Cover Gretchen - Sklavin mit Hausrecht

Gretchen - Sklavin mit Hausrecht

Unten - Auch im Studio

20.11.23
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Cover Gretchen - Sklavin mit Hausrecht

Episodenblog

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Unten - Auch im Studio

Ich habe Besuch von Gretchen bekommen und wir haben geredet. Sie ist Ende 30 und hat vor ein paar Jahren entdeckt, dass unten sein ziemlich großartig sein kann. Sie spielt mit Spielpartnern und dann ist da noch diese eine Sache: Sie spielt auch im Studio. - Unten. Wir sprechen über Masochismus, Spaß, Befriedigung, Sub-Sein und auch über die Arbeit im Studio. - Ich verrate jetzt schon hier: Das ist doch anders, als ihr denkt.

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:01:27
Einleitung
00:03:24
Begrüßung
00:03:58
Geschenke
00:04:36
BDSM privat / professionell / beides?
00:05:57
Als Sub ins Studio
00:09:33
Hallo BDSM
00:11:07
Phantasien
00:13:40
Polnisch-Katholisch-Konservative Jugend
00:15:54
Frauen können auch unten sein
00:17:49
Hey Partner: Mach mal!
00:21:30
Suchen und Finden
00:27:00
Der Mann war eine Enttäuschung
00:35:54
Der erste Treffer
00:42:37
Aktuelle Spielpartner
00:45:57
Kink: Ungewaschene Muschi
00:48:57
Der Zweite
00:49:47
Auf ins Studio
00:51:09
Studio: Anrufen
00:52:17
Studio: Vorgespräch
00:52:49
Studio: Wer kommt?
00:54:25
Studio: Wünsche
00:58:27
Studio: Warmup
00:59:30
Studio: Nichtdominante Gäste
01:00:27
Studio: Spielsachen & Sicherheit
01:02:24
Studio: Wer hat die Macht
01:04:00
Studio: Wo wirds schwer?
01:10:58
Studio: Details
01:15:32
Studio: Nachwirkungen
01:23:39
Das Ding der Woche: Arbeitshalsband
01:28:12
Bondage lernen
01:29:20
Prekäre Prostitution
01:32:12
Kolleginnen
01:36:27
Sessions zu dritt
01:38:19
Pause
01:41:21
Studioausstattung
01:42:50
Privat ausgehen
01:43:56
Das Ding der Woche 2: Manschettenset
01:47:25
Erniedrigung
01:50:24
Anreden und ärgern
01:54:23
Blinddate
01:55:45
Das Ding der Woche 3: Atemreduktionshalsband
01:59:53
Das Ding der Wiche 4: Ledersesselgerte
02:01:59
Spielzeugsammlung
02:02:30
Oben spielen & Fortbildung
02:06:25
Zukunft
02:08:34
Schuhhorror
02:10:51
Shorts
02:19:00
Verabschiedung
Das Transcript wurde von TyrionSmile bearbeitet. - Vielen Dank!
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Sebastian Hallo und herzlich willkommen zur Kunst der Unvernunft, dem Podcast, in dem Menschen über BDSM sprechen. Mein Name ist Sebastian Stix und das hier ist Folge 105. Und für diese Folge hat mich Gretchen besucht. Sie kommt aus der Kölner Gegend, ist Ende 30, Sub, Masochistin, genießt das Spielen. Und dann, ja, dann ist da noch so eine Besonderheit. Denn wenn sie nicht gerade privat spielt, dann besucht sie ein Studio und kann als Sklavin gebucht werden. Natürlich hatte ich tausend Fragen. Zu ihr, aber natürlich auch zum Studiobetrieb. Wie läuft das, was tut man dort und was tut man eben nicht? Ich hab mich aber auch gefragt, sie mag ja unten sein, dennoch ist es ja ihre Aufgabe, ihre Gäste auf gewisse Art zu führen, zu leiten und anzuleiten und auch zu beeinflussen, wenn irgendwas in eine Richtung geht. Wer besucht sie überhaupt? Und muss sie die Kontrolle unbedingt behalten? Wie kann sie denn dann unten spielen? Ich verrate jetzt schon, das geht, aber anders als ihr denkt. Jetzt ist das so eine Folge, da wurde mir gesagt, da muss ich aufpassen. So eine Folge braucht offenbar eine besondere journalistische Korrektheit, Ausgewogenheit und selbstverständlich darf in dieser Konstellation der erhobene Zeigefinger natürlich nicht fehlen. Weil ja, weil unten anders ist als oben und was bei Dominas geht, das geht da nicht. Moment, ganz ehrlich, ich habe mich dafür entschieden, mich einfach mit Gretchen zu unterhalten. Ich durfte alles fragen und so sprechen wir über das Entdecken, den Spaß an BDSM, über Spielsachen und eben auch über die Dienstleistung BDSM. Los geht's mit Folge 105 mit Gretchen. Liebes Publikum, ich sitze wieder in meinem kleinen Studio und wieder bin ich nicht allein, denn ich habe Besuch aus Köln bekommen von Gretchen, hallo.
Gretchen Hallo Sebastian.
Sebastian Ja, das wird eine besondere Folge, denn endlich mal wieder mit Profis reden. Ich stelle dich ein kleines bisschen vor.
Gretchen Gerne.
Sebastian 39 aus Köln, wie erwähnt. Und du bist heute hier in deiner Eigenschaft als professionelle Sub.
Gretchen Genau so ist das.
Sebastian Ich bin sehr gespannt. Das Vorgespräch war einleuchtend und erleuchtend für mich. Und ich habe hier auch schon fleißig Geschenke bekommen. Deshalb erstmal von mir Grüße an den Reaktionsfetischist, der irgendwie offenbar da mitgeholfen hat, dass das hier zustande kam heute. Und der hat etwas wunderschönes dir mitgegeben, womit wir hier sehr viel Spaß haben werden. in einer Einhorn-Verpackung auf jeden Fall. Liebes Publikum, Bilder wie immer in den Shownotes. Aber heute reden wir beide erst mal. Ja, Gretchen, du bist da und du hast dich bereit erklärt, ganz viel aus dem Nähkästchen zu plaudern.
Gretchen Ja.
Sebastian Normalerweise fangen wir hier ja immer ganz früh an. Wie hat das alles angefangen? Ich würde erstmal ein bisschen auf den Stand heute gucken. Und dann entwickeln wir mal von vorne nach hinten und vor und zurück. Das Publikum kennt das schon, dass ich immer so ein bisschen springe. Und heute mag ich davon besonders viel Gebrauch machen. Du bist BDSMerin, im Studio, auch privat.
Gretchen Ja.
Sebastian Okay, und das ist so deine Passion und du bist ausschließlich unten.
Gretchen Ja, nein, vielleicht. *lacht*
Sebastian Aha, fängt schon gut an. Sehr gut. Ich spekuliere, es geht gleich tief.
Gretchen Tatsächlich unten ist meine Lieblingsposition, aber seit Neuestem, vielleicht mal ein, zwei, drei Monate tatsächlich entdecke ich in mir eine dominante Seite. Da mache ich mal kleine Ausflüge. Und ja, es macht auch Spaß. Ein bisschen.
Sebastian Gut, dass so viel Zeit seit dem Vorgespräch vergangen ist, denn das ist tatsächlich neu. Ich bin sehr gespannt. Also wir werden sprechen über, wie ist es im Studio, wie definierst du für dich BDSM? Was kann man machen, was nicht? Wer besucht dich? Was macht dir persönlich auch einfach Spaß und was gehört auch vielleicht einfach mal zur Pflicht dazu? Über all solche Dinge wollen wir sprechen und uns einfach mal einen Eindruck machen, weil ich hab auch echt ein bisschen rumgefragt, dass man im Studio eine Sub besuchen kann. Das wissen viele, aber gesehen hat's noch niemand. Das ist wie so ein Einhorn. Das ist ein mythisches Sagenwesen, das nicht existiert und ich kann bestätigen, du bist auf jeden Fall hier.
Gretchen Ja, tatsächlich ist es so, dass selten Subs als Profi arbeiten. Meistens in irgendwelchen Domina-Studios ist irgendeine im Keller versteckt, die man besuchen kann und ich arbeite in zumindest nach meinem Wissensstand einzigen reinen Sub-Studio in Deutschland.
Sebastian Das ist ein Studio wo es nur Subs gibt.
Gretchen Wir haben auch eine Domina im Keller.
Sebastian Zur Verwaltung?
Gretchen Ja, ja, also aktuell tatsächlich war es ganz lange gab es gar keine, jetzt ist da eine.
Sebastian Gut, dann ist die halt im Keller und dann kann die da halt ein bisschen machen, aber gehört wohl offenbar zum Inventar, ne?
Gretchen Ja genau, also eine sollte man schon haben, aber genau, wir sind tatsächlich dann reiner Sub/Sklavinnen-Studio.
Sebastian Ich bleib mal ein bisschen jetzt hier im Hier und Jetzt. Seit wann bist du da? Seit wann machst du das?
Gretchen Zwei Jahre, ein und halb, so diese Zeitspanne.
Sebastian Und wie kommt man dazu?
Gretchen Oh, wie kommt man dazu? Ich kann dir erzählen, wie ich dazu gekommen bin.
Sebastian Ja, bitte.
Gretchen So, nach meiner Trennung habe ich, tatsächlich das war meine allererste BDSM-Date, die wir dort gemacht haben, beziehungsweise haben wir dort Räumlichkeiten vermietet. Und der Studiobetreiber hat mir da tatsächlich ein Jobangebot gemacht.
Sebastian Okay, das ist ja mein persönlicher Albtraum. Ich gehe mit dem Podcastsubbie in ein Studio, miete da die Räume und hinterher kriegt sie ein unwiderstehliches Angebot.
Gretchen Nein, nein. *lacht*
Sebastian Es ist das üblich so.
Gretchen Nein, so auch nicht. Ja, nein, vielleicht. Mein Date war keine Unbekannte im Studio. Das ist ein Stammgast gewesen und er hat tatsächlich dann hin und wieder mal die Räumlichkeiten angemietet für Dates. Und hat dann der Betreiber die Tür aufgemacht, hat mich dann auch ein bisschen bespielt und fand anscheinend spannend, das was er da vorgefunden hat auf dem Boden kauernd. Und ich glaube eine Stunde, zwei Stunden später haben die Herren miteinander irgendwie geschrieben und da kam die Jobangebot.
Sebastian Okay, das klingt jetzt, wenn man das jetzt so betrachtet, wenn man dich nicht kennt, klingt das nach, ja du bist da irgendwie, ich sag mal, reingeraten. Das klingt schon fast nach der schiefen Bahn. Und da ich dich jetzt schon mal ein bisschen kennengelernt habe, weiß ich ja, dass du da durchaus sehr selbstbewusst rangehst. Wie ist denn das? Man kriegt dann dieses Angebot, du kannst hier übrigens auch arbeiten.
Gretchen Genau.
Sebastian Was hast du gesagt?
Gretchen Zuerst war tatsächlich die Antwort, nein, nein, mache ich nicht. Zumindest nicht jetzt, irgendwann mal. Das war tatsächlich auch in meinen BDSM-Anfängen. Ich wusste noch zu diesem Zeitpunkt gar nicht, wo ich bin, was ich bin, was ich mag, was ich nicht mag, wo mein Weg hinführt. Und zuerst wollte ich tatsächlich mal mich selber entdecken und gucken, wer ich bin. Und dann ins Studio zurückzukommen und dort zu arbeiten.
Sebastian Das heißt aber, das war recht am Anfang. Ich glaube, wir müssen jetzt doch, ich komme nicht drum herum, es funktioniert nicht ohne, dass wir zurückspulen. Wie bist du auf BDSM gekommen?
Gretchen Ich bin auf BDSM gekommen durch ein Buch, ziemlich berühmtes Buch. Ja, und es ist Fifty Shades of Grey.
Sebastian Ach, das, ja, okay, das kann ja passieren. Das ist nicht schlimm. *beide lachen*
Gretchen Ja jedenfalls, nach diesem Buch hat meine Neigung Name bekommen. Und da habe ich tatsächlich mal ein bisschen recherchiert, ein bisschen gelesen, ein bisschen Geschichten gelesen, ein bisschen in Foren rumgewühlt. Ja und noch mit meinem Ex hatte ich dann tatsächlich ein, zwei, zwei-drei Mal meine erste Session. Und dann kam lange lange nichts und erst nach der Trennung habe ich angefangen, nach Spielpartnern zu suchen.
Sebastian Okay, ich stelle mir jetzt vor, du hast dieses Buch gelesen und jetzt ist das interessant und du recherchierst. Was waren so die Sachen, die du spannend fandest? Wo hat dein Gehirn gesagt, halt, stopp, das ist toll, darüber will ich mehr wissen, das hört sich gut an?
Gretchen Ich glaube, alles grundsätzlich. Wie man es macht, wie man es sicher macht, wie soll man es machen. Also da gab es nicht wirklich etwas, wo ich mal nachgeguckt habe, sondern tatsächlich alles, was ich gefunden habe, in mich hineingesogen.
