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Sebastian
Hallo und herzlich willkommen zu Folge 95 der Kunst der Unvernunft.
Mein Name ist Sebastian Stix und hier sprechen Menschen über BDSM.
Was erleben sie, was ist ihre Motivation und ganz schlicht, was macht sie glücklich?
Julia aus Hamburg hat mich besucht und wir haben geredet. Sie ist etwa 30 Jahre alt, Sub.
Und ja, so einfach war ihr Weg zum Kink dann nicht.
Schwupps steckt man in einer garantiert kinkfreien Beziehung und die Lebenspläne
des Partners sind ja dann doch klarer als man gedacht hat.
Heiraten, Haus in der Einöde, Garten, Kinder, Rente, Dynastie,
Deckel drauf und Erde drüber.
Gut, so hat Julia das jetzt nicht gesagt, ich übertreibe ein wenig,
aber es läuft schon sehr darauf hinaus.
Wie ihr Nachbar sie mit dem entscheidenden Schubs ein wenig gerettet hat,
erfahrt ihr in dieser Folge.
Und außerdem sprechen wir über das Thema generalisierte Angststörung.
Die ist durchaus überwindbar und muss kein Hindernis für BDSM sein.
Ja, wenn der oder die Therapeutin denn damit klarkommt und das einordnen kann.
Das ist nicht immer so. Und wie man damit umgeht, erzählt euch Julia gleich.
Ja, und wie ich merke, habe ich mal wieder eigentlich schon wieder die halbe
Folge verraten. Nein, habe ich nicht. Da gibt es noch so viel mehr.
Besucht gerne die Podcast-Werbseite "kunstderunvernunft.de".
Und hinterlasst dort euer Feedback. Das finden meine GästInnen toll,
das finde ich toll, auch wenn es mal ein bisschen kritisch ist.
Kritik gehört auch dazu, wenn
ihr etwas anders seht oder auch etwas zu ergänzen habt, immer her damit.
Das könnt ihr auf Wunsch auch ganz anonym tun und ich gebe zu,
das ist auch gar nicht so schlecht für Google, weil Google natürlich solche
Meinungen und Feedback nochmal ganz anders honoriert, als alles
was ich auf der Seite schreiben könnte.
Und jetzt fangen wir einfach an. Los geht's mit Folge 95 mit Julia.
Liebes Publikum, es ist wunderschönes Wetter, die Vögel zwitschern.
Und deshalb habe ich mich reingesetzt, wo nichts mehr zwitschert,
und habe Besuch bekommen von Julia.
Julia
Hallo.
Sebastian
Ja, ich erzähle ein bisschen was zu dir. 32 Jahre aus Hamburg und Sub ist nicht ganz falsch.
Julia
Das ist korrekt, ja.
Sebastian
Ja, hallo.
Julia
Hallo.
Sebastian
Ja, du bist hier angekommen, auch wieder mit der Bahn.
Das hat halbwegs okay geklappt. Ich bin begeistert. Es gibt einen Ruf da.
Julia
Ja, wirklich. War gut.
Sebastian
Und ja, wir sprechen heute über alles mögliche. Ich habe eine sehr lange Liste tatsächlich.
Die fängt quasi mit 15 an und geht bis heute.
Und ja, es geht halt ganz viel um BDSM und auch um Nicht-BDSM,
wenn ich das richtig sehe.
Es gibt Dinge der Woche und das teaser ich jetzt schon mal fürs Publikum.
Wir werden über das Thema Angststörung sprechen.
Ja, wollen wir einfach mal anfangen?
Julia
Ja, gerne.
Sebastian
Okay, fangen wir erstmal mit den aktuellen Lebensverhältnissen an. Kannst du BDSM leben?
Julia
Ja, ich bin in einer Partnerschaft und lebe mit meinem Partner zusammen in Hamburg.
Und wir leben BDSM aus, jetzt nicht in einer 24-7 Beziehung oder so,
aber doch regelmäßig würde ich sagen.
Also wir haben da schon ein Machtgefälle, machen Sessions und genau, er ist der
dominante Part und ich fühle mich ganz wohl unten.
Sebastian
Ich sehe schon um deinen Hals baumelt auch ein Kettchen.
Julia
Ja, richtig.
Sebastian
In Gold mit einem ganz kleinen Ring, aber er ist als O-Ring erkennbar.
Julia
Richtig. Den habe ich mir selber zu meinem 30.
Geburtstag geschenkt als Zeichen dafür, dass ich zu meiner Sexualität stehe und das auslebe.
Sebastian
Du wohnst ja nun mal auch in der Metropole, wo man da unfassbar viel erleben kann.
Ja, das heißt eigentlich, ich unterstelle das ja allen Hamburgern immer,
jeden Tag irgendeinen Stammtisch, jedes Wochenende zwei bis drei Partys und
Clubbesuche und ich weiß nicht was.
Julia
Ja, da muss ich dich enttäuschen. Ich bin noch auf keinem einzigen Stammtisch
gewesen und auch Partys standen noch nicht auf meiner Liste.
Stehen es aber für die Zukunft. Also ich möchte unglaublich gerne mal auf eine Party.
Ich würde sagen, wir tasten uns da aber gerade noch ran. Also ich war jetzt
schon mehrmals auf der "Passion", fand das sehr schön. Wir haben letztes Jahr
im November einen Bondage-Kurs bei Matthias Grimme gemacht.
Das war eine wahnsinnig schöne Erfahrung und suchen uns da so ein bisschen die
Sachen, die uns ansprechen.
Wollen auch unbedingt mal auf den Tüddel-Treff im Catonium gehen.
Genau, also solche Dinge.
Sebastian
Okay, also eigentlich genau der richtige Moment für unser Gespräch,
weil das gerade noch so ein Moment ist, wo ihr gerade auch anfangt,
dann auch nach draußen zu gehen und zu entdecken.
Und ich finde das total schön, dass du hier bist, denn wir haben unser Vorgespräch,
ich glaube vor über einem Jahr gehabt, unser erstes.
Julia
Ja, das kommt gut hin, glaube ich.
Sebastian
Davor hast du mich auch, glaube ich, hartnäckig angeschrieben und ich habe ewig
zum Antworten gebraucht und dann hier und da, da bin ich ja momentan nicht besonders
zuverlässig, muss ich gestehen, aber du hast durchgehalten.
Julia
Ja.
Sebastian
Das ist toll und ich glaube, wir gehen einfach mal ein bisschen zurück.
Ja, wann hat, was hab ich neulich gelesen, ich hab ne schöne Formulierung neulich
gehabt, und dann stieg ein Englein herab und hat gesagt, du magst BDSM und ab
dann war die Erkenntnis da, so einfach kann es sein.
Ich weiß leider nicht von wem das ist, ich kann es nicht ordentlich zitieren,
wenn ich es rauskriege schreibe ich es in die Show Notes, die solltet ihr eh
angucken, liebes Publikum, aber wurde dir gesagt BDSM ist super oder du hast
es dann ganz früh rausgekriegt und dann war alles klar und einfach?
Julia
Nee, leider nicht ganz so. Ich würde sagen, dass das ein Teil von mir ist oder
dass ich solche Dinge mag, war mir schon recht früh klar.
Also ich glaube, meine ersten sexuellen Fantasien, wenn man das so nennen kann,
hatten schon immer so einen Charakter, dass ich mir vorgestellt habe,
wie jemand mich dominiert.
Ich weiß auch, dass ich damals so in Büchern,
Ich habe von meiner Mama irgendwie im Urlaub mal ein Buch gelesen und es war ein ganz anderes Buch,
aber es ging um eine Szene dann und ich hatte keine Ahnung, vielleicht war das
dieser Engel-Moment, weil ich blätterte das Buch einfach so auf irgendeiner
Seite auf und in dieser Szene stand, wie ein Mann eine Frau ans Bett fesselt und dann mit ihr Sex hat.
Und ich weiß noch, dass mich das damals unglaublich gefesselt hat und ich diese
Stelle bestimmt zehnmal gelesen habe und meine Mama meinte, du kannst dir das
Buch auch ausleihen, wenn du das spannend findest.
Ich glaube, sie dachte, dass ich es wegen anderen Dingen spannend finde, aber ja.
Sebastian
Weißt du noch, welches Buch das ist?
Julia
Ich glaube tatsächlich und das ist eigentlich ziemlich makaber,
weil es müsste so ein Dan Brown Roman gewesen sein. Und ich glaube,
dass tatsächlich am Ende dieser Sexszene der Mann die Frau sogar ermordet. Also, das...
Keine Ahnung, ob man das hier so sagen darf, aber ich glaube es war Sakrileg oder so.
Sebastian
Du darfst mir sagen, ja, ganz ehrlich, das ist ja Popkultur, ne.
Julia
Genau, also das war dann nicht das, was mich gereizt hat und ich glaube das
passierte auch später, aber es war diese Eingangsszene, wo er beschrieb,
wie er da hingeht, diese Frau liegt schon gefesselt auf dem Bett,
er fängt an ihren nackten Körper
zu streicheln und das hat irgendwie wahnsinnig was in mir ausgelöst.
Sebastian
Ich gebe ehrlich zu, ich bin ja auch so ein Sci-Fi-Dystopie-Thriller-Konsument
und manchmal hat man da unfassbar krasse Sex-Szenen drin, die dann auch noch,
wenn ich es als Hörbuch höre, von sehr guten Sprechern eingesprochen werden.
Man darf das nur nicht erzählen, weil das ist dann so, jaja,
das ist dann so ein bisschen aus dem Zusammenhang, dann klingt das so grausam
und man müsste sich dafür schämen, dass das irgendwie was in einem ausgelöst hat, aber egal.
Hast du das ganze Buch dann irgendwann gelesen oder wie bist du bei den paar Seiten?
Julia
Ich bin ein großer Dan Brown Fan geworden, vielleicht deshalb,
ich fand es auch so einfach wahnsinnig spannend, wie er schreibt, also ja.
Sebastian
Ich kann also an die Folge schreiben, Dan Brown hat dich zu BDSM gebracht.
Julia
Genau das, ja.
Sebastian
Okay, aber du hast die Szene gelesen, was für ein Urlaub war das,
also wie alt warst du da grob?
Julia
Boah, ich müsste da schon... Wann kam denn Sakrileg raus? Also das müsste man
vielleicht mal recherchieren, weil ich weiß, dass meine Eltern,
die beide sehr viel lesen, diese Bücher immer relativ früh hatten.
Und zu dem Zeitpunkt habe ich das gelesen. Das war so eine dieser Momente aus
meiner Jugend, an die ich mich erinnere. Es gab davon einige,
das ist auch schon damals bei TKKG-Hörspielen, fand ich immer die am spannendsten,
wo irgendwie die Mädchen entführt wurden und keine Ahnung. Also...
Sebastian
War so ein Ding. Sakrileg erschien 2004.
Julia
Da war ich 14.
Sebastian
Also ja, das ist so ein Alter, da ist man auch gut empfänglich für Ideen.
Julia
Voll, ja, definitiv.
Sebastian
Okay, aber sagt dir das dann BDSM oder erstmal ist das ja nur die Info,
oh das mit dem Fesseln finde ich spannend.
Julia
Genau. Letzteres eigentlich. Ich hatte sehr, sehr lange dafür eigentlich keinen Namen.
Ich wusste, dass ich irgendwie anders bin, was Sexualität angeht,
aber es hat bis in meine 20er gedauert, bis ich dafür wirklich einen richtigen Begriff hatte.
Ich wusste, ich mag ausgeliefert sein, ich mag Fesseln, ich mag Fixierung.
Aber das hatte für mich nie diesen Oberbegriff BDSM.
Und ich weiß nicht warum, weil ich bin ja eigentlich in einer Generation aufgewachsen,
die eigentlich sehr früh Zugang zum Internet hatte. Aber ich habe da nie so
aktiv nach gesucht irgendwie.
Sebastian
Ich weiß ja schon ein bisschen mehr. Also mit 15 gab es den ersten Freund?
Julia
Ja.
Sebastian
Keine Chance auf irgendwas Kinkiges?
Julia
Absolut nicht. Der war damals auch drei Jahre älter als ich und das war meine
erste Beziehung und da war vielleicht Küssen gerade mal so drin.
Also das war jetzt nicht so spannend. Die hielt tatsächlich auch eine Weile,
aber nicht mal, ja, ich glaube, ein gutes Jahr.
Und ich denke, und danach war ich auch sehr lange, also was heißt sehr lange?
Als Teenager kommt einem das wahnsinnig lange vor. Single und niemand möchte
mich und alles ist furchtbar.
Ich hatte dann mit 19 einen Partner kennengelernt, mit dem ich dann auch sehr lange zusammen war.
Sebastian
Okay, da konntest du zumindest was formulieren, was dir gefallen könnte oder
gab's halt, ich sag mal, schlichten Sex?
Julia
Es gab am Anfang schlichten Sex, würde ich sagen. Ich habe schon irgendwann
in der Beziehung das Ganze versucht zu kommunizieren.
So gut es eben, wenn man nicht sagen kann, es gibt da BDSM und ich mag das,
weil man selber noch nicht weiß, was BDSM heißt.
Ich habe das schon versucht und ich weiß noch, dass wir damals auch so diese
richtig billigen Handschellen und sowas hatten, um das mal zu testen.
Sebastian
Mit Plüsch?
Julia
Ja, was natürlich irgendwann auch einfach abgeht und dann sind die nur noch
hart und kalt und unangenehm.
Wir haben das so ein bisschen ausprobiert, aber er ist eine Person,
die wenig damit am Hut hat.
Also die vielleicht, ich will jetzt nicht mutmaßen, aber ich würde ihn eher
selber als ein bisschen unterwürfig einordnen und er konnte damit gar nichts
anfangen und fand das auch immer eher unangenehm und befremdlich,
dass ich solche Ideen habe, was dazu geführt hat, dass ich es dann auch nicht
weiter versucht habe anzusprechen.
Sebastian
Ja das finde ich spannend, weil das ist so dieses, das Angebot,
hey du, du kannst mit mir im Bett im Prinzip ja machen was du möchtest,
dann müsste man ja meinen, dass so ein Kerl evolutionär sagt,
oh genial, die Frau an den Haaren durch die Gegend zerren, das ist ja eh schon
seit der Höhlenmenschzeit quasi interessant, machen wir mal so.
Und dann sagen Männer, nee.
Und das ist ja völlig in Ordnung.
Julia
Total.
Sebastian
Hast du darunter gelitten? Also wie sehr hat es dir gefehlt?
Julia
Sehr. Jetzt rückblickend kann ich das sagen.
Zu dem Zeitpunkt wusste ich das nicht, weil es war meine, ich würde sagen,
diese Beziehung mit 15 Jahren, klammer ich immer gerne aus, aber diese lange
Beziehung mit 19, das war meine erste richtig feste Beziehung.
Und da war viel Schönes, weil mit 19 entwickelt man sich halt auch stark weiter.
Ich habe mit diesen Menschen das Reisen für mich entdeckt. Wir haben wirklich
viele schöne Erfahrungen gesammelt.
Und deshalb habe ich diesen Teil halt auch immer so ein bisschen hinten angestellt.
Aber rückblickend habe ich gemerkt, also ich selber sage eigentlich immer BDSM
ist für mich eine sexuelle Identität.
Und ich finde, wenn man die nicht ausleben kann, dann...
Ja, funktioniert es halt einfach auf Dauer nicht und ich habe das in der Beziehung
sehr gemerkt, weil ich irgendwann einfach keine Lust mehr auf Sex hatte.
Also ich kann jetzt sagen, ich brauche diesen Anteil in einer Beziehung,
um weiterhin Lust zu empfinden und dadurch,
dass es den da gar nicht gab und dass der auch sehr negiert wurde einfach,
hat es glaube ich unsere Beziehung negativ beeinflusst, weil ich keine Lust,
konnte aber auch nicht richtig artikulieren, warum nicht und das war schwierig.
Sebastian
Ich mag da mal differenzieren, keine Lust auf Sex oder auch keine Lust auf Sexualität.
Das stirbt ja beides manchmal so ein bisschen mit ab. Oder aber man ist halt
dann allein am machen und hat die wildesten Fantasien, aber kann es nicht formulieren.
Also wie war es bei dir? War die Lust an sich noch da?
Julia
Ja, total. Und ich hab das sehr stark gemerkt. Also ich glaub das ist vielleicht
auch normal. Man sucht sich ja dann immer Wege.
Vielleicht so kleine Coping-Strategien irgendwie. Und ich hab damals wahnsinnig
viel Fan-Fiction gelesen und geschrieben selber.
Über, weiß ich nicht, alles mögliche. Viel Harry Potter Fan Fiction.
Würd ich jetzt auch nicht mehr so machen, aber…
Sebastian
Ich weiß, die ist ziemlich brutal. Da ist Dan Brown mit seiner Fesselszene mal gar nichts gegen.
Die Slytherins, die alle Harry vergewaltigen. Alle.
Und Snape noch mit Saint.
Um Gottes Willen, das ist böses Zeug.
Julia
Auf jeden Fall, aber es war so eine Flucht für mich irgendwie das zu lesen,
zu konsumieren und also die Lust war da, ich hatte einfach nur keine Lust auf
Sex mit diesem Partner, weil eben genau da sowas nicht stattfand und es halt
wirklich sehr vanilliger Sex war.
Sebastian
Ich sag mal, auch wenn du nicht weißt, das ist BDSM mit dem Ganzen,
es gibt Consent und es gibt SSC und Play und so weiter, selbst dann kommt
man ja doch irgendwie drauf, das könnte doch in Richtung SM gehen.
Also dieses Bildzeitungs-SM.
Du kommst ja gar nicht dran vorbei zu merken, SM macht mich irgendwie an.
Julia
Ich glaube, das war so ein bisschen, ich will das nicht wahrhaben,
weil das ist ja irgendwie komisch, weil ich meine, so wie das in den Medien
dargestellt wird, ist das ja immer krank und pervers.
Und das war so ein Teil, wo ich dachte, uh, und auch dadurch,
dass mein Partner damals so reagiert hat und das eher nicht wollte,
hat es mir das Gefühl gegeben, ist vielleicht nicht ganz so gut,
dass du das magst, das ist vielleicht nicht ganz so normal und normal zu sein
war damals ein sehr großes Bestreben von mir.
Ich glaube, ich weiß, das ist ganz böse, aber einen Namen hat es tatsächlich
gekriegt durch Shades of Grey.
Sebastian
Das ist gar nicht böse, das ist ja der Verdienst von dem Zeug.
Und dann auch, ein bisschen was kriegt man ja schon mit allein die Szene,
sie verhandeln ihre Kapitulation aus und sie ist gut vorbereitet.
Ich muss geschehen, das ist tatsächlich eine wirklich gute, wichtige Szene.
Ich habe jetzt ehrlich gesagt den Film nur geguckt, weil das Buch,
da konnte ich nach 20 Seiten nicht mehr, da wollte ich nicht mehr.
Das ist ja gar nicht schlecht zum Reinkommen. Okay, aber du warst mit ihm noch
zusammen, als der Film kam.
Julia
Genau. Und das war auch eher Zufall, weil mich hat so eine Literatur nicht wirklich interessiert.
Aber ich hab halt da studiert und in unserem Studium wurde dieses Buch rauf
und runter diskutiert. Und irgendwann dachte ich mir, okay, I don't get the
hype, aber ich hör mir jetzt mal das Hörbuch an, weil ich will's verstehen.
Und ich weiß, dass ich damals dachte, oh, ziemlich unangenehmer Typ irgendwie.
Also da ist viel irgendwie nicht so, wie ich's ganz gut finde,
aber dieses Spielzimmer.
Und das war halt irgendwie spannend. Und dann hatte es halt auch endlich einen Namen so.
Sebastian
Ja, und dann kann man googeln.
Julia
Ja, definitiv.
Sebastian
Ich frage noch, weil du ja auch mit 19, 20, 21 ist ja immer noch so ein bisschen die Frage SMJG.
Es scheint langsam so eine Forschungsarbeit von mir zu sein.
Schaffen es Menschen die SMJG nicht zu sehen?
Ich weiß, du weißt jetzt davon. Aber einfach mal die Frage, wann hast du davon
gehört, dass es die SMJG gibt, also eine BDSM-Jugendorganisation?
Julia
Ja, das würde ich sagen war mit 28, 29 durch den "Not Vanilla"-Podcast.
Sebastian
Wo du gerade raus warst, definitiv.
Julia
Ja.
Sebastian
Boah.
Okay, ich bleibe dabei. Also, liebes Publikum, wenn ihr relativ jung seid und
habt diesen Podcast entdeckt, das ist irgendwie spannend und ihr sucht Leute
und ihr seid auch unter 18 zum Beispiel, dürft ihr diesen Podcast ja gar nicht
hören, aber egal, "smjg.org",
bitte tut mir den Gefallen, gebt denen eine Chance und seid auch hartnäckig
und besucht mal irgendwas oder geht ins Forum, aber irgendwie,
das ist echt gut, weil ich glaub man ärgert sich, wenn man dann irgendwie grad
raus ist und kommt da nicht mehr so ran.
Julia
Voll. Also ich muss auch sagen, es ist ein bisschen ironisch.
Ich habe einen sehr, sehr guten Freund aus der Schulzeit, das ist einer meiner
engsten Freunde. Wir sind auch jetzt noch sehr gut befreundet.
Und der war damals tatsächlich, also der wusste, dass es die SMJG gibt.
Also wenn ich damals sage, meine ich, wir waren so in der 11. Klasse.
Wir waren aber beide so ein bisschen am strugglen mit uns selbst,
so dass wir nie darüber geredet haben. Und Jahre später haben wir dann festgestellt.
Ach, du auch? Ja, vielleicht hätten wir ja damals einfach mal zusammen nach
Braunschweig fahren können zum Stammtisch, aber tja.
