Heiko - Bondage Impact

Vorsatz verdient Strafe

10.10.22
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Shownotes

Vorsatz verdient Strafe

Ich habe Besuch von Heiko bekommen.

Er ist 42, Top, Rigger und wir sprechen natürlich wieder über das gesamte Paket. Impact-Play und eventuell auch Strafe sind Themen.

Ich selbst kenne Heiko schon ziemlich lange, hatte aber nie Gelegenheit mit ihm so ausführlich zu sprechen. Teilt mit mir die Erfahrung, dass ein langjähriges Stammtischgesicht Kontur und Tiefe bekommt und macht es mir nach. - Es lohnt sich.

Die Dinge der Woche:

Diese Woche gibt es keine Dinge der Woche. Aber es gibt schöne Dinge, über die in der Folge gesprochen wird:

Kontakt:

Kapitelmarken

00:00:00
Intro
00:01:50
Einleitung
00:04:35
Begrüßung
00:05:29
Fast 20 Jahre schon dabei
00:06:20
Videokasetten und Videotheken
00:11:25
Losspielen und Networking
00:22:22
Reaktionsfetischist
00:25:50
Spielen und Bestrafen
00:31:46
Besseres Wort für Strafe?
00:37:06
Kreativbereich: Spielen
00:40:19
Sexualität
00:43:23
Disziplin
00:47:56
Sessionabbruch
00:49:19
Bondage & Seilkunde
00:58:46
Bunnysammeln und Fesseltreff
01:07:35
Bondagebunny und Partner - Anders?
01:13:41
Mehr subs, mehr Macht, mehr Kontrolle, mehr Wahnsinn
01:21:38
Partys
01:31:36
Kofferdoms
01:33:26
Die Sammlung
01:38:45
Meins!
01:41:53
Tabus
01:45:31
Shorts
Das Transcript wurde von Elfe bearbeitet. - Vielen Dank!
10
Sebastian Hallo und herzlich willkommen zur Folge 81 der Kunst der Unvernunft. Hier sprechen Menschen über ihre ganz persönlichen Erfahrungen und Gedanken zu BDSM. Und hier steht natürlich die Person und deren Perspektive im Mittelpunkt. Mein Name ist Sebastian Stix. Ich bin selbst aktiver BDSMer und mein Job ist es hier, meinem Gegenüber das ein oder andere Extra-Detail zu entlocken. In dieser Folge spreche ich mit Heiko, 42 Jahre alt, Top, Rigger, mag Impact-Play, und, er ist seit über 20 Jahren schon mit dabei. Und hier gibt es eine kleine Hintergrundgeschichte von mir, denn im Grunde sind wir uns vor 15 Jahren auf einem meiner allerersten Stammtische begegnet und seitdem immer wieder auf Stammtischen, auf Partys, wir haben uns gesehen, wir haben miteinander mal gesprochen, aber so richtig ins Detail gegangen sind wir im Grunde nie. Das ist im Grunde so eine ganz normale Szene-Bekanntschaft, wie es sie halt immer wieder gibt. Aber welche Intentionen hat sein Kink? Gibt es da mehr als Seile? Wo kam das überhaupt her? Was ist seine Geschichte? Und ja, das habe ich heute alles mal fragen können. Und für mich war es bei dieser Aufnahme sehr, sehr spannend, mehr über die Person zu erfahren, der ich immer wieder und wieder begegnet bin. Gefühlt ist man offenbar so lange blind, bis man sich Zeit nimmt und auch mal zuhört. Und, ich finde ihr solltet das auch einmal versuchen mit Menschen um euch herum. Es lohnt sich auf jeden Fall. Bevor es jetzt aber hier weiter geht, noch eine Kleinigkeit. Denn es gibt ja ganz viele Menschen, die die Kunst der Unvernunft in den letzten Jahren weiterempfohlen haben. An Freunde, Bekannte auf Stammtischen, wo auch immer. Nur deshalb hören so viele diesen Podcast. Dafür erstmal ein ganz großes Dankeschön. Und jetzt mag ich es euch ein bisschen leichter machen, denn ihr wisst ja, es gibt von jedem Folgencover so kleine Visitenkarten, inzwischen insgesamt 76 Stück, denn letzte Woche ist hier der neue Stapel gekommen mit den Folgen 51 bis 76 und wenn ihr zum Beispiel auf Stammtischen, Partys, Messeständen, wo auch immer ein paar von den Kärtchen auslegen möchtet, dann helfe ich euch da sehr gerne. Da schickt ihr mir einfach eine Nachricht mit der gewünschten Menge und einer Postanschrift, die hebe ich auch nicht auf die Adresse, die wird danach gleich wieder gelöscht und ja dann bekommt ihr einen Umschlag und dann könnt ihr die Karten in die Welt bringen und so hoffentlich dazu beitragen, dass noch mehr Menschen von der Kunst der Unvernunft erfahren, denn ich weiß bis heute gibt es immer noch ganz viele, die sagen: ich habe den Podcast gerade erst entdeckt und das soll auch am besten nie aufhören. Ja und nun geht's los mit Folge 81 mit Heiko. Es ist traumhaft schönes Wetter, obwohl es Oktober ist und ich sitze hier in meinem Wohnzimmer mit Heiko, hallo.
Talazard Hallo.
Sebastian Ja, dich kenne ich schon länger. Du warst glaube ich da an dem Tag, wo ich das auf meinen allerersten Stammtisch gegangen bin. Das heißt, du bist auch schon ewig BDSM-ig unterwegs und ich gucke mal kurz, welche Metadaten ich von dir habe. 42 Jahre alt, wohnst irgendwie in und um Hannover, Top, Rigger, mit Spanking machst du auch. Warst in der letzten Woche in der Live-Sendung zum Thema Dominanz, ganz spontan und jetzt bist du schon hier, weil ich dich Freitag bequatscht hab.
Talazard Sehr gut. Dir kann man ja schlecht was ausschlagen.
Sebastian Hast einen Kaffeebecher gekriegt.
Talazard Ich hab einen Kaffeebecher gekriegt.
Sebastian Jetzt musst du auch liefern. Okay, deinen Nicknamen kann man auch noch sagen, ne?
Talazard Ja, natürlich.
Sebastian Okay, Talazard zu finden bei Fet und anderen Plattformen, glaube ich. Und ja, du machst BDSM, schön.
Talazard Ja, schon ein paar Jahre.
Sebastian Wie viele Jahre sind denn ein paar? Ich rate mal 15.
Talazard Oh, jetzt muss ich rechnen. 15, das wäre zweitausend..? Ja, also aktiv seit 2002, 2003, 2004. Also schon eher 20 Jahre.
Sebastian Okay. So, das heißt hier sitzt ein Urgestein. *lacht* Zumindest was Erfahrungen angeht. Ich frage mal direkt, die ganze Zeit über aktiv gewesen oder gab es Pausen?
Talazard Also nein, es gab natürlich Pausen, weil es gibt Phasen, wo es dir selber nicht so gut geht, dann willst du das nicht. Es gibt Phasen, wo du halt nicht die Möglichkeit hast, also nicht durchgehend.
Sebastian Okay, aber wieder zurückgefunden. So gehört das. Alte Tradition, wir fangen mal vorne an. Wer hat dich denn auf die Idee gebracht, Quatsch zu machen?
Talazard Ähm, mehr oder weniger ich selber, das ist eine sehr lustige Geschichte, ich hab ... Früher gab's ja so Videorekorder, und dann wollte man eine Dokumentation aufnehmen, die nichts mit BDSM zu tun hatte. Und dann musste man so diese Sendernummern eingeben, und dann hat man sich durch Dummheit aus einer Sendernummer vertan. Und anstatt irgendeine Tierdoku aufzunehmen, hatte man dann plötzlich so, ich glaube, 40 oder 50 Prozent von die Geschichte der O auf einer Videokassette. Und dachte sich: hmm, das ist ja spannend.
Sebastian Ah, du hast diesen Film tatsächlich gesehen? Ich habe den nie gesehen. Ich habe nur das Buch gelesen.
Talazard Danach habe ich das Buch gelesen.
Sebastian Lohnt sich das?
Talazard Den Film zu sehen?
Sebastian Ja.
Talazard Das Problem ist, es gibt inzwischen so viele Verfilmungen. Ich habe damals tatsächlich die Originalverfilmung gesehen aus den 80ern oder wann die war oder Mitte der 80er.
Sebastian Ja, da dürfte man sowas noch verfilmen.
Talazard Ja, sie war interessant. Also damals war sie natürlich absolut... ich meine mit 15, 16 war es natürlich ein absoluter Kracher, ein absoluter Augenöffner. Ich weiß nicht, ob man, ich kann mich jetzt nicht so genau erinnern, ob ich vorher schon in die Richtung Ideen oder Gedanken hatte, das weiß ich jetzt nicht mehr. Aber das war ein absoluter Eyeopner, also es war Wahnsinn. Die Kassette ist dann auch gleich die Lasche rausgebrochen worden, dass die nie wieder überspielt werden kann und wurde dann ganz schnell... im Zimmer ist die dann verschwunden und war nie mehr gesehen, dass die bloß nicht irgendwie überspielt wird. Ja, und so ging's dann halt los.
Sebastian Hast du die Tierdokumentation jemals noch gesehen?
Talazard Ja, ich hab die dann tatsächlich nochmal aufgenommen, weil die mich tatsächlich interessiert hat. *lacht*
Sebastian Okay, das ist aber spannend. Also durch Zufall und dann drauf gekommen. D a ich ja nur das Buch kenne: Also hast du verstanden, was du da gesehen hast?
Talazard Boah, schwer zu sagen. Also nicht in voller Komplexität.
Sebastian Oder was hat dich angesprochen daran? Was hast du gesehen, wo du dachtest: och.
Talazard Mich hat das Konzept fasziniert, dieses Dominanz und Unterwerfung. Ich fand das einfach großartig. Also hat mich einfach gekickt. Ich kann auch nicht mal genau sagen, was genau daran. Es war einfach so ein Aha-Moment.
Sebastian Wie explizit ist das? Ich meine, man sieht das, das fasziniert einen. Das heißt ja noch selber nicht, dass man das auch machen will. Und dann ist ja auch die Erziehung, die möglicherweise sagt: das macht man nicht. Also mit 15, da konntest du jetzt auch nicht einfach mal schnell irgendwas bestellen und herbeischaffen an Infomaterial und ich weiß, es gab damals um die Zeit so bei, bei Explosiv gab es dann schon mal den komischen Typen, der die Frauen bedient und gelegentlich dafür verhauen werden will, damit er das weitermacht. Das weiß ich noch, dass es sowas gibt. Das war aber immer so "der Perversling von Hamburg" oder sowas, ja? Also das war ganz fürchterlich, aber viel mehr Infos war schwer zu kriegen. Gut, das Internet gab's schon.
Talazard Ja, mit AOL so und die CDs, die man sich dann holen konnte und... also ich sag mal, das Problem war auch: wonach sucht man denn genau? Ich meine, die gängigen Plattformen, die wir heute so haben, gab es alle noch nicht. Und es ist auch lange Zeit dann wirklich nur im Kopf geblieben. Die Fantasien waren halt da und Gedanken. Man hat sich die Kassette natürlich immer wieder angeguckt und immer wieder und hat gehofft, dass es irgendwann mal in der Fernsehzeitung drin steht, so jetzt läuft das mal im Ganzen, weil man hatte ja nicht den ganzen Film. Man hatte ja nur so 50% davon.
Sebastian Ja und die Videothek passt ja auch auf bei Sachen.
Talazard Richtig, weil man war ja noch nicht 18. Als man dann 18 war, hat man sich natürlich dann auch mal in der Abteilung umgeguckt und hat geguckt, was es da noch so gibt.
Sebastian Oh, ganz ehrlich. Komm. Videothek zur Jahrtausendwende ab 18, was ein Scheiß! Entschuldigung, aber das war.. ich dachte so, jetzt gehste mal da rein. Mit BDSM hatte ich schon so ein bisschen angefangen zu der Zeit, also da hatte ich ja so ein bisschen was schon gemacht. Mein Gott, was ein Mist!
Talazard Jetzt muss man noch dazu sagen, ich komme aus einer Kleinstadt.
Sebastian Ja, ich auch.
Talazard Und da sind ja die Videotheken nicht so wie in Großstädten, da ist das dann... da kennt man ja auch noch jeden, der da irgendwie wohnt und das macht es dann nochmal schwieriger, dass man dann ganz verstohlen, ganz schnell rein und geguckt und ganz schnell wieder raus.
Sebastian Ja, man wird vor allem beraten.
Talazard Nee, das war zum Glück nicht.
Sebastian Okay, also nein, ich bin, als ich das erste Mal in der Abteilung war, wurde ich beraten. Ah, okay, darfst du hier sein? Ja, jetzt darf ich. Ja, wunderbar. Kann ich dir weiterhelfen? Nee. Ich guck mich erst mal um. Ich glaub, das erste, was ich gesehen hab, war irgendwas mit Oma. Und ich dachte, wo bin ich denn hier? Also, das war spannend. Du hast ja diese ganzen Cover da stehen. Es waren aber, glaub ich, DVDs. Das meiste waren DVDs schon. Okay, hast du in der Videothek was mitgenommen in dem Bereich? Hast du was gefunden?
Talazard Boah, das weiß ich nicht. Ja, ich hab auf jeden Fall dann den kompletten Film erst mal mitgenommen, weil den hatten sie dann. Also die Geschichte der O.
Sebastian Okay, ich hab also die Hausaufgabe, mir diesen Film dann doch einmal anzusehen.
Talazard Ich hab ihn zuhause stehen, ich kann ihn dir vielleicht mal mitbringen.
Sebastian Oh ja, sehr gut. Das pack ich dann vielleicht nochmal hintendran an die Folge oder so. Wer weiß. Wobei, es ist ja immer bei so Medien und Filmen ist ja immer so mein Maßstab i nzwischen: wenn ich mich nicht aufrege, dann ist es okay. Besser wird's nicht. Ähm, ja, das heißt, die Fantasie ist da, du weißt, das gibt es, das machen auch andere. Ja, braucht man ja nur Menschen zum Spielen.
Talazard Ja, das hat dann noch ein bisschen gedauert, weil dann kam halt, äh... nein, ich bin, das war um die 2000er-Wende, dann kam halt Wehrpflicht, und da musste man ja hin. Dann ist man da auch hingegangen und hat sich das natürlich erst mal erledigt. Und ja, dann irgendwann hat sich das mit dem Internet so ein bisschen mehr. Man hat dann so Chatrooms gefunden und dann, ja, dann hat sich dann irgendwann mal was ergeben und dann hat man das erste Mal ganz vorsichtig, ganz vorsichtig angefangen zu spielen. Also wirklich so mit, man gibt mal einen Klaps auf den Hintern und hält mal die Hände fest oder nimmt mal ein Tuch und fesselt die Hände. Also wirklich ganz langsam und ganz vorsichtig daran getastet. So wie, denke ich mal, 95 Prozent angefangen haben.
Sebastian Ja, also ich muss auch sagen, man hat dieses: oh ich mag mal fesseln, ich mag mal auf den Popo hauen und das ist sehr unschuldig finde ich und, aber ist das dann schon SM oder ist das ein "ich will das mal ausprobieren"?
Talazard Ich finde das, ja das ist schwierig zu sagen, ich glaube das ist noch nicht SM, weil ich gehe mal von aus, dass in geschätzt 80 oder 85 Prozent der Schlafzimmer das alles passiert, ohne dass das die Leute SM nennen oder sich sogar hinstellen und sagen: oh SM das ist ja pervers. Ohne zu wissen, dass sie Teile davon vielleicht selber praktizieren. Und das halt nicht so benennen.
Sebastian Ja, das ist klar. Das ist ja auch ein Schritt, das so zu benennen. Ich bin einer von diesen Perversen. Das ist ja durchaus so ein mentales Ding, was man akzeptieren will, muss, kann, soll, keine Ahnung. Aber so dieses Mindset, also gerade wenn du dann anfangen kannst zu Altavista, vor Google.
Talazard Oh Gott, da kann ich mich gar nicht dran erinnern.
Sebastian Okay, also es gab schon Google, sehr gut. Es ist immer schön diese Zeitreise in die Vergangenheit. Ich weiß, die Hälfte des Publikums denkt so: oh, da muss er jedes Mal damit anfangen. Aber ja, es war alles anders. Nein, ich nehm das jetzt, wir gehen auch gleich ein bisschen vor, aber ich mag noch so ein bisschen darauf rumhängen, dieses: ich krieg das mit und ich glaub diese eigene Rolle dann auch festzustellen, ich möchte was machen oder ich finde es interessant. Und dann auch einen Plan zu haben, was würde ich denn gerne tun? Wo kam das Wissen her? Oder war wirklich dieses: Hauptsache, ich finde jemanden, mit dem ich irgendwas probieren kann?
Talazard Also ich sag mal so, das war dann eine feste Freundin und das hat sich dann halt auch rausgestellt, dass sie das gut fand und dann hat sich das halt langsam gesteigert von ein Klaps zu halt dann auch mal ein bisschen fester und dann ist man irgendwann mal, ich hab damals in Bayern unten gelebt, halt mal nach München gefahren und hat dann... Weil passenderweise, ich bin durch sie zum Reitsport gekommen, hat sich dann halt eine Reitgerte gekauft und das war dann schon sehr witzig, die dann halt auch im Laden dann mal zu gucken. Hat schon Spaß gemacht und die dann halt auch später zu kaufen. Man konnte ja sagen okay, was willst du mit der Gerte? Ja, ich bin Reiter, da kann man natürlich auch eine Gerte haben.
Sebastian Ja, natürlich. Und die Besitzer solcher Läden wissen natürlich auch, dass Gerten ein Verschleißteil sind.
Talazard Als ich da mit ihr reingekommen bin, wusste der ganz genau, was wir da kaufen und wofür wir das kaufen. Also das hat man ihm auch angesehen. Wir waren da mit Sicherheit nicht die Ersten.
Sebastian Gab es mal Menschen, die gesagt haben oder vielleicht vor der Freundin jemand, oder die gesagt haben: nee, sowas mache ich nicht?
Talazard Also ich bin auf Ablehnung gestoßen, ja. Möchte ich nicht näher drauf eingehen.
Sebastian Okay, also war schon einschneidend. Okay, aber mit ihr hast du ja jemanden gefunden. Da kam an. Die Rolle, man könnte ja auch mal unten spielen.
Talazard Nee. [Sebastian: Nie?] Also, ich sag mal so, ich hab nicht umsonst als Berufswunsch gehabt, Offizier zu werden. Ich hab schon gerne das Kommando. Liegt auch ein bisschen daran, dass ich ungern die Kontrolle abgebe. Das zieht sich durch mein komplettes Leben. Das heißt, ich bin auch ungern Beifahrer. Ich mag das einfach nicht, wenn jemand anderes das Steuern übernimmt. Ich tu mich da sehr schwer. Ich glaube, selbst wenn ich die Ideen hätte oder die Fantasien, dann würde es daran scheitern, dass ich halt mich nicht jemand anderem ... jemand anderen die Kontrolle überlassen kann.