Sebastian Klar, am Anfang ist alles spannend, aber es gibt natürlich schon so, wenn man, ich sag mal so, wenn man Kopfkino hat, wenn man die Augen zumacht, was hast du dir vorgestellt? Ist das zu privat, wenn ich das frage?
Gretchen Nein, gar nicht. Meine Fantasien sind tatsächlich irgendwie in Richtung Vergewaltigungsfantasien, ausgeliefert sein, Demütigung, Erniedrigung, diese Geschichten. Es ist ja auch mein Pornokonsum so immer gewesen, eben wo die Frauen tatsächlich da irgendwie schlimme Sachen erlitten haben. Das Spanking war nicht meins. Also das war nicht etwas, was mich da wirklich mal angemacht hat und ich dachte mir, ich möchte jetzt meinen Popo versohlt bekommen. Eben diese Erniedrigungskomponente und ausgeliefert sein. Am besten mit mehreren Menschen auf einmal. Und schon da tatsächlich mal exhibitionistische Komponente auch mit dazu, auf jeden Fall.
Sebastian Jetzt hast du das Buch gelesen und dann ist das aufgewacht. War davor, in den vielen Jahren davor, waren da nicht auch mal Gedanken oder war das einfach gar nicht in deinem Kopf?
Gretchen Doch, hinterher schon immer. Also eben diese Vergewaltigungsfantasie hatte ich schon mit 12, 13 gehabt. Ich mochte schon immer irgendwie festgehalten werden, einen Klaps auf den Po, eben ja, unten, unbewusst unten spielen. Auch mit vielen Partnern und dieses Wechseln der Partner, das war auch, das ist auch für mich zumindest gehört ein bisschen zu BDSM, zu meinem BDSM. Und das war schon immer so. Es hatte nur keinen Namen gehabt. Also BDSM war für mich, bis ich das Buch gelesen habe, BDSM bedeutete, ja, ein irgendwie ein Mann geht zu einer schlüpfrigen Domina-Studio, lässt sich da verhauen und geht wieder nach Hause. Und das war BDSM für mich.
Sebastian Ja, das habe ich schon mal gehört. Das kann man sich immer gar nicht so vorstellen. Aber klar, das ist das Bild, was man auch so im Fernsehen mitbekommen hat und in irgendwelchen Filmen. Und ja, im Grunde... Stimmt. Also eigentlich so, ich sag mal so massenmedial ist es eher so, die "Ruf mich an!"-Fraktion. Der Mann geht halt ins Studio mit dem Aktenkoffer und kommt beseelt wieder.
Gretchen Genau so ist das, man darf es ja auch nicht vergessen, ich komme aus Polen. Ich bin 25 Jahre, die ersten 25 Jahre in Polen aufgewachsen, dort gelebt und das ist eine konservative Gesellschaft.
Sebastian Also auch sehr katholisch geprägt.
Gretchen Ja genau, also da ist nur diese, ein guter Sex ist nur diese, was man in der Ehe hat und ganz dunkel und unter die Decke.
Sebastian Ja, aber okay, das ist jetzt ketzerisch und eventuell respektlos, aber ich meine, in der Kirche, da hängt das Kreuz und der hängt da so dran. Ich meine, das ist ja, wärst du nicht die Erste, wo dieses Bild schon irgendwie parallel sieht, aber das ist undenkbar, wenn man dort ist.
Gretchen Nee, das gibt's nicht. Nein.
Sebastian Okay.
Gretchen Nee.
Sebastian Auf der anderen Seite, ich finde, ganz kurz der Exkurs Kirche hat auch ganz viele Rituale und feierliche Dinge und dann kniet man mal, also unsere Bank, als ich damals meine Kommunion hatte, da hatten wir noch keine Polster auf diesen Kniebänken. Das war ein Elend, diese Dinger. Das hat schon was mit Schmerz und Innehalten zu tun irgendwie. Das kann ich mir im Nachhinein immer alles einreden, aber ich kann mir vorstellen, dass Gedanken daran, dass Sexualität etwas ist, was mit Spaß und Freiheit zu tun hat, dass dieser Gedanke wahrscheinlich eher schwierig war.
Gretchen Ja, auf jeden Fall. Also meine Sexualität habe ich auch in Polen ausgelebt und eben mit wechselnden Partnern und ganz vielen davon. Und das war immer irgendwie, ja, negativ behaftet. Das war ja auch nicht als Freiheit, sondern als, ja, ich mache es, aber eigentlich ist das nicht so gut.
Sebastian Also mit so einem schlechten Gewissen.
Gretchen Ja.
Sebastian Das Buch ist ja jetzt nicht so, dass in Fifty Shades, dass da BDSM als etwas Schönes, Erstrebenswertes und das will man dargestellt wird. Da ist ja auch ganz viel Moral drin und eigentlich ist das ja auch abnorm und bla. Hast du die Stellen überlesen, sag ich mal?
Gretchen Nein, ich habe die alle Bücher verschlungen.
Sebastian Okay.
Gretchen Ich habe das Buch tatsächlich ganz spät in die Hand bekommen. Da waren schon alle Teile raus. Ich habe die alle quasi innerhalb, weiß ich nicht, keine Ahnung, drei, vier Wochen durchgehabt. Nein, bei mir hat das Buch bewirkt, es gibt auch dieses BDSM, wo Frauen unten sind und Männer oben und das ist gut, da kann man auch Spaß haben. Bis dahin, auch das, was ich in Pornofilmen gesehen habe, ich habe nie geglaubt oder nie die Möglichkeit in Erwägung gezogen, dass diese Frau, die gerade da festgemacht wird und gehauen wird und gefoltert wird, dass die daran Spaß haben kann. Erst dieses Buch hat mir diese Möglichkeit offenbart oder gegeben.
Sebastian Ja, das ist vielleicht wirklich dieses Bild, die selbstbewusste Sub, die sich dafür entschieden hat, das jetzt haben zu wollen.
Gretchen Ja.
Sebastian Und das ist natürlich in dem Porno ist das natürlich relativ schwer darzustellen, weil die, sag ich ganz ehrlich, das ist dann halt der explizite Moment, ne? Und da fängt man nicht an, erst mal 10 Minuten Einleitung zu machen, wie sie dazu gekommen ist, sich dazu zu entscheiden und dass sie hinterher dann auch sagt, ich bin happy, ne? Also die Kink-Webseite, die machen das manchmal, dass die hinterher so ein Interview dann machen, wo dann die Menschen total glücklich und aufgelöst sind und voller Endorphine und happy sind. Und ich finde das noch fast viel wichtiger, als das, was davor gezeigt wird, dieses, okay, die Person ist jetzt happy, der geht's gut und das ist wichtig zu zeigen.
Gretchen Tatsächlich habe ich ganz, ganz, ganz viel Filme bei Kink gesehen. Die Stelle, wo die Damen da erzählt haben und dieses Aufgelöstheit, die habe ich einfach mal überspielt.
Sebastian Ja, okay. Ich bin halt der Romantiker, ne? Jetzt, du hast das gelesen. Du hast angefangen zu googeln, die Pornos vielleicht noch mal auf eine andere Art und Weise gesehen und jetzt hast du einen Partner und sagst, hier, mach mal, was hast du denn gesagt? Lies das Buch. *lacht*
Gretchen Sebastian, tatsächlich, ich habe keine Ahnung, wie wir dazu gekommen sind, dass ich erstmal auf den Po richtig bekommen habe. Ich weiß, dass das im Wohnzimmer war, das war ja auch noch mit meinem Ex, das war glaube ich das letzte halbe Jahr unserer Beziehung. War ja auch in dem Fall ein verzweifelter Versuch, es vielleicht dadurch zu retten. Aber wie wir dazu gekommen sind, weiß ich nicht, wer das angesprochen hat, wer das angestoßen hat, keine Ahnung.
Sebastian Aber immerhin, die Erinnerung an die Szene im Wohnzimmer ist da.
Gretchen Ja.
Sebastian Wie ist denn das? Jetzt ist da der Moment und du kriegst auf den Hintern gehauen.
Gretchen Ja, mit einer Holznudel, also dieses ganz dünne Holznudel, die man in Türkei zum Teig aufmachen benutzt.
Sebastian Ah, ja.
Gretchen Mein Po war wirklich grün und blau, also ich habe damals tatsächlich richtig bekommen, ich könnte drei Tage nicht sitzen. Diese Erinnerung ist göttlich.
Sebastian Dieses, das tut doch weh, zu glücklich und happy. Ich sehe wie du grinst. Kannst du das beschreiben? Weil jetzt passiert das. Und egal wie man sich das vorher vorstellt, die Realität ist ja manchmal dann doch anders oder erschreckend. Was hat das mit dir gemacht?
Gretchen Erschreckend war es gar nicht. Wir haben uns überhaupt um Konsens nicht gekümmert, also kein Safeword abgemacht, keine Abbruchmöglichkeit geschaffen. Ich wurde mal an dem Wohnzimmertisch festgemacht und ich habe damals einfach mal einen Arsch voll bekommen. Und das hat erst einmal wehgetan. Hinterher eben habe ich wahnsinnig genossen die blauen Flecken und dass ich nicht sitzen könnte. Und ich glaube zwei Tage später wurde es Nachschlag, also es gab dann Nachschlag und ja, das hat sich richtig angefühlt. Das war richtig und gut so.
Sebastian Trotzdem habt ihr dann nicht mehr weitergemacht.
Gretchen Ich glaube, wir haben dann noch einmal gespielt. Das Problem daran war, dass mein Ex da, ja, wie soll ich sagen, der war genauso Anfänger wie ich, hat vorher nie damit irgendwas zu tun gehabt, wollte aber nicht sich darüber informieren, nichts darüber lesen und irgendwie, Irgendwie hat sich dann in Sande verlaufen. Und dann kam Alltag und die ganze Konflikte und Trennung und, und, und.
Sebastian Ja, das kann ja auch dann wirklich so ein Umschwung sein, weil du ja dann auch sagst, ich möchte das gerne, ich hab jetzt hier ein Bedürfnis. Und man weiß ja immer nicht, hat er das gemacht dir zuliebe oder hat er es gemacht, damit du aufhörst darüber zu reden? Da gibt's ja die komischsten Motive. Spielt aber keine Rolle, denn du bist dabei geblieben. Und gut, ging auseinander. Wir haben auch abgesprochen, dass wir gar nicht so viel darüber sprechen. Aber jetzt bist du quasi frei. Du kannst dir jemanden suchen, mit dem du all das probieren kannst. Und wenn du jetzt das Buch gelesen hast, dann hat man ja auch eine Vorstellung, wie die Leute so drauf sind. Also wie und wonach hast du eigentlich gesucht und nach wem hast du gesucht? Sich selber den Popo zu verhauen macht dir auf Dauer auch keinen Spaß.
Gretchen Ich habe im Internet nicht mal bei BDSM-artigen Foren gesucht, sondern bei Fremdgehportalen. Ich habe mein Profil aber schon so ausgefüllt, dass da BDSM schon klar stand. Ich habe erst einmal tatsächlich gesucht, nicht wirklich nach irgendjemanden bestimmten oder nach den bestimmten Praktiken, sondern einfach nach jemandem, der mir sympathisch wird und mit dem ich mir vorstellen könnte, eben da zu machen, wo ich aufgehört habe.
Sebastian Ich kann mir vorstellen, dass sich da sehr viele Menschen melden.
Gretchen Ja.
Sebastian Sehr viele. Was haben die, was schreiben die denn alles so? Und wie haben sie dich versucht zu betören?
Gretchen Diese Phase von meinem BDSM ist wirklich eine Schandphase, weil ich da…
Sebastian Schandphase, also bitte.
Gretchen Ja doch.
Sebastian Eigentlich, die meisten haben so eine Phase, über die sie kaum sprechen wollen, weil da haben sie quasi nichts von dem beachtet, was so im goldenen Buch steht, wie man das gefälligst richtig macht, ja? Auch ich habe, ja, Leichen im Keller liegen und bin froh, dass sie da tief verbuddelt sind. Dummerweise stelle ich heute die Fragen. Ganz ehrlich, also ganz viele Menschen im Publikum haben das auch und die wundern sich immer, ach, das ist alles immer mit so Konsent und die Leute haben sich informiert und alles ganz vorbildlich und Stammtische und Partys besucht und jemanden kennengelernt und alles wie im Märchen. Und mindestens genauso viele Menschen sagen, oh Gott, am Anfang, da habe ich so viel Krams gemacht und zum Glück ist nichts passiert. Das gehört einfach zum gewissen Teil dazu und ich hoffe, dir ist nichts passiert.
Gretchen Mir ist nichts passiert, außer dass ich mich dafür vor mir selber ein bisschen schäme. Wie gesagt, ich habe einfach mal blind gesucht und jeder, der mich sympathisch angeschrieben hat, habe auch eine Antwort bekommen. Heute mache ich das gar nicht mehr. Ja, und das war ja auch mal damals zu Corona-Zeiten, zu diesen ersten Lockdowns, wo alles zu war. Also man könnte sich auch kaum irgendwie sonst wohin treffen. Zum Kaffee trinken. Und ich habe nur jede Menge Quatsch online gemacht. Ja, jede Menge Quatsch online gemacht.
Sebastian Was ist denn Quatsch?