Sebastian
Ja gut, da kann man sich immer drüber ärgern. Also ich bin ja selber auch so
mit 27 dann so richtig in die Szene eingestiegen und das hat mich auch so ein
bisschen geärgert, so ein, zwei Jahre früher und dann hätte man da noch ganz
viel mitnehmen können. Aber ist eben so, oder?
Man ist noch so gerade auf der Grenze, wo man auch sagt, ich fang da jetzt nicht
an ein halbes Jahr hin zu gehen und dann fliege ich raus. Aber die müssen natürlich
diese Altersgrenze auch setzen, ne?
Okay, also da ist noch ein bisschen Nachholbedarf und ich mag das immer in den
Folgen unbedingt droppen, weil es irgendwie manche Sachen vielleicht einfacher
gemacht hätte. Aber es geht auch ohne.
Julia
Ja, aber definitiv, die machen eine so gute Arbeit und das ist so unterstützenswert
und ich bin mir sicher, dass wenn ich damals auch nicht so in Häkchen behütet
aufgewachsen wäre und ich hätte es vielleicht irgendwie anders mitgekriegt, aber so.
Also ja, SMJG ist sehr cool. Geht da hin.
Sebastian
Jetzt hast du das Buch gelesen, du hast Google gefunden. Warst du mit dem Partner noch zusammen?
Julia
Ja.
Sebastian
Dann steigt der Druck.
Julia
Definitiv, vor allem das war… Wie ist das? Nee, nee, also ich glaube es war
schon, die Kiste war schon so
verfahren bei uns, dass ich mich nicht mehr getraut habe es anzusprechen.
Wir waren da schon fünf, sechs Jahre in der Beziehung ungefähr, würde ich tippen.
Ich habe 2012 angefangen zu studieren, naja das waren dann so drei Jahre, vier Jahre.
Ich habe es glaube ich immer mal wieder so ein bisschen versucht,
aber ich finde, man merkt ja auch, wenn es einem gar nicht liegt,
dann macht es auch mir keinen Spaß.
Also wenn ich merke, okay, da versucht jetzt jemand so ein bisschen dominant
zu sein, aber es ist einfach nicht sein Naturell, bringt das auch nichts irgendwie.
Sebastian
Wie hast du denn auf andere Menschen in deinem Umfeld reagiert,
die an sich dominant waren? Gerade Studium, das kann mal ein Dozent sein,
das kann irgendwer sein. Also hast du schon gemerkt, dass du auf dominante Personen
auch irgendwie reagierst?
Julia
Das ist eine sehr gute Frage. Da muss ich mal überlegen. Ich würde sagen,
so bei Menschen tatsächlich in meinem direkten Umfeld, ja schon ein bisschen.
Aber tatsächlich war es für mich leichter, weil ich auch so ein Thema mit zwischenmenschlichen
Beziehungen habe, dass so in Film, Fernsehen, keine Ahnung, also da,
gib mir den Evil Guy und ich find's mega so.
Also das war immer so, Julia steht irgendwie immer auf diese, auf die bösen Typen.
Sebastian
Die sind ja auch immer mit den besten Schauspielern besetzt,
die sind auch am interessantesten, weil die sind auch mal ungewöhnlich,
die sind an sich schon mal cool.
Sagen's nicht grad hier von Austin Powers, der Typ ist der Dr. Evil,
der ist nur grad, ich weiß jetzt, der ist, find ich jetzt schwierig,
aber es gibt schon so ein paar, ich find grad bei diesen ganzen überzeichneten,
die Disney-Verfilmung, find ich die Bösewichte ja immer noch am allerbesten.
Die sind einfach so, die sind auch einfach böse, weil es geht.
Weltherrschaft, bitteschön.
Julia
Ja, oder hier Marvel-Verfilmung und keine Ahnung.
Sebastian
Oh, wer ist da dein Favorit?
Julia
Ich hab grad richtig spontan an Loki gedacht, find ich ziemlich cool,
aber, und es gibt, oh ja, ganz ganz böse, als Feministin fällt es mir sehr schwer,
das jetzt zuzugeben, aber es gibt Agents of S.H.I.E.L.D.
Eine Serie aus dem DC-Universum und da ist jemand, der ist so ein Arsch und
er hintergeht die ganze Truppe und, boah, ich war immer in seinem Team,
auch als er richtig richtig böse war, ja.
Sebastian
Ich überleg grad, wie er heißt, das ist einer der Hauptdarsteller.
Julia
Agent Ward, ja.
Sebastian
Ja, genau. Okay, er hat ja auch manchmal den Job gehabt, verführ die mal.
Julia
Ja, richtig.
Sebastian
Und dann funktioniert das auch noch, dieser schmierige, naja.
Julia
Es gab auch sehr viele S.H.I.E.L.D. Fanfiction, in die ich mich dann gestürzt habe.
Sebastian
Okay, ich weiß gar nicht, ob das dann, das hat dann irgendwann aufgehört und
wir nerden hier gerade so ein bisschen rum und das liegt an mir,
weil ich dich drauf stoße.
Okay, aber gut, das Wissen ist da, vielleicht mag ich dann danach nochmal fragen.
Du hast gelesen, du hast Informationen, was war im Kopf, was konntest du dir
vorstellen, was für dich, für dich selbst spannend ist, das könnte man mal erleben.
Gab's da vielleicht auch schon Praktiken, wo du gesagt hast, ja, das ist gut.
Julia
Das schwingt schon immer mit, das ist einfach dieses Erniedrigen, würde ich sagen.
Jemand bestimmt, was er oder sie mit mir macht. Das hatte schon damals einen ganz großen Reiz.
Also das waren da sehr einfache Fantasien, aber einfach schon die Vorstellung,
dass jemand einfach sagt, du musst jetzt hier knien, du machst das.
Das hatte auf mich damals schon eine ganz große Wirkung. Und schon allein das
hat gereicht am Anfang, mir das so vorzustellen, wie das wäre,
wenn jemand jetzt einfach mal den Ton angibt.
Und fesseln eigentlich auch schon immer irgendwie. Das ist immer so ein bisschen mitgeschwungen.
Egal, ob es jetzt irgendwie Bondage war oder einfach irgendwelche Fixierungen.
Sebastian
Du hast es ja offensichtlich nicht mehr aus dem Kopf rausgekriegt.
Wie bist du damit umgegangen und wie hast du es geschafft, dann irgendwann mal
auch was auszuprobieren?
Julia
Einige Jahre später, würde ich sagen.
Sebastian
Einige Jahre später. Das klingt so grausam. So ein Jahr ist so lang.
Julia
Es ist auch eine interessante Zeit, weil wenn ich so daran zurückdenke,
habe ich mir so oft vorgestellt, und das klingt sicherlich für viele bizarr,
aber ich dachte so, boah, wenn du irgendwann mit deinem Partner nicht mehr zusammen
bist, dann könntest du ja in so einer Partnerschaft leben.
Aber es war für mich keine Option, nicht mit diesen Menschen zusammen zu sein,
weil weil wir einfach sehr viel zusammen erlebt haben und das einfach ...
Ja, ich glaube, wenn wir uns nicht getrennt hätten,
weiß ich nicht, ob ich es jemals ausgelebt hätte, was mega traurig eigentlich als Gedanke ist,
weil es mir jetzt so viel besser damit geht, seit ich das tun kann,
aber man ist halt irgendwie so in diesem Muster,
wir sind jetzt hier zusammengezogen, ich studiere, er macht die Ausbildung,
es gab halt so einen Plan irgendwie, was so die nächsten Steps sind und das
sind halt diese super bürgerlichen Pläne irgendwie.
Sebastian
Es ist ja auch nur Sexualität. Das ist ja nichts, weswegen man sein Leben umplanen sollte.
Julia
Genau das, ja.
Sebastian
Ist doch nicht die Rede wert. Ja, ist ja schön, wenn es geht,
aber mein Gott, daran wird es doch nicht scheitern.
Julia
Also man soll doch dankbar sein, dass man irgendwie eine Beziehung hat und dann
sich vielleicht irgendwann ein Haus kaufen kann und eine Familie gründen und ist ja viel wichtiger.
Sebastian
Ja, wobei evolutionär sind wir nun mal dazu da, um Nachkommen zu zeugen, also Sex zu machen.
Und wenn ich BDSM zu Sex dazuzähle, zu Sexualität, dann kann ich halt Sexualität
prinzipiell nicht als etwas Unwichtiges definieren.
Also eigentlich sollte es viel mehr Stellenwert haben, aber ich glaube,
das ist auch viel Sozialisation.
Definitiv. Erstmal Ausbildung, erstmal lernen, dann erstmal Job,
Stabilität, heiraten und dann kriegt man nochmal Kinder, da reicht zwei,
dreimal Sex im Leben aus und dann muss man sich dafür aufopfern und dann irgendwann
Rente und dann hat man was für die Gesellschaft getan.
Wie kann man sich anmaßen, dass das wichtig ist?
Aber deshalb reden wir ja über diese Unvernunft.
Julia
Ja.
Sebastian
Okay, du hast wirklich Jahre durchgehalten.
Julia
Ich habe diesen Menschen geheiratet, ja. Also wir sind...
Sebastian
Danach.
Julia
Nach dem Studium. Wir sind dann weitergezogen in die nächste Stadt.
Ich habe meinen Bachelor gemacht. Wir hatten zwischendurch eine kleine Beziehungspause
tatsächlich, weil andere Themen waren und es lief nicht so gut.
Und haben uns dann aber wiedergefunden, weil ich nach dem Studium nach Hamburg
gezogen bin. Hatte dort meinen ersten Job, einen ganz, ganz tollen Job und habe
mich aber in dieser großen Stadt sehr, sehr einsam gefühlt.
Und naja, dann habe ich ihn irgendwann sehr vermisst und gesagt,
lass es uns doch nochmal probieren.
Und für ihn war das glaube ich so die Chance, mich wieder zu gewinnen.
Und dann hat er mir ein halbes Jahr später einen Antrag gemacht und wir haben
geheiratet und waren dann ein nicht mal grandioses Jahr zusammen und dann haben
wir die Scheidung eingereicht.
Und das alles mit unter 30.
Sebastian
Als du dann nochmal zu ihm gegangen bist, das erfordert ja auch eine Menge Mut
und das ist ja vielleicht auch eine Gelegenheit zu sagen, du pass mal auf,
mir hat da doch dies und das gefehlt. Also man verhandelt dann ja auch so eine
Beziehung nochmal neu aus.
Hast du das auf den Tisch bringen können?
Julia
Ne, es waren andere Themen, die größer als das waren und die erstmal ausverhandelt
werden mussten, sodass ich mal wieder meine Sexualität ein bisschen hinten angestellt habe.
Sebastian
Ich glaub das passiert dir nicht wieder, ne?
Julia
Ne, definitiv nicht.
Sebastian
Geheiratet, ein Jahr zusammen, Scheidung, immer noch kein BDSM.
Nicht mal so nebenbei mit irgendwem, irgendwie, irgendwas?
Nein, gar nichts. Mit dir selbst? Manche Menschen üben ja auch einfach mal Fesseln
zu Hause auf dem Bett.
Julia
Ne.
Sebastian
Gar nichts?
Julia
Gar nicht. Kann ich mir auch. Also ich hab auch einen sehr guten Freund,
der auch Sachen mit sich selbst macht.
Das ist was, was für mich aber irgendwie, also kann ich mir nicht vorstellen.
Ich brauche diese andere Person. Für mich hat BDSM auch sehr viel mit diesem
Miteinander zu tun, mit diesem, man macht was zusammen, man ist die ganze Zeit
in einer Dynamik und das brauche ich einfach dafür.
Sebastian
Jetzt die Trennung dann wieder. War dir bewusst, BDSM ist auch vielleicht
ein Baustein, der gefehlt hat oder waren es die anderen großen Themen,
die dann dazu geführt haben?
Julia
Beides würde ich sagen. Es waren große Themen, es waren sehr große Themen,
wo einfach Lebensentwürfe nicht zusammengepasst haben, weil ich mich ziemlich
in Hamburg verliebt habe und wusste, ich will da bleiben.
Und für ihn war Hochzeit irgendwo in der Region, wo wir herkommen,
ein Bauplatz, Haus bauen, Kinder kriegen. Und das war einfach nicht miteinander vereinbar.
Und da war ich vielleicht zum ersten Mal in meinem Leben nicht bereit,
irgendeinen Kompromiss einzugehen, weil ich wusste,
ich will in Hamburg bleiben und ich habe mit meinem Beruf auch nicht so die
große Auswahl, wo ich arbeite.
Ich muss eher so in Ballungszentren arbeiten, wo es viel im Bereich Medien gibt.
Mit seinem Job wäre es wesentlich einfacher gewesen, auch in Hamburg Fuß zu
fassen. Aber er wollte nicht, ich wollte nicht weg.
Und dieses Thema ist nach der Hochzeit so groß geworden,
weil es für ihn wirklich dieses "erster Schritt ist abgehakt" war,
dass wir uns da sehr sehr schnell sehr drüber zerstritten haben und ich dann
aber auch in diesem Prozess gemerkt habe,
hey eigentlich bist du nicht nur deswegen nicht mehr glücklich und wenn du nochmal
eine Beziehung eingehst, dann solltest du vielleicht auch mal ein bisschen mehr
darauf achten, was du eigentlich noch möchtest - sexuell und auch allgemein.
Sebastian
Jetzt haben wir eine halbe Stunde darüber gesprochen, nicht BDSM zu haben.
Julia
Für einen BDSM Podcast auf jeden Fall spannend.
Sebastian
Ja, aber das ist ja das Schöne, wir können uns diese Zeit hier erlauben.
Das Publikum möge einfach Kapitelmarken benutzen und all diese Dinge.
Aber okay, jetzt ist der Partner auch weg und jetzt hast du ja technisch gesehen
alle Möglichkeiten und Freiheiten,
dann könnte man ja einfach, weil es ja so einfach ist, einfach zu den nächsten
BDSMigen Personen gehen und sagen, los, lass uns jetzt machen.
Das funktioniert ja dann doch nicht so. Also es gibt ja viele Menschen,
die sind Single und mögen BDSM und trotzdem kommen sie nicht dazu,
weil es noch eine Million andere Gründe gibt. Es ist also total unwahrscheinlich,
dass jemals BDSM im Leben stattfindet.
Julia
Und es gibt ja noch den dritten Grund für die Trennung, obwohl ich nicht sagen
möchte, dass er ein Grund war, aber vielleicht ein Brandbeschleuniger für das
Ganze. Ich habe nämlich in dieser Zeit in Hamburg jemand anderen kennengelernt
und mich sehr gut mit ihm angefreundet.
Und während meine Ehe den Bach runterging, gemerkt,
Fuck, vielleicht ist da grad noch was anderes.
Sebastian
Das ist die Person, die bei mir auf meinem Spickzettel als "der Nachbar" steht.
Julia
Ja, richtig, "der Nachbar".
Sebastian
Und da steht direkt drunter "Glühwein".
Julia
Ja, richtig.
Sebastian
Vielleicht möchtest du ein bisschen erzählen und ich hör einfach mal zu,
weil ich krieg es nicht mehr zusammen. Da steht hier nur "Nachbar aus der WG" und "Glühwein".
Julia
Genau.
Sebastian
Und "nicht ohne BDSM". Und wie wir das vor anderthalb Jahren besprochen haben,
das ist mir gerade auch nicht ganz einleuchtend. Hilf mir.
Julia
Okay, ich versuche es nicht zu lang zu machen.
Sebastian
Lass dir Zeit, ich kann ja schneiden.
Julia
Ich habe in Hamburg, weil ich, mein erster Job war, nicht ganz so gut bezahlt,
was im Medienbereich häufig der Fall ist.
Ich habe in einer WG gewohnt mit einer anderen Mitbewohnerin zusammen.
Wir waren in einer Zweier-WG und in unserem Haus, in dem wir gewohnt haben,
gab es relativ viele dieser Zweier-WGs.
Und wir haben gemerkt, die sind alle so ein bisschen ungefähr in unserem Alter,
zumindest so ungefähr eine Generation. Es gab auch so ein paar Ältere
und man hat sich immer so super freundlich auf dem Flur begrüßt,
auch mal geschnackt und dann dachten wir, vielleicht laden wir die einfach mal
alle ein auf einen Glühweinabend bei uns.
Und ja, gesagt, getan. Und es kamen nicht alle.
Die WG neben uns, die Jungs-WG, die hat einen Rückzieher gemacht,
aber die von schräg gegenüber, die zwei, die kamen und auch noch eine,
die unterm Dach gewohnt hat und ja, wir hatten einen richtig netten Abend.
Ich habe mich sehr gut mit dem einen WG-Mitbewohner verstanden und erst mal wirklich
auf einer rein freundschaftlichen Ebene.
Es war so, dass wir sehr viele ähnliche Interessen hatten, auch so ein bisschen,
wir haben uns wahrscheinlich auch so ein bisschen zusammengenerdet,
weil wir viel über Star Wars an dem Abend gesprochen haben
und dann entstand die Idee, man könnte ja mal zusammen Star Wars gucken und
dann wurden weitere Ideen daraus. Serien gucken, zusammen kochen.
Meine WG-Mitbewohnerin war wenig zu Hause, sein WG-Mitbewohner genauso.
Das heißt, wir haben dann einfach die WG für uns ein bisschen ausgeweitet.
Sebastian
Noch an dem Abend, das war alles Planung oder sind das schon die nächsten Wochen?
Julia
Das sind die nächsten Wochen.
Sebastian
Ja ist doch cool, wenn man Leute kennenlernt, mit denen das geht.
Julia
Total.
Sebastian
Kochen, Filme gucken, etc. Zeit miteinander verbringen. Ist doch super. Entspannt.
Julia
War für mich auch im ersten Moment einfach nur genau das.
Und irgendwann fiel es halt auf, dass wir viel zusammen machen und es wurde
gerade in seinem Freundeskreis immer so ein bisschen so, ach ja,
genau, deine Nachbarin wieder.
Sebastian
Deinen Partner gab es aber zu dem Zeitpunkt irgendwie noch. Aber du hast in
der WG gewohnt und er wahrscheinlich dann da, wo der Bauplatz eventuell sein konnte.
Julia
Richtig, wir hatten eine Fernbeziehung zu dem Zeitpunkt, das muss man vielleicht
dazusagen, und haben uns versucht zweimal im Monat immer an den Wochenenden zu sehen.
Die Phase war schon schwierig, weil ich nicht mehr so wirklich Lust darauf hatte
zu ihm zu fahren, weil es halt oft eben mit Konflikten verbunden war und da
kam in dieser Zeit jemand, mit dem man einfach wirklich nette Sachen machen kann, genau richtig.
Und das hat sich dann so ein bisschen zugespitzt, weil wir hatten diesen Glühweinabend
im November, haben uns dann irgendwann einen Heidenspaß daraus gemacht,
irgendwelche Streiche zu spielen, dass es so aussehen wird, also um so ein bisschen
diese Gerüchteküche von seinen Freunden zu befeuern.
Dann habe ich mal irgendwann einen BH mit in die Wohnung genommen und hab den
oben über die Lampe gehängt oder so, damit sein Mitbewohner das sieht und sich
sonst was denkt und wir hatten einfach Spaß daran, dachten wir beide.
Sebastian
Eigentlich war es ja Vorspiel.
Julia
Ja, richtig.
Sebastian
Es ist immer schön, wenn man dann selber immer, ja man streut Informationen,
damit andere irgendwie darauf reagieren und spielt einen Streich,
aber man merkt gar nicht, dass man das mit einer viel zu perfekten Leidenschaft betreibt.
Julia
Absolut.
Sebastian
Schön. Wobei, eigentlich ist es doch blöd, wenn man gar nicht weiß,
dass man eigentlich verknallt ist. Ich unterstelle das jetzt einfach.
Julia
War genau so, das ist es exakt. Es waren viele Momente,
wo man im Nachhinein sagen kann, also zum Beispiel meinte er auch,
ich habe ein Lied gehört, da musste ich total an dich denken und dann hat er
das nicht mehr wiedergefunden und hat einfach auf der Arbeit zwei Stunden Spotify
nach diesem Lied durchsucht, wo ich so denke, weiß ich nicht,
ob man das einfach so macht.
Und in dem Lied singt jemand, "I was fireproof until I had you in my room",
also, ja, interessante Botschaft für eine Freundschaft, aber damals habe
ich das überhaupt nicht so gesehen.
Und im Nachhinein, ich war dann an Weihnachten zu Hause und eine meiner engsten
Freundinnen und auch meine Mutter wussten eigentlich schon, was da los ist.
Und zu diesem Zeitpunkt ist halt auch die andere Beziehung sehr eskaliert,
würde ich sagen, weil dann in dieser Weihnachtszeit haben wir uns das erste
Mal wieder länger gesehen. Er war eine Woche in Hamburg. Ich bin danach in die Heimat
gefahren für eine Woche.
Und da sind sehr viele Dinge passiert, die einfach nicht cool waren.
Und er kam dann auch nach Weihnachten wieder mit nach Hamburg.
Wir wollten noch Silvester zusammen feiern und zwischendurch war schon ein,
zweimal der Punkt, wo er fast fahren wollte, weil es war komisch,
es war eine ganz komische Stimmung.
Sebastian
Ja gut, man weiß oder man realisiert ja eigentlich auch gar nicht,
wo das Herz hingeht und das ist halt blöd, weil man versucht dann die Dinge
zu tun, die man so tut, geht nicht.
Aber wie brav warst du denn? Also hast du mit dem Mitbewohner gekocht? Okay.
BHs rumliegen lassen? Okay.
Julia
Ich war überhaupt nicht brav und ich bin eigentlich jemand, der eine sehr hohe
Moral hat und das war etwas,
was ich mir eigentlich im Nachhinein nicht verzeihen kann in dem Sinne,
weil er irgendwann mal erzählte, dass er tatsächlich relativ viel massiert,
weil seine Schwester das ganz gut kann und ihm das beigebracht hat und dann...
