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Sebastian
Hallo und herzlich willkommen zur Kunst der Unvernunft, dem Podcast,
in dem Menschen über BDSM sprechen.
Warum machen sie das? Wie genau? Und natürlich auch: womit? Das hier ist Folge
107, die erste im Jahr 2024.
Deshalb kann ich einmal sagen, frohes Neues. Ich wünsche euch ein spannendes
neues Jahr auf jeden Fall.
Und ja, ich stelle mich kurz vor. Mein Name ist Sebastian Stix.
Ich bin selbst aktiver BDSMer seit gefühlt schon ewig. Und ich stelle hin und
wieder gerne die ein oder andere Frage.
Diesmal musste ich dafür ein bisschen Zug fahren, habe mich Richtung Mittelhessen
begeben und habe Turdus besucht und wir haben natürlich geredet.
Wir sprechen heute über Städte, das ist ein bisschen merkwürdig,
aber ihr werdet es bald verstehen.
Wir sprechen über eine echte Hundeschule und damit auch über Dogplay,
das ist ein Teilbereich des Petplay. Und wir sprechen über Strom und noch mehr
Strom und noch viel mehr Strom.
Und dann finden auch noch zwei Fetische ihren Platz in der Unvernunft,
über die sonst selten gesprochen wird:
Turdus hat ein Faible für Neopren, das ist dieses Zeug mit dem spannenden Geruch.
Wie ich den beschreibe, wie würdet ihr Neopren beschreiben? Ihr könnt es ja
schon mal probieren, vielleicht kommt ihr auf das gleiche wie ich.
Und wir sprechen noch über seine Vorliebe für Winterbekleidung,
zum Beispiel Daunenjacken.
Das klingt alles nach einem großen Paket und das ist es auch und deshalb geht es auch gleich los.
Weil ich noch ein kleines Update von der Webseite habe, mag ich noch ein kleines
bisschen Hausmeisterei hier lassen.
Ich möchte nämlich die Menschen, die den Podcast unterstützen,
gerne irgendwo und irgendwie würdigen. Das möchte ich schon lange.
Und ja, mit der Hall of Fame habe ich endlich einen Platz für die Helden und
Heldinnen der Unvernunft geschaffen.
Denn ohne die gäbe es das hier ganz sicher nicht so, wie es jetzt ist.
Dort in der Hall of Fame landet man aber nicht automatisch. Ich lade euch Unterstützer*innen
deshalb ganz herzlich ein, auf kunstderunvernunft.de euren Eintrag zu aktivieren und freizuschalten.
Und ja, wie das geht, erklärt die Webseite selbst.
Aber jetzt sollten wir doch anfangen. Los geht's mit der Folge 107 mit Turdus.
Liebes Publikum, ich bin endlich mal wieder in den Zug gestiegen,
der so pünktlich kam, dass ich zehn Minuten früher abends hier war und bin jetzt
hier irgendwo in Mittelhessen, in einer Gegend, wo ich vor vielen,
vielen Jahren auch mal gewohnt habe. Man glaubt das nicht.
Und jetzt bin ich da und sitze auf der Couch von Turdus. Hallo.
Turdus
Hallo.
Sebastian
Ja, wir haben es geschafft, wir sitzen zusammen. Ich stelle dich kurz vor,
ja, Mittelhessen, um die 50 und du spielst überwiegend unten.
Turdus
Das ist richtig so und das Nirgendwo ist zwar sehr im Nirgendwo,
aber du hast schon die Aussicht bewundert, was mich für die Wohnlage freut.
Sebastian
Die Aussicht ist wunderbar und bald verschwindet auch die Autobahn vor der Tür
und dann wird es hier noch traumhafter werden.
Nein, ich finde die Ecke hier total schön und ich habe hier auch am Zug,
das mache ich selten, dass ich dann aus dem Fenster gucke und denke,
ach guck mal, das kennst du, das kennst du, das kennst du. Da warst du mal,
hier hast du mal, hier hast du mal stundenlang gewartet. *lacht*
Nein, heute war ich so ein bisschen im Melancholischen. Passt aber auch,
denn wir haben kurz vor Weihnachten, es ist heute der 20. Dezember 2023.
Ich habe mir mal sagen lassen, ich soll mal sagen, wann man aufnimmt.
Der Weihnachtsbaum steht auch schon mit Lichterkette behangen auf dem Balkon hier.
Und wir reden heute aber gar nicht über Weihnachten, wir reden über fiese, schöne BDSM-Sachen.
Turdus
So was würden wir nie tun.
Sebastian
Na gut, dann liebes Publikum, reden wir über Weihnachten. *lacht*
Turdus
*lacht* Das hat der Mann gespürt.
Sebastian
Okay, die Menschen, die den Podcast intensiv verfolgt haben,
die kennen dich schon ein bisschen.
Wir haben nämlich schon in Live-Folge 118 zum Thema Ferien gesprochen.
Und aufgrund des Vorgesprächs für diese Folge heute, habe ich dich dann explizit
auch eingeladen, bei der Live-Folge 125 dabei zu sein und den Anfang zum Thema Strom zu machen.
Und da hast du ein bisschen erzählt und ja, liebes Publikum: hört da ein bisschen
rein, dann kriegt ihr da ein paar Infos.
Aber heute reden wir über diese ganzen anderen Sachen, über die wir vorhin nicht
gesprochen haben und ich freue mich total, dass wir das heute hier machen können.
Und ich sehe dich hier in gelber Hose mit dem ...
Turdus
*lacht* Knautsch-Tier
Sebastian
der Bondage-Hase, das Rope-Bunny.
Du trägst selber Halsband und auch mit einer Marke dran.
Reden wir später drüber. Eine Sache muss ich aber noch fragen,
weil das fand ich toll. Ich habe hier einen wunderschönen Adventskranz gesehen. *lacht*
Einen SM-igen Adventskranz, würde ich behaupten. Darf ich davon ein Foto machen
und in die Shownotes packen?
Turdus
Natürlich darfst du.
Sebastian
Ich finde den großartig.
Turdus
Mein Mann hat schon gesagt, also wenn ihr möchtet, könnt ihr auch gerne den
Adventskranz für die Shownotes fotografieren.
Der steht mehr auf Rubber als ich und hat dementsprechend dieses Ding gebaut.
Sebastian
Der ist total großartig, bin mir sicher, nächstes Jahr werden es Menschen adaptieren.
Okay, ja, wo fangen wir denn an mit BDSM? Seit wann bist du kinky drauf?
Turdus
Seit wann ich kinky drauf bin oder seit wann ich weiß, dass das kinky ist und
BDSM? Das sind glaube ich sehr unterschiedliche Dinge.
Sebastian
Genau, kinky drauf heißt ja, du hast irgendwas gemacht, es musste noch nicht
den Namen BDSM gehabt haben.
Turdus
Ja, okay, also wenn man es so anfängt, seit ganz, ganz früh irgendwie,
ich glaube irgendwie so im Alter von 15 oder 16 Jahren in der Pubertät,
wenn so ein Hirn neu verdrahtet wird, habe ich festgestellt,
dass irgendwie es sich sehr gut anfühlt, sich auf der Leiter vom Hochbett,
die auf dem Fußboden liegt,
mit irgendeinem Paketspanngurt festzubinden.
Und wenn man dabei noch irgendwas Gepolstertes trägt, es war ein angenehmes Gefühl.
Ich konnte es nicht einsortieren, aber es war ein angenehmes Gefühl.
Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht.
Ich habe es verbucht unter, ja es ist Pubertät, da macht man komische Sachen
und es wird eh alles irgendwann anders.
Sebastian
Ja okay, ganz ehrlich, aber da probiert man halt viel aus, das muss es ja nämlich
sein. Interessant wird es ja, wenn man das wiederholt.
Turdus
Ja genau, also ich habe auch in ungefähr dem Alter irgendwann mal durch Zufall
in irgendeinem Boulevardzeitungsding einen Artikel über BDSM gelesen und es
war so das, wo man heute sagen würde,
o Gott, was ein furchtbares Klischee, also so Domina, Lack,
Latex, Leder, hohe Stiefel, hohe Absätze und irgendein Manager,
der sich verhauen und verpeitschen lässt.
Wo ich mir damals dachte, ja okay,
wenn es den Leuten Spaß macht, mag es sein, meins ist es jetzt nicht so,
aber nie im Leben auf die Idee gekommen wäre,
dass das, was ich da irgendwie tue, auch nur ansatzweise verwandt dazu ist,
weil das hat ja nichts mit Lack, Leder, Latex, Peitsche, Leder zu tun.
Sebastian
Das fängt ja schon als erstes da an, ich bin kein Manager, also kann das schon mal nicht sein. *lacht*
Man muss Manager sein, damit man das machen kann.
Du sagst Pubertät, welche Jahre sprechen wir jetzt hier, so Mitte der 90er?
Turdus
Oh, da müsste ich gerade mal rechnen, nee früher, das waren 80er glaube ich schon.
Sebastian
Bei dir kommt ja nochmal dazu, auch nochmal die Entscheidung,
die Bewusstmachung, Jungs oder Mädels, auch da hast du ja einen Weg gefunden,
wie weit hat sich das vermischt oder hatte das eher eine andere Priorität,
diese sexuelle Selbstfindung, das ist ja auch nochmal schwierig, denn ich weiß,
nein, ich verrate, mein liebes Publikum, ich verrate gar nicht,
was ich weiß, soll er schön alles selber erzählen.
Turdus
Ja, ich wurde schon ganz viel gerüffelt, dass ich viel zu viel vor der Folge
schon erzählt habe. Tut mir furchtbar leid.
Ich glaube, da hing Selbstfindung, sexuelle Identität dran, allerdings eher indirekt.
Also ich war große Teile meines Lebens, auch definitiv meine gesamte Jugend
fest davon überzeugt, dass ich nur und ausschließlich auf Frauen stehe und habe
auch viel zu lange wirklich verzweifelt gesucht, die erste Freundin zu finden.
Das hat sehr, sehr lange gedauert und ist sehr spät passiert.
Ich glaube, da war ich über 20.
Hatte mit der auch eine sehr, sehr glückliche Beziehung dreieinhalb Jahre
lang, bis ich sie irgendwann von meiner Seite getrennt habe, was nicht daran lag,
dass es sexuell überhaupt nicht stimmte, sondern wirklich einfach ganz, ganz andere
Gründe hatte und war bis zu dem Zeitpunkt fest davon überzeugt, dass Frauen und
nur Frauen das einzig richtige und wahre in meinem Leben sind.
Und hab dann, wie das viele Leute machen, nach der Trennung angefangen,
da kam so langsam das Internet auf.
Also die erste eigene Wohnung und für die Nerds ISDN mit 128-Kilobit-Kanalbündelung,
das war damals Internet, mich in Foren umzutreiben.
Sebastian
Ich übersetze das mal, das ist etwa die Geschwindigkeit, das Highspeed im Sinne
von das Datenvolumen ist aufgebraucht, dann hat man diese Geschwindigkeit.
Turdus
Ja genau, ungefähr das ist das für die Nicht-Nerds und da habe ich in diesem
Internet geguckt, was es so gibt und habe festgestellt, okay, es gibt da so was, das heißt SM,
das fand ich total spannend, das muss nicht unbedingt mit Lack, Leder, Latex zu
tun haben und irgendwelchen Stöckelschuhen und habe dann halt irgendwann mich
ausprobiert, bin ganz viel durch Deutschland gefahren für alle möglichen Dates
und habe halt festgestellt,
die Dinge, auf die ich stehe, sind bei Männern irgendwie gängiger als bei Frauen.
Und dann habe ich irgendwann mal als Nerd gesagt, na gut,
du warst jetzt in deinem Leben tatsächlich
häufiger mit Männern aktiv und unterwegs im Bett als mit Frauen,
dann sortiere ich mich halt irgendwie mal auf die Seite schwul,
rein statistisch und war da sehr, sehr lange auch sehr glücklich,
bis ich dann so im Laufe der letzten Jahre festgestellt habe,
eigentlich ist mir das mit Männlein und Weiblein egal.
Ich habe irgendwann mal herausgefunden, es gibt bei den Vorlieben für
Geschlechter und Sexualität auch so ein sehr schönes Wort sapiosexuell.
Das sagte mir überhaupt nichts, da musste ich hinterher googeln und dann habe
ich irgendwie gelesen, das ist: „steht auf Hirn„.
Egal ob Männlein oder Weiblein, aber steht auf Hirn und Intellekt und dann kommt der Rest hinterher.
Und das ist das, wo ich mich heute hin sortieren würde.
Sebastian
Okay, damit haben wir die letzten 30 Jahre sehr gut zusammengefasst und sind damit im Grunde fertig. *lacht*
Das ist immer das Problem, wenn sich meine Gäste vorbereiten.
Du hast jetzt genau das gesagt, was du sagen wolltest.
Und jetzt fange ich an, nochmal im Detail ein bisschen rumzubohren.
Turdus
Ja ich bitte darum. All die schmutzigen.
Sebastian
Da war die Vanilla-Freundin um die 20, okay. Das war komplett BDSM-frei.
Turdus
Ja.
Sebastian
Aber du hattest ja schon diesen bisschen Informationszugang.
Also war dir gar nicht bewusst, dass dir was fehlt und was es vielleicht ist?
Turdus
Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nicht so viel Information, weil noch kein Internet
und noch bei den Eltern wohnend.
Da hatte ich wirklich nur diese
Information, BDSM ist das aus dem Zeitungsartikel und das ist nicht meins.
Sebastian
Ja, aber das hast du dir ja offenbar gemerkt. Man hat ja manchmal,
man schließt die Augen, man hat Fantasien, man möchte mal irgendwelchen Quatsch probieren.
Also war, ich sag mal, genug Zeit, dass dein Geist auf dumme Gedanken kommen konnte?
Turdus
Erwischt.
Sebastian
Okay.
Turdus
In der Zeit ungefähr war das glaube ich auch,
dass ich studiert habe, das war eine Fernbeziehung und in diesem Studium bin
ich irgendwann mal in so einer typischen Ärzte- oder Friseurzeitschrift,
diese Dinger, die da im Wartezimmer rumliegen, bei den Kleinanzeigenteilen hin gefallen,
wo alle möglichen unseriösen Firmen von Treppenlifte bis Angelausrüstung,
alles mögliche bewerben in so kleinen 3x5 cm Anzeigen.
Sebastian
Und die haben die besonderen Codes, ne [Dialekt]?
Turdus
Nee, gar nicht. Ja, okay, ich glaube es waren wenn dann so Rabattcodes geben
sie ein und dann bekommen sie bei Chiffre irgendwelche Ermäßigungen.
Aber da fand ich tatsächlich eine Werbung ganz klein von irgendeiner Firma,
die diese Elektroerziehungshalsbänder für Hunde im Angebot hatte und das sehr
verschämt mit, melden Sie sich mit Kennwort bei uns, eigentlich verkaufen wir Hundefutter,
aber wir haben auch diese andere Sparte.
Und da dachte ich, das ist ja mal eine geile Idee.
Also dieser Gedanke, so ein Ding zu tragen und jemand anderes drückt auf den
Knopf und du musst dich benehmen, weil sonst tut es weh. Aber das ist kein BDSM,
das hat nichts mit Stöckelschuhen zu tun.
Sebastian
Ich sehe jetzt auch Filme, Szenen aus Filmen, wo man ja dann doch durchaus mal drauf anspringt.
Also 80er, 90er, hast du in jedem dritten Film, ist irgendwer schlecht irgendwo
hingefesselt und kommt irgendwo nicht raus.
Also wie weit haben dich solche Sachen, die man, ich sag mal,
als BDSM interpretieren kann, auch irgendwie gepackt und dass du dir das nochmal angesehen hast?
Turdus
Also dieses Ding hat mich als exakt dieses eine konkrete Detail so unglaublich
gepackt, dass ich zum einen versucht habe, damals von einer Zoohandlung zur anderen
zu tingeln, ob die so ein Ding haben oder auftreiben können,
wo ich damals hochkant rausgeworfen wurde, wegen völlig verwerflich Tierquälerei und andere Dinge.
Sebastian
Zu Recht, ja.
Turdus
Zu Recht, sehe ich heute auch völlig ganz genauso und es dann wirklich irgendwann
geschafft habe, mir ein Herz zu nehmen und zu sagen,
okay, ich tue mal so, als hätte ich einen Hund, ich melde mich bei dieser Firma
und lass mir mal ein Angebot schicken und da gab es so ein verführerisches „Wir
leihen Ihnen, wenn Sie nicht wissen, ob das was ist, so ein Gerät aus für den Spottpreis
von nur 200 D-Mark pro Woche.„ *Sebastian lacht*
Und wenn Sie es dann haben wollen, das Gebrauchtgerät, dann rechnen wir Ihnen
diese 200 D-Mark auf den Verkaufspreis von nur zweieinhalbtausend D-Mark für ein Gebrauchtgerät an.„
Das waren damals so die Kategorien, in denen man so was hatte.
Sebastian
Okay, na gut, das ist ja auch ziemlich heißer Scheiß und illegale Ware quasi.
Turdus
So ungefähr, genau.
Sebastian
Hast du das gemacht?
Turdus
Ich habe das gemacht, ich habe mir so ein Ding für eine Woche gemietet,
komm, 200 Mark, es ist so lange her, es waren 200 Mark für einen armen Studenten,
verdammt viel Geld damals.
Ich habe mir so ein Ding gemietet, habe es mir schicken lassen und saß ehrfürchtig
vor dem geöffneten Karton und probiere ich das, probiere ich das nicht?
Sebastian
Ja, mit wem denn?
Turdus
Mit mir. Über so was redet man doch nicht mit Leuten, mit mir.
Sebastian
Okay, also wenn du mal logisch drauf gedacht hast, was tue ich hier gerade?
Turdus
*lacht* Als ob man da je logisch denken würde.
Sebastian
Nein, aber das ist so der Punkt, war das eher so eine Faszination für die Sache
oder hat das auch einen sexuellen Reiz gehabt?
Turdus
Es war beides, aber ich konnte das glaube ich da noch nicht auseinander halten.
Sebastian
Mhm. Okay. Hast du das benutzt? Hast du das probiert?
Turdus
Ich habe es angezogen und habe es, ja, eine ganze Weile getragen und irgendwann
habe ich auch auf den Knopf gedrückt.
Sebastian
Mhm.
Turdus
Ich hatte keinen schlagartigen Orgasmus, aber es war klar, ich gehe am nächsten
Tag zur Bank und sage, guten Tag, ich habe Eigenkapital 1000 D-Mark,
ich muss einen Kredit aufnehmen für weitere 1000 D-Mark, mein Konto überziehen,
wie mache ich das, was brauchen Sie von mir an Sicherheiten?
Sebastian
Okay, das ist ja die Kunst der Unvernunft hier und da bist du jetzt auf jeden Fall weit vorne. *lachen*
Nein, aber ganz ehrlich, das macht man auch einfach. Wenn irgendetwas einen
irgendwie total krass triggert, dann trifft man einfach auch mal Entscheidungen, die man dann haben muss.
Ich sag mal, Mädels oder auch Jungs, ist eigentlich egal inzwischen, teure Schuhe. *lacht*
Turdus
Was haben wir nicht alle schon für einen Scheiß gekauft?
Sebastian
Ja, um Gottes Willen, ja. Okay, und bei dir war es dieses Stück Technik?
Turdus
Bei mir war es dieses Stück Technik und ich muss ganz ehrlich sagen,
ich habe es bis heute nicht bereut, das ist bald 30 Jahre her und dieses Stück
Technik gibt es bis heute noch.
Es ist nicht mehr im Einsatz, inzwischen habe ich ähnliche andere Stücke Technik
im Einsatz, aber ich habe es bis heute noch und ich habe bis heute unglaubliche
Freude daran und finde es unglaublich hübsch.
Sebastian
Okay, also normalerweise, was heißt normalerweise, aber häufig ist es so,
Menschen machen im Bett irgendwas, wo man sagt, da hat mir mein Partner mal
auf den Hintern gehauen und mal ein bisschen fester gepackt und so und dann
stellte man später fest, das ist BDSM.
Jetzt fängst du damit an, mit dem Halsband.
Turdus
*lacht* Das ist kein BDSM, ich bin ganz sicher.
Sebastian
Genau, also wenn es für dich kein BDSM war, was war es denn?
Turdus
Das hatte ich keine Ahnung, was es war, aber ich fand es gut und wollte nicht
darüber nachdenken und hatte dieses Ding dann irgendwann mal und habe gesagt, okay,
vielleicht findet sich irgendwann, wenn du dich, solltest du dich jemals trauen,
mit einem Menschen darüber zu reden, vielleicht findet sich jemand,
der Spaß daran hat, aber eigentlich ist es ein völlig faszinierendes Ding zum davon träumen.
Es ist natürlich völlig doof, selbst auf den Knopf zu drücken, gar keine Frage.
Sebastian
Ja, aber man tut es ja doch.