Sebastian Das muss ja nicht Kontrolle sein, aber das kann ja auch technische Gründe haben. Also, hier "ein guter Dom, der probiert alles an sich selber aus. Und mhm, mhm."
Talazard Das tue ich wohl. Also, wenn ich mir ein neues Spielzeug kaufe, Zum einen probiere ich das aus, wie wirkt das auf einer Hand oder auf dem Oberschenkel bei mir selber. Und dann übe ich damit auch, so lächerlich wie das jetzt klingt, an dem Kissen, bis ich halt von zehn Schlägen zehn Schläge treffe, da wo ich sie treffen will. Gerade bei Sachen, die halt länger sind, ne längere Peitsche oder sowas, wo du halt wirklich dann auch gezielt da treffen willst, wo du treffen willst.
Sebastian Das ist ja extrem vorbildlich.
Talazard Ja, es soll ja Spaß machen. Ich will ja niemanden verletzen dabei.
Sebastian Natürlich, ne. [Talazard: Im Rahmen.] Also kannst du deinen popo bitte so halten, dass es hinterher heißt, ich hätte immer getroffen. Muss er halt schnell reagieren. Jetzt hast du ja da jemanden, ihr geht auch mal raus und kauft auch Zubehör. Leute, wenn man zu zweit ist, dann entwickeln ja Menschen so ihr eigenes Paar-BDSM. Und dann kann man noch ein bisschen was googeln und hier und da, aber irgendwann kommen noch andere Leute dazu. Wie schnell ging das?
Talazard Das hat sich tatsächlich komplett anders ergeben. Das hat sich dann erst ergeben, a ls ich mit der Bundeswehr aufgehört hatte aus gesundheitlichen Gründen. Und dann war man halt krank, weil man sich einen Fuß verletzt hatte, lag dann zu Hause und dann war das Internet und dann war das Internet schon viel besser. Dann war das nämlich nicht mehr eine ISDN-Leitung oder hier Modem mit Einwählen, sondern dann gab es schon DSL und dann hat man mehr Zeit da verbracht, weil nicht die Uhr getickt hat. Und ja, dann googelt.. weil man weiß ja dann schon, was man da macht und dann googelt man das und dann findet man dann halt diverse Seiten und dann fand ich halt damals die SZ. Und dann gab es da halt so ein Chat und dann hat sich das mehr oder weniger so ergeben, dann bin ich umgezogen und irgendwann haben wir dann so eine Gruppe von jüngeren Menschen gebildet, die in dem Raum hier Hannover, Magdeburg... und irgendwann meinte dann jemand: hey komm doch mal mit nach Hannover auf den Stammtisch. Und ich: das muss ich mir erstmal überlegen, weil das mit einer Person machen ist eine Sache, sich dann aber gegenüber anderen, die man nicht kennt... ist schon nochmal was anderes. Also ich sehe mich jetzt nicht als sehr verschlossenen Menschen, ich kann auf Leute zugehen, aber denen dann sagen: hey hier ich bin pervers und dann stellt man sich das so vor, da sitzen dann so 20 Leute, die gucken einen dann an und fragen einen dann aus und so war es dann aber natürlich nicht.
Sebastian Alle in Anzügen und mit dem Flugzeug angereist.
Talazard Ja und so war es dann absolut nicht.
Sebastian War das schon das Domsröschen?
Talazard Nein das war noch im Odeon. Das war der Stammtisch im Odeon.
Sebastian Okay also wir sind jetzt so 2004, 2005?
Talazard 2007.
Sebastian 2007. Okay, also kurz bevor ich eingestiegen bin.
Talazard Genau, kurz vor dem Domröschen. Das waren noch die letzten fünf, sechs Stammis dann im Odeon.
Sebastian Okay, also für die Menschen, die das nicht kennen, es gab in Hannover tatsächlich für, ich weiß nicht drei Jahre oder so, gab es eine BDSM-Kneipe, das Domsröschen, und das war dann auch so mein Einstieg, das war halt wirklich... ja, da waren halt kinky Leute. Und der Stammtisch war voll, so 70, 80 Leute, das war rappelvoll, der Laden! Ich will ja gar nicht so viel von mir erzählen. Okay, erster Stammtisch. Du gehst da hin. Ihr oder du?
Talazard Nee, wir sind zu zweit hingegangen. Das war die Administratorin dieser Jugendgruppe da in der SZ, wo ich da mit drin war. Und dann... sie sagt halt: komm doch mal nach Hannover und guckt dir das mal an. Ja, natürlich. Das waren Zeiten, da konnte man sich noch so Fahrten mit dem Auto mal eben nach Hannover leisten. Da war der Sprit noch nicht so teuer. Und dann ist man dann halt nach Hannover gefahren und hat sich da vorher getroffen, Kaffee getrunken, um sich erstmal so kennenzulernen und dann da halt zum Stammtisch zu gehen und dann kommt man da rein und dann ist man so Mitte 20 und dann guckt man sich so den Altersschnitt erstmal an und dann denkt man sich: okay, die waren dann schon, ein Großteil war halt dann über 50. Es war halt... es ist jetzt anders auf dem Stammtisch als damals, finde ich. Der Schnitt ist jünger geworden, glaube ich, was wahrscheinlich durchs Internet auch kommt, dass sich halt jetzt mehr die Leute übers Internet... und dann sagen: hey, hier ist ein Stammtisch und da gehe ich jetzt hin.
Sebastian Ja, ich würde sowieso sagen, man ist da ein bisschen freier, auch die Schwelle das zu machen ist nicht mehr so groß. E s ist nicht mehr ganz so... es ist nicht mehr so verrucht. Ja, das ist halt, das kann man halt machen.
Talazard Ja, dann kamen ja diese Filme da, wo dann jetzt jeder meinte, jetzt muss er mal BDSM ausprobieren. Dadurch ist es, ich sag mal, für viele einfacher geworden, damit zu sagen: hey, ich mach sowas und ich geh da mal hin. Das war halt auch Anfang der 2000er noch nicht so, finde ich.
Sebastian Ja, also ich hatte damals auch noch wirklich Berührungsängste und hab wirklich ein bisschen gebraucht, bis ich entschlossen hab, okay, das mach ich. Worüber habt ihr denn da geredet auf dem Stammtisch?
Talazard Das ist jetzt 15 Jahre her. Man hat sich erstmal ganz normal unterhalten. Viele glauben ja, man geht da auf den Stammtisch und dann wird da nur über BDSM geredet und dann geht man auf den Stammtisch und stellt dann fest, die Leute reden über ihr Wochenende oder reden über ihre Arbeit. Ich sag mal, bei vielen Stammtischen ist es so, dass man vielleicht so 10, 15 Prozent über BDSM redet und ansonsten trifft man sich da halt mit Freunden. So wie es halt... als ob man in eine Kneipe geht. Also vom Gefühl her.
Sebastian Ja, ich glaube eigentlich.. also klar für neue Leute ist es natürlich Wissenserwerb, Leute kennenlernen, nicht mehr alleine sein, ganz wichtiger Aspekt. Wenn man da länger hingeht, auch wenn man einen Partner hat, viele kommen ja dann nicht mehr wieder, weil sie sind jetzt verpartnert und dann können sie das ja zuhause machen. Aber wenn man da trotzdem noch hingeht, dann entsteht dieser Effekt, man hat viele Freunde und Bekannte und man hat einen Ort, wo man die mal gesammelt trifft, die könnte man alle gar nicht einzeln besuchen und treffen. Das wäre völlig unmöglich. Und das ist halt so ein bisschen wie Schule. Da trifft man sich halt.
Talazard Ich sehe das anders. Heute nimmt man ja dieses Wort Networking. Man hat dann halt Freunde und dann hat man unterschiedliche Interessen und irgendwann kommt man dann halt auch mal über Themen ins Gespräch, weil andere halt andere Sachen machen, m an das im Gespräch mal aufschnappt und dann fragt: hey wie machst du das? Oder es gibt ja dieses lustige Wort, dass dann die Subbies so "Subbie-Talk" machen, das machen Doms natürlich auch, wir unterhalten uns ja auch über: hey wo hast du diese Peitsche jetzt her oder wo hast du deine Seile gekauft? So kommt man dann halt ins Gespräch und dann kommen natürlich auch solche Themen dann.
Sebastian Wenn der Altersschnitt so hoch war, bleibt man eher so in der jungen Clique oder ist das eher Durchmischung? Also inwieweit ist dann auch dieser generationenübergreifende Austausch da?
Talazard Nach einer Weile mischt sich das. Also das tauscht dann schon. Weil man merkt dann: ja, die sind gar nicht so schlimm, wie man denkt. Oder die akzeptieren einen dann auch als Jüngerer. Wir hatten das, auch wenn man wenig Erfahrung hat, wird man dann halt schon damit aufgenommen. Und nicht so: was machst denn du hier und du hast ja keine Ahnung, und lern du erst mal und komm dann wieder. So war es nicht.
Sebastian Jetzt komm ich doch mal dann doch auf den Kink, wenn du jetzt schon ein paar Jahre was gemacht hast mit ihr. Wie kommt es raus, dass sich so ein bisschen rausbildet, das macht mir Spaß und was nicht? Also was habt ihr probiert oder was hast du probiert, was hat dir Spaß gemacht und welche Sachen sind vielleicht auch nicht so deins?
Talazard Also was ich sehr schnell festgestellt habe ist, dass ich sehr auf Spanking und sowas stehe, aber nicht unbedingt um Schmerzen zuzufügen, sondern ich mag es, wenn jemand reagiert auf das, was ich tue.
Sebastian ch hab ja dick in rot aufgeschrieben: Reaktionsfetischist. Da mach ich jetzt schon mal einen Haken dran, weil ich weiß, wir reden jetzt drüber. Das sagen ganz viele: Reaktionsfetischist. Das ist erstmal meine Behauptung: alle BDSMer müssen Reaktionsfetischisten, sein, weil sonst könnten sie auch Kissen verprügeln. Wir wollen ja Reaktionen.
Talazard Ja, das kannst du so nicht sagen. So ein wirklich echter Hardcore-Sadist, dem es wirklich darum geht, da seinen Sadismus auszuleben, dem ist das egal, ob sein Gegenüber da jetzt nicht reagiert und das einfach stoisch erträgt oder reagiert. Für ihn geht es dann halt, oder mein Bild davon, geht es halt darum, seinen Sadismus auszuleben. Ich kann für mich persönlich sagen, ich kann mit jemandem spielen, der wenig aushält, dann kann ich mich runterschrauben auf, sag ich mal, zehn Prozent von dem, was ich machen würde. Oder ich kann halt, wenn ich mit einer wirklichen Masochistin spiele auch sagen, ich guck mal, wie weit ich gehen kann. Die Reaktion ist das, was mich kickt. Also, das muss ja noch nicht mal Spanking sein. Das ist ja alleine schon, wenn man einfach jemandem die Hand so ganz leicht an den Hals hält, Der Blick in die Augen. Das ist das, was sich bei mir verändert hat zum ich sag mal jetzt die Geschichte der O Sachen, wo ja die Sub hat den Blick zu senken und nicht in die Augen zu schauen. Und das sind die Punkte, wo ich mir sage, das will ich absolut nicht. Das stört mich, weil ich will ja den Blick sehen. Das ist ja das, was mich kickt. Ich will, wenn ich den Mund zu halte, sehen, wenn kurz die Luft etwas knapper wird und dann halt diese leichte Panik in den Augen zu sehen ist. Das ist ja das, was ich sehen möchte, was mich kickt.
Sebastian Okay, also du willst sehen, du willst... also was für eine Reaktion ist denn eine gute Reaktion für dich? Also stoisch ertragen ist schon mal doof.
Talazard Das ist doof, da kann ich... also da muss ich ehrlich sagen, das würde ich ein, zweimal machen und dann würde ich sagen: ja sorry, das passt einfach nicht. Es soll ja auch mir was geben, es soll ja beiden Spaß machen. Wir tun die Sachen ja, weil es beiden Spaß macht. Ich meine, wir machen ja nichts, was jetzt nur uns toll, was wir jetzt toll finden und Subbie oder wer auch immer, unser Gegenüber dann sagt: nee, das hat mir nicht gefallen. Und dann machen wir es trotzdem wieder genauso.
Sebastian Ja, aber das wäre ja dann.. guck mal, das ist doch dann der Punkt, der Hingabe dann für dich. Weil es dir Spaß macht, passiert es. Es muss deinem Gegenüber nicht unbedingt Spaß machen. Da reicht es ja, wenn dein Gegenüber den Spaß daraus zieht, dass es dir gefällt. Also wie wichtig ist es, dass ihr beide währenddessen Spaß habt?
Talazard Das ist mir sehr wichtig. Es muss nicht in dem Moment Spaß machen, aber es soll danach, soll es schon beiden Spaß gemacht haben. Das ist wichtig, dass für beide das ein erfüllendes Erlebnis ist.
Sebastian Was ist denn die Reaktion, wo du sagst, die ist gut?
Talazard Also was ich sehr gerne mache ist, wenn ich zum Beispiel sage: okay, ich bestrafe jetzt mit einem Rohrstock, dann nehme ich den Rohrstock und dann lasse ich den so ganz leicht mal irgendwo und dann hole ich aus und man hört dieses Geräusch, wenn dieser Rohrstock durch die Luft pfeift, gibt es ein ganz extremes Geräusch, ich muss noch nicht mal treffen, mir reicht schon zu sehen, wie dann mein Subbie gegenüber zuckt und einfach kurz verkrampft, weil es genau weiß, jetzt passiert irgendwas und es passiert aber gar nichts. Und wenn dann zum Beispiel dann so kommt so, ich weiß nicht, ob ich das jetzt sagen darf: du A-Punkt-Punkt-Punkt.
Sebastian Du darfst das sagen. "Du Arsch" darfst du völlig sagen.
Talazard Dann so was halt kommt, wo ich genau weiß, jetzt bin ich in diesen Kopf reingekommen, jetzt hab ich's provoziert. Und dann zu sehen, jetzt kommt wirklich der Schlag, und dann wieder die Reaktion zu sehen, das ist das, was mich reizt. Das kann mit einem leichten Schlag sein, das kann auch dann schon mal fester sein. Es gibt ja auch einen Unterschied zwischen Spielen und Bestrafen. für mich, wo ich das dann doch klar trenne, wo ich dann halt auch wirklich mal das dann durchziehe als Bestrafung und dann nochmal härter zuschlage, wo es dann halt wirklich auch erst am Ende e rfüllend ist. Wo es halt wirklich wehtut für die Zeit, weil soll ja eine Strafe sein und keine Belohnung, muss man ja schon trennen.
Sebastian Okay, du springst schon ein bisschen schnell, aber ich hab Strafe hier tatsächlich stehen seit fünf Minuten.
Talazard Ich kenn deinen Plan.
Sebastian Den entwickle ich hier gerade, liebes Publikum, das ist wie so ein Reaction-Video, gerade, ihr könnt dabei zuhören, wie eine Sendung geplant und umgesetzt wird. Ich guck noch mal, wie weit dieser Miteinander-Aspekt da drin ist. Also jetzt sagst du: Strafe. Was musst Subbie tun, damit du es ordentlich bestrafst? Provozieren oder einen Fehler machen oder absichtlich Mist bauen?
Talazard Genau. Danke, dass du es gesagt hast. Einen Fehler machen auf keinen Fall, weil Fehler machen kann jeder. Ich kann ja nicht für was bestrafen, wo sie keinen Einfluss drauf haben kann. Wenn mich aber jemand provoziert und absichtlich... wo ich genau merke... Ich sag mal: du schreib den und den Text als Bestrafung auf und sie macht absichtlich Schreibfehler rein. Jetzt nur als absurdes Beispiel, ist nicht meine Art zu spielen, dann weiß ich ganz genau: der Fehler ist mit Absicht gemacht. D ann kommt es immer noch darauf an: will sie die Strafe weil sie lange nicht bestraft worden ist? Dann kann auch eine Strafe sein, nicht zu bestrafen, weil es ja gefordert ist. Oder wenn es halt wirklich ein Provozieren ist von einer Handlung, wo ich sage: du hast das wirklich gemacht, um mich jetzt zu provozieren, um mich zu ärgern? Dann bestrafe ich auch mal.
Sebastian Das heißt, die größte Strafe für dich ist, dass alle Regeln und Anforderungen perfekt eingehalten werden, es gibt überhaupt keinen Grund zu bestrafen.
Talazard Das wäre für mich furchtbar lang... das wäre für mich eine Strafe, weil dann habe ich ja nichts zu tun.
Sebastian Aber das ist dein Erfolg, du hast das dann alles hinbekommen.
Talazard Nee, das seh ich inzwischen nicht mehr so. Ich sag mal, ich hab angefangen, um es mal in Prozenten so zu sagen, ich hab angefangen mit gefühlt 80 Prozent der dominante Teil, 20 Prozent der Sadist. Das hat sich in den Jahren etwas verschoben, so mehr so 50/50, um mal ehrlich zu sein, weil ich inzwischen mit einem reinen devoten Subbie das in diesem "Geschichte der O"-Filmen ist, nichts mehr anfangen kann. Dieses "ich bin absolut gehorsam und ich ahne deine Wünsche voraus und..." das ist mir zu langweilig. Da fehlt mir die Herausforderung. Kann sein, dass das durch die lange Zeit kommt, die man das jetzt schon macht. Oder weil sich einfach die eigenen Neigungen halt verändern.
Sebastian Da können wir ja mal ein bisschen rumphilosophieren, also du kannst natürlich im Grunde immer die Anforderungen so hoch drehen, dass Fehler oder Nicht-Einhalten immer passiert. Aber das ist nicht deins, also das heißt, also die Reaktion, die du haben willst, ist nicht nur während des Spiels, sondern du willst dich mit deinem Gegenüber reiben.
Talazard Ja.
Sebastian Da muss Stress gehen.
Talazard Ja.
Sebastian Okay, wie kriegt man das dann hin, dass wenn es Stress gibt, dass man dann auch in den passenden BDSM-Modus reinfällt? also eher Sessions oder eher so ein: wenn ich sage, es geht jetzt los, dann geht's los?
