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Sebastian
Hallo und herzlich willkommen zu Folge 67 der Kunst der Unvernunft,
dem Podcast, in dem Menschen über ihr persönliches Erleben von BDSM sprechen.
Mein Name ist Sebastian Stix und diese Folge ist für mich was ganz Besonderes.
Ich bin nämlich nach Hannover gefahren, ins Studio "The Sanctum" und dort habe
ich Madame Charlotte getroffen und wir haben geredet.
Sie ist seit 20 Jahren aktiv dabei und bezeichnet sich selbst nicht als Domina,
sondern als Disciplinarian. Und ich behaupte, sie weiß sehr,
sehr genau, was sie da tut.
Wie bei einer richtig guten Session haben wir mal ganz langsam angefangen und
uns erst ein bisschen kennengelernt und dann haben wir angefangen zu steigern
und zu steigern und zu steigern, solange bis mich dann der Übermut endgültig
gepackt hat. Sie ist ja auch eine tolle Gastgeberin.
Und wir sprechen über Anfänge, die Lernkurve, die Akademie, das Studio und dann
auch meine verzweifelten Versuche, einen Rabatt bei ihr auszuhandeln.
Aber wir sind auch ein bisschen ernst geblieben.
Ihr erfahrt hier auch das eine oder andere sehr private Detail von ihr.
Kommt mit mir ins Studio, fühlt euch wohl und zuerst habe ich eine kleine Hausaufgabe für euch.
Madame Charlotte hat mich nämlich gebeten, Musik von Marteria einzuspielen, so zur Einstimmung.
Und das darf ich ja hier leider nicht im Podcast, nicht mal einen kleinen Ausschnitt
kann ich machen, da wird gleich irgendeine Content-ID anspringen,
aber ihr könnt das hinkriegen.
Wenn ihr möchtet, hört ihr jetzt zur Einstimmung von Marteria "Amy's Weinhaus".
Den Link gibt es natürlich in den Shownotes.
Wenn ihr das macht vorher, dann verspreche ich euch, wird die Folge dadurch
noch ein bisschen schöner und runder.
Jetzt geht es einfach los mit Folge 67 mit Madame Charlotte.
Ich bin hier in Hannover, habe das ganze Equipment auf einem sehr massiven Käfig
aufgebaut, denn ich bin hier bei Madame Charlotte, hallo.
Madame Charlotte
Schönen guten Abend, schön, dass du hier bist, hi.
Sebastian
Wir sind hier in deinem Studio, wie heißt es noch gleich?
Madame Charlotte
Ich helfe dir gern, The Sanctum, das Heiligtum.
Sebastian
Ja, und es sieht wunderbar aus, also hier ist alles liebevoll renoviert und
wir sind hier eben schon mal durchgegangen, du hast mir ein tolles Getränk,
einen Gin Tonic, kredenzt und jetzt haben wir es nach anderthalb Stunden mal geschafft,
hier so langsam mal aufzunehmen. Das ist großartig.
Ja, du machst unfassbar viel und ich habe das Problem, dass ich mich nicht entscheiden
konnte, worüber ich mit dir reden will.
Deshalb habe ich beschlossen, wir fangen heute einfach mal an und dann gucken
wir mal, wo es uns hintreibt.
Auf jeden Fall kann ich zu dir sagen, dich gibt es schon länger hier in Hannover,
du bist weit über die Grenzen der Stadt hier bekannt, du bist also quasi die
Chefdomina vom Dienst in dieser Stadt. Trifft es das ein bisschen?
Madame Charlotte
Also erst einmal würde ich mich als Disciplinarian bezeichnen und nicht dieses
Überbegriff Domina, da bin ich mittlerweile, glaube ich, ein bisschen weg von.
Also Disciplinarian, über die Stadtgrenze bekannt, ja sicherlich,
weil ich viele Jahre in Berlin gearbeitet habe, in Wien seit 15 Jahren tätig
bin, in New York gearbeitet habe, in London gearbeitet habe und eigentlich doch
ganz gut rumgekommen bin. Das war immer so mein Ziel, die verschiedenen Mentalitäten kennenzulernen.
Sebastian
Ja, also das wird heute echt spannend für mich. Und ich habe ein bisschen überlegt,
Mensch, wo fangen wir an und wie und überhaupt?
Und jetzt wäre es natürlich naheliegend, erstmal zu fragen, wie hast du angefangen?
Und dann würdest du jetzt eine Geschichte erzählen, das wäre alles total schön.
Aber ich mag jetzt erstmal wissen, was machst du jetzt noch?
Also was ist so momentan das, wo du sagst, das erfüllt dich,
das macht dir Spaß, das ist genau deins?
Madame Charlotte
Ja, das ist eine sehr gute Frage, weil sich das natürlich in den 19 Jahren meiner
Tätigkeit immer wieder geändert hat, meine Vorlieben und die Frequenz auch,
wie häufig ich überhaupt noch tätig bin.
Wir hatten ja im Vorfeld miteinander gesprochen und ich habe dich als erstes
gefragt, was willst du von mir wissen und welche Seite möchtest du von mir kennenlernen?
Und wir sind beim Klassiker, der Domina oder des Disciplinarian gelandet.
Madame Charlotte ist zweimal in der Woche noch tätig und ich denke,
das ist im Augenblick für mein Leben genau so der richtige Modus,
zweimal in der Woche im Studio zu arbeiten.
Und ansonsten bin ich mit anderen Dingen beschäftigt.
Sebastian
Ja du bist so eine Power-Person einfach, also wenn man überlegt,
was für Projekte du am Laufen hast, ich sag jetzt nicht alle,
aber hier gibt's noch einen Club nebendran.
Boah, also ich bin echt beeindruckt, wo diese Energie herkommt,
ich will es ehrlich gesagt gar nicht genau wissen, es ist beeindruckend und
ich hab lange überlegt, mein Gott, also Domina, da frage ich das Publikum mal,
was wollen die alles von einer Domina wissen,
ich hab das alles gestrichen, weil ich glaube, Also du entsprichst eh nicht dem Klischee.
Madame Charlotte
Schon lang nicht mehr, denke ich.
Sebastian
Dann brauch ich auch nicht nach dem Klischee zu fragen.
Madame Charlotte
Das kennen wir doch alle, oder?
Sebastian
Ich fang mal so an, was machst du denn nicht?
Madame Charlotte
Von den Praktiken her?
Sebastian
Genau.
Madame Charlotte
TV-Erziehung.
Sebastian
Das ist alles?
Madame Charlotte
Was mach ich noch nicht? Dirty Games, unästhetische Dinge. Was in meinen Augen
unästhetisch ist, das liegt ja immer im Auge des Betrachters.
Sebastian
Machst du nicht, weil du nicht musst oder weil du keine Lust hast?
Madame Charlotte
Weil ich keinen Bock hab. Es ist ein riesiger Unterschied, aber ich versuche immer in meinen Aktionen authentisch zu sein.
Und wenn ich mich für oder gegen etwas entscheide, dann hat das auch seinen Hintergrund.
Sebastian
Du bist aber, ich sag mal, so weit unabhängig, dass du dir das aussuchen kannst.
Madame Charlotte
Ja, absolut.
Sebastian
Also du kannst dir Gäste aussuchen...
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Du kannst dir aussuchen, was du machst...
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Wie du es machst...
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Wann du es machst...
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Warum machst du es denn überhaupt noch?
Madame Charlotte
Weil ich Bock drauf habe.
Sebastian
Gut, das ist in Ordnung.
Du hast mir ja im Vorgespräch gesagt, eigentlich reicht schon Seil oder Handschellen
und ein Halsband und viel mehr braucht man gar nicht und dann kann man schon
als Domina loslegen und wenn man gut ist, dann reicht das auch an Equipment.
Madame Charlotte
Ich glaube die Hauptaufgabenstellung, wenn man das mal so technisch bezeichnen
darf, ist sein Gegenüber zu fesseln und in dieses Mindsetting mit wenig hinzukriegen.
Das heißt, du musst verbal richtig gut sein, du musst dein Gegenüber analysieren können.
Und mittlerweile ist es ja so, dass Sessions meistens in Materialschlachten ausarten.
Aber als ich 2003 angefangen habe, da ging es wirklich darum,
mit wenig Equipment viel hinzukriegen.
Und ich glaube, das macht auch eine gute Domina aus.
Sebastian
Gut, aber wenn man's kann, dann kann man auch mit der Materialschlacht anfangen.
Madame Charlotte
Richtig.
Sebastian
Also wir haben uns das Studio hier angesehen und ganz ehrlich,
du warst total stolz, als du sagen konntest, das ist sogar in weiß.
Und das ist lackiert und das ist so geändert und das ist angefertigt.
Also das Material hat man schon gerne da.
Madame Charlotte
Ja ja klar und es ging mir bei der Einrichtung des Studios auch darum,
Inspirationen, die ich überall, wo ich so unterwegs war, die ich gesehen habe
aufzunehmen und dann sozusagen meine Handschrift dem zu geben und so das Studio einzurichten.
Das heißt einige Räume wurden auch komplett wieder ausgeräumt,
weil mir irgendwas nicht gefallen hat und dann wieder komplett wieder eingeräumt,
ausgeräumt, eingeräumt, ausgeräumt.
Die sind verzweifelt, aber zum Schluss war es dann gut.
Sebastian
Das Ergebnis ist wunderschön. Also ich habe auch schon gedacht, Mensch, mal so ein Wochenende
hier. Ich kann es mir wahrscheinlich nicht leisten, aber es ist,
ach ja, das ist eine schöne Ferienwohnung.
Jetzt fange ich aber doch mal ein bisschen vorne an. Du hast gesagt, 2003 hast du losgelegt.
Womit hast du angefangen?
Madame Charlotte
Womit ich angefangen habe? Erstmal habe ich das heimlich gemacht und zwar nicht
in Hannover, sondern in Nordrhein-Westfalen, weil da ist natürlich die größte
BDSM-Dichte in Deutschland.
Und da wollte ich mich erst mal ausprobieren, ob das jetzt nur eine Laune der
Natur ist, ob ich da drauf stehe oder inwieweit das was für mich ist.
Ob es eine Facette von mir ist oder nicht oder das, was man mal sexuell ausprobiert
und dann nach einem halben Jahr wieder zu den Akten legt, weil es dann doch
nicht so ist. Aber nein, es war dann anders.
Sebastian
Waren das deine erste BDSM-Erfahrungen?
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Okay, aber das hättest du ja auch privat einfach ausprobieren können.
Madame Charlotte
Das kam relativ schnell, weil ich mich mit einem meiner privaten Kontakte in
einem Club getroffen habe und die haben gesehen, wie ich was mit ihm mache und
die waren irgendwie geflasht und haben gesagt, willst du bei uns anfangen zu arbeiten?
Und ich so, keine Ahnung, keine Ahnung, ich bin hier völlig neu und ich probiere
mich einfach nur aus und die fanden das gut.
Sebastian
Ich dachte, du hast zuerst versucht, das für Geld zu machen.
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Aber BDSM ist deins, auch für dich persönlich, in deiner Freizeit würdest du
BDSM nicht ausschließen?
Madame Charlotte
Es ist unverzichtbar. Ich glaube, das sollte man betonen.
Sebastian
Ja, ich habe ja mit ein paar Menschen gesprochen, die auch sagen,
Mensch, ich arbeite im Studio.
Und die meisten haben gesagt, nein, BDSM hat zu Hause nichts zu suchen, auf gar keinen Fall.
Und da habe ich mich ehrlich gesagt sehr gewundert, weil das ja doch ein Beruf
ist, wo man Leidenschaft für die Sache einfach braucht, damit man das gut machen
kann und wenn ich sage, das mache ich halt nur ein paar Stunden und dann mache
ich die Tür zu und dann will ich davon nichts wissen, das fand ich komisch.
Madame Charlotte
Ja, das bin ich auch nicht. Also, wenn ich hier die Tür zumache,
dann kann ich das in Anführungsstrichen professionelle hinter mir lassen und
kann ganz normal nach Hause fahren und so das andere Leben sozusagen wunderbar hinkriegen.
Aber privat käme für mich niemand in Frage, der dem nicht zugeneigt ist.
Sebastian
Wenn jemand sagt zu dir, Mensch, du machst das gut, du kannst für uns arbeiten.
Hast du gleich ja gesagt oder hat man nicht vielleicht ein paar Bedenken oder
so? Ich meine, da warst du ja auch noch super jung.
Madame Charlotte
Ne, so super jung war ich gar nicht.
Nö, wenn ich so große Bedenken gehabt hätte, dann hätte ich es nicht gemacht.
Hatte ich nicht. Und wenn man mal bedenkt, das war so ein semi-privater Club,
da hat man auch nicht das Geld bekommen, was man in einem Studio bekommt,
aber es war auch nicht super schlimm, wenn man mal einen Fehler gemacht hat.
Ich glaube, ich hätte die Lust daran verloren, wenn ich von Anfang an in einem
professionellen Studio gearbeitet hätte.
Sebastian
Was hätte dich denn daran abgeschreckt oder was wäre jetzt nicht so gut gewesen?
Madame Charlotte
Vielleicht ein ganz anderer Druck am Anfang und so konnte ich auch mal einen
Fehler machen, Knoten falsch setzen, hat eh keinen großartig interessiert.
Dieser Perfektionismus, der kam erst später, dass ich die Workshops besucht
habe und so weiter und so fort.
Sebastian
Okay, aber der muss sein, der Perfektionismus. Also wenn du eine Dienstleistung
erbringst, dann muss die von vorne bis hinten sitzen.
Madame Charlotte
Ja, das ist mein Anspruch an mich selbst.
Sebastian
Ja, aber man muss ja auch mal lernen.
Madame Charlotte
Das habe ich dann auch getan.
Sebastian
Also ich mache ja seit 20, 25 Jahren BDSM und ich würde im Leben nicht behaupten,
dass ich irgendwas perfekt mache, sondern es ist immer nur ein weiteres Stück
weit, wo ich sagen kann, oh cool, neue Erfahrung und ich nehme wieder was mit an Wissen.
Madame Charlotte
Für mich ist es in dem Augenblick perfekt, wie ich es mache.
Sebastian
Reicht es nicht, wenn dein Gegenüber es perfekt findet?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Es muss für dich perfekt sein?
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Okay, und das ist auch dein Anspruch dann an deine Gäste?
Madame Charlotte
Dass sie gut sind?
Sebastian
Dass die gut sind. Dass die ihren Job, den sie ja dann in dem Moment haben, perfekt machen.
Madame Charlotte
Ah, da kommen wir zu den Anekdoten. *lacht*
Sebastian
Ja, natürlich.
Madame Charlotte
Also ich hatte das gar nicht mehr auf dem Schirm, aber ich habe einen Gast,
den ich mal rausgeworfen habe, weil er nicht gut genug war.
Und er hatte daran zehn Jahre zu knabbern und jetzt ist einer der besten Sklaven, die ich habe.
Das hat ihn so getriggert, dass ich ihn rausgeschmissen habe,
weil ich gesagt habe, Alter, du kannst das nicht, nee.
Und dann ist er woanders hingegangen, was ja auch völlig in Ordnung ist.
In dem Augenblick hat es einfach nicht gepasst und heute ist er für mich das perfekte Match.
Sebastian
Das heißt, er ist aber Langzeit auch da bei dir.
Madame Charlotte
Was heißt Langzeit?
Sebastian
Naja, wenn du sagst, das ging zehn Jahre.
Madame Charlotte
Nein, zehn Jahre war er nicht bei mir.
Sebastian
Genau, war er nicht bei dir, aber das muss ja schon ein bisschen her sein.
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Okay, ich mutmaße, entschuldige bitte.
Madame Charlotte
Aber das stimmt ja, klar.
Sebastian
Ich will ja gar nicht mutmaßen, aber das ist dann was, zu dir kommt man nicht,
um mal einen schönen Abend gehabt zu haben.
Madame Charlotte
Nein, nein, hab ich fast gar nicht.
Sebastian
Okay.
Madame Charlotte
Die werden mit mir alt. *beide lachen* Ja, ist so.
Sebastian
Okay, wie finden die dich denn? Also klar, die können dich googeln und dann
findet man dich und dann ruft man an und macht einen Termin und dann geht's los.
Madame Charlotte
Nee, nee, nee, nee, nee, nee, nee. Dann stelle ich erst mal Fragen.
Sebastian
Was würdest du denn von mir wissen wollen?
Madame Charlotte
Na erst mal, was du erleben möchtest. Deine Referenzen. Wo warst du schon?
Was hast du für Erfahrungen? Was suchst du?
Sebastian
Ist das in dem Moment ein Test oder geht's einfach darum, dass du die Person
einschätzen kannst?
Madame Charlotte
Das ist schon das Totale.
Das ist ein Forechecking.
Sebastian
Also was ist dir denn lieber? Jemand, der noch gar keine Erfahrung gemacht hat oder
jemand, der eine lange Liste aufzählen kann?
Madame Charlotte
Puh, der erfahrene Hase.
Sebastian
Okay, warum? Ist es schwieriger?
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Und die Herausforderungen?
Madame Charlotte
Ja!
Sebastian
Okay, dann muss ich mal wissen, Anekdoten sind ja immer gut.
Gibt es Herausforderungen, bei denen du vielleicht im ersten Versuch gescheitert bist?
Und du dachtest, das gibt's doch nicht, hab ich nicht geknackt.
Madame Charlotte
Gab es sicherlich auch schon, klar. Aber du weißt es halt nicht immer.
Es gab auch Situationen, wo ich dachte, boah, heute hast du es ja nun überhaupt
nicht auf die Reihe gekriegt.
Und dann kam irgendwie als Feedback, heute war es besonders toll.
Und du denkst, was? Nein, war es nicht.
Naja, es ist immer ziemlich unterschiedlich, ne?
Sebastian
Wie hast du dich so entwickelt? Also ich meine, wenn du anfängst,
man kriegt ja so ein bisschen Basics. Hauen, Schlagen, Fesseln.
Und dann ist das sowas mal okay. Und dann fängt man ja an rum zu probieren
und Dinge zu erforschen
und du hast ja auch einen gewissen Einfluss auf deine Gäste,
dass du die schon in die Richtung kriegst, dass die von dir das wollen,
was du ihnen auch geben willst.
Madame Charlotte
Auf der anderen Seite ist es auch so, dass sie auf mich etwas projizieren,
was sie denken, was ich bin.
Das heißt, es gibt wahnsinnig viele Fotos in Latex von mir, aber sie sehen in
mir den Disciplinarian und den Drill Instructor und die Uniformfrau.
Und ich habe wenig Anfragen für Heavy Rubber, obwohl ich hier alles habe.
Das ist, was die Leute mit mir verbinden. Und das ist immer das Gleiche.
Sebastian
Du musst doch gar nicht mehr erzählen, was du machst, was deine Spezialität
ist, die Leute wissen es.
Madame Charlotte
Nee, sie wissen es, aber sie könnten ja genau zwei Stunden mit mir in die Klinik
gehen und ich könnte tackern, nähen und alles tun, aber nein,
das möchten sie nicht von mir.
Sebastian
Wo kommt der Ruf her? Den hast du dir ja offenbar schwer erarbeitet.
Madame Charlotte
Wahrscheinlich. Und wenn du dann etwas anderes tust, dann, ja, was macht sie denn da?
Egal, egal, das blenden wir jetzt aus. Sie ist das. Das ist einfach so.
Sebastian
Wie lange wirst du denn schon begleitet von manchen Gästen? Also was ist so
die längste Verbindung, die es da gibt?
Madame Charlotte
17 Jahre.
Sebastian
17 Jahre? Also quasi von Anfang an?
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Und das steigert sich dann immer noch oder ist das so ein liebgewonnenes Ritual?