Turdus
Ja, selten, aber man tut es doch.
Sebastian
Okay, vielleicht mal so das Gefühl. Also das Ding ist da. Du hast es stundenlang
jetzt getragen. Jetzt kommst du doch mal auf die Idee, den Knopf zu drücken.
Offenbar bist du nicht tot umgefallen dabei. Das ist schon mal recht vorteilhaft.
Turdus
Ja.
Sebastian
Warum hast du den Knopf gedrückt?
Turdus
Ich glaube, um zu erfahren, wie es sich anfühlt. Wie das, was mein Kopf irgendwie sich vorher als ...
Nennen wir es Kick von Auslieferung, Hilflosigkeit, was auch immer,
was sich mein Kopf vorgestellt hat, ob das wirklich sich genau so anfühlt.
Spannenderweise habe ich damals schon festgestellt, das Draufdrücken selbst
und insbesondere das Ergebnis, das tut dann übrigens weh, unerwarteterweise,
das ist es gar nicht so, was mir so viel gibt.
Das, was mir sehr, sehr viel gibt und bis heute den spannenden Teil des Spiels
und der Erregung ausmacht, ist die Drohkulisse, es könnte wehtun.
Also insbesondere, wenn jemand anderes die Fernbedienung hat.
Sebastian
Es geht also eher um Angst und auch bei Strom ist ja, das ist ja nicht immer gleich.
Du kannst 10 mal drücken und irgendeiner davon fühlte sich anders an.
Turdus
Ja, also heute kann ich das genauer auseinandersortieren, kann sagen,
es ist Auslieferung, Hilflosigkeit, der Kick, der für mich dabei spannend ist,
ist es nicht das Draufdrücken und Wehtun.
Ich bin bis heute nicht wirklich schmerzgeil. Das gibt mir relativ wenig,
aber das ist gelegentlich mal nötig als Demonstration von Machtverhältnissen.
Sebastian
Okay, also ich sehe dich jetzt als Studenten, vor oder nach dieser Vanilla-Beziehung?
Turdus
Ich glaube, das ist so lange her, dass ich echt rechnen muss,
das war zeitgleich währenddessen an anderen Orten.
Sebastian
Okay, das heißt, es hätte die Möglichkeit gegeben, ihr zu sagen, guck mal, ich hab da was.
Turdus
Ich kann doch nicht über so was mit Leuten reden.
Sebastian
Okay, also wie war deine Sozialisation? Das geht nicht, Punkt,
und das Ding wird in die hinterste Schrankecke gepackt, damit es ja niemand findet.
Turdus
Ja, so ungefähr so.
Sebastian
Okay, das sind ja noch mächtige Schritte zu: Ich sitze dann hier und mache eine
Podcast-Folge. Ich bin gespannt.
Turdus
30 Jahre, was sind schon 30 Jahre?
Sebastian
Jetzt guck ich doch nochmal da rein. Du trägst dieses Halsband und das hat irgendwie einen Reiz.
Du kannst es nicht immer tragen, unterstelle jetzt einfach mal Selbstbefriedigung
und im Zweifel liegt da der Knopf und allein das Tragen und dann die Vorstellung,
das könnte jemand benutzen, das wäre dann so ein Trigger, ein Kickpunkt.
Turdus
Mir ist bis heute nicht aufgefallen, dass du dabei warst.
Sebastian
Sehr gut. *lachen*
Dann muss ich dich ja gar nichts mehr fragen dazu. Nein, aber okay,
das Ding existiert hier bis heute. Du hast die Ausgabe auch nicht bereut.
Turdus
Nein, bis heute überhaupt nicht. Es war die größte Ausgabe, die ich jemals in
meinem Leben gemacht habe bis dahin.
Ich erzähle heute noch Menschen im kinky Umfeld, ich habe wirklich drei Monate
lang von alten Bananen vom Gemüsetürken um die Ecke und Quark gelebt,
die es für eine Mark das Kilo gab, um dieses Ding irgendwie in erträglicher Zeit abzubezahlen.
Ich bereue es bis heute nicht und finde es bis heute wunderschön. Handwerkskunst.
Sebastian
Ist das Ding hier? [Turdus: Ja.] Ist das ein Ding der Woche?
Turdus
Ein sehr, sehr ähnliches Modell, was ich ein bisschen ergonomischer,
anatomischer modifiziert habe, ist hier.
Für Laien ist es wenig bis nicht zu unterscheiden.
Sebastian
Also normalerweise kommen so Dinge der Woche ja erst viel später,
aber ich finde, jetzt in diesem Moment möchte ich dieses Ding einfach mal sehen.
Ich muss mal, wenn ich es nicht unterscheiden kann, reicht mir das völlig.
Ich mag schon wissen, wofür du dein Studentengeld komplett auf den Kopf gehauen hast.
Turdus
Das ist völlig okay.
Sebastian
Ich drücke mal kurz Pause. Nein, mache ich nicht. Einfach mal absetzen.
Das Geraschel, das habe ich gerne irgendwo mit auf der Aufnahme.
Jetzt geht er einmal zum Tisch. Ich habe mich entschieden, dass wir hier auf
der Couch aufnehmen und nicht am Tisch und deshalb muss immer alles geholt werden. O mein Gott.
So, das ist aber, ich habe hier mal das Teil in der Hand, mein Gott, das ist ja ... *lacht*
Turdus
Das ist deutsche Ingenieurskunst der 80er Jahre, in schickem Lederoutfit.
Du verstehst, dass das Ding einfach hübsch ist.
Sebastian
Naja, es sieht ganz ehrlich fast aus, also eigentlich aus wie ein Sprengstoffgurt, ja, in klein.
Turdus
Ich sage, deswegen trage ich es heute in der Öffentlichkeit nicht,
weil es ein bisschen der Taliban-Sprengkragen, ja.
Sebastian
Ja, genau das ist es. Okay, Wahnsinn. Und das ist wirklich, wirklich alt.
Waren hier auch mal Kontakte dran?
Turdus
Da waren Druckknöpfe drauf statt dem Klettverschluss, die es jetzt sind.
Die drücken aber halt beim längeren Tragen sehr unangenehm in den Hals,
deswegen habe ich das ersetzt durch an der Seite Nieten und da vorne Klettverschlüsse.
Sebastian
Ihr müsst wirklich in die Shownotes gucken und dieses Bild ansehen.
Hier ist eine Fernbedienung.
Turdus
Die ist neuer. Da ist eine andere Elektronik drin als das Originale.
Sebastian
Okay, aber allein das Halsband hat eine Antenne. Das sind 20 Zentimeter bestimmt,
25 sogar würde ich sagen.
Turdus
Und man fühlt sich wie ein ferngesteuertes Auto mit dieser Antenne.
Sebastian
Ganz ehrlich, die meisten Menschen kennen solche Antennen nicht mehr.
Das ist wie beim Radio, so ein besseres Weltradio von früher noch.
Gut, okay, also das hier ist antike Technik, das könnte man auch ins Museum packen.
Turdus
Ja, unbedingt.
Sebastian
Wahnsinn.
Turdus
Heute streng verboten, man findet ganz,
ganz selten noch welche auf dem Gebrauchtmarkt. Mir wurde letztens ...
Sebastian
Ja, wir wollen jetzt nicht erklären, wo man so was findet *Turdus lacht*, aber du hast so ein altes Stück noch und ...
Turdus
Ich habe ganz viele alte davon. Inzwischen sammle ich die Dinger.
Ich habe eine Sammlung von den Dingern.
Sebastian
Wow. Okay. Also damit ist das Thema der Folge schon mal klar.
Strom, Strom und nochmal Strom.
Aber guck mal, es ist ja doch recht langweilig, dann da ganz alleine zu sitzen
und dann hat man da den Knopf. Hm.
Okay. Die Beziehung mit der Freundin, das ging zu Ende. [Turdus: Ja.]
Ein bisschen mehr Infos und mehr Infos, aber die Verknüpfung,
dass das BDSM ist, also ich glaube, ich hätte auch selbst in BDSM-Kreisen relativ
lange gebraucht, um rauszukriegen, ja, das ist auch ein Kink, den Menschen haben.
Turdus
Es kam über den Umweg mit, offensichtlich ist es ein Halsband und es ist Leder
dran und offensichtlich kommt es aus dem Hundezubehörbedarf,
also scheint mir irgendwie auch das mit den Hunden ein bisschen was zu geben.
Und dann habe ich halt, als das anfing mit, okay, die Beziehung ist um,
ich habe jetzt Zeit, mich auszuprobieren und mal zu gucken, was es auf dieser
Welt noch alles gibt, halt festgestellt, es gab damals so die ersten Ecken,
in denen Petplay langsam kam.
Das waren Menschen, die trugen Halsbänder für Hunde. Und ich dachte,
okay, wenn überhaupt, dann werde ich da irgendwie eine Chance haben,
da vielleicht mal jemanden mit zu finden.
Und das waren überwiegend tatsächlich Männer, die damals irgendwie in der Hunde-Pet-Play-Ecke
unterwegs waren. Wenige Frauen, aber überwiegend Männer.
Sebastian
Ich kann mir das vorstellen, also das ist ja im Grunde jetzt Dogplay noch und
da ganz klassisch rein und dann lernt man da irgendwelche Leute kennen und dann
hast du bereits das Spielgerät schlechthin,
also du bist schon der große Hecht.
Turdus
Ja, im Gegenteil, ich bin ...
Sebastian
Das würde ich jetzt gerne mal wissen, also du hast rausgekriegt,
okay das kann spannend sein, wie bist du auf Leute getroffen,
welches Medium, vermutlich Internet, aber wie fing es an, dass du ins Spielen gekommen bist?
Turdus
Vermutlich Internet, ja. Es gab da ein Internetforum, das es heute noch gibt,
wenn auch eher historische Karteileichen namens Pets and Owners.
Ältere Menschen kennen das vielleicht noch.
Sebastian
Das kenne ich noch, das ist sehr lange her.
Turdus
Ja, das ist sehr lange her, damit habe ich angefangen und da habe ich tatsächlich
auch festgestellt, nee, ich bin mit diesem Ding gar nicht der Hecht im Karpfenteich
und alle wollen unbedingt und mit mir und mit diesem Teil,
sondern da war das damals im Gegensatz zu heute auch noch echt so,
dass man die gleiche Reaktion kriegt wie im Zoogeschäft, mit so was kann man
nicht, auf gar keinen Fall, mit so was kann man nicht spielen, das ist nein.
Sebastian
Ja, scheiße, ne [Dialekt]?
Turdus
Ja, man hat halt irgendwann…
Sebastian
Also du hast irgendeinen Kink, du hast im Prinzip die theoretisch passenden Leute und dann sagen die nö.
Turdus
Nö, genau, ist nicht drin. *lacht*
Sebastian
Okay, Moment, aber das heißt, du bist dann schon im Prinzip Teil der BDSM-Bubble.
Turdus
Ja, ich glaub schon.
Sebastian
Also dieser Switch im Kopf, offenbar bin ich doch der Manager-Typ.*lacht*
Da kann ich zur Domina oder dem Dominus gehen oder zumindest mich mit
Leuten umgeben, die da auch Interesse haben.
War das irgendwie schwierig, weil das scheint mir so nebenbei so,
ich will mit diesen Halsbändern und Zeugs einfach Dinge machen,
naja gut, nebenbei muss ich halt mal eingestehen vor mir selbst, BDSM ist halt spannend.
Turdus
Ich glaube, das war ein gar nicht mal so langwieriger Prozess.
Also ab diesem Moment, wo es das Internet gab und ich Dinge googeln konnte und
niemand hinter mir stand, der guckte, was ich da am Rechner mache,
irgendwie kam ich relativ schnell dahin, dass BDSM halt nicht nur das mit Lack,
Leder, Latex, Stöckelschuhen ist, sondern auch noch andere Dinge und dass das
gar nicht mal so verwerflich ist.
Und es mehr Leute gibt, die so was tun und ich, naja, wenn dann wohl da meine
Bubble finde, aber damals hat es angefangen oder war es überwiegend Petplay, Hund, unten.
Heute ist das manchmal noch ein Teil von dem, was ich spiele,
aber nicht mehr, bei weitem nicht mehr das einzige, sondern einfach nur noch ein Aspekt.
Sebastian
Wann bist du denn das erste Mal auf einen Menschen getroffen?
Turdus
*lacht* In diesem Forum tatsächlich und die wohnen natürlich immer alle mit so speziellen
Vorlieben am völlig anderen Ende Deutschlands und so fing das dann an,
dass ich wirklich um die Jahrtausendwende drum mit einer Bahncard 50 unglaublich
viel jedes Wochenende an einen anderen Ort in Deutschland gereist bin,
um zu gucken, ob die Menschen, die man vom Schreiben kennt,
irgendwie so kompatibel sind, dass man ins Spielen verfallen kann.
Sebastian
Okay, du hast die Leute also einzeln besucht, keine Events.
Turdus
Nein, überhaupt keine Events. Ich habe es mal mit Stammtischen bei mir in der Region versucht.
Das lag auch überhaupt nicht an den Leuten da, aber ich habe halt festgestellt,
Stammtische und Events sind beide nicht meine Medien der Wahl,
was völlig einfach daran liegt, zum einen, ich bin überhaupt kein Nachtmensch,
wenn ich um 10 nicht im Bett bin, bin ich echt knödelig und nicht auszuhalten.
Das will man weder mir noch anderen Leuten zumuten und zum anderen bin ich auch
so ein bisschen neurodivergent. Ich finde öffentliche Treffen mit vielen Leuten,
also erst recht in der Kneipe oder so was, unfassbar anstrengend.
Sebastian
Jetzt besuchst du Menschen und Pets brauchen Owner.
Turdus
Ja.
Sebastian
Also wen hast du besucht? Andere Petplayer?
Also Pets im Sinne von ich tausche mich aus oder ging es eher um Spielen?
Und um was ging es überhaupt?
Also was war das Ziel, wenn man da hinfährt?
Turdus
Es ging tatsächlich um sich erstmal austauschen und dann spielen.
Ich habe damals glaube ich überwiegend nach Ownern gesucht. Ich fand Austausch
mit anderen Pets zu der Zeit nicht so spannend,
es sei denn es ging um Anleitungen, Erfahrungsaustausch, wie kann ich Dinge,
die anatomisch für Hunde gedacht
sind, als Mensch nutzen, wie kann ich mir Dinge selbst bauen, so was.
Also da war auch Austausch mit anderen Pets ganz spannend in so der Bastel-Ecke,
aber eigentlich habe ich damals glaube ich eher nach jemandem gesucht,
der das höher gelegene Ende der Leine nimmt.
Sebastian
Ich muss da nochmal ein Stück zurückgehen. Du hast das Halsband und sagst,
okay, das finde ich spannend.
Da komme ich jetzt aber nicht drauf, dass ich dann dazu Petplay machen muss.
Also an der Stelle ist mir dieser Sprung, dass dieses Ich-möchte-selbst-Hund-sein,
den habe ich irgendwo übersehen.
Weil Hunde sind ja nicht die einzigen Tiere auf der Welt, die Halsbänder tragen können.
Turdus
Nee, gar nicht. Aber das ging über den Zwischenschritt. Naja,
wenn es nicht dieses Halsband ist, weil ich damit Leute gleich schon völlig
überrenne und eventuell das ein oder andere Tabu mal rasch anreiße,
ähnliche Effekte kann man ja auch mit anderen oder normaleren Halsbändern irgendwie
kriegen und dann ist man schon sehr, sehr schnell irgendwie dabei,
dass man feststellt, ja Hund ist dann irgendwie die Rolle der Wahl,
weil ja da muss man halt tun, was andere Leute sagen, sonst gibt es Ärger.
Sebastian
Also das ist also, im Grunde ist das nur folgerichtig.
Turdus
Ja, völlig logisch.
Sebastian
Das sind einfach logische Prozesse, die nacheinander ablaufen und die dazu führen.
Turdus
Man muss sich das irgendwie ja begründen in seinem Hirn.
Sebastian
Ja, was heißt begründen? Man muss es erstmal hinnehmen und sagen.
Ich finde, man kommt manchmal beim Denken so an so einen Punkt,
wo man sich denkt, okay, spannend, spannend, spannend, Fantasie,
Fantasie, Fantasie, drüber.
Ab einem gewissen Punkt ist es dann drüber und dann sagt man, nee, das reicht jetzt.
Und, aber offenbar, den inneren Widerstand, den hattest du gar nicht.
Turdus
Den hatte ich gar nicht so. Also ich glaube, als ich mich irgendwann mal damit
abgefunden habe, dass ich dann wohl halt zu den Leuten mit diesen seltsamen
Vorlieben gehöre, ja dann war das halt so.
Das heißt dann immer noch nicht, dass ich es gleich jedem auf die Nase binden
muss, aber dann hatte ich mich mit mir selbst, glaube ich, relativ schnell abgefunden.
Und dann halt gedacht, okay, vielleicht wird mir jetzt auch das ein oder andere
aus meiner Jugend etwas klarer, was ich mir damals nicht erklären konnte.
Und ich habe Spaß wie ein kleines Kind, wie du dieses Ding in den Händen hältst und drehst.
Sebastian
Ja, ich lege das jetzt mal weg, dieses Halsband hier.
Turdus
Möchtest du es ausprobieren?
Sebastian
Ganz sicher nicht.
Turdus
Schade.
Sebastian
Das ist schlecht für die Tontechnik hier.
Turdus
*lacht* Okay.
Sebastian
Genau, die ist total empfindlich, die hält da gar nichts aus. *lacht*
Okay, du hast das Forum, du tauschst dich aus, jetzt besuchst du jemanden,
fährst durch die Gegend und jetzt soll da mal was passieren.
Ich meine, das ist ja aus meiner Sicht jetzt, das erste Aufeinandertreffen mit
einer anderen Person, die weiß, was du spannend findest und man möchte das jetzt mal ausprobieren.
Ich kann mir vorstellen, dass du durchaus etwas aufgeregt warst.
Turdus
Etwas, ja. *lacht* Ich habe natürlich auf viel zu hoch gezielt, weil ich mich selbst
gar nicht einschätzen konnte und weil ich natürlich einem völlig unrealistischen,
nicht umsetzbaren, übertriebenen Kopfkino nachhing.
Ich glaube, ich muss woanders anfangen, nämlich wie es zu meinem Kopfkino kam.
Meine ersten Erfahrungen, die ich mit echten Menschen hatte,
waren tatsächlich auf der anderen Seite.
Ich habe versucht, oben zu spielen, auch Petplay, auch Hund,
Aber ich habe versucht, das obere Ende der Leine zu machen.
Sebastian
Warum? Weil die Owner tragen doch keine Halsbänder.
Turdus
Ja, aber wie alles, was ich mache, ist das völlig logisch, argumentativ und nachvollziehbar.
Wenn man neu ist in irgendeinem Metier, dann macht man als allererstes mal das,
wo einem am wenigsten passieren kann. Und das ist halt das obere Ende der Leine.
Sebastian
Ah, okay, verstehe.
Turdus
Habe ich so gedacht. Habe es mal probiert.
Sebastian
Ja, ist durchaus logisch.
Turdus
Und ich habe sogar damals, es war sogar eine Frau, die mir das untere Ende der
Leine machen wollte und die hatte so Fantasien von „der gequälte Hund gepeitscht,
geschlagen am Stachelhalsband„,
das volle Programm, so richtig, diese Dame.
Sebastian
Da mag ich vielleicht auch nochmal sagen, die Hürde generell da auf Menschen
zu treffen, die damit was anfangen können, die war schon sehr …
groß. Du musst das Ding erstmal finden, du musstest im Prinzip tagelang durchs
Internet dich bewegen für teuer Geld, um auf Menschen zu treffen.
Und dann hast du natürlich im Endeffekt eher so die Leute, die da noch ein Stück
intensiver reingehen, weil niemand versehentlich drauf kommt.
So empfinde ich das zumindest, dass das ein bisschen konzentrierter war,
dass die Leute, die einfach ein bisschen fieser waren oder zumindest glaubten,
das behaupten zu müssen, dass die sich eher getroffen haben.
Turdus
Ja, mein Kopfkino sagte, ich schaff das und die Dame, die ich da getroffen habe, die zu mir kam,
Aussteigerin, lebte den größten Teil ihres Lebens auf Ibiza,
aber war gelegentlich mal in Deutschland, die gehörte wirklich zu den Leuten,
die das ernst meinten und die sehr, sehr heftig spielen.
Auch heute würde ich mit so jemandem, glaube ich, umgehen können,
hätte da auch keine Probleme damit.
Damals hat mich das als Erstdate natürlich völlig überfordert,
wenn du da jemanden hast, der sagt, nö, nö, also das Stachelhalsband,
das sollte schon ein paar blutige Spuren hinterlassen.
Ist für einen Erstkontakt vielleicht ein bisschen oben drüber und da habe ich
dann halt auch festgestellt ...
