Madame Kali Dreadful

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Sebastian Hallo und herzlich willkommen zu Folge 97 der Kunst der Unvernunft. Mein Name ist Sebastian Stix und hier sprechen Menschen über BDSM. Was sie erleben, was ihre Motivation ist und ganz schlicht darüber, was sie glücklich macht. Ich hab jetzt schon ein paar Mal mit SexarbeiterInnen gesprochen und dachte, das Thema ist jetzt ausreichend behandelt. Und dann hab ich Kali Dreadful kennengelernt. Wir hatten ein kleines Vorgespräch, das war dann doch etwas länger als gedacht und mein Zettel war hinterher so voll. Ich musste sie unbedingt einladen und ihr werdet das Ganze ja nicht bereuen. Klar, wir sprechen über das Dominasein im Allgemeinen, vom Studiobetrieb über Workshops bis hin zu Touren durch andere Studios in ganz Deutschland. Wir sprechen über Spielgeräte, viktorianische Erziehung, Klamotten und Zeug. Das ist alles spannend, aber da ist noch mehr. Für Kali ist BDSM nicht nur im Beruf da. Das gehört einfach zu ihr. Und auch privat ist BDSM einfach Teil ihres Lebens. Aber jetzt kommen so ein bisschen die Konflikte. Wie trennt man das und was macht sie wo? Und was passiert eigentlich, wenn im Notfall der Krankenwagen ins Studio gerufen werden muss und der Gast gerettet werden muss? Welche Grenzen hält Kali ein? Und wie schafft sie es, sich gut und sicher zu fühlen? Kali hat eine, ja, eine unglaublich nahe herzlich bös liebe Art. Da ist viel Wertschätzung, Verantwortung. Und bei dieser Aufnahme hat sie mir sogar erlaubt, ihren gesamten Reisekoffer unabgesprochen zu durchwühlen. Möglicherweise haben die gefühlt 50 Grad im Aufnahmezimmer dabei geholfen. Aber ihr werdet, glaube ich, genauso viel Spaß haben wie ich. Eine kleine Content Notice habe ich auch noch für euch, bevor es losgeht. Wir sprechen heute über Gesundheit, genauer über Kalis Krebserkrankung in der Vergangenheit. Wenn ihr euch mit diesem Thema nicht wohl fühlt, bitte ich euch die entsprechenden Stellen zu überspringen. Die Kapitelmarken helfen dabei. Und nun los geht's mit Folge 97 mit Kali Dreadful. Liebes Publikum, ich sitze hier bei Sonnenschein oben unter dem Dach und die Sonne sorgt jetzt dafür, dass wir uns hier beeilen müssen. Wir, ja das bin ich und das ist Kali Dreadful, hallo.
Kali Hallo.
Sebastian Ja, ist warm hier, ne?
Kali Ja, aber ordentlich.
Sebastian Ja, aber das kriegen wir hin, das wird schon irgendwie passen. Wir werden hier einfach ganz viel trinken und ja, erst mal ganz toll, dass du hergekommen bist.
Kali Ja, vielen Dank für die Einladung.
Sebastian Und ich stelle dich mal ein bisschen vor, du kommst aus NRW, bist 36, wir haben übrigens das Jahr 2023 mal als Orientierung für Menschen, die das später hören und du bist Domina.
Kali Ganz genau. Nicht nur.
Sebastian Genau, nicht nur oder vielleicht auch bald weniger, was die Zukunft bringt, man wird alles sehen, mal gucken. Und jetzt ist natürlich der Punkt, das Publikum wird jetzt sagen, oh, hat er schon wieder eine Domina-Folge.
Kali Oh ja, langweilig.
Sebastian Nein, kann er nicht, weil, also erstmal haben wir da, mag ich auf die Folgen verweisen, ja so funktioniert's im Studio ganz klassisch und auch aus wirklich aus Business-Perspektive. Hört euch Folgen Nummer 29 mit Nika, 67 mit Madame Charlotte oder 87 mit dem Dominus an. Wir machen jetzt da ein bisschen weiter, wir gehen also ein bisschen tiefer da rein. Und das kommt ja auch alles vor, aber wir machen jetzt quasi den nächsten Teil. Das ist ja nun mal auch ein Stück weit BDSM Szene, die sichtbar sein soll. Du hast versprochen, du wirst dich heute ein bisschen um Kopf und Kragen reden.
Kali Ja unbedingt. Ich muß Unfug machen heute.
Sebastian Unfug ist super. Mein Spickzettel, der ist ehrlich gesagt so ein kleines Massaker heute. Wir könnten jetzt einfach ganz vorne anfangen. Ich stelle erstmal eine ganz blöde Anfangsfrage. Machst du BDSM auch privat?
Kali Ja. Ich hab's ja vorher auch privat mehr gelebt, bevor ich dann mal irgendwann in die Öffentlichkeit getreten bin und gesagt hab, so jetzt mach ich mich selbstständig auch, hab ich natürlich auch BDSM vorher privat gelebt, das lebe ich auch heute immer noch.
Sebastian Okay, das macht auch immer noch Spaß, obwohl das ja auch Beruf ist.
Kali Ja, es ist nicht dasselbe, es ist immer nochmal ein Unterschied auch, was man privat macht, ist nicht auch immer das, was man im Studio lebt. Für mich sind die Dinge auch privat mehr Fetisch bezogen, aber ja, es ist immer individuell.
Sebastian Ja, ich bin sehr gespannt. Also ich habe deine Webseite ein bisschen durchsucht und, ja, welchen Überblick kann ich dem Publikum denn jetzt schon mal geben? Also wir sprechen über starke Frauen natürlich, wir sprechen über Notfälle und Krankheiten, wir sprechen über den Spaß an der Sache, über das Bild der Domina, wie sich das gewandelt und verändert hat. Ja, du hast mich jetzt auch nicht angeschrien oder so.
Kali Ne, das ist jetzt auch nicht so, dass das charakterlich eine Eigenschaft von mir wäre.
Sebastian Also mein Job ist natürlich dich jetzt heute mit einem Haufen Klischees zu überhäufen und dann musst du dagegen anreden. Das tut mir ein bisschen leid, ich hör damit auf, sobald wir mit der Aufnahme fertig sind.
Kali Hau raus, ich kenn das ja alles.
Sebastian Das tut mir jetzt schon ein bisschen leid, aber vielleicht kriegen wir auch eine andere Richtung hin. Ja fangen wir doch einfach mal wie immer von vorne an. Du sitzt heute hier, wie ist es dazu gekommen, dass du überhaupt mit Kink in Kontakt gekommen bist? Also wo hat BDSM dich gefunden?
Kali Ja, ich war früher sehr viel in der Gruftiszene unterwegs und irgendwann war ich in meinem jugendlichen Leichtsinn mal auf irgendwelchen Veranstaltungen, hab gedacht das wäre eigentlich so eine reguläre schwarze Party, wie man es gerne nennt. Und damals war mir noch gar nicht so bewusst, dass das sehr eng geknüpft auch an BDSM ist. Das mischt sich da ja irgendwie sehr stark. Und irgendwann habe ich ja mal Menschen gesehen, die sind dann auch an der Leine geführt dann über die Tanzfläche gewandelt oder haben halt eben auch mal Klamotten angehabt, die mir nicht so geläufig waren. So bin ich dann nämlich auch ganz schnell ins Latex gekommen. Ich hab irgendwo entdeckt, dass da jemand Latexhandschuhe getragen hat. Ich wusste erst nicht was das ist. Aber mir war klar, das kann ja jetzt kein Lack sein oder so. Was man jetzt so optisch halt auch gut einsortieren kann. Und dann bin ich einfach ganz frech mal hin und hab da mal hingegrapscht und gefragt, was ist denn das? Was ist das? Das hört sich cool an. Und wieso lauft ihr überhaupt jetzt hier mit so einem Halsband rum?
Sebastian Wie alt warst du da?
Kali Da war ich 14 noch.
Sebastian Okay.
Kali Ja, ganz jung war ich da noch. Ist ja erst zwei Tage her. Nein, so hat sich das entwickelt. Ich hab mich mit den Leuten unterhalten, weil allgemein auch in der Szene sind die Menschen sehr aufgeschlossen. Das sehe ich und fühle ich auch heute immer noch. Auch Jahre später. Die Szene ist sehr offen. Ich war jetzt auch nicht immer ganz so frech. Das hat sich irgendwann auch mal ein bisschen verflüchtigt. Ich bin heute immer noch frech, aber etwas gediegener. Und so bin ich auch schnell in Kontakt gekommen. Ich hab halt viele Gespräche geführt und dann mal nachgefragt, was steckt da eigentlich hinter? Und dann hab ich irgendwann mit der Zeit begriffen, okay, es gibt noch eine Szene. Dieses ganze BDSM-Thema, das gibt es und damals gab es ja noch nicht so viel Google. Heute kann man ja alles im Internet erforschen, das gab es damals so noch gar nicht. Und so hat sich dann das Interesse dafür aber auch entwickelt, weil es eine Normalität war, auch in der schwarzen Szene damit in Kontakt zu kommen und sich da einfach auch ein bisschen auszuprobieren.
Sebastian Da habe ich mal eine Frage, weil du ja auch mal, klar du warst natürlich neugierig, aber wir hatten mal, das ist auch schon zehn Jahre her, einen Stammtisch in Hannover, der fand auch in einem sehr schönen Club statt und der Besitzer hat gesagt, ja wir machen für euch, machen wir einfach den Laden drei Stunden früher auf, dann könnt ihr euren Stammtisch haben, dann könnt ihr da auch spielen. Und so gegen halb elf oder so wird die Musik dann lauter und dann kommt halt das ganze schwarze Publikum da mit rein. Und das war, ganz am Anfang war das so ein, oh, jetzt müssen wir aufhören hier Quatsch zu machen, jetzt kommen die alle. Der Laden gehört nicht mehr nur uns und irgendwann war es uns einfach egal. Und das war sehr spannend weil es war dann immer so ein so ein nebeneinander her und es gab sehr sehr sehr wenige kritische Stimmen die irgendwie gesagt haben oh da sind die Perversen da geh ich nicht hin oder so. Ich glaube, ich habe mal eine Bewertung bei Google dazu gefunden. Eine. Aber das war einfach so, man trifft sich und man vermischt sich und man trinkt was zusammen und hat einen schönen Abend. Das ist sehr schön, weil man hat das dann nicht unbedingt mit eingefleischten BDSMern zu tun, die zum Stammtisch gehen, sondern man hat es mit Leuten zu tun, die tolerant sind und aufgeschlossen und auch interessiert. Das fand ich sehr sehr schön. Gibt es leider nicht mehr den Laden, deshalb mussten wir damit auch aufhören. Aber das war angenehm, weil da hat man als BDSMer dann auch das Gefühl, man kann so ein Stück weit in eine Öffentlichkeit rein, die einen aber akzeptiert und respektiert. Fand ich sehr cool.
Kali Ja, den Raum biete ich ja heute dafür auch immer noch. Also diesen ganzen Space, den habe ich auch erst über die Jahre dann auch so richtig mal erfasst. Das hat ja auch seine Zeit zum Reifen gebraucht, um dann auch mal wirklich irgendwie im Thema zu stehen und gewisse Dinge einfach auch mit zu erfassen. Und man kann ja so wahnsinnig viel in diesem BDSM-Universum machen und erleben und ausprobieren und auch selbst daran reifen und sich auch weiterentwickeln über Seminare oder halt auch allgemeinen Austausch oder Erlebnisse, die man dann aber auch erst mal schaffen muss. Das hat schon sehr viel Zeit auch gebraucht und irgendwann hat sich es auch mal so ergeben, dass ich dann auch so, ich sag jetzt mal, so einen kleinen Stamm hatte mit Leuten, mit denen konnte ich immer spielen. Und die hatten so alle ihren Rahmen, das war immer abgesprochene Sache, was man denn so machen kann, was in Ordnung ist, wo dann die Grenzen liegen und dann hat man einfach mal, ja auch eine ganze Session dann auch gestaltet. Und darüber hab ich dann auch festgestellt recht schnell, wo ich mich da wieder finde. Und es hat sich eigentlich von vornherein gar nicht so die Frage gestellt, es war irgendwie recht schnell gefiltert.
Sebastian Also wirklich, ich find's toll aktiv zu sein, das ist faszinierend, war von Anfang an da.
Kali Ja, aber ich hab halt auch hier und da mal ein paar Dinge auch an mir ausprobiert, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was bewirkt es denn, wie fühlt sich das an? Ne, mal so eine Peitsche auch auf dem Arm oder auf dem Rücken, das fand ich auch für mich mal wichtig zu erleben, damit ich auch selber weiß, was mach ich denn hier überhaupt?
Sebastian Ja, aber kannst du das nachvollziehen? Also ganz ehrlich, wenn ich eine Peitsche spüre, dann sage ich, das tut weh, das ist ja doof, na, die verwende ich dann lieber nicht. Also da bin ich auf Feedback angewiesen, weil ich es offenbar nicht einschätzen kann. Also ich bin da Analphabet im Gehauen werden.
Kali Ja, das ist halt eben auch sehr verschieden. Allgemein wollte ich es erstmal grob, ganz stumpf mal erfahren, so wie ist es denn. Weil wenn man es mal nicht ausprobiert hat, dann weiß man es einfach nicht. Oder wie fühlt sich dann irgendwie eine Klammer irgendwo am Körper an. So ein kleines Gefühl dafür sollte man da schon auch mal irgendwie entwickeln, weil wenn man einfach blindlings sich reinstürzt und dann sagt, okay ich mache jetzt das und das an meinen Probanden und dann geht das schon klar. Also man kann das auch etwas weitsichtiger und verantwortungsbewusster betrachten, finde ich.
Sebastian Wo kam denn das Wissen her? Weil eigentlich man macht was und dann ja ein bisschen wissen, dass man selber mit sich probiert auch Sicherheitsmechaniken und was geht und wo haut man nicht hin. Eher so eine Community, dass man sich das gegenseitig erzählt hat oder was war deine Quelle?
Kali Das war zum einen der Austausch auch mit den Leuten, die das selber halt auch schon sehr viel länger gelebt haben, aber auch zum anderen habe ich auch diverse Seminare und Workshops selber einfach auch mal besucht. Ich hab dann hier und da mal was aufgeschnappt oder halt auch bei Anderen bei einer Session zugeschaut und da war aber auch der Austausch immer sehr offen und sehr angenehm auch. Und wenn ich dann auch alleine gespielt hab, da war auch das Feedback von dem Gegenpart auch immer so, dass der ein oder andere irgendwie schon auch tiefer im Thema war und dann auch sagen konnte, okay. Okay, also wir haben jetzt Optionen so und so und so und so. Wir können das jetzt so oder so machen. Und so eignet man sich das dann auch immer an. Und ich hab auch sehr viel Lektüre auch gelesen und mich sehr viel damit beschäftigt und hab dann auch über die Jahre festgestellt, boah, das ist ja nicht nur BDSM. Ist ja noch einiges mehr. Dann habe ich auch irgendwann mal entdeckt, okay, also auch dieser Faible für das Material Latex, das habe ich ja schon recht früh gefunden, hatte ich ja eben angeschnitten, dass ich dafür jetzt auch selber einen persönlichen Fetisch entwickeln würde, weil mir gar nicht so bewusst, ich wusste ja gar nicht, wie man das alles nennt. Was ist ein Fetisch? Wusste ich ja gar nicht.
Sebastian Wo befinden wir uns jetzt? Weil du hast jetzt gesagt Seminar und Workshops besucht. Ich würde jetzt sagen, da so um die 20 müsstest du jetzt gewesen sein.
Kali Ja, war schon mal was früher.
Sebastian Ja, okay.
Kali Also wirklich, ich hab mit 14 irgendwann so den Start dafür gehabt und über viele Jahre hat sich das echt aufgebaut und manifestiert und du lernst ja über die Zeit auch immer auch viel über dich selbst. Ne? Auch mit Anderen zusammen. Und ja, wann hab ich denn jetzt angefangen ins Studio zu gehen? Ich glaub da war ich schon irgendwie acht Jahre schon gefestigt im Thema, dass ich dann auch wirklich regelmäßig mal was gespielt hab. Ja, und dann kam so der Schubser ins Studio.
Sebastian Wie wird man denn ins Studio geschubst?
Kali Durch eine Freundin, die als Fetisch-Lady in einem Studio gearbeitet hat. Ja, wir hatten da mal eine Unterhaltung. Ich wusste auch, was sie macht. Das war für mich auch völlig in Ordnung. Ja und irgendwann hatte ich mal mit ihr telefoniert, so einen typischen Abend, so nach dem Feierabend im Büroalltag. Hat sich da mal ausgekotzt, was da so los ist und ich hab mich einfach über meinen Job beschwert, das war einfach so ein Tag, der ist irgendwie doof gelaufen. Und dann hab ich mich ausgelassen und hab mit ihr dann gesprochen, ich hab keine Lust mehr, das nervt alles so, es macht keinen Spaß. Ich will was tun, was Spaß macht. Mensch. Und ich hatte halt gesundheitliche Aspekte auch, die mich umdenken lassen haben und sie hat mich da angetrieben, dann doch mal einfach ins Studio zu gehen. Mal so einen Tag einfach sich da mit hinzusetzen und mal auch mit den Leuten zu sprechen. Sich das mal anzuschauen, mal ein Gefühl dafür zu kriegen, ob das was für mich wäre, weil sie auch immer sagte, du hast so viel Potenzial und du hängst da in deinem Space. Aber es ist halt alles begrenzt gewesen, man konnte auch nicht über die Grenzen der anderen hinausgehen, was auch völlig in Ordnung war. Aber ich wusste auch, okay, ich will auch mehr machen. Aber ich hab die Leute dafür nicht gefunden. Und das Studio bietet natürlich ganz andere Möglichkeiten. Ja, also sie hat lange an mir genagt und gesagt, so jetzt komm doch mal mit. Komm doch mal endlich mit. Mach doch mal.
Sebastian Du warst noch nie in einem Studio?
Kali Nee, vorher nicht.
Sebastian Okay, also wenn man noch nie in einem Studio war, dann hat man ja gewisse Vorstellungen, wie das da so sein könnte. Ich weiß noch, ich hab mal versucht für eine Party ein Studio zu akquirieren, dass ich das mieten kann und war dann auch ganz überrascht so, ach guck an, ja es gibt den Raum mit dem ganzen Equipment und wo alles perfekt ist, aber nebendran ist auch eine urgemütliche Küche.
Kali Ja, genau.
Sebastian Du kommst da rein ins Studio und was entsprach nicht deiner Vorstellung?
Kali Ich hatte überhaupt gar keine Vorstellung so konkret. Ich wusste okay, es ist ein Studio, die haben bestimmt verschiedene Räumlichkeiten mit irgendwelchen Möbeln und Equipment. Und bin da völlig erwartungsfrei mal so reingestolpert. Hab mir das mal angeschaut. Ich mein den einzigen Gedanken, den ich bis heute immer noch sehr klar vor Augen hatte, war, wie mach ich das denn, oder wie machen das andere auch, wenn da fremde Leute kommen, ne? Weil für mich was das immer so, dass ich die Leute ja kannte mit denen ich gespielt hab. Und da dann auch erstmal irgendwo zu gucken. Wie funktioniert denn so ein Studioalltag? Was machen die da eigentlich? Wie sind die so drauf? Wie geht das so untereinander? Behind the scenes ist ja immer so ein bißchen anders auch. Und das mal so zu erleben fand ich eigentlich auch sehr spannend. Auch das miteinander, oder ob es ein miteinander gibt. Das waren halt so Fragen die ich mir vorher mal so gestellt hab. Ich war dann letztendlich schon sehr positiv überrascht weil ich ja auch auf eine Kollegin getroffen bin, die sehr enthusiastisch sich mit mir zusammengesetzt hat und Feuer und Flamme gleich war. Und auch eine Befürworterin für mich war, weil sie auch wusste, okay, ich bin eigentlich schon fertig mit mir selbst und würde da aus ihrer Sicht gut reinpassen. Aber ich hatte halt noch so meine Hemmungen, würde ich das wirklich jetzt öffentlich machen? Weiß ich nicht, weil ich hatte jetzt auch nicht so den Hintergrundgedanken, boah, ich muss jetzt irgendwie damit Geld verdienen oder so, das war mir jetzt eigentlich völlig egal. Ich wollte halt einfach nur mehr Raum haben und auch mehr Leben und auch mal auf andere Leute treffen und meinen Rahmen selbst auch mal erweitern. Aber es gab immer so gewisse Dinge, die konnte ich zu Hause nicht machen.
Sebastian Was für Dinge denn? Also ich bin eigentlich immer der Meinung, dass man ja zu Hause doch eher mehr macht, weil man einfach auch mehr Zeit hat und mehr Zeit hat darüber zu sprechen und im Studio bist du ja eher, da ist ja schon ein Wunsch im Raum, den du auch ermöglichen sollst. So jetzt frage ich mich, was für Dinge kann es geben, die einfach nicht drin waren, privat?
Kali Ja, das kann ich dir sagen. Ich hatte ein paar Leute, die hatten zum Beispiel der eine, der war von Natur aus sehr devot und hatte auch so seinen Faible für Füße zum Beispiel. Der Nächste war in seinem Rahmen mit seiner Grenze an Feminisierung angetreten. Also ich konnte nie ein komplettes Makeover machen. Mit dem Makeup war dann schon so der Stopp dann da. Das wollte ich aber immer machen, da hatte ich Bock drauf. So eine komplette Transformation mal zu machen. Und das sind so Kleinigkeiten, die das Studioleben schon auch mal hergibt. Weil auch da für die Anfrage einfach da ist. Dass halt Leute auch den Raum sich dafür suchen, einfach das auch wirklich mal von A bis Z zu nehmen. Oder, ich sag mal wirklich, Heavy Rubber. Fetisch, volle Pulle. So eine volle Pulle Session einfach. Also so ein Vollblut-Masochisten, wo ich weiß, okay, da können mal die Fetzen fliegen, das ist richtig cool. Also jetzt im Rahmen, jetzt nicht übertreiben. Da bin ich halt immer relativ zügig an meine Grenze gekommen. Und irgendwann war es halt aber auch irgendwie mal schwierig, das was man gelebt hat, dann auch immer dieselbe Session schon irgendwie, weiß ich nicht, zehnmal in einer anderen Abfolge oder kreativ anders bestückt hat, dann auch immer nochmal zu toppen.
Sebastian Das klingt, als ob das einfach langweilig wurde.
Kali Nicht unbedingt. Das ist völlig in Ordnung, Grenzen einzuhalten und daran rumzutanzen, das ist völlig in Ordnung. Aber ich wollte noch viel mehr machen, aber das gab es halt eben nicht her. Und dann habe ich mir überlegt, was mache ich denn jetzt?
Sebastian Okay, dann frage ich mal andersrum. Wo lagen denn deine Grenzen? Wo hast du gesagt, das will ich dann doch nicht, das ist zu viel. Ich will mal dein Spektrum einfach mal wissen, ja, mehr als die, die Spielpartner hergegeben haben, aber was war so der Horizont, den du dir vorstellen konntest, bis dahin könnte ich gehen, weiter allerdings jetzt nicht?