Madame Charlotte
Genau, zweiteres. Früher war ich definitiv höher, schneller,
weiter und heute habe ich so eine innere Gelassenheit.
Da muss eigentlich gar nicht so viel passieren und man bekommt trotzdem ordentliche
Dankbarkeit, das ist schon schön.
Sebastian
Wo kommt das her, dass du sagst, das reicht? Also dieses nicht mehr springen,
nicht mehr rennen, sondern entspannt.
Wo nimmst du das her? Und warum eigentlich? Weil man kann ja immer noch mal einen draufsetzen.
Madame Charlotte
Könnte ich. Muss ich es tun?
Sebastian
Ja, vielleicht für dich.
Madame Charlotte
Nicht immer.
Sebastian
Also es gab jetzt keinen Wendepunkt, den würde ich jetzt ja so heraufbeschwören,
dass man sagt, also irgendwann ist man ja so ein bisschen ausgebrannt mit dem,
was man tut, dass man irgendwie überlegt, dass man auch mal was ändern muss.
Madame Charlotte
Mhm. Wenn ich das Gefühl habe, ausgebrannt zu sein, fange ich sofort mit einem
Sabbatical an. Und mache sechs Wochen lang gar nichts.
Sebastian
Oh, ich beneide dich gerade unfassbar. Ich glaube ich hatte noch nie sechs Wochen
Urlaub am Stück und an ein Sabbatical ist nicht mal zu denken.
Madame Charlotte
Nein, aber BDSM-Sabbatical. Ich mache dann alles andere weiter, aber eben kein BDSM.
Sebastian
Das heißt du arbeitest auch völlig ohne den Druck, ich muss da jetzt mein Leben von finanzieren.
Madame Charlotte
Völlig frei davon.
Sebastian
Bewundernswert, beneidenswert. Du merkst, ich zerfließe gerade ein bisschen.
Das liegt auch ein bisschen daran, dass du die Heizung wirklich gut aufgedreht hast.
Aber komm, nimm mich mal so ein bisschen mit auf die Reise. Du hast angefangen,
du hast deine ersten Gäste, mit denen du was machen kannst, aber man überlegt
ja am Anfang, das ist erstmal nur was für kurz, das probiere ich jetzt mal,
ich habe noch tausend andere Pläne.
Wie ist das bei dir verlaufen und wie hast du dich auch entwickelt in dem,
was du möchtest und was du willst?
Madame Charlotte
Die Ziele sind immer unterschiedlich. Das kommt immer darauf an,
in welchem Lebensumstand ich mich befinde. Ganz klar.
Und mal einen Schritt zurück zu gehen und nicht immer weiter nach vorne zu gehen,
ist doch auch mal ganz gut, oder?
Sebastian
Aber das ist gerade am Anfang. Ich meine, du probierst, du lernst.
Madame Charlotte
Ja, natürlich. Am Anfang war definitiv höher, schneller, weiter.
Aber wenn du irgendwann diesen Punkt erreicht hast, wo du mit dir selbst zufrieden
bist und du weißt, du kannst diese Sessions machen und du kannst diese Sessions
nicht nur eine Stunde machen oder drei Stunden machen oder zehn Stunden machen.
Ich mach das bis 48 Stunden.
Sebastian
Am Stück.
Madame Charlotte
Also es gibt auch viele Anfragen, gerade jetzt in diesem Imprisonment-Bereich,
die sagen 72 Stunden und so weiter. Das ist mir zu viel.
Also ich sage 48 Stunden und darüber hinaus dann nicht mehr.
Sebastian
Okay, das heißt aber, bist du auch wirklich 48 Stunden exklusiv für diese Personen da?
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Und ich hab's ja eben gesehen, wir haben ja hier so eine Zelle nebendran.
Ich bin ein bisschen beeindruckt, weil sie ist so, das sind sogar die Fliesen
einfach genauso, wie sie sein müssen.
Das alte Zeug ist noch irgendwie da und du hast gesagt, das Bett hast du nochmal
schmaler machen lassen, damit es unbequemer ist.
Ich bin sehr froh, dass ich oben spiele.
Aber das Podcastsubbie muss ich hier definitiv nochmal durchführen.
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Okay und nochmal zurück. Also du hast angefangen. Und am Anfang überlegt man,
ja ich kann mir das und das und das vorstellen und das und das nicht.
Also man hat so eine Vorstellung von dem Ganzen.
Und ich mag einfach ein bisschen wissen, was hat sich da verändert,
wo bist du entspannter oder auch gleichgültiger geworden, wo du sagst,
stört mich alles nicht mehr und früher war das vielleicht für dich wirklich
eine Herausforderung oder auch ein Hard Limit.
Madame Charlotte
Hard Limit? Die Etikette. Heute ist es mir völlig egal, ob mich jemand duzt
oder nicht. Früher musste man mich von vorn bis hinten siezen.
Also dieses, wie nennt man das eigentlich?
Diese Etikette, dieses Klischee oder Majestatis Pluralis noch zu nutzen.
Mein Gott, stehen hier noch welche neben mir? Nein, ich bin allein im Raum. Hurra.
Also dieses völlig Überzogene ist für mich absolut unauthentisch.
Sebastian
Aber wird das nicht gewollt? Bringt das nicht auch ganz viel von dem Kink mit,
dieser Ebenenverschiebung und dass es eben auch mühevoll ist,
sein gegenüber anzusprechen?
Madame Charlotte
Ja, es gibt mir nichts, also früher bin ich da total drauf angesprungen,
wenn das nicht gesessen hat, wenn das nicht so kam.
Im Zuchthaus jetzt zum Beispiel ist das was anderes. Da ist wirklich das noch,
so muss der Satz anfangen, so muss der Satz enden, wenn nicht, Strafpunkt, Erdloch.
Und ähnliches, sag ich jetzt mal. Ich geh da jetzt nicht so en Detail.
Da ist es wirklich eine Inszenierung, aber in dieser Inszenierung brauche ich
auch zwei Tage vorher, um in dieses Mindsetting reinzukommen.
Das ist wie bei einem Schauspieler.
Ich meine, das Zuchthaus ist bei Dresden, ich fahre dreieinhalb Stunden hin
und es ist schon so geplant, dass es eine Playlist im Auto gibt,
was ich für Musik höre, wenn ich dort hinfahre.
Sebastian
Magst du ein bisschen was vom Zuchthaus erzählen, was das ist?
Weil die meisten werden es nicht kennen.
Madame Charlotte
Das Zuchthaus ist ein Projekt für Häftlinge. Das gibt es drei bis vier Mal im
Jahr und ist in einer echten JVA.
Und da wird der Häftlingsalltag sozusagen gelebt mit Schikanen,
ausweglosen Situationen und auf jeden Fall Edgeplay. Definitiv.
Sebastian
Okay, und das machst du aber nicht alleine?
Madame Charlotte
Nein, das mache ich natürlich mit dem Anstaltspersonal. Wir nennen uns da natürlich
nicht, wie wir als Dominas heißen.
Ist klar, wir geben uns irgendwelche anderen Namen, weil dieses Name-Dropping
ist bei diesem Projekt völlig blöd, auch unpassend.
Und wir geben uns irgendwelche komischen Namen und es ist immer das gleiche
Aufnahmeritual und es gibt Strafakten und es gibt Stempel und Polaroid-Kameras
für die Mugshots und ziemlich authentisch das Ganze.
Sebastian
Geht dann auch wirklich ein paar Tage, wo du dann aber auch wieder voll drin bist?
Madame Charlotte
Da bin ich voll drin. Also ich brauche zwei Tage vorher, um reinzukommen,
dann ziehe ich die zwei Tage durch und am nächsten Tag habe ich immer Urlaub,
da wissen alle meine Freunde, ruf sie bloß nicht an.
Sebastian
*lacht*
Madame Charlotte
Sie ist noch im Modus, nicht gut.
Sebastian
Wie willst du denn dort angesprochen werden oder wie musst du angesprochen werden?
Madame Charlotte
Frau Aufseherin.
Sebastian
Frau Aufseherin?
Madame Charlotte
Mhm.
Sebastian
Oh, das klingt aber sympathisch.
Madame Charlotte
Ich bin voll die sympathische Aufseherin, glaub mir.
Sebastian
Ja, ja. *lacht*
Das ist, ich versuch grad, ich überleg grad, will ich dem Publikum verraten,
dass so der Teufel dir auf dem Nacken sitzt, ja?
Und ich glaub du kannst total entspannt sein und wirklich böse Dinge von dir geben.
Ich hab von jemandem gehört, dass ein leichter Vergleich mit so einem Disney-
Bösewicht ganz gut zu dir passen würde.
Madame Charlotte
Aber nicht der Joker, oder?
Sebastian
Es wurde nicht gesagt, welcher, aber so ein…
Madame Charlotte
Es wurde nicht gesagt.
Zu meiner Person auch?
Sebastian
Wie eine Disney-Bösewichtin. Das ist meistens der stärkste Charakter mit ganz
viel Tücke und ganz freundlich und sympathisch.
Und diesen Menschen muss man einfach mögen.
Und währenddessen kann er die Welt abfackeln. Das ist aber alles okay.
Das ist alles verziehen.
Madame Charlotte
Redest du von Poison Ivy?
Sebastian
Ich kann dir nicht sagen welche.
Madame Charlotte
Okay.
Sebastian
Also ich hab da ein paar Menschen einfach mal vorher gefragt, die dich kennen oder
die dich schon mal gesehen habe. Mensch sag doch mal was, damit ich hier meinen
Spickzettel ein bisschen befüllen kann.
Madame Charlotte
Und was hast du gehört? Ich bin ganz neugierig.
Sebastian
Ich hab gar nichts gehört. Nette Person, sympathisch. Niemand hat mir bestätigt,
dass du irgendwie böse wärst.
Madame Charlotte
Ich muss an meinem Image arbeiten, oder?
Sebastian
Offenbar. Definitiv. Also tut mir leid, ich kann nicht damit dienen.
Ich kann nochmal ein bisschen rumfragen, aber ich glaube es wird nicht schlimmer.
Madame Charlotte
Ich gebe es an die Marketingabteilung.
Sebastian
Ist dir das wichtig, was für einen Ruf du hast?
Madame Charlotte
Überhaupt nicht. Mehr.
Sebastian
Aber wie ist denn dein Ruf? Also was, wenn man jetzt deine Gäste fragen würde,
wie würden sie dich beschreiben?
Madame Charlotte
Viele werden sagen, ich habe zwei bis drei Jahre gebraucht, um mich zu trauen,
bei ihnen einen Termin zu kriegen.
Sebastian
Okay, und dann war es aber doch einfach einen Termin zu kriegen.
Also du filterst ja schon mal so ein bisschen durch, wonach filterst du?
Madame Charlotte
Vorstellungen, wie sich ausgedrückt wird, ob es mich reizt irgendwie,
weil ich habe wenig neue Gäste.
Sebastian
Gibt es da einen Erstkontakt, wo du sagst, ja, man hat ja gesagt,
obwohl man eigentlich sich nicht sicher war, dass das was werden kann?
Madame Charlotte
Ich kenne einen meiner Burschen, der ist jetzt wirklich einer meiner Burschen,
der ist über zehn Jahre da, da kann ich ihn so nennen.
Und der war wirklich am Anfang furchtbar. Also mein Gott, was hat der gedacht,
was ich mit dem mache und kam mit so einem Wunschzettel um die Ecke.
Ja und irgendwann habe ich seinen Wunschzettel zerrissen und hab gesagt, das war es für dich, ne.
Also jetzt nur noch nach meinen Vorstellungen und das hat er dann auch akzeptiert.
Also es gibt keine Wunschzettel mehr.
Also das ist auch bei vielen, die mich begleiten, die dann auch sagen,
mach worauf du Bock hast.
Die geben mir nichts vor, die geben mir auch nicht vor, was ich anziehe.
Früher am Anfang war es so, ja ich hätte gerne, dass sie die und die Stiefel
anziehen und das und das und überhaupt nicht mehr.
Also dass jemand wirklich sagt, ich hätte gerne das und das Outfit an dir
gibt es sicherlich schon zwei, drei Jahre nicht mehr.
Jetzt kann man sagen, okay, Corona ist dazwischen gekommen und das Studio war
ja auch lange zu, aber nein, das gibt es nicht.
Aber das wäre sicherlich, wenn ich viel neue Gäste hätte, dann kommen die natürlich
mit ihren unterschiedlichen Vorstellungen, aber die, die lange bei mir sind,
die wissen ja, was ich sage.
Sebastian
Ja, also du lebst quasi von den Stammgästen einfach.
Madame Charlotte
Natürlich, natürlich.
Sebastian
Und das genügt auch.
Madame Charlotte
Das reicht.
Sebastian
Du merkst, ich will dich immer so ein bisschen zurück in der Zeit drücken,
weil du bist da ja, da bist du jetzt.
Aber da muss man ja irgendwie hinkommen und ich hätte natürlich gerne dein Geheimnis
verraten, wie kommt man dahin, dass man eben so entspannt sein kann,
dass man es sich aussuchen kann.
Das heißt man muss ja irgendwann doch mal auch Wünsche erfüllt haben,
einfach auch für das schnöde Geld im Zweifel.
Madame Charlotte
Definitiv, gab es auch sicherlich am Anfang Situationen, wo noch verdammt viel
Monat für einen verdammt beschissenen Kontostand war.
Ja, leichte Diskrepanz, na klar, aber die Freiheit, dass es mich jetzt nicht
irgendwie, ja Existenzängste fristen lässt,
fünf Jahre, vor fünf Jahren.
Da war ich dann mit meinem Studium fertig.
In der Elternzeit habe ich ganz einfach fertig studiert. Und dadurch hatte ich
natürlich sehr viel mehr Freiheit.
Sebastian
Darf ich fragen, welchen Studiengang du abgeschlossen hast?
Madame Charlotte
Ich bin Veranstaltungsfachwirtin.
Sebastian
Das passt natürlich gut zu dem Laden, der hier im Keller ist.
Ist ja gar nicht im Keller, aber...
Madame Charlotte
Ich wollte gerade sagen, entschuldige bitte.
Sebastian
Es ist noch irgendwie, ja man geht Stufen hoch, damit man Stufen runter gehen kann.
Nein, ist echt schön eingerichtet. Das ist ja auch wieder der Punkt,
wie wir ein bisschen zusammengekommen sind, weil ich habe im November meine
erste Party seit zwei Jahren endlich mal wieder besucht und war vorher noch nicht hier.
Und ich bin reingekommen, dachte mir, ach, das ist ja mal luftig und das ist,
naja, also erstmal eine hohe Decke und dann alles freundlich und entspannt und
nicht so, es war nicht so kitschig.
Madame Charlotte
Genau. Das finde ich so ganz schlimm. Schwarz, rot. Und so muss das jetzt sein.
Furchtbar. Wir sind ein Frauenladen. Wir haben Türkis, wir haben Petrol, wir haben Moosgrün.
Das sind so meine Farben.
Sebastian
Lass uns mal zum Studio, zum Sanctum. Das Thema ist ja schon ein bisschen religiös. Warum das?
Madame Charlotte
Was ist für dich ein Heiligtum? Ist es für dich ein Heiligtum,
ist eine Religion ein Heiligtum?
Weil das ist ja The Sanctum, ein Heiligtum und du findest hier sehr viele Religionen.
Also du findest nicht nur das christliche Kreuz.
Es ist alles so was man... Du findest hier auch buddhistische Dinge.
Sebastian
Ja, ich find's spannend, weil man sieht natürlich nur das, was man selber auch
kennt und dann erkennt man es wieder. Ich hab natürlich nur das Christliche gesehen.
Madame Charlotte
Aber du hast nicht das Orthodoxe gesehen, du hast nicht das Buddhistische gesehen.
Sebastian
Na, daran guckt man einfach mal vorbei, das ist ja immer das Problem.
Aber warum hast du das ausgewählt? Ich mein, es gibt so viele Möglichkeiten,
da auch von der Einrichtung was zu machen, man hätte es alles in Weiß-Kachel-Optik
irgendwie machen können und du hast dich dafür entschieden,
es ist hier unfassbar gemütlich.
Und auch die ganzen Möbel, sie wirken auf mich so ein bisschen irgendwie vertraut,
das ist so ein nach Hause kommen so ein bisschen.
Madame Charlotte
Genau.
Sebastian
Das hast du spannend hingekriegt, weil es wirkt nicht wie ein Studio auf mich,
sondern so würde ich mein Haus, naja vielleicht nicht alle Räume,
aber zumindest ein, zwei einrichten wollen.
Madame Charlotte
Ich wollte ganz einfach, wenn ich ein eigenes Studio habe, reinkommen und mich
genauso fühlen, wie ich mich dann als, ich sag jetzt mal in Anführungsstrichen,
Diva fühlen möchte, als Frau, als dominante Frau.
Das heißt, wenn du hier reinkommst, hast du auch einen speziellen Geruch.
Hier ist immer der gleiche Geruch drin. Ich habe schwarzes Toilettenpapier und
bei mir gibt es schwarzes Toilettenpapier.
Was du gesehen hast in der Oyster, der Fußboden ist schwarzer Klavierlack.
Sebastian
Ganz viele kleine Details. Und jetzt überlege ich mal, deine Gäste,
legen die da überhaupt Wert drauf?
Madame Charlotte
Nee du, das hab ich für mich gemacht. *lacht*
Ja, aber du bringst das auf den Punkt. Ja, das bin ich hier.
Sebastian
Dein Heiligtum für dich, damit auch du das Heiligtum deiner Gäste sein kannst.
Madame Charlotte
Puh, pathetisch oder so. Voll.
Sebastian
Ey komm, es ist abends um 8 und ich habe hier Gin Tonic, das ist doch klar, dass ich hier anfange.
Madame Charlotte
Da würde ich sagen, Prost.
Sebastian
Ja, auf jeden Fall.
Madame Charlotte
Wir haben hier noch eine Flasche Champagner, die werden wir dann später auch noch killen, oder?
Sebastian
Ja, wir probieren das. Schampus ist so lange her. Hervorragend,
also ich wurde hier perfekt bewirtet.
Madame Charlotte
Du hattest zu mir gesagt, du bist...
Sebastian
Ich streiche jetzt hier erstmal die Hälfte durch.
Madame Charlotte
Bitte tu das mal. Jetzt stelle ich dir eine Frage.
Sebastian
Oh ja.
Madame Charlotte
Ja, jetzt machen wir das Ganze mal andersrum. Du hast gesagt,
ich sehe in dir nicht nur die Domina oder den Disciplinarian,
sondern ich sehe in dir viel mehr.
Und wie kam das?
Sebastian
Erstmal habe ich dich als "die Domina" gar nicht erlebt.
Also das muss man mal sagen, ich habe dich immer als Gastgeberin erlebt.
Damals im Turm noch. Ich glaub da sind wir das erste Mal aufeinander getroffen,
die Erinnerung daran ist sehr dunkel und düster und weit weg,
aber ich kenn dich einfach nur als Gastgeberin und habe dann irgendwann mal
erfahren, ja, das ist auch eine Domina und ich ärgere mich auch gerade die ganze
Zeit diesen Begriff zu verwenden, mir fällt gerade kein besserer ein, der...
Madame Charlotte
Nee, das ist ja der langläufige Begriff, ganz klar.
Und das ist ja, dass ich für mich selbst sage, nee, ich bin Disciplinarian.
Also, das kann ja jeder, andere sagen dann so, ja, ich bin auch eher Switcherin
und andere sagen dann wieder, ey, ich bin dies und das und jenes,
das kann sich ja jeder ganz gut aussuchen, aber ich bin ganz einfach da.
Andere sagen, auch in Amerika, sagen viele Man-Trainer.