Sebastian
Nicht nur Erstkontakt, sondern auch das erste Mal Interaktion mit Menschen.
Turdus
Ja, also so Dinge wie vorher Rahmen, Grenzen und ähnliches absprechen,
wir haben ein bisschen, nein wir haben sehr viel Kopfkino schriftlich ausgetauscht,
ich war immer schon ein sehr schriftlicher Mensch, hatten das Gefühl das passt,
weil ihre realen Bedürfnisse und Vorlieben zu meinem völlig überbordenden Kopfkino
sehr, sehr gut passten und die Realität hat dann leider gezeigt,
nein, mein Kopfkino war bei weitem nicht in der Lage das zu liefern,
was die Dame gebraucht hätte, um Spaß zu haben.
Sebastian
Habt ihr eher über das gesprochen, was sie braucht und will oder eher über deine Wünsche?
Turdus
Ich glaube, es war eher das, was sie wollte,
aber ich habe halt festgestellt, ja, das würde ich auch als andere Seite mal
ausprobieren und wenn ich es dann als andere Seite, als oben mal ausprobiert
habe, kann ich mir immer noch überlegen, ob ich mir auch vorstellen kann,
das vielleicht mal als unten auszuprobieren.
Sebastian
Ja, das ist eine spannende Logik, die natürlich an vielen scheitert.
Turdus
Natürlich.
Sebastian
Okay, also sie kommt vorbei. Sie sagt, hallo, hier bin ich. Ich habe übrigens das Zubehör mitgebracht.
Los, mach.
Turdus
Kurze Leine, Käfig, Ecke, schlag mich und nein, schlag mich richtig und zieh
so richtig an dem Stachelhalsband.
Und ich war halt völlig überfordert und wir haben relativ schnell festgestellt,
das ist mir sehr unangenehm,
aber ich bin entwicklungsmäßig und in dem, was ich an Vorlieben irgendwie mittragen
kann oder selbst als oberes Ende nach Anweisung ausführen, so weit war ich noch nicht.
Sebastian
Was heißt denn schnell festgestellt? Stunde, halbe Stunde, zehn Minuten?
Turdus
Halbe bis Stunde würde ich sagen.
Sebastian
Ist ja erstmal gut dann auch zu sagen, hier habe ich eine Grenze,
also das ist glaube ich immer ein wichtiger Punkt, das dann auch tatsächlich
zu tun. Wie hat sie denn darauf reagiert?
Turdus
Sie hat das ja selbst gemerkt, dass mich das völlig überforderte und war,
glaube ich, eher verständnisvoll im Sinne von, naja, es war mal schön,
jemanden gefunden zu haben, der sagt überhaupt, ja, ich kann mir das antun,
ich würde das gerne mal ausprobieren und wir gucken mal, ob das klappt.
Also es war jetzt nicht so, dass sie sagte, ich bin jetzt Gott weiß wie weit
angereist oder ähnlich,
sondern es war halt ein, wir versuchen das mal, oh, es hat nicht geklappt und
es ist mir schon ein bisschen unangenehm, dass mein Kopfkino da völlig überbordend
war und in der Realität nicht mithalten konnte.
Sebastian
Ja, ich glaube da kann man auch echt Verständnis für haben, wenn jemand wirklich
sucht in Europa quasi, das ist natürlich schwierig.
Aber es hat ja nicht zum Ende geführt.
Turdus
Genau, es hat nicht zum Ende geführt, aber ich habe da dann festgestellt,
okay, also oben scheint mich im Moment definitiv noch zu überfordern,
unten ist vielleicht einfacher und habe dann ein ähnliches Szenario selbst unten gesucht.
Sebastian
Das finde ich spannend. Also die Logik dahinter ist bestechend.
Hat nicht geklappt, dann mache ich das gleiche nochmal in einer anderen Perspektive.
Also das finde ich wirklich gut. An der Stelle einfach dann,
das würden viele Menschen nicht tun.
Also wenn ich, was weiß ich, irgendwie soll ich das Podcastsubbie auspeitschen,
ich stelle fest, das macht mir irgendwie keinen Spaß, dann ist der Gedanke,
der am fernsten ist in dem Moment in meinem Gehirn, dann muss ich einfach mal
die Peitsche übergeben und wechsel die Seiten.
Ich würde eher alles mögliche verändern, aber doch nicht das.
Turdus
Ich muss widersprechen, es war ja nicht so, dass mir das keinen Spaß gemacht
hat oder dass das ihr auch keinen Spaß gemacht hat, sondern es war wirklich
einfach so, dass es mich überforderte und ich in der Intensität,
die sie brauchte, nicht in der Lage war, ihr das zu geben.
Sebastian
Okay, aber mit weniger Intensität, das war auch keine Option.
Turdus
Das war für sie keine Option, das wäre für sie langweilig gewesen.
Sebastian
Okay, also ganz oder gar nicht.
Turdus
Für sie wäre das wie „Mensch ärger nicht„ spielen gewesen.
Sebastian
Was ich so im Hintergrund mit habe, ist wirklich dieses „da musst du auch liefern„.
Turdus
Ja, ja.
Sebastian
Und zwar nicht nur generell speziell bei ihr, sondern auch in der Community.
Also die Menschen haben weite Anfahrten, sie treffen sich, das ist exotisch
und selten und es gibt nur eine Handvoll Menschen, da muss man liefern,
sonst kommt man nie zu irgendwas.
Ich sehe da eine Menge Druck hinter der Nummer.
Turdus
Ja.
Sebastian
Okay, Seite gewechselt. War es denn besser?
Turdus
Ja, aber aus völlig anderen Gründen. Nach Ibiza kam Bielefeld.
Ich habe mich entschieden, Leuten einfach Orte zu geben.
Dann bin ich nicht in der Situation, dass ich irgendjemanden aus Versehen mit
Namen doxe oder ähnliche.
Das möchte ich einfach nicht. Und ich bin halt echt viel durch Deutschland oder
andere Ecken gefahren. Da sind Orte einfach praktischer.
Sebastian
Ja, also liebes Publikum, da kommen noch Münster und Hamburg.
Da habe ich hier auch schon stehen. Ich habe sehr viele Vorabinfos bekommen.
Ich habe allerdings auch nur die Ortsnamen hier und war mir auch nicht sicher,
was will er denn damit. *Turdus lacht* Naja, ich schreibe es mal auf.
Turdus
Ja, Münster und Hamburg können wir kurz abfrühstücken. Das waren sehr kurze Episoden.
Die wichtigste und das entscheidende Erweckungserlebnis in meinem Leben,
als ich gekommen bin in die BDSM-Szene, war Bielefeld. Definitiv.
Ausgerechnet eine der bis heute besten Geschichten, die mir in meinem Leben
je passiert ist. Wir waren so weit, ich will die andere Seite probieren.
Also suche ich nach Menschen, die das höher gelegene Ende der Leine nehmen wollen.
Nachdem ich mit meinem völlig überbordenden Kopfkino so auf die Nase gefallen
bin, dass ich von viel mehr träume, als ich überhaupt selbst aushalten würde
oder geben könnte oder ähnliches, haben wir die Entscheidung getroffen,
ich mache exakt das gleiche nochmal, aber auf der anderen Seite.
Sebastian
Das gleiche, also exakt das gleiche heißt mit dem Stachelhalsband und mit dem Geschlagenwerden?
Turdus
Ja und all solche Dinge und damals noch der naive Traum von rostigen Metallketten
in feuchten, dunklen Kellern und was so ein Sklave halt braucht.
Ich war jung, entschuldigung.
Sebastian
Ich finde den Sprung immer spannend, von noch nie irgendwas gemacht zu ich war
da hin und voll Karacho drauf.
Also das kannst du heutzutage keinem mehr erzählen.
Turdus
Nein.
Sebastian
Wenn jemand sagt, ja, was weiß ich, jemand schreibt mir und sagt,
ich habe noch nie irgendwas gemacht, ich möchte gern mal und dann genau das.
Würde ich sagen, fang doch erstmal an, probier doch erstmal mit hauen und ob dies und jenes, ne. Okay.
Turdus
Entwicklung, ich war jung und es gab damals noch nicht so viele Informationen.
Sebastian
Nein, da brauchst du gar keine Ausreden für, im Gegenteil, es ist ja immer,
manche Menschen sagen ja, das ist immer alles so harmlos und Chichi,
gerade in diesem Podcast,
aber im Grunde ist genau das der Punkt, es ist hart, man trifft Entscheidungen,
nämlich die sind ja oder nein und man hat irgendeine Idee,
ob sie jetzt klug ist oder nicht, spielt dabei keine Rolle, aber ja,
kann das jemand umsetzen mit mir, ja, nein, wenn ja, hinfahren, machen und
so ist es halt. Beschreibe ich das relativ gut oder liege ich völlig daneben?
Turdus
Ja, ich würde nicht sagen, so ist es halt, sondern so war es damals.
Heute ist es nicht ganz so, weil es heute sehr, sehr viel mehr Informationen
gibt und ich glaube auch heute sehr, sehr viel bewusster den Leuten ist,
was ist Kopfkino und was ist real umsetzbar.
Sebastian
Gut, aber es gibt immer einen Kink, wo man auch heutzutage sehr schwer Informationen bekommt.
Turdus
Ja, klar.
Sebastian
Also so gesehen. Aber gut, erzähl mir von Bielefeld.
Turdus
Genau, Bielefeld. Wir hatten den Traum von der rostigen Kette mit Eisenfesseln
im dunklen, kalten Keller und dem wie auch immer gequälten Hund und ich schreibe
mit diesem Menschen in Bielefeld irgendwie zwei, drei Wochen hin und her.
Wir stellen fest, ja, wir können uns das beide vorstellen, hätten da glaube
ich sehr viel Spaß dran und entscheide mich irgendwann,
okay, ich setze mich in mein Auto und fahre nach Bielefeld, was halt schon ein
paar Stunden Reise waren und stehe in Bielefeld vor der Tür und drücke auf den
Klingelknopf und irgendwann geht die Tür auf und es fällt mir siedend heiß ein,
scheiße, ich habe vergessen, was nicht ganz Unwichtiges zu fragen.
Der Herr, der mir gegenüber stand, war etwas mehr als 30 Jahre älter als ich.
Natürlich habe ich völlig vergessen, in all meinem überbordenden Kopfkino, ihn
nach dem Alter zu fragen oder irgendwelchen anderen Details.
Mir stand ein netter älterer Herr zwischen 50 und 60, vielleicht bin ich selbst
inzwischen so einer, wenn der nächste 20-Jährige vor der Tür steht,
und hat gefragt, ob ich reinkommen möchte,
ich muss wohl der erwartete Besuch sein und ich war völlig verdattert,
war kurz davor, ich stolpere rückwärts zurück, springe ins Auto,
vergrabe mich irgendwo und gucke nie wieder aus dem tiefen Loch,
was ich mir gegraben habe, raus, weil da stand halt so ein alter Mann.
Ja, und dann habe ich halt irgendwie gedacht, scheiße, du musst eh aufs Klo.
Das ist wahrscheinlich jetzt völlig unhöflich, wenn du ohne was zu sagen auf
dem Absatz kehrt machst und dich umdrehst und wieder mehrere Stunden heimfährst.
Ja komm, du musst aufs Klo und ein Kaffee geht immer.
Dann wirst du irgendwie schon die Höflichkeitsfloskel finden,
danach irgendwie wieder den Absprung zu kriegen.
Sebastian
Wie alt warst du da?
Turdus
Ja, Mitte 20 irgendwie. Irgendwie die Entwicklungs- und Ausprobierphase,
also Mitte 20, Mitte bis Ende 20, irgend so was.
Also der war wirklich mindestens 20, eher 30 Jahre älter als ich.
Ich könnte es notfalls nachrechnen, einfach so als Hausnummer.
Ich habe das Klo besucht, ich habe einen Kaffee getrunken und wir kamen ins Reden.
Sebastian
Ja. Habt ihr vorher telefoniert?
Turdus
Nein, das hatte man damals auch noch nicht so irgendwie.
Sebastian
Okay.
Turdus
Frag mich nicht warum, vielleicht war auch das so ein unwichtiger Punkt wie das
Alter, den ich einfach vergessen habe.
Ich hab keine Ahnung, aber ich glaube, wir haben nicht telefoniert oder wenn dann nur kurz.
Ich erinnere mich nicht. Jedenfalls kamen wir ins Reden und ich stellte halt
fest, das ist ein unglaublich netter Mensch, der mir da gegenüber sitzt.
Das ist nicht irgendeine Sexualpraktik, sondern es ist tatsächlich ein total
netter Mensch, der mir da gegenüber sitzt.
Und wir kamen ins Reden und aus der einen Tasse Kaffee wurden dann auch irgendwann
drei und dann fragte er irgendwann,
nachdem wir beide festgestellt haben, dass mein Kopfkino, was ich ihm da in
epischer Breite geschrieben habe, vielleicht ein kleines bisschen übertrieben
ist, ob ich nicht doch Lust hätte, ein bisschen mit ihm ins Spielen zu verfallen
und er mir das ein oder andere zeigen würde.
Und ich habe halt ja gesagt, damals noch so gedacht, ja, notfalls Augen zu und fürs Vaterland. *Sebastian lacht*
Er ist doppelt so alt wie du, aber ja Gott, mach halt, im Zweifelsfall lernst du irgendwas.
Und es war wirklich für mich in allen Aspekten so was wie ein Erweckungserlebnis,
weil ich hab da nicht nur unglaublich viel Spaß gehabt,
sondern auch wahnsinnig viel gelernt und mitgenommen bei diesem Menschen,
was für mich und meine BDSM-Sozialisierung unglaublich prägend war.
Also das eine, was ich mitgenommen habe, war, bin ich da reingegangen mit:
ist doppelt so alt wie ich, Augen zu und durch, ist egal ...
Sebastian
Ich ordne das mal, was war denn das erste, was er gemacht hat mit dir?
Turdus
Er war in einem Alter, wo einem die Krankenkasse tatsächlich schon sehr robuste
Massage- und Behandlungsliegen für Rücken zu Hause finanziert hat.
Und auf dem Ding hat er mich ein bisschen festgebunden.
Und dann hat er mich in die Freuden der Herren und des Hinterns eingeführt.
Mit Gegenständen und mit Fingern.
Sebastian
Gleich als erstes?
Turdus
Ganz langsam, ganz vorsichtig, nach unglaublich viel Reden und er hat wirklich
auch vorher gefragt, ist das okay für dich?
Ich sagte: „[drucksend, nuschelnd] Ich würde es schon gerne mal ausprobieren, ich hatte bisher nur Frauen.„
Aber ich glaube, ich durfte dabei auch ein Halsband tragen, ja.
Sebastian
An der Stelle vielleicht erstmal so, auch das so, sind das erste Erfahrungen,
also wieder, es scheint sich ja durchzuziehen, du gehst mit einem Vorsatz irgendwo
hin und es passieren andere Sachen und hinterher bist du in der Lage,
die Abweichung als positiv zu bewerten.
Turdus
Es ist total hübsch formuliert und völlig zutreffend, ja.
Sebastian
Sehr gut. Okay, also was hat der Mensch dir geben können und wollen und was
dich dann auch weiter begleitet und geprägt hat?
Turdus
Der Mensch hat mir mehrere Dinge gegeben und beigebracht.
Für mich war es der erste, nennen wir es, reale BDSM-Kontakt,
mit dem ich länger ins Spielen gekommen bin und mit dem ich auch danach mich
noch hin und wieder mal getroffen habe.
Wir haben bis heute ein unglaublich gutes Verhältnis, schreiben uns sehr,
sehr selten, aber das war für mich tatsächlich der Mensch,
der mich in, ich will nicht sagen das echte BDSM, weil es gibt kein richtiges,
falsches, echtes oder falsches,
aber der mich in BDSM als Praktik und was das ist und was da alles dranhängt
eingeführt hat und er hat es auf eine unglaublich gute Art und Weise gemacht.
Also, ich habe von ihm gelernt bis heute,
Alter ist mir beim Spielen völlig egal, Alter hat im Gegenteil einen riesigen
Vorteil, weil Alter bringt häufig Erfahrung mit sich und es gibt nur eins,
was bei Spielpartnern noch besser ist als Erfahrung, nämlich mehr Erfahrung.
Ich spiele bis heute unglaublich oft mit Menschen, die älter sind als ich und
es ist mir völlig egal, wie sie aussehen, weil ich mir denke,
ich kann von Erfahrung von Leuten nur profitieren und was mitnehmen, was mich
unglaublich weiterentwickelt hat, was ich bis heute auch als Selbstmotto als habe.
Sebastian
Lass mich mal da ein bisschen abschweifend in die Zukunft gucken.
Dieses Konzept kannst du ja nicht ewig fahren.
Spätestens in 20 Jahren wird es nicht mehr viele aktive BDSMer geben,
die sehr viel mehr Erfahrung haben als du.
Turdus
Ja.
Sebastian
Du wirst dich da umorientieren müssen. Das hat keine Zukunft.
Turdus
Doch, das hat Zukunft, weil auch in 20 Jahren gibt es noch BDSMer,
die dann vielleicht alle deutlich jünger sind als ich, aber die unglaublich
viel Erfahrung haben in Gebieten, in denen ich mich bis dahin noch nicht rumgetrieben habe.
Sebastian
Okay, also der Altersunterschied kann auch einfach was machen,
der Generationenunterschied.
Turdus
Das ist das eine. Das andere, was ich da mitgenommen habe, war:
BDSM kann unglaublich stilvoll sein.
Der Herr war Englischlehrer und seine Form von BDSM war eine sehr,
sehr britische Form des BDSM.
Ja, er hätte gerne, glaube ich, mehr geschlagen, das ein oder andere Werkzeugpaddel
oder sonstiges, wo ich damals schon festgestellt habe, das ist nicht meins.
Aber was halt bei ihm dazugehörte, ist wirklich, man kann Leute zum Rhythmus
von klassischer Musik verhauen und das kann alles sehr, sehr stilvoll und niveauvoll sein.
Und das ist bis heute so die Sozialisierung, die ich damit verbinde,
nicht irgendwie wilde Party,
laute Discomusik, alles rammelt oder schlägt wild aufeinander rum,
sondern wirklich so Geschichten wie klassische Musik läuft im Hintergrund,
Dinge passieren langsam im Takt zur Musik.
Ich war danach auf einem runden Geburtstag von ihm mal eingeladen,
da wurde tatsächlich das Kuchenbuffet auf jungen Knaben serviert,
während im Hintergrund irgendwelche anderen Knaben verhauen wurden und es war
unglaublich stilvoll, wie das bei Männern eher selten ist.
Ich habe stilvolles BDSM im Sinne von mit Outfit, mit Liebe,
mit Hingabe schon ganz, ganz oft bei Frauen gesehen, aber nur sehr,
sehr selten bei Männern und
das war eine prägende Sozialisierung, die ich bis heute mitnehme,
die für mich auch bis heute dazu führt, dass ich mit anderen Formen,
die, keine Ahnung, wilder, rauer, was auch immer sind, nicht so viel anfangen kann.
Sebastian
Im Grunde hast du Glück gehabt.
Turdus
Unfassbar viel Glück, das hätte so richtig in die Hose gehen können.
Sebastian
Genau, der Mensch, der wollte dir ja offenbar was Gutes.
Turdus
Ja, ja.
Sebastian
So Begriffe wie Covern, Safeword, gab es die in deinem Kopf damals schon,
dass man sich so ein bisschen absichert, dass wenigstens irgendwer weiß, wo du bist?
Turdus
Ich glaube, das fing damals auch im Internet langsam an, dass so was mal kam
und dass man das tun sollte und dass das sinnvoll wäre.
Es war aber noch nicht so verbreitet wie heute und vor allen Dingen …
Sebastian
Aber da konkret, an dem Tag?
Turdus
Nein, nein, das hätte völlig in die Hose gehen können, das hätte die Katastrophe meines Lebens werden können und es wurde genau das Gegenteil.
Covern setzt übrigens voraus, dass man jemanden hat, mit dem man über solche
Themen spricht, hatte ich im engen Freundeskreis zu dem Zeitpunkt noch nie.
Sebastian
Da hätte ich jetzt gedacht, wäre Ibiza möglicherweise eine Person gewesen.
Turdus
Nee, zu weit weg und hat sich danach auch wirklich aus den Augen verloren,
als man feststellte, nee, das passt mit Vorlieben und insbesondere Intensitäten doch nicht so.
Sebastian
Wie lange warst du da?
Turdus
Den ganzen Tag, es wurde sehr spät und ich bin noch häufiger wiedergekommen.
Sebastian
Okay, also nicht über Nacht geblieben?
Turdus
Nein. Ich bin an dem Abend noch heimgefahren, aber sehr, sehr lange und es war,
ich hab das heute noch, wenn man eine gute BDSM-Session hat,
dann hat man hinterher dieses Grinsen im Gesicht, was nur noch von zwei Ohren
aufgehalten wird, sonst würde
es den Schädel spalten. Das hatte ich das erste Mal in meinem Leben da.