Ich weiß nicht, was ich mir dachte. Ich war eine verheiratete Frau und ich habe
mich einfach von einem anderen Mann massieren lassen.
Natürlich nur am Rücken und keine Ahnung und alles ohne irgendwas anderes anfassen.
Aber das ist eigentlich was, wo ich sage, eigentlich ist das nicht cool,
Julia. Das hättest du nicht machen sollen.
Es gab auch eine Situation, wo wir einen Serienabend gemacht haben
und unsere Dynamik war damals schon immer, dass man sich gegenseitig sehr viel ärgert.
Und er hat mir irgendwie Wasser übergekippt.
Und dann habe ich voll angefangen zu frieren. Und dann hat er gefragt,
ob er vielleicht einfach bei mir schlafen soll. Und da habe ich ja gesagt.
Also auch da ist überhaupt nichts passiert. Wir haben nicht mal gekuschelt.
Er lag einfach nur mit Abstand neben mir im Bett.
Aber auch das ist etwas, was ich eigentlich nicht mit mir und meinen Moralvorstellungen
hätte vereinbaren können. Und was mir vielleicht hätte zeigen können,
irgendwas stimmt hier nicht mehr. Weil ich bin mir sicher, hätte ich noch was
für meinen anderen Partner empfunden, was sich irgendwie mit Liebe gleichsetzen
lässt, hätte ich das auch nicht getan.
Sebastian
Man kann das so und so sehen. Ich glaube, das schlechte Gewissen kommt jetzt
eben dadurch, dass du auch im Nachhinein weißt, dass ihr beide verknallt wart.
Und dann, ganz ehrlich, menschlich.
Und ich finde das schön, dass du das hier auch erzählst, weil ganz viele Menschen
sagen, können wir das weglassen in dem Podcast?
Ja, kann man, aber eigentlich, ich glaube, es geht sehr vielen Menschen sehr
oft so und die Maßstäbe, die man ansetzt, das müssen jetzt nicht unbedingt die
amerikanisch-evangelikalen sein, nach denen kommen wir eh alle in die Hölle.
Julia
Definitiv, das ist auch okay.
Sebastian
Und ein bisschen Hölle ist ja auch eigentlich ganz schön für dich.
Julia
Vielleicht ganz warm, ja.
Sebastian
Okay, kommen wir nochmal ein bisschen Richtung BDSM.
Gab es da, ich nenne es jetzt mal, Vorfälle?
Julia
Ja.
Sebastian
Okay, also ich frage immer so ein bisschen nach dem ersten Mal, wenn man das erste
Mal ans Bett gefesselt ist oder die Handschellen klicken und sich das gut anfühlt
oder vielleicht etwas passiert, wo wirklich auch BDSM dran steht und man das auch labelt.
Julia
Das gab es tatsächlich erst später, aber es gab damals, glaube ich,
so Vibes von ihm, also von dem Nachbarn, die mir gezeigt haben, da ist Potenzial.
Weil, ich weiß noch, wie gesagt, viel rumgealbert, viel Quatsch gemacht und
er ist jemand, der immer Kabelbinder dabei hat. Ich weiß nicht warum,
aber er hat sie in jedem Rucksack. Das ist auch heute noch so.
Und auch immer so ein Panzertape, also so eine Rolle.
Und einen Abend hatte ich auf einmal meine Handgelenke mit Panzertape verbunden,
weil er das irgendwie witzig fand.
Also tatsächlich, er hat versucht, mir das anzulegen und ich hab mich natürlich
ein bisschen spielerisch gewehrt, aber keine Chance.
Und ja, also das war sicherlich kein BDSM erstes Mal,
aber das war rückblickend auf jeden Fall so ein Moment, wo ich gemerkt habe,
Joa, vielleicht macht ihm das ja auch woanders Spaß, als jetzt einfach nur auf
dem Sofa angezogen oder so.
Sebastian
Wie ist das so vom Gefühl her? Ich sitze jetzt hier und bin hier irgendwie verbunden
und das hat jemand gemacht, weil er es wollte.
Das geht ja schon in die Fanfiction-Richtung dann rein.
Julia
Voll.
Sebastian
Und wenn man BDSM gegoogelt hat, dann weiß man auch, das geht jetzt schon in die Richtung.
Julia
Ich weiß nur, dass ich damals irgendwie mega aufgeregt war, so positiv,
also und mir das im ersten Moment gar nicht erklären konnte,
weil es so ein richtiges Euphoriegefühl war.
Und jetzt so im Nachhinein weiß ich, ja klar, da ist das erste Mal,
das erste Mal hat jemand etwas mit mir gemacht, was halt genau das ist,
was genau diese Fantasien bedient hat irgendwie.
Es ist nach Silvester ziemlich eskaliert und ich hatte mit meinem Ehemann erstmal
eine Pause vereinbart, also eine Funkstille einfach. Und in dieser Woche...
Das ist dann auch mit dem Nachbarn eskaliert, weil wir alberten wieder so rum
und ich merkte, mir tut das nicht gut.
Also ich kann nicht mehr so tun, als würden, also dieses so tun,
als wäre da was, aber es ist nichts, funktioniert nicht mehr für mich,
weil ich merke, da ist was.
Und dann habe ich das angesprochen, so halb, weil ich damals echt nicht gut
darin war, sowas zu artikulieren.
Führte dann dazu, dass er eine schlaflose Nacht hatte und ich auch.
Sebastian
Was hast du ihm gesagt?
Julia
Ich war sehr passiv, würde ich sagen, vielleicht auch sehr passiv-aggressiv,
weil er meinte, es ist so witzig, dass wir das immer machen.
Wir hätten irgendwie geschrieben. Und er meinte, ja, ich weiß nicht,
ob das immer so witzig ist.
Irgendwie hat es bei ihm was angestoßen. Und dann wollte er an dem Abend aber
auch nicht mehr reden. Und ich hatte aber einen großen Gesprächsbedarf.
Und dann habe ich mich um zwei Uhr aus dem Bett gesetzt und habe einen Brief
geschrieben und habe ihm gesagt, Hey, ich glaub, Freundschaft ist das nicht mehr.
Und das ist grad mehr. Und ich weiß grad selber nicht, was ich damit anfangen soll.
Und dann ... ja, bin ich morgens ... zur Arbeit. Und hab davor diesen Brief
in den Briefkasten bei ihm geschmissen. Hätte ihn danach am liebsten wieder
rausgeholt, aber mein Arm war nicht lang genug.
Und saß dann auf der Arbeit, unfähig, etwas zu tun, bis er dann sich um elf gemeldet hat.
Mit einem sehr nüchternen, ja, danke für den Brief, das hat dich bestimmt viel
Mut gekostet, gerne können wir nochmal darüber reden.
Sebastian
Oh Gott, Entschuldigung. Oh Gott.
Julia
Und für mich war klar, okay, okay, jetzt ist alles vorbei.
Sebastian
Gibt's diesen Brief noch? Nee, ne?
Julia
Er hat den bestimmt noch. Ich müsste mal schauen.
Sebastian
Okay, ist also kein Ding der Woche.
Julia
Ne, definitiv nicht.
Sebastian
Ja, manchmal ist sowas ja überraschenderweise dann doch noch auffindbar.
Okay, also so ein Brief, so was schriftliches, das fixiert ja dann auch,
da kannst du ja nicht mehr zurück.
Julia
Ja, voll.
Sebastian
Okay, zur Arbeit, wieder zurück.
Das Gespräch, das freundliche Gesprächsangebot von ihm ist da.
Julia
Ich hab versucht, es abzulehnen, weil ich mir sicher war, es wird blöd.
Und er hat mich dann aber gekriegt mit, hey, du konntest jetzt deine Sicht der
Dinge schildern. Ich finde, ich habe das gleiche Recht. Und dann dachte ich, das ist fair.
Ich musste an dem Tag auch noch länger arbeiten, war dann sehr spät zu Hause,
bin direkt zu ihm. Und wir haben geredet.
Und irgendwann sagte er diesen Satz. Das ist immer so.
Ich verlieb mich immer in die Falschen, immer in die, in die ich mich eigentlich
nicht verlieben sollte. Und ich war völlig perplex, weil ich wirklich dachte,
er sagt mir jetzt, ja, ist ja ganz nett, aber nö, wir sind nur Freunde.
Und ich weiß noch, dass ich ihn damals einfach, wir haben beide geweint und
ich hab ihn irgendwie mit meinem Taschentuch abgeworfen. Meinte,
du Arsch, wieso musste ich das denn jetzt zuerst sagen?
Und ja, dann haben wir sehr viel geredet. Er hatte natürlich sehr viel Bedenken,
wollte jetzt auch nicht "Mr. Steal Your Wife" werden irgendwie.
Ich musste ihm versichern, die Beziehung habe ich mit meinem Mann schon vorher
an die Wand gefahren. Das ist jetzt nur sehr schnell parallel passiert. Das ist okay.
Und dann bin ich am nächsten Tag, glaube ich, habe ich mir...
Weil ich ja auch unbedingt sparen wollte, ein Niedersachsen-Ticket gebucht,
habe mich auf der Arbeit krank gemeldet und bin in die Heimat gefahren und habe
mit meinem Mann Schluss gemacht.
Und dann, weil ich dachte, Niedersachsen-Ticket, kann ich am gleichen Tag wieder
zurückfahren. Es war ein harter Tag.
Sebastian
Aber das ist dann wirklich auch aufräumen und sagen, okay, ich übernehme jetzt
hier auch Verantwortung und lasse das nicht monatelang schwelen.
Das sehe ich ja schon als, also meine Einschätzung ist so wirklich,
der Versuch alles richtig zu machen ist da, aber manchmal geht es halt nicht optimal.
Wie seid ihr denn auseinandergegangen in dem Abend?
Julia
Ich glaube es war so ein, also da ist jetzt was und wir gucken mal und ich habe
ihm auch gesagt, unabhängig davon, was jetzt mit uns weiter passiert,
ich merke, ich kann diese Ehe nicht mehr führen, ich werde jetzt erstmal diese
Ehe beenden und dann schauen wir.
Ja und genau das habe ich getan. Dann gibt es tatsächlich irgendwie nochmal
so einen Brief von mir, wo ich dann gefragt habe, das war dann ein paar Wochen
später, was sind wir jetzt eigentlich?
Was wollen wir jetzt eigentlich sein? Und ja, dann war er relativ schnell danach
oder wahrscheinlich auch eigentlich schon während dieser Trennungsphase mein
Partner und das ist er bis heute.
Sebastian
Okay, jetzt haben wir laut Uhr 45 Minuten immer noch über das Nicht-BDSM-Haben gesprochen.
Wir machen jetzt eine kleine Pause. Diesmal sage ich das dem Publikum auch ganz
transparent. Dann müssen wir über den Kinky-Kram reden.
Aber ganz ehrlich, das muss auch erzählt werden. Und der Weg ist manchmal lang
und der ist sogar oft lang.
Und ganz ehrlich, manchmal lohnt es sich und ob das so ist,
werden wir gleich erfahren.
Ich wurde übrigens gebeten, das muss ich mal sagen, dass ich diese Pausen,
dass ich das durchaus nicht einfach rausschneiden soll,
sondern dass ich das auch sagen soll und dass ich eine kleine Trennermusik spielen soll,
gebt mir mal bitte Feedback, ob das so besser ist oder ob ihr sagt,
nee, nee, macht das mal unsichtbar die Pausen, das wäre jetzt einfach Feedback
vom Publikum, ist gar nicht schlecht. Aber, Julia.
Julia
Ja.
Sebastian
Wir müssen über BDSM reden, sonst muss ich diesen Podcast umbenennen oder noch
einen eigenen Podcast aufmachen.
Julia
Ja.
Sebastian
Eigentlich müssen wir das nicht,
aber es wäre schon…
Julia
Ich möchte.
Sebastian
Ich weiß ja, dass das Thema Thema ist.
Ja, wie hast du mit deinem Partner, den du jetzt auch heute hast,
der dir von der Wohnsituation zugeschustert wurde, wie habt ihr angefangen kinky
Kram zu machen? Kam das von dir, von ihm?
Julia
Das kam von mir. Nachdem wir dann wussten, also die Fronten alle geklärt waren,
alle Altlasten beendet, habe ich mir nochmal sehr viele Gedanken gemacht.
Und ich wusste ja, das war schon immer ein Thema und das war sicherlich auch
was, was mit in die alte Beziehung reingespielt hat.
Und ich möchte nicht mehr ohne. Und ich habe aber auch gemerkt,
ich empfinde sehr, sehr viel für diesen Menschen gerade und es ist eigentlich
nur fair, relativ früh zu kommunizieren.
Hey, ich hab da Interessen. Ich hab die bisher noch nicht ausgelebt, aber ich möchte das tun.
Das hab ich auch relativ schnell gemacht, würd ich sagen. Also nach ein paar Wochen,
als wir wussten, da ist mehr, hab ich mich abends mit ihm hingesetzt an den
Laptop und hab gesagt, du, ich glaub, ich mag da auch noch andere Sachen, und...
Ja, dann haben wir ein bisschen direkt zusammen Onlineshopping betrieben
und eine Grundausstattung angeschaut.
Sebastian
Moment, du sagst, ich mag andere Sachen. Was hat er denn gesagt?
Julia
Ich hab das Glück, dass ich einen sehr offenen Partner hab, einen sehr neugierigen
Partner, der gerne Dinge testet und ausprobiert
und ich hab ihm halt erklärt, weißt du, oder ich hab glaube ich sogar gefragt, weißt du was BDSM ist?
Sebastian
Wusste er's?
Julia
Ich glaube nicht, aber ich habe das dann so ein bisschen, ja,
einfach beschrieben oder auch einfach die Abkürzung erklärt und gesagt,
dass ich mir das vorstellen kann und was er dazu denkt.
Und er war so, habe ich noch nie gemacht, aber lass mal testen.
Sebastian
Optimal. Wobei, Jein, es kann ja auch sein, dass er es blöd findet.
Julia
Total.
Sebastian
Okay, ihr habt Sachen geshoppt.
Julia
Ja.
Sebastian
Was war im Warenkorb?
Julia
Ich glaube, das war so eine richtig schlechte Grundausstattung,
muss man sagen. Das waren Hand- und Fußfesseln, das war eine Augenbinde,
das war ein Flogger, den es sogar noch heute gibt, glaube ich.
Der hat überlebt, der war gar nicht so schlecht.
Nippelklemmen und ich glaube sogar ein Knebel.
Sebastian
Beim ordinären Sex und Kondomversand oder schon spezialisiert?
Julia
Beim ordinären Sex und Kondomversand.
Sebastian
Er muss ja auch im Budget so ein bisschen bleiben. Wo kriegt man mal eine Grundausstattung,
die man sich auch leisten kann?
Julia
Voll. Und gerade um zu testen, ist das überhaupt was für ihn,
jetzt dann direkt irgendwie die teure Lederpeitsche zu kaufen?
Weiß ich nicht. Da war ich dann auch zu sehr Sparfuchs.
Sebastian
Okay, finde ich aber spannend, weil im Prinzip ist ja die Dominanz das Interessante.
Man müsste ja zum Ausprobieren nicht unbedingt Zubehör haben.
Julia
Nee, absolut nicht. Ich glaube, es war ein guter Einstieg, um vielleicht auch
zu sagen, hier, das sind Komponenten, die du nutzen kannst, wenn du was mit mir machen möchtest.
Und dass er dominant ist.
Also es gab Momente, wo ich das gemerkt habe, das waren Kleinigkeiten.
Ich weiß noch einmal in der U-Bahn, die ist losgefahren und ich lehnte so an
der Tür quasi und er ging so einen Schritt auf mich zu,
legte seine Hand neben mich und schob so den Finger unter das Kinn und wollte
dann, dass ich ihn küsse. Und ich dachte, ich war so, huh, okay.
Sebastian
Also er formuliert, was er will und dann ist das gut. Wie lange hat es gedauert, bis das Paket kam?
Julia
Zu lange natürlich, aber nein, das war okay und dann haben wir glaube ich auch,
ich weiß noch, dass es ankam und ich glaube,
er hat es sogar angenommen, weil ich arbeiten war und er zu dem Zeitpunkt studiert
hat oder so und dann bekam ich ein Foto in der Mittagspause,
es ist da und dann wurde das direkt abends ausgepackt und eingeweiht.
Sebastian
Und eingeweiht. Okay, aber im Prinzip habt ihr ja so dieses vorbildliche,
wir haben jetzt den Kram bestellt, wir haben ein paar Tage Zwangszeit,
um uns Gedanken zu machen und dann können wir ja informiert Dinge machen,
das heißt du legst dich hin und sagst mach mal.
Also ich stell mir das ein bisschen krude vor, wenn dann der so der Moment ist,
wo man dann sagt so hier ist der Kram und also war das eher spielerisch oder
war das dann so und jetzt machen wir eine Session, wie sie im Lehrbuch steht.
Julia
Nee, nee, das war sehr spielerisch. Das war auch, glaube ich,
am Anfang eher so ein, wir gucken uns jetzt mal alle Sachen an und testen mal,
was kann man damit machen und wie fühlt sich das an?
Auch wie fühlt sich eine Nippelklemme an der Lippe an, am Finger, was ist das eigentlich?
Also es war, ich glaube, in dem Sinne war es vielleicht gar nicht schlecht,
dass ich vorher auch noch nicht viele Berührungspunkte hatte,
weil es war für uns beide vieles das erste Mal und wir haben das zusammen getestet.
Und das war eigentlich ganz schön, weil wir beide so ein bisschen dann ein ähnliches
Tempo hatten. Ich war nicht so, ich habe schon Seiten gelesen und zack zack
zack, das ist das Programm.
Und er konnte eben auch ganz in Ruhe schauen.
Sebastian
Ja cool. Und ja, ein bisschen rumprobiert.
Aber wie hat es sich angefühlt? War das so ein Ja-Moment?
Julia
Voll.
Sebastian
Und es ist ja auch wichtig, dann auch zu hören, was er sagt.
Wenn er sagt, ah war schön, aber nie wieder, ist ja auch blöd.
Also so ein Gefühlsbad einfach, ne?
Julia
Voll. Also es war sehr aufregend und ich war natürlich auch nervös,
weil ich dachte, was ist, wenn das jetzt so gar nicht seins ist?
Weil das hatte ich ja schon mal und wusste, auf Dauer wird's schwer.
Aber keine Ahnung, vielleicht war das der Sechser im Lotto. Es war sein Ding.
Es hat ihm voll Spaß gemacht.
Sebastian
Okay, also er hat echt Blut geleckt.
Julia
Ja.
Sebastian
Darf ich fragen, was ist passiert an dem Abend?
Julia
Ich weiß noch, dass es sogar, er hat sogar ein Foto gemacht,
wie ich mit der Augenbinde da liege,
gefesselt und meinte, ich glaube, ich hatte sogar den Knebel im Mund und er
sagte nur, das kannst du dir dann später mal angucken, was ich hier mit dir
gemacht habe und ja, das war schon irgendwie cool.
Ich weiß gar nicht, ob wir tatsächlich dann auch Sex hatten oder ob es wirklich
einfach reines Spielen war und mir die Augen verbinden.
Das war auf jeden Fall der Punkt. Und dann einfach Sachen zu testen und zu machen.
Und ich sehe halt nicht, was passiert.
Sebastian
Ja, es ist auch dieses, man legt dann die Handfesseln an und dann sind die aber
irgendwie am Bett eingehakt und plötzlich kommt so dieser Moment,
jetzt kann ich mich im Grunde gar nicht mehr wehren.
Wie hast du es empfunden? Also ja, schön, aber da sind ja auch noch andere Gefühle
wie, ich bin jetzt ausgeliefert, er kann jetzt machen, ich habe die Kontrolle nicht.
Julia
Es hat sich richtig angefühlt. Es war gar nicht so, dass ganz viele Gefühle
in mir waren, sondern eher so ein, das ist jetzt gut.
Und der Kopf war relativ leer. Ich war gespannt, was passiert,
aber sobald die ersten Dinge passiert sind,
war gar nicht viel Platz für irgendwelche Gefühle in meinem Kopf,
weil ich so in diesem Moment drin war, dass es war einfach so,
alle Sinne gingen nur dahin, was ich gerade erlebe und wie es sich anfühlt.
Und das, also, ich glaube in dem Moment habe ich gemerkt,
nee, ohne auf gar keinen Fall.
Sebastian
Jetzt gibt es ja auch die Empfindung Schmerz, das tut ja weh,
das ist ja aua. War das so?
Julia
Das tut ja weh, ja, aber das ist ja schön. *lacht*
Sebastian
Okay, jetzt sind wir wirklich bei SM.
Diese Dominanz von ihm, also man probiert ja und dann sichert man sich ja auch
zurück. Ist das okay, ist das zu fest und so?
Dieser Switch hin zu und jetzt bin ich Herr der Situation.
Kam das da schon raus?
Julia
Am Anfang war das noch sehr vorsichtig und ich erinnere auch,
dass wir in unserem ersten gemeinsamen Urlaub, dass wir auch mal getestet haben,
andersrum, dass ich ihn fessele.
Was für uns beide nicht ganz so cool war.
Und irgendwie auch damit endete, dass ihm irgendwas ziemlich eingeschlafen ist
und ich ziemlich viel Panik gekriegt habe, weil er meinte, irgendwie kribbelt
gerade alles bei mir und ich dachte, oh was habe ich getan.
Also am Anfang, ich würde sagen das erste halbe Jahr, war es wirklich viel probieren,
viel drüber reden und irgendwann kam dann dieser Shift, wo wir gesagt haben,
das soll mehr werden, das soll ja auch mehr,
also wir wussten so, wo wir stehen, das sind die Dinge, die funktionieren,
das sind das, was ich mag, was er mag und ich kann es dann auch so voll in seine
Hand geben, weil ich ihm einfach da vertraue.