Gretchen Ja, wenn von dir dann, also wenn jemand dann verlangt, weiß ich nicht, zieh dich jetzt mal aus und schreib dir mal was auf den Brust mit deinem Lippenstift. Es hat sich zu dem Zeitpunkt richtig falsch angefühlt und ich hab's trotzdem gemacht. Weil mir fehlte vielleicht mal ein bisschen Gespür dafür, was es in der Szene überhaupt möglich ist. Wie sieht denn dieses BDSM, das man zu Hause macht, aus?
Sebastian Hattest du Kontakt zu anderen, mit denen du nicht gespielt hast? Vielleicht zu anderen Subs, mit denen man sich einfach mal unterhalten kann?
Gretchen Nein, nein. Also ich habe tatsächlich meine Fehler gemacht und aus diesen Fehlern gelernt. Auch dieses erwähnte erste Date im Studio, das war mein erster Date nicht mit meinem Ex. Ich habe diesen Mann im Fremdgehportal kennengelernt. Wir haben geschrieben, ich habe von ihm Aufgaben gemacht. Ich habe diese Aufgaben auch erfüllt. Der hat aber kein Bild, kein Video verlangt. Ich hatte von dem keine Handynummer gehabt. Ich habe mit ihm nicht telefoniert. Ich habe ihn nicht gesehen. Und ich habe mich mit ihm verabredet. Und das war eine totale Enttäuschung.
Sebastian Ist ja so eine Sache, ist das Quatsch. Also wenn du sagst, du hast Aufgaben erfüllt zum Beispiel. Ich meine, da ist ja schon dieses, ich möchte jetzt was machen. Ich habe die Freiheit, ich habe die Möglichkeit, ich will jetzt was machen. Und ich kann das total nachvollziehen, dass man dann einfach mal was macht. Die Frage ist ja immer, gab es auch mal einen Punkt, wo du im Nachhinein sagst, das war vielleicht gefährlich?
Gretchen Nee, nee. Also es hat sich einfach mal falsch angefühlt. Ich hätte mit heutigem Wissen anders an die Sache ran gegangen, oder ich wäre heute anders an die Sache ran gegangen. Aber gefährlich war da nichts. Das war einfach falsch. Das war nicht richtig. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen. Andererseits, was du erwähnt hast, diese Gier am Anfang ist so groß. Du willst es einfach mal machen.
Sebastian Vom Zeitraum her, von du hast das Buch gelesen bis dahin. Sind das eher ein Jahr vergangen oder Wochen, Monate?
Gretchen Das war kein Jahr. Das waren vielleicht mal neun Monate.
Sebastian Überleg mal: Neun Monate, das sind auch über 200 Tage, wo man quasi endlich mal was machen will.
Gretchen Ja.
Sebastian Ich kann mir schon vorstellen, dass da jeder Tag, an dem nichts passiert, wieder so ein verlorener Tag ist.
Gretchen Ja, das war Wahnsinn. Also diese Gier in mir, das war kaum auszuhalten, ja.
Sebastian Jetzt sind wir im Grunde schon beim Studio. Der Mann war eine Enttäuschung.
Gretchen Der Mann war eine Enttäuschung.
Sebastian Wie konnte er dich enttäuschen? Weil er hat ja immerhin was gemacht mit dir. Also was war die Vorstellung und was kam dann?
Gretchen Der einzige Wunsch, den ich damals hatte, war am Andreaskreuz festgemacht werden und Popo versohlt bekommen. Das hat er auch gemacht, aber ich würde sagen, ich habe damals nach einem Gefühl gejagt. Nicht unbedingt nach gewissen Praktiken, sondern ich wollte dieses Gefühl haben, wie bei dem ersten Mal am Wohnzimmertisch.
Sebastian Kannst du das beschreiben?
Gretchen Ja, einfach mal Kopf ausschalten. Einfach mal aus einem Gefühl und aus dem Körper und aus dem Hier und Jetzt zu bestehen.
Sebastian Das hat er nicht geschafft.
Gretchen Nein.
Sebastian War es nicht intensiv genug und boshaft genug?
Gretchen Es war nichts.
Sebastian Was hat gefehlt?
Gretchen Es war einfach nichts, also diese natürliche Dominanz hat da gefehlt, die Führung hat da gefehlt, der Leid hat da gefehlt, sexuelle Spannung hat da gefehlt, da fehlte alles. *beide lachen*
Sebastian Oh Gott, das ist ja wirklich schrecklich.
Gretchen Das war furchtbar. Aber an diesem Tag habe ich etwas erlebt, was tatsächlich für immer in mir bleiben wird. Und ja, möglicherweise dieses Erlebnis hat mich da auch ein Stückchen geprägt. Wir haben verabredet, dass wenn wir in Location rankommen, die Tür werden von dem Betreiber geöffnet und ich sollte auf den Knie und mich ausziehen. Die Türen wurden aufgemacht. Da stand der Betreiber vom Studio, wir sind rein, ich bin auf den Boden, hab mich ausgezogen und der Betreiber kam zu mir in die Knie und hat mir in die Augen geguckt. Das werde ich nie vergessen, das war so intensiv. Dieses einfach mal dieses in Augen gucken, das ist, weiß ich nicht, ob du das vielleicht mal nachvollziehen kannst, ich nenne das Augenfick.
Sebastian Ja, auch da vergeht Zeit, da ist vielleicht Stille.
Gretchen Ja!
Sebastian Das ist einfach dieser Moment. Dann bist du da am Boden und es passiert nix und er guckt dich einfach nur an, Punkt.
Gretchen Genau, da hat er mein Kinn auch in die Hand genommen und sagte, ach was für ein Prachtstück. Dieses Gefühl, das ich da auf dem Boden hatte, das wollte ich immer, immer wieder. Dieses Gefühl war mein Leitgefühl. Ich habe, wie gesagt, nicht nach Praktiken gesucht, gejagt, sondern ich wollte dieses Gefühl haben. Da bist du mit dieser Person, nur du und die. Und da sind nur diese Augen, das ist so intensiv, das ist so intim, dass da von außen nichts mehr rein kann.
Sebastian Das war auch noch an diesem ersten Abend im Studio, ja?
Gretchen Ja.
Sebastian Vielleicht, ich mag mir mal die Logik grad ein bisschen vorstellen, also du kommst da rein, dann schaut der Betreiber dir in die Augen und dann kommt deine Verabredung?
Gretchen Nee, wir waren da zusammen. Der stand da irgendwo an der Theke und beobachtete das ganze Geschehen.
Sebastian Achso, okay. Ich stell mir das vor, ihr kommt da rein, du kniest dann am Boden, der Chef quasi mischt sich ein, was er ja eigentlich nicht sollte, aber gut.
Gretchen Doch, das war schon von dem Date tatsächlich da gewollt.
Sebastian Okay. Und dann erlebst du hinterher diese Enttäuschung?
Gretchen Ja.
Sebastian Wie stelle ich mir das vor? Also am Kreuz und dann macht er und tut und du empfindest quasi nix dabei und es ist halt irgendwie blöd und dann geht man frustriert nach Hause oder ja, also vielleicht kannst du den Ablauf noch ein bisschen beschreiben, weil irgendwie ist das für mich noch ein bisschen rätselhaft.
Gretchen Also wir haben tatsächlich mal die Session durchgemacht und ich wurde da ein bisschen verhauen und wir hatten ein bisschen Sex miteinander gehabt und tatsächlich dann nach Hause und ich dachte mir, das kann doch nicht wahr sein. Und dann auch tatsächlich mir selber auch noch ein bisschen Vorwürfe gemacht, du blöde Kuh, du hättest dann telefonieren können, du hättest nach Bild verlangen können, dann wäre das alles nicht passiert.
Sebastian Also du kanntest die Person vorher nicht gut genug.
Gretchen Ja.
Sebastian Hatte dein Gegenüber denn schon Erfahrung? Und was hat er dir erzählt, wie groß sein Repertoire ist, sag ich mal?
Gretchen Also natürlich, wenn du schreibst, hast du keine Stimme, hast du kein Gesicht dazu und hast auch die ganze Körpersprache auch nicht dazu. Und das Schreiben, das war geil. Da war volle Dominanz. Und eben das, was ich dann gesucht habe, der würde mit mir alles machen, was ich mir wünsche. Damals hatte ich ja noch Wünsche gehabt. Und das war alles nicht.
Sebastian Aber jetzt wurdest du eingeladen, da zu arbeiten.
Gretchen Genau.
Sebastian Und hast gesagt, nö.
Gretchen Ja, ich habe gesagt, ich möchte nicht von Gästen vom Studio quasi erzogen werden. Ich möchte nicht von denen gezeigt bekommen, was BDSM ist. Ich wollte das für mich erst einmal entdecken, meinen Weg finden, mich definieren und dann habe ich mir gedacht und dann nach ein paar Wochen, ein paar Monaten mache ich das.
Sebastian Hat das geklappt?
Gretchen Das hat geklappt.
Sebastian Wie hast du es geschafft, dass die Nachfolgenden keine Enttäuschung waren?
Gretchen Naja, ich lernte mit jedem Date dazu. Beim zweiten, wer war das? Ein Mensch in Münster. Da hatte ich schon mit ihm telefoniert und da hatte ich ja auch schon ein Bild von dem gehabt. Und das hat schon von so einer menschlichen Sympathie tatsächlich mal gut funktioniert. Aus heutiger Sicht weiß ich, dass er nicht viel Erfahrung hatte. Es ist tatsächlich so, dass in den Foren alle so wahnsinnig erfahren sind und so wahnsinnig viel mir zeigen wollten/könnten und Realität war öfters mal eine andere. Also auch in diesem Fall. Wir haben uns glaube ich zwei, drei mal getroffen. Beim ersten Mal war es großartig, beim zweiten weniger und beim dritten schon gar nicht.
Sebastian Was hat sich denn verändert? Also ich orakele einfach mal, im Endeffekt wollten sie alle nur Sex und BDSM macht man halt, damit man dann Sex haben kann.
Gretchen Das kann tatsächlich so sein, wie du das gerade sagtest, also ich hatte da ein bisschen auf den Po bekommen und ein bisschen auf dem Boden gelegen und ja, und im Grunde war es das und beim ersten Mal war das ja auch noch intensiv, beim zweiten weniger und beim dritten war das schon mal gar nicht bis nichts, ja.
Sebastian Also es war langweilig.
Gretchen Voll langweilig.
Sebastian Liebes Publikum, ihr merkt, hier sitzt jemand, die braucht Action.
Gretchen Ja! *lacht*
Sebastian Und zwar ordentlich und neue Erfahrungen. Gut, aber dann kommt der nächste und dann hat man wieder die Erfahrung, okay, du hast nach dem Gefühl gesucht, aber das musst du den Leuten ja auch irgendwie sagen. Was konntest du denn sagen, was du möchtest oder was du willst?
Gretchen Das habe ich ja gar nicht, weil ich ja selber nicht wusste, was ich da will. Du kannst ja nicht ein Gefühl beschreiben, wonach du suchst. Das ist schwierig. Mein Kriterium war eben, ist der Mensch mir erst einmal sympathisch, hat er diese natürliche Dominanz, die ich brauche und möchte. Und dann gucken wir weiter.
Sebastian Du hast Erfahrung gesammelt und hast ja beschlossen, dann gehe ich da noch mal ins Studio. Jetzt mal ganz ehrlich, ich haue jetzt mal ein Vorurteil raus. Du gehst ins Studio, wo Menschen möglicherweise diese natürliche Dominanz und Erfahrung und Ideen nicht haben. Du suchst ein Gefühl, aber die Frage ist ja, würdest du es dort finden? Konntest du dir vorstellen, dass du das dort findest? Okay, schüttelst schon mal mit dem Kopf, da brauche ich gar nicht weiter reden. Okay, vielleicht lass ich dich mal erzählen. Wann und wie und aus welcher, ich sag mal, bösen Verzweiflung heraus kam der Moment zu sagen, okay, ich meld mich da jetzt wieder?
Gretchen Das war nicht böse Verzweiflung, sondern tatsächlich, ich hab meinen Weg gemacht. Ich glaube, waren es noch ein oder zwei Dates, die nicht funktioniert haben. Und dann habe ich tatsächlich meinen Mentor gefunden. Einen Menschen, der mich da mitgenommen hat, wo ich hin wollte. So intensiv, wie ich wollte. Und es war einfach großartig.
Sebastian Den hast du auch in so einem Portal gefunden?
Gretchen Ja, genau.
Sebastian Was hat er anders gemacht?
Gretchen Alles.
Sebastian Okay. Also womit hat er dich gekriegt?
Gretchen Wir haben nicht mal lange geschrieben. Ich glaube eine Woche und dann hatten wir schon ein Date gehabt. Wir haben uns auch nicht irgendwo in einem Café zum Kaffeetrinken getroffen, sondern direkt zum Spielen. Das habe ich auch vorher so gemacht, weil ich da tatsächlich dachte, erst wenn ich mit dem Menschen spiele, kann ich mal sagen, passt oder passt nicht. Beim Kaffeetrinken kann ich das nicht sagen. Ich kann sagen, ich mag ihn, aber ich weiß nicht, ob er mich richtig haut oder nicht.
Sebastian Okay, war der einfach brutaler als die anderen?