Sebastian
Würdest du das als deine erste BDSM-Beziehung bezeichnen?
Turdus
Das war meine erste BDSM-Beziehung und auch mein erstes, ich finde keinen besseren
Begriff, mein erstes echtes BDSM-Erlebnis mit anderen außer mit mir selbst. Und es war wunderschön.
Sebastian
Wie lange hat das gehalten?
Turdus
Einstellige Jahre. Wir stehen heute noch in losem Kontakt miteinander und inzwischen
ist der Mann so alt, dass es bei ihm einfach aus gesundheitlichen Gründen mit
aktivem SM schwierig bis nicht mehr ist.
Und ich habe mich total gefreut, ich habe vor ein oder zwei Jahren,
war er zufällig in meiner Gegend mit seinem Mann und ich habe die Gelegenheit
genutzt, mich nochmal mit beiden zu treffen.
Es war ein sehr, sehr schöner Abend und ich habe, was mir damals ein echtes Anliegen war,
mich auch wirklich bei ihm dafür bedankt, dass ich von ihm die beste und einfühlsamste
Einführung in die SM-Szene, die sich ein Mensch nur vorstellen kann, bekommen habe,
wo er natürlich von vornherein sah, da ist irgendein Jungspund,
der noch so gar nichts erlebt hat, völlig überbordendes Kopfkino und sich wahrscheinlich
ein bisschen ins Fäustchen gelacht hat.
Na gut, dann ist der Vorteil für mich, ich krieg mein junges Gemüse und dafür
kann ich ihm zeigen, wie es eigentlich richtig, wirklich geht,
statt dem überbordenden Kopfkino.
Sebastian
Liebes Publikum: tut das nicht, sichert euch ab. Aber wenn ihr diesen Podcast gefunden
habt, dann tut ihr das eh schon, dann wisst ihr da eh Bescheid.
Okay, du hast einen Start gefunden, du hast reingeschaut.
Jetzt haben wir noch gar nicht so über deinen Kink als solchen gesprochen.
Ja, das Elektrohalsband, Halsbänder als solches, aber so zu dem Zeitpunkt,
wo er dir auch ein bisschen was gezeigt hat, wo er dir den Horizont mal ein
bisschen zum Anschauen gegeben hat.
Was würdest du sagen, wäre dein Kink zu dem Zeitpunkt gewesen?
Turdus
Zu dem Zeitpunkt war mein Kink glaube ich überwiegend Dogplay,
wobei das je mehr Leute ich kennengelernt habe, sich auch weiter verschoben hat
im Sinne von ich bin neugierig, ich probiere alles mal aus,
vieles liegt mir nicht und dann kam irgendwie noch relativ schnell dazu alles,
was in Richtung Bondage geht und zwar nicht mit Seil.
Ich kann bis heute mit Seilen und Knoten wenig anfangen.
Wenn ich das möchte, gehe ich zu meinen Pfadfindern und selbst die können keine Knoten.
Wo ich aber damals schon festgestellt habe, das ist meins und auch die nächste
große Investition, irgendwann mal kam, war Segufix, das heißt medizinische Fixierungen,
die unglaublich bequem und gleichzeitig unglaublich ausbruchsicher sind.
Sebastian
Im Grunde haben wir hier im Podcast oft über Petplay gesprochen,
vielleicht kannst du Dogplay nochmal für Menschen erklären, die jetzt nicht
genau weiter wissen, was macht man denn außer Gassi gehen,
Fresschen und Leckerlis anbieten und im Zweifel auch mal bestrafen und was könnte man da noch tun?
Was beschreibt Dogplay für dich?
Turdus
Gekommen in die Ecke Dogplay bin ich über die Richtung Hunde sind gelegentlich
auch mal irgendwelche Kreaturen, die gequält, geschlagen, geknechtet werden.
Da kam so mein SM-Aspekt
ursprünglich her, ich habe aber sehr schnell festgestellt, das ist gar nicht so meins.
Der Teil vom Dogplay, in den ich dann relativ schnell übergegangen bin,
war eher so die Richtung mit, man hat ein klares Hierarchie-Verhältnis,
der eine tut, was der andere sagt.
Beziehungsweise auch man versucht, ich finde das Wort Abrichtung so schlimm,
es ist so ein überbordendes Kopfkino, man versucht jemandem was beizubringen.
Ich habe sehr, sehr viel später festgestellt, dass das, was Leute als Abrichtung
gerne bezeichnen mit „ich bringe dem Hund auf bestimmte Kommandos bei, dass er Dinge tut„,
dass das auch eine unglaublich spannende Form von Teamwork sein kann.
Das hat aber viele, viele Jahre danach noch gedauert, wo ich eigentlich schon
gesagt hatte, nee, also das mit dem Dogplay ist nicht mehr meins,
weil, wie du auch gesagt hast, was macht man da eigentlich außer Hundefutter
fressen, den Hund schlagen oder
ihn im Zweifelsfall irgendwo anketten und liegen lassen und ignorieren.
Ist nicht so viel Aktivität drin. Ich bin relativ schnell da dann in andere
Richtungen gerutscht, die medizinischen Fixierungen, Bondage.
Ich habe auch sehr schnell festgestellt, anderes Spielen mit Strom ist auch meins.
Das fing da zu der Zeit an und ich habe gedacht, okay, also was vom Dogplay
oder vom Hundespielen noch über ist, sind die diversen total praktischen Erziehungshilfsmittel,
Halsbänder, Leine, Geschirr, was auch immer, die es für Hunde gibt,
die nutze ich auch immer noch total gerne, weil damit geht halt auch Kontrolle
über Menschen, aber eigentlich das mit dem Hund und auf allen Vieren habe ich für abgehakt gehalten.
Sebastian
Okay, also wieder so eine Erfahrung, die wieder woanders hinführt und dann,
man geht dann weiter, man bleibt da nicht stehen, man geht halt den nächsten
Schritt und den nächsten, also wieder die Logik regiert.
Turdus
Ja, zumindest das, was ich für Logik halte,
ich habe immer so ein bisschen das Gefühl, das was mir in meinem Kopf logisch
erscheint, ist es für Leute, die es von außen betrachten und dann so Podcast-Fragen
stellen, nicht unbedingt und am Ende zerpflückt der auch noch meine Logik,
dass ich sie mir selbst nicht mehr glaube. Sehr spannend, ich habe Spaß.
Sebastian
O Gott, das war gar nicht meine Absicht. *Turdus lacht* Okay, dann müssen wir doch,
bevor wir so Richtung heute gehen, weil da wird es dann spannend und da wird
es dann wieder komplex, weil da kommen so viele Anekdoten. Ich weiß gar nicht,
wann wir das alles machen sollen heute.
Es gibt noch die beiden wunderschönen Städte Münster und Hamburg.
Da muss ich wenigstens fragen.
Turdus
Ja, das kann man relativ kurz abhaken. Ich habe in anderen Folgen von dir gehört,
du fragst auch immer, hattest du mal negative Erfahrungen schon mal irgendwie?
Ist mal was so richtig in die Hose gegangen?
Und nachdem ja Bielefeld völlig unerwartet die absolut positive Überraschung
und das Beste, was mir passieren konnte, war, war glaube ich Münster das erste
Mal, wo es für mich vermutlich zu viel war. Im Nachhinein kann ich es nicht beurteilen.
Da habe ich noch versucht, unten und Hund zu spielen und jemand hat mich mit
Gerte an Halsband und Leine in seiner Wohnung quer durch die Wohnung getrieben,
bis ich wirklich fix und alle zusammengebrochen bin.
Ich glaube, da war ich einfach nur noch auf Endorphinen, aber das war nicht gut.
Das war, glaube ich, drüber. So Dinge wie Stopp, Abbruch oder ähnliches kannte
man damals als Safeword noch nicht so.
Und ich glaube, selbst wenn ich eins gehabt hätte, wäre ich selbst schon im
Kopf nicht mehr in der Lage gewesen, es zu nutzen oder zu erkennen,
dass das jetzt gerade ein guter Zeitpunkt wäre, um es abzubrechen.
Ich habe aber da festgestellt, nach Münster, ich merkte, ich bin selbst so sehr neben der Spur
und gerade so unzurechnungsfähig nach dieser Session, dass ich mir ab da vorgenommen
habe, ich fahre nur noch mit der Bahn, weil man sollte mich jetzt gerade nicht
mehr hinter das Steuer eines Autos lassen.
Das war so der Punkt, wo ich einfach dachte, okay, wahrscheinlich war es ein
bisschen viel, aber du hast es nicht gemerkt oder der andere hat es nicht gemerkt
oder dem anderen war es egal.
Ich weiß es nicht. War keine so schöne Erfahrung. Habe ich auch nicht wiederholt.
Und Jahre später hatte ich nochmal was ähnliches mit jemandem in Hamburg,
der stand auch total auf genau dieses Elektrohalsband, was ich da habe,
wollte das auch unbedingt benutzen, um mich durch die Wohnung zu scheuchen,
hat aber von vornherein kategorisch ausgeschlossen es auch nur ein einziges
Mal, um einschätzen zu können, wie es wirkt und wie es sich anfühlt, selbst auszuprobieren,
nicht am Oberschenkel, erst recht nicht am Hals oder sonstige Dinge und hat halt
trotzdem einfach machen wollen.
Und es war halt nicht gut im Sinne von, ich konnte es überhaupt nicht erotisieren
und er hatte halt, was ein echtes Problem beim Spielen mit Strom ist,
auch überhaupt kein Gefühl dafür, was passiert,
wenn man auf den Knopf drückt und ob und wie weh das tut und das dosierbar ist.
Und zu allem Überfluss ...
Sebastian
Aber ihr habt noch angefangen zu spielen?
Turdus
Wir haben angefangen zu spielen, wir haben aber, ich habe relativ schnell abgebrochen,
habe festgestellt, nee,
das ist nicht meins, weil er viel zu viel Spaß daran hatte, mir weh zu tun und
mein Kink ja nicht unbedingt ist, dass mir jemand weh tut, sondern der,
dass ich brav sein muss, damit es nicht weh tut,
damit konnte er nicht so viel anfangen und er hat halt überhaupt kein Gefühl
und Verständnis dafür gehabt, dass und wie weh das tut, wenn er auf diesen kleinen Knopf drauf drückt.
Sebastian
Naja, im Prinzip ein Sadist, der einfach mal guckt, was geht.
Turdus
Ja, wahrscheinlich.
Sebastian
Aber da merke ich aber auch schon, okay, da ist aber ein Stück Entwicklung, dass du auch schon danach schaust,
dass du von dem, ja von der Person, von der Stadt wollte ich schon sagen, *lachen*
dass du von dem Treffen profitierst.
Turdus
Ja, unbedingt.
Sebastian
Also das ist vielleicht auch, ist das so ein Meta-Ding, also es gibt ja Menschen,
die sagen, ich möchte gerne unten sein,
ich möchte gerne mich hingeben und brav sein und gelobt werden und da geht es
ganz viel um diese Interaktion, dass alles schön ist und deine Motivation,
da sehe ich schon so dieses,
du möchtest gerne hinterher dieses tolle Gefühl haben,
wo man einfach nur fliegt und schwebt und es großartig ist und das ist dir wichtig.
Also dein Ego sagt halt ganz klar, ich bin bereit eine Menge Quatsch zu machen,
solange ich es hinterher geil gefunden haben werde.
Turdus
Exakt das, genau. Ich will dieses selige Grinsen, was ich das erste Mal in meinem
Leben in Bielefeld mitgenommen habe, hinterher haben, dann war es für mich eine gute Session.
Wie es dazu kommt, ist mir völlig wurscht, aber es sollte halt halbwegs kompatibel
sein mit den Leuten, damit es dazu kommt.
Sebastian
Okay, das heißt aber auch, dass so ein Loyalitätsdenken, heute ist mal doof,
aber nächste Woche kann das schon wieder ganz anders Spaß machen,
das gibt es an der Stelle gar nicht so, sondern nee, das ist heute auf den Punkt,
möchte ich gern Spaß haben.
Fertig. Also in einer längerfristigen Beziehung ist man ja durchaus,
da gibt die eine Seite mal mehr als die andere und dann schwingt das immer schön
in so Wellenbewegung und im Durchschnitt haben beide unglaublich viel Spaß.
Turdus
Nee, ich muss ein bisschen widersprechen. Auf den ersten Blick ist das total egoistisch zu sagen,
mein Ziel dahin zu gehen ist, dass ich hinterher dieses breite selige Grinsen
auf dem Gesicht habe, aber ich habe sehr schnell gemerkt, dass es gar nicht
mal so irgendwelche Praktiken sind,
die bei mir für dieses selige Grinsen sind, sondern dass es einfach Interaktionen
von Menschen, die miteinander harmonieren, ist, wo ich das Gefühl habe, ja,
das ist das, was kickt, was Spaß macht und wo ich auch das Gefühl habe,
der andere hat gerade auch Spaß, die andere Seite davon zu spielen, dass ich das tue.
Und ich bin heute fest davon überzeugt und damals schon so ein bisschen da in
die Richtung gegangen, wenn man spielen mit anderen Leuten möchte,
man sollte nicht primär nach Leuten suchen, die auf die gleichen Sexualpraktiken
wie man selbst steht, sondern man sollte nach interessanten Menschen suchen
und der Rest ergibt sich dann schon irgendwie.
Es ist nicht gut, nach gemeinsamen Praktiken zu suchen.
Es ist viel besser, nach gemeinsamen Interessen und gemeinsamen Wellenlängen zu suchen.
Das fing damals schon so ein bisschen an und das zieht sich heute als Hauptpunkt
durch meine SM-Aktivitäten, dass ich aufgegeben habe, im Internet nach Praktiken
zu suchen, die mich interessieren.
Selbst wenn es davon ganz, ganz viele gibt, sondern dass ich einfach gucke,
über welche Leute falle ich, harmoniere ich mit den Leuten, haben wir Spaß miteinander
und dann wird sich schon irgendwas geben, wo wir ins Spielen verfallen.
Gerne auch mit Dingen, wo ich selbst überhaupt nicht dran denke.
Hat allerdings den Nachteil, muss ich auch sagen, so sehr ich das empfehlen
kann, ich habe inzwischen einen riesigen Stapel von Leuten angesammelt,
mit denen ich mich so gut verstehe, dass wenn wir uns treffen,
wir einen Tag lang über Gott, die Welt und andere Dinge reden und uns wunderbar
amüsieren und einen fantastischen Nachmittag haben und völlig vergessen, ins Spielen zu kommen.
Sebastian
Man könnte ja längerfristig mit einer Person spielen.
Turdus
Ja, kann man auch, aber wenn man so skurrile Vorlieben wie ich hat und der andere
da auch Spaß dran haben sollte, dann sind Leute, mit denen man das auslebt,
häufig relativ weit weg.
Das sind nicht Nachbarn, wo man sagen kann, ja, wir treffen uns einmal die Woche
zum Spieleabend. Das ist dann meist irgendwie: man plant längerfristig mal einen
Termin, sieht sich für einen Tag, für ein Wochenende und fährt dann wieder dahin,
wo man jeweils selbst wohnt.
Sebastian
Okay, wir gehen mal ins Heute rein. Du bist verheiratet.
Turdus
Ich bin verheiratet.
Sebastian
Spielst du mit deinem Partner?
Turdus
Ich spiele auch mit meinem Partner. Wir haben aber beide Vorlieben,
die der andere jeweils nicht teilt und haben dementsprechend auch eine gegenseitige
Erlaubnis zum Fremdspielen mit anderen Menschen für genau diese Vorlieben,
die der andere Mensch nicht teilt.
Sebastian
Okay, das ist auch so begrenzt für diese Vorlieben. Das heißt aber,
da gehst du doch mit der Vorliebe, mit dem Fetisch an die Sache ran,
weil dann ist es erlaubt.
Turdus
Ja, der Herr Stix argumentiert wieder meine Logik, dass ich mir selbst nicht glaube. *lacht*
Sebastian
Ich frage ja nur.
Turdus
Liebes Publikum, ich liebe dieses unschuldige Grinsen auf dem Gesicht, was er dabei aufsetzt. *lacht*
Sebastian
Ich meine ja bloß.
Turdus
Ja, okay.
Sebastian
Ich habe nur leider begrenzt Stundenzeit, hier das alles rauszukriegen.
Dann muss ich halt auch mal ein bisschen um die Ecke kommen und sagen, Momentchen mal.
Turdus
Vielleicht hast du mich doch in die Ecke argumentiert. Ich gucke natürlich auch
nach Leuten, die ähnliche Vorlieben haben, aber es ist nicht mein primäres Ziel.
Sebastian
Okay, aber das ist meine goldene Überleitung, die ich brauche.
Im Prinzip weiß das Publikum noch gar nicht, welche Vorlieben du hast.
Ja, Dogplay, okay, Strom, okay, da ist aber noch mehr.
Und die sind auch ein bisschen seltener und die sollen hier nicht untergehen.
Hinterher haben wir ja aufgenommen, dann fehlt was Wichtiges noch.
Was sind so, sagen wir mal, du hast maximal 10 Kinks, die du aufzählen kannst.
Welche wären es? Und Strom und Dogplay sind schon weg.
Turdus
Ja, okay. Was ich definitiv noch als Kink habe, was relativ selten ist,
bei mir aber auch sehr wichtig ist, ist alles, was Outdoor-Klamotten angeht,
insbesondere Winterklamotten und Daunenjacken.
Da gibt es eine kleine, aber sehr übersichtliche Szene, sowohl in Deutschland
als auch weltweit und sehr viel bis fast alles, was an Kleidung irgendwie mit Wassersport zu tun hat.
Neoprenanzüge bis hin zu Schwimmwesten, die sind auch sehr selten als Fetisch.
Mit den vier bin ich bedient von zehn.
Sebastian
Okay, wir reden jetzt vom Wassersport nicht im Sinne von NS und Pippi,
sondern wirklich Wassersportklamotten.
Turdus
Wassersportklamotten, genau. Ganz viele Leute kennen es in der Form,
dass man feststellt, man hat eine Vorliebe für Neopren.
Das gibt es auch extra als Fetischkleidung, aber viel günstiger und für mich
viel interessanter ist tatsächlich Neopren als Wassersportkleidung,
als Anzug mit langen Arm-Bein-Shorty, wie man es beim Segeln oder beim Tauchen trägt.
Sebastian
Erklär mal, weil es gibt Menschen mit Latex und auch mit Leder,
die, das Gefühl auf der Haut beschreiben, die Menschen dann sehr gerne.
Aber Neopren wüsste ich jetzt nicht genau einzuschätzen. Was sind so die Eigenschaften
von Neopren und wie fühlt sich das an?
Turdus
Es ist tatsächlich sehr, sehr ähnlich. Also auch bei Neopren gibt es ganz,
ganz viele Leute, die sagen, es ist das Gefühl auf der Haut.
Es ist ähnlich wie bei Latex ein bisschen das Kompressionsgefühl.
Es ist elastisch eng, dass man wirklich das Gefühl hat, so ein Körper ist von
allen Seiten irgendwie eingeschlossen.
Bei ganz, ganz vielen Leuten, die Vorliebe für Neopren haben,
ist es, die können mit dem Geruch was anfangen, den sie sehr gut erotisieren können.
Der ist sehr, sehr typisch bei Neopren, insbesondere wenn es Wassersport-Neopren
ist, was schon ein paar Mal auch echt im Meer war und dann in der Sonne trocknet oder ähnliches.
Der Geruch ist sehr, sehr typisch, sehr schön und im Gegensatz …
Sebastian
Geht das Richtung Gummi oder ...?
Turdus
Das geht Richtung Neopren, wie soll ich sagen? *lachen*
Sebastian
Hast du Neopren hier? Dann kann ich vielleicht versuchen, das zu beschreiben.
Turdus
Genau, ich kann nachher einfach mal ein Stück holen und du kannst mal dran riechen, wenn du möchtest.
Sebastian
Okay, eine Neoprenverkostung, ich will es ja nicht essen, wie nennt man das,
eine olfaktorische Prüfung.
Turdus
Sehr schön, mentale Notiz, der Herr Stix riecht an meiner Unterwäsche.
Sebastian
Ja ... Ich mache ja alles für diesen Podcast. *Turdus lacht*
Turdus
Und das andere, was halt unterschiedlich zu Latex ist, ist tatsächlich absichtliche
Wirkung, es isoliert sehr gut.
Man kommt sehr, sehr schnell da drin ins Schwitzen, es ist sehr schnell sehr warm.
Sebastian
Es ist auch wesentlich dicker vom Material, ne [Dialekt]?
Turdus
Gibt es von 1 Millimeter bis 7 Millimeter. Alle Zwischenstufen sind möglich, je nach Vorlieben.
Sebastian
Das ist wasserundurchlässig? Oder eben genau doch nicht? Was war denn?