Talazard Das kommt immer ein bisschen drauf an, wo man gerade ist, in welchem Zusammenhang. Einfaches Beispiel: man geht zusammen einkaufen und ich bin jemand, der ist so ein bisschen, so ein kleiner Monk, das heißt, wenn ich einkaufen gehe, dann räume ich die Sachen in meiner Reihenfolge in den Einkaufswagen und räume sie dann auch in meiner Reihenfolge auf das Band. Und dann soll es ja Menschen geben, die ärgern gerne Monks und räumen dann die Sachen um und stellen die dann um und wissen dann ganz genau: okay, das provoziert jetzt so ein bisschen, das ist jetzt so ein bisschen Reibereien. D ann kann man ja schlecht dann da im Laden anfangen und da jemanden verhauen, ich glaub, die Leute gucken dann ein bisschen blöd. Dann kann man aber sich daneben stellen und einfach sagen: du weißt, was das bedeutet. Wenn wir nachher zu Hause sind, dann.... so in der Art.
Sebastian Okay, das heißt, das ist eine Einladung?
Talazard Ja.
Sebastian Eine Einladung zum Spiel ist besser, als wenn du sagst: ach, mein Gott, ich hab heute gut geschlafen, mir ist danach, dich heute zu bestrafen. Mach mal Mist. *lacht*
Talazard Nee, das ...
Sebastian Entschuldigung, aber ... Also, inwieweit brauchst du auch die Legitimation? Das ist ja auch eine moralische Sache. Weil einfach zu sagen: du, ich will dich heute richtig böse verhauen, 15 Uhr, leg sich da bitte hin und dann mach ich das. Ich hab das Gefühl, da hättest du keinen Spaß dran. Oder doch?
Talazard Doch. Natürlich.
Sebastian Aber das ist ja keine Strafe, was ist es dann?
Talazard Das hatte ich ja vorhin versucht. Es gibt Strafe und es gibt spielen für mich. Also ich trenne das. Das eine hat mit dem anderen ja nichts zu tun. Wenn ich spielen will, ich mein, ich leb ja meinen Sadismus auch gerne aus, aber dann halt in dem Maße, wo das nicht so hart praktiziert wird, als wenn ich wirklich eine Strafe mache. Das beste Beispiel ist ein Rohrstock oder eine Peitsche. Man kann mit einem Rohrstock leicht zuhauen oder man kann halt wirklich so festzuhauen, dass es eine Strafe ist, die halt wirklich weh tut. Man kann zehn Schläge mit einem Rohrstock verabreichen, die halt halbwegs angenehm sind... Du lachst genauso wie ich gerade vor mich hin grinse ...die halbwegs angenehm sind.
Sebastian Ja, das ist um den Rohrstock anzuwärmen, damit der nicht bricht. *ironisch*
Talazard Genau, oder man kann es halt wirklich sagen: okay, jetzt werde ich dich hier festbinden und jetzt werde ich dir zehn Schläge mit dem Rohrstock geben, du wirst die zählen, die werden dir wehtun und du wirst dich danach bei mir bedanken, weil es halt eine Strafe ist, weil du auch genau weißt wofür.
Sebastian Das andere, das ist ja Willkür, man kann ja immer irgendwas finden, wo man sagt: hey dafür… Ja, willst du was finden oder sagst du: ich hab jetzt Bock dich zu verhauen. Und dann wird es einfach gemacht?
Talazard Beides, beides. Also ich kann auch einfach so aus dem Nichts heraus einfach mal... klingt jetzt blöd, einfach, weil mir der Hintern gerade gefällt und ich gerade Lust habe da drauf zu hauen.
Sebastian Es ist ja auch optisch was Schönes und dann kann man da ein bisschen malen. Aber im Grunde hast du natürlich ein Dilemma, weil du willst Konsequenz und Strafe, aber das darf keinen Erfolg haben. Ich überlege gerade, ob wir einen besseren Begriff für Strafe finden, weil wir wollen ja nicht Erfolg damit haben, wir wollen ja nicht, dass eine Besserung eintritt.
Talazard Genau, ich will ja den Charakter nicht ändern. Also für mich wäre es das Schlimmste, wenn ich mit jemandem auf lange Sicht spiele und sich der Charakter so verändert, dass dann so eine Art Angst da ist oder der Wunsch so perfekt zu werden, dass ich keinen Grund mehr habe zu bestrafen. Ich will ja weiter, dass eine gewisse Provokation da ist und der Reiz... also es ist wie so ein Reiz, gegenseitig.
Sebastian Ich hab mal gelernt, wenn ich sage, es ist eine Strafe, dann tut's ja auch mehr weh. Dann ist das ja ein ganz anderes Mindsetting und dann ist ja im Prinzip das Ziel immer eine Verhaltensänderung. Und jetzt willst du genau das nicht. Ich schlage vor, wir suchen jetzt einen anderen Begriff für Strafe. Wir haben halt diesen gesellschaftlichen Erziehungsgedanken und der soll ja genau nicht sein. Und Strafe ohne Erziehungsgedanke dahinter ist natürlich, was ist das?
Talazard Nenn es doch einfach Kurzzeiterziehungsgedanke. Der Effekt soll so vielleicht so ein, zwei Tage oder mal eine Woche, je nachdem wie lange das halt dauert, bis da gewisse Stellen wieder belastbar sind und dann kann das ja von vorne losgehen. Das ist wie so eine Endlosschleife, sehe ich das.
Sebastian Das Perpetuum Mobile. *lacht* Okay, ich rufe jetzt einfach mal das Publikum auf. Anderes Wort für diese Art der Strafe. Es muss funktionieren. Also man muss irgendwie auf Provokationen reagieren können. Ich überlege die ganze Zeit, ob das einfach Belohnung ist. Aber dafür tut es ja zu sehr weh. Und das ist ja auch irgendwie vermessen. Irgendwie muss man in dieses Setting reinkommen. Vielleicht ist die Frage, was man bestraft. Ich glaube, eine echte Strafe würde ich aussprechen und durchführen, wenn keine Provokation kommt, und mir damit die Möglichkeit der Strafe genommen wird. "Du hast dich letzte Woche nicht bemüht, mich zu ärgern. Das geht so nicht." *lacht*
Talazard Du warst zu brav, du musst bestraft werden."
Sebastian Ja, damit sind wir wieder bei Willkür.
Talazard Das geht ja immer. Willkür geht ja immer. Wenn ich jetzt längere Zeit das nicht gemacht habe, dann kann ich einfach sagen: du warst jetzt so lange brav, jetzt spielen wir einfach und ich spiel dann halt ein bisschen härter. Also für mich ist es wirklich ein Mindset, dass Subbie in dem Moment wirklich weiß: jetzt bestrafe ich. Wie du schon sagtest, dann tut die Strafe alleine schon mehr weh, weil es halt wirklich klar ist: okay, ich hab was falsch gemacht, was richtig falsch gemacht und ich muss jetzt dafür die Konsequenzen tragen. Da hab ich ein schönes Beispiel. Ich hab irgendwann mal mit jemanden gespielt und es war eigentlich ganz nett und sie provozierte dann ganz kurz. Und da sagte ich: okay, dafür bestrafe ich dich jetzt. Hab den Rohrstock genommen, hab gesagt, es werden zehn. Nach vier Schlägen fingen sie an zu weinen. Ich hab eigentlich nicht so fest zugeschlagen. Hab dann kurz gesagt: okay, was ist los? Ist das zu fest? Sie sagte: nein. Ich fragte, warum weinst du? "Ja, weil ich dich enttäuscht habe." Das war für mich so ein wirklicher Moment, wo ich sag: das war einer der intensivsten Momente, die ich beim Spielen jemals hatte. Weil da wirklich dieses Einsehen da war, wofür wird es die Strafe. Aber die Strafe war noch nicht mal so schlimm, dass ich geschlagen habe, sondern wirklich, dass ich es machen musste in dem Moment, weil das in der Session so nicht vorgesehen war.
Sebastian Auf der anderen Seite, wie fängt man das dann hinterher auf? Also das ist natürlich diese heilsame Wirkung zu sagen: okay, wir haben ja ein Instrument, die Strafe und dann ist die Sache damit vergessen und erledigt. Also man kann da nicht nachtragend sein. Das heißt, es ist ein kalkulierbares Ding und das wird einem nicht irgendwann noch mal in Wochen wieder aufs Brot geschmiert, ne? Ich finde das ganz schön kompliziert, das Ganze so in einer Beziehungskonstellation so zu haben, dass es nicht in diese Persönlichkeitsebene reingeht.
Talazard Ja, das ist schwierig.
Sebastian Geht das auf lange Zeit?
Talazard Kann ich nicht beurteilen. Man muss sich schon zusammenreißen. Man muss dann schon aufpassen, dass man, wie du es sagstest, nicht eine Woche später sagt: hey, du hast aber. Ich meine, Menschen sind ja so.
Sebastian Außer der Aufforderung: kannst du nicht mal wieder den Mist bauen? Nein, aber auch so auf lange... also funktioniert das? Also die Person, die jetzt zum Beispiel, die das so getroffen hat, dass sie dich enttäuscht hat. Wäre das beziehungsfähig sozusagen? Wäre das was, wo man sagen kann: okay, mit der Person kannst du lange eine Beziehung führen, weil... ich weiß nicht, ob du das hast. Können wir auch offen lassen. Aber wäre das, was du sagst, das funktioniert auf lange Sicht nicht, weil dann ist jedes Mal ein zu großer mentaler Ballast da, wenn es dann zu dieser Bestrafung kommt?
Talazard Nein, also das könnte ich mir durchaus vorstellen, weil es halt eine Situation ist, die für mich und in dem Moment auch für sie nach der Bestrafung abgegolten war. Man zählt dann halt bis 10, bedankt sich und ich sag dann danach auch: ich hab dich jetzt bestraft oder du hast es toll ertragen und für mich ist das jetzt vergessen und es ist gut.
Sebastian Wir haben ja nicht nur Strafe, du hast ja auch vom Spielen geredet, machst du da was anderes? Ja, definitiv. Ja, also was machst du bei einem Spiel, was nicht bestrafen ist? Also was anderes? Wie spielst du? Wie ist das schön?
Talazard Also das fängt mit einfachen Sachen an. Ich bin ja auch wie du es am Anfang gesagt hast, ich bin ja ein Rigger. Das heißt, ich fessel gern mit Seilen und das ist ein super Einstieg, um langsam anzufangen. Dann fängt man an zu fesseln und dann ergibt sich daraus mehr, weil das Fesseln hat halt sehr viel mit Vertrauen und Körperkontakt zu tun, weil man halt sich sehr nahe kommt dabei. So fängt man dann halt an und dann kann man das machen mit Augen verbinden und dann versucht man eher so Richtung die Kopfebene zu erreichen, so ein Mindfuck, was man halt so schön sagt, weil mir das halt als Reaktionsfetischist auch wieder Spaß macht. Ich bin der Meinung, wenn man in den Kopf von jemandem nicht reinkommt, dann kann man mechanisch die Sachen abspulen, aber das ist dann für beide nicht erfüllend. Und weil du sagst, das Spielen, dann nimmt man halt... man kann mit Federn jemanden wie so eine Art Kitzeln, oder man... ich spiele sehr gerne mit meinem Flogger, das ist so eine ganz lange Peitsche mit so ganz vielen weichen Strippen dran. Und die kann man dann halt auch nehmen und einfach, wenn jemand mit verbundenen Augen da liegt, mit dem Flogger, einfach ganz vorsichtig über die Haut und dann steigert man das langsam. Oder man nimmt Kerzenwachs. Es gibt wirklich verschiedenste Sachen, auch mit den Händen. Einfach anfassen, streicheln, das gibt...
Sebastian Okay, aber das ist dann so der Kreativbereich. Strafen ist also hochritualisiert und folgt auch möglichst einem festen Ablauf.
Talazard Ja, um es halt diesen Strafcharakter zu geben. Das ist wirklich von dem reinen Spielen, wo es wirklich darum geht, dass beide ihren Spaß daran haben, zu trennen.
Sebastian Okay, das ist dann aber auch ein ritualisiertes, regelbasiertes Ding, was wahrscheinlich nur ein paar Minuten geht.
Talazard Das kommt drauf an.
Sebastian Okay, was ist denn eine lange Strafe? Du kannst ja nicht sagen: du kriegst jetzt 2000 mal mit dem Rohrstock. Das kannst du ja nicht ewig steigern.
Talazard Nein. *lacht*
Sebastian Also kannst du schon, wenn dein Subbie ein Kissen ist, aber sonst wird das schwierig.
Talazard Ja man kann, also die Zahl 10 ist ja flexibel. Es ist ja nicht so, dass man jetzt die 10 Schläge mit dem Rohrstock in 20 Sekunden runterarbeiten muss. Das kann sich ja durchaus hinziehen, wenn die Zahl ein bisschen höher ist, dann dauert das. Man lässt sich ja Zeit. Also nur weil das eine Strafe ist, ziehe ich das nicht in einem Tempo durch, wo ich sage, dass es mein Tempo ist, sondern ich gucke dann schon, dass es trotzdem noch ertragbar ist und das kann noch ein bisschen dauern. Und man kann dann auch immer noch sagen: so und jetzt bleibst du da mal noch 15 Minuten knien und denkst nochmal drüber nach und verinnerlicht das nochmal. Das klingt jetzt blöd. Aber das ist dann Teil der Strafe.
Sebastian Es ist ja dann noch der Zeitfaktor hinterher, der das nochmal nachwirken lässt.
Talazard Genau, um nochmal runter zu kommen. Gerade wenn man dann irgendwo sitzt und dann merkt man wie das dann weh tut und das dann tiefer geht und danach ist dann... das ist halt der Unterschied. Also es ist ritualisiert, du hast recht.
Sebastian Lass mich zum Strafen nochmal die letzte Frage stellen, macht dir das Spaß?
Talazard Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde: nein. Also ich mache es ungern, weil das halt auch ein Punkt ist, wo ich dann halt unter Umständen auch an mein Level gehe. Also an meine eigene Grenze gehe, wo ich sage: okay, jetzt schlage ich eigentlich in dem Maße zu, was ich eigentlich so gar nicht vorhatte, was ich so nicht wollte. Weil auch da grenze ich halt schon ab.
Sebastian Jetzt haben wir über BDSM gesprochen, also über Spanking und über dies und wir werden auch noch später über Seile reden und Bestrafung und all das. Wie sieht's denn aus mit Sex und Sexualität? Gehört das dazu?
Talazard Ja, natürlich. Für mich ist das ein Teil. Das ist untrennbar miteinander verbunden. Also in 90% der Fälle. Es sei denn, ich treffe mich wirklich mit jemanden nur zum Fesseln oder nur, um eine reines Spanking-Session, dann nicht.
Sebastian Ich komm doch wieder drauf. Strafe und Sex?
Talazard Wir kommen davon nicht weg.
Sebastian Nein, aber irgendwie weit findet Sexualität statt und Befriedigung, deine und die deines Gegenübers. Ist das wichtig? Gehört das wirklich mit dazu? Irgendwieweit vermischt sich das auch?
Talazard Für mich gehört es auf jeden Fall dazu. Für mich ist es ein Teil meiner Sexualität. Viele sagen ja BDSM und Sex hat nichts miteinander zu tun oder sollte man trennen. Goldenes Buch und so. Du hattest das Thema ja.
Sebastian Ja, nein das gehört absolut nicht zusammen. *ironisch*
Talazard Genau und ich sehe das halt komplett anders und ich sehe das von Anfang an schon anders. Für mich... Wir hatten das Thema ja auch gerade, weil wir wieder bei Bestrafung sind. Natürlich macht mir das Spaß und es erregt mich auch. Und ja, ich will natürlich irgendwann meistens auch meinen Spaß haben, aber es sollen beide ihren Spaß dabei haben. Ich weiß, ich rede ein bisschen drumherum gerade.
Sebastian Das ist völlig in Ordnung. Nein, aber ich gehe jetzt auch mal so in den Themenbereich rein. Also wenn ich dich richtig charakterisiere, weil du ja Entscheidungen treffen kannst, du hast Macht.
Talazard Ja.
Sebastian Und ich hab irgendwann gelernt: Menschen, die Macht geil finden, die finden auch Kontrolle geil. Und damit komm ich in den Alltag in Richtung D/S und Regeln und Zeugs wie immer natürlich. Also da ... Und da sagst du mir eben, aber dass es eher so Session-basiert ist. Also ... wie kann man sich denn da zurückhalten? Oder wo sagst du, dass es zu viel Macht für dich und zu viel Kontrolle?
Talazard Naja, im Alltag will ich dann schon jemand, der mir auf Augenhöhe begegnet. Weil ich persönlich das schätze, dass ich mich mit jemandem auch unterhalten kann und auch als Dom, du kennst das wahrscheinlich auch selber, hat man mal schlechte Tage, wo man selber halt nicht der super dominante... und sich super toll fühlt und Kontrolle haben will, sondern halt auch mal schwaches, einen schlechten Tag hat, mal einen depressiven Tag hat, irgendwas ist schlecht gelaufen... man braucht halt mal jemand, der einem selber zuhört und dann will man das halt nicht. Also für mich wäre zum Beispiel 24/7 gar nichts, wäre ich raus, weil es auch anstrengend ist.
Sebastian Ich schätze dich jetzt ja trotzdem so ein, dass du sagst: ach komm, also das ist jetzt mal eine Regel, die gilt für dich und die gilt dann ja auch.
Talazard Zeit eingeschränkt. Wo ich sage: okay, für jetzt für das Wochenende oder für heute Abend oder für, keine Ahnung, die Woche jetzt, ja. Aber nicht auf die nächsten fünf Jahre.
Sebastian Ist das vielleicht so ein Selbstschutz vor dir selbst, dass man nicht so in Macht trunken wird? Stell dir mal vor, du machst immer die Ansage, du bist immer der Chef.
Talazard Ne, ich glaube, das kann ich kontrollieren.
Sebastian Okay.
Talazard Also da sehe ich tatsächlich keine Gefahr bei mir selber, dass ich jetzt jemanden dauerhaft da unterdrücken und dominieren will.
Sebastian Ich habe ja noch das schöne Wörtchen Disziplin stehen. Das ist ja was, was in beide Richtungen geht. Du musst Vorbild sein oder bist du eher so der Typ, der sagt: ich kann mich zwar an nichts halten, aber ich finde das schon gut, wenn das mein Gegenüber muss. Also wie weit magst du auch was vorleben?
