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Sebastian:
Hallo und Herzlich Willkommen zur Folge 96 der "Kunst der Unvernunft".
Ich bin Sebastian Stix und hier sprechen Menschen über BDSM.
Was sie erleben, was ihre Motivation ist und ganz schlicht, was sie glücklich macht.
Diese Folge war so gar nicht geplant. Es ist einfach passiert.
Miri hat mich besucht. Sie lebt in Schweden und war einige Tage in Deutschland
unterwegs. Ist einfach mal ein bisschen rum gefahren.
Zum Glück hat sie auch bei mir Halt gemacht, Und wir hatten einen wunderbaren
Nachmittag und Gespräche bis mitten in die Nacht.
Anstatt sie dann einfach so am Mittag fahren zu lassen, haben wir dann ganz
spontan gemeinsam beschlossen, dass wir noch fix eine kurze Folge aufnehmen.
Mein Spickzettel war leer und ihr merkt es daran, dass ich ein bisschen mehr
als üblich in der Folge quatsche.
Wir sprechen über ihren Weg, der erst vor ein paar Jahren angefangen hat. Ü
ber BDSM in Schweden, über Gesetze, Leute, Veranstaltungen.
Wir sprechen über Begegnungen und besondere Momente. Und, besonders spannend:
falls ihr mal wissen wolltet, was das Gehirn so bei einer Session macht.
Elektroenzephalographie ist die Sache mit den Gehirnwellenmustern.
Betawellen, Gammawellen und was da halt passiert.
Jetzt stellt euch das mal in Kombination mit Bondage, Fliegen und Schmerz vor.
Was würde dabei raus kommen, wenn man das auswertet?
Miri war vor gar nicht allzu langer Zeit Versuchsobjekt und sie wird es euch verraten.
Hausmeisterei verschieben wir. Diese Folge auf jeden Fall in Ruhe und gründlich
anhören. Nicht nur, wenn ihr mal Schweden besuchen wollt. Los geht's mit Folge 96 mit Miri.
Liebes Publikum, ich sitze hier wieder in meinem kleinen Aufnahmezimmerchen und ja,
das hier ist eine Überraschungsfolge, zumindest ist es eine Überraschung für
mich und auch meine Gästin, die vor mir sitzt, denn wir haben vor einer halben
Stunde beschlossen: Ach weißt du was, dann nehmen wir einfach auf,
wenn du eh schon mal da bist. Ich begrüße Miri, Hallo!
Miri
Hallo.
Sebastian:
Ja, ich sag ein paar Dinge über dich. 47, fühlt sich unten ganz wohl [Miri: Ja] und du bist
jetzt spontan aus Schweden vorbeigekommen.
Nordschweden.
Miri
Ja.
Sebastian:
Okay. Und du bist auch tatsächlich Schwedin.
Miri
Ich bin jetzt tatsächlich Schwedin, aber ich bin in Wahrheit Deutsche.
Also wenn ich bewundert werde für mein großartiges Deutsch, dann freue ich mich
natürlich, dass es noch da ist, aber ich bin eigentlich aus Deutschland. *lacht*
Sebastian:
Pass steht Schweden und das macht diesen Podcast so herrlich international.
Miri
Ich bin Schwedin, ich habe einen schwedischen Pass.
Sebastian:
Ja und wir reden über BDSM. Das machen wir eigentlich seit gestern Abend schon, seitdem du hier bist.
Du bist so ein bisschen auf Deutschlandreise und hast dich angekündigt,
hast gedacht du möchtest mal vorbeikommen, dann hab ich gesagt,
ja dann kommst du halt vorbei und dann haben wir gestern Abend bis um zwei gequatscht.
Es ist mitten unter der Woche, man muss ja eigentlich arbeiten und früh aufstehen
und so, aber nein, es ist egal, bis zwei Uhr geht! Und jetzt haben wir den ganzen
Morgen schon gequatscht und jetzt haben wir beschlossen, wir müssen es einfach
aufnehmen, ne? Aber die Frage ist, worüber reden wir?
Miri
Beschlossen hast du das ja auch so ein bisschen.. und ich wusste nur schon:
Mist, ich sag ja sowieso nicht nein. *lacht*
Sebastian:
Stimmt, ich hab gesagt, wir nehmen auf und du hast nicht nein gesagt.
Miri
So war es, ungefähr so war es.
Sebastian:
Und "Ja" ist ja jetzt auch nicht so unbedingt erforderlich. *ironisch*
Miri
In Deutschland jedenfalls nicht.
Sebastian:
Ah, da haben wir schon ein Thema, über das wir reden, eine perfekte Überleitung! *lachen*
Aber pass auf, Miri, lass uns doch erstmal drüber sprechen.
Wir fangen ja immer an mit BDSM und wo kommst du her und wie bist du dazu gekommen?
Aber eigentlich mag ich erstmal wissen, in kurzen Worten, wie ist es denn heute bei dir?
Miri
Also meine BDSM-Situation heute? Ja, ich habe vor etwas über einem Jahr angefangen
wirklich aktiv zu werden, und bin seit Oktober in der glücklichen Lage
einen festen Spielpartner zu haben.
Und seitdem geht vieles viel besser. Und ich bin im Moment ganz,
ganz glücklich, dass ich mit dem Sachen ausprobieren kann, üben kann.
Ja, alles sowas. Das ist gerade ganz, ganz schön. Und dann haben wir natürlich
auch Feste und Partys bei uns da oben im Norden und...
Da versuche ich dann das abzudecken, was mein Spielpartner nicht unbedingt
abdeckt. Das wäre Seil und Fesseln.
Und das klappt im Moment gerade nicht so gut, aber das löst sich auch.
Sebastian:
Wir halten einmal fest für meinen wunderbaren Sendeplan, der heute nämlich leer
ist, denn wir haben ja spontan beschlossen...:
Da gibt es BDSM, du kannst es ausleben und du fährst jetzt diese Woche irgendwie
durch halb Deutschland und besuchst nur kinky Leute, ne?
Miri
Nicht nur. Ja, nicht nur. Nein, nicht nur. Aber es kam... es ist so passiert,
ja. Ich bin eigentlich zwei Wochen in Deutschland, und die ganze Reise war geplant
um meine Hochzeit herum.
Aber es war klar, dass ich über Berlin fahren würde und da wollte ich eine Freundin
besuchen und ich wollte eigentlich tanzen gehen.
Aber ich dachte, wenn ich schon
mal in Berlin bin, dann muss man ja auch mal gucken, wer da sonst so wohnt.
Und ich wusste, dass es einen aktiven "Kunst der Unvernunft"-Stammtisch gibt.
Und dann bin ich in die entsprechende Gruppe gegangen, habe gefragt,
ob was ist. Ja, und dann stellte sich raus, dass die Zeit hatten und dass es
ein Bondage-Picknick gibt. Da hab ich gesagt, da geh ich hin. Bondage sofort.
Und dann hab ich mittlerweile ein oder zwei sogar so... ich nenne sie meine KdU-Brieffreunde,
meine Chatfreunde, mit denen ich schreibe. Und dann hab ich gedacht: A
ch komm, es gibt ein Deutschland-Ticket, warum nicht mal besuchen?
Und jetzt ist das tatsächlich so: Also ich hab einige Etappen, und an jeder Etappe
treffe ich auch nicht-kinky Menschen, aber ich treffe auch immer kinky Menschen.
Also es ist tatsächlich eine KdU-Tour. Ne, ist ganz lustig.
Sebastian:
Großartig! Und ich bin auf dieser Tour ein Zwischenhalt und deshalb kann
ich... war doch vorher eigentlich schon klar, dass ich dich ja nicht ohne Aufnahme gehen lassen kann, ne?
Miri
Du wusstest das also schon? Okay. *lacht*
Sebastian:
Es ist irgendwie, ja... Es ergibt sich so. W
ir haben ja wirklich gestern... also wirklich lange gequatscht über alles! Ü
ber Gott, Religion, BDSM, Ehe, Umziehen, Auswandern, Arztbesuche,
Zahnarzt, alles, ne? Wahnsinn!
Das heißt, wir haben uns die BDSM-Themen noch so ein bisschen aufgehoben für
das Publikum, als hätten wir es geahnt gestern schon.
Miri
bei die Zahnarztthemen fand ich schon extrem BDSMig. *lacht*
Sebastian:
Wenn du es Session nennst, dann ist es eine Session, ne?
Jetzt fangen wir ja traditionell in diesem Podcast immer ganz vorne an.
Und okay, jetzt 47, das heißt theoretisch könntest du schon seit 30 Jahren BDSM-
mäßig aktiv sein. Praktisch ist es ja nunmal kürzer.
Wie kann das sein? Wie kann man BDSM nicht entdecken? Oder, vielleicht fürs Publikum
nochmal, wann bist du nach Schweden gegangen? Vielleicht ist das nochmal eine
Frage, um das ein bisschen einzuschätzen.
Miri
Vor siebeneinhalb Jahren.
Sebastian:
Okay, das heißt in deiner Jugend hat Schweden dich nicht vom BDSM abgehalten. M
an hätte ja sonst sagen können: da oben, da da da, da gibt's das eh nicht, oder
da gibt's das viel mehr, da kommen wir noch zu, aber das ist also... bis Mitte/
Ende 30 ist im Grunde die Zeit noch alles Deutschland.
Miri
40, also mit genau... ich bin 40 geworden und bin hochgezogen.
Sebastian:
Ah, okay. Also, aufs… ich frag nicht weiter! *lacht*
Ich hab heute das Problem, ich könnte tausend Anschlussfragen stellen,
weil ich hab ja kein Stück Papier hier, was mich strukturiert.
Ah, das wird eine tolle Folge.
Okay, also, theoretisch als Jugendliche hättest du BDSM entdecken können oder nicht?
Miri
Ja. Hätte ich bestimmt. Hat mich nicht interessiert.
Also war nicht... kam nicht vor. Also kam nicht... also ich wusste...
also, wusste ich, was das ist? Ich habe ja gestern so erzählt,
ich wusste natürlich ungefähr, dass es das gibt. Ich wusste,
dass es Fetische gibt. Ich kannte Depeche Mode - Master and Servant.
Ich habe mal im Urlaub im Hostel so eine Situation erlebt, dass der eine Mensch
im Bett lag und der andere davor. Und das war offensichtlich so gemeint.
Ich glaube, der eine war sogar angebunden.
Und das habe ich so zur Kenntnis genommen. Ja, kann man machen. *lacht*
Aber das hatte nichts mit mir zu tun. Hat mich nicht interessiert.
Sebastian:
Eine normale BDSM-freie Jugend. [Miri: Ja] Und auch viele, viele Jahre einfach normal Sex. U
nd hat dir irgendwas gefehlt [Miri: Ne] oder war alles okay immer?
Miri
Ja, also Sex ist vielleicht das Thema direkt.
Ich definiere mich selbst als grey-sexuell. Also Sex hat für mich nie eine große
Rolle gespielt in meinem Leben. Und spielt es auch jetzt in meinem BDSM nicht.
Also für mich ist das eine Body and Mind Experience. Und davon hatte ich viele
andere in meinem Leben. Also ich tanze halt schon ewig.
Das ist was, was mich immer getrieben hat und wo ich bisher Verbindung erlebt
habe. Und für mich ist BDSM ganz viel Verbindung, Verbindung und Kommunikation,
aber eben eine andere Form, die ich in den letzten 30 Jahren tatsächlich über Tanzen gehabt habe.
Sebastian:
Okay, aber dann... Tanzen hat ja nicht gereicht?
Miri
Hat es gereicht? Ja doch, gereicht hat es schon, aber ich fand es spannend,
auf einmal kam was dazu. Also ich bin ein neugieriger Mensch.
Sebastian:
Okay, also wie kam der erste Kontakt, wo du sagst: Mensch,
das ist BDSM, und das ist ja spannend! Also, dass man auch jetzt nicht nur sieht,
wie in den Nachrichten, ein Unfall am anderen Ende der Welt,
so: Aha, nehme ich zur Kenntnis, betrifft mich aber nicht. Sondern ab wo fühlst
du dich von BDSM irgendwie angesprochen?
Miri
Also das ist eine etwas längere Vorgeschichte, wo ich heute sage, das hat dahin geführt.
Sebastian:
Ich hab Zeit.
Miri
Ja, ja, Sendung. Vor ein paar Jahren, da lebte ich schon in Schweden,
hat mich mein alter Tanzpartner und guter Freund besucht und hat mir erzählt,
dass er jetzt in einer Poly-Beziehung lebt.
Und ich kannte Poly. Das Wort kannte ich aus der Lindenstraße und wusste so grob, was das ist.
War aber so besorgt. Ich wollte ja, dass es meinem Freund gut geht.
Und dann hab ich ganz viel gegoogelt und gelesen und Podcasts gehört und alles
Mögliche über Poly gelesen und gehört.
Und hab früher oder später, wenn man sich mit Polyamorie beschäftigt,
stolpert man über eine BDSM-Beziehung. Die kommt da irgendwie immer vor.
Und dann dachte ich: Okay, BDSM, das Wort kennst du ja irgendwie schon.
Wie gesagt, "Master and Servant" oder so, Fetischpartys...
Ich wusste auch schon, dieses Buch, The Book That Should Not Be Named,
dass das irgendwie nicht BDSM ist. Hatte ich auch schon verstanden.
Also offensichtlich die BDSM Szene "Fifty Shades of Grey" nicht als repräsentativ
erlebt. Soviel hatte ich auch irgendwie schon so am Rande mitgenommen.
Aber dann dachte ich: Okay, was ist das denn dann? Also es war so ein bisschen
wie bei Wikipedia, wenn man so durch einen Artikel hüpft.
Man kommt von einem aufs andere. Ja, und dann habe ich also angefangen nach
BDSM zu suchen und stolperte über einen Podcast, der hieß "Die Kunst der Unvernunft".
Und die erste Folge, die ich gehört habe, das war eine Folge...
oh Gott, wer war es denn? "Einfach mal den Kopf ausschalten".
Es war direkt eine Einstiegsfolge. Also jemand, der erzählte,
wie sie das erste Mal spielte.
Und ich war ziemlich fasziniert davon. Ich war fasziniert von diesem Verhandeln.
Ich fand das toll was sie erzählte über das, wie schnell man in Kontakt kommt
mit seinem Spielpartner, oder mit dem Menschen, mit dem man jetzt gleich oder später gedenkt was zu tun.
Ich fand, da ist unglaublich schnell eine recht intime Kommunikation entstanden,
sowas fasziniert mich grundsätzlich.
Und ich fand Aftercare toll. Diese Idee...ach kuscheln ist ja immer schön... und darüber reden, was
haben wir zusammen erlebt, ist auch immer schön. Und ich kannte viel von dem was sie erzählte wieder. Auch ihren "Headspace", also dieses, was ich dann später als "Subspace" gelernt habe. Das kannte ich wieder was sie beschrieben hat und dache: Hey, das kenne ich ja auch, wir nennen das im Tango "Tango Bliss", und wir kennen das. Wir erleben das, dass wir auf einmal abschalten, dass wir den Fokus auf dem anderen haben.
Dass wir die Welt nicht mehr wahrnehmen. Und ich dachte: Mensch,
das kommt mir irgendwie bekannt vor. Und doch ist es anders. So.
Ich fand das spannend, was sie erzählte. Das Dumme war nur...
Sebastian:
Ganz kurz. Das ist Folge 51 mit Sonja. [Miri:Ja].
Also auch wirklich eine hörenswerte Folge, weil sie auch wirklich so eine...
einfach dieses: ich brauche, dass der Kopf aus ist!
Miri
Ja.
Sebastian:
Zack. Ja. Und dann ist der auch aus. Und dazu ist BDSM ein Mittel,
ein Werkzeug. Und das fühlt sich gut an. Und das Ganze drumherum,
das kann man ausgestalten, wie man will. Aber wichtig ist, der Kopf muss aus.
Bist du auch so eine Person, dass du schwer abschalten kannst?
Und deshalb ist es so faszinierend? Oder weil du suchst nur nach neuen Wegen,
den Kopf auszuschalten, was du auch über das Tanzen kannst und,
ich weiß nicht, bei Yoga oder was du so machst?
Miri
Also ich fand das interessant, was sie erzählte, mit dem Kopf ausschalten.
Ich fand das eine interessante Idee. Ich habe natürlich darüber nachgedacht:
kannst du das? Willst du das? Merkte, ich kann es nicht so gut.
Brauch es aber auch nicht. Also ich habe dieses Bedürfnis damals nicht gehabt.
Und das war nichts, was mich getrieben hat. Aber es war so, dass ich dachte,
auch das ist interessant was die erzählt.
Das war wirklich ein akademisches Interesse. *lach*
Sebastian:
Okay, also drauf gucken... das ist
eher... Okay, akademisches Interesse ist ja wirklich von außen drauf gucken.
Aber auch da ist ja dieses... Der Weg, ja, sie wird dann geschlagen,
das tut weh, das hinterlässt ist Flecken, etc.
Das ist ja wirklich so ein...
Ja, interessant, dass das andere Leute machen.
Miri
Ja, genau. Und das war eben das Blöde.
Ich hatte jetzt... ich hörte was, ich hörte eine Lebensform, die ich denke:
okay, völlig, völlig so, dass ich denke ja, lass sie das mal machen,
interessiert mich nicht, war es nicht. Sondern es war was: Wow,
da möchte ich mehr drüber erfahren.
Also gerade den Verhandlungspart und den Aftercare-Part. Das dazwischen hingegen
war so: Hu! Mist. Man muss ja auch was dazwischen machen, man muss es sich ja irgendwie verdienen. *lacht*
Und da ging ich dann im Geist die Buchstaben durch und dachte: A
ch dominant bin ich im Beruf, brauche ich nicht. Submissiv bin ich überhaupt nicht, nie gewesen.
Ich... auch berufsmäßig will ich nicht, dass es Leuten irgendwie weh tut und ich
hasse Schmerzen. Also bei mir selber. Dachte ich: hast du schon mal drei Buchstaben
ausgeschlossen, dann blieb das B über, wusste nicht, was das ist.
Doch, stimmt nicht, ich hatte mal gesehen auf einem Tango-Event,
dass da zwei Frauen gefesselt haben. Und ich wusste nicht, was das war.
Ich fand einfach, dass das schön aussah. Und da dachte ich: Hey,
guck mal, da passiert was, das kann was sein.
So, dass ich nicht abgeschaltet habe und gesagt habe: Ja, war nett zu hören, nix für mich dabei.
Also ich glaube, dass das B, dass die Bondage stehen blieb, war so ein bisschen
dieses "okay, vielleicht geht's ja doch". Das war vor zwei Jahren.
Und dann habe ich weiter gehört. Ich habe dann die ganze Kunst der Unvernunft von oben
bis unten durchgehört *lacht*, und das war auch eher Neugier. So: Oh Gott,
was Leute machen. Wie witzig. So wirklich so: wie witzig!
Also ich mag gerne Geschichten sammeln. Ich mag gerne... du bist ja auch ein bisschen
so... Dieses: was haben Leute zu erzählen? Ich finde das spannend.
Aber es war immer noch nichts richtig für mich dabei.
Dann bin ich in die Telegram-Gruppe gegangen der Kunst der Unvernunft,
dachte: komm du musst jetzt mal gucken, was da so bei ist. Also guck's dir wirklich
mal an, ist das was, was sein kann.
Sebastian:
Ich hab so ein bisschen das Gefühl, das hast du dir ja auch eingeredet,
dass das nix für dich ist? So dieses... der Kopf sagt, das ist spannend,
das interessiert mich, da höre ich zu... für mich selber, eh nicht. A
ber es ist natürlich spannend und dann trete ich mal die Gruppe ein und interagiere mit den Menschen.
Und auch da einmal noch... also ich... also ganz ehrlich, das hast du doch eigentlich
nur dir selber erzählt, dass du da... [Miri: Ja]
Die Buchstaben aussortiert hast. Wo ist da die Schranke gewesen?
Was hat dich daran gehindert zu sagen: Ach komm, ich bin ja ein neugieriger Mensch! U
nd ich empfinde dich als so super offen und "Boah da gibt es etwas Neues zu erleben,
ein neues Erlebnis, das probiere ich jetzt aus!"
Und trotzdem ist so innerlich die Schranke: Interessant, was die alle so machen.
Aber ich? Also ich finde es ja nur faszinierend.
Miri
Also es waren, glaube ich, zwei Sachen. Das eine ist, ich finde öfter mal Dinge
faszinierend, die ich mich nie trauen würde.
Also sowas wie psychoaktive Substanzen testen, also wirklich mal Magic Mushrooms
essen. Also alles was... ich finde bewusstseinserweiternde Techniken spannend.
Ich finde es spannend, den Headspace zu öffnen.
Und BDSM schien ein Weg dafür zu sein.
Ein möglicher Weg, der mit wenig Nebenwirkungen einhergeht. Also nicht sowas
wie: oh Gott, wenn ich jetzt Esketamin esse, dann muss ich mit den Nebenwirkungen
leben. Oder wenn ich einen Pilz esse, muss ich wissen, wie es ausgeht.
Das würde ich mich nie trauen. Ich bin ein feiger Mensch.
Und BDSM schien zumindest theoretisch was zu sein, was mit, wenn man jetzt von
den blauen Flecken absieht, ein relativ nebenwirkungsfreier Weg ist,
um einfach mal einen anderen Mindset auszuprobieren.
Nummer eins. Nummer zwei....
Sebastian:
Also du wolltest keine harten Drogen nehmen, dann macht man halt BDSM?
Ich finde das eine sehr spannende...
Miri
So ein bisschen!
Sebastian:
Oh, da sollte ich mal... vielleicht kriege ich ja doch ein Budget von der Bundesregierung. A
ls: dieser Podcast dient der Drogenprävention oder so. *lacht*
Miri
Ich hab, ein Jahr bevor ich dich entdeckt hatte, habe ich bei einem Arbeitskollegen,
der mittlerweile eine Ausbildung zum Schamanen gemacht hat, einen Workshop gemacht
in "Shamanic Breathwork".
Da hyperventiliert man eine Stunde und erzeugt so Halluzinationen.
Ich find das spannend! Aber es ist sau anstrengend.
Heute weiß ich, das kriegt man viel schneller hin mit einer ordentlichen Impact Session. *lachen*
Sebastian:
Also BDSM dann zu machen ist also eine Art "Effizienzsteigerung".
Man muss nix einnehmen, es kostet nix, die Nebenwirkungen sind im Rahmen, okay.
Miri
Ja, Entschuldigung, aber ja.
Sebastian:
Ich kann aber dem Publikum verraten, du bist jetzt nicht Buchhalterin oder so. A
lso du betrachtest das jetzt nicht alles aus der Kosten-Nutzen...
also überhaupt nicht sogar, ne?
Miri
Also das ist das eine. Also ich finde es spannend diesen altered state of mind
zu erforschen in allen möglichen Versionen. Ich bin kein meditierender Mensch,
ich krieg das nicht gebacken.
Also muss ich andere Wege finden. Yoga hab ich nie probiert.
Schamanic Breathwork schien mir gefährlich. Also sorry, das ist ja riskant,
diese Hyperventiliererei.
BDSM war ein Weg, der offensichtlich denkbar war, wenn man jetzt die richtigen Buchstaben findet.
Was mich glaube ich wirklich abgeschreckt hat am Anfang, wenn du sagst,
okay, du bildest... du redest dir das ein, das war eben die sexuelle Konnotation.
Also dieses: Das ist eine sexuelle Spielart. Und für mich war es eben... ich wollte... nee! So.
Sebastian:
Sex ist ja nicht interessant.
Miri
Sex ist nicht interessant. Und sobald ich anfing darüber zu lesen,
war es immer... ja und Leute werden eben erregt durch BDSM und das war für mich
so, nee... dann ist das nicht meins. Dann ist das nicht meins!
Und in der KdU-Gruppe merkte ich dann so langsam, es gibt Leute,
die das auch tatsächlich anders sehen. Für die ist das auch ein Body and Mind
Experience, aber ohne Sex.
Und da wurden Dinge denkbarer, so will ich es mal sagen.
Sebastian:
Wie definierst du denn Sex jetzt in dem Zusammenhang? Einfach nur der Koitus
und das ist halt Sex, oder ist auch... weil ich würde BDSM... wenn es mich erregt,
dann ist BDSM an sich Sex für mich.
Also auch Bondage, Spanking und all das würde ich bereits für mich in sexuelle
Befriedigung einordnen.
Niemand, ne? Also weil das, was ich nach einer Session im Kopf zurück behalte,
ist nicht anders als das Gefühl nach Sex.
Also wenn das Gefühl hinterher, wie nach Sex ist, dann muss es wohl Sex gewesen sein.
Auch wenn ich halt dafür nicht vögeln musste oder irgendwelche anderen Sachen
musste. Also deshalb, wenn Menschen sagen, sie machen nicht-sexuelles BDSM,
dann denke ich immer: nein, du machst BDSM ohne ficken.
Miri
Sexuelle Erregung ist das Thema, die will ich nicht haben und die interessiert
mich nicht und die kriege ich auch nicht.
Sebastian:
Okay.
Miri
Da kann man sich natürlich fragen, was ist sexuelle Erregung? D
a habe ich gerade in den letzten Monaten viel darüber gelernt.
Ich habe mit jemandem gesprochen, der zu mir sagte, das Gehirn kann unterschiedliche
Erregungszustände sowieso nicht unterscheiden.