Sebastian
Warum machst du das eigentlich noch? Also du hast auch so viele andere Projekte,
also es ist wirklich nur rein Spaß?
Madame Charlotte
Ich habe mich das vor kurzem wirklich gefragt, so du bist jetzt im 19.
Jahr, hörst du dann nächstes Jahr auf?
Machst du die 20 noch voll und dann hörst du auf?
Oder als ich Mutter geworden bin, hat meine damalige Schwiegermutter mich gefragt,
wann ich denn jetzt endlich mal damit aufhören würde.
Und ich habe gesagt, an dem Tag, an dem ich keine Lust mehr habe.
Genau so sehe ich das heute auch noch. An dem Tag, an dem ich keine Lust mehr habe, höre ich auf.
Sebastian
Sorgst du auch für Nachwuchs im Studio?
Madame Charlotte
Sehr schwer, ja.
Sebastian
Warum ist das schwer?
Madame Charlotte
Das frage ich mich auch. Früher, zu Berliner Zeiten, war es ganz viel,
dass viele junge Frauen gekommen sind und sich nebenbei, neben dem Studium,
was dazu verdient haben und so weiter. Das hat sich komplett gewandelt.
Ich habe so manchmal den Eindruck, die arbeiten lieber bei Starbucks und lassen
sich da ausbeuten. Keine Ahnung. *lacht*
Sebastian
Okay, das kann ich mir tatsächlich überhaupt nicht vorstellen,
weil ich glaube ja mal, dass BDSM als solches ja gerade bei jungen Menschen,
die auch studieren, immer weniger komisch wirkt. Das kann man halt machen.
Und dann ist ja die Überlegung, damit kann man ja auch im Zweifel das Studienkonto
aufbessern, die ist doch gar nicht so weit weg.
Madame Charlotte
Exactement! Ja, aber genau das Konträre ist hier der Fall.
Sebastian
Das heißt, du würdest hier gerne ein bisschen ausbilden und es scheitert einfach
daran, dass es niemanden gibt?
Madame Charlotte
Es scheitert daran, dass es hier in der Region Hannover niemanden gibt.
Also die, die bei mir die Kurse besuchen für die Social Sanctum Akademie,
die kommen aus Rheinland-Pfalz, die kommen aus Hamburg, die kommen von überall
her, aber die kommen nicht aus Hannover.
Sebastian
Wie sieht denn so ein Kurs aus? Also was ist das Ziel dabei?
Madame Charlotte
Na erst mal so einfach auch mal rechtlich gucken. Du kannst ja jetzt nicht eine
Peitsche in der Hand nehmen und sagen, so jetzt bin ich Domina.
Da sind wahnsinnig viele Aspekte, die du zu bedenken hast.
Sebastian
Okay, pass auf, dann gucke ich mal einfach ich als Privatmensch.
Ich weiß, ich muss mit meinem Gegenüber absprechen. Ich muss ein bisschen gucken,
dass ich einen Konsens habe und auf ein Safeword, wenn es kommt,
reagiere, ob ich es vereinbart habe oder nicht.
Aber ich muss halt diese Einvernehmlichkeit irgendwie garantieren und dann bin
ich eigentlich, wenn ich nicht ganz blöd bin, aus Haftungsproblemen halbwegs raus.
Madame Charlotte
Wenn du professionell als Domina arbeitest, brauchst du als erstes mal eine Arbeitserlaubnis.
Sebastian
Okay, die bekommst du beim Gesundheitsamt.
Madame Charlotte
Die Arbeitserlaubnis bekommst du beim Gewerbeamt, beim Ordnungsamt.
Allerdings musst du vorher eine gesundheitliche Beratung machen.
Sebastian
Genau, die war's.
Madame Charlotte
Genau, und das ist das erste, damit du dann später deinen
Ausweis bekommst, genau.
Sebastian
Okay, muss man den eigentlich vorzeigen?
Madame Charlotte
Bei wem?
Sebastian
Ja, weiß ich ja nicht.
Madame Charlotte
Du musst ihn bei dir führen. Du kannst ihn einmal auf deinen bürgerlichen Namen
machen und du kannst ihn einmal auf deinen Alias-Namen machen.
Sebastian
Gut, aber das ist ja erstmal Bürokratie.
Madame Charlotte
Ja, aber der Job ist am Anfang wahnsinnig viel Bürokratie.
Sebastian
Ja, gut, das sind zwei Amtstermine, was ist das? Zwei Wochen?
Madame Charlotte
So, danach dein Steuerberater. So, danach kommt dein Marketingplan.
Sebastian
Okay, ist man in einem Studio nicht vielleicht auch einfach angestellt?
Madame Charlotte
Nein, darf ich nicht. Das ist Förderung der Prostitution.
Sebastian
Ach so. Okay, das heißt alle sind selbstständig und haben alle das Steuerproblem
am Hals. Müssen alle selber Steuer erklären.
Aber man kann ja erstmal einfach anfangen.
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Was denn noch?
Madame Charlotte
Ja, sowas aber auch, ne? *lacht*
Sebastian
Okay, also ich brauche finanzielle Beratung, okay, ich brauche die Erlaubnis
das zu tun, okay, ich brauche…
Madame Charlotte
Dein Marketing, deinen eigenen Marketingplan.
Wie sehe ich mich eigentlich? Bin ich eine Bizarrlady, bin ich eine Domina,
bin ich eine Sklavin? Was bin ich, ne?
Ganz klar. Als was möchte ich tätig sein?
Sebastian
Okay, und wenn du jetzt hier einen Kurs gibst, wissen die das alles schon vorher?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Okay, also mit was für Vorstellungen kommt man denn zu dir und mit was für Ideen geht man wieder?
Madame Charlotte
Also man kommt mit der Idee, ich möchte mal im Studio arbeiten und man geht
mit, scheiße, habe ich heute viel Hausaufgaben gekriegt und ich muss die innerhalb
der nächsten Wochen machen, damit ich zum,
dann, das ist ja dann der Basiskurs, damit ich zum weiteren Kurs,
zum Aufbaukurs gehen kann. Weil du musst in der Zwischenzeit deine Hausaufgaben machen.
Sebastian
Ja, ich glaub das ist nochmal der Unterschied, wenn ich irgendwas mit Seil mache,
dann kann ich da machen was ich will und muss halt nur gucken, ich verletz keinen.
Du bist ja Perfektionistin, das heißt, das wird wirklich gelernt,
angewendet, geprüft, bewertet und dann ist man ausgebildete Riggerin, ausgebildeter Rigger.
Madame Charlotte
Da würde ich nur die Basics machen. Also wenn man jetzt sagt,
ich möchte eine komplette Rigger-Ausbildung machen, dann ist man bei mir an der falschen Stelle.
Da würde ich sagen, fahrt zu Osada Steve, gönnt euch was, dann seid ihr gut.
Sebastian
Ja, da gehört ja auch das ganze Üben dazu.
Madame Charlotte
Wahnsinnig viel. Oder wir haben jetzt zum Beispiel im Juni, haben wir wieder
die Two Knotty Boys, den Danarama da.
Für das American Bondage. Was ich dem japanischen Bondage sehr vorziehe.
Sebastian
Gut, aber das ist ja dann nur mal ein Kurzbesuch, das kann man ja,
eigentlich ist das ja wochenlanges Üben und Machen, das kann man ja nicht mal
eben schnell lernen oder liegt vielleicht da die Magie drin,
dass man das Wichtigste doch in kurzer Zeit mitnehmen kann?
Madame Charlotte
Naja, um es jetzt mal nicht diese Illusion so komplett zu pulverisieren.
Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zu dir kommt und sagt, ich möchte jetzt
eine dreistündige japanische Rope Session haben, ist doch sehr gering.
Also geht es im Studiobetrieb um schnelles, effektives Fesseln,
was dir meistens mit Eisen, Tape und ähnlichen, Segufix,
schnelles amerikanisches Bondage ist mir da ein bisschen lieber,
weil es einfach besser passt,
damit in dieser Zeitspanne von der gebuchten Session von 1, 2,
2,5 Stunden einfach auch was passiert und nicht so lange da im Shibari Dinge
getan werden oder was ich oft erlebt habe, da echt richtig lange an
der Suspension gearbeitet und dann,
oh nee, kannst du mich wieder runterlassen? Ja, kann ich.
Das war jetzt gerade 20 Minuten Arbeit.
Sebastian
Ist das vielleicht eine falsche Vorstellung, dass, wenn du Menschen ausbildest,
die überlegen ja, was wird von ihnen erwartet?
Liegen die da halbwegs richtig oder auch nicht?
Madame Charlotte
Tut mir leid, nein. Aber du, ich war früher genauso naiv.
Sebastian
Ja okay, komm, dann machen wir mal Realität. Ich möchte im Studio arbeiten versus,
also was stelle ich mir vor zu was ist es denn wirklich?
Weil erstmal ist es doch entspannt, du machst die Ansagen, ja,
du musst das alles vorbereiten, aber im Grunde, wenn du ein bisschen weißt,
was du tust, dann einmal schnippen und dann läuft das.
Du merkst, ich provoziere dich gerade. Komm, erklär mir, was ist so schwierig?
Was macht die Sache so anstrengend? Und warum ist man hinterher glücklich,
wenn man das einfach gut hingekriegt hat?
Madame Charlotte
Nee, du triffst ja jetzt ganz einfach im Studio immer auf verschiedene Charaktere.
So wenn du jetzt sagst, ich mach den jetzt verbal richtig fertig und das ist
jemand, der dann dir überhaupt gar kein Feedback gibt, sondern der stille Genießer,
in Fachkreisen auch der tote Fisch genannt ist, dann wirst du kläglich scheitern.
Das heißt, du musst dich im Studio durch deine Erfahrung immer wieder auf neue
Situationen einstellen und sofort reagieren.
Du musst immer einen Schritt voraus sein und das gibt dir nur die Erfahrung.
Sebastian
Okay, aber kann man das lernen?
Madame Charlotte
Durch die Erfahrung.
Sebastian
Wenn du Menschen das beibringst, dann müssen die ja irgendwie so ein bisschen größer werden.
Madame Charlotte
Achso, und du meinst nach zwei Tagen können die das dann? *lacht*
Sebastian
Naja, dann machst du aus den zwei Tagen halt zwanzig und dann…
Madame Charlotte
Ja, aber das kann sich ja irgendwann auch am Anfang auch keiner leisten,
weil im Endeffekt kriegen die ja auch von mir eine Liste, du musst das und das
und das und das als Outfit haben.
Dann musst du das und das und das und das als Equipment für dich haben.
Sebastian
Was müssen die denn haben?
Madame Charlotte
Naja, die sollten schon so eigene Nippel... Ich kenne ja diese kleinen silbernen
Köfferchen, die empfehle ich ja immer sehr.
Und ich finde jede Frau sollte ihr eigenes Spielzeug so ein bisschen haben.
Klar, die großen Sachen können sie hier vom Studio nehmen, völlig in Ordnung.
Oder Outfits, also immer sitzende Strümpfe, also Modell, ich habe jetzt immer
eine Laufmasche, geht auch nicht.
Also akkurates Auftreten, vernünftige Outfits und das kostet.
Sebastian
Ja gut, das sind erst mal Investitionen ins Material.
Madame Charlotte
Genau und das Ding ist ganz einfach, du musst bereit sein in Dinge zu investieren
und nicht vom ersten Tag an so, jetzt verdiene ich.
Sebastian
Warum nicht? Also ich schaffe die Sachen an, okay das ist eine Ausgabe,
aber dann wenn ich meinen ersten Gast habe.
Madame Charlotte
Und du meinst mit deiner Ausgabe ist der erste Gast da, der das alles amortisiert?
Sebastian
Nein, natürlich nicht, aber... Nein das war jetzt so die Überlegung,
ob man nicht vielleicht erstmal die ersten drei, vier Gäste gratis als eine Art Praktikum bedient.
Madame Charlotte
Genau, so musst du es sehen. Aber wenn du gerade sofort Cash auf die Hand brauchst,
dann musst du natürlich irgendwas finden, um dich erst mal bekannt zu machen.
Wenn dich kein Schwein kennt, ist das ein bisschen schwierig.
Also musst du erst mal professionelle Fotos von dir machen.
Sebastian
Okay, also der Druck, ich muss jetzt Geld verdienen, der funktioniert mal gar nicht.
Madame Charlotte
Das geht voll nach hinten los.
Sebastian
Passiert das oft?
Madame Charlotte
Nee.
Sebastian
Wie professionalisiert ist das eigentlich inzwischen? Also weil ganz ehrlich,
ich bin so ein Kind, 80er, 90er aufgewachsen und mein Gott, was ich über Dominastudios
damals wusste, das kam halt bei RTL.
Also jetzt hast du gerade mein Problem, deshalb finde ich das ja auch so schön
und eigentlich jedes Studio, in dem ich in den letzten zehn Jahren war,
war immer so, Hach, Wohnzimmer, schön.
Nichts war so, wie das halt im Klischee in meiner Jugend immer dargestellt wurde.
Und ich glaube aber, dass die meisten Menschen, die jetzt hier auch gerade zuhören,
eben genau dieses selbe Problem haben wie ich.
Wir haben halt in den 80ern, 90ern RTL geguckt.
Und wir wissen, wie die Domina aussieht, wir wissen, wie das Studio aussieht
und wir wissen, dass die Frau unangenehm laut schreit. Und ich hoffe,
und du bist auch schon sehr gut dabei, dass wir mal ein bisschen loswerden,
dieses Klischee von diesem fürchterlichen…
Madame Charlotte
Ruf mich an. 0900.
Sebastian
Habe ich tausendmal gehört. 0190 noch.
Madame Charlotte
Stimmt. So sieht das aus. Wann wurde es denn 0900?
Sebastian
Ich glaube 98 oder so.
Madame Charlotte
Nein, später.
Sebastian
Echt?
Madame Charlotte
Ja. Nach den 2000ern.
Sebastian
Das kann sein, die 0800 kam früher, genau.
Ja, also möglich, aber ich kenne es noch mit 0190, ruf mich an und auf so einem schlechten
Fernseher, einen schlechten Ton und dann abends immer durch,
ach Gott, das war so fürchterlich.
Madame Charlotte
Du, vielleicht waren das auch die Stiefelladies früher, das waren ja diese klassischen
Stiefelladies, Overknee-Stiefel und die Anzeigen in der Zeitung mit Stacheldraht
drumrum und da wusste man das.
Aber das war natürlich auch die Generation vor mir, das waren ja noch in den 90ern und so.
Ich glaube schon, dass die ganz
anders gearbeitet haben und auch ein ganz anderes Geld verdient haben.
Sebastian
Wo kommt es her? Also kommt es von den Gästen oder davon, dass sich das einfach
weiter professionalisiert hat?
Madame Charlotte
Es hat sich weiter professionalisiert.
Sebastian
Was macht man denn nicht mehr, was man da noch erwarten konnte?
Also eventuell man lässt sich ein bisschen ärgern, sag ich jetzt mal,
um das mal sympathisch zu sagen und danach wird natürlich noch gevögelt.
Madame Charlotte
Bitte?
*beide lachen*
Sebastian
Diese großen Augen wollte ich einmal sehen.
Madame Charlotte
Bitte? Erzähl mir nicht von Dingen, die ich nie getan habe.
*lacht*
Sebastian
Wenn du das willst, kannst du doch mit einem Gast ins Bett gehen.
Madame Charlotte
Ja, natürlich könnte ich das.
Sebastian
Aus Prinzip nicht?
Madame Charlotte
Aus Prinzip nicht.
Sebastian
Okay, aber wenn das andere machen, dann ist das okay.
Madame Charlotte
Du, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Sebastian
Also unterscheidet das, also gibt es, ist das vielleicht eine goldene Regel?
Nein, auf gar keinen Fall. Domina, geht nicht, vögelt nicht mit Gästen, Punkt.
Madame Charlotte
Du meinst, fragst du mich persönlich oder fragst du es allgemein?
Sebastian
Deine Meinung mal, wie du meinst, dass es okay ist.
Madame Charlotte
In erster Linie muss es für mich selbst okay sein. Und es gibt einen Bereich
meiner Sexualität, die ich nicht professionell anbiete.
Sebastian
Okay, ich packe dich jetzt mal beim Vergleich. Ich habe ja in diesem Podcast
auch schon mit anderen Menschen gesprochen, wie das im Studio ist und ich habe
hier gerade nicht den Eindruck, dass es hier so ist, wie ich mir das gerade denke.
Also hier kommt der Gast nicht her und sucht sich aus, mit wem er was macht.
Madame Charlotte
Absolutes Tabu.
Sebastian
Tabu, okay.
Madame Charlotte
Ja, bei uns stellt sich keine Frau vor. Das heißt, wir haben eine Webpage,
wo halt draufsteht, welche Dame da ist oder welcher Herr. Wir haben ja nun
auch einen Dominus hier, ne?
Und hier wird sich nicht vorgestellt. Ich musste das einmal machen in Zürich
und das war für mich so, also ich bin ausgerastet, weil das die Philosophie
des Hauses war. Und dann hab ich gesagt, ich stelle mich keinem Mann vor,
das könnt ihr vergessen.
Doch, du musst das. Ich so, ich muss eigentlich gar nichts. Na ja,
gut, und dann bin ich reingegangen und dann hat er wirklich auch mich ausgesucht
und ich hab innerlich so gekotzt, echt.
*lacht*
Sebastian
Ja, ich mein, es hat funktioniert.
Madame Charlotte
Ja, aber nein. Also wenn jemand hierher kommt, dann weiß er,
wo er hingeht und er weiß zu welcher Frau er möchte und er weiß auch ganz genau, was er möchte.
Und dann muss er keine Modenschau haben, dass mehrere Frauen im Volloutfit vor
ihm laufen und sein Kopfkino ankurbeln.
Also wenn er vorher kein Kopfkino hat, dann ja, tut uns leid.
Sebastian
Erfüllst du Kopfkino?
Madame Charlotte
Sicherlich auch, klar.
Sebastian
Aber wie viele Räume sind das hier? Ich glaube fünf Räume habe ich jetzt hier gesehen.
Madame Charlotte
Eins, zwei, drei, die bespielt werden können.
Sebastian
Die bespielt werden können. Okay, das heißt, wenn hier mal richtig was los ist,
dann sind hier auch wirklich drei
Menschen, die bespielt werden oder...
Madame Charlotte
Nein, gibt es nicht.
Sebastian
Gibt es nicht? Das ist immer exklusiv?
Madame Charlotte
Ja, maximal zwei. Schau wenn du dir überlegst, ich gehe irgendwohin und ich möchte
was erleben und dann hörst du nebenbei , vielleicht kann es dich kicken wenn
du nebenbei so ein bisschen das paddeln auf den Arsch klatschen hörst. Das kann
dich eventuell beflügeln das kann aber auch sein,
dass dich das völlig aus dem Konzept bringt. Oder was was ich auch in anderen
Studios bemerkt habe, wo die Frauen sich dann in der Küche darüber unterhalten
was sie für private Probleme haben.
Also ich glaube, das interessiert wirklich keinen Gast, ne?
Sebastian
Ja, das ist dann vielleicht so dieses, oh, der Blick hinter die Kulissen,
das ist eine ganze Besonderheit.
Aber auf der anderen Seite wird ja dann der Nimbus von der Herrin in dem Moment zerstört.
Madame Charlotte
Völlig zerstört, absolut, genau.
Sebastian
Wie weit lebst du davon, dass dieses Bild, was du vermittelst,
dass das auch Bestand hat, dass das nicht bröckelt, dass du da nicht hinter
die Fassade gucken lässt?
Ich meine, auch du gehst einkaufen und auch du bestellst an der Käsetheke was.