Gretchen Das auch.
Sebastian Okay, das auch. Was hat es in dir ausgelöst? Wo hast du gemerkt, okay, das ist es jetzt?
Gretchen Das war eben diese totale Kontrolle, Macht und Dominanz. Zum ersten Mal haben wir uns am Bahnhof getroffen, der hat mich abgeholt, ins Auto verfrachtet, das war ein Kombi, und dann sagt er, du ziehst dich jetzt aus, ziehst mal das Geschirr an und krabbelst hinten in den Kofferraum. Und so wurde ich mal zu dem nach Hause gebracht, im Kofferraum, nackt mit Hand-/Fuß-Manschetten und Halsband.
Sebastian Jetzt muss ich ja einmal die Sicherheitskeule rausholen. Wusste irgendwer, dass du da unterwegs bist?
Gretchen Ja, natürlich.
Sebastian Okay, also du hattest jemand und hattest dich abgesichert, also gecovered in dem Fall?
Gretchen Ja, immer.
Sebastian Okay, das ist wichtig, das mögen wir auch nicht verschweigen. Also liebes Publikum, ja, ihr könnt sowas machen, aber sichert euch irgendwie ab, dass irgendwer weiß, wo ihr seid und dass ihr auch in der Lage seid, Rückmeldung zu geben, es ist alles in Ordnung. Suchbegriff Covern hilft. Mach das bitte. Denn bei dir, das war offenbar alles gut und in Ordnung, aber muss nicht immer so sein. Und da, Eigensicherheit ist schon wichtig.
Gretchen Das habe ich tatsächlich immer, Sebastian, gemacht. Meine Freundin wusste immer, wo ich bin, mit dem Standortchecken. Und auch davor, bevor ich zu dem Date gefahren bin, habe ich tatsächlich den Menschen klar kommuniziert, ich werde gecovert. Eine Freundin passt auf mich auf, ich muss mich da melden. Wir haben mit meiner Freundin ein Codewort ausgemacht, der, wenn er in der Nachricht fällt, da soll sie mal umgehend Polizei anrufen. Das ist auch für eigenes Gefühl. Ich kann mich dann fallen lassen. Ich weiß, jemand ist da.
Sebastian Definitiv.
Gretchen Und wenn es hart auf hart kommt, ich werde da rausgeholt.
Sebastian Wir müssen mal erwähnen und drüber sprechen, aber das ist natürlich jetzt schon ein Ding, du bist da im Auto, krabbelst in den Kofferraum. Gut, soll man nicht machen, aber gut, kommst dann da an. Also die kühnsten Träume von dir werden wahr.
Gretchen Sebastian, an dieser kurzen Spielbeziehung war alles, was man nicht machen soll. Es gab kein Safeword. Ich durfte nicht Nein sagen. Ich wurde an meine Grenzen und weit weit weit drüber hinaus gebracht und es war großartig. Mir könnte nichts besseres passieren.
Sebastian Würdest du es wieder machen?
Gretchen Heute mit meinem Wissen wahrscheinlich nicht. *lacht* Aber genau in diesem Zeitpunkt meines Lebens war das genau das Richtige. Ich habe Praktiken kennengelernt, die ich, wenn ich was zu sagen hätte, hätte ich nein gesagt. Ja, Dinge, mit mir wurden Dinge gemacht. Ich dachte mir, das geht nicht. Und doch, das geht und das war schön und gut und richtig.
Sebastian Ich frage natürlich immer nach Beispielen. Gibt es irgendwas, wo du sagst, um Gottes willen, das will ich auch nicht mehr machen, aber es war...
Gretchen Dilatoren. Das ist auch so ein Paradebeispiel, wo ich das vorher mal in irgendwie Pornofilmen gesehen habe, weil ich mir gedacht habe, die Frauen haben da nicht mehr alle. Das tut weh. Das ist Infektionsrisiko. Das kann man doch nicht machen.
Sebastian Ja, du hast es mit dir machen lassen.
Gretchen Und das war schön. Das war großartig.
Sebastian Du hast gerade mit so einem halben Satz gesagt, das war eine kurze Spielbeziehung. Warum war das kurz?
Gretchen Weil es hinterher tatsächlich langweilig wurde.
Sebastian Auch das wurde langweilig?
Gretchen Auch das wurde langweilig.
Sebastian Okay, jetzt guck mal, jetzt ist da dieser Punkt, du stellst fest, egal wie intensiv, egal wie ruchlos, brutal, heftig, egal wie weit unten du bist, egal was passiert, es wird immer langweilig. Das ist ja ein fürchterlicher Fluch.
Gretchen Ja.
Sebastian Das kann ja nicht so weitergehen.
Gretchen Ja, nein, diese Beziehung hat sich tatsächlich da entwickelt, dass es langweilig wurde. Die ersten zwei, drei Begegnungen waren großartig intensiv. Wir haben uns immer zum Wochenendspiel getroffen. Da wurde auch mal stark gemacht, Gefälle mit 24/7, ich musste um alles fragen, aufs Klo gehen, trinken und so weiter. Und nach diesen zwei, drei ersten intensiven Begegnungen wurden die Wochenenden nicht mehr so intensiv. Netflix auf der Couch, ja.
Sebastian Aber wenn man da gefesselt ist und irgendwie... Nee? Okay, also du wolltest wirklich einfach pures Spielen. Aufmerksamkeit. Spielen. Und spielen. Und nochmal spielen. Und auch mehr spielen und intensiver.
Gretchen Ja, ich war da zu dem Zeitpunkt noch immer wahnsinnig gierig.
Sebastian Der arme Kerl. *lacht* Also nein, ich kann das total nachvollziehen, du hast ja wirklich dieses Bedürfnis, ich will das spüren und ich will alles und ich will es jetzt. Als Sub hat man bestimmt eine Menge auszuhalten, aber für Top ist natürlich auch diese lang ausdauernde, auch so 24/7, so ein ganzes Wochenende ist ein verdammt langer Zeitraum, wenn man sich die ganze Zeit drum kümmern muss, etwas zu tun. Ja, aber dann nach zwei, drei Wochenenden schon bei Netflix zu landen, das ist tatsächlich ein bisschen fies.
Gretchen Genau.
Sebastian Hast du dann gesagt, das reicht oder er?
Gretchen Ich habe gesagt, ich möchte das nicht mehr, weil es mir eben nicht intensiv genug ist.
Sebastian Hattest du einen Plan, wie das besser werden könnte? Vielleicht spule ich mal vor, eine einfache Frage. Hast du inzwischen im Privaten eine Person gefunden, bei der es dauerhaft interessant bleibt?
Gretchen Ja, sogar zwei.
Sebastian Wunderbar. Und jetzt machen wir eine kleine Pause und dann reden wir drüber. Pause vorbei, wir haben nicht vorgegriffen. Ist immer schwierig in der Pause nicht über das eigentliche Thema zu reden, aber wir haben es geschafft. Ich habe hier als letzte Notiz "die Zwei". Du hast zwei Menschen gefunden, mit denen du dauerhaft spielen kannst.
Gretchen Ja, ja.
Sebastian Herzlichen Glückwunsch.
Gretchen Danke. Der erste Mensch begleitet mich schon von Anfang an. Zuerst tatsächlich aber online, der kommt aus der Schweiz, der lebt auch in der Schweiz. Das war auch einer der ersten Menschen, die mich damals noch auf dem Fremdgehportal angeschrieben haben. Daraus hat sich eine wunderschöne Online-Freundschaft entwickelt, auch mit online spielen, haben wir tatsächlich auch mal gemacht, nur kleine Aufgaben, kleine Filmchen gedreht, alles total schön. Hat ewig gedauert, bis wir uns real getroffen haben, knapp ein Jahr, und er begleitet mich bis heute in meinem Leben. Es ist mein Lebensbegleiter.
Sebastian So eine Art Mentor.
Gretchen Freund, Partner, Lebensgefährte und Spielpartner. Also der Spielpartner kommt irgendwie nach dem Lebensabschnittsgefährten, Lebensgefährten.
Sebastian Und ihr seht euch auch regelmäßig?
Gretchen Ja.
Sebastian Jetzt ist natürlich die spannende Frage, wie schafft der es, dass es nicht langweilig ist?
Gretchen Der hat Fähigkeiten. *beide lachen laut*
Sebastian Okay, Fähigkeiten.
Gretchen Der hat Fähigkeiten, ja.
Sebastian Und ihr seht euch vielleicht auch gar nicht so oft, was natürlich auch wieder so einen gewissen Reiz macht, weil man einfach sich vielleicht auch wieder ein bisschen länger auf was freuen kann.
Gretchen Ja und das, also wir sehen uns einmal im Monat schon. Ja, wenn ich manchmal auf das, im Moment geht das. Das wird sich wahrscheinlich irgendwann ändern, aber im Moment geht das. Ja, die besagten Fähigkeiten sind seltene Fähigkeiten, deswegen ist das so schön.
Sebastian Du redest so schön drum herum, du magst die nicht benennen, ne? *Gretchen lacht* Was kann man denn für Fähigkeiten haben?
Gretchen Es ist tatsächlich etwas, was man seltenst trifft. Ich habe mit vielen Menschen schon gespielt, mit wirklich sehr vielen Menschen gespielt. Und die besagten Fähigkeiten glaube ich noch bei keinem entdeckt.
Sebastian Magst du es verraten?
Gretchen Also, der hat sehr schöne kleine Hände,...
Sebastian Aaaaah! Ok. *Gretchen lacht* Ich ahne in welche Richtung es geht. Alles klar!
Gretchen ... die tatsächlich mal nur einen Klacks Gleitmittel benötigen, um irgendwo zu verschwinden. Und wir teilen eine seltene Vorliebe für ungewaschene Muschi.
Sebastian Okay, eine seltene Vorliebe.
Gretchen Ich finde schon. Also ich habe noch nicht irgendwie jemanden getroffen, der das auch noch mag, außer uns beiden.
Sebastian Das ist jetzt spannend, weil, okay, da komme ich dann gleich zu. Ich hebe mir das noch ein paar Minuten auf. Aber was ist da der Reiz?
Gretchen Woran der Reiz?
Sebastian Also ist es der Geruch oder eher der Duft?
Gretchen Ja genau, das ist tatsächlich mal der Geruch. Also wenn wir uns treffen, dann gibt's einen Tag Waschverbot und natürlich am Abend ist es, ja es ist der Geruch. Das hat mich aber schon wirklich, ich weiß es nicht, ich glaube mit elf oder so schon echt angemacht.
Sebastian Wobei, wenn das ja jetzt um einen Tag geht, wenn du jetzt über Wochen reden würdest, aber so einen Tag, das ist ja auch, man kann den ganzen Körper immer so zu Tode waschen und desinfizieren, dass überhaupt kein Eigengeruch mehr da ist und dann ist das irgendwie auch doof.
Gretchen Also wenn man das tatsächlich schon auf dieses Geruch polt, dann wird es eben nach dem Pipi nicht abgetrocknet, nicht abgewaschen, gar nicht und auf dem Höschen getragen und irgendwie, dass sich das dann intensiviert.
Sebastian Ich glaube das als Fetisch zu definieren ist tatsächlich selten. Ich behaupte mal da, liebes Publikum, bitte in die Kommentare schreiben. Lieber alles total frisch gewaschen und dann riecht es im Zweifel nach dem billigen Duschgel oder ist es auch okay, wenn das schon mal einen Tag her ist? Da wäre ich mal gespannt, weil, wie gesagt, das so als Fetisch oder als Vorliebe zu definieren, ist bestimmt selten, aber ich glaube nicht, dass alle sagen, das muss alles immer... Direkt duschen und wie gesagt, im Zweifel am besten riecht noch der Körper nach Desinfektionsmittel. Ich meine, man möchte ja auch sein Gegenüber ein bisschen riechen. Das ist ja auch chemisch und physiologisch, glaube ich. Also total wichtig, dass Menschen auch zusammenfinden und sich riechen können. Wenn das geht bei euch, ist doch super.
Gretchen Du kannst nicht die Pheromone auswaschen, da haben die ja keine Wirkung. Ja, aber hier geht es doch tatsächlich mal ein Stückchen weiter. Übertreiben kann ich und will ich jetzt aus gesundheitlichen Gründen damit nicht. Ja, weil dann ist Infektionsrisiko und weiß der Geier was.
Sebastian Wenn das im Rahmen ist, ganz ehrlich, ist es doch entspannt. Weil die Uhr ein bisschen tickt, mag ich nur mal gucken, es gibt noch jemanden, der kommt nicht aus der Schweiz.
Gretchen Nee, der kommt nicht aus der Schweiz. Wir haben uns im Studio kennengelernt. Das war mein Gast, mein Kunde. Zeitlang. Und irgendwann war es einfach zu wenig.
Sebastian Okay, aber das hat so gut gepasst, dass du gesagt hast, komm, lass uns machen.
Gretchen Ja, der hat auch Fähigkeiten.
Sebastian Die gleichen?
Gretchen Nein, nein, nein, nein, nein, nein. *lacht*
Sebastian Ich frag ja nur.
Gretchen Das wäre sinnlos, wenn ich zwei Menschen mit gleichen Fähigkeiten hätte.
Sebastian Okay, welche Superkraft hat die Person?
