Cover Marty - Die etwas andere Sadistin

Marty - Die etwas andere Sadistin

Die etwas andere Sadistin

16.09.24
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Cover Marty - Die etwas andere Sadistin

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Die etwas andere Sadistin

Ich habe Besuch von Marty bekommen. Sie ist rund 50 Jahre alt, weiß seit 30 Jahren um ihren Kink und das Label traditionelle Sadistin passt schon ganz gut. Bis hier war der Weg jedoch lang und teilweise steinig und für Marty selbst auch mal schockierend. Dass das in Ordnung ist, Spaß machen kann, Befriedigend wirken und einfach grandios sein kann… Diese Erkenntnis ist hier ein Prozess, der hoffentlich noch nicht abgeschlossen ist.

Wir sprechen über Spielen mit Frauen und Männern und warum beides eine unterschiedliche Grundlage hat. Wir sprechen über Cell-Popping und merkwürdige Erlebnisse mit Plantschbecken im Swingerclub. Über SSC, Rack oder ganz schlicht über Martys Geschichte. Viel Spaß!

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:01:28
Einleitung
00:04:47
Marty ist Neutral
00:06:08
Traditionelle Sadistin
00:06:44
Vorne Anfangen
00:08:19
Schockmoment
00:10:53
Was fehlt mir da eigentlich?
00:11:06
Buch: Die Tagebücher des Marquis de sade
00:13:02
Intuitiv durchstarten
00:28:56
Erster Stammtisch
00:32:31
Bondage
00:37:18
Sex und Spielen und Befriedigung
00:44:09
Diabetis - Ist das gefährlich?
00:48:01
Männer und Frauen ... Nein! Menschen!
00:51:11
Nein, niemals... Doch!
00:56:58
Swinger und die Swingerszene
01:02:49
Spontanverleih
01:06:23
Erniedrigen ja, aber niemals beleidigen
01:07:16
Protokoll: Ansprache und Umgangsformen
01:18:17
Das Subding der Woche: Ingweröl
01:19:51
Partyequipment
01:22:25
Cell-Popping
01:30:42
Klinik: Nadeln, Infusionen und Co.
01:48:47
Limits, Möglichkeiten und Wünsche
01:55:03
Divers trifft auf traditionelle Konzepte
01:59:04
Shorts
02:01:55
Das A oder B-Spiel
02:08:23
Verabschiedung
Das Transcript wurde von Lexxi bearbeitet. - Vielen Dank!
Sebastian (Podcastinto) Hallo und herzlich willkommen zur Kunst der Unvernunft, dem Podcast, in dem Menschen über ihre Sicht auf BDSM sprechen. Mein Name ist Sebastian Stix und ich habe mir mal wieder sagen lassen müssen, dass ich mich doch hin und wieder auch mal ein wenig selbst hier vorstellen soll, für die Menschen, die vielleicht nicht bei Folge 0 angefangen haben. Das ist natürlich schwierig, so wie Profiltexte schreiben, man kann ja doch nicht das Richtige sagen, aber ich versuche es trotzdem mal wieder. Ich bin inzwischen Anfang 40, habe erste BDSM-Erfahrungen schon mit 15 gemacht und seit etwa 15 Jahren nimmt mich der Kink dann doch ein gutes Stück mehr ein. Es wird dabei immer noch nicht langweilig, denn ich stelle einfach gerne Fragen. Das ist so ein Faible, den hatte ich schon immer, auch auf Stammtischen habe ich immer mit Leuten gesprochen, gefragt, Wieso? Weshalb? Warum? Was macht ihr da? Was gefällt dir daran? Was machst du da gerne, was gibt dir das? Und das war immer wieder inspirierend und hat meinen Horizont erweitert und mich auf neue Ideen gebracht. Und zum Glück darf ich seit rund sechs Jahren auch diese ganzen Fragen hochoffiziell stellen, denn ich mache ja diesen Podcast. Ganz alleine aber auf gar keinen Fall. Ohne meine Gästinnen, die hier im Mittelpunkt stehen, wäre das sehr, sehr langweilig. Und diesmal begrüße ich ganz herzlich Marty. Die hat mich hier nämlich besucht bei einer üblen Hitze. Wir haben auch ausnahmsweise mal ein Eis in der Pause gegessen. Das ist auch mal was Neues gewesen, hatten wir so noch nicht. Und ja, ich erzähle mal ein bisschen was. Marty ist die etwas "Andere". Und ich behaupte mal, sie ist so ein Original, das man in der Szene einfach braucht. Eine fiese Sadistin, die sogar wirklich mit lau-warmen Wasser böse Dinge anstellen kann. Wir sprechen heute über das Anfang ohne Kenntnisse. Über Schockmomente, die Swinger-Szene, Cell-Popping, Infusion und ja eben diese Sache mit warmem Wasser. Über Partys, divers, Diabetes und BDSM und im Grunde sprechen wir über alles, was BDSM für Marty toll macht. Diese Folge solltet ihr ganz sicher bis zum Ende hören und deshalb gibt`s hier auch keine Hausmeisterei. Wir fangen einfach direkt an mit Folge 116 mit Marty. (Podcastintro) Liebes Publikum, es ist Ende Juli und am gefühlt bisher heißesten Tag des Jahres, am Nachmittag, wenn die Sonne genau aufs Dach brennt, habe ich mir hier Marty eingeladen. Hallo.
Marty Hallo Sebastian, schön, dass ich dabei sein darf.
Sebastian Ja, sehr gerne. Es ist wirklich unerbittlich warm. Wir haben jetzt hier das Fenster auf. Man hört eventuell von draußen irgendwelche Leute und Autos und Rasenmäher und überhaupt, aber das muss heute einfach mal sein, weil sonst sterben wir. Liebes Publikum, das nennt man Atmosphäre. Es ist Absicht. Aber wir werden das überstehen. Und diese Folge, die war mir ganz wichtig, dass wir die machen. Du bist etwas, wo das Podcastsubbie und ich sagen, du bist so eine Art Szene-Original. Und mit dir mussten wir einfach mal sprechen. Oder ich jetzt. Und das Podcastsubbie hat dann auch nochmal gesagt, ja, mach das mal. Wir kennen uns von nem Stammtisch in Hannover. Da warst du gelegentlich zu Gast und bist es auch hoffentlich in Zukunft. Und ich habe ein paar Metadaten. Du lebst in Hannover, bist 50 Jahre, seit 30 Jahren Kinky. Darf ich deinen Nicknamen verraten oder bleibt der geheim?
Marty Ja klar, der verrät ja auch ein bisschen was vom Thema.
Sebastian Genau, hier steht "Die-etwas-Andere". Pronomen ist sie, was wir auch besprochen haben. Das hat auch einen Grund. Wollen wir´s gleich am Anfang abfrühstücken das Thema?
Marty Ja klar.
Sebastian Wunderbar, du hast nämlich gesagt, weder Femdom noch Maledom, irgendwas anderes dazwischen und da musste ich natürlich im Vorgespräch gleich mal nachfragen, Was? Wieso? Weshalb, aber ich glaube, das kannst du am besten erzählen.
Marty Ich habe viele Jahre in meinem Leben homo oder bi gelebt und habe für mich die Feststellung gemacht, ich habe mich dann nirgendwo wiedergefunden. Und seit ein paar Jahren darf ich mich divers nennen und ich hab einfach keine Lust mehr, mich in irgendein Geschlecht zu drängen oder drängen zu lassen. Ich bin einfach Marty und geschlechtsneutral.
Sebastian Das ist schön, dass das möglich ist, das inzwischen so auch zu Hand haben. Ja, ich bleibe heute einfach mal beim Sie. Es ist, glaube ich, ganz easy, aber liebes Publikum, denkt dran, Marty ist jetzt nicht das, was ihr euch vorstellt. Marty ist nämlich im Zweifel das, was Marty sein möchte. Und das finde ich total schön, weil das macht dich auch zu so einem Original. Also es ist schwer, dich zu beschreiben ohne Bild. Ja, einfach ein Mensch, der für gute Gesellschaft sorgt. Ich glaube, so kann man das ganz treffend beschreiben.
Marty Das nehme ich mal als Kompliment. Vielen Dank.
Sebastian Sehr gerne. So, jetzt habe ich ja Komplimente gemacht. Jetzt kann ich ja böse sein. Jetzt kann ich ja Fragen stellen. Ich glaube, jetzt müssen wir dich erst mal zuerst so ein bisschen beschreiben. Ich habe hier stehen, so als mal kleine Formulierungshilfe: traditionelle Sadistin. Passt das?
Marty Ja.
Sebastian Sieht man sehr selten heutzutage. Menschen sind immer alles mögliche und super komplex. Und so ein Begriff wie Sadist, Masochist, das gibt es so selten, dass Menschen sich da direkt positionieren können.
Marty Ja, weil das ist bei mir auch nicht aufgesetzt, sondern das ist mein Naturell. Wobei ich durchaus sehr liebevoll sein kann. Aber ich bin halt nicht nur innerhalb einer Session oder innerhalb einer Beziehung Sadist, sondern ich bin, mein Naturell ist sadistisch.
Sebastian Wenn du jetzt seit 30 Jahren irgendwie dem Kink schon anheimgefallen bist, also irgendwo mit 20 muss es losgegangen sein, ist das schon immer Kink gewesen, BDSM, war das schon immer für dich, hatte das schon nen Namen oder kam der erst hinterher?
Marty Nee, nen Namen hatte ich dafür gar nicht. Ich habe das einfach gelebt mit meiner damaligen Partnerin, beziehungsweise ich habe versucht, es zu leben. Das war noch sehr schwierig, weil es gab auch keine, es gab für uns keinen Namen. Es gab wenig Lektüre, das Internet hatten wir noch nicht.
Sebastian Ja, so Mitte der 90er, da war es schwieriger, ja. Also wobei, es gab schon in den Sexshops, gab es schon Bücher und Pornos und billige Heftchen.
Marty Aber nicht bei mir in der Kleinstadt.
Sebastian Ah, das ist das Problem. Okay, also das heißt, Sexualität hat bei dir, wir nennen es jetzt mal vanillamäßig, begonnen. Und was hat dir Spaß gemacht oder was hat dir vielleicht gefehlt oder wie bist du drauf gekommen? Man könnte ja auch Dinge machen, die jetzt nicht so erlaubt sind.
Marty Da habe ich gar nicht drüber nachgedacht, das ist einfach passiert.
Sebastian Da hätte ich jetzt gerne Details. Was passiert denn einfach so? (beide lachen)
Marty Ja, dass der Sex einfach härter wird auf einmal, dass bei ner Fixierung auf einmal eher ein Stöhnen kommt als ne Gegenwehr. Das ist eine gemeinsame Entwicklung.
Sebastian Soweit muss man ja auch erstmal kommen, dass man eine Fixierung überhaupt in Betracht zieht. Habt ihr da beide die Ideen eingebracht? Man könnte ja mal probieren oder war eher so, dass deine Suche nach, ich hätte jetzt gern mehr Kick.
Marty Ne, das ist tatsächlich ganz dramatisch gelaufen. Meine damalige Partnerin, also der Sex wurde immer rougher und ich habe sie irgendwann beim Sex fixiert, nur mit den Händen. Und hatte das Gefühl, dass das völlig super ist, was ich da mache. Und das hat sie mir auch so gespiegelt. Und im Nachhinein, als wir nebeneinander gelegen haben, sagte sie zu mir; "Boah, cool, so muss sich ne Vergewaltigung anfühlen."
Sebastian Ja. (zögernd, nachdenklich)
Marty Das hat mich schockiert.
Sebastian Ja, das, also mit dem ganzen BDSM-Wissen, was man heutzutage hat, da kann man dann sagen, das kann man vielleicht noch als Lob hinnehmen, aber wenn man da keine Ahnung hat, scheiße.
Marty Das war damals, das hat mich traumatisiert und hat mich echt um Jahre zurückgeworfen, weil ich erstmal gedacht habe, boah, was hast du denn da jetzt gerade gemacht? Also das war ja nur wirklich das absolut Letzte, was ich jemals tun wollte.
Sebastian Hat sie es nur bei dem Satz belassen oder kam noch so ein, "aber gut war es trotzdem" oder so oder war es wirklich so ein "nie wieder!"?
Marty Ich muss ehrlich gestehen, ich war noch so jung, dass es nicht viel Nachgespräch dazu gab, es stand dann einfach im Raum. Wir haben da nie wieder drüber gesprochen. Ich hätte heute im Nachhinein oder vor ein paar Jahren gerne mal mit ihr darüber geredet, was damals passiert ist, nur die ist mittlerweile leider verstorben, das geht nicht mehr. Aber das hat bei mir echt gesessen. Ich glaube, sie hat es gar nicht so ernst genommen. Für sie war das gar nicht so dramatisch. Aber für mich war das, hat mich das in meinem Kink oder in meinem Sadismus um ein paar Jahre nach hinten geworfen.
Sebastian Was hast du denn da gedacht? Ich mein, wenn man so einen Satz um die Ohren kriegt, ist das ein, "Ich habe einen Fehler gemacht!", oder, oder "Um Gottes Willen, so will ich nicht sein!" oder...?
Marty Ja genau, so will ich nicht sein. Ich, ich will ja niemanden wirklich verletzen oder gar vergewaltigen, also im ernsthaften, im bösen Sinne.
Sebastian Okay, was heißt denn zurückgeworfen? Also habt ihr es danach ruhig angehen lassen oder war die Beziehung dann quasi rum?
Marty Nee, wir waren knapp zehn Jahre zusammen. Aber die letzten acht Jahre waren dann eher vanilla.
Sebastian Hat´s Spaß gemacht?
Marty Ja.
Sebastian Ja.
Marty Ich wusste ja noch nicht, was mir fehlen könnte.
Sebastian Ah, mhm. Wie kam die Erkenntnis, was das eigentlich sein könnte und was dir fehlt? Kam die schon in dieser Beziehung oder dann tatsächlich erst später?
Marty Nee, das kam erst später.
Sebastian Welches Medium hat dich aufgeklärt?
Marty Ich glaube, ich mache mich jetzt nicht wirklich beliebt, wenn ich erzähle, dass ich die Tagebücher des Marquis de Sade gelesen habe.
Sebastian Das zeugt zumindest von einer gehörigen Portion Masochismus in dir, wenn du von ihm was gelesen hast. Also ich habe, was ich von ihm unten im Regal stehen habe, nicht durch gekriegt, weil es einfach nur, der wollt doch nur seine Leser ärgern. Oh Gott. Ja, okay, die hast du gelesen.