Madame Charlotte
Ja, natürlich. Ist mir auch schon passiert im Übrigen. Ich habe da einen massiven Selbstschutz.
Also ich biete eine Dienstleistung an, die mir Spaß macht und genau das kann
mein Gast von mir erwarten und darüber hinaus nichts.
Und ich denke, das ist einfach authentisch und fair. Und es gibt natürlich auch
Damen, die dann ein bisschen mehr, ich nenne es mal in Anführungsstrichen,
vorspielen. Weil sie denken, dass sie dadurch den Gast auf eine private Schiene schieben können.
Ja, gibt es einige. Lehne ich komplett für mich ab.
Sebastian
Jetzt ist ein bisschen die Frage, wie authentisch ist das Gegenüber? Auf der einen Seite
ist es eine Rolle, du machst die Tür zu und dann bist du Privatperson.
Auf der anderen Seite willst du aber auch eben authentisch sein.
Das stelle ich mir relativ schwierig vor.
Wie stellst du das an, dass du immer du sein kannst?
Madame Charlotte
Du, ich kann ja auch Sessions in Jeans und Pulli machen. Ich glaube,
das wird im Endeffekt meiner Dominanz keinen Abbruch tun.
Sebastian
Lass uns mal über Feminismus reden.
Madame Charlotte
Oh, sehr gern.
Sebastian
Bist du Feministin?
Madame Charlotte
In welchem langläufigen Sinne und wie ist die Definition von Feminismus? *lacht*
Sebastian
Okay, deshalb ist die Frage ja so schön offen gestellt, damit du da selber dir was rausgreifen kannst.
Es ist natürlich so, es gibt dieses wunderbare Bild dessen, oh eine Frau,
die die sexuelle, das muss ich schon in Anführungszeichen setzen,
Dienstleistung für Geld macht, die kann ja nicht viel von sich halten.
Madame Charlotte
Warum?
Sebastian
Das ist ja für alle Frauen, die für ihre Rechte kämpfen, ist das ja ein herber
Rückschlag und eine Verräterin vom Herrn.
Madame Charlotte
Da möchte ich schon gleich eingreifen. Kann es vielleicht sein,
dass uns dieser bezahlende Gast respektvoller und besser behandelt als unser eigener Partner?
Sebastian
Das kann ich dir nicht beantworten. Das kannst du besser beantworten als ich.
Madame Charlotte
Wenn man so ein bisschen behind the scene guckt, habe ich es sehr oft erlebt,
dass die Gäste die Frauen sehr viel respektvoller und höflicher behandelt haben
als ihre eigenen Partner.
Sebastian
Ja, den Partner hat man ja an sich gebunden, der ist da und hmm...
Madame Charlotte
Ja, vielleicht ist das auch ein Teil natürlich, dass man nur eine Facette von sich gibt, aber,
Da muss ich sagen, in den ganzen Jahren wurde ich von meinen Gästen immer äußerst
respektvoll behandelt.
Sebastian
Behandelst du sie auch respektvoll? Also inwieweit spielt ja Respekt eine Rolle?
Weil, ja klar, du kannst böse sein, aber das kannst du ja auch mit Respekt und Stil tun.
Madame Charlotte
Ja, natürlich.
Also Grundvoraussetzung für diesen Job oder für diese Berufung ist es, dass du Männer liebst.
Oder auch Frauen liebst, wenn ich mit Frauen spiele. Du musst diese Menschen
lieben und keine Antihaltung dagegen haben.
Aus Frust, Selbsthass, den du projizierst oder ähnliches.
Sebastian
Die armen Würmchen, die zu dir kommen, die gibt es in dem Sinne gar nicht?
Madame Charlotte
Sicherlich gibt es Menschen, die als armes Würmchen bezeichnet werden wollen
und sich so sehen, aber die sehe ich nicht so und die nehme ich auch nicht.
Also ich glaube, ich habe noch nie in einer Session gesagt, du armes Würmchen.
Ich würde mir total lächerlich vorkommen, jetzt mal ganz ehrlich.
Sebastian
Ja, ich würde sagen, du Wurm. Ich bin keine Verniedlichung.
Madame Charlotte
Nein, aber das habe ich wirklich noch nie gesagt.
Sebastian
Ja, aber okay, du kennst den Menschen, du siehst den Menschen und jetzt machst du mit ihm Dinge.
Ist das ein Geschenk an dich, dass du dich so ausleben kannst?
Madame Charlotte
Nein, das ist ein Schlüssel/Schloss-Prinzip und nichts anderes.
Sebastian
Okay, aber wenn du sagst, du musst den Menschen lieben, wie drückt sich das
aus, auch für dich in den Gedanken?
Also wird es ja bestimmt auch mal irgendwann, hast du dich bestimmt auch schon
mal ausgekotzt und gesagt, boah, das ging gar nicht und der Mensch,
das war eine Katastrophe.
Madame Charlotte
Ja, aber dann würde er keinen weiteren Termin bekommen.
Sebastian
Das heißt, du liebst, wählst die Menschen aus, die du lieben kannst dafür.
Madame Charlotte
Genau, es gibt ja nun auch toxische Menschen, die versuchen in der Session vieles
zu projizieren, wegzublenden und sich erniedrigen zu lassen,
weil sie einen Anteil von sich nicht wollen, nicht akzeptieren, nicht mögen.
Sebastian
Gut, dann bist du ja die Therapeutin.
Madame Charlotte
Ja, in gewisser Weise bin ich auch eine Therapeutin. Weißt du,
deswegen auch das Lied am Anfang von Marteria: Amy's Weinhaus.
Sebastian
Das hast du mir eben vorgespielt, wir werden das irgendwie versuchen einzubauen.
Ich werde es ein paar Sekunden einbauen, hoffe ich jedenfalls.
Madame Charlotte
Ja, aber ich kann nur jedem empfehlen, sich dieses Lied anzuhören,
weil es einfach die Realität ist.
Sebastian
Hinweis: Liebes Publikum, guckt mal in die Shownotes, da ist ein Link zu Spotify
und keine Ahnung was, hört euch das mal an.
Soweit ich es hier nicht einspielen konnte, ich weiß es ehrlich gesagt noch
nicht, wie ich das jetzt schneiden werde, ist ja auch völlig egal.
Aber lass mich da noch mal ein bisschen dran festhängen, also ja,
du kannst Therapeutin sein für deinen Gast, bis zu welchem Punkt,
weil du bist natürlich keine Therapeutin, sondern ja, was bist du?
Madame Charlotte
Ich bin zum Teil Therapeutin, weil ich ganz einfach die Defizite dann sehe und
wie man versucht, sich spielerisch in einer Session diese Seite an sich zu akzeptieren.
Es gibt ja auch Menschen, die eine Session machen und dann völlig verschämt rausrennen.
Da gibt es kein Nachgespräch, da gibt es kein Aftercare, da gibt es gar nichts.
Und die wollen auf dem Punkt das erleben, schämen sich aber dafür und gehen.
Sebastian
Das ist problematisch?
Madame Charlotte
Das muss man wissen. Weil man dann denkt, hab ich jetzt irgendwas falsch gemacht? Warum ist der so?
Aber es ist einfach so, dass sie mit sich selbst in diesem Augenblick nicht
im Reinen sind. Und sie haben den Drang, das auszuleben.
Und es ist ihnen ein Bedürfnis.
Aber sie können es so nicht annehmen.
Sebastian
Okay, aber was machst du damit? Also du kannst es ja vorher nicht wissen,
weil die können es ja meistens auch nicht formulieren.
Die werden ja nicht sagen, ja, also wir machen das dann und danach renn ich
dann raus. Das weißt du ja nicht, ne?
Madame Charlotte
Naja klar, aber du, in der Session durch die Reaktion und wenn du vielleicht
zwei, dreimal mit jemanden gespielt hast, dann machst du ja so einen Scan,
wie ist er aufgestellt, was ist da, du hörst natürlich auch ein paar private
Dinge von den Menschen, das heißt du lässt die Menschen reden und redest wenig über dich.
Ich lasse sie reden und ich antworte meist mit nicht privaten Dingen über mich,
aber du weißt, wie diese Gesprächsführung dann ist.
Und da kann man sich doch durchaus ausmalen, was es ist. Und man kann die auch
direkt drauf ansprechen, was ich hab an und zu tue.
Sebastian
Aber das heißt in dem Moment gehst du da auch rein, warum eigentlich,
ich meine ganz ehrlich, bezahlt wirst du?
Das ist dann persönliches Interesse oder möchtest du den Menschen helfen?
Madame Charlotte
Ich möchte eine andere Sichtweise vielleicht auf Dinge geben.
Und wünschenswert ist es natürlich, wenn er diesen Anteil von sich auch annimmt
und nicht schambehaftet sieht.
Sebastian
Wobei ich ja mal finde, bis der Schritt gekommen ist, dass man dich anspricht
und sagt, hallo, ich möchte gerne, dann ist man ja schon einen sehr weiten Weg
gegangen, bis man dann hier vor der Tür steht.
Madame Charlotte
So und da kommen wir zu deiner Anfangsfrage, naja, nimmst du lieber den Fortgeschrittenen
oder nimmst du den Anfänger, der sich noch gar nicht kennt, der sich ausprobieren
will oder der, der direkt auf dich zukommt und sagt, ich habe übrigens eine Cluster-B-Störung.
Okay, dann weiß ich doch, was los ist. Nein, aber sowas habe ich auch.
Sebastian
Es ist also schlicht und einfach einfacher?
Madame Charlotte
Ja, für mich schon.
Sebastian
Mit Profis arbeiten. *beide lachen*
Wo sagst du, nee, das ist mir zu viel, das lehne ich ab oder da mache ich vielleicht
was kaputt und wie kannst du das einschätzen?
Madame Charlotte
Indem ich, ganz einfach, mich auch coachen lasse.
Mentoring, das ist glaube ich heutzutage eine ganz wichtige Geschichte,
auch wenn du in diesem Job arbeitest, dass du Mentoring hast.
Dass du über das sprichst, was du erlebst. Gerade am Anfang,
wenn du damit anfängst. Mensch, ich hab da was erlebt und das finde ich so krass
und warum tut der das und so.
Und wenn da dann ein erfahrener Hase gegenüber sitzt und sagt,
das ist das und das und das und das und das, dann ist das in Ordnung.
Und dadurch, dass ich psychologisch, glaube ich, ganz gut aufgestellt bin,
kann ich auch so in meine Schubladen gucken.
Und wenn ich mir unsicher bin, dann nehme ich auch ein Mentoring in Anspruch
und sage mal hier, ich habe XYZ, das ist das und das und das und ich denke,
das ist das psychologische Bild.
Und da rede ich dann mit der Person drüber. Und das ist eine Psychologin,
die auch BDSM-affin ist.
Sebastian
Liegst du oft richtig oder lernst du auch noch was dazu?
Madame Charlotte
Ich liege sehr oft richtig. Manchmal ist es jetzt Cluster B oder Cluster C oder
ist es eine Angststörung. Kannst du mir mal erklären, was ist Cluster B und C?
Cluster B ist so klassisch Borderline, Narzissmus.
Dann haben wir die PTBS, die posttraumatische Belastungsstörung.
Die PTBS hast du sehr häufig im Zuchthaus, das siehst du halt auch an den Leuten, die kommen.
Milosevic-Regime etc., die jetzt im Irak die Ölquellen bewachen und so,
die aber Dinge erlebt haben, die definitiv eine PTBS verursacht hat und du musst
damit konfrontiert werden. Das ist deine Heilung daraus.
Und wenn du das weißt, dann weißt du Bescheid. Also ich kann hier von einer
Person aus dem Zuchthaus nennen, das fand ich so paradox, als ich den Strip Search
gemacht habe und seine Sachen durchsucht habe, dann war da wirklich
ein großes Kreuz und daneben ein Foto von mir.
Und da dachte ich, Halleluja, hier, okay, ich weiß Bescheid.
Sebastian
Ja, aber wo ist der Punkt, wo du dann auch sagst, oh da verbrenne ich mich da,
Finger davon. Das ist ja auch ein gewisser Selbstschutz.
Madame Charlotte
Genau, der muss absolut funktionieren. Wenn ich merke, dass Manipulation erfolgt...
Sebastian
Okay, Moment, also Manipulation gehört doch dazu. Also ich würde,
also ganz ehrlich, in dem Moment, wo ich irgendwie unten bin,
ist natürlich klar, dass das passieren muss, was ich will.
Madame Charlotte
Ach wirklich?
Sebastian
Und da ist mir jedes Mittel recht, deshalb ist vielleicht das Problem,
warum spiele ich nicht unten, ganz ehrlich.
Madame Charlotte
Dann wäre da für mich die Tür, zu sagen, okay, du versuchst mich,
also es gibt zwei Versionen.
Ich ignoriere diese Manipulation und zerstöre ihn damit, dass ich ihn immer
weiter frustriere mit seinen versuchten Manipulationsattacken.
Und das vollkommen an mir abperlen lasse, wie an einer Teflonpfanne,
so plopp. So, das wird ihn frustrieren.
Ich hab's einmal erlebt, ja, jetzt sind wir wieder bei den Anekdoten,
dass da ein Mensch war, der immer in der Gruppe mehr Aufmerksamkeit haben wollte.
Er wollte immer bestraft werden für Dinge, die er extra falsch gemacht hat.
Und da hab ich gesagt, gut, das ist jetzt sehr schön, du machst ein Team mit XYZ.
Und er hat natürlich versucht zu provozieren und Dinge falsch gemacht und dachte,
er kriegt jetzt seine Strafe.
Ich hab mir aber seinen Co-Piloten geschnappt und hab den verprügelt und hab
ihn dabei zugucken lassen.
Daraufhin hat er abgebrochen. Weil nicht er die Strafe bekommen hat,
sondern der andere, der mit ihm im Boot saß. Also war er das Kameradenschwein.
Sebastian
Okay, aber das ist jetzt auch schon ein bisschen gegeneinander, ne?
Madame Charlotte
Er hat versucht, gegen mich aufzubegehren.
Sebastian
Okay, und das ist nicht erlaubt? So ein bisschen Widerstand,
das reizt auch ein bisschen.
Madame Charlotte
Reizt mich überhaupt nicht.
Sebastian
Okay, also ich hab ja den schönen Begriff Brat hier immer gelernt vor Jahren.
Ist gar nichts für dich, ne?
Madame Charlotte
Nee. Nee. Das Ding ist ganz einfach...
Sebastian
Also brav, fügsam.
Madame Charlotte
Aber die Person sollte doch versuchen, das Beste zu geben. Und nicht versuchen,
ich will jetzt hier aber mehr Aufmerksamkeit, hallo, hallo und ich mache jetzt
extra was falsch, damit ich bestraft werde.
Er ist in einem Setting des Zuchthauses ein Gefangener unter vielen.
Und wenn er ein Team mit einem anderen bildet und er denkt, er kriegt die Bestrafung,
dann kriegt der andere die Bestrafung.
Sebastian
Ja, das ist ja gerade auch dieses, einer macht den Fehler, die ganze Gruppe muss dran glauben.
Aber wie ist das, diese Interaktion? Also klar, du machst die Ansagen,
dann passiert das und du möchtest und du genießt auch, wenn dein Gegenüber sich bemüht.
Madame Charlotte
Genau, aber wenn jemand sabotiert und bewusst sabotiert und Fehler macht,
damit er bestraft wird und eine Extrabehandlung bekommt, wird er genau diese nicht bekommen.
Sebastian
Schon aus Prinzip.
Madame Charlotte
Schon aus Prinzip, genau so sieht es aus. Und es war genau der Effekt,
der eingetreten ist, er hat dann abgebrochen. Da habe ich gesagt,
dann gehst du jetzt. Auf Wiedersehen. Nein, auf Nicht-Wiedersehen. *lacht*
Sebastian
Aber auch unabhängig vom Zuchthaus. Also inwieweit ist so dieses Machtspiel...
Also klar, die Machtverhältnisse sind irgendwie klar, aber trotzdem wird man
auch so ein bisschen herausgefordert.
Ich empfinde das als Top sehr, sehr erfrischend, wenn dann Subbie auch mal provoziert,
auch mal ein bisschen nach der Macht greift, damit ich sie dann schon im Nacken
packen kann und sagen kann, nee, du bist da unten.
Also dieses laufende Wiederverhandeln der Position, ist das für dich gar nicht reizvoll?
Madame Charlotte
Ich möchte eher Hingabe sehen. Ich möchte mich nicht in der Session mit jemandem messen.
Also das ist ja von Anfang an klar. Und das sollte man auch nicht in Frage stellen.
Sebastian
Okay, wie ist das denn, wenn du mit jemand anderem im Team spielst?
Madame Charlotte
Ja?
Sebastian
Ähm, wer ist dann die Bessere?
Madame Charlotte
Nein, nein, nein.
Sebastian
Wobei, nein, ich glaube, du bist da eher so die, ähm, du hast eher diesen Teamgeist-Gedanken.
Madame Charlotte
Ich nehme mich sogar eher mal zurück und gucke, was macht denn die Andere?
Sebastian
Ist das was, was häufiger vorkommt?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Okay, wann passiert sowas? Also wenn ein Gast sagt, er hätte gern mal zwei oder
was für ein Setting kann da entstehen?
Ich weiß, jemand hat sich zum 40. Geburtstag mal geschenkt, dann durch Hannover
mit, ich glaube zwei oder sogar drei Dominas zu gehen, auch an der Leine,
durch die Stadt und so weiter und so fort und einfach so ein komplettes Wochenende.
Ich hab natürlich jetzt die ganzen Details nicht mehr im Kopf,
das ist zehn Jahre her, aber wo ich mir dachte, okay, da hat sich jemand wirklich mal was gegönnt.
Fand ich sehr spannend, war aber damals ein bisschen darüber verwundert,
weil die Chefin im Raum ist die Chefin im Raum, von der kann's doch nicht
zwei geben. Das fand ich damals merkwürdig.
Madame Charlotte
Doch. Weil nicht die Chefin im Raum alles bedienen kann, was er sich so wünscht.
Also teilt man sich das auf.
Also warum soll ich mir doppelte Arbeit machen? Macht keinen Sinn.
Sebastian
Lass mich nochmal zurück zur Feministin kommen. Ich hatte eben diesen Vorwurf,
dass du quasi das alles untergräbst irgendwie.
Madame Charlotte
Habe ich übrigens nicht als Vorwurf empfunden.
Sebastian
Untergräbst du es denn?
Madame Charlotte
Nein. Es stellt sich überhaupt nicht die Frage.
Sebastian
Komm versuch mal jemanden, der wieder argumentiert, nein das geht doch nicht,
das ist doch alles nicht okay,
wie kann man das mal ordentlich weg argumentieren, weil das fällt mir tatsächlich sehr schwer,
ich sag natürlich, Moment, das ist selbstbestimmt, das ist alles andere als irgendeine
Form von Missbrauch oder irgendeine Art der Unterdrückung, weil es ja eigentlich
genau das Gegenteil ist.
Madame Charlotte
Genau, es ist sehr häufig sogar so, dass alleinerziehende Mütter sich dadurch
sehr gut ihren Lebensunterhalt verdienen können und in einer Position ist,
die sie sehr entspannt macht, als wenn sie jetzt vielleicht einen Job hätten, der jetzt,
sag ich mal, im Niedriglohnsegment sich bewegt und dadurch sehr viel druckfreier
agieren können und entspannter sind.
Sebastian
Ja, aber wo kommt das her, dass das so verrufen ist?
Madame Charlotte
Moralvorstellung, die irgendwie aufoktroyiert ist.
Sebastian
Ja gut, also es ist eigentlich nur rein politisch und es ist einfach traditionell nicht in Ordnung.