Also es hat eine Weile gedauert, glaube ich, wir haben uns da sehr vorsichtig einfach rangetastet.
Sebastian
Das perfekte Happy End.
Julia
Ja.
Sebastian
Vielleicht mag ich immer so ein bisschen auf die dinglichen Dinge schauen.
Okay, man shoppt einmal. Und dann ist ja je nach Suchtfaktor kommt dann so dieses,
oh was schaffen wir jetzt an, wo brauchen wir besseres Material.
Weißt du noch so ganz grob, was so eine Anschaffung war, die vielleicht auch
ein bisschen finanziell weh getan hat oder so ein Lieblingsding?
Julia
Ich weiß gar nicht mehr, was es früher war. Doch irgendwann wurde es,
ich habe zum Geburtstag, glaube ich, oder zu Weihnachten eine Spreizstange gekriegt.
Ich glaube, das war schon was Besonderes.
Das war zu Weihnachten, ich weiß es noch, da habe ich nämlich beim Glühweinabend
sehr betrunken einfach einer Freundin davon erzählt und das war mir egal,
dass alle mithören, aber ich fand es so cool, dass ich diese Spreizstange gekriegt habe.
Also die war damals auf jeden Fall was, was mehr war und vor kurzem erst,
was heißt vor kurzem, aber auf der Passion letztes Jahr, haben wir uns einen
richtig, richtig schönen Flogger gekauft, der richtig lange,
schöne Leder-Striemen hat.
Auf der einen Seite so eher raues Leder, auf der anderen Seite glatt und der
ist einfach so weich, der ist so super zum Aufwärmen und wir sind bestimmt eine
Stunde über die Passion gelaufen, nur mit dem Ziel, den perfekten Flogger für uns zu finden.
Und ja, der ist auf jeden Fall gerade so eins meiner absoluten Lieblingsobjekte.
Sebastian
Also wirklich so eine Entwicklung immer mehr rein, immer ein bisschen mehr.
Julia
Ja.
Sebastian
Und immer ein bisschen schöner. Gibt es Sachen, die ihr ausprobiert habt,
wo ihr dann auch beschließen musstet, das ist es vielleicht nicht?
Julia
Ich glaube schon, dass es da einige gab. Ich überlege aber gerade.
Wir haben viel an Grenzen getestet, würde ich sagen, und immer wieder mal zurückgerudert,
mal gemerkt, was funktioniert, was funktioniert nicht.
Und wir sind halt irgendwann dazu übergegangen, dass wir uns wirklich mal so
einen ganzen Tag für eine Session Zeit nehmen.
Das hat unterschiedliche Namen.
Manchmal nennen wir es einfach den strengen Tag, manchmal ist es der kinky Tag
oder die Tages-Session, wo er eben komplett das Ruder den ganzen Tag in der Hand hat.
Und auch das war ein Prozess. Und er hat dann auch in diesen Tagen immer unterschiedliche
Dinge probiert. Zum Beispiel hat er einen Tag probiert, mich sehr wenig direkt
anzusehen, anzureden und hat mich sehr viel ignoriert.
Und das war sehr viel. Viele meiner Aufgaben hatten damit zu tun,
dass ich alleine bin oder Dinge mache, die gar nichts direkt mit ihm zu tun haben.
Und das war was, was mir gar nicht gut getan hat, weil ich eben diese Dynamik
wirklich brauche. Und also das hat sich einfach nicht gut angefühlt.
Sebastian
Also dieses Miteinanderspielen ist dir wichtig. Wie weit kommt denn Sex in Sessions vor?
Wie wichtig ist Sex? Also wirklich, ja, Koitus.
Julia
Ist für Sessions nicht zwingend wichtig, ist aber oft Teil davon.
Schließt sie aber, wenn dann auch eher ab. Also es ist oft so,
dass wir etwas anfangen, auch wenn wir eben nicht eine Tagessession haben,
sondern einfach mal zwischendurch im Alltag, dann wird irgendwas gemacht.
Keine Ahnung, Spanking oder so. Und meistens endet es dann mit Sex,
aber muss auch nicht irgendwie. Also das ist sehr unterschiedlich.
Sebastian
Gibt es noch Sex ohne BDSM? Ohne irgendwelche Elemente? Ich meine wahrscheinlich
eh schwierig, wenn man weiß, was funktioniert.
Julia
Ja, ich würde immer sagen, also es ist kein Vanillasex mehr,
es ist vielleicht Spaghetti-Eis mit Erdbeersoße. Also es ist so ein bisschen.
Es gibt halt auch Sex, der eher wie Kuschelsex anfängt, aber er hat immer irgendeine Komponente.
Es ist vielleicht, dass ich dann eben doch mal gewürgt werde oder dass ich dann
eben als Schlampe angeredet werde oder mal eine Ohrfeige kriege.
Ohne ist schwierig geworden.
Sebastian
Ich finde spannend, weil deine Stimmung, also auch deine Mimik und Gestik gerade,
das geht alles gerade so, haaa, darüber zu reden, das ist schön.
Lass mal gucken, also bevor ich hier das Thema gleich nochmal ein bisschen wechsle,
das werde ich tun, das habe ich versprochen und das möchte ich auch,
aber vorher mag ich schon mal ein bisschen gucken, weil ich hab,
interessanterweise, das hab ich normalerweise nicht, hab ich hier eine relativ
lange Liste mit Dingen, die...
Du gerne machst, also die dir gefallen. Und hier steht sowas wie "tanz mal".
Und "tanz mal" ist so, das wäre für mich der absolut wunde Punkt.
Im Prinzip ganz viel ist hier unter dem Punkt, also eigentlich könnte ich das
ja neu einrücken, Erniedrigung, das ist alles davon Unterpunkte.
Und Erniedrigung, ja erst mal vielleicht jetzt da die Frage, das ist ein Thema,
das ist relativ selten hier im Podcast. Was ist das für dich?
Julia
Oh, das ist eine spannende Frage. Erniedrigung ist für mich,
wenn Dinge mir befohlen werden oder mit mir gemacht werden,
die erstmal vielleicht viel mit Scham zu tun haben,
mit Dingen, die mir vielleicht unangenehm sind,
die mich vielleicht auch als Person herabsetzen, gerade gegenüber meinem Partner,
die mich vielleicht manchmal auch einfach eher zu einem Objekt seiner Lust machen,
als zu einer Person.
Sebastian
Du wirst zum Objekt. Also er sagt, du bist jetzt, ich guck auf meine Liste,
es ist so schön sie zu haben heute, Fußhocker.
Ja. So, jetzt ist er, also er sitzt auf einem Stuhl, er legt seine Füße,
ich vermute, auf deinem Rücken ab und jetzt bist du da.
Warum ist das erniedrigend?
Julia
Weil wir dann nicht mehr auf Augenhöhe sind. Und ich eben, ja,
ich werde für etwas, ich glaube, man könnte sagen, Erniedrigung ist für mich
auch für etwas benutzt zu werden.
Also wirklich sehr passiv zu sein. Er sitzt dann auf dem Sofa,
liest sein Buch, seine Füße auf meinem Rücken und das ist mein einziger,
ja, das einzige, was ich dann in dem Moment zu tun habe.
Und er entscheidet, wie lange das geht und ich habe da kein Mitspracherecht mehr.
Sebastian
Also wirklich diese Kontrollabgabe und Verantwortungsabgabe und auch,
dass deine ganzen sonstigen geistigen und körperlichen Fähigkeiten im Prinzip nicht gefragt sind.
Julia
Ja, nicht wichtig sind.
Sebastian
Dann einfach nur, du existierst halt. Ist das für dich lustvoll erniedrigt zu werden?
Julia
Ja, schon.
Sebastian
Aber was denkt man als Fußhocker, oder wenn man zum Beispiel den Napf vorgesetzt
bekommt und sagt, hier, da, bitteschön, und macht den Boden nicht so dreckig?
Julia
Ich weiß gar nicht. Ich denke in den Momenten wenig, weil mein Kopf ist dann
leer und das ist ein sehr gutes Gefühl, weil ich das sehr oft nicht habe.
Es ist einfach so ein, hier wird jetzt bestimmt was ist und ich muss mir darüber
halt auch einfach keine Gedanken machen.
Und das ist irgendwie in dem Moment, ich glaube, es ist diese komplette Machtabgabe,
die ich erregend finde. Dieses, was immer er jetzt meint, was ich sein soll
oder machen soll, das entscheidet er und ich halt nicht.
Sebastian
Also ich hätte ja so Gedanken wie, wie kann er nur?
Oder der spinnt doch, ich füge mich jetzt, aber... Also dass es in dir so ein bisschen
auch brodelt vielleicht.
Julia
Absolut. Und ich glaube das ist auch so ein Punkt, ich war am Anfang unserer
BDSM Reise teilweise auch sehr bratty.
Ich hab dann öfter mal nicht sofort Dinge gemacht, hab gerne mal widersprochen.
Und ich glaube, das war am Anfang wirklich ein Austarieren.
Gebe ich diesen Menschen jetzt die Macht über mich? Weil unabhängig von unserem
BDSM-Gefüge sind wir komplett auf Augenhöhe und komplett gleichwertig.
Und ich weiß, dass dieser Mensch mich unglaublich respektiert.
Und da ist ein gegenseitiger Respekt. Und ich muss mir dessen total sicher sein,
sonst würde ich das nicht mit mir machen lassen.
Und ich muss mir auch sicher sein, dass er das Zeug dazu hat,
in dem Moment die Macht zu übernehmen. Und das fordere ich dann,
oder habe ich gerade am Anfang rausgefordert, indem ich gesagt habe,
nee, mache ich jetzt nicht.
Und dann mal gucken, was passiert.
Sebastian
Wie fängt man denn eine Session an? Das ist nämlich eine der häufigsten Fragen,
die ich immer bekomme. Ja, da ist man im Alltag auf Augenhöhe. Wie legt man dann los?
Macht man einen Termin oder hat die Brat einfach beschlossen,
dass sie ihm vor die Füße spuckt und sagt, mach doch selber.
Julia
Ja.
Sebastian
Ja? Okay, ich will es ja nicht immer vorwegnehmen, entschuldige.
Ich dachte, das ist jetzt eine blöde Idee und du widersprichst mir.
Julia
Nee, nee, es ist unterschiedlich. Wenn wir so eine Tagessession haben,
dann wird das natürlich geplant vorher, weil das halt einfach ein Zeitrahmen
ist. Wir sind beide auch viel unterwegs. Das muss halt einfach geblockt werden.
Das ist meistens an einem Wochenende.
Aber so im Alltag mache ich oft Spieleinladungen, er macht die auch,
er macht die natürlich dann anders, um eben abzuklopfen,
hey, bist du gerade in der Stimmung?
Hast du gerade Lust dominant zu sein? Wäre dann quasi das, was ich erreichen will.
Und ich deute gerne an, dass ich spucken würde.
Ich möchte ihn natürlich eigentlich nicht anspucken, aber ich möchte gucken,
wie reagiert er darauf, wenn ich das jetzt tun würde.
Dann ist es vielleicht mal eine Hand im Nacken, die mich dann nach unten zwingt.
Im schlimmsten Fall werde ich dann vielleicht selber angespuckt.
Also Spucken ist auf jeden Fall oder das Andeuten ist so eine meiner typischen Einladungen geworden.
Das waren früher auch andere Mechanismen, dass ich ihn manchmal auch so herausfordernd
angeguckt habe und irgendwas eingefordert habe und geguckt habe,
wie reagiert er jetzt darauf, ist er gerade in Stimmung.
Sebastian
Wo sind denn die Grenzen? Also ab wo? Gerade bei Erniedrigungen ist es ja manchmal
auch ein bisschen zu viel dessen, ne? Ja, Scham und dass das auch da in diesem
eigenen Saft schmoren und sich dessen bewusst sein, okay.
Aber ab einem gewissen Punkt wird es ja auch, ich sag mal, persönlich.
Und das ist, glaube ich, in der Richtung immer sehr schwierig. Gibt es da Grenzen?
Julia
Ja, definitiv. Und die wurden sicherlich auch unbeabsichtigt am Anfang mal überschritten
und dann muss man halt austarieren, weil ich dann teilweise sehr heftig reagiere.
Und das ist zum Beispiel alles, was dahingeht, mich als dumm oder so zu bezeichnen oder sehr unfähig.
Also auch da gibt es eine Grenze. Manches ist okay. Aber sobald ich das Gefühl
habe, das geht jetzt echt gerade darum, dass ich ein absolut dummer Mensch bin, ist es nicht cool.
Alles, was mit meiner Figur zu tun hat, darf kein Thema sein,
weil ich da selber einfach ein großes Thema mit habe.
Solche Dinge, also mich als nicht ...
Ja, fähig zu sehr zu bezeichnen, das ist, glaub ich, das.
Es ist schwierig, da den Grad zu finden. Aber er kennt ihn inzwischen sehr gut,
weil er mich sehr gut kennt. Er weiß, was okay ist und wo ich auch einfach Punkte
habe, die zu viel sind, die nicht gut sind.
Sebastian
Also die Handlung als solche ist okay, die darf ja niedrigend sein,
aber ich glaube, wenn das formuliert.
Julia
Genau, das Verbale.
Sebastian
Also okay, verbal, das tut ja auch dann nochmal mehr weh.
Julia
Absolut, das ist sowas. Es ist was völlig anderes, mich auf den Boden zu drücken
oder, weil ich vielleicht mal ins Badewasser gespuckt habe, mich mit Kleidung
in die Badewanne zu ziehen.
Sebastian
*lacht* Vielleicht, ja.
Julia
Eventuell... *lacht*
Ich reagiere eh sehr stark auf Worte und die können halt echt
hart verletzen und das weiß er.
Sebastian
Ich versuch's mal mit so einem Mischding.
Sieh dich nur an, du schlabberst hier aus einem Napf und da geht alles daneben.
Das ist definitiv erniedrigend, weil es ist so dieses Spiegel vorhalten,
nochmal die Unfähigkeit anständig und sauber aus einem Napf irgendwie Spaghetti
zu schlabbern, keine Ahnung.
Das ist ja verbal, aber bezieht sich auf das, was du eh tun musst,
die Ausrede ist ja eher. Also ist das noch im Rahmen?
Julia
Das ist voll okay, weil es ist ja auch einfach nichts, was ich alltäglich mache. Also in dem Moment.
Wenn er jetzt sagen würde, also ich schreibe viel, auch beruflich bedingt,
aber auch einfach so und wenn er jetzt sagen würde, das was du da machst,
ist ja einfach der furchtbarste Dreck überhaupt, das wäre unter die Gürtellinie, das geht nicht.
Weil das hat etwas mit dem zu tun, was ich bin und was mich sehr stark ausmacht.
Aber mir zu sagen, dass ich jetzt vielleicht nicht vorbildlich aus dem Napf
essen kann, das ist okay, weil...
Sebastian
Weil er ja auch irgendwo verantwortlich ist für die Situation.
Julia
Richtig.
Sebastian
Man könnte dann, wenn man nicht da unten wäre, könnte man ja auch sagen,
du hast den falschen Napf gekauft. Also man könnte zurückschießen.
Tust du wahrscheinlich auch.
Julia
Selbst schuld, wenn du mir da Reis rein tust. Schon mal selber probiert?
Ja, sowas kommt dann auch mal.
Sebastian
Okay. Klingt aber nach einer schönen Dynamik.
Dieses, ihr sprecht beide Einladungen aus. Und auch wenn es da so ein bisschen
das Kopfding ist, auf das du ansprichst, so ist es ja trotzdem,
Oh ja, ich find den schmalen Grad da spannend.
Okay, also ich würde jetzt Erniedrigungen ganz stark in die DS-Schiene reinziehen
und DS ist ja wieder auch ein großes Feld und auch wenn das Publikum mich jetzt
hassen möge dafür, ich komme natürlich immer mit dem selben Ding.
Bestrafung, Konsequenzen, Dokumentieren, immer wiederkehrende Handlungen und
Aufgaben. Also dieses ganze Feld und dann eben auch letztendlich 24/7 Machtgefälle,
Du merkst, das sind jetzt eigentlich 120 Fragen in einem Satz formuliert.
Wie weit darf das Richtung Alltag gehen und wie weit ist DS,
also wie DSig ist es und wie weit darf es sich ausweiten?
Julia
Im Alltag ist es mir wichtig, dass wir da nicht zu sehr irgendwie ein DS-Gefüge
haben. Gerade was sich auch vielleicht in meine eigene Entwicklung einbezieht,
weil dafür möchte ich selber immer die Verantwortung tragen.
Es gibt sicherlich schon Momente, ich bin unglaublich schlecht darin,
krank zu sein und dann kommt schon manchmal ein sehr strenger Meister durch,
der eben sagt, so Fräulein und jetzt aber sofort wieder ins Bett und du schläfst
jetzt, was okay ist dann.
Ansonsten ist mir wichtig, dass das eher in der Session bleibt,
weshalb auch sowas wie 24-7 nicht für mich funktionieren würde einfach.
Ich brauche diese klaren Grenzen.
Sebastian
Wenn du bis nächste Woche die Steuererklärung nicht gemacht hast,
dann gibt's 100 auf den Arsch.
Also Alltagssituation und dann aber BDSM-Komponente und Bestrafung/Motivation/Antrieb.
Julia
Nicht so meins.
Sebastian
Okay.
Julia
Nee, das funktioniert glaube ich nicht so gut. Außer es ist so sehr spielerisch dann.
Dann ist es okay, wenn ich weiß, er meint es jetzt nicht wirklich und will da
irgendwie einen Teil von meinem eigenen Leben kontrollieren.
Ich glaube, damit hätte ich ein Problem, weil ich da einfach gerne die Kontrolle behalte.
Und ich gebe sie ihm dann gerne bewusst in Situationen ab.
Sebastian
Ja, finde ich aber gut, dann auch zu sagen, ich grenze es ab,
aber darin kann ich dann eben auch dann alles machen.
Julia
Ja.
Sebastian
Aber eben, es gibt ja diesen, ich sag mal,
man sagt immer Caring-Aspekt, dieses mein Gegenüber, die Top-Person,
die schaut ein bisschen, dass ich mein Leben in den Griff kriege,
dass ich mich jetzt vor zwei Wochen, vor vier Wochen, gesund ernähre und solche
Sachen. Das wäre für dich aber eine Grenzüberschreitung.
Julia
Ja, voll.
Sebastian
Okay, also es muss immer quasi die rote Lampe angehen. Wir sind jetzt im Live-Spielbetrieb.
Und jetzt kannst du mir auch was zu essen vorsetzen, aber sonst halt dich raus.
Julia
Voll, dann ist es auch okay, wenn ich mal irgendwie 100-mal
ich bin eine schlechte Sub, weil ich das und das nicht getan hab, schreiben muss oder so.
Also in so einem Kontext ist das total okay.
Aber mir ist es halt wichtig, dass ich die Verantwortung dafür trage, was ich im Alltag so tue.
Und ich möchte das gar nicht, also auch für ihn, nicht ihm überlassen,
kümmer dich mal darum, dass ich mein Leben geschissen kriege,
weil das will ich lieber selber geschissen kriegen.
Sebastian
BDSM ist ein, das ist der Bereich zum Spaß haben, Punkt.
Julia
Ja.
Sebastian
Ein schönes Spielfeld.
Julia
Voll.
Sebastian
Okay. Das heißt 24/7 ist damit im Grunde auch ausgeschlossen.
Julia
Ja.
Sebastian
Es sei denn es ist sowas wie besorgt mal bis nächste Woche das und das Spielzeug,
damit wir dann die, also aber das ist dann vielleicht auch, wenn es dann nicht
klappt, das ist dann wieder so ein bisschen drin, also ich versuche so ein bisschen
diese Graubereiche zu finden, aber ich glaube das macht ihr dann intuitiv schon ganz gut.
Julia
Genau, so Graubereiche werden dann halt immer individuell verhandelt,
würde ich sagen. Und dann guckt man halt, ich spreche halt auch sehr stark darüber,
wenn mich was irritiert.
Und dann würde man halt gucken, warum war das jetzt so? Ist das okay?
Wie können wir das anders machen? Und umgekehrt macht er das genau so.
Sebastian
Lacht ihr viel beim Spielen?
Julia
Teilweise.
Sebastian
Vielleicht er mehr als du.
Julia
Er findet ja oft unglaublich witzig, wenn ich mich winde,
wenn ich mich ziere zu tanzen,
wenn es mir befohlen wird, dann gibt es den Anfangspart, wo er das noch witzig
findet und irgendwann, er hat einen unglaublich strengen Blick drauf und wenn
der kommt, weiß ich, jetzt ist vorbei.
Also jetzt muss ich oder Konsequenzen.
Sebastian
Geht ja so eine Session häufiger mal in Sex über und dann,
ja, dann wird geschlafen. Also wie ist das rauskommen?
Es geht ja auch ganz oft um Aftercare und um wieder gemeinsam diese Alltagshöhe zu finden.
Gerade wenn Erniedrigung im Spiel ist, wie findet ihr da zurück?
Julia
Also wir versuchen eigentlich, wenn es sich ergibt, nicht direkt nach dem Sex
einfach einzuschlafen. Und es hat sich auch herausgestellt.
Sebastian
Ja, er, nicht du, ne? Das ist ja dann auch ...
Julia
Ähm, das, ähm ... Grad in so Tagessessions hat es sich
jetzt ganz gut herausgestellt, wenn wir auch zwischen den einzelnen Sachen,
die wir tun, immer mal so eine kleine Aftercare einschieben.
Weil wenn dann irgendwie ein Spiel mit sehr viel Erniedrigung zu tun hatte,
dann gibt es halt mal kurz den Break, und wir sitzen zusammen im Bett,
kuscheln, reden darüber.