Kali Privat war meine Grenze bei Dirty Games, weil damit hatte ich vorher gar keine Berührungspunkte. Das war auch irgendwie nicht angefragt und irgendwie noch nicht so ganz präsent. Das hat sich dann mit dem Studio erübrigt. Da hatte ich dann auch irgendwann einen Gast da im Studio. Der war den ganzen Tag einfach da und hatte da total Spaß an Natursekt. Und da war es völlig in Ordnung, dass da einfach jeder mal so reingeht, wenn man dann mal musste. Und er war da Feuer und Flamme und dann kam ich. Ich hab das so nie gemacht. Ich hab da Hemmung. Was mach ich denn da jetzt überhaupt? Und dann bin ich da auch mal rein. Und der Gast wusste aber auch Bescheid und ich hab ihm auch gesagt, ich hab das so nie gemacht. Ich weiß gar nicht, ob ich das kann. Und der ganz entspannt, ach guck einfach mal, wenn es nicht klappt, ist überhaupt nicht schlimm. Und er hatte total Spaß dran gehabt und war auch sehr geduldig. Und als es dann doch geklappt hat, hab ich dann gesehen, wie glücklich den das gemacht hat. Ich sag, genau deswegen mach ich das eigentlich so allgemein. Jede Session. Dieses losgelöste Lächeln allein nur durch die Augen, dieses einfach auch sich mal fallen lassen, boah, jetzt hat man mal was richtig cooles erlebt, das ist was, da lad ich mein persönliches Akku dran auf, das ist echt ein Highlight für mich. Also das ist unbezahlbar dann auch. Das kann man jetzt auch nicht mit einer Tributzahlung jetzt vergleichen. Das ist was, was andere privat gar nicht haben. Das ist auch etwas, das muss man mal einfach gesehen oder gefühlt oder erlebt haben. Kann man schlecht beschreiben, finde ich.
Sebastian Ja, ich behaupte mal, ja, ich kann dieses, also dieses, wenn ich fliege, wenn ich sehe, wie sie abhebt und echt nicht mehr klarkommt, weil es einfach, weil da alles im Körper und Geist, alles irgendwie sagt, boah, das war heftig, aber ich fühle mich so gut, es ist...
Kali Ja, so großartig.
Sebastian Als ob man im Fahrstuhl abgestürzt wäre, 100 Stockwerk und trotzdem da ohne Kratzer rausgekommen ist.
Kali Ja.
Sebastian Boah, ne? Ja, ich glaub wir springen einfach mal ins Hier und Heute und dann können wir einfach mal so ein bisschen gucken, weil du bist schon voll ins Thema reingegangen.
Kali Juhups!
Sebastian Was machst du denn nicht so gerne? Ich mag so ein bisschen gucken, wie so dein Spektrum ist und wo du auch sagst, kann man noch machen, weil es andere Menschen glücklich macht, aber es ist jetzt vielleicht nicht so deins. Oder es gibt auch einen Punkt, wo du sagst, auf gar keinen Fall, also da ist jetzt Schluss mit irgendwelchen Medikamenten spritzen oder sowas.
Kali Nee, das ist aber sowieso ohnehin ausgeschlossen. Da habe ich eine Null-Toleranz-Politik, das gibt's bei mir nicht. Und damit ist das auch schon abgehakt.
Sebastian Da haben wir schon mal eine Grenze, aber da gibt's ja bestimmt noch mehr, wo man vielleicht auch gar nicht drauf kommen würde. Kann ja auch sein, dass du sagst, also irgendwie Dinge mit, oh Gott, ich überleg grad irgendwas einfaches, Klammern zum Beispiel, das mach ich auf gar keinen Fall. Es könnte ja sein, dass es irgendwas total simples gibt, wo man nicht drauf kommt, wo du sagst, nee, Haare abschneiden.
Kali Ach das, ja nicht meine, das ist okay. Also diesen Friseur-Fetisch, der ist tatsächlich auch in einer Region sehr präsent, in die ich reise. Das bin ich sehr fasziniert von, weil das wirklich sehr häufig angefragt wird. Meine Grenze ist Klinikbereich. Mit dem reinen, wirklichen Klinikbereich kann ich mich jetzt nicht so assoziieren oder mich da nicht wiederfinden. Das heißt aber nicht, dass ich auch, also ich mache schon Klinikanteile im schwarzen Bereich. Was ich jetzt nicht so mache sind Unterspritzungen oder das Fisten. Das ist einfach sowas, was mir nicht so liegt. Das fühl ich nicht. Und ich mach allgemein nur die Dinge, an denen ich selber Spaß hab und auch sag, okay, da hab ich richtig Bock drauf. Und das ist für mich auch in Ordnung, hab ich Spaß dran. Also ich mach generell nix, worauf ich keine Lust hab, weil das bringt mir nix und das bringt meinem Gast auch nix. Und damit hat sich das schon erledigt.
Sebastian Du hast eben kurz erwähnt, ja der Job, der Beruf, das hat dir keinen Spaß gemacht und war nicht so toll. Hast du damit aufgehört?
Kali Nein, nicht ganz.
Sebastian Also bis jetzt nicht, ich sag mal, wie nennt man das, hauptberufliche Domina?
Kali Nein, das mache ich nebenberuflich. Ich könnte das nicht in Vollzeit machen, weil ich da immer noch auch den Spaß im Vordergrund sehe. Ich habe den Luxus, das selbstständig alles machen zu können und mich auch entsprechend zu organisieren. Deswegen funktionieren meine Reisen auch so, wie ich das möchte. Das ist für mich schon auch ein großer Luxus, das so handhaben zu können. Aber auf der anderen Seite brauche ich eben auch Zeit für mich. Ich achte dann doch auch mehr auf meine Gesundheit, als ich das vorher getan habe. Das war eben auch so ein wichtiger Aspekt, warum ich mich überhaupt selbstständig gemacht habe. Und ich habe natürlich auch privat diverse Verpflichtungen, denen ich gerne freier nachkommen möchte.
Sebastian Also ein 9-to-5-Job fühlt sich nicht gut an.
Kali Nee, nee. Ich hatte auch nie einen normalen 9-to-5-Job. Ich hatte früher, bevor ich damals mit Krebs krank geworden bin, war ich Workaholika. Ich hatte drei Jobs, das war schon ein bisschen krank.
Sebastian Gut, wenn du so viel Energie hattest, ja okay.
Kali Ja, ich hab's ja dann teuer bezahlt, kann man sagen. Und das hat mir halt eben auch nochmal die Augen geöffnet, dass ich da auch auf jeden Fall was ändern musste. Nur dieses eine Gespräch, was ich mit meiner Freundin hatte, war halt dann auch maßgebend, dann wirklich nochmal zu überdenken, was mache ich jetzt eigentlich in meinem Leben. Und dann habe ich auch gesagt, diesen Job, den ich damals gemacht habe, den habe ich eigentlich gerne gemacht, wir hatten uns aber an einem Tag unterhalten, da ging irgendwie alles schief und es hat mich einfach nur angekotzt. Weil halt auch die Mentalität im allgemeinen im Büroalltag immer so ist. Kennt da wahrscheinlich jeder, der Zuhörer auch. Hinter vorgehaltener Hand geht's so und hinten rum ist es dann.. [Kali summt] Das kennen wir alle und darauf hatte ich keine Lust.
Sebastian Ja, soziale Spannungen die gibt's halt einfach, ne?
Kali Ich wollte echte Menschen. Ich wollte niemanden mehr in meinem Space haben, der mir irgendwelche Märchen erzählt oder irgendwie versucht etwas darzustellen, was er nicht ist. Und da war ich so müde von. Wirklich, ich hatte einfach keine Kraft mehr dafür über. Und hab gesagt, nee, will ich nicht in meinem Leben. Ich muss was ändern. Und das Studioleben hat mir eben offeriert, also hier habe ich Kontakt mit Leuten, die sind frei mit sich, auch wenn die neu sind und Einsteiger sind, bringen die aber genau das mit, was die anderen eben auch verschleiern oder verheimlichen vielleicht, oder erstmal für sich selber kennenlernen wollen. Also die kommen und bringen ein echtes Päckchen mit. Die sagen dir wirklich, was die beschäftigt, sprechen sehr frei mit einem, die lügen dich nicht an, die versuchen auch nicht etwas zu sein, was sie nicht sind.
Sebastian Das finde ich aber spannend, weil eigentlich ist so ein Studio ja, ich sag mal, Freizeitbereich. Da gehen Menschen in ihrer Freizeit hin und das lebt natürlich, ich sag mal, Kino, Theater, Gastro, alles, was so Freizeitbereich ist, lebt davon, dass es ein bisschen mehr Glamour ist, als es ist. Damit es ein bisschen schöner ist, als es, du weißt was ich meine, ne? Also da ist, das gehört ja auch dazu, zum Gastgeberin sein. Und da hätte ich jetzt erwartet, dass im Studio einfach noch so ein bisschen mehr shiny ist.
Kali Wie meinst du das, shiny?
Sebastian Naja, du sagst, die Menschen sind so echt und so klar und auch, ich sag mal, transparent, ne? Also man weiß, wie man mit Menschen umgeht. Aber eigentlich will man doch immer noch ein bisschen, wie soll ich das sagen, Es darf ruhig ein bisschen pompöser, ich versuche gerade den richtigen Begriff zu finden, aber man möchte natürlich dann spätestens wenn die Tür aufgeht und da kommt ein Gast rein, dann soll es ein bisschen schöner sein als es gerade ist. Und auch ich glaube untereinander, so eine leichte Glitzerwelt baut man ja schon auf und ich hätte jetzt erwartet, dass das dann auch dort ein bisschen auf einen selbst abfärbt.
Kali Nee, für mich nicht. Ich bin ja immer noch ich und ich bleibe auch ich und ich versuche auch niemals, nicht irgendjemand zu sein, der sich irgendwas ankleiden oder ausschminken muss. Das ist der Unterschied. Die Leute merken das auch und natürlich ist auch unter den Gästen, damit haben wir alle auch mal Kontakt irgendwie, jemand irgendwo am Telefon, den wir dann als Spinner mal eben blockieren müssen, weil er dann auch irgendwie... Pfeil im Kopf hat und etwas darstellt, was er eigentlich irgendwie gar nicht ist oder einfach nur gerade Lust hat, jemandem auf die Nerven zu gehen, damit haben wir auch Kontakt, aber am Ende trennt sich die Spreu vom Weizen und der Gast, der dann auch ins Studio kommt, ist in der Regel auch, das ist so meine Erfahrung, auch sehr offen.
Sebastian Wie ist denn dein Eindruck, sind die Menschen, wenn sie erstmal da sind, wenn es dann losgeht, können sie dann endlich zeigen, wie sie sind und das ganze Leben drum herum ist im Grunde nur eine Fassade oder ist es dann doch eher so Richtung so ein Rollenspiel, die Menschen können endlich mal in diese Rolle ganz bewusst reingehen, um sich frei zu machen?
Kali Ja der eine mehr, der andere weniger.
Sebastian Sehr diplomatisch gesagt.
Kali Ja es ist ja tatsächlich so. Wir sind nun mal alle individuell. Es gibt nicht eine Pauschalantwort, die für alle passt. Das würde ja gar nicht funktionieren. Also ich kenne Menschen, die brauchen die Begegnung im Studio. Das ist für die so eine Art geistiger Urlaub und für den Nächsten ist es eine heilsame Geschichte. Und für den darauffolgend ist das vielleicht einfach auch ein Experiment und für den Nächsten ist es tatsächlich Persönlichkeitsentwicklung oder halt auch eine Art von, in Anführungsstrichen, Therapie. Wenn man dann wirklich mal losgeht und sagt so hier habe ich einen Raum, hier kann ich ich sein. Hier ist das völlig in Ordnung wenn ich meine Weiblichkeit als Mann auch einfach lebe oder irgendwie meinen Fetisch einfach mal ausleben darf. Und dafür angenommen werde und nicht beäugt bin oder mich nicht dafür schämen muss oder auch einfach mal jemanden hat mit dem ich darüber frei sprechen kann. Das ist ja eben auch das Wichtige. Die meisten können zu Hause oder mit dem Freundeskreis überhaupt nicht diese Dinge thematisieren. Und das kann man dann mit uns. Zum Glück.
Sebastian Du hast es eben so mal kurz gesagt, Krebs, Erkrankung, da bist du da relativ schnell auch thematisch weitergegangen. Ich mag da doch nochmal ein bisschen drüber sprechen.
Kali Ja, ich bin da auch sehr frei, also ganz entspannt.
Sebastian Okay, wunderbar. Egal was für ein Krebs, es haut um und es zieht dich aus allem raus. Und wenn du da ja auch schon BDSM-mäßig aktiv warst, ja, ich stelle mir vor, dass das ganz schön kompliziert ist, weil da fordert die Medizin deinen Körper, fordert ein, dass du das tust, was jetzt notwendig dafür ist. Inwieweit hast du vielleicht auch, ich sag mal, eine lange Pause gemacht oder war das kombinierbar? Also wie stelle ich mir das vor? Weil im Moment stelle ich mir vor, oh Gott, man kriegt eine Diagnose, dann geht der ganze medizinische Wahnsinn los und zwei Jahre später kommt eine veränderte, zum Glück hoffentlich geheilte Person wieder, ist aber völlig anders und hat vor den zwei Jahren gar nichts mehr gemacht. Kann das so sein? Ist das so? Stelle ich mir das völlig falsch vor? Du merkst, ja, weil die Szene ist ja doch immer sehr gesund. Aber die Bedürfnisse gehen ja nicht weg.
Kali Nee, das ist so ja. Ich gehe sehr öffentlich damit um, weil ich auch wichtig finde, dass man da vielleicht nochmal für mindestens eine Person Anreiz findet, dann auch mal eine Vorsorge wahrzunehmen oder da auch mal die Angst vor zu nehmen. Ich hatte zweimal Krebs. Das erste Mal ging das ganze über sieben Jahre. Das war sehr gespickt von Up and Downs. Das hat mich sehr geprägt, wirklich bis aufs Mark geprägt. Und ja, dann war ich aus dem Gröbsten erstmal raus und habe meine Nachsorge dann auch gemacht und dann habe ich natürlich auch meinen Körper ganz anders neu kennengelernt und musste dann auch erstmal mich sortieren, wie mache ich jetzt was und wann kann ich überhaupt noch was und was kann ich noch leisten, was kann ich für mich noch tun. Während der Nachsorge lief dann eigentlich soweit alles gut und dann kam da nochmal eine kurze Runde, die konnte man dann aber relativ zügig auch behandeln, aber auch das war mit Höhen und Tiefen wieder verbunden. Ja, wenn man einmal diese Diagnose bekommt, dann läuft das im Hinterkopf immer mit. Was ist, wenn es dann nochmal wie ein Bumerang zurückkommt? Was ist, wenn ich es nicht schaffe? So, letztendlich habe ich es geschafft. Heute bin ich aus der 5 Jahre Nachsorge quasi raus.
Sebastian Herzlichen Glückwunsch. Großartig.
Kali Dankeschön. Toi, toi, toi, dass das auch so bleibt.
Sebastian Das sind ja 7 Jahre, wo das wie ein Damoklesschwert über dir steht und wo auch regelmäßig Therapien dabei sind, die ja dann auch wirklich Kraft kosten. Hast du sieben Jahre mit allem pausiert?
Kali Nein.
Sebastian Okay, also irgendwie weit lässt sich das eben kombinieren, weil das ist, ich...
Kali Also du fragst dich gerade, wie man krebserkrankt sein kann und trotzdem BDSM lebt, oder?
Sebastian Das ist die Frage, kurz formuliert, ja. Ich hab so ein bisschen aus dem Publikum, hab ich manchmal E-Mails bekommen, ja, ich würde gerne und hm, aber jetzt bin ich erkrankt und das geht dann ja alles nicht und wo ich dann immer sagen muss, naja, kommt drauf an, was du machen willst, was du hast und wie. Und dann kam immer die Antwort, ja Krebs. Da konnte ich keinen guten Rat dazu geben, außer zu sagen, naja, guck halt, was dir gut tut, um Himmels Willen, und das kannst du bestimmt machen. Aber kann ja auch sein, dass es gute Gründe gibt, die sagen, man darf gar nichts machen und weiß ich nicht. Also deshalb erzähl du mir das. Kann man kinky sein und trotzdem an Krebs erkrankt?
Kali Ja klar, also ja, das geht schon. Man muss natürlich schauen. Das Umfeld war ganz entspannt. Ich bin mit dieser Zeit nicht so ganz offen umgegangen. Muss ich dazu auch mal sagen. Ich habe das erst im Nachhinein auch mal etwas offener angegangen. Hab mal gesagt, so hey, wir hatten da hier und da so ein paar Diskrepanzen. Das lag daran, dass ich da ein Problem hatte, mit dem ich nicht so offen umgegangen bin, weil ich nicht beäugt werden wollte, so die Kleine ist krank, das ist jetzt aber schade. Das wollte ich eben vermeiden. Ich wollte, dass man ganz normal mit mir umgeht. Und nichtsdestotrotz war mein Umfeld auch so gestrickt, dass auch mit den Leuten, mit denen ich BDSM auch gelebt habe, sich sowieso immer danach auch gerichtet haben, wie es dann auch passt. Also ich musste mich auch danach fühlen und dann ging das auch mal eine Weile nicht. Ich muss auch fit sein. Also ich muss halt eben auch immer auch für mich persönlich dann fit genug sein und auch präsent genug sein, um eben diese Verantwortung auch zu tragen, die das Ganze mit sich bringt. Wenn ich das nicht zu 100 Prozent konnte, dann habe ich es auch nicht gemacht. Du hast natürlich immer mal so Durststrecken. Die hat ja jeder selbst, unabhängig davon, ob man jetzt dominant oder devot ist. Egal auf welcher Seite oder welcher Ebene. Man hat immer mal Hochphasen und man hat immer mal Tiefphasen. Das hat man auch, wenn man krank ist. Das ist jetzt unabhängig, ob es Krebs ist oder ob jemand anderes irgendwie ein Handicap hat. Ich habe ja auch einige Gäste, die haben auch ihre Päckchen, auch sehr verschieden. Aber auch da kann man BDSM oder sein Kink eben leben. Das geht schon. Man muss halt nur gucken, wie klappt das jetzt am besten. Weil jetzt zum Beispiel ein Rollstuhlfahrer hat es jetzt vielleicht etwas schwieriger, aber das heißt ja nicht, dass es unmöglich ist.
Sebastian Ja, also ich kann das total nachvollziehen zu sagen, das geht nicht jeden was an. Ich behalte das mal für mich. Auf der anderen Seite sehe ich das natürlich auch als so einen intimen Bereich, wo man sich ja schon irgendwie nahe ist und vertrauen will. Und dann aber zu sagen, naja gut, aber das, was gerade in meinem Leben mit eine der wichtigsten Dinge ist, das lasse ich da weg. Das stelle ich mir sehr schwer vor, da auch den Mund zu halten.
Kali Ja, es gab vereinzelt natürlich auch Leute, die wussten Bescheid und die haben mir dann doch irgendwann angesehen, so hey, mit dir stimmt doch was nicht. Ja, ich habe mich da wirklich sehr schwer mit getan, weil ich auch in meinem Leben sehr oft damit auch konfrontiert worden bin und da eben auch wusste, es ist unfassbar schwer, auch für die Leute, die sich da durchbeißen müssen, trotzdem noch eine gewisse Normalität zu haben. Es ist echt schwer und ich hab halt eben auch diverse Gespräche geführt und bin auch hier und da den Weg mal bis zum bitteren Ende mitgegangen und weiß einfach, was das auch mit Anderen machen kann und ich wollte nicht eine Belastung sein für andere und ich wollte einfach ganz normal behandelt werden. Das war mir wichtig und es war auch in Ordnung so, weil ich wusste anfangs auch eine ganze Weile nicht, wie gehe ich da überhaupt selber jetzt mit um.
Sebastian Würdest du es wieder so machen?
Kali Vermutlich ja. Auch zum Schutz für andere. Ich habe in meinem Umfeld natürlich auch viele Kinder von meinen Freunden. Sind ja jetzt alle so im Alter, da haben irgendwie die meisten eben Kinder.
Sebastian Irgendwann fängt das da an.
Kali Ja, die ziehe ich auch mit.
Sebastian Wird Wahnsinn.
Kali Ja, genau. Und sind halt meine Ziehkinder, sage ich immer gerne. Die kenne ich ja schon seit die in Arbeit waren. Und je nachdem auch in welcher Altersgruppe die Kinder heute auch sich bewegen, haben die noch gar nicht so den Rahmen dafür auch damit umzugehen. Also ich wollte da einfach niemandem mit groß irgendwie zur Last fallen. Ich wollte nicht, dass sich andere immer Sorgen machen und ich wollte auch als Recht nicht, dass man mich jedes Mal fragt, hey wie geht's dir, was macht deine Gesundheit? Das waren da auch so Dinge, die haben mir echt schnell zum Hals rausgehangen. Muss ich ehrlich sagen, immer erst nur danach gefragt werden. Ich wollte nicht auf den Krebs reduziert sein, weil ich bin ja immer noch ich. Und ich möchte nicht, dass man mich anschaut und dann nur irgendwie einen kranken Menschen sieht. Das war einfach nicht so. Konnte ich nicht mit umgehen. War schwer. Bei dem zweiten Mal war das dann schon anders. Ich hatte, nachdem ich das dann eingeräumt hatte, ein Versprechen geben müssen. Das war für mich in Ordnung. Wenn dann nochmal was sein sollte, dann sage ich das sofort und halte das nicht hinterm Berg und mach das mit mir selbst aus.
Sebastian Ich orakele jetzt mal, man kriegt da ja auch Medikamente, die ganz schön heftig sind. Inwieweit hat dich das auch eingeschränkt, dass du sagen musstest, nee, also klar, wenn es mal gar nicht geht, heute kann ich nicht kurzfristig absagen, logisch. Aber auch, wo du gemerkt hast, ah, da ist so eine Grenze, bestimmte Dinge lasse ich jetzt mal bleiben, weil das Zeug hat halt doch einen krassen Impact auf einen. Gab es da was, wo du dann einfach für dich auch sagen musstest, nee, auch verantwortungstechnisch, das geht nicht?
Kali Ja klar.
Sebastian Mag natürlich Details wissen.
Kali Ja, also gerade nach so einer Phase, wenn man jetzt intensiv behandelt wird mit diversen Medikamenten, dann muss man das erstmal wegatmen, sag ich gerne mal. Bis man sich dann wieder aufrafft und auch körperlich imstande ist, sich aufzurichten und loszugehen. Und dann auch wieder am Alltag irgendwie teilzuhaben. Ich bin in der ganzen Zeit über auch trotzdem noch arbeiten gegangen. Ich hab hier und da auch mit Kunden Kontakt, die dann auch mal zwischendurch gesagt haben, hey da warst du ja jetzt mal wieder ein paar Tage nicht da. Machst du so viel Urlaub? Was geht denn bei dir? Ja im Nachhinein, als ich das dann mal öffentlich gemacht habe dann auch, dann sind auch genau diese Leute auf mich zugekommen, haben sich für das ein oder andere Kommentar in meine Richtung entschuldigt. Das fand ich eigentlich ganz cool. Wäre nicht nötig gewesen, das war einfach so eine Distanzgeschichte, das war jetzt nicht mein näheres Umfeld, das war ja die Arbeit, ne. Fand ich aber trotzdem eigentlich ganz schön, dass der ein oder andere dann auch losgegangen ist und gesagt hat, hey, ich hab dich immer verpönt, weil ich dachte, du bist irgendwie so viel im Urlaub und eigentlich war ich aber dann auch immer sehr auffällig, weil ich war immer die Erste und die Letzte, die gegangen ist und das haben auch viele gesehen und wenn man dann irgendwie so spontan mal kurzweilig nicht da ist, haben die immer gedacht, ich wär irgendwie im Urlaub. Ich weiß gar nicht, wie das zustande kam, aber ich hab das mal einfach so stehen lassen. Hab dann nur mal nett gelächelt und mir gedacht, ja, ja, war schon.
