Shibari Sari

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Sebastian Hallo und herzlich willkommen zu Folge 98 der Kunst der Unvernunft. Mein Name ist Sebastian Stix und hier sprechen Menschen über BDSM. Was sie erleben, was ihre Motivation ist und ganz schlicht, was sie glücklich macht. Zuerst habe ich heute, liebes Publikum, eine kleine Denksportaufgabe für euch. Zählt im Kopf mal so vier Bondage-Künstler auf. Profis am Seil. Wer fällt euch da ein? Die meisten unter euch, die sich jetzt im Bereich Bondage ein bisschen auskennen, bekommen ganz sicher vier Menschen zusammen. Und ja, mit hoher Wahrscheinlichkeit habt ihr nun mindestens drei Männer im Kopf. Vielleicht sogar vier. Und deshalb freue ich mich ganz besonders, dass mich dieses Mal Sari besucht hat. Auf der Terrasse, ihr werdet eine Menge Vogelgezwitscher hören, konnte ich nicht wegkriegen, aber die Folge ist trotzdem toll. Ihr kennt sie als Shibari Sari und für sie ist BDSM Berufung geworden. Dabei hat sie BDSM erst vor ein paar Jahren wirklich entdeckt. Ich finde es ja immer toll, wenn Menschen es schaffen, ihre Leidenschaften nicht durch so schnöde Dinge wie den Job unterbrechen zu müssen. Ob das nun aber Luxus oder Bürde ist, BDSM immer leben und lieben zu können, öffentlich sichtbar an Litfaßsäulen und auf Plakaten zu sein, darüber spricht Sari in dieser Folge. Wir sprechen auch ein klein wenig über Workshops und dann schauen wir einmal hinter die Kamera einer Amazon-Produktion. Wie läuft das eigentlich ab? Was müssen Schauspielerinnen und Doubles leisten? Und was zur Hölle sind IntimitätskoordinatorInnen am Set? Die Hälfte der Themen habe ich jetzt noch nicht mal angeschnitten. Ihr merkt jetzt schon, es ist unmöglich, in einer Minute einen Überblick über diese Folge zu geben. Bevor es losgeht, habe ich ausnahmsweise wieder ein bisschen Hausmeisterei. Die neue Webseite ist da. Auf kunstderunvernunft.de ist jetzt alles neu. Und ich zähle jetzt hier auch gar nicht alles auf, was es da Neues gibt. Ihr könnt das einfach ausprobieren und entdecken. Aber allen bisherigen GästInnen der Unvernunft mag ich sagen, macht euch mal ein Konto und dann schaut auf eure Folge. Denn ihr könnt nun Updates und Ergänzungen in eurem eigenen Folgenblog teilen. Das heißt, ihr könnt dem Publikum einfach mal mitteile: Das hat sich getan seit der Aufnahme, die ja zum Teil schon fünf Jahre her ist. Dann kann ich nämlich hier bei der nächsten Folge auch sagen: Liebes Publikum, schaut mal, da gibt es ganz viele Updates zu lesen und das freut sicher ganz viele. Jetzt fangen wir aber einfach mal an mit Folge 98 mit Sari. Liebes Publikum, die erste Aufnahme dieses Jahr auf der Terrasse, denn es ist im Büro so brütend heiß, dass wir nach unten gegangen sind. Wir sind ja ich, Sebastian. Ich muss mich ja auch manchmal vorstellen, aber viel besser noch ist, ich kann hier Sari vorstellen. Hallo.
Sari Hi Sebastian.
Sebastian Man kennt dich als Shibari Sari.
Sari Ja, genau. So nennt man mich in der Szene.
Sebastian Und ein paar kleine Infos zu dir, hab ich 32 Jahre, aus Halle und ja bekannt aus Film, Funk und Fernsehen.
Sari Mittlerweile auf jeden Fall, ja.
Sebastian Frau im Rigger-Business, das ist so, das hab ich hier mal so als Überschrift, mal sehen, ob die bleiben kann.
Sari Find ich gut, find ich gut. Mittlerweile orientiere ich mich fast nur noch in dem Bereich, dass ich nur noch andere Menschen fessel, ja das stimmt.
Sebastian Eigentlich ist das Stereotyp Mann, Frau eigentlich ist das diesem Podcast überhaupt nicht angemessen, aber ich sehe auch wer macht was, wer ist wo sichtbar und ich sehe du bist unfassbar sichtbar und eben kein Kerl und deshalb war allein das schon ein Grund, dass das Podcastsubbie mir gesagt hat, ach könntest du nicht mal bei der Sari anfragen, ob die mal Lust hätte? Ja, du bist heut hier, ich bin begeistert.
Sari Ja, danke. Auch danke dann an das Podcastsubbie. Also da freue ich mich sehr und genau das ist mir auch wichtig, die Sichtbarkeit von vor allem weiblich interpretierten Personen im Fesselsinn etwas bekannter zu machen.
Sebastian Ja, Sari, ich habe ja diesen Hang zur unrühmlichen Chronologie. Und wenn man dich überall sieht und du gibst ja Kurse und coachst und so weiter, also man müsste meinen, super, die Sari ist seit mindestens 15 Jahren im BDSM-Geschäft.
Sari Könnte man meinen, aber da liegt man falsch. Ich habe seit Anfang 2020 meinen Einstieg in die Szene gefunden und der Einstieg in die BDSM-Szene war für mich gleichzeitig der Einstieg in die Fesselszene. Es hat quasi sofort der Fokus darauf gelegen, weil ich eben ja direkt Partner und Partnerinnen gefunden habe, die eben sich vor allem mit dem Fesseln beschäftigen und auseinandersetzen. Und ehrlich gesagt habe ich auch wegen Seilen den Einstieg in die Szene gesucht.
Sebastian Okay, also das sind gerade mal drei Jahre jetzt. Ich stelle immer diese Frage und ich habe sie dir auch schon im Vorgespräch gestellt. Wie ist es dir denn gelungen, mal 30 Jahre deines Lebens zu ignorieren, dass BDSM oder Fesseln, Bondage für dich auf irgendeine Art und Weise spannend ist? Wer hat dich abgehalten?
Sari Ich glaube, abgehalten davon hat mich in dem Sinne nichts, außer meine persönliche Vorstellung von mir selbst. Ich glaube, viele Menschen können sich damit identifizieren, dass wir halt aufwachsen in Strukturen, die uns irgendwie von außen vorgeben, wer wir sind und was wir vielleicht sein sollen. Faktoren können sein Eltern oder Umwelt oder Schule oder Kleinstadt, um nur ein paar zu nennen. Und ich habe dann tatsächlich jahrelang, wenn ich jetzt zurückschaue, jemand sein wollen, in einer Beziehungsform leben wollen, die überhaupt nicht zu mir passt. Und das natürlich besser spät als nie festzustellen, ist für mich immer noch ein Geschenk. Ja, ich bin deswegen nicht traurig. Und doch habe ich halt wirklich jahrelang in meinem Kopf oder in Fantasien, während ich sexuell geworden bin, im Vanilla-Bereich, habe ich BDSM ausgelebt, ohne wirklich zu verstehen, dass es Realität werden kann. Oder dass es tatsächlich Leute gibt, mit denen ich das vielleicht ausleben könnte. Ich bin so abgeschirmt und ohne Internet. Ja, ich bin, ich weiß, ich bin noch nicht super alt und trotzdem hatte ich keinerlei Internetzugang, bis ich nicht ausgezogen bin. Und auch danach habe ich einfach mich nicht wirklich den Zugang oder ja, mich einfach nicht damit beschäftigt. In meinem Kopf bestanden jetzt auch keine Klischees, wie das bei vielen ist zum Thema BDSM. Ich habe mich einfach nicht damit auseinandergesetzt und habe auch die Fantasien, die ich hatte, nicht in BDSM-Fantasien irgendwie erkannt. Und dann habe ich damals schon mit meinem langjährigen Partner ihn gefragt, ob er nicht mal mich mit dem Wäscheständerstock, ob er das nicht mal ausprobieren möchte auf meinem Hintern. Und das war wie eine spontane Eingebung, als ich das Ding damals gesehen habe. Und dann bin ich zu ihm hin marschiert. Er hat mich erst komisch angeguckt, dann habe ich aber gesagt, doch bitte lass das doch mal bitte ausprobieren. Für mich war das eine tolle Erfahrung, für ihn aber schrecklich, als dann diese Spuren entstanden sind.
Sebastian Okay, wie alt warst du da? Ganz grob?
Sari Ich glaube so 16, 17.
Sebastian Okay, also schon wirklich lange her.
Sari Ja.
Sebastian Und du bist hingegangen und hast gesagt, hier, mach mal, damit auf meinen Hintern.
Sari Genau. Er hat halt wirklich komisch geguckt. Gleichzeitig waren wir da aber auch, glaube ich, schon vier, fünf Jahre zusammen und wir standen uns wirklich nah. Und ich habe halt gedacht, lass es doch einfach mal ausprobieren. Ja, er weiß auch, dass ich halt, wir machen beide oder haben beide viel Extremsport gemacht. Das heißt, wir stehen auch irgendwo auf extreme Reize und Risiken und so weiter. Das heißt, es war jetzt nicht super weit hergeholt, dass ich auch körperlichen, intensiven Reiz spüren wollte. Und ich sag mal, die Aktivität an sich war für ihn dann auch ziemlich spaßig, bis dann halt tatsächlich die ersten Spuren kamen. Weil das könnt ihr euch halt vorstellen, das war schon ein massiver Holzstock, der dann halt ja nicht, sobald du schlägst, direkt die Spur kommt, sondern es dauert dann ja ein paar Momente und Minuten. Und als er dann halt zehn, 15 Mal geschlagen hatte, fingen halt an, die Spuren zu kommen. Was ihn dann halt erstarren hat lassen. Und ich stand vorm Spiegel und dachte, hä, so schön sah der Arsch noch nie aus. Ja, also, genau. Und für mich war das halt damals jetzt auch kein Startschuss. Ich wusste sofort, okay, das war der Wahnsinn. Aber ich habe auch anhand seiner Reaktion gemerkt, das können wir gerade nicht machen. Und ich hatte damals auch keine Bausteine an der Hand, dieses Gespräch besser zu führen. Ja, was heute mit mein Job ist, wie ich anderen Leuten beibringe, wie man gerade seine Bedürfnisse formulieren kann mit PartnerInnen, ja, und wie man quasi vorsichtig den Einstieg auch in diese Sachen finden kann. Damals war ich komplett überfordert, auch mit seiner Reaktion, dass es ihm so schlecht ging damit. Ja, wir haben ja beide nicht gewusst, worauf wir uns da einlassen im Endeffekt.
Sebastian Hattest du schon überhaupt eine Ahnung, dass es SM gibt? Also irgendwie gibt ja irgendwelche Filmchen mal oder, ich sag mal, ich glaub bei mir, das war schon, ich bin alter Mann, ne, aber so RTL Abendprogramm und dann ja die die perversen aus sowieso und dann wird da irgendwas gezeigt und dann große Verwunderung, oh das finden die auch noch gut, also ich hab immer wieder mal in meinem Leben irgendwas gesehen und mitbekommen oder gelesen und dann, an das kann ich mich komischerweise erinnern, also das hat auf jeden Fall mein Interesse erregt. Null?
Sari Null. Ich kann mich jedenfalls nicht daran erinnern. Vielleicht war es so, aber dann ist da nichts irgendwie hängen geblieben.
Sebastian Okay, dann nehmen wir das mal so hin. Aber jetzt hast du ja theoretisch schon mal was probiert und es gut gefunden. Hat also die Moral die nächsten 10, 15 Jahre gewonnen?
Sari Nee, gar nicht. Es ist einfach nur, es gab kein wirkliches Bedürfnis in mir. Ich habe immer noch gedacht, dass ich einfach nicht richtig ticke. Warum kann ich diesem Vanillasex immer nichts abgewinnen? Ich habe mich immer gefragt, Mann, ich liebe doch hier meinen Partner. Wieso fühlt sich das einfach so langweilig an? Bis ich dann halt immer wieder angefangen habe, das einfach in meinen Fantasien auszuleben. Im Solosex oder auch, wenn ich mit dem Menschen geschlafen habe. Und das hat teilweise so manchmal kurz zu einem schlechten Gewissen geführt. Wie das vielleicht manchmal so ist, wenn man es sich besonders dreckig selbst macht und dann hinterher eben ganz kurz so, oh, was hab ich denn jetzt hier schon wieder gemacht? So ein Gefühl hatte ich dann eben manchmal auch nach Partnersex. Was nicht optimal war, aber ich war viel zu weit weg noch zu denken, es könnte einen anderen Weg geben. Ja, ich war da wirklich zu naiv. Dann wie gesagt auch keine zufälligen Artikel, Filmchen oder so gesehen dazu. Ich hatte wirklich ganz blauäugig nicht gedacht, dass es die Möglichkeit gibt, das tatsächlich auszuleben.
Sebastian Gut, naiv impliziert ja immer so ein bisschen Blödheit oder so, aber das ist ja gar nicht der Fall, sondern es ist irgendwie da im Kopf, aber es hat halt keinen Namen bekommen, es ist einfach irgendwie, man ist alleine.
Sari Voll. Namen gebe ich meinem BDSM auch jetzt nicht, weil ich finde auch, wir sind alle so frei und es kommt auf den Menschen, der uns gegenüber ist, an, auf die Stimmung und auf so viele andere Sachen, ja, was ich in dem Moment bin oder sein möchte. Deswegen, Namen hat das Ganze immer noch nicht. Ich weiß halt Gefühle mittlerweile eher, die ich suche. Genau, die ich gerne ausleben möchte. Aber Praktiken stehen immer hinten an für mich, was das angeht.
Sebastian Jetzt hast du es ja dann irgendwie doch geschafft. Wie hat BDSM dich gefunden?
Sari Genau, und dann sind, wie gesagt, noch super super viele Jahre so ins Land gegangen. Ich habe studiert, ich habe eine Ausbildung gemacht, ich war im Ausland. Und als ich dann wieder zurück war, habe ich, naja, es ist so ein Mensch, mit dem ich mich jedes Jahr wieder in meiner Heimatstadt zu Weihnachten treffe. Und dann haben wir da immer zwei, drei Tage eine Affäre. Sehr schön. Genau. Und wir wohnen halt beide nicht mehr dort und haben auch so keinen Kontakt. Und jedenfalls dann an dem Weihnachten 2019, genau 2019, haben wir uns halt wieder in der Heimatstadt getroffen. Und es war so heiß und nice, dass ich ihn danach auch noch mal in Leipzig besucht habe. Da wohnte er mittlerweile. Und bei einem weiteren Techtelmechtel in Leipzig habe ich auf einmal so ganz komische Spuren an seinem Arm gesehen. Und ich habe natürlich aus Neugierde gefragt, kannst du mir bitte sagen, was das ist? Und er nimmt mich an die Hand und wir gehen in das andere Zimmer. Er greift unter sein Bett und dann war da ein Gitarrenkasten. Und ich denke mir, okay, was kommt jetzt? Und er macht den auf und drinnen sind halt ein riesengroßer, verknoteter Haufen Seile. Wenn ich daran jetzt zurückdenke, kriege ich Plack, dass die da so unordentlich lagen. Aber egal, auf jeden Fall waren da ganz viele Seile drinnen. Und er hat mich dann so angeguckt, als müsste das mir jetzt die Antwort geben. Hat es aber nicht in dem Moment. Ja, ich habe dann geguckt wie ein Auto wahrscheinlich und gesagt, ja, okay, Seile und was macht ihr damit? Dann hat er gesagt, na ja, ich habe jemanden kennengelernt und wir üben aneinander und wir fesseln uns halt. Und ich saß wieder da und dachte, wie ihr fesselt euch halt? Und ja, das war zum Beispiel ein Mensch, der das gar nicht gut erklären konnte. Und ich hab's überhaupt nicht verstanden. Null. Ich hab's nicht verstanden, dass es in dem Moment darum geht, sich gegenseitig nah zu sein. Ich hab nicht verstanden, dass sie sich eine tolle Zeit damit machen. Ich hab nicht mal verstanden, dass das in die sexuelle Richtung geht. In dem Moment habe ich das dann so für mich abgespeichert, wie ja, okay, dann ist das vielleicht sowas wie Acroyoga. Irgendwas, was man halt gemeinsam, wo man halt jemanden braucht, so ja, um sich dann irgendwie die Zeit zu vertreiben.
Sebastian Ja, aber mal ehrlich. Ich meine, du hast die Fantasien im Kopf. Da werden irgendwelche ausgeliefert Fessel irgendwie Fantasien gewesen sein. Und dann hast du jemanden, der hat unter dem Bett den Gitarrenkoffer mit den Seilen. Ich würde jetzt tatsächlich auf eine geistige Fehlleistung einfach an der Stelle für so einen Momentsversagen im Kopf einfach schließen, weil ich mein, rückblickend musst du doch zugeben, alle Hinweise zeigen mit roten großen Pfeilen, hier, da, da ist Godot. Und sagen, da jetzt, ne? Also, Entschuldigung. Aber gut, manchmal ist man einfach blind.
Sari Ja, ja, und also mein Kopf konnte dann an dem Moment natürlich anfangen, gewisse Verknüpfungen herzustellen. Und doch konnte er mir das quasi einfach nicht erklären. Nicht mal, was er darin sucht. Ja, und heute weiß ich, jeder sucht, was total individuelles, wenn man sich fesseln lässt oder auch gefesselt wird, oder auch fesselt, so. Aber damals hat natürlich mein Kopf angefangen, Verknüpfungen zu erstellen, aber es hat einfach überhaupt nicht gereicht. Und ich meine, das ist ja auch die größte Frage, die ich auch allen Menschen ans Herz lege, die anfangen zu fesseln. Warum? Am Ende habe ich es nicht verstanden. Warum die das gemeinsam machen? Und das ist halt, wie gesagt, um irgendwelche körperlichen Empfindungen geht, klar.
Sebastian Vielleicht habe ich da eine halbwegs nicht intelligente Frage. Warum? Warum fesselst du?
Sari Ja, das ist eine richtig gute Frage und ich habe dieses Warum verändert sich im ganzen Prozess. Am Anfang dachte ich auch, ich möchte gefesselt werden, um mich jemandem hilflos auszuliefern und meine sexuellen Fantasien zu erfüllen. Was mittlerweile aber dahinter steckt und warum ich fessele und auch warum ich gefesselt werde. Ich habe zuerst herausgefunden, warum ich gefesselt werde und das war ganz klar, um gesehen zu werden, um gehört zu werden, um geliebt zu werden. Um bezeugt zu werden in meinen Gefühlen und in meinem Ausdruck und in dem, wer ich bin. Wir sind alle menschliche Wesen, die Grundbedürfnisse haben. Und viele, sehr, sehr viele von uns wachsen leider in einer Umgebung auf, in der wir häufig nicht gesehen oder gehört oder nicht geliebt wurden. Wir können das in jedem zwischenmenschlichen Austausch uns geben, aber durch BDSM und vor allem durch Seile kann ich es mir und anderen Leuten so einfach geben wie durch kein anderes Tool, was ich bis dato kennengelernt habe.
Sebastian Okay, ich steig mal, eigentlich wollte ich damit ja erst später, aber es geht ja nicht anders. Also Bondage ist ein Werkzeug, Bondage ist ein Tool, um etwas auszudrücken. Nähe, Distanz, Liebe, um Gefühle zu vermitteln, Scham, Aufmerksamkeit, Schmerz, man kann alles im Prinzip damit kombinieren. Das heißt, Seile gehören immer für dich zwingend dazu, wenn es um BDSM geht? Brauchst du dieses Tool oder ist es halt besonders einfach für dich?
Sari Ich brauche das nicht. Wie du gerade gesagt hast, es ist besonders einfach für mich.
Sebastian Okay, jetzt hast du den Geigenkasten Mensch mit den Seilen. Das Gehirn hat jetzt endgültig alle Informationen beisammen und das Denken kann anfangen.
Sari Genau und dann habe ich angefangen zu denken und na klar google ich dann Sachen. Dann kam ich glaube ich als allererstes auf die alten Bilder von John Willie. Das ist ja sehr Western Bondage Style, was ich sehr interessant fand. Ich kam dann auch schnell zu ein paar japanischen Größen, die seit Jahrzehnten diese Fotografie betreiben. Was ich dann erfahren habe, hat mich auch erstaunt. Genau, und dann ist mir aber ganz doll bewusst geworden, dass mein Körper das so nicht verstehen wird, wenn ich mit jemandem rede, der davon nicht wirklich Ahnung hat oder wenn ich mir nur im Internet irgendwas angucke. Und dann, genau, habe ich mich damals auf einer Internetplattform angemeldet zum Kinky Dating. Und der erste Mensch, der mich dort angeschrieben hat, nach zwei Tagen, war damals Sascha oder Vaegabound, auch bekannt in der Szene.
Sebastian Ja, kennt man hier auch im Podcast. Ich glaube, Live-Folge Nummer eins oder zwei, irgendwie ganz am Anfang war das.
Sari Genau.
Sebastian Da kann man ihn finden, einfach in die Suche eingeben. Genau. So machen wir das mit den Verweisen hier. Da hatten wir auch schon mal das erste Mal Kontakt, damals, aber dann warst du nicht in der Live-Sendung dabei, deshalb ist das heute deine Premiere hier. Okay, also er hat dich ja angeschrieben, er war aber nicht die erste Mail, die du dort bekommen hast. Das weiß ich nicht mehr. Man kriegt ja viele Mails.
Sari Genau, aber auf jeden Fall eine der ersten, die mir halt sinnvoll erschienen sind zu antworten, um das vielleicht mal so zu sagen. Weißt du noch,
Sebastian was drin stand, ganz grob?