Talazard Ich weiß nicht, inwiefern das jetzt mit reinpasst, aber ich hatte ja gesagt, dass ich bei der Bundeswehr war, Offizier-Laufbahn. Und da lernt man halt, d ass man "führen durch Vorbild". Das heißt, man kann ja schlecht was einfordern, was man selber nicht bereit ist zu leisten. Das heißt, wenn ich irgendwo sage, Regeln aufstellen oder eine Woche lang kein Alkohol, als blödes Beispiel, dann versuche ich mich da selber dran zu halten, was jetzt nicht schwer ist, weil ich relativ selten mal Alkohol trinke. Ich weiß nicht, ob dir ein besseres Beispiel einfällt, was man da nehmen könnte.
Sebastian Ja, also, Gott, wohin kann man gehen? Das kann ja alles mögliche sein. Also Disziplin heißt ja immer, dass man sich etwas vornimmt, was außerhalb der Komfortzone ist, was aber dann gemacht wird. Und was weiß ich, man bringt jeden Tag den Müll raus... keine Ahnung. L iebes Publikum, da sind wir jetzt beide schlecht drin, offenbar, um was zu finden. Aber wenn du mit Disziplin gut kannst und mit diesem Vorbildcharakter, also, wenn es dir nicht zu wider wäre, wärst du doch das perfekte Subbie.
Talazard Ich glaube, ich beende den Podcast jetzt. *lacht* Nein, wäre ich nicht, weil Kontrolle, hatten wir ja schon, das ist nicht meins, das abzugeben. Ich finde aber, man sollte das auf beiden Seiten halt auch können. Ich kann ja, wie gesagt, ich kann ja schlecht was verlangen, was ich unbedingt haben will und selber im Gegenzug nicht auch irgendwo mal was aufgeben oder eine gewisse Zeit lang mich einschränken.
Sebastian Ich gehe auch so ein bisschen Richtung Selbstkontrolle, also Kontrolle über sich selbst und dann eben das eben auch als Vorbildcharakter. D as ist natürlich auch nochmal schön, weil das kann auch schön erniedrigend sein: "guck mal ich krieg das ja auch hin", die Strafe ist umso gerechtfertigter.
Talazard Das ist schwierig, das ist echt ein schwieriges Thema, weil ich sag mal gerade, einfaches Thema: auf Schokolade verzichten oder auf Chips verzichten oder sowas, da tue ich mich schwer, ich kann ja... das wäre was, wo ich schlecht sagen kann: hey du darfst jetzt eine Woche lang keine Schokolade essen, weil ich es selber ehrlich gesagt nicht könnte, ich kenn mich da selber.
Sebastian Ja, das kann man eventuell machen mit: wir haben nicht so viel, es gibt kein Geschäft in der Nähe, die will ich für mich haben. Also ich bewundere das Podcastsubbie dafür, dass sie die Disziplin hat, die ich nie hätte. Und auch den Anspruch "ich mache etwas gut". Und wo ich dann sage: also ich könnte es halt nicht. Und das muss so ein Wesenszug einfach sein. Und da muss ich auch gestehen, da bin ich mir nicht sicher, ob ich die Selbstkontrolle in all diesen Bereichen hätte. Gut, da hat jeder so seine eigenen Baustellen, aber BDSM funktioniert da für mich auch nicht als Lebensoptimierer.
Talazard Nein, auf keinen Fall. Es ist ein Teil, aber es ist nicht der Mittelpunkt des Lebens. Aber was du angesprochen hast zum Thema Selbstkontrolle, fällt mir nur ein: ich finde, wenn man dominant oder gerade wenn man ein Sadist ist, braucht man ein sehr hohes Maß an Selbstkontrolle, um eben nicht so weit zu gehen, weil sonst kann das relativ schnell eskalieren. Ich weiß noch, wie ich mit der ganzen Sache angefangen habe. Irgendwann kamen halt mal die Zweifel: gehst du jetzt zu weit oder was tust du da jetzt gerade? Ich meine, wenn man wirklich das erste Mal den Rohrstock verwendet und man sieht dann den Striemen, und den sieht man unter Umständen auch drei oder vier Tage danach noch, dann fragt man sich schon: war das vielleicht zu viel? Auch wenn vom Gegenüber nicht kam "das war zu viel".
Sebastian Da hilft dann die Reaktion, da muss man dann ein bisschen aufgebaut werden, mit "das war gut, das ist schön".
Talazard Am Anfang auf jeden Fall.
Sebastian Wie springt man da drüber? Ist man einfach so spitz, dass man sagt: ich mach's jetzt? Oder wie kriegt man also diese Schwelle hin, also ich kann das jetzt von mir erzählen, das hab ich auch schon tausend Mal erzählt, aber man macht das irgendwie, aber ja, es ist ein bisschen mulmig.
Talazard Ja, definitiv. Man macht es irgendwann. Ich weiß nicht, wie ich das am besten beschreiben soll. Das ist wie, wenn man an einer Klippe steht und sich abseilen will und sich dann nach hinten einfach fallen lassen muss, um da runter zu kommen. Das ist ein Beispiel aus meiner Bundeswehrzeit. Ich habe Höhenangst, ich habe damit Probleme und man muss das dann halt einfach machen. Weil man hat keine Wahl. Wenn man weitergehen will, wenn man die Erfahrung machen will und nicht sagen "ich höre damit komplett auf", springt man halt irgendwann. Klar hat man dann vielleicht am nächsten Tag oder danach kurz Zweifel, dann redet man. Das ist für mich wichtig, Kommunikation. Auch als Dom frage ich danach " hey, wie war das für dich? War das zu viel? War das okay, was ich gemacht habe?" Danach. Nicht währenddessen, weil selbstsicher und souverän.
Sebastian Wie ist denn das, wenn du merkst, das ist zu viel für dein Gegenüber? Und also ich habe mal festgestellt, dann abzubrechen und zu sagen: jetzt höre ich sofort auf, da ist was nicht okay. D as kann in eine blöde Richtung gehen, weil dann ja durchaus dieses " oh Gott, ich habe nicht gereicht - Gefühl" entstehen kann im Gegenüber. Und, Meine Strategie war immer so ein bisschen zu sagen okay, man leitet das langsam aus.
Talazard Selbst wenn mal das Safeword fällt, ist das ja kein Beinbruch. Das ist ja nicht, dass man dann das nie wieder macht, sondern es ist in dem Moment zu weit gegangen. Und wie du schon sagtest, man geht da langsam raus, man sagt jetzt nicht, okay, jetzt gehen wir hier raus und jetzt... Beispiel Party, wir ziehen uns an und gehen und das war's, wir reden da nicht mehr drüber. Dann setzt man sich halt hin, nimmt Subbie in den Arm und redet dann halt drüber, selbst wenn es eine Viertelstunde dauert bis... ich sag jetzt einfach immer Subbie, das ist jetzt blöd, ich weiß, das Wort ist ein bisschen schwierig manchmal.
Sebastian Also für mich ist das völlig in Ordnung.
Talazard Wenn dann Subbie halt mal eine Viertelstunde weint, dann weint sie halt mal eine Viertelstunde, dann ist das halt so, dann ist halt das Hemd verschmiert und das Make-up ist da drauf. Das ist dann in dem Moment vollkommen egal und danach spricht man das ab und dann fragt man "was war jetzt?" und dann hört man halt zu. Ich finde zuhören und Kommunikation ist so wichtig, dass ich meine es in der Beziehung allgemein schon wichtig, aber gerade wenn man solche potenziell gefährlichen Sachen macht noch mehr.
Sebastian Wo du gerade potenziell gefährlich sagst, lass mich mal zum anderen Thema kommen: Seile. Hast du schon Angst gekriegt, das ist gut.
Talazard Sind die jetzt bei mir potenziell gefährlich oder bei dir potenziell gefährlich?
Sebastian Man kann mir Seile geben, man kann halt Verbrennungen kriegen, wenn ich die abfackle, obwohl die brennen ja gar nicht. Also ich hab dich damals, als ich auch zu diesem Stammtisch gegangen bin, da warst du derjenige, der Knoten macht und mit Seilen was macht und da warst du auch recht beliebt als ein Seilkundiger. Ich glaube, hast du nicht mal sogar einen Workshop damals gegeben? [Talazard: Ja, ich hab einen Workshop gegeben.] Ich stehe dann immer da und denke mir: ja, das sieht toll aus, ist ja schön, dass andere das können. Und meine Versuche zu der Zeit, die waren dann... ja, ich war sehr stolz auf die Schleife am Schuh, die ich binden konnte und dann war das auch gut. Ist Seil ein Hauptkink für dich?
Talazard Es ist was, was mir unheimlich viel Spaß macht. Das kam relativ spät erst, also so nach sechs, sieben, acht Jahren kam das erst durch einen Zufall. Ich war in Berlin und auch auf einem Stammtisch und zufällig war an dem Abend halt ein Seilworkshop. Und dann, wenn man schon mal da ist, guckt man sich das halt mal an und macht da mal mit. Und dann steht man da, steht sich da in zweier Reihen gegenüber und fängt dann die ersten Knoten an zu üben. Und dann habe ich festgestellt: hey, das macht mir Spaß. Ich möchte da gerne mehr lernen.
Sebastian Okay, jetzt weißt du ja, ich habe ja schon viele Sendungen gemacht, wo es um Bondage ging. Und alle haben immer einen anderen Aspekt. Also von Kommunikation über das Seil bis hin zu: das sieht optisch geil aus. Ü ber: ah, das muss wehtun, das ist Sadismus. Was ist es bei dir?
Talazard Da kommen bei mir mehrere Sachen zusammen. Zum einen, ich weiß nicht, ob du es am Anfang erwähnt hattest, ich habe früher relativ viel fotografiert. Es ist auf jeden Fall ein optischer... es ist was Optisches. Es sieht wahnsinnig gut aus, wenn man es gut macht, wenn man das gut kombinieren kann, wenn die Seile schön liegen. Es ist halt einfach eine ästhetische Sache. Und für mich ist es auch eine Sache, wo sehr viel Nähe aufgebaut wird und sehr viel Vertrauen aufgebaut wird. Weil um sich fesseln zu lassen oder... also für eine normale Fesselung geht das noch. Gut, wenn man jetzt... man kommt sich dabei sehr nah, man berührt sich an Stellen, wo man, wenn man kein Vertrauen hat, vielleicht nicht unbedingt berührt werden möchte, auch wenn es nur durch einen Streifen ist oder wenn man die Seile drüber zieht. Wenn man dann weitergeht und irgendwann eine Hängebondage macht, da gehört richtig viel Vertrauen dazu, von beiden Seiten. Also ich muss darauf vertrauen können, dass mein Gegenüber sagt: okay, jetzt fängt irgendwo was an zu kribbeln, jetzt tut irgendwo was weh. Oder sie muss mir halt auch vertrauen zu sagen: okay, der weiß, was er tut, der wird mich jetzt hier nicht fallen lassen und ich krach dann mit dem Kopf auf den Fußboden. Das sind so meine Sachen. Also das mit dem Wehtun, ja, es kommt halt ursprünglich aus einer Foltermethode aus Japan, der Samurai-Zeit, aber das ist nicht mein Aspekt. Also da lebe ich meinen Sadismus tatsächlich nicht aus.
Sebastian Okay, also es geht dir um die Optik dabei. Es soll schön sein, es soll ästhetisch sein. Es ist also nicht: du positionierst dein Gegenüber, um dann weiter Dinge zu machen? Erstmal Bondage in aller Ruhe und dann bestrafen! *lachen* Nein, nein. Ich komm da nicht weg.
Talazard Ich merke das schon, das Thema kriegen wir nicht mehr raus heute. Nein, also ich kann beides. Ich kann jemanden fesseln, einfach nur, damit es schön aussieht oder oder damit man gegenüber sich wohlfühlt. Es gibt Menschen, die können da komplett abschalten. Die genießen das, gefesselt zu werden. Für die ist das wie eine Art Meditation. Es bringt auch mir in dem Moment Ruhe. Es gibt aber durchaus Fesselungen, und die kann ich auch, und die machen auch Spaß, wo man dann jemanden auf gewisse Arten am Bett festfesselt, um dann halt seinen Spaß zu haben, ohne zu bestrafen.
Sebastian Also spielen, ne? Du machst einen Workshop mit, du findest, das sieht gut aus. Wie viel Zeit, also, ich muss da mal fragen, wie viel Zeit hast du da reininvestiert, bis du gesagt hast: oh ja, jetzt fängt's an, interessant zu werden?
Talazard Nein, das ging relativ schnell. Also ich war dann zweimal auf diesem Workshop nochmal in Berlin und irgendwann habe ich da einen meiner besten Freunde inzwischen kennengelernt und dann hat er mir Sachen gezeigt und das ist nochmal was ganz anderes, wenn du ein 1 zu 1 Unterricht hast, wo dir jemand wirklich zeigt: und dann machst du das so. Und ganz genau und dir jeden... dir zeigt und so. "Jetzt musst du den Finger aber so legen, damit dir der Knoten so gelingt" und in dem Moment war ich Feuer und Flamme. Da war für mich klar: das ist meins. Das ging dann so weit, dass ich, ich habe in einer WG gewohnt, ich habe dann in einer Seilerei in Deutschland 100 Meter Hanfseil bestellt auf der Rolle, habe die zu Hause zugeschnitten und dann bearbeitet, wo man wirklich sagt, das dauert dann eine Woche, bis die dann so weit sind, dass man die fesseln kann. Und wenn man dann sagt, okay, man will jetzt noch schöne Seile haben, dann färbt man die noch, dann dauert das noch mal eine Woche, weil ich die selber gefärbt habe.
Sebastian Schön im Topf, ne?
Talazard Ja genau, ne ich hab die in so einer kleinen Plastikbadewanne gekauft und da die Farbe rein und die lagen dann da eine Woche und meine Mitbewohner guckten schon so "was machst du da?" Die guckten noch krasser als ich plötzlich im Flur saß mit dem Bunsenbrenner und die Seile abgeflämmt habe und die Seile dann in dem kompletten Flur hin und her gespannt waren. Der Vermieter hat ein bisschen komisch geguckt, wir haben ihm erzählt, das sind Wäscheleien. Haben sie auch geglaubt.
Sebastian Ja klar.
Talazard Also da steckt schon viel... man muss schon viel Zeit investieren, finde ich. Es sei denn, man ist ein Naturtalent, soll's geben, dann geht das schnell, aber auch ich hab lange gebraucht. Also ich weiß noch genau, ich hab sehr lange gebraucht, bis ich einen Kreuzknoten hinbekommen habe. Inzwischen kann ich ihn und wenn man den versucht jemanden beizubringen, hat man welche da geht das schnell und manche die brauchen halt länger.
Sebastian Ach, wir haben ja nach der Sendung vielleicht noch ein bisschen Zeit. [Talazard: So viel Zeit hab ich nicht.] Dann kannst du dem Subbie den Kreuzknoten beibringen.
Talazard Genau, dem Subbie, nicht dir.
Sebastian Ach, sie kann sich schon selber ganz gut fesseln.
Talazard Okay.
Sebastian Immer noch Hanfseil oder bist du da inzwischen weg von?
Talazard Immer noch.
Sebastian Okay, aber warum Hanfseil? Weil das ist doch kratzig und… Das ist ein Naturprodukt, das ist also auch unterschiedlich und ich keine Ahnung was. Also verbindest du damit was bestimmtes oder warum dieser Werkstoff?
Talazard Weil es der wichtigste Aspekt ist, Sicherheitsaspekt. Also zum einen Hanfseile für Hängebondage, weiß man genau, die tragen sehr gut und man hat ja Hautkontakt. Und wenn man jetzt da Kunststoffseile nimmt und sich selber mal versucht hat, ein Kunststoffseil durch die Hand.. wenn man irgendwo mal sich abseilt oder so, das brennt. Und das machen Hanfseile nicht oder Naturseile. Man kann noch Baumwollseile verwenden, wobei man bei Baumwollseilen, da bin ich dann raus, ich hab welche, wenn man halt zum Spaß irgendwo mal auf einem Bett fesselt oder so und dann halt nicht festere Sachen machen will, weil die geben nach und damit kann man keine Hängebondage s machen, weil sie halt nachgeben, weil sie nicht die Steifigkeit oder die Festigkeit oder die Bruchzähigkeit haben wie ein Hanfseil oder ein Jute-Seil. Ich habe inzwischen beides, weil irgendwann steigt man dann von Hanfseil zu den teureren Sachen Juteseil auf. Und ich sag mal so, das Kratzige gehört irgendwo dazu. Ich finde das ja gerade, dass es halt ein Naturstoff ist. Man hat den Geruch und man mag das. Also es ist ein kleiner Fetisch.
Sebastian Womit hast du es dann gefärbt? Schön mit irgendwelcher Chemiebombe?
Talazard Nein, ganz normales...
Sebastian Das wäre so: "ein Naturprodukt und dann haben wir Poly-sowieso draufgekippt".
Talazard Nein, es ist ganz normales Simplycol. Ich weiß nicht, ob man Firmennamen sagen darf. Werbung.
Sebastian Kannst du machen.
Talazard Simplycol Kleidungsfarbe, Klamottenfarbe, Textilfarbe.
Sebastian Okay, Rechnung kommt.
Talazard Und weil du sagtest kratzig, dafür behandelt man die Seile ja. Also die sind natürlich, wenn man die jetzt kauft, sind die extrem kratzig, damit kann man nicht fesseln, weil das macht auch keinen Spaß. Aber deswegen steckt man in die Seile dann Zeit rein und behandelt sie selber oder man steckt Geld rein und kauft sich fertig behandelte Seile. Deswegen sind Hanfseile und Jute-Seile ja auch nicht billig.
Sebastian Wie viele Kilometer Seil liegen bei dir zu Hause? Also ist das mit dem Abflämmen und Vorbereiten was, was man am Anfang mal gemacht hat und dann ist aber auch gut oder ist das was, was immer wiederkehrt?
Talazard n Kilometer nicht, aber es dürften so... wenn man es zusammen an einen Strang legt, so um die drei bis vierhundert oder fünfhundert Meter Seil sein.
Sebastian Ui.