Marty Ich glaube, wenn ich es heute lesen würde, würde ich auch die Hände über den Kopf zusammenschlagen. Damals war das für mich ne ganz wichtige Lektüre. Ich fand es meeega spannend. Und die Praktiken, die er da drin beschrieben hat, die haben mich sehr gekickt.
Sebastian Ich weiß jetzt nicht, was in den Tagebüchern genau drinsteht. Ich habe halt unten "Justine" stehen und da so ein bisschen Geschwurzel gelesen, ehrlich gesagt. Ich weiß, er beschreibt in den Tagebüchern Erlebnisse. Und zwar nicht zu knapp und auch wirklich explizit, die allerdings auch eher so in Richtung, ja, im Zweifel stirbt dann auch mal das, das Objekt des Gegenübers, ne das ist dann halt einfach mal so. Also was konnte dir das mitgeben? Hat es dich angemacht oder ist es eher so ein "Aha, es gibt noch mehr Möglichkeiten" oder hat es vielleicht doch legitimiert nach dem Motto, "Ah, das kann man machen."? Also inwieweit konntest du das auch auseinanderziehen?
Marty Mich hat das einfach total angemacht, einen Menschen so weit zu kriegen, dass er, wenn er vor der Wahl steht, bekomme ich jetzt einen Orgasmus oder sterbe ich, sich für den Orgasmus entschieden hat. Und das hat mich ziemlich gekickt, dass man einen Menschen so weit beeinflussen kann oder diese Geilheit beim Gegenüber so weit hochtreiben kann, dass er sagt, ist mir scheißegal, wenn ich verrecke, Hauptsache ich darf jetzt endlich kommen.
Sebastian Weil ich gerade zehn Jahre später, also zumindest die "Ruf-mich-an-Werbung" müsstest du mitbekommen haben. Also dass es SM gibt, wann war dir das bewusst, dass es das gibt und dass das eventuell was für dich sein kann?
Marty Ich glaube, das ist mit einer folgenden, darauf folgenden Beziehung dann entstanden, mit der hat sich das so ein bisschen entwickelt. Die war schon ein bisschen bewanderter damit, wobei wir immer noch nicht im Internet waren. Wir haben immer noch nicht gegoogelt. Sondern haben einfach zusammen probiert und waren erstaunt und fasziniert, was das mit uns macht.
Sebastian Was habt ihr da probiert? Auch die Rollenverteilung? Also frage ich jetzt schon mal, dann ist die Frage für diese Folge erledigt. Hast du jemals eine andere Seite probiert?
Marty Ja, habe ich probiert.
Sebastian Und mit Erfolg?
Marty Nee. (lacht) Das ist, ich habe sicherlich ein Stück weit eine masochistische Ader, aber ich bin niemals devot oder könnte switchen. Ich wäre offen, aber dafür müsste jemand dominanter sein als ich selbst und das ist sehr schwer für mich.
Sebastian Jetzt hat´st du ja nochmal dieses, ich sag mal, dieses Erlebnis, hier "fühlt sich an wie eine Vergewaltigung". Man will das dann ja irgendwie in Zukunft auch irgendwie, ich sag mal, besser machen oder gefälliger. Also inwieweit, da ist ja auch eine Handbremse in einem drin, die muss ja irgendwie gelöst werden. Inwieweit hat sie Erfahrungen mitgebracht und konnte, ja, wie konntest du da auch wieder mit jemanden ins Reine kommen, dass das schon okay ist, dass man da was machen kann? Ich finde das recht schwierig, wenn das so tief drin sitzt, so ein Erlebnis.
Marty Ja, aber es ist ja in der Zwischenzeit, es sind ja auch viele Jahre vergangen, wir haben da gar nicht viel drüber geredet, sondern haben uns einfach ganz vorsichtig rangetastet und anhand ihrer Reaktion konnte ich einfach merken, dass sich das steigern kann. Beziehungsweise später dann haben wir auch mal drüber geredet, aber wir haben nicht viel, also es gab wenig Kommunikation dabei.
Sebastian Okay, also auch so Sicherheitssachen, Safeword oder so, um so was macht man sich eigentlich keine Gedanken.
Marty Ja, irgendwann haben wir dann wohl mal einen schlechten Porno geguckt und haben dann die Ampel dieses Rot-Gelb-Grün. Wir haben gesagt, das müssen wir jetzt machen, aber ja.
Sebastian Was habt ihr probiert?
Marty Spanking. Spanking, die ersten Fixierungen, wirklich ernsthaften Fixierungen, also mit Handfesseln oder ich habe dann Haken am Bett festgemacht, wo man sie dran festbinden konnte. Solche Geschichten, damit hat das angefangen.
Sebastian Worum ging es dabei? Dass du Sadismus auslebst oder wie quasi im Marquis dieses Lustbefördern?
Marty Ich glaube, das war in erster Linie Lustbefördern. Man muss dazu sagen, ich bin ein absoluter Reaktionssadist und Fetischist.
Sebastian Da ist er wieder.
Marty Also wenn ich bei meinem Gegenüber merke, dass ich da was bewegen kann, dann kann sich das sehr gut sehr hochfahren.
Sebastian Also wenn dein Gegenüber den Schmerz einfach als Schmerz wahrnimmt und das ist einfach scheiße, tut halt weh, ist auer, ist doof, das gibt dir nichts.
Marty Selten.
Sebastian Das wäre ja so der Gedanke, oh ich habe die Macht genau das zu tun, dieser Machtrausch, dass man in den so ein bisschen rein gleiten kann.
Marty Nee, also, ja.
Sebastian Sie musste es gut finden?
Marty Ja, zu damaliger Zeit ja.
Sebastian Du hast in so nem Halbsatz eben gesagt, sie hatte da schon Vorerfahrungen mitgebracht.
Marty Ja, aber auch nicht belesen, nicht im Club, nicht innerhalb der Szene, sondern nur das, was innerhalb des Schlafzimmers stattgefunden hat.
Sebastian Okay, aber das muss ja für dich dann wie ein Sechser im Lotto gewesen sein. Da ist jemand und die sagt dann, "Ja, ja, habe ich auch schon probiert, kann man machen.".
Marty Ja, oder "Lass uns dies oder jenes noch probieren." oder, "Oh geil, davon hätte ich gern mehr."
Sebastian Mit was kamen sie denn um die Ecke, was du noch nicht auf dem Schirm hattest?
Marty Das waren schon die Fixierung und das Spanking. Zuerst natürlich mit der Hand, dann mit unterschiedlichen Küchenutensilien oder allem, was man sonst noch so hat. Damit hat das angefangen, ja. Dann hab ich ein winzigen Sexshop, ne Fetischshop in Hannover ähm, entdeckt ähm, den gibt es heute gar nicht mehr. Da bin ich hin und hab gedacht, „Boah, du musst jetzt mal, du brauchst mal irgendwie ein bisschen Werkzeug, du musst mal gucken was es sonst noch so gibt.“ und hab dann Paddels oder Ähnliches gekauft für ein Vermögen. Ich hätte mir auch nen Kleinwagen dafür kaufen können, weil der einfach den perversen Zuschlag volles Brett drauf hatte und das war Katastrophe. Ich bin aus diesem Laden raus und war irgendwie 1000 Euro ärmer und hatte drei Schlagwerkzeuge dabei, die unterm Strich ne Vollkatastrophe waren.
Sebastian Ja ja, das ist dann die Reitgerte für 200 Mark. Das habe ich auch, als ich gerade 18 geworden bin und dann auch mal in so nem Laden war, habe ich auch gedacht, um Gottes Willen, da musst du ja wirklich sparen auf die Sachen. Wahnsinn.
Marty Ja, genau.
Sebastian So Handfesseln. Ich glaube, eine davon habe ich heute noch, die modern auch vor sich hin fallen auseinander und der Kleber zersetzt sich auch. Man hat sie halt irgendwie noch und ich weiß auch, das muss irgendwie auch ein Betrag gewesen sein, so ein dreistelliger Betrag, wo man sich dachte, ach scheiße, ist das teuer, aber also, ne um Gottes Willen. Und ja, es ist im Prinzip ein qualitativ nicht gut gewesen.
Marty Nein, das ist, ich habe später, da kommen wir vielleicht noch drauf, ich habe eine Zeit lang Workshops gegeben für Anfänger. Ich habe all diese alten Sachen mitgenommen für den Workshop und habe die auf den Tisch drapiert und habe gesagt, und das ist was, was ihr euch nicht kaufen sollt, was keinen Sinn macht.
Sebastian Ja, nein, also das war gerade im Sexshop vor 20 Jahren ganz ehrlich Katastrophe. Es gab auch damals schon tolle Sachen, aber das waren dann auch so die Dinge, ja, das Fesselset für 600 Euro, ne. Das war dann wohl auch gut, aber, haieiei wobei ich muss gestehen, ich hab bei meinem ersten Besuch im Sexshop habe ich dann, meine damalige Partnerin ist dann in dieser Bücherecke hängen geblieben und da sind ganz wunderbare Werke dann in meine Finger gelangt, so was wie, "Liebe mich, züchtige mich!" und so was, so leicht illustrierte Geschichten, Bändchen und so. Das war zum Teil ganz cool, dass ich da dann Zugriff da drauf hatte. Das Internet gab es zwar auch schon, aber das war natürlich auch eher voll von Leute erzählen Erlebnisse und man weiß nicht genau, was ist jetzt Fiktion und was haben sie denn erlebt. Das war ganz spannend, da so ne Quelle zu haben, die, es ist ja gedruckt auf Papier, schwarz auf weiß, also das hat mich zumindest, die habe ich dann mehrmals gelesen, das hat mich dann zum Teil beeindruckt, weil ich da dann auch in Menschen rein gucken konnte. Das ist nicht nur die Handlung, ich tue, ich tue, ich tue, ich tue und ich will, ich will, ich will, sondern, ach so könnte mein Gegenüber das interpretieren. Wie war das für dich so, wenn du da zu der Zeit gespielt hast, wie weit war, du hast ja gesagt, ich habe wenig gesprochen, aber wusstest du, was du in deinem Gegenüber auslöst und was für Gedanken da vor sich gehen?
Marty Ja, sicher, ein Stück weit, aber in erster Linie war es, dass ich keine Begrifflichkeit dafür hatte. Also das war für mich kein BDSM. Das wusste ich nicht, wie das heißt.
Sebastian Ich glaube, SM war zu der Zeit auch wirklich nochmal so ein bisschen anders belegt. Also selbst wenn ich da was mit Fesseln und Spanking und sonst was mache, dann ist das ja nicht dieses SM aus den Medien. Ich glaube, das ist dann immer nochmal gefühlt was anderes, hatte ich den Eindruck zumindest.
Marty Ja, ich glaube, also dieses BDSM, was ich dann gehört habe, habe ich immer interpretiert mit den schlimmsten und irrwitzigsten Dingen von KV und NS und Zwangsfesselung über fünf Tage oder ich glaube, solche Geschichten hatte ich dann eher im Kopf, aber nicht, dass das, was ich da tue, schon sich BDSM nennt.
Sebastian Wann hat denn das Kind wirklich einen Namen bekommen, dass du auch sagen konntest, ja, so heißt das, danach kann ich auch suchen und da kann ich auch nach anderen Menschen suchen oder darüber kann ich kommunizieren im Zweifel.
Marty Das war der Joy.
Sebastian Wann war das circa? Ganz grob. Ich weiß gar nicht, wie lange es den schon gibt.
Marty Weiß nicht, zehn Jahre?
Sebastian Also nochmal zehn Jahre quasi blind durchgespielt.
Marty Ja, also es wurde dann natürlich auch immer intensiver, die Werkzeuge wurden immer mehr, dann kamen auch die größeren Boutiquen, wo man das dann schon BDSM nennen konnte, dieses Boutique Bizarre in Hamburg über den Kiez als Tourist, dass man sich da dann mal durchgemogelt hat, so ganz heimlich.
Sebastian Hast du es in den Keller geschafft?
Marty Jaaa, und fand das ganz spektakulär, was da für Atemmasken und Latex und das war uhuhu. Aber ab dem Zeitpunkt hat das dann auch privat oder ja zu Hause stattgefunden, dass das sich intensiviert hat. Aber immer noch nirgendwo gelesen, keinen Workshop gemacht, sondern einfach gefühlt und geguckt, was macht das mit uns.
Sebastian Ist mal was schief gegangen?
Marty Ja, später ist tatsächlich mal was schiefgegangen. (lacht)
Sebastian Also die Frage ist, ist was schiefgegangen, als es noch intuitiv war oder nachdem du wusstest, was du da tust?
Marty Ne, nicht wirklich, nein.
Sebastian Okay, ja, ich glaube, wenn man so der Meinung ist, dass man so quasi fast allein auf der Welt danach forscht, dann ist man auch an sich ein bisschen, ja, zurückhaltender vielleicht oder sich mehr risikobewusst, weil man ja Neuland betritt. und wenn es ne Praktik ist, von der man weiß, das machen zehntausende, hunderttausende Menschen, dann, dann kann das ja nicht so wild sein.
Marty Ja, wahrscheinlich.
Sebastian Okay, das Kind hat nen Namen bekommen, die Beziehung war immer noch aktiv. Immer mehr steigern oder habt ihr irgendwann auch mal so ein Wohlfühllevel erreicht?
Marty Nee, wir haben uns immer mehr gesteigert.
Sebastian Wie weit ging das?
Marty Inwiefern?
Sebastian Ja, also man kann ja sagen, okay, Spanking fixieren und dann ist das Spanking auch mal heftiger. Oder ob man dann wirklich mehr Zubehör, mehr Fetisch, mehr Zeit da reinstecken, mehr, ja, auch DS, was ja irgendwann kommt. Ah ja, man kann ja noch Regeln machen, man kann auch mal der Sache einen Namen geben, also nicht der Sache, sondern der Person, dass man sagt, du bist jetzt unten und ich sage mal Sklavin zum Beispiel, dass man also das dann auch manifestiert und das eben nicht mehr eine Sache ist, die, ich sag mal, einmal die Woche eine halbe Stunde im Schlafzimmer stattfindet, sondern dass man das halt ausbaut, mit in den Alltag integriert und da einfach dem Ganzen immer mehr Raum gibt.
Marty Ja, aber auch das war nichts wie, ich glaube, wie man das heute häufiger macht, dass es viele Gespräche darüber gibt und ein Konsent und was geht, was geht nicht. Das hat bei uns so gar nicht stattgefunden. Das war ne Entwicklung aus dem Bauch heraus, aus der Liebe heraus, aus der Geilheit heraus, haben wir uns einfach gesteigert.