Madame Charlotte
Ist es okay, wenn eine Frau sich einen Callboy bestellt?
Sebastian
Ja, warum denn nicht?
Madame Charlotte
Wie viele Frauen würden dir sagen, ich habe schon einen Callboy bestellt?
Sebastian
Wahrscheinlich gleich eine.
Madame Charlotte
*lacht* Stimmt. *lacht*
Sebastian
Ich glaube ich sehe immer diese Geschlechterstereotype, ich sehe die so als
nicht mehr zeitgemäß inzwischen.
Madame Charlotte
Was?
Sebastian
Generell, wenn du sagst, das macht ein Mann nicht, das macht eine Frau nicht
oder auch jetzt hier, was weiß ich, BDSM-Stammtische, der Femdom-Stammtisch,
der Maledom-Stammtisch, ich seh das irgendwie nicht mehr zeitgemäß,
weil ich der Meinung bin, das ist auch nur eine Geschlechterfrage.
Madame Charlotte
Willkommen in meiner Welt, ich seh das genauso wie du.
Sebastian
Das spielt doch eigentlich keine Rolle mehr.
Madame Charlotte
Ja, aber es wird natürlich geguckt. Was? Warum denn?
Die könnte sich doch auch zum Essen ausführen lassen und es kann ja auch ein
bisschen um sie geworben werden.
Sebastian
Ah, du sprichst jetzt vom Callboy.
Madame Charlotte
*lacht* Ja.
Sebastian
Ja, dafür musst du essen gehen.
Gehst du denn gerne essen?
Madame Charlotte
Mit einem Callboy? *lacht*
Sebastian
Generell. Also, gehen. Okay, das ist jetzt spannend. Also an der Stelle kürzt du ab.
*lacht*
Madame Charlotte
Du hast ja schon gesagt, das ist relativ schwierig mit mir. *lacht*
Sebastian
Ich überlege gerade, in welchem Modus du dann so geistig bist,
weil, hm, der ist ja nun mal kein Gast.
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Also, das funktioniert anders.
Aber du hast ja schon gesagt, du liebst Männer.
Madame Charlotte
Es ist ja genau andersrum. Ich bezahle ihn ja.
Sebastian
Das heißt, er macht dir die Ansagen? *beide lachen*
Madame Charlotte
Nein! Ich sage ihm vorher, was ich haben möchte. *lacht*
Wunschzettel. Da kriege ich meinen Wunschzettel, das ist doch super.
Sebastian
Okay, also ja, Moment, aber wenn jemand zu dir kommt, da gibt es keinen Wunschzettel.
Madame Charlotte
Er kann vorgetragen werden und ich picke mir dann raus, was mir gefällt.
Sebastian
Was pickst du denn besonders gerne raus?
Madame Charlotte
Unterschiedlich, kommt auf mein Gegenüber an.
Sebastian
Ja, okay, dann nicht gerne, sondern besonders häufig. Es gibt ja Sachen,
wo man sagt, ah, das geht immer.
Madame Charlotte
Nein, gibt es nicht, weil du musst ja auf den Menschen eingehen, was er schon erlebt hat.
Es gibt häufig von mir die Fragen, gibt es denn etwas, was du noch nie erlebt
hast, was du gerne erleben würdest? Die Frage stelle ich häufig.
Sebastian
Okay, was kommt da so?
Madame Charlotte
Ganz banale Dinge meist, wo ich denke, hey, super.
Sebastian
Okay, was ist denn banal?
Madame Charlotte
Ich würde gern mal verschiedene Masken aufsetzen.
Sebastian
Okay.
Madame Charlotte
Ja, kriegst du, kein Problem.
Sebastian
Ja gut, ich muss zugeben, also ja, es klingt erstmal nicht spektakulär,
auf der anderen Seite, hier ist das Equipment einfach da.
Madame Charlotte
Genau, und wenn du wirklich fragst, was hast du noch nie erlebt,
was möchtest du erleben, dann bist du die erste, die das tut mit ihm und ich hab's doch hier.
Warum soll ich dann wursteln und in einer anderen Schublade sozusagen was rausziehen,
wenn ich weiß, ich müsste nur nach oben nach links greifen oder nach rechts
und dann wäre alles wunderbar.
Sebastian
Also ein bisschen einfach machen, das ist schon okay.
Jetzt hast du natürlich hier, martialisches Zeug.
Ich habe die, ja, in drei Jahren Kunst der Unvernunft die Erfahrung gemacht,
Materialschlacht ist eher so eine Männersache.
Madame Charlotte
Nein!
Sebastian
Wunderbar.
Madame Charlotte
NEIN!
Sebastian
Okay, also hinterher ist erstmal eine Stunde Aufräumen angesagt.
Madame Charlotte
Manchmal gehe ich auch, weil ich keine Zeit mehr habe aufzuräumen,
weil ich wieder so völlig durchgedreht bin.
Und ich räume dann am nächsten... Übrigens, ich bin heute früh hier noch hergefahren
und hab aufgeräumt, weil ich gestern ja etwas ausschweifender war.
Sebastian
Okay, aber was fliegt denn da so alles rum? Ganz ehrlich, ja Spielsachen und
so weiter und so fort, aber diese ganzen Möbel.
Du hast mir eben gesagt, auch kein Motor im Haus?
Madame Charlotte
Nein, nur Kettenzug, alles mechanisch. Bei mir gibt es nichts,
was motorisiert ist, außer der Vibrator oder die Fickmaschine oder die Venus.
Sebastian
Ich stell mir jetzt einfach mal vor, du verbringst mal zwei,
drei Stunden Zeit mit einem Gast.
Das kann ja nicht sein, dass du dann sagst, ah, ich zieh noch was aus dem Hut
und jetzt kommt noch was und noch was und noch was. Also wo kommt das Material alles her?
Madame Charlotte
Naja, aus den verschiedenen Räumen, wie es eingerichtet ist.
Das ist ja klar, wo kommt's her?
Sebastian
Nein, aber ich stell mir grad vor, du stehst da, hm, was könnten wir machen?
Ah, ich hab's, dann flitzt du - zack-zack-zack-zack-zack -aus dem Raum, kommst wieder mit irgendwas rein.
Und das machst du ja dann nicht alle fünf Minuten, das wäre ja der Wahnsinn.
Madame Charlotte
Nein, aber ich hab ja vorher schon das Setting in meinem Kopf gehabt.
Das heißt, ich führe ihn dann in den Raum, weil ich schon zehn Minuten vor ihm mit dem Kopf bin.
Und nicht impulsiv handel in dem Augenblick.
Sebastian
Wie bereitest du denn vor? Liegt dann schon alles bereit? Weißt du genau, was passiert?
Madame Charlotte
Ich weiß dann in dem Augenblick, dann wird das erst so gefesselt und während
er gefesselt ist, kann ich genau da hingehen und mir das dann holen.
Aber wenn ich merke, es geht jetzt in die Richtung, muss ich jetzt einmal kurz
einen Raumwechsel irgendwie hinkriegen und dann geht das doch.
Sebastian
Wie integrierst du den Raumwechsel? Hast du da so eine Standardausrede?
Madame Charlotte
Nö, dafür brauche ich auch keine Ausrede. Das Spiel beginnt in der Oyster
und endet im Roten Boudoir.
Sebastian
Ja, das finde ich spannend. Man spielt hier im ganzen Studio.
Man ist nicht auf einen Raum fixiert und dann geht das nicht und dann kann man
eventuell noch mal zwischendurch aufs Klo gehen, sondern man hat das ganze Studio
für sich mit allen Räumen.
Madame Charlotte
Genau.
Sebastian
Ja aber nochmal, also so viel Zeug sammelt sich ja da eigentlich nicht an,
da müsst ihr ja ständig irgendwelchen Kram auspacken, damit es so viel Durcheinander geben kann.
Madame Charlotte
Aber ich weiß doch in meinem Kopf, was genau in welcher Schublade ist.
Es sei denn, es war gerade eine Dame da, die es anders zurückgeräumt hat.
Das sind übrigens immer sehr ärgerliche Momente... *lacht* Sehr ärgerliche Momente,
aber ich weiß immer, wo normalerweise was liegt.
Sebastian
Okay, komm. Materialschlacht ist zu Ende. Was liegt alles in dem Raum? Ganz konkret.
Madame Charlotte
Was bei mir häufig im Raum liegt? Bullwhip, Nadelrad, Strom,
Stahldildos,
ja das mal auf jeden Fall, ab und zu die Venus, Fickmaschine.
Sebastian
Ja, das ist so eine schöne Mischung. Sind das die Favoriten?
Also wenn du freie Auswahl hast und weißt, heute passt alles bei meinem Gegenüber,
dann gehst du da schon hin?
Madame Charlotte
Ja, ich denke schon.
Sebastian
Bei Strom muss ich mal neugierig fragen. Bei Strom ist es ja immer ganz schwer,
qualitativ gutes Equipment zu kriegen.
Ist Strom eine Warnung oder ist das eine Bestrafung, wenn du es verwendest? Also wie benutzt du das?
Madame Charlotte
Strom dient zu meinem Lustgewinn.
Sebastian
Spannend, zu deinem Lustgewinn, also du schließt dich nicht aus,
du bist ja für deinen Gast da.
Madame Charlotte
Er ist für mich da.
Sebastian
Das ist ja quasi Sex.
Madame Charlotte
Du drehst es gerade um. Er ist für mich da.
*lacht*
So, und wenn ich bestrafen will, dann nehme ich durchaus das Feldtelefon.
Sebastian
Was ist denn das Feldtelefon? Ich kenne das Feldtelefon, aber ich weiß noch
nicht genau, was daran böse Dinge macht.
Madame Charlotte
Linker Zeh, rechter Zeh, Mullbinden in Salzwasser, Salzwasser leitet.
Und wo machst du die dritte Elektrode?
Sebastian
Uach...
Madame Charlotte
*lacht*
Sebastian
Ich glaube, ich muss gleich gehen... *beide lachen*
Madame Charlotte
Und dann fängst du es einfach an, dass es ein bisschen klingelt.
Sebastian
Ich hänge so ein bisschen auf dem Lustgewinn. Das habe ich jetzt ehrlich gesagt
nicht erwartet. Ich habe gesagt, okay, du machst das, das macht dir Spaß.
Lustgewinn ist ja auch Befriedigung. Das ist ja auch eigene,
persönliche, private Sexualität.
Madame Charlotte
Ja, in meinem Kopf. Aber sowas von.
Sebastian
Das wissen auch alle?
Madame Charlotte
Nö, glaube ich nicht. *lacht*
Sebastian
Okay, ich hätte immer gedacht, da ist so diese Schranke, diese Grenze,
wo man sagt, bis dahin aber nicht weiter.
Madame Charlotte
Also ich darf nicht geil werden, auf deutsch gesagt, ja?
Sebastian
Ich glaube dürfen tust du es, aber es wird immer behauptet, man wird es nicht.
Madame Charlotte
Doch.
Sebastian
Okay, das ist natürlich optimal. Also es ist die Belohnung quasi,
wenn sich jemand Mühe gibt.
Und es macht dich geil und macht dich an, dann gibst du das ja auch zurück,
dann ist das doch eigentlich ein ganz normales BDSM-Spiel wie zwischen mir und dem Subbie einfach.
Das unterscheidet sich doch eigentlich nur noch dadurch, dass der Raum so exklusiv ist.
Madame Charlotte
Und das hier, was ich dir als das Ding mitgebracht habe.
Sebastian
Das Ding der Woche, eine Kiste. Ich mach mal auf, ich bin sehr gespannt,
ich hab's eben schon gesehen.
Ein Zettel?
Madame Charlotte
Nein, der Zettel ist völlig uninteressant, es ist nur die Kiste.
Sebastian
Ach nur die Kiste?
Madame Charlotte
Es ist nur die Kiste.
Sebastian
Soll ich den Zettel drin lassen?
Madame Charlotte
Den kannst du drin lassen, das ist eine Visitenkarte.
Sebastian
Also es ist eine Kiste, sie ist außen, also wie groß ist sie,
so etwas größer als DIN A6 und du hältst sie mir hier auch mit Handflächen nach oben hin,
also ganz respektvoll.
Was ist das für ein Muster? Kann man das beschreiben?
Madame Charlotte
Das sind Ornamente aus Ägypten.
Sebastian
Und innen drin ist sie mit rotem Samt... Hier ist doch mal was in karminrot ausgelegt.
Und was liegt da drin?
Madame Charlotte
Ich nehme niemals Geld in die Hand.
Sebastian
Ah, okay.
Madame Charlotte
Weil du sagst, was ist der Unterschied zum privaten Spiel in diesem Falle?
Sebastian
Okay, das ist die Geldschatulle.
Madame Charlotte
Das ist die Geldschatulle. Ich nehme nie Geld in die Hand. Ich bekomme entweder
einen Umschlag oder sie wissen, die Geldschatulle liegt hier.
Sebastian
Okay, darf ich die mal nehmen?
Madame Charlotte
Na klar.
Sebastian
Ist aber eine schöne Sache eigentlich. Ganz ehrlich, ich hätte gedacht,
das läuft alles mit Kreditkarte.
Und da ist kein Kartenlesegerät drin. Aber sie ist schön.
Und steht die dann irgendwo einfach rum oder machst du das wie jetzt gerade?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Also dass du sie wirklich so überreichst?
Madame Charlotte
Nein, sie steht immer hier im Empfangszimmer.
Sebastian
Ich habe die Geste gerade genossen, aber so groß ist sie gar nicht.
*lacht* Da passt gar nicht so viel rein. Tschuldigung.
Madame Charlotte
Sie bezahlen mit großen Scheinen. *lacht*
Sebastian
Aber du nimmst das wirklich nicht in die Hand? Prinzipiell nicht, noch nie?
Madame Charlotte
Also vor dem Gast niemals.
Sebastian
Okay. Also mit der Schatulle, das finde ich ein schönes Ritual,
weil auch jeder, der da was reintut, weiß, da haben auch schon andere was reingetan
und das ist einfach, das ist der Unterschied.
Aber inwieweit spielt denn Zeit und Geld auch eine Rolle? Also hast du gesagt, Stunden gebucht.
Nimmst du es da genau?
Madame Charlotte
Du, es gibt sicherlich Menschen, mit denen ich schon länger spiele,
die am Anfang gar nichts reinlegen und sagen, du bestimmst, wie lange es heute geht.
Sebastian
Das heißt aber, du lässt dich hinterher bezahlen?
Madame Charlotte
Wenn ich jemanden sehr lange kenne, ist das für mich absolut okay.
Wenn keine Zeitvorgabe gegeben ist, du hast jetzt deinen Spaß,
ich hab dann und dann meinen nächsten Termin, tu was immer du möchtest.
Sebastian
Okay, und das ist natürlich diese erarbeitete Freiheit einfach.
Madame Charlotte
Definitiv, ne.
Sebastian
Ich hab das schon in der Pause gesagt, an dir perlt das alles so ein bisschen ab.
Ich kann ja mit Vorurteilen kommen und sie dir um die Ohren werfen,
spielt alles keine Rolle, stehst du drüber, du bist entspannt,
weil, ja, das ist halt rum bei dir.
Madame Charlotte
Ja, ich rechtfertige nicht, nicht mehr, also ich muss mich nicht in diese Position
begeben, definitiv nicht.
Sebastian
Ja gut, aber in 19 Jahren, da gab es bestimmt doch schon mal eine Reklamation.
Madame Charlotte
Oh, selbstverständlich, also sehr lustig war ein Gast, der gar nicht bei mir
war, sondern bei einer Kollegin, der mir Ostern schrieb, er sei im Dezember
da gewesen und ihm seien seine Beine auf dem Gynstuhl eingeschlafen,
ich möge einen neuen Gynstuhl kaufen.
Sebastian
Ja und dann hat er gleich das Geld dazu geschickt und dann hast du einen neuen Gynstuhl gekauft.
Madame Charlotte
Das wäre sehr schön gewesen, dann habe ich gesagt, ja, dann darfst du nicht so
lange auf dem Gynstuhl liegen, sondern musst dann auch was anderes machen.
Ja, also wenn es denn so furchtbar gewesen wäre, dann hätte er mir nicht Ostern
geschrieben, sondern im Dezember und hätte etwas reklamiert.
Also für mich war das nur so ein bisschen Betteln um Aufmerksamkeit,
weil man hatte gerade nichts anderes zu tun, die Mail kam am Sonntag,
vielleicht saß er zu Hause, hatte nichts zu tun.
Sebastian
Ganz oft lese ich dieses Anbahnungsgespräch, das wird in die Länge gezogen,
damit einfach ein bisschen auch kostenlose Dienstleistung gekriegt werden kann.
Madame Charlotte
Oder manchmal, ja ich weiß was du meinst, oder manchmal ist es so,
dass man versucht seinen Orgasmus so lange raus zu zögern, dass man sich aber
im Endeffekt ja selbst bestraft, weil man zögert es raus und zögert es raus
und zum Schluss funktioniert gar nichts mehr.
Sebastian
Ja, aber es ist auch dieses typische Gespräch, man telefoniert vielleicht vorher
und dann, ach erzählen sie mir doch, was sie alles mit mir tun können und dabei wird schon gehechelt.
Madame Charlotte
Und genau da block ich schon mal ab. Erzählen sie mir, was sie mit mir machen würden.
Erzähle ich dir im Vorgespräch, nicht am Telefon.
Sebastian
Vorher weißt du das alles, wie man damit umgeht, wo man aufpassen muss.
Also wer hat dir das beigebracht?
Madame Charlotte
Die Erfahrung hat es mir beigebracht und das ist übrigens ein Teil,
den ich in dieser Social Sanctum Akademie, in dieser Ausbildung,
Basisausbildung mache.
Ich lasse drei unterschiedliche Menschen anrufen bei der Frau und jeder möchte
etwas unterschiedliches.
Und sie muss am Telefon beweisen, wie sie damit souverän umgeht.
Sebastian
Okay, hast du ein Beispiel? Das ist ja dann schon ein Skript.
Madame Charlotte
Ich hab im Endeffekt im Skript, ich hab den Zeitdieb, der sowieso nie einen
Termin macht, ich hab den Ehrlichen, der wirklich einen Termin haben möchte
und ich möchte, und dann hab ich noch den, der schon am Anfang den Preis drücken möchte.
Sebastian
Okay, also wie geht man mit dem Zeitdieb um? Oder woran erkennt man den?
Madame Charlotte
Na, dass er labert ohne Ende.
Sebastian
Er labert?
Madame Charlotte
Ja, klar.
Sebastian
Ja, aber wenn ich anrufe, dann will ich doch, dass dann sie labert.
Madame Charlotte
Warum sollte sie das tun? Du möchtest ja einen Termin ausmachen.
Sebastian
Ja, aber wenn ich die Zeit ja haben will, dann will ich ja, dass ich was kriege und nicht, dass ich erzähle.
Madame Charlotte
Ja, aber das Telefon ist ja da, um einen Termin auszumachen.
Sebastian
Also relativ einfach, die labern. Wenn sie jetzt den Preis drücken wollen,
also wie wird das überhaupt verhandelt? Also ich bin mir sicher,
du wirst keine Beträge heute hier nennen.
Wie handelt man das aus? Weil im Endeffekt, du sagst einen Preis und dann muss
der halt so stimmen, weil das würde ja gegen deine Position gehen,
wenn du dich da auf Verhandlungen einlassen würdest.
Madame Charlotte
Könnten Sie mal eine Ausnahme machen? Nein, ich mache keine Ausnahme.
Sebastian
Ich habe so viel aber gerade nicht.
Madame Charlotte
Das ist schade, du kannst sparen, denn es ist ein besonderes Erlebnis und die
zwei, drei Wochen länger warten wird es dir nichts sicherlich ausmachen, um das zu erleben.