Talazard Ja, weil es ist... man hat ja immer... ein Seil ist so circa acht Meter lang und dann hat man ein Set, sind immer sieben Seile, das kommt aus dem japanischen, die haben das irgendwie mal so festgelegt und dann macht man das halt so, weil man kauft die meistens auch so. Die ganz grobe Behandlung macht man einmal am Anfang und dann, habe ich heute erst gemacht, behandelt man seine Seile halt. Also man ölt die dann nochmal ein, lässt die ein bisschen... damit die wieder ein bisschen weicher werden, wieder ein bisschen geschmeidiger durch die Hände oder über den Körper gleiten, dass es halt angenehmer ist. Oder wenn man sehr viel körpernah und öfter mal verschiedenste Menschen fesselt, dann muss man die Seile auch mal wieder waschen und dann ist natürlich wieder ein bisschen mehr Aufwand.
Sebastian Stimmt, ich finde den Hygieneaspekt da natürlich wunderbar, dass gerade wenn man dann Körperflüssigkeiten dran hat, etc. Waschmaschine geht.
Talazard ht, aber man muss die unbedingt in den Kopfkissenbezug stecken, das habe ich beim ersten Mal nicht bedacht und dann fusseln die und dann hat man die ganzen Fussel im Abfluss von der Waschmaschine und dann sitzt man drei Stunden und zerlegt die Waschmaschine und pult die Hanffusseln aus der Waschmaschine raus.
Sebastian Okay, ich hätte jetzt so ein Wäschenetz genommen, aber da gehen die Fusseln glaube ich auch raus.
Talazard Kopfkissenbezug geht sehr gut.
Sebastian Okay, wenn man das Kopfkissen hinterher noch haben will.
Talazard Dann riecht es ein bisschen nach Hanfseil.
Sebastian Das heißt aber wirklich so vom Zeitfaktor, also 80 Prozent der Zeit am Anfang gerade ist Üben und Vorbereitung und dann fesselt man gelegentlich auch mal. Wie ist denn das mit den Bunnies? Also ich habe manchmal das Gefühl für Rigger ist es so ein, ja ich weiß nicht, Sport oder so kann man das nicht sagen, aber es ist schon irgendwie wichtig, dass man mal viele verschiedene Typen Menschen gefesselt hat, dass man da so ein bisschen sammelt. Kannst du das nachvollziehen? Du warst ja bestimmt auch mal auf so einem Fesseltreff, war ich noch nicht. Es gab immer mal auf Stammtischen ein Fesseltreff dazu, aber inwieweit fesselt man da mit Menschen, die man jetzt nicht so gut kennt, wo man sagt: wir zwei, wir könnten doch, wie in der Tanzschule so ein bisschen. Jeder sucht jetzt einen Partner und dann wird was gemacht. Ist das so?
Talazard Teils, teils. Also auf dem Fesseltreff ist es meistens so, dass man guckt halt zu, was machen andere und dann kommt halt schon mal jemand und sagt: hey, das was du da gemacht hast, gefällt mir, würdest du mich auch mal fesseln? Kommt durchaus vor. Man sammelt jetzt nicht und versucht so viele wie möglich, so klang das grad so ein bisschen, versucht so viele wie möglich verschiedene Menschen zu fesseln, um dann zu sagen: hier ich hab schon so viele und ich hab schon so viele und vergleicht das dann. Also so ist es dann nicht ganz.
Sebastian Es geht so ein bisschen drum, diese diese Schwelle. Also mit jemandem zu spielen, das ist ja schon mal eine Sache, da braucht man... da möchte man sich kennenlernen und ein gewisses Vertrauen. Also ich kann jetzt nicht einfach mit irgendeiner x-beliebigen Person auf einer Party sagen: du, mit dir, wir gehen jetzt spielen. Doch, das geht, aber das geht äußerst selten und dass das gut geht, ist noch viel seltener. Im Bereich Bondage, gerade auf diesen Fesseltreffen, scheint das ein bisschen niedrigschwelliger zu sein. Man muss sich jetzt nicht miteinander erst mal lange kennenlernen, sondern man kann sich miteinander, ja sich zum Experimentieren verabreden.
Talazard Also man sollte vorher, bevor man fesselt, schon klären: hey, wird dir schnell schwindelig, kippst du schnell um, tut dir irgendwas weh, wenn ich dir deinen Arm jetzt auf den Rücken drehe? Oder solche, klingt jetzt auch wieder fies, aber sowas muss man auf jeden Fall vorher abklären. Oder auch, es kommen ja manchmal auch Leute auf Fesseltreffen, die sich vorher nie haben fesseln lassen und vielleicht so eine Art Platzangst haben und sich versuchen da zu überwinden. Das sollte man vorher auf jeden Fall klären, weil ich meine, ich habe ja gesagt, man steckt viel Geld oder viel Zeit rein, man will ja seine Seile dann auch nicht zerschneiden. Natürlich macht man das, wenn es drauf ankommt, das ist ganz klar, aber man versucht es zu vermeiden. Also man versucht auch so kleine Stolperstellen... aber natürlich der Schritt sich fesseln zu lassen ist nochmal was ganz anderes als wirklich zu spielen.
Sebastian Ja, mich würde mal der Unterschied interessieren, also in der Intention, wenn man den eigenen Partner fesselt, vielleicht zu Hause, oder man ist auf einem Fesseltreff und fesselt mit einer Person, die man jetzt wenig oder nicht kennt. Das ist ja vom technischen her möglicherweise das gleiche. Aber ich glaube, mental ist das nicht vergleichbar.
Talazard Nein, auf keinen Fall. Es ist was ganz anderes, wenn man jemanden fesselt, mit dem man... also übertrieben gesagt, jeden Tag jetzt fesseln kann. Auf einem Fesseltreff ist es meistens dann eher so, dass man da jemanden kennenlernt und dann fesselt und dann aber auch hauptsächlich versucht dabei was zu lernen, weil man eine Fesselung von jemand anderem versucht nachzufesseln.
Sebastian Ich nehme jetzt mal so den Extremfall: du bist auf einem Fesseltreff und da ist irgendwer, wo du sagst, ach mit der Person möchte ich gerne mal was ausprobieren. Also geht's da um die Person, dass man mit der was macht oder geht's darum, dass ich jetzt eine Fesselung nachmache und ich brauche Fleisch dafür? *lacht* Du merkst, ich provoziere jetzt ein bisschen. [Talazard: Ich merke das schon.] Und dein Gegenüber will ja auch einfach nur: ich möchte jetzt mal hängen, ich brauche jetzt irgendwen, der das macht. Also inwieweit ist das weniger persönlich? Und bitte widersprich mir, ich provoziere jetzt mal ganz bewusst und ziehe das einfach mal auf die Ebene: Funktion.
Talazard Also das würde, so wie du es übertrieben gesagt hast, würde das nicht funktionieren. Auch beim Fesseln, eine gewisse Sympathie sollte schon da sein, weil auch zum Fesseln gehört Vertrauen dazu. Also wenn ich jemanden absolut nicht mag, sowohl als Gefesselter oder als Fesselnder, dann funktioniert das nicht, dann macht das keinen Spaß. Weil das ist ja schon eine Sache, beim Fesseln bringe ich ja jemanden in eine Position, die jetzt nicht zwingend bequem ist. Klar gibt es bequeme Fesselungen, aber die sind im reinen Shibari jetzt, also in dem japanischen Bondage, eher selten. Da sind halt schon Sachen, die werden dann nach einer Weile tun die Arme ein bisschen weh. Oder dann zieht man das Seil mal drüber, oder man muss das Seil verschieben, dann zieht das kurz in der Haut. Und wenn man dann jemanden hat, den man absolut unsympathisch findet und nur sagt: ich will das jetzt aber unbedingt, ich will jetzt gefesselt werden. D as wird nicht funktionieren. Das merkt man dann auch gegenseitig und dann sagt: man, hey, sorry, aber ich glaube, das, was wir hier gerade versuchen, das wird so nichts. Und dann bricht man das dann auch ab von beiden Seiten. Gehe ich mal stark von. Also ich habe auch schon gesagt: nee, das funktioniert einfach nicht, d u kannst dich nicht entspannen und so kann ich nicht fesseln, w eil... Da kommt jetzt wieder der Punkt Kontrolle, weil was mir beim Fesseln auch Spaß macht, ist, man bringt halt jemand in eine Situation, wo er nicht mehr unbedingt alleine trinken kann oder wo man dann halt bei gewissen Sachen... man dreht halt seinen Bunny dann hin und her. Und wenn dann jemand ist, der das gar nicht sympathisch findet oder nicht mag, dann ist so ein Widerstand immer da.
Sebastian Ja, so ein Extremfall "Fessel mich, aber fass mich nicht an."
Talazard Das funktioniert beim Fesseln nicht. Man kommt sich zwangsläufig beim Fesseln relativ nahe. Weil ich halt gerade... bestes Beispiel eine Oberkörperfesselung sind zwei Lagen oberhalb der Brust, zwei Lagen unterhalb der Brust, da bleibt es nicht aus, dass man entweder mit dem Seil oder mit der Hand irgendwo mal streift oder das Seil mal so verlegen muss, dass es halt nicht auf den Brustkorb drückt, sondern... wenn du dann jemanden hast, der sagt: ne fass mich aber bloß nicht an oder dann... nein, das wird nicht funktionieren.
Sebastian Also wenn es zum notwendigen Übel wird, dass man sich berührt, dann ist es ein Problem. Also es ist dann auch da ein intimer Akt.
Talazard Ja es ist schon irgendwo ein intimer Akt, selbst wenn man komplett angezogen ist. Ich meine jeder hat ja so seine persönliche Komfortzone, so diese, sagt man ja so, diesen einen Meter um einen herum, wo man nicht jede Person gerne dran haben möchte. Es gibt ja so diese ganz schlimmen Umarmer, die man vorher nie gesehen hat, die dann aber einen unbedingt umarmen wollen müssen. Ja, du weißt was ich meine. Und so ist das beim Bondage auch, du lässt niemanden in diesen Bereich rein und beim Bondage musst du zwangsläufig in diesen Bereich rein. Klar, wenn ich jetzt sage, ich mach jetzt einen Workshop und ich bring jemanden nur die wirklichen Basics bei, wie mach ich eine Armfesselung oder wie fessele ich mal die Beine, dann kann ich das halb auf Abstand machen.
Sebastian Ja gut, aber dann ist das ja auch eher so ein Arzt-Patienten-Verhältnis. Also ich zeige dir jetzt hier einen technischen Kniff, also wenn man jetzt einen Workshop gibt. Vielleicht mag ich mal gucken, wie es danach ist. Also man fesselt dann irgendwann ab?
Talazard Ja.
Sebastian So und irgendwann ist auch das letzte Seil ab und dann ist das vielleicht auch weggeräumt und dann sagt man: oh und der nächste bitte. Und zwar beide. Also, inwieweit bleibt man da noch miteinander verbunden? Trinkt man hinterher... Ich mag gerade Menschen, die noch nicht auf so einem Fesseltreff waren, so ein bisschen mal die Brücke bauen, was sie da erwartet und auch, ich weiß nicht, da fesselt man ja auch nicht sechs Leute an einem Abend.
Talazard Nein, auf keinen Fall, weil das dauert ja auch.
Sebastian Das stimmt, das ist ja immer das Problem dabei, es dauert. Nein, aber hinterher, also, nimm mal an, du hast mit einer Person gefesselt, man versteht sich soweit, dass man schön miteinander fesseln kann, jetzt das letzte Seil weg, was dann?
Talazard Dann frage ich erstmal nach: tut irgendwas weh? Kribbelt irgendwas? Weil das ist das erste, was du machst. Fragen, ist irgendwo was, was jetzt vielleicht im Nachhinein, wenn man die Seile abmacht, kann ja doch irgendwo sein, dass man irgendwo was abgedrückt hat so ein bisschen. Dann fragt man erstmal die Sicherheitsbasics. Und dann fragt man: hey, wie hat es sich angefühlt? Würdest du das nochmal machen? Hat dir das Spaß gemacht? Also man geht jetzt nicht einfach weg und sucht sich den Nächsten oder den Nächsten, den man fesselt.
Sebastian Der Nächste bitte.
Talazard Das ist nicht so.
Sebastian Ich bin jetzt frei."
Talazard Es ist nicht wie in einer Arztpraxis: der Nächste bitte.
Sebastian Entschuldige, ein bisschen provozieren muss ich da schon.
Talazard Ja, ich weiß.
Sebastian Aber also trinkt man hinterher noch ein Getränk und geht man auch zusammen nach Hause. Also keine Ahnung. Also irgendwie weit ist dieser Moment schon so intim, dass man dann auch mehr miteinander macht oder ist es dann eher so, es bleibt dann beim Fesseln und dann sieht man sich vielleicht in vier Wochen wieder auf dem selben Stammtisch?
Talazard Unterschiedlich. Also ich für mich persönlich spreche danach schon gerne nochmal drüber, wie sich das Fesseln angefühlt hat. Zum anderen, ob man vielleicht mal wieder fesselt, weil ich meine, so viele Fesselopfer gibt es nicht. Die das halt auch dann über längerfristige Zeit gerne mal ausprobieren möchten. W eil du schon sagtest, es gibt viele, die fesseln wollen, und wenn man häufiger auf so einen Fesselstammtisch geht, dann merkt man schon, okay, das passt und wir treffen uns vielleicht mal häufiger oder treffen uns auch mal privat, aber man geht nicht einfach weg.
Sebastian Ja, man entwickelt ja auch vielleicht dann gemeinsam Pläne. "Beim nächstes Mal können wir vielleicht das noch machen." Das kann ja von beiden kommen. Das ist so ein bisschen wie flirten, ne?
Talazard Ja.
Sebastian Man fängt halt sehr intim an. Und dann fällt man zurück auf so eine Ebene, wo man sich wieder gegenüber sitzt. Und dann kann man halt gucken, welche Ebene jetzt die Wohlfühlebene für die Zukunft ist.
Talazard Ist eine gute Analogie.
Sebastian Ja, das find ich im BDSM spannend. Also vielleicht muss ich mal gucken bei dir so ein bisschen den Anteil zwischen, du hast ja eine lange Vita, Spielpartner und Partner. Gibt ja beides. Und ja, mit der einen Person teilt man den Alltag, mit der anderen eher weniger Alltag. Und auch beim Fesseln gibt's da auch eine... ja auch da eine Analogie, ich übernehme das Wort gerade mal. Gibt's das da auch, dass man da sagt, man trennt so ein bisschen in Personenkategorien?
Talazard Ja, definitiv. Definitiv. Also, weil man halt, wie du es schon sagtest, wenn man sich zu nahe kommt, nicht jeder mag das. Oder die Chemie passt dann halt um für einen Abend zu fesseln oder auch für alle vier Wochen abends mal zu fesseln, aber nicht für mehr. Das heißt, man bleibt dann zum Beispiel bei: man fesselt immer bekleidet. Man lässt immer was an, ein Hemd, T-Shirt, den Pulli, irgendwas. Und man kann natürlich auch ohne Kleidung fesseln. Das trennt man dann halt schon. Also es gibt dann schon welche die sagen: nee, das reicht mir jetzt. Und das darf man aber nicht forcieren. Also das kommt dann vom Gegenüber der sagt: hey, ich würde gerne mal... wie fühlen sich denn die Seile so komplett auf der Haut an oder wie fühlen sie sich nur auf dem Arm an? Und das unterscheidet man schon. Oder ich unterscheide das.
Sebastian Ich nehme jetzt nochmal den Reaktionsfetischist. Also manchmal hat man ja beim Fesseln das Gegenüber ist dann da am Fliegen und Schweben und Grinsen und dann ist gut. Jetzt du als Reaktionsfetischist willst ja auch mal eine Reaktion, da kann ich mir vorstellen, dass es dann schwierig ist, nicht in den Sadisten-Top-Modus zu, gehen, zu sagen: so jetzt piesacke ich mal und mache dies und das und jenes. Also inwieweit kriegst du es hin, dann da auch die Ebenen zu trennen und eben, dass der Spieltrieb nicht mit dir durchgeht. Weil ich glaube, da haben sich schon hin und wieder mal Menschen beschwert, die haben gesagt: ja, da bin ich gefesselt, dann fängt ja das Spielen an, das wollte ich ja gar nicht. Also wie trennst du das für dich mental, weil man muss sich ja dann doch zurückhalten, weil die Person ist halt gefesselt, man könnte jetzt theoretisch alles machen.
Talazard Da muss man sich dann tatsächlich selber kontrollieren. Wenn man jetzt jemand hat, der wirklich nur gefesselt werden möchte, dann kontrolliert man sich da. Dann hält man sich da auch zurück und dann fesselt man halt wirklich nur. Und dann ist das auch gut und dann redet man danach noch und dann sieht man sich in vier Wochen wieder. Als dein Beispiel.
Sebastian Aber macht dir das Spaß?
Talazard Ja, weil für mich ist es... es macht mir Spaß in dem Moment zu fesseln, weil, das klingt jetzt wieder fies, es ist in dem Moment Übungszeit. Ich kann mein Fesseln üben. Es klingt jetzt technisch, ja.
Sebastian Also doch "die nächste bitte".
Talazard Nein, nein, nein, so ist es.
Sebastian Nein, du weißt, ich rede dir ja gerade... ich rede dich um Kopf und Kragen.
Talazard Ja, absolut.
Sebastian Nein, ich kann das total nachvollziehen, aber ich mag natürlich auch so ein bisschen da in den Kopf reingucken. Und natürlich, das kann man trennen, aber ich glaube, nur das wird dir nicht reichen.
Talazard Nein.
Sebastian Also wenn du alle Freiheiten hast. Ich hab jetzt hier mein Gegenüber, w ir haben auch schon mal richtig gespielt. Wie weit ist fesseln und Spielen... wie weit gehört das zusammen?