Sebastian Ja, ich muss gestehen, ich habe die Frage nicht ganz sauber formuliert. Mir ging es jetzt auch wirklich um Praktiken im Studio, wo man sagt, okay, ich habe jetzt irgendwas an Medikamenten noch im Blut oder auch einen Rest davon im Blut, die lasse ich mal bleiben. Was weiß ich, so Komplettfixierung, Deprivation, wenn auch sonst niemand mehr im Haus ist, als Beispiel, weil man einfach nicht genau weiß, könnte es sein, dass ich gleich irgendwie eine Stunde über der Schüssel hänge und dann ist die Person dann da und keiner ist da. Also wie weit konntest du dir und deinem Körper und deiner Fitness trauen, dass du diese Verantwortung in einer Session hast? Vielleicht ist das die richtige Frage.
Kali Ja, schon sehr genau. Das kann ich dir sagen, weil du kriegst ein ganz anderes Körpergefühl, du hört ganz anders hin und du wirst automatisch vorsichtiger. Also ich hätte mich in der Zeit auch nicht bei normalen Temperaturen irgendwie in Latex geworfen, wenn ich dann gewusst hätte, okay, mein Kreislauf macht's aber jetzt grad mal nicht so gut mit, dann lässt man das sein. Dann habe ich auch irgendwie mal entdeckt, doch, ich kann auch Latex Casual mischen, das geht eigentlich auch. Macht auch was her. Ist völlig in Ordnung. Ja, und halt auch gerade Dinge, die auch für andere eine körperliche Belastung darstellen, da habe ich halt auch immer geschaut, dass das alles safe bleibt. Und ich habe halt auch, ja, privat habe ich immer auch über längere Stunden dann gespielt. Nie so kurz, irgendwie konnte ich das auch nie. Man hat auch nicht auf die Uhr geguckt, man hat einfach losgelegt. Ja, aber halt das war immer safe. Das musste auch immer safe sein, weil das hätte ich mir selbst nicht verziehen, wäre da irgendwann mal was schief gelaufen. Dann hätte ich am nächsten Tag nicht mehr in den Spiegel gucken können. Ich hätte mich unheimlich schlecht gefühlt. Das wäre nicht gegangen.
Sebastian Okay, das Vertrauen in die Selbsteinschätzung ist aber dann doch durchaus noch da. Das finde ich ja gut und wichtig. Okay, ich mag mal, ich glaube auf das Thema machen wir jetzt einfach mal einen Deckel drauf. Es gibt noch so viele schöne Sachen.
Kali Ist ja jetzt nicht das Schlechteste.
Sebastian Das ist gut ausgegangen.
Kali Das war der Auslöser der gesagt hat, so jetzt mach ich mal mich auf ins Studio und hab dann tatsächlich da angefangen und mir das angeguckt und ja, jetzt bin ich ja heute da, wo ich bin. Auch dadurch.
Sebastian Wie lange bist du denn schon im Studio?
Kali Sechs Jahre jetzt.
Sebastian Achso, siehst du, jetzt verstehe ich das alles. Okay, liebes Publikum, eventuell hat ja Sebastian hier fürchterlich geschnitten. Ich dachte du wärst schon im Studio, auch im Studiobetrieb und dann kam das. Ich habe das jetzt zeitlich falsch eingeschätzt. Und dann ist jetzt natürlich die Frage. Wenn ich im Studio arbeite und dann kommt noch das dazu und dann sagst Du keinem was. Schwierig, ne. Ich glaub, ich lass das einfach mal so drin als Lektion für mich selbst, dass man erst fragen sollte wie die zeitlichen Zusammenhänge sind und dann orakeln und nachfragt. Verdammt!
Kali Ja, alles gut. Also ich hatte jetzt auch innerhalb der letzten 6 Jahre, hatte ich dafür auch nochmal eine OP. Aber jetzt ist ja alles wieder in Ordnung.
Sebastian Da kannst du aber offen auch damit umgehen, musst du ja auch.
Kali Ja, ich finde das auch wichtig und ich finde es auch richtig, weil ich ja gerade auch als öffentliche Person in diesem Job damit öffentlich umgehen möchte, weil zum einen auch die Gäste sind offen mit mir. Ich weiß sehr genau, was ich Privates preisgeben möchte. Und wenn ich da nur einen damit beherzen kann, sich dann doch für eine Vorsorgeuntersuchung mal loszumachen, dann habe ich ja schon gewonnen. Und ich habe eben auch viele Gäste, die auch sagen, hey, ich hatte damit auch ein Problem oder ich bin gerade noch mittendrin oder ich habe meinen Partner an Krebs verloren, ich finde das total toll, dass du damit so offen umgehst. Das macht es für mich irgendwie einfacher. Ja hey, gerne. Also ich gehe nicht mit jedem ins völlige Detail, das nicht. Das möchte ich dem einen oder anderen dann auch mal sparen. Aber nichtsdestotrotz, das war der Auslöser, warum ich gesagt habe, ich möchte was in meinem Leben ändern. Ich möchte mehr auf mich achten. Ich will mehr tun, was mir Spaß macht und deswegen bin ich jetzt selbstständig. Ich wäre da anders wahrscheinlich gar nicht hingekommen, hätte mir nie Gedanken gemacht, ich könnte ja auch als Domina mich selbstständig machen.
Sebastian Jetzt machen wir wirklich mal diesen Themen-Cut und wechseln einfach mal rüber. Und ich habe einfach mal eine Frage an dich, das musst du mir einfach mal erklären. Das alte traditionelle Bild ist, die Domina sitzt in ihrem Studio und dann kommen sie alle dahin. So, und dann ist das eben so. Aber jetzt fährst du ja auch durch die Gegend, das machen eigentlich auch deine ganzen Kolleginnen, die haben dann manchmal so eine Tour und dann in München, dann in Berlin, dann da, dann da, dann da.
Kali Ja.
Sebastian Sind die Gäste zu faul geworden, sich mal ins Auto zu setzen für ein schönes Erlebnis oder was ist da los?
Kali Ja, hat sich ja viel verändert. Ich habe das vorher eigentlich auch mal so beobachtet, dass das tatsächlich auch so ist, wie du das Bild gerade beschrieben hast. Aber seit einigen Jahren reisen die Damen auch gerne mal. Woran das genau liegt, das kann ich dir eigentlich gar nicht so genau beantworten. Vielleicht ist es jetzt auch, die letzten Jahre war ja jetzt sehr viel Veränderung, auch für alle Sexarbeiter eigentlich. Ja woran liegt das denn?
Sebastian Und warum geht man ins Studio? Man könnte ja dann auch, wenn man eh schon in die Stadt fährt, den Hausbesuch gleich machen.
Kali Ja, Hausbesuch finde ich hier und da, je nachdem was man machen möchte oder was man sich vorstellt, schon etwas schwieriger. Es ist schon einfacher, wenn man in ein Studio geht. Ich kann mit meinen Reisen viel mehr Leute erreichen, die jetzt vielleicht nicht die Möglichkeit haben, zu mir nach NRW zu fahren. Die meisten freuen sich eigentlich auch darüber und sind irgendwie immer noch empört, warum ich nur in Deutschland unterwegs bin. Aber hey, ich kann mich nicht klonen. Es gibt nur ein Original. Ja, also ich vermute mal, dass auch die Kollegen, mit denen ich so in Kontakt bin, auch reisen, weil sie einfach mal neue Erfahrungen auch machen wollen. Oder auch mal schauen wollen, wie geht das denn so in anderen Studios. So wie sind da die Begebenheiten? Das ist immer der klare Unterschied, ob man jetzt in ein Studio reist, das einen Betriebsalltag hat. Kann man sich so vorstellen, dass da den ganzen Tag quasi jemand irgendwie unterwegs ist. Es gibt so ein Stammteam vom Studio und dann gibt es da auch Gastdamen, die da hinreisen, die sind dann auch immer mal ein paar Tage dann da. Und dann interagiert man eben auch zusammen. Das finde ich auch ganz schön, das macht mir Spaß. Weil so habe ich dann auch noch mal Kontakt auch mit Kolleginnen, die ich sonst so nicht habe. Da ich in NRW ja auch privater bin und da jetzt nicht irgendwo mal eben eine Kollegin ansprechen kann, hey, möchtest du mit mir die Session zusammen machen? Oder wenn wir mal was irgendwie zu dritt machen oder so. Das geht in einem Studio, im Alltagsbetrieb schon einfacher, wenn man das auch mal machen möchte. Und man hat studiobezogen auch immer andere Spielmöglichkeiten. Jedes Studio ist ja anders eingerichtet oder hat seinen Schwerpunkt oder einen Fokus auf speziellere Dinge gerichtet. So kann ich für mich mich dann teilweise auch noch weiterentwickeln oder mich noch kreativer auslassen als sonst.
Sebastian Wird man eingeladen oder rufst du dann da an und sagst, hallo, ich möchte mal vorbeikommen und mietest du dich dann ein oder ist das eher so ein Tauschgeschäft mal bei dir und mal du woanders. Also ist das so wie so ein Hotel Check-In.
Kali Ja, nicht so ganz genauso. Ja, es gibt Studios, die kontaktieren mich von sich aus und sagen, hey, ich finde dein Auftreten ganz cool. Ich könnte mir vorstellen, dass du als Typ und mit dem, was du so mitbringst und was du anbietest, hier total gut reinpassen würdest. Aber ich gehe auch schon mal aktiv drauf hin zu und sage, hey, mir gefällt euer Studio, können wir da mal ins Gespräch kommen? Ich könnte mir vorstellen, dass ich mal zu euch reisen möchte. Und schauen wir uns das dann einfach mal an. Und so hat das damals auch mal angefangen. Kommt man hier mal in Kontakt und da in Kontakt. Ich finde das eigentlich ganz schön, weil diese Bubble auch unter den Dominas und den Mastern, die im Job auch unterwegs sind. Mit denen kommst du ja sonst so nicht unbedingt in Kontakt. Du siehst das auch mal online, wer so wo, wie aktiv ist. Der eine springt dir mal mehr ans Auge, der andere vielleicht weniger. Aber so macht das Interagieren miteinander auch schon mal Spaß. Natürlich hat man hier und da auch mal Reibungspunkte. Ist nicht immer alles so smoothie, würde ich jetzt sagen. Es ist immer noch ein Haufen Frauen, meistens. Das kann auch mal anstrengend sein. Aber nichtsdestotrotz habe ich tatsächlich auch Studios gefunden, wo es wirklich richtig viel Spaß macht. Wir sind ja jetzt auch gerade in Hannover, in Hannover habe ich ja auch einen Gastauftritt und da fahre ich schon so lange hin und ich finde das so angenehm hier.
Sebastian Was ist denn deine Spezialfähigkeit, die vielleicht andere Studios schätzen? Wo sie sagen, ah ja, die Kali, die laden wir mal ein, weil die macht bestimmte Dinge, die wir hier vielleicht nicht so abdecken können. Also gibt's so dein, ich geh mal ins Business-Deutsch, deinen Unique Selling Point. Also gibt's was, wo, wenn man dich einlädt, dann ist Zeit dafür, für die Praktik, dann ist da auch Interesse da.
Kali Ja, zum einen bin ich immer noch klassisch. Ich bin eine klassische Domina. Ich bin aber auch eine Fetischistin und zeige das natürlich auch auf eine gewisse Art sehr authentisch, weil ich das auch privat lebe. Das ist auch anders für die Eine oder Andere. Ja, ich hebe mich vom Typ her ab. Ich bin halt eine, ja sag ich jetzt mal, auffälligere Person mit meinen Tätowierungen oder von meinem Erscheinungsbild her. Und biete eben auch ganz andere Dinge an. Das ist nicht immer so der Service bis A bis Z. Das gibt's bei mir nicht. Ich hab mich da schon auf diverse Dinge spezialisiert, wie jetzt zum Beispiel auch Heavy Rubber. Ich bin eine Frau, die auch selbst mit einer Latexmaske oder auch einer Gasmaske eine Session gestalten kann. Und auch Bock drauf hat. Wiederum habe ich dann aber eben auch Fähigkeiten, die andere jetzt nicht so forcieren, die aber auch angefragt sind, sei es jetzt mal irgendwas Extremeres in Form von, also ich praktiziere natürlich auch die eigene Körperkunst, die ich auf der Haut trage, das ist ja immer sehr präsent, die kann man durch diverse Aspekte auch abwandeln und dann auch bei den Gästen dann Körperkunst schaffen in diversen Arten. Sei es jetzt Nadelungen, sei es jetzt andere Arten von temporären oder langfristigen Körperzeichnungen. Ja, da kann man schon sehr speziell drauf eingehen.
Sebastian Also ein Branding kriegt man bei dir?
Kali Möglicherweise. Das mache ich jetzt auch nicht mit jedem. Also wenn ich jetzt einen neuen Gast habe, der sagt, ich möchte jetzt dies oder jenes. Und dann sage ich, nee. Ich kennzeichne letztendlich dann auch nur die Leute, die mit mir vertraut sind und die mir auch schon eine gewisse Zeit folgen und bei denen ich das auch vertreten kann. Das ist am Ende immer auch eine Frage von, habe ich da Bock drauf, was der Gast möchte? Ist das für mich auch ethisch und moralisch auch vertretbar? Wenn es diese Kriterien nicht erfüllt, dann sage ich auch nein. Dann passen wir leider nicht zusammen.
Sebastian Da kommen wir ja so ein bisschen zum Thema Nähe und Distanz und der Dominus und Nova mögen mir ein bisschen verzeihen, dass ich das jetzt direkt mal nur wenige Wochen nach der Folge aufschnappe. Für dich als Info, ich weiß nicht, ob du das gehört hast, ich habe ja eine Folge mit dem Dominus aufgenommen und jetzt mit Nova und Nova ist Gast bei ihm. Und jetzt hat sich das hat sich so direkt ziemlich direkt nach der Aufnahme hier überschnitten. Jetzt ist sie seine Haussklavin. Das kann man bei ihm auf der Webseite auch nachlesen. Sie sorgt dafür, dass es bei ihm zu Hause schön und reinlich ist. Und da dachte ich, ah Mist, wir haben zu früh aufgenommen. Okay, aber ich sehe auch, oh Gott, da werden ja jetzt sehr viele Grenzen überschritten. Er lässt sie nach Hause zu sich. Er lässt eine gewisse Bindung und Regelmäßigkeit zu. Und ich weiß aber auch, dass viele Dominas haben dann so den Haussklaven und da ging ich bisher immer davon aus, ja der hilft dann im Studio so ein bisschen mit und bei solchen Sachen, aber ne, das geht noch ein bisschen weiter, da wird dann auch zu Hause der Rasen gemäht. Also vielleicht braucht dieser Podcast auch mal den einen oder die eine Haussklavin, die hier ein bisschen diese Hecke mal schneidet. Ja. Hätte es nötig. Nein, aber ganz ehrlich, wo ich dachte, oh, das ist eine Grenze, die so weit überschritten wird, wie ich es nicht gedacht hätte, weil ich dachte immer, das ist die ultimative Grenze, das Private, das Zuhause. Und erstmal frage ich dich mal direkt, gibt es Menschen, mit denen du diese Grenze überschreitest?
Kali Nein.
Sebastian Okay, jetzt weißt du aber auch von anderen, wo die das zulassen. Wie siehst du das und was kriegst du da mit und inwieweit, also warum überschreitest du diese Grenze nicht und warum überschreiten andere diese Grenze?
Kali Das ist für jeden ja auch so ein Aspekt von, wie passt der Mensch überhaupt, was wir Absprachen haben, wie groovt das so zwischen uns und kann ich mir das vorstellen, diese Person irgendwie auch in mein Privatleben zu lassen. Das sind ja immer zweierlei Maß. Und ich finde das persönlich völlig in Ordnung, wenn das andere machen. Hey, fühlt euch alle frei. Ich mache das nicht, weil ich ja auch aus meinem privaten Umfeld schon Leute habe und die auch immer noch beständig in meinem Leben unterwegs sind. Und ich schon mal angeschnitten habe, ich kann mich ja leider noch nicht klonen. Also hey, sorry, das geht einfach nicht. Also ich habe eigentlich schon ein ganz gutes Zeitmanagement, aber das würde meinen Rahmen sprengen. Und ich glaube aber auch, dass meine Gäste diese Distanz auch brauchen. Und da wäre das für den einen oder anderen tatsächlich auch schwierig, wenn ich ihm jetzt vorschlagen würde, hey, also ich glaube bei uns passt das so gut in der Session, du dürftest auch bei mir zu Hause dienen.
Sebastian Aber stell dir vor, du bist jetzt hier und du weißt, bei dir zuhause wird gerade alles schön hergerichtet, wenn du nach Hause kommst, dann ist alles richtig fein. Und wenn du das verlangst, dann siehst du die Person nicht mal, die ist dann schon wieder weg und du musst gar nichts weiter dafür treiben. Also der praktische Aspekt ist natürlich schon irgendwie...
Kali Ja, aber man muss auch ein gewisses Vertrauen dafür haben. Also ich würde jetzt auch nicht jemandem, dem ich nicht mein vollstes Vertrauen schenken kann, alleine in meinem Heim lassen. Das wäre für mich nicht möglich.
Sebastian Die Frage ist ja so ein bisschen, das ist ja eine sehr professionelle Beziehung auf Zeit und dass man dann sagt, ach da ist ein Mensch, der besucht mich hier im Studio, auch vielleicht regelmäßig und ach mit dem verstehe ich mich aber auch so toll, dass man dieses Verhältnis ändern möchte. Dass man sagen möchte, ach wir durchbrechen jetzt mal diese dritte Wand und sagen, ach komm, wir gehen jetzt mal was trinken hinterher und dass man auf der Arbeit auch Freundschaften entwickeln kann und dass man dann ja diesen Switch hinkriegen muss.
Kali Ja, hab ich schon beobachtet, hab ich auch schon live erlebt mit anderen, find ich auch schön, wenn die das können, aber für mich gibt's das nicht. Ich brauch da klare Verhältnisse einfach und für mich funktioniert das so eigentlich auch ganz gut, auch mit Gästen, mit denen ich mich näher gut verstehe, ist es immer auch mal schwieriger, wenn es denen dann auch so richtig freundschaftlich wirkt, weil dann auch die Session vielleicht nicht mehr so läuft, wie sie eigentlich sollte.
Sebastian Wirst du dann zimperlich?
Kali Ne das nicht, aber ja wenn da die Grenzen so verwischt, dann kommt das bei einem anderen vielleicht dann irgendwie ein bisschen komisch rüber oder das passt dann nicht mehr so oder das Setting passt dann nicht. Ich hab das tatsächlich auch schon mal erlebt, dass dann auch ein Gast sagte, boah wir sind dann irgendwie privat geworden und dann hat das aber so im Sessionkontakt nicht mehr geklappt und ich such da jetzt aber wirklich jemanden, der mal irgendwie durchgreift oder auch sein Ding durchzieht und die Session halt so rund gestaltet, dass es richtig läuft.
Sebastian Das hat ja immer Impact in beide Richtungen. Das ist ja der blöde Begriff, wenn dann Gefühle entstehen. Auf der anderen Seite ist man ja in so einer intimen Basis auch miteinander am machen, dass die Gefahr ja nun mal besteht. Das heißt Gefahr, aber es passiert halt einfach.
Kali Ja, es passiert auch mal, dass sich der ein oder andere Gast dann irgendwie so in dem Session-Kontext oder in unserem Kontakt so verliert, dass da irgendwie Gefühle aufkeimen. Das kann dann schon mal schwierig werden.
Sebastian Ich hab manchmal das Gefühl, das kann auch Teil der Strategie sein, weil das ist eine, ach, auch wieder, ich kram das böse Business-Deutsch raus, ich will gar nicht lästern oder so, aber das ist natürlich dieses, oh, da kann man eine extreme Bindung aufbauen, auch über lange Zeit. Dann hat man da quasi jemanden, der... Sehr nützlich ist, den kann man trotzdem mögen, aber da ist natürlich manchmal so dieses, die eine, die Person möchte gefallen und man lässt es dann zu, dass sie sich da verausgabt und da weiß ich dann immer nicht, entsteht dann so ein, so ein, ja nicht, ich such grad den richtigen Begriff, so ein ungesundes Verhältnis, weil so ist der Deal relativ klar, Tribut gegen... Erfahrung, Spaß, Wahnsinn, ja? Und wenn das durchbrochen wird und dann auch so ungeschrieben die Regeln sind, so, ja, du kannst, wenn du möchtest, kannst du noch zusätzlich tausend Dinge machen und mir Geschenke schicken und dat dat dat und noch ganz viel, dann weiß ich nicht, ob dieser Deal dann noch so klar ist und dann werden Menschen ja auch, wenn sie sich ein bisschen verknallen, so ein bisschen auch übermütig und unlogisch.
Kali Ja, durchaus. Ich hab das bei anderen auch mal beobachtet, dann hat sich da der eine oder andere auch emotional so angehängt, dass es dann aber auch wirklich in eine toxische Bindung gerutscht ist und dann auch für die Dame hier und da auch gefährlich geworden ist. Hatte ich gerade erst letzte Woche noch so ein Gespräch drüber, wo ich auch sagte, hey, wenn du da schon schlechte Erfahrungen mitgemacht hast, bitte bitte achte auf dich. Ja, also wir haben unter uns auch natürlich hier und da auch Gruppenchats, so studiobezogen auch, wo man sich ja mal austauscht und sagt, hey bei dem bitte Vorsicht. Da ist das und das passiert. Da tauscht man sich schon auch mal aus und das ist aber auch echt gut, weil mit wem sollen wir denn auch sonst darüber reden. Das ist auch so ein Aspekt warum ich von diesen Reisen in andere Studios auch profitiere. Weil ich mich mit anderen auch austauschen kann. Wenn ich jetzt privat darüber rede, dann habe ich den Luxus, dass ich auch darunter Leute habe, die sich mit Fetisch auch auskennen oder BDSM auch frei leben. Auf der anderen Seite habe ich auch gesellschaftlich ganz viele Flauschige, die damit überhaupt keine Berührungspunkte haben, was aber auch in Ordnung ist. Die wissen auch was ich mache. Da halte ich jetzt nicht hinterm Berg. Ich dräng's jetzt niemanden auf, aber ich verheimliche das jetzt nicht.
Sebastian Gehört halt zu Dir, ne?
Kali Genau und der Austausch ist einfach super wichtig. Davon profitiere ich auf jeden Fall, weil das ist halt was tatsächlich, das kann ich privat nicht besprechen. Da kann ich nicht sagen, so und da ist jetzt das und das passiert und irgendwie ist das jetzt komisch und jetzt hey, gib mir mal einen Rat. Das kann jemand Privates nicht, der in dem Kontext nicht unterwegs ist.
Sebastian Ja, also dieses Einzelkämpfertum, das wird weniger, weil man kann sich austauschen. Du bist ja hier gegen halb zwölf angekommen, sogar mit einem fast pünktlichen Zug. Wir haben ja auf dem Land ja immer Probleme, aber es hat geklappt. Was hast du denn heute Morgen gemacht?
Kali Ich war noch im Studio heute Morgen.
Sebastian Ja, du bist mit perfekter Laune aus diesem Zug gestiegen, ganz strahlend und fröhlich und dann dachte ich mir, ich hab mir an mir runter geguckt, ok, an mir liegt's nicht.