Turdus
Das saugt sich voll mit Wasser, aber hat keinen Wasseraustausch.
Das heißt, im ersten Moment, wenn du damit wirklich ins Wasser gehst,
ist es relativ kalt, weil einmal alles, was da Luft drin ist,
durch Wasser ersetzt wird.
Aber das Wasser tauscht sich halt nicht aus. Das heißt, es wärmt sich sehr schnell
auf und ist und bleibt dann nass und warm.
Sebastian
Okay, also das Wasser geht auf die Haut.
Turdus
Ja, du bist sehr schnell nass damit.
Sebastian
Damit haben wir jetzt wirklich auch die Abgrenzung vom Latex, weil das ist ja im Prinzip dann, o Gott, das ist jetzt ein gemeiner Vergleich.
Latex ist so ein bisschen wie Frischhaltefolie, Neopren ist eher so das Handtuch.
Turdus
Ne, Neopren ist dann tatsächlich so ein bisschen die Thermobox dazu, aber ja.
Sebastian
Wie kommt man da drauf, dass das spannend ist?
Turdus
*lacht* Durch den Marktbegleiter das habe ich, nicht dass es spannend ist, aber dass
es tatsächlich ein Fetisch ist, das habe ich irgendwann mal beim „Not Vanilla„-Podcast
gelernt von jemandem, der auf Neopren stand und der,
eine total tolle Erkenntnis hatte, wo ich danach auch sagte: hätte ich die nicht
30 Jahre früher haben können? Es ist
durchaus üblich im Sinne von auch andere Menschen haben das,
dass es Dinge gibt, Materialien, Kleidungsstücke oder so was,
die du zum einen, wenn du sie zu ihrem normalen Anwendungszweck einsetzt,
einen Neoprenanzug zum Baden im Wasser, damit du dir den Arsch nicht abfrierst,
einfach nur ein Kleidungsstück sind, aber in dem Moment, wo du anfängst,
sie in einem SM- oder Spielkontext einzusetzen, auf einmal etwas werden,
was du erotisieren kannst und
wo du das feststellst, upsi, ich werde gerade feucht in der Hose und es liegt nicht am Wasser.
Das habe ich mein Leben lang nicht auseinander halten können:
Wie geht das, dass ich einen Gegenstand sowohl einfach normal für seinen gedachten
Anwendungszweck nutzen kann als auch im Spielkontext für was anderes und dann
wird es feucht in der Hose. Aber das scheint völlig gängig zu sein.
Sebastian
Ja, vielleicht gucken wir mal beim Neopren.
Also, klar, du kannst ja einfach was überziehen. Muss es denn nass sein?
Turdus
Nö, muss es nicht unbedingt, aber es wird meistens zumindest von innen nass,
weil man sehr schnell daran anfängt zu schwitzen.
Sebastian
Achso, selbstbefeuchtend sozusagen.
Turdus
Selbstbefeuchtend, genau.
Sebastian
Und das trägst du einfach nebenbei oder ist das was für besondere Momente?
Was hast du da für Stücke?
Turdus
Das trage ich häufig mal als untere Lage bei längeren Bondage-Sessions.
Es hat für mich auch so den Vorteil, es kombiniert sich auch gut mit dem anderen
Fetisch. Wenn du ein Neopren-Teil hast, dann hält das sehr gut die Elektroden
auf der Haut in Position und nebenbei auch feucht. *Sebastian lacht* Das ist eigentlich wie dafür gebaut.
Sebastian
Ah, Neopren und Strom, ja?
Turdus
Ja, das ist wie dafür gebaut. Also hat echt nur Vorteile irgendwie und ich habe
ja schon erwähnt, ich stehe auch auf längere Bondage-Sessions,
wenn mich irgendjemand irgendwo im Segufix festbindet, da kann ich da auch mal zwei,
drei Stunden wirklich wegmeditieren und wegdriften, ohne mich zu bewegen und
dann möchte ich auch nicht, dass mir kalt wird.
Das passiert sehr schnell, wenn man sich so gar nicht bewegen kann.
Gerade wenn es mal länger dauert.
Sebastian
Ja, das Neopren als solcher ist schon der Reiz.
Also ich überlege gerade, weil das ja auch ein bisschen festeres,
dickeres Material sein kann, das ist natürlich zum Beispiel für Spanking jetzt eher ungeeignet.
Turdus
Definitiv, ja.
Sebastian
Das wäre eher so ein Schutz und wahrscheinlich geht es aber auch noch kaputt.
Ich weiß nicht, wie empfindlich ist das?
Turdus
Gar nicht mal so. Also gerade Spanking, wenn man Leuten auf den Hintern haut,
es gibt ganz, ganz viele Neopren-Teile, die extra da Cordura-Verstärkungen haben,
damit man sich den Arsch nicht auf der Bootswand durchscheuert.
Also für Spanking, würde ich sagen, eher ungeeignet.
Sebastian
Also für den Spankenden, weil es kommt nicht genug an.
Turdus
Ja, genau, du hast echt Arbeit. Der Spankende kommt genauso ins Schwitzen wie du selbst.
Sebastian
Okay, da ist ja dann Strom zu benutzen, das ist ja dann quasi Notwehr.
Turdus
Ja, genau.
Sebastian
Weil es nichts anderes geht.
Turdus
Das stellt man einmal ein, bis es wirkt und irgendein Programm läuft und
dann kann man sich gemütlich auf den Stuhl daneben setzen, das Schauspiel genießen und Kaffee trinken.
Sebastian
Jetzt hast du eben in so einem nonchalanten Satz gesagt, ja Winterbekleidung.
Turdus
Winterbekleidung.
Sebastian
Als Fetisch tatsächlich.
Turdus
Als Fetisch, Daunenjacken tatsächlich als Fetisch, was selten,
aber großartig ist, weil ich habe halt im Moment,
du hast schon gesagt, es ist Dezember, in dem wir aufnehmen,
ich kann mich in die Bahn setzen und habe um mich drumherum Säcke von Leuten
in Fetischkleidung und kann mich daran satt sehen, was echt sehr angenehm ist.
Sebastian
Das ist ja gemein, ein Fetisch, der quasi saisonal, naja gut beim Bikini-Fetisch
ist das auch nichts anderes, aber da kann ich immer noch ins Schwimmbad gehen.
Was macht Winterkleidung mit dir? Auch offenbar an anderen, das finde ich ja
spannend oder gerade Daunenbekleidung.
Turdus
Also ich finde es von der Optik her sehr schön.
Die meisten Menschen sagen, das ist dieser Michelin-Männchen-Look,
das ist genau das, was andere Leute abstößt, finde ich sehr, sehr spannend.
Es gibt Menschen, da gehöre ich nicht dazu, die mögen die Materialien besonders
glänzend oder besonders glatt oder so was. Das Material ist es bei mir nicht
so, aber ich finde auch da wieder dieses unglaublich weich, kuschelig geborgen sehr schön.
Sebastian
Für dich als Träger.
Turdus
Für mich als Träger. Es ist so Bettdecke zum Anziehen. Wer fühlt sich in seinem Bett nicht wohl?
Sebastian
*Sebastian* Also im Bett ist es entweder zu warm oder zu kalt, aber gut,
so eine Jacke hat natürlich den Vorteil, die kannst du aufmachen.
Das ist, wenn du es selbst trägst. Okay, aber wenn andere das tragen,
was ist da für dich auch? Weil eigentlich isoliert das die Menschen ja eher von dir weg.
Turdus
Oh, ich glaube, ich verstehe die Frage so wenig, dass ich sie nur mit einer
Gegenfrage zurückspiegeln kann. *lachen*
Wenn du Menschen siehst, die hohe Absätze tragen, was fasziniert dich daran
so? Weil eigentlich ist das doch nur unbequem.
Was macht andere Menschen, die hohe Absätze tragen, attraktiv?
Ich glaube, genauso ist das bei mir.
Was macht Menschen, die eine Daunenjacke tragen, attraktiv? Ich mag die Optik.
Auch wenn es bestimmt unpraktisch ist, mir gefällt es. Vielleicht ist auch genau
das ein Zeichen von Fetisch, dass man gar nicht so genau erklären kann warum,
aber man feststellt, das ist mehr als nur Gefallen.
Das möchte ich schon häufiger sehen.
Sebastian
Ich höre dir gerade nicht ganz so zu, weil ich gerade auf der Sache mit den
hohen Absätzen rumdenke. *Turdus lacht*
Warum finde ich das gut, warum finde ich das interessant?
Ich glaube, die Kunstfertigkeit auf den Dingern zu stehen, darauf stehen zu können,
das zu wollen, die Motivation zu haben, das aus einem Grund zu tun,
dann natürlich die Optik, die kommt dann irgendwann auch mal bei mir,
ja mit der Grund, der ist wichtig.
Deshalb kann ich das gar nicht so nachvollziehen.
Hohe Absätze trägst du, weil du sagen möchtest, es ist was Besonderes,
ich mache mich schön oder ich trage etwas, womit ich eine Signalwirkung habe.
Die Winterdaunenjacke, entschuldige bitte, die trage ich, weil es draußen einfach arschkalt ist.
Also das tue ich maximal für mich selbst. Bei den hohen Absätzen besteht eine
gewisse Wahrscheinlichkeit, dass die Person das auch für die Außenwirkung trägt.
Die Daunenjacke ist eher so für die Innenwirkung, mir wird gefälligst warm.
Also da sehe ich genau die entgegengesetzte Motivation. *lacht*
Deshalb fühle ich mich bei hohen Schuhen tendenziell eher, da muss man mal politisch
höllisch heikel aufpassen, aber eher dazu eingeladen, das gut finden zu dürfen als bei der Daunenjacke.
Turdus
Kann es bei der Daunenjacke nicht auch einfach genauso sein wie
bei den Schuhen, dass du sagst, es ist ein Kleidungsstück, was jemandem steht?
Sebastian
Siehst du, das ist der Punkt: Ich bin die Michelin-Männchen-Fraktion, auf die
Idee komme ich gar nicht, aber das ist das Schöne, du kannst mir das ja erklären.
Turdus
Genau, deswegen habe ich auch gerade so viel Spaß.
Ich komme überhaupt nicht auf die Idee, dass jemand hohe Schuhe schön finden könnte.
Das ist für mich einfach nur die Ausgeburt von Qual und Unbequem für den Träger.
Also wenn man als Top das bei seinem Gegenüber hervorrufen möchte,
okay, aber ansonsten habe ich genau dieses Ding mit den hohen Schuhen.
Ich kann es besser tatsächlich echt nicht erklären, außer dass ich finde,
Bikinis, das ist ein körperlich attraktives Kleidungsstück.
An Leuten, auch nicht an allen Leuten.
Also es muss schon irgendwie so ein bisschen zum Typ passen,
zum Typ Mensch, egal ob Männlein oder Weiblein oder so.
Es muss auch nicht unbedingt die eine Marke oder so sein, auch wenn ich da auch
nicht ganz unbefleckt bin.
Sebastian
Gibt es da einen Favoriten?
Turdus
Bei mir tatsächlich eher die Sportmarken von der Funktionsbekleidung, North
Face steht bei mir relativ weit oben.
Haglöfs, die ganzen Schweden machen sehr, sehr schöne Sachen.
Die meisten Menschen von den wenigen, die ich mit Daunenfetisch kenne,
stehen eher auf die Modemarken Moncler oder so was aus Frankreich.
Damit kann ich wieder so gar nichts anfangen.
Das geht dann echt in die Moderichtung.
Sebastian
Das ist ja erstmal schön. Und das hat auch für den Träger, die Trägerin einen Effekt: wird warm.
Kann auch boshaft sein. Ich stelle mir vor, ich nehme mir vor,
eine Session zu haben, wo ich das mit einbinde.
Was kann ich da tun? Also, ich habe ein Bild vor Augen, deshalb erde mich mal.
Du planst eine Session mit jemandem heute Abend. Ihr habt beide, findet Daunen toll.
Oder Daunenjacken toll. Was tut ihr?
Turdus
Man kann sich wunderbar darin fesseln. Das ist wieder so eine schöne Polsterung,
dass es keine Druckspuren gibt. Ich mag keine Spuren am Körper.
Es ist eine nützliche, praktische Lage für unten drunter, damit du an welchen
Fesselungen auch immer zerren kannst.
Du kannst, wenn du das möchtest, Leute natürlich schon ein bisschen dadurch
ärgern, dass du sie sehr viel zu warm einpackst.
Und sie merken, selbst wenn sie sich nicht bewegen, kommen sie gerade furchtbar ins Schwitzen.
Du kannst Leute auch in mehreren Lagen übereinander einpacken, wenn du das möchtest.
Dann können sie sich irgendwann gar nicht mehr großartig bewegen vor lauter
Kleidungen, die sie übereinander anhaben.
Sebastian
Ach, da muss man gar nicht groß fesseln, ne [Dialekt]?
Turdus
Muss man gar nicht mal so, also wenn du fünf Daunenjacken übereinander hast,
musst du gar nicht so fesseln, dann stehst du da mit alle von dir gestreckt,
wenn du überhaupt noch stehst.
Sebastian
Was tut man dann?
Turdus
Ich glaube tatsächlich, so blöd es sich anhört, einfach nur genießen.
Was ich als nächstes Beispiel bringen wollte, wäre eine Firma,
die tatsächlich für den Fetischbedarf Fessel, Schlafsäcke, Daunen gefüllt herstellt.
Da packt man Leute rein, macht 27 Schnallen zu und dann hast du eine mumifizierte
Wurst, die sich nicht mehr bewegen kann und die lässt du dann in der Ecke liegen
und erfreust dich daran, wie sie halt nicht mehr viel tun kann.
Sebastian
Ich meine die Frage, was macht man dann? Das hat jetzt auch mit meinem Bild im Kopf zu tun,
ich stelle mir halt schon vor, wie diese, also gerade mehrere Jacken übereinander
und dann noch ein bisschen Fixierung,
das ist natürlich dann auch so ein harmloses Kleidungsstück,
das durch bloße Quantität zu etwas Restriktivem wird und dann kann man ja wunderbar
Sex haben oder sonst irgendwas, was auch noch Wärme produziert.
Turdus
Ist das nicht wunderschön, ein harmloses Kleidungsstück, das durch Potenzierung
zu etwas fiesem, gemeinem, bösartigem wird?
Ist das nicht genau das, was wir alle irgendwie wollen mit Dingen, die wir tragen? *lachen*
Sebastian
Ich mag ja eher weniger Kleidungsstücke.
Turdus
Ja, okay, wir hatten das schon kurz. *lachen*
Aber das ist doch bei Damen und Korsett auch nicht anders. Das ist eigentlich
ein ganz harmloses Kleidungsstück, mit dem du Leuten ziemlich schlimme Dinge
antun kannst und dich dabei köstlich amüsieren.
Sebastian
Ich überlege gerade, ob ein Daunen-Korsett etwas wäre, was du interessant findest.
Turdus
Es gibt Daunenzwangsjacken tatsächlich, es gibt einen Hersteller,
der so was baut, ich würde es gerne mal ausprobieren, die gibt es aber nur in
Maßanfertigung und dafür ist mir es doch nicht interessant genug,
dass ich da dann, auch wenn ich für andere Dinge durchaus gerne mal Geld ausgebe,
sagen würde, juhu, ich stürze mich ins Shoppingparadies.
Sebastian
Ich überlege auch gerade, also so eine ausgediente Daunenjacke,
die lässt sich ja meistens durch diese Bündchen am Ende relativ schnell zur
Zwangsjacke umfunktionieren.
Das dürfte relativ einfach gehen, weil man hat da im Zweifel schon ein schön
robustes Zeug, gerade die Ausdauersachen, das geht.
Ich überlege gerade, wie wir es schaffen, nicht vom Hundertsten ins Tausendste zu kommen.
Gibt es noch mehr Kinks, Fetische, die dringend erwähnt werden müssen und wollen?
Turdus
Die dringend erwähnt werden müssen und wollen.
Sebastian
Oder haben wir das schon mal so, zumindest schon mal so, ich sag mal wieder
die Metadaten, also die wichtigsten Punkte auf meiner Liste,
so grob zumindest einmal drauf.
Dann würde ich gerne über das Dinge tun auch nochmal sprechen.
Turdus
Ja okay, ich glaube dann wollen wir beide in die gleiche Richtung,
weil wir hatten jetzt schon sehr sehr viel zu Hunden und dass ich damit irgendwie
angefangen habe, aber dann festgestellt habe, so richtig ist es doch nicht mehr.
Ich würde dann mit dem Dinge tun nochmal zu den Hunden zurückkommen,
weil ich eine ganz ganz tolle Erfahrung hatte in meinem Leben.
Ich hatte eine dreijährige Episode in einer richtigen Hundeschule mit richtigen Hunden zusammen.
Sebastian
Ja, pass auf, bevor wir jetzt über die Hundeschule sprechen,
wir haben nochmal die ganz kurze Pause jetzt hier genutzt und ich habe jetzt
hier so eine Weste und die war eigentlich gar nicht als Ding der Woche geplant,
jetzt mache ich sie zu einem.
Und zwar steht hier dick, fett „rescue„ drauf, sie ist rot hinten und gelb und vorne
wieder rot, also es ist so eine, wirklich so eine, was ist das,
Bademeister tragen so was.
Turdus
Bademeister tragen so was, sowohl als Auftriebshilfe als auch als Prallschutz,
wenn man irgendwo dagegen dotzt.
Sebastian
Und das ist jetzt Neopren?
Turdus
Das ist ganz dickes Neopren.
Sebastian
Ganz dick ist gut, das ist bestimmt anderthalb Zentimeter dick.
Also das ist richtig ordentlich. Hat das eigentlich Auftrieb?
Turdus
Ja, fünf Kilo.
Sebastian
Wow, diese Weste hat fünf Kilo Auftrieb, auch wenn die mit Wasser vollgesogen ist? [Turdus: Ja.]
Okay, cool. So, und da werde ich jetzt mal dran riechen.
Ich schnapp mir mal eine Ecke.
Ach, ja, ich erinnere mich an den Geruch. *Turdus lacht* Das hat was von, es ist so ein bisschen,
ja, wahrscheinlich war es Neopren.
Ich hatte mal eine Luftmatratze, eine etwas bessere Campingluftmatratze aus einem schweren Stoff.
Turdus
Frühe Luftmatratzen, ja, hatten so was.
Sebastian
Genau, so in der Art. Und das ist so ein bisschen, das riecht nach Neopren,
genau, das hast du ja eben auch gesagt.
Das ist genau der Punkt. Es ist ein bisschen chemisch, ein bisschen nach Kunststoff,
aber ich kann es nicht genau sagen.
Ich habe irgendeine Assoziation. Es gibt irgendwas im Alltag zu Hause,
was danach riecht, aber ich weiß ums Verrecken nicht, was.
Turdus
Also Gummi ist glaube ich gar nicht so weit weg davon, eher so in Richtung,
ein bisschen Richtung Fahrradschlauch.
Sebastian
Jetzt habe ich es, nicht Fahrradschlauch, Fahrradgeschäft. Und zwar der Reifen,
also nicht der Schlauch, sondern der Reifen, Autoreifen, das riecht so ein bisschen danach.
Turdus
So ein bisschen, ja, genau.
Sebastian
Also doch, Fahrradgeschäft. Ich glaube, wenn ich in ein Fahrradgeschäft reinkomme,
dann riecht es so ähnlich wie das hier.
Stimmt, das ist es. Okay, an alle Menschen, die sagen, um Gottes Willen,
nein, Neopren riecht total anders, schickt mir gerne eine Geruchsdefinition,
die packe ich auch gerne in die Shownotes rein oder werde sie in einer anderen
Live-Folge als Korrektur verlesen.
Also wenn jemand beschreiben kann, wie Neopren riecht, das bildlich oder
wirklich so beschreiben, dass man es nachvollziehen kann, bitte her damit,
ich fühle mich außerstande.
Ist das jetzt hier die Weste? Ist die gekauft, weil du irgendwie gerne,
also ist sie für den Fetischbedarf gekauft oder ist sie für den Tag am Strand gekauft?
Turdus
Sie ist für den Fetischbedarf gekauft, aber ich würde sie tatsächlich auch beim Wassersport anziehen.
Sebastian
Bist du Wassersportler?
Turdus
Ich bin Wassersportler, ich segle sehr gerne. Ich hatte mal eine Phase,
in der ich Führerscheine für alles, was schwimmt, gemacht habe.
Ich darf auch alles, was schwimmt und nicht gewerblich ist, tatsächlich fahren,
komme aber, weil ich nicht so nah am Meer lebe, viel zu selten dazu.
Sebastian
Okay, also es gibt ja hier gar nicht so weit weg so einen kleinen Baggersee,
den kennst du vielleicht.
Turdus
Hier gibt es viele kleine, welchen von den vielen?
Sebastian
Okay, stimmt, wir sind ja hier in Hessen.