Er sagt, Arousal ist Arousal ist Arousal. Also ob das Angst ist oder eine sexuelle
Erregung oder eine andere Form von Aufregung, Erregung kann das Gehirn gar
nicht unterscheiden. Und da habe ich sehr viel drüber nachgedacht und ich fürchte, er hat recht. *lacht*
Sebastian:
Okay, aber das heißt doch eigentlich, dass auf jeden Fall BDSM Sex ist,
weil Sex ist auch BDSM und alles ist eh gleich.
Im Gehirn ist doch der ganze Kram im Endeffekt Erregung.
Miri
Vermutlich, genau. Vermutlich ist das so. Also wenn du sagst Arousal ist Arousal
ist Arousal, Erregung kann das Gehirn nicht unterscheiden, dann ist es vermutlich...
das ist das, worauf ich jetzt so gekommen bin in den letzten Wochen,
eigentlich eine Framing-Frage: was mache ich daraus?
Also nenne ich das jetzt eine sexuelle Erregung oder nenne ich das Angst oder
nenne ich das Aufregung?
Die "Sonne" hat das mal beschrieben in ihrer Folge. Du kannst mal gucken,
welche Nummer das war, in der Poly-Folge.
Die hat mal beschrieben, dass ...
Sebastian:
aube 78, aber ich schaue natürlich nach, selbstverständlich.
Miri
Eine der Neueren. Und die hat das so schön beschrieben, dass ...
Sebastian:
...
Miri
Dass die Erregung im BDSM ganz woanders stattfindet. Also diese Idee:
ja, dann hol dir halt deine Erregung.
Ich weiß nicht mehr, wie sie es formuliert hat, aber diese Erregung,
die vom BDSM kommt, da kann sich der Vanilla-Partner irgendwie drauf verlassen.
Ja, das ist ja nicht sexuell. Das heißt aber nicht, dass es weniger intensiv
ist. Es spielt sich halt anders ab.
Sebastian:
Okay, also meine Argumentation, dass BDSM gleich
Sex ist, oder hinterher, wie Sex gewesen sein wird, die kann ich nicht halten, ja?
Miri
Die kannst du gerne für dich halten, aber für mich passt die nicht.
Sebastian:
Ja, das ist ja das Schöne, ich darf in diesem Podcast ja wunderbar steile Thesen
aufstellen, denen man widersprechen darf.
Miri
Also mein Spielpartner hat mal zu mir gesagt, dass ich... wenn ich dann richtig
entspannt bin hinterher... dann sagt er: das sieht jetzt so aus wie post-orgiastisch.
Und dann hab ich ihn angeguckt wie ein Auto. Sag ich: ich versteh nicht,
was du meinst? Aber das ist halt vielleicht auch die grey-Sexualität.
Sebastian:
Gut, aber das sind einfach Schubladen. Und wenn man in Schubladen denken will,
dann macht man es so wie ich. Und wenn man die nicht braucht,
die Schubladen, und einfach alles als großes Spielfeld sieht,
dann ist das gut, was gut ist.
Miri
Ja, ich denke du vergleichst es ja immer mit einem Marathon. Und dann frage ich
mich natürlich auch: der Marathonläufer, der ins Ziel einläuft,
fühlt der sich gerade wie nach dem Sex? Gleiche Frage.
Sebastian:
Er fühlt sich erstmal gut. [Miri: Ja, genau.] Und das tust du auch. Einmal Hormoncocktail ins Blut, Dankeschön.
Und wie das jetzt geht, BDSM... Oh das hat mal jemand gesagt: Als passiver Part im
BDSM. das ist wie Sport machen, mit dem gleichen Gefühl hinterher,
aber ich muss halt nix machen. *lachen*
Also Sport für Faule, wo ich auch dachte: Oh, ob man das so sagen darf und will,
das weiß ich nicht genau. Weil, ganz ehrlich, es ist ja doch anstrengend.
Miri
Ich weiß aber, was diese Person meint und wie gesagt, ich hab's ja mit der Shamanic
Breathwork Session da verglichen, wo ich verdammt viel atmen musste,
es war sau anstrengend und Impact war einfacher. *lacht*
Sebastian:
Okay, ich gehe einen Schritt zurück wieder. Also, ich merke...
ich red mich heute hier um Kopf und Kragen, nicht du, das ist fürchterlich!
Bist in die Gruppe gekommen, hast gelesen was die Menschen da so schreiben, okay?
Miri
Hab mich bei FetLife angemeldet. Das war ein großer Schritt.
Das war wirklich so... ja, wie wenn man sich irgendwie schon so vor einem Teil der Welt outet.
Merkte, dass ich... also wenn du da noch keine Kontakte hast,
ist FetLife ein schwieriger Start. Das war ja auch gut so. Also ich bin auch
nicht direkt irgendwie mit Dickpics überschwemmt worden.
Hab tatsächlich eine Anfrage bekommen von einem Menschen, der hat mich angeschrieben
wegen was ganz anderem. Und mit dem schreibe ich mir bis heute. Total netter Kontakt.
Dann bin ich in die schwedische Community gegangen. Die Schweden sind auf FetLife
überhaupt nicht aktiv, die haben eine eigene Seite: "DarkSide".
Die habe ich überhaupt nicht geblickt,
also das ist auch die schlechteste Webseite der Welt, glaube ich. *lacht*
Aber da gab es einen Terminkalender.
Sebastian:
Alles Masochisten.
Miri
Ja, schlimm! Und die sind auch wirklich BDSM orientiert, bei FetLife sind ja auch viele Fetischisten,
also es ist ja nicht nur BDSM.
Aber DarkSide ist wirklich ziemlich BDSM orientiert. Naja, und da gab es einen
Terminkalender und jetzt hatte ich eine Chance. So, jetzt konnte ich gucken, da wo ich lebe. [Sebastian: Moment!]
Ja, aber das war Dezember vor eineinhalb Jahren.
Sebastian:
Okay, aber es ist immer noch dieses: will ich das selber?
Miri
Ja genau, also da kam das auf einmal, dass ich so dachte: du solltest zumindest
mal diese Leute treffen, in echt. Guckst du dir mal an.
Sebastian:
Okay, also... auch gray-sexuelle Menschen haben ja dann doch irgendwie
Kopfkino. Hast du Kopfkino?
Miri
Oh, das ist schwer. Also ob ich jetzt Kopfkino oder damals?
Sebastian:
Nee, damals.
Miri
Damals.
Ja, ich hab mir natürlich Sachen angeguckt. Also ich hab, was Youtube hergab...
ich bin jetzt nicht auf irgendwelche Pornoseiten gegangen, aber ich hab mir
angeguckt wie Flogging aussehen kann, was man machen kann. Ich hab Needleplay
gesehen, ich hab natürlich auch Fetlife Bilder gesehen. Und immer sagte mein
ganzer Kopf so: Gotteswillen, geht das wirklich?
Aber die Neugier war da, die Neugier war da, aber es war wieder so dieses:
ne das mach ich nicht, das mach ich auf gar keinen Fall! *lacht*
Sebastian:
Okay, also du hast also deine Not-to-do-Liste befüllt.
Ja, genau.
Ich hab halt eine lange Not-to-do-Liste. *lacht*
Aber Kopfkino ist ja dieses... ich bin, was weiß ich... ich sitze im Auto und träume
ein bisschen vor mich hin, und dann fange ich an diese Fantasien zu haben: O
h mein Gott, dann werde ich da angebunden und ausgepeitscht und sowas.
Also, hast du diese Bilder im Kopf und das ist dann auf irgendeine Art und Weise erregend? Gar nicht?
Miri
Nein, es war nichts, keine Bilder. Also wirklich diese blanke Neugier,
was sind das für Leute, was machen die?
Sebastian:
Ich überlege grad, wenn ich irgendein Sachbuch über Ingenieurswesen lese "
das mach ich nicht, das mach ich nicht, das kann ich nicht, das will ich nicht,
das ist mir zu kompliziert und die sind eh alle bekloppt."
Etwa so, ja? [Miri: Ja] Und dann hab ich auch keine Tagträume danach, "oh und dann konstruiere
ich eine Brücke mit nur zwei Trägern". Nein, wird nicht passieren?
Miri
Nein, es war wirklich...
Sebastian:
So in der Art, ja?
Miri
ch sag immer, das war völlig akademisch. Dann glaubt mir das immer keiner. Aber so war's.
Aber wie gesagt, ich interessiere mich für viele Dinge, die ich nicht machen will.
Ich find's aber total cool, mit den Leuten drüber zu reden. Erzählt mal,
was ihr geil daran findet Briefmarken zu sammeln? Kann ich mich einen Abend drüber unterhalten.
Ich würde nie Briefmarken sammeln. Das ist ein schräges Beispiel.
Aber ich finde es spannend Geschichten von Leuten zu sammeln. Und einfach mal zu gucken, was haben die mir zu erzählen.
Und natürlich war schon die Idee dabei, ist das was für dich?
Denn offensichtlich ist das anders als Briefmarkensammeln, was deinen Horizont...
was dich in einen anderen Headspace treiben kann, was ich interessant finde.
Ohne Drogen. Ohne externe Drogen.
Sebastian:
Wir sind jetzt an dem Punkt: du hast in die Community gelesen,
du hast Bilder angeguckt, hast Videos geguckt, alles mögliche.
Und jetzt habe ich eben schon gesagt, du fühlst dich unten ganz gut wohl. [Miri: Ja.]
War da schon so die Perspektive: Wenn, dann unten?
Miri
Ja.
Sebastian:
Weil man könnte ja auch aktiv Dinge machen.
Miri
Ja. Also ich glaube, was sehr schnell klar war: D/S ist es nicht.
Also Dominanz, Unterwerfung in beiden Richtungen nicht. Ich will weder dominieren,
noch mich unterwerfen. Das war sofort komplett raus.
Also da war ...danke nein. Also blieb SM über und Bondage, das war immer da,
also vor allem Seil, war immer präsent. Da hab ich gedacht, das kann was sein.
Sebastian:
Ja, aber auch da aktiv oder passiv?
Miri
Ja, gute Frage. Und da hab ich gedacht, das war immer passiv.
Ich dachte, ich kann's ja nicht. *lacht* So, ich kann's ja nicht. Da müsste ich mehr
Bücher lesen. Ich muss passiv sein, um erstmal zu gucken, wie geht denn das?
Wie im Tanzen auch. Ich hab folgend angefangen.
Ich habe dann später die Rolle gewechselt, ich führe jetzt im Tango nur noch.
Aber da war das auch so, ich muss ja erst mal jemanden haben,
der mich ans Händchen nimmt. So.
Sebastian:
Okay, also auch da eine akademisch logische Entscheidung, unten ist Anfang.
Miri
Ja, genau, genau! Unten ist für Anfänger, genau. Bisschen schräg.
Also heute würde ich das schräg empfinden, aber damals war das logisch.
Sebastian:
Machen wir mal einen kleinen Schweden-Exkurs vielleicht. Die Schweden,
also das ist ja das Land, wo, so habe ich das zumindest hier mitbekommen, w
o man vor dem Sex erst mal in einer App sich das gegenseitige "Ja" austauschen muss,
damit das auch nur ansatzweise legal wird. Und das ist eh alles ganz schlimm,
und Prostitution ist sowieso verboten und zwar völlig, und es sind überhaupt
ganz viele Sachen... und übrigens du klimperst da ganz fürchterlich.
Das ist dein Armband, ne? Ist das abnehmbar?
Das wäre total lieb. Sonst machen wir das Publikum wahnsinnig.
Dankeschön. Ja, klimpernde Sachen sind böse.
Miri
auch was.
Sebastian:
Das klimpert mehr.
Miri
Das klimpert mehr?
Sebastian:
Also wir können auch einfach Tape drumherum wickeln.
So liebes Publikum,
sie entledigt sich jetzt nach und nach ihres Schmucks. [Miri: Ihrer Juwelen]
Warum ist da eine Klimperkette um deinen Hals? Da ist also ein Ring dran und dann noch so ein...
Miri
Ja jetzt kommt's und auch noch ein katholisches Kreuz, schlimm ne?
Sebastian:
Ja, okay.
Miri
Ja, schon wieder ein Punkt, kannst aufschreiben für deine Liste. Ehering und Kreuz. Oh Gott. *lacht*
Sebastian:
Das Kreuz mit dem Kreuz.
Und der Ehering, genau.
Sebastian:
Wir lassen das Publikum heute einfach mal teilhaben,
wie hier mein Spickzettel immer länger wird.
Er wird schon immer länger, guck mal, er ist schon doppelt so lang jetzt.
Miri
Ja, Schweden, dreifache Ausfertigung, schriftlich muss dann auch eingeschickt werden.
Sebastian:
Ja, natürlich, muss auch dokumentiert werden, bei einer Behörde muss das angemeldet
werden. Nein, also ganz ehrlich, was hat es damit auf sich?
Miri
Das "Samtyckeslag"
wird am 1. Juli fünf Jahre, wir sind furchtbar stolz drauf
und können im Moment in jedem Podcast Zusammenfassungen der letzten fünf Jahre hören.
Vor fünf Jahren haben die Schweden ihr Sexualrecht geändert. D
ahingehend, dass man jetzt nur noch, wie war das... wenn man nicht beim Sex aktiv "
Ja" sagt, dann gilt es als Vergewaltigung.
Das, was hier in Deutschland als "nur Ja heißt Ja" propagiert wird, und genauso ist es auch.
Das heißt, man muss eine aktive Zustimmung haben. Es reicht nicht,
dass man "Nein" zu irgendwas sagt, sondern man muss "Ja" zu etwas gesagt haben.
Und sagen muss nicht sagen heißen, man braucht keine Unterschrift, man braucht keine App.
Man muss es nicht mal aussprechen, aber es muss klar vermittelt sein.
Sebastian:
Also ein Nicken oder Unterstützen würde reichen. [Miri: Mitmachen reicht] Also wenn du dem Schwanz zeigst,
wo er hinzielen muss, dann ist das auch ein "Ja". [Miri: Ja] Und wenn man das auf Video festhält,
hat man sogar ein Dokument. *lacht* Nein, okay, das klingt ja erstmal sehr vernünftig.
Miri
Das Besondere ist dann, oder was besonderes... wenn man den Text liest,
denkt man ja "ist doch wohl klar!" Ich hab's heute Morgen ja alles nochmal gelesen,
weil ich dachte, du fragst das bestimmt.
Da wusstest du schont, dass wir hier aufnehmen, ja?
Miri:
Nee, aber du fragst das bestimmt.
Das ist ja so logisch. Aber was die damals tatsächlich ausschließen wollten,
waren Fälle, die in Schweden passiert sind, wo ein Mensch versucht hat oder
erfolgreich mit seiner Partnerin im Bett Sex hatte, die geschlafen hat.
Und dann hat er hinterher gesagt "aber sie hat ja nicht nein gesagt", was ja stimmt.
Und diese Fälle waren nicht verurteilbar.
Sebastian:
Okay, und die Lücke hat man definitiv geschlossen. Okay, ich finde es spannend,
was die Medien immer aus sowas machen.
Miri
Ja, ich weiß. Das habe ich damals in Deutschland ja auch sehr verfolgt.
Und eben auch Vergewaltigung, also valdta, auch im Schwedischen ist das Wort
Gewalt enthalten, muss keine Gewalt mehr enthalten.
Also wenn ich kein "Ja" gebe, dann ist Sex ab dann Vergewaltigung.
Also du musst mir nicht mehr Gewalt androhen oder mich nötigen.
Es reicht, dass ich nicht zugestimmt habe. Das ist die große Neuerung.
Klingt extrem revolutionär, oder? *lacht*
Sebastian:
ls BDSMer sag ich natürlich das ganze Content Zeugs, das hab ich ja schon ganz früh aufgesogen.
Also haben die Schweden quasi ein BDSM-artiges Gesetz auf den Weg gebracht, ohne es BDSM zu nennen.
Miri
BDSM kommt vor im Gesetzestext.
Sebastian:
Echt?
Miri
Ja, hab ich heute Morgen auch nochmal nachgelesen.
Sebastian:
Pass auf, das ist der spannende Fall, denn wenn ich in alles einwilligen muss,
dann stellt sich die Frage: ist BDSM in Schweden überhaupt legal?
Miri
Ja, auch das musste ich natürlich nachgucken. [Sebastian: Natürlich, ist vorbereitet.]
Ich hab's dann auch kopiert.
Also erst mal ist Sadomasochismus seit 2008 keine psychische Krankheit mehr.
Also: "Wenn die, die in einem sexuellen Kontakt sich darüber einig sind,
dass Gewalt Teil dieses Umgangs sein soll, dann wird entschieden,
dass die Wahl, trotzdem an dieser Aktivität teilzunehmen, ist eben nicht die Folge der Gewalt".
Also, die Gewalt hat nicht dazu geführt, dass ich jetzt mit dir Sex habe,
sondern das geht in unserem Treffen ein.
Und dann steht das da.
-Spricht schwedisch-
Das kommt zum Beispiel bei BDSM-Sex vor.
Sebastian:
Steht im Gesetz?
Miri
Steht im Gesetzestext drin.
Sebastian:
Boah, also ganz ehrlich, wir haben in Deutschland Gesetze, die wurden dann im
letzten Schritt nochmal angepasst, damit bloß das Wort "Sexualität" nicht im Gesetzestext steht.
Und dann hat sich dadurch der Gesetzesinhalt verändert und jetzt muss man wieder
dagegen vorgehen. Mir fällt gerade leider nicht ein, welches Gesetz das war,
aber es ist schrecklich.
Aber pass mal auf, da ist ja an alles gedacht, das heißt... A
ber da muss ich nochmal nachfragen, auch bei dem miteinander schlafen,
sage ich mal, oder beim BDSM, muss ich an der jeweiligen Situation jeweils aktiv
zugestimmt haben, oder reicht es zu sagen: S
o pass mal auf, wir machen hier sogar schriftlich aus, wir machen BDSM,
ich bin aktiv, du bist passiv und du erklärst dich damit einverstanden, unbefristet?
Miri
Das steht nicht im Gesetzestext, aber die Urteile, die bisher gesprochen sind,
gehen so ein bisschen dahin. Man muss schon immer sich vergewissern,
dass der
Consent noch da ist.
Sebastian:
Das war die Tür. Ich lass einfach mal die Aufnahme weiterlaufen.
So, wieder da, liebes Publikum, wenn ich das drin haben lassen sollte,
dann habt ihr jetzt live gehört, wie ich ein Paket entgegennehme.
Miri
Also man muss sich eigentlich vergewissern, so sagt es eigentlich die Auslegung
des Gesetzes, dass der Consent noch steht.
Wie auch immer das aussieht.
Sebastian:
Ich kann ihn also einmalig vereinbaren, aber er kann jederzeit widerrufen werden.
Miri
Ja, ja, immer. Zurück geht immer. Ist auch sehr BDSM-ig, oder?
Sebastian:
Das könnte also ein Safeword sein.
Miri
Steht nicht im Gesetzestext, aber ich deute das. Ich deute das extrem BDSM-ig.
Also Konsent, ein "Ja" gilt, aber kann jederzeit zurückgezogen werden.
Sebastian:
Und wenn du jetzt aber möchtest, die Session wird durchgezogen,
selbst wenn du ein Safeword und "nein, ich will nicht mehr" und so...
Also eventuell sagt das Gesetz, hier ist dann doch mal eine Grenze?
Du kannst nicht vereinbaren, dass du nicht mehr zurücktreten kannst.
Miri
Ist noch nicht passiert. Ist die Frage, was jetzt so an Urteilen kommen.
Die schwierigen Urteile, die in den letzten Jahren die BDSM-Community beschäftigt
haben, waren eher die Frage nach grobem Misshandel, also grobe Gewalt.
Man kann auch in Schweden zu grober Gewalt nicht zustimmen.
Das geht nicht. Und dann ist die Frage, wo ist die Grenze? Also was ist grobe
Gewalt? Und da gibt es ein paar Urteile, die unterschiedlich geurteilt haben.
Also eine Frau, die beim Breathplay wohl doch zu viele Schäden davon getragen
hat, wo man schon sagen könnte: oh, das fällt eigentlich unter grobe Gewalt.
Und da haben sie gesagt: Ja, aber es war gedeckt dadurch, dass es definitiv
eine BDSM-Aktion war, es war gedeckt durch deine Zustimmung.
Und ich weiß gar nicht, ob es SSC überhaupt vorkam, aber das Gericht hat entschieden: N
ein, das ist im Rahmen des Risikos von BDSM-Aktivitäten.
Aber das, also CNC ist noch nicht vorgekommen, keine Ahnung,
vielleicht kommt das noch.
Sebastian:
Was ich an sich spannend finde, ich hab so ein bisschen überlegt eben. J
a wenn es Gesetze gibt, die quasi BDSM einschließen, dann begrenzen die auch
Dinge auf eine bestimmte Art und Weise. Also dass man sagt: Okay,
wir heben jetzt deine Möglichkeit auf nein zu sagen. Das geht nicht.
Wir haben hier eine... quasi nicht gesetzlich scharf, aber wir haben schon im Grunde eine Grenze,
die das Gesetz auferlegt. Aber das heißt aber auch,
wir haben ein Spielfeld und das Schöne, was ich ja immer finde,
das sieht man überall wo es Gesetze gibt, wo ein Gesetz formuliert ist: D
as darfst du, das darfst du nicht. Dann fangen Menschen an kreativ zu werden
und sich innerhalb dieser Grenzen auszutoben und neue Konstrukte zu finden, ne?
Und das finde ich an sich gut, also dadurch macht man halt ein neues Spielfeld
auf und sagt okay das ist die harte Grenze, die dürfen wir nicht überschreiten,
das beschneidet möglicherweise unsere Freiheit kinky zu sein.
Aber weil die Grenze so weit hinten liegt... Du kannst zu allem,
fast allem, erstmal zustimmen. Und das und das geht, dann kann ich bis dahin relativ
frei und ohne Angst vor Verfolgung, kann ich erstmal agieren.
Das ist halt in anderen Ländern eine ganz andere Nummer, weil da ist gar nichts
klar und dann kann alles irgendwie ausgelegt werden. Weil dann im Zweifel gesagt
wird: Ja du, kann ja sein, dass du zugestimmt hast, aber so eine Zustimmung
ist erstmal nichts wert, wenn....
Und das scheint dann in Schweden geregelt zu sein. Zustimmung ist erstmal Zustimmung.
Miri
Ja, also genau. Ich glaube, die beiden großen Kernfragen sind: Wie äußert sich das "Ja"?
Das ist nicht definiert. Da kann man natürlich sagen: "Ich habe das aber so verstanden".
Weil es eben nicht schriftlich und in dreifacher Ausfertiung sein muss.
Es muss nicht mal verbal sein, also es muss nicht mal ein "Ja" sein.
Und die zweite große Kernfrage, die ich so erlebe bei den Urteilen der letzten
fünf Jahre, die BDSM-bezogenen Urteile, da gab es wenige, also es gab überhaupt
nur wenige Prozesse, war: Was ist grobe Gewalt, wo geht die Grenze?
Und ansonsten ist das tatsächlich sehr frei. Ich finde das auch ganz gut.
Sebastian:
Okay, also du hast einen Rahmen, in dem du dich bewegen kannst.
Okay, das heißt es gibt also in Schweden, wenn es ja gesetzlich auch gedeckt
ist, dann gibt es ja auch wunderbare Läden und Locations, weil die wissen genau,
was sie machen dürfen. Also BDSM Clubs ohne Ende, ich mache in Schweden Urlaub, klasse.
Miri
Nee, es gibt ja noch das "sexuell lag", also das wunderbare "Nordische Modell",
nachdem es verboten ist sexuelle Dienste zu kaufen.
Sexuelle Dienste anzubieten ist eigentlich auch nicht erlaubt,
wird aber nicht bestraft. Also die, auch lustig, sind immer die....
Sebastian:
Also der Freie wird bestraft, aber nicht die Prostituierte.
Miri
Und es ist immer die Prostituierte. Es kommen noch nicht mal Männer vor im Text.
Sebastian:
Okay.
Miri
Oder Transpersonen kommen nicht vor.
Sebastian:
Grüße an den Dominus, du könntest wohl offenbar in Schweden eine Filiale aufmachen,
als Kerl ist es ja im Gesetzestext kein Problem.
Miri
Ja Sexkauf ist verboten.
Sebastian:
Achso, das ist dann egal, ja?
Miri
Ja, aber im Text kommt nur die Frau vor. Und das macht's natürlich genau für...
Sebastian:
Ja, aber das ist ja... eine BDSM Party Location ist eine BDSM Party Location.
Miri
Aber da muss ganz klar sein, ich hab jetzt nämlich auch gegoogelt heute Morgen.
Also wenn du einen Sexclub hast, einen Swingerclub hast oder einen BDSM-Club
hast, dann muss ganz scharf klar sein, dass da niemand für irgendwas bezahlt
wird. Frag mich zum Beispiel nicht nach Findoms.
Habe ich gerade keine Ahnung, müsste ich lesen. Da bezahlt jemand jemanden für etwas.
Könnte ich mir spontan vorstellen, dass es nicht geht mit dem Prostitutionsgesetz.
Weiß ich aber nicht, müsste ich lesen.
Aber die großen BDSM-Clubs in Schweden sind unglaublich scharf damit zu sagen: Vorsicht.
Und viele laufen auch mehr als Verein. Also man wird Vereinsmitglied,
weil dann ist irgendwie klar, wir machen das hier als Vereinsaktivität.
Sonst ist es gefährlich.
Wenn ich einen Eintritt nehme, verkaufe ich vielleicht schon eine sexuelle Leistung.
Man befindet sich in einer Grauzone.
Sebastian:
Ah, okay. Also da kann man jetzt weiter rumforschen.