Sebastian
Aber ich weiß noch gar nicht, ob mir das gefallen wird, was sie da machen.
Madame Charlotte
Dann würde ich dir empfehlen, vielleicht das erstmal auszuprobieren,
du wirst sowieso bei mir landen.
Sebastian
Aber ich habe gehört, sie sind darin gar nicht gut.
Madame Charlotte
*lacht*
Das hat mir wirklich noch nie jemand gesagt.
*beide lachen*
Woher solltest du das wissen?
Sebastian
Oder die andere macht's günstiger.
Madame Charlotte
Sehr schön, dann geh dorthin.
Sebastian
Okay, also das, also keine Chance.
Madame Charlotte
Keine Chance. Wer das schon im Vorfeld probiert, ohne mich zu kennen, raus.
Sebastian
Okay, und wer's probiert, wenn er dich kennt? Gibt es nicht doch ein Schlupfloch?
Gibt es irgendwo ein Schlupfloch?
Ich hab beim letzten Mal so viel Trinkgeld gegeben.
Madame Charlotte
Würde nie jemand sagen.
*beide lachen*
Ich habe aber letztes Mal so viel Trinkgeld gegeben. Nein! Nein!
Sebastian
Ich war beim letzten Mal besonders folgsam. Sie hatten doch auch Spaß.
Madame Charlotte
Oh ja, das hatte ich schon. Das ist gut. Das ist ein gutes Beispiel.
Das ist schön, dass du folgsam bist. Das erwarte ich auch von dir.
Sebastian
Es ist zwecklos. Also, liebes Publikum, verhandelt nicht.
Es hat keinen Zweck. Du hast gesagt, Zeitdieb und der, der dann doch nie kommt.
Madame Charlotte
Der Zeitdieb, der eben doch nicht kommt, der einfach nur telefonieren möchte,
um sein Kopfkino anzukurbeln. Dann der, der es wirklich ernst meint.
Und dann natürlich noch der, der versucht, den Preis zu drücken.
Das sind so, manchmal lasse ich mir aber auch neue Sachen einfallen.
Also wichtig ist ja dann, wie
die Frau darauf reagiert und ob sie schnallt, was der Typ von ihr will.
Sebastian
Wenn es jemand ernst meint, also was ist denn an dem anders?
Madame Charlotte
Er wird es ganz sachlich vortragen, was er sucht und er wird einen Termin ausmachen.
Und er wird nur die Hard Facts abfragen.
Sebastian
Okay, was sind Hard Facts? Also Praktiken?
Madame Charlotte
Praktiken, Preis, Uhrzeit, welcher Tag.
Sebastian
Okay, wenn du wirklich merkst, jemand hat noch nie so eine Nummer gewählt,
ich meine, was wird der sagen?
Ich habe das noch nie gemacht und dann wirst du ja das Heft des Handelns übernehmen
und sagen, okay, so und so läuft das. Die Zeit würdest du dir aber nehmen?
Madame Charlotte
Gut, die Zeit nehme ich mir aber, wenn die Person mir gegenüber sitzt,
weil dann kann ich mir ein wirkliches Bild von der Person machen,
wie sie mir gegenüber sitzt und wie sie das ausdrückt.
Sebastian
Dieses Gespräch, was vor der Session stattfindet, also gibt's das immer?
Oder hast du auch Stammgäste, wo du weißt, komm rein, geh schon mal in die Zelle vor, ich komm später?
Madame Charlotte
Nein, "Spiel ab Tür" mache ich sehr, sehr oft mit meinen Gästen,
aber die sind ja schon lange bei mir.
Da braucht man kein Vorgespräch mehr. Manchmal brauchen die auch gar kein Nachgespräch mehr.
Sebastian
Ja, die gehen ja dann einfach, ne? Dankeschön, tschüss.
Madame Charlotte
Genau, bis nächstes Mal, dankeschön.
Sebastian
Ist am besten, ne?
Madame Charlotte
Ich weiß nicht, ob das am besten ist, aber pff, ja. Man kennt sich halt, weißt du?
Sebastian
Also ein bisschen die Frage, wenn jemand kommt und dann ist wirklich dieses
Vorgespräch steht an, also klar, also was willst du wissen?
Vermutlich Wünsche, gesundheitliches, dass überhaupt erstmal vereinbart wird,
was da finanziell zu klären ist.
Madame Charlotte
Ne, das weiß er ja vorher.
Sebastian
Achso, das ist dann schon vorher klar.
Madame Charlotte
Ja, er muss ja wissen, wie viel Geld er dabei hat.
Sebastian
Okay, weil die zahlen nicht mit Karte.
Madame Charlotte
Nein, selten.
Sebastian
Okay.
Aber was ist da wesentlich? Also ist das ein Gespräch, wo du erstmal einen Tee
servierst, ganz nett, oder wie läuft das, ist das so entspannt wie jetzt hier?
Wir sitzen hier beide in diesen ultra bequemen Sesseln.
Ich hab gehört, deiner ist auch deiner.
Madame Charlotte
Ja, meiner ist wirklich meiner und ich bin schon angepisst, wenn jemand in den
Raum stürmt, mich noch nicht kennt und sich auf meinen Platz setzt. *lacht*
Ich sitze immer hier.
Sebastian
Okay, das ist ja auch wirklich schön gemütlich, muss ich ehrlich sagen.
Zebravorhänge übrigens, die passen hier, das passt hier irgendwie alles.
Das Zebrafell liegt hier rum und da ist noch, den Sitzsack oder das Sitzkissen,
das möchte ich am liebsten mitnehmen, muss ich gestehen.
Madame Charlotte
Das Ding ist,
um auch am Anfang das Machtgefälle schon zu demonstrieren oder ich nehme diesen
Sitzsack auch sehr gern, wenn ich mir meine Füße massieren lasse zwischendurch.
Sebastian
Ich glaub das Podcastsubbie meldet Ansprüche auf das Ding an.
Es hat Zebralook plus, es ist ein Sitzkissen, also besser geht es überhaupt nicht.
Du verrätst mir, wo's die Dinger gibt.
Madame Charlotte
Muss ich mal irgendwie beim Einkauf gucken, wo ich die… Die Vorhänge sind aus England, das weiß ich.
Musste ich noch Zoll zahlen drauf.
Sebastian
Die find ich aber nicht so toll, deshalb brauch ich da gar nicht weiter fragen.
Zebra muss nicht vorm Fenster hängen.
Zebra kann ja auf dem Boden liegen. Okay, aber so ein Vorgespräch,
ist das eher so eine 5 Minuten Sache, wo es einen Schluck Wasser gibt und dann geht's los, oder?
Madame Charlotte
Ich brauch meist nur 5 Minuten.
Sebastian
Die wissen also genau, was sie dir sagen müssen und auch aus der Erfahrung her,
hast du nicht mal jemanden gehabt, der wirklich das allererste Mal und sich
da echt ein bisschen schwer tut?
Madame Charlotte
Da kommen wir zu deiner, ich weiß, diese Eingangsfrage, ob ich Anfänger nehme
oder Fortgeschrittene, hat sich damit eigentlich auch erledigt,
weil ja, muss ich den…
Sebastian
Irgendwann hast du mal Anfänger genommen.
Madame Charlotte
Ja, ich versuche mich gerade zurück zu entsinnen.
Sebastian
Stell dir mal vor, du hast jetzt hier gerade Menschen aus Hannover Lust gemacht,
ach Mensch, ich könnte ja auch mal im Studio arbeiten.
So, und dann können wir jetzt schon mal ein paar Tipps mitgeben und dann hast
du hier in der Akademie einfach demnächst ein bisschen Zulauf.
Das wäre doch auch mal schick.
Madame Charlotte
Ja, das ist gut. Das ist sehr begrüßenswert.
Ja, im Vorgespräch suchst du ganz einfach bei deinem Gegenüber,
was wird hier eigentlich gesucht und und was möchte die Person erleben.
Aber damit musst du natürlich erst mal dir vorher Gedanken gemacht haben,
warum gehe ich denn jetzt ins Studio?
Und meistens sind am Anfang die Anfänger-Sessions, sind meistens ein bisschen
fesseln, vielleicht ein bisschen anal, aber jetzt nichts weltbewegendes.
Sebastian
Ich hätte jetzt erwartet, dass wenn jemand diesen Prozess hat,
dass er auch vielleicht einen längeren Zeitraum im Kopf dann das aufgebaut hat,
dass der Mensch zu dir kommt und sagt, ich will das und das und das und das
und das so und so und so und so und ich habe übrigens schon mal ein Drehbuch mitgebracht.
Madame Charlotte
Am Anfang, wenn er das das erste Mal macht, wird er das definitiv nicht tun.
Dieses Drehbuch ist meistens bei Menschen, die schon länger unterwegs sind in
der Szene und wenn dieses Drehbuch zu ausgefeilt ist, dann ist es für mich mega
uninteressant, weil es mir meinen Spielraum nimmt.
Sebastian
Du bist ja dann Schauspielerin.
Madame Charlotte
Genau, aber ich habe dabei, ich kann ja durchaus Schauspielerin sein,
aber ich möchte natürlich auch einen künstlerischen Aspekt in meiner Rolle haben.
So und wenn mir der von Anfang an gekappt wird, nach 15 Minuten bitte einmal
Stiefel wechseln, um dann mit Stiefel in Raum X zurückzukommen und folgendes zu sagen.
Sebastian
Oh Gott...*lacht*
Madame Charlotte
Nein, nein, das tue ich nicht. Das tue ich wirklich nicht.
Sebastian
Doch ich könnte mir dich da sehr vorstellen, wie du mit dem Skript freudestrahlend
durch die Gegend läufst und alles falsch machst, absichtlich, nur damit das scheiße ist.
Madame Charlotte
Nein, nein, das würde ich nicht machen, ich würde ihn anlächeln und ich würde
es verbrennen, ich glaube das bin ich eher. *lacht*
Sebastian
Gibt es Kopien hiervon? Nein, okay, dann, oh je.
Wir ist denn das mit Sicherheit, also geht auch mal was schief,
ich glaube Verletzungen gibt's ja auch mal.
Madame Charlotte
Ja, also dass was schief geht, dessen sollte man sich auch bewusst sein in der
Karriere, wenn man nie etwas,
so einen, ich nenne ihn mal Unfall, erlebt hat, dann wird die Person wahrscheinlich
auf einer sehr komfortablen Seite gespielt haben und ich spiele nun,
wenn man mir die Möglichkeit lässt, extrem heftig, so und da kann natürlich
was, also ich habe häufiger, dass wir umkippen, ja?
Sebastian
Häufiger.
Madame Charlotte
Häufiger.
Sebastian
Bei was kippen die denn um?
Madame Charlotte
Unterschiedlich. Kreislauf, können nicht mehr, fertig.
Sebastian
Dann ist ja erstmal alles rum, dann musst du ja den Modus sofort wechseln.
Madame Charlotte
Sofort, sofort, sofort in den Erste-Hilfe-Modus, genau.
Also stabile Seitenlage, Kreislauf zurückholen, Cola, Füßchen hoch und so ein Kram.
Sebastian
Aber ist jetzt noch nichts ernsthaftes
passiert, dass jemand hier mit dem Krankenwagen abgeholt wurde?
Madame Charlotte
Mit dem Krankenwagen hatte ich noch nie, aber ich hatte durchaus auch mal eine Situation,
dass mir vorenthalten wurde, dass man andere Substanzen genommen hat und die
in Verbindung von gefäßverengend zu gefäßerweiternd, dass das eine Wechselwirkung gegeben hat,
die dafür sorgte, dass diese Person mit 130 Kilo auf dem Gynstuhl zusammengesackt
ist und die Zunge nach hinten klappte.
Und ich dachte, so ich muss jetzt 130 Kilo auf den Fußboden bringen,
die Zunge zurückholen und jetzt machst du das mal.
Schuhe aus, zack, wumm. Danach weißt du, dass du gut bist.
Sebastian
Beeindruckend. Du willst ja an diesem Punkt auch reinkommen,
du willst ja so weit gehen, dass es wirklich bis an die Grenze geht und dann macht es einfach klapp.
Madame Charlotte
Ja, und dann denkst du, na super, okay, kurz den Modus wechseln und dann hast
du den wieder auf Spur und dann guckt der dich an und sagt, boah ist das geil,
machen wir jetzt weiter und ich denke, das meint der jetzt nicht ernst,
ne? Das meint der jetzt wirklich nicht ernst.
Und das ist so ungefähr 20 Minuten vor Sessionende. Du kannst diese Session
einfach in 20 Minuten ja nie wieder auf diesen Punkt bringen.
Es ist gänzlich unmöglich.
Aber dann noch zu sagen, überhaupt diese Situation so fehleinzuschätzen und
zu sagen, boah, das war ja jetzt richtig geil, ja.
Sebastian
Wie oft bist du damit konfrontiert, dass Menschen sich auch überschätzen und
sagen, ja nee, ich kann das und das ab und so und so und ja ja, das geht jetzt noch.
Wie wirst du eigentlich angesprochen während der Session?
Ich will immer sagen, Herrin oder das passt irgendwie nicht.
Madame Charlotte
Du, das tun aber viele, aber das juckt mich nicht. Die, die mich kennen,
nennen mich Madame, klar.
Aber sonst, Herrin, ja. Ja, das ist so meistens so. Manchmal auch Miststück,
aber das akzeptiere ich auch. *lacht*
Sebastian
Du, Frau Miststück. Ich glaub, das ist auch so schön.
Madame Charlotte
Du elendes Miststück. Ja, bin ich. Tachchen.
Sebastian
Okay, wie ist das, wenn die Menschen sich überschätzen oder mehr fordern,
obwohl du schon siehst, nee, kann er nicht.
Madame Charlotte
Das wird nix.
Ja, das kann er auch nicht. Aber gut, entweder kann ich mich an dieser Grenze
entlanghangeln und ein bisschen zurückfahren und zu sagen,
nicht drauf reagieren, mehr, mehr, mehr, mehr, wo du weißt, es geht jetzt nicht
mehr, wenn ich jetzt mehr mache, dann geht's voll nach hinten los.
Ich muss ja die Session steuern.
Sebastian
Ja und umgekehrt, wenn jemand merkt, es wird zu viel, gibt es ein Safeword, wird das vereinbart?
Madame Charlotte
Bei mir nicht mehr.
Sebastian
Okay, ich dachte das ist ein rechtliches Konstrukt, was du definitiv brauchst
aus juristischen Gründen.
Madame Charlotte
Och wirklich? Oh Gott, oh Gott.
Sebastian
Bin ich jetzt mal von ausgegangen, dass da irgendwas vereinbart werden muss,
damit eben auch eine Willenserklärung noch funktioniert.
Madame Charlotte
Ja, aber was ist denn mit den Leuten, die RACK spielen?
Sebastian
Ja, ich dachte genau das geht im Studio eben nicht.
Madame Charlotte
Oh doch.
Sebastian
Okay, aber wenn jemand sagt im Vorgespräch, ich hätte gern ein Safeword.
Madame Charlotte
Ja, dann akzeptiere ich das, aber das fragt mich keiner.
Sebastian
Das akzeptierst du, aber das ist jetzt nichts, was du haben willst.
Madame Charlotte
Überhaupt nicht, überhaupt nicht. Also das wissen die auch so,
das ist Ferrari im zweiten Gang fahren, das geht nicht.
Das geht einfach nicht. Nein.
Sebastian
Ja, gibt's keine Ausstiegsklausel, irgendwas?
Madame Charlotte
Aber ich merke das doch, ich merke das doch, wenn der langsam umkippt,
wenn es ihm zu viel wird und so weiter. Das muss ich doch merken.
Sebastian
Ich hab eigentlich bisher gedacht, wenn ich ins Studio gehe,
dann habe ich da im Gegensatz zu privatem BDSM eher dieses, es gibt ein gewisses Regelwerk,
was da ist, wo auch sichergestellt ist, dass meine Wünsche erfüllt werden, denn...
Madame Charlotte
Tu ich ja auch, ich such mir ja was raus.
Sebastian
Ja, es ist so ein bisschen manchmal das Problem, ich hab das schon gehabt,
ich hab mal eine Folge gehabt zum Thema Femdom und da ist natürlich grad dieser
schwierige Spagat gekommen, da haben die Jungs, ich nehm sie jetzt mal exemplarisch,
das geht zwar für alle Geschlechter, aber ich zieh's mir jetzt mal so raus,
die haben dann Wünsche, sagen ich bin Sub, ich will aber, dass das so und so
und so passiert und dann die dominanten Frauen sagen, äh, ne.
Und dann kam als Lösungsvorschlag, dann geh doch ins Studio,
da werden deine Wünsche erfüllt, da kannst du das haben, aber mach das bitte
nicht im privaten Bereich.
Und jetzt überlege ich gerade, dass das bei dir nun mal gar nicht funktioniert.
Was macht denn ein Mensch, wenn er einen bestimmten Wunsch hat,
der wirklich erfüllt werden soll?
Madame Charlotte
Ja, dann wird der den kommunizieren. Also grundsätzlich habe ich eine Zeit lang
nur so gearbeitet, dass ich gesagt habe, nenn mir deine drei Tabus,
den Rest suche ich mir aus.
Die Tabus werde ich immer respektieren, das ist ja völlig klar.
Aber wenn jetzt jemand kommt mit, ich möchte das, das, das, das,
das und ich habe genau eine Stunde Zeit.
Es ist gänzlich unmöglich so viel in eine Stunde zu packen.
Also habe ich diese Vorstellung und suche mir zwei, drei, vier Dinge raus,
die in dieser Stunde gehen.
Sebastian
Aber wie wichtig sind dir die Wünsche deiner Gäste?
Madame Charlotte
Na, ich nehme sie zur Kenntnis.
Sebastian
Ja, komm mal, so eine Erfolgsquote, also wenn dir jemand sagt,
ach das wünsche ich mir aber sehr und ich hab auch noch Geburtstag.
Ist das eher so eine 10% Chance oder schon eher 80?
Madame Charlotte
Ja, eher 80. Aber wenn er jetzt sagt, ich möchte das und das und das und das
und das und das, dann wird's mir zu viel, wenn er sagt, aber ich möchte das. Ja, gut.
Sebastian
Ist das so ein generelles Problem, dass einfach zu viel in zu kurzer Zeit kommt?
Madame Charlotte
Genau, ich möchte jetzt in dieser Zeit, wo ich mein Budget für habe,
das und das und das und das erleben, wo du denkst, Alter, ich bin keine Krake,
also drei Minuten Strom versus dann möchte ich noch sechs Masken haben in einer
Stunde und dann möchte ich noch die Fickmaschine und dann möchte ich noch die
Venus und dann denke ich,
ich kann überhaupt keinen Bogen spannen in dieser Session, das geht gar nicht.
Sebastian
Lass mal, du hast gerade so schön gesagt, du willst nicht gehetzt werden,
aber so eine sehr kurze Session, also was ist kurz? Was ist schnell? Halbe Stunde?
Madame Charlotte
Nein, das mache ich gar nicht. Ich nehme ab einer Stunde an.
Diese Kurzsession mache ich gar nicht mehr.
Sebastian
Wie weit ist es denn wichtig, dass du jemanden riechen kannst?
Also wenn jemand einfach unsympathisch ist oder merkst irgendwie,
nee, irgendwie die Chemie stimmt einfach nicht.
Also klar, inzwischen sagst du, brauche ich nicht machen, mache ich dann nicht.
Madame Charlotte
Also es gibt ja eine Abstufung. Es gibt einen Grad von Intimität,
der sicherlich in den Praktiken höher ist, als andere Praktiken.
