen zwei Seillagen am Arm entlang und das Ganze wird über Zug nach hinten gezogen. Und man wird da typischerweise am Rücken festgemacht und dann an den Ring oder an Bambus drangemacht. Und dann reicht es eigentlich schon, das Bein wegzuziehen. Und dann ist man eigentlich schon in der Luft, weil der ganze Oberkörper ist ja schon in der Luft. Der ist ja schon festgemacht. Und das haben wir ausprobiert und gemerkt, oh, das geht nicht gut. Ich habe dann gleich gesagt, ich kriege keine Luft, das ist nicht so gut für mich. Männer haben nämlich echt Probleme in Richtung Brustkorb oder so. Das funktioniert bei Frauen mit Brust deutlich besser. Das funktioniert bei, also bei mir funktioniert es nicht gut, normale TK-Fesselung, das war nichts. Ja, und dann hat sie überlegt, überlegt, überlegt. Und dann hat sie eine seitliche Hängung gemacht. Und das war absolut ein mega befreiendes Gefühl, ich war da locker eine Viertelstunde in der Suspension. Und das hat wunderbar funktioniert und ich war wirklich in dem Moment, ich war komplett, der Kopf war komplett aus. Das war einfach genial.
Sebastian Also da hast du dann wirklich auch mal so das ganze Gefühl, ja, das Gefühl des Fliegens, also im wahrsten Sinne, wirklich erlebt.
Mr Bondage Ich habe da auch krasse Spuren gehabt, weil ich neige zu Blutungen, Einblutungen und der ganze Arm war blau.
Sebastian Eijeje.
Mr Bondage Ich habe da auch ein Bild, das kann man auch noch in die Shownotes mitpacken. Das war so damals, ich war mega stolz auf die Einblutungen. *lacht* Ich habe das auch meiner Frau gezeigt und die so: *schockiert* boah.
Sebastian Ja, das ist natürlich außerhalb des Kontexts natürlich eine Katastrophe, das dann auch einzuordnen.
Mr Bondage Ja, sie wusste. Ich habe ihr erklärt, was da passiert ist. Ich habe ihr gesagt, du, ich erzähle dir das jetzt. Egal, ob dich das jetzt interessiert oder nicht, aber das war ein schönes Erlebnis für mich. Und ich möchte, dass du zumindest mal hörst, was ich da erlebt habe. Und damit du auch den Sinn dahinter verstehst, warum ich so stolz auf diese Blutung, Einblutung bin.
Sebastian Ja, aber das ist natürlich, wenn, das ist natürlich wirklich schwer nachzuvollziehen, weil für einen, ich sag mal, für einen Außenstehenden sieht es halt nach einer Verletzung aus. Und warum sollte man sich verletzen? Ich versuche es immer mit Sport zu erklären. Da tun hinterher auch alle Gelenke weh und alles Mögliche. Man fühlt sich toll, aber das ist natürlich schwierig nachzuvollziehen. Aber ich merke schon, du wolltest das trotzdem immer wieder auch teilen. Also willst sie auch an deinem Leben teilhaben lassen.
Mr Bondage Ja, aber sie hat mir halt immer wieder zu verstehen gegeben, eher nicht.
Sebastian Ja, Studio, wie ist denn das dazu gekommen, dass du selber ein Seil in die Hand genommen hast?
Mr Bondage Das ist erst sehr, sehr, sehr viel später passiert. 2020 Corona?
Sebastian Ja.
Mr Bondage Mitten in der blöden Corona-Zeit, wo man viel Zeit hatte zu üben, habe ich mega viel geübt. Und es gab zwar den Fesseltreff, aber der ist oft ausgefallen. Gerade wegen der ganzen Geschichte. Oder er war halt extrem strikt mit Maske und ganzen Kram. Und ja, wie ich schon sagte, die Riggerinnen dort waren ziemlich faul. Und irgendwann habe ich halt *lacht* mehr oder weniger aufgegeben und gesagt, okay, wenn mich keiner fesseln will, dann fange ich jetzt selber an zu fesseln. So einfach ist das.
Sebastian Ja, so einfach ist das. Du konntest es ja noch nicht.
Mr Bondage Ich dachte, ich konnte es nicht. Aber ich hatte schon damals so viel technisches Verständnis durch meinen Selfbondage und Kettenbondage, wo ich gemerkt habe, allzu großer Unterschied ist da gar nicht. Man, viele Fesslungen kann ich vom Kettenbondage ins Shibari übertragen und umgekehrt.
Sebastian Okay, aber das ist dann doch wahrscheinlich ein ganz eigener Stil.
Mr Bondage Ja, ist es. Kettenbondage ist was ganz anderes wie Shibari, auch wenn die Fesselung ähnlich aussieht, ist sie vom Gefühl her ganz anders, ganz, ganz anders. Da ist eine ganz ... Wenn ich mit Ketten fessel, dann bin ich dominant und kann sehr, sehr sadistisch sein. Dinge, die ich mir niemals erträumen konnte, aber ich hab dann mich dann immer wieder zurückerinnert an das Pärchen, wo der Top mir oder der Dom mir gesagt hat, du, du hast auch eine aktive Seite in dir und er hat Recht, er hatte Recht gehabt.
Sebastian Okay, aber du, ich stelle mir das gerade vor, du bist da beim Fesseltreff, dich will keiner fesseln, jetzt sagst du, dann fessel ich halt. Dann muss man ja auch erstmal jemanden finden, der sagt, ja mach mal.