Gretchen Der ist Sadist durch und durch.
Sebastian Okay, alles klar. Das heißt, ja, du bist doch eigentlich, ich sage mal, BDSM-mäßig damit, im Grunde gut ausgelastet. Und jetzt haben wir quasi eine gute Dreiviertelstunde, Stunde drumrum geredet. Ich würde gern ganz viel über Studio und Studiobetrieb reden. Ist das in Ordnung?
Gretchen Na klar.
Sebastian Okay, ich mach das mal so wie auch im Vorgespräch. Ich behaupte einfach mal Dinge.
Gretchen *lacht*
Sebastian Also damit man als Sub im Studio gut spielen kann, wie kann das funktionieren? Das ist natürlich ganz einfach. Ich erzähl mal ganz kurz, ein Gast kommt rein, ihr stellt euch da alle auf, dann zeigt der auf jemanden, sagt die will ich jetzt haben, dann nimmt der dich mit und irgendwo hinter einer Kanzel oder hinter einem Bildschirm mit einer Kamera sitzt immer jemand, der die ganze Zeit das Ganze überwacht. Und es gibt eine lange Liste an Do's und Don'ts und dann ist das so und dann ist das eigentlich ein, dann wird dieser Verwaltungsakt, *Gretchen lacht* wird dann ordentlich durchgeführt und fertig. So, eventuell nochmal wie duschen und im Grunde ist immer das Gleiche und du musst ja auch bestimmen, was passiert oder nicht. Du merkst, also ich hab jetzt nochmal den schlimmsten anzunehmenden Fall skizziert.
Gretchen Alles total entspannt.
Sebastian Wir nehmen mal an, ich beschließe jetzt, okay, das Podcastsubbie ist jetzt irgendwie, die hat keine Lust mehr auf mich und ich auch nicht mehr auf sie und ich denke mir, oh Mensch, ich würde jetzt gerne mal wieder spielen, ich möchte jetzt ins Studio gehen. Was mache ich denn? Ich rufe euch an.
Gretchen Du rufst uns an und du kriegst den Betreiber ans Telefon, der die Termine koordiniert. Wir haben ein kleines Studio, wo einfach mal alles koordiniert werden muss. Im besten Fall bist du auf unsere Seite gestoßen und hast da schon eine Vorwahl getroffen, ich möchte die Dame haben.
Sebastian Da stehen dann Bilder, da stehen ein paar Vorlieben.
Gretchen Genau, da stehen mal Bilder und da stehen auch, du wirst dann auf Service geleitet, das ist dann eine andere Seite. Und dann hast du tatsächlich das, was die jeweilige Dame macht oder macht nicht. Die möchte ich gerne haben. Zum Beispiel mich. Dann rufst du an, sagst, ich hätte gerne einen Termin mit Rubin an dem und dem Tag, um diese Uhrzeit, eine Stunde, zwei, drei.
Sebastian Wie, also ehrlich gesagt wie ein Friseurtermin?
Gretchen Ja so ungefähr, genau.
Sebastian Krieg ich dann schon gesagt, müsste ich mich irgendwie vorbereiten oder müsste ich irgendwas beachten dann schon?
Gretchen Nee, eigentlich nicht. Du kommst mal zu dem Termin ins Studio und dann, wenn wir uns noch nicht kennen, dann quatschen wir drei Minütchen. Ich zeige dir dein Studio, was wo ist, wo du dich auch frisch machen kannst. Wir trinken Wasser, Cola, Kaffee und erzählst du mir am besten, also ich mache das so tatsächlich, dass ich dann frage, was machen wir heute?
Sebastian Was ist denn das für eine Ebene in dem Moment? Das ist so auf Augenhöhe.
Gretchen Ja, in meinem Fall ja.
Sebastian Okay, ich frage mal direkt, wer kommt denn? Also was sind das für Menschen? Erstmal sind das ausschließlich Männer?
Gretchen Ja.
Sebastian Okay.
Gretchen Ja, tatsächlich.
Sebastian Wer kommt? Junge Menschen, alte Menschen, was wollen die?
Gretchen Junge Menschen, alte Menschen, mittelalte Menschen.
Sebastian Okay, also alle, ja.
Gretchen Das ist wirklich echt alles. Und was wollen die? Die wollen Unterschiede. Was wollen die? Eine schöne Stunde haben. Ja, die Motivationen sind tatsächlich mal ganz, ganz, ganz unterschiedliche, schätze ich. Zum einem haben wir die Anfänger, die noch nie was gemacht haben in der BDSM-Schiene. Oder die mal vielleicht die erste Erfahrung haben und dann doch mal zu Profi lieber.
Sebastian Also die wollen wirklich lernen und mal eine Möglichkeit haben, in einem sicheren Rahmen auszuprobieren.
Gretchen Ja.
Sebastian Das ist gar nicht unclever, ja.
Gretchen Ja, ist tatsächlich gut. Und dann haben wir Menschen, die in ihren Beziehungen die Neigung nicht ausleben können. Dann haben wir Menschen, die das einfache an dem ganzen Konzept schätzen. Du musst mit niemandem essen gehen, du musst niemanden beflirten und du weißt egal was, du gehst und das ist eine klare Sache.
Sebastian Das sind ja schon mal zwei Motive, durchaus nachvollziehbar. Du hast eben gesagt, drei Minuten Gespräch.
Gretchen Ja, mir reicht's.
Sebastian Was klärt man, also in drei Minuten, wir reden jetzt hier schon quasi eine Stunde, was kann man denn in drei Minuten klären? Wissen die, was die wollen?
Gretchen Im Idealfall ja, ansonsten ist das für mich ein schweres Stück Brot.
Sebastian Okay, also gerade wenn jemand sagt, ich möchte mal was lernen oder so, ist dir das eher lieber, wenn du ein bisschen Einfluss darauf nehmen kannst oder möchtest du eher, dass die wissen, was die wollen?
Gretchen Ich möchte schon, dass die wissen, was die wollen. Also auch wenn ich einen Anfänger habe und der weiß, dass er von mir etwas mitnehmen möchte, dann ist das schon auch genug. Dann weiß ich, wie ich damit umgehen kann und soll.
Sebastian Sind die Wünsche, die die Menschen haben, denn in der Regel umsetzbar?
Gretchen Ja.
Sebastian Okay, also die kommen jetzt nicht an und sagen, ich wollte schon immer mal irgendwas mit Cutting machen oder so?
Gretchen Nee.
Sebastian Also kommen die mit solchen Wünschen, wo du sagen musst, nein, das können wir hier nicht abbilden, das geht hier nicht?
Gretchen Ich glaube, das ist mir noch nie passiert.
Sebastian Okay.
Gretchen Also die Menschen, die zu uns kommen, wollen tatsächlich mal ein bisschen Spaß haben. Also da geht es nicht um diese tiefe BDSM-Beziehung, die man privat hat, die du hast, die ich privat habe, sondern um eine Stunde spielen. Ich habe natürlich aber auch Gäste, die schon Ewigkeiten kommen und da baust du eine Beziehung auch auf. Dann ist das schon anders als mit Laufkundschaft.
Sebastian Was ist denn, wenn du fragst, ja was machen wir denn und dann kommt zurück, was möchtest du?
Gretchen *lacht* Für mich ist das tatsächlich…
Sebastian Das ist doch super, ein Wunschzettel.
Gretchen Das ist das schlimmste Frage ever. Ja, ich gerate in Panik, wenn ich diese Frage höre, was möchtest du? Das steht auf meiner No-Go-Liste, das darf man nicht fragen. Da ich das einfach nicht weiß, mitten im Session, mitten im Spiel, wenn ich so eine Frage höre, hat das Panik.
Sebastian Ja, also im Prinzip ist immer die Antwort das, was du möchtest, ne?
Gretchen Es ist auch tatsächlich so und das ist auch wahr. Also ich hab Spaß daran, weiß mein Gegenüber auch woran er Spaß hat. Also dieses Spiegeln quasi.
Sebastian Kommt's auch mal vor, dass man nach dem Vorgespräch oder bei diesem Vorgespräch sagt, das wird hier nix, das passt nicht?
Gretchen Ist mir noch nie vorgekommen, hinterher ja, aber davor, nee.
Sebastian Ja, ich bin jetzt auch gerade gemein, weil ich zeichne gerade das Bild der super zwielichtigen Person, die bei dir auftaucht. Und dabei ist es ja im Prinzip so wie überall, kommen ganz normale Menschen irgendwo hin und haben vielleicht auch einfach ganz normale Wünsche. Vielleicht stelle ich mir das gerade viel zu dramatisch vor. Die kommen dann zu dir und besuchen dich und wollen irgendeinen riesigen Lebenstraum erfüllen. Vielleicht auch mal in Folgen, wo ich mit Dominas gesprochen habe oder mit dem Dominus, dieses, da muss man ja erstmal ein bisschen runterkochen. Nein, du willst das alles gar nicht, du willst erstmal eine Nummer kleiner. Also wo die Leute sich zu viel zumuten.
Gretchen Es gibt tatsächlich Menschen, die sich zu viel vorgenommen haben und nicht mal ein Zehntel dessen schaffen, was ein Kopfkino sagt, weil es nach 10, 15 Minuten einfach mal schon ausgespielt ist. Also gibt es tatsächlich auch mal Anfänger oder Menschen, die dann schon lange irgendwie gegrübelt haben und nachgedacht haben, dass die kommen und es ist so eine, man merkt, dass dieses riesige Aufregung und ich lasse die machen und es ist nach 15 Minuten, ja dann, ja.
Sebastian Was machst du dann, wenn die nach einer Viertelstunde schon, ich sag mal, ihr Pulver verschossen haben?
Gretchen Ja, dann quatscht man ein bisschen, vielleicht mal erzählt man sich Geschichten, keine Ahnung, Massage oder…
Sebastian Okay. Jetzt ist dieses Gespräch beendet, jetzt kann es losgehen?
Gretchen Ja, nein, vielleicht. Bei mir ist das jetzt so eine schöne Grenze. Ich schicke den Gast auch noch duschen, ich gehe nochmal kurz die Küche. Und weil dieses Vorgespräch eben auf die Augenhöhe stattfindet, wirklich komplett auf die Augenhöhe, brauche ich das für mich, um runterzukommen. Und wenn ich dann das zweite Mal rausgehe, dann gehe ich in meine Sub-Haltung.
Sebastian Was, wie sieht das anders aus? Die Sub-Haltung. Gesenkter Kopf, ausgezogen und…
Gretchen Nee, ausgezogen nicht. Also schon angezogen, aber halt mal Blick nach unten, Hände hinter den Rücken, Beine breit.
Sebastian Also das ist dann wirklich auch so eine Einladung. Du machst es deinem Gegenüber dann auch relativ einfach. Die müssen nicht erst dafür kämpfen, dich runterzukriegen.
Gretchen Die haben mir schon Geld auf der Decke gelegt. Das reicht.
Sebastian Okay. Du hast jetzt eben gesagt, ich versuche nochmal diesen Unterschied privat, nicht privat nochmal so ein bisschen kennenzulernen. Die Leute müssen dominant sein. Deine Gäste im Studio, die müssen ja nicht unbedingt dominant sein. Aber wie gehst du damit um? Also macht das dir das leichter, wenn da jemand reinkommt und sagt, ich will das, das und das und der hat schon eine dominante Ausstrahlung. Ist das für dich dann leichter, auch nach unten zu gehen?
Gretchen Das macht tatsächlich, Sebastian, keinen Unterschied im Studio.
Sebastian Okay.
Gretchen Für mich ist diese Grenze, dass ich kurz in die Küche gehe und dann wieder ein zweites Mal rauskomme. Da muss der Gegenüber jetzt nicht dominant sein, nicht mal das.
Sebastian Das ist quasi ritualisiert, das fällt dir leicht.
Gretchen Ja.
Sebastian Ja, dann gucken wir doch mal ein bisschen rein. Also du bist dann da und der Mensch ist frisch geduscht und dann kann es losgehen. Was macht man denn da so alles? Also ich stelle mir gerade vor, die ganzen Spielsachen sind dann da und dann hat die Person auch noch selber einen Koffer mitgebracht mit den fiesen Sachen. Großartig, ja? Und dann, dann, du schüttelst schon so den Kopf. Okay, wo ist mein Fehler?
Gretchen Dein Fehler ist bei dem Koffer mit den ganz bösen Sachen. Also da müssen wir ja schon ein Wörtchen über Sicherheit, glaube ich, sprechen. Wir haben im Studio wirklich eine Menge Sachen hängen. Aber das sind keine ganz, ganz böse Sachen. Und auch der Koffer, der mitgebracht wird, der wird dann erst mal kritisch beäugt. Oder wenn das jemand ist, den ich schon länger kenne und ich weiß, ich kann dem vertrauen, dann darf der den Koffer mitnehmen. Ansonsten ist tatsächlich, am Ende weiß ich nicht wer mir gegenüber steht. Kann er mit den Sachen umgehen oder bildet er sich nur das ein?
Sebastian Also ihr habt auch keine Bullwhip jetzt im Studio hängen?
Gretchen Nein.
Sebastian Okay, also was fehlt und warum fehlt es?