Sari Ich weiß es noch ganz genau, weil die erste Frage war, hast du Lust, dass wir uns über Seile unterhalten? Und ich dachte, ja, ehrlich gesagt, genau deswegen bin ich hier. Und ich sag mal... Was mir damals jetzt auch nicht schwer fiel und heute auch nicht, ist halt ein ganz bisschen anhand der Informationen auf Profilen. Oder halt auch, naja, aufgrund, ich sag mal, der Ästhetik der Bilder, die Personen dort zeigen, kann ich sehr gut ein bisschen einschätzen, mit wem es sich da für mich gelohnt hat, sich auszutauschen oder nicht, ja. Und mit Sascha war es sehr nice, also er ist super zuvorkommend und kompetent und ruhig, hat er mir alles erklärt, was ich wissen wollte zu den Seilen.
Sebastian Was waren denn so deine Fragen? Also ich meine, die Fragen fangen ja erstmal ganz einfach an. Warum? Und wie? Und was? Also konnte er das so relativ einfach und verständlich beantworten, weil so im Vokabular warst du ja auch noch nicht drin. Genau. Ich finde diesen Start immer besonders schwierig, wo denn dieser Lernkurve so unfassbar steil ist und man alles Wissen aufsaugt und dann hast du jemand der, der alles beantwortet, cool.
Sari Ja also ich sag mal er konnte es halt natürlich nur aus seiner Sicht des Riggers beantworten. Heute hat auch Sascha ein paar mehr Erfahrungen als Mensch der auch mal gefesselt wird. Aber das hat damals auf jeden Fall gereicht, um meinen Kopf zufriedenzustellen. Weil, wie ich vorhin schon kurz probiert habe zu erklären, dieses Verständnis oder dein eigenes, persönliches Warum, es entwickelt sich immer weiter und das ist super fluide. Ja, aber für den Moment damals hat es quasi meinen Kopf befriedigt. Und dann habe ich aber sofort gemerkt, dass mein Körper halt jetzt 100 Millionen Fragen gestellt hat. Ja, weil das ist ja immer noch mal was anderes, dir erklärt zu bekommen, wie du, was weiß ich, eine Mauer hochziehst oder dann die tatsächliche Erfahrung, wo du dann merkst, was sind jetzt doch vielleicht noch ganz andere Risiken oder was geht eigentlich viel leichter, als ich mir vorgestellt habe oder was auch immer. Ja, genau. Und dann habe ich ihm das erzählt, dass mein Kopf und mein Körper jetzt ihm soweit vertrauen, ob er meinem Körper das auch zeigen würde. Ja, und dann ging das alles super schnell. Wir haben fast jeden Tag gefesselt, über Monate und dann kam der Lockdown. Ich glaube, drei Wochen, nachdem wir uns kennengelernt haben.
Sebastian Das kann natürlich richtig blöd sein. Oder war es gut, weil ihr habt Zeit?
Sari Also, es tut mir leid für jeden, der eine schlimme Zeit hatte während des Corona-Lockdowns. Für uns war es das Beste, was uns passieren konnte.
Sebastian Also ich habe ihn auch damals und also oder euch dann auch relativ schnell bei Instagram ging das ja los verfolgt. Also da waren Live-Streams und Bilder noch und nöcher und Ideen und da haben sich Dinge entwickelt. Also so ein bisschen konnte man dabei zusehen, wie Ideen entstehen und umgesetzt werden. Und das ist glaube ich ohne Lockdown, das ist ja auch zeitaufwendig, alles gar nicht, wäre nicht möglich gewesen. Also ihr habt es genutzt, um eine Marke aufzubauen.
Sari Ja, genau das. Also wir haben uns halt wirklich die Zeit genutzt, um uns kennenzulernen, uns weiterzuentwickeln, gemeinsam einzeln Workshops zu besuchen. Und dann habe ich halt natürlich durch diesen schnellen Einstieg in die Szene auch angefangen, mit Leuten aus der Szene zu sprechen und natürlich auch über meinen Einstieg in die Szene berichtet, Und habe natürlich auch wiederum erfahren, wie waren die Einstiege von anderen Leuten in die Szene und habe ganz schnell gemerkt, hey wow, entweder ich hatte hier gerade super Glück und das läuft sonst nicht so oder ich rede hier gerade zufällig nur mit Leuten, die teilweise die schlimmsten Erfahrungen gemacht haben. Und das waren wirklich Dinge, da haben sich mir, also ich, ich habe ganz da Angst bekommen auch. Ich vertraue meinem Bauchgefühl. Auch bis heute habe ich noch keine schlechte Erfahrung im BDSM gemacht, weil das Allerwichtigste ist, niemals zu zweifeln, in keiner Situation. Und das halt auch nicht mit wildfremden Leuten zu machen, meiner Meinung nach persönlich. Ich verstehe, dass es der Kick ist, bei vielen genau das zu tun. Genau das ist aber ein Risiko, was ich für mich persönlich halt nicht eingehe. Weshalb mir und uns damals dann ganz, ganz schnell bewusst geworden ist, hey, wollen wir nicht versuchen, vielleicht Beginnern, die auch in diese Szene einsteigen, diesen Einstieg ein bisschen zu vereinfachen und eventuell ein paar, ich sag mal, wenigstens Gedankenspiele mit an die Hand zu geben, die man sich über sich selbst und über die andere Person erst mal kurz bewusst werden sollte, bevor man tatsächlich in diesen intensiven Austausch geht, ja. Wir haben einfach damals gemerkt, dass man ja gar nicht wirklich seine Zustimmung geben kann über etwas, das man ja gar nicht wirklich versteht. Noch nicht.
Sebastian Du ja dann auch nicht, ne? Also, wobei, vielleicht darf ich da mal einhaken. Also, ich sehe so zwei Dinge. Wenn man am Anfang ist, dann will man ja Dinge ausprobieren. Und dann habe ich das Gefühl, also gerade in dieser Sturm- und Drangphase, man will Dinge ausprobieren. Man sucht also gar nicht unbedingt einen Menschen, mit dem man etwas gemeinsam macht, sondern man will jetzt erstmal diese Praktiken erleben, die so aufregend im Kopf sind. Und ich habe manchmal das Gefühl, dass man es da echt ein bisschen überstürzt, weil, Oh, da ist eine Person, die bietet mir Erlebnis XY, ich sag jetzt mal ja, weil ich will das ja unbedingt ausprobieren und das vielleicht dadurch, ja, dass man dadurch weniger auf die Menschen schaut, mit denen man etwas macht. Kann das sein?
Sari Da gebe ich dir so sehr recht. Und um das jetzt vielleicht auch direkt noch mal ganz kurz, ganz deutlich rauszustellen. Am Ende ist es scheißegal, welche Praktik ihr mit welcher Person macht. Es geht um das Gefühl, was ihr dadurch erhaltet. Und das gute Gefühl, in Anführungszeichen, auch wenn es in dem Moment ein schmerzerfülltes sein sollte oder wonach ihr euch auch immer sehnt, geht halt nur mit einer Person, der man wirklich vertraut. Geht etwas schief mit einer Person, die man nicht kennt oder nicht vertraut, ist es super leicht, hinterher zu denken, vielleicht wollte die Person mir ja auch was Böses oder ich, sie hat mich nicht ernst genommen oder mich nicht als wichtig genug genommen oder wir kannten uns nicht und sie konnte meine Zeichen nicht lesen. Passiert etwas mit einer Person, die ich liebe, der ich vertraue, zu der ich eine innige freundschaftliche Beziehung habe, ist man eher gewillt danach zu sagen, hey, was ist passiert? Du bist mir wichtig. Lass uns bitte schauen, wie das beim nächsten Mal anders laufen kann. Und ganz häufig habe ich halt tatsächlich gesehen, dass gerade in den Konstellationen Menschen kennen sich nicht, etwas geht schief, in Anführungszeichen, was auch immer das dann ist. Ja, da gibt es viele Sachen. Und wenn dann hinterher nicht das Bedürfnis besteht, weiterhin sich zu begegnen, weil man kann ja ein oder auch wieder die nächste wildfremde Person dann nehmen, Ja, dann ist es halt häufig, dass man da in echt ein Loch stürzen kann und gerade als die empfangende Person im BDSM.
Sebastian Also ich finde es auch als Top wirklich schwierig, mit Personen zu spielen, die ich gar nicht kenne. Ich mag auch, vielleicht so ein bisschen wie du, gegen diese Ungeduld am Anfang so ein bisschen anreden, nehmt euch um Himmels Willen Zeit. Ihr habt die. Also in der Regel haben die Menschen noch 30, 40 Jahre vor sich, in der sie den ganzen perversen Kram machen können. Dann muss das nicht unbedingt heute sein. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch geil, wenn man eine Gelegenheit hat und dann packt man zu.
Sari Das verstehe ich auf jeden Fall auch. Und zumindest in diesem Rahmen, wenn man sich nicht kennt, sollte man sich halt trotzdem bewusst sein, welche Faktoren brauche ich für mich persönlich, um mich wirklich trotzdem fallen lassen zu können und um halt auch zu vertrauen von mir aus nur bis zu einem gewissen Maß, weil ich die Person ja nicht kenne. Ja, also super wichtig ist es, zumindest auf sein Bauchgefühl zu hören. Das habe ich auch gelernt, weil auch ganz viele negative Erfahrungen gehen einher mit, naja, eigentlich hätte ich vorher schon was sagen wollen oder ich habe das und das eigentlich selber nicht ordentlich kommuniziert. Dann hofft man immer, dass Leute einem irgendwas von den Augen ablesen können oder ins Gehirn reingucken können und das ist nun mal nicht möglich. Und wenn dann hinterher nicht die Kommunikationsbereitschaft bei beiden da ist, das miteinander zu klären, ja, dann wird, wie ganz oft auch gesehen in der Szene, das mit allen anderen Leuten geklärt, aber nicht mit der Person, die es eigentlich betrifft. Und auch das ist wirklich schrecklich, was da abgeht. Und auch da kann ich verstehen, wie du auch gerade gesagt hast. Ich fessele auch niemanden mehr, den ich nicht kenne. Ja, es ist in einem beruflichen Kontext natürlich was anderes. Da fessele ich aber eben auch auf einem ganz anderen Level, als ich privat fesseln würde. Oder was mich persönlich antörnt, ja. Weil, wie gerade beschrieben, ich kenne die Leute nicht. Keine Ahnung, was die im Nachhinein über mich erzählen oder nicht. Und deswegen mache ich so viel wie nötig, so wenig wie möglich.
Sebastian Okay. Da hab ich vielleicht mal jetzt einen Einblick von der anderen Seite. Ich habe mal, das ist ein paar Monate her, hat mir auch eine Person gesagt, ja, auf so einem Workshop, da hat die Sari mich dann auch mal als Bunny zu einer Demonstration mit mir da was gemacht. Und dann hab ich schon so gemerkt, uuh. Für die Person ist das ein großes Ereignis mit Impact über Wochen und Monate. Ist dir das bewusst? Weil im Zweifel hinterher meldet man sich nochmal, ja das war total schön, das war total gut, dann antwortet man darauf auch, aber also da musst du ja dann auch deinen Bereich, deine Grenzen setzen, Entschuldigung liebes Publikum, dass wir jetzt gerade völlig von A nach B springen, aber es ist mir einfach wichtig. Also wie grenzt du dich dann auch dann davon ab, dass eine Person das möglicherweise als sehr viel größeres Ding betrachtet, als es vielleicht auch ist oder in deinen Augen ist?
Sari Ganz normal, indem ich in dem Moment, wo es passiert, genau sage, was jetzt passiert, warum es jetzt passiert und indem ich danach mit der Person einchecke, falls dann irgendwelche Erwartungen oder Bedürfnisse dann kommen, auch ganz normal zu kommunizieren. Das war im Workshop-Rahmen. Privat sieht das bei mir ganz anders aus. Also das ist kein Problem. Da kann ich mich sehr gut abgrenzen. Und ich sag mal, dass es für die Leute einen großen Einfluss hat vielleicht oder auch etwas eröffnet. Deswegen mache ich das, was ich möchte. Dass ich aber dann am Ende nicht die Tür bin, durch die sie durchgehen, das muss auch jedem klar sein.
Sebastian Lass mich nochmal ein bisschen zurückspulen. Ihr habt euch getroffen. Und ich frage immer nach diesen ersten Malen. Also du bist hingefahren, er packt die Seile aus und irgendwann berührt so ein Seil mal deine Haut. Also mir ist so ein bisschen wichtig, wie hat dein Körper reagiert, was hat dein Geist da mitgemacht, wie weißt du noch, wie sich das in dem Moment angefühlt hat und auch hinterher? Also weil das ist ja nochmal die ganzen Fantasien und Ideen und Informationen, das ist erst mal nur Wissen. Und plötzlich wird es wahr und fühlbar und begreifbar und anfassbar und all das. Gibt es da nochmal so einen Funke, den du weißt?
Sari Die Fantasien, wenn wir jetzt darüber sprechen, dass sie, ich sag mal, etwas darüber beinhalten, dass mein Körper sich nicht mehr bewegen kann und jemand oder Leute mit meinem Körper Dinge machen können. So, wenn ich jetzt an diese Fantasie denke, die auch nach wie vor sehr erregend ist für mich, hänge ich da jetzt nicht aufgehängt in einem Raum. Das heißt, die Art, was Seile und Shibari dann wirklich mit meinem Körper gemacht haben, ist weit davon weg, wie in meinem Kopf, ich sage ich mal, in dreckigen Fantasien Seile zum Einsatz kommen lasse.
Sebastian Das klingt fast nach einer Enttäuschung.
Sari Gar nicht. Es war so viel mehr, tatsächlich dann diese Seile an mir zu spüren und zu merken, wie die Schwerkraft, für oder gegen, wie du möchtest, arbeitet. Das hat so neue Räume aufgemacht in mir. Die Art, wie Sascha dabei mit mir umgegangen ist, hat ganz neue Räume des Vertrauens, des Jemand-sieht-mich-gerade-wirklich aufgemacht. Die Art meiner Erregung habe ich im ersten Moment dabei schon als sexuell empfunden. Wollte ich aber in dem Moment sexuelle Handlung machen, auf keinen Fall, weil das ging so viel tiefer als, ich sag mal, dieses schnöde sexuelle Verlangen, womit ich das bis dato halt wirklich kombiniert habe. Ich war noch nie so erregt wie in diesem Moment und trotzdem wollte ich auf gar keinen Fall, dass da irgendwelche Penis-in-Vulva-Handlungen in dem Moment passieren. Dass ich ihm in dem Moment so ausgeliefert war und gleichzeitig spüren konnte, das ist der vertrauenvollste Rahmen, in dem ich mich hier gerade bewege mit einer Person. Das war das, was in dem Moment hat mich wachsen lassen. Und ich sag mal, auch nach dieser allerersten Erfahrung hat mein Kopf wieder gar nichts verstanden. Wo ich vorher dachte, okay, okay, mein Kopf hat das verstanden. Da begann es erst wieder ganz neue Fragen aufzumachen, wo eher mein Körper dann weiter vor war.
Sebastian Der nächste Morgen. Ich finde den immer spannend, wenn man sich so, man wacht auf, dann ist ja dieser Moment, wo erst mal keine Sorgen und keine Gedanken da sind. Man stellt nur fest, ach, ich werde gerade wach und dann realisiert man, ich bin hier. Mir tut das weh. Ich habe da vielleicht irgendwelche Rope Marks und all solche Dinge. Und dann fängt man, dann kommt ja relativ schnell dieser Moment, wo das wo der Tag von gestern dann ins Gehirn reinsackt, sag ich mal. Wie war der nächste Morgen?
Sari Ja, ich habe gewusst, dass ich gefunden habe, wer ich bin. Ja, es ist schwierig zu beschreiben, aber es war im ersten Moment bereits so groß in mir, dass ich wusste, oh mein Gott, was habe ich denn hier für ein tolles Werkzeug gefunden.
Sebastian Also super präzise der Treffer.
Sari Ja, also wirklich Wahnsinn. Ja, genau. Und dann, wir haben sehr viel gefesselt in den ersten Tagen und Wochen, aber halt nicht nur. Sascha und ich haben uns in dem Moment halt auch kennengelernt und viele verschiedene Dinge miteinander geteilt. Und im Verlauf unserer Beziehung haben wir auch Dinge geteilt miteinander, wo wir beide am Anfang waren, das ist uns zu krass, das können andere Leute im BDSM machen, aber das brauchen und wollen wir nicht. Aber wo wir auch gelernt haben, okay, mit der richtigen Person wollen wir alles füreinander sein und machen, ja und wie auch da, da hat es am Ende nichts mit der Praktik zu tun, sondern einfach das, was alles darunter liegt, dieses unglaubliche, endlose Vertrauen, was man eigentlich dem anderen schenkt, das hat uns viel mehr angemacht.
Sebastian Das klingt ein bisschen nach einer Droge, muss ich ja zugeben. Alle Sorgen und Ängste sind vergessen, Grenzen werden überschritten, neue Horizonte tun sich auf. Das klingt wirklich nach einem verdammt guten Trip.
Sari Ist es auch. Und der Körper kann die verrücktesten Trips, ich sag mal, ganz ohne Drogen herstellen. Und ich glaube, das wissen wir alle, die wir das hören, dass BDSM sehr gut geeignet ist, uns auf Trips ohne Drogen zu schicken.
Sebastian Könnte das ja an der Stelle alles, diese Folge, das könnte jetzt alles zu Ende sein, du hast das deine Leidenschaft gefunden, hast auch mit dem Fesseln angefangen und losgelegt und dann hast du halt in Beziehungen BDSM gehabt bis ans Ende deiner Tage und ich springe jetzt nochmal so ein bisschen rein, dieses BDSM ist nicht nur innerhalb der Beziehung und nicht nur, ich sag mal Freizeit, was heißt nur, das ist auch ein riesen Bereich, sondern du hast irgendwann auch den Schritt gewagt zu sagen, okay BDSM ist auch etwas berufliches. Ich tue mich mit diesem Podcast sehr schwer zu sagen, der Podcast ist eine Art Berufung oder eine Tätigkeit, die ich mit Beruf in Verbindung bringen möchte, weil ich möchte mir den Spaß daran nicht verderben. Also deshalb sage ich, es ist keine Pflicht, sondern ich muss es halt wollen. Du gehst aber ja schon Verpflichtungen ein und also, wie konnte es dazu kommen, dass du gesagt hast, okay, ich mache da jetzt auch mehr und war dir dieser Schritt auch bewusst, dass das in dem Moment vielleicht auch einfach ein Gefühl von Arbeit mit sich bringen kann?
Sari Ja, mir war so wichtig, gerade Beginnern ein paar Gedankenexperimente und Hilfsmittel mit an die Hand zu geben. Und genau deswegen habe ich oder haben wir uns damals dann dafür entschieden, genau diesen Weg zu gehen. Dass da natürlich Arbeit mit dran steckt, das kann sich jeder vorstellen. Aber gleichzeitig ist es ja auch die Tätigkeit, die sich am natürlichsten für mich anfühlt.
Sebastian Ja, ich erahne auch, dass da von dir auch so viel, da ist gerade so viel Leidenschaft da und wenn das noch alles auch relativ neu ist, dann will man sich ja auch am besten und am liebsten den gesamten Tag damit beschäftigen.
Sari Und das habe ich auch gemacht, ja.
Sebastian Jetzt nochmal dieser Einstieg, wenn du sagst, das ist bei anderen zum Teil sehr schief gegangen, vielleicht nutzen wir doch dieses Wissen ja einfach mal. Was sind so, vielleicht grob zusammengefasst, was sind so ein paar Dinge, die du jetzt noch nicht erwähnt hast, die man Einsteigern, die Interesse haben, mit auf den Weg gehen kann, wie sie, was die Wahrscheinlichkeit auf einen guten Start erhöht?
Sari Also die Wahrscheinlichkeit auf einen guten Start erhöht halt tatsächlich, indem man, ich sag mal, über Menschen etwas Bescheid weiß, mit denen man etwas machen möchte, weiß man nichts über die, kann man immer auch andere Leute aus der Szene fragen, was die vielleicht für Erfahrungen gemacht haben. Und ich kann nur noch mal jedem ans Herz legen, sobald in einem direkten Kontakt mit der Person, mit der ihr spielen wollt, sich irgendetwas nicht gut anfühlt, euer Bauchgefühl sagt, achtet da drauf, sprecht diese Sache freundlich an. Wird wieder nicht darauf eingegangen oder die Antwort ist nicht zu eurer Zufriedenheit, lasst es bitte einfach sein. Ja, generell ist es ganz wichtig ein bisschen was über Kommunikation zu wissen. Ja, auch dafür gibt es super viele Coaches, die ihr euch suchen könnt, um einmal gemeinsam halt herauszufinden, worauf stehe ich eigentlich und wie kommuniziere ich das halt auch mit meinem zukünftigen Spielpartner oder der Spielpartnerin. Genau, generell, wenn ihr euch dafür interessiert, was sind eigentlich meine Bedürfnisse, schaut mal in Themen zum erotischen Kernthema. Es gibt sehr viele tolle Literatur auch dazu, weil wir wünschen uns alle irgendwas, irgend so ein vages Gefühl, was da jemand uns erfüllen soll. Wenn wir aber halt erst mal uns selbst klar sind, was ist das eigentlich für ein Gefühl, sind wir natürlich auch besser in der Lage, das zu kommunizieren. Und generell kann, wie Sebastian vorhin auch schon mal gesagt hat, ist langsam anzufangen, baby steps und dann sich halt einfach zu steigern, ja, in dem so lernen wir, so können wir halt auch, ich sag mal, eher ein bisschen risikoärmer Fehler machen, als wenn wir halt gleich in die Vollen gehen und überhaupt keine Ahnung haben, was wir da eigentlich tun.