Kali Aber es läuft auch richtig gut. Ich war gestern schon im Studio und hatte da auch schon einen superschönen Tag und bin tatsächlich auch auf einen Gast getroffen, der vor sechs Jahren das allererste Mal auch mit mir eine Session hatte in Niedersachsen und seitdem hat er sich tatsächlich wirklich richtig gut entwickelt und wir haben uns jetzt schon eine Weile nicht gesehen. Ich hatte dann aber auch über den Tag Gelegenheit, auch mit meiner Kollegin mal ausgiebiger sich zu unterhalten, das war so schön, da kann man mal ganz frei über ganz andere Dinge sprechen, das kann ich jetzt zu Hause auch nicht, also das ist auch ein unheimlicher Mehrwert auch für mich, dass man sich dann einfach auch austauschen kann oder tatsächlich sehr frei miteinander spricht und dann auch mal einen Joke oder irgendwas macht, den jetzt irgendwie Normalos gar nicht verstehen würden. Ich hätte jetzt eben auch mal kurz erzählt, unabhängig von der Aufnahme gerade, hatte ich gestern eine Unterhaltung, die hat die Kollegin mitbekommen. Habe ich mit einem guten Freund von mir telefoniert und... Bin dann ans Telefon und so, hey Prinzessin. Dabei ist er schon ein gestandener Mann. Ein Bodybuilder-Format, aber den nenne ich natürlich auch Prinzessin, weil er hier und da einfach eine ist. Ist auch eine dominante Persönlichkeit und wir haben darüber mal kurz philosophiert, wie es wäre, wenn wir denn im Alter so als Omi und Opi auf der Veranda sitzen und sagen, so, und dann sitzen wir da zusammen und wässern unsere Stöckchen. Das würde jetzt jemand ohne BDSM-Kontext überhaupt nicht nachvollziehen können.
Sebastian Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Wahrscheinlich wird das wohl das letzte sein, dass ich dann, wenn ich gar nichts mehr kann, das Stöckchen wässern, das krieg ich schon noch hin.
Kali Ja, das ist schon schön. Und da haben wir so rumgealbert, da hat dann auch die Kollegin im Hintergrund, die musste dann auch so sich so weglachen, das war einfach echt schön. Das war so richtig cool. Ja, profitier ich von. Das ist einfach schön, das ist angenehm. Bin ich auch sehr froh drüber, dass das auch schon so viele Jahre andauert.
Sebastian Lass mich mal fragen, heute morgen, also an deinen Händen klebt kein Blut, das ist entweder auf eine gute Dusche zurückzuführen oder du hast was anderes gemacht. Entschuldigung. Einfach mal so ein kleiner Einblick so heute morgen, was hast du schon angestellt? Also muss gar nicht so sehr ins Detail gehen, aber dass ich mir das so ein bisschen vorstellen kann, was dir diese gute Laune des Morgens bereitet hat.
Kali Ja, also meine gute Laune liegt natürlich auch an meinem Gast. Sehr angenehmer Mensch, auch naturdevot veranlagt und hat sich mit sich auch was weiterentwickelt, so ähnlich wie gestern auch. Das eine Studio wird gerade etwas umgebaut und dann boten sich auf einmal neue Möglichkeiten. Die habe ich dann auch sofort genutzt. Und dann habe ich etwas aufwendiger auffixiert, das war sehr schön. Also ist ja für mich halt auch mal ein Augenschmaus, wenn ich dann so schöne Sachen kreieren kann. Der ganze Sessionverlauf war einfach echt cool. Wir hatten zwischendurch auch mal so Momente, da mussten wir beide mal lachen.
Sebastian Das gehört dazu.
Kali Ja, finde ich auch. Also wenn man auch mal albern sein kann, finde ich das völlig in Ordnung. Das ist nicht immer alles so todernst. Da war dann eben auch Deprivation so ein Thema. Dem haben wir etwas gefrönt.
Sebastian Aber der liegt nicht jetzt noch auf der Bahre und wartet drauf, dass du heute Abend wieder kommst, oder so?
Kali Nein, der verbringt den ganzen Tag sehr gechillt mit sich.
Sebastian Okay, alles klar. Du merkst, was ich mir alles vorstellen kann. Du bleibst jetzt mal hier liegen, da ist noch eine Notklingel, da kommst du noch ran, ansonsten ich komme in acht Stunden wieder.
Kali Nein, also ich verlasse den Raum nicht, das mache ich nie. Ich lasse meine Gäste nie alleine. Nicht mal dann, wenn ich bemerke, okay, mir fehlt dann doch noch hier irgendwas. Ich improvisiere und das funktioniert und ich vermeide es, den Raum zu verlassen. Das kommt eigentlich nie vor. Es ist einmal vorgekommen, da musste ich relativ am Anfang doch noch mal irgendwas holen. Aber so achte ich natürlich auch drauf, da drückt keiner an der Klingel. Das würde es nicht geben. Da reicht auch keine Überwachungskamera mit einem Mikro oder so. Ich bin präsent, weil wenn dann irgendwas ist, hat der Gast die Sicherheit und auch das Wissen darüber, dass ich sofort da bin und sofort eingreife, wenn irgendwas ist, bin ich da. Immer.
Sebastian Ich mach mal grad da den Übergang wunderbar auf eine Notiz, dass das auch durchaus mal wichtig sein kann. Reden wir doch mal über den Gast, dem es gar nicht mehr gut ging.
Kali Ja, gerne.
Sebastian Hast du mir vorab erzählt und da dachte ich so, okay, läuft. Uhh... Was ist passiert?
Kali Ja, also vielleicht, ich weiß nicht, ob an der Stelle eine Triggerwarnung wichtig wäre. Weiß ich nicht.
Sebastian Das Publikum ist von mir viel Kummer gewöhnt, aber ich werde vielleicht ganz am Anfang, ich werde ja noch eine kleine Einleitung vor die Folge geschnitten haben. Also liebes Publikum, ihr habt die ja schon gehört. Da werde ich ja schon erwähnt haben, dass es heute auch ein bisschen um Krankheit geht und auch um plötzliche Erkrankung. Und damit seid ihr hiermit nochmal getrigger-gewarnt. Und jetzt erzähl einfach.
Kali Ja, für mich ist es immer wichtig, auch im Vorgespräch über gewisse Dinge zu sprechen. Natürlich auch, wie es dem einen geht, ob er heute fit ist, ob er sich gut fühlt, ob es bestimmte Dinge gibt, die wichtig sind, für mich zu wissen im Vorfeld. Aber es kann immer irgendwas sein. Und wenn es für den einen irgendwie salopp oder nicht wichtig erscheint, ist das in einem Sessionverlauf vielleicht schon wichtig. Wie zum Beispiel ein Diabetes, die viele vielleicht haben. Oder Blutdruck. Da gibt es ja auch das eine oder andere mal zu berücksichtigen. Auch aus meiner Warte auf jeden Fall. Und ich hatte einen Stammgast, der einen Schlaganfall zu Beginn unserer Session hatte. Das war auch sehr prägsam, damit gehe ich auch sehr offen um. Ich weiß, dass halt viele auch nicht über so Worst-Case-Geschichten gerne sprechen, aber ich finde das wichtig und deswegen reden wir da jetzt auch mal drüber.
Sebastian Okay, also da ist ein Gast da und irgendwas stimmt nicht. Also wie hast du das gemerkt, was ist passiert?
Kali Also bei unserer Konstellation war es so, wir kannten uns schon gut und auch schon sehr lange. In den Vorgesprächen war er auch immer sehr offen und hat auch immer angesagt, was so bei ihm so los ist. Zuletzt bei der vorigen Begegnung war es so, dass er sagte, ja ich habe irgendwie Probleme mit dem Arm. Irgendwas stimmt mit dem Arm nicht, ich weiß nicht, irgendwie spinnt der mal rum. Ich wusste, dass er am Workaholic auch ist und ich da ja vorgewarnt war quasi, hatte ich ihm noch so ein paar gezielte Fragen gestellt und dann entschieden, dass er mal sich abchecken lassen sollte und tatsächlich mal einen Arztbesuch wahrnehmen sollte. Hätte er von sich aus nicht gemacht, auf meine Anweisung hin allerdings dann schon, da war ich sehr froh drüber. Und an dem Tag, als es dann geschehen war, hatten wir im Vorfeld auch noch mal gesprochen, er sagt, er war beim Arzt, es gab wohl schon einen kleinen versteckten Schlaganfall und er wäre aber mit Medikamenten jetzt eingestellt.
Sebastian Dann ist ja alles gut und safe.
Kali Ja, für den Moment war es das auch und ich habe dann noch mal abgefragt, was das für Medikamente sind, damit ich das einfach weiß, ich kannte mich da mit dem einen oder anderen schon auch aus, weil ich auch privat jemanden hatte, den ich schlaganfallbedingt gepflegt habe. Halt ein Freund ohne Familie, da kümmert man sich dann eben drum. Und demnach war dieses ganze Wissen da in diesem Bezug eben auch sehr präsent. Ja und dann zum Start der Session war noch alles völlig in Ordnung, alles war gut, so alles wie immer. Und es war auch noch gar nichts anstrengendes dabei geplant, also auch ganz bewusst nicht, war eigentlich immer ganz smoothie. Dann lag er dann da schon präpariert und dann sagt er, hey irgendwas ist komisch. Gut, dann habe ich mir gedacht, okay, nach dem, was ich wahrgenommen habe, weil ich habe die Leute auch immer sehr klar im Blick. Also ich bemerke, wenn sich die Pupillen verändern oder die Farbe wechselt oder die Lippen grau werden oder die Haut anfängt irgendwie schweißig zu werden. Das sind Dinge, die nehme ich auch bei stillen Mäuschen wahr. Es gibt ja auch Leute, die können überhaupt nicht viel sprechen. Das sind gerade solche Aspekte, die ich dann sehr genau im Auge habe. Die hatte ich in dem Moment dann eben auch präsent. Dann habe ich ihn erst mal körperlich umpositioniert, damit es einfacher für ihn ist, also erste Hilfe.
Sebastian Was hat er denn für Symptome gehabt? Also er war da fixiert, sagt irgendwas ist komisch, was hast du gesehen?
Kali Also er hat sich einfach nur komisch gefühlt, er konnte das auch nicht näher beschreiben. Er hat einfach nur gesagt, hey ich fühle mich irgendwie komisch. Okay, gut, er hat gelegen. Das war jetzt nichts abgespreizt, nichts abgebunden, nichts eingeschnürt. So weit, so schon mal in Ordnung. Was mir aufgefallen war, okay, die Augenbewegung war jetzt irgendwie verlangsamt. Das hab ich in dem Licht auch noch gut sehen können. Und ja, dann hab ich ihn erstmal körperlich umpositioniert. Bin erst mal cool geblieben. Man guckt, muss ja jetzt nichts heißen, ne? Aber ich war schon vorgewarnt. Genau, und dann hab ich ihn auch beim Sprechen auch gehalten, gesagt, hey, trink jetzt mal einen Schluck Wasser, alles ist in Ordnung, ne, alles ist cool. Und bin ja da, ja, und dann während wir gesprochen haben, hab ich ihm dann auch mal in die Augen geschaut, ich hatte ihn sicher positioniert. Und in dem Moment hat dann der Hirnschlag eingesetzt. Und dann habe ich dann eben auch gesehen, okay, jetzt zählt jede Sekunde. Er hat das selber nicht mehr wahrnehmen können, das ist halt diese eine besagte...
Sebastian Was ist passiert? Die Pupillen oder die Augenbewegungen haben aufgehört oder war er bewusstlos?
Kali Also er war die ganze Zeit bei Bewusstsein. Das was passiert war, war, dass für mich bis dahin die Vermutung nahe lag, okay, es kann jetzt ein Schlaganfall sein. Er hat sich aber noch nicht mit den üblichen Signalen so gezeigt, weil er soweit in Ordnung war.
Sebastian Konnte sich noch artikulieren, war noch orientiert.
Kali Es war alles in Ordnung, nur die Augenbewegung, die Pupillenreaktion, die war verlangsamt. Und der Hirnschlag, der hat sich so gezeigt, dass es dann einen Ruck gab. Also ich hab gesehen, okay, da hat sich was in dem Blick komplett verändert. Es ist komplett gekippt in dem Augenblick und die Körperhälfte ist komplett, also einseitig abgesackt, wie man das kennt, bei einem Hirnschlag, den nennt man auch Neglect. Und dann war für mich auch klar, okay, also jetzt ist cool bleiben angesagt, jetzt zählt jede Sekunde.
Sebastian War noch jemand da im Studio?
Kali Nein, ich war alleine. Wir waren alleine. Also ich hab niemanden irgendwie dazu rufen können. Ja, wir haben dann einfach weiter in Ruhe miteinander gesprochen. Ich hab auch gesagt, so jetzt ist Zeit, dass ich den RTW rufe. Jetzt. Und er so, nein, er möchte das gar nicht und das ist halt nur unangenehm. Darüber reden wir jetzt nicht, das war dann schon geschehen. Ich bin auch die ganze Zeit bei ihm geblieben, hab ihn beruhigt, wusste er ist safe. Hab ruhig mit ihm weiter gesprochen, weil ich auch mitkriegen wollte, wenn jetzt auch die Stimme noch versagt oder er dann tatsächlich irgendwie bewusstlos wird oder abkippt in irgendeiner Form.
Sebastian Lass mich mal fragen, du hast den Notruf gerufen und hast dann gesagt, hier das und das, Verdacht, Schlaganfall, gab schon mal einen. Hier ist die Adresse. Im Studio, Dominastudio, kommen sie her.
Kali Ja, genau. Also ich hab das ganz klar angesagt, ich so, der Neglect hat dann jetzt gerade eingesetzt, ne, jetzt aber mal zügig. Zack, zack. Ja. War eben total unangenehm. Na, der hat das ja auch mitbekommen. Im Nachhinein konnte er sich nur noch zu Teilen daran erinnern, aber dazu kommen wir gleich nochmal. Dann kamen die dann auch, irgendwie eine gefühlte Ewigkeit später. Aber dadurch, dass ich den auch vernünftig positioniert hab in seiner Körperhaltung, wusste ich, okay, es ist gerade förderlich für das Geschehen. Hätte ich ihn jetzt irgendwie falsch gelegt oder den Blutfluss in die falsche Richtung gelegt, dann hätte das richtig schief gehen können. Weil du kannst von außen nicht einsehen, wie schlimm ist jetzt gerade der Schaden angerichtet oder blutet das Hirn ein. Das sind Dinge, die siehst du von außen nicht.
Sebastian Lernt man das, bevor man im Studio anfängt? Gibt es da so einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs oder ist da eigentlich jeder selbst verantwortlich, sich da fortzubilden.
Kali Ja, wenn es nach mir ginge, müsste jeder ein Zertifikat mitbringen, bevor man einen Fuß in die Tür setzt. Nein, jeder ist dafür selbst verantwortlich. Ich habe Erste Hilfe natürlich vorher auch in einem ganz anderen Kontext gelernt und ich habe auch teilweise beruflich gesehen, sowieso mit Hygiene und gesundheitlichen Aspekten viel zu tun gehabt und wusste da in dem medizinischen Bereich schon so einiges. Hat mir aber auch viel selbst angeeignet und ähm...
Sebastian Also er hat einfach Glück gehabt, dass du diejenige warst.
Kali Ja.
Sebastian Weil also ganz ehrlich, gerade in so einem, also wirklich in so einem Gefecht einer Session, da sind körperliche Reaktionen, also außergewöhnliche Körperreaktionen gehören ja irgendwie dazu und jeder reagiert anders, ne?
Kali Ja, richtig, genau.
Sebastian Also die Wahrscheinlichkeit, dass jemand da einen Herzinfarkt hat und da in den Knebel reinschreit und keine Ahnung was, boah, scheiße, ne? Und hinterher kriegst du mit, okay, jetzt ist die Person plötzlich ganz bewusstlos und jetzt geht gar nichts mehr und stellst Du fest, dass du auf jemanden gerade während seinem Herzinfarkt eingedroschen hast. Also das ist jetzt mal so ein Worst-Case-Szenario. Aber da ist ja quasi, damit man sich das hinterher nicht selber vorwerfen muss, ist ja schon die Idee, sich da ein bisschen fit zu machen. Also überhaupt auch alle BDSMer, die irgendwas machen. Es ist schon irgendwie sinnvoll, so ein bisschen was da an Wissen zu haben. Und ich hab auch mit dem Podcastsubbie auch mal einen BDSM Erste-Hilfe-Kurs besucht und ja, der war ein bisschen anders als normale Erste-Hilfe-Kurse. Der war gut.
Kali Kann ich nur empfehlen.
Sebastian Das hilft und eigentlich wäre es auch an der Zeit, das wirklich mal zu wiederholen, muss ich ganz ehrlich sagen, vielleicht muss ich da mal wieder ein bisschen was auffrischen, das ist nämlich bestimmt auch schon wieder sechs, sieben, acht, zehn Jahre wahrscheinlich her, das ist eigentlich viel zu lang.
Kali Der reguläre Erste Hilfe Kurs ist schon gut, aber in einem SM-Kontext nochmal was ganz anderes. Weil dir erklärt keiner, wie holst du denn jetzt irgendwie von einem Andreaskreuz einen erschlafften Körper da runter, als vielleicht kleine zierliche Person.
Sebastian Ja, erst die Arme lösen und die Füße später. Nein, nein, nicht. Andersherum bitte, ne?
Kali Ja, es ist eben halt auch für jeden selbst, ne. Jeder der die Verantwortung mitbringt und sagt so ich bin der aktive Part muss auch oder sollte bitte bitte einen gewissen Rahmen und Verständnis dafür haben, dass man eben auch mehr wissen und drauf haben sollte als jetzt der Standardmensch vielleicht.
Sebastian Vielleicht muss ich nochmal das umgekehrte sehen, du kippst einfach um während da eine Session läuft und der andere ist da fixiert.
Kali Ja ich muss ja auch auf mich achten, dass ich dann fit bin.
Sebastian Ja das ist ja auch so ein Punkt, ich fühle mich unwohl, dann ist wahrscheinlich das der letzte Moment, wo man vielleicht noch jemanden los macht, damit er einen im Zweifel retten kann, ne?
Kali Ja, also ich hab für mich entschieden ab einer gewissen Gradzahl kann ich dann auch kein Latex mehr tragen, das ist zwar dann schade, aber hey, ich muss fit sein, ich muss die Fähigkeit haben alles um mich herum haargenau wahrzunehmen. Ich muss schnell reagieren können. Ich muss wissen, was ich tue. Und ich möchte auch so interagieren, dass ich im Vorfeld schon Worst-Case-Szenarien einfach ausgemerzt habe, weil ich die Fähigkeit besitze zu wissen, wie es richtig geht. Das ist ja schon mal auch viel wert. Wenn man da irgendwo unterwegs einen Bockmist baut, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn da irgendwie was schiefgeht. Das sollte man tunlichst bitte vermeiden. Gerade im Profibereich finde ich das außerordentlich wichtig und unumgänglich, dass man einfach gewisse Fähigkeiten und Kenntnisse einfach hat.
Sebastian Das heißt, wenn man so ein Vorgespräch hat, ist es gar nicht dumm als Gast mal zu fragen, ob da Ahnung da ist.
Kali Darf man.
Sebastian Ja, muss man wahrscheinlich auch oder sollte man und wenn da komisch reagiert wird, dann ist vielleicht das Gegenüber nicht das Richtige.
Kali Ja, ich finde es aber auch aus meiner Warte, wenn ich jetzt meinen Umkehrschluss ziehe, ist es für mich als Laie auch schwierig zu erfassen. Ist denn jetzt die Dame, die ich mir da jetzt angeguckt habe, die ich irgendwie gut finde, in der Lage das irgendwie rüberzubringen, was ich mir vorstelle, kann die das, ist das sicher, wie lange macht die das überhaupt oder was auch immer. Das ist für den Laien schon echt schwierig, weil wir heute so viele von uns haben. Es gibt die Eintagsfliegen, die sind dann mal kurz da und grasen quasi einmal alles ab und dann sind die irgendwie wieder weg. Und dann gibt's aber auch Leute, wo du denkst, boah, da könntest du schreiend aus dem Haus rennen, weil es irgendwie überhaupt nicht gepasst hat. Aber es ist natürlich auch die Kommunikation im Vorfeld wichtig, bevor dieser Termin überhaupt stattfindet. Und dann auch das Vorgespräch. Man hat immer noch auch im Vorgespräch die Option zu sagen, hey ich bin mir nicht so sicher, ich glaube das passt mir nicht zusammen. Das darf auch ich und das darf auch der Gast.
Sebastian Aber das Vorgespräch findet immer statt, weil ich habe ja jetzt auch, wie in einer der vorigen Folgen gehört, spielen ab Tür, damit einfach auch dieses... Dieses Kopfkino auch nicht, dass es keine andere Ebene gibt, sondern dass diese Macht und Ohnmachtsebene auch von Anfang an da ist.
Kali Ja, wenn ich jetzt eine Session habe, die ab Tür startet, dann habe ich aber auch im Vorfeld schon entsprechende Kommunikation betrieben und weiß dann auch, worum es geht und was auch im Hintergrund so zu beachten wäre, wenn der Gast jetzt sagt, hey ich bin Blutdruckpatient, bin aber eingestellt. Und ich bemerke dann, wenn das Spiel ab Tür losgeht, okay, ist vielleicht groß, etwas kräftiger oder es ist auffällig, dass der Körper irgendwie kürzlich irgendwie mehrere Kilos abgenommen hat. Das sieht man im Körper ja auch an. Ist ja völlig in Ordnung.
Sebastian Also du checkst die Leute wirklich nochmal so ein bisschen durch, ne?
Kali Ich check das nicht so durch, das sind Dinge, die sehe ich einfach und dann weiß ich das. Das ist so Automatismus kann man sagen. Das ist so Erfahrungswerte, die sind so eingeschweißt. Dann sind das aber auch Dinge, da weiß ich, okay, jetzt gerade auf den Blutdruck vielleicht bezogen, da kann es mal sein, dass man vielleicht vergessen hat, die Blutdrucktabletten anzupassen. Und dann weiß ich aber auch, dass in einem Sessionkontext, je nachdem wie intensiv was ist, dann auch der Blutdruck schneller mal kippen kann.
Sebastian Rätst du den Leuten vorher was zu essen? Die sind so aufgeregt, die haben den ganzen Morgen nichts gegessen und irgendwann am späten Nachmittag fängt dann alles an und die sind da quasi ausgehungert, weil sie einfach auch nichts essen wollten und konnten und dann sind die im Arsch. Ist doch eigentlich häufig, also würde ich jetzt erwarten.
Kali Also wenn ich weiß, dass ich jetzt eine Langzeitsession machen möchte und ich weiß, dass es körperlich anstrengt, dann sage ich auch gerne mal, hey guck, dass du fit bist, frischstücke gut, ess noch mal vorher was. Und ansonsten wissen die Leute aber auch, dass ich immer ausgestattet genug bin, dass wenn irgendwas sein sollte, jetzt irgendwie Kreisel oder so, dann habe ich immer noch meinen Dextrosezucker, die ich aber einem Diabetiker nicht geben würde, nicht ohne vorher zu fragen. Oder ein Aspirin oder Magnesium für Muskelkrämpfe, solche Dinge. Habe ich immer in Petto. Können wir gleich auch mal nach dem Ding der Woche schauen, mal meinen Koffer, den ich dabei habe, aufmachen.
Sebastian Ja, den machen wir gleich, machen wir den mal auf. Der steht hier so neben mir, der Alu-Koffer. Das ist spannend. Vielleicht mag ich vorhin mal, also du hast den RTW gerufen, die sind gekommen.
Kali Ja.
Sebastian Du hast sie informiert. Und dann, ja, ist aber alles gut ausgegangen.
Kali Ja, am Ende ja. Zum Glück. Also es war haarscharf für meinen Gast. Wirklich sehr haarscharf, weil er tatsächlich dann Hirnblutungen hatte. Hatte wirklich Glück. Ja, wir sind im Nachhinein auch in Kontakt geblieben. Also ich hatte dann auch im Krankenhaus mal angerufen. Ich weiß natürlich, dass ich keine Auskunft bekomme, weil ich nicht Familienangehörig bin.
Sebastian Ja, so ein bisschen was sagen sie einem ja doch schon.
Kali Ja, mir hat die Auskunft gereicht, dass man mir sagt, er ist noch auf der Intensivstation und nicht eine Etage tiefer in einem Gebäude eines Krankenhauses. Das war mir unheimlich viel wert. Da wusste ich, okay, ist okay, ist okay, also damit kann ich erstmal umgehen, ist gut. Und ein paar Tage später hat er dann geschafft, über sein Telefon eine Nachricht an mich zu schicken. Und dann durfte ich ihn mal in ein Krankenhaus besuchen. Das war ein nicht üblicher Kontext.
