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Sebastian
Hallo und herzlich willkommen zu einer kleinen Extra-Bonus-Folge der Kunst der
Unvernunft. Eine Woche nach der letzten Folge.
Ich begrüße abermals Lena, hi.
Lena
Hallo Sebastian.
Sebastian
Und Stoffel, hallo.
Stoffl
Hallo.
Sebastian
So, ich mache jetzt ein kleines Vorwort und dann reden wir wieder gemeinsam.
Also liebes Publikum, ihr habt letzte Woche die Folge gehört mit Lena und Stoffel.
Da haben wir über ganz viele Dinge gesprochen, also über die beiden und da haben
wir auch so Themen wie DS und Erniedrigung abschließend und endgültig erklärt.
Und dann, ja, aufgenommen haben wir das in Wirklichkeit gestern,
mussten aber dann aufhören, weil erstens wäre die Folge sehr lang geworden,
denn wir haben noch Themen und dann waren wir noch auf einer Party und jetzt
sind wir besonders gut gelaunt und ich bin total beseelt und das Podcast so
wie es auch irgendwie streifig, das will ich ja gar nicht sagen,
sowas, auf jeden Fall ist jetzt eigentlich der nächste Tag und bevor ihr nachher
in den Flieger steigt, müssen wir das machen,
weil sonst sehe ich euch wieder ewig nicht wieder und dann klappt das wieder
nicht und dann ist alles schlimm.
Deshalb, ihr seid jetzt hier und ihr dürft erst in den Flieger steigen,
wenn wir hier fertig sind.
Stoffl
Und wer sagt, das ist der Fluggesellschaft?
Sebastian
Ach, das kriegen wir schon verhandelt. Ja, also wir haben noch ein paar Themen,
und also liebes Publikum, wenn
ihr jetzt die letzte Woche die Folge nicht gehört habt, die Nummer 60,
dann hört die jetzt zuerst und dann die hier und ob die jetzt 60a geheißen haben
wird oder 60 Strich 1,5, ich weiß es noch nicht,
hört die andere zuerst.
Ansonsten, wir versuchen so ein bisschen, ich glaube, so, vielleicht doch mal
für die Menschen, die jetzt sagen, ich will die Alte nicht runterladen,
weil ich habe kein Datenvolumen, könnt ihr vielleicht nochmal so in einer Minute
kurz erklären, wer was, wie ihr eigentlich seid.
Lena
Können wir das so machen? Ich erkläre dich und du erklärst mich.
Sebastian
Ja, ausgezeichnet.
Stoffl
Bitte, machen wir das so.
Lena
Also, neben mir sitzt der Stoffel. Das ist mein Partner und der dominante Part in unserer Beziehung.
Der Stoffel macht seit vielen, vielen Jahren Vereinsarbeit und auch Stammtischarbeit
in Bezug auf BDSM. Wir machen das privat.
Er ist 36 Jahre alt und wir leben gemeinsam in der Nähe von Wien in Österreich.
Hab ich was vergessen?
Stoffl
Bestimmt, aber passt schon.
Lena
Er ist ganz, ganz großartig und der allerbeste Mann auf der Welt.
Sebastian
Liebes Publikum, ihr seht ihren Blick nicht. Denkt euch was.
Was ihr wollt. Christoph, wen hast du denn da mitgebracht?
Stoffl
Ich habe mitgebracht die Lena. Die Lena ist noch immer 29 Jahre alt.
Lena
Für immer.
Stoffl
Und hat beschlossen, dass sich das nicht ändern wird. Bin damit einverstanden.
Die Lena fällt meistens auf durch ihre wunderschönen, unendlich langen, roten Haare.
Ursprünglich kommt die Lena aus Graz, wo sie auch vor einigen Jahren angefangen
hat, sich mit dem Thema BDSM zu beschäftigen.
Das ging dann von SMJG hin zu, ich mach mal was Eigenes. So hat sich dann auch
die Libertine Graz gegründet.
Und die Lena veranstaltet in Graz von Stammtischen, Themenabenden,
Playpartys. Es gibt diverse Events, die man dort eben besuchen kann.
Und darüber hinaus ist Lena auch beruflich kinky.
Und Lena ist die Eigentümerin von Penumbra. Das heißt, Lena macht in ihrer Arbeitszeit
wunderschöne Halsbänder, Manschetten und diverses andere kinky Zeug bis hin zu Zwangsjacken.
Lena
Du hast dich nicht an die Zeitvorgabe gehalten.
Stoffl
Was war die Zeitvorgabe?
Lena
Eine Minute.
Sebastian
Kann ja noch schneiden.
Lena
Okay.
Stoffl
Neben mir sitzt Lena.
Sebastian
Okay, jetzt habt ihr der Sache schon ein bisschen vorgegriffen,
also wir haben gestern ganz viel darüber gesprochen, wie ihr gemeinsam an der
Beziehung arbeitet, wie DS funktioniert,
wie genau dein Kaffee funktioniert, dafür haben wir ja nur 20 Minuten gebraucht
und ja, heute mag ich mir ein bisschen angucken, Szene und BDSM in Österreich,
wir haben jetzt eine kleine Vergleichsmöglichkeit, ich werde schon jetzt in
der letzten Live-Sendung, liebes Publikum, wenn ihr es hört,
erwähnt haben, auf jeden Fall waren wir gestern auf einer Party,
das heißt ihr habt möglicherweise Vergleichsmöglichkeiten,
obwohl die Party ja nicht repräsentativ war.
Aber vielleicht kann man ja über die Leute ein bisschen sprechen, wie die so drauf sind.
Und dann erfahre ich, wenn ich mal in Österreich bin, ob ich da vielleicht auch
eine Party besuchen will oder ob das alles ganz anders und nach einem völlig
anderen Protokoll geht mit Ausrufer und Bläser, Orchester, die dann die Herrschaften ankündigen.
Ich weiß es nicht. Ja und jodeln. Ja, ich habe gerade so einen Opernball irgendwie im Blick.
Ich glaube, das ist immer die Frage, ist es ein Vorurteil oder nicht,
aber ich glaube, es gibt dann doch immer so gewisse Eigenheiten und ihr habt
jetzt Vergleichsmöglichkeit.
Wollen wir erstmal ein bisschen über Szene und Libertine sprechen und was man da so alles machen kann?
Lena
Ja, sehr gerne.
Sebastian
Dann erzählt doch mal. Also vielleicht einmal zwei Worte. Was ist die Libertine?
Lena
Das musst du machen.
Stoffl
Die Libertine ist ein Verein und zwar ist die Libertine ein sehr alter Verein.
Die Libertine ist der, so sagt man, älteste deutschsprachige Verein.
Gegründet wurde die Libertine im Jahr 1986 und die Libertine ist auch der zweitälteste
europäische BDSM-Verein.
Auch wenn sich die Libertine selbst nicht als BDSM verreiten,
sondern als Libertine Sadomasochismusinitiative Wien betitelt.
Der Älteste, wenn ich es richtig im Kopf habe, sind die Dänen.
Das müsste die Smil sein, wenn ich es richtig im Kopf habe.
Sebastian
Das weiß ich nicht, aber es spannt ausgerechnet die Dänen.
Stoffl
Die waren irgendwie einen Monat vor der Libertine dran, aber nagel mir nicht
fest, ich habe es nicht so mit Daten.
Sebastian
Alles gut. Okay, also hat sich gegründet, da warst du noch ganz klein,
du wirst also nicht von Anfang an dabei gewesen sein.
Stoffl
Ja, weil ich genau ein Jahr alt bin, richtig.
Sebastian
Ja, sehr gut. Aber du bist da reingekommen, das heißt offenbar erneuert sich
da was. Du sitzt dort mit dem Vorstand.
Stoffl
Richtig.
Sebastian
Ja, was macht der denn?
Stoffl
Der Vorstand oder ich?
Sebastian
Naja, ich sag mal die Libertine. Also du sprichst jetzt einmal kurz ein bisschen,
ja, so in halboffizieller Funktion für, dass du mal sagen kannst, was tun die da?
Also ich kann mir vorstellen, es gibt Stammtische.
Stoffl
Richtig. Also die Libertine ist eigentlich ein...
Sehr diverser Verein, also die Libertine macht eine ganze Menge.
Und im Gegensatz zu vielen neuen Vereinen,
die sie heute gründen und die auch während Corona und so ordentlich gewachsen
sind, weil die Leute viel Zeit hatten und coole Dinge auf die Beine gestellt haben,
die jetzt hoffentlich bald umgesetzt werden dürfen, wenn die Regulierungen wieder besser werden.
Im Gegensatz dazu macht die Libertine neben den klassischen Vereinsarbeiten von Events,
Stammtischen, Workshops und so weiter, Auch sehr viel politische Arbeit und
die Libertine macht auch so Dinge wie zum Beispiel Geschichte bewahren.
Die Libertine hat eine eigene Libertine-Bibliothek, die immer weiter anwächst
und die Libertine veranstaltet Ausstellungen und, also Vernissagen sind es nicht,
aber in den so Zeitdokumentationen in Bezug auf die Szene.
Sebastian
Wo finde ich die? Also gibt es da einfach ein Archiv und einen Keller,
da verschwindet das Zeug? Wie wird dokumentiert und was wird da dokumentiert?
Stoffl
Das fängt an von, also eines der Gründungsmitglieder der Libertine Wien war
Hermes Fettberg, ich weiß nicht, ob du den kennst?
Sebastian
Oh, den habe ich mal irgendwann Ende der 90er in so einer RTL-Sendung gesehen. Ich glaube, es war Piep.
Es war ein sympathisch unangenehmer Mensch und wenn ich das richtig erinnere,
wurde er seinem Namen gerecht.
Stoffl
Das ist korrekt. Also auf jeden Fall eindrucksvoll. Also wenn du ihn siehst,
du vergisst ihn nicht so schnell.
Und diese Sammlungen oder ich nehme jetzt direkt Bezug auf die 30 Jahre Libertine
Ausstellung, die vor fünf Jahren stattgefunden hat.
Das kann man sich so vorstellen wie ein zeitlicher Ablauf in bildlicher Dokumentation
mit Originaldokumenten aus der Zeit.
Also du hast dort von Gründungsjahr Libertine, wo du die ersten Schriftstücke
hast, die damals noch auf einer Schreibmaschine getippt worden sind,
von Hermes Fettberg, handsigniert, Fuß küssigst dein Hermes und so Sachen,
wo damals ein Austausch passiert ist zwischen der Libertine Wien,
die damals neu gegründet wurde und anderen Gruppierungen in ganz Europa.
Und wo du so richtig siehst, wie das damals gelebt worden ist und wie so ein
handschriftlicher Brief damals hin und her geschickt worden ist,
wo das nicht per E-Mail oder mal eben per SMS ging.
Und das geht dann weiter hin zu den ersten Texten.
Ja, Unterlagen und Schriftstücken, Einladungen zu Themenabenden,
die damals halt per Hand der Zettel verteilt worden sind, in Zeiten,
wo es noch kein Internet gab.
Und es ist einfach schön zu sehen, wie das Ganze über die Zeit gewachsen ist.
Und wenn man daran denkt, dass die Libertine ursprünglich in einer groß gehüteten
Kartei-Schatulle die einzelnen Mitgliedsnamen auf Zetteln aufbewahrt hat,
so zwecks Datenschutz und ganz vorsichtig,
das ist auch bis heute ein Ding, das der Libertine extrem wichtig ist,
und man einfach sieht, wie sich das über die Jahre entwickelt hat,
weil die meisten Leute, die vor ein, zwei, drei Jahren eingestiegen sind in
die Szene und angefangen haben, Themenabende, Workshops, Stammtische zu besuchen.
Die sind meistens übers Internet irgendwo, Joyclub, Fatlife oder die ganzen Plattformen,
aufmerksam geworden, dass es da was gibt, haben zum Teil, ich gucke jetzt zurück
beim Youngblood-Stammtisch oder so, wie viele neue Leute wir hatten während Corona,
die das erste Mal Berührung zur Szene hatten über einen Discord-Channel oder
irgendwo einen Online-Stammtisch und davor zu Hause gesessen sind und sich gedacht
haben, okay, das wäre spannend, aber ich weiß nicht.
Und dann fällt diese Hemmschwelle von, jetzt gibt es das alles auch noch online
und ich muss nicht mehr irgendwo hingehen.
Dann hast du aber im Vergleich dazu die Zeit, wo das alles nicht möglich war
und auch die Zeit, wo es nicht so einfach machbar war,
zu sagen, okay, wir setzen uns jetzt auf den Stammtisch zusammen und sitzen
in dem Lokal, da kommt so wie vor zwei Tagen der Kellner vorbei und fragt,
was macht ihr hier eigentlich? Und du sagst, wir sind BDSM-Stammtisch. Ja, oh, cool.
Das ist ja toll, was macht ihr da so? Also die Zeiten waren mal anders und das
vergessen Leute oftmals gern.
Die Hemmschwelle einzusteigen war anders, die Zurverfügungstellung von Informationsmaterial war anders.
Die Libertina hat zum Beispiel jahrelang eine Vereinszeitschrift rausgebracht, die hieß Unterdruck.
Die war so, also man munkelt, dass die Schlagzeilen von Matthias Krämer unter
anderem inspiriert wurden von Unterdruck. streitet ab und an, wer zuerst dran war.
Sebastian
Ich werde ihn fragen. Er kann ja dazu mal was sagen.
Ich kenne ihn noch nicht persönlich, aber da kann ich ihn gleich provozieren.
Hast du bei der Libetini abgeguckt damals.
Stoffl
Ja, und das war damals alles so, also ich war damals nicht dabei natürlich,
also das war lange vor meiner Zeit.
Sebastian
Aber es ist dokumentiert, das heißt, du kannst in Archiven rumwühlen.
Stoffl
Korrekt.