Sebastian Fehler gehören einfach auch dazu. Ich werde das in einer zukünftigen Folge gesagt haben, dass BDSM immer auch mit dem Eingehen von Risiken zusammenhängt und ich kann die zwar minimieren, aber ich werde sie nicht los. Die Frage ist also wie gehe ich damit um, wenn, ja, das Risiko eben mal wirklich zu einer riskanten Situation führt. Diese Gedanken kann man sich aber vorher machen. Jetzt habe ich nochmal eine andere Frage an dich. Weil, ich hab neulich eine E-Mail bekommen und die fand ich eigentlich total schön und wichtig. Da war nämlich eine Person, die sagte, ja also ich interessiere mich total dafür und ich hab auch schon ganz viel gelesen und ich höre auch den Podcast. Vielen Dank übrigens. Aber ich weiß nicht, wer ich bin. Ich weiß nicht, ob ich Dom bin oder ob ich eher Sadist bin oder dies oder jenes und solange ich das nicht klar habe, mag ich mich da jetzt auch nicht so richtig ran trauen. Und ich habe dazu eine Antwort geschrieben, die Person wird sich da jetzt auch erkennen wahrscheinlich, aber das fand ich sehr spannend, dieses ich muss erstmal wissen, wer ich bin und was meine Neigung ist, bevor ich anfange, mich auszutauschen und auszuprobieren. Da dachte ich mir so, es ist eigentlich ja andersrum, wer du bist, das wirst du erst feststellen, wenn du probierst. Aber wie siehst du das? Muss ich das vorher erstmal rauskriegen?
Sari Ich glaube es ist ganz normal, dass jeder so eine Vorstellung, wenn auch eine vage Vorstellung über sich selbst hat, manche haben eine krasse feste Schublade über sich selbst, das gibt es auch.
Sebastian Muss ja nicht stimmen.
Sari Genau, ja, weil ich bin auch wie du der Meinung, wir können nicht jetzt gerade wissen, ich kann jetzt gerade wissen, wer bin ich in diesem Moment mit dir, in dieser Situation, was ist dabei meine Rolle, was ist dabei deine Rolle. Wenn ich jetzt hier mit dem Podcastsubbie sitzen würde, wüsste ich das ja schon wieder nicht. Wie ist da unsere Dynamik? Ja, dabei würde ich mich dann in dem Moment erfahren. Deswegen wäre da auch meine Antwort gewesen. Wir können uns nur in Momenten und im Austausch mit anderen erfahren. Wir können uns, wenn wir alleine in unserem Stübchen sitzen, ganz viele Dinge vorstellen in unserem Kopf, die garantiert niemals zur Realität werden würden und sich im Zweifel auch noch ganz anders anfühlen würden in der Realität. Und deswegen, finde ich, hast du das einen tollen Tipp gegeben. Geht raus, haltet wieder gewisse Zweifel klein, habt ein gutes Bauchgefühl und dann habt keine Scheu, euch zu erfahren. Ja, weil wir sind alles und wir haben alle, alle Anteile in uns. Ob wir die ausleben, entscheidet natürlich jeder selbst. Und das ist auch ganz frei euch überlassen. Aber ich möchte euch gerne sagen, dass ihr mit verschiedenen Menschen in verschiedenen Situationen entweder Sadist oder Masochist sein könnt, ja. Ich fessel und ich werde zum Beispiel auch gefesselt und ich bin die größte Sadistin und ich bin aber auch die größte Masochistin in einer anderen Dynamik mit anderen Menschen. Also solange ihr euch da keine Grenzen aufsetzt, wer sollte das denn sonst tun? Und deswegen, ich lade immer Menschen ein, so frei wie möglich, ohne Schubladen zu leben.
Sebastian Also Miri zum Beispiel, das ist eine der letzten Folgen, die rausgekommen ist, die ist einfach an einen Standtisch gegangen in Schweden und da war natürlich auch die erste Frage. Was, was bist du? Bist du, ich, untergeben war, glaube ich, an der, ich hab das, die Vokabel vergessen, verdammt. Aber, das ist auch so die erste Frage, was bist du, wie positionierst du dich? Und diese Frage ist total verständlich innerhalb der Community und ich glaube, die muss man nicht beantworten. Eine völlig valide Antwort ist, ich weiß es nicht. Ich bin hier, um das rauszufinden.
Sari Ja.
Sebastian Und die Menschen, die ab dem ersten Tag, wenn sie durch die Tür kommen, genau wissen, ich bin genau das, ich mag das, haben ihre Liste und alles ist schon fertig, die haben auch schon ihre Tabus auf, alles komplett ist gefestigt, ohne eine Erfahrung zu haben. Also ich kann von mir selber sagen, das dauert drei Monate spielen und dann ist davon nichts, aber auch gar nichts mehr übrig. Und das ist total schön, ehrlich gesagt, wie man über sich selber auch was lernt.
Sari Total. Und ich habe halt auch mittlerweile selber erleben dürfen, weil es ist halt oft so, dass was wir viel sehen, das herrscht auch in den Köpfen der Menschen vor als Bedürfnisse und ich durfte selbst erleben, nachdem ich gefesselt habe bei öffentlichen Veranstaltungen oder Performances oder auch im privaten Rahmen mit Menschen, sind danach super häufig, ich sage mal die, die die strengsten Rigger zu mir gekommen und haben gesagt, würdest du mich bitte fesseln? Jetzt gerade habe ich zum ersten Mal gesehen, als du den Mann gefesselt hast, ich könnte das ja auch sein. Ja, und das tut mir manchmal fast ein bisschen leid, weil anscheinend brauchen wir tatsächlich Bilder, damit wir uns trauen, das uns auch selbst damit, ja, irgendwie zu identifizieren oder diesen Sehnsuchtsbereich überhaupt entstehen zu lassen in uns, ja? Und deswegen, ja, ich finde es am wunderschönsten, wie die Menschen, die von sich selbst behauptet haben, die strengsten Doms zu sein, wenn sie dann in einem Rahmen mit einem Menschen sind, dem sie dann auf einmal vertrauen, schmelzen sie dahin wie flüssige Butter. Und das geht auch wie mit einem Fingerschnips, ja? Es kommt tatsächlich wirklich nur darauf an, mit wem, in was für einer Konstellation, ja und wie sehr man einfach vertrauen kann auch in dem Moment.
Sebastian Ja, aber das zerstört doch das geheiligte Bild von der Person, also gerade Tops, ja, Geschlechterrolle völlig egal. Die bauen natürlich, das gehört auch ein bisschen dazu, so einen gewissen Ruf auf. Also ist so und so drauf und streng und unnachgiebig und ich weiß nicht was und jetzt kann man da auch daran nichts machen. Also das ist so wie auf einer Party, ich fahre das Podcastsubbie und das Podcastsubbie hat so viel Spaß dabei und ich merke auch, ja, das wird auch nichts mehr anderes als viel Spaß und dann kommt irgendwer daher und sagt, das kannst du dir aber nicht gefallen lassen von ihr, dass die jetzt hier Spaß hat. Doch, kann ich. Natürlich kann ich das. Und ja, ich kann natürlich jetzt was kaputt machen und so, aber grundsätzlich haben wir einfach Spaß. Aber da merke ich dann schon, dass dieses, das Bild, was die Leute haben und auch die Erwartungshaltung des Drumherum, also öffentliches Spielen, eben beim öffentlichen Spielen, dass die in dem Moment zerbröselt. Und da bin ich mir nicht sicher, ist das ein Problem oder kann es einem einfach mal egal sein?
Sari Also ich mache nichts lieber, außer mir sagen zu lassen, als du vorhin hier reingekommen bist und ich gesehen habe, wie süß und lieb du bist und was ich gesehen habe, was du jetzt gemacht hast mit der Person, das sind ja die größten Unterschiede, die ich mir hätte vorstellen können. Ich mache nichts lieber, außer irgendwelche langweiligen Vorurteile aufzubrechen. Also ich sehe sehr gerne süß und lieb aus und lass mir hinterher sagen, ich bin die schlimmste Sadistin, die sie je gesehen haben beim Fesseln oder so. Deswegen, ich find das langweilig und ich freu mich eher, wenn Leute mich falsch einschätzen, ja.
Sebastian So, jetzt kommt hier ein kleines Lüftchen auf. Das ist mal ein guter Moment, das Thema zu wechseln. Sari, der Haken ist ja, du hast ja nun mal mit Medien zu tun und gibst auch Workshops, erzählst du auch über deine Anfänge. Man hat schon so ein bisschen gemerkt, das hast du jetzt hier nicht zum ersten Mal erzählt und wahrscheinlich auch nicht zum hundertsten Mal, sondern wahrscheinlich zum fünfhundertsten Mal. Reden wir doch mal über ein bisschen was, was du hoffentlich nicht zu oft erzählst. Also dein Gesicht sieht man. Wo sieht man überhaupt dein Gesicht? Also wenn ich durchs Netz klicke, durch kinky Seiten oder wo finde ich Sari überall?
Sari Also ich sag mal, ja, meine größte Präsenz und auch meine persönlichste Geschichten, die ich teile, findet man auf Instagram. Ich hab dort zwei verschiedene Accounts. Ja, einfach weil durch Vorurteile und Bilder im Kopf Menschen manchmal Probleme haben, wirklich zu verstehen, dass ich Riggerin bin und Bottom bin. Deswegen habe ich mich vor einiger Zeit mal entschlossen, diese beiden Accounts einfach ein bisschen auseinanderzuhalten. Genau, und ansonsten arbeite ich viel mit dem Joyclub zusammen. Vor einiger Zeit habe ich mit denen auch eine große Kampagne gemacht, die hieß "Lebe Deine Lust", in der es halt tatsächlich darum ging zu erzählen, was hat sich denn bei dir und in deinem Leben mit dem Einstieg in den Joyclub verändert? Und naja, bei mir hat sich alles verändert, wie wir heute auch schon drüber geredet haben.
Sebastian Ich verlinke mal die Seite über dich, die kann man auch ohne Registrierung dort sehen. Da erzählst du in so einem Interview ein bisschen was über deinen Einstieg. Eventuell ein paar kleine Parallelen zu der Folge hier, aber da sieht man dich auch, wie du das so schön beschreibst und deine Mimik dazu, das ist auch mal schön.
Sari Das stimmt, da haben wir wirklich auch ein paar Videoaufnahmen gemacht und da war das dann tatsächlich eine sehr große Kampagne und dann konnte man mich tatsächlich auch in Leipzig an Litfaßsäulen und an Bushaltestellen sehen und das war vielleicht auch verrückt. Ich wohne ja in Halle und nicht in Leipzig, aber habe halt viele Bekannte und Freunde da und die haben mir dann jeden Tag ganz viele Bilder davon geschickt und dann habe ich aber zum ersten Mal das tatsächlich selbst gesehen, als ich in Leipzig war und dann ist mir doch so ein kleiner Juchzer über die Lippen gekommen. Und es ist dann tatsächlich ein witziges Gefühl gewesen. Genau. Und ja, ansonsten arbeite ich halt viel mit irgendwelchen kinky Online-Magazinen zusammen, für die ich halt ab und zu mal ein Interview gebe oder auch kleinere Artikel schreibe. Das ist aber eher random. Da würde ich jetzt nicht irgendwas Bestimmtes nochmal nennen wollen. Das ergibt sich dann einfach immer spontan.
Sebastian Okay, dann gehst du auch noch auf Messen. Da gibt es dann noch so ein Unternehmen, die diverse Sprühzeug herstellen. Ob du sie nennen willst, überlasse ich dir.
Sari Genau, wir machen tolles Ingwer-Spray. Habt ihr bestimmt alle auch schon gesehen online, was sich auch besonders gut im BDSM-Kontext anwenden lässt. Was ihr euch aber auch einfach in euren Tee sprühen könnt. Also von zart bis hart. Genau, und deswegen, ja, ich bin sehr gerne auch da auf BDSM-Messen unterwegs und in dem Zeichen dann meistens eher nicht als Shibari Sari, sondern einfacher als Sarah, die halt noch für Naturally Naughty arbeitet.
Sebastian Okay, jetzt erstmal so die große Frage, gibt es noch irgendeinen anderen Beruf oder ist jetzt das ganze BDSM, dieses ganze Konglomerat, ist das dein Hauptberuf, von dem du lebst?
Sari Ja.
Sebastian Okay, viele sind unglaublich engagiert, aber leben können sie davon nicht. Es ist aber möglich.
Sari Ja, also es ist möglich. Ich habe keine Kinder, ich habe eine recht kleine Wohnung und tatsächlich kann ich keine riesigen Sprünge machen, was ich mir natürlich auch wünsche. Was vielleicht auch nicht ausgeschlossen ist in der Zukunft. Aber ich sag mal, ich komme tatsächlich sehr gut hin und ich mache halt tatsächlich auch noch den ganzen Tag das, was mir am meisten Spaß macht. Und ich persönlich kann sehr gut Abstriche machen, wenn es darum geht, mehr Zeit für mich und das, was ich liebe, zu haben, anstelle von 5.000 Euro im Monat zu verdienen, ja.
Sebastian Aber jetzt haben wir den Punkt. Also das ist Hauptberuf und du trittst in verschiedenen Rollen auf. Also im Prinzip, wenn du Coaching machst oder auch ein, wie nennt man das, ein Fesselkurs wollte ich gerade sagen, ein Workshop, dann trittst du auf als Person, die Wissen weitergibt. Wenn du was für den Joy Club zum Beispiel tust, dann geht es so ein bisschen um Image der Plattform, Image des BDSM. Da kannst du dir ja, oder jetzt nehmen wir nochmal die Messen, wenn du da dann auch Produkte an den Mann, an die Frau, an den Menschen bringen möchtest. Das sind ja immer unterschiedliche Rollen. Wie viel ist denn jeweils von dir dann noch sichtbar und inwieweit musst du aber auch den Interessen des Auftraggebers entsprechen? Und wenn die sagen, naja, wir hätten dich jetzt gerne nicht als die Sadistin, das bitte mal unter den Teppich kehren, also inwieweit werden dir Vorgaben gemacht und inwieweit musst du ein Bild von dir präsentieren, was vielleicht auch noch dir entspricht, aber was eben auch nicht alle Seiten zeigt? Also inwieweit musst du dich verbiegen?
Sari Ich denke nicht, dass ich mich verbiege, habe das auch noch nie gefühlt nach irgendeiner Kooperation oder irgendeiner Zusammenarbeit. Es ist tatsächlich aber so, dass ich kompletten Beginnern jetzt zum Beispiel meinen, warum anders erklären würde beim Fesseln als fortgeschritteneren Leuten. Das ist, wie wir vorhin auch schon drüber gesprochen haben, in einem Spiel, was super individuell ist mit jeder Person, schaue ich einfach in der Arbeit, die ich dann in dem Moment mache, was ist hier gerade angebracht? Was ist gerade das, was diese Person, die mir gegenübersteht, jetzt gerade braucht? Deswegen sehe ich mich jetzt nicht als irgendwie, dass ich mich irgendwo anpasse oder verbiege. Niemals habe ich irgendwelche Vorgaben von irgendwelchen Firmen, irgendwas nicht sagen oder sein zu dürfen, aber ich entscheide natürlich manchmal, wie das, glaube ich, jeder Mensch in jeder Situation macht, was ist jetzt hier gerade angebracht oder passend. Ja.
Sebastian Du hättest da mal die Frage, wo sind die Grenzen? Also, was würdest du sagen, das tue ich jetzt nicht, damit würde ich, ich sage mal, meine Seele verkaufen? Oder auch, was hast du schon mal abgelehnt, wenn jemand kommt und sagt, Mensch, Sari, du könntest doch für uns … Punkt, Punkt, Punkt. Also, na, weil diese Grenzen muss man natürlich ziehen, weil Anfragen kommen wahrscheinlich einfach viele und auch viele unmögliche. Und wie weit gehst du, weil am Ende des Tages muss natürlich schon Geld auf dem Konto sein.
Sari Genau, also ich sag mal, wenn jetzt jemand von mir gefesselt werden möchte und davon ausgeht, dass ich einfach nur, nur weil diese Person mich online kennt und einschätzen kann, denkt, dass ich genauso viel Lust habe, jetzt diese Person zu fesseln, dann erkläre ich denen halt meine Tarife und Preise für eine private Session. Ich habe da aber jetzt auch kein Problem, mich dann halt in dem Moment da klar abzugrenzen. Und was ich ablehne, ist häufig auf den großen Messen als Riggerin aufzutreten.
Sebastian Warum lehnst du das ab? Es ist ein Raum, wo auch viele Menschen zusehen, wo du viele Menschen inspirieren und erreichen kannst.
Sari Genau, es ist halt aber tatsächlich so, dass es gibt in der Szene verschiedene Gruppen und Bereiche, Altersklassen, Interessengebiete. Allein in der Fesselszene ist es riesengroß. Das ist die Szene, in der ich mich am meisten bewege. Genau und es gibt halt natürlich immer Menschen, die verfolgen bestimmte Ansätze. Ich verfolge vielleicht entgegengesetzte Ansätze. Und dann halt auf so einer großen Veranstaltung mit allen Menschen, die dort präsentieren, in einen Topf geworfen zu werden, dabei würde ich mich fühlen, als würde ich meine Seele verkaufen.
Sebastian Klingt, als würdest du dich von den anderen distanzieren wollen.
Sari Ja, nicht von allen, aber von sehr vielen, ja.
Sebastian Okay, also da geht es auch wirklich um Moral und Überzeugung. Also nochmal da die Frage, wie weit kann man sich das auch leisten, wenn man sagt, ich mache das zum Beruf?
Sari Ja, und das ist halt auch wirklich, wo ich immer wieder die größten Herausforderungen und auch, ich sag mal Konflikte in mir selbst spüre. Weil es geht halt um Moral, es geht um Werte, es geht aber auch um technische Entscheidungen im Fesseln. Und ja, ich sehe, dass es einerseits wichtig und gut sein könnte, auch auf diesen Bühnen zu stehen, gemeinsam im Backstage dort aber dann zu verbringen, kann ich mir nicht vorstellen.
Sebastian Okay, also das sind einfach dann auch persönliche Dinge, die es gibt, die einfach sagen, nee, mag ich nicht.
Sari Genau, also auch wenn ich nicht alle persönlich kenne, aber es sind halt wirklich so eine großen Unterschiede zu dem, was Menschen darstellen und was ich gerne darstellen möchte und das passt nicht zusammen.
Sebastian Aber da sind wir wieder beim Darstellen. Also irgendwie weit ist die die Sari auf Veranstaltung XY, die auch dafür bezahlt ist dort zu sein, eine andere als, ja hier ist jetzt auch ein schlechtes Beispiel, weil das ist ja auch jetzt hier eine Bühne, aber also irgendwie weit musst du da schon in einen Modus gehen, der auch sich wie Arbeit anfühlt.
Sari Ich sag mal eher, das Umfeld, dass ich halt dort bin, wegen zum Beispiel einer Performance, das fühlt sich in dem Moment dann an wie, hey, ich bin gerade auf einer Party und in dem Moment der Performance fühle ich mich halt, als mache ich das, was ich am allerliebsten mache und deswegen sehe ich da nicht, wo, also es überschneidet sich halt so viel, mein Privatleben mit meiner Arbeit, das, was ich mache, um Geld zu verdienen und das, was ich mache, weil ich es liebe. Dass ich mir sehr wenig Gedanken um sowas auch mache. Ich bin super dankbar einfach, dass ich die meiste Zeit meines Lebens halt einfach nur ich selbst sein kann. Ja.
Sebastian Also ich merke das, wenn ich hier mit mit Sexarbeitenden gesprochen habe, dass die auch sagen, ja privat ist das nochmal was ganz anderes, aber das gehört nicht in die Folge rein, wo ich dann aber schon merke, okay, das ist dann wirklich ein anderer Modus, das ist eine andere Rolle, eine andere Haltung, anderes Outfit, andere Art mit Menschen umzugehen, zu sprechen, das ist halt anders. Punkt. Wenn du das wirklich so gut übereinbringen kannst und dann auch du selbst bleiben kannst, dann musst du wirklich sehr viel richtig gemacht haben, aber das ist ja auch Arbeit, da erstmal hinzukommen, dass du dir, ich sag mal, ja den Luxus will ich jetzt nicht sagen, aber dass du dir das auch erlauben kannst. Also was gab's für Anfragen, du musst ja keinen Namen nennen, wo du gesagt hast, also nee, also das mach ich nicht, dafür gebe ich mich nicht her.
Sari Also, ich kann da jetzt gerade nur spontan denken, manchmal gibt es Menschen, die wurden noch nie gefesselt, kommen also nicht aus der Szene, haben keine Erfahrung und dann kriege ich manchmal so ganz verrückte Anfragen, wo ich dann aber auch einfach ganz höflich antworte, hey, ich bin keine Domina, ja, geh doch bitte zu einer Domina, da kannst du all deine Wünsche anbringen. Und dann ist das halt auch wieder gut, ja. Und das sind die einzigen Sachen, die ich halt wirklich schon abgelehnt habe. Wenn Leute halt nicht verstehen, dass das halt mein Job ist und dass ich ihnen halt auch ein bisschen, ich sag mal, eine bessere, in Anführungszeichen, vielleicht in Bezug auf Sicherheit, ja, eine bessere Erfahrung geben kann. Das ist ja, wenn Leute das nicht verstehen, dann gibt es da eine Absage, wo ich mir denke, ja, ich bin nicht deine Wunscherfüllerin. Aber ansonsten.