Sebastian Ja, gut, aber das ist ja auch eine nicht übliche Situation, ne?
Kali Ja, aber dazu muss man auch sagen, wir kennen uns jetzt schon über mehrere Jahre. Wir hatten ein sehr gutes Verhältnis und das hat uns beiden auch gut getan, diese Situation einfach auch mal miteinander zu besprechen. Hat sehr lange gebraucht, um mit seiner Gesundheit wieder ins Reine zu kommen. Er arbeitet auch heute immer noch daran. Ist aber in der Zwischenzeit auch immer mal wieder in der Reha oder in der Therapie und fragt halt auch noch mal, wie war das denn da in der und der Situation oder in dem und dem Moment. Dann fülle ich seine Wissenslücken wieder auf und dann kann er es in der Therapie aufarbeiten und das hilft ihm, das hilft auch mir, weil ich da auch nochmal drüber sprechen kann.
Sebastian War er nochmal als Gast im Studio?
Kali Ja.
Sebastian Okay.
Kali Ja, zwei Jahre später ist er wiedergekommen an den Ort des Geschehens. War für ihn halt auch eine mental wichtige Sache nochmal an den Ort des Geschehens zurückzukommen.
Sebastian Wie war das für dich?
Kali Aufregend. Total aufregend. Wir waren beide voll aufgeregt. Zum einen hat er dann auch geschafft, dann die Treppe hochzukommen. Es gab ja ein paar Stufen für den Raum. Ich hatte ihm aber auch offeriert, dass er auch barrierefrei eine Option hätte. Die wollte er aber nicht. Er wollte an den Ort des Geschehens zurück. Und ... ah. Wir haben uns total viel Zeit gelassen. Also, alles entspannt, es war echt schön. Wir haben viel geredet, auch in der Zwischenzeit immer mal. Ja, ich hatte sogar Glück, dass ich ihn dann auch durch Bekannte und Freunde in der Reha immer noch begleiten konnte. Dann wusste ich, okay, mit ihm ist alles gut, es läuft, alles ist schön.
Sebastian Also, liebes Publikum, wenn ihr sagt, um Gottes Willen, was sind denn das hier für Geschichten?
Kali Ja, verrückt, ne?
Sebastian Erstmal wichtig, dass es erzählt wird und ganz ehrlich, egal wo und in welchem Kontext man spielt, es kann halt passieren, aber rechtzeitig dann auch den Notarzt zu rufen, macht einen Unterschied. Und ich mag da nochmal drauf eingehen, da kommen dann die Rettungsmenschen und kommen dann da ins Studio. Hat das irgendeinen Unterschied gemacht in irgendeiner Art und Weise oder waren die einfach nur Profis und Mensch retten und gut ist?
Kali Das steht ja nicht im Vordergrund, ist völlig egal, da steht Leben retten gerade an und alles andere ist völlig egal.
Sebastian Hat ihm denn auch irgendwie, ich meine hat er dir vielleicht mal was erzählt nach dem Motto, oh das war im Krankenhaus die große Story bei allen Angestellten, die wurde aus dem Dominastudio hergebracht oder sowas. Also ist das überhaupt irgendeine relevante Geschichte, die man dann später dann schamvoll ertragen muss? Oder ist das eigentlich alles egal?
Kali Also er hat mir später erzählt, dass irgendwann kam dann schon mal die Frage, was hast du denn da jetzt in Mönchengladbach eigentlich gemacht, du hast doch da keine Berührungspunkte mit so. Wo bist du denn gewesen?
Sebastian Das fragt dann die Familie, ne?
Kali Ja natürlich auch, oder halt auch die Kollegen und ja er hatte mir dann auch berichtet, dass er dann tatsächlich auch einem seiner Mitarbeiter erzählt hat, was er denn da gemacht hat und ist aber auch recht frei mit umgegangen. Die haben ganz cool darauf reagiert, fand ich auch ganz schön. Und als er wiedergekommen ist, hat ihn tatsächlich auch einer seiner Mitarbeiter dann zu mir gefahren und wieder abgeholt. Weil Autofahren geht noch nicht. Großartig, also.
Sebastian Ja, aber ich glaube, das ist der Punkt. Also alle Menschen, die im Medizinkontext unterwegs sind, die betonen alle immer wieder, wir haben alles gesehen, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Ist egal, kommt zu uns, wir helfen euch. Und auch wenn das noch so peinlich sein mag, und ja, wenn ich hier vielleicht, wenn ich irgendwann mal im Hotel dann die Handschellenschlüssel, tatsächlich feststelle, ich hab sie vergessen, nachdem das Subbie dran ist. Ich bin mir sicher, ich werde Dinge in die Wege leiten, dass ich sie da wieder rauskriege. Das mag unangenehm sein in dem Moment. Aber egal, an der Stelle gibt's halt einfach höherwertigere Dinge.
Kali Ja, also hab ich auch überhaupt nicht drüber nachgedacht, ob mir jetzt gerade irgendwas unangenehm ist.
Sebastian Nee, du ne nicht, für ihn ist der Kontext natürlich nochmal ein bisschen anders, aber auch damit kann man umgehen, weil ich glaub in dem Moment, wo es auch um Leib und Leben geht, da geht auch so diese Schamgrenze. Ich war im Studio, kann ja für viele Menschen problematisch sein, das dann auch zuzugeben, was eigentlich schade ist, aber das rückt dann in den Hintergrund, das ist dann einfach nicht mehr wichtig.
Kali Wir hatten auch eine lustige Anekdote, nachhinein hat er sich daran erinnert, dass einer der RTWler dann gefragt hat, in meine Richtung, ob ich denn vom Fach wäre. Da musste ich schmunzeln.
Sebastian Ja das ist ein schönes Kompliment.
Kali Ja, weil ich hatte ihn halt vernünftig positioniert und ich konnte denen die Informationen, die sie brauchten, halt eben auch vernünftig wiedergeben. Also halt eben auch mit Fachbegriffen und es hat denen ja in dem Moment halt auch Zeit gespart. Es ist ja nun mal so, dass da jede Sekunde zählt und warum quatschen wir euch damit jetzt alle voll? Weil es wichtig ist, auch über solche Dinge zu sprechen. Und ich inzwischen auch für den Workshop, den ich aufgebaut habe, auch Erste Hilfe, Anatomie und häufige Erkrankungen jedem näher bringen möchte, damit man für alles gewappnet ist, weil auch einer gesunden Person kann irgendwie spontan irgendwas passieren, so mittendrin. Oder halt auch im völligen normalen beruflichen Leben oder du läufst irgendwie beim Spazierengehen jemandem über den Weg, der umfällt und da ist das auch nützlich zu wissen, was kann ich eigentlich tun. Und ich möchte sensibilisieren und das in die Köpfe der Menschen bringen, dass das wichtig ist, weil ich weiß, dass es der ein oder andere vielleicht nicht so forciert oder nicht so wichtig findet.
Sebastian Das ist die goldene Überleitung zum Thema Workshop auf meinem Zettel.
Kali Ach, gekonnt.
Sebastian Ich haue mal das Klischee raus, Dominas verdienen so viel Kohle, die kriegen 5000 Euro für eine Stunde Arbeit, ich übertreibe jetzt absichtlich. Warum sollte man dann noch irgendwas anderes machen und das machen ja ganz viele machen noch andere Projekte, es verändert sich offenbar irgendwas. Also warum fängst du an da jetzt aktiv zu werden? Oder warum bist du da aktiv? Mit Workshops und Menschen was zeigen und vielleicht hast du auch gar keinen Bock mehr auf das Domina sein. Ich hab dir jetzt alle bösen Dinge vor die Nase geworfen, geh damit um.
Kali Ja, warst du schon fertig?
Sebastian Es geht noch mehr, wenn du möchtest, aber vielleicht lasse ich dich erstmal reden.
Kali Ja, also es sind BDSM-Workshops, die für alle zugänglich sind, die Interesse daran haben. Das ist jetzt nicht, dass es nur für Dominas oder so ist, also ich will da keinen ausgrenzen. Ich habe die in zwei Workshop-Teile aufgeteilt, weil ich fand für einen, das ist zu viel Input und das würde dann auch den Rahmen des Zeitlichen sprengen. Und irgendwann ist die Auffassungsgabe ja auch mal irgendwie tilt. Ja, ich hab mir Gedanken dazu gemacht, ich hatte aber auch schon lange die Motivation dafür, aufzuklären, auch gerade hinsichtlich, ich bin da wirklich ein Monk, ich bin da sehr hinterher, dass hier Leute sensibilisiert sind und ihr Verantwortungsbewusstsein verschärfen und weiter das große Ganze auch sehen können.
Sebastian Also das heißt, du hast gemerkt, dass Defizite existieren, weil wenn alle alles wissen, dann braucht man keine Workshops anbieten.
Kali Ach, ich bin auch niemand der alles weiß. Ich bin jetzt auch nicht allwissend.
Sebastian Da ist ja meistens so ein Leidensdruck, so dieses, das wäre gut, wenn die Leute ein bisschen mehr Ahnung von XY hätten, kann ich da was machen?
Kali Ach ja, ich werde ja immer mal gefragt, hey wie geht eigentlich das und das und dann bin ich irgendwo auch mal unterwegs oder mache eine Session dann zu zweit mit jemand, der es vielleicht noch nicht so lange macht. Dann hat man da auch nochmal einen ganz anderen Blickwinkel für und kann man dann auch während einer laufenden Session noch ein paar Dinge erklären und einfach mal zeigen. Das ist auch eigentlich ganz schön. Mach ich auch immer gerne mal. Wir hatten ja jetzt aber auch mal eine Situation in Stuttgart beispielsweise, da gab es die Letizia, die hatte die SM-Akademie viele Jahre angeboten, ist dann jetzt aber ausgewandert. Und ich hatte mit ihr auch mal gesprochen, weil mich da auch noch gewisse Dinge mal interessiert haben, sich einfach mal auszutauschen. Und dann hatte ich mit der Studienleitung mal so die Idee, wie wäre das denn, wenn ich das fortführen würde? Und dann gab es da auch Kolleginnen, die auch gesagt haben, hey, kann ich mir auch total gut vorstellen. Mach das doch mal! Und ich so, ja, wie mach ich denn das auf? Da musste ich mir auch erstmal ein paar Gedanken machen. Und ich hatte sehr viele Befürworter dafür auch und dadurch dann auch die Motivation, okay, ich setz mich mal ran und überleg mir mal, was möchte ich denn den Leuten beibringen oder was ist denn auch möglich einem was beizubringen, was dann auch für einen Workshop ausreichend ist. Es gibt jetzt zum Beispiel auch dieses Bondage-Thema, bringe ich da jetzt nicht unter, auch ganz bewusst, weil ich finde, das lernt man regelmäßig über lange Zeit. Das kann man jetzt nicht innerhalb von einer Stunde mal erklären.
Sebastian Wo fängst du an? Bei "das ist BDSM"? Und für was? Also ist das für Menschen, die auch als SexarbeiterInnen loslegen wollen? Oder wo ist so der Schwerpunkt für wen?
Kali Also der Schwerpunkt ist für mich auch der, dass das für alle interessant sein soll, dass alle was davon lernen können, selbst wenn man jetzt Einsteiger oder schon auch der Kenner ist.
Sebastian Könnte ich da hinkommen?
Kali Ja, natürlich.
Sebastian Was lerne ich da?
Kali Das was du möchtest.
Sebastian Ja ich bestimme ja nicht das Programm. Also ganz grob, wie geht's thematisch los und wo geht's hin? Und was weiß ich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht, obwohl ich schon sehr lange die Frau ärgere.
Kali Ich kann dir bestimmt noch was erklären zu keimarmen Arbeiten während der Session oder so ein Sessionablauf, wie man das gestaltet noch.
Sebastian Meinst du in der Sinne von Hygiene und deswegen?
Kali Ja, das kann man im privaten, aber auch im professionellen Bereich einfach anwenden. Manchmal gibt es so ein paar Kniffe, die hat man einfach nicht auf dem Schirm. Und wenn man es dann einmal gesehen und gehört hat, dann so, ah, ja, das kann ich doch auch mal machen. Und mal irgendwie mit einbinden. Also ich hab zwei Workshop-Teile, dann hab ich aber auch ein Einzelcoaching für Einzelpersonen, aber auch für Pärchen. Da bieten sich dann eben auch Möglichkeiten, speziellere Bereiche mal anzufragen, die jetzt der Workshop nicht bietet. Einfach der Rahmen, da es nicht so ganz so reinpasst, zeitlich. Grundvoraussetzen werde ich, für beide Workshop-Teile auf jeden Fall, ist für alle Pflichtprogramm, Erste Hilfe Basics im SM-Bezug. Dann auch mal so ein Wissensabriss für häufige Erkrankungen, die es so gibt. Da kann ich aber auch für die Workshop-Teilnehmer auch nochmal gezielt drauf eingehen, mal rund fragen: Also was gibt's denn so bei euch? Habt ihr da eine Idee? Habt ihr feste Spielpartner? Oder variiert das auch, dass man da einfach nochmal drüber spricht? Was gibt's da? Was kann man beachten? Oder was ist da auch im Worst Case schon im Vorfeld? Was kann man da ausmerzen?
Sebastian Also es geht gar nicht so drum, wie wirke ich jetzt dominant und was kann ich machen, sondern auch erstmal ganz viel Safety. Und dann auch Sicherheit, also Sicherheit nicht nur in Form von Safety, sondern auch Sicherheit in Form von, ich bin mir sicher, dass ich schwierige Situationen handeln kann und dann kann ich daraus ja auch mit einem anderen Selbstbewusstsein spielen.
Kali Ja, ist ja auch wichtig. Also das ist so der Start für alle Workshops und dann gehe ich natürlich auch auf Kommunikation ein. Oder auch Erziehungsstile oder Spielideen.
Sebastian Moment, Erziehungsstile?
Kali Ja, es gibt ja Erziehungsstile.
Sebastian Entschuldigung, dass ich das jetzt alles sprenge, aber welche Erziehungsstile gibt's denn? Und ich möchte mal wissen, wie mein Erziehungsstil heißt.
Kali Also es muss nicht generell alles einen Namen haben, aber jetzt zum Beispiel auch für meine Sparte ist es so, dass ich das differenziere und ich unterteile mich selber in zwei verschiedene Stile. Zum Beispiel es gibt den englischen Erziehungsstil, es gibt aber auch den viktorianischen Erziehungsstil.
Sebastian Den kenn ich gar nicht.
Kali Englisch ist halt ganz klassisch, auch wie du es kennst, auch mit dem Rohrstock.
Sebastian Rohrstock und Protokoll. Es wird sich übergebeugt, es wird eine Ansprache gehalten, es wird ein bisschen das Shaming, das schlechte Gewissen nochmal provoziert.
Kali Möglicherweise...
Sebastian Das Ganze auch, wie gesagt, ein bisschen nach einem Protokoll. Also sehr, ja, so wie zu Hofe, sag ich mal. Man kann sich drauf einstellen, man weiß, was passiert und das hat einen Anfang und ein Ende auch.
Kali Genau, der viktorianische Erziehungstil zum Beispiel auch und da werde ich auch gerne mal darauf angesprochen und habe das dann auch einfach mal aufgenommen, weil auch da gibt es einfach im viktorianischen im Gegensatz zum englischen mehr Schärfe. Es ist halt auch, wie man das von früher kennt, viel prägnanter, viel schärfer und sehr viel mehr geführter. Noch on top. Also ich will das eine jetzt nicht schwammiger machen als es ist, das ist es ja nicht. Aber ja gut, vielleicht assoziieren das eher Leute auch, die so eine kleine sadistische Ader haben. Weil man sich in diesem Zweig dann auch ein bisschen weiter austoben kann. Jeder hat so seine Art, Stil. Ich will das nicht ins eine oder andere Körbchen legen.
Sebastian Ach, das darfst du hier tun!
Kali Jeder individuell. Es ist ja jetzt auch nicht jeder nur dominant. Es kann ja auch sein, dass Teilnehmer irgendwie Switcher sind. Oder einfach mehr einen Fetischbezug haben oder... Ja, ganz andere Vorlieben mitbringen. Aber auch devote Leute können von einem Workshop profitieren. Und da finde ich einfach sehr spannend, dass ich da auch verschiedene Themen aufgreifen kann.
Sebastian Ich muss nochmal auf das Viktorianische kommen. Erklärs mir nochmal. Kannst du mir in drei, vier Sätzen erklären, was der Viktorianische Erziehungsstil ist und was anders ist? Also schärfer, ja, das heißt einfach für mich nur, da wird schneller und fester zugehauen.
Kali Nein.
Sebastian Also das verstehe ich noch nicht ganz. Hilf mir mal. Ich mag den Begriff so schön, weil ich möchte gerne auf einer Party sagen können, ja, also den viktorianischen, wenn ich das Wort dann ausspreche, den viktorianischen Erziehungsstil finde ich super. Und dann will ich auch wissen können, wovon ich da rede.
Kali Ja, wenn man das einfacher erläutern möchte, dann versetz dich mal so in das altertümliche Dasein einer Gouvernante. Die sagt dir wie du sitzt. Die sagt dir wie du zu gucken hast. Wann du was zu essen hast. Das ist quasi wie eine komplette Tagesstruktur. Ja genau. Du machst das schon mal sehr schön vor.
Sebastian Ich habe mich jetzt einmal kurz einen Moment nicht gelümmelt, ich sitze jetzt ordentlich und gerade.
Kali Ja genau, die Knie zusammen, die Füße zusammen, ganz ordentlich, die Hände noch auf die Knie legen. So. Zack-zack!
Sebastian Und das Tablet, mein Gott, wir probieren das mal.
Kali Ja genau und dann musst du dann einfach nochmal so ausharren oder es wird nach einem bestimmten Konzept natürlich auch das Besteck zum Teller geführt bei dem Essen. Oder du hast dich auf eine gewisse Weise anzukleiden in einer bestimmten Reihenfolge.
Sebastian Entspreche ich dem?
Kali Ich weiß ja nicht, in welche Reihenfolge du dich angezogen hast.
Sebastian Also die Reihenfolge ist relativ klar...
Kali Ja?
Sebastian Durcheinander. Und also ich, liebes Publikum, ich sitze heute ausnahmsweise mal hier in kurzer Hose und Sneaker, Socken und T-Shirt da, weil warm halt, ne. Okay, also da gäbe es was zu lernen, stelle ich gerade fest.
Kali Ja, da geht man halt auch sehr genau auf die Körperhaltung und das "wann machst du was" ein. Und das ist eine ganz konsequente, strukturierte Eigenschaft, die eine Gouvernante eben damals mit sich brachte. Das zieht sich auch bis heute auch, natürlich auch in den dominanten Erziehungsstil. Das begegnet mir jetzt persönlich sehr häufig. Ich weiß nicht, wie das andere so wahrnehmen. Aber das unterscheidet sich von dem klassischen "Old English" Erziehungsstil, den man heute auch so kennt.
Sebastian "English" ist auch eher das Bestrafungsritual. Und das Viktorianische ist so ein bisschen dieses, ja der komplett, der verschärfte Kniggekurs. Und das Englische gibt es dann quasi nur noch zur Korrektur. Aber das fängt jetzt viel früher an. Verstehe ich das richtig?
Kali Ja, das kann man so sehen. Ja, jeder definiert auch die Dinge anders. Also wenn da jetzt einer nicht so ganz fein mit ist, wie ich das erläutere, dann hey, alles gut. Das sind die Dinge, die mir so begegnen. Und ja, jeder findet sich auch oder manchmal wissen das die Leute auch noch nicht, in welchem Teil finde ich mich jetzt eigentlich wieder. Das kann man in einem Workshop auch so ein bisschen erarbeiten, mit den Dingen, die man da so lernen kann. Es geht auch alles mit Übungspartnern immer ganz super.
Sebastian Hast du den Workshop schon gehalten?
Kali Ja, ich hatte schon Workshops und ich habe auch schon Einzelcoachings gemacht. War sehr spannend. Macht total Spaß.
Sebastian Das ist ja im Gegensatz zur Schule ja so ein Ding, da melden die Leute sich an, weil sie das wollen. Das heißt, sie sind schon mal super aufmerksam und sie haben Fragen.
Kali Ja, immer.
Sebastian Was wollen die denn? Also wo gibt es einen Punkt, wo du schon weißt, da werden sie gleich Fragen stellen?
Kali Das kommt immer auf die Teilnehmer an. Jeder wird ja an einem ganz anderen Zweig abgeholt, wo er gerade steht, mit seinen Fähigkeiten, Kenntnissen oder auch mit seinem Dasein und da geht man einfach tatsächlich auch immer individuell drauf ein und was ich ganz oft habe, sind so Aha-Momente, wenn es denn dann auch um Hygiene geht oder halt um Kommunikation. Schon so ganz einfach Dinge so, ah, hab ich ja noch gar nicht dran gedacht. Ja, schau an.
Sebastian Das ist ja auch, ganz ehrlich, wenn ich so zurück gucke, erste Stammtische und so, da haben die meisten ihr Wissen ungern geteilt, man könnte sich ja was abschauen. Und ich glaube auf so eine Art Mentor/Mentorin zu treffen, auch innerhalb der Szene, das ist gar nicht so einfach, dass jemand sagt, komm ich nehm mir auch die Zeit und wir quatschen und machen. Und jeder brokelt da so ein bisschen rum. Und ich finde so ein Quickstart, dass man sagen kann, okay, ich besuche jetzt einen Workshop, vielleicht auch als Paar und bekomme schon mal so ein, so ein gewisses Grundverständnis und auch hab halt nicht die Ideen aus Pornos und Bildchen von irgendwo oder irgendwelche Geschichten, sondern ich krieg relativ kompakt erstmal das was geht und woran hast du zu denken, weil das sich zum Beispiel in einer Geschichte, die ich irgendwo lese, vielleicht auch nicht so toll tut, wenn da erstmal Hygiene erklärt wird. Also ich krieg plötzlich einen Input, der vor gar nicht allzu langer Zeit noch gar nicht so zugänglich war. Das ist eine spannende Sache.
Kali Ja, ich hab auch eine kleine Popo-Broschüre. Da gibt's auch das eine oder andere, was viele einfach gar nicht irgendwie auf dem Schirm haben. Da denk ich mir, ja, gut, dass du es jetzt weißt.
Sebastian Was haben denn die wenigsten auf dem Schirm, die es eigentlich wissen sollten? Ich zum Beispiel. Gibt es was, wo du sagst, das weißt du wahrscheinlich noch nicht?
Kali Ja, da gibt es so einiges. Fangen wir da einfach mal bei dem Verletzungsrisiko an. Wenn man etwas unbedachter an die ganze Sache rangeht und nicht so vorsichtig miteinander ist oder halt auch die Hygiene nicht so ganz im Blick hat. Da gibt es dann eben auch Keimverschleppungen oder Kreuzkontaminationsgeschichten, die dann natürlich auch Infektionsherde schüren können. Oder aber im schlimmsten Fall hat dann einer irgendwie etwas unbedacht da die härtere Gangart angeschaltet und war nicht ganz so vorsichtig. Das könnte dann auch zu Fissuren oder Einblutungen vom Darm bis hin in den Bauchraum und letztendlich auch zum Tod führen. Das müsste man vielleicht auch mal bedenken, finde ich.
Sebastian Ja.
Kali Genau. Gewalt ist nicht an jeder Ecke sinnvoll.
Sebastian Ja es ist ja vor allem dann auch zu sagen, es ist normal, dass der Analsex nicht immer gleich voll Karacho geht, sondern es ist völlig normal, dass man auch vielleicht mal langsam anfängt und einfach mal Feedback einholt.