Sebastian
Das finde ich total spannend, wie in so einem alten Film, wo man dann irgendwie
die staubigen Dokumente da noch ausrollt.
Stoffl
Und was ich vor allem wichtig finde, und das ist ja das,
was mich persönlich bis heute an der Libertine so fasziniert,
wenn manch einer behauptet,
die Libertine ist ein verstaubter älterer Verein und ihr wollt morgen auf eine
coole Playparty gehen und ihr geht zu einem Verein, der das Geilste überhaupt
inszeniert und da haben wir Feuershow und Pipapo,
ist einfach diese Historie,
das ist 35 Jahre mehr Vereinsgeschichte, wo du einfach diese Dokumentation hast von wie war das früher.
Und auch diese ganzen,
wie nenne ich das, emotional-politischen Meinungsbilder, die existieren oder
existiert haben und wo man dann gucken kann,
wie ein Verein wie die Libertine zusammen mit ganz vielen anderen großartigen
Menschen weltweit dazu beigetragen hat, dass wir heutzutage so eine Szene haben
und BDSM so leben können, wie wir es können.
Wenn man sich anguckt, was zum Beispiel Schwulen- und Lesbenszene da für Vorarbeit
in ihrem Bereich geleistet hat, wo es Jahre gab, wo man das nicht mehr laut
aussprechen durfte und heutzutage ist das völlig normal und da gibt es dann
so Dinge wie, nehmen wir Geschlechterpolitik,
wo du jetzt bei deinem Ausweis sagen kannst, ich identifiziere mich nicht als
Mann, nicht als Frau, sondern ich bin divers und alles, was dazwischen noch möglich ist.
Es gab Zeiten, da war das undenkbar und da steckt so viel politische Arbeit
dahinter, in einer Gesellschaft das anzubringen, zu sagen, okay,
da gibt es ein Bedürfnis und wir ändern etwas, wir ändern etwas in der Art und
Weise, wie wir miteinander leben.
Viel, viel, viel Arbeit von vielen Menschen führt dann dazu, dass sich etwas ändert.
Und die Libertine ist unter anderem ein Verein, der zusammen mit vielen anderen
im Bereich des BDSM da federführend ist und wirklich aktiv was tut.
Ich kann ja gleich eine Story erzählen, aber frag einfach.
Sebastian
Ja, pass auf, das ist so ein bisschen die Überlegung, gerade bei diesen,
ich nenne es jetzt mal provokant altgedienten BDSM-Fan, sie waren damals alternativlos.
Das war einfach notwendig, sie wurden gebraucht.
Jetzt sind wir ja heute in der Zeit, ich kann, wenn ich will,
mache ich eine Gruppe auf irgendeiner Plattform auf und Leute,
die neu in das Thema reinkommen, ganz ehrlich, die nutzen eher Plattform BFET, SZ und weiß nicht was.
Und die kommen wunderbar jahrzehntelang im Zweifel innerhalb der Szene aus,
ohne zu so einem Verein auch nur irgendeinen wissentlichen Kontakt zu haben.
Also es gibt jetzt diese ganzen Möglichkeiten und ich kann sofort einen Stammtisch
gründen, das funktioniert ohne weiteres.
Und da könnte man ja meinen, haben diese
Vereine überhaupt noch eine Daseinsberechtigung? Braucht man sie noch?
Weil da habe ich natürlich dann ganz viel Bürokratie und habe auch einen Generationenkonflikt,
weil ich muss halt Dinge ausdiskutieren und kann nicht alles so einfach machen,
wenn ich da neu reinkomme, sondern ich habe natürlich da eine Menge Erfahrungen
sitzen, die mir im Zweifel auch mal entgegensteht.
Also wo siehst du denn heute die Notwendigkeit, dass es nicht nur die Libertine
in Wien, sondern eben auch in Deutschland, haben wir ja auch ganz viele Vereine,
hier ist Smart e.V. in NRW zum Beispiel.
Also wo siehst du die Aufgabe? Hat die sich vielleicht verändert?
Und wenn du eben auch sagst politisch, was kann man denn politisch erreichen?
Was können Ziele sein, für die man eben diese Vereine doch braucht?
Denn ganz ehrlich, eine Facebook-Gruppe, die beeindruckt heutzutage keinen Politiker.
Stoffl
Zum einen finde ich es unglaublich wichtig, sich an gewisse Dinge zu erinnern
und manche Dinge in Erinnerung zu rufen.
Und sei es nur die Tatsache, dass wir auch in Zeiten gelebt haben,
wo manche Dinge nicht selbstverständlich und nicht möglich waren.
Das ist wichtig, meiner Meinung nach.
Und dann empfinde ich es auch als extrem wichtig, sich diesen Weg immer wieder
anzugucken, was passiert ist.
Jetzt gar nicht so für uns, sondern auch für andere Strömungen,
die entstehen und andere Gruppierungen, die ähnliche Probleme haben.
Und wenn du dir jetzt zum Beispiel diese 30 Jahre Libertine-Ausstellung anguckst
und dann mal siehst, wie sich manche Dinge entwickelt haben,
was früher ein massives Tabu war und heute völlig okay ist.
Also so ein schlechtes Beispiel, aber Fifty Shades of Grey hättest du vor 50
Jahren nicht irgendwo aufgeführt.
Sebastian
Nee, wobei wir haben natürlich aus den 80ern, ich sag mal, nehmen wir jetzt
mal neuneinhalb Wochen, ich glaube Anfang der 90er der Film,
der war nicht ganz so explizit.
Wobei, wenn man das Buch liest, ist das sehr BDSM-ig, wenn das der Film ist,
der ist natürlich weichgespült.
Aber da hatten wir schon Anfang der 90er eine Zeit, wo mehr ging gefühlt als danach. nach. Richtig.
Stoffl
Und auch das ist etwas, was die Libertine sehr oft auch auf Themenabenden und
Diskussionsrunden thematisiert, wie sich Perversion über die Zeit verändert hat.
Und das ist ein ganz starkes gesellschaftliches und dadurch auch politisches
Thema, wenn du so Dinge nimmst wie französische Revolution, Marquis de Sade
und die ganzen Schriften, die damals entstanden sind.
Der hat das damals niedergeschrieben. Das war damals okay.
Gut, ist dafür mehrfach zum Tode verurteilt worden, trotzdem dann natürlich gestorben.
Sebastian
Auch eine Kunst, dass man gleich mehrfach zum Tode verurteilt wird.
Stoffl
Das ist eine Leistung. Aber damals waren solche Dinge möglich und die wurden damals schon gelebt.
Das ist jetzt nicht so, dass wir BDSM in den letzten 20 Jahren erfunden haben
und jetzt sagen, hey cool, lass uns das machen.
Das hatte in der Geschichte tausende Namen und hat immer existiert.
Und das ist halt auch etwas, wo viele Mitglieder der Libertine sich,
also Robert allen voran, sehr intensiv damit beschäftigen, mal zu erforschen, Wie war das früher?
Wie war das in den 20er Jahren, 30er Jahren, 40er Jahren?
Wann war dieser Punkt da, wo Sexualität im Allgemeinen plötzlich nicht mehr
so gesellschaftlich thematisiert worden ist?
Weil wenn man sich so anguckt, was in den 20er, 30er Jahren tatsächlich passiert
ist und möglich war und dann wurde das irgendwann immer prüder und dann waren
irgendwann gewisse Filter da, wo dann manche Dinge okay waren,
so klassisch Familie mit Kind und so, das ist okay,
aber alternative Lebensformen, Polyamorie und so weiter, das geht gar nicht.
Und über die Zeit ändert sich es dann und auch was wir heute als normal und
okay ansehen, ändert sich.
Sebastian
Ja, ganz ehrlich, ich habe da mit Erschrecken neulich festgestellt,
dass es gar nicht lange her ist, so Zeiten meiner Oma, da war die Züchtigung
der Frau mit dem Stock durchaus ein probates Mittel.
Und zwar nicht aus irgendeinem erotischen Kontext, sondern einfach,
weil das hat man halt so offenbar gemacht, nicht überall, aber das gab es.
Und das kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es noch Menschen leben derzeit,
die diese Zeit erlebt haben.
Und das ist, wenn man zurückblickt, das ist aus damaliger Sicht so,
dass das in einem erotischen Kontext passieren könnte.
Das war damals in der breiten Bevölkerung sicher absolut undenkbar.
Ja, ich habe auch so eine, ja eine Angst will ich nicht sagen,
aber ich sehe da so ein Risiko.
Ich sehe das bei der LGBTQ Community unfassbar viel erreicht und dann gucke
ich zum Beispiel mal nach Ungarn.
Das heißt, es ist weit vorwärts gegangen und plötzlich sind all diese Erfolge weg.
Ich gucke nach Russland, ich gucke einfach so ein bisschen Richtung Osteuropa
und muss feststellen, das ist der Wahnsinn.
Also es ist für mich auch gerade undenkbar, dass da ein Rückschritt passiert
und auch bei allem, was im Bereich BDSM ist und was ist erlaubt und Konsens
und wie ist das machbar, selbst da habe ich so das leise Gefühl,
es könnte sein, dass eine Zeit kommt, wo das, was wir jetzt gerade als selbstverständliche
Freiheit erleben in Bezug BDSM, es muss nicht so sein, dass das bleibt.
Irgendwer muss dafür kämpfen, dass wir das auch in Zukunft dürfen.
Stoffl
Richtig. Und das ist für mich auch ein ganz, ganz wichtiger Punkt.
Du hast in der Libertine oder in dem Libertine-Dunstkreis Menschen drinnen,
die kennen das noch aus anderen Zeiten.
Und die Libertine an sich, und das ist uns auch sehr, sehr wichtig,
ist so aufgestellt, dass wir uns extrem freuen, dass wir viele Dinge heute so
tun können und dürfen, wie wir es tun.
Aber es gibt einen Plan B für Eventualitäten, die hoffentlich nie eintreten,
aber wer verspricht uns,
dass wir in Österreich und in Deutschland nicht doch irgendwann Leute an der
Macht sitzen haben, die von heute auf morgen beschließen, dass BDSM jetzt etwas
ist, das wir nicht mehr haben wollen und wir verbieten öffentliche Diskussionen, Wir verbieten,
dass man sich zum Beispiel zu einem Online-Stammtisch trifft.
Wir nehmen alles offline, was irgendwie im Internet kursiert.
Sebastian
Beispiel, dieser Podcast ist in bestimmten Ländern seit einigen Monaten nicht
mehr verfügbar und vermutlich würde sogar ich davon absehen, dahin zu reisen,
weil ich damit in Verbindung stehe und diese dort nicht gesetzeskonformen,
nicht Schriften, aber Medien theoretisch zugänglich mache.
Also ich komme mir da in einer ganz komischen Situation vor und das ist Fakt
2021 Realität. Es ist unfassbar schräg.
Stoffl
Absolut. Und das ist genau der Punkt, wieso ich sage, ich liebe jeden Verein
und ich bin jedem Menschen extrem dankbar, der sich in irgendeiner Art und Weise
mit dem Thema BDSM auseinandersetzt und irgendeinen Mehrwert für die Szene und die Community schafft.
Und jeder Mensch möge bitte das tun, was ihm am besten liegt.
Die eine Person hat Spaß daran, eine coole Party zu veranstalten,
die andere Person hat Spaß daran, ein Festival zu veranstalten.
Manche andere sind besser darin, coole Themenabende auf die Beine zu stellen
und Leute zusammenzuholen.
Und dann gibt es die, die sagen, mich interessiert der politische Aspekt und
die brauchen wir genauso.
Und was die Libertine da unter anderem macht, ich weiß nicht,
ICD 10, ICD 11 wird der Begriff sein?
Sebastian
Das sagt mir was und das sagt auch sicher dem Publikum was.
Also das ist ja das Handbuch, was ist als Krankheitsbild, als Diagnoseschlüssel vorhanden.
Und in 11 ist BDSM als solches nicht mehr drin. In 10, das gilt glaube ich immer noch.
In den nächsten Versionen ist es raus.
Im Moment kann BDSM noch als Störung diagnostiziert werden. Es ist noch vorhanden.
Stoffl
Und die Tatsache, dass das von ICD-10 auf ICD-11 geändert wird,
das kommt ja nicht von ungefähr.
Das kommt von jahrelanger politischer Arbeit in den entsprechenden Gremien,
wo du Leute haben musst, die Verbindungen haben, die dort jemanden kennen,
die eine Reputation haben,
um vor solchen Ausschüssen sprechen zu dürfen.
Und unter anderem hat die Libertine da erreicht, dass unser Obmann,
der Robert, einen großen Vortrag gehalten hat vor dem Ausschuss der Fachpsychiater,
die dann unter anderem mitentscheiden, was in dieser ICD-11 drinnen steht.
Jetzt dort diesen Vortrag zu halten, ist das eine, aber diese Ärzte,
die sich beruflich mit dem Thema wieder und wieder auseinandersetzen,
so weit zu bringen, dass sie sagen, okay, wir bleiben nicht unter uns und diskutieren darüber,
was wir als klinische Bilder in unserem täglichen Leben gesehen haben,
sondern wir öffnen uns so weit und haben die Toleranz, jemanden einzuladen,
der die Kompetenz besitzt, vor unserem Ausschuss einen Vortrag zu halten über
das Thema, ich mache das seit Jahren, Ich veranstalte etwas in die Richtung seit Jahren.
Ich spreche mit Leuten, ich bin in der Szene integriert, ich kann euch den Live-Bericht
geben, wie das unter anderem gelebt wird. Und die hören sich das an.
Sebastian
Und glauben es. Da hängt ja was von ab, dann würde man ja schön färben.
Da muss man auch so differenziert sein. Da hängt richtig viel dran an sowas.
Da möchte ich nicht tauschen.
Stoffl
Und ich finde, dass das unglaublich wichtig ist, Arbeit in diese Richtung zu leisten.