Sebastian Ich denke jetzt auch eher so ein bisschen an Unternehmen, die also sagen, Mensch, Sari könnte doch unser Gesicht sein für Produkt XY. Also ich nehme, ich muss jetzt hier so ein bisschen konfrontativ da rangehen an der Stelle, weil ich einfach so die Grenzen auch erfahren möchte, von denen es ja auch wichtig ist für andere, dass sie sehen, die kann man ziehen und das kann man sich auch leisten. Denn ich kenne einige Menschen, die sagen, Naja, das hab ich halt gemacht, weil musste ich halt, damit ich dann eben auch Bekanntheit etc. etc. kriege und also wenn jetzt, was weiß ich, nehmen wir mal an irgendeinen. Nehmen wir mal ein schönes Beispiel. Ein russischer Sextoy-Hersteller ruft bei dir an und sagt, Mensch, sie könnten doch unser Gesicht sein für unsere neuen Produkte, die wir in Fernost von Kinderarbeitenden gefertigt haben. Dafür springt eine Menge Kohle bei rum und dazu bräuchten wir nur ein paar Fotos mit den Toys und dann ist das alles super und dann tapezieren wir das überall hin. Ich habe jetzt also den schlimmsten anzunehmenden Fall mal konstruiert.
Sari Würde ich machen. Nein. Nein.
Sebastian Das wollte ich hören. Ich habe einen Sprecher, sehr gut. Du merkst schon, wo ist dieser Punkt, wo du dann auch nein sagst und auch schon nein gesagt hast, nicht von Einzelpersonen her, sondern auch von Unternehmen, weil meistens haben die auch nochmal so ein Social Media Team, was Menschen akquiriert. Und dann hat man sich über alles geeinigt und dann kommt dann von oben nochmal die Anweisung, die müsste aber schon noch ein bisschen mehr Titten zeigen, ne, also da wo dann nochmal aus dem Hintergrund was kommt und ja der Chef hat gesagt und oder der Vorstand hat entschieden, ich keine Ahnung, also wie weit, wenn du verschiedene Abteilungen hast, dann mischt dich das ja auch, dann hast du hier das Marketing, dann hast du die Leute, die irgendwelches Ego befriedigen müssen, keine Ahnung was. Also die, ich merke ja immer, dass wenn man mit, mit größeren Strukturen als Unternehmen zu tun hat, dann wird es immer schwierig, kompliziert und irgendwo ist der Moment, das weiß ich in meinem Job, in meinem Hauptjob, da muss ich dann sagen Stopp, nein hier reicht es. Und mich interessiert halt schon, wo hast du Grenzen gezogen, wo ziehst du sie, und welche absurden Anforderungen wurden an dich schon gestellt, wo du dann sagen musstest, stopp mal.
Sari Also das sind dann halt natürlich Dinge, die ziemlich häufig passieren, aber ich glaube, ich habe das eben nicht auf dem Schirm gehabt, weil ich antworte gar nicht auf so eine Anfragen und deswegen sehe ich das jetzt auch nicht, als muss ich da irgendwas ablehnen und ich sehe das auch nicht als individuelle Anfrage an mich, sondern das sind halt einfach Nachrichten, die sie an alle Influencer rausschicken. Und deswegen, ja, alle Produktanfragen würde ich erstmal von vornherein ablehnen, wenn ich nicht diese Menschen persönlich kenne oder die mir einen gewissen Aufwand produzieren, mir zu erzählen, warum ich zu denen passe und warum es wirklich Sinn macht, gemeinsam zu arbeiten.
Sebastian Das ist also wie im Privaten auch. Erstmal die Bindung zur Person aufbauen, vorher muss man gar nicht weiterreden.
Sari Wenn mir so ein Wildfremde schreibt, hey du wärst perfekt, um unsere Marke zu repräsentieren. Das lese ich mir die ersten Sätze durch und dann lösche ich diese Anfrage. Weil ich da sehe, das ist nicht für mich. Und ja, verstehst du? Deswegen sehe ich das auch nicht, als ich lehne da etwas ab, weil ich sehe das auch nicht als ernstgemeinte Anfrage.
Sebastian Okay, ich stelle deine Moral noch mal ein bisschen auf die Probe. Aber wir bieten die fünfstellige Summe. Gleich im dritten Satz. Das macht keiner, ne?
Sari Macht wirklich keiner.
Sebastian Weil es findet sich immer jemand, der es billiger macht.
Sari Deswegen.
Sebastian Wie ist das mit, ich sag mal... Konkurrenz ist ein blöder Begriff, Mitbewerber, Mitbewerberinnen, weil du sagst, die schreiben dann alle Influencer an. Und ich habe manchmal das Gefühl, zumindest ich kriege ja auch gelegentlich, die landen wahrscheinlich versehentlich in meiner Post auch so Anfragen, dass man irgendwelche Kooperationen machen könnte. Und dann merke ich, wie dann schon dieses, also wenn man dann mal zumindest so ein Hallo sagt, wie man ganz schnell merkt, mein Gott, da wird jetzt ganz schön geschachert, ne? Also was ist jetzt so nicht vorgekommen, aber ich bin mir sicher, wenn man da ein bisschen intensiver bohrt, dann kommt dann relativ schnell, ja, aber der XY und die XY, die machen das aber billiger und keine Ahnung, oder die machen auch noch das und das und könnten wir noch hier ein Posting machen und da noch was und da noch was und da noch was. Wo ich dann merke so, boah, du hast völlig recht, gleich aussortieren, weil die saugen einen aus.
Sari Das ist Zeitverschwendung, ja. Und deswegen, wenn du es jetzt auch gerade so nochmal ein bisschen ausformuliert hast, da ist mir auch gerade noch eingefallen, ich habe schon ab und zu mal Anfragen abgelehnt, wenn irgendwelche Firmen, die tatsächlich nicht sonderlich klein sind, erwarten, dass ich irgendwas umsonst für sie mache. Klar, man muss halt einfach schauen, können die, was tun die für mich? Bringen die mir irgendwelche Reichweite oder Sichtbarkeit? Aber am Ende sind diese Anfragen halt oft so gewesen, dass ich mir dachte, jo, wir können uns beide hier was Positives geben, ja? Also ihr meine Expertise oder meinen Input, was auch immer, meine Story, ja, und die halt die Plattform. Und dann gibt es tatsächlich immer mal wieder, ich sag mal, ordentliche Anfragen von Firmen, wo ich dann aber nach kurzer Zeit dann doch den Auftrag ablehne, weil sie denken, dass ich das ja umsonst für sie machen kann.
Sebastian Ja, oder es gibt ein paar Produktpröbchen oder so, die man übrigens dann versteuern muss. Ich mag hier so ein bisschen Mehrwert in der Folge haben, weil ich hab dich nun mal gerade hier und das finde ich toll, weil es gibt ganz viele Menschen, die machen etwas. Ich hab dir eben eine neue Bullwhip gezeigt, übrigens Grüße. Die ist wunderschön geworden und ich werde viel Spaß damit haben. Und das hat auch jemand gemacht, der lebt nicht davon. Und es gibt ganz viele Menschen, die sagen, Mensch, ich hab hier eine Kenntnis, ich hab eine Fertigkeit oder ich hab eine Message und möchte die in die Welt bringen. Ich möchte was beitragen. Und natürlich, das ist Arbeit, sagen die Menschen irgendwann auch an einem gewissen Punkt. Oh, das macht ja wirklich sehr viel Arbeit. Ich sitze jede Woche 30, 40 Stunden da dran an diesem Projekt. Ich möchte auch Geld dafür. Und ich glaube, da scheiden sich immer die Geister. In dem Moment, wo jemand sagt, ich möchte, dass ich zum Teil davon leben. Kannst du da Menschen Tipps geben, ab wo der Punkt kommt, wo die Leute einfach nur von ihrer Umgebung ausgesaugt werden und wie man darauf reagieren kann? Also die Frage ist, was muss man auch verlangen? Und wie. Wie straight muss man da vorgehen, denn ich glaube, dass du diese Mischung hinbekommst und das finde ich ja so toll, deshalb bist du auch hier, weil ich einfach sehe, dass du dich an der Stelle behaupten kannst.
Sari Ja, ich glaube, was da essentiell ist, ist, dass sich alle gesehen fühlen. Ja, wenn wir jetzt hier beide sitzen und reden, wäre ich super traurig, wenn du die ganze Zeit, keine Ahnung, mich immer unterbrechen würdest. Und du am Ende das Gefühl hast, sie hat doch immer gar nicht auf meine Fragen geantwortet, zum Beispiel. Und so ist es ja in jeglichem Austausch oder in jeglicher Interaktion meiner Meinung nach so, dass das ja irgendwo ein Austausch sein muss. Ja, dass, wenn ich sag mal, ich privat jemanden fessel, ist mein Austausch, dass ich an dieser Person interessiert bin. Dass mir voll einer abgeht, zu sehen, wie genau diese Person reagiert. Ich gebe, aber ich bekomme auch so viel. Wenn ich eine wildfremde Person fessel, ist es mir, wie wir auch schon besprochen haben, fast total egal, wie die reagiert. Da ist mein Austausch nicht die Reaktion, die ich bekomme. Da ist mein Austausch dann das Geld, was ich von der Person bekomme, damit ich mich danach gesehen fühle. Ich kann die Person trotzdem sehen, wenn sie mir Geld gibt und das ihre Art der Bezahlung ist in dem Moment. Und ich habe da auch noch nie Probleme gehabt. Und wenn es jetzt, es gibt natürlich auch Auftraggeber, wo ich merke, okay wow, die geben mir danach nicht nur Sichtbarkeit, sondern sie lassen mich auch in ihrem Ort einen Workshop anbieten. Ja und das ist natürlich etwas, wo ich ganz viel davon habe, auch im Nachhinein, ja, wo wir uns beide etwas geben und wo ich fühle, dieser Austausch fließt hier gerade zwischen uns. Sie wertschätzen das, was ich da reinbringen kann und ich kann auch wertschätzen, ja, was sie mir dafür bereitstellen. Und ich glaube, das kann halt jeder immer nur individuell, Anfrage zu Anfrage für sich selber halt wissen. Und ich glaube, das ist natürlich auch normal, dass in Geschäftsbeziehungen nicht immer alle, beide Parteien 100 Prozent zufrieden sind am Ende. Geht man aber zu oft Kompromisse ein, die sich nicht gut fühlen, macht es halt einerseits dein Geschäft kaputt und auch die Freude an das, was du tust. Und deswegen kann ich halt immer nur wirklich wieder individuell in den Momenten schauen, was würde mich hier gerade glücklich machen, das zu bekommen im Austausch. Und was würde sich einfach nur lächerlich für mich anfühlen. Und deswegen habe ich da nichts, keinerlei Probleme, in dem Moment zu sagen, okay, anscheinend haben wir dann andere Vorstellungen an diese Zusammenarbeit und das ist total in Ordnung. Alles Gute. Ja, und ganz oft, und das finde ich fast immer noch schlimmer, kommt danach, ach ja, wir haben doch das Budget. Wo man sich danach halt auch nicht gewertschätzt fühlt, sondern fast noch verarscht. Ja, und da würde ich gerne und appelliere ich auch immer wieder und gehe auch meinen Weg da so, dass ich immer wieder ins ehrliche Gespräch gehe mit Firmen, die irgendwie denken, sie können unser Wissen, unsere Expertise, unsere Ästhetik im Bildlichen, im Schriftlichen einfach ausnutzen, sehe ich nicht, sehe ich nicht.
Sebastian Ja, ich glaube, das ist auch nochmal so ein Punkt, also der Grad der Wertschätzung, also wenn jemand dann etwas verlangt, wo man dann irgendwie zwei Tage dran sitzt und wir zahlen auch 200 Euro dafür. Dann denke ich mir auch so, ja okay, dann wenn ich 20 Arbeitstage im Monat annehme, da komme ich, davon kann ich nicht leben, also ist immer das Hochrechnen. Und klar am Anfang nimmt man wahrscheinlich mehr mit, aber du hast ja schon gesagt, da macht man sich das Geschäft kaputt oder eben auch anderen und du hast ja auch eine Marke aufgebaut und wenn du die jetzt kaputt machst, wenn du jetzt eben für den eben beschriebenen Fall, die schlechten Sextoys in Kameras hältst, dann kannst du das ja nicht ewig machen, weil dann wirst du beliebig.
Sari Also stimme ich dir zu, ja.
Sebastian Würdest du den anderen raten, die sagen, ich mach das, ich hab da so eine Leidenschaft und ich kann das kombinieren. Ich gehe das Risiko ein und gehe den Schritt und sage, komm, ich gehe jetzt voll drauf, Vollzeit und mach das Ding. Würdest du das anderen Leuten raten oder eher Finger weg, man hat zu wenig Schlaf dadurch.
Sari Ja, also es ist auf jeden Fall so, dass sehr, sehr sicherheitsliebende Menschen wahrscheinlich nicht glücklich werden damit. Es ist ganz normal, dass es auch in verschiedenen Zeiten des Jahres verschiedene Auftragslagen gibt. Und im ersten Jahr wusste ich das nicht, da war der Winter halt schrecklich und mittlerweile kann ich mich besser darauf vorbereiten. Und ich glaube, wie bei allen Sachen, ist das ein krasser Lernprozess, dann muss man halt auch einfach ein bisschen Durchhaltevermögen haben. Am Anfang kennt dich halt einfach niemand, ja. Und ich glaube, was halt wichtig ist, ist halt einerseits eben dran zu bleiben, nachhaltig gute Qualität zu liefern, Menschen auf Augenhöhe zu begegnen. Und ja, das ist eigentlich das Wichtigste, weil ich sage mal, Menschen sind dafür bereit, für Qualität auch zu bezahlen oder wenn sie tatsächlich einen Mehrwert in dir entdecken. Aber genau, niemand bezahlt halt für, weiß ich nicht, irgendwelche halbgaren Geschichten.
Sebastian Wie schwer ist es dir am Anfang gefallen zu sagen, das hat einen Preis und auch den festzusetzen?
Sari Ja, es fällt mir auch heute noch schwer, aber dann gehe ich wieder dahin zurück, dass ich mir denke, okay, womit würde ich mich jetzt hier gerade wohlfühlen? Womit würde ich rausgehen am Ende und sagen, okay, ich fühle mich gesehen? Und wie du auch vorhin gesagt hast, Wertschätzung ist nicht immer Geld, ja. Es gibt so viele andere Sachen, wie Menschen sich besonders oder gesehen fühlen. Und genau, ich sag mal, je nachdem, wer dann an einem Austausch mit mir interessiert ist, haben Menschen auch manchmal die tollsten Sachen zum Austausch anzubieten, ja. Zum Beispiel habe ich eine ganz lange Zeit jemanden gefesselt, der hat Reiki angeboten und er hat mir dann Reiki gegeben, ich habe ihn gefesselt. Und das ist ein Austausch, an dem ich durchaus interessiert bin und wo ich auch denke, der Kapitalismus hat uns da auch viel kaputt gemacht, weil heute ist die meiste Währung oder Austausch immer Geld. Und alles gut und nice, verstehe mich nicht falsch, ich liebe auch Geld. Aber wir verlieren dabei halt wirklich aus den Augen, was kann uns dieser Mensch hier gerade gegenüber uns wirklich geben. Und das ist manchmal so individuell und besonders, aber durch den Kapitalismus und unser System hat ja auch wieder keiner Zeit das herauszufinden, was das sein könnte.
Sebastian Du brauchst halt die Kohle. Und ja, Moral geht so weit, wie der Kühlschrank voll ist. Und ab dann wird es schwierig. Du hast eben im Nebensatz gesagt, der erste Winter. Das war dann ganz schrecklich. Wie ist denn die Saison? Also, weil ich dachte, der Sommer ist eigentlich der, wo keine Messen sind, wo es warm ist und wo überhaupt ganz wenig stattfindet. Also, wie verteilt sich das bei dir? Wann ist bei dir viel zu tun? Achso, in so einem Bondage-Workshop bin ich jetzt bei 30 Grad? Das ist eher so ein Winterding für mich, finde ich. Wann ist das los bei dir?
Sari Also wie gesagt, das sind halt wirklich so von, sagen wir mal März, da geht's meistens so richtig viel los. In den, wie du auch gerade gesagt hast, wenn's super heiß ist, machen sehr wenig Leute Workshop. Aber so von März bis Juni und dann wieder ab September bis Oktober, November kann man sehr, sehr gut die meisten Workshops anbieten. Und ansonsten private Coachings gehen immer. Da sind Leute vor allem auch in den Ferienzeiten oder im Urlaub daran interessiert. Ich besuche Menschen ja auch zu Hause, weil ganz viele Beginner möchten nicht in einer Gruppe lernen, da wir am Anfang sowieso am Boden fesseln, das heißt auch keinerlei Hängepunktmöglichkeit brauchen. Genau, besuche ich dann Menschen halt auch häufig bei denen zu Hause und dann machen wir da die ersten Schritte. Genau, und ansonsten Messen sind schon auch viele über den Sommer. Da habe ich eher im Winter nicht so richtig viel. Genau, und ansonsten gibt es halt dann viele, ich sage mal, Artikelgeschichten, Online-Arbeit, sei es Bilder, sei es, wie gesagt, Artikel oder beides gemeinsam. So was schiebe ich jetzt immer sehr viel auf die dunkleren Monate, dass ich das auch vorher schon, sage ich mal, denen so mitteile. Dann kriegt ihr das meine, wann ihr den dann drucken wollt, ist ja nochmal eine andere Sache.
Sebastian Gerade was Artikel angeht, also das ist ja dann wirklich auch, das ist jetzt ein Unbegriff, aber da bist du ja Expertin für etwas. Was wollen Menschen, dass du für sie schreibst? Also was sind Themen, die gefragt werden und glaubst du, dass das auch die Themen sind, die dann die Lesenden interessieren?
Sari Also es sind ja genau die Themen, die mir halt auch besonders am Herzen liegen und weswegen ich halt mache, was ich mache. Das heißt, ganz oft kommt jetzt gar nicht unbedingt, schreib mal bitte darüber, sondern es ist ein großes Themengebiet, zum Beispiel Consent. Und dann sagen sie, kannst du uns dazu was liefern? Und ganz oft biete ich dann vorher noch mal ein paar, ich sag mal, ein bisschen detailliertere Sachen kurz an. Könnt ihr euch eher was in die Richtung oder in die oder in die Richtung vorstellen und dann einigt man sich darauf. Aber gerade, weil du ja auch gerade gesagt hast, sie treten an mich heran, weil ich ja in diesem Sinne mehr Ahnung habe über das Gebiet oder einfach Erfahrung mehr, dass sie ja dann genau daran interessiert sind, was ich zu sagen habe und das gar nicht so groß eingrenzen. Also ich glaube, ich ist jetzt nicht wie bei so einem Zeitungsredakteur, dass der Chef auf mich zukommt und sagt, schreibt mal bitte einen Artikel jetzt über den Iran und die Frauen vor Ort, sondern es ist halt ein großes Oberthema und dann kann ich halt mehr oder weniger dazu sagen, was mir alles einfällt und was ich alles als wichtig empfinde.
Sebastian Gab es schon mal irgendwas, wo du gesagt hast, um Gottes willen, ich habe das abgegeben, es wurde womöglicherweise auch gedruckt, aber ist mir wirklich schwer gefallen. Also wo du merkst, es ist so, das geht aus deiner Kernkompetenz vielleicht raus, da muss man viel recherchieren und findet raus oder man ist einfach unzufrieden, aber es musste halt abgegeben werden. Nur so grob das Thema?
Sari Nee.
Sebastian Ah, okay. Kein Imposter-Syndrom.
Sari Nee, hab ich wirklich selten.
Sebastian Sehr gut. Ich hab dich jetzt relativ ordentlich vom Thema Bondage abgehalten. Aber ich glaub, so langsam komm ich nicht mehr drum herum. Ich hab hier auf meinem großen Zettel zwei Begriffe und das ist alles, was ich zum Thema Bondage aufgeschrieben habe. Und den Rest, den müssen wir jetzt improvisieren. Hier steht was vom Naka-Stil und hier steht was von Prag. Und mehr steht hier nicht. Ja, lass uns doch über Bondage reden.
Sari Sehr gerne, sehr, sehr gerne, Sebastian.
Sebastian Ich bin ja vorbereitet.
Sari Das ist gut. Ja, also tolle Begriffe, toller Ort auch, genau. Ne, und zwar, ja, also ich verfolge seitdem ich angefangen habe zu fesseln den Naka-Stil. Es gibt verschiedene, sagen wir, Einflüsse und Richtungen im japanisch inspirierten Fesseln.
Sebastian Einmal fragen, es gibt ja, ich hab mal gelernt, es gibt so zwei. Einmal der so, wo die Bilder auch immer so ein bisschen gehen in das gefesselte Wesen, leidet ganz still in die Seile hinein und dann gibt es nochmal dieses etwas natürlichere, dieses mit Wumms dahinter. Kann man das schon da irgendwo einsortieren? Mehr Erkenntnisse habe ich nicht, wie du merkst.
Sari Ja, könnte man in beides einsortieren, was du gerade gesagt hast.
Sebastian Na gut, dann höre ich dir einfach zu.
Sari Also ich sag mal, generell ist es halt tatsächlich so, ich sag mal, es gibt zwei sehr große Strömungen heutzutage, vielleicht drei. Aber sehr oft wird halt einerseits der Naka-Stil eingeteilt, als nächstes dann Osada-Stil. Ja, Osada Steve kennen bestimmt alle.
Sebastian Hab ich schon von gehört.
Sari Genau, das ist ja quasi ein Mensch aus Deutschland, der damals halt sehr großen Einfluss hatte, Shibari von Japan tatsächlich nach Deutschland zu bringen. Und Steve arbeitet auch heute noch mit bekannten Bakushis zusammen, jetzt gerade mit Ren Yagami. Das ist auch ein Japaner, der noch relativ jung ist, bei dem Steve jetzt quasi rumsitzt und bei dem er heutzutage studiert. Genau, und das sind so, ich sag mal, die großen Stile, die beiden unterscheiden sich in der Entwicklung eher dahingehend, dass der Osada-Stil, ich sag mal, oder wie er jetzt unterrichtet wurde, damals wird, damals entwickelt wurde für die Bühne. Jeden Tag war ein anderes Publikum da, das sehr schnell unterhalten werden musste. Ja, schnell heißt, diese Frau auf der Bühne sollte besonders schnell hängen und es sollte halt besonders akrobatisch und aufregend aussehen. Das heißt, dieser Stil geht eher um Schnelligkeit. Dadurch konnte es auch jeden Tag das Gleiche sein. Es musste auch nicht wirklich perfekt aussehen, weil es gab viel Bewegung, viel Drama, die Menschen wurden rumgeschleudert, am Ring, und ich sag mal, das Publikum war jeden Abend neu, das heißt, sie konnten jeden Abend das Gleiche machen.