Also das Prostitutionsgesetz ist also wirklich ganz knallhart. [Miri: Ja.]
Und jeder, der irgendwie dazu beiträgt, dass irgendwas wäre... D
u hast mir das gestern Abend gesagt: wenn jemand Prostitution anbietet,
dann ist auch quasi ihr Vermieter als Helfer quasi schon mit halb im Knast.
[Miri: Kuppelei. Genau.] Dieser Kuppelei-Paragraf, das scheint alles ganz kompliziert,
aber betrifft uns ja heute hier nicht in der Folge so.
Aber okay, das heißt, ich spuhle es wieder zurück: Du hast die Community gefunden, da sind Leute!
Und du willst auf Menschen treffen und dir das von außen akademisch ansehen. Ich glaub dir kein Wort.
Miri
Nein, ich wollte die natürlich treffen, ich bin ja so ein fürchterlich sozialer...
nein ich bin total schüchtern. *lacht* Ich bin eigentlich auch total unsozial,
aber ich dachte ich mach das trotzdem mal. Ich sag immer: so viele Dinge,
die ich in den letzten Monaten ausprobiert hab, war ein bisschen wie Bungee
Jumping. Ich stand immer an der Brücke und dachte: ich weiß ja, dass ich's mache. *lacht*
Sebastian:
Auch so ein schönes Urvertrauen in sich selbst. Ich weiß ja, dass ich "ja" sagen werde.
Miri
Ja, genau. Mein Spielpartner fragt auch manchmal: hast du Angst?
Und ich sage ja nur von mir selber. *lacht*
Und dann war es im März soweit. Im März gab es einen Stammtisch.
Also Corona hatte ja auch Schweden ein bisschen lahm gelegt und dann lief das
erst langsam wieder an. Und im März letztes Jahr, vor einem Jahr,
war also ein Stammtisch.
Sebastian:
Also März 2022.
Miri
Und da habe ich dann gesagt: da gehe ich hin, das ist save. Und am Tag danach war eine Party. D
ie stand auch schon in diesem Kalender, und diese Party hatte ein Motto,
das war eine Motto Party. 1000, ne "Arabian Night" war das Thema und das war so nett beschrieben. So,
wir werden da auf Kissen sitzen und Wasserpfeife rauchen und jemand wird aus
der "1001 Nacht" vorlesen, und zwar nicht die zensierten Teile,
sondern die -spricht schwedisch-, also die etwas, ja...
Sebastian:
Freieren Teile.
Miri
Und ich kannte die bis dahin gar nicht. Ich kann sagen schön, ist ein schönes Buch.
Sebastian:
Die schwedische BDSM-Party ist also Leseabend.
Miri
So hatte ich mir das vorgestellt. Es stand dann da auch schon,
dass -spricht schwedisch-, also Spiel, vorkommen kann.
Dass es Separees geben würde. Es war sehr scharf bestimmt, dass in der Fika-Ecke,
also in der Kaffee-Ecke, dass man da nicht mit nackten Hintern auf Stühlen sitzen
darf. Und ich dachte: boah, das ist so konkret, das klingt ganz okay.
Sebastian:
Ja, aber erst mal Stammtisch?
Miri
Ja, aber diese Party war da einfach und die fand ich interessant.
Das dumme war nur, an der konnte man nicht teilnehmen, wenn man nicht verifiziert
war. Also war das für mich out of question.
So, dann bin ich Freitag zu diesem Stammtisch und da waren bestimmt 50 Leute.
Es war so voll, es war so voll! Und ich war ein bisschen zu spät und es gab nur
so einen kleinen Platz hinten in der Ecke, und es war so wie immer alle sagen: geh mal zum Stammtisch.
Zitter, zitter. Dann wurde ich da in so eine Ecke gequetscht,
wo ich auch nicht mehr raus kam, und es war super nett.
Sebastian:
Und du bist allein dahin gegangen?
Miri
Ich bin alleine dahin, ja.
Sebastian:
Okay, kannst du... hast du auch niemanden vorher angeschrieben von den Leuten da?
Miri
Oder? Doch, ich hatte die Partyveranstalter angeschrieben und die haben halt
gesagt, sie würden mich gerne dann verifizieren, und nutzt doch den Stammtisch.
Aber es war schon irgendwie so... eigentlich ist Anmeldeschluss und nee,
das schon. Ja, und dann bin ich zum Stammtisch. Nee, ich hab mich nicht angemeldet.
Also nur auf "komme" geklickt, das schon.
Sebastian:
Okay, aber einfach nur komplett neue Leute. Mutig!
Miri
Genau, und dann bin ich da in so eine Ecke gequetscht worden,
wo ich auch definitiv nicht mehr raus kam im Laufe des Abends. Und da guckt mich
eine Frau an und sagt: du bist offensichtlich neu? Und dann fragt sie:
was bist du denn, undergiven oder dom? Und ich so: ja, ich bin hier neu vor allem. *lacht*
Sebastian:
Untergiven?
Miri
Untergeben.
Sebastian:
Oh, untergiven. Klingt schön.
Ich finde das klingt total schön!
Jetzt ist das ja auch ein bisschen fies. Also das ist nämlich der Moment,
wo du dich aus heiterem Himmel positionieren sollst. [Miri: Genau.] Bist du Dom,
Sub, Maso, Switch, keine Ahnung was. Du konntest das nicht beantworten.
Miri
Ich hab dann gesagt: ich glaub schon, dass ich eher auf der...
ich hab dann gesagt, auf der submissiven Seite bin. Aber ich sag das Wort sagt
mir noch nichts und ich hab schon... ich sag ich weiß es nicht.
Ich weiß überhaupt nicht, ob ich hier hingehöre. Das hab ich gesagt.
Ich weiß überhaupt nicht, ob ich hier hingehöre. Erzähl mal was.
Sebastian:
Ich habe mir das die letzten Monate aus rein akademischem Interesse angeguckt,
und jetzt will ich mal die Versuchsobjekte genauer betrachten.
Miri
Wir machen eine Feldstudie, genau. Aber der Beobachter ist ja immer Teil des Experiments.
Ja. Ja und dann war das total nett. Die hat mir dann Bilder gezeigt,
die hatte sich gerade Kerzen gekauft für Wachsplay. und da hatte ich auch schon
mal drüber nachgedacht.
Ich hab gedacht, ja so Massage finde ich ja toll und wenn man das mit heißem
Wachs macht, das ist bestimmt auch schön. Also das war schon sowas,
wo ich dachte: hey, das klickt ein bisschen. Und sie erzählte mir das dann so,
als hätte sie mir erzählt, sie hat sich neue Schuhe gekauft.
Und ich fand das so schön, ich fand das so normal.
Und neben mir saß ihr Dom, die haben eine 24/7-Beziehung und der hatte ein T-Shirt
an von einer lokalen Band, "Miss Sugar", die ich sehr mag, dann quatschten wir sofort um "Miss Sugar".
Also es war einfach total nett!
Sebastian:
Von den Leuten her, also vom Stammtisch, von der Atmosphäre.. eher so,
ich sag mal "Alltagsklamotte und öffentliche Kneipe" oder eher "Dungeon"?
Miri
Es war eine öffentliche Kneipe, so eine Studentenkneipe, proppenvoll,
Leute sahen alle ganz normal aus. Ich bin früh genug gegangen,
um nicht zu erleben, dass es hinterher eskalierte. *lacht*
Sebastian:
Was trinkt man denn da? Wenn ich jetzt mal mich in Schweden auf einen Stammtisch
verirre, erstmal ist die Frage: würde ich mit Englisch halbwegs weit kommen?
Miri
Ja, du wirst mit Englisch weit kommen.
Sebastian:
Okay, das geht also. Mit Schwedisch müssen wir bei mir nicht diskutieren.
Miri
Du kannst auch Bier trinken, die Frage ist halt nur, für wie viel hast du Geld?
Sebastian:
Ja stimmt, Alkohol ist ja nochmal so eine Sache.
Miri
Bier kostet so 8-9 Euro.
Hab ich nicht gemacht, ich war auch mit dem Auto und klaren Kopf und so. A
lso ich hab, weiß ich nicht mehr, Trocadero getrunken, unseren lokalen Blubberlutsch, Zuckerzeug. *lacht*
Ich glaub ich hab auch irgendwas gegessen, ich hatte Hunger, ich hab gegessen.
Heute würde ich das nicht mehr als selbstverständlich ansehen,
ich kann sehr sehr unhungrig sein, wenn es ans Eingemachte geht.
Sebastian:
Okay, also einfach einen netten Abend gehabt mit netten Leuten.
Hast du jetzt nur die paar Leute in der Ecke da getroffen?
Miri
Ziemlich, ja tatsächlich. Also es war dann der Tisch, die guckten dann auch
rüber und "ah, hier ein neues Opfer" so ungefähr.
Und das Schöne war, dass da eine weitere Frau war, die auch völlig neu war.
Die war ein bisschen anders drauf. Die war schon so ein bisschen "
ja, ich finde auch freien Sex toll, ich vögel gern rum". Also die war sexuell viel mehr offen.
Ich hab also schon auch da sehr schnell das Gefühl gehabt: du bist hier mit
deiner Asexualität ein bisschen außen vor. Das war schon von Anfang an klar.
Und das war auch ein bisschen schwer. Aber ich hab gesagt: egal, wir machen das jetzt.
Sebastian:
Ich spring jetzt immer ein bisschen hin und her, weil einfach die Frage mich
brennt, interessiert: ist schwedisches BDSM sehr sexuell?
Miri
Schwedisch... also bei uns ist es das, ich kann ja nur für unsere Runde reden.
Sebastian:
Entschuldigung, liebes Publikum, es tut mir auch leid, ich bin da auch nicht
richtig vorbereitet, deshalb verallgemeinere ich natürlich alles,
weil ich einfach…
Ja, genau, der Schwede, die Polen, die Franzosen, natürlich ist das alles Quatsch,
jede Person ist ein Individuum, aber es gibt natürlich schon so einen...
so ein bisschen "lokalen Brauch" sag ich mal.
Genauso wie Hannoveraner vielleicht anders BDSM Partys feiern als Münchner,
weil es ist einfach so ein...
Aus einer Milliarde Gründen einfach eine andere Stimmung ist oder so.
Und wenn ich heute Abend nach "die Schweden" oder "wie macht ihr das",
wenn ich danach frage, da mag ich natürlich immer so ein bisschen den Vergleich
sehen oder aus dir rauskitzeln, dass du ein bisschen was erzählst,
um einfach zu gucken, kochen die alle mit dem selben Wasser wie wir oder haben die mehr Kalk?
Gibt's da vielleicht auch einfach eine andere Herangehensweise, wo man sagt, ja....
Miri
Wie gesagt, ich kann für unser kleines Städtchen reden, ich kann kaum über Stockholm
reden oder das, was ich über Stockholm reden kann, ist wirklich nicht so nett. *lacht*
Aber auch da habe ich nur ganz winzige Einblicke. Ich bin neu,
ich bin immer noch fürchterlich neu und ich kann über unseren Ort reden.
Und die Kreise, in die ich am Anfang reingeraten bin, wir haben auch unterschiedliche
Communities, die überlappen sich alle. Also wir haben so mehrere so Grüppchen,
die überlappen sich natürlich auch alle, 80 Prozent der Menschen sind in allen Kreisen.
Aber die Community, in die ich reingeraten bin, im Grunde am Anfang,
ist ursprünglich aus der Swinger-Bewegung. Die ist schon sehr sexuell aufgeladen.
Und das war für mich ein schwieriger Start. Aber er hat mich nicht abgehalten. *lacht*
Sebastian:
Also Alter- und Geschlechtsverteilung, gerade an diesem ersten Stammtisch,
was du so mitbekommen hast. Von jung bis alt oder ist das schon... und auch mehr
Mädels als Jungs und auch wie viel Transpersonen sieht man da eigentlich oder
sieht man überhaupt welche?
Ich hätte gerne einfach mal so... wenn ich mich da umgeguckt hätte an diesem Abend,
was hätte ich da gesehen?
Miri
Das weiß ich nicht, weil ich an diesem Abend einen extremen Tunnelblick hatte.
Ich habe meinen Tisch gesehen. Ich habe meine vier Leute um mich herum gesehen.
Ich habe gesehen, dass die Leute mein Alter waren. Das fand ich schon mal ziemlich schön.
Also es waren jetzt nicht nur 20-Jährige da, sondern im Gegenteil.
Ich habe, wie gesagt, ich habe eine Frau getroffen, die eben auch zum ersten
Mal da war, die selber auch so eher swingerig drauf war und Lust hatte auf neuen
Sex. Die hatte Lust auf harten Sex. Die hatte Lust auf kinky Sex.
Die wollte das ausprobieren. Die hatte eine ganz andere Triebfeder als ich.
Aber wir standen gleich am Anfang. Wir wussten auch beide... also sie wollte auf
die Party am nächsten Tag und ich so: ich geh da nicht hin, da hab ich Schiss. U
nd dann hat sie gesagt: komm, wir gehen da zusammen hin! Dann hatte ich plötzlich
einen Ally, das war ganz schön.
Und die war genau mein Alter. Also ich war da nicht irgendwie die Älteste und
ich war nicht die Jüngste, ich war so mittendrin und das war ganz schön.
Also ich hab mich da recht wohl gefühlt.
Sebastian:
Ja komm, aber die Frage hätte ich trotzdem gerne beantwortet.
Auch danach waren ja nochmal Stammtische. So die Verteilung der Menschen?
Miri
Ich glaube, das ist recht ausgewogen. Also ich zähle jetzt immer nicht Männchen
und Weibchen. Ich habe die... Tatsächlich muss ich das ist auch ein bisschen peinlich. Ich bin jetzt 47.
Ich habe in meinem Leben bewusst meine ersten Transmenschen in der Kinky-Community getroffen.
Und dann auch gleich 4,5 für unsere kleine Truppe da oben. Was daran liegt,
dass der Ort in dem ich lebe auch tatsächlich Transition begleitet.
Also das ist ein Zentrum bei uns.
Ich führe das ein bisschen darauf zurück, es ist eine Unistadt.
Ich glaube, das ist ein bisschen diverser, als wenn man noch höher in den Norden
kommt. Wenn ich mich mit einer Freundin, einer Transfrau, wenn ich mich mit
der unterhalte, wo sie herkommt, die kommt wirklich aus dem höchsten Norden,
Lapland, wenn die so erzählt aus ihrem Leben, da schluckt man.
Und auch wie die ihr BDSM leben konnte, das ging natürlich nicht. *lacht*
Sebastian:
Also so eine Art Köln oder Hamburg von Schweden, wo du da bist, ja.
Miri
Ja, jetzt nicht Berlin, aber ja, schon. Wir sind eine große Stadt. Also, eine "große" Stadt.
Wir sind eine große Stadt! Okay. So, also bunt gemischt, ja.
Wirklich auch alles dabei. Akademiker, Nicht-Akademiker. Das ist in Schweden aber eh gemischter.
Also dadurch, dass Schweden sehr lange zusammen zur Schule gehen,
hat man diese Aufteilung zwischen Handwerkern und Akademikern,
dass sich
ja Deutschlands ja schnell bildet.
Also man bleibt ja doch in seiner sozialen Blase. Das ist in Schweden ganz anders.
Also es ist völlig normal, dass der Bankdirektor weiterhin mit einem Klempner
irgendwie sich zum Golfspielen trifft. Das ist völlig normal.
Sebastian:
Du musst ja auch mal sehen, der Bankdirektor braucht den Klempner.
Miri
Ja, der braucht den auch in Deutschland, aber das versteht er in Deutschland nicht. *lacht*
Sebastian:
Ja, auf jeden Fall. Und umgekehrt, der Klempner braucht nicht unbedingt den
Bankdirektor, weil das ist wieder ein Geschäft, das man dann online abwickeln kann.
Miri
Aber die kennen sich einfach, Pelle und Ole haben immer schon zusammen im Sommer
geangelt, das werden die auch weitermachen.
Und so, das spiegelt sich in BDSM wieder, also in der Community,
es ist bunt gemischt, alles dabei, das ist nett!
Oder wie ich letztes Jahr sagte, als ich einen anstrengenden Sommer hatte mit
viel Besuch und ich kam... als das alles vorbei war und ich ging zum Stammtisch
und mein erster Suck, mein erster Säufzer war: endlich wieder normale Leute! *lachen*
Sebastian:
Stammtisch, angefreundet und: gehen wir zusammen auf die Party?
Miri
Ja und dann wurde ich verifiziert und dann krieg ich zu hören:
ja wir haben sogar noch Plätze, komm!
Sebastian:
Was ist denn Verifizierung? Einfach nur, ich bin das Profil auf der Plattform.
Miri
Ja, mich gibt es und ich bin kein Arschloch.
Sebastian:
Okay, also du musst jetzt nicht irgendwie dann ein Formular ausfüllen und einen Neigungsbogen.
Miri
Nein, nein, oder nicht so irgendwie.
Sebastian:
Also keine Bürokratie?
Miri
Nein, musste eben kurz der Veranstalterin "Hallo" sagen, das hab ich gemacht.
Und dann durfte ich kommen. Und ich hatte ja kein
Kostüm, "Arabian Night", ich war so voll gestresst. Ja, war ja "
Arabian Night",
war ja eine Motto-Party.
Wir machen immer Motto-Partys. Bei uns ist immer Motto-Party.
Sebastian:
Oh Gott, das wäre ja mein Horror.
Ja, das heißt du hast 24 Stunden für ein Kostüm?
Miri
Ja, das war schlimm. Aber es ging. Ich hab so eine Pluderhose gehabt,
die hatte ich gestern Abend auch an, so eine ganz normale, bisschen bollerige Pluderhose.
Und da war ja auch so ein bisschen die Frage: wie viel will ich denn zeigen?
Ich will mich nicht ausziehen, ich trau mich nicht.
Da hab ich lange hin und her überlegt, dann hatte ich aber hinterher irgendwas
gefunden, so ein... Top-mäßig und dann so ein Chiffon-Jäckchen drüber, und dann
hab ich die ganzen Bilder noch zu meinem Mann geschickt, der in Norwegen lebt,
und gesagt: gib mal ein Go, ist das okay so? *lacht*
Sebastian:
Okay, da haben wir den Mann. Der lebt 1000 Kilometer weit weg.
Das ist halt beruflich bedingt.
Miri
Nee, überhaupt nicht.
Sebastian:
Das heißt, du sitzt 1000 Kilometer weit weg von ihm und fängst an:
ich hab jetzt Podcast gehört, ich hab Telegram, jetzt hab ich ein Fetlife-Profil...
und das hat
er sich alles angehört. "Ja, schön."?
Also, irgendwie weit ist für ihn auch dieses: oh Gott, ich sitze jetzt weit weg... U
nd ihr habt euch nur selten gesehen, ne?
Also selten im Sinne von alle paar Monate mal wirklich?
Miri
Ja, das Schlimmste waren drei Monate und das kürzeste glaube ich ein Monat.
Sebastian:
Ja, jetzt fängst du an mit der... quasi mit der "sexuellen Revolution". E
r ist nicht da und du du beschließt: ich mach da jetzt was.
Also wie entspannt war er da?
Miri
Ja, genau so war das auch. Also das war genau so für ihn. Also jetzt fängt die
mit einer sexuelle Revolution an, war nicht witzig. Also das fand er nicht witzig.
Und ich wusste ja auch nicht. Also ich habe ja nur gesagt, ich kann mir nicht vorstellen,
dass das jemals irgendwas was Sexuelles wird, ich kann es mir nicht vorstellen,
aber was weiß ich wohin die Reise geht? Ich würde es trotzdem gerne mal probieren
und habe damals schon gefragt, ob wir da Grenzen setzen sollen. Und er hat vor
allem gesagt: ich möchte wissen, was du machst.
Sebastian:
Aber auch nicht so: das machen wir nur, wenn ich da bin und dann gemeinsam, oder?
Miri
Das war eher im Gegenteil, das war schon irgendwie klar, ich mache das natürlich
nicht, wenn er da ist, weil das ist ja unsere Quality-Zeit.
Sebastian:
Das könnte ja auch sein, dass er das auch spannend findet.
Miri
Nee, das war auch sehr schnell klar.
Sebastian:
Ja, aber du hast es ja auch nur akademisch gesehen.
Miri
Ja, aber ich hab ihm... also er meinte sofort: ist das was, was du mit mir haben
willst? Und dann hab ich sofort gedacht, bin die Buchstaben wieder durchgegangen.
D/S für mich selber schon mal gar
nichts, und wir beide sind so massiv auf Augenhöhe, das war nicht denkbar.
Und dann hab ich gedacht SM? Und da hab mir schon vorgestellt,
ich hätt schon Bock da drauf, den mal irgendwie am Bett fest zu binden und einfach zu teasen so...
also einfach nett, so sensuell erleben, also keine Ahnung, mit ner Feder hier
und mit nem Eiswürfel da und das hätte ich bisher aber nie als BDSM bezeichnet. D
as ist doch nett, das ist doch den anderen erforschen? So, das ist doch schön.
Und das konnte ich mir vorstellen mit ihm zu machen. Und da sagte er,
das könnte er sich tatsächlich auch vorstellen. Aber das war für uns beide so,
ist das denn schon BDSM? Was wussten wir denn? *lacht*
Sebastian:
Okay, du hast also gesagt: ich mach das. Und eure Beziehung...
das ist halt so die Frage, hätte er sagen können: nee, lass das,
das ist nicht gut, oder: ich will das nicht.
Miri
Ja, ich glaube, das war irgendwie klar, dass er das nicht sagt.
Er hat schon gesagt, dass es ihm schwer fällt, aber es war mir auch irgendwie
klar, dass er mir das nicht verbieten wird. Das wäre ähnlich gewesen,
wie wenn er sagt, ich will nicht mehr, dass du tanzen gehst.
Weil ich habe das auch sofort so gesagt. Ich habe gesagt, ich habe das Gefühl,
da geht es ganz viel um Connection, da geht ganz viel um Kommunikation.
Ich habe keine Ahnung, wohin die Reise geht. Aber ich... was ich höre in diesem
Podcast, was die machen, was mich anspricht, ist das gleiche Gefühl,
was ich habe, wenn ich auf ein Diffusion-Tanz-Event gehe.
Und das hat er geschluckt. Da meinte er "okay". Also der wusste natürlich auch
überhaupt nicht, wie das gemeint ist. Aber er meinte schon so:
ja, ja, dann probier das ruhig.
Aber er wollte halt gerne wissen, was ich mache. Das ist bis heute so geblieben.
Die große Frage, er sagt erzählt mir alles. Ist natürlich schwierig,
wenn es dann an die Sessions geht, wo ich dann wirklich frage:
wie viel willst du wissen?
Wie viele Schläge ich gekriegt habe, wie weh es getan hat? Also wie viel soll
ich dir beschreiben? Das haben wir auch noch nicht so richtig raus.
Es ist ja auch immer schwierig, wenn man direkt nach einer Session erzählt
wie es war, und ist selber noch so im Dopamin-Flash.
Das probieren wir noch so ein bisschen. Dass ich so merke ich erzähle ihm was, und sobald er aufhört zu fragen,
ist der Punkt gekommen,
so jetzt erzähl ich auch erst mal nicht.
Jetzt musst du erst wieder weiterfragen.
Sebastian:
Das klingt jetzt erst mal nach sehr viel Logik. Wir besprechen das und wir gucken
und wir machen Absprachen.
Dann wird das schon irgendwie laufen. Das seh ich gar nicht negativ.
Miri
Das war, glaub ich, vor allem ganz viel Vertrauen.
Sebastian:
Man kann das aufbauschen zu: das ist quasi Fremdgehen, der Anfang vom Ende!
Und überhaupt alles ganz schlimm.
Man kann aber auch sagen: wenn dich das interessiert, dann mach das.
Miri
Ja, es hätte es ja auch sein können. Also wie gesagt, wenn ich sofort gesagt
hätte: boah, das ist eine sexuelle Spielart, die ich erleben will,
dann hätte es ja einen ganz anderen Farbcharakter gehabt.
Aber wenn ich sage, das ist eine Spielart, mit der ich meinen Headspace erweitere,
dann hat das ja einen anderen Geschmack. Also er war zum Beispiel ein Jahr später
mit mir auf einem Shamanic Breathwork-Workshop, weil er das gerne mal erleben
wollte. So was kann er sich denken.
Aber ich glaube nicht, dass er mit mir auf eine BDSM-Party gehen würde,
allein schon, weil da so viele Leute sind.
Sebastian:
Stammtisch. Mit dem Mann ist alles geklärt. Auf zur Arabian Night!
Habt ihr gelesen und ge-shishat und auf Kisten gesessen und das war's?
Miri
Ja, das waren natürlich alles völlig falsche Versprechungen. Nee, es fing gut an.
Also ziemlich nackte Menschen begrüßen mich so "ja, ich hab's verstanden...". *lacht* I
rgendwie und direkt... also genau, es waren zwei Frauen am Stammtisch,
die sagten sie kommen und die sagten "komm und wir passen aufeinander auf".
Die eine davon tauchte allerdings direkt in Ketten auf und ich so:
nee, nee, nee, also du bist nicht mehr mein Ally, du bist voll dabei schon,
das ist voll unfair, egal. *lacht*
Aber die andere war so ähnlich verschüchtert wie ich, und dann setzten wir uns
da wirklich in so einen Haufen Kissen, und da stand also da eine Wasserpfeife,
die natürlich keiner rauchte.
Und dann las auch wirklich ein sehr charismatischer Mensch aus 1001er Nacht
vor, und das war extrem gemütlich und ich fand's toll.