Er sagt mir, ich bin stolz auf dich, dass du das durchgehalten hast,
dass du das gemacht hast, das ist dann nochmal die Rückversicherung und dann
geht das eigentlich weiter.
Sebastian
Da du am Anfang ja was von Massage erzählt hast, also gibt es das noch? Bekommst du Massagen?
Ja, eventuell, wenn der Popo eh gerade rot und blau ist, dass man eventuell
den nochmal besonders durchwalkt, man muss ja pflegen.
Also gibt es auch diesen Aspekt, dass er einfach dann auch dir was Gutes tut außerhalb der Session?
Julia
Ja, definitiv, den gibt es. Umgekehrt hat er Fußmassagen sehr für sich entdeckt
zu meinem Leidwesen. Also es gab mal eine Tagessession, wo ich ihm glaube ich
vier oder fünf Fußmassagen geben musste.
Und ja, aber umgekehrt kümmert er sich da auch um mich und auch in anderen Bereichen sehr viel.
Also da übernimmt er dann schon einen Caring-Aspekt, der aber eben unabhängig
vom DS-Gefüge wäre, würde ich sagen.
Sebastian
Habt ihr mal eine Session gehabt, die ich sag mal zu lang ging,
wo ihr dann gemerkt habt, also jetzt so langsam sind wir platt,
wir müssen da jetzt mal raus. Man nimmt sich ja manchmal was vor,
morgen machen wir ja einen ganz strengen Tag von morgens bis abends.
Und zum Mittagessen, oh nee.
Julia
Ja, tatsächlich. Es gab einmal die Situation, das war der Tag,
an dem ich gelernt habe, dass ich scheinbar zu multiplen Orgasmen fähig bin.
Das war mir vorher nicht bewusst, weil ich bin ein sehr, sehr,
sehr sensibler Mensch und wenn ich einmal einen Orgasmus hatte,
dann bin ich auch so, okay, erst mal bitte nichts weiter da dran.
Ich muss erst mal klarkommen.
Aber wenn man gefesselt auf einem
Tisch liegt, dann hat man dieses Mitspracherecht ein bisschen verwirkt.
Und ja, dann lag ich da und es waren einige Orgasmen und ich war danach so fertig.
Es war vielleicht 17 Uhr und ich bin einfach eingeschlafen.
Also das war sowas, wo wir gemerkt haben, okay, sonst so bis 20 Uhr.
Aber es ging einfach nicht. Und wir hatten, ich glaube, am Pfingstwochenende
hatten wir nochmal eine Tagessession gemacht.
Und eigentlich starten die immer so, also es gibt da so Rituale,
dass ich abends gesagt kriege, was ich vom Bäcker zu holen habe.
Und dann gehe ich los und gehe für das Frühstück einkaufen morgens.
Er schläft dann meistens noch.
Und an diesem Tag war das anders. Er wollte, dass wir zu Hause frühstücken.
Und ich habe unglaublich lange geschlafen, was mir sonst nie passiert.
Und das war so aufstehen und es geht sofort los. Und ich hab gemerkt,
boah, das kann ich nicht.
Dieses Ritual, zum Bäcker zu gehen, mir dann selber noch mal,
das darf ich dann auch, einen Kaffee zu kaufen und den zu trinken und warten,
bis er wach wird, das ist für mich so ganz wichtig, um in meinen Subspace zu kommen.
Und diese Komponente war auf einmal weg. Und er war vor mir wach und das war
so, okay, jetzt wach mal auf und rein da mit dir.
Ging nicht, war für mich voll schwer und ich musste dann sagen,
sorry können wir nochmal eine halbe Stunde kurz, ich krieg das grad,
ich komm irgendwie nicht rein und das war dann aber auch okay.
Sebastian
Aber das wäre schön, wenn das nicht so ganz, wenn du nicht funktionieren musst als Sub.
Wenn es okay ist, erst dann Sub zu sein, wenn du es bist.
Julia
Es ist mir schwergefallen, das zu kommunizieren, weil ich möchte das natürlich gerne.
Und ich möchte nicht sagen, jetzt geht's grad doch nicht. Weil ich will ihm
ja eigentlich diese ganze Macht dann in dem Moment geben.
Und dann zu sagen, nee, jetzt nicht, fällt mir manchmal nicht so leicht im ersten
Moment. Aber es war ja auch für ihn dann einfach nicht schön zu sehen,
irgendwie kriegt sie hier grad gar nichts auf die Kette.
Und dann war das auch voll gut. Und er meinte dann auch, es ist besser so,
als wenn du dich jetzt hier irgendwie durch den ganzen Tag quälst und wir beide gar keinen Spaß haben.
Sebastian
Ich mag nochmal, weil Kommunikation ist ja bei euch beiden wirklich,
zumindest höre ich das raus, das ist so, ihr müsst aneinander hängen kommunikativ,
damit ihr wisst, wo seid ihr jeweils, damit ihr das auch genießen könnt.
Da wäre jetzt nochmal so der Knebel als Werkzeug nochmal so ein Ding,
weil das ist ja durchaus erniedrigend, es nimmt dir aber auch eine Kommunikationsmöglichkeit
und ihm auch eine Information weg.
Ich orakle jetzt einfach mal, das müsste besonders spannend sein.
Julia
Voll. Wir nutzen es tatsächlich gar nicht so oft, obwohl ich Knebel eigentlich
sehr gerne mag. Gerade eben aus diesem Erniedrigungsaspekt heraus.
Schön, wenn die Sabber dann so runterläuft.
Sebastian
Die ganzen Klamotten und dann ist das alles eingesaut und dann muss man das
alles wieder waschen und ob das überhaupt rausgeht, wenn dann noch welche Schminke
mit bei rausläuft und überhaupt dieses Hochziehen immer, das sollte man eh verbieten,
weil das klingt immer nur scheußlich.
Also nicht hochziehen, sondern laufen lassen und am besten vorm Spiegel.
Julia
Ja, genau. Also ich glaube eins, das war auch damals sehr schlimm für mich,
da sollte ich mit Knebel im Mund eine Geschichte erzählen.
Und ich fand das so furchtbar, weil ich ja einfach nicht sprechen konnte.
Das war schon hart an der Grenze für mich.
Aber ja, diese Dynamik, also er nutzt es dann halt auch bewusst eben für sowas.
Dann erzähl doch mal, wie war denn dein Tag gestern? Und dann sitzt du da und bist so, ja gut.
Sebastian
Wenn er dann sagt, ich verstehe nix, red deutlich, ja. Das ist auch wieder, das ist gut, ja.
Julia
Das ist böse gut, ja.
Sebastian
Ich mach jetzt mal so einen thematischen Cut und geh mal in die ganz andere
Richtung, weil das hat auch ganz viel Impact zum BDSM hin, aber nicht nur. Angst.
Reden wir mal über eine Angststörung, die du hast oder hattest?
Julia
Das ist schwer zu sagen. Ich habe gelernt, dass ich wahrscheinlich diese Angststörung
mein Leben lang haben werde.
Ich kann inzwischen aber steuern, wie sehr sie meinen Alltag beeinflusst.
Sebastian
Generalisierte Angststörung ist der Fachbegriff?
Julia
Korrekt.
Sebastian
Wie kommt es?
Julia
Ähm, ja, ich versuch's kurz zu machen, aber eine Angststörung,
also, man weiß nicht so hundertprozentig, wodurch so eine generalisierte Angststörung entstehen kann.
Man vermutet erbliche Faktoren, traumatische Ereignisse und einfach vielleicht
auch ein hohes Stresslevel.
Und ich kann für mich sagen, dass all diese drei Komponenten bei mir zutreffen.
Also, ich war schon als Kind sehr vorsichtig, immer sehr ruhig,
zurückhaltend, immer erst mal lieber beobachtet, bevor ich agiere.
Also da war schon so eine gewisse Präferenz für vorsichtig sein,
für sehr sensibel die Umgebung wahrnehmen.
Und ich habe leider in der 8. und 9. Klasse eine sehr heftige Mobbing-Erfahrung
erlebt, durch vermeintlich sehr enge Freundinnen, die sich gegen mich gewendet haben.
Und es war zu dem Zeitpunkt halt einfach schwer, weil man ist eh in so einer
Phase mit 15, 16, wo man noch nicht so richtig weiß, wer bin ich,
wer will ich sein? Und man hat dann eigentlich seine Peergroup.
Und wenn die sich auf einmal von einem abkehrt und sagt, du bist eigentlich
ziemlich scheiße, ist das schwer für den eigenen Selbstwert einfach.
Und das war etwas, was mich unterbewusst immer beschäftigt hat,
weil ich damals auch nicht die Möglichkeit hatte, das adäquat anzugehen und
zu gucken und vielleicht die Hilfe zu kriegen zu dem Zeitpunkt, die mir sagt,
nö, ist eigentlich gar nicht so. Du bist okay, so wie du bist.
Und dann kann man quasi sagen, dass dadurch mein Gehirn vielleicht einfach schon
immer ein bisschen mehr in Alarmbereitschaft war, als das von anderen Menschen.
Und ja, 2018 habe ich ja im Januar mit meinem Mann Schluss gemacht,
habe diese neue Beziehung eingegangen, habe dadurch sehr spontan und sehr schnell
einen neuen Job in Hamburg finden müssen,
weil eigentlich war der Plan, dass ich zurück in die Heimat gehe und habe dann
sowohl einen sehr guten Freund als auch meine Großmutter in dem Jahr verloren.
Also das waren einfach so ein paar viele Stresspunkte, die krass waren.
Sowohl positiver Stress, weil ich habe ja auch einfach sehr schöne,
viele erste Male mit meinem jetzigen Partner gehabt, aber auch sehr viel belastender Stress.
Und man kann sich das so ein bisschen vorstellen, dass dann die Zentrale für
Gefahr in meinem Gehirn, die Amygdala, ein bisschen viel Feuer abgekriegt hat
und dachte, okay, irgendwie ist hier ein bisschen viel los.
Und dann fing es an, dass ich 2018, als sich dann dieses Jahr beruhigt hatte
und ich an Weihnachten zu Hause war, hatte ich, ohne es zu wissen,
meine erste Panikattacke.
Ich saß im Bett und dachte, okay, ich glaube, ich sterbe jetzt gleich.
Und das hat sich ein ganzes Jahr gezogen, in dem ich immer wieder zu Doktoren
gegangen bin und meinte, ich habe so Herzrasen, ich glaube, ich habe was mit
dem Herzen, ich kriege keine Luft mehr, vielleicht habe ich was mit der Lunge.
Bis ich mir dann irgendwann eingestanden habe, nachdem mir mehrere Ärzte mehrmals
gesagt haben, sie haben ein sehr gesundes Herz, sie haben eine sehr gesunde
Lunge, ist vielleicht doch was mit dem Kopf.
Sebastian
Es ist einfach da, viel Impact und damit muss man umgehen, dann nimmt man das
vielleicht auch gar nicht so ernst. Also du bist zu Ärzten gegangen,
weil du hast diese Attacken, die sind dann wirklich, geht das nach zwei Minuten
wieder weg oder wie hat sich das geäußert?
Julia
Also Panikattacken gehen nicht so lange, das ist okay.
Angstattacken können deutlich länger gehen, die können halt auch mal so einen ganzen Tag andauern.
Und man kann sich das so ein bisschen vorstellen wie, vielleicht kennen manche das Gefühl,
man steht irgendwie am Abgrund, guckt so runter und denkt sich so,
wenn ich jetzt hier runterfallen würde, es ist sehr hoch und man hat dann so
dieses komische angespannte Gefühl im Körper, so Herz rast ein bisschen,
fühlt sich wie so ein Klumpen in der Brust an, das hab ich halt einfach dann
den ganzen Tag dauerhaft.
Sebastian
Oh Gott, also ich hab das, das Publikum weiß das schon,
ich hab ja mein Problem mit Höhe, da geht mir die Pumpe, da kommt so ein Schwindel
und ich lasse mich mit purer Absicht nie davon abbringen, die Sache zu machen.
Den blöden Eiffelturm bin ich auch hochgestiefelt und das war eine Herausforderung.
Ich mache es, aber es kostet mich eine Menge Selbstüberwindung und dass ich
meinem Kopf auch klar mache, das ist hier safe.
Es braucht so meine Zeit, um mich selbst davon zu überzeugen,
das fühlt sich aber trotzdem nicht locker flockig an. Das ist schwer!
Also es ist dann wirklich, ich hab Heidenrespekt vor der Situation,
obwohl sie eigentlich total entspannt sein könnte, aber irgendwas in meinem
Kopf sagt mir, das ist nicht entspannt.
So stelle ich mir das gerade so vor, aber länger. Es ist irgendwas,
also gibt es einen Auslöser, irgendwas wovor diese Angst dann da ist oder ist
es einfach Angst vor der Welt?
Julia
Es ist unterschiedlich und ich glaube es ist auch bei jedem Menschen,
der eine generalisierte Angststörung hat, individuell.
Aber es ist halt oft so, man hat dieses Angstgefühl, das wird vielleicht durch irgendwas getriggert.
Man hat irgendeine Erfahrung gehabt und dann besteht diese Angst ja sehr lange.
Und das Gehirn ist ja nun mal so angelegt zu sagen, okay, wir haben gerade irgendwie
Angstsymptome, das muss ja hier außen irgendwas sein. Und dann fängt der Kopf
an, sich Gründe zu suchen.
Bei mir hat sich das sehr stark... Also Bahnhöfe waren schlimm.
Ich hatte einmal einen Angstmoment an einem Bahnhof und hatte halt immer wahnsinnig
Angst, wenn die Züge einfahren, so was als wenn mich jetzt wer aufs Gleis schubst oder so.
Das sind wirklich keine sonderlich gut begründeten Dinge.
Ich hatte auch eine sehr starke Krankheits- oder Gesundheitsangst,
sagt man, glaube ich, dass ich nicht joggen gegangen bin, weil dann schlägt
das Herz ja auch sehr schnell.
Und ich dachte, ich kriege bestimmt einen Herzstillstand, wenn ich jetzt laufen
gehe. Das klingt, glaube ich, für Außenstehende bizarr, weil es gibt keinen
Grund, diese Angst zu haben. Aber sie ist dann halt auf einmal da.
Und dann gibt es halt wirklich Situationen, die man anfängt zu vermeiden,
weil man in diesen Situationen mal Angst erlebt hat.
Und denkt, das liegt ja an der Situation, die kommt bestimmt wieder.
Aber eigentlich stimmt das gar nicht.
Sebastian
Jetzt überschneidet sich ja das mit, ihr habt mit BDSM angefangen.
Wenn man jetzt auf dem Drahtseil balancieren will und dann kommt noch so eine,
ich sag mal, nicht diagnostizierte Angststörung dazu, dann ist ja die Angst
vor der Angst, oh Gott, also inwieweit sind diese Session-Momente,
also inwieweit hat das einen Impact gehabt?
Konntet ihr weniger spielen, gingen bestimmte Dinge nicht oder hat das irgendwie
einen Einfluss darauf gehabt?
Julia
Ich hab da irgendwie Glück, weil das es relativ wenig aktiv beeinflusst hat.
Also es war nicht so, dass ich gefesselt oder mit Augen verbunden am Bett lag
und auf einmal kam die Angst. Das war gut.
Sebastian
Aber vielleicht vorher die Angst vor der Angst, die könnte dann ja kommen.
Also lassen wir das lieber.
Julia
Nee, tatsächlich. Irgendwie ist für mich BDSM so sehr Kopf ausschalten,
dass es auch Angstgedanken ausgeschaltet hat. Also, das hat mir immer gut getan,
weil ich dann eben nicht in diese krassen ...
Also, wenn man eine Angststörung hat, ist das sehr viel dieses Overthinking.
Man fängt an und überlegt und was, was, was.
Das ist aber einfach weg, wenn ich in meinem Subspace bin.
Und das war gut. Es ist aber natürlich so, wenn man permanent so ein krasses
Stresslevel hat, was einfach dann der Fall ist bei einer Angststörung,
dass natürlich man nicht ... einfach weniger Lust hat, phasenweise.
Das merke ich jetzt auch. Wenn ich einer aktiven Angstphase bin, dann ist es
nicht das Erste, was ich denke irgendwie, oh cool, lass mal Sex haben.
Sebastian
Aber wenn er das sagt, ist das so, also es ist so ein bisschen die Idee,
du wusstest ja nicht genau was und wie, aber BDSM tut ja an sich gut.
Man könnte ja jetzt überlegen, wenn die Angst zuschlägt, dann könnte man ja
BDSM irgendwie therapeutisch einsetzen.
Also das ist immer was, wovor ich immer wo mir aber auch ein Jörg Signerski
sagte, naja, mach doch Dinge, die gut sind, und wenn das gut ist,
dann ist das halt gut. Mal sehr vereinfacht gesagt.
Also inwieweit, BDSM vielleicht auch was, um mal zu sagen, ich werde das mal grad los.
Julia
Ich glaube, dass BDSM für mich schon ein großer Punkt ist, um Stress abzubauen, und das ist gut.
Ich würde es aber für mich persönlich nicht therapeutisch anwenden,
weil ich da einfach das Risiko sehe, man denkt dann, okay, das ist jetzt mein
Heilmittel, ich muss jetzt BDSM haben, um die Angst zu besiegen.
Aber ich möchte BDSM haben, weil es mir Spaß macht, weil das für mich ganz viel
mit meiner Identität zu tun hat. Ich möchte oder wollte auch damals nicht,
als es so akut war, dass sich das irgendwie, dass dieser Stellenwert sich ändert.
Also ich sehe BDSM als etwas, was mir gut tut, auch in Angstphasen,
was mir hilft, mal richtig den Kopf abzuschalten und das ist schön.
Aber ich glaube, wenn ich es nur gegen die Angst benutzt hätte,
hätte das auf Dauer auch für unser BDSM einfach keinen guten Impact gehabt.
Sebastian
Inwieweit wusste er auch was? Vielleicht macht man das ja auch mit sich selbst
aus. Nee, mir geht's grad nicht gut, ich hab Kopfweh, irgendwelche Ausreden.
Gerade wenn man selber nicht genau weiß, was los ist.
Julia
Ich bin ein sehr ehrlicher Mensch und es war einfach auch so,
dass ich es oft gar nicht verstecken konnte, weil dieses plötzliche Atemnot kriegen,
das äußert sich halt einfach damit immer noch, dass ich einfach sehr plötzlich
Luft einatme und mir an die Brust fasse.
Ich hab das damals sehr klar kommuniziert, dass ich mir Sorgen mache,
dass ich irgendwas habe,
dass vielleicht was gesundheitlich nicht mit mir stimmt. Und er wusste darum.
Und er war dann auch ... Also, die Entscheidung, mir dann irgendwie therapeutische
Hilfe zu suchen, hab ich erst mal sehr für mich getroffen. Weil ich oft solche
Dinge erst mal mit mir selber ausmache, bevor ich sie mit anderen kommuniziere.
Aber auch das hab ich ihm, nachdem mir das klar war, kommuniziert und gesagt,
du, ich glaube, ist da ein anderes Thema, was im Argen liegt und ich muss mich da mal um was kümmern.
Sebastian
Also dein Partner hat gesagt, lass mal gucken oder das hast du selber beschlossen?
Julia
Ich hab's beschlossen, genau.
Sebastian
Ist ja gar nicht so einfach, dann jemanden zu finden, mit dem man mal sprechen kann. Hat das geklappt?
Julia
Ja, das ist, es ist wirklich schwierig und wenn man eine Angststörung hat und
vielleicht auch einfach eh mit sozialen Situationen überfordert ist,
ist es halt nicht toll, dass alle TherapeutInnen in Deutschland nur bei Telefon
meistens zu erreichen sind,
weil es einfach keinen Spaß macht, sich sehr viele Absagen zu holen und das
war so, aber ich hatte dann irgendwie Glück, weil ich habe relativ schnell jemanden gefunden.
Das heißt, ich, als ich vom Zeitpunkt, ich beschließe, dass ich mir externe Hilfe suchen muss,
weil das Problem größer ist, als dass ich es bewältigen kann,
zu dem Zeitpunkt, dass ich die erste Therapiesitzung hatte, sind nur so zwei
Monate vergangen und ich glaube, das ist für Deutschland ein ganz guter Schnitt.
Sebastian
Hat's denn geholfen?
Julia
Ich habe ein paar Anläufe gebraucht, den richtigen Therapeuten zu finden für mich.
Es gibt ja verschiedene Therapieverfahren und das wusste ich aber alles nicht,
als ich angefangen habe.
Ich habe erst einen Tiefenpsychologen gehabt und das war für den Anfang gut,
weil Tiefenpsychologen gucken immer sehr, was ist denn in deiner Vergangenheit
und in deiner Kindheit passiert, was hat dich da beeinflusst.
Und das war für mich wichtig, weil ich mich da das erste Mal reflektiert habe
und geschaut habe, was für Themen schleppe ich eigentlich mit mir rum,
um auch dieses Mobbing-Thema von damals als solches zu adressieren und zu merken,
so gut wie ich mir einrede, hab ich das eigentlich nicht weggesteckt.
Hab dann versucht, eine Psychoanalyse zu machen, hatte da aber einfach nicht
so eine schöne Erfahrung, weil die
Frau noch in Ausbildung war und sehr überfordert mit dem Thema BDSM war.
Das war einfach nicht cool. Und dann hab ich beschlossen, nee,
auf so was hab ich keine Lust mehr. Ich mache eine Verhaltenstherapie,
weil das sind dann quasi die Therapeuten, die wirklich gucken,
was kannst du denn aktiv an deinem Verhalten ändern, um besser mit dem Problem klarzukommen.
Sebastian
Du hast das jetzt eben gerade so lapidar in einem Satz gesagt und das ist ja
eigentlich der spannende Punkt.
Du hast von BDSM erzählt in der Therapie. Allen Therapeuten?
Okay, das ist jetzt der schöne Schnitt. Das sind jetzt drei insgesamt.