Sebastian Ok, das heißt, das ist eine fünfminütige oder zehnminütige Choreografie, die kann man auswendig lernen und zack, habe ich etwas, was ich vorführen kann.
Sari Genau, und auch heute…
Sebastian Das hört sich schlimm an, ehrlich gesagt.
Sari Ist auch nicht so richtig meins und auch heute wird dieser Stil so unterrichtet, wie du zum Beispiel in einer Kampfschule lernen würdest. Es gibt dann so verschiedene Dans fast, ja, also gerade, die du erreichen kannst. Ich sag mal, die Strukturierung an sich finde ich super, ja. Du hast einen richtigen Weg, den du entlang gehen kannst, aber auch, dass das Bottom Ukitte genannt wird, wie im Kampfsport. Also es gibt für mich nichts Abtörnenderes und Unerotischeres, aber wie gesagt, es gibt ja auch Menschen, die in dem Stil fesseln, zu denen ich aufschaue. Es ist aber eher weniger.
Sebastian Spielt denn, ich bleib jetzt mal bei dem Begriff Bunny, weil das Rope Bunny hier nochmal rumsteht, spielt das eine Rolle oder geht es nur noch um die Technik und die Show, aber eigentlich sind die Personen die scheinen nicht wichtig zu sein bei der ganzen Nummer, es gibt dann den Rigger oder wahrscheinlich den Rigger am ehesten, der dann die Show macht und präsentiert und das Bunny ist halt ein Zubehör, das ist so ein bisschen wie die Assistentin beim Zauberer.
Sari Genau, und am Ende ist ja die dann tatsächlich die, die halt hübsch aussieht und die halt ja auch Gefühle bereitstellt, die sich dann im besten Fall auf das Publikum übertragen.
Sebastian Okay, also im Zweifel wird dann die Jungfrau zersägt. Okay. Das klingt sehr einseitig, wobei das ist auch wieder publikumswirksam, weil dann kann man auch aus dem Publikum mal jemanden dazuholen und sagen, komm wir machen das jetzt mal, weil das ist ja alles offenbar erprobt. Das klingt sehr unkompliziert. Show halt.
Sari Genau, es ist halt wirklich viel damals entwickelt worden erstmal für die Show und dann der Naka-Stil hat sich halt eher entwickelt aufgrund von Magazinenfotografie und kannst dir ja vielleicht vorstellen, wenn du als Zuschauer in ein Magazin blickst, dann ist es ja dir überlassen, wie lange guckst du da hin und wie genau. Das heißt... Und du hast dir vielleicht jede Woche ein neues Magazin gekauft, ja? Das heißt, es mussten kontinuierlich neue Fesselungen entwickelt werden, die halt auch wirklich richtig gut aussehen. Die Ästhetik war sofort ein ganz anderer Stellenwert auch als im Osada-Stil, weil da war ja irgendwie klar, dass es ja auf der Bühne, wenn es schnell gehen muss, nicht so ordentlich aussehen kann. Wenn du aber halt eine Fotografie vor dir hast, erwartest du, dass da alles perfekt sitzt, ja, und dass auf jeder Seite auch im besten Falle was anderes dargestellt wird. Und ich sag mal, dieser Ansatz ist dann halt auch eher entwickelt worden, um wirklich die Gefühle herauszubringen. Es sollte nicht nur besonders ästhetisch und ansprechend aussehen, sondern Menschen sollten halt auch, weil es so sicher war, möglichst so lange da drin bleiben können, bis halt tatsächlich die intensivsten Emotionen gerade herauskommen und so lange wurde gewartet, bis tatsächlich das Bild gemacht wurde. Ja, vieles ist halt damals komplett geschauspielert, sage ich mal gestaged worden, ja, für diese Fotografie. Es wird aber trotzdem so lange gewartet, bis die Gefühle am Ende echt sind, die dann auf dem Bild erscheinen.
Sebastian Okay also das heißt wir haben das hier eher mit einer Bildkomposition zu tun. Also auch da wieder ist das, das Bondage für das Publikum. Geht also gar nicht um Rigger und Bunny, sondern es geht immer um den außenstehenden Betrachter. Bisher hat das alles noch sehr wenig mit dem zu tun, was du mir hier vor einer Stunde erzählt hast, wo es ja um Gefühle und um Miteinander geht und so und da geht es halt darum ein Bild zu schießen.
Sari Und es ist in Japan halt tatsächlich heute noch oft so, dass es halt ja da viel mehr Underground Shows gibt, viel mehr Magazine, DVDs, Bücher, für die halt kontinuierlich neuer Content erstellt werden muss. Sei es für die Bühne halt oder eben auch für die Magazine. Und deswegen, ich hatte jetzt das Glück halt auch, dem japanischen Starfotografen seit Jahrzehnten bei seiner Arbeit zuschauen zu können. Und auch das ist so gestaged, wie man es sich nicht vorstellen kann.
Sebastian Da hilf mir, mir das vorzustellen. War das der Mensch in Prag?
Sari Nein.
Sebastian Auch nicht. Okay, da kommen wir später zu.
Sari Genau.
Sebastian Okay, also pass auf. Ich stelle mir das jetzt mal vor. Du hast ja eben auch ein Büchlein bei mir aus dem Regal genommen und dann hast du schon fürchterlich geschimpft. Das sieht ja fürchterlich aus und das kann man doch so nicht machen und so weiter. Okay, egal. Ich habe jetzt ein, ich schlage ein Magazin auf, egal was, da habe ich ein Bild. Was sehe ich denn nicht, wenn ich mir dieses Bild angucke? Was ist da alles im Hintergrund? Was ist extra, damit das Bild diese Wirkung hat? Wie wurde das erzielt? Weil ich sehe das Bild und stelle mir etwas vor und denke mir, ha!
Sari Also, ich sag mal, je nachdem, was du dir gerade vorstellst, wenn ich an Shibari-Fotografie denke, denke ich an japanische Shibari-Fotografie. Und das Erste, was ich halt sehe, was nicht der Realität entspricht, ist das Licht. Es ist halt immer unechtes Licht aufgestellt. aufgestellt. Norio Sugiura sagt, im Sonnenlicht kann niemand leiden. Ja, also das ist ein schönes Zitat. Und ich verstehe es auch. Er sagt auch, am Strand gibt es kein Leiden. Ich verstehe es. Ich verstehe es. Ist natürlich aber der Himmel bewölkt und du sitzt unter einem donnernden Wasserfall. Ja, und das Wasser ist so laut, dass es fast bedrohlich ist. Und es spritzt dich sogar noch immer an und du kommst nicht weg. Das ist natürlich schon wieder eine Szenerie, wo auch Japaner verstehen, man kann draußen leiden, ja, aber lass noch mal zurückgehen zu dem, sagen wir, Indoor-Foto japanischer Fotografie. Du siehst halt sofort, das Licht ist eigentlich nicht so, wie es ist, ja, sondern es sind zumeist sogar drei Strahler von verschiedenen Richtungen, die verschiedene Körperteile highlighten sollen. Und dann lass uns vorstellen, wir sehen gerade eine japanische Dame, die aufgehängt ist in einem japanischen Raum, ja. Auch dieser Raum, da ist alles, was du da drin siehst, eingerichtet. Das ist garantiert kein Wohnraum, sondern es ist ein Shooting-Raum, in dem sie halt auch die verschiedenen Props, sagt man zu Hilfsmitteln, die man gerade noch hinstellt, wo alles angerichtet ist für den Moment.
Sebastian Also wenn ich nochmal da die Frage, ist das vorher geplant, wir machen heute ein Bild, das wird hinterher so und so sein, das muss genau die Fesslung sein und die Perspektive, das ist alles fertig, da ist also keine Spontanität.
Sari Also ich sag mal, es kann zwischendurch Spontanität entstehen, aber die Shapes sind vorher fest, ob sie dann minimal anders aussehen oder dem Fotografen dann halt doch während einer Sequenz, wo etwas umgewandelt wird, besser gefällt, dann sagt er einfach Stopp und dann kann auch das das Bild sein. Aber auch das ist der große Unterschied zu unserer Art zu fesseln, der Fotograf hat das Sagen, nicht der Rigger. Also der Fotograf geht an das Model und sagt Seil hier und dann musst du zusehen, dann musst du zusehen und lass dir am besten was einfallen. Gefällt dem Fotografen das nicht, wird er das sagen. Hast du dann keine weitere sichere Alternative es anders zu fesseln, hast du Pech gehabt.
Sebastian Ich kann ja im Zweifel nochmal ein Seilstückchen irgendwo abschneiden und ankleben.
Sari Einmal war wirklich das Witzigste, da hat dann eben dieser Starfotograf, das wird auch immer noch als Running Gag in der Szene benutzt, hat er tatsächlich gesagt in einem Shooting, dieses Seil weg. Und das war das Seil, wo die Hauptlast der Person gerade dran hing. Das heißt, das ist das einzige Seil, was man nicht hätte entfernen können in diesem Moment. Und dann stehst du halt da als Person, die seine Wünsche erfüllen will. Ich kann nichts machen. Ja, und das sind wirklich, das ist eine witzige Art auch. Genau, der nächste Unterschied ist, dass wir denken, wenn wir das Bild sehen, okay, eine Person hat jetzt dieses Model so und so in die Luft gehängt. Nein, sieben Personen haben das Model hochgehoben.
Sebastian Wirklich?
Sari Mindestens drei Leute fesseln gleichzeitig. Es gibt dann halt einen Menschen, der hat das Hauptsagen. Es gibt dann aber auch drei weitere Menschen, die reichen diesen Menschen die Seile an. Also es ist super professionell. Das Model wird nicht bewegt vom Rigger oder es darf sich auch nicht alleine bewegen. Nicht mal, um einfach die Beine unterm Körper vorzuholen oder so, sondern das machen dann Personen, die heißen Lifter. Dann wird gerufen, Lifter! Dann kommen die angesprintet mit aller Eile, die sie haben und dann bewegen die das Model.
Sebastian Okay, das ist jetzt gerade eine äußerst unromantische Vorstellung. Ich sehe noch einen Unterschied. Jetzt hast du eben am Anfang gesagt, Mensch, da gibt's ja, wir haben den Osada-Stil, da ist die Bühne, da wird das gezeigt. Und da sehe ich so ein bisschen so vom Eindruck aufs Publikum, der Rigger steht im Mittelpunkt des Geschehens. Der ist so die handelnde Person, das Bunny ist halt Beiwerk, um schön auszusehen, aber der Rigger, die Riggerin, wahrscheinlich doch wieder der Rigger, ne? Der steht dann da und der ist quasi der Zauberer. Jetzt habe ich diese Fotoshootings, da habe ich da meine drei Rigger, da habe ich meine Lifter, da habe ich den Fotografen. Auf dem Foto hinterher ist die gefesselte Person zu sehen, ansonsten niemand. Warum sollte man sich als Rigger das antun? Man wird nicht gesehen, man muss dem Fotografen gehorchen, im Zweifel macht man alles falsch oder da muss noch irgendein Seil entfernt werden, was überhaupt nicht zu dem passt, was man machen will. Warum sollte man das tun im Himmels willen?
Sari Um mit so einem Weltklasse-Fotografen zusammenarbeiten zu können, um Fotos in dieser Qualität produzieren zu können, weil ab einem bestimmten Punkt ist es tatsächlich oft so, dass Rigger überfordert wären, wenn sie Licht, Foto, Seil, Sicherheit des Modells, um jetzt nur ein paar Faktoren zu nennen, alle unter einen Hut zu kriegen. Und deswegen ist es sogar super gängig, dass, ich sag mal, ab einer gewissen Qualität gibt es mindestens drei Personen, die an solchen Fotoshootings mitarbeiten.
Sebastian Was ist denn noch echt? Das Leiden des Bunnies vielleicht?
Sari Ja, also und das ist halt auch das Schöne daran, sogar in dieser verrückten Szenerie wird, sobald alles gut ist und der Fotograf happy ist mit dieser Inszenierung, die jetzt gerade vor ihm hängt, wird dann tatsächlich gewartet, bis der Fotograf das Gefühl hat, das sind jetzt die echten Emotionen. Dann beginnt er auch erst Fotos zu schießen und es wird dann aber halt auch wirklich nur so lange wie nötig und so kurz wie möglich das Model hängen gelassen, weil diese Fotoshootings an sich, man denkt, dann ist das ja alles gar nicht mehr echt und nicht mehr anstrengend und trotzdem ist man ja in so einer Euphorie. Der Körper hat trotzdem die ganze Zeit über mehrere Stunden diese Seile am Körper, wird in verschiedene Shapes geformt, verschiedene Hände spielen die ganze Zeit, ja das heißt, ich sag mal, diese... Belastung oder innere Aufruhe ja oder auch diese Euphorie dahinter, die ist trotzdem halt da und deswegen sind die Bilder am Ende tatsächlich ja schon authentisch auch.
Sebastian Wie sieht das denn bei Bewegtbild aus? Ist das ähnlich? Also ich meine, wir alle kennen die Pornos, wo man dann sieht, wie irgendwas passiert und ständig irgendein Kamerablitz dabei ist. Also ich denke so, man hätte jetzt fast glauben können, das ist eine echte Szene, aber nein, Blitz. Also, finde ich fürchterlich. Diese ganze Inszenierung in dieser Qualität, wo du sagst, also im Prinzip wird ein Bild gezeichnet, erschaffen, es wird inszeniert. In dem Moment, wo ich aber Bewegtbild habe, wird das doch schwierig. Also wenn ich wirklich mal Videos sehe, wo gebondaged wird, ist das einfach ein Zusammenschnitt aus hunderten von Versuchen oder kriege ich da vielleicht die echte Interaktion dann auch mit?
Sari Ja, also ich habe auch schon viele Projekte gemacht, wo ich ein Video mit Videografen zusammengearbeitet habe, weil das ist natürlich eine ganz andere Dimension. Da kannst du nichts verstecken. Da kommt natürlich auch noch mal wirklich dieser Austausch zwischen diesen beiden Personen raus. Und ich sag mal, weil Japaner häufig eben einen anderen Anspruch haben, auch an, wie teile ich diese Arbeit auf? Es ist für die so was ganz Normales, das gemeinsam zu machen. Und das ist halt auch ihr Job. Ja, ich habe jetzt wenig mit Privatleuten aus Japan gesprochen, wie die fesseln. Ich kenne oder habe halt auch nur den Zugang halt zu dieser Art von Personen und da ist halt wirklich das ganz anders. Aber grundsätzlich betrachtet geht es natürlich im Video sehr authentisch und ich kenne ja jetzt auch nicht so viele andere Videoproduktionen in dem Bereich. Ich gucke mir jetzt zum Beispiel gar keine Bondage Pornos an, weil ich die schrecklich finde und weil das für mich halt nichts mit Shibari zu tun hat.
Sebastian Was stört denn da dran? Das ist doch echt und Bewegtbild und man sieht Dinge von Menschen.
Sari Bondage an sich, finde ich, fast langweilig. Ich mag mich nicht mit Manschetten fesseln oder Wäscheleinen. Bondage-Pornos sind häufig von der Fesselqualität her so schlecht, dass es mich super abtörnt.
Sebastian Aber als Creatorin bist du doch in der guten Position, dass du so ein Projekt ins Leben rufen könntest. einen guten Bondage-Porno.
Sari Genau, aber dann bin ich ja halt keine Sexarbeiterin und deswegen fällt das, das ist zum Beispiel eine Sache, die ich ablehne, ja, oder auch, wenn wir da noch mal kurz zurückkommen, spricht mich jemand, möchte jemand von mir gefesselt werden und gleichzeitig, weiß ich nicht, von mir gepeggt werden, das ist auch etwas, was ich ablehne, so.
Sebastian Du hast gesagt, es gibt drei Stile. Hatten wir, glaube ich, zwei.
Sari Genau, also das sind so die beiden Hauptstile und es gibt halt auch noch Kana, auch das ist ein Rigger aus Japan, viele möchten ihn gerne noch mit nennen. Ja, ich habe am wenigsten Erfahrung in dem Bereich. Genau, welchen Stil ich neulich kennengelernt habe, auch wieder japanisch inspiriert, ist Yukimura. Einer der wenigen Stile, die ich spannend finde und die mich, ich sag mal, theoretisch ansprechen.
Sebastian Wenn du mit Bondage zu tun hast, egal ob aktiv oder passiv, ja da ist einmal das Tool, das Seil. Was gibt's denn noch, also wenn du schon sagst, ja die Sadistin, ist das Seil dein Werkzeug oder sagst du, nee also, ich, Bondage auch mal um Dinge zu tun oder ich lasse mich einwickeln, damit etwas anderes passiert, also wo das Bondage quasi eine Art Vorbereitung ist auf das, was dann kommen soll. Wie arschig bist du?
Sari Also am sexiesten, nichts macht mich mehr an als die Vorstellung bound by will. Das heißt, wenn jemand für mich stillhält, ohne dass ich ihn fesseln muss, einfach nur, weil er es möchte, nichts macht mich heißer. heißt ich brauche keine Seile. Dieses Werkzeug aber an sich selbst, an mir oder auch an anderen, natürlich, wenn die das an sich spüren, ist das aber natürlich ein großer Helfer, die eigene Fantasie loszutreten, ja. Aber ich in der submissiven Rolle bräuchte auch keine Seile. Ja, ich mache das, weil ich es halt möchte in dem Moment für die andere Person. Von daher, schwierig zu sagen, ja, das kann man nicht so pauschalisieren.
Sebastian Also vielleicht mal, da gehe ich auch mal wirklich ins Private rein, so eine Session, die du privat hast, muss ja jetzt keine spezielle sein, mir geht es so ein bisschen darum, dass man das ein bisschen erahnen kann. Ich meine, im Grunde habe ich jetzt gerade den Folgentitel von dir bekommen, der lautet, Seile sind verzichtbar, aber schön. Also das klingt eigentlich wie ein Hohn. Aber wie ist so deine Interaktion in einer Session, die dir privat Spaß macht? Geht's um das Gespräch, um das Miteinander dabei? Wenn alles immer nur Werkzeuge sind, muss ja auch irgendwas sein, was die Sache ausmacht. Oder eine Handlung.
Sari Also ich liebe es halt tatsächlich am allerliebsten auf dieser ganzen Bandbreite mich zu bewegen von bis. Ich liebe es die zuvorkommste und liebevollste Person in der einen Sekunde zu sein und die grausamste in der nächsten. Ich mag genau das, dass Leute auch in dem Moment, wo ich am grausamsten zu ihnen bin, dass sie trotzdem spüren, ich bin ihr trotzdem nicht egal. Und sie macht das gerade, weil sie mich mag. Und das den Leuten auch immer wieder bewusst zu machen, dass wir das gerade teilen, weil sie mir wichtig sind. Und dass es nur deswegen quasi ihre eigene Schuld ist, dass es so intensiv reingehen kann. Ich rede sehr gerne beim Spielen. Ob ich unten oder oben spiele, ist mir egal. Es hat für mich nichts mit, jemanden rauszubringen. Ja, es gibt durchaus Dinge, die man in Sessions sagen kann, die einen noch tiefer reinbringen. Das weißt du selbst, weil du auch gerne Mindfucks magst, hast du mir vorhin gesagt.
Sebastian Ja, eventuell ein bisschen.
Sari Und genau, also es gibt da für mich kein vorgefertigtes Skript oder Drehbuch, sondern dieser jetzige Moment und die Reaktion entscheidet, wo gehen wir als nächstes hin.
Sebastian Okay, dann gehe ich doch mal ans andere Ende der Fahnenstange. Was würdest du nicht tun? Wo sagst du, das sind Tabus, das überschreitet Grenzen? Geht nicht. Das muss ja nicht für alle Zeiten so sein, aber wo sagst du im Moment, das nicht?
Sari Ja, also ich würde jetzt niemanden permanent zeichnen wollen, ich sag mal mit einer wirklich tiefen Narbe oder einem Verlust von irgendeinem Körperteil, ich kann, also ich kippe auch um, wenn ich zu viel Blut sehe, also auch alles, was damit zu tun hat, was irgendwie unter die Haut geht, wenn ich das bei anderen machen müsste, vergiss es, ne, da falle ich einfach um. Genau und ansonsten, ja, ich hab wie gesagt auch gedacht so, ich lass mich auch niemals schneiden, nein, ich kann das nicht. Und dann kam die Person, mit der ich das erleben wollte und es war der Wahnsinn, ja, also es ist da wieder schwer, jetzt wirklich krasse Dinge, ich sag mal, alles das, was jetzt halt wirklich strafbar ist oder illegal ist, das würde ich jetzt mal voraussetzen, ja, aber ansonsten.
Sebastian Lass mich mal so ein bisschen schauen, so in Richtung DS Langzeitspiele. Kontrolle von Personen oder auch kontrolliert werden. Es gibt ja auch viele Spielearten, ne? Von über Berichtsheft, über Erlaubnis, Dinge zu tun, auch im Alltag, Impact in den Alltag mitnehmen, solche Sachen, Umgang miteinander. Ich glaube... Das ist nicht so deins oder habe ich, irre ich mich da jetzt?