Sebastian Wie war denn das Feedback? Also gab es da schon mal dieses, oh, das war mir heute zu heftig? Oder auch, dass du das machtest? Gar nicht.
Marty Nein, gar nicht.
Sebastian Hättest du das gebraucht?
Marty Nee, ich bin froh, dass das nicht gekommen ist.
Sebastian Okay. (lacht)
Marty Ich bin froh, dass ich noch... ich glaube noch nie, also auch bis heute, von meinem Gegenüber nen "Stopp" gekriegt habe, dass es hieß, zu viel geht nicht mehr. Das ist auch mein Anspruch an mich selbst, zu spüren und zu fühlen, wie weit ich gehen kann. Und das heißt nicht, dass ich Vanilla-BDSM mache, sondern ich spiele schon RACK, also ich spiele auch schon sehr hart, aber einen "Stopp" habe ich noch nicht gehört.
Sebastian Würde dich das denn stoppen? Also ich weiß, du spielst ohne Safeword, aber wenn da jetzt so was käme, was wäre jetzt ein Signal, auf das du dann auch reagieren würdest?
Marty Mein Bauch.
Sebastian Ja, aber doch, die Ampel habt ihr nicht nochmal aus gekramt?
Marty Die war dann relativ schnell vergessen.
Sebastian Also ich gebe ja zu, dass ich die Ampel, wenn überhaupt, dann ist die so ein Ding, was ich eher missbrauchen würde, zu sagen, wir machen jetzt heute was Heftiges, wo wir jetzt mal Mal gucken, wo ist das Limit? Deshalb bräuchte ich zumindest mal die Angabe, wann so ein Gelb kommt und wann wir so dunkelgelb werden oder sehr dunkelgelb, natürlich nie rot. Aber, ähm, so so nen, so nen gib mir mal, gibt mir mal ein Feedback, wie weit geht es? Gerade wenn man unter die Haut geht oder so, dann finde ich das immer schon ganz gut, wenn ich da zumindest diese Kommunikation habe. Und da ist so ne Ampel von, wie gesagt, hellgelb, gelb, dunkelgelb, sehr dunkelgelb, dunkels, dunkels, dunkelstes Gelb, finde ich die Skala eigentlich ganz schön, wenn ich das weiß wenn man halt so ein bisschen einfach rumprobiert.
Marty Also heute bin ich ja ein bisschen schlauer, es gibt immer noch keine Ampel, es gibt immer noch kein Safeword, aber wenn ich beginne mit jemandem zu spielen, also die ersten Male oder beim ersten Mal vergewissere ich mich ganz oft, durch Blickkontakte oder ich frage, "Geht's dir gut?" also ich steiger mich langsam und horche immer erstmal und es ist ein, ein, ähm es gibt immer ein Nachgespräch, das ist mir total wichtig. So "Was ist bei dir passiert, wie geht's dir?" die ersten Male vielleicht auch die Frage "Und? Hätte ich noch einen draufsetzen können?"
Sebastian Ja, also ich will dich auch gar nicht so darstellen, dass du da durch den Kink durchgestolpert bist. Aber es ist natürlich, wenn man so ohne äußere Informationen da guckt und überlegt, wie kann ich es machen, wie kann ich es so machen, dass es auch Spaß macht und eben ohne das Trauma vom Anfang. Ich glaube, das ist echt nicht einfach, weil man muss sich ja alles selber erdenken. Also interessanterweise kommt der Mensch offenbar auf gute Ideen, wie ich bin sehr viel aufmerksamer, ich achte da drauf, ich gucke auf mich, ich gucke auf mein Gegenüber, ich sammle hinterher Feedback ein. Das sind ja Sachen, die hast du ja ganz intuitiv mitgenommen. Ich glaube, das würde Vielen schwer fallen.
Marty Da bin ich auch sehr dankbar drüber, auch dass nichts in die Hose gegangen ist oder ernsthaft in die Hose gegangen ist. Wenn ich sehe, unser Lieblingsbuch oder Film "Fifty Shades of Grey", seitdem BDSM ja mittlerweile on vogue ist und man kann das machen und es ist ja jetzt nicht mehr nur so hinter verschlossener Tür. Wenn ich dann im Club Menschen sehe, die von nichts ne Ahnung haben und aufeinander rumprügeln, völlig wahllos, da muss ich oft die Hände überm Kopf zusammenschlagen und sagen, "Boah, was tut ihr da?" und ich bin froh und hoffe, dass ich das damals nicht gemacht habe, sondern dass meine Intuition schon in die richtige Richtung gegangen ist.
Sebastian Na ja, ich glaube, du hast auch, wenn du unter Menschen bist, hast du natürlich auch so einen Maßstab, was können andere machen, das geht offenbar, dass das alles extrem individuell ist, also da muss man schon ein bisschen tiefer in die Materie einsteigen, um das auch zu verstehen, der Film allein hilft da jetzt nicht so bei. Ja nochmal, also dass das Ding wirklich einen Namen bekommen hat, das ist jetzt BDSM, das ist googlebar, wenn das noch gar nicht so lange her ist und du hast da im Joy was gefunden, was hast du denn da gefunden und welche Aha-Erlebnisse hat es dir gebracht?
Marty Also das größte Aha-Erlebnis war glaube ich mein erster Stammtisch.
Sebastian Oh.
Marty Ja.
Sebastian Wie hast du den gefunden?
Marty Krass. Ähm, das war im Hemmungslos.
Sebastian Das ist für die Menschen, die nicht aus Hannover kommen, das ist so eine, eine, ja was sagt man, ein Club mit Bar und Spielräumen und allem möglichen, sogar einer kleinen Bühne, wo sich Menschen halt treffen können und wo man auch ansonsten, glaube ich, fast jeden Spaß haben kann.
Marty Ja und eigentlich ein Swingerclub ist.
Sebastian Ist er das noch?
Marty Ja, zu der Zeit ja. Das war für mich, ich habe das im Joy gelesen und habe gedacht, oh Gott, ein Swingerclub, ja. Sonntagabend, 18 Uhr, also nicht mal Samstag spät mit irgendwelchen Dresscodes oder ähnlichem, sondern Sonntagabend, 18 Uhr, kommt, wie ihr euch wohlfühlt. Ich glaube, ich habe von Haus aus eigentlich echt nen Arsch in der Hose, aber ich habe 20 Minuten draußen im Auto vor der Tür gesessen und habe mir in die Hose gemacht.
Sebastian Und das heißt, du hast auch Leute gesehen, die reingehen?
Marty Ja, ja, klar.
Sebastian Oh Gott, wie sahen die aus?
Marty Äh, sowohl als auch. Sowohl ein bisschen kinky als auch quasi in den normalen Jeans oder im Hemd. Und ich habe gedacht, oh Gott, oh Gott, was passiert da jetzt alles? Und ich habe ganz viel im Hinterkopf gehabt, es ist ein Swingerclub, was kann da jetzt so alles passieren?
Sebastian Ja, selbstverständlich ein Aufnahmeritual.
Marty So was in der Art, genau.
Sebastian Also welche Informationen hat´st du denn vorher? Ich meine, die schreiben immer so, ich finde das immer schwierig, wenn man selber so einen Text formuliert für so eine Veranstaltung, schreibt man ja, kommt wie ihr euch wohl fühlt, da essen, trinken und quatschen wir jetzt halt einen Stammtisch. Und so ganz locker flockig ist das darunter formuliert und man geht gar nicht darauf ein, dass man eigentlich schreiben müsste, nein, wenn du zum ersten Mal kommst, nein, es gibt kein Aufnahmeritual, nein, du musst das nicht, nein, du musst nicht so kommen, nein, du musst kein Leder tragen. Das steht da ja immer alles gar nicht, weil es gar nicht nötig ist, aus der Sicht das zu schreiben. Aber für Menschen, die da gar keine Berührungspunkte mit hatten, ich glaube, die fragen sich das, ne?
Marty Na ja, ein bisschen Berührungspunkte hatte ich schon. Ich habe ein paar Jahre vorher über ne ganze Weile in der hannoverischen Aids-Hilfe in der Primärprävention ehrenamtlich gearbeitet. Das heißt, Pornokinos und so was, das war für mich schon ein Begriff. Das heißt, in denen bin ich schon gewesen. Das war jetzt, ähm... Aber da war ich dienstlich und nicht privat und alleine und nicht in dem Kontext, es findet ein BDSM-Stammtisch statt. Da habe ich mir ganz Schlimmes, ganz Schlimmes darunter vorgestellt.
Sebastian Haben sie dich enttäuscht?
Marty Nee, es war total nett.
Sebastian Okay, also du kommst da rein. Ich glaube, bei dem Laden, man klingelt dann an der Tür.
Marty Genau.
Sebastian Dann macht einem jemand auf und dann:warst du schon mal hier? Soll ich dir was zeigen, erklären? Erzähl doch einfach mal. Du klingelst an der Tür.
Marty Oh Gott, da muss ich mich mal zurückerinnern.
Sebastian Ja, bitte.
Marty Wir waren im Erdgeschoss in der Lounge, wo auch Bar, Tresen und Raucherbereich und so was ist. Da haben wir erstmal gesessen und ich war erstaunt, dass diese Menschen ganz normal miteinander reden und überhaupt nicht kinky, sondern die haben sich über ihre Lohnabrechnung unterhalten oder über irgendwas, aber nicht über perverse Dinge. Da habe ich gedacht, okay, das sind alles ganz normale Menschen, das ist ja spannend.
Sebastian Und hast du Anschluss gefunden, ein Gespräch gefunden oder gleich den Personen, die neben dir sitzen, hallo du bist neu, ich quatsch dich jetzt erstmal voll oder hat man dich da in Ruhe gelassen?
Marty Man hat mich unaufdringlich eingebunden.
Sebastian Okay, vom Altersschnitt her, hast du noch eine Ahnung, warst du so im Mittelfeld oder?
Marty Ich glaube ja, ich glaube ja. Ja und dann ging es los, Einführungsrunde Bondage.
Sebastian An dem Abend?
Marty An dem Abend, ja. Also die macht dann immer so eine Stunde oder anderthalb, ich weiß es gar nicht mehr, so die ersten Knotentechniken üben, wie kann ich jemanden fixieren oder wer fixiert wen und ich bin mit in den Keller und habe mit irgendjemand, ich weiß gar nicht mehr wer das war, haben wir gegenseitig so die Grundfesselungen gemacht. Das heißt, auch ich wurde gefesselt und habe gefesselt und fand das erstmal sehr spannend und sehr aufregend.
Sebastian Direkt quasi voll rein, ne?
Marty Ja. Aber wie gesagt, mit normalem Hemd und T-Shirt und Jeans und nicht kinky und habe gedacht, okay, hier findet gar kein Sex statt. Die fesseln nur, die reden darüber, das ist ja ganz spannend.
Sebastian Ja, oder langweilig.
Marty Also weit entfernt von dem, was ich mir ursprünglich mal gedacht hatte.
Sebastian Hast du gefragt, hallo, wann geht's denn hier los?
Marty Nee, gar nicht.
Sebastian Ich glaube, da ist man auch zu schüchtern, ne?
Marty Nee, ich fand das spannend, das war alles aufregend genug. Und hab halt gemerkt anhand der Gespräche der anderen Leute, dass das, was ich viele Jahre eigentlich zu Hause betrieben hab, dass das ja einen Namen hat. Die Werkzeuge haben Namen, die Techniken haben Namen, die Kinks haben Namen, das ist ja spannend.
Sebastian Und die muss man sich alle merken.
Marty Nee, die Masse habe ich mir bis heute noch nicht gemerkt. Das ist einfach nicht meins.
Sebastian Ich finde das total schwierig, weil für viele Dinge gibt es keine richtigen deutschen Begriffe. Du sagst auch Spanking,ne? Auf Deutsch, Schlagen, Hauen. Hauen ist schon wieder verniedlicht. Schlagen klingt eigentlich viel zu brutal. Also ich finde da tatsächlich...
Marty Was ist eigentlich Flagellation? Das ist, glaube ich, auch nicht deutsch.
Sebastian Ja, Flagellanten.
Marty Ich weiß es gar nicht.
Sebastian Ach, das kann eingedeutscht sein. Das müsste ich im Duden mal nachschlagen. Ich gucke mal nach. Flaggeland. Duden, ich schreibe mir das mal auf, in Zweifel schreibe ich nen Satz in die Shownotes rein. Keine Ahnung, wo es herkommt. Doch, ich wusste das mal, aber es ist mir jetzt entfallen. Das liegt vielleicht auch an der Temperatur hier gerade. Wann war denn für dich vorher Kink, also Sadismus oder das Spielen, war das für dich mit Sex immer verbunden? Und ist das noch so? Weil dort, wenn du dort dann was machst, da wird Bondage gemacht. Die vögeln dann ja nicht danach, sondern die machen halt Bondage. Gerade an so nem ersten Stammtisch. Gab es diese Verbindung und inwieweit musstest du dich auch dran gewöhnen, dass man das vielleicht auch ohne Sex haben kann oder war das eh nicht, war Sex eh optional?
Marty Nee, das war ganz komisch. Also für mich war das immer in einer Kombination. Dass diese Bondage-Geschichten dann sehr viel unsexualisiert stattgefunden haben, das war für mich ne ganz neue Welt. Ich muss dazu sagen, ähm, ich bin keine Riggerin. Das, ich bin's nie geworden. Ich hab quasi ein paar Stammtische besucht. Ich hab mir auch meinen eigenen Seil Satz im Schweiße meines Angesichts gemacht, weil ich gedacht habe, das muss man so tun, und habe, ähm, die Basis Fesselung zwar gelernt und habe dann aber gemerkt, nee, das ist nicht deins, dafür musst du, musst du mehr ein Nerd sein. Wenn du wirklich ne Suspension mit irgendjemand machen willst, dann solltest du ganz genau wissen, was du da tust und Berechnung der Haken und der Seile und ich dachte, nee, das ist, also für mich sind Fesselung nützlich, für Sex oder um zu schlagen, aber nicht um da tolle Schmuck-Bondages draus zu machen. Ich habe aber ne Zeit lang versucht, das mit meiner damaligen besten Freundin Freundschaft Plus zu üben und jedes Mal, wenn wir uns getroffen haben zum Üben, habe ich angefangen zu fesseln und wir haben den TK2 kaum geschafft, dann haben wir gevögelt.
Sebastian Also stell dir mal vor, so ne Einführungsrunde Bondage wäre, so und jetzt üben wir da jemanden zu fixieren und danach wird gevögelt. Das kann´s ja auch nicht die Erwartung sein, aber es ist trotzdem komisch.