Kali Jetzt hab ich mit dem Wasser geschlabbert, weil ich lachen wusste.
Sebastian Hättest du jetzt ein weißes Oberteil an, wäre es jetzt Wetlook?
Kali Ja, das würde dich jetzt sehr erheitern.
Sebastian Wir können eine Pause machen, aber ich glaube bei dem Klima hier drin wird es gleich von ganz alleine alles verdampfen.
Kali Ja, das wird nicht lange dauern, das ist fein.
Sebastian Es bieten ja wirklich ganz viele inzwischen Workshops an. Ist der Markt da jetzt neu? Oder ist es jetzt erst möglich Workshops überhaupt anzubieten, weil vorher hat sich eh keiner dafür interessiert?
Kali Das sollen alle machen, die das auch vermitteln können, die auch dazu in der Lage sind, tatsächlich auch die Dinge wirklich gut und vernünftig zu erklären, find ich super. Ich hab das jetzt gemacht, weil mir auch aufgefallen ist, so hey, irgendwie hab ich mich ja auch mal als Profi weiterentwickeln wollen. Ich hatte ja jetzt auch zu Lockdown-Zeiten irgendwie so eine kreative Blockade. Da stand ich da auch und ich so, was mach ich denn jetzt? Irgendwie ist mir nichts eingefallen, obwohl das gar nicht meine Art ist. Da hatte ich mir halt auch versucht Input zu holen. Hatte dann auch mal ein bisschen recherchiert, was so geht. Und die meisten Workshops sind halt einfach nur für Einsteiger gedacht, war jetzt so mein Eindruck. Oft irgendwie immer dasselbe oder gar nicht so ersichtlich, was lerne ich hier überhaupt? Kann ich danach irgendwas? Komisch. Dann hatte ich da hier und da mal angerufen, mal nachgefragt. Hey, kann ich denn auch als Profi noch was dazu lernen? Brauch mal irgendwie Input. Und dann ist mir aber auch währenddessen aufgefallen, dass irgendwie niemand so richtig auf so bestimmte Sachen wie Anatomie, Erste Hilfe und Hygiene eingeht. Und da hab ich mir gedacht, ja gut, ich bin ja manchmal auch so ein bisschen nerdig und erklär gerne mal. Und dann hat sich das dahin entwickelt, dass ich dann gesagt hab, auch auf Zuspruch von anderen, okay, ich mach mir jetzt mal die Arbeit, setz mich jetzt mal hin und schau mal, was ich mir jetzt hier aufbauen und skripten kann und ja, das ist jetzt sehr erfolgreich für mich geworden, es steckt noch alles am Anfang, aber es entwickelt sich auch noch und es läuft auch schon echt gut. Und es macht Spaß den Leuten das auch zu erklären. Beim ersten Mal war ich abends dann auch recht heiser, da war ich auch was überrascht. So viel spricht man ja sonst in der Regel nicht. Nicht so viel an einem Tag. Ja, aber auch wenn ich da das Feedback bekomme, so hey das hat mir echt gut gefallen oder da habe ich jetzt wirklich was verstanden und was gelernt. Ja so soll es ja sein.
Sebastian Jetzt sagst du ja gelegentlich, dass du dich ja nicht klonen kannst. Mehr Workshop heißt weniger Domina-sein, oder nein, weniger Arbeit im Studio.
Kali Nein. Also ich kann meine Domina, mein Dasein, kann ich nicht halbieren. Ich kann mir nicht irgendwas abschneiden. Das geht nicht. Das bin ich. Das bleibe ich. Und wenn ich den Workshop mache, dann mache ich den Workshop. Und wenn ich eine Session mache, dann mache ich eine Session.
Sebastian Ja, so ein bisschen ist die Frage, ob auch vielleicht, wenn man das jetzt sechs Jahre im Studio gemacht hat und irgendwie seit 15 Jahren auch privat, ob man dann nicht auch sagt, jetzt hab ich das gemacht, jetzt geh ich in die Bildung. Und dass man das so ein bisschen runterdreht. Also so eine Müdigkeit, genau.
Kali Nö, nee. Also das, was ich jetzt eigentlich für mich auch ganz cool fand, war, dadurch, dass ich ja reise, kann ich meinen Workshop mit auf Tour nehmen und das gibt es, glaube ich, so noch nicht. Das kann für den einen oder anderen auch spannend sein. Für mich natürlich auch. Steht ja gerade noch alles so in Entwicklung und in der Mache aktuell. Ja, aber das heißt nicht, dass ich da müde werde, nee. Ich hatte das jetzt mal, dass mich Gäste auch angesprochen haben und gesagt haben, hey, ich habe gesehen, sie sind dann vier Tage oder so in Stuttgart und über das Wochenende machen sie da einen Workshop. Jetzt weiß ich aber gar nicht, wie lange geht denn das und kann ich da überhaupt einen Termin bei ihnen bekommen? Ja, da muss man einfach mal mit mir sprechen und einfach mal nachhaken. Das war schon ganz richtig so. Und das heißt aber nicht, dass ich da jetzt irgendwie von dem einen mehr und dem anderen weniger mache. Also die Workshops mache ich ja letztlich immer. Da schreibe ich für bestimmte Zeiten aus, wo ich sage, okay, da möchte ich das gerne machen. Da passt das gut für mich. Und auch für das Studio muss es ja auch zeitlich passen. Und ich belege ja hier und da halt eben auch entsprechenden Raum über mehrere Stunden und kann ja sein, dass das Studio noch irgendwelche anderen Pläne hat. Irgendwie ein Special an einem Tag und da wird das gar nicht passen.
Sebastian Genau, das ist nämlich einmal, ich hab hier nochmal zwei Fragen dazu, nämlich erstmal, wo findet das statt? Also ich hab mir jetzt überlegt, ja das kann man im Studio machen, die sind eigentlich auch recht eng. Oder mietet man nicht irgendwie einen Raum in einem Hotel, so einen Konferenzraum, wo man erstmal den schweren Tisch aus der Mitte wegschiebt, keine Ahnung. Also wo findet das statt und wie viele Teilnehmer kommen da eigentlich?
Kali Also für den Workshop habe ich mir mal selber so maximal sechs Personen begrenzt, damit es nicht zu viel wird, damit ich auch auf jeden Einzelnen mal eingehen kann. Ich mache das in den SM-Studios, in den Domina-Studios, aber halt auch in privaten SM-Mietstudios mache ich das auch. Da schaue ich dann schon, dass die Location das auch räumlich hergibt, dass da auch alle Platz finden. Aber ich möchte jetzt nicht, dass sich da irgendwie ein, zwei Personen auf den Boden setzen müssen, weil keine Sitzgelegenheit mehr da ist. Oder irgendwie unbequem auf einer Fixierungsbank sich den Hintern platt sitzen. Das muss jetzt nicht sein. Da achte ich schon drauf. Soll ja auch Spaß machen den ganzen Tag, überall ist halt auch eine lockere Atmosphäre. Es ist nicht steif, dafür sorge ich. Muss auch jeder mal irgendwie was lachen. Das finde ich für mich auch immer ganz wichtig.
Sebastian Wer kommt denn?
Kali Ja, alle die da Bock drauf haben. Voll verschieden.
Sebastian Okay, wenn Menschen sagen allgemein allgemein, dann sag ich ja mal beim letzten Workshop. Wie viele Personen, wie viele Jungs, Mädels, Transpersonen und wie viele Tops, Subs, einfach mal so einen statistischen Eindruck. Ich weiß das ist gemein, aber vielleicht magst du es ja trotzdem beantworten.
Kali Ja, der letzte Workshop mit einer kleinen Gruppe war sehr gemischt, da war glaube ich keine Transperson dabei, aber hey, alle herzlich willkommen. Selbst wenn jemand sagt, ich bin ein Einhorn, dann ist das auch in Ordnung. Alles gut. Die meisten waren sich ja schon auch relativ sicher, dass sie in der Topposition sich wiederfinden. Einer war ein Switcher, das war für ihn ganz deutlich und klar schon definiert. Und bei dem letzten Einzelcoaching, das ich hatte, da war eine Dame, die ist von weiter her angereist, die sagte, sie fühlt sich auch privat mehr dominant, möchte das jetzt einfach mit ihren Fähigkeiten einfach mal ausarbeiten und mal gucken, ob sie dann damit dann auch nachher in die professionelle Sparte wechselt. Und da kann ich dann eben auch mit meinen separaten Sachen nochmal gezielter drauf eingehen, weil in einem Workshop interessiert das jetzt vielleicht keinen, was es für rechtliche Dinge zu beachten gibt, wenn man sich jetzt professionell damit selbstständig machen möchte. Da gehe ich dann einfach nochmal gezielt drauf ein. Das werde ich auch für die Online-Workshops genauso handhaben. Online werde ich aber auch ein bisschen einschränken müssen, weil ich will keine abspielbaren Clips irgendwie zeigen. Ich bin dann auch live präsent und will mal schauen, wie ich dann auch da über die Videokonferenzen Dinge erklären und zeigen kann. Wobei ich aber auch wichtig finde, dass man einfach mal im Studio steht, das mal gesehen hat und dann auch mal Dinge anfassen kann. Und ich finde das auch total cool, wenn du dann auch mit dem Übungspartner vorher auch mal klärst, was kann man mit dir machen. Mal ein persönliches Gespräch führen. Wie wäre denn jetzt der Kontext in einem Vorgespräch oder wie gestalte ich eine Session, das mal so durchsprechen und mal rumprobieren.
Sebastian Muss ich mal zwischenfragen. Nehmen wir mal an du machst einen Workshop mit sechs Personen, davon sind fünf dominant und eine Person ist switch. Wie geht das mit dem Übungspartner? Bringst du da Personal mit oder müssen die jetzt dann auch einfach mal so, du bist jetzt mal unten. Also Entschuldigung, aber ist ja eine logistische Frage oder kriegt jeder dann seinen persönlichen Übungsbuddy dann hingebracht und hier, mit der Person kannst du mal. Oder vielleicht stellst du dich dann auch zur Verfügung und sagst, ja.
Kali Nein, ich erkläre und zeige. Dafür sind die Übungspartner ja da, dass man an denen dann rumprobieren darf. Die melden sich auch über Bewerbung dann bei mir oder ich kenne die auch schon im Vorfeld.
Sebastian Ach, die bringst du also mit? Die gibt's quasi dazu?
Kali Ja, genau, die gibt's dazu. Und es ist aber auch jeder von den Teilnehmern ganz frei, nur wenn die auch mal untereinander sagen, hey, ich find dich gerade ganz cool, wollen wir mal gucken, ob wir da irgendwie was probieren können. Sag ich jetzt mal eine einfache Fixierungsart und -weise, die ich in der Theorie einmal zeige, an einem Übungspartner vormache und dann sage so, jetzt teile ich euch ein, jetzt probierst du und dann bist du an der Reihe und dann machst du das mal an dem Übungspartner und dann habe ich vielleicht noch jemand zweites oder drittes dabei, wo ich dann sage, okay, und jetzt gebt ihr mal Gas. Und dann kann ich aber auch mal rundschauen und direkt nochmal an die Hand gehen und sagen so, also wenn du das jetzt einmal so und so rumgebunden hast, dann erwirkst du das und das und so hast du das schon ganz gut gemacht oder probier nochmal neu, da war irgendwas verkehrt rum. So ist auch ein Lerneffekt einfach gleich da, das macht dann einfach mehr Bock, wenn man dann einmal gesehen hat, ah ich kann es, ja ich kann es.
Sebastian Also dir macht das auch Spaß dann zu sehen, wie Leute dann neue Dinge können?
Kali Ja, das macht Spaß. Es macht richtig Spaß. Ich kriege auch gerne mal ein Feedback im Nachhinein. Ich bin auch für die Leute nachhaltig auch erreichbar, wenn die dann doch nochmal irgendwo eine Rückfrage haben. Ist ja nicht so, dass man dann nach dem Workshop nach Hause geht und man hört und sieht sich nie wieder. Das muss jetzt nicht sein. Also da kann sich jeder frei fühlen. Und einfach auch nochmal so anpingen und sagen, hey ich hab da mal Bedarf, kann ich mal quatschen? Mach ich auch mit meinen Gästen auch so, dann verabreden wir eine passende Zeit und dann reden wir einfach mal eben darüber. Es ist halt kein Problem. Ja das ist einfach schön Leute bei ihrer Selbstentwicklung unterstützen zu können. Das finde ich einfach schön. Das bereichert ja nicht nur die Leute an sich, das bereichert ja eine ganze Menge Leute mehr.
Sebastian Ja, also gerade im Bereich Safety, ich habe gerade im Geiste mal, ich kann mich da jetzt auch irren, von der letzten Messe, wo ich mal die Workshop-Liste durchgesehen habe, da ist viel Bondage und dann gibt es da die unterschiedlichsten Workshops, aber so in den Bereich Safety gehen wenige rein, da kann ich mich jetzt aber auch wirklich irren, aber das finde ich einfach mal gut, dass das auch thematisiert ist.
Kali Ja, finde ich auch.
Sebastian Ja, der Haken jetzt an der Sache ist so ein bisschen, ich gucke auf die Uhr und die sagt mir ja die Zeit vergeht und sie vergeht und vielleicht erwähne ich jetzt einfach mal: mehr Infos zu Workshops, dann einfach hier schön die Podcast-Webseite öffnen, die Folge anklicken und da gibt es dann alle möglichen Links und Dinge da kann man dann gucken und das kannst du dann auch immer aktualisieren wenn sich da irgendwas ändert. Dein Profil gebe ich dir nachher noch und dann kannst du da schon mal basteln.
Kali Ja, gerne. Mach ich!
Sebastian Okay, hier steht, und das ist mein Problem, hier steht dieser Alu-Koffer, seit mittlerweile vier Stunden steht der hier direkt vor mir und er steht da und steht auf seinen Rollen und du hast ja schon gesagt, wir könnten da vielleicht mal reingucken, ich würde genau das gerne tun. Ich mach mal hiermit Platz.
Kali Komm ich da mit dem Kabel jetzt hin? Reiß ich nichts um?
Sebastian Nein, du reißt nichts um. Alles wird gut, ich passe auf. Wir lassen das hier einfach runterhängen und dann wird alles fein werden. Du bist jetzt aufgestanden, du gehst mal zu dem Köfferchen. Darf ich von dem Koffer ein Bild machen?
Kali Ja, darfst du. Es ist aber der Kleine. Ich hab sonst immer so einen XL Riesentrümmer dabei.
Sebastian Das ist ja eigentlich wieder ein Kunstwerk zu versuchen, mit einem kleinen Gepäck durch die Gegend zu kommen. Also wenn ich am Wochenende wegfahre, dann kriege ich immer sehr viele Ideen, was man nicht alles mitnehmen könnte. Und ich stehe jetzt auch mal auf, ich schaffe mal mein Stühlchen hier weg. So, und wir haben jetzt beide jeweils so, liebes Publikum, anderthalb Meter Radius, in dem wir uns bewegen können. Und wir versuchen mal, das Besteck hier nicht vom Tisch zu reißen. So, ich bin sehr gespannt. Das erste Mal, dass so ein Koffer geöffnet wird. Sehr schön. Da ist ein Zahlenschloss. Du hast auch die Zahlen verdreht, damit auch ja keiner versehentlich das Ding öffnet.
Kali Ach ja, das macht man ja immer mal irgendwie, ne?
Sebastian Ich bin sehr gespannt, was mich jetzt erwartet. Also eine Gerte ist nicht drin, es sei denn du hast die erste Klapp-Gerte.
Kali Nein. Ich bin jetzt in ein Studio gereist, wo ich gar nicht so wahnsinnig viel Equipment mitbringen brauche. Da weiß ich so ziemlich auswendig und im Schlaf, wo was ist. Ich hab aber immer mal meine eigenen Sachen noch dabei. Ich hab immer so eine Session-Tasche auch mit.
Sebastian Also ich seh schon, da ist irgendeine Notfalldose, die blitzt mich an. Ja. Okay, das ist schon mal das erste.
Kali Die hab ich immer dabei.
Sebastian Informationen für die Lebensrettung-Notfalldose. Darf ich reingucken?
Kali Ja, mach die auf. Guck rein!
Sebastian Da ist jetzt alles mögliche drin.
Kali Ja, pack aus.
Sebastian Hier, Magnesium. Und Traubenzucker, da ist das alles drin?
Kali Ja.
Sebastian Okay, da steht jetzt aber auch drauf, Informationen für die Lebensrettung. Sind da Informationen drin oder ist das nur Besteck? Also Zusatz jetzt. Ich hätte jetzt einen Zettel erwartet, auf dem irgendetwas steht.
Kali Ja, da war so ein Packzettel bei. Den hab ich auch rausgenommen.
Sebastian Okay, alles klar.
Kali Das war jetzt so ein praktisches Döschen, wo ich im Netz einfach mal geguckt hab, was gibt es im Kleinformat, wo mein Kram reinpasst. Ich wollte jetzt nicht so ein Trümmerding noch mitschleppen.
Sebastian Super, ich mach jetzt tatsächlich ein Bild, so wie ich das eben gesehen habe, das war so.
Kali Ja warte, das roll ich erstmal weg.
Sebastian Ach, du rollst was weg?
Kali Ja, mach mal. Ich hab den Koffer jetzt nicht so ordentlich geräumt.
Sebastian Wir haben das ja, wir haben das vorab ja auch nicht besprochen, du hast den Koffer nicht für mich vorbereitet.
Kali Genau.
Sebastian Also, wir machen ja hier immer nur Schnappschüsse und dieser Podcast ist für schlechtes Bildmaterial ja wirklich bekannt. Jeder Fotograf kriegt immer die Krise, wenn ich meine schlechten Handyfotos dann verwackelt und unscharf dann da drauf habe. Okay, also das Döschen haben wir. So, jetzt gucken wir mal. Und ich bin gerade stolz, dass die Kabel tatsächlich lang genug sind.
Kali Hey. Ja, dann räumen wir jetzt mal hier mal mein kleines Session-Täschchen raus.
Sebastian Dein kleines Session-Täschchen? Ah, okay.
Kali Da habe ich jetzt noch den Harness reingeräumt. Ach, der ist total cool. Den habe ich neu.
Sebastian Okay, ich darf alles anfassen? Oder was ich nicht anfassen darf, da sagst du es mir einfach?
Kali Ja, du kannst hier drin rumkramen. Das ist alles gereinigt, das ist alles eingepackt.
Sebastian Okay, und das ist ein Harness? Ach, jetzt habe ich es verstanden. Das ist ein spannendes Material. Das ist jetzt auch nicht so ein ultra schweres Teil. Der ist eher elegant, würde ich sagen. Der glänzt auch so schön schwarz. So, und dann geht das hier los. Ich setze mich mal mit dir auf den Boden.
Kali Ja.
Sebastian So, jetzt haben wir hier. Da haben wir den...
Kali Das ist ein Aufsatz für den Vac-U-Lock. Das ist für den Strap-On.
Sebastian Ja, den kann ich hier auf meinen Boden auch ansaugen lassen. Und jetzt hängt er auch hier fest. Sehr gut.
Kali Die sind übrigens super, weil die halten bombenfest, die flutschen nicht einfach weg. Guck mal da.
Sebastian Aber das ist jetzt ein sehr kleiner Aufsatz.
Kali Ne, der ist eigentlich schon recht groß. Das ist schon einer der Größeren. Guck mal, da hab ich ja auch einen passenden Aufsatz für.
Sebastian Ah, jetzt verstehe ich es. Da kommt der Aufsatz drauf.
Kali Genau.
Sebastian Okay, der ist jetzt auch eingepackt und auch in so einem Hygienebeutel, so einem Zip-Lock-Beutel. Und, okay.
Kali Ich hab die sonst immer eingeschweißt mit, aber wenn ich die dann im Nachhinein benutzt und nochmal gereinigt hab, dann kommen die erstmal in so einen Zipperbeutel, weil ich unterwegs keinen Bock hab einzuschweißen.
Sebastian Das ist okay. Das ist natürlich auch dramaturgisch toll, wenn man den eingeschweißten Vakuumbeutel dann quasi öffnet und es macht "PFFFF" und dann ist da das Gerät drin.
Kali Ja, ich find das eigentlich auch so mal ganz schön, weil ich hab jetzt hier noch einen, den hab ich jetzt mal ausgepackt, wenn ich einen eingeschweißten Dildo vor einem Gast oder einer Session oder zum Spielen auspacke, dann macht das schon einen ganz anderen Eindruck, als wenn ich jetzt einen so mit der Hand einfach so lumpig hier raus nehme.
Sebastian Ja, das Schlimme ist vor allem auch, das Zeug ist ja ein Staubfänger und da siehst du ja jedes Staubkorn drauf. Wenn ich den jetzt habe, der war jetzt in der Tasche drin.
Kali Den hab ich jetzt ausgepackt, genau.
Sebastian Genau, der ist schon eingestaubt, den will man ja eigentlich nicht mehr benutzen.
Kali Ja, auch wenn da kommen, okay, Kondompflicht, ne? Wir machen da immer irgendwie Gummis drauf, aber das kleine Latex geht immer mit. Schön, dass du es sagst. Ja, immer, immer, immer. Das macht schon richtig Laune, aber dann sind da trotzdem immer noch diese Staubdinger drauf und das finde ich jetzt auch so optisch nicht so geil.
Sebastian Ich mach jetzt mal so Bilder, die einfach so ein bisschen nach Chaos aussehen. Das ist super.
Kali Ja, das sind so meine zwei Lieblingsdinger, die funktionieren.
Sebastian Ich guck mal weiter hin. Das ist so eine kleine Tasche, die jetzt im Koffer war. So, was haben wir da noch? Wie oft hast du eigentlich Frauen als Gast?
Kali Seltener, aber ich habe ein paar Frauen, die ins Studio vorbeikommen, aber auch für Online-Erziehung. Am Telefon, total cool. Also, hey, gerne mehr.
Sebastian Was ist anders? Also was ist da so? Gibt es da so einen Unterschied oder mögen Frauen etwas, was Männer gar nicht wollen in der Regel? Ich hab übrigens gerade dieses Gurtmesser, dieses Sicherheitsmesser in der Hand.
Kali Ja, das ist ein Folienschneider.
Sebastian Ah, ah, okay. Ja, ich wollte gerade sagen, für so ein Seil funktioniert das Ding nicht.
Kali Ne, dafür braucht man Leatherman. Also da braucht man schon vernünftiges Material für.
Sebastian Okay, ich habe dich unterbrochen. Die Frauen?
Kali Ja, also das unterscheidet sich gar nicht von dem, was sie alles so wollen. Das ist jetzt ein einfaches Stromgerät. Ich hab grad noch ein anderes in Reparatur, weil der hat eine Macke.
Sebastian Dolito heißt er, so ein kleines TENS-Gerät.
Kali Ja, so ein ganz einfaches TENS-Gerät.
Sebastian Ich muss jetzt einfach mal eine Minute die Sachen an die Seite legen und dir jetzt erstmal zuhören, weil ich hab dir eine Frage gestellt und unterbreche dich ständig. Entschuldige.
Kali Wir sind sehr enthusiastisch. Also die Frauen wollen jetzt nicht mehr oder weniger oder irgendwas anderes wie die Männer. Jeder hat so sein eigenes Thema. Und ich find's eigentlich auch spannend mal auch mit Frauen zu spielen. Ich hab aber auch trans Leute, die kommen zu mir, das macht auch Bock. Also ich hol einfach jeden da ab, wo er ist. Und wenn einer kommt und sagt, hey ich bin ein Einhorn. Ja dann, hey, dann bist du ein Einhorn. Völlig in Ordnung. Sei was du möchtest, ne? Fühl dich mal frei. Funktioniert.
Sebastian Ich kann's einfach nicht lassen. Ich wühl mal weiter in der Tasche. So was zieh ich jetzt hier raus. Das sind Dilatoren. Ja, ich habe sie erkannt. Oh, sogar einer, der kann vibrieren, wenn ich das richtig sehe.