Sari Doch das ist total meins, nur tatsächlich ist es halt auch nicht so einfach, ja, wirklich eine Person zu finden, mit der du das immer zu gerne im Alltag teilen möchtest. Ich finde Leute, die so sagen, 24/7 kann ich mir gar nicht vorstellen, da sind immer so komische Vorstellungen im Kopf bei den Leuten, dass man halt den ganzen Tag spielen muss.
Sebastian Ja natürlich.
Sari Und ich finde es gibt nichts besseres als die Möglichkeit jeden Tag in die Dynamik reinzugehen, wenn ich möchte. Ja und das setzt ja aber nicht voraus, das heißt ja trotzdem, dass ich fünf Tage da auch nicht reingehen muss, wenn ich nicht möchte. Ja und also für mich wäre das total vorstellbar. Ich liebe, wie gesagt dadurch, dass ich es so sehr lebe, dass das mein Beruf ist, dass ich ganz oft mich genau so geben kann und genau das sagen kann, was ich möchte. Weil ich mich in dieser Bubble einfach bewege den ganzen Tag, habe ich das Gefühl, für mich wäre das perfekt. Ja und ich liebe es rein und raus zu gehen und habe auch kein Problem mit großen, manche Menschen brauchen ja eine lange Vorbereitung oder müssen da ein spezielles Mindset gehen. Ja, also ich bin immer in dem Mindset.
Sebastian Wie ist das, wenn du andere siehst, also vielleicht auch bei Sexarbeitenden hat man das ja noch mehr als im privaten Bereich, weil es da auch so benannt wird, der Haussklave, die Haussklavin, ne, also wo dann mit der Person nur dieses Verhältnis im Grunde existiert und die Person auch noch nützlich ist und das nur auf beiderseitigen, das macht dann beiden Spaß, aber die haben im Prinzip nur diese Ebene miteinander. Wird auch ganz nett, dann ist auch das Haus, also die Wohnung immer schön sauber und alles wird erledigt.
Sari Würde ich super finden, aber es gibt leider nicht so viele gute Putzsklaven.
Sebastian Und wenn, dann wollen sie Geld und heißen Facility Management Firm, ne? Ja. Okay. Okay, aber wirklich so ein krasses, also krass im Sinne von intensiv, Langzeit, DS-Gefüge, das kannst du dir vorstellen für dich?
Sari Ja.
Sebastian Oben oder unten?
Sari Beides.
Sebastian Okay. Gab's das schon mal?
Sari Ja, beides. Langzeit ist jetzt vielleicht, dann müssen wir nochmal neu definieren.
Sebastian Okay, aber da treibt's dich hin?
Sari Also ich liebe, wie gesagt, dass es, ich bin ein Mensch, der mit anderen Menschen im Moment sein möchte und BDSM und all diese Facetten ist einfach für mich die Brücke, die mich da so schnell hinbringt. Und auch ist im nicht sexuellen Kontext, zum Beispiel meine beste Freundin, wir kennen uns seitdem wir 13 sind, also seit 20 Jahren jetzt. Ich fessel sie seit anderthalb Jahren. Und unsere Beziehung kann sich halt so weiterentwickeln, dass wir immer noch daran interessiert sind, wie entwickelt sich die andere Person jetzt weiter, was sind die neuen Hobbys und sonst was. Und ich sag mal, auch mich jetzt mit ihr auf diese Art zu begegnen, ist einfach wunderschön. Ja, wir waren, ich sag mal, da läuft jetzt natürlich dann auch nichts Sexuelles nach all diesen Jahren. Ja, wir sind einfach die besten Freunde. Aber alleine sich auf diese Weise körperlich zu begegnen, ihr Vertrauen in diesem Rahmen zu spüren, was das nochmal für einen Push einfach gibt. Und von daher, finde ich, man kann. Man muss es ja nicht immer BDSM nennen, ja, aber diese Sachen, die wir da miteinander erleben können, das Maß an Vertrauen und Tiefe, das wir da zwischenmenschlich einfach erreichen, das ist eigentlich das, was ich immer da oben sehe und klar, kann ich mir deswegen auch, wenn du jetzt DS drüber schreiben willst, das so vorstellen, weil ich sehe da eher für mich immer die Möglichkeit an einem super intensiven zwischenmenschlichen Kontakt und wie das am Ende aussieht, ist ja wieder nochmal ganz neu.
Sebastian Du bist da absolut offen. Jetzt kommt mich wieder so ein bisschen zu dieser Businessfrage. Ich meine, du hast ja schon die Instagram-Profile getrennt in aktiv, passiv. Ich stelle mir mal vor, du stellst irgendeine Person als deine Dom vor, als deinen Dom, egal. Aber du stellst eine Person vor, wo du sagst, ich möchte auf das hören, was diese Person mir sagt. Hat das nicht möglicherweise einen Impact auf deine Marke im Beruflichen, auch wenn es ja nicht so ist, aber es geht ja darum, was das Publikum, was die Menschen, die Kunden, wie die Menschen das empfinden und wenn du jetzt schon die Profile so trennst, dann kann ich mir vorstellen, dass das durchaus für dich eine Abwägungssache ist. Würde ich so eine private Information wie so eine Partnerschaft nach außen geben? Also wie weit beschränkt dich das?
Sari Bisher hat es mich überhaupt nicht beschränkt, weil ich mit allen Partnerpersonen auch irgendwelche Projekte gemeinsam gemacht habe zu den Zeiten. Und ich mache ja meinen Job, weil ich Menschen ja zeigen möchte, dass sie alles sein können. Ich bin alles und wenn sie mich dann wieder in irgendwelche Schubladen stecken wollen, weil ich irgendeine Kleinigkeit aus meinem Privatleben bekannt mache, finde ich das in Ordnung. Aber es hat ja nichts mit mir zu tun. Genau und die Menschen, die erkennen und schätzen, dass es eigentlich ja nur weitere Räume aufmacht, das sind meine Menschen, mit denen ich wahrscheinlich in Zukunft Kontakt haben würde.
Sebastian Also die Zielgruppe definiert sich dadurch, dass sie damit umgehen kann.
Sari Ja, also es ist tatsächlich genau das.
Sebastian Das ist so, ja vielleicht ziehe ich mal den Vergleich, also dieser Podcast hat das, ich nenne es immer das beste Publikum der Welt und dazu stehe ich auch, weil wenn ich irgendwie Hilfe und Unterstützung brauche, dann ist immer irgendwer da und sagt, ja passt und alle die ganzen Shitstorms, die ich erwartet habe, sind alle nicht gekommen. Ja, das ist was mich bis heute wundert, vielleicht kriegen wir das demnächst mal hin, ich ahne, dass das klappen wird.
Sari Möchtest du da einen?
Sebastian Nein, ich möchte keinen, aber ich gucke natürlich, wie weit kann ich mich rauswagen und wie viel kann ich auch experimentieren und probieren und wo sind die Grenzen des guten Geschmacks, immer so ein bisschen weiter, um mal zu gucken, okay, bis wohin geht das eigentlich, aber da ist natürlich die Bubble der Unvernunft, die ist sehr gutmütig, sage ich mal. Und das ist natürlich bei dir auch so, wenn die Bubble, die du adressierst, dazu auch passt, dann kannst du im Grunde alles machen, ohne dich zu verbiegen.
Sari Ja, genau, das ist es ja. Ich bin ja quasi ich und die Menschen wollen ja sehen, was ich mache. So und wenn dann damit jemand nicht so gut umgehen kann, ist das natürlich in Ordnung für die, aber es hat ja nichts mit mir zu tun. So kann ich nicht anders so sagen, ja. Und ich, was ich noch auch zu deinem Podcast gerade sagen wollte, ich finde es gerade mega nice und spannend, dass du immer auch Dinge ausprobierst oder auch, ich sag mal, Themen mal anbietest, die, wo vielleicht die breitere Öffentlichkeit krasse Vorurteile dazu hat. Und gerade deswegen mache ich ja auch, was ich mache. Ich lebe so frei und zeige allen naiv, wer ich bin und was ich mache, damit Leute ja verstehen und neue Perspektiven auch für sich selbst halt eröffnet werden. Und wer dann sich selber wieder in eine Schublade steckt, weil ich nicht mehr in meine passe in ihrem Kopf, das ist für mich total in Ordnung, ja. Aber das sind halt wirklich nicht die Menschen. Ich muss niemanden überzeugen. Was ich mache ist nur ein Angebot.
Sebastian Welche Gruppe versteht dich nicht? Oder missversteht dich vielleicht auch mit einer gewissen Absicht?
Sari Na, das sind halt tatsächlich nur Menschen, die halt, also ich habe manchmal Gespräche mit Außenstehenden aus der Szene, weil ich arbeite ja auch häufig halt viel mit Film und Fernsehen, ja, und das ist häufig eine Bubble. Die ist so auf den ersten Blick interessiert, weil sie laden mich ja ein, ja, sagen wir mal, ich soll für einen Tatort fesseln. Dann laden sie mich ja ein, weil sie begreifen, okay, das ist die Person mit der Expertise, wo hier nichts schief geht und die auch hier die Verantwortung für die Sicherheit der Schauspieler und so übernimmt. Dann habe ich oftmals erst mal sehr interessante Fragen von den Menschen. Aber sobald ich dann eigentlich probiere zu erklären, was es für mich ist oder auf die Frage zu antworten, sehe ich schon hinter den Augen, ah, das ist nicht die Antwort, die sie erwartet haben. Und dann hören sie auch auf zuzuhören, weil sie leben so stark einfach in ihren Klischees und in den Bildern im Kopf. Das Schlimmste war mal, dass ich tatsächlich mit einem Produktionshelfer an einem Set ein super Gespräch geführt habe, wirklich. Ich hatte danach sogar das Gefühl, vielleicht lässt der Mensch sich auch irgendwann mal fesseln, weil der hat das so gut verstanden und aufgenommen. Und am nächsten Morgen hat mir eine, also einer mit der ich mich da sehr gut verstanden habe, am Set erzählt, dass genau dieser Mensch erzählt hat am Abend vorher, ja, die hat mir das ganz spannend und gut erklärt, aber pass auf, dass du die nicht nachts unter der Brücke triffst, weil da würde sie dich doch mit ihrer Peitsche verprügeln. Und weißt du was ich meine? Da fällst du halt auch. Ich rede heute dann auch schon ganz anders mit den Menschen, die ich dort dann treffe in diesen Bubbles, weil ich muss dann auch lernen erstmal, dass ich auch auf mich aufpassen muss. Ich bin immer so, ich teile halt wer ich bin und ich teile das und ich teile das. Und wenn ich dann das Gefühl habe, Genau. Ja und möchte entweder nur irgendwas von mir aufsaugen, was er oder sie hinterher anders verwenden kann oder erzählt mir gar nichts auch über sich oder ja genau und bin mittlerweile da ein bisschen, naja nicht zurückhaltender, aber ich glaube man spürt das halt einfach oder ich spüre einfach schneller, macht das hier gerade Sinn mich zu teilen oder nicht, ja.
Sebastian Wo du es so gerade sagst, das ist Produktion und am Set, ich vertrete seit Jahren eine eine krude Theorie, für die ich keine Beweise habe. Und zwar, dass in Filmen, wenn Fesselungen gezeigt werden, oder ihr kennt das klassische mit dem Panzertape der Knebel. Einfach so ein Streifen über den Mund und dann hält das stunden- und tagelang super. Die meisten aus dem Publikum werden wissen, dass mit dem Panzertape das funktioniert überhaupt nicht, da das Ding ist ganz schnell weg. Ich habe das Gefühl, dass es irgendeinen, einen Jugendschutz, irgendeine, eine Vorschrift gibt, die sagt, Also wenn ihr Fesselungen zeigt oder hier mit dem Knebeln und so weiter, dann macht nur Sachen, die in der Realität nicht funktionieren würden, damit alle Idioten, die das nachmachen, die also wirklich Böses im Schilde führen, dass sich deren Opfer wenigstens befreien können. Ich habe das Gefühl, dass es da eine Regel gibt. Ist dir davon etwas bekannt?
Sari Also das wäre schön, aber es war tatsächlich einfach nur so, dass es allen scheißegal war, wie es dargestellt wird und dass es tatsächlich dann oft der Kameramann am Set schnell gemacht hat und dass es deswegen so aussah. Ja und dann gab es halt auch ganz oft tatsächlich Probleme, weil sich jemand verletzt hat, weil niemand Bescheid wusste. Häh, ach da laufen auch Nerven lang an den Händen, wenn die Schauspielerin drei Stunden in der Handschelle ihren Arm hochgebunden wird. Komisch, jetzt spürt sie ihren Daumen nicht mehr und es gab dann richtig schlimme Probleme. Nicht nur halt in Bondage-Szenen, sondern auch in erotischen Szenen. Deswegen gab es damals die MeToo Bewegung. Und ganz wichtig ist heutzutage einfach am Set, dass Intimitätskoordinatoren da sind. Toller Name, oder? Die halt genau dafür da sind. Fühlen sich alle wohl? Ist Consent da? Und so weiter.
Sebastian Das habe ich aber jetzt nicht bei den billigen Pornos.
Sari Das hast du da nicht.
Sebastian Okay, Intimitätskoordinatoren.
Sari Super, oder?
Sebastian Das werde ich mir aufschreiben, sobald ich jemanden habe, der irgendwie Filmchen macht oder Filme produziert, werde ich fragen, ob es auch IntimitätskoordinatorInnen gegeben hat.
Sari Hoffentlich oder wenigstens mittlerweile.
Sebastian Ich lerne neue Begriffe, sehr schön. Nachdem du mich jetzt hier quasi enttäuscht hast, dass es da keine Jugendschutzregeln gibt, du hast mir eine Hausaufgabe für diese Folge gegeben. Ich muss sträflichst zugeben, ich habe sie nicht erfüllt, ich habe nur fünf Minuten davon geschafft und dann habe ich noch darüber gelesen. Es gibt bei Amazon Prime eine Serie, die heißt "Gefesselt". Und ich habe auch geguckt, ob ich sie mir ansehe und je mehr ich darüber erfahren habe, worum es da geht, desto weniger wollte ich sie ehrlich gesagt sehen und ich habe es dann tatsächlich einfach nicht getan. Aber damit hast du zu tun. Ich überlege gerade, ist das so eine Art Crime-Doku sollte das sein?
Sari Genau, also das ist eine German Crime Story.
Sebastian Ah, genau der Begriff war's.
Sari Genau, tatsächlich halt auch nach wahren Begebenheiten. Und das ist eine sechsteilige Serie auf Amazon Prime, die wir produziert haben, die halt tatsächlich Lutz Reinstrom begleitet. Das war quasi ein Mörder, der in den 90er Jahren in Hamburg nicht nur BDSM betrieben hat, sondern auch über die Grenzen des Konsens hinausgegangen ist und tatsächlich, ich sag mal, normale Spielbeziehungen hatte. Aber eben auch, naja, ein paar Frauen tatsächlich gequält und eingesperrt und gefoltert hat.
Sebastian Auch in der Badewanne irgendwie zersägt, ne? Also wirklich Mörder mit seinem Atombunker im Keller. Habe ich das richtig? Ich habe den Sternartikel, glaube ich, gelesen, den du mir geschickt hast. Ich werde ihn auch verlinken. Da steht ein bisschen was drin.
Sari Ja, der hat es halt tatsächlich geschafft, sich quasi seinen Keller auszubauen. Und der wurde sogar vom Bürgermeister damals abgenommen. Und er hat aber quasi sich noch einen geheimen weiteren Raum gebaut, den er damals halt niemandem gezeigt oder abgenommen hat. Was danach halt auch die Suche nach den vermissten Frauen deutlich erschwert hat, weil man dachte, gut, er hat einen Keller. Die Leichenhunde springen ja auch an, aber hier ist nichts. Was dann halt ewig das auch noch erschwert hat, diesen Menschen damals tatsächlich zu schnappen.
Sebastian Ich komme jetzt so ein bisschen in die Bredouille, weil eigentlich sage ich immer, BDSM ist keine Gewalt. Wenn es Gewalt ist, ist es per Definition kein BDSM. Jetzt haben wir so ein Ding und da wirkst du in irgendeiner Art und Weise mit. Uff. Was war dein Job?
Sari Also ich habe gefesselt in "Gefesselt", ich habe alle Double organisiert, die ich gefesselt habe, wenn die Schauspielerinnen die Szenen nicht spielen konnten, ich habe die Hängepunkte geplant, die wir im Bunker gebraucht haben, mit den Statikern und ich habe quasi die Bondage Konzepte im Vorfeld mit dem Regisseur entworfen und sie dann halt am Set umgesetzt.
Sebastian Okay, jetzt sind aber die Bilder, die du erzeugst, das ist ja jetzt kein schönes Shibari, sondern das ist ja jetzt, ja, das soll Grausamkeit darstellen.
Sari Also ich fand es nämlich auch gerade gut, was du am Anfang gesagt hast, das hat ja eigentlich nichts mit BDSM zu tun und wie ich dazu stehe und das war halt tatsächlich am Anfang kurz sehr schwer für mich. Bis mir aufgefallen ist, dass das, was ich an dem Set mache, komplett BDSM ist. Ich bespreche mit allen die Risiken, die Vor- und die Nachteile. Ich gehe komplett in die Konsensgespräche mit den rein. Ich erkläre allen alles so genau. Dann bin ich auch noch persönlich in dem Moment mit dabei. Das heißt, auch da kann ich die Verantwortung für die Sicherheit der Menschen tragen. Das heißt, alles, was ich am Set mache, ist ja, ich sag mal, komplett im großen Rahmen BDSM. Gleichzeitig ist es aber eben auch Content Creator. Und was halt am Anfang direkt auf den Tisch kam, war halt tatsächlich, dass ich natürlich, ich habe auch Originalbilder bekommen der Leichen damals. Das war teilweise auch harter Tobak für mich, das anzusehen. Ich musste ja aber auch eine Idee entwickeln. Wie hat dieser Mensch gefesselt? Und wie kann ich das mit meinen Sicherheitsstandards oder mit meinen Techniken auch so umsetzen, dass es halt, ich sag mal, nicht nur richtig oder gut aussieht, sondern dass es sich auch noch sicher anfühlt trotzdem, ja. Und da war das von Anfang an so, dass ich quasi direkt sagen konnte, so kann ich das umsetzen. Wenn ich das so umsetzen möchte, wie du das gerade möchtest, ist es nicht sicher. Und dann kann ich das so nicht machen und dann müsst ihr euch da für jemand anderen suchen. Und da war von vornherein klar, dass ich da die komplette Handlungsgewalt darüber habe, wie ich die Seile an die Person anlege. Da wurde mir sehr viel Vertrauen entgegengebracht. Und dann haben wir das Ganze mit so viel Wertschätzung und Sorgfalt behandelt. Diese Geschichte dieser Frauen auch noch mal erzählen zu dürfen, war ein Privileg, sich damit noch mal beschäftigen zu dürfen. Gleichzeitig ist der Mörder noch am Leben, sitzt heute noch im Gefängnis. Die Angehörigen der Verstorbenen sehen auch diese Serie. Das heißt, da musste wirklich super viel Sorgfalt gewahrt werden. Am Ende wurde da eine Geschichte für eine Serie erzählt, die viele wahre Anteile darin hat und die aber doch natürlich auch irgendwie fürs Fernsehen nochmal geschrieben wurde, ne?
Sebastian Also es ist immer dieses, es basiert auf wahren Gegebenheiten.
Sari Genau.
Sebastian Und das Ergebnis hast du ja auch gesehen.
Sari Ja.
Sebastian Entspricht das diesem Anspruch, den du bei der Produktion hattest?
Sari Also wir hatten wirklich ein wahnsinnig tolles Team. Mittlerweile ist es halt auch so, dass Intimitätskoordinatoren mit am Set sind, die halt nicht nur darauf achten, dass die Szene an sich im Konsens abläuft für alle, sondern die auch dafür sorgen, dass im Vorfeld das Team gebrieft wird, weil das noch viel wichtiger ist. Ja, die haben alle nichts zu tun. Die Kameraleute, die Lichtleute, die sehen Bondage da gerade zum ersten Mal im Zweifel. Und auch, ich sag mal, naja, wie vorsichtig gehe ich in Momenten dann mit den Darstellerinnen um, ja, oder wie wie rede ich mit denen in den Momenten. Das wurde halt alles vorher gebrieft. Was ich super finde. In der Vergangenheit gab es da schwierigste Momente an Sets, die Leute durchmachen mussten. Dadurch, dass da einfach, naja, komplett die Sensibilität irgendwie auch verloren geht.
Sebastian Ist das eine neue Erscheinung, dass man sich Profis ans Set holt, die, ich sag mal, aufpassen und auch die Sache so abwickeln, dass die Schauspieler-Gewerkschaft glücklich ist? Oder ist das ein alter Hut?
Sari Im Bereich Bondage war es halt so, also Stuntleute arbeiten natürlich als Double, aber nicht nackt. Und deswegen kam ich ins Spiel, auch die Double für die Schauspieler suchen zu müssen aus der Szene, weil es halt auch leider niemanden gegeben hat und gerade nach vielen prekären Vorkommnissen an Filmsets in der Vergangenheit aus Amerika oder auch aus Deutschland oder anderen Teilen der Welt, wird da mittlerweile richtig, richtig viel Wert drauf gelegt. Schauspieler haben immer noch den schlimmsten Job am Set und wirklich die Gesundheit, was ich da für Geschichten auch gehört habe mittlerweile von Schauspielern, das hat jetzt nichts mit, wie lange müssen sie in meinen Seilen aushalten, ja da habe ich ja immer noch das Sagen, aber wie lange müssen sie zum Beispiel manchmal in eiskalten Gewässern schwimmen im Winter, das interessiert niemanden. Ja und heute gibt es da tatsächlich Menschen, die passen auch darauf ein bisschen mehr auf und dafür bin ich auch sehr dankbar. Ja, das ist ja natürlich auch im Interesse von allen, genau.