Marty Ja genau.
Sebastian Vielleicht frage ich mal, wie weit, wie wichtig ist dir Sex, also wirklich Geschlechtsverkehr, heute beim Spielen? Ist das immer noch so stark miteinander verbunden oder hat sich das gelöst?
Marty Nee, das hat sich nen Stück weit gelöst, weil A, bin ich älter geworden, bin ein bisschen ruhiger. Ich spiele auch mit Männern, die mich sexuell nicht reizen, nicht interessieren, von daher findet da auch kein Sex statt. Und ich kann durchaus mittlerweile, es hat immer ne erregende sexuelle Komponente, aber es ist nicht mehr der, der klassische Sex an sich, der dann stattfinden muss.
Sebastian Da mag ich mal fragen was, also was befriedigt dich denn noch? Also von mir, ich kenne dieses Gefühl, ich mache, ich tue, es muss kein Sex, kein Orgasmus stattfinden bei niemandem und trotzdem fühle ich mich hinterher tagelang tief befriedigt.
Marty Ja, dann war's geil.
Sebastian Ich kann nicht mal sagen, woher das kommt, diese Befriedigung, aber ich bin dann geistig schön ruhig, entspannt und irgendwie ist etwas Gutes passiert. Und, also wie so, wie so nach so einem Autounfall, den man gerade so verhindert hat, also es ist nichts Schlimmes passiert und hinterher fühlt man sich wie neu geboren.
Marty Ja, ich denke, es gibt tatsächlich, es sprechen ja viele von dem Subspace, aber ich finde, den Domspace gibt es auch und ich genieße den sehr, wenn so ne Session wirklich, ja gut, gut ist der falsche Begriff, aber...ähm Also ich fliege mit meinem Subbie dann auch zusammen weg, im wahrsten Sinne des Wortes. Und es ist das Schönste für mich, wenn ich dann ne Woche oder zwei Wochen lang noch im Alltag zwischendurch Flashbacks bekomme. Entweder emotional oder Bilder vor Augen, die mich ruhig und tief befriedigen. Das ist eins der schönsten Gefühle. Das ist manchmal wertvoller als Vögeln.
Sebastian Ich mag mal gucken, also dieser Stammtisch, jetzt hast du ja Leute und dann wird da ein bisschen Bondage gemacht und dann wird da hinterher drüber geredet. Ja, ich sag mal, die Session ist ein Teil, wir kommen nochmal drauf, ob du überhaupt Sessions als solches abtrennst, aber so ne Session ist ein Teil, nehmen wir mal an, ich würde jetzt sagen 10, 15, 20 Prozent des Ganzen und dann sind da 80 Prozent Kommunikation, Nachfühlen, Pläne aushecken, dieses Ganze drumherum. Also man ist ja nicht die ganze Zeit am, am, am BDSM haben, also aktiv irgendwie machen, da wird man ja auch irgendwann irre. Aber inwieweit hast du dann auch mitbekommen, dass dieses Ganze drumherum, dass man das, ich sag mal, zelebrieren kann? Oder war das eh schon immer der Fall?
Marty Nee, das war schon immer der Fall. Also ich weiß nicht warum, aber das hat einfach so stattgefunden. Auch Geschichten, bevor sie den Hintern versohlt gekriegt hatte zu knien oder die Hände auf die Schenkel zu legen, oder, oder, oder die ganzen klassischen Sachen, die haben einfach automatisch bei uns stattgefunden. Was mir ganz wichtig ist, an dieser Stelle noch mal zu erwähnen ist, wenn das jemand hört, der Anfänger ist oder Anfängerin, den Weg, so wie ich ihn gegangen bin, ist ein sehr riskanter. Das weiß ich im Nachhinein. Wie gesagt, das ist alles gut gegangen, aber ich habe, nachdem ich mich tiefer mit dem Thema befasst habe, natürlich dann Workshops besucht. Ich habe mir von Fachpersonal, also medizinischem Personal, zeigen lassen, wie man Nadeln legen kann, wie man mit nem Tacker umgeht oder, oder, oder mit ner Bullwhip. Ich habe es dann wirklich gelernt und das ist glaube ich auch, ähm, sehr wichtig, sich da nicht einfach rein zustürzen und mal zu gucken, was man so machen kann. Ich habe einfach Glück gehabt und genügend Intuition, aber das ist nicht der Weg, den man gehen sollte.
Sebastian Also ich sag mal diplomatisch, dass die Quote der Menschen, die vor 1990 geboren wurden, die teilen im Grunde zum Großteil deine Vita. Man probiert, man macht, man hat noch gar nicht so die Informationen verfügbar oder die, die man hat, ist halt eventuell schwierig. Ich sage mal Pornos, das ist ja auch im Prinzip auch eine etwas andere Darstellung und nein, es ist wahrscheinlich, man kriegt ja auch nicht alles mit, aber es passiert erstaunlich wenig, wenn Menschen dann doch mit ein bisschen Verstand daran gehen. Inwieweit hat denn so der Kontakt zur Szene dir auch gesagt, das sind Dinge, die habe ich jetzt so immer gemacht, die sind vielleicht nicht so schlau, die sollte ich vielleicht mal ändern oder bleiben lassen?
Marty Nee, ist mir nicht passiert.
Sebastian Ok, so fesseln mit Kabelbindern auf gar keinen Fall.
Marty Ne, da habe ich genügend Intuition im Vorfeld gehabt, dass ich nicht auf die Idee gekommen bin. Vielleicht habe ich auch, ähm, nen sehr großes, anatomisches Verständnis und medizinisches Verständnis, dass ich auf solche Ideen nicht gekommen bin. (lacht)
Sebastian Aber vielleicht ist auch wirklich dieser Punkt, dieses immer gucken, was geht, dieser dann doch dieser Kontakt zueinander, dieses implizite Feedback einsammeln, ne und wirklich Schritt für Schritt vorgehen. Das kann man natürlich schwer beschreiben, aber wenn du dich selber da unter Kontrolle haben konntest, super. Gibt es da auch mal so nen, so nen, gibt ja dieses, so nen Dom-Drop in die Richtung, dass man merkt, okay, es wird mir gerade zu viel als Top?
Marty Nee, das hat es nicht gegeben. Aber es hat für mich auch, ähm, diesen, diesen Domspace hat es nicht gegeben. Also heute ist das so, dass wenn ich innerhalb einer Session bin, dann verliere ich Raum und Zeit um mich rum und die Dinge passieren einfach. Also es ist mir dann noch egal, wer dazu guckt. Ich bin dann bei meinem Gegenüber und das hat, das gab es damals nicht. Ich war viel mehr fokussiert und habe mehr darauf geachtet, was mache ich als nächstes oder wo schlage ich jetzt hin, wo ist das jetzt richtig, das brauche ich heute alles nicht mehr und von daher ist es natürlich auch ne viel größere Entspannung für mich, als es damals war.
Sebastian Ich versuche es mal zu vergleichen, so wie Klavier spielt so ein bisschen. Am Anfang spielt man nach Noten, nach Notenblatt und muss sich sehr konzentrieren. Und irgendwann geht es von alleine und man genießt es irgendwie.
Marty Genau.
Sebastian Ich schlage vor, wir machen jetzt mal unser erstes Päuschen, denn es ist wirklich warm.
Marty Ja, gut.
Sebastian Und mal gucken, ob ich dich mit dem Eis oder so bezirzen kann. Wir schauen mal. Liebes Publikum, wir sind gleich wieder da, wenn wir es abgekühlt haben. (kurzes Podcastintro) Liebes Publikum, wir hatten Tartufo-Eis. Hat es geschmeckt?
Marty Mmmh, lecker. Mein Diabetologe freut sich über meine Werte.
Sebastian Ja, ich habe auch ein bisschen schlechtes Gewissen, aber du hast gesagt, das wird schon irgendwie gehen. Aber da können wir mal direkt einsteigen. Hat das irgendeinen Einfluss auf das, was du tun und machen kannst?
Marty Ähm, jein. Also ich habe son, son Sensor, der im Arm drin ist, ähm, was über Bluetooth funktioniert und mir anzeigt, ob ich zu hoch oder zu niedrig bin. Ähm, die Werte kann ich individuell für mich einstellen, ab wann mein Handy dingelt. Ist ein bisschen unangenehm, wenn ich mich innerhalb einer Session verausgabe und mein Handy dingelt dann und sagt, "oh, du bist am Unterzuckern".
Sebastian Ja, aber es ist ja gerade, also ich hätte jetzt genau den Punkt gehabt, wenn du irgendwie umkippst, während irgendwie Subbie total krass fixiert ist, da würde ich, ich habe da keine Ahnung von, deshalb frage ich ja dich, ist das was, was man eher vermeidet, oder also, oder ist das so gut passend, dass du sagen kannst, es ist wirklich safe für dich?
Marty Also für mich ist das safe. Es ist ganz gut, dass ich in diese Bondage-Thematik nicht tiefer eingedrungen bin, weil da hätte ich wahrscheinlich dann wirklich vor einer extremen Suspension, ähm, Angst gehabt oder hätte nochmal meinen Blutzucker gecheckt, weil das wäre echt dumm, wenn ich dann umkippe. Aber die Fixierungen, die ich mache, die sind überschaubar. Und wie gesagt, mein Handy klingelt rechtzeitig. Ist ein bisschen unangenehm im Club, weil im Club Handyverbot, was ja auch häufig zu Recht der Fall ist. Ich muss mein Handy immer dabei haben.
Sebastian Hat er ne Ausnahme gemacht?
Marty Ja. Ich. ähm, kündige das aber vorher auch immer an. Ich sage immer, also in den meisten Clubs kennt man mich mittlerweile, die wissen das, dass wenn ich mein Handy raushole, dass ich keine Fotos mache, sondern einfach mal eben meinen Blutzucker checke. Das mache ich auch vor jeder Session oder danach oder so. Ähm und wenn ich neu in einem Club bin, dann suche ich mir schon entweder das Awareness-Team oder beim Einlass sage ich Bescheid. Hier, hallo, ich habe das Handy dabei. Nicht wundern, wenn ich ran gehe oder wenn es dingelt, es ist mein Blutzucker und mittlerweile ist das schon gang und gäbe, also ich bin da auch nicht die Einzige.
Sebastian Ja, also ich kenne das, das wird ein bisschen freier, früher war das undenkbar, da konnte man das Handy in Notfall noch damit, falls der Babysitter anruft, konnte man das noch irgendwie am Eingang irgendwo noch deponieren oder so, ne, aber ich glaube, das wird da freier, wobei man kann heutzutage, man kann im Zweifel auch die Kameras abkleben, ne, das gibt es ja auch auf manchen Partys, da gibt es einen Aufkleber, der kommt dann auf die Kamera drauf und dann ist es erstmal soweit okay, da muss man Kompromisse finden. Und wenn es gerade um so was geht, ist auch wichtig, dass Leute ja wissen, selbst wenn du trotzdem, wenn trotzdem mal irgendwas ist, weil das Handy nicht klingelt oder du nicht reagieren kannst oder irgendwas, du kippst da um, dass auch irgendwer Bescheid weiß. So gut Subbie wird Bescheid wissen.
Marty Genau.
Sebastian Da ist ne Party wahrscheinlich auch sicherer, ne? Wenn man so zu Hause und dann mit Fixierung, die auch wirklich hält.
Marty Nö, das ist kein Problem. Also ich weiß, ich bin so gut eingestellt, ich weiß vorher und nachher, wie meine Werte sind, ich hab, ich kann auf dem Display Tendenzen sehen, ob es Tendenzen nach oben oder Tendenzen nach unten sind, also das ist überhaupt kein Stress.
Sebastian Finde ich total cool, dass da die Technik ein bisschen mehr, mehr Freiheit erlaubt.
Marty Ja, total.
Sebastian Gibt es trotzdem irgendwelche Vorkehrungen, eventuell die Fesselung so, dass man im Zweifel dann doch irgendwie früher oder später da rauskommt oder so was?
Marty Ne, wenn ich einen Tag habe, wo es mir kacke geht, wo ich merke, boah, ich habe echt große Schwankungen oder mir geht es nicht wirklich gut, dann vermeide ich solche Fesselungen. Dann finden die an dem Tag einfach nicht statt.
Sebastian Gut, aber ansonsten kannst du alles machen.
Marty Ja, klar.
Sebastian Sehr schön. Okay, dann kommen wir jetzt mal zu dem Punkt Männer und Frauen. Du hast da, ich habe also in deinem Profil ein bisschen rum gestöbert. Ähm, da steht drin, ich verkürze das mal extrem. Frauen sind, ja, für Romantik und Liebe und männliche Personen, ja, die dürfen Sklaven sein. Auch mit dem Begriff.
Marty Genau
Sebastian Erklär mir das mal. Du müsstest ja nichts mit Männern machen. Also, trotzdem haben sie ja offenbar einen Reiz. Warum auch diese klare Trennung, gerade wenn es heutzutage Geschlechter auch so fluide sind? Wie viel Mann gibt, ist eine Person oder nicht, das ist so kompliziert. Aber wo kommt es her und wieso die Unterscheidung?
Marty Ähm, man muss vielleicht dazu sagen, dass ich auch, man mag es kaum glauben, aber ich habe eine Hetero-Vergangenheit, die schon sehr, sehr, sehr weit zurückliegt. Und ich habe kein Problem mit Männern, ich habe keinen Männerhass, ich habe keine schlechten Erfahrungen mit Männern gemacht oder im Ähnlichem. Die langweilen mich nur in der Regel. Also auf sexueller Ebene. (lacht) Finde ich die einfach nicht spannend.
Sebastian Okay, aber trotzdem spielst du mit ihnen.
Marty Ja, weil ich mag ja Männer, ich mag Menschen. Und dabei ist mir dann das Geschlecht unterm Strich egal.
Sebastian Unterscheidet sich das Spiel, was du tust?
Marty Ja. Ja, weil, wie ich das auch in meinem Profil geschrieben habe, bei Frauen ist es, kann es eher die romantische, sexuelle Komponente bekommen. Bei Männern ist das eher nicht der Fall. Also da kann ich jemanden gern haben und den auch als Freund haben oder und kann mit dem spielen, aber nicht im romantischen Sinne.
Sebastian Ja, ich spiele da so ein bisschen drauf an. Diese Komponente BDSM bedeutet auch oft, es läuft auf Sex hinaus.
Marty Bei mir ja.
Sebastian Genau, das heißt, das ist mit den Kerlen ja nun mal eine andere Voraussetzung.