Turdus
Wir sind in Mittelhessen.
Sebastian
Und hier gibt es ja viele kleine Seen, das vergesse ich immer.
Bei uns da in Hannover rum, da gibt es so wenig Gewässer irgendwie und da sind
meistens irgendwelche Angelteiche oder viel zu touristisch.
Du hast irgendein See hier in der Ecke, was kannst du da tun?
Ich meine, das ist ja praktisch, du kannst Dinge machen, die öffentlich sind und dabei deine Fetischklamotten tragen.
Turdus
Das ist unglaublich großartig, also ich kann das echt nur empfehlen,
außer dass man sich seine Fetische natürlich nicht ganz aussuchen kann und ich gönne mir das,
was mir mein Leben unglaublich viel angenehmer und mehr Lebensqualität bietet.
Im Sommer habe ich das regelmäßig, ich schwinge mich morgens im Neoprenanzug
aufs Fahrrad, fahre zum nächstgelegenen Badesee auf die grenzlegale Seite,
weil die offizielle hat noch nicht offen, springe da ins Wasser,
schwimme eine Runde um die Insel und fahre dann in meinem nassen Neoprenanzug auf dem Fahrrad zurück.
Das ist ein unglaublich schöner Start in den Tag für mich, bringt mir als Schreibtischtäter
ein bisschen Bewegung und ich weiß, die ersten Male, als ich damit angefangen habe vor ein,
zwei Jahren, habe ich noch probiert mit Badehose, mit Handtuch mitnehmen und
umziehen und im Gebüsch und wie und überhaupt
und habe dann irgendwann mal gedacht, wisst ihr was, es ist mir gerade scheißegal,
wenn ich Menschen auf Fahrrädern sehe, die in diesen bunt bedruckten Werbewurstpellen
rumfahren, wo ich mir echt denke,
der Anblick ist schon für einige Leute ein bisschen schwierig,
dann muss die Welt mich auch ertragen, wenn ich im Neoprenanzug auf dem Fahrrad
sitze und dann fahre ich zu Hause trocken los,
komme nach dem Baden zu Hause nass wieder an, springe unter die Dusche und spare
mir jegliche Umkleiderei und habe eine Stunde in Fetischklamotten.
Sebastian
Trocknet das?
Turdus
Ein bisschen. Das ist auch ein Vorteil von Neopren, wenn du Fahrtwind hast,
was beim Fahrradfahren ja schon mal vorkommt, trocknet die äußere Schicht ab,
aber du kühlst auch nicht aus, wenn du in nassen Badeklamotten oder ähnlichem
machen würdest, weil du diese wunderbare isolierende Wirkung hast.
Sebastian
Ich merke schon, dieser Kink, der ist von, ja, die Praktikabilität ist unfassbar.
Es ist eigentlich auch wieder nur folgerichtig, selbstverständlich in nassem
Neopren durch die Gegend Fahrrad zu fahren. Man hat so viel davon.
Also ich merke, das hat alles immer, das passt immer irgendwie.
Also du hast die coolen, positiven Aspekte, die hast du immer genau rausgesucht.
Turdus
Ich finde es schön, dass du das erwähnst, weil einer der Punkte,
die Leute zu mir gerne sagen,
sowohl im positiven als auch im Vorwurfsinn, ist, dass in meinem Leben alles
danach ausgerichtet ist, dass als allererstes Funktion und Praxistauglichkeit
kommt und danach erst die Frage, ob es eventuell vielleicht auch hübsch ist.
Sebastian
Das meistens ist ja so ein Kink irgendwie unpraktisch. Du hast eben das Korsett genannt.
Das ist ja in allererster Linie, es ist wunderschön, aber unpraktisch.
Ja, irgendwie halterlose Strümpfe, schön, aber unpraktisch. Hohe Schuhe,
schön, aber unpraktisch.
Und bei dir kommt jetzt eben die Praktikabilität eben nach vorne.
Da bin ich gespannt, welche Kinks da noch in den nächsten Jahren entdeckt werden können von dir.
Kann mir da im Grunde eine Menge vorstellen. *lacht*
Turdus
Ein paar in der Pipeline, wo ich denke, da will ich in Zukunft mal gucken und
ausprobieren, aber das würde vielleicht im Moment den Rahmen sprengen,
wir haben für heute glaube ich noch genug andere Dinge.
Sebastian
Du kannst ja zumindest einmal die Dinge erwähnen, dann kann das Publikum schon
überlegen, was wir dann in ein paar Jahren besprechen.
Turdus
Ja okay, also als kurzen Anteaser, was ich vor sehr kurzer Zeit für mich entdeckt
habe und völlig drin aufgehe, ist Warensicherung für Kleidungsstücke,
diese Dinge, die man aus dem Modegeschäft kennt.
Das teure Stück Markenkleidung hat irgendeinen Plastikknöpel dran und man geht
zur Kasse und die Kassiererin hält das auf einem Gerät drauf und dann geht
der Plastikknöpel los und dann geht der Alarm nicht mehr los,
wenn man das Geschäft verlässt.
Ich liebe diesen wunderbar fragenden Blick. *lacht*
Sebastian
Ich werde diese Frage jetzt nicht stellen. So. Ich werde sie nicht stellen, was ...
Turdus
Schade, ich hätte jetzt auf die Frage gewartet. *schmunzelt*
Sebastian
Nein. Also wenn du es erzählen möchtest, sehr gerne, aber ich werde nicht nachfragen,
denn ich habe natürlich total den Durchblick und kann mir natürlich total vorstellen,
was um Himmels ... Ach komm, erzähl es.
Turdus
Ich erzähl es, genau. Also es ist nicht meine Idee, muss ich zugeben.
Ich habe es letztens in diesem Internet gesehen bei Leuten. Und ja,
völlig logisch, man kann mit diesen Dingern Kleidungsstücke abschließbar machen.
Du hast halt einen sehr, sehr dünnen spitzen Pin, den du durch egal welches
Gewebe zerstörungsfrei durchkriegst und damit hast du an jedem normalen Kleidungsstück
einen Reißverschluss, ein was auch immer abgeschlossen.
und bei längerem drüber nachdenken, kommt man auf so Ideen,
wenn man das an seinem Subbie befestigt, vielleicht auch irgendwie auf der Innenseite
der Hose oder irgendwo, wo man es nicht sieht,
dann kann man Subbie davon abhalten, dass er ein Geschäft betritt,
weil in dem Moment, wo Subbie mit so einem Ding das Geschäft betritt,
geht sofort der Alarm los oder man kann auch, wenn man das Subbie im Geschäft an die Klamotten macht,
nachdem man vorher in einer Blechbüchse dieses
Warensicherungsetikett reingeschmuggelt hat, auch verhindern,
dass Subbie einen Laden verlässt, weil dann geht ja der Alarm los.
Da kann man tolle Sachen mit machen, glaube ich. Da muss ich viel in Zukunft
nochmal probieren, was und wie da alles geht und was man da alles für Unfug mit treiben kann.
Sebastian
Dann besprich das aber bitte mit dem Laden, weil ja, das Subbie im Geschäft mit
einem, wie heißt es, Transponder, mit einem Etikett dazu versehen, okay.
Aber das dann auch wieder selbsttätig abzunehmen, da würde jeder Ladendetektiv die Krise kriegen.
Turdus
Definitiv, ja.
Sebastian
Der eine Akt, der ist auch okay, der andere ist, okay, da muss man halt Dinge
dabei haben, die der Laden garantiert nicht führt.
Zum Beispiel diese Weste hier, wenn du die jetzt in so einem Jeansladen hast,
dann wird da keiner behaupten, dass das Ding mitgenommen würde, also geklaut würde.
Okay, ja, das war auch so meine Idee, man kann damit tatsächlich Menschen aus
Geschäften fernhalten.
Turdus
Ja, oder Kleidungsstücke, die sie tragen, abschließbar machen,
mit wenig Aufwand, die ja dafür gar nicht gedacht sind.
Sebastian
Ich werde jetzt dann doch den Sprung zur Hundeschule wählen.
Turdus
Now to something completely different.
Sebastian
Die Hundeschule. Da hast du vorher so ein bisschen erzählt
und dann hab ich ganz schnell auch Stopp Stopp Stopp gesagt und
ja, ich glaube, da wird jetzt dem einen oder anderen Petplay-Menschen das Herz aufgehen.
Ich würde dich bitten, einfach mal ein bisschen erzählen, wie das mit dieser Hundeschule war.
Turdus
Auch das ein unglaublicher Zufall und einer der Glücksfälle in meinem Leben,
weil ich auch da unglaublich viel gelernt habe.
Ich glaube, bei ganz viel, was ich im Leben mache, sowohl kinky als auch nicht
kinky, ist für mich immer wichtig, ich lerne irgendwas dabei,
um mich an mir selbst oder an Leuten oder an Dingen, die ich mit ihnen tue, weiterzuentwickeln.
Und da bin ich, nachdem ich jahrelang in diesem Pets-and-Owners-Forum,
was ziemlich scheintot ist, das passiert heute nicht mehr, einfach mal wieder
vorbei guckte, fand ich da eine Nachricht von einer Dame, die sagte,
hallo, ich habe gestern Abend RTL 2 geguckt und habe da irgendwelche Perversen gesehen,
die sich an Halsband und Leine durch irgendwelche Locations führen und Hund
spielen und das klappte vorne und hinten nicht, dass der Hund gehorcht.
Und ich sah das und mein erster Gedanke war, ja natürlich kann das nicht klappen,
dass der Hund so irgendwas lernt, wenn du versuchst, so dem Hund etwas beizubringen.
Und ich habe da mal hinterher gegoogelt. Ich bin überhaupt nicht kinky,
aber ich kann mir das sehr lustig vorstellen.
Wenn ihr wollt, meldet euch bei mir. Ich bin eine ganz normale Hundeschule.
Ich habe mit BDSM nichts zu tun. Und von vornherein kommt nicht auf die Idee,
niemand wird bei mir gequält oder geschlagen.
Das mache ich nicht mit vierbeinigen Hunden, das mache ich auch nicht mit zweibeinigen Hunden.
Aber wenn ihr Lust habt, mal einen ganz normalen Hundeschulalltag oder mehrere
davon zu erleben, meldet euch bei mir in folgender Hundeschule.
Sebastian
Das ist mal ein Beitrag. Also die Person hat sich offenbar wirklich informiert,
und zwar nicht nur ein bisschen.
Kann die Motivation gerade nicht nachvollziehen.
Turdus
Neugier.
Sebastian
Okay, also die Person war neugierig.
Turdus
Die Person war neugierig, was das für Leute sind und die Person hat natürlich
auch gesagt, muss man sagen, was ich sehr sehr fair bis zu gerade zu spotten
günstig finde, ich nehme für Menschen die gleichen Tarife wie für Hunde, wenn sie zu mir kommen.
Wenn man sich überlegt, was der übliche Sexdienstleister kostet,
die Hundeschule ist meist billiger.
Sebastian
Ja gut, das kann man ja nicht vergleichen. Wobei, ich wollte jetzt gerade sagen,
die Menschen sind dann noch pflegeleichter, die pinkeln einem nicht ans Bein,
wobei ich wahrscheinlich in der Hundeschule das eben nicht ausschließen würde. *lachen*
Das Angebot ist da und dann ist die Frage, also entweder schreckt es die Leute
ab, weil das ist ja eine völlig asexuelle Nummer, also es ist total nützlich,
deshalb schreckt es Menschen ab, aber dich zieht so was doch an.
Turdus
Mich zieht so was an. Ich gehöre auch zu den Leuten, die nicht unbedingt Sex
und BDSM miteinander verbinden müssen. Ich kann das sehr, sehr gut trennen.
Ja, ich freue mich, wenn ich bei einer Session einen Orgasmus habe.
Das ist aber nicht unbedingt Grundvoraussetzung, damit ich dieses selige Grinsen kriege oder so was.
Und es gibt auch noch durchaus den einen oder anderen Menschen,
gerade in der Petplay-Ecke, der sich denkt, nee, das muss nicht unbedingt was mit Sex zu tun haben.
Es sind nicht so viele Leute, aber das gibt es durchaus.
Sebastian
Gut, aber du hast das da gelesen. Was hast du gemacht?
Turdus
Ich habe da hingeschrieben und gefragt, ob das Angebot noch gilt.
Und es hieß, ja, irgendwie schon seit Jahren nicht mehr, nur noch auf sehr kleiner Flamme.
Sebastian
Ach so, du hast das erst viel später entdeckt.
Turdus
Ich habe das Jahre gelesen, nachdem das geschrieben wurde, weil ich auch in
diesem Forum jahrelang nicht mehr vorbei geguckt habe.
Sebastian
Okay.
Turdus
Ja, im Prinzip ja, aber nur noch auf sehr kleiner Flamme und für sehr wenige
Leute, eben weil die meisten Leute, die anfragen, irgendwas haben wollen,
was mit Quälen, Schmerzen, Erniedrigungen oder sonstiges zu tun hat und das ist halt nicht ihrs.
Sebastian
Was hat sie dir erklärt, was sie anbietet?
Turdus
Ein Training, Ausbildung, wie sie es mit jedem anderen Hund auch machen kann.
Man kann das, was heute so landläufig als Hundeführerschein bekannt ist,
heißt offiziell Gebrauchshundeausbildung.
Es gibt irgendwie eine Begleithundeausbildung, wie du deinem Hund beibringst,
dass er aufs Kommando bestimmte Dinge tut, dass er keine Leute anbellt und all solcherlei Dinge.
Sie hat angeboten, auch, wenn du das möchtest und man irgendwann feststellt,
okay, so die klassische Hundeausbildung ist jetzt langsam durch.
Menschen sind halt doch ein bisschen gelehriger als Hunde, könnte man auch so
Dinge wie Dogdancing machen, was ganz spannend ist.
Das heißt, es spielt Musik und sie gibt im Prinzip die Bewegungen vor,
die der Hund dann auf dem Boden macht. Man kann das auch mit echten Hunden machen.
Tipp, nicht googeln, wenn euch so was interessiert. Man versaut sich den Spaß,
wenn man sich das vorher im Internet anguckt, wie das richtige Hunde machen
und ich war halt neugierig und dachte, okay, schau einfach mal, wie das so wird.
Mir war relativ schnell klar, dass der Teil mit „Hundeerziehung hat
was mit Schmerzen zu tun„, nicht mehr so meiner ist.
Dafür waren einfach zu viele Jahre Entwicklung dahinter. Was ich daran spannend
fand und was der Glücksfall war, war, als ich da zum Antrittsgespräch kam,
hat man sich so ein bisschen vor die Wahl gestellt, was und wie man da tun soll.
Also natürlich kann man einen Hund trainieren, auf Kommando Dinge zu tun.
Man sagt Sitz und der Hund macht Sitz.
Man sagt Platz und der Hund macht Platz. Das Problem für mich,
weswegen ich das total doof fand eigentlich, war, ich bin halt kein Hund.
Das heißt, ich bin ein Mensch und wenn mir jemand Sitz sagt,
dann kann ich entweder überlegen, ich habe jetzt das Wort Sitz verstanden.
Ich versuche das zu tun, was dieser Mensch von mir will.
Das ist relativ schnell langweilig. Oder ich versuche ganz bewusst eben was
anderes zu machen oder gar nichts zu tun.
Das sind Bratspiele. Kann man machen, ist aber auch nur sehr bedingt meins.
Ich war halt trotzdem neugierig und dann fragte ich, gibt es da sonst noch was?
Und sie sagte, ja, was es auch gibt und was sie machen kann.
Es gibt für Hunde einen internationalen Standard der nonverbalen Ausbildung,
dass ein Hund auf Gesten oder auf Geräusche reagiert, die man ihm beibringt.
Das braucht man, wenn man Hunde in internationalen Teams hat,
wo Leute unterschiedliche Sprachen sprechen oder wenn man ein und denselben
Hund mit völlig fremden Leuten als wirklich Diensthund für irgendwelche Aufgaben
rund schickt und das fand ich dann spannend.
Sebastian
Okay, da sehe ich auch einen Sinn hinter, weil das ist genau so dieser Punkt.
Ich hatte jetzt eben erwartet, okay, Sitz und Platz zu verstehen ist nicht das
Problem, also bin ich jetzt davon ausgegangen, das geht jetzt eher um die Art der Ausführung.
Turdus
Nee, gar nicht.
Sebastian
Also sich zu setzen ist jetzt, das kann man, das kennen viele Menschen in BDSM
auch, dieses „Subbie, knie dich hin„.
Da kann man dran rumfeilen und daran schauen, dass das besonders elegant ist
und eine fließende Bewegung und all solche Dinge.
Das hätte ich jetzt erwartet, dass du da in der Hundeschule lernen kannst, aber
darum geht es gar nicht.
Turdus
Darum geht es gar nicht und wir haben das wirklich gesagt, das ist genau meins,
ich möchte das ausprobieren.
Ich habe als Mensch so ein bisschen, auch wenn man das vielleicht nicht gleich
glaubt, immer das Gefühl, es ist unglaublich schwierig, die richtigen Worte
zu finden und Kommunikation mit Worten ist manchmal echt anstrengend,
aber sie sind halt alles, was wir haben und es gibt nichts besseres.
Und ich wollte mal was ganz Neues ausprobieren und in dieser Situation sein,
dass ein Fingerschnipsen, eine Geste und ich muss auf diese Geste irgendwas tun.
Das heißt, ich muss zum einen erkennen, welche Geste ist das,
was will die von mir, alles komplett ohne Worte, sprechen ist doof.
Und zum anderen, wenn ich die Geste noch nicht kenne oder nicht verstanden habe,
muss mir meine Hundetrainerin ja auch irgendwie beibringen, im wahrsten Sinne
des Wortes, was ich tun muss.
Sie kann ja nicht sagen, ja jetzt setz dich halt hin, ein Hund versteht halt
kein „jetzt setz dich halt hin„, sondern sie muss irgendwie den Hund dazu bringen,
dass er das tut, was sie möchte, ohne Worte zu benutzen und auch ohne es dem
Hund vorzumachen. Das wäre halt auch so eine Option.
Sebastian
Okay, da würde ich jetzt dir unterstellen, als denkender Mensch,
okay, da kommt eine neue Geste, du weißt, jetzt muss irgendwas passieren,
dann probierst du halt die gängigen Dinge aus.
So, da setzt man sich hin, da legt man sich hin, auf den Rücken,
auf den Bauch, man dreht sich im Kreis, alles mögliche und dann irgendwann stellt
man fest, nichts davon ist jetzt das Richtige.
Turdus
Genau. *lacht*
Sebastian
Also was für eine Sache gab es, wo war so die erste harte Nuss, zu lernen?
Turdus
Die härteste Nuss, bitte, wenn ihr an so was Spaß habt, auch nicht googeln,
ist, dem Hund beizubringen, dass er auf Kommando bellt. *Sebastian lacht*
Das war die härteste Nuss meines Lebens und sie sagte, sie hatte schon viele
menschliche Hunde, aber ich hab am längsten gebraucht.
Und wir hatten immer die Absprache, nicht schummeln, nicht hinterher erklären,
nicht reden, lieber nächstes Mal nochmal.
Das ist hart.
Sebastian
Okay, sind wir da im Bereich von Stunden?
Dir soll beigebracht werden zu bellen. Du weißt, es ist quasi, alles sind Dinge,
wo du was tun musst, aber du wirst im Leben nicht auf die Idee kommen zu bellen.
Turdus
Richtig, noch dazu, wo ich ja eh ein, wenn ich Hund bin, bin ich leise.
Und sie macht auch nicht vor. Genau.
Keine Hundeschule macht ihrem Hund vor, was der Hund tun soll.
Weder Sitz, Platz noch Bellen.
Sebastian
Und das ist alles, hatte ich eben vergessen zu fragen, das ist noch einmal alles
Einzeltraining. Sobald einer es hinkriegt, kriegen es ja dann alle hin.
Turdus
Das ist Einzeltraining als Mensch. Was aber da total spannend war,
da waren gleichzeitig auch ganz, ganz viele Pensions-echte Hunde.
Das heißt, ich war häufig mit Hunden, von denen sie wusste, dass die mit Menschen
auf allen Vieren klarkommen, gleichzeitig auf der gleichen Wiese.
Sebastian
Und die haben das schneller gelernt als du?
Turdus
Naja, man hätte natürlich einen von den Hunden, die es schon können,
die Geste vormachen können und dann bellt der Hund. Das hat sie natürlich nicht getan.
Sebastian
Ja, aber generell, wenn da noch andere echte Hunde sind, ich kann mir das schon
vorstellen, dass das als Mensch frustrierend ist, wenn die anderen Vierbeiner
schneller lernen als man selbst. Selbst dabei hat man doch dieses Riesengehirn.
Turdus
Nee, schneller lernen tun die anderen Vierbeiner nicht unbedingt.
Das ist was, was du nicht hinkriegst, dass du die Menge an Verstand,
die ein Mensch hat, ein Mensch lernt schneller Dinge.