Talazard Also ich verbinde das schon ganz gerne und es bietet, wie du schon sagtest, es bietet sich beim Fesseln ja auch an. Wenn ich jetzt weiß, mein Gegenüber mag das und hat damit kein Problem, wenn ich da so kleine Spielsachen, so Spielelemente mit einbaue, dann nutze ich das natürlich. Das kann sein, dass ich mal ein Seil ein bisschen fester ziehe oder ein Seil mal an einer Position langführe, die vielleicht nicht so angenehm ist, einen Knoten irgendwo an eine Stelle bringe, die nicht so angenehm ist oder wie ich schon sagte, man dreht beim Fesseln ja auch viel sein Gegenüber, dass man, wenn die Drehung nicht schnell genug geht, so ein Klaps auf den Hintern oder so. Nach dem Motto: das war mir jetzt nicht schnell genug. Das macht dann schon Spaß. Und es macht auch Spaß, wie der Reaktionsfetisch, wenn ich ein Seil ein bisschen fester ziehe und ich sehe oder höre dann so ein... das ist dann schon, das gefällt mir dann schon.
Sebastian das Hanf, wo man es bleiben lassen sollte, seinem hängenden Bunny, einfach mal einmal Wasser über den Körper zu kippen?
Talazard Auf keinen Fall Hanfseil und Wasser kombinieren, weil Hanf zieht sich zusammen, wenn Wasser drüber kommt. Das heißt, die Fesselung wird dann nur enger und man kriegt unter Umständen die Knoten dann nicht mehr auf und muss dann sein teures, gutes Seil zerschneiden.
Sebastian Ah, es geht also um das Seil. Ich hätte jetzt gesagt, mit so einem Zerstäuber, mit so einer Wasserspritze, immer so ganz dosiert.
Talazard Die Menge Wasser ist kein Problem, du hast ja Wassereimer gesagt und das sollte man nicht machen. Es geht nicht ums Seil, es geht natürlich, wenn ich eine Fesselung mache und die ist schon relativ fest, weil ich sage, ich will jetzt eine Hängebonnet machen, dann müssen die Seile festliegen, dass sie nicht verrutschen. Dann da Wasser drauf kommen lassen und die Seile werden noch enger, dann kommt es an Punkt, wo es nicht mehr angenehm ist, wo auch ich sage, das ist nicht das, was ich bezwecke. Aber mit so einem Wasserzerstäuber oder...
Sebastian Ja, das wäre jetzt so die Idee: immer wenn du Quatsch sagst, dann sprühe ich einmal, dann wird es ein bisschen fester.
Talazard Was man auch sehr oft hat, in dem Moment, wo man jemanden gefesselt hat... Wirklich die ganze Zeit ist nichts, die Hände sind gefesselt und in dem Moment fängt bei dem Ropebunny die Nase an zu jucken oder es liegt ein Haar irgendwo, es ist immer... es dauert immer genau bis zu diesem Moment und dann... N aja, dann sagt doch bitte wenn ich dir die Haare weg machen soll oder... wo wir beim Thema "bitte" wären. Oder mein Hals juckt, kannst du mir was zu trinken geben? "Ja natürlich kann ich dir was zu trinken geben" Und dann hält man die Flasche so, dass erst nur ein kleiner Schluck oder ein größer Schluck, man kann das schon mit einbauen.
Sebastian Mhm, okay, also der Spieltrieb, der ist dann definitiv da. [Talazard: Ja, natürlich.] Okay, vielleicht ist da der Punkt: Fesseln aus meiner Perspektive ist dazu da, damit der Rohrstock besser trifft.
Talazard Nein. Also, das muss ich sagen, wenn ich das nicht absolut vorher abgeklärt habe und wirklich eine Fesselung wähle, wo nichts passieren kann, wo niemand umkippen kann, sich irgendwo wehtut, dann kann man auch ein bisschen Impactplay mit reinbringen. Aber man muss, wenn man fesselt, wirklich sich zurückhalten. Weil halt, wenn man das Bunny ruckt oder zieht irgendein Seil und das Seil zieht sich dadurch fester, das muss nicht sein. Dinge, die ich in dem Moment als Rigger nicht steuern kann, die versuche ich zu vermeiden.
Sebastian Okay.
Talazard Kontrolle.
Sebastian Genug Bondage?
Talazard Ja.
Sebastian Ja zumindest mal fragen, dann kann ich gleich mit dem nächsten Thema... Es gibt diesen alten Männertraum, mehr als eine Subbie zur gleichen Zeit. Hast du sowas schon mal erlebt?
Talazard Einmal ja.
Sebastian Okay, einmal. Bist du nicht auf den Geschmack gekommen?
Talazard Es ist anstrengend. *lacht*
Sebastian Endlich sagt jetzt mal jemand. Wie viel magst du erzählen? Ich glaub, ich hör jetzt einfach mal ein bisschen zu. Weil das ist so ... Ich hab letzte Woche zwei, drei ... nein, in den letzten vier Wochen zwei, drei Mails bekommen, wo Menschen auch gesagt haben, sie möchten unbedingt mal mehr als mit einer Person spielen, sowohl Männer als auch Frauen. Wobei für Frauen scheint das irgendwie leichter zu fallen, da natürlich Menschen zu finden, aber dieses: "Mehrere Subs, mehr Macht, mehr Kontrolle, mehr Sachen, mehr Möglichkeiten, Wahnsinn!" Und jetzt sagst du als erstes, das ist anstrengend. Ich bin gespannt, ich höre jetzt einfach mal gespannt.
Talazard Ich muss mich kurz korrigieren, das war zweimal. Das erste Mal war wirklich... es war toll. Es hat auch wirklich Spaß gemacht. Ich hab das nicht forciert, sondern mein Gegenüber hat das forciert und hat plötzlich auf einer Party noch eine zweite Frau angeschleppt. Und ich dachte, okay, wie, wie, wie, wie? Ja, die Fantasie hat man natürlich. Oder viele haben die Fantasie und es macht auch Spaß. Aber man hat dann, so blöd wie es klingt, doppelte Arbeit. Weil wenn man dann, so wie ich, auf Menschen als seinen Gegenüber steht, was halt nicht so absolut brav ist, dann hat man da plötzlich zwei Personen, die einen so ein bisschen aufsässig und ein bisschen provozieren und ein bisschen Reaktion haben wollen.
Sebastian Du armer Mensch. *ironisch*
Talazard Nein, so furchtbar, wie es gerade klingt, war es nicht.
Sebastian Okay, also deine Partnerin kommt an und sagt: hier ist noch eine Person und wir spielen jetzt hier zu dritt. Du hast alle Möglichkeiten. Kanntest du die Person vorher spielen?
Talazard Nein, überhaupt nicht. Das hat sich dadurch ergeben, dass wir auf einer Party waren und ich halt mit einem der Spielzeuge gespielt hab, mit dem ich am besten und am meisten und wirklich gut umgehen kann. Und sie halt das vorher noch nie erlebt hat und zu meiner Sub sagte: "I ch möchte das mal ausprobieren. Er sieht kompetent aus, hättest du was dagegen, wenn er das bei mir mal ausprobiert?" Und daraus hat sich das ergeben, beim ersten Mal.
Sebastian Ist das nicht auch irgendwie praktisch, weil man hat dann da zwei und kann gegenüberliegend irgendwas machen. Also ich hab natürlich immer als erstes Bild: die eine braucht Mist, die andere wird dafür bestraft.
Talazard Ja natürlich, genau das macht man.
Sebastian Und dann gibt es da diese Subbie-Solidarität, dann gibt man sich besonders viel Mühe, weil selber für seinen eigenen Scheiß einstehen, das ist okay, aber doch nicht jemand anders. Und da kommen psychologisch ganz viele Sachen dann zustande.
Talazard Das Problem dabei ist, und jetzt kommen wir zu dem Punkt, wo ich sage, das ist anstrengend, oder das ist mir beim zweiten Mal leider passiert, man muss dann aufpassen, dass man, wenn man mit jemand neuem halt dann da spielt, der dabei ist, seinen Partner nicht vernachlässigt. So nach dem Motto....
Sebastian Oder die andere Person.
Talazard Genau, oder die andere Person. Man muss das halt dann schon aufteilen. Oder man sagt dann halt: okay, du kniest dich jetzt für 10 Minuten in die Ecke und schaust zu, was ich mache und darfst nichts sagen. Das muss man aber klar kommunizieren und das ist mir tatsächlich passiert, i ch habe das vernachlässigt, weil man kommt halt nicht so oft in die Situation, dass man mit zwei oder mehr Subbies spielen kann.
Sebastian Ja, ich glaube, das ist auch so eine Grundintention, dass ich der Meinung bin, dass, wenn ich mit einer Person spiele, dann, was biete ich? Und das ist im Grunde absolute, ungeteilte Aufmerksamkeit. Bei zwei Personen geht das nicht. Und man schaut immer eine Person an. Es ist immer recht schwer so zu schielen, dass man zwei anguckt. Und dass man gleichzeitig bei beiden ist. Das heißt, die einzige Strategie, die funktioniert, ist, dass man einen Helfer, eine Helferin hat, damit jeder eine Rolle, eine Position hat. Weil du kannst dich halt immer nur auf eine Person konzentrieren.
Talazard Dann gibt's aber einen ganz einfachen Trick, Sebastian. Da gibt's sowas, das nennt sich Augenbinde. Dann ist die andere Person in dem Moment abgelenkt und merkt halt nicht sofort, wenn sie nicht die absolute Aufmerksamkeit hat.
Sebastian Ich weiß, das klingt jetzt… Das ist auf jeden Fall eine Lösung. Ja, oder ich hab das Gefühl, man versucht sich dann so ein bisschen zu zerreißen. Also man ist dann so der Showman, sag ich jetzt mal. Oder man muss halt für beide da sein und dann will man natürlich noch die Beziehungspriorität erhalten. Also, ja, kompliziert. Ich stimme dir absolut zu, aber es macht ja auch sau viel Spaß.
Talazard Ja, natürlich. Und da kommt wieder der Punkt Reaktionsfetischist, weil eine andere Person ja komplett anders reagiert auf Sachen die man tut. Das sind ja Reaktionen, die man vielleicht sonst nicht hat. Und das war halt das, was wirklich sehr reizvoll war. Mal eine komplett andere Reaktion auf den gleichen Reiz, eine komplett andere Reaktion zu bekommen. Das hat schon Spaß gemacht.
Sebastian Ja, und ich sag mal, die Spielmöglichkeiten sind natürlich unendlich, ne? Was weiß ich, beide zählen immer nur dann, wenn sie den Schlag hören, aber nicht spüren.
Talazard Oder einfach, weil ich halt auch gerne unvorhersehbar spiele, dann sag ich: okay, du bekommst jetzt zehn Schläge, dann mach ich vier und plötzlich krieg ich die anderen den Schlag. Du musst dann ja trotzdem mitzählen. Und wenn sich jetzt eine von beiden verzählt, fange ich bei beiden von vorne an. Also man kann dann schon auch so ein bisschen seinen Spaß haben und seine Neigungen ausleben.
Sebastian Okay, also das packe ich jetzt in die Kategorie Spielen und ich Strafe rein.
Talazard Ja.
Sebastian So, jetzt ist aber.. wir haben jetzt hier gerade zwei Herren reden über: wir haben mehrere Frauen. Und jetzt nehmen wir mal das zweite Beispiel, ähm ... Du hast eine Spielpartnerin, eine Partnerin, und jetzt wird ein zweiter Top dazu geordnet. Und ihr macht da gemeinsam Kompetenz teilen, Macht teilen.
Talazard Das geht.
Sebastian Okay. Das haben immer viele nicht auf dem Schirm.
Talazard Da muss ich sagen, das ist für mich persönlich insofern schwierig, weil ich halt, wenn das jemand ist, den ich kenne, ich nehm jetzt einfach dich als Beispiel, bei dir weiß ich: d u machst das und das und du bist so und so erfahren, da weiß ich, wenn ich dir jetzt einen Rohrstock in die Hand gebe, du machst mein Subi nicht kaputt. Nicht absichtlich *lachen* oder bei dir weiß ich, wenn ich da jetzt sage: okay, jetzt reicht es. Dann hörst du auch auf, ohne dass ich da groß dazwischen gehen muss. Das ist eine Vertrauensfrage. Ich muss dem anderen Top dann vertrauen können.
Sebastian Also wie weit geht da die Absprache? Wie weit spricht man sich dann mit der zweiten Top-Person ab, dass man sich auch nicht ins Gehege kommt?
Talazard Da gibt's zwei Möglichkeiten. Entweder man nimmt das tatsächlich als Szenario und klärt das vorher, ohne dass Subbie wie das weiß, dass plötzlich ein zweiter Top dabei ist. Was dann natürlich, Subbie wie natürlich mögen muss. Sonst ist es blöd, weil dann ist es zu viel und dann kann man das Ganze gleich abbrechen. Oder es ergibt sich in dem Spiel halt, dass ein zweiter Top dabei ist oder ein zweiter Dom. Und dann ist es ... so eine Art ... ja ... telepathische Kommunikation, wo man dann halt schon auf den anderen guckt, geht das jetzt zu weit, mag er das, macht er das, macht er das so wie... oder findet Subbie das noch gut und dann sagt man "hey", ohne dass Subbie das mitkriegt, sagt man "hey, mach mal ein bisschen langsamer, bremst dich mal ein bisschen".
Sebastian Aber ist das Arbeitsteilung oder anstrengend, weil man muss ja auch darauf achten, dass die andere Person sich innerhalb der Absprachen und Regeln benimmt.
Talazard Das kann sowohl als auch sein, also Arbeitsteilung finde ich ein gutes Wort.
Sebastian Ja also man kann natürlich, ich geb's auch ehrlich zu, Kompetenz ist ja auch spannend. Also wenn ich jetzt, wenn das Podcastsubbie sagen würde, sie möchte unbedingt mal hängen und unbedingt mal fliegen. Und dann hab ich die Wahl, dass ich mich jetzt monatelang hinsetze und das übe. Möglicherweise suche ich mir dann dominantes Personal. *lachen* Nein, aber man möchte natürlich dann auch Wünsche erfüllen. Unter dem Aspekt kann das ja auch funktionieren.
Talazard Das auf jeden Fall, also wenn ich jetzt jemand habe, der sagt: ich möchte unbedingt das und das ausprobieren. Und ich sage das ist definitiv nicht meins, dann kann ich ja schlecht hingehen und sagen: nee du darfst das nicht, weil ich das nicht kann. D ann sollte man dann schon sagen: okay, dann suche ich, wie du sagtest, ich suche mir dann fähiges Personal, wo man das dann ausprobieren kann, weil man kann ja nicht alles können.
Sebastian Was ich an dieser ganzen Thematik spannend finde, das ist so ein bisschen auch die Magie von Partys. Sowas passiert ja am ehesten auf Partys. Erstmal, wann hast du deine letzte Party besucht? Covid ist gerade durch, so halbwegs.
Talazard Sechs bis acht Wochen vielleicht.
Sebastian Okay.
Talazard Also eine kleinere Party, also keine richtig große, so wie früher.
Sebastian Genau, das ist vielleicht genau der Punkt. Wann bist du das erste Mal auf eine Party gegangen?
Talazard Oh, das war 2008 oder 2009. Also nachdem ich schon in Magdeburg und in Hannover unterwegs war.
Sebastian Okay, das sind aber 10 Jahre Party-Erfahrung und da mag ich mal mit dir einfach sprechen. Also erstmal: wie ist für dich eine gelungene Party und wie haben sich auch Partys und deren Publikum oder was dort passiert, wie hat sich das vielleicht verändert und gibt es was, was man vermisst oder.... du merkst, das sind ganz viele Fragen. Aber ich hab ja ganz oft Menschen, die haben dann alles besucht oder gelegentlich auch mal eine Party, aber du hast jetzt Langzeiterfahrung?
Talazard Ja das kann ich, also da bin ich ein schlechter Ansprechpartner, eigentlich bin ich zwar viel auf Partys gewesen, aber ich bin halt eher so der Mensch für Spielpartys, also diese Playpartys. D iese Fetischpartys, dieses Sehen und Gesehenwerden, das ist nicht so meins, da fühle ich mich nicht so wohl, wenn dann so wirklich so viele Menschenmassen sind und sich aneinander drängeln und tanzen und Musik ist so laut, dass man sich nicht mehr unterhalten kann, das ist nicht meins.
Sebastian Okay, also du brauchst Spielzimmer oder öffentliche Spielfläche?
Talazard Beides. Ich kann mit beiden sehr gut umgehen. Ich hab kein Problem, grade fürs Bondagen kann ich sehr gerne auch mal öffentlich das machen oder wenn ich was dabei habe, mit dem ich gut umgehen kann, überhaupt kein Problem, wenn mein Gegenüber das möchte. Oder es unterschwellig oder ... Also, du weißt, worauf ich hinaus will.
Sebastian Okay, aber was willst du auf einer Party machen? Also, wozu ist die Party da? Weil spielen kannst du ja auch zu Hause.
Talazard Ja, aber du hast auf Party ganz andere Möglichkeiten. Du hast Themenräume, was du zuhause nicht hast. Du hast nicht, gerade für mich als Rigger, du hast.... nicht in jeder Wohnung kannst du einen Hängepunkt dir aufhängen. Ja, ich weiß, du hast einen, ich ärgere mich auch schon.
Sebastian Ich hab den gleichen noch zweimal im Haus. *lacht* Ich hab ja Manschetten und Ketten und so Zeugs.
Talazard Nein, aber du hast halt ganz andere Möglichkeiten, die du zu Hause nicht hast, weil der Großteil der Leute wohnt in Mietwohnungen, da kannst du dir nicht mal eben irgendwo ein großes Andreaskreuz oder ein Strafbock oder was du sonst halt so an Neigungen und Fetischen hast, dir reinstellen, das geht einfach nicht und da hast du halt auf Partys ganz andere Möglichkeiten und dann hast du Partys, die sind unter einem bestimmten Motto oder ein Thema, da ist keine Ahnung... "Die Nacht der O" zum Beispiel. Das war früher was, wo ich gerne hingegangen bin, das hat sich inzwischen ein bisschen geändert, weil wir hatten das Thema ja, man entwickelt sich ja, Geschichte der O fand ich am Anfang ganz toll mit so super devot und... inzwischen nicht mehr.
Sebastian Da sind ja auch andere Menschen. Also bisher geht es erstmal um die Möbel. Wobei ich hätte... wenn man jetzt mal zurückdenkt, hätte ich als Covid angefangen, hätte gesagt: Mensch, ich fange an die ganzen Möbel aus Locations an Leute für zu Hause, fürs Wochenende zu vermieten. Mein Gott, ich wäre reich geworden, ja!
Talazard Da wären wir reich geworden.