Diese Dinge stellen unter anderem sicher, dass wiederum andere Menschen die
coolen Dinge machen können, die wir zum Beispiel gestern Abend genossen haben
und eine geile Party hatten.
Sebastian
Definitiv. Und ich bin immer noch ein kleines bisschen high.
Das ist wirklich, ich habe so gut geschlafen wie lange nicht.
Ich habe mal versucht, wir hatten ja hier Bundestagswahlen in Deutschland,
Ich habe so mal so einen Aufruf gemacht, es sind so viele Downloadzahlen,
da hat bestimmt irgendwer irgendwelche Verbindungen.
Ich würde ja gerne mal politische Vertreter fragen, gerade vor einer Wahl,
wie sieht es denn mit BDSM aus oder macht ihr selber was oder so?
Sowas von null. Weil natürlich das ist politischer Selbstmord.
Wir hatten mal so einen Fall, ich glaube in Süddeutschland, da hat eine Abgeordnete
sich mal in einem Latex-Outfit auf ein Bild gezeigt und dann war sie verbrannt.
Also da sehe ich, was los ist.
Und im Prinzip kann das doch nicht sein. Nein, also das ist etwas,
das wünsche ich mir nicht.
Und wir hatten ja auch gestern bei der Aufnahme gesprochen, dann wies der Freundeskreis aus und so.
Und ich habe als BDSMer immer mal das Gefühl, das ist mir so wichtig,
ich möchte meinem Umfeld irgendwie
davon erzählen oder ich möchte nicht aufpassen müssen, was ich sage.
Und ich tue es aber trotzdem. Und selbst bei dem, wo wir vorgestern waren,
wo wir essen waren, da hat ja
dann der Wirt mich gefragt, was seid ihr eigentlich für eine Truppe Leute?
Und da habe ich einen kurzen Moment geschluckt und gesagt, naja,
ich habe nicht direkt BDSM gesagt, weil da war so, oh, kann der mit dem Begriff
was anfangen, was und wie und wo? und habe dann irgendeinen Mist erzählt.
Also da war ich fürchterlich überfahren. In dem Moment hat irgendjemand anders
gesagt, ja, BDSM. Und dann sagte der, jo, passt schon, super.
Da war ich echt erleichtert und froh. Aber man hat so, ich habe nicht direkt
zugetraut, dass mein Gegenüber so involviert ist, dass es das A versteht und B sagt, ja, passt schon.
Ich war sehr positiv überrascht. Also Grüße, falls der Mensch das jemals hört.
Oder ich sage ihm das einfach das nächste Mal. Du bist hiermit gegrüßt.
Das fand ich toll. Ich fühlte mich dann willkommen. Das war schön.
Aber ich traue es den Menschen nicht automatisch zu.
Und das ärgert mich und eigentlich wünsche ich mir Akzeptanz,
aber wir fangen mal klein an mit Toleranz in der breiten Bevölkerung,
dass sie zumindest hinnehmen können,
dass das okay ist und dass das eben nicht mehr politischer Selbstmord ist,
dass das nicht mehr ein Skandal ist oder so.
Und ich glaube, das geht wirklich nur über Arbeit in und bei Medien und Politik.
Und jetzt frage ich mal, gibt es, ich brauche jetzt keinen Namen,
gibt es in der Libertine politisch, also politikär mit Ämtern, gibt es Mitglieder?
Stoffl
Gibt es nicht.
Sebastian
Okay, und selbst wenn, dann würdest du es mir nicht sagen, weil genau das das Problem wieder ist.
Stoffl
Ja, lass es mich so ausdrücken. Die Libertina hat unter anderem auch sehr gute Verbindungen.
Also die Libertina ist ein Dreh- und Angelpunkt. Wir diskutieren,
reden und tauschen uns aus mit allen Gruppen weltweit, egal welche Richtung.
Also es muss nicht unbedingt nur BDSM sein. Und wir haben natürlich auch Verbindungen
zur Presse und Verbindungen zur Politik.
Im Zweifelsfall, also ich kann jetzt keine einzelnen Namen nennen,
aber wir versuchen natürlich da auch möglichst aktiv zu sein,
um, wenn es notwendig ist, Dinge klarstellen zu können. Also guck dir das so
an, du hast ja ab und zu so...
Zeitungsartikel. Ich habe Lena mal kurz zugewinkt.
Sebastian
Weil sie lauscht gerade gebannt. Du darfst dich jederzeit gerne einmischen und auch widersprechen.
Zumindest während der Aufnahme droht er dir keine Konsequenzen an. Alles gut.
Lena
Die Bettine ist Stoffels Thema.
Sebastian
Okay, wir kommen noch zu dir. Wir wechseln noch so ein bisschen dann gleich
in den Bereich Business und Sexzeug. Das machen wir auch noch.
Lena
Alles gut.
Sebastian
Aber weiter.
Stoffl
Also ich finde es auch extrem wichtig, jetzt in Bezug auf Politik und Presse und so weiter,
Arbeit zu leisten in die Richtung von du hast dann irgendwo BDSM Abenteuer schief
gegangen und dann hast du diese reißerischen Artikel,
wo du einfach in der Presse denkst, was zum Teufel ist da passiert und die zeichnen
dann ein Bild von BDSM oder von dem,
was wir tun oder von Fetischaktivitäten,
das mit der Realität überhaupt nichts zu tun hat.
Sebastian
Ja, hatten wir letztes Jahr auch, da hieß es dann auch, in einem Fetisch- Club
sind die Corona-Regeln und dies und das und jenes und das und das ist passiert.
Riesenschlagzeile. Im Grunde, wenn man dann die nächsten Tage sich das angeguckt
hat und ein bisschen gesucht hat danach auch, dann war es gar nicht so wild
und ich glaube, es war nicht mal eine Fetisch-Veranstaltung.
Also auch da wieder, erstmal voll drauf, das bringt nämlich Schlagzeile.
Das ist die große Überschrift nämlich, wo das super geht.
Also Medienberichten natürlich eher über den Skandal, über die Dinge,
die passiert sind, aber irgendwie habe ich das Gefühl, BDSM,
Sadomaso, den Begriff lese ich auch nur in Medien, der gibt einfach eine gute Zielscheibe ab.
Stoffl
Absolut.
Sebastian
Das ist fürchterlich. Ich sage mal, bei Homosexualität würde man das momentan nicht tun.
Also sowas wie Schwulen-Club-Corona-Inzidenz explodiert, habe ich jetzt nicht gelesen.
Weil das ist nämlich politisch nicht korrekt. Bei BDSM geht das.
Vielleicht hat BDSM gar keine Lobby.
Stoffl
Lass uns dran arbeiten, das zu ändern.
Sebastian
Ja, machen wir gerade jetzt in diesem Moment. Ich wiederhole auch diesen Aufruf nochmal.
Wenn ihr politisch aktive Personen kennt, die sich mal was trauen und ich rede
hier sehr gerne darüber, wie man als politisch aktive Person damit umgeht,
darf man auch gerne anonym machen.
Im Zweifel haben wir demnächst ja auch einen neuen Kanzler. Ich würde sogar
da ausnahmsweise einen Stimmverzerrer anbieten.
Ich würde das einfach gerne mal hören, wie man damit umgeht,
wenn man sowas auf den Tisch kriegt und jetzt den politischen Selbstmord vermeiden
möchte, aber auch nicht dagegen sein will.
Also ich weiß, es gibt politisch aktive Personen, die BDSM machen und das sind
wirklich die, die am meisten zu verlieren haben.
Und das kann doch nicht sein. Also Wahnsinn.
Ja, also man müsste jetzt meinen, 1986 bis heute, das sind ja jetzt über 30 Jahre, 35 Jahre.
Also was wurde erreicht und was sind so Ziele? Vielleicht sind Ziele nochmal das Interessante.
Also gibt es momentan Bestrebungen etwas Bestimmtes hinzubekommen oder auf ein
bestimmtes Ziel hinzuarbeiten?
Bestimmter Vereinszweck sogar.
Stoffl
Die Libertine verfolgt grundsätzlich diese ganzen politischen und gesellschaftlichen
Ziele, so wie sie auftreten und bearbeitet werden müssen.
Was die Libertine grundsätzlich macht und was der Libertine sehr,
sehr wichtig ist, ist zum einen ein Dreh- und Angelpunkt zu sein für alle Themen
rund um Sadomasochismus und gleichzeitig Menschen zu beantworten,
Informationen zur Verfügung zu stellen, die in keinster Art und Weise kommerzialisiert sind.
Das heißt, wir bieten Themenabende, Diskussionsabende, Informationsabende an,
die nichts kosten und wir bieten diverse Workshops und Seminare an.
Das ist ein Kernpunkt der Libertine, die zu Selbstkostenpreisen stattfinden.
Also da gibt es unter anderem, jetzt in Nicht-Corona-Zeiten gab es damals quasi
monatlich stattfindende Nadelseminare für den wahnsinnigen Unkostenpreis von einem Euro.
Einfach um wirklich jeder Person, die in irgendeiner Art und Weise interessiert
ist, mal mit Nadeln zu spielen, die Grundkompetenz beizubringen,
worauf musst du aufpassen, was sind die grundlegenden Hygienemaßnahmen, die du treffen musst.
Wie steche ich mit den Dingen, ohne tatsächlich etwas kaputt zu machen.
Und diese Vorträge und diese Seminare werden immer gehalten von Leuten,
die das seit Jahrzehnten machen.
Also gerade bei dem Nadelseminar haben wir eine professionelle Krankenschwester
mit dabei, die im Gesundheitsbereich das tagtäglich macht, die nun erklären
kann, was es für unterschiedliche Desinfektionsmittel gibt und welche für welche
Anwendungszwecke gebraucht werden.
Und den Fachvortrag selbst hält zum Beispiel gerade eben Sven von Mayday,
der seit ich ihn kenne mit Nadeln arbeitet. Also der weiß das einfach.
Und genauso geht es auch in die Richtung, keine Ahnung, grundlegende Seilkunde,
was mache ich im Bereich Spanking, Flogging und so weiter und so fort.
Und der Anspruch ist einfach, Informationen so günstig wie möglich und so einfach
wie möglich zur Verfügung zu stellen, damit Menschen Grundinformationen haben,
mit denen sie arbeiten können.
Was die Libertine nicht anbietet, ist der perfekte, wie spank ich in den absoluten
Mindfuck rein Ding und du musst das genau so machen Workshop.
Das ist nicht die Aufgabe der Libertine.
Da gibt es andere, die sich darum kümmern, aber was uns wichtig ist,
ist eben diese Kernkompetenzen beizubringen.
Sebastian
Jetzt habt ihr eben gesagt, Libertine Wien. Lena, durch dich gibt es das auch in Graz.
Ist die Libertine etwas, was jetzt primär in Wien stattfindet,
weil es halt hier Hauptstadt oder hat sich das ausgebreitet?
Lena
Also ich kann jetzt nur für Graz sprechen. Und bei mir war das so,
ich bin ja irgendwann alterstechnisch der SMITG entwachsen.
Ich war recht lang in Graz SMITG-Organisatorin vom Stammtisch.
Und ja, dann war ich plötzlich 28 und durfte nicht mehr, weil eben Jugendverein
und ich finde es auch gut so, dass es eine Altersgrenze gibt,
weil sich eben dadurch junge Leute
sehr, sehr wohlfühlen oder sehr schnell wohlfühlen auf den Stammtischen.
Ja, und dann war ich da und habe mir gedacht, hm, jetzt gibt es aber total viele
Dinge, die ich neben dem Stammtisch noch angefangen habe zu tun.
Wir haben monatlich Fesseltreffen in Graz, es gab regelmäßig Workshops.
Irgendwie muss man das ja zusammenfassen können und unter einen Hut bringen können.
Nachdem ich Stoffel zu dem Zeitpunkt ja doch schon einige Jahre gekannt habe,
habe ich ihn mal angeredet und gesagt, du, wie schaut es denn aus?
Ist die Libertine dafür offen? Ich weiß, es gibt auch in anderen österreichischen
Städten Untergruppierungen. Wie funktioniert das? Was macht man da?
Er hat dann zu mir gesagt, ja, grundsätzlich schon, schreib mal eine Mail.
Und dann habe ich eben so ein Schriftstück aufgesetzt, habe halt versucht zu
erklären, was ich in Graz gern machen würde, was es schon gibt,
warum ich glaube, dass es funktioniert.
Einfach mit dem Argument von, ja, ich mache das seit Jahren so,
ich hätte jetzt halt nur gern einen Verein, der da mitmacht und mitzieht und
ich will im Zweifelsfall nicht privat haften müssen.
Ich bin hingefahren nach Wien zu einer Vorstandsversammlung und habe dann mit
den Leuten geredet und gesagt, ja, ich finde eure Idee an sich irrsinnig schön,
eben dieses Wissen weitervermitteln ohne den finanziellen Hintergedanken,
den halt viele andere haben oder haben müssen. Ich möchte es auch.
Und das Schöne war, dass die für diesen Vorschlag sehr, sehr offen waren.
Eben auch unter dem, okay, wir haben zu dem Zeitpunkt eine Location gehabt,
in der wir das sehr günstig anbieten können. Die gibt es leider mittlerweile
nicht mehr, wir haben was anderes suchen müssen.
Aber es gibt eine Szene, die sich halt total darauf freut, Informationen annehmen
zu können oder auch das eigene Wissen zu teilen. Und das ist für mich ein total
wichtiger Punkt, wenn es um Community geht im BDSM-Bereich.
Dieses, wir haben alle einen gewissen Schatz von Erfahrungen.
Und warum sollten wir den für uns behalten, wenn ich mich einfach zusammensetzen kann?