Gretchen Naja, weil das ist eine ganz einfache Sicherheitsfrage.
Sebastian Okay, also es gibt, also es gibt, klar, es muss ja Grenzen geben. Und das ist ja auch klar, wenn jemand sagt, okay, wir machen jetzt Rohrstocksession bis, ich sag mal, bis das Blut in Zweifel fließt. Das ist ja auch so eine Sache, davon musst du dich ja auch erstmal eine längere Zeit dann erholen. Das ist vielleicht gar nicht so gewünscht, dass du dann sagen musst, in den nächsten zwei Wochen kann ich gar nichts mehr machen. Also ist vielleicht auch die Spielzeugauswahl darauf angelegt, dass es eben, ja, dass du dich davon erholen kannst?
Gretchen Nee, das nicht. Also das habe ich selber in der Hand, wo ich mal die Grenzen setze. Der Rohrstock bleibt bei mir im Studio zum Beispiel bis auf eine Ausnahme immer in der Ecke liegen. Das ist auf meiner No-Go-Liste. Das ist etwas, was ich nicht gerne habe.
Sebastian Wie setzt du da die Grenzen, weil im Grunde hast du natürlich dieses, im Grunde der Gast hat die Macht und du bist unten auf der einen Seite, auf der anderen Seite musst du ja schon die Vorgaben machen, was geht und was geht nicht, also bei welchen Dingen, die ich jetzt mit dir machen wollen würde, würdest du sagen, nee, das machen wir mal nicht. Das ist ja auch wirklich auch der Sicherheitsaspekt, was weiß ich, an das Kreuz fesseln, Augenbinde, Knebel, Rohrstock, wo ist der Moment, wenn ich dir das eröffne, wo du sagst, stopp mal, wir haben hier ein Problem und zwar das und das. Und wie kannst du das formulieren, dass die Session dann nicht vorbei ist?
Gretchen Deswegen ist dieses Vorgespräch schon da, wenn ich dich frage, was machen wir heute und du sagst mir, wir machen heute Spanking und ein bisschen fesseln, dann sage ich dir schon da, bitte mal den Rohrstock in der Ecke liegen lassen und wenn du mich fesselst, dann bitte nicht knebeln gleichzeitig.
Sebastian Okay, warum nicht gleichzeitig?
Gretchen Weil ich entweder fliehen oder schreien muss.
Sebastian Okay, es ist also noch immer jemand noch da, wo du rufen kannst.
Gretchen Ja, wir haben auch in jedem Raum Panikknöpfe und da ist auch immer jemand da, wo, ja, jemand sitzt in der Küche und passt auf.
Sebastian Und allein schon die Tatsache, dass du das vorher sagst, sorgt dafür, dass die Menschen sich benehmen.
Gretchen Genau.
Sebastian War das jemals nötig, den Knopf zu drücken?
Gretchen Nein.
Sebastian Okay. Ich glaube, das ist immer das Problem. Man orakelt dann immer, dass das immer alles total am Rande des Wahnsinns ist. Und dabei ist es eigentlich, ja, eine schöne Zeit haben.
Gretchen Genau, es geht tatsächlich mal ganz gepflegt und zivilisiert vor.
Sebastian Vielleicht da mal so ein Punkt. Also ich glaube, ich würde da so ein bisschen ratlos dastehen. Wie fängt man denn an? Also ist so eine Session eher so, das ist Action-geladen und da wird festgemacht und gespankt und dann noch die Praktik und dann noch das und dann noch das? Oder ist das eher was ruhiges, wo auch viel gesprochen wird, sag ich mal?
Gretchen Das ist vom Gast zu Gast total unterschiedlich. Total unterschiedlich. Ich habe eine heftige Begegnung. Ich habe rein sexuelle Begegnung. Es wird gekuschelt, es wird gequatscht, es wird geschlagen, böse Klammern, sonst wohin. Alles. Wirklich die ganze Breite.
Sebastian Hast du was gesagt? Da sind wir noch gar nicht drauf gekommen. Sex gehört dazu?
Gretchen Ja.
Sebastian Immer?
Gretchen In 99 Prozent der Fälle, ja.
Sebastian Jetzt siehst du, da ist wieder meine persönliche BDSM-Blindheit. Für mich gehört Sex nicht unbedingt dazu, aber dort ist das so.
Gretchen Ja.
Sebastian Es ist so eine provokante Frage, aber im Grunde bei jeder Person, die irgendwas arbeitet, fragt man mal, was macht dir denn Spaß oder was fällt dir besonders leicht? Also wo sagst du, mein Gott, das war heute ein entspannter Tag. Ich hatte Spaß. Es war schön. Der Gast war toll. Es war entspannt. Und wo ist es genau nicht so? Wo wird es auch anstrengend?
Gretchen Das kann ich nicht so fest machen. Das liegt zum einem an dem Menschen, der mir gegenübersteht. Es, stimmt der Chemie. Es, versteht man sich. Für mich ist eine Session im Studio ein bisschen wie Tanzen. Der Mann führt und ich komme mit. Und je nachdem wie er führt, tretet man sich auf die Füße oder es wird schön. Das ist wirklich schwierig in Worte zu begreifen. Es sind auch oft Überraschungen dabei. Wie zuletzt hatte ich wahnsinnig schöne Sessions gehabt, weil es einfach nur Slow Sex gemacht wird. Und ich fand das großartig. Kaum irgendwie BDSM, wirklich kaum, sondern dieses intensive, ja, dieses langsame. Es war großartig. Auf der anderen Seite gibt es Sessions, wo ich ganz viele Schmerzen erleide. Und alles ist gut.
Sebastian Macht das immer Spaß?
Gretchen Nein.
Sebastian Also wie weit, ja, das ist so ein bisschen dieser Punkt, wie weit bist du bereit zu sagen, das macht ja zwar keinen Spaß, aber es ist halt Job und wo sagst du, okay, das muss ich nicht wiederhaben. Also wo kommt dieser Punkt, weil das ist ja doch ein recht hoher Preis, dass es dir, es sind Schmerzen, ja, also, weißt du, ich versuche hier gerade so dieses, das ist an sich ein gesellschaftliches Tabu, zu sagen, oh mein Gott, ich habe Schmerzen und ich finde es auch noch doof. Und trotzdem mache ich das für's Geld, um das mal ganz boshaft zu sagen. Wie kannst du da für dich so diese Mitte finden, wo du sagst, ja okay, ich kann weitermachen, ich möchte das?
Gretchen Das ist eine schwierige Frage, denn ich mache das, was ich mache, wahnsinnig gerne. Und ich liebe das, was ich tue. Und auch in jedem Job hast du Sachen, wo du sagst, muss das jetzt sein? Und machst es trotzdem.
Sebastian Ja, Buchhaltung zum Beispiel. Das muss man nicht haben, aber man macht es. Aber das ist ja trotzdem da auch nochmal eine andere Ebene. Für mich als Gast wäre jetzt so die Überlegung, in dem Moment wo ich das Gefühl habe, es macht dir keinen Spaß, auch nicht im Sinne von ja, es kann zwar wehtun, aber es muss trotzdem Spaß machen. Da habe ich natürlich meine Ideale. Wenn ich das Gefühl hätte, du findest das gerade, du freust dich, wenn es jetzt vorbei ist.
Gretchen Das merkst du, Sebastian, nicht als mein Gast.
Sebastian Okay. Das merke ich nicht.
Gretchen Nein.
Sebastian Das wage ich zu bezweifeln. Ich bin natürlich Hellseher und weiß...
Gretchen *lacht*
Sebastian Also da kommt dann doch so ein Stück Schauspiel durch.
Gretchen Was ich tue ist eine Dienstleistung. Ich leiste eine gewisse Dienste und ich möchte, dass meine Gäste immer zufrieden sind. Auch wenn ich eine Friseurin bin und habe echt eine Scheißkundin gerade vor mir, die tausend Sachen will, die Frisur passt ihr nicht und die Haarfarbe und irgendwie, mache ich ja trotzdem. Also das ist für mich eben, das gehört zu den Dienstleistungen auch dazu.
Sebastian Aber das kann ja nicht immer blöd sein. Also ich rede das jetzt natürlich auch in die Richtung, also vielleicht um mal einfach mal eine Orientierung zu haben. Wenn du jetzt, ich sag mal, in einem Zeitraum X 10... Sagt man Sessions dazu, oder?
Gretchen Ja.
Sebastian ... 10 Sessions hattest, würdest du sagen, also wie viel davon waren so, wo du sagst, ach da hatte ich jetzt auch Spaß dran?
Gretchen Wahrscheinlich neun oder sogar zehn.
Sebastian Wow.
Gretchen Also es ist, zu einem weil ich das tatsächlich mal sehr gerne mache und zum anderen ist das so, dass ich von jeder Session irgendwas mitnehme. Das muss jetzt, es muss jetzt nicht die ganze Stunde perfekt laufen. Es reicht, wenn es nur einfach mal schöne zehn Minuten waren.
Sebastian Da ist vielleicht doch dieses Sub-Gen, dieses: Ich hab Freude dran, wenn es meinem Gegenüber Spaß macht.
Gretchen Das ist die Hauptsache, ja. Das ist tatsächlich so, ja.
Sebastian Man könnte jetzt nochmal eine andere Perspektive rannehmen. Selbst wenn da jemand ist, wo du sagst, das ist nicht so toll. Ich höre auch gleich auf mit diesem ganzen Themengebiet. Aber ich muss noch so ein bisschen drauf rum bohren.
Gretchen Gerne.
Sebastian Du hast mir ja am Anfang gesagt, ja so auch Erniedrigung, das ist schon schön.
Gretchen Ja.
Sebastian Im Grunde, das ist jetzt so ein bisschen die Frage, wie du das im Kopf für dich umdeutest. Oh, das ist jetzt gerade doof und blöd und das macht schon wieder gut. Weißt du, was ich meine? Gibt es diesen Schalter im Kopf, der sagt, das ist jetzt scheiße, aber ich weiß genau, das ist das, was mir nochmal auf einer anderen Ebene Spaß macht.
Gretchen Nein, weil das, was mir Spaß macht, ist scheiße. Wenn es wirklich scheiße läuft, dann läuft irgendwas nicht richtig, dann spreche ich das entweder in der Session an oder hinterher. Dieses Erniedrigen, das mich anmacht, ist ja nicht scheiße.
Sebastian Ja, das ist so ein bisschen, da beißt sich die Katze in den Schwanz, ne? Also wenn es doof ist, dann ist es deshalb erniedrigend, weil man es ja trotzdem macht und deshalb ist es wiederum gut. Also ich hör mal auf in die Richtung da rumzubohren, ne? Weil du machst es und es macht dir offenbar Spaß, sonst wärst du auch heute nicht hier und du hast mich auch davon überzeugen können, dass du da wirklich Spaß dran hast und dass dich das auf irgendeine Art und Weise erfüllt.
Gretchen Ja.
Sebastian Und es ist auch nicht meine Aufgabe das alles schlecht zu reden. Trotzdem bin ich natürlich neugierig, was da so passiert. Auch so mit was für Ideen kommen. Die fangen wir doch mal beim Outfit an. Ich kenne das vom Domina-Studio, da ist irgendwo ein großer Schrank, wo alles mögliche ist. Von der... alle möglichen Uniformen bis zum Gehtnichtmehr, Optik gehört ja auch dazu. Was wünschen die sich?
Gretchen Das meiste ist tatsächlich ein Sekretärinnen-Outfit.
Sebastian Ausgerechnet? Klischeehaft?
Gretchen Ja, wenn es Wünsche wirklich gibt, dann wirklich zu 90 Prozent ist das ein Sekretärinnen-Outfit. In meinem Fall.
Sebastian Ist das dein Lieblingsoutfit?
Gretchen *seufzt*
Sebastian Was wäre dir lieber? Sagen wir es mal so. Entschuldigung.
Gretchen Ich stehe voll auf Corsagen und High Heels.
Sebastian Das könnte zur Sekretärin ja noch passen. So James Bond-Bösewicht-Sekretärin, die trägt Corsage und sehr hohe Heels.
Gretchen Es gibt aber nicht häufig Wünsche. Also wirklich die meisten Termine mache ich so wie mir grad danach ist.
Sebastian Okay, gibt es ungewöhnliche Wünsche? Was weiß ich. Ich möchte gerne heute eine Sub in gelben Gummistiefeln haben.
Gretchen Nein, das nicht. Gummistiefel tatsächlich nicht, aber flache Schuhe. Ich hasse es.
Sebastian Das kann ja Teil der Dominanz sein zu sagen, nein, die Schuhe bleiben flach.
Gretchen Also flache Schuhe, das kann man nicht Schuhe nennen, ja.
Sebastian Ich guck gerade, du hast deine Schuhe zwischendurch ausgezogen und hier abgestellt, da ist auf jeden Fall ein Absatz, auch bei den Alltagsstiefeln.
Gretchen Ja.
Sebastian Jetzt nicht sehr hoch, aber er ist da.
Gretchen Ja, ja.
Sebastian Das klingt fast, als ob die ein bisschen fantasielos sind.
Gretchen Am Ende…
Sebastian Du sollst ja nicht über Gäste lästern, um Gottes Willen, aber...