Sebastian Du brauchst ein Andreas-Kreuz in der und der Ausführung, kein Problem. Nächste Woche wird es geliefert für ein Wochenende, kostet 50 Euro. Na wahrscheinlich 100. Das wär sagenhaft gewesen, die Sachen standen ja jahrelang rum nur. Ähm, okay, aber also Möbel und Leute, also ... Was ist, wenn man ... Was ist mit den Leuten da?
Talazard Also ...*lacht* Jetzt red ich mich wieder um Kopf von Kragen. Ich bin natürlich auch so ein kleiner Voyeur. Ich guck gerne anderen beim Spielen zu. Also, ich guck gerne, was machen die, wie reagieren die? Kann ich vielleicht irgendwas sehen, was ich selber noch nicht probiert habe, was mir vielleicht doch plötzlich gefällt? Also, deswegen geh ich auf Partys. Man geht auch manchmal mit mehreren Leuten dahin, und dann hat man halt Spaß, man trifft sich halt. Das ist so ein soziales Event. Und dann teilt man sich halt irgendwo auf und geht dann spielen, wo man halt möchte, mit seinem Partner.
Sebastian Oder man steht erst mal eine halbe Stunde an einem Spielzimmer an. Was aber auch toll ist, weil in dieser Schlange lernt man Leute kennen.
Talazard Wobei man auch da wieder sagen kann, dass wenn du auf die Partys gehst wo nicht ganz so viel los ist, dann geht das tatsächlich.
Sebastian Ja, und es kommt auch immer der Moment, wo alle fertig gespielt haben und dann kann man loslegen. Ich hab für mich für Partys, das war so mein erstes Gefühl auf einer Party, war Freiheit. Ich hab einen Raum, ich hab einen größeren Raum, in dem ich einfach sein kann wie ich will und wie ich bin. Und mich im Prinzip ... mir keine Gedanken machen muss. Subbie provoziert, kein Problem, da ist irgendwo ein Kreuz. Einmal ran da und bestrafen. Ähm ... da ist es wieder.
Talazard Wir kommen davon nicht weg.
Sebastian Nein, ich glaub, die Folge bekommt im Titel irgendwas mit Punishment, Deluxe oder so.
Talazard Nein, und was halt auch viel ist, wenn man eine Spielpartnerin hat, die man nicht jeden Tag sieht, dann ist das was anderes, wenn man sich mal zum Spielen trifft, als wenn man in der Langzeitbeziehung ist und der Alltag halt ist. Und wenn man dann sagt: okay, wi r planen jetzt in vier Wochen fahren wir zu einer Party. Dann kommt da so eine Vorfreude, weil das ist dann halt Ausbruch aus der Normalität, die man sonst so hat. Das ist was ganz anderes. Und ich mag es zum Beispiel auch, ich hatte ja gesagt, dass ich hier so für D/S und so langzeit oder so total power exchange, das ist nicht so meins a uf Dauer. Für eine Party ist das durchaus mal ein reizvolles Konzept, wo ich dann sage: so und heute Abend bist du gehorsam, bist du still und bist devot. Für einen Abend auf einer Party kann man das super machen. Da macht mir das auch Spaß. Aber das ist halt dann, was man zuhause dann in dem Moment nicht macht. Und es ist natürlich nochmal was ganz anderes, wenn man dann mit jemandem wo ist und da sind andere und die können vielleicht zugucken und es ist schon… Ich kann das jetzt mal erzählen, das ist aus einer Beziehung, die ich hatte: Sie ist zum ersten Mal mit mir auf eine Party gefahren und sie war nervös. Ich hab das schon gemerkt, hatte vorher so eine kleine Flasche Sekt gekauft und die habe ich im Auto für sie aufgemacht. Ich hab natürlich nichts getrunken, weil wenn ich fahre, trinke ich nicht. Und sie gießt sich da das Glas ein und ist so aufgeregt, dass sie das Glas komplett in meinem Auto verkippt. Also das heißt mein Auto hat dann so bestimmt vier Wochen komplett nach Sekt gerochen, es war in dem Moment sehr witzig, ist dafür auch nicht bestraft worden. Weil, bevor du das wieder fragst, weil das passiert dann halt einfach. Also auf Partys passieren auch Sachen, die so sonst nicht passieren. Ich bin mit einer sehr guten Freundin auf einer Party gewesen, die ist sonst wirklich frech und aufmüpfig und die kriegst du nicht klein und das war eine Motto-Party und sie war den ganzen Abend... die ist keinen Schritt von meiner Seite gewichen. Die ist immer ganz lieb und brav gewesen, weil sie so eine Angst vor dieser Party hatte, dass sie gesagt hat: oh Gott, bloß nicht aufhallen, unauffällig bleiben. Und das ist natürlich reizvoll. Was ich natürlich dazu sagen muss, wie man das dann auf der Party aufzieht, das ist meistens einem selber... Klar, wenn du eine Party mit einem Motto hast, dann versucht man sich so halbwegs dran zu halten, aber man muss immer dazu sagen, nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Also wenn da in den Partys drin steht: "du musst und du darfst und das darfst du nicht", dann kann ich als Dom immer noch sagen: "du darfst das trotzdem". Weil was will ich denn? Es gibt eine Party in Hamburg, da gibt es die Regel: Subbie darf nicht sprechen. Ja, kann man machen. Ich persönlich finde das für mich selber albern und ich habe da auch einen sehr guten Grund. Wir waren mit einem befreundeten Pärchen da und er hat mir am nächsten Tag ein Foto geschickt und hatte er so einen ganz großen blauen Fleck am Knie. Weil Subbie ihn den ganzen Abend angetippt hat, wenn sie was wollte. Immer auf die gleiche Stelle.
Sebastian Oh, wie schön.
Talazard Also es gibt Regeln, die sind albern.
Sebastian Ja, was heißt albern. Ich nenne das ja immer Animation, das meine ich gar nicht schlecht, aber das ist natürlich, um Menschen auch ein bisschen auf Ideen zu bringen. Vielleicht nehmen wir jetzt mal deine Expertise, weil ich habe eine Mail bekommen vor einigen Wochen, die habe ich inzwischen auch beantwortet, aber vielleicht kannst du nochmal was dazu sagen. Es gibt Menschen, die sagen "wir gehen jetzt eher nicht auf Partys, weil da werden wir ja von allen angeguckt und dann müssen wir uns ja für unser Spiel rechtfertigen und unser Spiel ist ja vielleicht nicht ganz so normal und wir haben da so unsere eigene Art und Weise" und da sind so ganz viele Bedenken. Man wird bewertet. Und ich hab ... Ja, jetzt sag erst mal du was dazu.
Talazard Also, da hast du irgendwo recht. Weil das Problem, was man in der BDSM ... Ich weiß nicht, ob das jetzt noch so ist, aber am Anfang hatte ich das Gefühl, dass nach außen hin immer gesagt wurde: ja, ihr müsst mehr Toleranz für uns BDSMler haben, weil wir sind ja nicht anders als ihr. Aber selber in der Szene, sobald man einen Kink oder einen Fetisch hatte, den man selber nicht teilt, hat man das verurteilt. Klar gibt es Menschen, die spielen mit Nadeln, die spielen Spiele, wo auch mal Blut fließt, mit nem Messer oder sowas. Das ist nicht meins, persönlich nicht, aber deswegen verurteile ich nicht. Und auch auf ner Party, wenn das jemand macht, sollen die das machen. Solange das einvernehmlich ist, ist das doch vollkommen okay.
Sebastian Das ist spannend, weil ich hab ne völlig andere Antwort gegeben.
Talazard Und das ist dieses... also, ja, man guckt sich das schon an, aber ich finde nicht, dass man das verurteilen sollte. Und was man unbedingt lassen sollte auf Partys, ist dieses höher, schneller, weiter. Okay, er hat seiner Subbie jetzt mit dem Rohrstock zehn gegeben, um dagegenzuhalten, um der größere und bessere Dom zu sein, na, mach ich jetzt 20.
Sebastian Ja, welcher Arsch ist blauer, ne?
Talazard Genau, das ist das Falsche. Und man kann ja auf Partys, wenn man sagt: okay, ich will die Atmosphäre mal haben, aber ich will nicht beurteilt werden, Dann kann man sich ja einen Spielraum nehmen, den man abschließt. Oder den man halt, wo man die Tür zumachen kann.
Sebastian Stimmt, das kann man tun. Auch ansonsten, wenn man halb öffentlich was macht. Also ich habe eine andere Antwort gegeben, als du gesagt hast, nämlich, dass eigentlich genau das der Ort ist, wo ihr genau so sein könnt, wie ihr seid, solange ihr euch da nicht gegenseitig mit Rasierklingen bewerft und andere trefft. Das habe ich jetzt nicht geschrieben. Vielleicht bin ich da ein bisschen zu sehr auf Wolke sieben, aber ich meine schon, dass man da mehr Freiheiten hat. Und man wird halt nicht beobachtet, also wenn man einmal mit dem Schlag nicht richtig trifft, dann wird da nicht sofort ein Polizist daneben stehen oder irgendwer sagt: oh das war aber nicht okay, ihr geht jetzt mal besser. Das ist alles wesentlich entspannter. Und du hast aber recht, man sollte sich nicht die großen Sachen vornehmen. Bist du eigentlich so wie ich so ein Typ, der einfach viel zu viel Spielzeug auf eine Party schleppt? Zwei Reisertaschen und noch dies und noch das.
Talazard Also ich sag mal so, man nimmt prinzipiell immer zu viel mit und als jemand der auf Bondage steht, hat man sowieso immer gefühlt ein Kilo Seile dabei, also ja.
Sebastian Ja und die Spinde sind immer zu klein.
Talazard Und am Ende hat man dann vielleicht ein Rohrstock und eine Peitsche benutzt und das war's. Man hat viel zu viel dabei, ja.
Sebastian Genau, weil man weiß ja nicht, was man vorhaben könnte, wohin die Stimmung geht. Und es ist nichts ärgerlicher als das eine Ding, was jetzt genau das Richtige wäre, nicht dabei gehabt zu haben. Also das würde ja immer so ein bisschen belächel, die Kofferdoms *lacht*, die mit ihrem Rollköfferchen auf die Party gehen. Aber ich mag da so ein bisschen die Lanze dafür brechen. Wenn man da viel Kram dabei hat, dann heißt das einfach nur, ich möchte Möglichkeiten haben, auch wenn das komisch aussieht. Und das sieht komisch aus und ich komme mir da auch albern vor, aber so ein bisschen mehr dabei zu haben, geschadet hat es nie. Und manchmal hat man gesagt: auf der nächsten Party machen wir das. Und dann macht man das nicht. Auf der nächsten und auf den nächsten zehn Partys auch nicht. Aber irgendwann kommt der Tag.
Talazard Und dann hat man es nicht dabei und dann ärgert man sich.
Sebastian Man darf sich überlegen, wofür.
Talazard Ja, ich mein, nur weil man viel dabei hat, heißt das ja nicht, dass man jetzt zwingend alles verwenden muss. Klar sieht das schon lustig aus, gerade wenn man bei den größeren Partys ist und dann steht man da am Eingang und hast die Subbies, die grad mal einen Mantel anhaben, und dann hast du den Dom daneben, der mit seinem Rollkoffer kommt oder seiner Riesentasche oder seinem Rucksack. Man kommt sich ein bisschen komisch vor wie so ein Vertreter für Spielzeug in dem Moment.
Sebastian Oh ja, das ist gut. *lachen* Ein kleines bisschen drückt uns die Zeit, aber das passt gerade gut. Also wenn du einen Koffer hast, dann kannst du den auch packen. Die Frage ist, wie sieht deine Zubehörsammlung zu Hause aus? Du hast ja zehn Jahre gesammelt. Also Tops und Flops würden mich interessieren, also gerade für so Sachen, die man anschafft, die vielleicht sogar teuer waren und die dann nie benutzt werden oder die sich als blöd herausgestellt haben. Keine Ahnung, also da gibt's bestimmt irgendwelche Pleiten oder eben auch Dinge, die überraschenderweise total spannend sind und überhaupt nicht als BDSM-Spielzeug herhalten.
Talazard Also ich überlege mir schon gut, bevor ich mir was kaufe. Ich hab was, das habe ich aber geschenkt bekommen, das war eine Edelstahl-Gerte. Die sieht wirklich gut aus und die kann man auch mal mitnehmen, aber die verwende ich nicht, weil ja... ich habe gesagt, ich habe einen gewissen Anteil von Sadismus, aber die ist too much, das muss nicht sein. Und bei einem lustigen Spielzeug. Es gibt ja so Reizstromgeräte und da gibt's so Handschuhe dafür, da sind so kleine Metallfasern drin. Und dann legt man die Elektrode irgendwie hin und wo man dann mit dem Handschuh hin fasst, da gibt's da so einen kleinen Stromschlag oder so ein Stromprickeln. Ja, das ist sehr schön, es sei denn man denkt nicht drüber nach, dass die Metallfasern vielleicht auf die Handfläche durchgehen und wenn man das das erste Mal verwendet, man den Stromschlag dann jedes Mal selber noch mitkriegt. War ein sehr witziges Erlebnis, als ich das benutzen wollte und dann selber so gemacht habe und dann selber so ein bisschen gezuckt habe und dachte: oh, das hast du dir nicht gut überlegt. Inzwischen wenn ich die dabei habe, dann hab ich auch so Latexhandschuhe, die ich dann drunter ziehe, die isolieren, damit mir das nicht mehr passiert, weil ich will ja Reaktionen sehen und nicht selber machen.
Sebastian Ja aber der bekommt "ich leide genauso wie du" dann da nochmal eine ganz eigene... *lachen*
Talazard Es war schon eine sehr witzige Situation.
Sebastian Ja, komm, wir reden mal in Schränken oder in Kubikmetern. Was hast du angesammelt? Bist du jemand, der viel ansammelt?
Talazard Ich hab inzwischen relativ viel. Ich bin inzwischen aber auch an dem Punkt, wo ich doch der ein oder anderen Person, die anfängt, auch mal ein älteres Spielzeug dann gebe. Nicht, weil's jetzt ich nicht mehr möchte, sondern weil ich vielleicht inzwischen das doppelt habe. Wo man dann sagt: hier, komm, den Flogger hab ich doppelt, d en schenk ich dir jetzt, dann kannst du mit üben. Das ist ein Einsteiger-Spielzeug. Das ist auch noch gut. Also ich gebe die jetzt nicht weg, wenn die total abgeranzt sind, um es mal so zu sagen. Sondern die sind dann schon in Ordnung und mit denen kann man dann noch spielen. Oder mal so einen Rohrstock. Weil wenn man damit anfängt, dann schenkt man halt mal jemandem einen Rohrstack und sagt: hier komm, hast du schon mal was. Und um das in Mengen zu sagen, also das Seilthema hatten wir ja schon, so um die drei, vierhundert Meter. Die liegen zusammengerollt in einer Schublade einer großen Ikea-Malmkommode. Es sind drei volle Schubladen von so einer, ja ich sag mal so mehr als hüfthohen Kommode, auch die Breiten, die so.. also ich hab einiges.
Sebastian Okay, gibt's da auch Dinge, die ich jetzt nicht erwarten würde? Oder wenn ich da durchgucken würde, deine Sammlung, wäre da irgendwas dabei, wo ich sagen würde: ach guck an!?
Talazard Ich weiß nicht wieso, aber es liegt ein Stethoskop in der untersten Schublade. Ich weiß nicht was das da soll, ich weiß noch nicht mal genau, wo ich das her habe.
Sebastian Vielleicht ist das so ein Lerneffekt, mal zu gucken, schlägt das Herz noch?
Talazard Ich habe tatsächlich jetzt mal wieder so ein bisschen durchsucht und gedacht, was macht das da? Wo kommt das her? Wieso habe ich das? Weil das ja nicht... also so Klinik ist nicht so meins. Deswegen ergibt es für mich keinen Sinn, wie das da reingekommen ist. Und ich habe ja auch keinen medizinischen Background. Also ich weiß nicht, wo es herkommt.
Sebastian Okay, aber gibt es auch wirklich Sachen, die da absichtlich sind?
Talazard Ja, natürlich. Es gibt Sachen, die kauft man sich. Ich habe mir vor Jahren in Berlin damals in einem sehr guten Laden eine Peitsche gekauft und die war auch nicht billig und die liegt auch in meiner Schublade ganz oben. Das heißt, wenn man die aufmacht, sieht man als erstes diese Peitsche, weil das einfach mein absolutes Lieblingsstück ist und die wird auch gepflegt. Die wird schön mit Sattelwachs... dass die schön geschmeidig bleibt.
Sebastian Pass auf, da wir ja heute kein "Ding der Woche" hier haben, ich hätte gerne von dieser Peitsche ein Bild.
Talazard Ich kann dir das tatsächlich direkt geben, ich habe ein Bild auf dem Handy.
Sebastian Ja wunderbar, ich hätte das gerne dann in den Shownotes drin.
Talazard Schicke ich dir.
Sebastian Sehr gut. Hervorragend. Ich habe mir eine Notiz gemacht.
Talazard Ich kann dir auch ein Bild von meinen Seilen, ich habe zwei schöne Bilder von meinen Seilen gemacht, kannst du auch mit reinpacken.
Sebastian Sehr gerne. Ja, damit die Menschen sich ein bisschen was vorstellen können. Auch wenn Podcast ja so ein Audio Medium ist, Bilder sind immer nicht schlecht. Bei Spielzeugen habe ich immer so die Überlegung: was davon ist seelengebunden? Ja, wenn man mit einer Person fest verpartnert ist, dann ist das super. Seelengebunden heißt aber so... was sollte eine Spielpartnerin, mit der du jetzt mal spielst, was sollte die selber besitzen? Was teilt man nicht? Also ich nehme jetzt mal so einen schönen Silikon-Analplug oder so. Das ist was, natürlich kann man die Sachen sauber machen, aber trotzdem sind diese Sachen tendenziell eher an die Person gebunden.
Talazard Also was für mich absolut seelengebunden ist, ist ein Halsband. Das ist für mich.... ich habe in meiner, das wirst du in meiner Schublade nicht finden, ich habe kein Halsband in meiner Schublade.
Sebastian Also nicht mal so ein Reisehalsband?