Aber nach zehn Minuten hörte er auf und fing auch nicht wieder an. *lacht*
Also das war quasi nur so eine Einleitung.
Sebastian:
st also ein Programmpunkt, damit er stattgefunden hat,
wurde professionell erledigt?
Miri
Dann gab es eine Vorstellungsrunde, das ist eine Vollkatastrophe, das lieben wir.
Viele von uns hassen es zum Glück genauso sehr wie ich, und haben es zum Glück
mittlerweile auch gesagt, sodass wir es gelegentlich jetzt auch überspringen.
Aber da sollte man sich jetzt vorstellen.
Sebastian:
Moment, auf dem Stammtisch gab es keine Vorstellungsrunde?
Miri
Also hallo, da saßen 50 Leute.
Sebastian:
Dauert dann halt mal 5 Stunden.
Miri
Und wir waren auch an fünf Tische verteilt, es war ein riesen Ding und es war
so laut. Es war Freitag...
Sebastian:
Aber auf der Party gab's eine Vorstellungsrunde?
Miri
Ja, da gab's eine Vorstellungsrunde. [Sebastian: Und die Neuen zuerst?] Ne, es ging im Kreis.
Aber man sollte halt seinen Darkside-Namen sagen. Oder was heißt soll,
jeder durfte ja sagen, was er wollte. Aber das war so im Grunde,
man sagte seinen Darkside-Namen, wahrscheinlich noch seinen Klarnamen.
Viele sagten welche Rolle, haben eigentlich alle gesagt.
Und, was auch immer wichtig war: will man spielen, ist man offen für spielen?
So, das waren so die Basics.
Sebastian:
warst du an der Reihe.
Miri
Dann hab ich gesagt: ja,
- spricht schwedisch- bin zum ersten Mal hier,
weiß überhaupt noch nicht, wo ich hin will, möchte mich erstmal nur umgucken, will nicht spielen.
Sebastian:
Das wurde akzeptiert?
Miri
Ja, total!
Sebastian:
Okay,
ist ja entspannt.
Miri
Total. Ach genau, und es gab natürlich auch die, die wirklich...
jetzt weiß ich die deutschen Wörter nicht. Aber die... auf deutsch sag ich immer "
die Besessenen", *lacht* Die Subbis. Also die, die dann auch selber nicht zustimmen dürfen.
So, und das haben die dann eben auch gesagt: wenn jemand mit mir spielen will,
an meinen Dom wenden. Das wurde halt auch gesagt: mit mir darf man nicht sprechen. Die gab es auch.
Sebastian:
Aber bei der Vorstellungsrunde mussten sie sprechen. Also da hat das dann Dom nicht übernommen.
Da hätte man ja auch sagen können: so das ist jetzt meine Sub und dann... A
propos ich hänge jetzt gerade sehr in diesem "die Sub", ich weiß gar nicht warum
das heute so ist, in diesem Stereotyp fest, keine Ahnung, Malesubs?
Miri
Also vor allem habe ich Female Doms gesehen, viele. Auch die Partyorganisatorin
war eine. Und die erste Sub, die sagte, sie dürfe jetzt nicht sprechen, war direkt ihre.
Also das war direkt.. also die beiden ersten, die sich vorgestellt haben.
Also es war so direkt so *atmet tief* es war ja so ein paar so *schnauft* Momente, wo ich dachte:
heißer Husser, was mache ich hier? *lacht*
Und das war so ein Moment, wo ich dachte... also nicht, dass das eine Frau war,
die jetzt hier jemand dominiert, sondern eher dieses "ich darf nicht sprechen".
Das war schon so: ups dass dann..
Also man schluckt schon erst mal. Das ist wirklich jetzt.
Sebastian:
Ja, aber ich bin schon wieder bei Community und Durchmischung.
Also auch klar... da hast du dann... Ich sag mal so, ich hab grad das Bild, der...
des schwedischen Akademiker Paares, wo er dom ist und sie sub. so.
Und dann haben wir noch Schwule, Lesben, dann haben wir alle möglichen Konstellationen,
auch Switcher zum Beispiel und alle, alles mögliche.
Kannst du mir einen kleinen Überblick geben, weil durch die Vorstellungsrunde
müsstest du den ja zumindest an dem Abend bekommen haben?
Miri
Ja, dummerweise hatte ich auch da einen Tunnelblick, aber ich weiß noch ein
paar Sachen, weil die mich einfach beeindruckt haben.
Das war also, wie gesagt, diese Partyveranstalterin mit ihrer Sub und dann eben
auch eine männliche Person, der sagte, er sei mit seinem Freund und Sub hier.
Und das war ein guter Freund, aber Sub und das ist die Premiere für ihn,
sagte er, und deswegen müsse er ein bisschen ein Auge auf ihn haben und ihn ein bisschen beschützen.
Und also der dominante Teil. Und meinte, deswegen wäre er wahrscheinlich erstmal
nicht offen für Spiel. Das müsste sich dann ergeben, da müsste sein Sub später
sagen, wie er sich fühlt. Und das hat mich extrem fasziniert.
Also erstmal, das sind zwei Männer, das hat mich ja noch nicht so fasziniert,
sondern dieses... wie er schon sagte "ich werde auf den aufpassen".
Aber nicht als dominante Person, sondern das ist mein Freund, ich pass auf den auf.
Das fand ich extrem liebevoll und extrem caring, das fand ich sehr schön.
Sebastian:
Okay, aber es war fester Bestandteil, dass jeder sagen musste:
bin ich offen für Spiel? [Miri: Ja, das war wichtig.] Er meint... offen für Spiel, Spiel mit jedem?
Miri
Nein.
Sebastian:
Oder mit anderen, also nicht mit... also... Du hast ganz viel dieses: Paare kommen
auf eine Party, die spielen dann miteinander und dann.. und nur miteinander und Punkt.
Und jetzt sehe ich gerade dieses... auch da mehr so diese Swinger-Ecke,
aus der es dann wohl kommt... Vermutung, Spekulation. Wo man sagt:
okay, auf Partys ist es schon an sich so gedacht, dass man auf eine Party geht,
um auch mal mit anderen Leuten zu spielen.
Miri
Zumindest ist es ein Teil davon. Also ich überlege gerade mal, wie viele echte
Mono-Paare ich mittlerweile kenne, die zu zweit auf Partys gehen und dann zu
zweit spielen. Also die, die ich kenne, gehen oft gar nicht zusammen,
weil sie es nicht schaffen. Der eine arbeitet und dann ist das normal,
dass man mit anderen spielt. Das ist auch wieder wie beim Tanzen.
Also natürlich tanze ich am liebsten mit meinem Partner, aber eben nicht nur. U
nd in dem Moment, wo du sagst "ich bin offen für Spiel", heißt das ja auch nicht,
ich spiele automatisch mit jedem, ich muss ja trotzdem....
Sebastian:
Nein, aber ich bin offen dafür, heute jemand zum Spielen zu finden?
Miri
Ja, wenn mich jemand anspricht, dann können wir reden. Und wenn du sagst "
ich bin nicht offen", dann brauch ich den auch gar nicht erst anzusprechen.
Sebastian:
Das ist erst mal der Normalfall?
Miri
Nee, also nicht der Normalfall, sondern das, was du vorher sagst in der Vorstellungsrunde.
Sebastian:
Okay, aber wenn jetzt zehn Leute sich vorstellen, sagen das eher fünf,
sechs, sieben oder eher ein, zwei ...?
Miri
Ich war jetzt auf drei oder vier großen Spielpartys. So 40,
50, ...groß ist bei uns 40, 50 Leute, das ist richtig groß.
Da hätte ich gesagt, sagen vielleicht 10, dass sie nur miteinander spielen wollen.
Sebastian:
Von?
Miri
So 40. Hätte ich jetzt geraten.
Sebastian:
Okay, ja. Also ein Viertel der Leute sagt... die anderen wollen gar nicht spielen?
Miri
Ein paar sagen, sie sind neu, sie wollen gucken. Das sind immer so 3, 4, 5.
Und der Großteil? Ich würde schon sagen, der Großteil sagt
"wir sind durchaus bereit, Dinge zu verhandeln".
Ist auch oft eine Spielwiese hab ich das Gefühl. Leute probieren was aus,
also hier "ich hab noch nie ne Bullwhip probiert, hier hab ich die Chance,
zuhause hab ich kein Kreuz, zuhause hab ich kein Spanking Bock..."
also viel so Möglichkeiten. Also deswegen... ich war ja noch nie auf einer deutschen
BDSM Party, ich würd's ja schon gern mal sehen.
Sebastian:
Ja, die sind natürlich alle super divers und unterschiedlich.
Also da kann ich jetzt auch nicht sagen, die sind so.
Aber ich kenne jetzt viele Partys, wo... da geht man zu zweit hin,
macht zusammen Sachen und geht auch wieder. Man kann auch mal eine andere Person mit einbeziehen.
Aber dass es jetzt eine Vorstellungsrunde gibt auf einer Party,
das habe ich so selber noch nicht gehabt.
Miri
Die sind natürlich auch sehr wenige und die Locations sind auch so,
dass die dann zugemacht werden.
Das heißt, wir haben eine definierte Ankunftszeit, genau. Also zwischen 18 und
18.30 kommst du und dann wird abgeschlossen. Das heißt, du hast einen sehr definierten
Anfang. Und dann gibt es auch erstmal eine Präsentationsrunde,
dann werden die Regeln erklärt. Also das ist schon immer ein Teil des Ganzen.
Welche Regeln haben wir?
Sebastian:
Was gibt es denn da für Regeln?
Miri
Nur Ja heißt Ja, Fotos nur mit Zustimmung, in folgender Ecke
keine nackten Hinter...
Sebastian:
Fotos nur mit Zustimmung heißt, das Handy ist nicht automatisch verboten?
Miri
Nein, wir sind in Schweden, Handy ist nicht automatisch verboten.
Sebastian:
Okay, weil man in der Bar wahrscheinlich auch das Getränk mit dem Handy bezahlt?
Miri
Nee, das ist im Preis inbegriffen meistens. Also wir haben ja eine Fika-Ecke,
da hat man dann irgendwie so ein bisschen Käffchen und Knabberzeugs und Butterbrot
und all so ein Zeug. Und in der Ecke bitte keine nackten Hintern auf dem Stuhl.
Solche Regeln halt einfach.
Sebastian:
Irgendwas ganz BDSM-spezifisches?
Miri
Nur ja heißt ja. Jetzt die neue...
also mittlerweile hat sich die Community gespalten, und die neue Community hat
gesagt: es gibt... ah, das war nämlich tatsächlich leider - spricht schwedisch - ,
weil es Sicherheitsaspekte gab, die wir nicht erfüllt sahen.
Deswegen hat sich die Community gespalten und die neue, die jetzt die treibende
Kraft in der Stadt ist, die hat gesagt, es gibt ein generelles Saveword.
Ich glaube, das ist röd, rot. Und wer das hört, darf eingreifen.
Sebastian:
Wie heißt das?
[Miri: röd, rot]
Achso, also die Farbe rot?
Miri
– Ja, man könnte auch "mayday" sagen. Also es gibt also ein location-spezifisches S
afeword und wenn man merkt, dass da jemand drüber geht, darf man eingreifen.
Das ist nach Party unterschiedlich. Manchmal heißt es: wenn du das hörst und
siehst, da geht jemand drüber, dann sprich mit folgenden fünf Personen.
Leute, die CNC spielen, müssen die Partyorganisatoren kontakten, und es gab
auch Partys schon, wo sie gesagt haben, wir möchten das hier nicht. Das ist uns zu heiß.
Sebastian:
Das heißt, dieser Sicherheitsaspekt, der ist jetzt quasi dazu gekommen, weil es nötig war?
Miri
Ja, weil es nötig war.
Sebastian:
Ich springe heute thematisch ein bisschen. Wir gehen deinen Weg ja auch noch
weiter, aber es interessiert mich einfach so viel. Das tut mir leid.
Miri
Ich bin da auch nicht so, also ich weiß, die Party, an der es sich damals entzündet
hat, die habe ich auch als für mich problematisch wahrgenommen,
aber ich habe nicht die Dinge als problematisch gesehen, die das Orga-Team als
problematisch gesehen hat. Also da habe ich nicht so viel Insiderwissen.
Ich weiß nur daran, es hatte sich entzündet an Spielszenen, wo hinterher Orga-Menschen
gesagt haben: wir hätten einschreiten müssen und wir haben es nicht getan,
weil wir das nicht definiert hatten.
Sebastian:
Ja, es ist ja auch in Deutschland.. das hat mir Nimaidis mal verraten,
im Grunde so ein Safeword auf einer Party zu haben, zu sagen so:
Mayday gilt auf Party, Punkt. Dann ist das auch ein Teil des Vertrags und auch
ein Teil der Haftungsnummer für den Veranstalter.
Miri
Ja, wir sind ja keine offiziellen Veranstalter.
Sebastian:
Ja, Veranstalter.. irgendwer veranstaltet immer,
irgendwer hat doch irgendeine Verantwortung und wenn du da definierst,
da gibt es ein generelles Codewort und das gilt dort an dem Abend,
basta. Dann hilft das wohl bei Haftungsfragen ein bisschen,
weil man eben sagen kann: okay, wir haben ja einen Rahmen gehabt und wir haben
nicht reagiert, weil wir haben das so vereinbart, das haben alle verstanden
und wenn das Safeword nicht fällt, dann haben wir auch erstmal keine Veranlassung
einzugreifen. Also ich hab das jetzt stark verkürzt, Liebespublikum googelt die Live-Folge.
Nemaides einfach eingeben und dann findet ihr es in der Suche.
Da hat er unglaublich viel dazu gesagt, wie das da auch an sich vom Konstrukt
her funktioniert. Okay.
Miri
Ja, also scharfe Regeln. Also ich sag mal.. begrenzte... also Einlass,
scharfer Einlass, also definierter Beginn der Party, das ist tatsächlich immer
so, weil dann abgeschlossen wird. Wir sind oft in der Stadt,
wir wissen nicht wer reinkommt. Es wird abgeschlossen.
Vorstellungsrunde weicht gerade auf, weil es sich viele Leute gewünscht haben,
dass sie sich bitte nicht mehr vorstellen müssen.
Sebastian:
Aber auch die, ja.
Miri
Aber eben Regeln. Und beim letzten Mal hieß es so: ja, ihr kennt ja unsere Regeln,
standen ja auf der Webseite, haben wir nochmal aufs Klo gehängt.
Wir werden die auch abfragen. Also es war so ein bisschen Spaß. *lacht*
Aber da wurden sie nicht mehr runtergebetet, weil wir sagten,
wir kennen uns jetzt wirklich alle, wir sind eine kleine Community,
das löst sich. Aber da ist auch viel im Fluss gerade. Wir bilden uns gerade neu.
Sebastian:
Also so eine Clique sage ich mal.
Miri
Ja, es ist wirklich cliquig. Es ist einfach klein.
Sebastian:
Nochmal zum Stammtisch, wie oft findet der statt?
Miri
Sehr unterschiedlich, weil es halt auch verschiedene Gruppierungen gibt.
Also da gibt es tatsächlich sogar einzelne Stadtteile, die machen eigene Veranstaltungen.
Jetzt diese Woche ist ein Grillen irgendwo, dann ist eine Privatparty irgendwo.
Jetzt im Sommer kannst du dich wahrscheinlich mindestens jede zweite Woche mit
irgendwem irgendwo irgendwie treffen. Und dazwischen im Winter war nix.
Die letzte Party war im Januar, jetzt war erstmal wieder Stammtisch.
Sebastian:
Okay, also man muss auch teilweise einfach mal warten.
Miri
Warten,
oder wo anders hinfahren. Oder selber was organisieren.
Sebastian:
Wollte grad sagen, das ist ja auch noch ne Möglichkeit. Okay,
aber jetzt bist du auf dieser Party. Du hast die Vorstellungsrunde überlebt.
Und jetzt fangen sie alle an wild zu spielen und du sitzt da.
Miri
Ja, es ging sofort los. Es ging sofort los. Ich bin gestorben.
Ja, die sind dann in Ketten irgendwie rumgeführt worden. Es war offem.
Also natürlich gab es Separees, aber die standen am Kreuz, die haben sich verhauen.
Genau, dann fingen die... die hatten noch einen Programmpunkt,
und das war ein "Florentine-Flogging".
Unser großer Flogging-Meister hat "Florentine-Flogging" vorgemacht. Dieses beidhändige...
Wie heißt denn das, wenn man das mit diesen Kugeln und Feuer und einer Schnur
macht? So eine Jongliermethode. Und so ähnlich funktioniert "Florentine-Flogging" ja wohl auch.
Und das war also eine öffentliche Vorstellung quasi. Der wollte das mal vormachen.
Und das fand ich schön, das konnte ich mir gut angucken. Ich war ein paar Meter
weit weg, und er fing nett an, und er hatte da sein Opfer an so einem Dachbalken festgeknotet.
Erst mal fand ich die Technik an sich schön, also das sah schön aus,
so ein bisschen wie jonglieren.
Und ich fand es sehr schön, sie hatte einen Menschen vor sich stehen,
der immer den Check-in machte, weil er ein Stück weit weg stand.
Und immer guckte, wie es ihr geht, und er guckte auch... Ich fand das so beschützt.
Da hab ich sofort gedacht: das ist cool. Da hab ich sofort gedacht:
das kann ich mir vorstellen, auch mit diesem Menschen. Den hatte ich mir schon
ausgeguckt. Da wurde es konkret.
Sebastian:
Da kam dann der Switch: okay, das ist was für mich.
Miri
Jetzt kommt was.
Sebastian:
Aber das tut doch weh?
Miri
Nee, das sah ja auch nicht so aus, als würde das wehtun. Hat sie denn keine Laute
von sich gegeben? Nee, oder ich hab's nicht gehört, war drei Meter weg.
Und am Anfang, das war ein schwerer Flogger, und ich weiß heute von mir selber,
der tut mir auch nicht weh.
Aber das wusste ich damals noch nicht, aber naja, das war wie eine Massage.
So sah das aus.
Sebastian:
Okay, also du hast den Menschen quasi ins Gesicht gesehen,
festgestellt, oh das gefällt denen und dann ist ja gut.
Hast du auch irgendwas gesehen, wo du sagst: ah das hat mich irgendwie verstört?
Miri
Ja, also was ich vor allem verstörend fand, war wirklich dieses Gevögel um mich
rum. Das fand ich wirklich... also das war wirklich überall sichtbar.
Da war allerdings auch ein ganzes Polykül anwesend.
Also das waren fünf, sechs Leute, die waren da zusammen in verschiedenen Konstellationen
und die befummelten sich in einer Tour. Also in einer Tour waren die Finger überall.
Und ich hab immer nur gedacht: okay, solange die das jetzt zwei Meter von dir entfernt
machen, ist das wahrscheinlich okay.
Aber wir hatten immer noch unsere Kissen-Ecke mit der Wasserpfeife und ich saß
da und hab ja da mit meiner Ally-Freundin sozusagen gesessen und geplaudert.
Und dann kam noch eine dritte dazu. Und während wir redeten,
kommt irgendein anderer Mensch mit einem Strap-on und steckt den ihr ins Ohr.
Und ich so, Entschuldigung! Ich hab's nicht begriffen.
Wir reden! Und das fand ich richtig schlimm. Das fand ich richtig schlimm!
Und ich hab eine Szene gesehen, wo ein Mensch einen anderen gespankt hat,
glaub ich, auch mit einem Paddel.
Und der schlagende Mensch war völlig unaufmerksam.
Also immer wenn jemand vorbeiging, dann sprachen die miteinander.
Und da hab ich gedacht: das ist total un-save. Oder nicht nur un-save,
da habe ich keine Ahnung von, das wollte ich nicht bewerten,
ich bin hier neu. Aber ich habe gedacht, das ist nicht das, was ich mir vorgestellt
habe. Dieses: ich habe einen Fokus auf dir, wir machen das hier zusammen,
das war überhaupt nicht da.
Und da habe ich sofort gedacht: mit dieser Person werde ich nie irgendwas machen.
Also es war weniger, dass ich Techniken ausschloss, als Personen ausschloss.
Sebastian:
Du hast also Menschen taxiert schon mal.
Miri
Ja genau, ich habe Menschen taxiert.
Sebastian:
Wer bietet mir was? Wie so ein Bazar. Passt doch zu Arabian Nights.
Miri
Also nicht, wer bietet mir was, sondern zu wem hätte ich Vertrauen.
Weil ich ja so völlig blank war, dass ich dachte: du musst jemanden finden,
dem du diese blanke Seite anbieten kannst. Dieses: ich weiß nicht,
was ich machen will, schlag mir mal was vor.
Dafür muss ich ja ein unglaubliches Grundvertrauen diesem anderen Menschen entgegenbringen.
Und ich habe tatsächlich taxiert, wem könnte ich vertrauen. Das war so.
Ich habe Menschen ausgesucht.
Sebastian:
Jetzt warst du ja... deine Ally, sagst du? Wie nenne ich sie denn jetzt?
Deine Leidensgenossin.
Die war ja aus auf harten Sex und ich will jetzt! Hat die das gekriegt?
Miri
Die hat mich total betrogen! *lachen*
Die hat... also die andere Frau,
die da auch sagte sie ist jetzt zum ersten Mal da, die da direkt in Ketten erschien
und offensichtlich einen Dom an ihrer Seite hatte.
Mit denen hat sie sich unterhalten. Und ich hatte das gar nicht mitgekriegt,
dass sie da andockten und nach fünf Minuten merkte ich, dass die drei gerade
verhandelt hatten, dass sie jetzt mal üben kann, wie es ist, die andere zu hauen.
Und dann zogen die sich ins Separee zurück mit so Chiffon-Gardinen,
dass ich also auch alles sehen konnte, und dann konnte ich sehen,
wie sie diese Frau verhauen hat.
Und ich war sauer, ich sag du hast mich voll verraten! *lacht*
Sebastian:
Du saßt dann da und alle waren am machen.
Miri
Ja und ich saß da in der Mitte.
Sebastian:
Ja, ganz schön Druck auch. Jetzt muss ich offenbar auch was machen.
Alle machen was, nur ich nicht.
Miri
Druck nicht, also ein bisschen einsam und ich habe gemerkt, wie ich mich so einsperrte.
Also ich hatte diese Rolle des Guckers schon sehr. Es war aber auch noch eine
andere Frau da, die hatte zwar eine Rolle, die war definitiv Sub und hatte auch
eine Halsband, ich glaube die war auch sogar alleine.
Die hat aber auch gesagt, dass sie nur guckt, die saß auch nur da.
Hat nicht gespielt. Oder
... war ja offensichtlich da.
Sebastian:
Die entscheidende Frage, natürlich, du bist ja nun schon mal da und alle machen
was, da könnte man ja jetzt auch mal irgendwas machen?
Miri
Ja und dann sah ich eine Frau, die eine andere Frau fesselte.
Und da hab ich gedacht: das ist es, das wolltest du sehen! Und da bin ich näher
gerückt zu dieser Matratze und hab mir das angeguckt und dachte:
das will ich auch. Das hat eine Minute gedauert, das will ich auch.
Das war sofort klar,
Seil!
Sebastian:
Dann waren die fertig, dann hast du die Hand gehoben "ich will auch".
Miri
Dann hab ich gedacht: Scheiße.
Du wirst schon reden müssen, wenn du was willst. Und hab sie gefragt, ja.
Sie kam da zurück und dann hab ich sie gefragt: sag mal, bin ja neu hier und
ich bin super nervös und ich weiß gar nicht, was ich sagen soll,
aber ich hab das gerade gesehen und ich würde das auch gerne probieren.
Und glaubst du, dass es gehen würde, könntest du mich fesseln? Ausatmen. *lacht*
Sebastian:
Ich find das so eine schön entwaffnende Art. Ich bin neu, ich bin nervös,
ich leg dir jetzt alles auf den Tisch, aber ich habe Sehnsucht gerade und du
hast mich total verzaubert. Wer kann denn da nein sagen?
Miri
Und sie war so eine Obercoole. Ja, man kann ja jeden fesseln. Ja klar geht das.
Ja, würdest du mich fesseln? *lachen*
Sebastian:
Sie hat also noch ein bisschen zelebriert, dass du ein bisschen bettelst.
Miri
Voll die Sadistin.
Sebastian:
Okay, aber da ist ja endgültig das akademische Interesse weg.
Miri
Ja, da flieh mir alles aus dem Gesicht. Ich so: oh Gott, jetzt geht's los. Ich war so aufgeregt.
Sebastian:
Ich überleg grad, wer dominiert dich die ganze Zeit und eigentlich bist das du? [Miri: Ja]
Du sagst: so und jetzt nochmal ein Stück weiter schieben und jetzt nicht stehen
bleiben, du musst jetzt reden und dann machst du's. Also wie so ein Pumuckl
auf der Schulter, der sagt, du musst jetzt reden, ja okay, ich red jetzt,
du musst da jetzt näher ranrücken, ja ich rück jetzt näher ran.
Also da gibt es offenbar noch so einen zweiten Anteil in dir,
der dich immer voranschiebt. Großartig!
Miri
Dieser Bungee-Jumping-Vergleich, sag ich
meinem Top auch immer,
es bist ja nicht du, der mich schubst, du bist mein Seil.
Springen tue ich selber. Und ich hab so viel Angst vor mir selber,
dass ich aus jeder Höhe springe. *lacht*
Sebastian:
Jetzt hast du also dir ein Fesselangebot erschlichen.
Miri
Ja, und dann hat sie auch sofort "ja" gesagt und dann hat sie auch sofort gesagt:
dann gehen wir jetzt mal.