Gretchen Sebastian, es macht nicht so viel Unterschied, weil nach fünf Minuten steht man auch meistens nackt da.
Sebastian Ja, Argument. Irgendwie weit musst du in der Session, ich sag mal, lenken, also wo du dann sagen musst, ja, das kann man so machen, aber das und das bitte beachten. Also vielleicht, wenn die keine Ahnung haben, vielleicht hauen sie da irgendwie Richtung Niere da und irgendwie weit musst du auch, ich sag mal so ein bisschen Basiswissen BDSM vermitteln, damit es auch für dich okay ist und safe ist.
Gretchen Je nachdem, wenn ich einen Anfänger vor mir habe, dann vereinbare ich das aber auch im Vorgespräch, dass ich da eingreife, dass ich da sage, stell dich mal ein bisschen hin oder wechsel mal Werkzeug, der lange Flogger ist blöd, der kurze ist besser. Wenn ich aber Menschen vor mir habe, die eine gewisse Erfahrung haben oder behaupten, dann mache ich das tatsächlich mal so, dass die Session nicht gestört wird. Entweder mal ganz leise von ganz unten oder irgendwie Position wechseln, so ein bisschen nach links, wenn es zu sehr nach rechts geht, oder ja.
Sebastian Also du hilfst dann schon ein bisschen mit.
Gretchen Ja.
Sebastian Du hast gesagt, wenn sie behaupten, dass sie Erfahrung haben, wie weit wird da geschummelt?
Gretchen Ich glaube, da wird genauso viel geschummelt wie im normalen Leben auch. Also schon aus meiner eigenen privaten Erfahrung kann ich sagen, dass die Menschen, die zum Beispiel behaupten, Sadisten zu sein, in meinem Begriff Sadismus überhaupt nicht wissen, was das ist. Das ist also ein bisschen auch Definitionsfrage, klar.
Sebastian Also was ich so ein bisschen, also ich habe mir auch noch mal so von alten Folgen zum Thema im Domina-Studio mal auch die Notiz nochmal durchgeschaut. Da hat mir so ein bisschen, ja, irgendwie, du hast da einen ganz schmalen Grad, weil du musst auf der einen Seite irgendwie die Kontrolle über die Situation behalten, den Überblick behalten, auf der anderen Seite Erwartungen entsprechen und dann aber auch unterwürfig sein. Oh Gott.
Gretchen Ja.
Sebastian Fällt dir das schwer? Also musst du da aktiv? Ist das für den Geist ein schwerer Job?
Gretchen Für mich eine Session im Studio ist etwas total Entspanntes. Das ist eine Therapiestunde für mich. Ich schlüpfe da in eine ganz andere Rolle. Und all das, was du gerade gesagt hast, das geschieht automatisch. Das ist im Unterbewusstsein.
Sebastian In einer Session fliegt man ja gerne mal ein bisschen auf Wolke 7. Man hat so dieses High und die Endorphine gehen durch den Körper. Ich kenne es als Top, dass man hinterher total beseelt und glücklich ist. So soll es ja für deine Gäste auch sein. Aber wie ist das auch für dich? Ich meine, der Körper reagiert ja nun mal auch und sagt, okay, nach dem Schmerz kommen die Endorphine. Ist das so oder ist das so ein "Haken drunter, fertig"? Also inwieweit wirkt das auch in dir euphorisch nach?
Gretchen Schon. Also da geht, das ist tatsächlich auch so, dass man da auf die, durchaus auf die Wolke 7 schwebt. Ich bin glücklicherweise durch und durch Masochistin, also es reicht ein Klaps auf den Po und ich laufe aus.
Sebastian Okay, da kannst du dich auf deinen Körper verlassen.
Gretchen Ja.
Sebastian Okay, das funktioniert, da kannst du dich drauf verlassen. Aber inwieweit musst du, also ich stelle mir vor, du hast im Studio eine Session gehabt und jetzt triffst du dann danach jemand nochmal privat, einen von den Zweien zum Beispiel. Also inwieweit brauchst du auch, ich sag mal den Abstand, auch den räumlichen und auch zeitlichen Abstand, damit eben, ich weiß nicht, ob man dann möchte, dass der Popo wieder ordentlich verheilt ist, dass da nix mehr rot ist, dass du quasi neu bist. Also inwieweit musst du das voneinander abtrennen, damit du diesen Wechsel hinkriegst?
Gretchen Gar nicht. Tatsächlich gar nicht. Also mit meinen Lieblingssadisten, mit dem Reaktionsfetischisten, es ist tatsächlich so, wir haben uns im Studio kennengelernt. Auch heute spielen wir auch im Studio privat. Ich habe vormittags ein, zwei Termine gemacht und nachmittags bin ich mit ihm. Das sind zwei verschiedene Ebenen, komplett anders, emotional seelisch auch ganz anders. Nicht körperlich unbedingt, denn körperlich kann ich wirklich eine Menge einstecken. Eher ist das manchmal umgekehrt, wenn ich Spuren von der Session habe, was übrigens sehr schwierig ist. *lacht*
Sebastian Okay, ja gut, wenn ihr nur das passende Werkzeug da habt, dann ist das schwierig.
Gretchen Wir haben uns einmal so abgemüht, so abgemüht, Sebastian, wirklich mal, dass auf dem Po irgendwie blaue Flecken bleiben oder sonst irgendwie... Nichts. Absolut nichts. Das einzige was ist, ist noch ein bisschen Oberschenkel sind noch. Manchmal.
Sebastian Ich hab gehört, wenn du zehn Jahre Pause machst, dann geht das wieder wie früher.
Gretchen Nee. Vergiss es. *lacht*
Sebastian Ich habe noch die Idee, ob man nicht mal einen Rohrstock in irgendeiner lustigen Farbe so ein bisschen tränkt, damit er halt einfach wenigstens abfärbt.
Gretchen Also wenn ich dann schon von Session blaue Flecken habe oder irgendwie mit Nadeln gespielt habe und davon sind blaue Flecken, irgendwie auf der Brust oder sowas, dann ist das tatsächlich mal schon so vorgekommen, dass die Gäste sich da dran ein Stückchen stören. Oder halt toll fänden. Aber ich persönlich finde, die müssen damit klarkommen. Ich bin da nicht bereit, für meinen Beruf, mein Privates runterzufahren.
Sebastian Gut, das kann auch dann nicht die Erwartung sein, dass du quasi, wie soll ich das sagen, unbefleckt bist.
Gretchen Das geht gar nicht.
Sebastian Also der Begriff ist schon allein, ich könnte mich selber erwürgen für den Begriff, ich lasse ihn jetzt drin in der Folge. Was ich mir vorstellen kann, also ich wäre wahrscheinlich ängstlich und inwieweit musst du die Leute auch ermutigen, komm mach mal weiter. Kommt das vor?
Gretchen Oft, ja oft. Tatsächlich oft.
Sebastian Ist dir das lieber, als wenn die dann da abgehen und du musst bremsen? Also auf der einen Seite sagt ihr Sub, aber warum muss ich den jetzt ermutigen, das ist ja doof, ne? Auf der anderen Seite ist das natürlich auch so ein bisschen, man bleibt in Kommunikation und das ist ein bisschen respektvoll und du weißt, okay, du bist auch an der Stelle relativ safe, wenn du so ein bisschen dann auch sagen kannst, doch da geht noch mehr.
Gretchen Sebastian, Masochistin durch und durch. Also es ist noch nie vorgekommen, dass ich gesagt habe stopp.
Sebastian Tut das überhaupt noch weh?
Gretchen Ja, zum Glück. *lacht*
Sebastian Ich überlege gerade, schreien, Tränen...
Gretchen Jaa!
Sebastian Winden...
Gretchen Jaa!
Sebastian Ich erzauber das jetzt so ein bisschen. Ich vermute mal, da kannst du auch im Studio ein bisschen übertreiben. Ein bisschen mehr schreien, als man eigentlich würde. Ein bisschen mehr winden und an den Fesseln zerren, als man es eigentlich würde. Weil man ja auch dann dem Gast auch ein bisschen was mitgeben möchte.
Gretchen Ja, nein, vielleicht. Also im Studio, wir sind da im Gewerbegebiet und man darf's einfach. Und ich bin gerne laut und ja, weiß ich jetzt nicht, ob tatsächlich mal, nee, nicht um den Gast zufrieden zu stellen, das weniger glaube ich.
Sebastian Ja, also ich merke selbst und ich kann dir gar nicht genau sagen warum, ich sehe jetzt einfach sehr viele Dinge, auf die man aufpassen muss, sehr viele Kompromisse, die man innerlich eingehen muss, aber ich gewinne langsam den Eindruck, es macht dir halt einfach Spaß, Punkt.
Gretchen Genau.
Sebastian Und so einfach ist es im Grunde. Und da gehört zum Handwerk, sage ich mal, gehört dazu ein paar Kniffe zu kennen vielleicht, aber im Grunde, ja, ist die Frage, befriedigt dich das? Also Orgasmen frage ich auch noch, aber grundsätzlich sagst du hinterher, naja, es ist gut, ich fühle mich wohl.
Gretchen Ja, also wenn ich ins Studio reingehe, dann fühle ich mich wie zu Hause. So ein Gefühl ist das. Das ist etwas, was ich wirklich wahnsinnig gerne mache. Und genau das, also genau dieses Sub/Zahlsklaven, wie man das auch nennen möchte. Ich hatte da tatsächlich auch noch von ganz, ganz vielen Jahren in Saunaclubs als quasi normale Prostituierte gearbeitet. Das war überhaupt nicht meins. Es war schrecklich. Das habe ich auch nicht lange gemacht. Genau das ist das, was ich, das ist meins.
Sebastian Du schaust mich gerade ganz ernst an. So dieses, ich dulde keinen Widerspruch.
Gretchen Ja ist das, ich dulde da keinen Widerspruch, das ist es. Ich liebe was ich tue, mit allem was dazu gehört.
Sebastian Okay, was gibt dir denn, wenn du jetzt privat BDSM lebst, was kannst du da erleben oder was gibt dir das, was du im Studio, was du da einfach nicht kriegen kannst? Also was fehlt dir möglicherweise oder welche Grenze hat das Studio, die du privat gern überschreitest?
Gretchen Es ist vielleicht mal anders. Du hast Tränen angesprochen. Ich empfinde meine Tränen als ein großartiges Geschenk an den Gegenüber. Und deswegen kriegt nicht jeder Tränen im Studio, weil es einfach mal nicht verdient wird.
Sebastian Das kannst du entscheiden.
Gretchen Ja, also tatsächlich mal wie viel ich gefühlsmäßig zulasse, entscheide ich.
Sebastian Wie viel Energie kostet das?
Gretchen Keine, es ist einfach nur Entscheidung.
Sebastian Okay. Also ich merke offenbar, ich bin heute einfach zu kopflastig.
Gretchen Nein, gar nicht. Sexarbeit ist auch ein Talent. Nicht jeder kann es. Und um seelisch gesund zu bleiben, braucht man eben diese Abgrenzung, diese Entscheidung. Ich gebe nicht jedem alles. Das will ich auch gar nicht.
Sebastian Ja, ich glaube, da muss man wirklich dann auch diese Unterscheidung treffen. Ich bin hier in einem anderen Kontext und dann ist das so. Jetzt haben wir noch gar nicht über, ja über Symbolik gesprochen. Also ich weiß, weil ich habe es eben schon ein bisschen gesehen, es gibt ein Ding der Woche.
Gretchen Ja.
Sebastian Und ich habe schon den Titel dazu, also das normalerweise weiß ich ja immer vorher nicht was, aber ich weiß den Begriff Arbeitshalsband.
Gretchen Genau, Arbeitshalsband. *lacht*
Sebastian Ich bin sehr gespannt, du hast es mit.
Gretchen Ja, ich habe das mit, das ist, das ist.
Sebastian Ich würde das gerne sehen.
Gretchen Ja.
Sebastian So, denn du hast ja eine riesige Tüte mit.
Gretchen Ja, es sind noch zwei Sachen da. Ja und hier steht noch Rubin eingraviert.
Sebastian Ok, darf ich das einmal nehmen?
Gretchen Na klar.
Sebastian Ok, also ich trage, ich halte hier ein rotes Lederhalsband in einer etwas besseren Qualität, man sieht auch, es ist ein bisschen benutzt und es hat auch, ja da hat auch offenbar jemand mal dran gezogen.
Gretchen Das wird oft da dran gezogen, ja tatsächlich.
Sebastian Das ist aber, das ist ein schönes Ding, weil da kann man jetzt mal gucken, wie funktioniert das. Also erstmal, wer legt das an? Ist das was, das ist zur Vorbereitung und dann legst du das an und dann trägst du das oder ist das mit Teil des Rituals der Sklavin? Sagt man überhaupt Sklavin?
Gretchen Also wir benutzen tatsächlich mal den Begriff Sklavin.
Sebastian Also der Gast legt der Sklavin das Halsband um und dann ist das quasi jetzt das Machtgefälle zementiert für den Moment oder ist das was, was halt vorbereitet ist und das gehört zum Outfit?
Gretchen Das gehört zum Outfit für mich.
Sebastian Okay, und wenn du das umlegst, ich meine, der Gast bringt sowas nicht mit, sondern das ist etwas, was du hast.