Marty Genau. Also der Sklave darf, wenn er ganz brav war, wenn ich ihn mag, vielleicht darf er sich mal anfassen oder das ein oder andere tun, auf Anweisung. Aber ich selber lege da in der Regel nicht wirklich Hand an, außer mit Nadeln oder anderen Werkzeug.
Sebastian Ich überlege gerade ob es dieses Sprichwort gibt, die Wärme wie gesagt, "Den würd ich nicht mal mit ner Stecknadel anfassen." gibt es gibt es dieses Sprichwort? Nee, aber wenns das nicht gibt dann sollte es erfunden werden. Okay aber du hast schon gesagt du spielst mit Menschen.
Marty Ja.
Sebastian Aber was tust du? Also inzwischen, früher Spanking, ein bisschen fixieren, okay. Was ist so dein Spektrum inzwischen? Was macht Marty alles? Und welches Werkzeug macht vielleicht auch gerade besonders viel Spaß? Ich spiele jetzt auch gerade auf diese ominöse Tasche an, die neben dir steht. Ich bin einfach mal neugierig, weil ich habe dich noch nie spielen gesehen.
Marty Ich spiele sowohl SM als auch DS. Das ist Person unab... Pfff... Weiß gar nicht, ist es Person unabhängig? Nee, eigentlich ist dieses Spektrum immer gegeben bei mir. Ich liebe es, mit der Angst zu spielen. Ein Kick ist, wenn ich vier, fünf, sechs, sieben Jahre mit einem und demselben Menschen spiele und ich nach fünf Jahren auf irgendwelche irrwitzigen Ideen komme, dass Subbie dann zu mir sagt, "Nein, das macht sie nicht. Nee, nee, das wird sie nie tun. Ah, scheiße, vielleicht doch?!"
Sebastian Oh, Beispiel bitte. Was hast du getan, was nie hätte passieren sollen, aus Subbies Sicht?
Marty Das gibt's nicht. Es gibt bei mir keine No-Go's.
Sebastian Ja, aber man muss ja, man kann ja nicht einfach machen. Man muss ja schon dann den Widerstand erstmal überwinden. Also gibt's was, wo dir dein Gegenüber sicher war, nein, das wird nicht passieren, dazu werde ich niemals einwilligen und das werde ich auch niemals wollen und dann war es vielleicht doch hinterher schön.
Marty Es gibt ein Szenario, was ich mal mit, ähm, ich nenne sie immer meine Teilzeit-Sub, Wir schaffen es leider nur uns ein paar Mal im Jahr zu treffen, aber dann ist es jedes Mal sehr intensiv und wunderschön und wir spielen viel mit Angst, DS und Erniedrigung, Sie kennt mich, sie Sie weiß, dass sie mir zu 100% vertrauen kann. Aber... ich spiel dann mit der Angst. Und ein Szenario war zum Beispiel, sie musste sich gefesselt mit verbundenen Augen, ne gar nicht gefesselt, mit verbundenen Augen musste sie sich hinsetzen, musste es sich selber machen, was ihr schon äußerst unangenehm war. Es waren natürlich ein paar Leute dabei, die zugeguckt haben. Und irgendwann habe ich ihr ins Ohr geflüstert, ich sagt: "Dir ist schon klar, dass ihr gerade 20 Leute zugucken?" Dann wurde es noch unangenehmer. Ich habe mir von einem befreundeten Menschen, der neben mir stand, einen Becher mit warmem Wasser bringen lassen und habe sie zwischendurch mit warmem Wasser bespritzt. ("fieses" lachen) Und sie sich nicht sicher war, was das für eine Flüssigkeit ist, die da jetzt irgendwie auf sie zukommt. Das ist eine Kleinigkeit, das ist völlig unspektakulär, aber ich finde, und so ist es mir auch gespiegelt worden, das fickt einfach den Kopf.
Sebastian Da kann ich mir vorstellen, dass sie hinterher enttäuscht war, dass es Wasser war.
Marty Nö, sie weiß, dass ich das Szenario ja auch umgekehrt tatsächlich durchziehe. Aber in dem Moment hat sie es halt nicht gewusst. Und auch so dieses, dieses Gefühl, boah, ich muss, ich muss es mir jetzt selbst machen, das ist mir total unangenehm. Ja, aber sie hat sich drauf eingelassen und es flossen auch Tränen.
Sebastian Wie geht es dir dabei? Was ist deine Aufgabe in dem Moment? Du gibt´s die Anweisung, du lässt dir nen Becher bringen, du spritzt ein bisschen, aber was geht da so im Kopf vor? Und, ja, was ist dein Job, abgesehen davon, sie mit Wasser zu treffen?
Marty Mein Job ist, sie wachsen zu lassen. Sie über ihren Horizont hinaus, über ihren Tellerrand hinaus gucken zu lassen. Sie dabei anzuleiten, ihr zu zeigen, dass sie sich trauen kann. Und die Macht, die ich dabei habe, die spielt natürlich auch ne Rolle. Klar, das kickt dann mich. Aber vielmehr ist es tatsächlich, ähm, sie wachsen zu lassen. Oder ihn.
Sebastian Ich überlege die ganze Zeit, ob bei dir der Spaß am Sadismus das ist, was dir den Kick gibt oder es ist vielleicht dann doch einfach ganz schnöde dieser Machtrausch. Ich habe die Macht, ich bestimme, ich habe, ich habe, ja ich quasi, ich habe das Universum meines Gegenübers unter Kontrolle.
Marty Ja, klar. Und ich habe ja nicht nur das, das Universum meines Gegenübers unter Kontrolle. Wir betreiben auch solche Sachen wie Vorführen oder wir gehen in Pornokinos oder Ähnliches. Und dann habe ich nicht nur die Macht über die Sub oder auch den männlichen Sub, was ja auch stattfindet. Ich habe auch die Macht über das Publikum oder die Leute, die benutzen. Und das finde ich besonders toll. Die dominanten Herren, die Sub benutzen wollen und ich stehe daneben und sage, "Ne, du jetzt nicht." Das macht mir höllische Freude.
Sebastian Ich finde es schade, dass man dich jetzt nicht sehen kann. Also ich kann dich sehen. Also, da merke ich gerade, wie hier so die Augen anfangen zu blitzen. Dieses "Ich habe die Macht über, ja über die Situation. Und ich habe die Kontrolle." Vielleicht auch nochmal so ein Begriff Kontrolle. Dich so fallen lassen, wenn Subbie sagt, "Ach komm, ich hab da mal was vorbereitet, lass dich mal drauf ein. Marty, ich verbinde dir mal die Augen, es wird dir schon gefallen."
Marty Das ist schwierig.
Sebastian Dieser panische Blick.
Marty Wir haben das vor kurzem gerade gehabt, ich hab im März Geburtstag gehabt und sie hat für mich ne Überraschungsparty gestartet und hat mehrere Hände voll Freunde im Club, organisiert und hat mich mit verbundenen Augen zur Freude aller aus der Kinky-Szene, die mich mit verbundenen Augen gesehen haben und hat mich da rein geführt. Das ist ein Scheißgefühl. (lacht)
Sebastian Musst du nicht noch mal haben, ja?
Marty Ich lass mich drauf ein, aber das ist nichts, was mir Freude bereitet.
Sebastian Du hast mir im Vorgespräch gesagt, Swinger-Szene. Und da kennst du deine Leute und ich gebe zu, hm, also ich kenne den neuen Begriff Swinky, ich weiß nicht, kennst du den?
Marty Nee, hab ich noch nie gehört.
Sebastian Swinger und Kinky.
Marty Ach, lustig.
Sebastian Ja, Swinky, das klingt auch noch lustig.
Marty Ja, stimmt.
Sebastian Dann gibt es sexpositive Partys, wo auch alles erlaubt ist und so, aber ich hatte sehr viele Jahre den Eindruck, ich bin mir sicher, dass es auch so war, dass BDSM-Events und Swinger-Events, das sind zwei Welten und die sind voneinander absolut abgetrennt und die haben nichts miteinander zu tun. Das scheint gerade so ein bisschen zusammenzuwachsen. Aber wenn du da Einblicke hast, her damit, klär mich mal auf. Was machen Swinger eigentlich außer vögeln? Gleich die Erklärung ausgeschlossen.
Marty Aähm, aber das ist genau aus dem, aus der Geschichte entstanden, dass ich in Swinger-Clubs gegangen bin, weil BDSM oder eine Session für mich nicht selten in Verbindung mit Sex ist. Und ich tatsächlich auf BDSM-Veranstaltungen das Problem hatte, wenn dann tatsächlich ernsthaft gevögelt wurde, dass dann der Blick so, ja nee, also das wollten wir jetzt nicht so genau sehen. Das fand ich immer sehr schade.
Sebastian Hast du das in den letzten Jahren auch noch erlebt?
Marty Es wird weniger. Es wird viel weniger. Und deshalb sind wir halt, weil auch der Aspekt des Vorführens zum Beispiel im Swinger-Clubs dementsprechend gut funktioniert. Oha, ich mache mich in der BDSM-Szene völlig unbeliebt gerade, in dem ich mich oute
Sebastian Nein.
Marty Als Swinger oder Swingerin. Ähm, mir macht es Spaß und wenn ich mit meiner Partnerin, meiner Sub oder meinem Sklaven oder wem auch immer einen Club betrete, dann ist mir eigentlich das Motto scheißegal. Ob das ein BDSM-Event ist, ob das ein Swinger-Event ist, ob die eine Mallorca-Party machen oder ein Oktoberfest, das ist mir scheißegal. Ich weiß, wir gehen heute Abend dahin und wir werden Spaß haben und der Rest ist mir dann eigentlich Lachs, ob die da nebenbei rumvögeln oder sich betrinken oder...
Sebastian Ja, da hast du ja auch nochmal so nen Punkt. Auf ner BDSM-Party ist, ich sag mal, harter Alkohol ist erstmal sehr verpönt, ne.
Marty Ja genau. Zu recht.
Sebastian Ja, du musst ja auch bei klarem Verstand sein, wenn du da erweiterten Scheiß machst. Im Swingerclub sehe ich das anders. Da gibt es dann eher den Begrüßungscocktail. Der steht dann auch so schon auf der Veranstaltung drauf. Wenn er kommt, kriegt er erstmal einen eingeschenkt. Also, meine Erfahrungen waren, wenn man jetzt zum Spielen in den Keller vom Swingerclub geht. Dann kommen die natürlich alle und gucken gelegentlich und so weiter und die können auch, da sind halt auch viele Menschen, die mit BDSM gar nichts anfangen können, aber ich habe da nie gehört, um Gottes Willen, also klar, oh das ist mir ein bisschen hart, ich, ich gucke da mal lieber nicht mehr zu, so was hört man dann schon mal, aber im Grunde habe ich immer Toleranz erlebt. So, okay, das ist jetzt nicht meins, dann gehe ich woanders hin, aber man wurde jetzt nicht verurteilt dafür, was man da macht. Und das finde ich spannend, weil auf BDSM-Veranstaltungen hast du, wenn du da anfängst, irgendwie, was weiß ich, vier Leute vögeln irgendwo in der Ecke. Ich glaube, dass die schon was zu hören kriegen, wenn das ne traditionelle Party ist. Also eventuell sind swingende Menschen entspannter vielleicht? Ich weiß nicht, wie sind deine Erfahrungen?
Marty Na ja, also ich versuche tatsächlich auch schon ein bisschen zu unterscheiden, welche Spielart an dem Abend dann angesagt ist. Also ich mache jetzt keine Blut- oder Schwersten-Klinik-Spiele im Swingerclub. Das möchte ich den Menschen, die damit dann konfrontiert werden, das möchte ich denen gar nicht antun. Trotzdem spanke ich oder spiele auch mit der Bullwhip oder im Hemmungslos. den Club hatten wir vorhin schon mal erwähnt, da mache ich tatsächlich alles, aber der ist, das ist ein Swingerclub, der auch BDSM-lastig ist und ein großes BDSM-Publikum, das heißt, die Gäste sind das gewohnt, dass auch da mal ein bisschen härter gespielt wird.
Sebastian Ja, aber sind die Menschen, die mit BDSM nichts anfangen können, sind die da eher tolerant oder also wie, oder wie, was siehst, was kriegst du von denen überhaupt mit, sagen wir es mal so, ja, die gucken mal, dann drehen sich um und gehen, das ist ja noch neutral, man muss ja nicht alles sehen wollen oder ich weiß nicht, gibt es auch mal Sprüche oder vielleicht sogar mal ne Beschwerde, ich weiß es nicht, also inwieweit, wird das da akzeptiert, dass Leute halt ihren Sachen nachgehen?
Marty Also erlebt habe ich in der Hinsicht, glaube ich, alle Varianten einmal. Von, dass die Menschen zum Tresenpersonal gehen und sagen, ah, sag mal, habt ihr das da unten gesehen? Ist das da richtig so? Wo dann das Personal, wenn sie mich kennen, sagen, ja ja, das ist schon in Ordnung so, das soll so. Über, dass ich nach dem Spiel angesprochen wurde von Menschen, die damit gar nichts zu tun haben, die haben gesagt, boah, das hat total schön ausgesehen. So innig wie ihr miteinander da zusammen. Das war eher ein Tanzen. Voll spannend. Danke, dass wir zugucken durften. Oder dann aber einfach auch die Einzelherren, die das sexuell sehr erregend finden und im gebührenden Abstand drumherum stehen, sich da drauf einen runterholen. Was ich persönlich spannend finde, da die sexuelle Komponente und BDSM für mich, ja schon zusammengehört und auch da haben wir wieder dieses Machtding. Ich spiele gerade den Film, den der Wichswichtel sich anguckt.
Sebastian Der Wichswichtel?
Marty Und hab's unter Kontrolle, was er erleben darf oder nicht.
Sebastian Also ist das auch Teil, Teil deines Kinks, wirklich dieses Zeigen mit dem Publikum spielen?
Marty Unter anderem, nicht nur. Aber manchmal macht das riesigen Spaß und sehr witzig, wenn ich dann jemanden sympathisch oder unsympathisch finde und ihn auf Subbie loslasse und sage, na, hast du Bock? Bitte.
Sebastian Was sagen die denn? Sagen die immer ja?
Marty Ähm, meistens sagen sie ja, aber zu 50 Prozent war es das dann mit der Erektion, weil sie sich dann nicht mehr trauen.
Sebastian Oh je.
Marty Und da sind wir wieder da bei dem Nachtmacht-Ding, da haben Subbie und ich zusammen dann einen Höllenspaß und wir können innerhalb der Session können wir uns totlachen. Finden das dann sehr witzig.