Wir haben mittlerweile auch einmal im Monat einen Themenamt,
in dem wir über verschiedene Themen reden,
und sagen können, hey, ich weiß was drüber, reden wir mal drüber,
schauen, was andere dazu zu sagen
haben, schauen wir, wie wir unser Wissen möglichst cool teilen können,
sodass es für neue Personen einen leichten Zugang gibt und für Personen,
die schon länger dabei sind, vielleicht mal eine andere Sichtweise, ein anderes Bild dazu.
Und ja, das ist eigentlich das, was wir in Graz machen.
Das ist, ich würde sagen, einfach sehr viel Community-Arbeit und weniger der
politische Aspekt dahinter.
Sebastian
Mhm, diesen Aspekt, gerade dieses Wissen weitergeben, auch dann schon Ende der
80er, muss ich mal ehrlich sagen,
das kann ja auch eine Momentaufnahme sein, aber als ich 2007 da regelmäßig Stammtische
besucht habe, da hatte ich auch den Eindruck, da lerne ich jetzt ganz viel,
da kann ich die Leute fragen.
Und ich habe damals erstmal mitbekommen, die ganzen Tops, die irgendwas gut
können, die haben auf ihrem Wissen gehockt.
Die wollten einem nichts sagen, weil dann könnte man das ja auch noch irgendwie.
Also das war offenbar, ja diese Erfahrung und so, das ist ein Wissen,
das muss bewahrt bleiben in dieser Person, weil dann ist die halt die Person, die das halt kann.
Da glaube ich aber hat inzwischen generell in der gesamten BDSM-Community ein
unglaubliches Umdenken stattgefunden.
Es ist cool, Wissen zu teilen.
Und jetzt Anfang der 90er hinzugehen und zu sagen, wir machen hier Workshops
und Seminare, das war ja demnach im Grunde revolutionär.
Da muss man die Leute wahrscheinlich sogar noch überzeugen, dass sie ihr Wissen
verraten. Was sagen die historischen Dokumente?
Stoffl
Also zu dem Aspekt tatsächlich nicht, dass mir bekannt wäre,
Ich denke, es ist einfach ganz normal, wie Menschen nun mal sind.
Du hast immer unterschiedliche Charaktere und die wird es auch immer geben.
Ich glaube einfach nur, dass die Hemmschwelle geringer geworden ist, Wissen weiterzugeben.
Und du wirst nach wie vor die Leute haben, die sagen, ich möchte es nicht teilen
und das geht niemandem was an, das ist meins und lass mich in Ruhe.
Und diejenigen, die einfach irrsinnig motiviert sind, etwas zu erhalten,
Auch in dem Sinn von, in dem Moment, wo ich mein Wissen anderen Leuten vermittle,
stelle ich es ja auch irgendwo kritisch zur Schau.
Und mir ist schon oft genug passiert, dass bei Workshops und Seminaren,
die ich persönlich gehalten habe,
dann von den Teilnehmern eben Fragen kamen, die mich wieder gewisse Aspekte
kritisch hinterfragen haben lassen, wodurch ich auf Dinge aufmerksam geworden
bin, die ich davor gar nicht auf dem Schirm hatte, sodass sich das,
was ich eigentlich seit Jahren gemacht habe, dann doch verändert hat.
Und das ist eben, glaube ich, auch das, was du vorher angesprochen hast,
dieser interaktive Aspekt von, lass uns das doch miteinander teilen und gemeinsam wachsen.
Und dann muss es irgendwann auch nicht mehr zwingend ein Workshop oder ein Seminar sein,
sondern dann sind es sowas wie Workspaces, wo jetzt nicht definiert eine Person
vorne steht und was erklärt, sondern du sagst, okay, wir haben heute Abend das
Thema Oberkörperfesslung mit zwei Seilen und dann sitzen da 20 Leute,
die alle ein bisschen Erfahrung haben und was wissen und dann fängt halt einer
an, ein zweiter gibt seine Meinung dazu,
der dritte macht es ganz anders und plötzlich hast du ein Pool an Wissen,
das du dann entsprechend weiterverwenden kannst und schaffst einen Mehrwert
für alle und im besten Fall einen coolen Festelnachmittag.
Und ja, es kommt halt auf die Mentalität an, wie jemand gestrickt ist und über
die Geschichte glaube ich fast immer gleich, es ist jetzt nur Einfaches zu tun.
Sebastian
Okay, ja, das muss ich in den nächsten Monaten nochmal ein bisschen erforschen.
Jetzt habe ich so ein Ding, daran kranken ganz viele Vereine,
denn du hast halt am Anfang eine Gruppe von Menschen, die etwas,
beginnt, die ist dann neu und euphorisch und muss sehr viel Arbeit in die grundlegendsten
Dinge reinstecken und dann hat man halt da den Vorstand.
Jetzt Lena, hast du gesagt, da musstest
du nach Wien und hast dann bei der Vorstandssitzung das da vorgestellt.
Jetzt frage ich erstmal, was für ein Altersschnitt saß denn da so vor dir?
Nur mal so, dass man sich das vorstellen kann, also waren das eher zwei Leute,
eher 20, also wem musstest du dein Anliegen vortragen?
Man muss das beim Knicks machen, ich weiß es ja nicht.
Lena
Ich denke, dass der Stoffel dazu mehr zu sagen hat.
Sebastian
Erstmal dein Erleben, als ich kam dahin, war nicht involviert.
Lena
Die Sache ist ja, ich war davor schon sehr, sehr viel in Wien,
mein Freundeskreis in Wien ist groß und ich kannte den Großteil des Vorstands
auch schon mindestens vom Hallo Das heißt, ich habe gewusst, was mich erwartet.
Es waren mit Stoffel sechs Leute da und die meisten davon schon ein Stück älter
als Stoffel. Also Stoffel ist definitiv der Jüngste im Vorstand.
Und vom Wahrnehmen her, wie gesagt, das ist jetzt schwer zu beschreiben,
weil ich wusste, was auf mich zukommt.
Da kommt man jetzt nicht hin und denkt sich, oh, so sehen die also aus,
sondern ich bin halt hingegangen in dem Wissen, okay, diese Leute werden vorzufinden sein.
Sebastian
Wie offen waren die?
Lena
Sehr offen. Also das ist das Schöne, finde ich, an der Libertine Wien,
dass sie für neue Ideen immer ein offenes Ohr haben.
Und jetzt gerade im Hinblick darauf, dass für sie in Wahrheit keine Mehrarbeit
anfällt, weil ich sage, ich mache diese Sachen eh schon, ich würde das nur gerne
mit euch gemeinsam machen, war das für alle eine Win-Win-Situation.
Weil natürlich, ich habe eine Vereinstruktur dahinter, mit der man arbeiten
kann, die irrsinnig viel Erfahrung hat in dem, was sie tut.
Und sie müssen jetzt nicht jemanden abstellen, der mir mal die Anfänge von okay
und so beginnt man einen Stammtisch und hier hast du drei Kontaktadressen von
Menschen, die vielleicht mal Workshops geben könnten, sondern das war ja alles vorhanden.
Wir haben uns ja nur einfach darauf einigen müssen, das jetzt gemeinsam zu tun.
Sebastian
Also man wollte quasi Namensrechte erwerben und die Haftung loswerden.
Lena
Naja, und auch schon das Wissen einfach offiziell nützen dürfen, dass das vorhanden ist.
Also ich weiß genau, das hätte ich wahrscheinlich früher auch tun können,
aber wenn ich eine Frage habe,
dann kann ich dort hingehen und da sitzen eben sechs Menschen mit jahrelanger
Erfahrung und die schon ewig lang zusammenarbeiten und die dir wahrscheinlich
auf so ziemlich alles eine Antwort geben können,
weil ja, die haben das auch schon irgendwann mal recherchieren müssen und das
ist einfach das Tolle dran.
Sebastian
Ja, ich frage so ein bisschen deswegen. Es gibt die SMJG und die gibt es auch in Wien.
Die gibt es in Deutschland eh ganz oft und ich glaube in Österreich gibt es
die noch in mehr Städten.
Die Libertine ist ja älter. Also das ist ein bisschen provokant,
wie konnte es dazu kommen, dass eine SMJG sich in Wien etablieren konnte,
wenn es doch da die Libertine schon gibt, die ja eigentlich auch die jungen
Leute auf dem Schirm haben muss.
Also ich mag so ein bisschen gucken, diese Erneuerung des Vereins,
Stoffe du bist sehr jung und bist da auch im Vorstand,
also ist da offenbar die Offenheit, dass man da nicht an den Stühlen klebt und
sagt okay wir müssen jetzt auch so langsam weiter gucken, weil älter wird man
halt, das geht nicht anders. das.
Ich glaube nämlich, dass da verschiedene Vereine daran kranken und auch irgendwann
dann daran zugrunde gehen, dass sie einfach immer nur so sind,
wie sie schon immer waren.
Dann nennt man das irgendwann Tradition, um es zu rechtfertigen,
dass halt das so ist, wie es früher war.
Und diese Entwicklung, die scheint nicht so einfach zu sein.
Und auch so eine SMJG, die kommt ja nicht einfach so, sondern weil es einen Bedarf gibt.
Und da würde ich jetzt der Libertine, aber eigentlich auch jedem anderen einem
älteren BDSM-Verein zutrauen.
Warum konnte die sich überhaupt etablieren? Gab es keine Angebote für junge
Leute? Oder was ist passiert?
Es ist provokant, ich gebe es zu.
Stoffl
Das ist absolut in Ordnung, ich liebe deine provokanten Fragen.
Lass es mich so versuchen.
Die Libertine hat sich, was den Vorstand betrifft und die aktiven Leute im Verein,
über die Jahre, man kann jetzt schon Jahrzehnte sagen, permanent verändert.
Und es ist immer wieder lustig, zum Beispiel bei einem 30-Jahres-Treffen oder
so, dann ganz viele alte Leute, also altgediente Leute zu sehen,
die früher wirklich wichtige Vereinsarbeit geleistet haben, die dann alle wiederkommen
und ihre Storys von damals erzählen.
Ich liebe diese Veranstaltungen, weil da so viel Geschichte drinnen steckt.
Aber der Libertine war ein Wert immer ganz besonders wichtig und das ist Beständigkeit.
Es ist total easy heutzutage zu sagen, ich gründe einen neuen Verein,
ich mache dort fünf, sechs, sieben top motivierte Leute rein,
die versuchen in den ersten sechs Monaten alles vom Zaun zu brechen, was geht.
Stammtische, Workshops, es gibt eben Partys, Play-Events und so weiter.
Und irgendwann brennen die Leute aus und dann wird es halt weniger und weniger
und weniger Und irgendwann verschwinden die Vereine oder die Gruppierungen.
Ich bin jetzt seit vielen, vielen Jahren in der Szene und ich habe das wieder
und wieder und wieder erlebt.
Das tut zum Teil einer Szene sehr, sehr gut, weil plötzlich eine neue Gruppierung
kommt, die etwas völlig Neues macht, was davor noch nicht da war,
irgendein neues Konzept und dann ist das großartig.
Dann besteht das für sechs Monate, zwölf Monate, zwei, drei Jahre und plötzlich
sind die weg. und die Libertine hat all diese Jahre und Jahrzehnte überdauert.
Ja, die Libertine ist nicht immer der schnellste Verein.
Die Libertine hat aber auch nicht den Anspruch, das zu sein und dadurch,
dass die Libertine eigentlich,
oder wie jetzt in Österreich, ich weiß nicht, wie genau das in Deutschland ist,
aber eigentlich ein unglaublich freundschaftliches Verhältnis mit allen anderen
Gruppierungen, anderen Vereinen, Lokalitäten, Veranstaltern und sonstigem haben, auch,
szeneübergreifend und man hilft sich einfach gegenseitig aus.
Sebastian
Das heißt also nicht nur beständig, was ja irgendwie so ein bisschen träge inkludiert,
sondern eben auch etabliert und verlässlich.
Stoffl
Absolut.
Sebastian
Ich glaube, das ist ein Wert, der ist wahrscheinlich schwerer zu erreichen.
Also ich glaube, in Deutschland gibt es solche und solche Gruppierungen.
Es gibt die, die die Netzwerken gut und die sind da und die haben auch manchmal
schwere Zeiten, aber packen es durch.
Und es gibt halt die anderen, die sich halt auch, die beständig sind,
sich aber nicht etablieren.
Musst du gleich nochmal erzählen, irgendwie hast du gestern erwähnt,
im Radio gab es da auch mal ein Interview, da sehe ich schon etabliert ansprechbar,
auch öffentlich ansprechbar.
Da braucht man Kontinuität, dass das geht.
Stoffl
Das ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Also wenn du jetzt sagst,
du bist ein Teil der Presse, du bist ein Radiosender, dann gehst du bei gewissen
Fragen natürlich an die etablierten Vereine ran.
Und da hat die Libertine in der Vergangenheit schon einige Interviews gegeben.
Also ich persönlich habe mal ein Interview gemacht im Radio.
Das war auch etwas, das dem damaligen Fifty Shades of Grey Hype entsprungen ist.
Sebastian
Natürlich.
Stoffl
So sehr ich die Bücher und den Film verurteile. Aber wir waren damals in den
Medien, wir haben die Möglichkeit bekommen, dort in einem wirklich gut gemachten
Radiointerview zu sprechen.
Ich habe damals sehr viel über den Libertine Youngblood-Stammtisch,
eben den Stammtisch für junge und jung gebliebene Erwachsene,
also jetzt komme ich wieder zurück zu deiner Frage mit der SMJG,
ich komme gleich drauf, eben öffentlich zu reden.
Und es war sehr lustig zu beobachten, also nach diesem Radiointerview hatten
wir tatsächlich den absoluten Rekord, den wir danach nie wieder eingestellt
haben, an Besuchern am Libertine Youngblood Stammtisch.
Wir hatten damals über 120 Besucher im Smartcafé.