Keine Pause mehr. Das war auch gut so. Ja, dann haben wir uns in so ein Separee
halt auch gesetzt. Das waren überall so kleine, so mit Tüchern abgetrennt.
Das war echt nett gemacht. Und das war sehr unspektakulär.
Und diese Person, ich habe mit der jetzt auch schon ein paar mal öfter gefesselt,
das ist niemand, der kuschelt.
Also wenn du so eine Kuschel-Shibari-Session suchst mit viel Umarmen und viel
Halten, das kriegst du von ihr nicht.
Aber egal, sie hat... und dann hat sie abgefragt, was geht denn nicht?
Und dann hab ich gesagt: Knie geht nicht und so, und das geht nicht.
Und ist das okay, wenn ich dich begrenze? Ich sag: ja, ich glaub schon. I
ch wusste ja nichts. Ja, ich glaub schon, dass es mich begrenzt.
Und probier einfach mal. Ja, und dann hat die mich zusammengeknotet.
Die hat auch jetzt nicht irgendwie die super Meisterknoten. Ich guck hier mal
auf deine Kaninchen, auf deine Makrameekaninchen.
Das ist nicht ihr Stil, sagt sie. Das kann sie auch.
Aber sie will... sie sagt immer, sie folgt dem Seil.
Ja, und dann hat sie mich halt irgendwie zusammengeknotet. Arm ans Bein und
als sie dann fertig war, hat sie mich so ein bisschen hinterher geschubst und
es hielt. Also es war wirklich dieses, ich kann mich da jetzt reinfallen lassen,
und dann habe ich sie angestrahlt.
Also ich habe genauso gestrahlt, wie ich jetzt strahle und da war sie auch entwaffnet.
Die ist eigentlich eine total kühle Person, aber dann strahlte sie nur zurück
und sagte: ja, ich glaube, du hast was gefunden.
Das war eine Viertelstunde und ich war hinüber. Seitdem hat
Seil mich nicht wieder verlassen.
Sebastian:
Das ist wirklich so die Offenbarung und das ist so schön.
Miri
Und das war ja nicht ihre Persönlichkeit. Es war ja nicht so,
dass ich denke: oh wie toll mit dir. Sondern es war dieses Seilgefühl,
dieses begrenzt sein, denke ich heute noch so drüber nach, weil später habe
ich ja schon auch einen anderen Kontakt mit meinen Riggern gehabt,
aber mit ihr war das nicht so.
Sebastian:
Was hat das denn mit dir gemacht? Sie hat dich gefesselt, das heißt,
du stellst fest: das drückt, ich kann mich weniger bewegen. D
as ist ja jetzt kein Gefühl, was man so im Leben kennt.
Ist ja eine völlig neue Empfindung auch.
Miri
Ich überlege gerade, ob ich das Gefühl... das Gefühl so kannte ich natürlich
überhaupt nicht, das stimmt. Aber dieses Gefühl des gehalten-werdens im Seil, das war schon sofort da.
Und da war, glaube ich, da auch schon ein bisschen dieses: ach guck mal,
ist ein bisschen wie tanzen. Ich werde gehalten.
Sebastian:
Ich muss ja nochmal drauf kommen. Irgendeine Art der sexuellen Erregung?
Miri
Im Seil?
Sebastian:
Ja, irgendwas, wo du hinterher festgestellt hast: ach, ist ja doch alles ganz
schön feucht? [Miri: Es war schön, es war einfach...] Okay, ich versuche ja so ein bisschen greifbar
zu machen, wo deine Intention ist.
Schmerz, hat es wehgetan?
Miri
Nee, es hat überhaupt nicht wehgetan. Und das habe ich ihr dann auch gesagt,
wenn wir uns nochmal sehen und wenn wir das nochmal machen, würde ich gerne
mal mit Schmerz experimentieren.
Ich würde das gerne wissen. Ich könnte es mir nicht vorstellen, aber ich will es wissen.
Sebastian:
Okay, wieder der Pumuckl, der sagt: mehr!
Miri
Und sie hat dann sofort gesagt, das würde sie beim ersten Mal auch nicht tun,
da müsste man sich rantasten. Sie müsste mich kennenlernen, blablabla.
Es stellte sich dann auch raus, das erzählte sie auch, dass sie zwar schon seit 30 Jahren fesselt,
aber ganz lange unten gespielt hat. Und erst seitdem sich in ihrem Privatleben
alles geändert hat, sie wieder aktiv fesselt. Sie konnte das aber, sie
ist ihr Leben lang über Workshops getingelt. Die war in London, die war in Berlin.
Wenn es irgendjemand weiß, wie es geht, dann ist es sie.
Aber sie war nicht so warm, sie fühlte sich nicht so sicher.
Sie sagte, sie muss auch erst mal wieder rankommen. Und sie sagt sie wird sicherlich niemanden so richtig fordern beim ersten Mal.
Und schon gar kein Anfänger, der seine Grenzen nicht kennt.
Sebastian:
Gefesselt, du strahlst.
Miri
. Ja. Und sie strahlte zurück! Das hat sie nämlich vorher nicht gemacht.
Und da habe ich mich gefreut.
Und dann war ich glücklich. Und dann bin ich zu diesem Typen,
der da halt das Florentine-Flogging gemacht hat und zeigte ihm meine Rope-Marks
und sagte: guck mal, ich habe Rope-Marks. Und er strahlte mich an und sagte:
dieses Lächeln wollen wir sehen. *lacht*
Das war total schön. Und da habe ich gedacht, jetzt wäre der Moment,
ihn zu fragen, ob er mit mir Flogging ausprobiert.
Und ich habe mich nicht getraut und ich habe mich geärgert und ich war sauer. *lacht*
Ich habe ganz am Schluss, so kurz vor zwölf, da war ich wirklich durch,
war wirklich müde, so viele Eindrücke und so...
Sebastian:
Wenn
es um 18 Uhr Einlass ist, dann ist es ja auch schon fünf, sechs Stunden, wow.
Miri
Und da habe ich gedacht: frage ich ihn jetzt noch? Und dann merkte man aber auch
schon, er war ja auch beschäftigt. Und ich habe gesagt, das hast du dir verbockt.
Und da bin ich nach Hause gefahren und habe gesagt, hast du dir verbockt, du hast es verpasst! *lacht*
Sebastian:
Jetzt nach Hause gefahren. Du sitzt ja jetzt nicht zu Hause mit dem schlechten
Gefühl, ich hab ihn nicht gefragt. [Miri: Doch!]. Echt jetzt?
Miri
Ja, also in der Nacht bin ich erst mal sehr tief eingeschlafen,
aber morgen bin ich aufgewacht und hab mich geärgert.
Und ich glaub, ich hab ihm dann auch sofort geschrieben und ihm das geschrieben,
dass ich mich geärgert hab. Mein ich.
Sebastian:
Okay, also merke ich schon auch, dieses auf Menschen zugehen ist gar kein Problem.
Jetzt ist
da ja noch der Mann, der wissen will, was passiert ist.
Miri
Ja, hab ich ihm am Tag danach erzählt? Ich weiß es gar nicht mehr.
Ich bin am Tag danach aufgewacht, hatte Halsschmerzen und Corona.
Sebastian:
Och nee.
Miri
Der Test war erst Montag, aber ich wusste... ich ahnte Sonntag schon,
der Himmel straft mich für deine Eskapaden so ungefähr und da musste ich erstmal
den Veranstalter kontaktieren und sagen: ich war wahrscheinlich hoch ansteckend gestern.
Sebastian:
Ach super.
Miri
Das war scheiße.
Sebastian:
Aber du durftest trotzdem nochmal hin. Ja, ich durfte nochmal hin.
Okay, also erste Party offenbar perfekt gelungen.
Miri
Ja.
Sebastian:
Hätte ja gar nicht besser laufen können im Grunde.
Miri
Ich habe eine Hypnose-Szene gesehen, die hat mich unglaublich gefesselt.
Auch eine sexuelle Hypnose-Szene, aber ich fand die Hypnose-Szene so cool.
Also ich habe gedacht ja, ich konnte, glaube ich, ganz gut ausblenden,
was mir da nicht gefällt und das rausziehen, was mir gefällt,
wo ich dachte, das will ich probieren.
Also es waren viele Sachen, wo ich so dachte: ja, ich will Sachen probieren!
Sebastian:
Okay, und das ist jetzt etwa ein Jahr her.
Miri
Das war Ende März 2022.
Sebastian:
Herzlichen Glückwunsch und seitdem immer mehr und immer mehr.
Miri
Dann war im Sommer so eine Durststrecke, Pause, wo ich auch so ein paar Sachen
erlebt habe, wo ich dachte: scheiße, das ist jetzt gerade nicht so witzig.
Kannst du weitermachen.
Und seit Oktober habe ich dann einen Spielpartner und seitdem habe ich das Gefühl,
jetzt
bin ich angekommen.
Sebastian:
Der Spielpartner. Also du hättest jetzt ja auch
über die Partys tingeln
können und immer mit jemand anderem was probieren, und dann auch einfach die
Akademikerin forschen lassen.
Hast du nicht? Wie kams zu dem Spielpartner?
Miri
Das war einer der beiden auf dieser ersten Party, wo ich dachte:
das könnte er sein. Also das war der Mensch mit dem Florenine-Flogging.
[Sebastian: Ach, der war's?] Nein, der war es nicht. Und dann gab es noch einen Zweiten,
der diese Hypnoseszene beobachtete.
Ich habe ihn immer "den Watcher" genannt. Der hat sich das angeguckt.
Und ich fand an dieser ganzen Szenerie, da waren mehrere Leute beteiligt,
fand ich ihn extrem spannend, weil er in einer sehr aktiven Art sich das Ganze angeguckt hat.
Der war unglaublich involviert und an seinem Gesicht konnte man sehen,
wie gut ihm das gefallen hat. Und das fand ich spannend.
Und ich wusste, dass er floggt. Also er hat auch Leute ausgepeitscht und ähm ...
Ich hatte so ein Bauchgefühl, das ist ein Mensch, mit dem du reden und dem du
vertrauen kannst. Das war ganz schnell da. Genau, und der hatte ja auch seinen
Male-Sub dabei, auf den er aufpassen musste.
Sebastian:
Ach der war das, okay, alles klar.
Miri
Da ist so ein Carer, so einer der aufpasst. Das war wichtig. Netter Typ.
Sebastian:
Jetzt guck ich mal, jetzt hast du ja da so drei, vier, fünf Monate dazwischen.
Inwieweit hat sich in dir quasi die Erkenntnis ausgebildet, was will ich,
was mag ich? Also konntest du deinen BDSM definieren? Also Bondage war ja schon mal toll.
Miri
Bondage war toll und ich wusste Impact kann's werden. Das war auch schon irgendwie
klar. Also Impact, also Flogging war ja schon was... okay, das scheint was zu sein.
Also die beiden Sachen wusste ich, die hatte ich auf meiner Haben-Liste.
Sebastian:
Okay, du hast schon beim ersten Mal gemerkt: Fesseln ist toll,
hinterher fühlt man sich gut.
Ja, dann
heißt es doch jetzt eigentlich nur noch: mehr Erfahrungen sammeln.
Miri
Ja, genau, ich hätte einen Rigger gebraucht, aber den gab es halt irgendwie
nicht. Ja, ich habe dann, das weiß ich, am Tag danach habe ich also diesen anderen
Menschen angeschrieben und dem habe ich das erzählt, das weiß ich.
Dem habe ich gesagt: ich wollte dir einfach nur erzählen, dass ich dich gestern
gesehen habe. Oder ich weiß gar nicht mehr, wie ich es formuliert habe,
aber ich habe halt gesagt: ich war ja gestern auf dieser Party und wollte dir
einfach mal kurz erzählen wie es war. Und ich habe mich gut gefühlt und sicher gefühlt.
Aber ich bin heute so sauer, dass ich's mir verbockt hab.
Und ich hätte zwei Leute gehabt, mit denen ich mir mehr hätte vorstellen können,
und du warst einer davon.
Und dann schrieb er sofort zurück und war irgendwie total gerührt und meinte,
wer ich denn wäre und das wären so viele Namen gewesen. Und dann habe ich das
gesagt und er kannte mich wieder.
Und dann fragte er mich, wie kommst du auf mich? Hast du mich spielen sehen?
Und dann habe ich gesagt: nein, ich habe dich beobachten sehen.
Und das fand er total toll. *lacht*
So, ja, und dann haben wir unglaublich lange gechattet, immer wieder hin und
her. Ich
nab mir zwischenzeitlich den Arm gebrochen und war sowieso
ein bisschen außer Gefecht. Und dann kam die nächste... Und dann habe ich ihn
gefragt: falls es noch mal eine Party gibt, könntest du dir vorstellen,
mit mir was auszuprobieren? Ich bin neu.
Ich weiß, dass das risky für dich ist. Aber wärst du so jemand,
der sich mit Newbies beschäftigt?
Und da sagt er: ja klar, total gerne.
Und dann kam halt diese nächste Party, wo ich eigentlich nicht hin wollte.
Das war halt wieder diese Swinger-orientierte Gruppierung. Und diesmal hatten
die auch ein Motto und das war "Lack-Leder-Fetisch" irgendwie. Und da hab ich gesagt,
da hab ich nicht mal ein Kostüm, da will ich nicht hin. Also es war so irgendwie,
alles sträubte sich. Und dann meinte er, das wäre aber schade, er wäre doch da.
Und dann schrieb auch irgendwann jemand in der Veranstaltungsseite,
ob es okay wäre zu fesseln. Und ich so: ein Rigger! *lacht*
Und dann habe ich angefangen mit ihm zu verhandeln. Dann meinte er so:
ja sollen wir denn mal reden über eine mögliche Szene, wie die laufen könnte?
Und dann haben wir uns getroffen, dann bin ich zu ihm hingefahren und dann hat
er mir erzählt, wie es gehen kann.
Sebastian:
Da habt ihr aber nur geredet?
Miri
Da haben wir nur geredet und ich bin gestorben! *lacht* Nee, das war klar,
wir verhandeln eine Szene, wie sie auf der Party dann gespielt werden kann.
Sebastian:
Also ihr plant das Drehbuch? [Miri: Genau]
An der Stelle mag ich jetzt mal so ein bisschen reinschauen,
ging es dir darum einen festen Dom zu finden, eine feste Anspielperson?
Miri
Noch nicht, nein. Mir ging es darum mit jemandem was anzufangen,
also überhaupt erstmal anzufangen, einen Einstieg zu finden und es ging mir
darum auf dieser Party jemanden zu haben, so als Sicherheitsnetz.
Sebastian:
Also du wolltest was erleben und hast Infrastruktur aufgebaut.
Also auch da wieder sehr kühl.
Ja, das sind einfach die eigenen Gefühle, die in dir quasi spielen.
Miri
Naja, strategisch schon, klar. Also ich wollte sicher sein, ja klar.
Sicher und sicher eben auch im Sinne von: ich hänge jetzt hier nicht in der Ecke
rum und komm zu nix. Also auch dieses ausgesperrt sein. Also es war immer dieses
Ding, ich mach das hier nicht sexuell, ich bin so ein bisschen der Alien.
Also dieses Alien-Gefühl, das war immer da. Das war ganz lange auch da,
das ist erst seit ein paar Monaten weg, seit ich einen Spielpartner hab.
Also das hab ich auch immer noch auf Partys, dass ich da sitze und denke:
ja, du gehörst hier eigentlich nicht hin. Es kommt immer mal wieder durch:
du gehörst hier eigentlich nicht hin.
Und mittlerweile weiß ich, doch, ich gehöre hier hin. Das ist jetzt einfach klarer.
Sebastian:
Wenn du das Gefühl so lange hast, was ist denn anders an dir?
Miri
Ich will nicht vögeln. Ja, und man muss auch nicht irgendwie meine Muschi betatschen
oder so, das gehört... ich muss da auch keine Wäscheklammern dran haben
und ich brauche auch keinen Strom auf meine Nippel, so, das ist nicht meins.
Und das machen aber alle und das gehört irgendwie dazu und wenn ich das nicht
mache, dann ist es immer so: ja, ist ja okay, dass du so bist,
wie du bist. Aber das Alien-Feeling kommt, ist schon da.
Und dann ist natürlich die Sache, wer will mit dir spielen, wenn du diese Sachen ausklammerst?
Und das ist auch irgendwie lustig, weil das passiert ja nicht jedes Mal.
Und auf einer Party schon mal gar nicht.
Aber ich glaube schon... Oder ich habe das auch gehört von Riggern,
die gesagt haben... also bei Riggern war es meistens dieses zu wissen:
ich spiele nicht nur mit einer asexuellen Person, sondern auch mit einer Person,
die Sex für sich ausschließt oder sexuelles Spiel für sich ausschließt,
was immer das heißt. Dass die nicht wussten, wie sie mich anfassen dürfen.
Und die dann ganz überrascht waren, dass sie mich durchaus im Arm halten dürfen,
dass sie natürlich durchaus meine Brust berühren dürfen, wenn sie da ein Seil drüber ziehen müssen.
Das ist ja nicht das Ding so. Aber die Intention ist halt... also meine Intention
ist eine andere. Ich kann ihm ja, oder dem anderen ja auch nicht sagen,
was er für eine Intention haben soll.
Und das macht schon so ein Gefühl des "außen vor seins", immer. Und vor allem,
wenn du dann noch am Zweifeln bist, will überhaupt jemand mit mir spielen?
Und deswegen wollte ich gerne so eine psychologische Sicherheit haben:
Da ist aber jemand, auf den ich zurückgreifen kann, wenn hier nichts geht.
Sebastian:
Okay, aber deine Intention war jetzt nicht: ich finde einen Dom?
[Miri: Ne, Dom schon mal gar nicht.] Genau, da wäre meine Anschlussfrage: nicht nur,
ich finde einen Dom, sondern ich finde jemand, der mich beherrscht?
Miri
Ja genau, Dom wollte ich ja sowieso nicht haben. Also ich wollte kein D/S,
das war ja klar. Ich werde mich hier niemandem unterwerfen. Ich wollte Sachen erfahren.
Ich glaube, mir ging es viel um sensuelles Erleben. Also wie gesagt,
wo ich immer drauf hinaus will, es ging mir um die Kommunikation,
es ging mir um den Kontakt, der jetzt anders stattfindet als im Tanz. Wie sieht das aus?
Aber ich wollte kein D/S-Gefälle, ich wollte mit Sicherheit nicht in irgendwelchen
Ketten irgendjemandem zu Füßen sitzen.
Nee. Das war, nee, ich hab mir das versucht vorzustellen, das war so:
ja, wenn du das super toll findest und ich dafür eine Flogging Session haben
kann, dann kann ich das gerne für dich machen, aber ja, so.... Service-Sub *lacht*
Sebastian:
Also ganz ehrlich, du wolltest das, was dir gefällt oder du wolltest gucken,
was in dir drin steckt. Also ich will für mich also gar nicht...
also all das so... das Palaver von Hingabe und für ihn und...
Miri
Ja vielleicht ist das ja ein Teil davon, also Hingabe, wer weiß,
das wusste ich ja alles nicht, also ich gebe mich auch im Tanz hin.
Sebastian:
Ja aber Hingabe wäre für dich als Kollateralschaden okay?
Miri
Ja nein, also wie gesagt, viele begreifen das ja nicht, wenn ich sage:
für mich ist das so nah am Tanz. Und im Tanz ist das ja auch ein Ziel von mir,
mich meinem Partner hinzugeben. Wenn ich folge, wenn ich führe
nicht, oder auch, aber auf eine andere Weise.
Das war schon ein Wunsch, dieses: wir machen das zusammen.
Aber natürlich muss ich... das Ziel war schon, dass es mir dadurch gut geht.
Aber dem anderen gerne auch! *lacht*
Sebastian:
Ja natürlich. Also vielleicht versuche ich es mal mit einem anderen Begriff zu fassen. Sklavin?
Miri
Nein. Gott nein.
Sebastian:
Okay. Könntest du dich, wie du unterwürfig bist oder unten spielend,
könntest du dich da charakterisieren, Stand heute?
Miri
Immer noch nicht. Nee. Also ich würde das... Wenn ich jetzt jemanden habe,
der sagt: ich fände das total super, wenn du vor mir auf die Knie gehen würdest. D
ann würde ich das vermutlich lachend machen.
Aber ich bin auch kein Rollenspieler, ich würde eine Rolle spielen und ich bin da nicht gut drin.
Und dann würde ich wahrscheinlich die ganze Zeit so vor mich hingrinsen und
mich sehr sehr zusammenreißen müssen. Aber wenn du das toll findest,
dass ich vor dir auf die Knie gehe, dann mache ich das, weil ich dich gerne mag.
Sebastian:
Wie sieht denn deine Geste der Anerkennung nach einem Bondage oder nach einem Spanking aus?
Miri
Spanking mache ich überhaupt nicht. Also dieses auf den Hintern hauen, das ist mir schon zu nah.
Das ist mir schon zu: jetzt kommt es wieder sexuell oder zu.. ja.
Also Flogging, sobald es ein Werkzeug gibt, ist Hintern okay.
Hand habe ich ein großes Problem mit.
Sebastian:
Okay, also ich unterscheide beim Spanking gar nicht zwischen mit Werkzeug und
ohne. Spanking ist für mich jetzt erstmal Spanking im Allgemeinen.
Also Impact Play können wir sagen.
Miri
Weil das wird bei uns getrennt, Spanking ist bei uns Hand auf Hintern quasi.
Sebastian:
Nennen wir es doch einfach Impact Play, dann passt das.
Aber auch da.. also hinterher, das ist auch so: jetzt bin ich aber fertig. Und
dann: hast du fein gemacht.
Miri
Ja, lächeln, umarmen, danke, ganz viel danke, ich bin immer sehr dankbar.
Sebastian:
Ja.
Miri
Das sag ich auch und das zeig ich, glaub ich, auch. Das hat mein Top am Anfang
sehr aus der Fassung gebracht,
nach einer unserer, ich glaube das war unsere zweite Session überhaupt,
Elektroplay, bla bla bla, und ich war weit weit weg,
ich war sehr tief entspannt, und dann fragte er mich: wie geht's dir?
Und dann guckte ich ihn an und meinte: was würdest du jetzt brauchen?
Und das hat er überhaupt nicht verstanden. Das hat er noch nie erlebt,
sagt er. Das war meine erste Frage: was würdest du jetzt brauchen?
Sebastian:
Konnte er was sagen?
Miri
Ne, er hat hinterher gesagt, als wir dann wieder da waren, sagt er:
was hättest du mir denn bieten können, was ich da gebraucht hätte?
Und ich so: das ist ja unverschämt. *lacht*
Ich hätte dir einen Kaffee kochen können, ich hätte dich umarmen können,
ich hätte mal deine Hand festhalten können, gibt's ja so viel. Unverschämt.
Sebastian:
Ich finde das sehr surreal, wenn um euch herum quasi die sexuelle Freiheit wabert
und alle machen irgendwelchen Sexkram.
Ja ich kann dieses Alien-Gefühl auf der einen Seite so ein bisschen nachvollziehen,
auf der anderen Seite ist es doch schön, wenn du trotzdem Teil der Community
bist und sein kannst. Oder fühlst du dich irgendwie ausgegrenzt von irgendwem?
Miri
Nein, also die Community mag ich sehr gerne und wie gesagt, deswegen mag ich
auch die Stammtische gerne und ich gehe auch zum Grillen, aber es gibt immer
mal wieder Szenen, wo hinterher das kleine Teufelchen auf der Schulter sagt:
gehörst du wirklich hin?
Oder zumindest war das letzten Sommer so. Da hatte ich so ein paar Szenen,
die mir auch schwer gefallen sind, wo ich echt gedacht habe,
ich kann hier nicht weitermachen. Das hat ein bisschen gedauert.
Sebastian:
Okay, also würdest du dich in einer Szene wohler fühlen, wo alle so denken wie
du? Ich meine, dann bleiben ja die ganzen Eindrücke weg.
Miri
Nee, nee. Ich glaube, das lag auch ein bisschen daran, dass es dann einfach so klein war im Sommer.
Also ich meine, wenn da eine Privatparty ist mit zehn Leuten und alle um dich
herum vögeln und die vögeln in deiner direkten Nähe, also direkt neben meinem
Knie, dann ist das was anderes, als wenn auf einer Party in der Ecke irgendwie
eine Fickmaschine läuft. Da kann ich viel besser mit leben.
Ich glaube es war dieses: hier ist nur eine ganz ganz begrenzte Zahl von Menschen,
wir sind hier zusammen zum grillen und quatschen und dann wird gespielt und
dann rückt der Sex wieder zu nah. Also ich glaube es war ein bisschen das.
Das hätte ich auf einer größeren Party… [Sebastian: das turnt dich ab?] Total.
Sebastian:
Und ich sag mal Befriedigung? Also wenn neben dir ein Mensch einen Orgasmus
hat, dann ist es doch durchaus spannend da mal in die Augen zu sehen und dabei zuzusehen.
Miri
Ja, wenn ich im Seil bin und die Brille abhabe, sehe ich nichts.
Also genau, es gab nämlich so eine Szene, da wurde ich gefesselt auf dem Bett
und das war ein Doppelbett und da fragten dann zwei, ob sie hier noch mitmachen
dürften. Nicht mitmachen, sondern ob sie auch spielen dürften.
Und dann fingen die an mit irgendwie Spanking und ich hab das ja nur gehört, ich hab nichts gesehen.
Und dann dachte ich so, okay, okay, dann hörst du mal aus nächster Nähe so.