Sebastian Dann gehe ich auch mal die Szenarien durch. Okay, du sagst, hier möchtest du mal. Und ja, entweder das klappt oder das klappt nicht. Und dann ist ja noch mal die Frage, die Quote, dass das auch, ich sag mal, nennenswerter Sex ist, der länger als 30 Sekunden dauert. Das ist ja auch noch die Frage.
Marty Ja, genau.
Sebastian Also schon mal erlebt, dass dann da wirklich ein brutal krass guter Sex bei rauskommt?
Marty Nein.
Sebastian Das gibt es gar nicht?
Marty Nein.
Sebastian Wie hoch war jetzt die Versuchsanzahl für meine Statistik? Eher 10, eher 100? Ich weiß es nicht. Eher 2?
Marty Wie oft ich das versuche?
Sebastian Also wenn es zu 100% gescheitert ist, hast du es ja vielleicht einfach noch nicht oft genug probiert oder ihr?
Marty Achso, das kann ich gar nicht in Prozenten nennen. Also ich würde mal sagen 50-50.
Sebastian Okay, und dass das auch mal länger ging, gab es das an sich? Also gab es ja nicht, aber wie, wie oft habt ihr das probiert? Weil irgendwann ist es och die armen Jungs, muss ich ja jetzt ehrlich sagen. Dann haben die da so nen Spaß und dann ist der Spaß nach 10 Sekunden vorbei.
Marty Ja, es tut mir auch total leid, aber die Aufregung ist dann irgendwie manchmal größer, also eher selten. Auf einem BDSM-Event ist das eine andere Nummer, da wissen dann die Herren schon, worauf sie sich einlassen oder was sie tun können, was sie nicht tun können. In der Swinger-Szene ist das nochmal ein bisschen was anderes. Also ein Großteil der Herren, die mit BDSM nichts zu tun haben, sind dann an der Stelle überfordert.
Sebastian Das kann ich mir vorstellen, aber immerhin, ich würde ihn applaudieren hinterher für den Mut, dass sie das gewagt haben. Ja, ich glaube, das ist aber auch ist aber dann auch wirklich Voyeurismus, der auf euch dann trifft. Das ist auch ein wichtiger Punkt für dich.
Marty Ja, genau. Also ich brauche den nicht zu 100%. Ich mache das zwischendurch mal, weil es mir oder mir und Subbie Freude macht. Aber das ist nicht mein ausschließlicher Kink.
Sebastian Aber jetzt die Peitsche würdest du nicht irgendwem in die Hand drücken?
Marty Doch, bei Menschen, die ich kenne. Also explizit ne Bulle, weil jemand, der ungeübt ist, sollte keine Bulle in die Hand nehmen. Und den würde ich auch nicht auf Subbie loslassen.
Sebastian Was würde dich abtörnen? Wo würdest du sagen, oh nee, da vergeht´s mir, das muss ich nicht haben?
Marty Bei Übergriffigkeit, also wenn Dinge probiert werden, die nicht abgesprochen sind. Ungepflegtheit. Und Subbie nicht mit der nötigen Wertschätzung zu behandeln. Egal wie niedrig die Sub kniet, hat sie die höchste Wertschätzung verdient. Und wenn man das nicht kann, hat man auch nichts an meiner Sub zu suchen.
Sebastian Ist das gelernt, weil du in der Szene unterwegs bist? Oder ist das was, was schon immer da war?
Marty Nee, ist meine Meinung.
Sebastian Okay, ganz klar. Knallhart.
Marty Ja, das ist einfach so. Ich stehe ja auch sehr auf Erniedrigung, ich mag das, zu erniedrigen, aber ich würde niemals beleidigend werden. Das ist für mich ein himmelgroßer Unterschied.
Sebastian Okay, dann wie, oh Gott, das ist aber ein haarscharfer Grat.
Marty Ja.
Sebastian Also der Wichswichtel von eben wäre eine Beleidigung oder ist das eine Erniedrigung?
Marty Ne, das ist eine Beleidigung. Aber ich würde meine Sub oder meinen Sub nicht beleidigen, aber erniedrigen. Und das da ist nochmal ein Unterschied.
Sebastian Nee, ich merke schon, das ist so , das ist so der Star des Abends, ne?
Marty Genau.
Sebastian Du hast jetzt über DS ein paar Mal gesprochen und ich habe bei dir im Profil das schöne Wort, das seltene Wort Protokoll gefunden. Dazu gehören die Dinge, zwei Dinge zum Beispiel Anreden und Regeln. Tja, wie spricht man dich an, wenn man Sub ist?
Marty Ja, das ist so eine Sache.
Sebastian Du, Herr Kaiser, kennst du das noch? Oh Gott, wie fürchterlich. Nein, aber ist Ansprache nötig oder, oder, oder ist es okay, wenn es natürlich ist?
Marty Also in der Regel ist Ansprache nicht nötig, weil es bei mir auch sehr schwierig ist. Wie wir eingehend ja schon gesagt haben, bin ich zwischen den Geschlechtern und ich bin weder Herr noch Herrin. Also, manchmal passt es beim jeweiligen Gegenüber. An anderer Stelle passt das aber einfach nicht. Meine Sub und meine Partnerin muss mich gelegentlich Herrin nennen, was total lustig ist, weil das hasst sie. Sie sagt, ich kann das nicht, aber sie muss es.
Sebastian Herrin ist ja auch so ein, so ein ganz mieses Wort, weil Herr und dann in, also das ist so wie Männen, ja? Also weißt du, was ich meine? Das Wort kann super funktionieren, aber wenn man sich das genauer anguckt, wird das Wort immer unsexy, finde ich.
Marty Genau, so geht mir das auch. Also das ist, wenn mein Gegenüber nicht weiß, wie er mich ansprechen soll, kann ich das voll verstehen, weil ich weiß selber nicht zu 100 Prozent, wie ich genannt werden will. Das ist einfach so ein bisschen personenabhängig, was gerade, wer gerade mein Gegenüber ist.
Sebastian Okay, also das ist die Ansprache, also das Rufwort. Im Zweifel kann man ja Marty sagen.
Marty Genau.
Sebastian Aber dann geht es weiter mit du oder sie? Oder euch?
Marty Nee, euch ist nicht meins. In der Regel ist es du. Es gibt durchaus mal den ein oder anderen Sklaven, äh, der mich zu siezen hat. Zudem habe ich aber auch nur bedingt eine emotionale Bindung.
Sebastian Also wie im echten Leben, das "Du" muss man sich verdienen.
Marty Genau.
Sebastian Ja, dieser Begriff Protokoll, wie gesagt, der kommt mir so selten unter. Protokoll, da denke ich an so, oha, da denk ich an sonen, sonen Staatsakt, ja. Also da werden erst die Fanfaren geblasen, dann, doppeldeutig egal, dann geht die Tür auf, dann geht erst, geht in der Reihenfolge wie die Menschen da auf und ab gehen und dann passiert dieses und jenes. Das klingt für mich nach nem, also Protokoll klingt für mich immer nach, nach einem Set von, von einer Abfolge, die zu einem bestimmten Ereignis auftritt. Du betrittst den Raum, nehmen wir das mal an, du kommst, du kommst rein, Sub ist da, was hat zu passieren? So in der Richtung. Ist das tatsächlich so? Sind das erarbeitete Dinge oder was ist Protokoll?
Marty Ja. Ich muss dazu sagen, meine jetzige Partnerin und Sub, wir leben das 24/7. Egal wie hart man ist oder sein möchte, es ist einfach nicht 24/7 realisierbar, weil dann kommt das Leben und der Alltag. Da gibt es einfach Dinge, die kann man nicht umsetzen. Wenn es aber die Ansage gibt, ab jetzt ist Protokoll, das findet meistens statt, wenn wir zusammen in den Club gehen oder auf, das kann auch eine, eine Geburtstagsfeier sein von kinky Leuten, dann gibt es Protokoll. Das bedeutet, es sind Kleinigkeiten. Sie hat mich zu bedienen, bei dem Wort Service hat sie mich zu bedienen, kniend mit Hände, mit Hände und Getränk oberhalb des Kopfes. Hat nicht vor mir zu laufen, sondern immer hinter mir zu gehen. Das sind so Kleinigkeiten, das ist für mich das Protokoll.
Sebastian Ja, also auch einfach ein Haufen an Regeln, Verhaltensweisen.
Marty Genau.
Sebastian Ach komm, wie viel gibt es da noch? Ich bin da ja immer neugierig. HörerInnen im Publikum wissen, bei Regeln bin ich mal ganz spitz und gucke erstmal, was gibt es da alles. Also und wie viele vor allem, und ist das einhaltbar, widersprechen die sich vielleicht da? Ich finde das immer so, Regeln sind so, das ist so wie, das sind wie irgendwelche Haustiere, die man irgendwie in die Wohnung setzt. Und dann wuseln sie herum. Und da muss man echt ganz genau aufpassen, dass die genau das tun, was sie sollen.
Marty Genau deshalb ist das ja auch im Alltag nicht immer so wirklich realisierbar, sondern, meine Sub trägt doch 24/7 den Halsreif. Früher war das mal so, dass wir gesagt haben, okay, in dem Moment, wo ich dir den Halsreif umlege, gelten diese Regeln, aber das findet so nicht mehr statt.
Sebastian Ja, das ist das Blödeste. Man hat immer dieses tolle Ritual, man geht hin und legt diesen Halsreif um oder nimmt ihn ab und dann steigert man es und plötzlich ist das weg. Das ist fürchterlich.
Marty Genau, und deshalb ist dann die Ansage "Protokoll". Und das ist aber, ich spiele ja mit mehreren und das ist individuell. Eine Sub dazwischen ist zum Beispiel sehr genant. Die muss unter, wenn wir im Club sind, ähm, pinkeln bei offener Toilettentür zum Beispiel.
Sebastian Ja, da freut die sich.
Marty Total.
Sebastian Dauert's?
Marty Mittlerweile geht's.
Sebastian Der Trick soll ja sein, dass man irgendein Lied dabei trillert. Dann soll das einfacher gehen. Du hast die Macht, das Lied auszuwählen.
Marty Ah, hab ich noch nicht drüber nachgedacht. Aber ist eine schöne Idee.
Sebastian Dumm, die Dumm. Okay, also das ist auch wirklich eine klare Anweisung. Gilt das für alle gleich oder mit jeder Person wird ein eigenes Protokoll erarbeitet? Inwieweit bringen die Menschen da was ein? Ich würde noch anbieten, gern das und das zu tun. Nimmst du so was an oder sagst du, nee, ich mach die Regeln?
Marty Na, wenn jemand was für mich tun will, dann ist das in der Regel immer in Ordnung. Oder meistens. Aber das, was ich mir dann aussuche, sind einfach Dinge, die, nee, das stimmt gar nicht. Unangenehm ist das gar nicht immer. Da gehört zum Beispiel auch zu, auf dem Fußboden zu sitzen. Also hat nicht neben mir auf den Polstern zu sitzen. Und dann kommen wir auch gleich zum Ding der Woche.
Sebastian Na, dann bin ich gespannt. Das Ding der Woche. Oh ich muss gucken, ich muss mir mal einkreisen, wo ich gleich hin will mit dir, weil wie immer mein Spickzettel wächst während des Gespräches. Du hast jetzt hier, ich würde mal sagen, du hast hier einen, ich sag mal einen Hund dabei. Nein, also eine Tasche, die sehr flauschig ist, von der hätte ich hinterher natürlich gerne Bilder für die Shownotes.
Marty Ja, darfst du haben, das ist eine Rolle.
Sebastian Ach, jetzt erkenne ich es. Das ist ein Deckchen.
Marty Genau.
Sebastian Und was für eins? Ein Flauschedeckchen?
Marty Ein Lammfell.
Sebastian Ein Lammfell, ein echtes, ein echtes Lammfell?
Marty Ja.
Sebastian Ach was.
Marty Ja. Das passiert, wenn...
Sebastian Ui. Aber was für eins. Also mal so die Metadaten, die Größe. Ja, es ist halt ein Lammfell, so groß wie halt ein Lamm ist. Nein, was ist das, so ein Meter zwanzig lang, achtzig breit?
Marty Ja, ich schätze mal.
Sebastian Dunkel, also nicht schwarz, sondern eher so anthrazit, alles mögliche. Und ehrlicherweise sieht das auch schon ein bisschen durchgesessen aus.
Marty Das kann nicht sein. Das ist noch nicht so oft benutzt.
Sebastian Echt? Nee, das ist relativ neu. Oder das kommt jetzt von der Tasche, um die es rumgewickelt war?
Marty Ja, das ist relativ neu.
Sebastian Okay. Alles klar. Du hast ein Lammfell beschafft. Ein echtes Lammfell. Oder steht sogar was?
Marty Ja, bitte nicht vorlesen. Aber es ist personalisiert, ja.
Sebastian Also ich lese es einmal.
Marty Ja, das darfst du.
Sebastian Okay. Und den Spruch darf ich nicht vorlesen? Okay, ich kann aber wenigstens sagen, von wann? 12.23 steht hier mit bei.
Marty Ja, genau.
Sebastian Ach, das ist so lieb, was da drauf steht. Und es hat einen bitteren Humor. Falls du dich doch umentscheidest, Shownotes, liebes Publikum. Und es ist tatsächlich ein Premium-Lammfell. Es ist sogar hier ein Zertifikat mit dran. Wahnsinn, ähm, und es, duftet irgendwie gewaschen, ne? So ein bisschen.
Marty Wahrscheinlich nach Subbies Arsch, weil die hat drauf gesessen.
Sebastian Okay, dann war der auf jeden Fall parfümiert.
Marty Ja, das hat sie sich verdient, weil, wie wir vorhin schon erwähnt hatten, wir gehen eben auch in Swingerclubs oder ähnliches.
Sebastian Oh, das fühlt sich echt schön an, wenn man mit der Hand da so drüber geht.
Marty Und ich finde es total doof, ich schätze meine Sub wert und die soll auf so nem abgenutzten Handtuch auf dem Fliesenfußboden neben mir knien oder sitzen, den ganzen Abend lang.
Sebastian Ja, ich meine auf dem Handtuch, das ist schon mal ein Entgegenkommen.
Marty Genau. Aber das ist ja auch in meinem Interesse, dass Sub sauber bleibt. Also ich will nicht irgendwie die Fußab,.. das ist, ja und das hat sie sich verdient und, ähm,
Sebastian Schön und wirklich auch, wirklich nicht so das ist jetzt, also das Bild, liebes Publikum schaut´s euch an, das ist jetzt nicht son, son Lammfell so in diesem leicht beige, ne sondern das ist gefärbt und oder ist es überhaupt gefärbt? Gibt es schwarze Lämmer? Bestimmt.