Kali Genau. Die habe ich sonst auch in der Regel immer einzeln eingeschweißt. Ich habe aber auch zu Hause extra Zeug dafür.
Sebastian Die Tatsache, dass das alles hier nicht vakuumiert ist, heißt, du hast es benutzt seitdem du unterwegs bist.
Kali Ja.
Sebastian Sehr gut. Und jetzt kommt wahrscheinlich die Sache, die ich am spannendsten finde, aber da steht gar nicht viel drauf. Das ist das Gleitgel.
Kali Ja genau, ich benutze wasserbasiertes und damit ich immer mein eigenes Fläschchen dabei hab, falls mal irgendwo Silikonkram rumsteht, benutze ich das lieber.
Sebastian Das ist auch markenneutral, es steht nämlich nur ein Leerbehälter drauf, das Wort.
Kali Ja genau, weil das ist auch steril, genauso wie alle anderen eigentlich auch. Jetzt hast du meinen Lippenstift gefunden, den habe ich schon gesucht.
Sebastian Ah, ja, sehr gut. Und damit haben wir das erste Beutelchen geöffnet.
Kali Ja, genau, warte mal. Was haben wir denn hier noch? Ja, ich hab das heute tatsächlich ganz dünn bestückt noch. Ah, guck mal, meine Piranhas.
Sebastian Oh, die sind aber schön. Ich krieg ja gelegentlich Geschenke, aber das wäre doch nicht nötig gewesen.
Kali Die setz ich dir gerne an. [Kali lacht]
Sebastian Also, liebes Publikum, ich muss vielleicht erklären, was ich hier in der Hand habe. Ich hab hier zwei Klammern mit einer schwarzen Kette verbunden, das ist schwarz und die sind einstellbar. Und das "einstellbar", das finde ich gerade total toll, weil man kann damit, wenn man sie einstellt, dann gehen sie so ein bisschen auf und das heißt, man kann also dafür sorgen, dass sie nichts zerquetschen. Aber sie sind auch böse, du kannst auch mal nachregeln, aber du machst sie nicht fester damit, also wie soll ich sagen, du kannst die Federspannung regulieren.
Kali Und auch gezahnt.
Sebastian Gleich mal ein Bild, ja die sind gezahnt, aber nur auf einer Seite. Aber das finde ich gut. Also so Klammern, das ist ja eh so eine Sache, die ich an sich ganz toll finde, wobei auf dem Teppich sieht das sehr schäbig aus. Ich mach mal wenigstens auf dem Holzboden hier das Bild davon.
Kali Ja, also Leute! Nach einer Tour ist mein Koffer immer sehr wuselig, unaufgeräumt. Das haben wir jetzt hier gerade.
Sebastian Ach das ist okay, also ganz ehrlich.
Kali Ich hab jetzt total unkoordiniert hier auch noch Haarnetze rausgefischt, die hatte ich in die Seite gestopft.
Sebastian Warum hast du Haarnetze dabei?
Kali Wenn ich jemand eine Perücke anziehe, dann mach ich immer ein Haarnetz drunter. Ich hab auch Einweg-Söckchen und falls mal jemand dann doch keine Strümpfe oder so trägt. Also niemand geht barfuß in Schuhe rein, das will ich nicht.
Sebastian Das Thema Feminisierung wollte ich eigentlich heute auch noch mit dir ausbreiten, das werden wir heute leider nicht mehr so richtig tun können. Eigentlich schade, aber so sei es. Batterien, sogar die guten, die benutze ich auch.
Kali Ja zum wieder aufladen. Genau. Dann habe ich hier dieses kleine Ringchen. Das ist super, wenn mal Abbinderbändchen nicht funktionieren. Das klappt immer gut für Leute, die, sag ich mal so, flüchtige Glöckchen haben. Da hält es fest. Es gibt ja schon mal wirklich flüchtige Glöckchen, die rutschen dann auch bei einer guten Abbindung einfach mal weg.
Sebastian Und das funktioniert.
Kali Das funktioniert, genau. Abbindebändchen habe ich auch immer dabei.
Sebastian Du nennst das Abbindebändchen? Ich würde jetzt sagen, das sind sehr schöne Schnürsenkel, genau.
Kali Genau. Die haben eine gute Breite, die verziehen sich nicht im Knoten, die setzen sich nicht zu fest und deswegen finde ich die total praktisch. Die gibt es auch als Silikon, habe ich auch, aber damit kann ich mehr machen.
Sebastian Ich muss nochmal fragen, wann wird nach einer Session im Studio aufgeräumt? Also der Gast ist dann aus dem Haus schon und dann wird aufgeräumt oder packst du erstmal in Ruhe zusammen während der Gast sich erholt?
Kali Nee, ich mach das, wenn der Gast dann losgegangen ist und ich soweit bin, dann lege ich los und tüddel mich schon mal ein bisschen zusammen. Es kann auch mal sein, dass ich irgendwie aus Versehen während einer Session schon anfange aufzuräumen, weil ich dann schon mal irgendwo eine Verschnürung wieder aufmache und das Seil schon mal an die Seite lege oder so. Man kann schon ein bisschen effizienter auch agieren, dass man im Nachhinein nicht so viel zu tun hat, aber man kann die Session auch so machen, dass man kein totales Chaos im Raum hinterlässt.
Sebastian Man kann auch den Gast ja auch ein bisschen mit aufräumen lassen. Ich leg das jetzt hier alles mal an die Seite, damit wir gleich noch mehr in diesem Koffer wühlen können. Das kann lange dauern.
Kali Der ist doch klein, das geht schnell.
Sebastian Ja ja, aber es ist trotzdem, es ist erstaunlich.
Kali Ah, mach doch nicht so von dem Chaos ein Foto.
Sebastian Doch, doch, doch. Du darfst das hinterher gerne zensieren. Die Aufgabe ist die, wenn du bessere Fotos als die, die ich jetzt hier als Schnappschussmacher haben willst von dem Kram, dann musst du selber welche machen. Die kannst du mir gerne schicken.
Kali Hab ich schon. Schicke ich dir. Das ist jetzt wirklich echt nicht vorzeigbar, weil das kannst du ja jetzt noch nicht so… [Sebastian lacht] [Kali lacht] Ja, genau.
Sebastian Liebes Publikum, wenn die Bilder nicht zu sehen sind in den Show Notes…
Kali Dann hab ich sie zensiert.
Sebastian Dann hast du versucht sie zu zensieren? Ja.
Kali Hier sind noch Klamotten von mir.
Sebastian Hier sind noch Fläschchen drin mit Flüssigkeit, was haben wir denn hier?
Kali Das ist jetzt hier noch von meiner Kulturtasche.
Sebastian Duschgel, gehört auch da mit rein, vergisst man ja immer, ne?
Kali Ja.
Sebastian Und was haben wir hier?
Kali Eine Bluetooth Box. Ich hab meine immer dabei, brauch die.
Sebastian Achso, so eine Boombox.
Kali Ja.
Sebastian Ah, was für Musik spielst du denn? So eine kleine JBL ist es?
Kali Also ich spiel gerne Elektro ab, also auch ohne viel Singsang. So ein paar kleine Mixe habe ich mir mal drauf gespielt. Das ist eigentlich auch so, dass auch immer mal was Treibendes dabei ist, dass es Bock macht.
Sebastian Schuhe?
Kali Ja gar nicht so viele, weil ich wusste, dass ich mehr klassisch was zu tun hab, brauchte ich gar nicht so viele. Die muss ich auch noch sauber machen.
Sebastian Was ist denn drauf?
Kali Ich bin durch matschige Sachen gelaufen vielleicht. [Kali lacht]
Sebastian Hier ist seit einer Woche Dürre, es gibt hier keine matschigen Sachen in der Gegend.
Kali Hey, das ist jetzt so voll spontan.
Sebastian Alles gut. So und jetzt kommen ein paar Klamotten. Ich hab mich schon gewundert, ob es die nicht auch gibt. Du musst natürlich auch nicht das allerletzte und ich, ne? Ne, das ist alles taktisch. Okay, ein Korsett ist da aus Leder, dann ist hier ganz viel Mehrstoffsachen. Ich hab jetzt noch gar kein Latex... Ach da ist es.
Kali Hier ist Latex.
Sebastian Ach, da gibt es ein eigenes Fach für. Okay.
Kali Natürlich. Ich kann doch hier nicht Leder und Latex zusammen... Hallo? Ich schlonz doch nicht das Leder an mit dem Öl. Und ich schlonz auch nicht das... Nein, umgekehrt auch nicht. Ja, aber es ist auch...
Sebastian Guck mal, dafür dass das vorher nicht abgesprochen war. Du hattest auch keine Gelegenheit das Köfferchen nochmal umzusortieren. Trotzdem ist hier eine...
Kali Spannend.
Sebastian Ordnung bist du gewöhnt. Das passt ja dann zum viktorianischen. Jetzt ist der Lederbeutel zu. Jetzt kann man den Latexbeutel öffnen. Und das ist jetzt alles in Folie und wie, sauber, weil hast du nicht gebraucht?
Kali Doch, ich hab's gewaschen. Es ist schon gereinigt.
Sebastian Oh, das ist aber schwer. Wir packen jetzt nicht alle Teile einzeln aus. Was habe ich denn hier alles in der Hand?
Kali Hier ist was Kleines. Das können wir mal aufmachen. [es raschelt]
Sebastian Eine Maske?
Kali Nee.
Sebastian Ach nee.
Kali Ein...
Sebastian Ah, okay, ein Oberteil. Alles klar. Also ein Bustier.
Kali Ja.
Sebastian Aus Latex?
Kali Ein bequemes, das zum Glück passt.
Sebastian Ja wobei, wenn ein Gast sich was wünscht und weiß, oh das ist super unbequem das Teil, für den Gast geht das.
Kali Nee, ich trage nichts was unbequem ist. Nee Leute, mach ich nicht.
Sebastian Werbung kommt ja auch immer von beiden Seiten.
Kali Ja, also wenn jetzt einer von mir möchte, dass ich, weiß ich nicht, zwölf Zentimeter Pfennigabsatz, nee, das machen meine Gelenke nicht. Das geht einfach nicht. Das ist unbequem. Das sieht auch nicht elegant aus.
Sebastian Okay.
Kali Mit Plateau kann Problem oder jetzt so wie meine Pimps die haben, keine Ahnung.
Sebastian Aber du weißt jeweils was drin ist? Was steht jetzt hier drauf? CL Design?
Kali Ja, damit ich weiß, was wo ungefähr ist.
Sebastian Okay, was ist denn da in dem Beutel mit CL Design? Was ist da drin, ohne dass wir jetzt reingucken können?
Kali Das ist meine Leggings. Die eine, die ich extra gepackt habe, ja.
Sebastian So und dann hier das Latexöl ist es, glaube ich, ne?
Kali Genau, das ist extra flutschig, zum besseren Anziehen.
Sebastian Leidet das Zeug, weil du musstest ja nur wirklich, wirklich nach jedem Einsatz wirklich... Ja quasi durch desinfizieren, also deshalb kann ich mir vorstellen, dass das mehr leidet, als wenn jemand das einfach nur privat zu Hause trägt und gelegentlich mal ein bisschen.
Kali Ne, wenn du das materialgerecht vernünftig reinigst und desinfizierst, dann geht's eigentlich. Also ich hab jetzt keine Teile, ich hab ja auch Latex, was ich nur privat trage. Ja genau, das gibt's auch. So wie man auch sein Spielzeug trennt, das eine ist nur für das Studio, das andere ist nur für zu Hause. Das mache ich auch, obwohl alles gleich gereinigt und desinfiziert ist, habe ich da schon... Bin halt ein Monk mit, das ist einfach so.
Sebastian Ich habe jetzt hier drin nichts gefunden, also erstmal ich habe ja kein Brandingbesteck gefunden.
Kali Brauchte ich auch nicht.
Sebastian Okay. Auch nicht ansatzweise irgendwas, ich sag mal so ein Halsband oder irgendwas. Eigentlich sind das hier alles nur Sachen, also bis auf die Dildos und Dilatoren, sind das alles Sachen für dich.
Kali Ja das ist Kleinbesteck jetzt hier auch grad, ne. So ich war jetzt, das vielleicht nochmal so, nochmal kurz für zwei Tage in Hannover und ich wusste, was ich für meine Termine im Vorfeld schon so packen kann und ich weiß ja auch, was im Studio ist und dementsprechend brauchte ich gar nicht so viel packen. Und das ist für mich auch mal ganz cool, wenn ich keinen XL Koffer, der 30 Tonnen schwer ist, schleppen muss.
Sebastian Ja, wohl wahr. Es gibt im privaten BDSM immer dieses, ich benutze immer den Begriff seelengebundenes Spielzeug. Also den Rohrstock zum Beispiel. Wenn der auf des Podcastsubbies Popo gelandet ist, wird der nicht mehr auf anderen Popos landen, das ist auch so eine Hygienesache oder das Halsband, was man in einer Spielbeziehung hatte. Das wird nicht dann einfach mal sauber gemacht und dann kriegt's die nächste Sklavin. Es gibt so Dinge, wo man einfach mit dem Herz dran hängt. Das stelle ich mir im Studio schwieriger vor. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass wenn man zum Beispiel Stammgäste hat, dass die nochmal so ein bisschen eigenes Equipment haben und mitbringen.
Kali Ja, gestern war zum Beispiel auch der Gast, der bei mir angefangen hat damals, der hatte jetzt ein eigenes geschmiedetes Halseisen. Richtig hübsch! Da habe ich gestern auch noch ein Foto gemacht, das hat mir echt gut gefallen. Konnte mir auch mal direkt verraten, wo er das hat machen lassen, war ich echt beeindruckt. Für ihn ist es aber auch so, er ist etwas beleibter und er sagt, ich brauch was, was gut passt, was so richtig gut zu mir passt. Und er hat sich eins machen lassen und das hat auch tatsächlich gut gepasst. Und das hat mir auch optisch total gut gefallen, ich mag ja Eisen auch. Eisenfesseln sind toll.
Sebastian Du packst jetzt schon wieder ein?
Kali Ja, oder willst du hier nochmal drin stöbern?
Sebastian Nönönö...
Kali Willst du dir das vielleicht umhängen? Das ist so ein offener Rock.
Sebastian Ich guck's mir mal an.
Kali Der ist auch lang, guck mal.
Sebastian Erstmal, wenn das so aus der Tüte kommt.
Kali Das ist gar nicht der Rock, das ist der Kleine.
Sebastian Aha.
Kali Der hat auch so viele beschwerliche Riemchen hier dran.
Sebastian Sortier das mal, bis ich erkenne, was es ist.
Kali So rum! Ist ein Kleid.
Sebastian Ah, okay. Ja, jetzt sehe ich es auch.
Kali Genau. Das trägt sich bis unter Brust. Und da drüber oder darunter anlege ich dann das Bustier oder irgendein anderes Latex.
Sebastian Weil ich ja leider hier mit Kopfhörer und Kabel verkabelt bin, kann ich das jetzt natürlich nicht überwerfen.
Kali Das könnte theoretisch passen.
Sebastian Latex hat natürlich den Vorteil, dass es in der Größe auch relativ flexibel ist.
Kali Ja, es könnte dir etwas kurz sein.
Sebastian Dann guckt halt was raus.
Kali Ich bin ja eine kleine Frau, aber es macht nichts.
Sebastian Ich halte ja mal den Beutel auf. Liebes Publikum, die Atmo, so nennen wir das ja hier, also die Nebengeräusche, die sind halt da, genießt sie.
Kali Ja. Genau. Ach komm, mach auch noch mal, hier so ein bisschen dieses Latexgeräusch. [es raschelt]
Sebastian Ja, ich glaube, da haben die Kopf, die Mikrofone, die filtern das gerade so ein bisschen raus. Die sind ja auf Sprache optimiert. [es raschelt]
Kali Verdammt. Das Latex spricht auch mit einem, also ganz oft.
Sebastian Gibt's da irgendwas, was mal kaputt gegangen ist, was du auch nicht mehr ersetzen konntest? Was echt schade ist.
Kali Ja, ich hatte mal ein Elektrospielzeug, schweineteuer, das war cool, ich hab damit total viel gespielt. Und dann ist das irgendwann über die Wupper gegangen und war auch jetzt so nicht mehr zu reparieren. Und das fand ich schon schade, aber hey. Ja, ich hab jetzt dieses einfache TENS-Gerät mal mitgenommen, so als Backup, falls ich es brauche. Obwohl ich weiß, dass ich auch auf andere Sachen noch zugreifen konnte, ohne dass ich die einpacken muss. Da hab ich jetzt aber auch ... Ah, ganz viele Optionen auch noch zu Hause. Ich hab jetzt noch drei Strom-Toys zu Hause. Das reicht. Ich mach damit eigentlich überhaupt nicht viel, tatsächlich gar nicht, aber das ist mir mal kaputt gegangen. Ist auch mal... Wie heißt das noch? So eine elektrische Penispumpe ist mir auch mal verreckt, aber ja gut, es darf auch mal was aufgeben, das ist okay. Dildos halten auch nicht ewig, wenn die irgendwann nicht mehr cool aussehen, dann benutze ich die auch nicht mehr, dann werden die entsorgt. Also ich habe zu Hause schon sehr viel Spielzeug und Klamotten auch für meine Gäste.
Sebastian Entschuldige, ich räume hier einfach gerade Sachen in die Tasche, ist das okay?
Kali Ja, pack rein.
Sebastian Nicht, dass du sagst, das entspricht nicht der vorgesehenen Ordnung.
Kali Das hat ja gerade keine Ordnung mehr.
Sebastian Ne, jetzt nicht mehr. Das ist vorbei, ne?
Kali Wenn ich dann nach meiner Tour den Koffer wieder packe, das ist bei manchen nicht so ordentlich, wie es ist, wenn ich losfahre.
Sebastian Das ist ja okay. Also wenn ich in Urlaub fahre, sieht das auch besser aus, als wenn ich zurückkomme. Wenn ich zurückkomme, ist immer auch die Frage, warum ist in dem Koffer wieder mehr drin, als vorher.
Kali Ja, das passiert mir auch.
Sebastian Was nicht sein kann eigentlich, weil man ja die ganzen Fläschchen, die man dabei hat, mit Shampoo und Kram, die lässt man ja alle da und trotz, naja gut.
Kali Ja, ich hab dann auch mal irgendwie hier und da Gastgeschenke, die versuche ich ja auch noch irgendwie in den Koffer zu komprimieren.
Sebastian Ja, kann man dich damit ärgern, wenn man dir jetzt irgend so, was weiß ich, die super tolle, edle 2 Meter Longier-Gerte schenken würde, genau in dem Wissen, du wirst später mit einem Zug dieses Ding transportieren müssen und in den Koffer wird sie nicht passen. Also man könnte dich damit ja ärgern.
Kali Ich bin da schmerzfrei, Leute. Ich fahre auch schon mal mit besonderen T-Shirt-Prints durch die Gegend, die auch sehr prägnant sind, also ich glaube das stört dann auch keinen. Also es könnte schon mal sein, dass mich dann jemand anhält und fragt, warum ich irgendwelche Waffen mit mir durch die Gegend trage. Ist auch schon mal vorgekommen. Dann wurde ich aus einer Personenkontrolle rausgerufen, weil meine Tasche irgendwie so auffällig ausgesehen hat. Ich so, ja, dann guck mal rein, halt, oder auch am Flughafen mal. Was haben sie denn da im Koffer? Das war in Frankreich. Da hat irgendwie eine Frau nicht verstanden, dass das ein Korsett ist. Die war völlig überfordert mit dem Inhalt.
Sebastian Ja, in Frankreich hab ich auch Erfahrungen gemacht.
Kali Ich bin prädestiniert dafür, dass man mich für einen Sprengstoffabklatsch rauszieht oder wenn ich auffälliges Gepäck dabei habe, dass ich in eine Personenkontrolle gerate tatsächlich.
Sebastian Aber du machst dir inzwischen einen Spaß draus. Ich habe wirklich von einem Zöllner, ich hab's in der Live-Sendung schon erwähnt, also als Zöllner, ich glaub das darf man so gar nicht sagen den Begriff, also von einem Menschen der beim Zoll gearbeitet hat, der hat mir mal erzählt wie entspannt die eigentlich sind. Und man kann immer Arschlöcher haben, die einen blöd behandeln, aber im Grunde sind die alle entspannt.
Kali Ja, ich meine, die haben auch schon die wildesten Sachen gesehen, ne?
Sebastian Bevor wir hier jetzt, ich muss ja immer so ein bisschen die Länge ein bisschen begrenzen, ich glaube, wir gehen jetzt einfach mal so in die letzte Runde rein.
Kali Ja?
Sebastian Ja, machen wir, müssen wir.
Kali Wir können noch länger quatschen.
Sebastian Also nachdem wir jetzt ja quasi sogar den Koffer unabgesprochen auseinander genommen haben.
Kali Oh mein Chaos. Es wurde gesichtet.
Sebastian Also ich vermisse natürlich ein paar Sachen in diesem Koffer, das muss ich ja ganz ehrlich gestehen. Also da waren jetzt keine normalen Wechselklamotten drin, ne?
Kali Ja doch.
Sebastian Ach das Latex, das ist das. Oder hab ich die Sachen jetzt übersehen?
Kali Ja, dann hast du die wohl übersehen.
Sebastian Okay, ich hab jetzt also das private Blümchenhöschen, hab ich offenbar übersehen.
Kali Das gibt es auch nicht. Das heißt ja nicht zwingend, dass ich auch ein Höschen trage, hör mal.
Sebastian Kali, ich hab noch ein paar Shorts und das heißt einfach ein paar kurze Sätze zu den Dingen, die ich hier während wir aufgenommen haben, nebenbei aufgeschrieben habe. Und ich würde dir jetzt einfach mal in zufälliger Reihenfolge dir vor die Nase werfen und dann gucken wir mal, was passiert. Okay, fangen wir mal an mit dem siezen.
Kali Ja, gehört dazu.
Sebastian Müssen das alle Gäste?
Kali Nein, nicht alle. Wenn ich jetzt zum Beispiel auf Augenhöhe mit jemandem interagiere, auch während der Session ist das völlig in Ordnung, dann heißt das aber immer noch auch etwas förmlicher von der Ansprache her, aber es muss nicht gesiezt werden, da kann man dann auch einfach mal Kali sagen, das ist okay. Auch wenn man Kontakt aufnimmt, bestehe ich da nicht drauf, das ist in Ordnung, wenn man dann auch erstmal duzt.
Sebastian Okay, gibt's eine Anrede, die du auch gerne mal in einer strengen Session forcierst, wo du sagst, das heißt aber, wie nennt man dich korrekt?
Kali Madame. Das heißt immer Madame oder Madame Kali, das sag ich meinen Gästen immer gerne, weil dieses "Ja Herrin", das rutscht einem ja schon raus, wie so eine "wie geht's dir?" Floskel. Und da erwische ich sie alle mit.
Sebastian Okay, Madame. Gibt's noch eine Alternative?
Kali Nein, da lasse ich nicht so viel Spielraum. Es sei denn, ich bin mal Dr. Dreadful. Oder in einem Rollenspiel-Kontext irgendwie ganz anders, dann bin ich dann auch mal oh, das war auch witzig, Lara oder Mara KFZtti [spricht: Ka-Eff-Zetti] war ich mal. Kaugummi-kauenderweise in einem Blaumann. Das war auch lustig.
Sebastian Kann man bestimmt sehr böse sein. Ja.
Kali Ja. Sehr flachsig auch. Das war lustig. Da hab ich etwa eine sehr kontroverse Figur geschaffen, die echt super gepasst hat in dem Rollenspielkontext. Das war großartig.