Sebastian Okay, jetzt gehen wir nochmal in das Set rein. Ich weiß nicht, wie viele Drehtage gab es, an denen du dabei warst? Das ist ja manchmal ganz anders als im Ergebnis, wo man denkt, oh Gott, die haben die halbe Serie da und da gedreht. Nein, das waren nur zwei Drehtage in, was weiß ich, Marokko oder so. Also das ist ja vom Ablauf her manchmal ganz, ganz anders.
Sari Ich war so 15 bis 20 Drehtage von 76 dabei und wir haben in Hamburg, in Leipzig und in München gedreht. Beim Film musst du ja das häufig dann so staffeln, dass du auch wirklich von allen Ländern die Zuschüsse bekommst. Ja, super nervig. Genau und in Leipzig haben wir damals aber die Hauptszenen gedreht, wo ich tatsächlich halt auch aktiv am Fesseln war. Der Mörder hatte ja quasi die Frauen im Bunker, viel wurde quasi unter seinem Haus im Bunker gedreht und dieser Bunker wurde halt komplett neu aufgebaut in einer Lagerhalle in Leipzig. Und da haben wir dann am Ende, ja, bis zu den letzten Drehtagen habe ich da quasi begleitet dann. Das war das Ende. Das haben wir da gemacht mit, ja, bestimmt so 15 Stunden Arbeit pro Tag. Das war sehr, sehr intensiv für alle Beteiligten und auch so den Verlauf zu sehen, ja, ich habe die Menschen, die ganzen Filmmenschen am Anfang des Drehs getroffen, ungefähr in der Mitte nochmal und dann ganz am Ende für die alles entscheidenden Szenen. Auch so den Verfall zu sehen, dieser ganzen Crew, es war der Wahnsinn. Also wie Menschen auf dem Zahnfleisch kriechen, wenn sie 80 Tage am Stück unterwegs sind. Und gerade der Regisseur, es war, wenn alle so 15 Stunden am Tag gearbeitet haben, hat er halt 20 Stunden am Tag gearbeitet und war auch noch rund um die Uhr verantwortlich für alles. Und jeder wollte Dinge von ihm. Also gerade in den Momenten, wo es dann wirklich prekär war und tatsächlich Schauspieler oder Double in Seilen waren, gab es da manchmal Momente, aus denen ich auch noch mal stark lernen musste. Ja, wo ich dankbar auch jetzt bin. Ja, ich würde mittlerweile ein bisschen anders an die Sache gehen. Ich rede auch mit vielen anderen Riggern oder Riggerinnen aus der Szene, die halt sagen, ich würde niemals mit Film und Fernsehen mehr zusammenarbeiten. Ich kann es auch verstehen, weil es ist wirklich, das sind natürlich nicht Menschen aus unserer Bubble. Die wollen in dem Moment was von dir. Und gleichzeitig erwarten sie aber auch Dinge, ja. Und wenn dann das Verständnis fehlt dazu, wie fühlt es sich dann aber wirklich an, in den Seilen zu sein? Ja, ich glaube, das kann jeder verstehen, dass da so ein bisschen die Sensibilität fehlen könnte. Gerade wenn man seit zehn Nächten nicht geschlafen oder sonst was hat. Es war sehr spannend.
Sebastian Ich muss mal so zum Ablauf fragen, also da, ich sag mal, die Szene soll entstehen, da ist jetzt die... Die Szene wird vorbereitet und dann tüddelst du da was zusammen, so wie es sein soll. Entschuldigung, tüddeln soll man ja nicht sagen. Du fesselst da eine Choreografie hin, die Schauspielerinnen, das waren nur Mädels, glaube ich, die da Opfer waren, ne? So und dann geht das los, dann wird da Text abgespult und dann muss das nochmal wiederholt werden und nochmal vor und zurück. Irgendwie weit musstest du auch immer wieder Hand anlegen oder gab's da auch Menschen, die sagen mussten, so jetzt stellen wir da mal nen Hocker drunter, weil das geht ja auf Dauer so nicht und dann nächste Klappe und dann nochmal das gleiche. Also wie hast du das wahrgenommen, auch so von diesem Stressfaktor und auch dieses Umschalten von den Schauspielerinnen in diesen Modus dann rein, jetzt läuft die Kamera, jetzt ist das und jetzt wieder zurück und dann auch das Gespräch mit dir wieder, Anweisung für dich, also kannst du uns als Publikum hier mal so ein bisschen mitnehmen in so ein Set und mal beschreiben, wie es läuft.
Sari Mhm, genau. Also vorher wissen wir ja, wenn wir ans Set kommen, welche Szenen werden heute gedreht. Alle haben vorher die Drehbücher. Das heißt, wir wissen halt nicht nur, was gesagt wird, sondern halt auch, was wo passiert. Und dann stehen halt immer genau da, wer wird heute gebraucht, wann, welche Requisiten werden dafür gebraucht. Und ich sag mal, wenn ich, na klar, Bondage-Beauftragte bin in dieser Szene, habe ich natürlich dafür Sorge zu tragen, dass ich alle meine Requisiten in dem Moment dann mit an das Set bringe. Ja, was natürlich meine Seile sind, wenn noch irgendwie Knebel gebraucht werden. Oder häufig hat Lutz Reinstrom, ich sag mal, mit so Haushaltsgegenständen gefesselt, Wäscheleinen oder hat so einen Damenstrumpf genommen und da einen Tischtennisball reingepackt als Ballgag. Ja, diese Sachen, die dann quasi, ich sag mal, die Requisite mir schon vorher bereitgestellt hat, die hole ich mir dann ab, bringen sie dann mit zum Set Und so bringt halt der Tonmensch seine Tonsachen dann in dem Moment mit und so weiter. Genau, und dann geht's eigentlich, ist eigentlich die Handlung direkt am Set. Wir besprechen kurz, in welchem Ablauf das jetzt stattfindet. Und sagen wir jetzt, das ist wirklich eine Fesselszene, in der, ich sag mal, der Hauptdarsteller, der Mörder mit dabei ist und eins seiner Opfer. Dann war es halt häufig so, dass ich quasi die Fesselung vorbereitet habe, dann mit dem Hauptdarsteller gesprochen habe, wie er, ich sag mal optisch den Knoten jetzt festzieht am Ende. Ja, also ich habe immer den letzten Schritt sozusagen wieder geöffnet, so dass er das dann zuziehen oder machen konnte mit einem entsprechenden Soundeffekt, das natürlich noch besonders fest klingt. Ja, ist klar. Genau, dann liefen die ganz normalen, die Szenen wurden besprochen, wiederholt, was auch immer der Text dann gerade war. Hat es nicht gefallen, wird es nochmal gemacht. Bei den meisten Szenen standen die Hauptdarstellerinnen, ich sag mal, irgendwo am Boden. Es war keine Hängefesselung, sondern die Hände wurden hochgebunden. Oder wir haben aufgrund der Perspektive der Kamera es so aussehen lassen, als hingen sie, aber sie standen eigentlich am Boden und haben sich nur vorgebeugt. Sowas in der Art. In all diesen Szenen habe ich mich dann quasi so lange zurückgezogen, bis die Szene fertig war. Ja, ich hab natürlich zwischendurch mal die Seile oder die Hände kurz kontrolliert, aber das sind dann, ich sag mal vom Risiko her, keine schwierigen Sachen. Ja, das kann ich von außen gut einschätzen. Und dann, wenn der Regisseur happy ist, wie die Szene gelaufen ist, meistens, weil die Schauspieler auch super professionell und sehr bekannt und auch schon lange dabei sind, haben wir meistens zwei bis drei Mal maximal eine Szene spielen müssen. Dann hab ich die Menschen wieder abgefesselt. Es ging sofort in die nächste Szene. Schwieriger war es manchmal, wenn es meine Dubel waren. Die hingen, weil das Ganzkörper-Format gewählt wurde, musste die Person dann auch wirklich hängen. Dann war es so, dass ich zu jeder Zeit reingegangen bin und gesagt habe, wir brauchen eine Pause. Niemand hat mit meinen Doubeln direkt gesprochen, weil auch das geht nicht. Sie reden dann manchmal zu schnell, zu laut, zu robust und verstehen dann halt oftmals nicht diese wieder vulnerable Positionen, in der das Double da vielleicht gerade hängt, ja. Genau, und das ist natürlich dann am Anfang…, Erstmal muss ich das halt lernen, ja, dass ich diese Grenzen so setzen muss in dem Moment, aber am Ende verstehen auch die Filmmenschen, dass sie mir da vertrauen müssen, was das angeht, ja und genau und dann ist das eigentlich wirklich ein Zusammenarbeiten, jeder macht das, was er am besten kann, aber es wird halt auch darauf vertraut, dass wenn jemand aus dem einen Gewerk gerade sagt, das geht gerade so nicht oder wir brauchen eine kurze Pause, dass es dann auch wirklich gemacht wird.
Sebastian Jetzt stelle ich mir so ein Set vor, du hast ja meistens das Set dem Bereich, den die Kamera sieht und dann dahinter sieht alles überall Chaos, tausend Leute und alle wuseln so irgendwie rum und dann geht's los und dann ist kurz Stille und sobald dann, ich sag mal die Klappe wieder fällt, dann ist wieder das Gewusel da. Jetzt stelle ich mir vor, wenn du so eine Szene hast, wo die Darstellerin, in dem Fall das Opfer, die steht zwar, aber das Bondage ist an der Darstellerin dran, die ja nun mal nicht kinky ist, die Hände sind irgendwie nach oben gefesselt und ich weiß nicht, man schäkert vielleicht ein bisschen rum, man quatscht dabei, und dann geht die Szene los und die Person spielt die völlige Verzweiflung, Verachtung, Panik und all das und Schauspieler sind gut darin, das zu spielen. Wie ist das für dich, wenn du da, du hast dieses Bondage angebracht, du weißt zwar, das wird jetzt geschauspielert, aber im Grunde du siehst plötzlich diese bedrückende Szene. Wie geht es dir damit in dem Moment?
Sari Also ich konnte mich bei allen Szenen sehr gut abgrenzen bis auf eine Szene und das ist auch so meine allerschlimmste Vorstellung im BDSM. Was dann in dem Sinne aber auch BDSM zu Folter machen würde. Und zwar, dieser Lutz Reinstrom hat sein erstes Opfer auf wirklich schlimmste Weise in diesen Bunker gelockt. Und ganz kurz gesagt, die beiden waren schon befreundet, waren im selben Schwimmkurs, die kannten sich schon echt lange. Und haben dann, weil sie auch ganz dringend Geld brauchte, hat er ihr so einen komischen Deal angeboten. Geld aus der Schweiz anzulegen und blablabla. Auf jeden Fall musste sie dafür, weil sie gemeinsam den Flieger nehmen wollten, und sie ihn abgeholt hat, kam sie zu ihm. Dann hat er ihr alle Wissen von seinen SM-Vorlieben. Das ist auch kein offenes Geheimnis. Dann hat er sie mit in den Bunker genommen und hat sich selbst angekettet, kurz mit Handschellen. Hat ihr den Schlüssel gegeben. Hat ihr auch den Koffer mit Geld, in dem Moment, den die beiden mitnehmen wollten, in die Schweiz hingestellt und gesagt, nimm den Koffer, nimm den Schlüssel, setz dich einfach mal oben hin. Guck mal, wie es sich anfühlt für dich. Vielleicht gefällt es dir ja. Und sie war verwirrt, aber setzt sich dann nach oben hin. Man sieht aber einfach sehr zwiegespaltene Gefühle. Sie versteht nicht so richtig, was das hier gerade soll. Und nach kurzer Zeit geht sie halt wieder runter und sagt, ach komm, das ist doch blöd. Lass uns mal losfahren. Und er sagt, okay, du weißt jetzt, dass du die Seite nicht magst. Aber willst du mal ganz kurz die andere Seite ausprobieren? Vielleicht ist das was für dich. Und sie sagt Nein, das ist nichts für mich. Ich weiß das schon. Lass mal losfahren jetzt. Sie haben noch was ganz anderes vor. Und er sagt, nur eine Minute und dann fahren wir los. Ja, und dann gibt sie ihm ihr Handgelenk und er kettet sie fest. Und noch im ersten Moment, auch als er dann das erste Mal rausgeht aus dem Bunker, denkt sie ja noch, er kommt gleich wieder. Und das ist ja hier nur ein kleiner Spaß, bevor wir aufbrechen. Und dann dieser Moment, wo sie realisiert, Scheiße, was habe ich gemacht? Das war wirklich super schrecklich für mich und ich konnte es kaum aushalten, am Set zu sein. Wir können dann immer auf solchen kleinen Monitoren, auch wenn wir nicht in der Szene sind, schauen, was die Kamera sieht. Das war der eine Moment, wo ich meinen Monitor ausgemacht habe und wo ich auch mal kurz rausgegangen bin. Weil sie hat das, diese Realisation so dermaßen gut gespielt von Unglauben zu Angst zu Terror einfach, ja, den man da spüren muss, wenn dir auf einmal bewusst wird, ich komm hier nicht mehr weg.
Sebastian Das ist deine persönliche Horrorvision, ne?
Sari Und das würde mir halt aber auch nicht passieren, weil um den Schluss wieder zu kriegen, ich spiele nicht mit Leuten, denen ich nicht 100% vertraue. Und für mich gibt es da halt auch keinen, wo dann Leute oft sagen, ja dann gib doch nur 50% von dir oder lass doch dich nur 50% so dolle schlagen, ja als Beispiel, wie du eigentlich möchtest. Sowas gibt es halt für mich nicht. Entweder gebe ich alles was ich bin oder ich habe dann auch keine Lust. Was will der Mensch denn dann von mir sehen? 50 Prozent von mir? Das bin ich einfach nicht.
Sebastian Also ich merke welchen Impact du von da mitgenommen hast. Also auch wenn du eine gewisse Kontrolle da hattest und auch du hast einen Job den du erfüllst. Trotzdem kommt da ein Moment, der dich... Packt oder der, der auf dich, ja, der einfach wie so eine Wand auf dich zukommt, bumms und dann ist er da, ne?
Sari Ja, der mich auch noch mal sensibler und feinfühliger gemacht hat, ja.
Sebastian Sorry, die Uhr sagt mir, ich hab noch ein paar Pflichtdinge heute und deshalb werde ich jetzt hier das Thema mal ganz galant wechseln.
Sari Na gerne, aber schaut euch alle "Gefesselt" an auf Amazon Prime.
Sebastian Ich werde es verlinken und dann schreibt was drunter. Ich werde mir wahrscheinlich auch nochmal das Ganze geben in einem, mal gucken, wann. ne? Aber ich dachte so thematisch, boah, ist das eigentlich nicht das Genre, was ich gucke.
Sari Aber es ist halt auch wirklich, ich sag mal, im amerikanischen Stil gefilmt. Das macht es auch wirklich fürs Auge. Sehr interessant. Gutes Farbschema. Die haben sich da echt was dabei gedacht, ja. Das Drehbuch ist auch top.
Sebastian Bevor wir das vergessen, und das liegt schon da, eigentlich will ich ja mal nicht vorher wissen, was das ist, es gibt ja ein Ding der Woche und ja, du hast was mitgebracht, darf ich es mal in die Hand nehmen?
Sari Na, sehr gerne.
Sebastian Das ist eine Bullwhip in rot-schwarz und sie ist auch relativ lang, man sagt das ja immer in Fuß. Wie viel Fuß mögen das sein?
Sari Das weiß ich nicht, ich glaube, sie ist zweieinhalb Meter lang.
Sebastian Ja und sie ist schwer, sie ist erstaunlich schwer und sie ist, ja erst mal sie ist das Ding der Woche und sie hat einen kleinen Cracker dran, der ist sogar relativ neu würde ich sagen, extra nochmal ausgetauscht hierfür? Nein? Okay. Und sie fühlt sich böse an. Sie hat wirklich einen schön schwer ausbalancierten Griff, muss ich ja mal sagen. Geschenkt, gekauft, selber gemacht?
Sari Gekauft.
Sebastian Und wie lange begleitet die dich schon?
Sari Seit anderthalb Jahren etwa.
Sebastian Okay, das ist Leder, echtes Leder vermute ich sogar und es riecht auch noch ein bisschen danach und ja, ich hätte jetzt von dir natürlich erwartet, dass du irgendein Seil mitbringst oder so ein Seilwirbel oder irgendwas, aber nein, es ist eine Bullwhip. Warum?
Sari Naja, ein Seil hätten ja wirklich alle erwartet.
Sebastian Deshalb finde ich das sehr gut.
Sari Genau, und wir haben ja auch schon wie gesagt darüber geredet, es kommt darauf an, was fühle ich, wenn ich Dinge mache oder wenn sie an mir gemacht werden und es ist am Ende halt wirklich egal, welches Werkzeug es ist. Ich fühle mich niemals so unverwundbar und stark und stolz, als wenn ich die Schallgeschwindigkeit durchbreche. Und das ist halt wirklich eine Sache, die mich so kickt an diesen Bullwhips. Ich habe auch noch nie verstanden, warum ich jemanden mit meiner Bullwhip einwickeln sollte, weil ich will ja cracken. Und deswegen übe ich von Anfang an auch auf Ziel zu cracken und wenn ich die an Menschen benutze, cracke ich auch an den Menschen und ich wickele da niemanden ein. Und ich will auch damit nicht sagen, das hat keine Berechtigung, diese Technik. Jeder soll das ja wirklich so machen, wie man möchte und es sind halt verschiedene Arten. Ich habe da auch schon viel mit Bullwhip-Liebhabern drüber geredet, aber ich wüsste nicht, warum ich meine Bullwhip benutzen wollte, wenn ich sie nicht dazu benutzen wollte, um zu cracken.
Sebastian Das ist die Faszination am Knall, ja, und dass du das so auslösen kannst.
Sari Genau das.
Sebastian Du hast eben hier vor einem Stündchen schon hast du mal damit kurz im Garten gestanden und ein bisschen gecrackt und was ich fasziniert fand, war, du stehst dann da und du hast plötzlich eine ganz andere Körperhaltung eingenommen. Ich fühlte mich erinnert an Matrix, wenn Neo beigebracht bekommt, zu kämpfen, wie seine Körperhaltung sich plötzlich ändert, auch dein linker Arm, der war so flache Hand und vorm Körper liegend, ja, so ein bisschen ausbalancierend und dann kam das so, ich sag mal so, aus der Hüfte, durch den Oberkörper, in den Arm, in die Peitsche, so. Bis ans Ende. Also eine fließende Bewegung durch den gesamten Körper, wo ich dachte, ui, da fühlt sich aber jemand sehr wohl gerade damit.
Sari Ja, ich sag mal, es gibt natürlich ja verschiedene Cracks, aber gerade beim Overhand Crack, das habe ich ja vorhin gemacht, da macht das sehr viel Sinn, den Körper mitzubenutzen, um halt den Schwung mitzunehmen. Zum Beispiel beim Cattleman's Crack stehe ich einfach nur da und bewege nur meinen Arm, da macht das jetzt gar keinen Sinn, dass mein Körper da mit eine Welle macht, das würde das am Ende vielleicht noch erschweren. Aber tatsächlich, oft wenn ich Dinge mache, bei denen ich nicht nachdenke, also zum Beispiel BDSM, dann fühle ich mich eher wie eine Kreatur, wie ein, ja, wie irgendein Geschöpf, was jetzt aber nicht männlich oder weiblich ist, sondern es ist eher so ein bisschen eine kriechende Kreatur irgendwie. Und mein ganzer Körper bewegt sich ein bisschen animalischer. Das höre ich auch häufig, wenn Menschen mich beim Fesseln beobachten. Und ich glaube, das ist aber auch das Besondere, wenn wir ja nicht mehr darauf achten, wie wir uns bewegen, sondern einfach Dinge aus uns kommen, aus uns herauskriechen.
Sebastian So einfach so ein Sein, ja?
Sari Und ich glaube, das ist dann das, ja, wenn wir nicht mehr aufpassen, wie sitze ich, wie stehe ich, sondern.
Sebastian Ist das deine erste Bullwhip?
Sari Das ist also nicht die erste, die ich benutzt habe, aber meine erste eigene, ja.
Sebastian Okay, warum wolltest du die haben? Also was ist an einem Bullwhip-Hauen so besonders spannend im Vergleich zu jedem anderen Gegenstand, mit dem man irgendwie spanken könnte oder irgendwas? Also ja, die Geschwindigkeit, okay, das Ding liegt bei dir in der Hand, aber was ist nochmal, warum fällt dann die Wahl immer auf dieses Gerät?
Sari Fällt gar nicht immer auf dieses Gerät. Wenn ich Platz habe, würde ich es immer auf dieses Gerät fallen. Ich finde was Nices an anderen Geräten, wenn ich zum Beispiel eher die nehmen würde, zum Beispiel greife ich eher zum Rohrstock, wenn ich Bock auf geile Geräusche habe oder eher ein bisschen rhythmischer schlagen möchte. Wenn ich aber wirklich Platz habe, dann liebe ich es halt einfach auch diese krasse Angstkomponente. Du musst ja nicht jemanden treffen und du löst trotzdem die schlimmste Angst aus, wenn du neben dem Kopf eines Menschen crackst oder alleine neben seinem Schwanz oder vor seinen Füßen. Ich hatte die heißesten Momente, in denen ich jemanden vor mir durch den Steinbruch getrieben habe, ohne ihn ein einziges Mal zu treffen. Und während er rückwärts von mir weggestolpert ist, wurde sein Schwanz hart Und wir wurden beide so heiß wie noch nie in unserem Leben. Ja und das ist halt auch das Besondere daran, diese große Komponente von bis gleichzeitig kann ich die wie so eine langsame Schlange über deinen Körper gleiten lassen und streichel dich und im nächsten Moment macht sie dir so eine Angst, dass man fast losweint. Ich habe ja heute auch schon erzählt, ich liebe dieses Spiel zwischen den Gegensätzen und das ist damit auch wieder sehr einfach für mich.