Gretchen Genau.
Sebastian Das ist recht klein, wie ich finde, aber dein Hals ist auch nicht so groß.
Gretchen Das passt, ja.
Sebastian Das glaube ich.
Gretchen Und das ist übrigens mal das erste Halsband, das ich geschenkt bekommen habe.
Sebastian Okay, das hast du dann zum Arbeitshalsband gemacht.
Gretchen Nein, das wurde mir geschenkt als Arbeitshalsband.
Sebastian Achso, ah.
Gretchen Genau, das ist tatsächlich mal der Reaktionsfetischist noch damals.
Sebastian Schon wieder der?
Gretchen Schon wieder der.
Sebastian Ja.
Gretchen Das ist auch seine Arbeit, der hat das gemacht.
Sebastian Ach, das hat er selbst gemacht. Ich hab schon geguckt, meistens ist da noch mal eine Marke oder so ein Fähnchen dran.
Gretchen Da ist tatsächlich hier irgendwo ein Schmetterling.
Sebastian Liebes Publikum, ah ich seh ihn. Schaut in die Shownotes, da gibt es Bilder und dann könnt ihr mal sehen was es da gibt und ja, das ist auch wirklich robust, das ist wirklich so nicht diese Sorte Schmuckhalsband, wo man dann irgendwie an irgendeinem Ring zieht und dann fällt es auseinander, sondern hier glaube ich, das hält.
Gretchen Ich mag auch genau solche Halsbänder, dieses ganze zierliche Halsband da mit irgendwie Schmucksteinchen, das ist eine Horrorvorstellung für mich, auch privat.
Sebastian Wie weit gehören denn Dinge für dich dazu? Also Ausstattung, Equipment, Halsbänder, irgendwelche Fesseln. Also inwieweit stehst du drauf, dass das tolle Dinge sind, mit denen gespielt wird?
Gretchen Meinst du im Studio?
Sebastian Oder privat?
Gretchen Das sind zwei verschiedene Sachen.
Sebastian Dann natürlich beides. Im Studio, klar, da ist eine gewisse Ausstattung da, logisch, aber auch privat, also wenn du jetzt merkst, okay, da hat jetzt jemand lange dran gearbeitet an dem Stück, macht das mental einen Unterschied für dich?
Gretchen Ja.
Sebastian Auch vielleicht privat, das Halsband, legst du das da um oder ist das dann auch da Teil des Rituals zum Beispiel, das könnte ja auch anders sein.
Gretchen Das wird mir angelegt. Das ist eben mal so ein Stückchen dieses Unterschiedes, dieses unterschiedliche Ritual. Im Studio mache ich das, weil ich dann auch ein Stückchen Kontrolle dafür habe. Ich gebe mich und ich werde nicht genommen.
Sebastian Ah, okay. Also das ist, das beschreibst du, ich glaube das ist der ganze mentale Unterschied im Grunde.
Gretchen Ja, ich glaube auch, ja.
Sebastian Ja, ich glaube das macht es für mich tatsächlich sehr nachvollziehbar. Okay, liebes Publikum, hier werde ich viel geschnitten haben, weil ich jetzt tatsächlich mal sprachlos war bei dem Satz. Ich glaube der fasst es sehr schön zusammen. Das heißt auch die Kontrolle, die du im Studio haben musst, die willst du privat nicht.
Gretchen Nein.
Sebastian Auf gar keinen Fall.
Gretchen Auf gar keinen Fall. Nichts davon.
Sebastian Das heißt, wenn jetzt privat jemand zu dir sagt, na, was möchtest du denn heute?
Gretchen Dann breche ich an der Stelle ab. *lacht*
Sebastian Hast du privat ein Safeword? Gibt es da was, wo du sagst, da kann ich abbrechen oder willst du das dann gerade dort nicht haben?
Gretchen Nee, es gibt kein Safeword.
Sebastian Gibt es Erfahrungen, die du gerne mal ausprobieren möchtest? Gibt es Sachen, wo du sagst, das möchte ich gerne mal machen?
Gretchen Shibari, Bondage, da habe ich tatsächlich nicht so viel Erfahrung mit.
Sebastian Oh. Und dann hast du ja ein paar Folgen von diesem Podcast gehört und alle reden über Bondage.
Gretchen Ja, genau.
Sebastian Und es kommt auch keiner ins Studio und sagt, ja, ich möchte gerne mal Bondage machen.
Gretchen Das ist tatsächlich das Problem, weil dafür, um vernünftig zu fesseln, brauchst du meistens Zeit. Und die Leute kommen meistens für ein, zwei Stunden.
Sebastian Wie genau nehmt ihr das denn mit der Zeit?
Gretchen Ich nehme es sehr genau.
Sebastian Okay, das heißt fünf Minuten vor Ablauf der Zeit wird dann gesagt, so mein Lieber, guck auf die Uhr, jetzt mach mal hier langsam los.
Gretchen So nicht, nein, nein, nein, nein, nein.
Sebastian Also ist so ein bisschen die Frage, ob du dann diesen Switch machst, ob du dann sagst, so jetzt ist die Sklavin, die geht jetzt mal, die schleicht sich jetzt aus und dann ist deine Stimme auch eine andere. Also diese Augenhöhe-Ebene, wird die nochmal wieder hergestellt, bis der Gast geht oder bleibt es bei dieser Sub-Ebene?
Gretchen Die wird hergestellt wieder, genau. Zum Abschied ist das wieder mal auf die Augenhöhe.
Sebastian Es gibt eine Frage, die muss ich stellen, weil da wird immer ganz viel geunkt und man könnte ja meinen, oh Gott, das machst du jetzt, weil deine Situation so prekär ist und musst du das machen?
Gretchen Also es ist kein Zwang, weil ich weiß es nicht, das Geld brauche oder so.
Sebastian Ja, wir haben auch abseits hier ein bisschen über berufliche Sachen gesprochen, die wir jetzt hier nicht verraten können. Ich glaube, das ist nochmal ein ganz wichtiger Punkt. Wie stehst du denn dazu? Nehmen wir mal an, du müsstest, also um einfach durchzukommen, also wie siehst du das, auch wenn vielleicht andere dem nachgehen oder generell Sexarbeit? Das ist ja mal das, was medial so, ja, also ganz ehrlich, schlag die Zeitung auf, Bekämpfung illegaler Prostitution und die meisten Frauen sind natürlich in einer prekären Lage und die muss man schützen und so weiter. Wie reagierst du denn, wenn jemand sagt, er müsse dich jetzt vor deiner Tätigkeit schützen, weil die ja nicht…
Gretchen Leider Gottes gibt es diese Menschen in der Politik. Jetzt neulich auf der EU-Ebene hat das Parlament beschlossen, dass Sexkauf strafbar gemacht werden muss. Ich hoffe, das wird niemals durchkommen. Weil mich muss keiner retten. Ich mache das total freiwillig. Ich liebe was ich mache. Ich mache das gerne. Es ist meine Berufung. Ich habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht. Ich mache es gerne. Und es gibt viele Menschen, die das tun. Die das gerne tun.
Sebastian Also ich mag die politische Diskussion mit dir auch gar nicht so groß aufmachen. Wenn Menschen sagen, ich fühle mich gedrängt und fühle mich damit nicht wohl, dann, klar, dann finde ich, ist auch die Pflicht von Politik dann zu gucken, dass man die Menschen unterstützt und ihnen Auswege anbietet.
Gretchen Ja.
Sebastian Aber alle zu verteufeln, schwierige Sache. Das war jetzt meine politische Einlassung des Jahres. Ich finde das tatsächlich gerade schwierig, weil ich, das Publikum sieht deine Gestik und Mimik nicht. Und ich merke halt schon, an welchen Stellen sieht man dir an, okay, da hast du Freude dran. Und das transportierst du mir gegenüber. Und ich muss es natürlich dem Publikum irgendwie weiter transportieren. Und selbst wenn ich die schlimmsten Szenarien und die blödesten Fragen stelle, dann merkt man ganz genau, eigentlich bist du, ich sag mal in Anführungszeichen, nur genervt davon, dass ich das alles anspreche. Aber wenn du einfach darüber sprechen kannst, dass du leiden kannst, dass du unten sein kannst, dass du das einfach machen kannst und noch einen Benefit dabei hast, dann merke ich, da ist einfach eine Freude da. Punkt.
Gretchen Ja, ist so.
Sebastian Das mag ich auch einfach hier in der Kunst der Unvernunft dann auch weiter transportieren. Liebes Publikum, wir haben ein kleines Päuschen gemacht und dann hab ich mal gedacht, Mensch, ich hab ja gar nicht mehr viel auf dem Zettel stehen. Und dann haben wir mal kurz nochmal geschaut und dann hab ich festgestellt, ups, da steht dann doch noch eine ganze Menge. Und zwar eine ganze, ganze Menge und ja, ich habe noch Fragen.
Gretchen Ich höre.
Sebastian Okay, erst mal, ich habe hier den Begriff Ego-Push stehen als Motivation, darüber haben wir gar nicht gesprochen. Wie ist denn das, wenn dich jemand aussucht und auch immer wieder kommt?
Gretchen Das ist natürlich ein schönes Gefühl. Ja, das heißt, ich mache meinen Job richtig, ich gefalle jemandem, ich bin begehrt. Wenn jemand seit eineinhalb Jahren dann zu mir kommt, dann bedeutet das schon was. Und das ist tatsächlich ja nicht ohne. Es gibt Kolleginnen, die viel, weiß ich nicht, wie Models aussehen, viel jünger sind oder weiß der Geier was. Und die Leute kommen dann aber zu mir und das ist schon... Oder wenn man ein toller Feedback bekommt, oder das Glanz in den Augen sieht, das ist unbezahlbar.
Sebastian Hast du gerade Kollegin gesagt. Das würde mich noch mal interessieren. Also redet ihr da miteinander und tauscht ihr euch aus? Und worüber redet man da in der Kaffeeküche?
Gretchen Ach wir tratschen doch nur. *lacht*
Sebastian Jaja, genau. Ganz ehrlich, dieser Austausch, auch gerade am Anfang, du bist dann das erste, die ersten paar Mal da, da hat man ja auch Fragen.
Gretchen Also wir sehen uns tatsächlich manchmal gar nicht so häufig, wie man sich das vorstellt, weil wir ja nur zu Terminen kommen und oft begegnet man sich ja auch nicht. Ja, ich komme ja nur für meine Stunde oder zwei, weiß ich nicht, vielleicht einmal die Woche oder so. Und sehe ich dann da meine Kollegin mal ja, mal nein.
Sebastian Und wie ist so das Verhältnis? Ist man eher Konkurrenz oder ist das eher freundschaftlich?
Gretchen Dadurch, dass wir mal dieses schöne Konzept haben und nicht an die Reihe nach sitzen, wenn die Gäste kommen und dann erst ausgesucht wird, gibt es dieses Konkurrenzgefühl gar nicht. Außerdem wirklich jeder von uns hat ganz andere Stärken.
Sebastian Was bieten denn, oh Gott, das ist die Frage schon wieder, aber was sind so die Stärken, die andere haben, wo du sagst, das sollen die mal machen, das ist nicht meins. Was bieten andere an?
Gretchen Das sagst du was jetzt gerade. Also, wir haben eine Kollegin, die total verrückt ist. Die kaum unter Kontrolle zu kriegen ist. Ich bin's nicht.
Sebastian Ja, also das ist dann das, wo ich jetzt Brat dran schreiben würde.
Gretchen Ja genau, genau. Oder es gibt eine Blondine mit Modelmaßen. Bin ich nicht. Oder mal servicetechnisch unterscheidet man sich dann ganz häufig. Ich bin glaube ich die, also vom Masochisten her, tatsächlich bin ich die, die dann am stärksten diese Neigung hat. Die andere haben es nicht, also weißt du so.
Sebastian Okay, geht das bei den anderen vielleicht auch, ich sag mal ein bisschen mehr in Richtung Rollenspiel rein, oder wo hast du manchmal so, wenn man sich unterhält, wo du sagen würdest, also das würd ich nicht machen, das biete ich auf gar keinen Fall an. Wo du dann, wo du auch für dich eine Grenze ziehst, wo andere sagen, nö, das ist genau das Richtige.
Gretchen Also dafür kenne ich die andere ein bisschen zu wenig, aber es ist tatsächlich so, dass ich zum Beispiel mit meinem Masochismus überfordere so einige Gäste. Ja, auch wenn ich mich da tatsächlich mal in Session sehr zurückhalte, anscheinend ist das so, dass das doch dann durchsickert und ja.
Sebastian Und dieser Austausch, also helft ihr euch auch? Also zum Beispiel, das kann ich mir vorstellen, wenn jemand sagt, ich hätte gern eine Session mit mehreren Subs. Das ist ja bestimmt möglich.
Gretchen Natürlich.
Sebastian Kommt das vor?
Gretchen Ja.
Sebastian Gibt's da eine Aufteilung oder, also wie kann ich mir das vorstellen? Ist das so, also sprecht ihr euch auch untereinander vorher ab? Ja, ich mach das dann so und du machst das so oder?
Gretchen Wir lassen uns da einfach mal treiben, man geht ja Hand in der Hand.
Sebastian