Sebastian
Oh Gott. Okay, also das nächste Mal am Radio einen anderen Termin nennen,
als es wirklich ist, damit du dann all diese Leute, die übers Radio kommen,
die erstmal eigentlich einen Mini-Workshop brauchen, erstmal direkt abgreifen
und gesammelt indoktrinieren kannst.
Nein, aber Besucherströme lenken. Aber ja, dieser Shades of Grey-Effekt,
der ist völlig veräppt. Als hätte es das nie gegeben inzwischen.
Stoffl
Wenn man die Bücher und die Filme nimmt, dann...
Sebastian
Lena zeigt auf.
Lena
Ich kann auch nach Stoffel reden. Ich habe eine andere Meinung.
Stoffl
Ich finde, dass Fifty Shades of Grey qualitativ und auch gesellschaftspolitisch
nicht den Effekt hat, länger zu überdauern, als es das getan hat.
Wir haben in der Geschichte andere Literatur, wie keine Ahnung,
die Geschichte der O oder nimm von mir aus die Bücher von Marquis de Sade,
die werden heute noch diskutiert.
Das ist zum Teil, dort werden Aspekte angesprochen, die einfach Beständigkeit
haben und die diskutierbar sind.
Sebastian
Also ich sehe auf Shades of Grey als so ein Peak, aber eigentlich braucht BDSM
so ein Bam, Bam, Bam, Bam immer wieder rein in die Medienwelt,
immer wieder Präsenz, ständig und immer und ich habe das, oh Gott,
ich glaube mit der Leona Stahlmann habe ich das diskutiert, das ist immer dieses,
ja dann haben wir so ein Hype und dann ist das vorbei und dann fangen wir im
Grunde fünf Jahre später wieder von vorne an, also wir sind immer wieder da,
wo wir vorher schon waren.
Lena
Das sehe ich zum Beispiel anders. Also ja, Fifty Shades of Grey und der ganze
Hype, der damit einhergegangen ist, das ist schon verschwunden wieder aus den
Medien und man kriegt es halt nicht mehr so mit.
Aber ich glaube, dass es für uns und so sehr man jetzt über den Inhalt der Filme
und der Bücher diskutieren kann.
Sebastian
Kann man nicht.
Lena
Man konnte das beim Friseur lesen und keiner hat dich komisch angeschaut.
Und ich glaube, dass davon schon einiges hängen geblieben ist.
Also ich habe das Gefühl, zu den Zeiten, wo ich angefangen habe,
die SMG zu organisieren, und das war vor acht Jahren,
habe ich sehr, sehr viele Zuschriften bekommen von jungen Menschen,
die sehr, sehr nervös waren und gesagt haben, ich weiß nicht und ich traue mich
nicht so recht auf den Stammtisch und oh mein Gott und boah, ist das alles komisch.
Und gefühlt für mich heute, wenn junge Menschen kommen und in Graz haben wir
halt auch bei der Libertina sehr junges Publikum und Menschen,
die halt entweder über die SMG
oder über uns einfach mal ihre ersten Stammtischerlebnisse bei uns machen,
die kommen dorthin und sind extrem entspannt. Interessant.
Und das Thema ist überhaupt nicht komisch und ja, das macht man halt und das
ist cool und das ist toll.
Und ich glaube, dass solche Episoden wie eben damals Shades of Grey schon dazu beitragen,
dass man sich traut, das auszusprechen, weil das war mal so populär,
dass jeder sich damit beschäftigen durfte, ohne dass es seltsam ist.
Sebastian
Okay, stimmt. Das war mal Teil der Popkultur. Wir reden natürlich von Vergangenheit.
Das ist ein spannender Aspekt. Jetzt habe ich das Problem, ich haue euch ja
ständig neue Aspekte rein, über die man diskutieren muss. Auf der anderen Seite
sehe ich diese verdammte Ruhe.
Wir wollten doch nur so eine kleine, kurze Zusatzbonus-Episode machen.
Stoffl
Die wurde immer deine Initialfrage nicht beantwortet, weil man immer von einem ins andere spricht.
Sebastian
Ja, ist das nicht toll? Ich bin total unkonzentriert.
Lena
Ich finde, wir haben das gestern auch gut hinbekommen, nicht bei den Fragen
zu bleiben, die wir eigentlich diskutieren wollten.
Stoffl
Aber die eine Frage finde ich wichtig und die beantworte ich trotzdem.
Sebastian
Die SMJG-Frage, ne? Auf die habe ich ja auch noch stehen.
Stoffl
Ja, ich habe es mir extra nochmal aufgeschrieben. Ich dachte,
da sind wir immer drum herum geschifft.
Sebastian
Also SMJG, weil im Vorstand ist niemand, der zu SMJG gehen könnte.
Stoffl
Nicht, das ist richtig.
Sebastian
Da muss man was machen.
Stoffl
Also ich persönlich habe ja auch über die SMJG damals angefangen,
so richtig in die Szene reinzuwachsen.
Und ich denke, nicht jeder Verein muss alles perfekt abdecken.
Und wenn es eine Gruppierung gibt oder in dem Fall einen Verein gibt,
der eine Sache richtig gut macht, und da muss man der SMJG mal wirklich gratulieren,
also die haben zum Teil jetzt schon die Beständigkeit, die die Libertine hat,
weil sie über viele, viele Jahre eine Sache richtig, richtig geil machen.
Und das ist wirklich junge Leute am richtigen Punkt abholen,
an das Thema heranführen, einen Raum bieten, wo man darüber diskutieren kann.
Dann dafür zu sorgen, die Leute irgendwo hin weiter zu vermitteln,
wo sie dann nach der Altersgrenze, so wie du mit Libertine Graz,
einfach weitermachen können.
Und ich denke, das war auch damals der Punkt, also damals war ich noch nicht
in der Libertine aktiv, aber ich mutmaße jetzt einfach mal, man muss das Rad
nicht immer wieder neu erfinden.
Und wenn es da einen Verein gibt, der einfach richtig gute Arbeit macht und
die in Deutschland etabliert war, wie die SMJG dann nach Österreich übergeschwappt ist,
dann muss man da nicht irgendwas Neues machen oder in Konkurrenz treten,
sondern man lässt die Leute genau das machen, was sie wirklich gut machen und
sorgt dafür, dass man im guten Dialog miteinander steht, was die Libertine über die Jahre gemacht hat.
Und dann entstehen genau solche Dinge wie zum Beispiel der Libertine Youngblood Stammtisch.
Der ist aus der Notwendigkeit geboren worden, dass die Leute,
die sich damals in der SMJG gefunden hatten, irgendwann zu alt waren,
so wie Libertine Graz, und gesagt haben, okay, mit unserer Generation gehen da jetzt 20,
30 Leute aus der SMJG raus, die danach keinen direkten Nachfolgestammtisch haben,
der gerade wirklich passt.
Und dann hattest du Leute, die irgendwann mal neu in der Szene waren,
von der Szene beeindruckt waren und gesagt haben, okay, wir machen jetzt was.
Es gibt ein Angebot, das wir gerne hätten und zwar, wir sind 28 plus und würden
gerne uns weiter in der Gruppe treffen.
Okay, wir nehmen es selbst in die Hand und machen einen eigenen Stammtisch und
da hast du wieder die Libertine dabei.
Sebastian
Ja, es geht so ein bisschen um die Geschichte, die SMLG ist ja so um das Jahr
2000 entstanden und da gab es die Libertine ja schon ein bisschen,
da ist so ein bisschen die Frage, ob Jungsein, ich sag jetzt mal ab 18, also wirklich,
die SMLG ist natürlich noch früher, aber ob Jungsein und BDSM damals auch innerhalb
der Libertine denkbar und akzeptierbar war.
Ja, also da sehe ich so ein bisschen diesen Punkt, wie war das Denken?
Das ist kein Vorwurf, sondern schlicht und einfach die Überlegung.
Wer hat das dann damals gemacht? Da müsste man jetzt die Archive mal durchführen.
Wenn ich mal in Wien bin, vielleicht darf ich ja mal gucken.
Vielleicht habt ihr ja Mitgliederlisten, wo dann auch steht,
wie alt die Leute waren. Ich weiß es ja nicht. Aber das wäre mal spannend,
wie sich auch die Szene in ihrer Struktur und Zusammensetzung verändert hat.
Und klar, wenn du das nicht hast, die Notwendigkeit für ganz junge Leute,
da ein Angebot zu schaffen, dann kommt eben ein anderes.
Und wenn man dann kooperiert, umso besser. Die SMAG, da gibt es übrigens auch
eine Folge, also liebes Publikum, wenn ihr zur SMAG was wissen wollt,
für ein bisschen länger als ein Jahr hatte ich hier die beiden Vorständinnen bei mir hier sitzen.
Die haben übrigens gar kein Archiv. Das heißt, ich wusste noch Sachen,
die da sich gar nicht durchdokumentiert haben. Also liebe SMAG,
bitte dokumentiert alles.
Und dann irgendwann in zehn Jahren, dass ihr dann sagen könnt,
wir haben hier auch das dicke Archiv, trotz Datenschutz.
Da war ich so ein bisschen enttäuscht, weil ich dachte, die ganzen alten Sachen
wären eigentlich total spannend gewesen. Da ist aber nicht viel übrig geblieben.
Und deshalb finde ich das spannend, dass Delibatine das hat.
Also da müssen wir vielleicht nochmal ein bisschen gucken, du bist ja jetzt
auch nicht thematisch vorbereitet, ich habe dich ja vorher nicht darauf angesprochen,
aber gerade so in den 90ern, für wen war denn BDSM okay?
Okay, denn ich war auch 2007, war ich auf dem Stammtisch dieser Jungdom.
Ja, und jung, das reimt sich sehr knapp auf dumm. Also da musste man sich erstmal
so ein bisschen den Respekt verdienen.
Das hört sich total albern an, aber man musste selber schon erstmal was werden.
Und die Tatsache, dass ich jung war, war ein Makel.
Und ich kann mir schon vorstellen, dass wir da eine unglaubliche Entwicklung haben.
Lena
Aber dann komm am besten nach Wien, möglichst bald. Und dann werden wir dich
mit dem Robert verbinden. und ich glaube, der kann dazu auch ganz viel sagen, oder?
Stoffl
Das wollte ich gerade sagen. Ich wollte gerade anfangen mit,
ich kann dir diese Frage nicht authentisch beantworten, weil ich zu der Zeit
weder aktiv noch in Wien war.
Lena
Noch volljährig.
Stoffl
Stimmt. Aber ich denke schon, dass sich auch die Szene und das Vereinsangebot
über die Jahre geändert hat.
Ich glaube auch, dass die Hemmschwelle gerade für junge Menschen über die Jahre massiv gefallen ist.
Also gerade wie ich damals angefangen habe, so 2006 mal was zu tun,
das war schon eigenartig.
Und gerade wenn du jetzt so erzählst mit deiner Sicht von Fifty Shades of Grey
und Leute kommen und sehen das nicht mehr als komisch, das hat sich über die Jahre gewandelt.
Und ich glaube, dass zu dem Zeitpunkt, wo die SMJG angefangen hat,
was zu tun, es an vielen anderen Orten, womöglich auch bei der Libertina in
Wien, noch gar nicht aufgeploppt war,
dass es ein Angebot für 18-Jährige oder unter 18-Jährige geben sollte.
Und vielleicht, reine Mutmaßung an der Stelle, das Mindset damals war,
okay, Leute kommen irgendwann drauf, dass sie das gut finden,
entwickeln irgendwann ihr eigenes Spiel oder kommen drauf, was sie gerne machen wollen.
Und diese Verknüpfung zur Szene, und ich möchte mir den einbringen,
kommt dann irgendwann später, was ja heutzutage grundsätzlich anders ist.
Sebastian
Ich mache jetzt hier an die Libertine mal einen Strich und stelle fest,
ich werde mal einen Podcast-Betriebsausflug nach Wien machen,
um einfach mal zu gucken, da gibt es ja auch noch das Smart Café,
das ist ja immer noch so eine komische Geschichte mit mir und dem Smart Café
und dann mal die Geschichte ein bisschen neu zu schreiben.
An der Stelle, ich muss immer ein bisschen gucken, weil du kannst natürlich
jetzt hier nicht unvorbereitet irgendwas erzählen, vielleicht muss ich im Schnitt
hier auch noch was machen.
Finde ich aber einfach ganz toll, diesen kleinen Einblick erstmal zu haben und
da kommt sicher noch mehr.
Jetzt müssen wir thematisch mal wechseln, denn der Flieger fliegt von selbst,
das heißt wir müssen jetzt unbedingt hier diese klitzekleine halb so lange Bonusfolge
irgendwie zu Ende bringen.
Lena, du machst Dinge und Dinge machen macht Arbeit und Dinge machen macht Chaos
und macht einen wahnsinnig.
Reden wir ein bisschen über Penumbra.
Lena
Ja, gerne.
Sebastian
Jetzt wird der ein oder andere Mensch im Publikum sagen, oh Gott,
jetzt macht er jetzt auch noch eine Stunde Werbung hintendran.
Nein, machen wir nicht, weil du hast schon Werbung gemacht im Podcast.
Die hat ihn auch toll unterstützt. und irgendwie, es kennt eh jeder dich,
weil du auch immer wieder mal so aufgetaucht bist in irgendwelchen Sendungen
und hast auch mal Loszettel gezogen vor der Kamera,
ist total toll, also wir sind uns einfach freundschaftlich verbunden und weil
dich eh schon jeder kennt und wenn ich dich jetzt hier noch tausendmal erwende,
kauft eh keiner mehr irgendwas, weil die haben schon alles.
Können wir einfach mal drüber reden, was machst du, wie machst du das,
wie ist das hinzukriegen, das zu machen, welche Schwierigkeiten macht das,
also ich mag einfach mal gucken, wie ist es, wenn man ein kinky Business hat,
Ist das genauso einfach wie, ich mache ein Geschäft auf für Schrauben und Nägel?