Sebastian Auch das, ich gehe schon wieder zum Zauberer rüber, so der Zauberstab, damit kannst du Effekte machen. Du musst nicht treffen, du musst keine Spuren hinterlassen, aber du kannst und alle sind sich bewusst, das kann heftig werden, wenn du es nur willst.
Sari Genau.
Sebastian Und das alles ist eigentlich nur eine Bewegung des Handgelenks weit weg.
Sari Und ich will auch nochmal jedem sagen, ich habe, bevor ich nicht neun von zehn, sagen wir neunzig von hundert Schläge treffe, genau auf den Punkt an dem Baum, auf dem Blatt, auf dem Stück Besenstiel, den ihr euch irgendwo hinstellt, was auch immer. So lange habe ich nicht angefangen, auf Menschen zu schlagen oder zu cracken. Und es ist einfach nur ein geiles Gefühl, wenn du den Nippel treffen willst und ihn auch triffst und nicht aus Versehen das Gesicht. Und das ist ein langer Weg gewesen auch. Und auch das fühlt sich einfach so gut an. Ja, mittlerweile nicht nachzudenken, wenn ich das mache, weil ich habe ganz viel nachgedacht, wenn ich draußen geübt habe. Ja, und ähm... Dann wird das erst ein besonderer Moment, wenn ich einmal jemanden mit voller Wucht hinten ans Ohr cracke, anstatt auf den Rücken, spielt diese Person wahrscheinlich nie wieder mit mir und der Bullwhip. Das ist nochmal eine ganz große Verantwortung, finde ich auch. Je mächtiger das Gerät ist, das ich benutze, desto sicherer muss ich mich selbst damit fühlen, um es auch benutzen zu können. Und ich hatte wirklich den heißesten Moment mit einer riesigen, wunderschönen Frau auf der letzten Obscene-Messe. Und sie hatte ein Kleid an und wollte von mir ausgepeitscht werden. Wir kennen uns auch persönlich, das war jetzt nicht irgendein random Messebesucher. Und dann habe ich sie gebeten, weil ihr restlicher Körper hatte halt schon so viele Spuren, da wo ich eigentlich hinschlagen würde. Und dann war das halt das erste Mal, dass ich jemanden auf die Vorderseite, auf die Brust und auf den Bauch geschlagen habe damit. Was natürlich super sensibel ist, um da jemanden mit der Bullwhip hinzuschlagen. Und ab einem Punkt habe ich gedacht, das ist zu viel. Ich habe sie gebeten, dass sie sich umdreht. Und weil ihr Kleid aber immer noch auf der Hüfte hing und ich halt ihren Hintern dann schlagen wollte, habe ich dann halt mit Cracks das Kleid hinten runtergeschlagen. Und das fühlt sich natürlich der Wahnsinn an, ja, wenn ich nicht zwischendurch rangehen muss oder sage, zieh dein Kleid runter oder irgendwas, was natürlich auch alles super hot umgesetzt hätte werden können, ja. Aber das sind so die Momente, wofür ich dann echt lebe, ja, dass ich dann so handeln kann, ohne an mir zu zweifeln, an der Situation und alle sich einfach nur super sicher und gut fühlen mit dem, was da gerade passiert, ja. Und auch die Person, die geschlagen wird, fühlt sich ja natürlich super safe, wenn sie merkt, ah krass, das geht auch.
Sebastian Ich muss mal das Publikum ansprechen, ihr seht nicht ihre Blicke, diese Begeisterung, dieses Feuer, dieses so, das bin ich, das ist mein verlängerter Arm. Also das ist dann auch kein Werkzeug mehr würde ich sagen. Das ist dann wirklich ein Stück von dir? Wahnsinn, das ist ja ein böses Werkzeug, also das hat Macht, das hat Schadpotenzial. Gibt es noch irgendwas, was du gerne mal ausprobieren würdest, wo du sagen würdest, damit würde ich gerne mal spielen, das möchte ich gerne mal machen, was weiß ich, oben in der Takelage auf dem Segelboot fesseln, ja kann spannend sein, wenn alles schwankt um 10 Meter rechts, links, weiß ich nicht, aber gibt es noch was, wo du sagst, boah, das wäre jetzt nochmal so ein Ding, wenn ich das in die Finger kriege, Wahnsinn, darin werde ich richtig gut und dann mache ich das genau damit.
Sari Und worin ich richtig gut werden wollte, war Shibari und die Bullwhip. Und in beidem bin ich jetzt mittlerweile fortgeschritten. Aber ich bin immer noch auf jeden Fall verständnisvoll genug, um zu sehen, dass der Weg einfach immer weiter und vor allem breiter wird auch, je tiefer man irgendwo reingeht. So jetzt spontan fällt mir nix ein, wo ich richtig gut werden wollen würde. Weil ich sag mal, alle Schlagwerkzeuge benutze ich sicher und gut und hab auch Lust, die zu benutzen und hab die auch alle. Seile habe ich und benutze ich viel.
Sebastian Ja, wie, keine Herausforderungen mehr? Das klingt fast nach Langeweile.
Sari Nee, weil ich hab ja gerade probiert zu sagen, ich hab genug zu üben an der Bullwhip oder an den Seilen nach wie vor. Ja.
Sebastian Okay, ich mag noch mal so ein bisschen auf diese Szene eingehen, auf diese Vanilla-Szene. Also, du hast ja viel mit Menschen zu tun, gerade an so einem Set oder so, die mit BDSM nichts anfangen können. Und auch du hast genauso wie ich und wahrscheinlich fast alle BDSMer das Problem, man möchte die Leute begeistern. Aber kannst du mir einen Hint geben, wie kann man Menschen, die jetzt BDSM, dieses Feuer nicht in sich tragen, wie kann man die so ein bisschen zumindest mitnehmen und dieses Verständnis erreichen? Also wie kann man es ihnen erklären? Hast du da schon was probiert? Hast du da vielleicht einen Weg, dass man die Menschen nicht gleich überfordert, überfährt und dass man sie auch manchmal mit schockt, weil man ja kann, kann man die Leute schocken? Wie kannst du respektvollen Menschen, die damit nichts anfangen können, sagen, Hallo, das ist BDSM und ich helfe dir jetzt zu verstehen, warum das interessant ist.
Sari Genau deswegen mache ich ja, was ich mache. Und zwar habe ich aus meiner Erfahrung heraus gelernt, es bringt halt nichts und ich kann ja alleine das Gespräch aufgreifen, wie ich meinen Eltern erzählt habe, dass das jetzt mein Job ist und was ich jetzt mache. Ich kann natürlich nicht zu meinen Eltern gehen und sagen, ich lasse mich jetzt von einem Mann nackt fesseln, dem ich mich jetzt ausliefere und der dann mit mir machen kann, was er möchte. Ja, natürlich noch mal auf die Eltern bezogen, ist das noch mal schlimmer, als wenn ich das jetzt zu meinen Freunden so gesagt hätte. Und auch die wären durchgedreht, wenn ich denen das so gesagt hätte. Ja, ähm, was aber immer geht, ist halt, den Menschen zu beschreiben, was ich dabei halt fühle, ja, was ich suche. Und was ich suche, was wir heute auch schon besprochen haben, ist ein intensiver Austausch mit jemand anderem. Und ich erkläre das dann halt auch zum Beispiel einfach mit Tanzunterricht. Das machst du ja auch nur mit jemandem, den du magst, dem du gerne nahe bist, dem du auch vertraust, dass, wenn es zum Beispiel eine Frau ist, die mit einem Mann tanzt, dem Mann, dem du dann auch vertraust, der kann die Technik, der kann dich führen, der ist aufmerksam und zuvorkommend und nett und du magst diese Person erstmal. Dann kommen halt technische Faktoren dazu, die du vorher abschätzt. Kann ich mir vorstellen, das mit diesem Menschen gemeinsam zu machen? Hat der die Technik oder nicht? Und dann ist es ja am Ende genau das, dass jeder versteht, dass ich gesehen werden will. Jeder versteht, dass ich gehört werden will und, dass ich mich ausdrücken will in dem, wie ich bin. Und wenn das dann noch jemand bezeugt in einer liebevollen Art und Weise, das versteht einfach jeder. Und wenn ich dann halt beginne zu beschreiben, dass es halt durch gewisse Techniken oder Praktiken, ja, wie man dann diese Gefühle halt erreicht, dann verstehen Menschen auch ganz oft, ah, okay, es ist gar nicht die Praktik an sich, nee, nee, es ist immer das Gefühl, was dahinter steht und wie wir das dann erreichen, das sind ja so viele Menschen, wie es gibt, individuelle Wege, ja, und das verstehen viele.
Sebastian Kannst du das Gefühl kurz beschreiben, das du erreichen möchtest?
Sari Naja, wie beschreibt man denn ein Gefühl? Stell dir einfach vor, du hast in dem Alltag immerzu eine Maske auf. Wir trauen uns oft nicht, aber auch aufgrund von falschen Verdächtigungen, uns eigentlich zu zeigen, wie wir sind, aus Grund vor Ablehnung oder sonst was. Und sich dann einmal genau so zu zeigen, wie man ist, vielleicht halt auch mit Tränen oder Zorn oder alle diese von der Gesellschaft sogenannten negativen Emotionen. Wenn man sich dann jemandem so zeigen kann und man wird in dem Moment nicht abgelehnt, sondern jemand wertschätzt, dass er dieses Vertrauen, was du dem Menschen damit schenkst, dich so zu zeigen, wie soll man das Gefühl beschreiben? Aber genau das ist es. Und das ist so mächtig. So viele von uns haben das leider zu wenig bekommen, als wir aufgewachsen sind. Wirklich verständnisvoll, also angesehen und geliebt zu werden. Und es kann so viel, ich sag mal, heilen auch irgendwie. Ich will jetzt auch nicht sagen, dass BDSM eine Therapieform ist, aber es kann durchaus mit den richtigen Menschen, im richtigen Rahmen, auch heilende Wirkung haben auf uns.
Sebastian Ich würde das jetzt mal auf die Begriffe Geborgenheit, sich geliebt fühlen, runterbrechen.
Sari Und unendliches Vertrauen jemandem zu schenken. Wann machen wir das schon? Und das sind eigentlich die Gefühle, die uns menschlich machen und die uns auch wirklich in eine Verbindung bringen, die uns Dinge über uns selbst erfahren lassen, wenn wir uns so begegnen können.
Sebastian Wenn du das einer Person so beschreibst, dann sagt die, ja, aber das ist doch eigentlich nur schmutziger Sex. Also sagt das überhaupt eine Person? Also ich finde immer, in dem Moment, wo etwas mit Sexualität dann verbunden wird, dann wird der Sache die Bedeutung abgesprochen, die Ernsthaftigkeit. Ach, es ist mit Sex, okay, dann ist es eh nur Schweinkram.
Sari Genau, und ich sag dann, naja, du tanzt ja auch am besten, wenn da ein kleines Knistern ist zwischen deiner Tanzpartnerin und dir, oder? Und dann können Leute das auch schon wieder ein bisschen besser verstehen, dass Sex ja nicht, ne, und ich sag dann auch gerne ja, wenn, ich sag mal, wir das mit unseren Klischees über Mann-Frau-Sex, dann, ja, würde ich es auch langweilig finden. Und dann probiere ich aber zu beschreiben, wie viele Facetten oder welche Tiefe ja auch diese Art der Verbindung an Sexualität haben kann oder auch nicht. Ich persönlich, für mich ist das auch super sexuell. Ja, ich kann auch mit Menschen nicht so viel anfangen, die sagen, ich mache das nur aus Spaß und Giggle an der Freude so mit meinen Freunden und doch verstehe ich das auch. Ich weiß nicht, Menschen, die das nur auf Sexualität beziehen oder nur auf Spaß oder Hobby. Es ist wirklich nicht super leicht, das Ganze natürlich wirklich zu beschreiben. Und wenn Menschen es verstehen möchten und selbst offen genug sind, ist immer die Neugierde da. Wenn doch eigentlich wieder nur über Klischees gesprochen oder darauf rumgeritten wird, wollen Menschen das auch nicht verstehen.
Sebastian Ich merke, anstatt hier nochmal so kurze Fragen zum Ende hinzustellen, mache ich gerade hier ein Fass nach dem anderen auf. Sorry, ich fürchte, ich gucke mal auf die Uhr. Du musst ja heute auch noch einen Zug nehmen. Okay, wir müssen uns ein bisschen sputen. Das heißt, ich läute jetzt mal die Kategorie Shorts hier ein.
Sari Let's go.
Sebastian Ok, also kurze Antwort, nur ein paar Sätze. Zu folgenden Dingen. Gibt es eine Fesselszene, die nicht die BDSM-Szene ist? Und was ist anders?
Sari Nein, es gibt eine Fesselszene, die aber auch zugehört zur BDSM-Szene.
Sebastian Ok, kann man nicht trennen?
Sari Nee.
Sebastian Stimmst du der Sache zu? Bondage ist gleich Kunst, ist gleich Vanillawelt. In der Kunst ist ja alles erlaubt, das ist das Schlupfloch. Okay, der Blick, liebes Publikum, dieser Blick, diese leichte, so, was labert der da, was ist das für?
Sari Ich find's ja gerade ganz spannend, wo mein Kopf gerade hingeht. Ich liebe es ja auch, meinen Alltag zu romantisieren. Von daher, ja, ja, Bondage ist auf jeden Fall Kunst und zum Beispiel Fotos von mir aus Sessions sind ja auch das, was auch Vanillamenschen anspricht. Ich glaube, egal welche Kunstform aus reinem Herzen und mit guter Intention ausgeführt, spricht Menschen an. Egal ob Vanilla oder BDSM oder wo auch immer her.
Sebastian Ja, das ist glaube ich diese Ästhetik und ich glaube, dass Bondage auch diese Brücke bauen kann zu mehr Verständnis, Miteinander und Respekt, weil man da nochmal so ein gemeinsames Ding hat, wo beide Welten so ein bisschen sich hin orientieren können.
Sari Ja, hat auf jeden Fall ein paar gute Überschneidungspunkte.
Sebastian Was habe ich hier noch Schönes? Sport ist wie BDSM. Du hast am Anfang was von Extremsport gesagt. Du kannst es also vergleichen und ich hoffe, dass du jetzt meinen Marathon-Vergleich nicht zitierst. Ist Sport wie BDSM?
Sari Auf jeden Fall sind es sehr intensive körperliche Reize, wenn man unten spielt. Das hat viel auch mit Sport zu tun. Seitdem ich aktiv und passiv in den Seilen bin, ist mein Körper so stark wie noch nie. Auch das kann ich da nur bestätigen. Ja, es ist Sport. Es werden Muskelgruppen angesprochen, die ich nicht dachte, die existieren, obwohl ich Sport studiert habe. Ich bilde mir immer noch ein, die sind dann neu dazugekommen irgendwie. Und für mich ist es eine andere Art der Beschäftigung mit mir selbst sehr körperlich, von daher... ja.
Sebastian Scham. Das darfst du jetzt interpretieren.
Sari Okay. Ich liebe es, Scham hervorzurufen, wenn ich Menschen fessele. Bei mir selbst klappt das auch ganz gut. In den Seilen nicht, weil ich mich schäme, dafür nackt zu sein. Aber weil mir die Entscheidung abgenommen wird, ob ich gerade entscheide, ob ich nackt bin oder nicht. Da spielt wieder ganz viel Mindfuck-mäßig eher mit rein. Bin ich ziemlich schambefreit, weil ich weiß, dass ich richtig bin, so wie ich bin. Und ja, solange ich nicht irgendwem was Schlechtes wünsche oder möchte oder tue, wüsste ich jetzt auch nicht, wofür ich mich schämen muss. Ich liebe es, Rollen einzunehmen. Ich habe heute schon mal gesagt, ich habe das Gefühl, ich kann alles sein, was ich möchte. Das macht mich dabei nicht weniger unauthentisch in dem Moment. Von daher empfinde ich das immer gar nicht so richtig als Rollenspiele, sondern einfach als verkörperter Anteil von mir in dem Moment. Entweder ich spüre das wirklich in mir und das will dann auch raus, oder ich würde eine andere Rolle sein in dem Moment, die sich dann wieder authentisch anfühlt. Aber ich würde jetzt nicht irgendwie ... Ich habe auch das noch nie gemacht, lasst uns mal zum Beispiel Krankenschwester und Patient jetzt spielen. Dass wir dann in so eine Dynamik kommen, dass ich dann doch entscheide, was hier wann untersucht wird, ist was anderes, ja, aber so eine, das ist nicht so wirklich für mich im Moment.
Sebastian Okay, was machst du nicht mehr?
Sari Puh, ich lasse nicht mehr... Ist das schwer zu sagen.
Sebastian Man probiert ja Dinge und dann stellt man fest, ist nicht meins oder damit kann ich mich nicht identifizieren oder zu gefährlich oder ist einfach Blödsinn.
Sari Also was ich einfach merke ist, es gibt da nicht so richtige Sachen, die ich nicht mehr mache. Ich bin halt zum Beispiel eher auf natürliche Sextoys irgendwann umgestiegen, weil ich gemerkt habe, boah, ich stehe gar nicht darauf, wenn man mir irgendwas Silikon-mäßiges oder sonst was reinsteckt. Oder ich will das auch nicht bei jemand anderem reinstecken. Ich bin irgendwie einfach ein total natürlicher Typ. Entweder nimmst du einen Finger oder eine Zunge oder einen Schwanz oder einen Holzstock oder einen Stein oder ein Kristall oder so. Aber all diese unnatürlichen Materialien, das habe ich eher so ein bisschen hinter mir gelassen.
Sebastian Also der korrekt anatomisch geformte Jelly-Penis ist so dein Feindbild?
Sari Nicht mal unbedingt, aber ich benutze es auch an anderen so, ja, aber an mir persönlich, ich merke, ich mag nichts Unnatürliches in oder an mir.
Sebastian Mhm.
Sari Ansonsten, ja, habe ich eine Zeit lang mich halt in der krassen Dynamik immer mal wieder markieren lassen mit den Initialen. Ja, da haben wir die immer wieder in meine Haut reingeritzt. Nicht super tief, aber so, dass sie halt immer wieder sichtbar war. Das sind auch Sachen, die würde ich jetzt nicht einfach so machen mit irgendwem, aber es ist auch nicht so, dass ich es nie wieder machen würde. Ja, es fehlt dann halt einfach gerade die Person, wo ich Lust darauf habe, das gemeinsam zu machen. Ja.
Sebastian Okay, dann habe ich hier noch eine Aussage. Seil ist Liebe.
Sari Alles ist Liebe. Aber Seil ist große Liebe.
Sebastian Super. Okay, jetzt habe ich so als allerletztes noch eine Frage, nämlich, ich meine, du hast ja schon tausend Interviews irgendwo gegeben und alle wollen im Grunde das Gleiche wissen und ich nehme mich da auch nicht aus. Welche Frage hätte dir mal irgendwann irgendjemand mal stellen sollen oder ich heute? Also welche Frage hättest du gerne mal beantwortet? Und jetzt bitte nicht antworten, sondern ich möchte nur die Frage wissen.
Sari Was würdest du gerne mal erreichen als Riggerin?
Sebastian Kann ich dir diese Frage stellen?
Sari Nee, du hast gesagt, ich soll nur die Frage sagen.
Sebastian Okay. Dann mutmaße ich mal, dass die Antwort darauf spektakulär ist. Die muss jetzt irgendjemand anderes mal stellen. Das heißt, wenn du in irgendeinem anderen Interview bist und die Person stellt dir diese Frage, die ich sträflichst vernachlässigt habe oder vergessen habe, dann weißt du, dass die Person hier zugehört hat.
Sari Das wäre super.
Sebastian Sari, ich könnte mich noch den ganzen Tag, die ganze Nacht und noch morgen mit dir unterhalten, weil ich habe jetzt mehr Fragen als vorher, aber ich werde mich jetzt zügeln. Das hat mir gerade unglaublichen Spaß gemacht und auch dieser Spirit und auch dieses Gefühl. Du machst Dinge, du erreichst sie, du machst sie aber nicht, ich sag mal, aus Fahrlässigkeit, sondern du weißt schon, was du tust und du behauptest dich auch in der Welt, wo, ja, warte mal, ich hab irgendwo den Satz noch stehen, ich war mir jetzt ehrlich gesagt, war es mir zu schäbig, diesen Satz zu sagen, aber ich werde es jetzt trotzdem tun. Männer machen halt, aber Frauen bewegen die Welt, wenn sie sich sicher sind. Und ich glaube, den Eindruck habe ich bei dir auch so, was du tust, das hat Hand und Fuß. Du machst die Sachen nicht unter deiner Würde oder für den Mammon oder für irgendwas, sondern du machst die Sachen, weil du sie kannst, weil du sie willst und weil du dahinter stehen kannst und das finde ich total schön und davon braucht es einfach mehr. Es braucht mehr Saris.
Sari Dankeschön. Ich glaube, es braucht nicht mehr Saris. Ich glaube aber auch, es braucht mehr Leute, die keine Angst mehr davor haben, was ihr Potenzial sein könnte und was sie erreichen könnten. Ja, das braucht es mehr.
Sebastian Das nehme ich jetzt als Schlusswort. Jetzt kommen auch die Windböen, die uns in die Aufnahme reinpfuschen wollen. Vielen Dank, dass du vorbeigekommen bist. Ich wünsche dir eine wunder-, wundervolle Heimfahrt und noch mal vielen Dank. Und wir sehen uns bestimmt wieder. Und ich bin auf Updates sehr gespannt.
Sari Danke, Sebastian. Es war super schön mit dir. Bis bald.
Sebastian Danke. Tschüss.
Sari Tschüss.