Sebastian Ja, da komm ich auch gleich zu meinem nächsten Punkt. Drehbücher.
Kali Ja. Kann man mal mitbringen. Guck ich mir an und dann sag ich da was zu.
Sebastian Okay, aber man kann jetzt bei dir keine Session buchen, wo man sagt, ich wollte genau das mal genau so erleben und zwar exakt so.
Kali Ja, das gab es schon mal, den Raum habe ich dafür auch geschaffen, weil das Anfragen dafür auch in einem respektvollen und vernünftigen Rahmen war, da war das schon okay. Das war schon sehr umfangreich, die ganze Sache, aber das brauche ich jetzt nicht jeden Tag. Ich möchte auch individuell kreativ sein. Ich will auch einfach machen. Ich will jetzt nicht irgendwie nochmal auf so einen Zettel gucken. Das ist so während der Session irgendwie echt doof. Wenn man mal gucken muss, an welcher Stelle passiert jetzt was, das ist so. Brauch ich jetzt nicht so. Nee.
Sebastian Ja, ich kann mir das schon lustig vorstellen, wie du in einer Art, also man kann das dann ja auch absichtlich versauen, so und im Skript steht jetzt, ich muss jetzt ooooh sagen, ooooh. Aber das wäre ja keine Dienstleistung, das ist ja Verarsche.
Kali Nee, also ich geh da auch immer mit einer ganz neutralen Geschichte dran, also, aber jetzt so ein Skript, nee. Was jetzt über fünf Seiten Handgeschrieben ist, wurde mir auch schon mal dargeboten, wo ich dann auch gesagt hab, sag mal, brennt dir der Helm? So, wir haben jetzt eigentlich gar nicht so viel Zeit für so viel Umfang, hast du dir das mal durchdacht, das wär jetzt echt sinnvoll gewesen, hättest du das mal vorher angekündigt? Also fünf Seiten handgeschrieben mit so einem Krickelkrakel entziffer jetzt auch nicht innerhalb von zwei Minuten.
Sebastian Okay, aber da sind schon Ideen drin die man aufgreifen kann.
Kali Ja schon mal. Das ist die Seltenheit, aber wenn mal was umfangreicher gemacht werden soll, dann ist das auch okay. Ich hab auch tatsächlich mal, gerade im Rollenspielbezug, eine Session gemacht in einer Kanzlei. Da ging es dann auch darum, wann ist es Mord, wann nicht. Da wurde ich dann aber auch als Studentin dann gebrieft. Dann konnte ich im Vorfeld mich schon mal ein bisschen einlesen. Das war für mich eigentlich ganz witzig. Das war cool. Dann hatte ich auch mal eine Begegnung mit einem Arzt im Rollenspiel-Kontext, auch in der Klinik. Auch sehr fetischlastig. Ich hatte auch eine sehr konkrete Idee von einem Eingriff, der stattfinden sollte. So fiktiverweise. Da kam auch viel Input. Das fand ich aber in Ordnung auch. Weil das hat jetzt nicht den Rahmen gesprengt und so hat das ganz gut auch ins Konzept gepasst. Das fand ich schon sehr interessant.
Sebastian Wenn du beim Arzt bist. In deiner Karriere, der ungewöhnlichste Ort für eine Session?
Kali Der ungewöhnlichste?
Sebastian Ja.
Kali Die Küche.
Sebastian Die Küche, das ist der Raum mit den meisten natürlichen Spielzeugen, ne?
Kali Ja, aber auch wenn es eine kleine Küche ist und irgendwie unpraktisch ist und man sich nicht so wirklich drehen und wenden kann, ist das schon unpraktisch. Aber ungewöhnlich, ja, und was ist denn da die Top 5? Keine Ahnung, Outdoor irgendwo im Wald, so ganz spontan. So wir legen mal los. Man improvisiert sich dann alles, was so irgendwie ringsrum zu greifen oder zu finden ist. Oder verwendet dann die Klamotten mit einfach.
Sebastian Ich hab jetzt überlegt in einem Auto. Wenn der Gast sagt, können wir das im Auto machen.
Kali Nee.
Sebastian Im Sommer in so einem überhitzten, alten, schrabbeligen Einser Polo. Oh Gott!
Kali Ja, wir sind aufgeheizt von 30 Grad Sonne. Ähm, nee.
Sebastian Die private Community, Stammtische, Partys. Gibt's dich dort?
Kali Nicht so präsent, nein. Ich bin nicht auf Stammtischen unterwegs. Das war eigentlich mal die Seltenheit, dass ich da und hier mal unterwegs war. Meine private Community lebt das in der Mehrzahl eigentlich selbst auch, also ist eigentlich sehr frei. Ansonsten hab ich ja auch Kontakt mit meinen Kolleginnen.
Sebastian Also kein Bedarf oder auch kein Bock drauf, dann nochmal in dem Kontext unterwegs zu sein, weil du ja vielleicht erkannt werden könntest.
Kali Also ich gehe nicht so gerne auf Fetisch-Partys, zum einen weil ich das mal versucht habe und auch mal gedacht habe, hier bin ich eigentlich nicht so bekannt. Wird schon gut gehen. Nein, keine zwei Zentimeter weit gekommen und hatte von dem Abend nicht so viel. Also einfach auch mal privat feiern gehen, also wenn ich dann Zeit aufwende und sag, boah jetzt hab ich Bock, jetzt geh ich raus und dann ist es irgendwie eine Fetischparty, dann bin ich da aber auch irgendwie beäugt und dann hab ich auch immer mal irgendwelche Gespräche, wo man dann fragt, nachts um halb drei, hey kann ich nicht mal bei dir vorbeikommen?
Sebastian Also du bist dann auch da quasi immer und automatisch im Dienst. Das ist eigentlich schade?
Kali Also die Leute verwechseln das halt gerne oder denken da grad mal nicht dran, ich hab da kein Problem mit wenn man mich anspricht, sofern jetzt keine Kinder mich gerade begleiten dann ist das in Ordnung. Für mich auf jeden Fall. Aber jetzt so auf Fetischparties bin ich nicht gerne unterwegs. Ich hab da für andere Events, da kann ich auch einfach mal mit meinem Latex Ding irgendwo losziehen und dann hab ich da auch meine Freude, weil ich da auch einfach mal die Nacht durchtanzen kann, wenn ich da Bock drauf hab.
Sebastian Das nächste Tattoo. Vielleicht verrate ich dem Publikum mal: Also das Gesicht da ist jetzt noch nix, da ist nur Metall, aber ansonsten ist jeder Zentimeter... Ach, an der Lippe, das ist ein Tattoo, okay. Also ich sag mal, du bist ein Gesamtkunstwerk, da ist viel Farbe an dir dran. Ist noch Platz für ein weiteres?
Kali Aber ja, ich zeige ja nicht alles, ne?
Sebastian Okay, ist das nächste schon geplant?
Kali Ja, ich hab einen nächsten Tattootermin für Ende des Jahres. Da wird einiges an Fläche nochmal überarbeitet und erneuert. Bin ich sehr gespannt, wie das wird. Ist auch für mich immer aufregend, Boah, schaff ich das auch körperlich. Je älter man wird, desto mehr tut das weh und ich bin jetzt so wirklich nicht so der Fan davon. Irgendwann geht's schnell ans aushalten, aber wer schön sein will, muss leiden. Haha, Wortwitz.
Sebastian Okay, also Ende des Jahres geht's los. Was genau kommt, das weißt du noch nicht?
Kali Ja, doch so ungefähr. Ich war ja gerade kürzlich erst bei meinem Tätowierer des Vertrauens. Da wird noch mal ein bisschen was nachgestochen und dann geht mein Rückenprojekt weiter, was dann vielleicht sogar fertig werden könnte. Mal schauen. Also es ist noch einiges zu machen.
Sebastian Du hast jetzt nicht verraten, was genau es wird. Das möchtest du vielleicht auch gar nicht verraten.
Kali Es ist schwarz. Leute, es ist nicht so super bunt. So viel kann ich verraten. Und vielleicht entdeckt der eine oder andere ja mal irgendwas rausblitzend bei irgendeiner Klamotte und könnte was erahnen. Aber verraten tue ich einfach nichts. Aus Prinzip nicht.
Sebastian Dann appelliere ich jetzt mal an deine Gastgeberinnen-Fähigkeiten. Servierst du Getränke?
Kali Ja, privat ja auf jeden Fall. Das mache ich aber auch bei meinen Gästen, wenn die in Session kommen, dann serviere ich natürlich auch was zu trinken.
Sebastian Wie servierst du? Also stellst du einfach ein Getränk hin oder hat das auch nochmal so einen gewissen, eine Choreografie?
Kali Nee. Wenn du erstmal reinkommst und du bist halt so, keine Ahnung, abgehetzt, weil du unbedingt pünktlich kommen wolltest, dann frage ich natürlich auch erstmal, was magst du denn trinken? Kann ja sein, dass du gerade mehr Bock auf stilles Wasser hast oder doch mehr Sprudel brauchst oder eine Cola, ich weiß nicht. Dann bring ich natürlich auch erstmal was zu trinken mit rein und dann quatschen wir erstmal ein bisschen. Das gehört dazu. Also muss sich niemand drum kümmern. So das große Ganze, das mach ich und der Gast kommt einfach und bringt gute Laune mit. Mehr braucht er gar nicht. Und den Rest mach ich.
Sebastian Was hätte ich denn hier noch? Oh ja, die Bahn. Okay, also weil das jetzt blöd ist, dir einfach den Begriff "die Bahn" hinzuwerfen, aber man müsste eigentlich schon meinen, dass eine kleine Masochistin in dir steckt, wenn du die Bahn viel und oft nutzt, aber...
Kali Ja, könnte man meinen, aber nein.
Sebastian Gab's schon irgendwas BDSMiges in der Bahn, was du mal gemacht hast, dir passiert ist? Keine Ahnung.
Kali Ja, das ging über Blickaustausch. Da hatte man mir irgendwo eine Nachricht geschrieben und dann gefragt, sind sie es wirklich? Ich vermute, dass sie gerade im selben Zug sitzen, schräg gegenüber. Und dieser Mensch war schon mal bei mir in Online-Erziehung und da hat man so ein bisschen hin und her gechattet.
Sebastian Er könnte ja mal rüberkommen und sagen hallo.
Kali Das hat er sich nicht getraut. Er war aber auch in Begleitung, aber hat dann trotzdem mit dem Handy, da haben wir dann so ein bisschen hin und her gechattet und dann immer mal so einen Blick rübergeworfen. Das war ganz witzig, ja. Aber so, ich vermute, dass ich schon hier und da mal so ein paar Begegnungen oder Blickaustauschmomente hatte, wo man mich hat genau ein bisschen lassen lassen, ah ich weiß wer sie sind, ich weiß wo sie gerade hinfahren. Das ist schon in Ordnung so.
Sebastian Ich frage jetzt nicht weiter an der Stelle. Ich habe hier den nächsten Punkt. Was haben viele schlechte Dominas gemeinsam?
Kali Hm, das Mindset.
Sebastian Okay, was für ein Mindset ist denn nicht so gut?
Kali Wenn man es halbherzig macht oder wenn man tatsächlich sagt, ich bin es, ich komme in den Raum rein, ich bin die einzig Wahre und ich kann alles und komm her, ich mach alles, ich kann das. Komm und drück dein Geld ab, zieh dich aus, mach dich fertig. Oder halt eben auch irgendwie wirklich überhaupt nicht mehr respektvoll mit den Leuten umgehen, auch mit Gästen und aber auch unter Kollegen. Das finde ich sehr bedenklich.
Sebastian Ja, ich habe den Begriff Wertschätzung hier auch noch stehen. Wie wichtig ist sie? Und wann kann man sie auch mal an die Seite schieben? Gehört ja manchmal auch einfach zur Session dazu.
Kali Ja, also Respekt geht immer voraus. Die Wertschätzung eines Menschen so im Allgemeinen. So erlebe ich mich auch als Mensch. So erlebe ich auch dich. Du bringst auch eine gewisse Wertschätzung rüber. Ich werde hier sehr schön versorgt. Das solltet ihr mal sehen. Das ist echt sehr angenehm. Ein sehr guter Gastgeber. Vielen Dank.
Sebastian Ja, vielen Dank.
Kali Ja, Wertschätzung gehört natürlich auch dazu. Ich begegne jedem erstmal neutral, so wie dir jetzt auch. So ganz normal. Völlig normal. Und der Session-Kontext gibt dann her, was wir dann machen. Egal wie extrem ich mit jemandem umgehe oder wie ausschweifend ich da meinen Sadismus vorgebe oder jemandem demütige bin ich aber immer noch wertschätzend und respektvoll, weil ich weiß, dass ich es mit einem Mensch zu tun habe.
Sebastian Ok. Ich habe hier einen Ausruf. Da ist eine Spinne im Studio. Der Gast hängt am Andreaskreuz. Und zwischen dir und Gast seilt sich eine große Spinne gerade von der Decke ab.
Kali Das war kritisch.
Sebastian Und zwar ganz langsam und genüsslich. Und wenn du nach oben guckst, siehst du, ach guck an, da ist sogar noch eine.
Kali Die kommen ja nie alleine.
Sebastian So, rennst du schreiend aus dem Raum, oder?
Kali Uuuh. Ja, da hast du mich erwischt. Ich bin Phobiker. Das ist natürlich nicht cool. Du hast das eben echt galant aufgegriffen.
Sebastian Entschuldigung.
Kali Also zu Hause rufe ich meine Nachbarn und die entsorgen mir die dann. Ich kann mir jetzt eigentlich nicht vorstellen, dass das in der Session so passieren würde. Aber ich würde dann erst mal den Atemstillstand meines Lebens erleben. Vermutlich den Gast sehr hektisch dann von seiner Fixierung runternehmen und dann direkt mit in Sicherheit bringen, falls diese Spinne die Motivation hat uns einfach aufzuessen.
Sebastian Das ist so der kleine wunde Punkt, aber der ist sehr sympathisch.
Kali Ich hatte schon echt so komische Momente mit Spinnen, das ist einfach nicht so meins.
Sebastian Dann wechseln wir mal ganz schnell das Thema und gehen zu was ähnlichem. Feminisierung.
Kali Das ist doch nichts ähnliches.
Sebastian Ich wollte jetzt einfach diesen kleinen Gruselmoment hier, jetzt hat er noch was Schlimmeres gefunden. Feminisierung. Ich hab hier immer Femininini, ich hab immer zu viele Nis in dem Wort drin. Hätte ich heute eigentlich gerne als großes Thema noch drin gehabt, machen wir jetzt nicht, aber ja, was ist das für dich, was für einen Stellenwert hat das und wie, ja erzähl doch mal, zwei, drei, vier, fünf, sechs, zehn Sätze dazu, dann kann ich es nämlich groß auf die Folge schreiben, die große Folge über Feminisierung.
Kali Ja, ich find das schön, wenn ein Mann seine weibliche Seite entdeckt und dann auch einfach mal mit frei umgehen kann und sagt, boah, ich möchte das jetzt mal voll ausleben. Das ist ja sehr facettenreich, wie andere Fetische vielleicht auch. Der eine steht da mehr auf Damenwäsche, der nächste irgendwie einfach nur auf Dessous und der übernächste möchte eine Rubber Doll sein. Tatsächlich einfach Weiblichkeit leben. Also sprechen, sich feminin bewegen, sich kleiden lassen, so ein bisschen zur kompletten Transformation mache ich das auch gerne mit dem kompletten Makeover.
Sebastian Das passt dann auch zum viktorianischen.
Kali Ja, das ist dann nicht immer so gleich mit dem Kontext trainieren.
Sebastian Ne aber das passt natürlich schon. So bewegt sich eine Dame nicht.
Kali Ja genau.
Sebastian Die Position, die Haltung, wie läufst du denn.
Kali Oh ja, Lauftraining ist, boah, das ist so schön.
Sebastian Ja, ich hab noch Bruce Darnell, die Szenen hab ich da noch im Hinterkopf, ne?
Kali Ah, ich hab einen Gast, der kann so ähnlich laufen wie Bruce Darnell, das ist schon, boah. Kann man sich schon eine Scheibe abschneiden, also selbst ich kann nicht in so hohen Hacken so laufen.
Sebastian Was fasziniert dich, dass du da jemanden befreist oder ist das Ergebnis auch einfach sexy für dich?
Kali Das ist tatsächlich auch für die, die das erleben, wie ein Befreiungsschlag. Die sind immer voll dabei, aber auch recht zügig mittendrin. Und das so mitzuerleben ist einfach herrlich. Das ist total angenehm. Ich hatte auch schon mal eine Begegnung, da habe ich einfach nur zusammengesessen und so Frauentipps ausgetauscht. Einfach ganz simpel. Ich wollte mal nachfragen, wie macht man das? Da gibt es aber hierfür einen Trick und dafür einen Trick und wie kriege ich es hin, dass mir meine Füße nicht absterben, wenn ich die hohen Hacken anziehe und solche Dinge.
Sebastian Also so schön das ist. Eigentlich ist es ja schade, dass jemand da erst zu dir kommen muss. Und dass das nicht einfach, dass die Leute nicht einfach die Freiheit haben gesellschaftlich zu sagen, ich mach mal.
Kali Ja, ich hab mir die ja genommen, auch, diese Freiheit einfach zu sein, wer ich bin. Das muss man einfach akzeptieren oder einfach nicht, ist mir ja egal. Aber diesen Raum hat ja auch nicht jeder. Ich hab ganz häufig Menschen, die mir begegnen und sagen, ich bin schon 25 Jahre in meiner Partnerschaft, ist alles schön da, alles super. Aber ich kann diesen Teil nicht mit meiner Partnerin besprechen, weil ich erahne, dass sie damit nicht zurechtkommt und dann einfach auch mal Gesprächsbedarf da ist und dann ist aber dann über die Jahre dieser Hang zur Weiblichkeit irgendwo aufgeploppt und dann ist er da und dann reifen da auch die Gedanken vor sich hin und die Fantasien werden immer wilder und da muss man damit ja irgendwo mal hin. Und dann geb ich dafür den Rahmen. Gerne mach ich das echt, das macht richtig Spaß. Auch Leute in ihrer persönlichen Entwicklung einfach mitzuerleben.
Sebastian Ja, wenn ihr da macht und dann wird der Spiegel mal hingehalten und dann guckt mal, ne?
Kali Ja, dann werden die Augen auch so groß und dann geht dann aber auch einmal die komplette Gänsehaut einmal los von der Fingerspitze bis den ganzen Körper lang. Und aber auch zu sehen, wie cool die mit sich selbst dann sind in dem Moment. Oder wie gelöst man dann auch da steht und sagt, boah, mein Gott, ich hab Kurven. Ich hab Möpse. Ich hab ein total scharfes Outfit an und ich stehe jetzt einfach hier und bin einfach mal für eine gewisse Zeit einfach in der vollen Blüte ich. So mein anderes ich und das bin ich und das seh ich jetzt und das nehm ich wahr und ich saug das auf wie ein Schwamm und lass uns hier voll Action machen.
Sebastian Da kann ich mir auch vorstellen, dass die Menschen Erinnerungsfotos mitnehmen.
Kali Ja, hier und da schonmal ja. Also ich mach nie gezielt Fotos. Ich werde oft gefragt ob ich mal welche machen kann. Ich bin auch jemand, ich mach irgendwie viel zu wenig, aber ich bin immer am Fummeln. Ich hab keine Zeit für Fotos zu machen, Leute. Ich fummel. Ich bin echt ne Fummel-Tante.
Sebastian Wieder eine goldene Brücke. Ich hab noch den allerletzten Punkt hier auf meiner Liste, wo du grad von Fummeln redest. Mal gucken, ob du dazu was sagen möchtest. Dein Orgasmus.
Kali Ja, den kann ich haben. Den nehm ich dann auch voll aus. Aber der hat nix mit meiner Session zu tun. Das ist eine rein private Sache.
Sebastian Okay.
Kali Also meine reine Sexualität, die spielt im Session-Kontext überhaupt keine Rolle. Da muss ich aber auch kontrolliert sein, das ist ja jetzt nicht so, als würde ich da immer rumstehen, irgendwie in Latex geschmissen oder so und werd dann huschig und wuschig. Nein, das klemm ich weg. Leute, ich klemm das weg.
Sebastian Jetzt hab ich doch noch ein allerletztes Ding. Es tut mir total leid. Das ist immer das Problem, dass mir immer noch so viele Sachen zum Schluss einfallen. Eigentlich die wichtigste Frage, warum Kali? Also wo kommt der Name her? Wer hat den dir gegeben? Hast du den selber ausgesucht? Hat der eine Bedeutung?
Kali Ah ja, tatsächlich sogar. Also es hieß irgendwie immer schon aus dem FF, ohne dass ich was dafür getan habe, irgendwie Madame. Da war das schon mal. Ich war eigentlich noch viel zu jung für eine Madame, aber ich hab das einfach mal so akzeptiert, da war das okay. Kali kommt aus dem Aspekt, das ist ja auch die indische Totengöttin und die besteht halt und symbolisiert halt Zerstörung, aber auch den Wiederaufbau. Das ist ein Für und Wieder. Und das mach ich in meinen Sessions ja auch ganz oft. Ich baue was auf und reiß was mit dem Arsch wieder um, sag ich mal ganz salopp. Also ich mach ja schon mal ein bisschen was kaputt und dann mach ich das wieder hübsch. Einfach mal ganz, ganz flach ausgesprochen. Und das hat natürlich für mich halt auch szenemäßig irgendwo wieder Kontext und ich finde den Hinduismus und diese Bedeutungsform dieser Göttin einfach, kann ich mich voll wiederfinden, großartig. Ja, dann habe ich aber irgendwann mal festgestellt, hey es gibt noch eine Kollegin, die heißt auch Madame Kali. Und dann habe ich mir überlegt, um jetzt irgendwie Verwechslungen auszubügeln, habe ich mir überlegt, ach ich brauche nur einen Nachnamen.
Sebastian Okay, und dann Dreadful dazu.
Kali Ja, da habe ich auch lange überlegt, was mache ich denn da? Da habe ich auch mit meinem einen Sklaven zu Hause mal gequatscht. Dann haben wir auch gar nicht lang getüftelt, da war irgendwie Dreadful da. Schreckliche, aber auch eine gute Eselbrücke, weil ich bin ja in Erscheinung getreten mit Dreadlocks über viele viele Jahre.
Sebastian Dann passt das.
Kali Ja die habe ich jetzt zwar ad acta gelegt, aber nichtsdestotrotz passt das ja immer noch und ich werde jetzt auch nicht meinen Namen ändern, das ist ja völliger Unfug.
Sebastian Nee der ist dann einfach da und irgendwann, der ist halt da, Punkt.
Kali Ja, genau. So.
Sebastian Okay. Ich habe nix mehr hier. Ich kann mich eigentlich gerade nur bedanken für die vielen offenen Worte und für dieses lange, schöne Gespräch, wo ich auch hoffe, dass das Publikum sagt, ja, da sind ganz viele schöne Sachen mit drin, die wirklich hörenswert sind. Feedback sammle ich natürlich immer ein, muss ich noch jetzt erwähnen, auf der Podcast-Webseite "kunstderunvernunft.de" Und da kann man auch dich anklicken und dann kann man da alle möglichen Verlinkungen zu Profilen, Webseite, etc. etc. von dir finden. Das kannst du auch alles immer schön aktualisieren. Also ich wünsche dir einfach, dass du ja ganz viel weiterhin Spaß an dem hast, was du tust und wie du es tust, dass du dich da auch entwickeln kannst und ich sag mal, allerspätestens wenn du von der von der großen Schlacht - siegreichen Schlacht gegen die Studiospinne berichten kannst und möchtest, dann sag unbedingt Bescheid. Dann reden wir hier gerne weiter.
Kali Okay, gerne.
Sebastian Machs gut! Tschüss.
Kali Tschau.