Oder ist das vielleicht eventuell doch ein klitzekleines bisschen anders?
Lena
Ja, das Schöne ist, wir haben bei mir den Direktvergleich, ich habe ja beides gemacht.
Sebastian
Sehr gut. Also was machst du denn?
Lena
Also jetzt da, mittlerweile mache ich hauptberuflich Penumbra,
wir haben den Namen eh schon mal erwähnt.
Und ich stelle dort Fetisch-Accessoires her, also vorwiegend Halsbänder, Manschetten.
Ich mache Zwangsjacken und auch Sonderanfertigungen.
Also das ist im Moment mein Hauptgeschäftsfeld.
Angefangen habe ich eigentlich als Schneiderin selbstständig.
Das heißt, ich habe auch so ein bisschen den Unterschied zwischen,
wie ist das, wenn man ein Vanillataugliches Business gründet und was passiert,
wenn man das dann plötzlich kinky macht.
Sebastian
Zu dem Produkt mag ich mal sagen, also das sind Sachen, die sind optisch sehr schön.
Du bist auch in der Lage, da diverse Muster reinzumachen. Es ist schon ein bisschen ungewöhnlich.
Du hast also eine Nische gefunden und das ist jetzt auch nicht dieser,
wir haben jetzt hier das 6,90 Euro Halsband, sondern das ist alles handgefertigt
und ich glaube, du hast auch gar kein Personal, oder?
Lena
Nein, leider nicht. Also es ist so, für mich war, vielleicht mal ganz kurz zu
dem Ursprung von dem Ganzen.
Als ich angefangen habe, BDSM zu machen, da war ich noch dabei,
meine Ausbildung abzuschließen.
Also ich habe maturiert, bei euch heißt das Abitur gemacht, an einer Schule
für Technik. Ich bin eigentlich Maschinenbauerin, ursprungsausbildungstechnisch.
Das hat mich aber beruflich dann doch nicht so interessiert.
Und dann habe ich eine zweijährige Ausbildung als Schneiderin drangehängt.
Ja, das heißt, in der Zeit hatte ich halt keine Kohle, aber einen Partner,
mit dem ich schon BDSM praktiziert habe.
Sebastian
Und Fähigkeiten. Maschinenbau und Nähen, beides in Kombination,
das klingt irgendwie nach Spaß.
Lena
Ja, und dann wollten wir natürlich Dinge miteinander tun und auch Equipment dafür haben.
Und er war auch recht bastelbegeistert. Und dadurch haben wir halt einfach mal
angefangen zu probieren und zu schauen. Und was kann man denn so machen?
Wir haben ein paar furchtbar schlechte Möbelchen gebaut, ein paar,
die cooler funktioniert haben, einfach weil wir halt die Möglichkeiten hatten
und den Hintergrund dazu. Und ich habe halt angefangen, Dinge für uns zu nähen.
Also von ersten Halsbändern, Manschetten.
Mein erster Zwangsjackenentwurf stammt daraus, dass er damals gesagt hat,
boah, ich hätte so gerne eine Zwangsjacke, aber die guten Teile sind dabei irgendwie
nie zugänglich, weil die eben alle vorne geschlossen sind.
Und dann habe ich eine gemacht, die bei der Brust frei ist, damit er halt hinkommt.
Und so hat das einfach angefangen mal sich zu entwickeln. Ich habe damals auch
gedacht, das ist günstiger.
Das war es nicht, weil selber machen ist dann doch nicht so günstig, wie man denkt.
Sebastian
Ja, da bitte die Folge mit Jeiß hören. Das ist dann immer dieses,
ich möchte es besser machen.
Allein das Werkzeug wird mich so viel mehr kosten und was hinterher rauskommt,
ich hätte es auch kaufen können.
Es ist nicht so einfach. Es gibt ganz viele Menschen, ich sehe das bei Instagram
so durchrauschen, die fangen an Dinge zu machen.
Also BDSM, Accessoires und Zubehör.
Und das ist immer dann so ein, ja, ich bin handwerklich in der Lage,
den Gegenstand irgendwie zu fertigen, in einer sehr kleinen Auflage und dann
kommt aber dieser ganze Wahnsinn.
Also ich meine, wenn du allein da bist, das heißt, du musst dich um die Produktion
kümmern, um den Einkauf, um die Buchhaltung, um die Steuern,
um die Webseite, um das Marketing.
Mein Gott, ich möchte nicht tauschen und dann hast du auch noch Stoffel,
der einen Kaffee möchte. Also dein dein Leben muss der Wahnsinn sein.
Ist es so einfach, so ein kinky Business zu haben, wie ein anderes?
Lena
Ja und nein. Gewisse Aspekte sind überall gleich kompliziert.
Wenn ich das jetzt vergleiche mit der Schneiderei, du brauchst halt trotzdem,
du brauchst in jedem Fall eine Homepage.
Du musst in jedem Fall deine Steuern machen und deine Buchhaltung und du musst
deine Arbeit erledigen und E-Mails beantworten und ans Telefon gehen.
Ja, das hat man überall. Weil das Schöne, aber auch Anstrengende daran,
eben das Ganze selbstständig und in Eigenregie zu machen ist,
du brauchst plötzlich Kompetenzen, die du vorher nicht hattest und von denen
du im ersten Moment auch mal nicht weißt, wo kriege ich die her.
Ja, also für mich war gerade, wie es darum gegangen ist, wo beziehe ich jetzt mein Material her?
Da bin ich an einem Punkt gestanden, wo mir auch das Internet plötzlich nicht
mehr so viel helfen konnte, wie ich es gern gehabt hätte, weil Großhändler,
die haben keine Produktkataloge einfach mal so, also gerade in Lederbereichen,
wo du mal schauen kannst, was die denn so hätten.
Das heißt, du schreibst unendlich viele Leute an und sagst, hey,
ich habe hier eine Vorstellung von Material, die ich gerne haben möchte,
könnt ihr mir sowas bieten?
Und die sagen dann, ja, aber zu einem Preis, den du dir nicht leisten kannst
oder ja, aber in Stückzahlen, die du nicht kaufen kannst.
Und das war wirklich für mich ein richtig, richtig schwieriger Prozess.
Oder auch wenn wir jetzt da von Hardware reden,
Metallteile, da ist irgendwann dieser Trend gekommen zu sagen,
okay, man macht Metallteile nickelfrei, weil es einfach ungefähr 10 Prozent
der Leute haben eine Nickelallergie und die könnten das dann nicht tragen,
wenn Nickel im Metall drinnen ist.
Das ist jetzt in der Bekleidungsindustrie ein relativ gängiges Ding,
dass man die Sachen nickelfrei fertigt.
Aber gerade Schnallen zum Beispiel in den Größen, die ich für Halsbänder brauche,
das mal zu finden, das war irrsinnig schwierig.
Und das habe ich erst ab dem Moment realisieren können, wo ich mir die Schnallen
anfertigen habe lassen.
Und dafür brauchst du eine gewisse Größe, um zu sagen, ja, ich traue mich mal,
da 3000 Stück Schnallen zu bestellen. weil in meinen Anfangsjahren habe ich
mir gedacht, ja, 3.000 Heißbinder, das verkaufe ich ja in 30 Jahren,
wenn ich Glück habe, ganz vielleicht.
Sebastian
Ja, und dann funktioniert es doch. Ich glaube, das ist immer dieser Punkt,
man nimmt ja die Sachen gerade auf so einer Messe, geht man da hin und geht an den Ständen vorbei,
und fragt mich, ich habe mich dann auch gefragt, okay, also,
ja, das ist jetzt gut verarbeitet und so, und dann kommt man mit den Menschen
ins Gespräch und dann fangen die an zu erklären, ja, aber das ist aber nickelfrei.
Und das ist schwierig. Und du als Kunde hast überhaupt nicht dieses Verständnis
und du kannst den Kram ja auch irgendwie bei Amazon und Etsy einkaufen und da
garantiere ich dich, das ist dann nicht nickelfrei,
es sieht dann optisch vielleicht sogar ähnlich aus oder die Qualität sieht ähnlich
aus und ich habe dich als Menschen erlebt, ja du,
sagst, ich will das dann jetzt aber auch gefälligst gut machen,
und dann auch diese Experimente, ich weiß nicht, es gab bei dir,
gibt es die noch, Halsbänder aus, ich glaube das war so ein Kokosfaser-Leder-Alternativ- Material?
Lena
Das war Ananas.
Sebastian
Ananas war es, genau. Gibt es das noch?
Lena
Nein, die haben wir mittlerweile rausgenommen, weil das Material einfach nicht beständig genug war.
Sebastian
Ja, aber du musst halt diese Experimente machen und die machst du erstmal auf
eigene Kosten und musst drum probieren.
Lena
Ja, klar. Und da gab es auch genug Produkte, die wir einfach ausgetauscht haben,
auch für Kunden, die gesagt haben, boah, ich habe mir das jetzt gekauft und
es hat sich total schnell abgenüsst.
Wo man einfach schauen muss, okay, wo sind die Grenzen des Materials?
Wir haben jetzt auch eine neue vegane Lederalternative drin,
die ist basiert aus den Abfällen der Apfelindustrie.
Und da habe ich am Anfang auch nicht gewusst, okay, ich kaufe das jetzt mal
auf mein Risiko, wir schauen uns das in der Werkstatt an, wir schauen uns an,
wie gut das Abriebsfest ist, aber wie das nach einem Jahr ausschaut,
das kann ich anfangs noch nicht sagen.
Das heißt, ich gehe mal das Risiko ein und ich habe dann auch sehr vielen Kunden
am Anfang gesagt, hey, wenn es Probleme damit gibt, dann meldet euch bei mir,
wir finden eine Lösung dafür.
Dafür, ja, aber man muss halt mal schauen. Also zumindest ich bin irrsinnig
nervös bei solchen Versuchen und Experimenten und ich sitze oft genug zu Hause
und denke mir, oh Gott, passt das jetzt eh so? Kann man das so machen?
Ist das in Ordnung? Wie ist das mit den Größenangaben? Was ist,
wenn jemand, ja, also zumindest mir geht es so, dass ich sehr,
sehr oft zu Hause sitze und mir Sorgen mache, ob das eh alles passt, was wir da so tun.
Sebastian
Ja, ich sehe das, egal ob man eine Party organisiert oder ob man was herstellt
mit allen Menschen, die ich spreche, die erzählen dann. Und als Konsument sage ich mal,
Dann muss das gesagt kriegen, dass das tatsächlich nicht so einfach ist. Man kommt nicht drauf.
Man sieht ein Gegenstand, ich kann überall ein Hundehalsband kaufen.
Gut, Hunde haben in der Regel wenig Nickel-Allergien vermutlich.
Und wenn sie die haben, haben sie noch ein Fell dazwischen. Das ist halt doch
ein bisschen was anderes. Aber jetzt hast du schon von Kunden gesprochen.
Ist das ein Vorder-Nachteil, dass deine Kunden ja dann doch eher zum,
ich vermute mal über 100% kinky sind?
Wie sind die so als Kunde?
Lena
Vorder-Nachteil ist jetzt wirklich schwer zu sagen.
Sebastian
Sind die kompliziert oder sind die schüchtern oder ist es irgendwie kompliziert
mit denen zu reden, weil sie sich vielleicht nicht trauen, sie wollen was haben,
aber wie empfindest du die Menschen, die sagen, ja ich kaufe was bei der Lena?
Lena
Also in Wahrheit ist es halt, denke ich, wie überall, es ist so ein bisschen
ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Es gibt solche und solche.
Ich habe das Glück, dass der Großteil meiner Kunden oder vor allem der,
die in direkte Kommunikation mit mir treten,
irrsinnig nett sind, total verständnisvoll und auch sehr reflektiert in dem,
was sie von mir wollen und was sie erwarten können.
Sondern das mag vielleicht damit zusammenhängen, dass es eben durch die Handarbeit
jetzt kein ganz billiges Produkt ist, was ich anbieten kann,
weil es geht halt von Anfang bis Ende durch meine Hände, ich muss das alles selber machen.
Ich kann keine Preise verlangen wie jemand, der in China produzieren lässt.
Und vielleicht hat man da auch schon so ein bisschen eine Hemmschwelle zu sagen,
okay, bevor ich mich wirklich damit auseinandersetze, dieses Produkt zu kaufen,
habe ich mich schon genug damit beschäftigt, zu sagen, was wünsche ich mir eigentlich,
was möchte ich haben und tritt damit vielleicht auch mit anderen Fragen an mich
heran, als man das jetzt da bei einem Impulskauf vielleicht tun wird.
Sebastian
Ich glaube auch, dass der ganz billige Spielzeug- und Zubehörkauf dient dazu,
danach zu wissen, worauf ich in Zukunft achten muss. Das mag sein.
Wir wollen uns erstmal enttäuschen lassen, damit wir die guten Sachen überhaupt unterscheiden können.
Lena
Im Gegensatz zu, ich kaufe halt schnell mal was, weil das war halt günstig, ist es bei mir dann ein,
also was ich sehr, sehr oft zum Beispiel bekomme ist, wie lange dauert das,
kann ich das so und so machen, kann ich für meinen Partner, für meine Partnerin
irgendwas individuell anfertigen lassen.
Und das sind die Leute, die waren irrsinnig respektvoll, auch im Zusammenhang
mit, ich brauche halt einfach eine Zeit, um das fertigen zu können.
Ich habe im Normalfall nichts auf Lager, außer ich fahre auf Messen.
Ja, also ich habe das Gefühl, dass mit mir auch als Produzentin und als Firmeninhaberin
sehr, sehr schön und sehr, sehr freundlich umgegangen wird. Und das ist was,
was ich sehr zu schätzen weiß, auch an meinen Kunden.