Marty Bestimmt, ich weiß es ehrlich gesagt gar nicht
Sebastian Also auf jeden Fall, es ist suuuper flauschig und, ähm, hast du da schon mal drauf gesessen? Nur mal so zum Testen.
Marty Nee, nee, habe ich tatsächlich nicht. Also bin ich auf die Idee gekommen.
Sebastian Also ich wäre so ein Top, der sagt, ah, das Ding ist ja super, das packe ich mir jetzt in mein Auto rein.
Marty Und was wir tatsächlich dazu gebraucht haben.
Sebastian Und sie hat es ausgeliehen heute?
Marty Ja, genau. Ich habe sie gefragt, ob ich das mitnehmen darf.
Sebastian Oh, toll.
Marty Und wir haben die ganze Zeit überlegt, wie machen wir das, weil son, sone Lammfellrolle im Club durch die Gegend zu tragen, ist auch immer ein bisschen schwierig. Das ist eigentlich eine Tasche für Yoga-Matten.
Sebastian Ah, jetzt verstehe ich das System. Und die ist gar nicht doof. Und was da drin ist, sehe ich auch schon. Das ist so ein, wer Yoga-Mattentaschen kennt, der kennt sie. Ansonsten schaut auch da in die Shownotes, aber das ist im Prinzip so ne dünne Tasche, so ein bisschen DIN A4 Blatt groß, ein bisschen größer mit Gurten, wo man dann wahrscheinlich die Matte eigentlich rein wickelt und dann sind hier diese, ich mache mal ein passendes Geräusch dazu, mit diesen Clips verschlissen. Klick. Und dann ist das da eingewickelt. Das ist eine coole Idee.
Marty Genau. Und da ist quasi auch noch eine kleine Tasche bei. Das heißt, da kann sie irgendwie ihre Zigaretten oder Garderobenmarke oder,
Sebastian Mmm, darf ich rein gucken?
Marty Ja, natürlich. Ich weiß gar nicht, was da drin ist.
Sebastian Ach du weißt gar nicht, was da drin ist?
Marty Nö.
Sebastian Okay, da ist Traubenzucker drin.
Marty Ja, für mich.
Sebastian Sehr vorbildlich. Ja, gut, dass du den da hast. Also super und zwar auch ausreichend, also für den Fall der Fälle. Und dann habe ich schon gesehen, im anderen Reißverschluss ist äh, ist es das wirklich?
Marty Ja.
Sebastian Ja, das ist ja so das gute Ingwer-Konzentrat. Oh, die haben neue Flaschen aufm´, ach nee, warte mal, das ist, den Verschluss, ich mache es einfach mal auf.
Marty Ja, darfst du.
Sebastian Ach, das kenne ich von denen noch nicht, ich kenne das als Sprühflasche. Und hier ist das wie son, äh son, ist eine Pipette drin.
Marty Das ist zehnfach so stark wie die Sprühflasche, die du kennst.
Sebastian Ach was, das ist aber ein nettes Geschenk von dir. Nein.
Marty Das ist krass das Zeug.
Sebastian Ginger Massageöl, okay. Und das kenne ich tatsächlich noch nicht.
Marty Ist derselbe Hersteller.
Sebastian Ja, für die gab es ja auch schon mal im Podcast Werbung, also können wir ruhig nennen, Naturally Naughty heißen die und Aber das ist ja Massageöl noch. Ich kenne das einmal, es gibt einmal das Massageöl, das ist so lala. Und dann gibt es nochmal das Sprühzeug. Das ist so ein bisschen aufregender.
Marty Das ist krass, du kannst das auch trinken. Also du könntest dir jetzt so einen Tropfen auf den Finger machen und
Sebastian Ja, ich kann es auch lassen. Sollte in jeder guten Küche stehen, ne?
Marty Es ist wirklich krass.
Sebastian Okay, chemische Kriegsführung, interessant. Oder ist es biologische? Ja, ist egal. Okay. Ja, damit ist doch die perfekte Spielsitzrüstung. Wer trägt denn die Yoga-Matte?
Marty Sub.
Sebastian Was trägst du?
Marty Mich. Und die Verantwortung.
Sebastian Das reicht.
Marty Ja, definitiv. Also, wenn wir dann unterwegs sind, durchaus auch die Spieltasche, je nach Lokalität, weil ich nicht möchte mit High Heels dann irgendwo in irgendwelche Spielkeller und eine schwere Spieltasche, also die trage ich dann schon.
Sebastian Wie viel schleppst du denn mit auf Partys?
Marty Ich habe das mittlerweile echt schon reduziert, zum Beispiel den Klinikbereich mittlerweile ausgegrenzt, da habe ich nen separaten Koffer für, weil das wird auch nicht jedes Mal benutzt. Ähm, ich hab seit letztem, vorletztem Jahr mir so ne Gewehrtasche zugelegt, weil ich eben auch viele lange Spielzeuge habe. Gerten, beziehungsweise die Bullwhips muss ich nicht so klein zusammenrollen, die kann ich da mehr rein falten. Aber das ist so ne, so ne Standard-Gewehrtasche.
Sebastian Also eine Tasche.
Marty Also eine Stofftasche.
Sebastian Also man kann ja auch mit den zwei Reisetaschen und dem Rollkoffer noch da auf ne Party marschieren. Das ist nicht deins?
Marty Nein, brauche ich. Es reicht unter, also manchmal muss es auch nicht mal die Spieltasche sein. Da reicht auch der Gürtel, den ich in der Hose habe. Ist nur ein bisschen doof, weil dann fällt mir immer die Hose runter. Ist haben wir Erniedrigung mal anders, nämlich für mich.
Sebastian Ja gut, ein Tod musste sterben, ne?
Marty Ja, genau.
Sebastian Also wenn du jetzt schon sagst, okay, hier Swingerclub und Spielen und Party und Sub und mehrere Subs. Mehrere Subbies gleichzeitig. Kommt das vor?
Marty Nee, eher nicht, weil ich, ähm, wirklich voll fokussiert bin für den Moment. Also, wir gehen jetzt mal davon aus, dass wir abends irgendwo in den Club gehen und ich gehe mit einer Sub dahin, dann ist es in der Regel eine, weil ich mich dann auf sie fokussiere oder auf ihn und wir gemeinsam einen schönen Abend haben. Also es gibt dann vielleicht das ein oder andere, was von außen nochmal einfließt oder andere Menschen, die dazukommen, aber in der Regel sind wir dann eine Einheit. Mit einer einzigen Ausnahme, wenn ich mit Sub unterwegs bin und wir haben einen Sklaven dabei.
Sebastian Oh, wessen Sklave ist er dann? Eurer oder deiner?
Marty Unserer.
Sebastian Das heißt, sie kriegt Macht?
Marty Ja.
Sebastian Das ist aber gef...ne, das ist aber auch fies zu sagen, hey du hast hier Macht und Befugnis, aber wenn du es übertreibst, dann...
Marty Ja.
Sebastian Okay.
Marty Aber es ist total angenehm, wenn Subbies High Heels Füße dann vom Sklaven noch massiert werden. Das gönne ich ihr dann, nachdem meine Füße ausgiebig massiert wurden.
Sebastian Du weißt ja, die Uhr, die Uhr, die quält mich ja immer in jeder Folge. Ähm, lass uns nochmal ein bisschen mehr auf Klinik eingehen. Da habe ich so wenig im Podcast drüber gesprochen, obwohl die Menschen wissen ja, ich finde Nadeln auch spannend und gut. Ähm, wobei, ist das eigentlich Klinik? Fangen wir mal an mit Zellpopping. Ist das Klinik?
Marty Mmmmmh, da habe ich noch gar nicht drüber nachgedacht.
Sebastian Wir sagen jetzt mal, das ist das und dann müsstest du einmal erklären, was das ist.
Marty Ja, Zellpopping ist eine wunderschöne Art der Markierung, der Zeichnung oder um einfach ein bisschen rum zuspielen.
Sebastian Auch da Bilder in den Shownotes.
Marty Zellpopping im klassischen Sinne wird gemacht mit einer... Stopfnadel, also eine Nadel, die an der Spitze rund ist. Die ist nicht zum Stechen da, sondern halt ein bisschen breiter und rund. Die mit einem Crème brûlée Brenner aus der Küche. Einfach nur, weil er sehr heiß wird und nicht rußt wie ne Kerze zum Beispiel. Dann wird diese Nadel heiß gemacht, bis sie glüht und wird auf die Haut getupft. Also es wird nicht reingesteckt, sondern wirklich nur ganz oben auf der obersten Hautschicht an die Haut angelegt.
Sebastian Also so Typs, Typs, Typs, mehrere hintereinander dann auch.
Marty Genau. Und dabei platzen die Zellen auf. Deshalb heißt das ganze Zellpopping.
Sebastian Ach so, macht das ein Geräusch?
Marty Ja, ja. Manchmal knistert das wirklich so. *Pflop Pflop*
Sebastian Oh, ja.
Marty Und es wird, man zeichnet quasi ein Bild mit einzelnen kleinen Punkten.
Sebastian Pixelart.
Marty Genau. Man schafft immer nur so fünf, sechs Punkte und dann muss diese Nadel wieder erhitzt werden.
Sebastian Also meditativ und in Ruhe.
Marty Genau.
Sebastian Das ist jetzt das erwähnte Piepsen? (es piepst leise im Hintergrund)
Marty Genau, das ist dein Eis, mein Blutzucker.
Sebastian Ah, okay, dann musst du jetzt hier tätig werden.
Marty Nö, gar nicht, alles gut, alles entspannt.
Sebastian Okay, wenn, wir müssen auch gar nicht unterbrechen, das wäre auch die erste Nadel, die mal während einer Aufnahme dann irgendwo reingerammt wird. Ist ja gerade, passt ja vom Thema auch. Genau, also du machst kleine Punkte und das sind dann sehr oberflächliche Verbrennungen, aber es sind Verbrennungen.
Marty Genau.
Sebastian Tut vermutlich weh, schon mal bei dir selbst probiert?
Marty Ja. Es ist wie eine Verbrennung. Also das tut scheiße weh, möchte ich für mich nicht haben.
Sebastian Okay, aber das macht man nicht zu wehtun, sondern weil es schön ist.
Marty Genau. Und weil man wunderschöne Bilder damit machen kann. Ich habe am Anfang wild drauf los und habe irgendwelche kleinen Zeichen gemacht, was mir nicht so wirklich gefallen hat. Und bin dann dazu übergegangen, dass ich mir Tattoo-Kopierpapier besorgt habe. Also dieses Zeug, was man auf die Haut macht, wenn man Tattoos sticht. Das heißt, ich konnte diese Bilder, kann die Bilder vorzeichnen, auf die Haut übertragen und dann das Zellpopping da drauf setzen.
Sebastian Ah, du hast also eine Vorlage, du musst du nur noch ausmalen.
Marty Ja, so ungefähr.
Sebastian Okay, das Bild, was ich in den Shownotes zeigen darf, da ist eine Triskele zu sehen. Wie viele Punkte sind das?
Marty Ich habe keine Ahnung. Ich muss gleich mal gucken. Ich glaube, ich habe auch ein Bild, was wir gemacht haben, unmittelbar nach dem Stechen ist ja der falsche Ausdruck, nach dem Brennen. Da kann man die einzelnen Punkte drauf erkennen.
Sebastian Nach dem Poppen.
Marty Nach dem, genau. Genau. Ein Bild direkt nach dem Poppen, wo man die einzelnen Punkte sehen kann. Ich weiß es nicht. 300, 400?
Sebastian Boah, okay. Das ist dann aber Abend füllend.
Marty Na ja, es geht. Das geht relativ schnell.
Sebastian Okay, 1, 2, 3, 4, 5, dann wieder der Brenner.
Marty Ja.
Sebastian Mhm.
Marty Und wir haben noch meine Initiale das M daneben gesetzt.
Sebastian Jetzt haben wir noch nicht verraten, was eigentlich der ganze Vorteil ist gegenüber einem Branding.
Marty Je nach Haut geht das nach ein paar Monaten wieder weg.
Sebastian Wenn man es richtig macht.
Marty Nee, gar nicht, wenn man es richtig macht. Also ich bin erschrocken, das, was wir diese Triskele, die man auf dem Foto sieht, die haben ja vor circa einem Jahr gestochen und normalerweise geht das so nach drei, vier Monaten weg. Auf ihrer Haut ist es immer noch da. Also das kann man leider nicht, das ist ein bisschen Tunnelspiel, das kann man leider nicht so voraussehen, wie lange das hält. In der Regel sind es tatsächlich drei, vier, fünf, sechs Monate und dann geht es weg.
Sebastian Und auch wirklich komplett schattenfrei, das verschwindet dann wirklich komplett.
Marty Ja. Aber wie gesagt, das kann je nach Hauttyp passieren, dass es bleibt oder dass es länger bleibt.
Sebastian Ja, da sollte man, was heißt das bei irgendwelchen Reinigern steht immer, vorher an unauffälliger Stelle testen.
Marty Ja, aber bei der Haut ist das ja so ein bisschen an un, uner, was hast du gesagt?
Sebastian Unauffälliger Stelle.
Marty Unauffälliger Stelle. Also ob ich das jetzt auf dem Knöchel mache oder an der Brust oder auf der Pobacke, das ist schon, das sind ja unterschiedliche, das ist ja unterschiedliche Haut.
Sebastian Ja, das ist glaube ich A, der Nachteil und B, wenn ein Punkt, Pünktchen ist wahrscheinlich schneller nicht mehr sichtbar, als wenn ich da 300 habe, dann ist ja auch die Fläche ne andere und dann reagiert der Körper vielleicht ganz anders. Aber ich finde, das ist ein schöner Mittelweg zwischen, ich mache jetzt hier das Branding, das bleibt dann hoffentlich, wenn man das hoffentlich will, auch für immer. Oder hier etwas, wo man sagt, das ist jetzt für ein paar Monate und das spürt man ja auch die ersten Tage, denke ich mal, oder auch länger.
Marty Zwei, drei Wochen.
Sebastian Ja, so lange? Also ich habe es selber noch nicht probiert, ich habe es mir auch mal zeigen lassen, wie das geht und dachte mir, aha, das ist ja interessant, da hätte ich jetzt überlegt, wie man die Temperatur da halbwegs gleichmäßig geregelt kriegt, aber wenn du sagst glühen, das kriegt man hin.