Sebastian
Okay, aber wenn du sagst, der Mensch ist mir unsympathisch, also da ist ja dann
doch das Geld das einzige, was dich locken kann.
Madame Charlotte
Ja, aber wenn er mir unsympathisch ist, dann wird er das sicherlich schon am Telefon sein.
Sebastian
Irrst du dich da nie, wenn jemand dann durch die Tür kommt? Also ich hab ja auch
gefragt, ob man sich riechen kann.
Und das hab ich ja auch schon gehabt, dass man dann einfach mit Menschen spricht
und man kommt super klar. Und dann steht man sich gegenüber und irgendwie…
Madame Charlotte
Der Körpergeruch?
Sebastian
Irgendwie ist da die Chemie einfach nicht da und es geht einfach nicht und der Mensch…
Das passt halt einfach nicht. Wie geht man damit um? Weil in dem Moment wäre
dann doch die Überlegung, es gibt ja keinen guten Grund, warum nicht.
Madame Charlotte
Oder würdest du die Person dann persönlich sehr verletzen, wenn du sagst,
nee, das mache ich jetzt nicht, weil...
Also du hattest das Vorgespräch, der geht ins Bad, was weiß ich, und dann kommst
du ins Bad und denkst, nee, geht nicht.
Sebastian
Gehen die alle ins Bad?
Madame Charlotte
Ja, alle. Grundsätzlich.
Sebastian
Wie gründlich müssen sie denn sein? Also reicht's da einmal mit dem Waschlappen?
Madame Charlotte
Nein, duschen alle.
Sebastian
Okay, das ist ja eine Menge Zeit. Zählt das schon in der Stunde mit?
Madame Charlotte
Nein, nein, das zählt nicht. Vorgespräch und duschen zählt nicht mit.
Sebastian
Okay, aber das heißt, wenn du eine Stunde anbietest, dann sind auf jeden Fall,
sagen wir mal mit aufräumen, drei Stunden weg?
Madame Charlotte
2,5.
Sebastian
Das hast du durchgerechnet und wahrscheinlich gestoppt?
Madame Charlotte
Ja, natürlich. Genau.
Sebastian
Hast du dafür nicht Personal? Da könnte man jetzt diesen berühmten Putzsklaven
haben, von dem ja alle Welt redet.
Madame Charlotte
Der dich sowieso nur nervt. Genau. Der unterhaltsam ist wie eine Parkuhr.
Super. Nein, ich mach das gerne selbst.
Sebastian
Das ist natürlich jetzt auch ein Bild. Also ich finde das ja immer schön,
wenn man sich selber die Finger schmutzig macht.
Madame Charlotte
Ja, aber das gehört dazu. Aber du siehst es schon ganz richtig,
eine Stunden-Session sind 2,5 Stunden.
Sebastian
Okay, jetzt reden wir ja nicht über Geld, aber liebes Publikum,
rechnet euch aus, es ist grausam.
Das heißt, wenn man es dir einfach machen will, was möchte man von dir?
Also klar, du machst das ja eh nicht, aber wenn man sagt, okay,
du sollst möglichst Aufwand haben vorher und auch nachher, was ist denn für dich total entspannt?
So vom Inhalt der Session. So hast du wenig zu tun.
Madame Charlotte
Fußerotik ist doch immer super, oder? Du, ich setze mich auf den Sessel und
mir werden die Füße verwöhnt, das finde ich mega toll.
So, und was habe ich denn für einen Aufwand? Was muss ich danach putzen?
Sebastian
Ich habe jetzt nicht erwartet, dass du so nahbar bist.
Madame Charlotte
Füße? Ja, doch.
Sebastian
Okay, wenn dir jetzt eine halbe Stunde die Füße geknetet werden,
also ich empfinde das als unangenehm.
Madame Charlotte
Wirklich?
Sebastian
Ja.
Madame Charlotte
Toll.
Sebastian
Du findest es toll, dass ich es unangenehm finde?
Madame Charlotte
*lacht*
Sebastian
Nein, aber…
Madame Charlotte
Viele Menschen mögen ihre Füße übrigens nicht.
Sebastian
Ich finde meine ganz gut, die haben mich hier hergebracht, aber ja,
sie könnten ein bisschen, da könnte dies sein, da könnte jenes sein,
nein, aber…
Madame Charlotte
Auch viele Frauen finden ihre Füße unattraktiv und sie wissen gar
nicht, dass viele Männer auf Füße stehen.
Sebastian
Okay, warum denn nicht?
Madame Charlotte
Ja, diese Frage stelle ich mir übrigens auch sehr häufig.
Sebastian
Also ja, ich gebe zu, alles am Körper kann man ja immer schön einpacken,
hab ich auch gestern erst in der Live-Sendung gehabt, wo ich gesagt habe,
ja, so Nylons, das sieht schon ziemlich gut aus, wenn da noch Strapsel dran
sind, das ist einfach so eine Einladung, so ein,
ta, danke schön, ich fühle mich eingeladen, das ist toll, das kann ich genießen, ne.
Das ist vielleicht so mein kleiner Fetisch. Fußerotik, wenn du es so sagst,
der Begriff, das heißt du bekommst eine schöne Massage mit ein bisschen Öl und
liest du Zeitung, unterhältst du dich, also bekommt man deine Aufmerksamkeit dabei?
Madame Charlotte
Manchmal ja, manchmal nein.
Sebastian
Füße kamen in der Kunst der Unvernunft viel zu wenig vor bislang.
Es hat sich noch kein Fußfetischist bei mir mal gemeldet.
Madame Charlotte
Das ist aber erstaunlich. Ich würde sagen, ich hab das mal gesagt,
meine Füße, meine Hände und mein Kopf sind mein Kapital.
Sebastian
Wie häufig ist das? Ist Fußfetischismus... Nein, ist das überhaupt ein Fetischismus
oder einfach, du sagst ja Erotik?
Madame Charlotte
Es ist ein Fußfetischismus.
Sebastian
Also was ist es? Ist es die Position, das ist halt unten und nieder im Rang oder dieses Verwöhnen?
Madame Charlotte
Nee, das ist der Fetisch, das ist definitiv der Fetisch.
Sebastian
Okay, ist der Fetisch der Fuß oder was man damit macht? Oder ist es auch, weil es dein Fuß ist?
Madame Charlotte
Auch, aber eigentlich eher der Fuß, dass dieser Fuß gepflegt ist.
Sebastian
Der ist ja vorher schon gepflegt, du würdest ja nicht mit ungepflegten Füßen da...
Madame Charlotte
Oh, es gibt aber durchaus Menschen, die das ganz toll finden,
wenn ich vom Sport komme und Sneaker vorher an hatte.
Sebastian
Na gut, und dann können sie das alles wunderbar aufpolieren und vielleicht noch
ein bisschen lackieren.
Madame Charlotte
Oh nein!
Sebastian
Nein?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Nein?
Madame Charlotte
Nein!
Möchte ich nicht. Das geht immer in die Hose.
Sebastian
Warum denn das?
Madame Charlotte
Weil sie es nicht können.
Sebastian
Du wackelst.
Absichtlich.
Madame Charlotte
Nein, ich habe Gelnägel, das bringt nichts.
Sebastian
Okay.
Madame Charlotte
*lacht*
Sebastian
Liebes Publikum, ich gebe zu, wir haben eine Pause gemacht, weil wir haben eine
Flasche Schampus geöffnet.
Und der ist verdammt lecker. Also hatte ich auch noch nicht,
dass ich eine Flasche Champagner krieg. Also nein, wir haben sie uns ja geteilt.
Großartig. Ich bin super entspannt und hab mal eine Frage zum Thema Vokabular.
Denn du sagst ganz gerne das Wort Sklave. Und ich stelle fest,
dass im privaten BDSM-Bereich ist das ein Begriff, der überhaupt nicht mehr geläufig ist.
Wo kommt's her? Und warum? Warum sagt man das so?
Madame Charlotte
Boah, das ist eine richtig gute Frage.
Sebastian
Ha, endlich.
Madame Charlotte
Boah, die ist richtig gut.
Warum sagt man nicht mehr Sklave? Ja, das ist heute so mein Spielzeug,
mein was weiß ich, aber Sklave sagt, ja, es kommt drauf an wie alt die Leute
sind und wie lange sie dabei sind, oder?
Sebastian
Ja gibt's da so einen gewissen, ich nenne es mal Pay-BDSM-Slang,
wo einfach die Begriffe ein bisschen treffsicherer sein müssen oder wird das
einfach auch gewünscht, dass das so benutzt und gesagt wird?
Madame Charlotte
Und ich glaube, es ist eher ein Anerkenntnis meines Gastes, wenn ich ihn als
meinen Sklaven tituliere.
Wobei ich ja zu denen, wie du vorhin gehört hast, gesagt habe,
das sind meine Burschen, das sind meine Jungs.
Montag kommt übrigens einer und saugt mein Auto aus und kümmert sich um die
Dinge, in denen ich nicht so gut bin.
Was wieder ganz lustig ist, er saugt mein Auto aus, er würde mich aber niemals
fahren, weil er weiß, ich will alleine fahren.
Also es gibt ja dieses tolle Konstrukt 24/7, mein Sklave macht alles für mich,
das finde ich total Horror, weil es mir meine Eigenständigkeit nimmt,
aber er weiß, sie saugt nicht gerne ihr Auto aus und sie wäscht nicht gerne ihr Auto, das stimmt.
Und dann rufe ich ihn an und sage, ja, dann tu das mal und dann geh nach unten
ins PI und mach ne Inventur und bring mal das Leergut weg und mach mal dies
und mach mal das und das ist sehr angenehm.
Sebastian
Ja, und ich glaub das ist dann so der halboffizielle Teil, da tickt dann auch
nicht unbedingt die Uhr gleich komplett mit, sondern das ist einfach Nettigkeit.
Madame Charlotte
Genau, genau, weil er weiß, sie möchte, dass ich das jetzt tue.
Ach übrigens, ich werde mal wieder verschlossen.
2021 war ich 120 Tage weggesperrt. 2022 beginnt, naja, dann kann ich auch wieder
weggesperrt werden, ne?
Sebastian
Oh, das finde ich aber spannend, also gerade für so Keuschheitszeug.
Madame Charlotte
Total super, ne?
Sebastian
Ja, aber im Moment, da hängt ja eine ganze Menge dran, weil dann hast du ja da, da zu sein.
Also da ist ja mal diese Verantwortung mit drin, dass du dann verfügbar sein
musst für den Fall der Fälle und dass es besonders schlimm ist.
Madame Charlotte
Was ist denn gerade besonders schlimm? Man kann ja ein Foto schicken,
wie groß die Wunde ist. Ja, dann entscheide ich, muss mal jetzt ein bisschen
Bepanthen ran, oder nicht?
Sebastian
Ja, aber ist das nicht der Deal an der ganzen Sache, dass man Aufmerksamkeit
gegen Orgasmusentzug tauscht?
Madame Charlotte
Also ich habe letztes Jahr gesagt, sofern Dr. Angela Merkel uns den Lockdown
verhängt und so lange bist du drin, ich bin raus aus der Nummer,
warte auf die Nachrichten, dann weißt du Bescheid.
Ich wusste selber nicht, wie lange es geht, aber na gut, 120 Tage.
Sebastian
Oh Gott. Hundertzwa... Aber das sind ja Sachen, die finden ja außerhalb statt,
also das sind jetzt Sachen…
Madame Charlotte
Ja, das sind meine Goodies und meine Benefits.
Sebastian
Okay, die gibt's für dich oder die gibt's für deine Gäste?
Madame Charlotte
Die gibt's für mich, für meine Burschen.
Sebastian
Okay und die Burschen, also das ist dann nochmal so ein ganz spezieller Kreis.
Wissen denn die anderen, dass es diesen Kreis gibt?
Madame Charlotte
Nein. Aber jetzt! *lacht*
Sebastian
Genau, jetzt hast du natürlich ein Problem. Kannst du die Aufnahme-Kriterien,
kannst du jetzt hier einmal alle verlesen?
Madame Charlotte
Nein, nein, nein.
Sebastian
Pack irgendwas dazu, was unmöglich ist.
Madame Charlotte
Das entscheide ich selbst.
Das ist genauso, wenn Anfragen kommen der Kennzeichnung. Die gibt es nicht.
Ich entscheide, wann es eine Kennzeichnung gibt. Die kann man sich nicht erkaufen bei mir.
Sebastian
Ist das dann nicht auch so eine Art einseitige Beziehung,
also du hast dann jemanden, der dich auf lange Zeit verehrt,
der für dich da ist und ja, du bist halt du, und jetzt führt dieser Mensch im
Grunde ein Leben, was auch ein bisschen auf dich zentriert ist.
Da kannst du ja gar nichts gegen tun. Ist dir das unangenehm?
Madame Charlotte
Nein. Weil ich bestimme ja, ob das überhaupt so stattfindet.
Ich hatte übrigens, just vor ein paar Wochen, mit meinem Ex-Freund Kontakt,
der sich damals als Liebesbeweis meinen Slogan hat, auf die Brust tätowieren lassen.
Und dann habe ich ihn vor kurzem gefragt, sag mal so jetzt zehn Jahre später so,
wie fühlt denn sich das an, das jeden Tag im Spiegel zu sehen und ich bin gar
nicht mehr da und so weiter.
Und die Antwort kam wirklich, ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit dir
hatte. Ist das nicht toll?
Sebastian
Oh, das ist wirklich schön.
Madame Charlotte
Und ich war wirklich zum Schluss nicht nett zu ihm.
Sebastian
Ja gut, aber die Zeit ist es halt.
Madame Charlotte
Er sagt, er betrachtet die Zeit, die er mit mir hatte und das ist für ihn total
schön und er hat dieses Tattoo nie bereut.
Sebastian
Aber du sagst, du entscheidest das.
Madame Charlotte
Ja, damit hat er mich wirklich überrumpelt. Dann kam er an und hatte meinen
Slogan tätowiert und ich guckte da etwas irritiert, sagen wir es mal so.
Kennzeichnungen, die ich selbst vornehme, also Kennzeichnungen sind bei mir Brandings.
Sebastian
Okay, das heißt es gibt so eine Art Standardschablone von dir,
die hier irgendwo liegt? Großartig, wie sieht die aus?
Madame Charlotte
Soll ich sie holen?
Sebastian
Ja gerne!
Achtung, du musst das absetzen, sonst reißt du hier alles runter.
Das ging jetzt ganz schnell, das war gleich hier in der Vitrine.
Ein M und ein C, das Brandeisen, in Druckschrift, aber ist das Kursiv? Ja, das ist Kursiv.
Uiuiui, und zwar relativ groß, würde ich sagen. Also das ist jetzt das zweite
Ding der Woche, würde ich sagen.
So ein zweieinhalb Zentimeter hohe Buchstaben, und auch breit. Wohin gibt's die denn?
Madame Charlotte
Auf den Arsch.
Sebastian
Auf den Arsch. Ja und MC, das ist neutral genug, dass man's weg erklären kann,
aber persönlich genug, dass es genau von und für dich ist.
Madame Charlotte
Ich hatte mir mal gewünscht, dass man das auf die Fußsohlen setzt,
ist aber für Brandings eher suboptimal, weil ich dachte, so dieser Gedanke mit
jedem Gang, mit jedem Schritt denkst du an mich, aber funktioniert leider,
macht keine Brandings auf die Fußsohlen bitte, danke.
Sebastian
Die beiden Brandings, also die beiden Buchstaben, wie oft hast du die schon benutzt?
Madame Charlotte
Drei Personen tragen sie.
Sebastian
Drei Personen? Okay, aber sie liegen hier direkt im Raum, also du könntest jederzeit
entscheiden und dann aufs... Selber trägst du es aber nicht?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Okay, wie weit trägst du denn von deinen Gästen etwas mit dir rum?
Also es gibt ja auch Geschenke oder vielleicht auch ein Tattoo,
ich weiß es ja nicht, oder Schmuck zum Beispiel.
Madame Charlotte
Sehr viel Schmuck. Ich trage viel Schmuck von meinen Gästen.
Sebastian
Insbesondere dann, wenn die dann auch da sind?
Madame Charlotte
Nein. Sie bekommen ein Foto davon, wenn ich etwas von Ihnen trage.
Sebastian
Okay. Und Geschenke, was bekommt man da so? Ich könnte mir vorstellen,
schöne Wäsche natürlich, Schuhe.
Madame Charlotte
Nein. Viel zu intim.
Sebastian
Okay, wo ist da die Grenze? Also Schmuck geht, aber ein Ring.
Ui. Mit einem Klunker dran.
Möchtest du jemanden grüßen?
Madame Charlotte
Nein. *lacht* Nein.
Sebastian
Oh weia. Ich bin ja mit einem Ring noch ein bisschen im Rückstand gerade,
aber was für Aufmerksamkeiten begegnet ihr?
Madame Charlotte
Das war mein Weihnachtsgeschenk.
Sebastian
Die Schuhe?
Zebraschuhe, ne?
Madame Charlotte
Nein, das ist Schlange.
Sebastian
Aber komm, schwarz/weiß. Ja, okay, also Schlangenleder.
Schick, natürlich mit hohem Absatz. Bist du nicht auch verpflichtet dann,
die Sachen auch zu tragen oder zu benutzen?
Madame Charlotte
Nein, ich wünsche sie mir ja selber. Ich sage ja, was ich haben will.
Sebastian
Gibt's eine Amazon Wunschliste?
Madame Charlotte
Nee, genau.
Ja, es gibt eine Amazon Wunschliste, die ist aber sehr allgemein gehalten und
meine Burschen bekommen andere Dinge von mir zugetragen, die ich zum Geburtstag,
zu Weihnachten oder zwischendurch kriege.
Sebastian
Ich würde jetzt eigentlich sagen, das ist ja sehr eigennützig,
aber eigentlich ist das ein toller Service, dass du sagst, womit man dir tatsächlich
eine Freude machen kann.
Madame Charlotte
Genau. Und das ist nicht öffentlich, sondern das sage ich, was ich haben möchte.
Sebastian
Was ist denn davon noch unerfüllt?
Madame Charlotte
Ne, ich hab eigentlich alles. Ist das pervers? Nein, ich hab keine Wunschliste.
Ich sehe es in dem Augenblick und dann sage ich, möchte ich es zu Weihnachten,
will ich es zum Geburtstag oder will ich es jetzt? Und wer bezahlt?
Sebastian
Lass mich mal ein bisschen sprechen über diese ganzen Sachen,
die Geldverwaltung und die etwas niederträchtigen Arten von,
es gibt ja diese Geschichten, wo jemand zum Beispiel dir die Vollmacht über
Konten etc. überschreibt.
Madame Charlotte
Möchte ich nicht.
Sebastian
Okay, es gibt ja Menschen, die machen das, also warum möchtest du das nicht?
Madame Charlotte
Nein, diese Verantwortung möchte ich einfach nicht tragen.
Sebastian
Aber das ist doch an sich sehr praktisch, du hast ein Konto,
kannst verfügen, kannst dir Geld nehmen.
Madame Charlotte
Ich hab auch mein eigenes Konto.
Sebastian
Okay, das ist also ein Stück Emanzipation
und dass du dann auch diese Dauerverantwortung nicht haben willst.
Madame Charlotte
Ich hatte vor kurzem einen Sklaven, der meinte, ich wünsche ihnen so sehr einen
reichen Mann, der ihnen alles bezahlen kann, was sie sich wünschen.
Und ich war völlig irritiert von diesem Gedanken, also meine Partner wurden
nie danach ausgesucht, ob sie Geld haben oder wie der Kontostand ist. Das ist mir völlig...
Sebastian
Aber vielleicht kannst du mir so ein bisschen den, ich glaub Geldschwein heißt das, ne?
Madame Charlotte
Oh! Horror!