Also so die gängigen Kommandos oder so was, bis die ein Hund alle für so eine
Begleithundeprüfung drauf hat, dauert halt schon mal ein Jahr.
Da haben wir deutlich weniger lange für gebraucht.
Sebastian
Aber das erste Mal, da kommt eine neue Geste, rauszukriegen, was könnte gemeint sein.
Turdus
Wo halt auch ganz viel ist, natürlich du kannst nicht ausprobieren,
du bist irgendwann genervt, auch in kleinem Maße bewusst schieben,
da ist auch ein bisschen Körperkontakt,
so wirklich unglaublich Respekt und liebevoll mal so in Richtung schubsen,
drücken und ähnliche Dinge und natürlich, was bei Hunden auch immer geht,
mit Leckerlis locken, dass sie die Bewegungen, die du haben willst, von alleine machen.
Es waren sehr viele Leckerlis involviert.
Sebastian
Was für Leckerlis gab es denn für dich?
Turdus
Das war auch so eine Erkenntnis der Realität, die das Kopfkino auch anders hat.
Es gab für mich, wie für jeden richtigen Hund, was vom letzten Essen an Brocken über war.
Und das erste, was ich gelernt habe bei Hunde, ist nicht die Größe des Leckerlis
entscheidend, sondern die Tatsache, dass.
Das heißt, es waren teilweise echt Würfel von irgendwas, Käse oder sonstiges,
was man in die Hand nehmen kann.
So vier mal vier, fünf mal fünf Millimeter. Nichts Ernstes.
Sebastian
Ja gut, klein, aber der Effekt funktioniert trotzdem.
Turdus
Der Effekt funktioniert aus der Hosentasche und um auf die Frage von vorhin
zurückzukommen, ich habe fast eine Stunde gebraucht.
Nein, ich habe zwei Anläufe und beim zweiten Anlauf in der zweiten Session eine
ganze Stunde gebraucht, um das mit den Bellen hinzukriegen.
Sebastian
Gut, aber dann kommt die Erkenntnis, ah, Bellen ist gemeint,
dann kommt auch das Leckerli. Das ist ganz schön frustrierend, ne [Dialekt]?
Turdus
Man kommt sich unglaublich oft unglaublich blöd vor und denkt,
okay, vielleicht nehme ich doch wieder Worte zum Kommunizieren,
aber es war etwas, wo ich jedes Mal das Gefühl hatte,
es ist Kommunikation auf einer völlig anderen Ebene, als man das sonst gewohnt
ist und es bläst einem völlig das Hirn frei, weil ich eine Stunde,
danach war ich meistens fertig, völlig fokussiert auf eine Person,
auf ein Ding, auf ein Thema, auf ein was auch immer war und alles andere,
was man an Alltagsgedanken hat, aus dem Kopf raus ist.
Sebastian
Ich glaube, das ist der Punkt, hören kann ich, ich kann mit einem halben Ohr
hören geht. Wenn mein Name gesagt wird, dann drehe ich mich um.
Aber dieses mit den Gesten, das heißt, ich muss immer hingucken und jede Armbewegung
verfolgen. Wird das leichter?
Turdus
Der Ablauf ist wirklich so Schnips, ich kann übrigens selbst nicht schnipsen
und dann weiß Hund, okay, ich muss hingucken, es kommt irgendwas und dann die
danach folgende Geste interpretieren.
Sebastian
Ah, okay.
Turdus
Wo halt auch sie was gelernt hat, ist Dinge, die man mit Menschen nicht machen
kann, die mit Hunden gehen.
Wenn man auf allen Vieren ist und zu seinem Hundetrainer guckt,
der sollte irgendwie so grob auf Schritthöhe gestikulieren, weil auf allen Vieren
ist es sehr, sehr schwierig bis anstrengend höher ins Gesicht oder so zu gucken.
Aber das hat sie halt auch erst selbst beim Training mit menschlichen Hunden gelernt.
Die Anatomie von einem richtigen Hund ist so, der kann auch mal nach oben in
ein Gesicht oder vor die Brust gucken.
Wenn du menschliche Hunde hast, solltest du grob vor Schritthöhe gestikulieren.
Sebastian
Wie viele Besuche hattest du da?
Turdus
Ich war drei Jahre lang so grob alle ein bis zwei Monate mal da.
Das hat sich auch sehr, sehr schnell wie viele andere Spielbeziehungen,
auch wenn es etwas skurril ist, das Spielbeziehungen zu nennen, dahin entwickelt,
dass man gar nicht mal mehr als Hauptgrund für einen Besuch dieses
Wir-gehen-raus-auf-die-Wiese-und-machen-eine-Stunde-Hundetraining hatte,
sondern dass ich da auch sehr, sehr schnell zu so was wie dem Freund der Familie
wurde und wir auch sehr schnell dahin kamen, dass statt den üblichen Obolus zu bezahlen,
den andere Leute für die Dienstleistung bezahlen, wir was gemacht haben,
was mir selbst viel lieber ist.
Wir haben Dienstleistung gegen Dienstleistung getauscht und ich habe mich dann
in der Hundeschule um die Elektrik gekümmert. Es war ein nicht junges Haus,
da war immer was zu tun und wir sehr, sehr viel Zeit miteinander verbracht haben.
Sebastian
Okay, hat sie dir ihre Motivation später nochmal ein bisschen mehr erläutert,
weil, ja, das ist ja Neugier, okay, aber die ist ja irgendwann auch nach ein
paar Jahren, ist die mal rum.
Turdus
Ich glaube die Herausforderung, das war definitiv eine Frau
auch, die Herausforderungen liebt und immer was Neues probieren möchte.
Und das ist halt was, was auch sie in ihrem Alltag so überhaupt nicht hatte.
Ich glaube, für sie war spannend die Herausforderungen dabei und das,
was sie mitgenommen hat für das ein oder andere an Aktivität,
hat sie ja auch hinterher eine Rückmeldung bekommen von einem Menschen,
die du von einem Hund nicht bekommst, was wie war oder warum man was erkennen
konnte und was nicht erkennen konnte.
Und ein Teil davon hat sie, glaube ich, auch als Transfer auf ihre,
in Anführungszeichen richtige Arbeit übertragen können.
Man kann den Hund mal fragen, wie es war.
Sebastian
*lacht* Ja, das stimmt.
Turdus
Hinterher.
Sebastian
Also du hast das zwischendurch auch Session genannt, es war ja auch von ihr
ganz klar gewollt kein sexuelles Ding.
Turdus
Überhaupt nicht.
Sebastian
Aber sie hat sich ja trotzdem in ein Fetischforum, sag ich mal,
getraut, um da Leute zu finden, die da eine Liebe für haben.
Turdus
Ja.
Sebastian
Also ich unterstelle jetzt ja mal, dass sie da vielleicht auch selber eine ganz
große Faszination hatte und das vielleicht auch nicht so offen kommuniziert
hat, damit die nicht alle ankommen, wenn sie wollen befriedigt werden.
Aber ich würde schon unterstellen, dass da Neugier, aber auch eine dauerhafte
Faszination dahinter ist, generell diese Führungsrolle einzunehmen.
Turdus
Danke für die Formulierung, ich hatte schon gerade während du dran warst überlegt,
wie sag ich das. Wenn du eine Hundeschule hast und Hunden was beibringst,
musst du schon ein relativ starkes Auftreten haben, wäre jetzt meine Formulierung gewesen,
was sie definitiv hatte, das lag ihr völlig im Blut und wenn man an so was Spaß
hat, kann ich mir auch vorstellen, dass man es im Zweifelsfalle dann in dem Kontext auch
mit Leuten da Spaß Spaß dran haben kann, aber ich bin mir sehr,
sehr sicher, es war bei ihr da keinerlei sexuelles Interesse dabei.
Sebastian
Es muss ja kein sexuelles Interesse
sein, sondern es kann ja auch einfach anregend sein, sag ich mal.
Turdus
Sie hatte Spaß dran einfach. Man sah ihr an, sie hatte Spaß.
Sebastian
Das ist vielleicht der Punkt, ja. Okay. Ja, ich sehe so ein bisschen,
dass uns die Zeit davon läuft.
Natürlich, der Punkt, dass der kommt, war klar.
Du hast mir auf einer Liste, die hast du mir auch vorher geschickt,
da hast du RFT geschrieben.
Und ich habe keine Ahnung, was RFT ist. Also hier steht RFT und da habe ich
hinter geschrieben WTF.
Turdus
Ich habe kein WTF gesehen, das ist das RFT?
Sebastian
Das WTF habe ich geschrieben. Okay, du hast hier einen Kasten.
Turdus
Einen Kasten.
Sebastian
Einen elektrischen Kasten.
Turdus
Einen elektrischen Kasten.
Sebastian
*lacht* Okay, jetzt weiß ich auch, wofür RFT steht, da hätte ich drauf kommen können.
Okay, wie beschreibe ich das? Also das Publikum bekommt natürlich auch Bildmaterial von dir.
Turdus
Du darfst Telefon sagen, das ist ein Telefon.
Sebastian
Da fehlt aber dann doch der Hörer, ne [Dialekt]?
Turdus
Ja, wie man sieht, hier oben sind Dinge abgebrochen.
Sebastian
Genau, es sind Dinge abgebrochen. Okay, das sieht nicht aus wie ein Telefon.
Okay, ich beschreibe mal, was ich hier habe. Ich habe hier einen schönen,
großen Kasten aus Metall.
Aber etwa die Größe ...
Turdus
Bakelit.
Sebastian
Es ist Bakelit? Ach, unten drunter ist es kalt.
Turdus
Unten drunter ist Metall.
Sebastian
Bakelit, an der Seite ist eine Kurbel. Kann man die kurbeln?
Turdus
Natürlich.
Sebastian
Ich kurbel mal. Oh, dann blinkt es. Und es quietscht. Und ich habe
vorne einen Schlüssel, den kann ich drehen, der steckt auch gerade drin und
ich habe einen Drehregler.
Links habe ich einen Daumen hoch Emoji, also du hast einen Aufkleber draufgepackt, also das ist rot.
Da steht jetzt übrigens, was ist RFT?
„Richtig fieses Teil„ steht da und ich kann jetzt also kurbeln.
Ich erinnere mich gerade an diese Sprengstoffteile, du musst kurbeln,
kurbeln, kurbeln, kurbeln, kurbeln.
Dann irgendwann wird genug Spannung aufgebaut sein, dann wird die grüne Lampe blinken oder leuchten?
Turdus
Fast.
Sebastian
Fast, okay. Wird sie das nicht tun?
Turdus
Nein, das tut sie nicht.
Sebastian
Schade.
Turdus
Die grüne Lampe zeigt dir mit dem Daumen, dass der Kontakt zum Subbie in Ordnung
ist. Und es ist gerade kein Subbie angeschlossen, also leuchtet die grüne Lampe nicht.
Sebastian
Ach, das ist ... Okay, da ist jetzt ein Stecker dran für so Tens-Pads.
Turdus
Soll ich den Subbie-Simulator holen?
Sebastian
Du hast einen Subbie-Simulator?
Turdus
Ich bin Elektroingenieur, ich habe einen Subbie-Simulator.
Sebastian
Du hast einen Subbie...? [Turdus: Ich hole mal den Subbie-Simulator.] Hol den Subbie-Simulator.
[Turdus: Ist in Reichweite.] Den SuSi.
So, liebes Publikum, ich stehe jetzt hier, es ist wirklich eine Kurbel,
es quietscht wirklich wunderschön und dann blinkt es auch so in gelb und offenbar
ist es ein, ich würde sagen, es ist ein Tens-Gerät, was über Kurbelantrieb funktioniert
und damit ist das die Lösung für alle leeren Batterien der Welt,
was ja bei Tens-Geräten eh immer ein riesen Problem ist.
So, der Subbie-Simulator, was hast du denn da jetzt? Ich sehe da jetzt auch nur zwei Kontakte.
Turdus
Das ist ein elektrisches Bauteil, was ungefähr die gleichen Eigenschaften hat
wie ein menschlicher Körper.
Sebastian
Ich schließe das mal an.
Turdus
Ja, ich bitte darum.
Sebastian
So.
Turdus
Und jetzt kannst du mal kurbeln.
Sebastian
Ich kurbele.
Turdus
Und jetzt müsstest du sehen, es blinkt auch grün.
Sebastian
Es blinkt auch grün. Also der Kontakt ist hergestellt.
Turdus
Genau.
Sebastian
Und weiter?
Turdus
Ja.
Sebastian
Muss ich jetzt den Schlüssel drehen?
Turdus
Du kannst den Schlüssel drehen, dann wird es schwerer, aber du wirst,
da der Subbie-Simulator nicht schreit, sondern einfach nur Energie vernichtet
wird, wenn du da anders drehst oder einstellst, ist es nur ein Widerstand.
Sebastian
Ach so, ich dachte, es gibt jetzt irgendwelche Punkte oder so was.
Oder es schreit irgendwie oder macht
Geräusche. Okay, also du hast einen Widerstand, damit du gucken kannst.
Warum? Warum baust du ein Telefon, ein wirklich altes Telefon, um zu einem Tens-Gerät?
Turdus
Okay, ich sehe schon, die Welt des Stroms ist bei dir noch nicht ganz so weit.
Der ein oder andere Hörer wird schon festgestellt haben, es handelt sich um
ein Feldtelefon, wie es bei der DDR-Volksarmee im Einsatz war.
so was hat man gerne, um Subbies damit zu quälen.
Jedes ordentliche ...
Sebastian
Wofür steht denn RFT? Weil das ist da auch nochmal so richtig reingestanzt.
Turdus
Rundfunk- und Fernsehtechnik, so hieß der Staatsbetrieb der DDR.
Sebastian
Ah, okay, alles klar.
Turdus
Und da musste ich halt, weil es da so schön reingestanzt ist,
irgendeine hübsche Alliteration finden und dann ist es halt das richtig fiese Teil geworden.
Sebastian
Okay, alles klar.
Turdus
Es ist ein Telefon, jedes ordentliche Folterregime dieser Welt hat Gefangene
bei Verhören mit Kurbeltelefonen bearbeitet.
Wer so ein Ding schon mal gespürt hatte, die sind echt fies, die Teile.
Das sind sehr, sehr nadelige Schmerzen, kann ich irgendwie so gar nicht mit.
Ich fand immer, auf gar keinen Fall geht Feldtelefon, weil sie auch unglaublich
schwierig und schlecht zu dosieren sind.
Wenn man sich in der SM-Welt rumtreibt, ist ja eigentlich so eine dieser Prämissen,
die man immer hat, langsam anfangen und Dosis langsam steigern.
Und das ist halt mit einem Feldtelefon sehr, sehr schwierig,
weil wenn man die Geschwindigkeit, mit der man kurbelt, verändert,
verändern sich von dem Signal, was da rauskommt, sowohl die Spannung,
die größer wird, als auch die Frequenz, die größer wird. Und das ist ganz schlecht zu kontrollieren.
Sebastian
Also schneller kurbeln heißt schneller, härter.
Turdus
Genau, schneller kurbeln heißt mehr Aua. [Sebastian: Und häufiger.] Und häufiger.
Du hast das Blinken sehen, jedes gelbe Blinken ist ein Impuls,
den Subbie abkriegt. Das sind viele.
Sebastian
Warum schafft man sich das an?
Turdus
Weil man neugierig ist. Man denkt sein Leben lang, nee, das ist überhaupt nichts für mich.
Und dann tauchen in der FetLife-Filterblase ein ums andere Feldtelefon auf.
Und man guckt sich an, wie Leute das machen und wie Leute versuchen,
das dosierbar zu machen.
Und denkt sich, Hobbybastler, das muss doch auch richtig gehen.
Und dann habe ich mir halt im Knast meines Vertrauens ein Feldtelefon ausgeliehen.
Habe das mal selbst probiert, habe festgestellt, es ist echt nicht schön,
es ist keine Wellnessbehandlung mit dem Ding.
Sebastian
Und dennoch ist es ein Ding der Woche.
Turdus
Ja, weil ja auch Menschen, die SM treiben, irgendwann zu dem Punkt kommen,
es muss nicht immer schön sein.
Manchmal will man auch einfach nur fies Aua auf beiden Seiten.
Sebastian
Ja, wann willst du denn einfach nur fies Aua?
Turdus
Es gibt so Tage, da will man manchmal
einfach nur fies Aua. Das ist so ein bisschen was von abreagieren.
Sebastian
Wir haben bei dir bisher primär über
Turdus
Wellness gesprochen.
Sebastian
Nein, nicht über, um Gottes Willen [Turdus: Doch.], über Wellness überhaupt nicht,
sondern eher über praktisch, Fetisch, Erfahrung,
Interaktion, also so D/s-Kontext als solcher, darüber haben wir heute relativ wenig gesprochen.
Turdus
Ja, es ist auch nicht mein Hauptgebiet, aber manchmal muss auch das sein irgendwie.
Sebastian
Also als d/s-igste Beziehung, von der du heute gesprochen hast,
würde ich jetzt die Sache mit der Hundetrainerin tatsächlich bezeichnen.
Weil das wirklich da eine geistige Ebene ist, die sehr wenig auf deiner Befriedigung basiert.
Aber wenn ich mir das heute so ansehe, inwieweit brauchst du auch diesen
zusätzlichen, dieses geistige Bett, in dem man dann dem Fetisch,
dem Kink nachjagen kann. Ist das wichtig?
Turdus
Ja, auch da ist es glaube ich wieder, wichtig ist für mich primär die Chemie
zwischen den Leuten, dass es zwischen den zwei Leuten, die miteinander spielen, gut funktioniert.
Ich bin auch fast immer ausschließlich in 1:1-Sessions unterwegs,
so mit mehreren Tops, einem Bottom oder umgekehrt, ist ist für mich sehr, sehr schwierig,
weil man sich dann schlecht aufeinander fokussieren kann oder das halt auch
immer mal wechselt irgendwie.
Und ja, manchmal brauche ich, gerade mit Strom hat man so Tage,
wenn man sich einfach nur abreagieren will, dann darf es auch mal wehtun.
Sebastian
Ja, abreagieren heißt, du kurbelst.
Turdus
Nee, in dem Fall lasse ich Leute sich an mir abreagieren und reagiere darauf
durchaus auch mit Unwillen, Unwill.
Also das ist halt nicht schön, dann werde ich auch quengelig und fange auch
durchaus an zu zetern, was ja dann wieder Möglichkeiten für Maßnahmen eröffnet.
Sebastian
Das ist dann tatsächlich so dieses Szenario Folter.
Turdus
Ja, Verhörfolter ist manchmal auch ganz nett, natürlich umso frustrierender,
wenn es einfach nur zum Spaß ist, wenn man nicht mal irgendeine Chance hat,
wie man da rauskommt, wenn man gesteht, was auch immer.
Sebastian
Okay, also es gibt keine richtige Antwort.
Turdus
Manchmal gibt es bei Folter keine richtige Antwort, da will einfach nur jemand Spaß haben.
Habe ich selten, aber habe ich manchmal. Und bei mir war es so ein Ausprobieren-Ding.
Ich will auch mal Feldtelefon, wie das ist. Und jetzt habe ich eins gebaut.
Also im Sinne von, ich habe ein echtes altes Feldtelefon auf dem Schrott gekauft
und habe das Innenleben, was da an Elektronik ist, selbst gebaut,
weil ich mache das beruflich und habe es halt jetzt zum einen dosierbar,
was die meisten Feldtelefone nicht können.
Das ist der schwarze Regler, wo man sagen kann, auf einer Skala von 1 bis 10, wie weh soll es tun.
Und dann habe ich natürlich auch noch für Leute, ist definitiv nicht meins,
die es richtig, richtig schmutzig brauchen, ein Feldtelefon ungebremst.
Das ist der Schlüsselschalter daneben, da ist im Normalfall immer ein Sicherheitswiderstand
als Dämpfung drin, der immer aktiv ist.
Den kann man mit diesem Schlüsselschalter überbrücken.
Kinder macht das nicht. Kann ich nur von abraten.
Sebastian
Bauanleitung hierfür also nicht erhältlich?
Turdus
Bauanleitung dafür sehr gut erhältlich in meinem FetLife-Profil,
komplett dokumentiert mit Schaltplan, weil so geht es richtig unter Beachtung
von Sicherheitsmaßnahmen.
Sebastian
Okay, aber die Sache mit dem Schlüssel sollte man sich trotzdem überlegen.
Turdus
Da steht laut drin, macht das nur, wenn ihr wisst, was ihr tut und ich bin mir
nicht sicher, ob ihr das wisst.
Sebastian
Ganz ehrlich, das finde ich gerade total schön, dass ich dank dieses Podcasts
neue Dinge kennenlerne und das Feldtelefon gehörte wirklich nicht dazu. *lachen*
Also ganz ehrlich, wenn die Welt untergeht, es gibt keinen Strom mehr
und ich möchte trotzdem irgendwie Subbie mit Strom ärgern, dann ist genau dieses
Teil, dann komme ich dann zu dir, wenn es soweit ist.