Die Junge, die überfordert war, der Tiefenpsychologe und der,
die Verhaltenstherapeutin.
Erstmal, warum erzählt man von BDSM und wie haben die reagiert?
Julia
Warum man davon erzählt, das ist eine gute Frage.
Ich habe irgendwann beschlossen, als ich einfach auch mit meinem Partner mehr
gemacht habe, das ist ein Teil von mir und ich möchte da einfach auch offen
zu stehen. Ich hab mich dann auch in meinem Freundeskreis irgendwann geoutet, hab gesagt, ich mag das.
Und tatsächlich hab ich das teilweise gemacht, nachdem ich diese nicht so schöne
Erfahrung mit der Psychoanalytikerin hatte.
Weil ich da einfach viel verarbeiten musste danach. Ich weiß gar nicht,
warum ich's dem Tiefenpsychologen erzählt hab.
Ich glaub, Tiefenpsychologen bohren auch gerne nach sowas, nach sexuellen Erfahrungen
und keine Ahnung. Und ich hab's dann irgendwie erzählt und er war schon ein
etwas älterer Herr, aber für ihn war das irgendwie so, ja, es ist okay,
wie sie das da machen. Also machen sie mal.
Er hatte da auch die, also er hatte da...
Glaube ich nicht die beste Meinung zu, aber es war okay für ihn,
also gut genug.
Sebastian
Neutral.
Julia
Genau, relativ neutral.
Sebastian
Okay, die Junge überforderte, um sie mal so zu nennen, also auch da,
also warum erzählt und wie ist die damit umgegangen? Also mir geht es wirklich
so ein bisschen um, wie kink-aware sind die?
Julia
Da hab ich's erzählt, weil ich hab mich relativ stark mit Psychoanalyse vorher beschäftigt.
Ich hab da schon vorher Zweifel dran gehabt, ob ich das so gut finde,
weil das ist auch einfach ein Therapieverfahren, was teilweise nicht so wirklich
erprobt ist. Freud hat damals irgendwie gesagt, das ist so, und er hat sicherlich
einen großen Beitrag dazu geleistet, dass reden über Probleme hilft, das muss man ihm lassen.
Alles andere sehe ich da schwierig. Aber ich hab trotz dieser Bedenken gedacht,
ich glaub, es tut mir ganz gut, mal wirklich viel über meine Vergangenheit zu sprechen.
Das macht eine Psychoanalyse ja. Aber in der Psychoanalyse geht es halt auch viel um Sexualität.
Und ich hatte dann insgesamt fünf Vorgespräche mit dieser Therapeutin.
Das sind halt dann auch relativ viele, so um zu gucken, ob das passt für einen
selber, eine Psychoanalyse zu machen.
Und ich dachte, okay, irgendwann wird das Thema eh aufkommen.
Dann will ich jetzt auch im Vorgespräch schon wissen, ob sie damit klarkommt.
Und dann habe ich ihr halt auch gesagt, naja, was halt, dass ich BDSM lebe und
damit auch überhaupt kein Problem habe und dass das für mich was Schönes ist,
dass ich aber einfach jetzt ihr das auch so offen kommunizieren möchte,
damit sie weiß, woran sie da ist für die Therapie.
Daraus hat sie mir dann gedreht:
Sie scheinen ja ein ganz großes Problem damit zu haben, weil das für sie irgendwie
ja so ein großes Thema ist und ganz abnormal. Und deshalb sind sie nicht für
eine Psychoanalyse geeignet.
Sebastian
Boah, okay, hat sie das direkt und schnell geschlussfolgert oder erst später?
Julia
Nee, tatsächlich hat sie das erst später geschlussfolgert. Ich wurde dann nochmals
zu einer Sitzung mit ihr eingeladen,
wo sie mir das gesagt hat und als ich dann, ja das hat mir halt voll vor den
Kopf gestoßen und ich bin eh ein Mensch, ich weine, wenn ich mich freue,
ich weine, wenn ich überfordert bin, ich weine, wenn ich wütend bin,
ich hab halt erstmal geheult und dann guckte sie mich auch so an und meinte, jetzt weinen sie ja.
Ja, weil mich das gerade sehr getroffen hat.
Sebastian
Es ist wie ein Versuchslabor, es weint jetzt, notieren wir jetzt.
Ich habe mir gedacht, okay, vielleicht glaubt man das ja, das ist ja die Fachperson
und wenn die sagt, sie haben ein Problem damit und das ist nicht gut für sie.
Dann denkt man ja zumindest darüber nach, dass das vielleicht stimmen könnte.
Weil man möchte ja auch Hilfe von dieser Person.
Also inwieweit hast du das für voll genommen?
Julia
Gar nicht so dolle. Im ersten Moment hat es mich total getroffen.
Ich hatte das Glück, dass ich zu dem Zeitpunkt aber auch noch Sitzungen mit
dem Tiefenpsychologen hatte.
Und ich konnte ihm das relativ schnell erklären. Und er hat das für mich auch
so ein bisschen gerade gezogen und meinte, naja, ich glaube,
Sie haben diese Person einfach damit überfordert.
Also es war wirklich so, ich hatte ihr das gesagt und sie wusste gar nicht,
wofür BDSM steht, die Abkürzung. Ich habe ihr das dann erklärt und ich glaube,
das war für sie einfach krass, weil sie damit null Berührungspunkte hatte.
Und das hat für sie, glaube ich, wirklich eine sehr krasse Abnormität dargestellt, so etwas zu haben.
Sebastian
Ich stelle mir gerade vor, das ist so ein bisschen wie dieses,
was weiß ich, ich gehe zum Therapeuten und sage dem, dass ich gerne,
was weiß ich, kleine Säugetiere quäle, ja?
Dann steht die Person auch da und sagt, um Gottes Willen, ne?
Und wenn man BDSM nicht einordnen kann, wir wissen ja als, also ich als Podcaster
weiß ja inzwischen auch, dass das in der Ausbildung nicht vorkommt.
Also Sexualität generell kaum vorkommt, hart, aber dann ist es ja wirklich ein
Glück, dass du noch den anderen hattest, der das so ein bisschen einordnen konnte
für dich.
Julia
Ja.
Sebastian
Also der quasi dich von der Therapeutin kuriert oder davon wegthera... Oh Gott.
Also schwierig, ne? Also man unterstellt ja keinen Vorsatz an der Stelle,
aber es ist natürlich ein Kracher, ne?
Julia
Ja, also ich muss sagen, ich verstehe, dass sie überfordert war.
Ich bin auch ein sehr empathischer Mensch. Ich kann mir das vorstellen,
dass das für sie krass war. Ich finde ihr Verhalten trotzdem nicht sehr professionell,
wie sie das gemacht hat. Das muss ich auch sagen.
Ich hatte allerdings Glück, weil ich zu dem Zeitpunkt, glaube ich,
auch einfach schon viele Podcasts gehört habe.
Wahrscheinlich auch schon deinen und einfach schon sehr gefestigt war in dem
Thema und wusste, nö, das ist nicht unnormal. Das machen relativ viele.
Und deshalb hat es mich nicht so getroffen. Ich brauchte dann aber eine Zeit,
um zu überlegen, was will ich denn jetzt machen?
Und dann war für mich halt klar, ich gehe den Weg der Verhaltenstherapie,
weil da sollte sowas eigentlich eh überhaupt gar keine Rolle spielen.
Sebastian
Aber auch dort hast du erzählt, es gibt BDSM.
Julia
Korrekt. Allerdings, weil dieser Therapeut natürlich, ich habe dann natürlich
meinen bisherigen Therapieweg erklärt und er wollte wissen, warum jetzt doch nicht Psychoanalyse?
Und dann dachte ich, naja, Therapie ist halt schon ein Ort, wo ich sehr ehrlich
sein sollte und ich kann jetzt nicht hier schon anfangen, irgendwie rumzudrucksen.
Und dann habe ich ihm das so dargelegt. Und seine Reaktion war eine sehr coole,
wie ich finde, weil er meinte, ich finde nicht, dass sie ein Problem mit ihrer Sexualität haben.
Ich sehe, dass das etwas ist, was ihnen sehr gut tut und worauf sie sehr stolz
sind. Und ich denke, das sollten sie sich unbedingt beibehalten.
Und damit war das Thema gegessen.
Und nur in Punkten, wo ich es vielleicht noch mal selber angesprochen habe,
haben wir darüber geredet. Aber ansonsten war das für ihn so etwas,
da ist kein Leidensdruck, das ist alles cool, sie lebt das so aus,
wie sie das möchte und dabei hat er es belassen.
Sebastian
Ja, das finde ich toll, wenn das so funktioniert. Ich kenne Menschen,
die auch alle möglichen Arten der Psychotherapie durchlaufen haben,
die dann aber auch teilweise gesagt haben, ja, ich gehe jetzt seit sechs Jahren
zu diversen Therapeuten.
Nein, das mit BDSM, das habe ich nie irgendwo erwähnt.
Und wo ich dann auch immer dachte, also mein Impuls war damals immer dieses,
das ist schon ein wichtiger Teil deines Lebens und wenn du da alles auf links krempelst,
wie geht das überhaupt, dass du das aussparst,
das ist ja eine Höchstleistung diesen Bereich wegzulassen. Wahnsinn.
Da wird man ja psychisch krank von, wenn man das immer sich drumherum erfinden muss, also schwierig.
Ich finde es toll, dass du an der Stelle gesagt hast, okay, dann passt das da
nicht, dass du da nochmal Background hattest, der das einordnen konnte für dich
und dass du dann jemand gefunden hast, der sagt, passt.
Und das hoffe ich, dass das immer häufiger und immer mehr so ist,
dass die ganz Junge allerdings da die Berührungspunkte nicht hatte,
ist natürlich zu entschuldigen, klar, weil noch jung dabei, da kann man noch nicht alles.
Aber dass auch das ältere Semester da sagen konnte, ist okay,
das finde ich, ist schon mal ein gutes Zeichen.
Julia
Absolut. Also das auch nicht eben so über zu dramatisieren, ich glaube, das ist wichtig.
Sebastian
Jetzt hast du die Verhaltenstherapie gemacht und ich sage mal so,
du sitzt hier und letztes Jahr saßt du nicht hier.
Das hat ja alles miteinander zu tun, da du jetzt hier sitzt,
glaube ich, oder vermutmaße ich, das hat funktioniert.
Julia
Ja, das stimmt. Ich habe die Verhaltenstherapie irgendwann abgeschlossen.
Ich habe gelernt, mit meiner Angst umzugehen.
Habe gelernt, das neu zu bewerten und merke, dass ich in Phasen,
die stressig sind, immer noch anfällig dafür bin.
Und auch letztes Jahr gab es eine Phase, die sehr intensiv war,
wo ich dann einfach gemerkt habe, das geht gerade nicht. Wo ich dann aber auch
eben die Option hatte zu sagen, ich mache jetzt noch mal ein paar Sitzungen
und rücke das wieder gerade.
Und auch das habe ich gelernt. Wann kann ich mir selbst helfen?
Wann übersteigt das gerade meine eigenen Kompetenzen? Wann brauche ich doch mehr?
Und das hat gut geklappt. Und ich merke, dass ich jetzt immer weniger mit der
Angst im Alltag Probleme habe, weil ich sie endlich als genau das einordnen kann.
Also ich kann sagen, wenn diese Angstsymptome auftreten, dann ist es nicht so, was passiert hier?
Oh mein Gott, sondern es ist so ein Ach, okay, das ist jetzt gerade Angst.
Das ist okay. Und dadurch verschwinden sie einfach auch schneller,
weil ich gelernt habe, mich selbst da so ein bisschen zu beruhigen.
Sebastian
Jetzt versuche ich natürlich. Also nein, erst mal herzlichen Glückwunsch, dass das gelungen ist.
Julia
Danke.
Sebastian
Jetzt ist natürlich die Frage, Angst und BDSM.
Demnach müsste ja jetzt alles, was mit Angst zu tun hat, entweder ein Tabu sein,
Oder es geht so ein bisschen Richtung neuer Kink. Also irgendwie weit gibt es da Zusammenhänge?
Julia
Mein Therapeut hat das immer den kontrollierten Kontrollverlust genannt.
Und das ist etwas, mit dem mein Partner und ich auch ganz gerne spielen.
Also ich gebe ja beim BDSM schon die Kontrolle ab und natürlich ist das was,
was für meine Angst ganz furchtbar ist, nicht die Kontrolle über Situationen zu haben.
Aber in diesem Rahmen passiert das ja im Konsens, im gemeinsamen Einvernehmen
und das ist etwas, was da total gut tut.
Sebastian
Gibt es nicht vielleicht dann doch die Situation, dass da auch innerhalb der
Sessionzeit, dass sich doch ein bisschen was breitmacht? Weil vielleicht trifft
dein Partner ja doch vielleicht mal einen Punkt, der die Angst ein bisschen heraufbeschwört.
Da kann das ja alles noch so kontrolliert sein, weil das ist ja erst mal nicht so rational alles.
Also wie kannst du damit umgehen? Also die Frage ist, müsstest du Angst vor
BDSM haben in irgendeiner Form oder müsstest du vorsichtig sein?
Oder ist das alles überhaupt nicht der Fall?
Julia
Vorsicht ist, glaube ich, immer gut. Aber ich würde sagen, dass ich jetzt beim
BDSM-Ausleben nicht mehr Vorsicht haben muss als sonst im Alltag.
Weil ich weiß einfach, eine generalisierte Angststörung sucht sich einfach Punkte manchmal.
Und das ist halt jetzt mein Job, den ich durch die Therapie gelernt habe,
meinem Gehirn zu versichern.
Das ist gerade kein Angstpunkt. Das kann beim BDSM sicherlich genau so mal passieren
wie auch irgendwo anders.
Aber ich glaube, beim BDSM ist halt noch das Gute, dass ich da relativ,
also das ist vielleicht allgemein, was mir immer sehr hilft,
was ich gelernt habe in der Therapie, ist eine Handlungsunterbrechung.
Wenn man, wenn die Angst anfängt, sich breit zu machen, ist es immer hilfreich,
die Handlung, die man gerade macht, kurz zu unterbrechen, um dem Kopf zu signalisieren,
hier, guck mal, wir machen was anderes, du brauchst gar keine Angst mehr haben.
Und das geht natürlich relativ schnell, wenn ich signalisieren würde,
hier, ist vorbei, dann würden wir das ja unterbrechen.
Und dann könnte ich da auch relativ schnell wieder rauskommen.
Ich überlege gerade schon die ganze Zeit, ob es so eine richtige krasse Situation mal gab.
Es gab bestimmt welche, wo ich mal gesagt habe, okay, das war jetzt einer zu
viel. Aber es hat nicht dazu geführt, dass ich daruch jetzt Angst vorm BDSM gekriegt habe. Das war immer eher so ein Lerneffekt.
Okay, das war jetzt einer zu dolle, da müssen wir vielleicht beim nächsten Mal aufpassen.
Sebastian
Kann ich wirklich nur noch mal gratulieren. Entspannt eventuell ist auch wirklich
der Begriff Safe Space BDSM auch mit einer Angststörung ein Safe Space.
Julia
Ja, total.
Sebastian
Punkt.
Liebes Publikum, das muss jetzt nicht auf alle und immer zutreffen,
aber das ist eine Möglichkeit und ich finde das schön, dass du das heute hier zeigst.
Julia
Danke.
Sebastian
Wollen wir wieder thematisch ein bisschen leichter werden?
Julia
Ja, gerne.
Sebastian
Ich weiß, es gibt Dinge der Woche.
Julia
Ja.
Sebastian
Ich würde gern eins sehen.
Julia
Okay.
Sebastian
Und vielleicht sogar anfassen. Und ich war vielleicht sogar kaputt...
Nein, das mache ich nicht.
Deine Tasche ist hier, ich gebe sie dir mal.
Julia
So, perfekt.
Sebastian
Okay.
Julia
Es sind etwas außergewöhnliche Dinge.
Sebastian
Oh, das ist immer gut. Außergewöhnlich ist immer gut.
Julia
Ich weiß jetzt gerade nicht, ob ich...
Sebastian
Hast du eine durchsichtige Folie?
Julia
Ich habe die da reingeschmissen, die Sachen. Das ist nur die Tüte.
Sebastian
Ja.
Julia
Ich weiß nicht, womit wir anfangen. Ich gebe dir mal das.
Sebastian
Ich kriege ein Fläschchen.
Julia
Ja.
Sebastian
So, ich habe hier eine Fläschchen mit Heilusan,
japanisches Minzöl, ach, ist ja was sehr schönes. Ich öffne es mal.
Das ist toll, von dem Zeug hört man immer wieder. Ich rieche mal dran.
Oh ja, wie in der Kindheit.
Da ist ein Tröpfchen mir auf meinen Arm gekommen. Ja, Minzöl.
Minzöl. Wir driften also in den Bereich Tunnelspiel rate ich mal.
Julia
Ja, korrekt.
Sebastian
Davor hätte ich jetzt Angst.
Tunnelspiel und Minzöl. Wer von euch beiden ist auf die Idee gekommen,
mit Minzöl rumzuhantieren?
Julia
Das war ich.
Sebastian
Du hast das Zeug auch einfach mal besorgt.
Julia
Ich hatte das tatsächlich, weil ich früher immer ziemlich heftige Erkältungen
hatte und das stand einfach noch rum.
Und dann dachte ich, ja, ich glaube, das wird seinen Zweck auch für andere Dinge erfüllen.
Sebastian
Okay, das heißt, du hast ihn gehorsamst auf Ideen gebracht?
Julia
Ich habe davon gehört, von Tunnelspielen, und dachte, das klingt interessant.
Und dann habe ich halt erzählt und meinte, hm, könnte man sich ja mal vorstellen, oder?
Und dann war er auch da sehr begeisterungsfähig und das war ganz gut.
Sebastian
Tunnelspiele sind ja so die Sache, auch seine Kontrolle hat Grenzen.
Der Safe Space wird quasi auf verschiedenste Arten torpediert,
erst mal vielleicht die Frage, wo und wie wirkt es denn bei dir?
Julia
Das wirkt tatsächlich auf den Schamlippen meistens und am Anfang hat er es verdünnt
aufgetragen, wir haben uns sehr vorsichtig dran getestet, was gut war.
Inzwischen, wenn er Lust hat, halt auch unverdünnt.
Sebastian
Okay, es brennt, es tut weh?
Julia
Es brennt. Das Minzöl, wir haben jetzt verschiedene Dinge inzwischen,
man entwickelt sich ja immer weiter.
Das ist halt auch sehr kalt. Das ist ein sehr krasses Gefühl und ich mag auch
einfach allgemein an Tunnelspielen,
also je nachdem mit was man spielt, aber gerade bei dem ist es so,
man macht es drauf und im ersten Moment ist man so, und irgendwann entfaltet
es dann diese Wirkung und dann dieses nicht zu wissen, wann ist die denn jetzt
weg und dann hat man das Gefühl,
oder seine Lieblingssache ist ja auch zu fragen, und, wird weniger?
Und dann sag ich ja und dann kommt halt die nächste Runde drauf.
Sebastian
Aha, okay. Also das ist aber ein, es ist also ein Schmerz, nicht wie beim Spanking,
sondern der bleibt, der ist da.
Wie lange hält das? Zwei Minuten? Zehn? Zwanzig?
Julia
Zeit fühlt sich in diesen Momenten immer so schwer greifbar an.
Ich würde sagen eher 10, 20 Minuten.
Je nachdem wie, ob er es unverdünnt aufträgt oder nicht. Aber ich habe da schon eine Weile was von.
Sebastian
Okay, was ist das? Also die Reaktion ist still leiden oder schimpfen?
Julia
Beides. Am Anfang versuche ich still zu leiden, irgendwann wird meistens schimpfen draus.
Sebastian
Okay.
Ich stelle mir dich gerade fixiert vor, wie du da liegst, da auch nicht rankommst
und du kannst auch nicht reiben oder spülen und er sitzt dann gemütlich davor
und guckt sich das Schauspiel an.
Julia
Er hat so ein richtig diabolisches Grinsen, macht manchmal auch noch andere Sachen.
Manchmal kommt dann halt auch noch der Flogger an den Oberschenkeln dazu,
um nochmal so ein bisschen weitere Reize einfach dazu zu bringen oder mich gnädigerweise
vielleicht auch abzulenken von dem einen Schmerz.
Ja, also das ist dann auch immer sehr individuell, worauf er da gerade Lust
hat, ob er mich nur leiden sehen möchte oder ob er da noch was hinzufügt.
Sebastian
Der Kick ist jetzt, es dauert halt. Du kommst da nicht raus.
Ich überlege gerade, ich nehme jetzt mal diesen ganz miesen Begriff der Hingabe,
der ist in diesem Bereich wirklich mies, du lädst ihn zum Spielen ein und dann
träufelst du das schon mal drauf.
Wäre das denkbar, dass du dich dazu überwinden könntest?
Julia
Ich könnte mich sicherlich dazu überwinden, aber für mich ist dieser Prozess,
dass er das mit mir macht, so wichtig, dass ich das nicht tun würde, also von mir aus.
Und ich glaube, wenn er es befehlen würde, wäre das auch schon hart irgendwie,
wenn er das nicht selber macht. Das wäre sowas, was ich schwer finden würde.
Sebastian
Wenn das nachlässt. Ist das so eine Erleichterung?
Klar, aber ist das so ein jetzt geht wieder mehr oder was anderes?
Also wenn es nachlässt, was tut es in dir?
Julia
Es ist so ein ich hab das jetzt für ihn ausgehalten, ich hab das geschafft.
Das ist glaube ich so das größte Gefühl und natürlich auch so ein bisschen die Erleichterung.
Aber es ist halt auch, ich bin schon in gewissen Zügen masochistisch.