Und dann hörte ich aber natürlich auch, dass sie angeturnt war und ich hörte
sie stöhnen. Und dann dachte ich so... also ich merkte so richtig,
wie ich aus meinem beginnenden Subspace rauskam und dachte so:
atmen, atmen, so ist das halt.
Es gibt Leute, die turnt das an. Aber ich musste mich total...
also das war so ein richtig kognitives Erleben, aber ich dachte: das ist halt ihr BDSM.
Als das dann reiner Sex wurde und auf einmal überhaupt nicht mehr irgendwie...
da war nicht mehr Impact und da war nichts mehr, wurde noch gevögelt,
da merkte ich, jetzt ist es vorbei. Jetzt ist die Entschuldigung auch nicht
mehr da. Jetzt will ich Abstand haben.
Leute, die vögeln wollen, sollen das bitte nicht neben meinem Knie machen.
Oder ich möchte dann hier weg.
Sebastian:
Sagt man, da könnt ihr bitte woanders vögeln?
Miri
Ich konnte nichts sagen. Mein ganzer Körper hat gesagt, ich möchte hier raus.
Ich konnte nichts sagen und ich war hinterher ziemlich.. nicht verzweifelt,
aber aufgegeben. So, du konntest deine Grenze hier nicht beschützen.
Und das war die Situation, wo ich dachte, das geht nicht. Du musst deine Grenze
beschützen können. Da bin ich aber heute, glaube ich, besser.
Sebastian:
Ich würde gar nicht so sehr auf der Sexualität da mal rumreiten.
Ja, weil du natürlich auf so eine "Swing-ky" Szene
einfach getroffen bist.
Ist so ein bisschen die Frage, da du ja sagst, da gibt es ja auch verschiedene
Gruppierungen, gibt es da nicht auch so eine Hard-
BDSM-Only-Szene in deiner Umgebung, die vielleicht da... ich sag mal,
besser dazu passen könnte?
Miri
Also da hat sich was getan, die Community hat sich gespalten im Mai und die
erste Party war dann im August, die hab ich direkt verpasst,
weil ich im Urlaub war und da kriegte ich hinterher vermittelt:
das wäre was für dich gewesen.
Da wurde gespielt, natürlich gab es sexuelles Spiel, natürlich werden da Leute
angeturnt und es gab auch Sex, bestimmt. Aber dafür hatten die Separés und die
haben auch gesagt: bitte haltet euch da dran.
Wir möchten hier nicht in einen sexfreien Raum, überhaupt nicht,
wir sind sexpositiv, aber es gibt Leute, die möchten das nicht so direkt vor
ihrer Nase und wir würden euch bitten, dass ihr da ein bisschen Rücksicht nehmt.
Und hinterher haben die Leute gesagt: das wäre deine Party gewesen. Und ich habe
mich sehr geärgert, dass ich da nicht war.
Die zweite habe ich auch verpasst, das war dann auch gleich eine Harry Potter
Party. Das nehme ich der Organisatorin heute noch übel, weil ich hab's vorgeschlagen
und sie hat's organisiert als ich im Urlaub war. *lacht*
Sebastian:
Das mit den Mottos, das zieht sich offenbar durch, ne?
Miri
Und im Januar hatten wir als Thema...
Sebastian:
Sag mir mal ein paar Mottos, das interessiert mich jetzt einfach.
Miri
Also die erste war "Deviance Premiere", also das war einfach eine Premieren Party
mit ganz viel Glitter und Gold, da war ich ja nicht bei, weiß nicht was passiert ist.
Das zweite war Harry Potter und die dritte, wir hatten erst drei,
die dritte war "vi dansar ut till jul"
Das ist, das kennt man von Ikea. Am 13.
Tag nach Weihnachten, nein, am 20. Tag nach Weihnachten werden die Weihnachtsbäume
ja bekanntermaßen vom Balkon geworfen. Das kennen wir aus der Ikea Werbung.
Das ist wirklich so. Das nennt sich Knud.
- Spricht schwedisch -
Und da wird traditionell nochmal um den Baum getanzt und der wird geplündert.
Und das hatten wir als Motto. Man konnte so Aufgaben ziehen,
auf der oben und unten spielenden Seite konnte man sich aussuchen,
jeweils "naughty und nice", also ein bisschen kinky und ein bisschen netter.
Und wenn du die Aufgaben erfüllt hattest, dann durftest du ein Paket aus dem Baum pflücken.
Das war eine Motto-Party. Und du solltest dich auch verkleiden,
ich war als Weihnachtsbaum verkleidet. *lachen*
Sebastian:
Das war so ein Punkt.
Ja, dich unterwerfen, das kommt ja nicht in Frage, aber so ein bisschen dem
Konzept des Abends anpassen, in Klammern doch ein bisschen unterwerfen, das schon.
Miri
Ja, ich mag Kostümpartys, ja.
Sebastian:
Okay.
Miri
Ja und das war so meine erste Party mit dieser Gruppierung, war im Januar und ja, das passt.
Auch da gab's Sex, aber das passte, das war alles okay. Das war richtig schön.
Sebastian:
Okay, also du hast den Top, den Dom, wie viele Spielpersonen hast du denn momentan,
wo du sagen würdest: ja, das sind so die Personen, die würde ich aufzählen. A
lso mit denen interagierst du öfter mal?
Miri
Also mit ihm habe ich... das ist wirklich, den nenne ich meinen Spielpartner,
mit dem entdecke ich Dinge. Also wir haben alles mögliche probiert,
von Elektroplay über Wachsplay über... jetzt hat er sich auch mal getraut mich zu
fesseln, das wollte er lange nicht. Ich möchte Hypnose mit ihm ausprobieren.
Er ist ein Impact Player, ganz klar.
Also mit dem probiere ich Sachen. Das ist mein Spielpartner und Freund.
Also ich habe ihn ja auch damals ein bisschen zu meinem Mentor gemacht und die
Rolle hat er schon auch immer noch. Also ich frage ihn auch alles.
Und dann habe ich einen Menschen, mit dem ich fessele und der hat wiederum eine
Partnerin, die ich fesseln darf.
Sebastian:
Ah, also da bist du aktiv geworden?
Miri
Ganz sachte aktiv geworden.
Sebastian:
Du warst ja in diesem Wohlfühl-alles-fein-Bereich. Du hast Leute für alles.
Miri
Ja, ja, Rigger hätte ich gerne. Rigger hätte ich gerne. Einen anderen.
Also nicht einen anderen, ich mag den sehr gerne, aber...
Sebastian:
Noch mal so zusätzlich, nochmal andere Techniken.
Miri
Ja, einen anderen Flow. Ich hätte gerne einen anderen Flow.
Sebastian:
Und du triffst dann auch nochmal andere Menschen. Also ich hab ja nicht nur
den Eindruck, ich bin mir inzwischen sicher, wenn dich irgendwer interessiert
oder irgendwer irgendwas schreibt, was dich interessiert, dann schreibst du
gleich erstmal eine Nachricht.
Miri
Dann
laber ich den an, genau.
Sebastian:
Genau, reden wir... ich weiß nicht, können wir über den Neuromenschen reden?
Miri
Ja, ein bisschen können wir über den reden, aber da gibt's zu viel zu reden,
das sprengt den Rahmen, glaube ich.
Sebastian:
Liebes Publikum, ich habe gestern Dinge gehört, gestern Abend.
Wir haben indisch bestellt und der Lieferdienst hat sehr lange gebraucht.
Und das heißt, wir hatten wirklich viel Zeit zum quatschen und dann, ja.
Ich sag mal so, fasziniert... Wo ich gestern hellhörig wurde, war so ein psychologischer
Kniff, von dem du erzählt hast.
Nämlich "Du weißt, dass das sicher ist". Wenn das Top zur Sub sagt,
dann hat das... wo ich dachte: boah, das hat... allein dieser Satz: "D
u weißt, dass das sicher ist. Du weißt, dass das wehtut. Du weißt,
dass das sicher ist" Also: "DU weißt".
Miri
Du weißt genau wie ich" Das war noch
härter
Sebastian:
Noch besser!
Miri
Du weißt genau wie ich"
Sebastian:
Boah, also diesen Satz, den werde ich zitieren. Und zwar übelst häufig in meinem Leben!
Miri
Und also wirklich ein hypnotischer Blick dabei.
Sebastian:
Dieser Satz, der sagt nicht nur: ich bin mir sicher, was ich da tue. S
ondern du selbst hast das Wissen, das heißt, du hast bereits alle Informationen
und selbst wenn du es gerade nicht verstehst, ich suggeriere dir:
du weißt. Das ist so ein gedankliches Kein-Entkommen-mehr.
Miri
Der hat nicht mit einem Satz gesagt: "Ich weiß, was ich tue". Das brauchte er nicht. Das war so klar.
Sebastian:
In welcher Sprache habt ihr das?
Miri
st Amerikaner, auf Englisch. Ich hab auch ein bisschen Schiss gehabt.
Sonntag war ich ja beim Bondage Picknik in Berlin und da hab ich gedacht:
scheiße, wenn ich da fessele, dann muss ich ja auf Deutsch erzählen
was ich möchte und was ich nicht möchte. Kann ich das überhaupt?
Weil ich verhandele ja alles auf Schwedisch und Englisch. Aber es ging. *lacht*
Sebastian:
Okay, also reden wir mal von den Neuromenschen mit dem: "Du weißt genau so wie
ich". Wenn man ein paar Minuten drüber nachdenkt über diesen Satz,
der entfesselt eine unfassbare Wirkung.
Also das ist dann meine Definition von unglaublich geilem D/S,
wenn man mit Worten fesselt und jemand mir erklärt, was er gerade d
enken wird. Oh, großartig.
Miri
Ja, und das ist... also wir haben uns Anfang... wir haben uns in der ersten Maiwoche
getroffen und es arbeitet immer noch. Also man sieht, wie sehr das immer noch arbeitet.
Sebastian:
Du hast also diesen Menschen getroffen, der Neuromensch, ich weiß jetzt nicht,
ob man da einen Nicknamen sagen kann, ist auch im Grunde egal,
aber der Mensch hat Ahnung.
Und erzähl doch einfach mal so wie gestern ein bisschen, ich lehne mich zurück
und höre einfach zu, weil ich war wirklich fasziniert davon,
was es für Menschen gibt.
Miri
Der hat in einem Buch über Bondage ein Kapitel geschrieben über Neurophysiologie
oder Physiologie, was passiert eigentlich im Seil?
Und von Berufswegen interessiert mich das extrem. Und wenn mir jemand erzählt,
da werden Endorphine freigesetzt, dann sage ich, alles klar. I
ch will es schon genau wissen.
Und der hatte in diesem Kapitel nicht geschrieben: Ja da werden dann so Endorphine
freigesetzt und dann ist so Dopamin und so ein bisschen Serotonin und dann kommt
am Ende Oxytocin und wir werden ganz, ganz glücklich. Sondern da stand, wie es geht.
Der wusste die Rezeptoren in der Haut. Der wusste, welche Seiltechnik welche Rezeptoren erregt.
Der wusste, wie die Reizleitung funktioniert. Da hat er mich erwischt.
Wir sind aus der gleichen Branche.
Nachdem er das alles dargelegt hat, hat er erzählt, wie man Situationen verschärfen kann.
Was die Schmerzschwelle anhebt und wie man sie senken kann.
Also dass ein Mensch, der gerade sehr in sich ruht, oft eine sehr hohe Schmerzgrenze hat.
Das heißt, wenn der masochistisch spielen will, dann ist ein bisschen..
was hat er geschrieben? "Humiliation is in place". Dann ist also ein bisschen
Erniedrigung dran. Dann kriege ich die Schmerzschwelle runter.
Also sehr praktische Physiologie.*lacht*
Der weiß genau, was er tut. Und in diesem Kapitel beschreibt er dann auch Suspension.
Er hat mehrere Leute aufgehängt im Seil und hat dabei EEG geschrieben.
Also Hirnströme abgeleitet und hat geguckt, was passiert an welcher Stelle der Fesselung.
Sebastian:
Also er hat wirklich dann die Haube auf den Kopf gesetzt und hat dann in seinen Laptop gestarrt und...
Miri
Also gestarrt hat er hinterher, weil er musste ja fesseln. Aber beim TK,
also er macht ein Boxteil, er macht die Arme auf den Rücken.
Was passiert, wenn die Hände zusammen gemacht werden? Was passiert bei der oberen
Lage über der Brust? Was passiert bei der unteren Lage? Was passiert in der Teil-Suspension?
Was passiert in der Voll-Suspension? Alles aufgeschrieben. Also mitgeschrieben
im EEG. Abgefahren. Und egal was da rausgekommen ist, das war bei...
er hatte zwei oder drei Versuchspersonen in diesem Kapitel jetzt nur benannt.
Das war verschieden, aber es war irre, dass das geht, dass man das sehen kann
und dass das so verschieden war für den Menschen. Und ich fand das super.
Sebastian:
Vielleicht nochmal für mich als Laie, was sehe ich im EEG? Also ich...
meine Überlegungen momentan, es werden Hirnströme gemessen, das heißt,
ich messe irgendwie elektromagnetische Strahlung, wie sie im Kopf verteilt sind,
was auf Aktivität zurückführt?
Wenn Neuronen feuern. Das war jetzt nicht, dass da mehr Blutaktivität ist,
also mehr Sauerstoffverbrauch, sondern ...
Miri
Das hat er auch gemessen, er hat auch Oberflächentemperaturen gemessen, das kann er auch.
Sebastian:
Ja, aber ich habe jetzt nicht, dass ich mit Kontrastmittel da.. und dann sehe
ich da irgendwelche Stoffwechselreaktionen, sondern ich sehe irgendwelche Wellen.
Das heißt, darauf schließe ich, wie heftig Neuronen an welcher Stelle feuern.
Miri
Ja, also örtlich scheint auch ein Thema zu sein. Für mich ist das schon zu hoch.
Also in meinem Beruf muss ich sehr generell EEG denken. Er denkt..
er macht das viel... Also der weiß viel, viel mehr als ich. Ich kann das auch
überhaupt kaum zusammenfassen. Aber es gibt im EEG, unterschiedliche Wellenmuster.
Also wir sehen in unterschiedlichen Zuständen des Körpers unterschiedliche Wellenmuster.
Die beschreibt man so als Banden. Da gibt es Alphawellen, Betawellen,
es gibt Gammawellen, Delta, Theta.
Das hat viel mit Frequenz und mit Höhe des Ausschlags zu tun.
Also zum Beispiel, wenn ich entspannt sitze und die Augen zumache,
habe ich eine Alpha Aktivität. [Sebastian: Und wenn ich schlafe?]
Äh, REM-Schlaf. Oh Gott, oh Gott. Sollte ich doch jetzt wissen.
Sebastian:
Muss jetzt nicht. Okay, aber dann habe ich auf jeden Fall...
Also ich kann am EEG unterscheiden: schläft jemand,
ist er ruhig, ist er aufgeregt.
Miri
Das ist mein Job. Ich gucke, wie tief jemand schläft oder ob er noch lebt. Dafür benutze ich EEG.
Sebastian:
Okay, also du kannst diese verschiedenen Zustände erkennen?
Miri
Ja. Und ich war so: man erkennt, ob jemand wach ist, entspannt ist,
schläft oder tot ist. Das war ungefähr mein fundiertes Wissen über EEG.
Sebastian:
ürde ich wahrscheinlich auch erkennen, da ist nichts mehr oder?
Miri
Nicht da wo ich arbeite, aber im EEG schon, genau, das würdest du sehen. Null Linie.
So, das war mein fundiertes Wissen und ich dachte, wenn ich mich jetzt mit dem
auseinandersetzen will, dann muss ich mehr lesen.
Weil es gibt offensichtlich Meditationszustände, die mit unterschiedlichen Mustern
einhergingen und ein Muster kannte ich gar nicht, das sind die Gamma Wellen.
Das ist ein High Arousal Zustand, man befindet sich in einem meditativen Trance
Zustand mit einer hohen Erregung. Hat mir nichts gesagt.
Sebastian:
Sagt mir jetzt auch nix.
Miri
Ist ein Subspace.
Ja, du kannst einen Subspace im EEG erkennen. Du kannst auch verschiedene Subspaces
im EEG erkennen und es gibt verschiedene. Und das ist die Botschaft,
die ich mitgenommen habe aus der Woche.
Denn was passiert ist: ich habe diesem Mann geschrieben, denn der ist auf Fetlife
und dann habe ich ihm eine Mail geschrieben und habe mich für das Buchkapitel
bedankt und habe gesagt, es hätte mich total umgehauen und ich
würde ihm jetzt folgen und ich würde alles lesen, was er schreibt.
Er schreibt sehr viel. Er schreibt das alles auf Fetlife.
Sebastian:
Vielleicht kriege ich ja doch verlinkt, wenn er das da eh alles schreibt.
Frag ihn mal, wenn ja, dann kommt der Link auf jeden Fall in die Show Notes rein, liebes Publikum.
Miri
Ja und dann hat er geantwortet, das ist auch schon ein paar Monate her,
dann hat er geantwortet und dann stellte sich raus, aus irgendwelchen Gründen
ist er im Mai in Europa, in Schweden. Und fragt, ob wir uns treffen sollen.
Ich so, natürlich nicht, natürlich ja! *lacht*
Sebastian:
Okay, dann trifft man sich und dann diskutiert ihr über Wellen.
Miri
Das war mein Plan.
Sebastian:
Stell mir das gerade vor, wie er dann seinen Laptop aufklappt,
dann zeigt er aufgenommene Wellenmuster und sagt: guck mal, da hab ich das gemacht und da das.
Also dazu gibt es einen netten Kaffee mit viel Milch drin und alles ist fein.
Miri
Eine schöne Fika. Das war genau mein Plan. Ich wusste, dass ein Fesseltreffen
ist, so ein privates Fesseltreffen in Stockholm bei einem Menschen,
mit dem ich schon mal gefesselt hatte.
Und ich fahre ja nicht 700 Kilometer nach Stockholm zum Fesseltreffen. A
ber das wäre die Chance gewesen. Ich nehme ein paar Tage frei, g
eh zu diesem Fesseltreffen, treffe diesen Menschen, diesen Neuromenschen, und
dann habe ich ihn gefragt, ob er Lust hätte, zu diesem Fesseltreffen zu kommen
und einen kleinen Vortrag zu halten. Das war mein Plan.
Sebastian:
Sehr schön. Ja.
Miri
Und kurz vorher, als es dann darum ging, wie geht das denn jetzt und wann bist
du denn da und überhaupt, da fragte er: ja, seine normale Fesselpartnerin,
die würde ja woanders wohnen, ob ich mir denn dann vorstellen könnte,
das mit ihm zusammen dann vorzumachen, vormachen.
Irgendwas schrie laut "nein". Irgendwas anderes schrie laut "ja".
Bungee-Jumping, alles klar, ich mach's!
Sebastian:
Das klingt jetzt nicht so als ob du selber Entscheidungen treffen würdest,
direkt der Pumuckl wieder.
Miri
Da ist irgendwer hier drin, der schubst mich immer von der Brücke.
Sebastian:
Okay, also hast du ja gesagt.
Miri
Ich hab ja gesagt und dann war aber so ein bisschen unklar, ob er da wirklich
hinkam. Das passte nicht ganz mit seinem Timing, aber es war klar,
wir sehen uns und wir machen was zusammen, das war klar.
Und ich hab gedacht, das ist also vor allem ein Fesselmensch,
der wird fesseln und ich hab gedacht, das wird wie immer, nur schöner. W
ar so mein Plan, also meine Idee.
Ich weiß mittlerweile, was ich mag. Ich weiß, dass ich gerne begrenzt werde.
Ich weiß, dass ich immer noch gerne mit Schmerzen spielen würde.
Das haben meine Riggler bisher irgendwie noch nicht gemacht. Entweder hören die
nicht zu oder die sind zu nett.
Sebastian:
Immer noch nicht?
Miri
Nee, also die sind irgendwie zu nett oder ich brauche mehr. Ich wusste es nicht so richtig.
Ich habe mehrfach gefragt: können wir mal ein bisschen was über Atemkontrolle
machen. Das tun die immer nicht.*lacht* Ja.
Sebastian:
Sie wollen deinem Forscherdrang nicht nachgeben?
Miri
lich nicht. Und der Mensch, mit dem ich fessele, das ist so einer,
der normal viel mit Menschen fesselt, die sehr viel Ruhe brauchen. D
ie wollen also genau diesen Angst dämpfenden Zustand haben und er
geht irgendwie davon aus, dass,
es allen so geht. Das ist ja auch schon, ich mag das total gerne, sehr meditativ. Aber ich dachte, da muss doch mal mehr sein. Und dann habe ich diesen Menschen getroffen, wir waren zusammen Essen. Ich hatte das so geplant, dass wir nicht ins Hotel gehen, sondern sind in ein Tanzstudio gegangen von jemanden den ich kannte. Wo ich auch wusste, dass getanzt wird. Ich wusste hier sind Leute. Also es ist ja schon schräg, ich treff mich mit jemanden den ich nicht kenne, nie gesehen hab. Ich hab keine Ahnung wer er ist und in einer fremden Stadt und sperre mich irgendwo ein, das fand ich ein bisschen gruselig. *lacht*
Und da wollte ich einen Savespace haben, genau, den hab ich mir da geschaffen,
das war auch alles okay, gecovert, bla bla.
Ja und dann haben wir uns da getroffen, es ging sofort los, also der ging sofort in -spricht schwedisch-.
Ich hatte vor der Tür gewartet, er kam an und ich sagte: ich bin super rappelig,
ich bin grad super rappelig.
Sebastian:
Wie sagt man das denn auf, nee nicht auf Schwedisch, auf Englisch warst du?
Miri
I'm so nervous, I'm so fidgety.
Sebastian:
Ich hätte jetzt sehr gerne die schwedische Version davon gehört.
Miri
Ja super nervös, ja
- Spricht schwedisch-
Sebastian:
Ich hätte jetzt rappelig. Nee, okay.
Miri
Fidgety. Okay: erzähl mir mehr. Erzähl mir deine Physiologie.
Äh, was? Ja, was ist es? Schwitzt du? Wie ist dein Puls? Und er wollte dann physiologische Daten.
Und ich so, alles klar. Ich fühlte mich sofort sicher. Ich so,
alles klar, jetzt reden wir über meine Sprache.
Okay, mein Puls ist im Moment 90, geht also noch. Ich hab einen Tunnelblick.
Ich kann mich schwer konzentrieren.
Mir ist heiß. Ich bin kaltschweißig. Alles klar. Und dann ging's los.
Dann hat er mich analysiert.
Ja, und dann ging es ans Verhandeln.
Sebastian:
Was verhandelt man da? Also, ich habe in meinem Kopf gerade dieses Bild: E
r ist da mit Seil an dir am Machen, und zwischendurch setzt er mal die Haube
auf und dann ist er da zwei Knoten am Machen, dann guckt er wieder auf den Bildschirm "
ah gucke mal da, da ist es jetzt mit dir los".
Also er erklärt dir, dich, während er da was macht und... das ist ja nochmal...
also allein über die Überlegung... mache ich auch manchmal
Subbies Puls fühlen bei der Session.
Einfach mal um zu gucken, wo ist sie, wo schaut sie hin? Ist sie bei mir, ist sie bei sich?
Muss sie gerade mit irgendwas kämpfen, weil die Position unbequem ist oder sowas?
Und schwitzt sie, ne? Auch da dieser Moment, wenn ich sehr fest auf den Hintern.
aue mit einer fiesen Gerte.
Dann wird der Rücken einfach nass, und zwar in Sekunden. A
lso so ein Körper, also das ist ja glaube ich bei einer Session auch der Punkt,
die Kommunikation ist ja nicht nur: man haut und macht und tut, und die Position verändert sich. S
ondern da sind auch ganz viele Reize: Herzschlag, Atmung,
wie tief atmet man, wie schnell, wie schwitzt die Person,
wie verrenkt sie sich im Zweifel, lässt sie sich eher hängen oder arbeitet sie
gerade gegen etwas an oder arbeitet sie mit? A
lso eine Milliarde Informationen und ich... wo man auch einfach manchmal fühlen
muss, also wo man die Hand dann auf den Rücken legt. Ist es jetzt warm oder ist es eher kalt?
Und alles mögliche an Informationen, die bei so einer Session auf mich einströmt. U
nd jetzt stelle ich mir vor,
da habe ich ein Messgerät! Das zeigt mir möglicherweise...
ich stelle mir ja wirklich dieses... wie ein Science-Fiction-Film,
da hast du dann diese Körpersilhouette und dann diverse Pfeile,
da das, da das und das ist der Subbie-Status und oben rechts steht dann in grün.
Oder in gelb der Status und der...
keine Ahnung. So stelle ich... wie gesagt,
das ist gerade,... ich habe einfach eine sehr futuristische Fantasie gerade im
Kopf und so kann man dann die Session gestalten und haut man und dann blinkt da irgendwas auf,
na jetzt ein bisschen mehr oder weniger und du bist im Prinzip nur noch das
Objekt der wissenschaftlichen Daten und funktionierst und sendest halt Daten
aus und empfängst halt Daten in Form von Schlägen und Bondage... *redet sich begeistert in Rage*
Liebes Publikum, es tut mir leid, da geht's gerade mit mir durch.
Miri
Kann dich direkt enttäuschen, so war es nicht. Die eigentliche Seilsession war ohne EEG.
Weil er hat gesagt, das war auch wahr, er hat gesagt: wahrscheinlich wirst du
auf das EEG so kognitiv reagieren, also dass du so fokussiert bist "
was passiert denn da jetzt gerade, was sind das für Wellen?" dass du der Session nicht folgen kannst.