Sebastian
Wo kommen die denn her? Also ich meine, wenn ich jetzt hingehe,
stell dir mal vor, ich würde jetzt hier was produzieren. Nehmen wir mal ein
völlig abstruses Beispiel.
Ich würde jetzt hier irgendwelche Kochlöffel beim Großhandel kaufen.
Dann würde ich mir in Österreich eine Manufaktur suchen, die die vielleicht
veredelt und irgendwie Kunst der Unvernunft draufschreibt.
Nur mal so eine ganz blöde Idee. Vielleicht kriege ich das auch noch sehr, sehr günstig.
Ja, das muss ich aber Kunden haben. Und jetzt habe ich vielleicht gar keinen
Podcast, sondern ich habe jetzt hier einfach tausend Kochlöffel liegen.
Also wie funktioniert Marketing im Bereich Kinky Business?
Lena
Ein bisschen schwieriger als im normalen.
Sebastian
Ja, einfach bei Facebook eine Anzeige machen.
Lena
Ja, genau.
Sebastian
Ja, natürlich, davon leben die doch.
Lena
Ja, aber das ist ein bisschen schwieriger, sobald Sex involviert ist.
Wir machen Fetisch, da ist das automatisch irgendwie sexuell, offensichtlich.
Und Werbung ist in dem Bereich in vielen Dingen einfach nicht gern gesehen.
Also es gibt Probleme mit Facebook-Werbeanzeigen, die wollen das nicht.
Ich habe das vor, ich denke, zwei Jahren mal probiert zu sagen, hey, schauen wir mal.
Und für mich, dass das eigentlich perverse dran ist, du kannst Zielgruppen definieren,
du kannst sagen, ich möchte nicht, dass Menschen unter 18 meine Produkte angezeigt
werden, die ich jetzt da bewerben will.
Und trotzdem darf ich sie nicht herzeigen, weil das hat irgendwie was mit Sex
zu tun und deshalb kann man das jetzt plötzlich nicht machen.
Sebastian
In Deutschland haben wir noch außen Zigarettenwerbung auf Plakaten.
Ich will das nur mal erwähnen, einfach mal um diesen Gegensatz zu sehen.
Das geht nicht. Ich glaube, Fernsehwerbung geht.
Lena
Das habe ich noch nicht probiert.
Sebastian
Wir haben neulich Dildos und Co. im Fernsehen gesehen, dass das da durchging,
dass irgend so ein, wobei, jein, ich weiß nämlich inzwischen,
dass der Laden, der den Kram verkauft, zum Großteil dem Sender gehört,
wo die Werbespots liefen.
Also eventuell kann es auch da schon wieder sein, dass das, Also die wollen
nicht, dass du denen Geld gibst.
Lena
Richtig, weil ich mache halt was, das nicht in Ordnung ist.
Also es ist ja auch das Gleiche mit Zahlungsanbietern. Ich habe schon dann mit
einem Zahlungsanbieter ein kurzes Streitgespräch geführt, wo sie gemeint haben,
ja, wir können das nicht annehmen und du darfst mit uns keine Zahlungen mehr
abwickeln, weil du machst perversen Kram.
Wo ich dann gestanden bin und gesagt habe, Leute, wenn ich die ganz gleichen
Produkte verkaufe und ich schreibe davor nicht Fetisch, sondern Gothic,
dann würdet ihr mir das durchgehen lassen, das kann es nicht sein.
Und dann haben sie zurückgezogen und gesagt, okay, wir haben das jetzt nochmal
geprüft, das ist in Ordnung, wir können das doch machen.
Sebastian
Das ist ein Kampf, den du kämpfen musstest. Wie ist das denn so mit,
ich sage mal, lokalen Anbietern? Also wenn man ein Geschäft hat,
das muss man ja anmelden und dann hat man vielleicht auch eine Hausbank,
der muss man ja auch sagen, was man macht.
Probleme oder ganz normal?
Lena
Das ist das, wo ich, also sobald ich in direkten Menschenkontakt getreten bin,
hatte ich bisher noch nie Probleme und das war wirklich, wirklich schön.
Also meine Geschäftsräumlichkeiten damals in Graz, bevor wir umgezogen sind,
die habe ich mir schneiderei gemietet.
Das heißt, das stand dann auch nie mehr zur Debatte, dass ich,
also da hat mein Vermieter auch gemeint, du kannst halt da drin machen,
was du willst, mach halt keinen Puff rein. Nein, aber ansonsten war das schon okay.
Das wäre mit den großen Auslageflächen auch ein bisschen seltsam gewesen.
Meine Bankberaterin, die fand das total spannend. Aha, ja, was man da so machen kann.
Und ansonsten, also ab dem Moment, ab dem Leute sich darauf einlassen,
wirklich ein Gespräch mit einem zu führen, hatte ich noch nie negative Reaktionen.
Das ist für mich eigentlich auch ein sehr positives Zeichen.
Sebastian
Ja, sobald du als Mensch dastehst, also liebes Publikum, wenn ihr mal vor Lena
steht, dann werdet ihr wissen, warum sie da keine Probleme hat.
Einfach ein Lächeln und ein bisschen Augenkontakt und dann läuft das schon.
Aber das funktioniert online natürlich alles nicht. Also da bist du halt,
dann bist du auch nicht unterscheidbar von den Menschen, der,
ja ich weiß nicht, was verkauft.
Also wobei, das ist überhaupt die Frage, dürfen zum Beispiel Zahlungsanbieter
oder amerikanische Konzerne, dürfen die das einfach entscheiden?
Aber offenbar können sie das und da sie so eine Monopolstellung haben, ist man dann halt raus.
Das heißt auch so, was gibt es
denn noch, so direkte Produktverkäufe bei Instagram, das ist keine Chance.
Lena
Lang nicht probiert, aber ich glaube nicht, dass das funktionieren würde.
Das sind jetzt Sachen, die mich gar nicht so betreffen. Und da habe ich auch
ein bisschen Glück gehabt, dadurch, dass ich eben mein Geschäft wirklich sehr
auf dieses Handarbeit und Detailverliebt und eigene Designs aufgebaut habe,
brauche ich das nicht so, wie es vielleicht andere bräuchten.
Weil ich mir auch Zeit lassen konnte dabei, mein Geschäft aufzubauen.
Ich habe nebenbei eine Schneiderei geführt.
Das heißt, ich war nicht zwingend auf das Einkommen angewiesen.
Und das war auch nie der Plan.
Also ich wollte nie Vollzeit perverse
werden. Ich wollte eigentlich Hochzeitskleider designen und nähen.
Ja, und das hat sich dann so ergeben.
Sebastian
Das könnte sich ja noch ergeben. Also auch BDSM mal heiraten.
Lena
Ja, das stimmt. Aber das ist ein so kompliziertes Business. Ich weiß gar nicht,
ob das überhaupt noch rentabel ist heutzutage.
Sebastian
Ja, also zu der Räumlichkeit mag ich nochmal sagen. Es gibt dort auch BDSM-Artikel,
es gibt so ein Fachgeschäft für erotische Sachen in Hannover und die hatten
auch eine wirklich tolle Lage und dann wurde ihnen halt der Laden gekündigt.
War wohl sehr, sehr, sehr schwierig, ein neues Ladengeschäft zu finden.
Wirklich? Also das war nicht einfach, da zu bestehen.
Vielleicht ist es in Österreich noch ein bisschen leichter als hier.
Wobei, da hast du ja auch mit der Tür der Schneiderei angefangen.
Also muss man gucken. Also da muss man sich halt auseinandersetzen.
Das sind so Hindernisse in dem Bereich. Ja, da muss man erst mal dran vorbeikommen.
Und da sehe ich auch dieses Durchsetzen, dieses ich will das aber so.
So, auch mit den Materialien, ich will das aber so und dann wird das geklappt, also diese Bissigkeit.
Wie gehst du denn damit um, wenn jemand sagt, wie gesagt, zum Beispiel,
wenn ein Zahlungsanbieter sagt, bist jetzt raus, kannst jetzt keine Kartenzahlung
mehr annehmen. Was macht das mit dir?
Lena
In dem Moment, also im ersten Moment bin ich irrsinnig verärgert drüber,
weil ich mir denke, die ganze Welt,
schreit nach außen hin so nach, ja und Toleranz und wir müssen uns alle akzeptieren
und überhaupt und sowieso und da gibt es so schöne große Bewegungen dahinter
und das wird auch von vielen Konzernen natürlich medial sehr ausgenützt und
dann scheitert es an solchen Kleinigkeiten,
wie ich darf keine Zahlungen entgegennehmen und ja,
es würde jetzt mein Business wahrscheinlich nicht ruinieren zu sagen,
ich kann keine Kreditkartenzahlungen mehr empfangen.
Die Sinnlosigkeit dahinter, die macht mich schon ein bisschen fassungslos. Das muss ich echt sagen.
Sebastian
Ja, ich kenne natürlich jetzt nicht die Argumentation dieser Konzerne,
aber da habe ich ja auch mit Marina von Diviens besprochen, mein Gott,
es ist wirklich schwierig,
da weiterzukommen und ich mag auch, ich habe einfach hier in der Kunst der Unvernunft
so ein bisschen die Möglichkeit zu sagen, Leute, nehmt nicht das als selbstverständlich
hin, da steckt normalerweise eine Menge Manpower und Engagement hinter,
dass das Angebot, was da ist, dass das möglich ist.
Jetzt könntest du aber auch doch einfach sagen, hier, handgefertigt,
das ist ja alles schön und gut,
davon wird man vielleicht nicht super reich, könntest ja jetzt auch sagen,
komm, ich lass ein paar Sachen fertigen, ich mach hier Standardware,
tausend Variationen und was steckt dahinter?
Warum machst du dir diese Arbeit bei jedem einzelnen Ding, was bei dir rausgeht?
Das ist ja auch an Seidenpapier eingewickelt und mit Schleifchen drum und herrlich.
Warum so und nicht anders? Man will ja immer expandieren als Unternehmer und wachsen.
Lena
Ja, natürlich. Ich will ja auch expandieren. Also das ist es ja gar nicht.
Ich möchte nicht immer ein Ein-Personen-Betrieb sein, auch weil das mich in
sehr vielen Bereichen einschränkt.
Ich kann nicht sagen, ich fahre einen Monat Urlaub. Das geht nicht.
Ich kann nicht einen Monat aus der Werkstatt raus sein.
Also alles, was über eine Woche geht, macht mir schon richtig Stress.
Aber der Ursprung von dem ganzen Geschäft, ich habe es eh schon gesagt,
das lag halt darin, dass ich selbstlos haben wollte, was es sonst nirgends gibt.
Und was vielleicht einem Designanspruch gerecht wird, den ich habe und den jemand
anders jetzt nicht so erfüllen kann oder will.
Und ich möchte genau diese Wertigkeit und auch diese Wertschätzung an meine Kunden weitergeben.
Ich freue mich so sehr, wenn jemand sagt, okay, ich habe mich so in ein Design
von dir verliebt und meine Sub, meine Sklavin, mein Sub, wie auch immer,
der bekommt jetzt was Besonderes von dir.
Und dann will ich, dass das auch was Besonderes ist, dass das eben durch meine
oder hoffentlich irgendwann durch die Hände von einem Penumbra-Mitarbeiter gegangen ist.
Wir das persönlich angeschaut haben, von Anfang bis Ende.
Wir haben das Material ausgesucht, das ist handgenäht bei uns,
das ist alles in der Werkstatt gefertigt und so geht das dann an den Kunden raus.
Und nicht, ja, das ist halt wieder so ein Teil, das halt in China irgendwo vorproduziert
wurde und wir haben es nur mehr eingepackt.
Das ist nicht das, was ich machen möchte und das ist auch nicht das,
was mich geschäftstechnisch glücklich macht.
Sebastian
Ja, ich glaube, du hast auch einfach die Persönlichkeit für diese Fizzle-Arbeit.
Also ich habe mal ein Instagram-Video von dir gesehen, wo du irgendwie da Nieten
irgendwo reinhaust, ja, und das ist echt ein Gefummel, ja, und dann war das nur ein Teil.
Da hat sie jetzt drei Minuten dran gesessen, um Gottes Willen,
ja, also Also ich könnte es nicht.
Ich würde immer überlegen, okay, kann ich da nicht irgendwas automatisieren?
Also ich bin halt anders.
Lena
Es spricht auch nichts gegen Automatisieren. Das Problem ist halt,
dass wenn du manche Sachen automatisierst, das ist für ein Geschäft in meiner
Größe einfach nicht leistbar. Man könnte auch so bei Nieten arbeiten und so
können wir einfach manche Sachen effizienter machen, wenn man das passende Gerät
dafür in der Werkstatt stehen hat.
Aber die sind dann so teuer, dass ich sage, das ist bei uns im Budget einfach nicht drinnen.
Sebastian
Ja, aber dann kommt man immer dabei raus, wenn man dann sowas besitzt,
dann hat man so ein, das ist für mich gemacht und das ist nicht von einem Fließband gefallen.
Also ich mag diesen Aspekt und ich glaube die ganzen Jungs, die die Keuschheitskäfige
da haben, da gibt es einmal so diese China-Basisware,
die aus irgendeiner Pressform gefallen ist und dann gibt es halt die Sachen,
wo man halt irgendwo hingegangen ist und dann wurde alles möglich vermessen
und dann wurde da mit schwerem Gerät aus der Lava des Vulkans dieses Ding erschaffen,
abgekühlt und dann angelegt und badam, also das ist ein emotionaler Wert,
den du ja eigentlich auch erschaffst.
Lena
Ja, richtig.
Sebastian
Jetzt ist es natürlich so, das ist individuell, kommen dann Leute mit Wünschen.
Das ist jetzt mal die Gelegenheit, also was ist besonders, was hat dir viel
Spaß gemacht zu machen, vielleicht auch, weil es schwierig war und was sind
Dinge, wo du sagst, ey Leute, das geht nicht, das kann man nicht machen.