Turdus
Damit.
Sebastian
Ich fürchte allerdings, wenn dieser Fall eintritt, dann habe ich ganz andere Probleme.
Turdus
Dann kommst du nicht mehr zu mir.
Sebastian
Ja, vermutlich. Die Zeit sitzt mir wirklich ein bisschen im Nacken,
aber es gibt hier noch diese eine Sache.
Turdus
Ja.
Sebastian
Da steht Knast. Und davon möchtest du erzählen, bestimmt.
Turdus
Ich möchte davon erzählen, aber eigentlich möchte ich langfristig dir die zwei Menschen,
die den Knast machen, vermitteln, damit die irgendwann mal eine eigene Folge
kriegen. Die können das nämlich noch besser erzählen als ich.
Sebastian
Wenn die das wollen, sehr gerne.
Turdus
Ich glaube, die wollen das.
Sebastian
Möchtest du schon was teasern heute vielleicht?
Turdus
Ich möchte gerne was teasern. Ich habe extra den Knast vorher gefragt,
was ich sagen kann und was nicht.
Menschen, die auf Knast-Spiele stehen, wissen, es gibt in Deutschland schon
zwei Knäste. Harnekop und Großenhain heißen die, glaube ich,
wo man echtes Gefängnis-Rollenspiel mit Zelle und allem, was dazugehört, ausprobieren kann.
Und es gibt neuerdings in Deutschland noch einen dritten, richtigen,
echten Knast, den man zum Spielen nutzen kann.
Ich habe über völlig andere Ecken, deswegen nach Leuten suchen und nicht nach
Praktiken suchen, über jemanden, der den Daunen-Fetisch teilt,
habe ich den Knast kennengelernt, weil der tatsächlich auch beides hat.
Und ich habe immer schon gesagt, Metallfesseln sind überhaupt nicht meins,
im Sinne von, ich brauche es bequem, ich muss dran zerren können,
und zwar richtig, ohne dass ich das am nächsten Morgen sehe,
deswegen ist alles, was irgendwie mit Metall zu tun hat ...
Sebastian
Ja, die Sache mit den Spuren ist bei dir nicht beliebt.
Turdus
Genau, die ist nicht beliebt. Also hab von vornherein diesem Knast gesagt, ich weiß, dass ihr das habt und
dass Handschellen für euch alles sind, aber ganz ehrlich, ich habe eine Metallallergie,
können wir irgendwas anderes in diesem Knast machen.
Die wollen natürlich immer mein Standardsatz, die Vorzüge der Dingsbums irgendwas
Strich 17 Spezialhandschelle im an mir angelegten Zustand vorführen.
Nicht mit mir. Aber so ein Knast,
das habe ich da gelernt, ist eben nicht nur Zelle und Tür, sondern ein Knast
ist eigentlich eine ganze Stadt oder ein ganzes Universum auf kleinstem Raum zusammengepfercht.
Du brauchst alles, was du im Alltag hast, von Friseur bis Küche bis zu Arzt,
eigentlich auch in einem Knast mit einer Mauer drum.
Sebastian
Ich spule nochmal ein Stückchen zurück. Du bist auf Menschen gekommen,
die ein passendes Gebäude haben, die dort Events anbieten.
Turdus
Die dort anbieten sowohl Events als auch man kann da zum Spielen hinkommen,
sowohl mit, ich bringe meine Spielpartner mit und nutze nur deren Location,
als auch wenn Sympathie besteht,
man kann auch mit den Leuten da spielen, wenn man jetzt keinen Spielpartner hat.
Sebastian
Okay, aber pass mal auf. Wir haben jetzt ein paar Stunden gesprochen.
In dem Knast gibt es in der Regel weder die Notwendigkeit zu Daunenjacken,
noch gibt es da irgendwie ein Schwimmbad, wo man Neopren irgendwie verwenden könnte. *Turdus lacht*
Zugang zu elektrischen Anlagen fällt auch relativ schwer, es sei denn, das Feldtelefon.
Turdus
Du übersiehst Dinge.
Sebastian
Ja, ich übersehe gerade den, warum Knast? Was willst du da?
Turdus
Genau, der Teil, den ich da möchte, jeder ordentliche Knast hat eine Krankenstation
mit ein paar Betten mit einem Segufix dran.
Sebastian
Ahhh.
Turdus
Das ist das eine. Und das andere, was du übersiehst, der Teil, der mir wieder Spaß macht,
im Knast werden gelegentlich mal auch Befragungen von Insassen durchgeführt.
Sebastian
Achso, ich dachte, das ist jetzt, ja okay, das hätte ich jetzt nicht als, ja natürlich.
Turdus
Natürlich. *lacht*
Sebastian
Ich habe das übersehen, weil im Knast landest du ja, nachdem alle Befragungen
abgeschlossen sind und gerichtet wurden.
Also eher U-Haftbedingungen, bitte.
Turdus
Ja, ja. *lacht*
Sebastian
So, okay, jetzt verstehe ich es.
Turdus
Also auch das RFT ist, Menschen aus dem Knast haben viel mehr Spaß damit,
mit mir zu spielen als ich.
Das ist ein sehr schönes Gerät, um Befragungen zu unterstützen.
Wir hatten das gerade schon.
Sebastian
Okay, also ich habe jetzt diesen Zwiespalt, dass ich natürlich mit dir nicht
so viel verraten möchte, damit die Knastleitung, wie heißt denn das,
da gibt es noch so einen schönen Begriff.
Turdus
Die Anstaltsleitung ist das.
Sebastian
Ja genau, die Anstaltsleitung. Die Anstaltsleitung mit mir hier nochmal spricht,
weil das fände ich natürlich sehr spannend.
Die Anstaltsleitung wird mir das nicht verraten können, deshalb mag ich nochmal
so das Thema Verhör nochmal ein bisschen schauen.
Das ist ja weder praktisch noch erfüllt das ein Fetisch oder Kink.
Warum übt ein Verhör, möglicherweise ein aussichtsloses Verhör,
in dem du eh nicht das Richtige sagen kannst,
welchen Reiz übt das aus?
Turdus
Da sind wir wieder bei dem Kreis ganz zum Anfang. Da ist drin Auslieferung,
da ist drin Hilflosigkeit, da ist drin tun müssen, was man einem sagt.
Sonst tut es eventuell weh, weil es ist ja niemand außer dem Wärter und dem
Gefangenen da, der es sieht, wo man sich dann beschweren kann.
Das sind so die Dinge, die mir daran Spaß machen.
Sebastian
Das geht dann auch wirklich über lange Zeit?
Turdus
Das kann man sehr, sehr lange machen. Ich kenne Menschen, die waren tatsächlich
eine Woche im Knast, sowohl auf Zelle als auch irgendjemand,
während ich da war, war mal vier Tage am Stück in einem Segufix,
wo ich denke, okay, Respekt, nicht meins.
Sebastian
Ja, also ich beziehe mich jetzt tatsächlich auf das Verhör als solches.
Turdus
Auf das, was ich mache, ist es meistens so, ich bin kein Mensch für 24/7 irgendwie.
Also wenn ich im Knast bin, ist auch da wieder das Thema meines Lebens.
Ich verbringe wahnsinnig viel Zeit mit netten Menschen.
Wir unterhalten uns über Gott und die Welt, sitzen im Hof, trinken dabei Kaffee.
Und wenn wir dran denken, machen wir auch mal so eine 1-2-3-Stunden-Session.
Dauerhaft über Nacht ist schwierig mit mir. Würde ich gerne,
aber bin ich, ja, mein Körper ist keine 20 mehr.
Manche Dinge gehen dann irgendwie an körperlichen Einschränkungen doch irgendwann nicht mehr.
Sebastian
Vielleicht mag ich da nochmal so ein bisschen an dem Verhörspiel,
weil das auch so ein Thema ist, das könnte man im Podcast ja auch ein bisschen
breiter noch auffächern.
Aber das ist erstmal so die Idee,
wann endet es und warum und was ist so dieses, also was ist das Ziel?
Turdus
Ich zerstöre jetzt wahrscheinlich ganz viele Hoffnungen auf ein völlig realistisches Verhörszenario.
Häufig endet es, wenn ich sage, jetzt langt es aber langsam.
Also ich bin auch kein Mensch für Rollenspielen mit britischen Adelstiteln, sage ich immer.
Also wenn irgendjemand möchte, dass er mit Sir angesprochen wird,
ist er bei mir an der falschen Stelle.
Keine britischen Adelstitel irgendwie. Ich tue mich sehr, sehr schwer,
Leute mit Herr Aufseher anzureden.
Sebastian
Ja, aber wenn du es jederzeit mit einem flapsigen Kommentar beendest,
dann bist du weder ausgeliefert noch irgendwie zu irgendwas gezwungen.
Turdus
Wenn du in deinem Film drin bist, schon. Und manchmal ist ein bisschen auch
dabei definitiv mit, ich zeige es mir oder dem anderen mit ein bisschen geht
noch, so schnell kriegt er mich nicht klein.
Da ist schon auch Herausforderungen dabei.
Sebastian
Was thematisiert man denn da? Was haben Sie gestern gegessen?
Turdus
Man kann tatsächlich Verhöre über alles machen, Leute dazu bringen, egal was zu gestehen.
Deswegen ist Folter ja anerkannterweise in der Praxis gar nicht mal so hilfreich,
weil irgendwann Leute alles gestehen.
Ganz häufig ist es auch ohne Thema, ohne Verhör, einfach nur festbinden und ein
bisschen unter Strom setzen.
Sebastian
Ich romantisiere da immer eine riesige Story rein. Aber wahrscheinlich
kann man das tatsächlich machen.
Hinsetzen, festbinden, Strom
an, leiden lassen, genießen, irgendwann ist gut, wieder ab in die Zelle.
Turdus
Und im Zweifelsfalle noch, wenn jemand anderes gerade auch da ist und das vorher
mit dem Beteiligten abgesprochen ist, den zugucken lassen und wenn du nicht
tust, was man dir sagt, blüht dir das als Nächstem. Auch schon mal sehr spannend.
Sebastian
Ohne zu viel verraten zu wollen, also die überwiegende Mehrheit der Verhöre,
die ich mitbekommen habe, waren halt gut inszeniert in einem Film oder in einer Serie.
Und das ist natürlich, ja im BDSM-Kontext habe ich ein Verhör als solches noch
nie beigewohnt und dabei zugesehen.
Also selbst auf einer Party oder so passiert es doch recht selten,
dass da irgendwie jemand ein hörbares, verständliches Verhörspiel macht.
Deshalb, ja, ich glaub, deshalb bin ich da ein bisschen neugierig,
ne, wie, wie läuft das ab, was tut man da, worum geht's da eigentlich,
weil ich hab natürlich jetzt die ganzen Filme im Kopf, das Publikum möglicherweise auch.
Turdus
Das ist auch gar nicht mal so schlecht, das Problem ist nur,
dass ich glaube ich für genau diese Ausrichtung des Ganzen ich ein bisschen
der Falsche bin, weil Rollenspielen mit mir schwierig ist, da müssen passende Leute,
passender Nasenfaktor und passende Stimmung zusammenkommen, das ist eher selten,
aber es geht in diesem Knast und weil natürlich, man kennt das, auf Topseite bei
Veranstaltungen immer zu wenig Leute da sind und häufig zu viele Leute,
die gerne das andere Ende möchten, die alle eingesperrt werden möchten und ähnliches.
Ich habe auf einem Event mal mitgewärtert, das war einer meiner letzteren Ausflüge
auf die Topseite, habe da unglaublich viel gelernt,
fand das sehr spannend und da hatten wir Leute dabei, die aus dem echten Polizeidienst
kamen, in Rente waren und als allererstes mal der Wärter-Crew beigebracht hat, wie,
warum man wo Gefangene anpackt und transportiert, wenn man sie dazu bringen
will, irgendwo hinzugehen. Das ist schon cool.
Sebastian
Da ist also schon wieder auch diese Neugier.
Dieser Nebeneffekt, ich lerne noch was dabei, den würde ich bei dir quasi in
die Liste der Fetische mit reinpacken.
Es ist egal, wie abstrus es ist, was man lernt, aber Hauptsache das.
Turdus
Ich will was lernen. Genau.
Du kannst das da machen, aber leider nicht mit mir. *lacht*
Sebastian
Turdus, wir müssen mal langsam, ganz dringend, über Zukunft reden.
Turdus
Zukunft?
Sebastian
Dann, ja, wir müssen hier irgendwie zum Ende kommen heute.
Es ist nicht zu ändern. Es ist fürchterlich. Wir könnten hier noch zwei Tage sitzen, das merke ich schon.
Turdus
Inventar um uns drumherum, aber Zukunft ist super.
Sebastian
Komm, Zukunft. Was hast du vor? Was wird passieren?
Turdus
Was passieren wird in nächster Zeit? Weil ich dabei echt Blut geleckt habe.
Ich werde mehr oben spielen.
Sebastian
Das kannst du einfach so?
Turdus
Ich habe Leute, die sagen, ja, ich könnte mir gut vorstellen,
dass du oben spielst und ich unten.
Ich habe inzwischen ein so großes Netzwerk an Menschen, da sind auch einige
dabei, die sagen, oh, das wäre aber mal ein spannendes Setting mal andersrum,
dass du oben und ich unten.
Sebastian
Also auch mental ist das für dich, da kommt so die Neugier gerade?
Turdus
Da kommt gerade die Neugier, weil ich beim Wärtern und bei anderen Dingen festgestellt
habe, dass ich aus dem Oben spielen, Macht kickt schon verdammt.
Sebastian
*lacht* Ja, es heißt ja auch Machtrausch.
Turdus
Ja, ja, genau. Also natürlich, da ist ganz viel dabei.
Sei dir deiner Verantwortung bewusst, kleiner Jedi und so, aber Macht kickt schon sehr.
Ich möchte mehr oben spielen, glaube ich.
Das wird einige Leute sehr freuen, dann haben sie nämlich mehr Personal. *lacht*
Ich möchte noch viel mehr, egal was, gerne auch an völlig durchgeknallten Praktiken
ausprobieren, wo ich noch nicht mal eine Vorstellung habe.
Ich bin bekennender Spielzeug-Junkie, je mehr, je größer, je durchgeknallter,
desto „ich bin neugierig, kann ich das ausprobieren„.
Da kommen ganz häufig Dinge dabei raus, wo ich denke, nee, also das ist echt
nicht meins, aber ich bin immer noch unglaublich neugierig, ich möchte,
wie immer, ich möchte mehr lernen. *lacht*
Ich möchte beim mehr Lernen mehr über mich selbst erfahren.
Eigentlich mache ich das ja alles nur, um mich selbst besser zu verstehen,
was in der Interaktion mit anderen immer gut funktioniert.
Und vielleicht möchte ich ein bisschen, wenn ich die passenden Leute dafür finde, doch versuchen,
ob echt mal Rollenspielen mit Ansprache und einem Kontext, den man vorgibt zu
sein, ob ich da irgendjemanden finde, mit dem das klappt.
Sebastian
Meine Herren, das sind ein paar Pläne. Also eigentlich fängst du jetzt nochmal
von vorne an, nur auf die andere Seite.
Turdus
Ja, ja, ja.
Sebastian
Geht jetzt einfach quasi nochmal von vorne los.
Turdus
Ich hoffe, ich trete damit keinen Leuten auf die Füße.
Aber ich habe halt beim jahrelangen Spielen unten ganz, ganz häufig auch mit
Leuten, mit denen ich nicht so häufig spiele oder wo ich was ausprobiere,
irgendwo gelegen und mir gedacht, Gott, das kann ich doch besser als der.
Nein, du musst die Schlaufe woanders, nein nicht so, so komme ich aus der Fixierung
raus und da ist so ein bisschen schon das Bedürfnis da, zu zeigen,
ich habe die Erfahrung, ich kann das besser.
Auf dass beide Seiten daran Spaß haben mögen.
Sebastian
Ich lasse das mal jetzt genauso stehen. Weil: die Uhr, die Uhr, die Uhr.
Das ist ja mein Lieblingssatz in diesem Podcast.
Ich habe aber noch ein paar ganz kurze Shorts für dich.
Und ich hätte gerne, dass du zu den folgenden Dingen eine Kleinigkeit sagst.
Es sind heute auch gar nicht viele.
Und ich würde einfach mal anfangen mit „Futter oder Lieblingsleckerli„.
Turdus
*lacht* Hundeschokolade auch als Mensch. Ganz viele Hunde haben traurig geguckt,
wenn ich ihnen die Schokolade weggefressen habe, weil die nicht so süß ist.
Sebastian
Ich dachte, Hunde vertragen keine Schokolade.
Turdus
Es gibt deswegen extra Hundeschokolade mit weniger Zucker und anderen Dingen drin.
Sebastian
Okay, alles klar. Ja, es klingt wieder logisch. Und es gibt auch Kalorien und Energie.
Kabelsalat.
Turdus
Kabelsalat. Ja, aber lieber als unstabile WLANs.
Ich kann mit der Frage nicht so ganz was anfangen, deswegen spontane Antwort.
Sebastian
Ich erkläre es kurz. Ich hätte jetzt bei diesem ganzen Tens- und Elektrospielsachen gedacht,
ich dachte, irgendwo gibt es bei dir eine Kiste und da ist ein riesiger Haufen an Kabeln drin.
Und jedes Mal, wenn man spielen will, muss der ganze Kram auseinander gefisselt werden.
Turdus
Mist, schon wieder erwischt. Aber da natürlich nicht dran gedacht. *lachen*
Sebastian
Flexibilität.
Turdus
Oh, ich glaube gar nicht mal so, sagen andere Leute von mir.
Ich bin ein Mensch, der viel auf Rhythmen und festgelegte, bewährte Abläufe
Wert legt. Aber manchmal komme ich aus meiner Komfortzone auch raus und dann wird es sehr spannend.
Sebastian
Turdus, mehr habe ich gar nicht.
Nur so ein paar heute, weil ich hab dir einfach viel zu viel zugehört
und ständig irgendwas zwischen gefragt, dass ich mir nichts aufschreiben konnte.
Turdus
Ich bin schuld.
Sebastian
Ja, das ist aber völlig in Ordnung. Ich hatte jetzt hier sehr, sehr viel Spaß.
Ich meine, ganz ehrlich, hier sieht es echt verwüstet aus. Hier ist ein Feldtelefon,
da steht ein Tee, hier ist Aufnahmekram, da ist irgendwie das Halsband und da nochmal die Weste.
Es ist alles hier voll mit Stuff.
Aber im Grunde geht es bei dir ja schon irgendwie um den Kram.
Aber ich glaube, ich habe deine Motivation gefunden.
Turdus
Hau raus.
Sebastian
Immer der Nase nach.
Turdus
Oh, schön.
Sebastian
Ich glaube, das passt zu allem. Egal, ob es riecht, ob es schnuffelt, ob es Wissen gibt, was es zu erforschen
gibt. Irgendwie so immer neugierig, immer der Nase nach.
Turdus
Das ist ein wunderschönes Kompliment. Vielen Dank.
Sebastian
Das nehme ich sogar als Folgentitel. Wunderbar. Vielen, vielen Dank,
dass du dass du mir und uns, dem Publikum, ein bisschen was gezeigt hast.
Es ist natürlich noch viel mehr. Das war jetzt heute wirklich nur so ein kleiner Querschnitt.
Aber ich finde deine Begeisterung großartig. Und auch dieses,
egal was kommt, ich mache es mir hinterher positiv.
Oder ich mache was Gutes draus. Ich bin ja auch so flexibel,
die Erfahrung als solche zu schätzen. Das finde ich sehr, sehr schön.
Und das nehme ich heute auch mit von dir. Vielen Dank.
Turdus
Vielen Dank, dass du da warst und dir diesen gigantischen Aufwand mit Podcast,
Nachbearbeitung und Reisen antust.
Du hast nicht nur mich, sondern auch ganz viele andere Leute,
glaube ich, damit schon sehr viel weitergemacht und sehr viel glücklicher gebracht.
Sebastian
Ach, das mache ich A sehr gerne, B macht es mir auch noch viel Spaß und C,
ich kann die Fragen beeinflussen und selber stellen.
Das Publikum kann immer nur zuhören und hoffen, dass ich die richtigen Fragen
gestellt habe. *lacht* Da habe ich einen unschätzbaren Vorteil und das ist eben mein „immer der Nase nach„.
Turdus
Okay, bevor endgültig Schluss ist, gib's zu, du willst auch nur was lernen.
Sebastian
Okay, ja, erwischt, *lacht*, um dich mal zu zitieren.
Turdus
Schön. Danke.
Sebastian
Ich wünsche dir eine wunderbare Zeit und ganz viele tolle Erfahrungen. Mach's gut.
Turdus
Tschüss.
Sebastian
Tschüss.