Es ist halt auch in dem Moment einfach schön. Und natürlich,
wenn es dann vorbei ist, ist es halt auch so, okay, jetzt ist halt das Tunnelspiel
vorbei. Und das ist halt auch wieder schade.
Sebastian
Ja, beim zweiten Auftragen ist es genauso intensiv wie beim ersten Mal? Oder nimmt das ab?
Julia
Das erste Mal ist halt immer so diese Spannung, also dieses,
da ist noch mehr Aufregung drin.
Auch jedes Mal wieder der Anfang, weil, ja, man liegt da, man kann sich nicht
bewegen. Und man sieht halt, wie das Wattepad mit dem Ding drauf auf einen zukommt
und das ist halt nochmal anders als beim zweiten Mal.
Sebastian
Dieses Gefühl, ich hab das für ihn ausgehalten, ist ja so ein,
ich würde sagen, das ist ein bisschen abgewertet dadurch, dass,
ja gut, eine Alternative hat es ja auch nicht gegeben.
Ich glaube, das wirkliche Geschenk an ihn kommt, dass du erlaubst,
dass es wieder passiert.
Ich glaube, das ist dann der Moment, wo wirklich dieses, es ist scheiße,
es ist doof, ich hasse es, oder hassliebst es, aber ja,
kannst du wieder machen.
Julia
Ja, das stimmt.
Sebastian
Ich glaube, das ist der eigentliche Moment für ihn, der ihn bestätigt.
Julia
Ja, ich glaube schon. Es ist halt wirklich so, ich gebe dir jetzt mich quasi und ich lasse das zu.
Ist schon ein schönes Gefühl. Wir haben das neulich mit Brennnesseln gemacht
und das war anders aufregend, weil davor hatte ich noch ein bisschen mehr Respekt.
Die waren dann auch eher an, ich hab hier auch tatsächlich noch so ein paar.
Ein paar Quaddeln am Arm. Genau. Und das war dann schon erstmal ein Winden.
Und auch da war es so eine Session, wo wir dann am Anfang sehr viel gelacht haben,
weil ich lag halt komplett ans Bett gebunden und er kam mit dieser Brennnessel
auf meinen Bauch zu und ich versuchte ihn so komplett einzuziehen und er guckte
mich nur an und sagte, du kannst jetzt nicht in der Matratze verschwinden.
Sebastian
Das ist ein schöner Humor, ja.
Julia
Ja, da musste ich auch so lachen und dann mussten wir beide erst mal lachen
und während wir noch im Lachen waren, naja.
Sebastian
Hat draufgehauen.
Ich merke aber, dass die Komponente, du bist ans Bett gefesselt, die zieht sich durch.
Julia
Ja.
Sebastian
Also setz dich da hin, spreiz die Beine und halt still ist jetzt…
Julia
Ist nicht so mein Ding.
Sebastian
Nee, also es muss schon wirklich diese Machtlosigkeit sein.
Julia
Ja, definitiv. Wir haben auch irgendwann uns für unter die Matratze so Fesselgurte
gekauft, die jetzt halt einfach immer da sind, damit man immer relativ schnell
auch mal fixieren kann, was sehr praktisch ist.
Sebastian
Also ich habe so ein bisschen das Gefühl, es ist tatsächlich dieses Fesseln,
Fixieren, dann erstmal das Gefühl, A - ausgeliefert sein. Dann passieren die
schlimmen Dinge, wie zum Beispiel das Minzöl.
Und dann fängt zwischen euch beiden erst richtig die Kommunikation an.
Das heißt, das ganze Spiel ist nicht, er hat die Macht und er tut jetzt Dinge,
sondern eigentlich die Dinge passieren und dadurch, dass das jetzt,
ich sag mal, chemische Kriegsführung ist oder fast schon eine biologische Waffengattung,
dadurch könnt ihr dann miteinander interagieren.
Er guckt, er macht Sprüche, du reißt dich zusammen, schimpfst zurück und sonst was.
Das ändert die Situation an sich erst mal nicht, das passiert,
das Spiel, aber ihr habt die Zeit, um miteinander zu interagieren.
Julia
Ja, das stimmt. Also es fängt meistens schon beim fesseln an,
weil je nach meiner Laune lasse ich das mit mir machen oder fordere da halt
auch so ein bisschen raus, dass er das tut.
Aber den Höhepunkt hat es dann wirklich, wenn ich da ausgeliefert bin und dann
geht es irgendwie so richtig los.
Sebastian
Ich habe jetzt eine Frage, die ich mir momentan noch verkneifen mag.
Deshalb wechsle ich mal rüber und sage, es gibt noch ein Ding der Woche.
Julia
Es gibt noch zwei.
Sebastian
Noch zwei. Ich bin sehr gespannt.
Okay, jetzt habe ich hier einen Würfel in der Hand. Und zwar einen sehr schönen
Spielwürfel, in bunten Farben, Türkis, Violett so ein bisschen, Flieder.
Ich sage Flieder zu einer Farbe. Entschuldigung. Insider. Okay, ein Würfel.
Geht bis sechs und er klingt auch ganz wunderbar.
Und jetzt habe ich eine Drei gewürfelt. Was würde jetzt eine Drei bedeuten?
Julia
Ja, dazu muss ich kurz erklären. Ich habe nachher auch ein Foto davon.
Wir haben in unserem Schlafzimmer eine Wand und da haben wir eine Hakenleiste mit sechs Haken.
Und an diesen sechs Haken hängen sechs verschiedene Schlagwerkzeuge.
Wir haben mehr, aber diese sechs haben halt eine Aufhängung und sind alle welche,
die vom Impact her auch nicht zu schnell zu stark sind.
Ja, ich darf dann ab und zu mal würfeln und dann entscheidet der Würfel,
welches Schlaginstrument verwendet wird.
Manchmal hab ich die Augen zu, manchmal darf ich dann auch sagen von oben oder
von unten, was schwierig ist, wenn man gar nicht weiß, was man gewürfelt hat
und sich dann vielleicht gerade doch die ganz fiese Reitgerte aussucht statt
einem etwas entspannteren Flogger.
Aber ja, das ist so eine kleine Gamification, die wir,
weil wir beide sehr gerne Pen-and-Paper-Rollenspiele spielen und das irgendwie
schon immer witzig fanden, so Witze darüber zu machen, so ich würfel jetzt erstmal,
ob ich was machen darf, die wir jetzt mit integriert haben.
Sebastian
Finde ich spannend, das ist genauso wie bei dem Minzöl, im Prinzip auch die
Kontrolle, die auch er so ein bisschen abgeben muss.
Nicht er ist der Herrscher über Raum und Zeit, sondern da sind nur noch Glück
und Schicksal oder Wahrscheinlichkeitsrechnung lieber, die auch nochmal mitspielen.
Auch bei dem Minzöl, wie lange wirkt es, das kann er gar nicht so genau bestimmen
und wann hört es auf, kann er auch nicht bestimmen.
Ja, nochmal wirklich zu sagen, das ist das Schicksal, was dir Freude bereitet.
Julia
Und auch daran hat er einen diebischen Spaß, also so zu wissen,
das ist jetzt egal, was ich würfle, ich werde geschlagen, aber das ist also,
ich glaube, das ist auch so ein Teil von mir.
Ich vermute jetzt mal, ich kann nicht für ihn sprechen, aber es macht ihm auch
einfach eben Spaß, dann auch davon überrascht zu werden und dann meine Reaktion
darauf zu sehen, wenn der Würfel gefallen ist oder wenn ich dann das erste Mal
das Schlaginstrument spüre.
Sebastian
Interessiert mich ja, also ich würde folgenden Satz sehr gerne sagen, ja kann sein,
dass das jetzt scheiße ist, aber das Ding hast du dir erwürfelt,
also du kriegst die Verantwortung, das ist ja nochmal ein erniedrigender Faktor,
also du kannst ihm nicht mal die ganze Schuld geben an deinem Leid,
sondern du hast ja auch deinen Beitrag dazu geleistet.
Julia
Naja, das durfte ich mir auch schon anhören, also ich kann da ja jetzt ja gar
nichts für, das hast du ja gewürfelt.
Sebastian
Das sind die Regeln.
Okay, nächstes Ding der Woche.
Julia
Das letzte. Das ist tatsächlich eine Grafik, die an unserem Schreibtisch klebt.
Ich hab sie da jetzt einfach ein bisschen abgerissen.
Sebastian
Und hast sie mitgebracht. Okay.
Die darf ich hoffentlich in die Show Notes packen.
Julia
Ja, gerne.
Sebastian
Also ich hab hier eine Karte, so Postkartengröße. Das ist ein Foto übrigens.
Und wir haben hier drei große Kreise in verschiedenen Farben,
nämlich "BDSM", "Dungeons and Dragons" und "Therapy".
So, und die drei überlappen sich. Man kennt das, wenn die jetzt die Grundfarben
hätten, dann wäre in der Mitte wahrscheinlich weiß oder schwarz,
je nachdem ob Additiv, Subtraktiv. Also sie überschneiden sich,
da ändern sich die Farben und dann stehen da nochmal ein paar Dinge drin an
den jeweiligen Schnittpunkten.
Also zwischen "Dungeons and Dragons" und "BDSM" steht zum Beispiel "Include some roleplay".
Oder wenn alle drei übereinander sind, "Good session". Okay, damit sind wir jetzt also auch bei...
Ja, Spiel, Rollenspiel, BDSM und Therapie.
Verstehe ich gerade nicht genau, wie das da reinpasst, aber die gute Session
kommt bei raus, wenn man alles mischt.
Das ist erklärungswürdig, bitte.
Julia
Das ist, ich sag immer, das ist meine "Holy Trinity".
Sebastian
Das schreibe ich mir auf: "Holy Trinity".
Julia
Ich habe so ein ähnliches Bild mal online gesehen mit diesem Schnittmengendiagramm,
wo eben genau diese drei Paare verglichen wurden. Das war nur nicht so schön
gestaltet, weshalb ich mir mein iPad geschnappt habe und das einfach mal selber
nachgemacht habe mit etwas passenderen Begriffen, wie ich fand.
Und ich fand es einfach witzig, dass zufällig genau die drei Dinge,
die für mich im Leben sehr wichtig sind,
in diesem Schnittmengendiagramm auch noch so vorkommen und alle eigentlich immer
mit einer, im besten Fall mit einer guten Session zu tun haben,
wenn man sie beendet hat.
Sebastian
Klären wir nochmal "Dungeons and Dragons" und "BDSM" zu mischen.
Also ich überlege gerade Rollenspiel, findet das bei euch statt?
Julia
Weniger.
Sebastian
Oder hat das damit nichts zu tun oder ist es eher der Würfel, die Komponente?
Julia
Richtig, genau. Also ich würde auch nicht sagen, dass sich diese Dinge allgemein
bei mir überlappen, sondern dass alle diese drei Themen theoretisch,
wenn man sie mal übereinander legt, Schnittpunkte haben.
Ich kenne das aus meiner Therapie und auch in unserer Dungeons and Dragons Gruppe.
Da steht ja jetzt "Scheduling Conflict". Also wir haben halt einfach echt manchmal
Probleme einen Termin zu finden. Ich glaube, das sind halt für Therapie und
auch für Dungeons and Dragons Gruppen im Allgemeinen ist das so der Running Gag,
dass das schwer ist. Das überlappt sich da.
Und bei Therapie und BDSM steht ja auf Englisch quasi, das ist okay.
Du kannst ruhig weinen, wenn du möchtest. Und ich habe in der Therapie viel
geweint. Ich weine auch manchmal nach einer Session, weil sie so schön war.
Beim BDSM haben wir eher weniges Rollenspiel im klassischen Sinne, würde ich sagen.
Es ist nicht so, dass wir so irgendwie Schulmädchen und Lehrer oder sowas machen,
aber es ist ja ein Teil von BDSM und beim Dungeons and Dragons halt auch
ein Teil, der dazugehört.
Also ich würde gar nicht sagen, dass das allein für mich spricht,
aber ich würde sagen, alle diese drei Themen sind Themen, die mir sehr wichtig sind.
Sebastian
Okay und sie lassen sich immer irgendwie kombinieren. Und sie müssen im Kalender
nicht ausschließlich Slots haben, sie dürfen überlappen.
Julia
Weiß ich nicht.
Sebastian
Ja so ein bisschen.
Julia
Vielleicht.
Sebastian
Auch dieses Diagramm, das hast du ja auch als File irgendwo,
das würde ich vielleicht dann gerne in die Show Notes reinpacken können,
damit sie alle das angucken können, also liebes Publikum schaut's euch an und
immer ein bisschen Feedback dazu, drunter schreiben unter die Folge,
vielleicht will das ja sich noch jemand an den Schreibtisch hängen.
Ich mach's, tu's mal deinem dritten Therapeut gleich, ne?
Also ich finde, auch wenn dieser Weg hin zu BDSM unfassbar lang war und unfassbar
viel Rücksicht auf gesellschaftliche Normen und was weiß ich gelegt hast.
Und dann auch noch wirklich eine Angststörung, die auch noch dafür sorgt,
dass man zumindest weniger Zeit für BDSM im Kopf findet.
Und trotzdem ist BDSM da und es ist wichtig und jeder Satz darüber macht dich offenbar glücklich.
Das kann ich jetzt sagen, weil ich dich hier einfach sitzen sehe und du wirkst
total entspannt, hast das Bunny in der Hand und das passt einfach.
Und jetzt frage ich mich natürlich, wo soll das alles noch hinführen?
Wobei erstmal, nein, eine Sache schiebe ich noch rein. Du hast das schöne Armband,
da steht Feminismus drauf oder Feminism.
Das ist ja, ehrlich gesagt, ist das in diesem Podcast ein alter Hut,
aber auch die Frage an dich, ist Feminismus und BDSM und dann noch als Sub, ist das vereinbar?
Julia
Oh ja, definitiv.
Sebastian
Ja, aber du kannst dich als Frau doch nicht unterdrücken lassen und die Kontrolle
abgeben. Nein, die Kontrolle verlieren. Abgeben kannst du schon.
Julia
Ja, genau das ist der Unterschied, glaube ich. Also ich sehe das so,
mir ist Feminismus sehr wichtig. Mir ist es wichtig, patriarchale Strukturen
im Alltag aufzubrechen.
Das sind aber auch vor allem gesellschaftliche Strukturen wie Gender Pay Gap.
Also ich finde, über solche Dinge muss man reden.
Und für mich ist es aber auch eine Form von Feminismus, sich als Frau so sexuell
auszuleben, wie man das möchte. Und genau das tue ich.
Und nur weil ich dem Menschen, dem ich zu 100% vertraue und der mich 100% respektiert, erlaube,
eben auch andere Dinge mit mir zu tun, mich auch zu erniedrigen,
heißt das ja nicht, dass ich das sonst im Alltag gutheiße.
Also wenn mich jemand auf der Straße catcalled oder so, finde ich das halt auch
nicht geil. Das ist für mich so der Unterschied quasi.
Ich lebe genau das aus, was mich glücklich macht, zu genau den Faktoren, die mir wichtig sind.
Und ich finde, da lässt sich das BDSM sehr gut mit Feminismus vereinen,
weil ich einfach, ja, ich sein kann und…
Sebastian
Gibt's denn eine nicht-feministische BDSM-Praktik?
Wo du sagst, das kann ich nicht tun, weil das damit nicht übereinkommt?
Julia
Schwierig.
Sebastian
Ausgezeichnet, das wollte ich hören. Also wenn dir was einfällt,
sehr gerne, aber… Also ich hoffe ja, es gibt im Prinzip nichts,
wo du sagen könntest, es geht nicht.
Julia
Nee, weil es wirklich für mich so ein individuelles Thema ist und einfach,
wenn ich das gut finde in diesem Rahmen, dann ist das für mich okay und für
mich keine schlechte Feministin, wenn ich mich unterwerfe und dadurch auch noch
Spaß habe und Lust empfinde.
Sebastian
Okay, jetzt ich geh mal ein bisschen zum Angriff über.
Julia
Okay.
Sebastian
Jetzt haben wir ja ganz viel drüber gesprochen, was magst du an BDSM,
was findest du gut, was ist dein Kink? Darüber haben wir gesprochen.
Danach hab ich auch nur gefragt. Jetzt nehmen wir mal an, dass er auch sagt,
hier habe ich Dinge, die möchte ich, die will ich.
Und die sind vielleicht für dich gerade noch okay.
Inwieweit würdest du darauf eingehen, weil das ist ja dein Partner,
den magst du ja auch glücklich machen.
Julia
Also ich finde, wenn Dinge okay sind für mich, auch wenn es vielleicht nicht,
also ich finde, es ist ja immer beidseitig irgendwie und es geht auch ganz viel
darum, darüber zu reden, Kompromisse zu finden.
Und wenn er jetzt was hätte, wo ich sage, weiß ich nicht so 100 Prozent,
aber ich würde es auf jeden Fall erstmal probieren und im Zweifel muss man dann
halt gucken, wie kann man das gestalten, dass er das gut genug ausleben kann,
wenn er sagt, das ist jetzt für mich aber Nummer 1 Kink, super wichtig,
und wie kriegen wir das hin? Und ich bin mir relativ sicher,
dass wir da einen Weg finden würden.
Sebastian
Gibt's Dinge oder Kinks, die er hat, die du vielleicht nicht teilst?
Julia
Bisher nicht.
Sebastian
Okay, also er hat ein großes Spielfeld, und die Grenzen hat er noch nicht gefunden.
Julia
Ich glaub ja, und ich glaub, er ist auch sehr stark so ein ...
Also, er ist voll der Reaktionsfetischist.
Also, ihm macht es auch einfach immer unglaublich Spaß, meine Reaktion auf Dinge zu sehen.
Und wenn mir etwas sehr gut gefällt oder auch vielleicht beim Tunnelspiel mich
erst mal leiden lässt, ist das was, was ihn, glaube ich, dann auch in dem Moment
sehr glücklich macht. Also ich glaube, er lebt auch sehr davon,
was macht der Gegenüber oder die Gegenüber.
Sebastian
Ich bekomme manchmal auch E-Mails, da geht es am Rand auch um das Thema Feminismus
und dann wo ich dann auch mal sage,
nein Feminismus ist jetzt nicht, dass die Frau bestimmt, sondern ich glaube,
das ist schwer, weil wenn ich das, ich als weißer mittel-alter Mann,
ja, darf das überhaupt nicht sagen, also ich werfe das jetzt mal hin und ich
lasse mich gerne mit Feedback und auch von dir jetzt, du darfst mir da gleich
auch reingrätschen, wenn du möchtest.
Ich behaupte, Feminismus ist dann, das Ziel dann erreicht, wenn absolute Gleichberechtigung
nicht nur vorhanden ist, sondern auch gelebt und gefühlt ist und sich darum
eigentlich niemand mehr Gedanken machen muss.
Wenn das einfach da ist. Dann hat Feminismus wenig Grundlage.
Julia
Ja, ich würde…
Sebastian
Du musst mir nicht zustimmen. Ist eh utopisch.
Julia
Es ist total utopisch und das ist das, was traurig ist, weshalb ich auch glaube,
dass es noch ein sehr weiter Weg dahin ist, den ich wahrscheinlich gar nicht
mehr erleben werde, aber nee, ich sehe das auch so, dass Feminismus, und ich glaube
das verwechseln auch viele.
Viele denken, oh, das ist immer gegen Männer oder männlich gelesene Personen,
das stimmt aber überhaupt nicht. Ich finde, es geht einfach darum,
dass man neu verhandelt.
Was zum Thema Gleichberechtigung, sei es im Job, weil auch Männer profitieren
ja davon, wenn man gewisse Strukturen einfach mal aufbricht,
die vielleicht schon immer da sind, weil der Mann ist immer der,
der Karriere macht und keine Ahnung.
Und die Frau macht das ja nicht, die bleibt ja zu Hause hinterm Herd.
Ich finde, es gibt sicherlich auch genug Männer, die das nicht möchten und die
es aber vielleicht dann umgekehrt auch schwer haben.
Für beide Seiten kann es ein Gewinn sein, sich mal mit feministischen Theorien
zu befassen und aber vielleicht auch zu akzeptieren, dass Frauen gerade in unserer
Gesellschaft eher die marginalisierte Gruppe sind, wo eben viel im Argen ist
und das auch anzuerkennen.
Sebastian
Lass mich nochmal einmal Alice Schwarzer reinrufen, weil die sagt ja nun mal,
also zu Sex eh schon, aber zu BDSM, ich glaube noch viel mehr,
das geht nicht. Ist das einfach ein veraltetes Bild?
Julia
Ja. Ich bin keine Freundin von Alice Schwarzer wegen einiger ihrer Aussagen.
Sebastian
Ja gut, man muss ja auch nicht jede Ikone, die mal da war, da alles übernehmen.
Das darf sich ja weiterentwickeln.
Julia
Ich glaube auch. Das sind alte, das ist ein anderer Feminismus.
Ich denke Feminismus ist sehr intersektional.
Also ich akzeptiere auch, dass ich eine sehr privilegierte weiße Frau bin und
dass es andere Gruppen gibt, die es noch schwerer haben als ich.
Und ich glaube auch das muss man anerkennen.
Sebastian
Ich glaube der Begriff Feminismus, der passt einfach gar nicht mehr zu dem was es alles umfasst.
Julia
Das ist viel mehr.
Sebastian
Aber das Fass machen wir jetzt nicht ganz auf, aber doch eine Frage unter dem
Deckmantel des Feminismus.
Gibt es Dinge die du, ich sag mal, durchsetzt, weil du sie gut findest,
weil sie dir wichtig sind oder generell gibt es Kinks wo auch dein Partner vielleicht
sagt, das ist später.
Julia
Ähm... Das ist eine sehr gute Frage.
Sebastian
Was möchtest du gerne mal? Was ist noch so eine Fantasie, eine Idee,
mit der er sich vielleicht auch noch nicht so schnell anfreunden kann?