Talazard Nein, nicht mal ein Reisehalsband, weil für mich ist das tatsächlich was, das ist personengebunden und das... entweder gibt man das weg oder man wirft es danach weg. Man kann sich ja im Guten trennen oder nicht im Guten trennen und wenn man sich im Guten trennt und dann sagt man: hey, möchtest du das Halsband haben? D ann gibt man das Halsband weg. Oder man trennt sich halt nicht im Guten, dann hat man keinen Kontakt mehr, sagt man ja gut, dann kommt das Halsband weg, weil das wird nicht nachverwendet.
Sebastian Mit dem Halsband sind wir doch jetzt auf der Ebene, D/S-Kennzeichnung nach außen tragen. Also was sagt so ein Halsband? Du legst ein Halsband um, dann hat das ja nicht primär den Grund, damit der Nacken beschwert wird.
Talazard Nein, das ist zum einen, wie ich schon gesagt habe, ich bin ja jemand, der nicht 24/7 spielt. Für mich ist das ein Symbol, jetzt beginnt das Spielen, jetzt beginnt eine Session. Also als eine Sache. Und zum anderen kann man das auch ganz gut verwenden, gerade wenn man auf Partys geht. Seiner Sub ein Halsband umzulegen ist so ein: h ey, lasst mal die Finger davon oder fragt mal wenigstens, bevor man... Sie ist kein Freiwild. Weil das hat man oft auf Partys, leider auch auf den guten Partys, dass dann so einzelne Single-Männer dabei sind, die dann meinen, alles was nicht bei drei auf den Bäumen ist, kann man ankrabbeln und dem kann man hinterherlaufen und da kann man Sachen mitmachen.
Sebastian Kommt das sehr oft vor?
Talazard Es kommt ein bisschen drauf an, also es wird schon darauf geachtet, dass erstens der Anteil nicht so hoch ist und zweitens, dass das nicht überhand nimmt. Aber es gibt so ein oder zwei Locations, die sagen: hey das sind bezahlende Mitglieder, die gehören zu uns, die müssen wir reinlassen, weil sonst zahlen die nicht mehr und dann ist das schwierig. Das klingt jetzt blöd, ich pass dann auf mein Eigentum schon ganz gut auf und da hilft so ein Halsband zu zeigen: hey das ist meins. Und so ein schönes schmales Halsband sieht halt auch hübsch aus. Also ich bin eher der Mensch, der so kleine schmale Halsbänder mag und nicht so diese großen, wo man dann dran ziehen kann.
Sebastian Es gibt diese hier... oh Gott, "Swedish Collar" oder so heißen die Dinger, die sehen ultramassiv aus, sind relativ leicht. Ich hab die mal auf der Messe einmal in der Hand gehabt. Die sind halt so ultra breit und ultra groß und ultra schwer und ultra teuer.
Talazard Also das ultra teuer muss ja gar nicht sein. Ich meine, es gibt ja diesen schönen Begriff, den "perversen Aufschlag". Klar kann ich mir ein Halsband im Fachhandel, also im BDSM Fachhandel kaufen oder ich gehe einfach in die gut sortierte Zoohandlung um die Ecke und kaufe da ein Halsband. Und da gibt's sehr schöne, sehr kleine und da kommt man manchmal auch in sehr lustige Situationen. Ich habe ein Halsband gekauft und die Verkäuferin fragte dann mich: ja wie groß ist denn ihr Hund? Und ihre Kollegin sagte nur: "der kauft das nicht für einen Hund", weil ich mit meiner Partnerin da war. Das war eine sehr witzige Situation. Aber da gibt es wirklich sehr schöne Sachen, die halt wesentlich weniger kosten und genauso hübsch aussehen.
Sebastian Ja, also es geht ja auch wieder um die Optik, ne?
Talazard Ja, natürlich.
Sebastian Optik. Okay, pass auf. Bist du der Anzugträger auf Partys?
Talazard Am Anfang ja, ich habe inzwischen tatsächlich... weil es einfach auf Partys, aus Gründen... weil halt Subbies es oft wenig bekleidet sind, ist es sehr warm, wirklich warm. Und ich habe irgendwann aus Spaß mir mal ein Kilt gekauft und inzwischen gehe ich im Kilt auf Partys, weil es wesentlich angenehmer ist und in manchen Situationen auch sehr praktisch.
Sebastian Da bin ich sicher. Ich hab hier eigentlich noch als wichtiges Thema "Impact Play" stehen, aber eigentlich hatten wir das doch die ganze Zeit immer mitschwehlend. Aber Impact Play ist ja nicht Strafe?
Talazard Nein, Impact Play sind halt Peitschen, Paddel, Spanking mit der Hand. Also alles was irgendwo so Schmerzen durch kurzen Kontakt mit harten Oberflächen verursacht. Das ist auch eine eigene Schublade bei meiner Kommode.
Sebastian Nur eine?
Talazard Ja, und eine sind Seile, und dann "Diverses".
Sebastian Ja, ich glaub, das sammelt sich im Laufe der Zeit immer was an. Wobei im Moment ... Ja, nee, das stimmt nicht. Ich hab jetzt überlegt, dass ich schon lange nichts mehr gekauft hab. Aber es ist völliger Unsinn, das ist grad mal anderthalb Monate her.
Talazard Ich hab ja das letzte Impact-Spielzeug geschenkt bekommen. Es war ein Pfannenwender von Podcast *lacht*
Sebastian Ja, so ein Zufall. Jetzt gehen wir noch mal in die Tiefen runter. Ich mag noch mal so ein bisschen gern über Dinge reden, die du ungerne machst, aber tendenziell dann doch machst. U nd Tabus, wo hast du Tabus? Was geht nicht, Petplay?
Talazard Nein, also Petplay ist jetzt... Tabu würde ich nicht sagen, aber es gibt mir nichts. Das klingt jetzt arrogant, aber für mich persönlich ist es, vom Gefühl her, wäre es für mich albern, weil ich kann damit nichts anfangen.
Sebastian War nur wegen der Zoohandlung, ne?
Talazard Okay.
Sebastian Aber wo sagst du, das lehnst du auch ab, vielleicht auch aus moralischen Gründen oder weil es dir zu heftig ist?
Talazard Ja, also, ja, eigentlich die Standards. Also ich möchte selbst, ich mag ja Impact-Play, aber nichts, was bleibende Spuren hinterlässt. Also wenn man mal so einen Strimen drei, vier Tage sieht, oder bei jemand, der vielleicht leicht Spuren bekommt, auch mal eine Woche. Das ist vollkommen okay, das spricht man vorher ab. Weil das sollte man auch vorher absprechen, weil es soll Menschen geben, die vielleicht mal zu einem Arzt müssen und das dann da erklären müssen aus irgendwelchen Gründen, dann sollte man sowas vorher klären, dass es da nicht in Situationen kommt, die man nicht möchte. Dann lehne ich grundsätzlich ab, alles was mit Körperflüssigkeiten zu tun hat. Also Kot, Urin, das ist nicht meins. Das ist für mich tatsächlich ein Tabu. Und auch Blut, also, nein. Ja, ich habe ein Messer, mit dem ich spiele, aber das ist stumpf. Da geht es mehr... das ist so ein Messer, was du aufklappst, da geht es mehr um dieses Geräusch, wenn das Messer.. dieses "Klick" dieses aufgehen. Wenn man vorher die Augen verbunden hat und man macht dann neben dem Ohr dieses Messer auf, das ist dann schon so ein Mindfuck halt. Aber ich würde niemals die Haut verletzen mit sowas. Das ist einfach ... Auch Nadeln, das ist ... Nee. Zum einen kann ich's nicht, und dann ist es auch nichts für mich.
Sebastian Auch jetzt, ich nehm mal so was wie TPE. Stell dir mal vor, jemand sagt: Mensch, also mit dir würd ich gern zusammenleben, aber du hast bitte wirklich Total Power Exchange. Du hast die Kontrolle, du hast die Macht. Also du kriegst es quasi geschenkt. Du bist rund um die Uhr gefälligst Dom.
Talazard Du siehst mich grad den Kopf schütteln, das ist nicht meins. Also das ist jetzt kein Tabu, aber das ist nicht mein Lebensmodell, wie ich mir das BD... Für mich ist BDSM ein Teil meiner Sexualität und nicht mein Lebenskonzept. Weil wie ich es vorhin schon sagte, man hat auch mal schlechtere Phasen und ja, auch mir ging es zeitweise nicht gut, deswegen auch Pausen vom BDSM und dann funktioniert das halt in dem Moment nicht. Und deswegen TPE, also ja, für einen begrenzten Zeitraum, für keine Ahnung, eine Party oder auch mal ein Wochenende. Oder wenn man jetzt sagt: okay, wir fahren jetzt eine Woche in einen BDSM Apartment oder sowas, soll es ja geben, in Deutschland überall verteilt, dann kann man das mal machen, aber nicht auf eine lange Dauer, auf keinen Fall, also nicht als Beziehungskonzept, für mich nicht.
Sebastian So, ich nehme jetzt mal meine Shorts. Die Kategorie ist ja relativ neu. Kennst du die schon?
Talazard Nein.
Sebastian Okay, die ist relativ einfach. Ich habe jetzt während unseres Gesprächs gelegentlich mal so eine kleine Notiz gemacht.
Talazard Okay.
Sebastian Und ich werfe dir die jetzt einfach hin. Da reichen wirklich zwei, drei Sätze, was du dazu sagen möchtest. Und ein paar Sachen kann ich davon auch schon wieder streichen, weil die habe ich jetzt schon so eingebaut. Aber ich mag einfach ein paar Sachen von dir hören.
Talazard Lass mich raten, das Wort Bestrafung steht drauf.
Sebastian Nein, soll ich es hinzufügen?
Talazard Nein, nicht. Es reicht dann.
Sebastian Wir machen das so, wenn du was davon nicht beantworten willst, bestraf ich dich.
Talazard Nee, das passt nicht in mein Konzept.
Sebastian Okay, damit haben wir schon mal den ersten Punkt. Switchen und Switcher. Also, wie stehst du zu Switchern?
Talazard Sind Teil der Community, ganz normal.
Sebastian Ich nehme an, du hast ein switchendes Ropebunny oder Sub?
Talazard Habe ich überhaupt kein Problem mit.
Sebastian Okay, nur nicht bei dir. [Talazard: Nein]. Mhm. Okay, nächster Punkt. Beziehung ohne BDSM. Denkbar?
Talazard Hab ich probiert, hat zwei Monate oder drei Monate funktioniert.
Sebastian Und was war dann?
Talazard Es waren mehrere Gründe, aber es hat mir gefehlt. Kann ich mir schwer vorstellen. Doch kann ich mir vorstellen, wenn man das vorher abklärt, dass man das als so eine Art offene Beziehung, wo man sich halt einen Spielpartner nebenbei "hält". Das klingt jetzt blöd, mir fällt kein anderes Wort ein, aber das muss dann für beide gelten. Also ich kann jetzt nicht sagen: ich will parallel jemanden haben, mit dem ich meine Neigung ausleben kann. Und ihr dann sagen "aber du musst monogam sein".
Sebastian Ja.
Talazard Gleiches Recht für beide.
Sebastian Ja gut, aber an der Stelle hast du natürlich dann das volle Paket, weil du erlebst dann deinen Kink mit jemand anderem und teilst das nicht in der Beziehung.
Talazard Es ist besser, wenn beides in einem ist.
Sebastian Okay. Deine Traum-Session, also gibt's irgendwas, wo du sagst " das muss ich nochmal machen, das wäre krass". Was weiß ich, in einem Salzstock Hänge-Bondage, machen, irgendwas, du sagst: boah, das wäre echt nochmal ein Ding.
Talazard Wir können dazu jetzt theoretisch einen zweiten Beitrag, einen zweiten Podcast aufmachen. Aber was eine Fantasie, die ich gerne mal ausleben würde ist, weil es ist halt rechtlich schwierig, wäre tatsächlich so ein Rapeplay in Verbindung mit einer Entführungssituation. Ich meine Rapeplay ist ja allgemein sehr... Also wenn man... wenn es immer, immer einvernehmlich, immer einvernehmlich! A ber das halt mit einer Entführungssituation. Selbst wenn man das vorher abspricht, es muss nur eine dritte Person sehen, wie ich da jemanden in mein Auto ziehe und dann habe ich plötzlich zehn Polizeiautos hinter mir, die mich da rausziehen und ich muss das dann erklären. Es ist auch für beide schwierig, das dann zu erklären, dass das gewollt ist.
Sebastian Ja, ich stell mir immer vor, dass man vorher bei der Polizei Dreharbeiten ankündigt.
Talazard Oh, das ist schlau!
Sebastian Aber ich hab das nicht probiert, ich will ja auch nicht dazu anregen, aber sollte jemand damit Erfahrung gemacht haben, bitte mal in die Info.
Talazard Ja, unbedingt. Bitte.
Sebastian Allerdings, wenn ich dann wirklich mal ein Verbrechen begehen möchte, würde ich das dann wohl auch vorher anmelden, damit ich nicht belangt… Keine Ahnung. [Talazard: Oh, wir kommen hier in Teufelsküche.] Keine Ahnung, also, da gibt's bestimmt Abstufungen, ne?
Talazard Nein, aber das wäre tatsächlich was, was mich reizen würde.
Sebastian Okay, also geht's da um den Aspekt "fangen und jagen" oder geht's um den Aspekt "hinterher ficken"?
Talazard Fangen und jagen.
Sebastian Mit dem Lasso! *lachen* Ich stell mir grad so einen Geländewagen vor, wo du drin stehst und du wirst dann hinterher gefahren und mit dem Lasso und dann…
Talazard Man weiß ja, da kommt heute niemand mehr. Dass man sich dann da halt... Man kann ja mit Seilen auch schnell fesseln, also es dauert nicht immer lange. Man kann auch Knoten machen, die ganz schnell gehen und dann jemanden überwältigen und dann... Das Jagen ist das Primäre und das Überwältigen in dem Moment dann. Also, das ist das Reaktionsding wieder. Diese Angst sehen, wenn jemand.... kurz bevor mein Gegenüber dann halt überwältigt wird.
Sebastian Ja, wenn ich dich kriege, kriegst du eine Strafe. [Talsazard: *lacht*] Entschuldige bitte. Das ist heute einfach... Da ist der Wurm. Okay, Spuren ...
Talazard Aber nein, das wäre falsch. Das ist ja keine Strafe in dem Moment.
Sebastian Spuren. Und Ropemarks?
Talazard Ropemarks auf jeden Fall. Auch aus der Hinsicht, dass ich halt gerne fotografiere. Es sieht einfach richtig gut aus. Muss natürlich vorher abgesprochen werden, auch bei anderen Spuren. Das Thema hatten wir ja gerade schon. Wenn jetzt jemand die nächsten Tage zum Arzt muss, sollte man vielleicht Spuren besser unterlassen. Aber Prinzipiell ja, natürlich. Ich sehe das schon gerne.
Sebastian Okay, dann habe ich meinen letzten Punkt. Dein Lieblings-BDSM-Porno. Was passiert?
Talazard Schwierig.
Sebastian Komm mir jetzt nicht mit "der Geschichte der O".
Talazard Nein, nein, nein, nein, nein, nein, auf keinen Fall, das ist ... nein. Und es ist auch nicht "Shades of Grey", also *lacht*... Es ist schwer, also ... Es geht schon so in die Richtung dieses "Jagen und Fangen und dann Spaß haben". Impact-Play, Spaß haben.
Sebastian Draußen spielen?
Talazard Ja, aber schwierig. Auch da Situationen... wir haben das, ich hab das mal gemacht, und es gab danach Spuren, die nicht so schön waren, weil es Mückenstiche an sehr unangenehmen Stellen gab.
Sebastian Ja, das ist das Problem, die Natur.
Talazard Ja, die Natur. Und man muss ja nicht unbedingt gesehen werden. Also man kann das machen, aber dann sollte man vorher sicherstellen, dass keine Dritten da irgendwie unabsichtlich involviert werden.
Sebastian Ja, also ich stelle mir gerade irgendwie den einsamen Strand vor, wo man dann… Ich rede mal nicht weiter. Okay, ich glaube, ich habe hier nichts mehr auf meinem Zettel. Möchtest du noch was hinzufügen?
Talazard Nee, ich hatte sehr viel Spaß.
Sebastian Okay, ja, ich auch. Hervorragend. Dann ist es Zeit für das Gegenteil der Bestrafung. Ich musste das Wort noch einmal einbauen. Belohnung.
Talazard Auch sehr wichtig. Nicht nur Bestrafung, auch Belohnung ist wichtig.
Sebastian Machen wir das als letzten Punkt. Belohnung zum Abschluss.
Talazard Ja, sehr wichtig, natürlich.
Sebastian Wie belohnt man denn? "Hast du fein gemacht" *lachen*
Talazard Na, ich sag mal so, man kann sich einen Orgasmus verdienen oder mehrere, als ein Beispiel. Oder danach irgendwas machen, was Subbie schon lange möchte.
Sebastian Ich glaube den Aspekt sollte man auch nicht vergessen. Bei allem Bestrafen und Disziplin und Konsequenz und allem. Belohnung, Freude, Spaß, das gehört dann auch immer dazu. Das ist die zweite Seite der Medaille. Und ganz ehrlich, wenn man dann noch die Reaktion, zum Beispiel bei dem verdienten Orgasmus, wenn man die dann auch noch genießen kann, hervorragend.
Talazard Also wir sind heute sehr auf diesem Bestrafungsding herumgeritten. Belohnung ist ganz genauso wichtig.
Sebastian Lieber Heiko, ja, Zettel leer. Wir könnten noch ganz viel weiter reden, aber das machen wir dann privat. Ich bedanke mich ganz herzlich und ja einfach für ganz tiefe Einblicke und nein, du hast dich, wie ich finde, überhaupt nicht um Kopf und Kragen geredet, sondern im Gegenteil, ich empfinde dich als natürlichen BDSMer. Du machst was du magst, was du kannst, du guckst, dass du das intensivierst, wo du Talent hast und es soll schön sein für beide und besser kann es gar nicht sein. Also deshalb ganz vielen lieben Dank und ich wünsche dir eine gute Heimfahrt heute. Und das Rope Bunny musst du hier lassen. Jetzt hast du es doch lieb gewonnen. Also hab einfach eine schöne Zeit. Vielen Dank.
Talazard Vielen Dank, dass ich hier sein durfte.
Sebastian Sehr gerne. Mach's gut. Tschüss.
Talazard Tschüss.

Kommentare & Fragen

Lexxi
11.02.24

Die Abrenzung zwischen Strafe und Spiel ist tatsächlich nicht so einfache. EIn besseres Wort für dieses "gespielte Bestrafen" ist mir allerdings auch nihct eingefallen. Ich hatte sehr viel Spaß beim Hören diese Folge :-)

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