Marty Also es gibt sie, es gibt sie mit der Weile auch beim großen AHA im Online-Handel gibt es Elektro-Kauterisierer, die machen ähnliches. Ich habe mir sagen lassen, das wird häufig neuerdings damit gemacht. Ich habe das mal probiert, weil man damit auch nicht nur Punkte macht, sondern auch richtige Linien ziehen kann. Für mich persönlich ist das nichts.
Sebastian Ja, Technik ist toll und Fortschritt ist auch super. Ich muss da an son, es gibt doch diese, diese USB-Lötkolben. Wahrscheinlich kannst du die genauso verwenden, wobei die Spitze wahrscheinlich zu spitz. Aber so die Idee, mit so einem Mittelweg zu finden, schon Markierung, die auch bleibt, aber dann nicht für immer, finde ich gar nicht schlecht, die Idee, und wenn es gefällt und man auch noch ein bisschen Talent hat, wie du, dass das hinterher nach was aussieht, ich sag mal das Problem bei mir sähe das mal aus als na ja, Gott, wollen wir nicht drüber reden.
Marty Bei mir auch. Ohne dieses, ohne dieses Übertragpapier wird das bei mir auch nicht funktionieren und man darf halt nicht vergessen, das ist kein Tattoo, sondern es ist gebrannt. Das heißt, jeder Punkt, das verschwimmt nach außen. Also so ganz feine Geschichten kann man damit nicht machen. Da muss man sich bewusst drüber sein, das geht nicht. Es ist halt alles ein bisschen gröber, weil die Haut auch weiter noch nacharbeitet.
Sebastian Ja, du hast die ganzen Hautschichten, du hast nur die äußeren Schichten, die du veränderst. Das wandert offenbar auch so ein bisschen. Und dein Verhältnis ist auch nicht unbedingt alles gleichmäßig, je nachdem wie groß das ist. Wobei, das hab ich nicht rausgekriegt, das Bild, was du da im Profil hast. Wie groß ist das? So ganz grob? Zeigst du ja so 6-7 cm Durchmesser. Okay. Auf so nem Foto sieht das immer schnell sehr großflächig aus, finde ich.
Marty Ja.
Sebastian Das ist jetzt nicht der halbe Rücken.
Marty Nein, so 7 vielleicht.
Sebastian Okay. Ja. Aber Klinik mag ich mal bei bleiben. Nageln, Skalpelle, dann kann man noch diverse Schläuche überall reintun und keine Ahnung was, also was magst du bei Klinik und was sind auch so Sachen, wo du sagst, das muss ich jetzt nicht tun?
Marty Was ich nicht tun muss, sind Einläufe. Das ist auch Schläuche in irgendwo reinstecken. Ich mag eigentlich das ganze Spektrum. Ich mag Cuttings. Die haben aber nochmal ne ganz andere Qualität und sind auch wesentlich blutiger. Man muss dazu sagen, alles, was ich im Klinikbereich mache, habe ich mir von wirklichem Fachpersonal zeigen lassen. Also von Krankenschwestern, von Ärzten, Braunülen legen. Das war ein sehr witziges Erlebnis. Ähm, eine ehemalige Partnerin fand total toll, Infusionen zu bekommen und ich habe gesagt, okay, Nadeln mit allem, ich bin geübt, aber ich habe noch nie so ne Infusion gelegt. Das ist nochmal eine andere Hausnummer, das muss ich mir zeigen lassen. Und wir waren im Club und haben uns mit der verabredet. Ich habe alles besorgt, in vielfacher Ausführung, weil ich gedacht habe, na ja, wer weiß, wie schnell du die Vene findest oder auch nicht. Und das hat tatsächlich auf Anhieb funktioniert. Ich habe die Vene gefunden, habe auch eine Kochsalzlösung gehabt, die wir angehängt haben. Und wir hatten ein paar Zuschauer. Und dann habe ich gesagt, super, eine Haut ist die eine Haut, ne andere Haut reagiert anders. So, wer stellt sich jetzt bereit? Und dann haben drei oder vier in Folge nebeneinander gesessen und ich habe eine Braunüle nach der nächsten geschoben, um zu üben.
Sebastian Hier natürlich die obligatorische Sicherheitshinweis, liebes Publikum, ihr wisst es schon, tut es nicht! Ist gefährlich, ist doof, aber wenn ihr es macht, dann bitte genauso und lasst es euch wirklich beibringen.
Marty Ja, ich habe wirklich eine Krankenschwester neben mir gehabt, die genau geguckt hat, die genau drauf geachtet hat, was ich da tue. Ähm, also ich habe mich wirklich anleiten lassen, obwohl ich versiert bin in Nadeln in Körperstecken, aber das ist halt dann doch nochmal ne andere, ne andere Hausnummer gewesen.
Sebastian Jetzt werden Menschen im Publikum sagen, ja aber warum?
Marty Weil, ähm, zum einen habe ich mir sagen lassen, dass der Schmerz ein ganz spezieller ist. Das ist ein sehr spitzer, sehr scharfer Schmerz. Und auf der anderen Seite ist das einfach was Visuelles. Man kann da wunderschöne Sachen mitmachen. Man kann Bilder damit machen, man kann...ähm
Sebastian Du meinst jetzt mit Nadeln, hoffentlich nicht mit Einläufen. Äh, entschuldigung, du meinst jetzt mit Nadeln, hoffentlich nicht mit Infusion.
Marty Mit Infusion kann man andere tolle Sachen machen. Man kann die zum Beispiel auch in Brüste stecken und die damit vergrößern.
Sebastian Ein Traum vieler Menschen.
Marty Genau.
Sebastian Wir erklären jetzt nicht, wie es geht.
Marty Nein, ich erkläre nicht, wie es geht, aber….
Sebastian Aber der Effekt würde mich tatsächlich interessieren. Und wie lange hält der?
Marty 24 Stunden ungefähr. Man kann da auch nicht wirklich, also wenn man nadelversiert ist, man kann nicht ganz so viel falsch machen, außer halt die Desinfektionsgeschichten. Weil es wird Kochsalzlösung eingeleitet. Und Kochsalzlösung, das ist das, woraus wir auch bestehen. selbst wenn wir damit eine Vene treffen ist das nicht schlimm, dann haben wir halt eine Flüssigkeitszufuhr für den Körper aber man kann da jetzt nicht ganz so viel falsch machen ich weiß unter anderem in, München auf dem Oktoberfest zum Beispiel lassen sich Frauen fürs Dirndl von, Schönheitschirurgen genau das machen für richtig viel Geld.
Sebastian Ja gut, das ist so teuer, weil die Versicherung im Hintergrund das zahlen, äh da mit dranhängen muss. Also, ja, ich glaube vom Risiko mag das gehen trotzdem auch da nochmal, entschuldigung, aber nochmal der Hinweis Infektionsgefahr hast du immer. Kochsalzlösung bitte nicht selbst anrühren. Das kann man in der Apotheke kaufen. Woher hast du das? Hast du das in der Apotheke gekauft oder online?
Marty Online.
Sebastian Okay. Ich finde es immer sehr schön, zur Apotheke zu gehen. Da kann man sich auch gleich beraten lassen und mal gucken, was der Apotheker sagt, wenn man sagt, was man damit vorhat.
Marty Also nochmal, auch das habe ich nicht einfach so gemacht, sondern ein befreundeter Anästhesist hat mir genau gezeigt, wie ich das machen kann und welche Risiken es dabei gibt. Aber der Effekt ist spannend.
Sebastian Voluminös wahrscheinlich. Wie viel Körbchengröße gibt es da drauf? Kann man das bemessen? Oder wie viel Flüssigkeit passt?
Marty Ja, das kommt darauf an, wie viel Haut tatsächlich zur Verfügung steht. Wir haben mal auf einer Party, das waren wir aber zu zweit und der andere war auch ein Mediziner dabei, die gute Frau hatte innerhalb kürzester Zeit 90 Kilo abgenommen und hatte riesige Brüste. Das heißt, die hat dementsprechend viel Haut gehabt, wo man Flüssigkeit hat einfüllen lassen können. Und das war´n, also das war, ähm, rekordverdächtig, es waren 1,25 Liter pro Seite.
Sebastian Ui, ui, ui, Wahnsinn.
Marty Ja. Also das war….
Sebastian Aber ist da auch dieser Effekt, ich mein, ich würde jetzt sagen, wenn da Volumen zunimmt, die Haut spannt dann ja auch und alles.
Marty Genau, das soll sehr wehtun. Es wird beschrieben wie ne Frau, die schwanger war und wo die Milch einschießt, man sagt, das soll ein ähnliches Gefühl sein. Es spannt halt unheimlich, es drückt auf die Drüsen und es ist halt ein starkes Spannungsgefühl, aber optisch der Bringer. Und je nach Brust, in manche Brust passen auch nur 50 Milliliter rein, weil die Haut das einfach nicht hergibt.
Sebastian Ja, aber nochmal, was ist für dich daran so spannend?
Marty Die Macht, die Kontrolle?
Sebastian Sogar den Körper des anderen zu verändern.
Marty Ohne ihn nicht nachhaltig zu verletzen. Also wie gesagt, wir haben ja dieses Infektionsrisiko, wenn wir mit so was hantieren, klar. Ähm, aber das ist ja nicht das, was eigentlich Ziel der ganzen Übung ist.
Sebastian Ich fürchte, das ist so ein Punkt, da muss man dabei gewesen sein, um diesen, diesen Effekt dann auch nachzuvollziehen. Wobei, bist du da eher ganz ruhig oder ist das so ein begeisterungsmäßiges, ich stelle mir gerade so ein bisschen die Professorin im Labor vor, die sagt, haha, es funktioniert. (Marty lacht) Also weißt du, was ich meine? So, so ein leicht durchgeknallten Blick vielleicht noch dazu?
Marty Nee, ich bin dabei total fokussiert, weil das ist einfach nicht ungefährlich, was wir da machen. Also egal ob Kochsalzlösung, Einfüllung oder Cuttings oder irgendwas in der Art, da ist einfach meine, meine 120-prozentige Aufmerksamkeit gefordert, weil da fängt es an gefährlich zu werden.
Sebastian Was würd´st du nicht machen im Klinikbereich hast ja schon gesagt Einläufer müssen jetzt nicht sein gibt´s Sachen wo du sagst das Risiko ist dann auch doch ein bisschen zu hoch wenn jetzt Menschen da Wünsche an dich ran getragen haben, oder man sieht etwas und informiert sich und stellt fest, oh kacke, nein, lieber nicht.
Marty Ja, ich hab an einer Stelle habe ich tatsächlich mal gesagt, das mache ich nicht. Also ich gehe auch mit Nahtmaterial um. Ich nähe auch das ein oder andere.
Sebastian Was fürn Stich? Haha.
Marty Keine Ahnung. Ich mache das auch an Schwänzen. Die Details spare ich euch jetzt mal. Ähm und einer wollte tatsächlich, dass ich ihn beschneide und das anschließend vernähe. Und da war tatsächlich meine Grenze, wo ich gesagt habe, okay, da bin ich jetzt, also da bin ich jetzt raus.
Sebastian Ich habe manchmal so ein bisschen das Gefühl, also gerade wenn Wünsche von Subseite extremer werden, man muss sich schon sehr gut kennen, um zu wissen, kann die Person das einschätzen oder ist das so, ich sag mal, ne fixe Idee und die Person hat zwar auf den Gedanken, wie soll ich sagen, darauf sehr viel gewichst, aber die Sache wirklich durchdacht eventuell noch nicht. Also, weißt du, was ich meine?
Marty Ja, das ist mir schon oft passiert, das kenne ich, aber in dem Fall war das tatsächlich so, dass das sein Ernst war.
Sebastian Ja, das glaube ich auch tatsächlich. Auf der anderen Seite.
Marty Ja, also da war ich raus.
Sebastian Lass uns nochmal, ich habe ja noch so einen schönen Begriff, der heißt Speed Dating. Den wollte ich auf jeden Fall gern nochmal untergebracht haben. Ich finde die Idee so schön. Speed Dating innerhalb der Szene. Ach, schön.
Marty Ja, wir haben mal ne Zeit lang Partys gemacht. Die Pleasure and Pain. Das war eine Partyreihe für BDSM-er und Swinger, um die zusammenzubringen.
Sebastian Funktioniert das?
Marty Hat, war ist eingeschlagen wie ne Bombe. Wir waren nach Veranstaltungsankündigung, äh, innerhalb von zehn Tagen ausverkauft. Dann kam Corona. Und dann hatten wir keine Lust mehr. Aber es war nen Erfolg. Und wir haben unterschiedliche, ähm, Geschichten im Laufe des Abends gemacht. Was wir aber auf jeder Veranstaltung gemacht haben, war ein Speed-Dating mit Tops und Bottoms. Ähm, das hat wie folgt ausgesehen. Wir haben immer, ähm, zehn Tops und zehn Bottoms gehabt. Die Tops haben auf Polstermobiliar gesessen, bequem und die Bottoms aufm Boden oder auf Holzstühlen oder ähnlichem. Und einer hat da gestanden mit der Zeituhr und hat alle drei Minuten mit der Klingel "Ding" und die Bottoms haben dann gewechselt zu dem nächsten Top. Und was die aus diesen drei Minuten gemacht haben, war denen überlassen.
Sebastian Oh Gott. Also mal so von der Vorstellung her. Drei Minuten, das ist nicht viel. Da überlegt man sich wahrscheinlich, welchen Satz man zurecht legt. Erstmal so die Zuordnung. Äh, ja, dominante Frauen, submissive Männer oder gemischt oder egal.
Marty Scheißegal.
Sebastian Und saßen die auch alle in einer Reihe oder war das getrennt?
Marty Nee, das hat alles in einer Reihe gesessen.
Sebastian Also wenn ich da als Top gesessen hätte, hätte auch ein Kerlchen von mir sitzen können.
Marty Genau.
Sebastian Oh, das ist lustig.
Marty Ja, das war total lustig. Der Ursprungsgedanke war mal, ähm, Spielbeziehungen für den Abend für Singles, ähm, zu kreieren. Das war uns aber relativ schnell klar, dass das natürlich nicht funktioniert. Im Endeffekt war es dann... den Abend aufzulockern. Das heißt, wir haben damit auch angefangen.
Sebastian Ja, vor allem habt ihr ja dann, wenn ihr sagt, ihr habt kink, also BDSM-erInnen und SwingerInnen gemischt.
Marty Alles, egal, männlich, weiblich.
Sebastian Und jetzt setzt ihr die beim Speed-Dating zusammen. Oh Gott. Ja, geil. Also ich stell, also tatsächlich dieses, die Leute, die da mitmachen, das musste hoffentlich nicht jeder mitmachen.
Marty Nein, das war freiwillig.
Sebastian