Julia
Ich möchte unbedingt mal, dass wir auf eine Party gehen.
Ich weiß nicht, ob er da gerade schon so Lust drauf hat. Ich muss selber sagen,
ich habe halt auch einfach durch meine Erfahrungen in meinem Leben mit großen
Menschenmengen und sozialen Interaktionen, fällt mir auch nicht leicht,
aber ich weiß, ich möchte es mal.
Da würde ich zumindest noch ein paar Mal mit ihm drüber reden.
Aber ich glaube, ich mag manchmal Bondage noch ein bisschen mehr, als er das mag.
Aber auch da lässt er ja... Also ich habe ja auch einen Bondage-Kurs eben zum
Geburtstag geschenkt gekriegt.
Also da geht er dann schon drauf ein, auch wenn es dann vielleicht im Alltag
gar nicht so oft stattfindet, weil man eben auch jonglieren muss mit allen anderen
Dingen. Und eine reine Bondage-Session ist auch für mich was anderes als eine DS-Session.
Da ist bei Bondage ist DS immer eher so zweitrangig und dann fällt das halt
oft auch mal hinten runter.
Sebastian
Man merkt schon, ihr geht eben aufeinander ein. Das finde ich immer wieder schön sowas.
Aber das war schon bei Zukunft. Also Party sollte sein.
Julia
Möchte ich voll gerne mal erleben.
Sebastian
Was erwartest du? Du wirst öffentlich bespielt und alle gucken dir dabei zu,
wie du die Contenance verlierst, wenn das Minzöl wirkt.
Also geht's um den exhibitionistischen Ansatz oder möchtest du einfach mal gucken, was andere machen?
Julia
Ich glaube, am Anfang würde ich erstmal einfach nur gucken und auf mich einprasseln
lassen. Ich bin auch bei neuen Eindrücken, also wie gesagt, ich bin sehr,
sehr, sehr sensibel und ich glaube, eine erste Party wäre erstmal eine reine
"ich-muss-erst-mal-auf-die-Party-klar-kommen"-Party.
Alles weitere wüsste ich da gar nicht, weil ich war noch nie auf einer, ich kann mir,
aus Erzählungen kann ich mir die Atmosphäre ein bisschen vorstellen,
aber bevor ich wüsste, was dann mein Platz da ist und was ich da erleben möchte,
müsste ich erst mal auf einer gewesen sein.
Sebastian
Ich bohre da jetzt gar nicht so viel nach, sondern ich bereite jetzt mal das
Bett, damit ich quasi da auch meinen Arsch langsam hochkriege.
Es gibt ja diese wunderschöne Podcast-Webseite, bald in neu,
hoffentlich, wenn die Menschen das jetzt hören, schon fertig.
Nein, so schnell wird es nicht gehen. Aber da wirst du die Möglichkeit haben,
was drunter zu bloggen unter deine Folge, wenn du willst und eine Party mal
besucht hast, dass du vielleicht ein bisschen was dort hinterlässt,
wie es denn war oder ob es gut war oder nicht oder wie erwartet.
So ein kleines Update wäre schön.
Weil ich finde immer, wenn es dann passiert, dann ist doch nochmal alles anders.
Und ich würde davon gerne ein paar Zeilen lesen.
Julia
Ja, sehr gerne.
Sebastian
Stammtische vielleicht erstmal, die sind ja ein bisschen kleiner,
ein bisschen gediegener oder ein BDSM-Urlaub im Apartment.
Also was gibt's so für Dinge, wo ihr sagt, ja, das soll passieren, das möchten wir.
Julia
Das BDSM-Apartment steht ganz oben auf der Liste. Vielleicht hoffentlich dieses Jahr.
Mal gucken, man muss halt auch einfach immer so weit im Voraus planen,
weil die Dinger so schnell ausgebucht sind.
Aber das ist was, was wir beide unbedingt mal testen wollen,
weil man einfach einen Raum oder mehrere Räume hat, wo alles an Equipment da
ist und man halt auch einfach nicht so leise sein muss.
Und Stammtisch hatte ich früher auch. Tatsächlich, witzigerweise,
wäre das für mich schlimmer als Party, weil es halt noch eine direktere soziale
Interaktion ist. Auf einer Party kann man irgendwie für sich auch so ein bisschen
sein und untergehen, auf dem Stammtisch ist das schwieriger.
Aber inzwischen bin ich auch da mit meiner Angst so weit, dass ich sage,
ich würde es mir mal zutrauen.
Ich hätte nur gerne, glaube ich, dann einen Stammtisch-Buddy, der da mitkommt oder so.
Sebastian
Ich glaube, das lässt sich hinkriegen. Sollen sich Menschen melden,
die vielleicht in Hamburg Stammtische machen?
Julia
Warum nicht? Dann muss ich das auch mal angehen. Das ist ja auch eine gute Strategie,
mich dieser Angst zu stellen.
Sebastian
Wobei, ich würde dir fast sagen, hier Chris und Bea, eine, zwei,
die drittletzte Folge von dieser, die machen ja in Hamburg-Norderstedt einen Stammtisch.
Das sind total liebe Leute.
Vielleicht kann man da ein bisschen Kontakt vermitteln.
Also man muss einfach mal hingehen, einfach mal gucken, aber im Grunde,
die reden eh kaum über BDSM und wenn du sagst, ah, da hast du ein bisschen Respekt
vor, probier's halt aus, mag ich dir nur wünschen, und das bitte updaten.
Okay, hab ich ein großes Thema vergessen? Hab ich irgendwas übersehen, was hier, äh, joa...
Also eigentlich könnte man, ich könnte noch zwei Stunden mit dir weitersprechen,
merke ich. Ich würde eigentlich gerne noch mehr so bei einzelne Fetische reingehen
und Kink und Lack, Latex, Zubehör, das sind, glaub ich, ganz große Themen.
Aber das können wir heute nicht, ne?
Julia
Ich glaube nicht, aber mir fällt auch nicht ein, dass du irgendein Thema vergessen hättest.
Sebastian
Okay, dann hätte ich noch zum Abschluss ein paar Shorts für dich.
Ein, zwei, drei Sätze dazu, wenn du dazu was sagen magst und ich habe einfach
so nebenbei immer so ein bisschen was notiert und dann gucken wir mal, was dabei herauskommt.
Und als erstes hätte ich hier stehen, Lachflash.
Julia
Ja, kommt vor.
Aber, also auch in Sessions, gerade jetzt die Brennnessel Session neulich,
aber irgendwie kriegt man sich dann doch wieder ganz gut ein.
Sebastian
Ja, aber Humor gehört dazu oder gibt's auch Sessions, wo das einfach keinen
Platz hat? Wo es streng ist?
Julia
Gibt es auch, aber grundsätzlich gehört das für uns schon dazu.
Sebastian
Lärm, schreien, betteln, zerren, gegenhauen, keine Ahnung.
Julia
Wenig würde ich sagen. Doch, nee, nee, das stimmt auch nicht.
Also, ich winde mich gerne, ich winde mich in Fesseln, ich fluche auch mal,
aber es ist alles jetzt, ich würde gerne mal bei einer Spanking-Session richtig
schreien, glaube ich tatsächlich.
In unserer Mietwohnung traue ich mich das gerade nicht so.
Aber ich ... auch dafür dann das BDSM-Apartment, glaub ich.
Sebastian
Okay, switchen.
Julia
Mhm. Ich sage immer, das wissen auch schon alle meine Freundinnen,
ich hab genau zwei Prozent Dominanz.
Und die brauch ich für meinen Job.
Sebastian
Mhm.
Julia
Wenn ich Spielleitung bei Dungeons and Dragons mache.
Und ansonsten hat die keinen Platz. Wir haben es probiert,
aber nee. Fühlt sich komisch an für beide.
Sebastian
Es könnte ja auch keine Dominanz sein, es könnte ja auch Sadismus sein.
Julia
Nee.
Sebastian
Mal zurückhauen.
Julia
Nee.
Sebastian
Okay.
Halsband.
Julia
Ja, ich hab eins auch geschenkt bekommen, das ich immer bei unseren
Sessions trage, mit meinem Namen eingraviert und auf der Rückseite steht Brat.
Und manchmal wird dann umgedreht.
Sebastian
Achso, eine großartige Idee.
Julia
Wenn die Brat dann wieder zu dolle vorne ist. Und ich hab auch so für den Alltag mir tatsächlich,
nachdem ich auf der Passion war von einer, die so ein Lederatelier hat,
ein kleines anfertigen lassen, was ich manchmal einfach ganz gerne trage.
Sebastian
Draußen?
Julia
Draußen haben wir bisher eher inkognito gespielt, würde ich sagen.
Also das heißt zum Beispiel bei so Tagessessions ist es dann,
also gehen wir eigentlich immer nach draußen und ich habe dann meistens auch
irgendwelche Aufgaben zu erledigen.
Was mir dann halt auch manchmal hart unangenehm ist und das weiß er auch.
Zum Beispiel musste ich halt das letzte Mal die Brennnesseln natürlich erst mal pflücken.
Und wir wohnen halt in Hamburg in der Stadt mit viel Grün drumherum.
Aber da sind halt auch einfach immer Leute und dann sieht das halt wahrscheinlich
schon so ein bisschen komisch aus, wenn man auf einmal irgendwie da so rumstarkst
und so riesige Brennnesselbüschel aus der Erde reißt.
Und weil ich auch so nervös war natürlich auch komplett mit Wurzel. Aber ja...
Sebastian
Also wenn du ihm was mitbringen möchtest, ich hab hier hinter der Hecke
am Haus, da hab ich so eine Ecke, da sind manns-hohe Brennnesseln.
Julia
Ja ne.
Sebastian
Mit denen hab ich auch schon viel Spaß gehabt. Wenn man sie fällt,
dann fallen sie nämlich auf einen, das sah aus.
Okay, ich hab noch drei Sachen hier, eigentlich sogar vier, ich schreib noch
eins dazu. Heute gibt's ein bisschen mehr Shorts, wenn das für dich okay ist.
Julia
Ja klar.
Sebastian
Okay, Aufgaben hast du eben gesagt, ich hab das jetzt einfach dazu geschrieben. Aufgaben.
Julia
Ja. In Sessions habe ich öfter Aufgaben, die ich zu erledigen habe,
die ich dann erfüllen muss. Und wenn
ich sie nicht erfülle, hat das halt Konsequenzen und es gibt Bestrafung.
Sebastian
Sind die denn erfüllbar?
Julia
Teils, teils.
Sebastian
Nenne Beispiele.
Julia
Es ist, es passiert relativ oft, wenn wir so eine Tagessession haben,
dass ich dann auch für ihn koche und dann eine genaue Anweisung kriege,
was alles serviert werden muss und mich selber auch teilweise darum kümmern
muss, dass es dann gut klappt. Das sind durchaus erfüllbare Aufgaben für mich,
weil ich kann ganz passabel kochen.
Ich hatte aber auch schon mal irgendwie sowas, wo ich, glaube ich,
was auf dem Kopf balancieren musste und er hat mich dabei geschlagen und es war eher schwierig.
Ich hab eh nicht so den besten Gleichgewichtssinn, also solche Sachen sind dann,
glaube ich, absichtlich zum Scheitern verurteilt.
Sebastian
Und das ist gut, ja?
Julia
Ja, das ist okay.
Sebastian
Mhm, okay. Willkür. Das passt alles gerade so schön, ne?
Julia
Ah, Willkür, ja.
Sebastian
Du hast das richtig gemacht, du hast die Aufgabe super erledigt,
die Strafe gibt's trotzdem.
Julia
Nee, würde er glaube ich nicht machen. Ich glaube, dafür hat er dann solche
Aufgaben, die eh nicht klappen, wo für ihn dann auch klar ist,
es geht jetzt nur darum, wie viel Strafe, nicht ob.
Sebastian
So, jetzt muss ich überlegen. Also ich habe noch so ein Doppelding und ein Ding,
wo ich einfach mal pieksen mag. Petplay.
Julia
Ja, nee.
Sebastian
Ja, aber könnte auch erniedrigend sein. Bell wie ein Hund.
Julia
Ja, sicherlich, aber ich...
Sehe da, also so dieser Erniedrigungscharakter und klar,
ich habe auch für mein Halsband eine Leine und sicherlich gehe ich dann auch mal an der Leine,
eine Zeit durch die Wohnung, aber das ist für mich noch nicht Petplay,
weil ich dann auch nicht in so einem, also, Petplayer haben für mich,
das mag jetzt auch nicht stimmen, aber da ist schon mehr Identifikation,
man ist dann halt wirklich, verhält sich wie dieses Tier, ist da mehr drin,
das liegt, also das bin ich dann einfach nicht. Ich bleibe halt weiterhin Julia.
Sebastian
Okay, das ist vielleicht auch der Punkt, das widerspricht Erniedrigung.
Man muss Mensch sein, um erniedrigt zu werden.
Julia
Ja, vielleicht schon. Also wenn ich dann in eine Rolle des Tiers schlüpfe,
wäre das ja okay, was mit mir gemacht wird. Für einen Menschen vielleicht nicht zwingend.
Sebastian
Okay, dann habe ich noch den schönen Punkt, die letzte Session. Wann und was?
Ich muss ja fragen, ich bin neugierig. Und wenn da noch Quaddeln am Arm sind,
dann kann das ja nicht so lange her sein.
Julia
Ja, also letztes Wochenende war das, glaube ich. Ja, letzten Samstag.
Also es ist erstaunlich, dass sie noch da sind, aber meine Haut ist auch sehr
empfindlich, was so was angeht. Ansonsten Schlagspuren leider wenig.
Ich hätte manchmal gerne welche. Ich bin aber auch sehr unempfänglich für blaue
Flecken. Ja, wir hatten eine...
Also das war diese Session, wo wir kurz eine Pause morgens machen mussten,
weil ich erst mal klarkommen musste.
Und dann durfte ich tatsächlich im Bett frühstücken, nicht außerhalb des Bettes.
Das war dann noch dieser Moment zum kurz durchatmen und einmal unter die Dusche
gehen, um, dann meinte er so, dusch du einmal kalt und dann klappt das auch.
Und das sind immer diese Tage, die verschwimmen immer so. Aber ich weiß,
dass wir relativ zeitnah rausgegangen sind, weil schönes Wetter war.
Er hat mir dann auch ausgesucht, was ich an Kleidungsstücken trage.
Und dann sind wir Brennnesseln pflücken gegangen.
Dann war es, glaube ich, dann war, ich krieg's nicht…
Sebastian
Wir sind ja bei den Shorts, wir müssen gar nicht so detailliert werden.
Julia
Es war ein sehr langes Tunnelspiel,
was vor allem Brennnesseln beinhaltet hat und wir hatten relativ viel Impact Play mit Schlagen dazu.
Genau, und ich war ein Wochenende vorher in einem sehr coolen queeren feministischen
Sexshop in Hamburg auf einer Toy Night und hab mir ein sehr schönes neues Vibrationsspielzeug
gekauft, was natürlich auch getestet wurde.
Sebastian
Natürlich. Ah, jetzt muss ich da doch nochmal, Entschuldigung,
das ist ein bisschen gemein, weil ich jetzt gerade so richtig aufdrehe.
Wenn er sagt, was du anziehst, darf, kann, soll das auch da dieser Erniedrigungsfaktor
drin sein oder ist das dann draußen, da geht das nicht oder da willst du das auch nicht?
Julia
Haben wir einmal probiert.
Sebastian
Ja.
Julia
Ging gar nicht.
Sebastian
Ja, also weißt du, was ich meine, wenn das dann einfach unpassend aussieht oder
nicht richtig aussieht.
Julia
Ja, ich glaube, er hatte damals irgendwie, dass ich ein T-Shirt oder so von
ihm trage, was halt tausendmal zu groß, nein nicht tausendmal,
er ist jetzt auch nicht riesig im Vergleich zu mir, aber ich hab mich da einfach
mega unwohl gefühlt und das war in dem Moment für mich zu krass.
Ich glaube, das ist auch sehr tagesformabhängig, weil jetzt würde ich auch sagen, hey, warum nicht?
Wenn er das jetzt hört. Weiß er das?
Sebastian
Die Einladung ist ausgesprochen. Grüße.
Julia
Aber nee, tatsächlich will er einfach dann entscheiden,
worin er mich schön findet und was ich dann tragen soll.
Sebastian
Okay, mein wirklich letzter Punkt jetzt. Die nächste Session. Gibt es einen Termin? Gibt es einen Plan?
Julia
Den Plan erfahre ich nie vorher. Das ist immer sehr spannend.
Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und ich bohre auch immer nach und frage
immer, erzähl mir bitte, was du mit mir machst.
Worte wirken ja auch bei mir, aber kriege ich meistens nicht.
Und wir haben so ein bisschen, na nicht die Regel, aber wir schlagen immer abwechselnd
Termine für Sessions vor,
da ich allerdings jetzt in den nächsten Wochen beruflich unterwegs bin und er
dann auch, haben wir das erstmal vertagt und sind dann oft auch so,
dass wir einfach spontan gucken, nächstes Wochenende würde passen.
Sebastian
Okay, vielleicht erscheint diese Folge ja schon vorher. Das heißt,
wenn du möchtest, könntest du jetzt auch noch mal ein paar Wünsche da lassen,
vielleicht hört er das ja und vielleicht ein paar Optionen oder Dinge zu denen
du unmöglich Nein sagen könntest.
Also wenn du möchtest, hast du hier die Gelegenheit ihm vielleicht seine Arbeit
als Top zu erleichtern und ihm vielleicht den einen oder anderen kleinen Tipp zu geben.
Julia
Ja, wenn ich das jetzt mache, dann sind das genau die Dinge, die nicht passieren.
Also, ihm ist es ja schon wichtig, dass er das entscheidet.
Und wenn ich jetzt sage, oh, ich hätte total Lust darauf, keine Ahnung,
dass wir mal wieder mehr mit verschiedenen Aufgaben spielen,
die ich zu erledigen habe, dann, klar kann er das als Inspiration sehen,
aber im ersten Moment würde er erstmal sagen, naja, das passiert dann jetzt gerade nicht.
Sebastian
Da machen wir jetzt eine Vertrauenschallenge draus. Wenn du,
lieber Partner von Julia, das jetzt hier hörst, jetzt drückst du Stop,
so lange bis die Session gewesen ist und hinterher darfst du dir anhören,
ob du ihre Wünsche unwissentlich erfüllt hast oder nicht.
So, probieren wir es doch so.
Julia
Ich würde mir wünschen, ähm…
Sebastian
Moment nochmal, nicht schummeln, ne?
Jetzt Stopp drücken. Also nur du. Und… okay.
Julia
Das ist ein bisschen wie bei Peter Lustig früher, wenn er immer "jetzt wirklich abschalten" gesagt hat.
Tunnelspiel geht immer. Bin ich auch einfach inzwischen so ein großer Fan von,
dass ich das gerne wieder hätte. Aber auch gerne tatsächlich mal wieder mit
dem Minzöl, was ich hier dabei hatte. Müssen nicht wieder die Brennnesseln sein.
Und wir hatten lange keine lange Spanking Session mehr, das wäre schön.
Ja, wenn ich es mir richtig aussuchen darf, warum nicht mal wieder multiple Orgasmen probieren.
Das wären so meine Top 3.
Sebastian
Okay, es ist ein bisschen gemein jetzt ihm gegenüber,
ich glaub toll wird's, egal was er macht, aber ich find das immer schön so ein
bisschen Erwartungen abzugleichen, vielleicht ist das ein Experiment,
eventuell landet das ja auch nicht in der Folge, wer weiß, das bestimmst du hinterher.
Julia, was soll ich sagen? Vielen, vielen Dank für einfach eine bewegende Geschichte.
Nicht einfach, aber ich finde auch, wenn Menschen das jetzt hier hören,
die sagen, das wird nie was und das wird nicht was, doch wird es.
BDSM findet einen Weg und auch wenn dann wirklich die Psyche durchschlägt und
ja, Impact bietet, vielleicht ist BDSM damit kompatibel.
Vielleicht kann man sich das sogar irgendwie zunutze machen,
oder vielleicht ist es auch einfach etwas, was damit nichts zu tun hat, weiß ich nicht.
Aber es gibt da verschiedene Optionen, du hast heute eine gezeigt, finde ich wunderbar.
Und dass du ihn gefunden hast und ihr da so rumgeblödelt habt mit dem Glühwein,
das kann halt immer passen, ne?
Schön. Ich freue mich sehr, dass du heute hier warst,
dass du ganz viel und ganz offen erzählt hast und also ich bin jetzt erstmal
sehr happy und ich rieche schon leicht durch die Tür irgendwelche Essensgerüche,
das heißt wir gönnen uns jetzt hier noch ein bisschen Nachmittag,
bevor du wieder in den Zug steigst und ich kann einfach nur sagen,
vielen vielen Dank und komm gut nach Hause und hab eine ganz tolle Zeit und
eine wunderbare neue Session und fürs Publikum Updates und alles und Kapitelmarken
und Transkript wahrscheinlich sogar schon, gibt es alles auf kunstderunvernunft.de
Und wenn du möchtest, Julia, kannst du dort auch Kontaktmöglichkeiten anbieten,
dass die Menschen dich finden und anschreiben können.
Und ja, ich kann nur sagen, vielen Dank und…
Julia
Ja, danke, dass ich hier sein durfte
und meine Geschichte teilen konnte. Das war sehr schön.
Sebastian
Sehr gerne. Und ja, ich wünsche dir einfach eine tolle Zeit und Grüß schön.
Und wenn er geschummelt haben sollte, na?
Vielleicht erfahren wir es ja hier nie, aber vielleicht ja doch.
Es wäre sehr spannend, darauf zu schauen.
Julia
Ich werde ein Update teilen, ob geschummelt wurde.
Sebastian
Dankeschön. Dann habt eine tolle Zeit, macht's gut, tschüß.
Julia
Tschüss!