Sebastian
Ich hab immer das Problem, bei Twitter laufen mir gelegentlich da mal Tweets
vor die Füße von Mädels, die sich beschweren, dass sie das nicht wollen.
Aber niemand konnte mir so richtig erklären, was ist es.
Ich hab verstanden, die Leute bezahlen Geld dafür. Nein, die Leute geben anderen
Menschen Geld, damit die sich schöne Sachen kaufen können.
Madame Charlotte
Nein, sie wollen Aufmerksamkeit dafür haben.
Sebastian
Okay, das ist also der Deal.
Madame Charlotte
Der Deal ist die Aufmerksamkeit.
Sebastian
Ist das nicht immer so? Egal, was Sklave tut, Aufmerksamkeit ist eigentlich das, was zu geben ist?
Madame Charlotte
Ich finde ganz einfach, wenn ich sage, es ist ein Zahlschwein und ich will jetzt
so und so viel Euro haben, ist es wahnsinnig plakativ. Und das stört mich.
Sebastian
Es ist vor allem einfach auch so stumpf und so einfach. Also vielleicht zu einfach für dich.
Madame Charlotte
Wahrscheinlich verdiene ich mein Geld lieber selbst.
Sebastian
Ja, es ist auch wichtig, dass du im Spiegel dich ansiehst und sagst,
boah, toll gemacht oder tolle Frau.
Wenn das nicht ist, dann könntest du das ja auch nicht vermitteln.
Madame Charlotte
Also ich mache das lieber über meine eigenen Projekte.
Sebastian
Ja, aber jetzt nochmal grundsätzlich zur Aufmerksamkeit. Ich hab mal irgendwann
irgendwo in einem Profil geschrieben,
das einzige, was ich meiner Sub tatsächlich zu bieten habe, ist in dem Moment,
wo wir jetzt zusammen sind, dass sie meine einzige, alleinige und wirklich absolut
ungeteilte, hundertprozentige Aufmerksamkeit bekommt.
Madame Charlotte
Sehr schön.
Sebastian
Und das ist eigentlich das einzige, was ich zu geben habe.
Madame Charlotte
Stimmt. Superschön.
Sebastian
Danke.
Madame Charlotte
Nein, finde ich gut.
Sebastian
Aber wie ist das? Eigentlich ist das deine Dienstleistung, die Aufmerksamkeit.
Madame Charlotte
Naja gut, diese Aufmerksamkeit darüber hinaus, die lasse ich mir ja da in dieser
Form nicht zeitlich bezahlen, wenn ich sage, ich will jetzt,
dass du weggeschlossen bist oder so.
Und ich möchte in dieser Form über dich bestimmen, dann lasse ich mir das nicht bezahlen.
Das ist mir sogar fast unangenehm, wenn dann immer ein Umschlag kommt, ungefragt.
Sebastian
Ja, fast unangenehm, also so schlimm ist es dann.
Madame Charlotte
Ich nehm's an. *lacht*
Sebastian
Natürlich, man kann damit ja auch gute Sachen machen.
Madame Charlotte
Natürlich, natürlich.
Sebastian
So, als letztes persönliches Ding, mag ich nochmal so ein bisschen gucken,
wie ist denn das, wenn man den Menschen dann doch mal näher kommt,
dem kann man sich ja nicht erwehren.
Ich kann mich genauso beim Bäcker verlieben, wie du dich vielleicht auch bei
der Arbeit mal einfach verknallen könntest.
Madame Charlotte
Es ist mir passiert.
Sebastian
Es ist dir passiert, tatsächlich.
Madame Charlotte
Es ist mir wirklich, ja, es ist mir wirklich passiert, aber am Anfang meiner
Arbeit, wo dieser professionelle Schutz, weil er noch nicht so gut funktioniert
hat und es hat sieben Jahre gehalten.
Sebastian
Ja, hervorragend.
Madame Charlotte
Ja, also, mh.
Sebastian
Okay, aber ist das nicht trotzdem sowas, wo man sagt, ah, rotes Tuch und da
müssten noch die Warnglocken angegangen sein und du hast dann beschlossen,
nee, ich finde Menschen trotzdem toll.
Madame Charlotte
Ja, das war am Anfang. Nein, nein, also, nein, Moment.
Sebastian
Du schließt aus, dass dir jemand begegnet, also du würdest den tollsten Menschen
laufen lassen, nur weil ihr dieses Verhältnis miteinander habt?
Madame Charlotte
Ja.
Sebastian
Ist ja ein hoher Preis.
Madame Charlotte
Ein sehr hoher Preis, aber ich würde ihn zahlen.
Sebastian
Okay, damit haben wir jetzt auch den entscheidenden Nachteil.
Madame Charlotte
Bitter, ne?
Sebastian
Also das heißt, warst du schon mal heimlich verliebt in einen Gast?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Kannst du natürlich nicht sagen, aber...
Madame Charlotte
Nein. Weil wenn ich merke, dass es mein Beuteschema wäre, würde ich alles dafür
tun, diesen in dieser Session zu entmenschlichen durch Masken oder irgendwas,
was mir einfällt und ihn einmal zu machen und danach nie wieder.
Sebastian
Also das ist dann wirklich der Schutzmechanismus, der da muss?
Madame Charlotte
Der muss, muss, muss. Also für mich persönlich, jede Frau muss das für sich
selbst entscheiden, aber würde ich nicht machen.
Sebastian
Also das ist jetzt nicht, muss ja nicht in diesem Verhältnis sein.
Es kann auch sein, dass du sagst, Mensch, bei der Arbeit dominiere ich den Menschen,
aber privat würde ich mich von dem ganz gerne ans Kreuz nageln lassen.
Madame Charlotte
Bitte?
Sebastian
Weiß ja nicht.
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Okay.
Madame Charlotte
Das stelle ich außer Frage.
Sebastian
Naja, man sagt ja, dass die erfolgreichen Managertypen dann ja zur Domina gehen
und dann ist ja die Frage, wo geht die Domina hin?
Madame Charlotte
Zum Callboy. *lacht* Nein.
Sebastian
Okay, also liebes Publikum, ich habe alles gefragt, wahrscheinlich fliege ich
hier gleich hochkant raus, aber ich habe alles von der Liste abgearbeitet.
Madame Charlotte
Alles gut.
Sebastian
Du bist geduldig.
Madame Charlotte
Absolut, ja absolut. Nein, ich kenne viele Kolleginnen, die ihre Gäste geheiratet haben.
Und sicherlich war es zu diesem Augenblick am Anfang meiner Zeit völlig in Ordnung
und ich hab sogar den Rauschmiss aus dem Studio in Kauf genommen.
Sebastian
Deswegen?
Madame Charlotte
Ja, das ist ein ungeschriebenes Gesetz.
Sebastian
Okay, aber man fliegt raus.
Madame Charlotte
Man fliegt raus.
Sebastian
Wo verläuft da die Grenze? Also, ja gut, heiraten ist vielleicht ein bisschen viel.
Madame Charlotte
War ein bisschen viel.
Sebastian
Ja, aber bis wohin geht's denn, ist es denn noch okay? Mal Kaffee trinken.
Madame Charlotte
*seufzt*
Sebastian
Okay, da ist schon die Grenze.
Madame Charlotte
Na, wir können ja hier einen Kaffee trinken.
Sebastian
Stell dir mal vor, du triffst irgendwo, keine Ahnung, bei einer Behörde,
bei irgendwo draußen, du triffst einfach Gäste von dir.
Ich glaube, du kannst damit noch ganz gut umgehen, aber was tust du,
damit die damit auch gut umgehen können?
Madame Charlotte
Ich werde niemals proaktiv handeln und werde so tun, als ob ich die Person nicht kenne.
Sebastian
Okay, Gott und beim nächsten Mal, wenn ihr euch dann hier seht,
dann kann man das verarbeiten.
Madame Charlotte
Nein, also es obliegt meinem Gegenüber mich zu grüßen oder mich eben nicht zu grüßen.
So, wir sind jetzt langsam auf dem Modus, dass die Flasche Champagner leer ist.
Sebastian
Ja, ich schenk dir nochmal ein kleines Stück nach, das hält mich nämlich halbwegs
fahrtüchtig, aber so ein ganz kleines Tröpfchen nehm ich auch noch.
Madame Charlotte
Sehr schön.
Sebastian
Warte mal, das ist bezeichnend, liebe Charlotte, weil von meinem Wasser ist noch die Hälfte da.
Madame Charlotte
Aber den Gin und den Champagner haben wir weggesoffen, hervorragend.
Sebastian
Mein letzter Schluck von dem Champus.
Also liebes Publikum, heute bin ich mal dekadent, also ich bekomme ja ganz oft
unangekündigt Päckchen mit Kaffee, total super.
Ich nehme aber auch Champagner.
Nein, das ist ein Scherz, um Gottes Willen. Aber es wird langsam lustig.
Ich hab noch einen letzten Punkt. Ich bin ja hier in diesem Studio,
es hat ein paar Räume, es ist wunderbar ausgestattet und jetzt hast du eben
in der kleinen Pause gesagt, du machst auch Privatvermietung.
Ich kann diesen Laden hier mieten?
Madame Charlotte
Ja, kannst du. Also das machen wir häufig.
Sebastian
Erstmal, ist das üblich, dass man Studios mieten kann?
Madame Charlotte
Eigentlich nicht so üblich, weil die Werte, die hier drin sind,
die sind schon nicht ohne.
Als ich dir vorhin die Latexschränke auch gezeigt hab und so,
ne, und ich dann so beiläufig 10k sagte, dann war das auch ernst gemeint, ne.
Sebastian
Hier hängen natürlich überall Kameras, nein, hier hängen keine Kameras.
Nein, nein, auf gar keinen Fall.
Warum machst du das? Also klar, weil es Geld einbringt, aber das Risiko ist
doch relativ hoch, dass hier mal jemand was mitgehen lässt, dass was kaputt geht.
Madame Charlotte
Also klar, diesen einen Raum, wo meine Sachen drin sind, den schließe ich immer ab.
Also das ist klar, das sind meine privaten Sachen, aber ich habe das ganz einfach festgestellt,
wenn man zum Beispiel zu Hause total eingeschränkt ist, die Kinder sind zu Hause,
dies, das, jenes und man möchte mal aus seinem täglichen Korsett ausbrechen
und sucht dafür einen Raum, wo man das erleben kann. Dann ist das hier natürlich super.
Und ich habe das sehr häufig, dass die Paare sich das gegenseitig zum Geburtstag
schenken oder so und dann mal eine Übernachtung hier buchen.
Sebastian
Also schlafen die dann hier auch?
Madame Charlotte
Sehr komisch, aber das Bettzeug wird ganz selten benutzt, wenn ich am nächsten Tag reinkomme.
Sebastian
Ich geb's ehrlich zu, also wenn ich jetzt anfangen würde dann zu spielen,
bis vier, fünf Uhr morgens, in dem Moment wo ich mich dann ins Bett lege,
egal wann die Checkoutzeit ist, ich würde sie reißen. Und zwar brutal.
Hätte ich keine Chance die einzuhalten, wenn man so richtig die Sau rausgelassen hat. Nee, keine Chance.
Madame Charlotte
Aber dafür sind wir auch da und in den meisten Fällen funktioniert es auch wirklich
sehr gut, dass sie es auch gut behandeln.
Also ich hab dir ja vorhin in der Pause gesagt, einmal war es so,
dass was aus den Vitrinen verschwunden ist und genau das, was ich für einen
Stammgast von mir gebraucht habe. Ich bin ausgerastet.
Sebastian
Ist es denn wieder zurückgekommen?
Madame Charlotte
Nein.
Sebastian
Oh je.
Madame Charlotte
Ich hab's nachgekauft. Ja, passiert, ne?
Sebastian
Ich weiß, du hast hier ein privates Bad, ich hab eben einen Blick reinwerfen können,
das ist dein Bad, wie ist das mit Übernachtungsgästen, die dürfen da auch nicht rein?
Madame Charlotte
Doch, die dürfen rein.
Sebastian
Okay, also das heißt man bekommt nicht nur Räume mit Möglichkeiten und Spielsachen,
man bekommt auch deine persönliche Kloschüssel, Entschuldigung,...
Madame Charlotte
*lacht*
Sebastian
Allein das ist es ja jetzt, also...
Madame Charlotte
Und dann weißt du in dem Augenblick auch, welches Parfum ich nehme und so, ne?
Sebastian
Es steht wirklich alles da. Aber wie suchst du denn die Leute aus?
Also kann da jeder anrufen und sagen, ja ich würde mal gerne den Laden eine
Nacht buchen und dann…
Madame Charlotte
Nee, du musst das schon über das Buchungssystem machen,
weil du dadurch ja die AGB akzeptierst und Rücktrittsrecht und dies, das, jenes.
Das ist ja schon juristisch wichtig zu sagen, okay.
Und wenn du das Studio buchst, dann musst du auch 100 Prozent Vorkasse bezahlen.
Sebastian
Ja gut, aber ganz ehrlich, bei den Werten, die hier drin sind,
was interessiert mich die Vorkasse? Dann räume ich das halt aus.
Also gibt's da eine Kaution?
Madame Charlotte
Ja klar, Kaution gibt es und das Inventar wird vorher abfotografiert und dann
wird die Abnahme am nächsten Tag wieder gemacht, das ist schon ein bisschen anstrengend.
Sebastian
Okay, also da steht auch wieder, das ist immer das Problem, man vermietet Räume,
nein, man muss auch noch vorher sauber machen, muss eh immer sauber sein,
aber hinterher und man weiß ja nicht, was die Leute alles genutzt haben.
Madame Charlotte
Nein, das liegt ja meist auf dem Fußboden, was benutzt wurde.
Sebastian
Ja, wenn hier jemand gegen die Tapete wichst, Entschuldigung,
aber das musst du ja erstmal sehen.
Madame Charlotte
Ich sehe alles. *lacht*
Sebastian
Oh je. Also find ich aber spannend, dass einfach Möglichkeiten und auch mal
wirklich ein ganzes Studio einfach mal als Spielwiese zu haben,
ja das hört sich nach einem brauchbaren Geschenk an.
Und ja, es gibt nur keine Motoren, ne?
Madame Charlotte
Es gibt hier keine Motoren, es ist alles mechanisch.
Sebastian
Ja, also vielleicht beim nächsten Mal, wenn ich hier bin.
Ich ahne es wird ein nächstes Mal geben, da werde ich mal diese ganzen Kettengerassel
oder so aufnehmen, das wird dann mein neuer Trailer werden, glaube ich.
Madame Charlotte
Ich dachte, wir treffen uns das nächste Mal im Pi.
Sebastian
Das können wir machen, aber wir können hier nochmal kurz vorbeischauen.
Madame Charlotte
Das war mir jetzt irgendwie klar.
Sebastian
Also liebes Publikum, es gibt eben noch das Pi, das ist dann der Laden,
wo Partys stattfinden und da wird aber jetzt gerade fürchterlich renoviert.
Wir haben ja gerade wieder so ein, ja was ist das, Veranstalter-Lockdown.
Aber ich sehe dich total entspannt und zumindest der eine Teil des Business läuft auf jeden Fall.
Und wenn du sagst, ich renoviere, dann heißt das hinterher wird das großartig.
Madame Charlotte
Ja, wir bauen gerade eine neue Betondecke ein. Das ist brandschutztechnisch dann noch notwendig.
Ja, das ist einfach eine Notwendigkeit und wenn die anderen Geschäfte von
mir laufen, ist das doch okay.
Also du hast ja immer so, du kannst ja nicht irgendwie drei,
vier Cashcows am Laufen haben, das ist ja unmöglich.
Du hast immer ein Projekt, wo du ganz einfach rein investieren musst und das
ist halt dieses unternehmerische Risiko.
Das gehört dazu.
Sebastian
Ja, find ich aber auch spannend, weil damit schaffst du natürlich auch für die
Community ein Angebot und bei dir bricht das so ein bisschen auf.
Man hat ja immer dieses, ja da gibt's halt die Dominawelt mit den Studios
und das ist dann das und dann gibt es noch die andere Welt, wo Stammtische und Partys und sowas sind.
Und so ein bisschen verbindest du ja dann beides doch.
Und das finde ich eigentlich ganz schön, weil du natürlich auch so den Überblick
hast und vielleicht so zum Schluss würde mich ein bisschen interessieren,
was machen denn, ich sag mal, Privat-BDSMer, was du einfach nicht machen kannst,
was aber vielleicht doch zumindest interessant wäre.
Also gibt's irgendwelche Limitierungen, die du gerne aufbrechen würdest oder
wenn du siehst wie so ein Pärchen auf einer Party, die seit 20 Jahren miteinander
spielen, irgendwas wundervolles miteinander machen, fehlt dir da nicht irgendwas?
Madame Charlotte
Du, da geht mir eher das Herz auf. Ich freue mich für diese Menschen.
Also es ist doch toll, wenn man 20 Jahre zusammen ist und das leben kann.
Ich meine, Beziehungen sind immer schwer, gerade in unserer Szene, oder?
Und da muss man sich dann auch überlegen, wie leben wir
diese Beziehung oder wie gehen wir damit um oder wie entwickeln wir uns weiter
und leben wir jetzt seriell monogam oder war das nur ein Ausflug ins BDSM-Genre
oder leben wir jetzt poly oder wie wollen wir leben und was macht uns glücklich?
Sebastian
Ja und du kannst das genießen, wenn du das siehst.
Madame Charlotte
Absolut.
Sebastian
Und ganz ehrlich, da kann ich jetzt noch so viel reden wie ich will,
also ein bisschen Neid oder so werde ich aus dir nicht rauskitzeln können.
Madame Charlotte
Nein, ich bin ein sehr unneidischer Mensch.
Sebastian
Ja und total entspannt und freundlich und ich kann mir überhaupt nicht vorstellen,
wie du bösartig dominant sein könntest.
Madame Charlotte
Soll ich mal kurz eine Telefonnummer finden? *lacht*
Sebastian
Liebes Publikum, machen wir das einfach so, wenn ihr erleben wollt,
wie Madame Charlotte total dominant, fies und bösartig ist,
dann, oh Gott, wenn ich das jetzt sage, dann bist du jetzt böse zu mir,
dann ruft ihr einfach an und schindet ein bisschen Zeit raus und verhandelt dann
am Preis ein bisschen rum. Entschuldigung. *beide lachen*
Naja, du nimmst ja keine neuen Gäste mehr auf, deshalb ist das ein bisschen schwierig.
Also liebes Publikum, ruft nicht an, aber stellt es euch vor.
Ich werde jetzt zumindest fürchterlich albern, das mag am Schampus liegen. Vielen, vielen Dank.
Madame Charlotte
Gerne. Schön, dass du hier warst und komm bald wieder und dann gucken wir mal
für die weiteren Projekte, die kommen werden.
Sebastian
Mache ich ganz sicher. Und vielen Dank für Speis und Trank und diese unglaublich
gemütlichen Sessel, in denen jetzt mein Hintern langsam einschläft.
Es ist einfach wirklich schön hier und ich kann mir wirklich vorstellen,
dass ich hier öfter mal bin, um Unsinn zu machen.
Von daher vielen, vielen, vielen Dank für deine Gastfreundschaft und ja,
dass du mitmachst und ich drücke dir alle Daumen und wünsche dir ganz viel Erfolg
bei eigentlich jedem Projekt, was immer du auch anfasst.
Madame Charlotte
Vielen lieben Dank und liebe Hörerschaft, hört euch doch noch einfach mal das
Lied von Marteria an, Amy's Weinhaus.
Und dann wisst ihr so ungefähr, was man bei uns erleben kann und welche Menschen zu uns kommen.
Sebastian
Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Macht's gut, tschüss.