Und das konnte ich gut kaufen und er hat gesagt: das Beste wären wir,
wenn wir es zweimal machen. Das war auch schon abgemacht, dass wir einen Abend
spielen und den zweiten Tag wollten wir erstmal zusammen Stadtbummel machen,
Stadt angucken, reden und dann überlegen, wie es weitergeht. Das wussten wir schon.
Das Thema war im Grunde ganz viel Dissoziation. Das musste ich dann erst mal googeln. W
eil das, was ich unter Dissoziation kannte, so dieses pathologische Abkoppeln
von Gefühlen, dass ich... dass Körper und Geist sich irgendwie trennen,
dass man aufgrund von traumatischen Erlebnissen versucht, den Zugang zu seinen Gefühlen abzukoppeln.
Und das sage ich jetzt bestimmt alles falsch und alle Hörer sagen:
Gott, das ist ja total daneben, was ihr da erzählt.
Das war das, was ich unter Dissoziation kannte. Also dieses: ich verlasse wirklich
mein Ich und versuche rauszukommen aus der Situation, da habe ich mich nicht wiedergefunden.
Und er sagte: ja, aber das was du beschreibst aus deinen Szenen oder aus deinen
Sessions, die du bisher hattest, dieses du wirst zum Teil zusammengeknotet und dann geht der Rigger.
Also ich habe einen Rigger, der knotet mich dann irgendwie zusammen mit einem
hübschen Hogtie oder so und dann lässt er mich da liegen. Hat mir noch ein
Kopfhörer aufgesetzt, Musik vorgespielt und lässt mich da liegen.
Der geht auch gar nicht weg, der sitzt einen Meter von mir entfernt,
aber er lässt mich alleine.
Und in dem Moment lasse ich mich total fallen und döse so weg.
Und dann hat er gesagt, das ist eigentlich totale Dissoziation.
Wie fühlst du dich denn wirklich? Also was würde denn passieren,
wenn du dich nicht wegträumst? Und ich so: ja, aber das ist ja,
wieso? Das ist doch schön!
Und ich habe erst nicht so richtig verstanden, worauf er hinaus wollte.
Dann hat er gesagt: ja, das ist das, was du beschreibst, das ist ein typischer
Rope-Space für Tether-Aktivität.
Da ist man in dieser totalen, entspannten,
tieferen Meditationen.
Happy Place, hier kann ich für immer sein. Aber er sagt, wo wir eigentlich drauf
aus sind, ist ein Dopaminkick.
Wir wollen Belohnung. Das ist das, was eigentlich viele BDSMer treibt,
dieses "Ich-will-den-Dopaminkick".
Und den kriegt man im Gamma-Space. Und da habe ich gesagt: Gamma muss ich erst mal googlen, sage ich.
Das kenne ich gar nicht, das gibt es in meinem Beruf gar nicht.
Also dieser High-Arousal, was ich vorhin erzählte, dieser meditative Space,
in dem man aber eine hohe Erregung hat. Das hat mir ja überhaupt nichts gesagt.
Und ich hab gesagt: da redest du immer von und ich weiß nicht,
was das ist. Sollen wir das mal ausprobieren?
Und ich so: ja! Engel "machst du nicht". Teufel "natürlich machst du das". *lacht*
Und dann ging es halt auch wieder: ja, wie denkst du über Schmerzen?
Da hab ich gesagt: nochmal, würde ich gerne probieren. Ich habe keine Ahnung.
Ich würde gerne wissen, was das mit mir macht.
Ich wusste, dass ich Begrenzung gut finde. Ich wusste, dass ich was mit Atemkontrolle,
wie auch immer, machen will. Ja. Und dann grinst er schon so diabolisch und
ich so: jetzt würde ich am liebsten einfach gehen.
Und er so: hast Angst, ne? *lacht*
Sebastian:
Na, also das ist aber auch fies. Er benennt das auch nochmal direkt, ne?
Miri
Ja, er hat das alles benannt. Er hat das alles benannt. Und das war so richtig
mies. Ich habe gedacht, da sitzt ein Analytiker vor dir, der guckt
genau in dich rein, auch ohne das scheiß EEG.
Sebastian:
Ja, vor allem nicht nur der Analytiker, auch der Manipulator. [Miri: Ja]
Also das ist so wirklich dieses: ich piek's jetzt mal da in die Seite rein
und dann zuckst du. Und dann sagt er noch: du zuckst jetzt, ne?
Miri
Ja, genau.
Sebastian:
Also wirklich dieses, dich da hinbringen, dann passiert in dir irgendetwas.
Miri
Das kommt von ihm, Erregung ist Erregung ist Erregung. Er hat gesagt,
was im Gehirn passiert, ist bio-physiologisch immer dasselbe.
Aber was du daraus machst, ist ein Framing. Er hat gesagt, wir erzählen uns
eine eigene Geschichte.
Das ist aus der Traumatherapie geboren.
Ich hab eine physiologische Reaktion und die kann ich deuten.
Die deute ich als Angst oder ich versuche die umzudeuten in was anderes.
Er hat gesagt: vielleicht machen wir es bei dir andersrum.
Das war alles noch so ein bisschen fremd. Was redet der denn da? Aber ich war neugierig,
war super neugierig. Ich dachte: lass uns das ausprobieren.
Und war aber schon richtig ängstlich. Und dann habe ich auch gesagt,
Schmerzen...? und ich wüsste halt nicht wie weit, und ich wäre immer noch so unsicher,
und bei uns in der Stadt gibt es niemanden, dem ich so richtig glaube,
dass die wissen, wie die Nerven da laufen, außer dieser einen Frau,
der ich mich da unbesehen anvertrauen würde.
Und da kam das zum ersten Mal, dass er sagte: okay, ich werde dir wehtun und
ich sage dir jetzt schon, ich werde dir wehtun an Stellen, wo nichts passieren kann.
Das heißt, ich brauche von dir kein verbales Feedback. Du musst mir nicht erzählen,
ob es kribbelt. Du musst mir nicht erzählen, ob es blau wird.
Das sehe ich selber. Es wird der reine Schmerz sein. Das hat er so gesagt. It will be pure pain.
Und da ging es in meinem Kopf schon ab von: Scheiße, ich habe Angst, zu Scheiße,
das will ich haben! Und da merkte ich dieses Arousal is Arousal is Arousal ging voll ab schon.
Sebastian:
Ja, aber auch allein schon die Tatsache: du wirst Schmerz haben.
Allein durch diese Aussage wirst du den Schmerz ja auch empfinden.
Weil du ihn nicht wegdiskutieren wirst, weil du weißt genau,
es geht ja jetzt genau darum. Es wird jetzt das passieren und dann passiert es.
Ich stell mir das grad vor wie beim Kochen. Wenn ich der Frau dreimal sage,
das wird gleich versalzen schmecken, was ich da gerade für dich mache,
dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass es versalzen schmeckt höher,
als wenn ich das nicht sagen würde, glaube ich.
Miri
Und ich glaube bis Montagabend, also Dienstag war das ganze,
Montagabend hätte ich noch gesagt: Fear-Play ist überhaupt nix für mich.
Ab Dienstag merkte ich so, also hier passiert grad was. Ja, und dann sind wir
halt los. Und dann ging's los, ja.
Sebastian:
Und dann kommt es zu dem Moment, wo das Studienobjekt studiert werden soll.
Miri
Ja, und dann kam auch nochmal, richtig schwedisch, ne? "Willst du das hier?"
"Ja, ich will das hier!" Dann machen wir jetzt.
So, also so ein bisschen das Ritual abstecken auch.
Und dann ging es sehr schnell los und ich kann nicht mehr viel zusammenfassen.
Ich habe viel geschrieben.
Zehn Seiten in meinem Subbie-Journal. Ich habe so ein Subbie-Tagebuch,
wo ich immer alles aufschreibe.
Aber ich merkte schon beim Schreiben, dass es so aus meinem Hirn rausfloss,
dass ich viel nicht mehr wusste.
Aber es waren sehr unbequeme Positionen vor allem dabei. Und was ich am schlimmsten
fand: der hat immer gelacht. Der hat immer gelacht.
Und er war nicht nett. Also es war nicht dieses "Rigger, ich umhüll dich,
ich hab dich im Arm und wir machen das hier zusammen".
Sondern der war böse. Der war richtig böse!
Sebastian:
Das ist so ein intellektuelles Böse, ne?
Miri
Total! So der Mad Scientist.
Sebastian:
Also Begeisterung, dass das funktioniert. So dieses: ja ich mach das jetzt und
ja ich weiß, dass das jetzt böse ist. Und dann kommt die Freude nicht wegen deiner
Reaktion, sondern weil seine Theorie ist bestätigt. Haha.
So eine Art Böse? Völlig egal, dass du jetzt Schmerzen hast,
alles okay, aber das was ich wollte ist genau so passiert?
Miri
Und was halt so abgefahren war... also ich hab gedacht, ich lass mich jetzt so...
ich war ja so.. genau... das Thema war so ein bisschen: okay, du lässt dich offensichtlich
sehr gerne sehr schnell ins Seil fallen, du machst das offensichtlich gerne,
dieses: ich bin da, mach! So.
Und er sagt: und das versuchen wir mal zu verhindern. Wenn du merkst,
dass das passiert, ich möchte das wissen, wahrscheinlich werde ich es auch sehen,
sagt er, aber ich möchte das wissen. Und dann möchte ich von dir wissen,
ob das jetzt gerade was ist, was du brauchst, weil du jetzt gerade merkst:
boah, es wird mir zu viel, dann kriegst du eine Pause.
Oder ob es was ist, was einfach passiert, dann werde ich es verhindern. *lachen*
Sebastian:
Wie verhindert man das?
Miri
Keine Ahnung. Und dann habe ich gedacht: okay, das Ziel des Spiels ist offensichtlich,
wir bleiben jetzt auch verbal in Kontakt. Also das war schon irgendwie klar,
ich muss jetzt hier gar nicht abschalten.
Wir fangen jetzt erstmal an zu reden. Und ich habe ihm ganz viel gesagt.
Und ich habe ihm immer gesagt, ich kriege gerade voll Angst und das ist total schräg.
Ich bin hier mit so einem verrückten Professor in einer fremden Stadt und lasse
mich gerade zusammenknoten. Also ich habe das auch verbalisiert.
Und dann hat er das wieder bestätigt. Ja, das fühlt sich ganz schön übel an,
oder? Das kann ganz schön gefährlich sein.
Also es ging immer so. Also der hat das voll mitgespielt.
Und ja, das war stark.
Und ich merkte, dass ich sehr präsent war die ganze Zeit. Ich konnte nicht wegsacken,
weil ich es auch nicht wollte.
Sebastian:
Er hat dir ja auch klar gemacht, dass das nicht deine Aufgabe ist, das nicht zu tun.
Miri
Eine Aufgabe, genau. Halte den Kontakt, wie auch immer das ist.
Am Anfang war das ja noch sehr verbal, das wurde später weniger verbal.
Er brauchte später, oder ich brauchte später nicht mehr so viele Worte.
Aber es war viel dieses: ich gucke ihn noch mal an.
So dieses: machst du das gerade wirklich? Und da passierte auch zum ersten Mal
dieses... ich sage immer, ich bin nicht submissiv, aber da passierte das zum ersten
Mal, dass ich sagte, ich bin dir ausgeliefert und ich mache das freiwillig.
Das war was völlig Neues. Dieses:
Ich hab mich dir wirklich jetzt gegeben auf Gedeih und Verderb und ich mach das freiwillig.
Das war wirklich neu, aber irre.
Es war auch spannend zu sehen... also er hat mir dann, irgendwann kam dann die,
nach ein paar Minuten, Zeit war ja weg, irgendwann sagt er so:
und jetzt werd ich dir wehtun.
Es hat immer schon weh, es war immer schon anstrengend, hab auch schon echt
einigermaßen gestöhnt zwischendurch. Aber dann sagt er: jetzt wird's wehtun.
Und dann hat er da... Wir haben das neulich in der Shibari-Gruppe besprochen,
ich weiß nicht, diese Teufelsspirale oder wie das heißt, da macht man irgendeinen
Knoten am Unterschenkel.
Und er zog zu, ich saß vor ihm, er zog an und es tat schon weh und ich gucke
ihn an und sage: du bist sicher, dass das nicht gefährlich ist?
Ich muss riesen Augen gehabt haben. Und er so, da kam das wieder:
Du und ich, wir wissen beide, dass es das nicht ist, lacht und zieht.
Und ich bin umgefallen vor Schmerzen, das tat so weh! Und dann lag ich nachher
auf dem Boden, ich hab geweint.
Ich hab geweint und ich hab gelb über mir gesehen und dachte immer nur:
nein, ich will das jetzt erleben. *lacht*
Sebastian:
Aber ist da nicht der Punkt, wo du über deine Grenzen
gegangen bist, weil du, ich sag mal, professionell manipuliert wurdest?
Miri
Das hab ich nicht so erlebt. Und wir haben nachher auch drüber gesprochen und
er fand es interessant zu sehen, was alles nicht gelb war.
Was alles nicht die Grenze war. Er sagt, weinen ist es offensichtlich nicht.
Was es war, genau... Als ich dann da lag und so weinte, irgendwann habe ich dann
eine Pause gekriegt und dann hat er mich mal ein bisschen atmen lassen und da
hat er gelacht. Er hat die ganze Zeit gelacht und ich war ja immer noch am weinen
und da habe ich gesagt: jetzt hör mal bitte auf zu lachen! Und da hat er hinterher
gesagt, das war ein klares Gelb.
Das habe ich in dem Moment nicht so wahrgenommen und hinterher meinte ich:
ja klar, da habe ich dir eine klare Grenze gesetzt, hör auf mich auszulachen.
Und da habe ich hinterher auch erst verstanden, das war ja schon eine Form von
Erniedrigung und Erniedrigung ist für mich ein Limit, immer gewesen,
ich will keine Erniedrigung.
Das habe ich in dem Moment nicht bewusst wahrgenommen, aber ich konnte es sagen
und da hat er hinterher auch gesagt: das war ein Moment, wo er sich super sicher
fühlte, dass er sagte "sie kann es."
Weil er war sich nicht sicher, nachdem ich also diesen Schmerz dahin nahm und
da vor ihm geweint habe und... also, wir kennen uns ja nicht.
Sebastian:
Das war ein spannender Punkt dieses auch austesten und auch eventuell mal provozieren
mal so ein gelb auch zu kriegen. Nicht vielleicht als Wort "Gelb" aber dieses: kann
mein Gegenüber..
Miri
Ja.] Ja und das fanden wir beide in dem Moment glaube ich sehr sehr wichtig. Also
ich war auch froh in dem Moment wo ich es gesagt habe das
er... und er hörte sofort
auf zu lachen und ich so: alles klar danke. So.
Sebastian:
Ja klar, du fühlst dich auch ernst genommen. Das ist auch wichtig an der Stelle.
Du hast auch ein Stück weit Kontrolle über die Situation wieder erlangt.
Miri
Das war auch spannend. Ich habe ihm immer wieder gesagt... er wollte immer wissen,
was in meinem Kopf vorgeht. Und ich habe ihm zwischendurch gesagt:
ich habe richtig Angst vor dir. Ich habe richtig Angst vor dir.
Aber über dieser Angst ist ein Dom von Sicherheit. Und das ist ein total schräges Gefühl.
Und dann fragt er wieder: was willst du machen mit dem Gefühl?
Was willst du damit machen? Ich weiß es doch nicht.
Also als ich das schon so verbalisieren konnte, da kam die Frage auch nicht
mehr. Aber am Anfang war das so. Da sagte ich: ich bin gerade super verwirrt,
ich weiß gerade nicht, wo ich das Gefühl hin tun soll.
Ich bin super confused. Da kam das immer: was willst du mit dem Gefühl machen?
"Gib ihm jetzt einen Namen, gib ihm eine Richtung." Und ich meinte:
was willst du denn? Verstehe ich nicht.
Und als ich das dann verbalisieren konnte und sagte: ich habe total Angst vor
dir. "Prima, jetzt haben wir ein Wort."
Aber da drüber ist dieser Dom von Sicherheit und das fühlte sich...,
es war so ein Abenteuer, wirklich, war cool.
Sebastian:
Wird man nach sowas nicht süchtig?
Miri
Nicht süchtig, also ich... ist jetzt nicht so, dass ich denke..
ich würde ihn gerne wieder treffen auf jeden Fall. Aber ist jetzt nicht so,
dass ich sage, das muss jetzt jeder mir…
Sebastian:
Ja aber diese Art zu spielen...
weil das... vielleicht ist da nochmal die Frage, was ist der Benefit am Ende dieser Session gewesen?
Miri:
Ach, ganz viel. Also erstmal habe ich Gelb erreicht und auch spannend zu sehen,
wo ich es erreicht habe, da war ich selber überrascht.
Sebastian:
Okay, Challenge mit dir selbst, ja?
Miri
Ja, also wo ist meine Grenze eigentlich? Und was mir... ich habe immer ja gesagt,
ich kann keinen Schmerz, ich kann keinen Schmerz. Und er hat hinterher gesagt:
mit Schmerz hätte ich dich nicht an deine Grenze gebracht. Mit reinem Schmerz
wirst du Gelb nie erreichen, dann hätte ich dich verletzen müssen.
Das war mir nicht klar, das wusste ich nicht.
Ich immer so: ich bin voll die Memme. *lacht*
Sebastian:
Ja, ja, das ist ja immer... da sollte man sich nicht drauf verlassen.
Miri
Und mein Spielpartner so: sag ich ja immer, sag ich ja immer! *lacht*
Der hatte das auch schon so wahrgenommen.
Also genau, also dieses... also für mich war ganz wichtig dieses:
ich kann meine Grenze erkennen und ich kann sie benennen, das fand ich super
wichtig, weil mir das das ganze Jahr noch nicht passiert ist.
Sebastian:
Das ist auch was, das sollte man einfach früher oder später mal erreichen.
Einfach auch um sich selber so ein bisschen zu kennen und auch eben um dem Gegenüber
zu sagen, so sieht das aus, wenn eine Grenze erreicht wird. Das ist ein Prozess
auch des Kennenlernens.
Und wo du dann auch in Zukunft verbalisieren kannst, oder sag ich auch schon
verbalisieren, ich übernehme dein Vokabular, schön.
Wo du dann auch Menschen, mit denen du das erste Mal spielst,
sagen kannst: ich reagiere dann und dann so und so.
Also, dass du so auch eine kleine Spielanleitung geben kannst.
Das ist super hilfreich.
Miri
Ja, also ich glaube auch es wird viel sicherer, ich glaube man traut sich schneller
an den Punkt, also man traut sich schneller weiterzugehen, weil man weiß,
ja da ist sie, da geht sie hin.
Sebastian:
Okay, aber trotzdem, was ist noch der Benefit, also auch der gefühlsmäßige Benefit,
ich meine das Dopamin ist ausgeschüttet ohne Ende.
Miri
Ja, das war dann eben spannend, also ich habe danach gemerkt,
als ich dann an gelb war, also es war ja ein rot, wir haben abgebrochen,
dann saß ich da, musste erstmal fünf Minuten atmen. Dann nahm ich einfach nur ein Kissen in den Arm.
Es war schon irgendwie klar, dass er auch nicht so der große Kuschler ist.
Das hatten wir auch schon gesagt. Ich sag, ich brauche eigentlich nicht viel Aftercare.
Ich mag gerne kuscheln, aber wenn du es nicht willst, will ich es auch nicht. So ungefähr.
Da habe ich mein Kissen gekuschelt und habe dann gesagt: von dir kriege ich
ja keinen Kuschler. Und dann hat er mich dann doch umarmt. Und in dem Moment
habe ich wieder bitterlich geweint.
Und dann kam das Dopamin. Aber volle Lotte, wie bei einer Impact Session.
Und das hatte ich im Seil noch nicht, dass es so reinkickt.
Und da saß ich da und war am lachen und dachte: so ist das also Gamma-Space im
Seil. Und ich glaube das ist das, was ich mitgenommen habe.
Ich weiß, dass es diesen, ich nenne das jetzt Theta und Gamma Space,
ist ja scheißegal, aber es gibt zwei, es gibt für mich verschiedene Rope-Spaces,
beide sind toll, aber es ist schön, wenn man sie wählen kann.
Also, dass man sagen kann: was ist meine Intention heute? Möchte ich mich entspannen?
Möchte ich mit dir hier ein bisschen kuschel schöne Zeit haben oder möchte ich Aufregung?
Das finde ich gut, das hat einfach Türen geöffnet.
Sebastian:
Jetzt hast du das erlebt, das
hat Wahnsinn und man merkt auch mit welcher Leidenschaft du erzählst.
Jetzt ist natürlich die Messlatte für alle anderen, die mit dir spielen, unglaublich hoch.
Miri
Ja, deswegen hab ich auch überleg, soll ich das überhaupt erzählen?
Da kriegen ja immer alle Angst.
Sebastian:
Nein, aber auch innerlich bei dir. Also im Prinzip langweilt dich doch jetzt
jeder andere nur noch, der mit dir was macht?
Miri
Nein, überhaupt nicht. Ich hab seitdem schon wieder gespielt,
ich hab seitdem auch schon wieder gefesselt. Es ist alles schön.
Es ist doch immer... also natürlich war das jetzt spannend.
Das ist wie eine Achterbahnfahrt mit jemandem, den ich nicht kenne.
Aber hey, ich habe einen Spielpartner, das ist mein Freund. Mit dem habe ich
ja eine ganz andere Beziehung, mit dem erleb ich eine ganz innige Beziehung,
mit dem erlebe ich ganz andere Sachen, die auf eine ganz andere Weise ganz, ganz toll sind.
Also ich muss nicht immer das Gleiche haben. Es muss auch nicht immer kicken.
Ich liebe dieses In-Beziehung-Sein.
Natürlich ist das cool, wenn da mal richtig Drogen im Spiel sind,
sorry, Aber ich liebe das in Beziehung sein.
Sebastian:
Miri, so faszinierend das ja alles ist, du willst heute noch weiterfahren. I
ch muss heute auch noch eine Live-Sendung quasi... die muss ich noch vorbereiten.
Miri
Ja, da muss ich ja
in den Chat dann auch.
Sebastian:
Ja, das muss alles noch irgendwie werden.
Miri
Ich muss da heute Abend ja dann rein und so.
Sebastian:
Ja, das wird großartig.
Miri
Ich ruf auch nicht an.
Sebastian:
Rufst du auch nicht an, das macht nix. Im Zweifel spiel ich einfach hier von was
ein. Nein, so schnell krieg ich das nicht vorbereitet, aber,
obwohl wir eigentlich nicht geplant haben aufzunehmen, gibt es trotzdem Dinge der Woche.
Miri
Ja, also ja genau, ich bin ja nicht vorbereitet, aber...
Sebastian:
Aber du hast Dinge dabei?
Miri
Ja, früher und auch natürlich auch heute.
Sebastian:
Und du hast einen Beutel.
Miri
Ja, ich hab einen Beutel. Also früher, wenn ich irgendwie so rumgereist bin,
hatte ich nur meine Tanzschuhe dabei, die habe ich jetzt natürlich auch dabei,
aber vor allem habe ich natürlich meine Seile dabei.
Oh und mein Namensschild.
Du hast Seile dabei,
oh oh
Sebastian:
Okay, aber guck mal, das ist ja schön. Jetzt machen wir folgendes,
ich mach jetzt mal ein Foto von dem Geklümp, was auf dem Boden liegt.
Miri
Jetzt räumst du echt auf, ja?
Sebastian:
Lass das doch einfach so liegen.
Miri
Ich hab nämlich am Wochenende gelernt, wie man die schön zusammenlegt.
Sebastian:
Lass das so liegen.
Miri
Warte, mach mein Namensschild noch in die Mitte. Okay.
Sebastian:
Mit oder ohne Fuß?
Miri
Ohne Fuß.
Sebastian:
Ohne Fuß, okay. Also Seil auf Boden und noch einmal mit Namensschild Miri 234.
Und daneben ist ein, ist das ein Bäumchen?
Miri
Ist ein Bäumchen.
Sebastian:
Warum ist da ein Bäumchen?
Miri
Das gab's als Motto.
Sebastian:
Und dann ist da auch gleich.. da mach ich noch ein Bild, da ist noch ein kleiner
Pott mit Wachs? Wachs ist das, ne?
Miri
Rope Butter.
Sebastian:
Rope Butter. Ei, Seile dabei, sehr schön. Und die sehen auch gut benutzt aus.
Okay, die naturfarbenen. Und sie riechen auch?
Miri
Jute und die Butter.
Sebastian:
Jute und die Butter, okay. Die sind aber schön, ja okay, die sind neu.
Das merkt man.
Miri
Die sind auch noch ziemlich pieksig.
Sebastian:
Die kratzen auch noch, ne?
Miri
Die roten sind benutzt, das war meine ersten.
Sebastian:
Ich glaube die Roten.. ja.
Miri
Die habe ich gehäkelt. [Sebastian: Die hast du gehäkelt?] Ja, die sind gehäkelt.
Die Aufwickeltechnik ist Häkeln.
Sebastian:
Ach, das ist eine Aufwickeltechnik,
das sah jetzt für mich erstmal nur wie so ein Klumpen aus.
Miri
Ja, das ist ein Klumpen, aber ein geordneter Klumpen.
Sebastian:
Ja, das stimmt. Okay, Seile. Erstmal da die Frage: hat Sub eigene Seile zu haben? Ist das vorteilhaft?
Miri
Ich habe das so... ja, ich habe immer gehört, dass das gut ist.
Also erstmal versuche ich ja gerade die Rolle zu wechseln oder zu wechseln,
zu erweitern. Ich will selber fesseln.
Dann schafft es Möglichkeiten. Also wenn man irgendwo ist, wo jemand fesseln
kann, aber keine Seile hat, habe ich welche.
Und das ist auch so ein bisschen das mit meinen.
Aber ich muss nicht mit meinen Seilen gefesselt werden, ich hab da noch keine
innere Beziehung zu. So schlimm ist es noch nicht.
Sebastian:
Und du hast jetzt gelernt von Stormwind unter anderem, wie pflegt man sie,
wie wickelt man sie schön zusammen?
Miri
Eine Wickeltechnik hat er mir beigebracht. Da ist sie. Das ist meine,
die ich vorher konnte. Ich weiß nicht, ob du das jetzt fotografiert hast.
Und die rechte von dir aus, die hat er mir beigebracht.
Sebastian:
Das ist die, wo man einfach nur dran zieht?
Miri
Ja, du weiß genau. Kurzes Ende, langes Ende und du kannst dran ziehen, dann ist es offen.
Sebastian:
Okay, ich hab jetzt hier zwei Enden.
Miri
An welchen müsste ich ziehen?
Sebastian:
An dem. An dem kurzen Ende. Und wo muss ich mit der anderen Hand halten?
Miri
Nee, du kannst das Ende in der Hand halten, das ist der Bait.
Sebastian:
Da halten. Ich hatte das schonmal, ich weiß gar nicht mehr, wer es war.
Und dann hatte sie mir... auch eine Riggerin hier
bei zu Hause und meinte:
nee, das ist alles total easy.
Und dann drückte sie mir das Seil in die Hand und dann hab ich auch genauso
wie jetzt gefragt: wo muss ich ziehen? Da musst du ziehen. Und dann hast du
das Seil total toll geordnet in der Hand und dann zog ich und dann hatte ich
einen riesen Knoll in der... und
sie sagte das ist ja noch nie passiert. Okay, ich ziehe.
Miri
Und jetzt rechts schön festhalten.
Sebastian:
Ja, ich hab festgeknotet.
Miri
War das doch das andere Ende?
Sebastian:
Da, jetzt hab ich's.
Miri
So, und jetzt rechts festhalten, links loslassen.
Sebastian:
Rechts festhalten, links loslassen.
Miri
Ja, jetzt hast du
den Bait in der Hand.
Sebastian:
Und jetzt wickelt es sich ab und ich habe...
Miri
Ist das schön?
Sebastian:
Ich habe ein Seil entwickelt.
Miri
Stormwind, du Held. Ob ich's jetzt wieder zusammen geknotet kriege ist eine andere Frage.
Sebastian:
Ich kann das ja mal so zusammenlegen wie ich das mache.
Liebes Publikum, ihr seht einen sehr verstörten Blick.
Miri
Ich mach das gleich im Zug.
Sebastian:
Nein, ich kann das natürlich auch ordentlich. Ich sag ja immer,
ich kann mit Seil nicht, ne.
Aber man kann ja auch...
Miri
Ich lern ja noch.
Sebastian:
Das guckt ihr mal lieber nicht an.
Miri
Das ist sehr kurz.
Sebastian:
Meine waren länger. Pass auf, wenn du das ja so gut kannst.
Miri
Ne, ich kann das nicht gut. Ich überlege, mach mal!
Sebastian:
Also okay, wenn ich das Seil jetzt ordentlich ablegen wollen...
archivieren wollen würde bei uns im Schlafzimmer, dann würde ich jetzt sagen:
hier, ich schmeiß den Haufen in die Ecke und sag dem Podcast-Subbie:
kümmer dich! Und dann macht sie das schön.
Miri
Zu Hause würde ich das jetzt, so wie es ist, lang über die Gardinenstange hängen,
weil Seile möchten eigentlich gar nicht zusammengeknuddelt werden.
Sebastian:
Ich mache das jetzt hier mit so einem Gartenschlauch.
Und dann kann man das jetzt noch mal so zusammendrücken und dann drehe ich das
da noch zweimal rum und dann sieht das doch...
Miri
Ja und jetzt hält es natürlich nicht.
Sebastian:
Es hält nicht, aber es ist ein Haufen.
Miri
Das sieht schön aus.
Sebastian:
So viel zum Thema Seilkundigkeit bei mir. Okay, also aktiv werden: D
as musst du noch lernen oder bist du da schon zuhause am rumprobieren und die
Kissen werden gefesselt?
Miri
Ja, das hab ich überlegt, aber das gefällt mir irgendwie nicht.
Ich glaube ich bin auch kein Musterfessler, noch nicht, auch da.
Ich bin auch eher tänzerisch unterwegs, ich folge dem Seil, ich möchte wissen wo es hinzieht.
Ich möchte natürlich auf Dauer auch lernen wie man schöne Sachen fesselt.
Sebastian:
Okay, aber wen möchtest du fesseln?
Miri
Meinen Spielpartner möchte ich fesseln.
Sebastian:
Okay.
Miri
Der will auch.
Sebastian:
Das wird eine Reise. Ich bin gespannt. Ich werde dein Fet-Profil beobachten.
Vielleicht sehe ich da irgendwann deine Fortschritte.
Also weiter als ich bist du auf jeden Fall schon mal, ne?
Miri
Du kannst schon hier Knoten ins Seil machen.
Sebastian:
Du kannst schon Seil fesseln.
Miri
Ich habe letztes Jahr mal versucht meinen Mann zu fesseln. Das Ergebnis war,
dass ich mich eingetüddelt hatte und er nur so: ja und das findest du gut? *lacht*
Das war nicht so erfolgreich.
Vielleicht brauchst du mal einen Rigger, um mir zu zeigen, wie sich das anfühlt.
Sebastian:
Spannende Frage: spricht der Mann in deutsch, versteht der diesen Podcast?
Ja, Grüße.
Miri
Er hat das noch nie gehört, vielleicht wird
Sebastian:
Es ist schon mal passiert, dass jemand dann... ähnliche Situation, und dann hat
dann der Partner, der BDSM nicht so toll findet, gehört.
Und dann war das so... die Podcastfolge ansich eine Einladung: lassen mal reden. U
nd dann fingen die plötzlich miteinander an zuspielen, weil einfach die Folge
dann die Perspektive nochmal aufgemacht hat, ne.
Miri
Das kann passieren, also ich hab vorhin auch geschrieben: pass auf, ich red grad
über dich. Ich hoffe ich... kann mich selbst um Kopf und Kragen reden,
aber ich hoffe ich geb dich richtig wieder.
Sebastian:
Also vielleicht kann ich ihm ja mal den kleinen Hint geben: hör nicht auf das
was sie sagt, hör auf das was du gut findest.
Und wahrscheinlich macht es das schon wieder gut für euch. Keine Ahnung.
Ach, ganz ehrlich, er muss ja nicht. Und wenn er sagt: nee, das ist nicht meins,
dann ist das völlig in Ordnung und dann passt das, ne?
Also ich find's natürlich auch immer toll, wenn Menschen sich dann dafür begeistern,
wenn auch dieser Podcast die Menschen ein bisschen... Wenn's so ein bisschen Türen
öffnet. Aber das muss nicht sein, ich find das völlig valide zu sagen: geh mir weg mit dem Zeug.
Miri
Wir tanzen auch nicht zusammen, ist alles gut.
Sebastian:
Genau, man muss nicht immer alles teilen, aber ich finde es ist... Die Romantik
gebietet, das Disney Drehbuch gebietet, dass das natürlich immer toll ist,
wenn es so ist. Okay, gibt's noch ein Ding der Woche?
Miri
Ja, also das muss ich ja jetzt zeigen.
Sebastian:
O
Sebastian:
Doch, das ist das Ding der Woche. Ich bin ja bei dir, das ist doch alles schon
irgendwie auch besonders.
Miri
Ich bin ja ein Supporter, ich bin ja ein Kunst der Unvernunft - Supporter.
Sebastian:
Okay, da ist irgendwelches Zeug drin.
Miri
Ja, das ist eine Beatmungshilfe für Wiederbelebungssituationen.
Sebastian:
Ah, okay.
Miri
Also so eine Folie mit Filter für Mund-zu-Mund-Beatmung.
Sebastian:
Okay, und das hast du immer dabei? Und an alledem hängt ein Keyholder von der Kunst der Unvernunft
Miri
Normalerweise hängt da auch noch mein Fahrradschlüssel dran und alles mögliche.
Sebastian:
Ja, aber im Urlaub reduziert man ja. Okay, da ist der Keyholder dran.
Miri
Den habe ich zu Weihnachten gekriegt von Sebastian Stix, weil ich ein Supporter
bin. Da habe ich mich total gefreut.
Sebastian:
Ja, ich hab ja ein bisschen was eingepackt, als ich gesehen hab:
oh, die Post geht nach Schweden, dann mach ich den Umschlag jetzt so voll,
dass das Porto auch... dass jedes Gramm ausgenutzt wird.
Miri
Und dann hab ich den erst nicht gefunden, und das fragte mich jemand anders aus
der Gruppe: wie fandst du denn dein Geschenk? Und ich sag: was für ein Geschenk,
da waren nur so Karten drin, da hab ich schon so viele von und so.
Und dann so: ne, da war doch noch mehr drin. Und dann sagte er was und dann hab
ich nochmal auf den Sofa geguckt, unser schwarzes Sofa und da lag's. Und ich
so: ah, ich hab doch was gekriegt, ich hab das einfach so ausgekippt.
Sebastian:
Liebes Publikum, wenn ihr es nicht wisst, einmal im Jahr gehe ich dann hin und
sage so, wer hat denn? Also nicht wer wird, sondern wer hat im letzten Jahr
den Podcast unterstützt, und dann ziehen wir da eine lange lange Liste raus und
dann schreiben wir Weihnachtskarten.
Und je nachdem wohin, und was wir so an Kram da haben, gucken wir dann und machen
einfach Umschläge voll. Und dann gehe ich dann zur Post mit großen gelben Kisten
und sage: hier, schick den Kram weg.
Das ist immer so ein bisschen... da gibt's ein Budget, da gibt's dann auch die
Frage, wie viele Karten bin ich bereit von Hand zu schreiben,
weil die haben auch keinen vorgefertigten Text, der variiert immer ein bisschen.
Je mehr ich über eine Person weiß, desto mehr steht da, aber ganz ehrlich,
das ist eine Schweinearbeit, das ist ein zwei Wochen Großprojekt hier und dann
ist nochmal die Überlegung, das was auf der Karte steht, muss ja auch zur Adresse
auf dem Umschlag passen.
Und das darf auf gar keinen Fall verwechselt werden. Und wie oft ich schon hier
Umschläge wieder aufgerupft habe, weil irgendwie... hm, ich habe jetzt hier einen
Aufkleber übrig, die Karte ist aber nicht mehr da?
Verdammt, das muss irgendwo reingerutscht sein. Alle wieder auf, alle neu bekleben!
Es ist Wahnsinn, aber es macht total viel Spaß, wenn dann Menschen einfach ein
bisschen glücklich sind und ganz ehrlich, ich kann ja auch nur podcasten,
weil Menschen eben supporten. Und du hast supportet und überhaupt Post nach
Schweden zu schicken ist an sich schon mal aufregend.
Letztes Jahr war auch Spanien dabei, Frankreich, aber so von den Kilometern
her ist Schweden wahrscheinlich ähnlich wie Spanien.
Miri
Weiß ich nicht, bis zu uns sind es zwei-sieben glaube ich.
Sebastian:
Also die USA waren nicht dabei und ja, aber das wäre nochmal alles sehr spannend
gewesen. Aber das ist dein Ding der Woche, warum ist das jetzt das Ding der Woche?
Miri
Ja ich bin ja nicht vorbereitet, aber ich fand einfach so... ich fand das so toll. D
ein Podcast ist unter anderem schuld an meiner Reise, dass ich dich unterstütze
hat einen Grund, dass ich jetzt hier sein darf hat einen Grund und das ist so
ein Symbol dafür, so ist das.
Sebastian:
Sehr schön. Und jetzt hast du zwei. Ich hab dir gestern einfach noch einen in
die Hand gedrückt. Mit der Maßgabe, der wird verschenkt.
Miri
Und das dritte Ding der Woche ist kein Ding und das finde ich nicht,
aber sobald ich es finde, schicke ich es dir. Das ist die 19-seitige Auswertung
meiner EEG-Session. Die man
bestimmt nicht versteht, wenn man nicht versteht, was wir gemacht haben.
Sebastian:
Das heißt, ich knall die in die Show-Notes einfach rein.
Miri:
Ja,
du musst vielleicht nicht die 19 Seiten, aber…
Sebastian:
Du machst den Auszug,
den ich da reinpacken darf, irgendwie ein PDF oder auch Bilder, ist völlig egal.
Miri
Vielleicht kannst du das ganze Ding, man versteht nicht furchtbar viel.
Sebastian:
Vielleicht gibt's ja Menschen, die das auswerten können oder so. Und vielleicht
entsteht hier ein neuer Kink daraus, dass dann irgendwie die ganzen kinky Leute
sich hier die EEG-Hauben und Software da beschaffen, um dann...
ja, ich stelle mir grad dann ach...
Miri
19 Seiten.
Sebastian:
Da sehe ich halt so ein bisschen die Zukunftsdystopie, dass man dann wirklich
Session nach Körpermerkmalen spielt, also was tut dein Organismus gerade?
Miri
Und das ist ja das, was er sagt, er sagt dann nochmal: das Gehirn kann es...
das EEG kann es nicht unterscheiden.
Du brauchst den Gesichtsausdruck, du brauchst mehr Info als nur den Gamma oder
Teta-Space. Gamma-Space kann auch Angst sein.
Sebastian:
Ja, aber das ist dann wieder die Kommunikation: was ist es gerade, benenne es!
Miri
Genau, wo willst du damit hin, mit deinem Gefühl.
Sebastian:
Es hat jetzt einen Namen, damit können wir arbeiten. Aber ich finde das großartig,
ich hätte da gerne Mäuschen gespielt, gebe ich ja zu.
Das ist nochmal so eine... Ich finde ja... ich persönlich finde ja, BDSM findet zu m
indestens 90 Prozent im Kopf statt.
Das Spanking, Bondage, Fesseln ans Kreuz, Umgebung, all das,
schön und gut, alles tolle Werkzeuge. Aber kicken, also mich persönlich kickt
im Kopf dieses: ich habe die Macht.
Ich bestimme, was passiert. Ich habe bewirkt, dass ihr Körper XY tut.
Ich habe bewirkt, dass sie grinsend seit zwei Tagen durch die Gegend rennt.
Miri
Oder weinend nach 36 Stunden.
Sebastian:
Oh ja, weinen.. weinen, Tränen, allein Tränen und dann aus welchen Gründen auch immer.
Aber auch da wieder: Reaktion, Reaktion, Reaktion. Und zwar nicht nur körperliche
oder geistige, sondern am besten beides.
Und das ist auch diese Essenz, die mir persönlich dann so dieses "Wumms" gibt.
Allein dieses: ich habe über eine Session nachgedacht,
nein ich habe während der Session nachgedacht und mit der, ich sag mal,
mit der Macht meiner Gedanken habe ich dann Handlungen vollzogen,
die etwas bewirkt haben. Vielleicht nicht das was ich wollte,
vielleicht auch etwas überraschendes. "Ach guck, das geht auch."
Ja, aber jetzt kommt das so langsam.
Also ich gehe jetzt mal Richtung Zukunft und wo führt es dich hin?
Miri
Also Seil sicher, in beiden Rollen, da bin ich mir sehr sicher.
Ich bin feige. Ich will nicht sagen, dass ich Perfektionist bin,
aber beim Führen auch. Ich tanze auf einer Milonga nicht führend,
weil ich einfach noch nicht gut bin.
Ich brauche unglaublich lange, um so gut zu werden, dass ich mich raustraue.
Also es wird lange dauern, bis ich einfach irgend wen fessele.
Aber ich will es probieren, ich will es üben. Das ist sicher ein Weg, den ich gehen werde.
Sebastian:
Auch so Impact?
Miri
Das werde ich nicht tauschen, das glaube ich nicht. Impact ist,
also hauen ist nicht meins.
Sebastian:
Du könntest sehen, wie ein anderer Mensch reagiert. Ich glaube,
du teilst den üblichen Reaktionsfetisch, bist aber in der Lage,
auf dich selbst zu schauen.
Du siehst, dass jemand was macht und dann guckst du begeistert zu,
wie du darauf reagierst.
Miri
Ja, ja, find ich auch super.
Sebastian:
Das bist dann du, da bist du natürlich ganz nah dran, also quasi direkt an der Quelle, ja?
Und jetzt wäre ja nochmal die Überlegung, ob du das nicht auch von extern dir mal angucken würdest.
Miri
Ja, also ich hab's ja schon ausprobiert. Ich hab also mit meinem Top schon...
eigentlich wollte ich einen Neon Wand und diese extra Elektrode,
wo man sich selbst irgendwie unter Strom setzt. Wollte ich eigentlich,
dass er mit mir macht. Und dann hab ich gedacht:
die ist aber jetzt neu und ich will mal gucken wie sich das anfühlt, und dann
hab ich das mit ihm gemacht und das war toll. *lacht* Und da meinte ich nur so:
oh toll, jetzt seh ich mal einen richtigen Sadisten, äh Masochisten. I
ch hab gesagt: endlich sieht man mal einen richtigen Masochisten,
wie der reagiert und dann guckt er mich an und sagt: und hier sieht man einen werdenden Sadisten. *lacht*
Sebastian:
Ja, das heißt der Weg ist doch jetzt schon mal klar.
Miri
Ja, also ich glaube schon, dass es ein bisschen switchiger wird,
aber ich habe keine Ahnung.
Ich bin ein... wie sagt mein Top immer, er ist Sensualist und das kann ich gut
kaufen. Ich mag Eindrücke.
Sebastian:
Also ich finde es unglaublich schön, wie wenig dogmatisch du an all das ran gehst.
Ja, du merkst schon, ja jetzt vögeln die alle um mich herum und das und das
und die Kategorien und alles.
Aber du bleibst dir da treu und sagst: nee, das ist das, was ich möchte,
das fasziniert mich. Du kannst formulieren: das will ich, das will ich nicht.
Kannst du auch formulieren. Und du sagst ja schon von Anfang an:
die Kommunikation, was passiert da zwischen Menschen, ne?
Und das fasziniert dich und du gehst dem einfach nach und erlebst Dinge.
Miri
Und was du vorhin meintest von wegen dieses: du bereitest dich vor,
du gehst in eine Session rein. Also ich hab ja bevor wir angefangen haben
aufzunehmen, hab ich ja schon zu dir gesagt: mir geht's gerade so,
als würdest du gleich deine Werkzeuge auspacken. Also es war ein Pre-Session-Gefühl.
Und das ist das stärkste finde ich immer. Die Verhandlung, dieses Antizipieren
was kommt jetzt gleich, ist ein ganz, ganz großer Teil des ganzen Spiels.
Wenn ich gleich anfange zu frieren, dann ist das... dann brauch ich ein bisschen Aftercare. *lacht*
Sebastian:
Dann frag ich doch mal, Miri, wie war ich? *lachen*
Miri
Ich frage jetzt: was würdest du jetzt brauchen? Wie geht's dir denn?
Sebastian:
Dann ein bisschen Bewegung tatsächlich.
Ein leckeres Getränk gleich, ein kleiner Snack. Und so ein bisschen Aftercare,
indem wir nochmal drüber schnacken, was wir hier so alles besprochen haben und was so passiert.
Und ich brauche auch so den persönlichen Abschluss, der dich dann nochmal aufklärt,
was brauche ich alles in den nächsten 14 Tagen von dir noch an Materialien und Zeugs.
Also da habe ich jetzt so das Endritual. Und was ich ganz dringend gleich brauche
ist: ich muss dann diese Speicherkarte einmal sichern, damit ich sicher bin,
dass diese Folge auch irgendwann im Podcast erscheinen wird.
Also, ich brauche jetzt, ich sag mal:
Irgendeine Mischung aus Struktur und das wäre gemeinsam das Erlebnis,
dass wir das jetzt mal so ein bisschen nachverarbeiten im Sinne von:
hat's dir gefallen, war's schön, hat's mir gefallen, was machen wir draus, ne?
Das ist jetzt so, das kann ich jetzt formulieren. So, und jetzt nochmal die
Frage: wie war ich? Ich lass nicht locker!
Miri
Ich wollte gerade sagen, ich habe mich hier auch entblättert. *lacht*
Nein, ich war ja fürchterlich nervös und ich wusste, es wird alles gut werden,
weil alle das erzählen: sobald man bei Sebastian auf der Couch sitzt, wird alles gut.
Aber ich habe hier auch gesessen mit Decke über mir drüber und am liebsten hätte
ich mich irgendwo in die Ecke gedrückt und mein Kissen festgehalten und nach
und nach wanderte das Kissen weg, die Decke weg und jetzt liege ich hier schon
halb entspannt auf dem Kanapee und könnte ewig mit dir weiterquatschen.
Ich fand es richtig schön!
Sebastian:
Wir könnten das tatsächlich tun, aber, aber, die Zeit, die Zeit!
Du fährst jetzt noch weiter. Du hast jetzt noch acht Tage in Deutschland?
Miri
Oh ja, wie viele Tage? Also bis nächsten Sonntag.
Sebastian:
Okay, fast zehn Tage, sehr schön. Das heißt, du besuchst jetzt Leute?
Miri
Jetzt gehe ich tanzen zum Beispiel. Ich habe noch ein Tüddeltreffen in Münster.
Ich habe noch KdU-Treffen nächste Woche. Ich habe ein Tüddeltreffen in München.
Ja, und viel tanzen zwischendurch, Freunde treffen.
Sebastian:
Ja, läuft. Ich wünsche dir unfassbar viel Spaß und brauchbar pünktliche Züge.
Miri
Ja, genau. Deutschland-Ticket. The best thing ever.
Sebastian:
Ja also ich werde das im Sommer auch ausprobieren. Was kann ich eigentlich machen,
wenn ich wirklich da frei bin und auch ein bisschen Zeit habe und einfach sagen kann:
scheiß drauf, fahr halt irgendwo hin. Das wird spannend. Ich finde das total schön,
dass du vorbeigekommen bist, dass du... der Grund der Reise,
der existiert ja nicht mehr, das ist ja eigentlich das witzige an der ganzen
Nummer. Und dann hab ich schon gedacht: ah schade kommst du doch nicht? Doch du bist hier?
Und wir haben einfach eine schöne Zeit zusammen verbracht und ich habe von dir
auch gestern nochmal so ganz viel Perspektiven gelernt und eben jetzt bei der
Aufnahme auch wieder. Und das ist total schön,
das ist auch mit der Grund warum ich das so gerne mache, warum mir das so einen
unfassbaren Spaß macht, weil man einfach mit Leuten in Kontakt kommt. D
ann kommen neue Ideen, neuer Quatsch, neuer Unsinn in den Kopf rein und jetzt
muss ich mal gucken bei Ebay wo ich so eine EEG-Haube herkriege, das Podcast Subbie
wollte eh immer schon mal eine Maske haben. *lacht*
Miri
Beatmungsgerät.
Sebastian:
Beatmungsgerät, da trau ich mich vielleicht noch nicht ran,
aber das kann ja alles noch werden.
Miri
Mein Neuroplayer war sehr interessiert darin.
Sebastian:
Oh weia. Na viel Spaß! Miri,
vielen vielen vielen Dank für jedes offene Wort und ich wünsche dir,
dass du einfach richtig tolle Zeit hast und auch bei dir gilt:
du wirst unter der Folge, wenn sie erscheint, dann ein bisschen bloggen können.
Bald ist es online die Funktion, und dann kannst du auch Updates damit selber
rein posten. Was du willst, so viel du willst.
Und die Menschen ein bisschen auf dem Laufenden halten.
Miri
Und ich brauch natürlich ein Transkript, sonst kann mein armer Spielpartner
das nie erfahren, was ich hier gesagt habe. *lacht*
Sebastian:
Du kriegst ein Transkript.
Das Transkript-Team wird sein Bestes geben.
Aber das wird jetzt zwei Wochen dauern, bis ich dir das schicken kann.
Aber wir arbeiten daran.
Du kannst das auch gerne nochmal alles auf schwedisch nachsprechen,
wenn du möchtest, und dann pack ich das als zweite Version in die Folge.
Miri
Als zweite Tonspur.
Sebastian:
Da musst du aber mich dann auch nachsynchronisieren, und ich weiß nicht wie du
meine kruden Satzkonstrukte... ob die überhaupt sinngemäß übersetzbar sind, ich fürchte ja nein.
War eine wunderschöne Zeit, jetzt drücken wir hier Stopp. Liebes Publikum,
habt einfach eine wunderschöne Zeit, und ich hätte gern Feedback wie auch so
eine völlig unvorbereitete Aufnahme, auf der irgendwie genau fünf Wörter auf meinem Zettel stehen, w
ie ihr das gelungen findet, und ob ihr Miris Standpunkt oder diese unglaubliche
Gier nach Experience, wie ihr das teilen könnt.
Oder ob ihr sagt: ne, vielleicht will ich auch einfach erleben und muss nicht
immer alles an mir erforschen und machen und tun und Sachen...
[Miri: Erleben mach ich auch.] Ihr merkt, ich bin leer gequatscht heute. Und ich hab heute
Abend eine Live-Sendung, da muss ich auch wieder reden, verdammt.
Habt eine schöne Zeit, vielen Dank, macht's gut.
Miri
Vielen Dank, tschüss.
Sebastian:
Tschüss!