Das funktioniert nicht. Also was ist so ein bisschen ein abstrusen Wünschen
oder was ist eben auch eine Herausforderung, wo du sagst, ja und deswegen mache ich das.
Lena
Hm, das ist tatsächlich jetzt eine schwierige Frage.
Sebastian
Kein Problem, du hast Bedenkzeit, ich kann Musik einspielen.
Was geht zum Beispiel nicht?
Ich meine, das sind ja so Halsbänder und du hast dann so eine große Lasercut-Maschine,
die im Zweifel auch das filigranste Muster dann noch irgendwo rauslasert.
Aber wo sagst du, Mensch, da muss ich leider absagen, weil das ist nicht hinzukriegen?
Lena
Was oft gewünscht wird und was ein bisschen schwierig umzusetzen ist,
ist zum Beispiel, dass die Leute sagen, sie wollen Schriftzüge als ausgeschnitten
und farbig hinterlegt haben.
Das hört sich in der Theorie auch total cool an, aber das funktioniert technisch
in den meisten Fällen einfach nicht.
Weil dann stehen entweder Teile irgendwo so weit vom Halsband ab,
dass das blöd ausschaut, weil die rausstehen.
Oder der ganze Schriftzug wird einfach aus dem Halsband rausfallen,
weil wenn man sich jetzt vorstellt, man schneidet ein A aus,
dann ist ja in diesem A oben noch so ein Dreieck halt drinnen und das wird halt
mit rausfallen und nicht einfach am Halsband kleben bleiben.
Also diese technischen Überlegungen dahinter, was kann man designtechnisch machen,
das ist manchmal ein bisschen das, wo wir uns auf Kompromisse einigen müssen, sage ich mal. Okay.
Sebastian
Oder auch, wir wissen jetzt eher Manschetten, Zwangsjacken, Halsbänder,
aber auch mal so ganz andere Produkte, die angefragt werden?
Lena
Ja, aber auch da haben wir eine, ich würde sagen eine gewisse Bandbreite an
individuellen Produkten, die es häufiger gibt.
Die kann ich auch im Normalfall machen. Wir haben halt nur nicht die Zeit,
in die Shops reinzuladen, weil ja ein Mannbetrieb und jetzt habe ich eh schon
ein bisschen Hilfe, aber es ist manchmal kompliziert.
Also Augenbinden ist etwas, was relativ oft gewünscht wird, gerade wenn sich
jemand schon mal ein Set gekauft hat und gesagt hat, ich hätte gern was, was da dazu passt.
Knebel machen wir hin und wieder, obwohl wir da noch nicht ganz einig sind,
wie man zum Beispiel das Knebelband, das in den Mund hineinkommt, am besten löst.
Da habe ich ein bisschen herumprobiert und bin aber noch nicht auf der finalen
Lösung hängen geblieben.
Sebastian
Ja, liebes Publikum, wir haben vor dieser Aufnahme eine halbe Stunde diskutiert,
wie man das denn hier lösen kann, mit welchen Materialien und woraus und wie
und dass das hygienisch ist und dass dies und das auch noch irgendwie bezahlbar bleibt.
Und mein Gott, ich habe hier eben auf der Couch gesessen und war fasziniert
davon, wo ich dachte, mein Gott, dann nimmst du halt irgendwas.
Und dann ist es doch nur dieser kleine Schnupsi, an dem es jetzt scheitert.
Lena
Ja, aber es hat halt alles seine Vor- und Nachteile und das ist dann kompliziert,
eine finale Lösung zu finden, mit der ich glaube, dass möglichst viele Kunden
zufrieden sind und mit der ich auch zufrieden bin. Also ja.
Und alles andere machen wir halt viel so Taillengurte, Oberschenkelfesseln.
Also es sind in der Regel die meisten Anfragen tatsächlich so Erweiterungen
zu einem klassischen Halsband, Handfesseln, Fußfesseln Ding.
Sebastian
Da habe ich mal eine Kritik. Ja. Die Sachen sind ja schön.
Ja. Also liebes Publikum, Ich bin jetzt einfach mal voreingenommen und ich habe
auch ein, nein ich, nein ich habe gar nichts gekriegt, das Podcast-Subi hat
auch ein kleines Gast-Mitbringsel von euch bekommen, ein Halsband.
Die Sachen sind schön und filigran und man traut ihnen auch eine gewisse Stabilität
zu, aber ich persönlich würde jetzt sagen, wenn ich jetzt so ein Andreas-Kreuz
habe und diese Handfesseln von dir, die würde ich dafür nicht nehmen.
Ich hätte Angst, dass das Zeug irgendwie auch auseinanderreißt.
Da sind also einmal der Aspekt, oh Gott, die schönen Handfesseln gehen kaputt,
möglicherweise aber auch der Aspekt, oh Gott, das Podcast-Subi fällt irgendwo runter.
Das sehe ich jetzt als Schwierigkeit. Also ist es eher Schmuck und schön und
da kann man ein bisschen mit fixieren oder wie legst du das aus?
Lena
Das kommt jetzt sehr aufs Produkt an. Also wenn ich mich richtig erinnere,
dann habt ihr ja so diese schmalen Handfesseln mit dem Schraubverschluss.
Die würde ich jetzt auch nicht unbedingt mit vollem Gewicht permanent belasten,
einfach weil das ganze Gewicht an einer Schraube hängt.
Und das kann ich nicht garantieren, dass das jetzt da eine voll drauf hängende
Subi lange hält, einfach weil da die Schraubenstabilität mit rein spielt,
weil das Leder ausreißen könnte.
Du hängst genau an einem Punkt. Wenn man jetzt von unseren klassischen Manschetten
wieder ausgeht, die einen durchgehenden Lederriemen über das ganze Handgelenk haben,
da ist alles, was drumherum ist, diese ganze Polsterung und das Leder,
wo die Ausschnitte drauf sind und die farbige Hinterlegung, das ist eigentlich
nur Zierde, die dazu dient, dass der Lederriemen die halt nicht in die Haut
schneidet und dass das Ganze nett ausschaut.
Dort, da kannst du dich problemlos reinhängen.
Das ist halt, da müssen dann die Kunden auch so ehrlich zu mir sein und sagen,
das ist das, was ich von meinem Produkt erwarte, wie können wir das umsetzen?
Sebastian
Ja, ich habe da, ich frage das ja nicht umsonst, die Überlegung ist nämlich
so ein bisschen, also ich gucke mir die Sachen dann an und entscheide,
naja, das kann man für das und das gut nehmen und dafür jetzt vielleicht eher nicht.
Aber es gibt ja bestimmt auch Kunden, die machen einfach die Sachen kaputt Und
dann kriegst du eine böse Mail und sagen, mein Gott Lena, beim letzten Umzug
habe ich deine Fesseln genommen, um irgendwie was in den zweiten Stock zu packen
und dann sind die abgerissen.
Also passiert sowas? Und was sagst du da?
Also du darfst jetzt einfach mal ein bisschen über die Kunden lästern,
was die mit den Sachen so anstellen, weil das kann man sich ja manchmal gar nicht vorstellen.
Lena
Also auch da ich…,
Also auch da ich…,
sieht man schon, dass gerade diese Ausschnitte, und du hast halt wenig Leder
und viel Muster und Hinterlegung und so, ich glaube, dass man da jetzt nicht
unbedingt auf die Idee kommt, Sub durch den Raum dran zu ziehen.
Weil es sieht halt ein bisschen filigran aus. Und ja, die halten schon aus,
dass man damit spielt und dass man ein bisschen dran zieht.
Aber jetzt jemanden da am Hals durch die Gegend zu zehren, ist vielleicht nicht drinnen.
Sebastian
Wie ist denn das mit der Haftung? Also ich meine, als Unternehmer musst du ja
auch dein Unternehmen schützen und dann musst du dir auch überlegen,
was ist denn, wenn mal jemandem was passiert?
Also wie verhält sich das bei diesen ganzen BDSM-Geschichten mit der Haftung?
Weil wenn ich was kaufe und mache es kaputt, dann gehe ich davon aus,
ich habe es nicht richtig benutzt.
Aber es kann ja auch mal wirklich sein, dass ein Hersteller Mist gebaut hat mit irgendwas.
Vielleicht erzähle ich mal, ich habe mal in irgendeinem Anfall von Schwachsinn
so einen Bondage-Hook bei Amazon bestellt.
Dann kam der, also so ein Bonnetruck, das ist so ein, liebes Publikum,
stellt euch so einen Haken vor, am Ende ist eine Kugel und die kommt in den, wie sagt ihr, Popsch.
Und an der anderen Seite kann man irgendwie ein Seil dran machen, ist das schick.
Und dann kam das in so ein Plastiktütchen irgendwo aus China,
doof gefertigt und dann war da ein Schraubgewinde und dann musste ich die Kugel
da drauf schrauben und währenddessen kamen dann noch schön die Späne raus.
Und dann dachte ich mir, wenn ich das irgendwie irgendwo einführe,
nein, dann habe ich das Ding kaputt gemacht, zurückgeschickt mit einem Aufkleber,
war gefährlich und weg damit.
Aber man stelle sich vor, jemand benutzt das und verletzt sich schwer daran.
Stehst du nicht mit einem Bein im Knast?
Lena
Nein.
Sebastian
Einfache Antwort. Warum nicht? Du bist doch doch irgendwie dafür verantwortlich.
Lena
Nein. Also in dem Fall nicht, weil das, was ich verkaufe, sind ja Accessoires.
Ja, die haben schon eine gewisse Verwendung und du kannst die halt dazu nehmen,
jemanden an ein Bett zu fixieren etc.
Aber ich würde nie irgendwo draufschreiben, dass es sicher ist,
jetzt an einer Manschette seinen Sub an die Decke zu hängen.
Weil das kann ich nicht garantieren. Ich habe nicht die Prüfgeräte, die das machen.
Ich kann das nicht irgendwie zertifizieren, dass das tatsächlich in jedem Fall immer in Ordnung ist.
Sebastian
Machen es denn Leute? Hast du davon schon gehört?
Lena
Ich habe schon Leute, die mir geschrieben haben, gesagt haben,
hey, ich möchte Manschetten haben, wo ich mich mit meinem ganzen Gewicht reinhängen kann.
Und ich schreibe denen auch ganz ehrlich und sage, ich kann dir die nochmal
ein bisschen stabiler fertigen, als wir das normalerweise tun.
Und ich gehe auch bei unseren normalen Manschetten davon aus,
dass man das problemlos machen kann, weil ich habe es gemacht.
Aber was ich dir nicht garantieren kann, ist, dass es nicht trotzdem kaputt
geht. Das kann ich aus Haftungsgründen nicht machen.
Das musst du auf eigene Verantwortung tun. Ich kann dir das so sicher wie möglich machen.
Aber ich muss dir davon abraten, das tatsächlich umzusetzen.
Und das ist halt natürlich ein bisschen bescheuert, schon klar.
Sebastian
Ja, aber ich glaube, das ist dann auch der Grund, wo du schon sagst,
das muss geprüft werden und im Zweifelsfall zertifiziert werden.
Und da muss dann der Ingenieur auch nochmal seinen Stempel drauf machen und
Sicherheit und möglicherweise noch irgendein Label drauf.
Es muss einen Grund geben, warum wirklich so Hängefesseln, wenn ich die jetzt
in Hamburg da in einem Shop kaufe, warum diese Dinger 250 Euro kosten.
Lena
Ja, und auch da.
Sebastian
Und die sehen auch martialisch aus. ich bin mir sicher, damit kann ich Autos aufhängen.
Lena
Aber auch da steht dabei, im Normalfall, wenn du dir das mal in Shops durchliest,
dass du die nicht dazu verwenden sollst, einen Menschen voll drin aufzuhängen.
Auch wenn du die anschaust und weißt, okay, wenn ich einen Elefanten reinhänge, hält das auch.
Aber man darf das halt als Hersteller mal nicht reinschreiben,
weil wenn dann doch mal was passiert und Materialfehler können passieren,
dann bist du dran. Und das ist was, was du halt vermeiden möchtest.
Sebastian
Das finde ich gerade spannend, weil da so spätestens, wenn ich jetzt,
ich sag mal, ein ein Dominarstudio aufmache spätestens, dann brauche ich irgendwie zertifizierten Kram.
Also ich merke, du merkst, ich bin so ein bisschen an der Stelle vorsichtig
und Haftung und was mache ich da und in dem Moment, wo es gewerblich wird,
kann ich mich auch nicht mehr mit privater Dummheit rausreden.
Da merkst du, ich könnte das gar nicht machen, weil ich einfach tausend Dinge
sehe, die für mich so um Gottes Willen ich gehe dafür in den Knast sind.
Weißt du, was ich meine? Das ist fürchterlich.
Lena
Und deshalb sage ich ja, ich könnte halt auch nie irgendwie garantieren,
dass jemand gefährliche Dinge mit meinen Sachen machen kann,
auch wenn ich davon ausgehe, dass halt viele Sachen möglich sind. Aber ja...
Ich möchte nicht dafür haften, falls es doch schief geht, falls ein Material
nachgibt, falls eine Niete bricht. Du weißt das einfach nicht.
Sebastian
Ja, also liebes Publikum, das ist keine Boshaftigkeit von den Herstellern,
ein Mangel des Vertrauens in die eigenen Sachen, sondern das ist einfach,
kannst es nicht draufschreiben.
Und wenn, dann werden die Sachen unbezahlbar.
Wenn jemand wirklich sagt, hier, das sind Manschetten, damit kannst du alles machen.
Im Zweifel gilt also, bei BDSM, wir leben halt mit gewissen Risiken.
Ein bisschen aufpassen.
Ich habe hier so eine wunderschöne Brücke zu Stoffel wieder,
aber vorher, ich habe auch die Uhr im Blick, was möchtest du zum Penumbra noch erzählen?
Was habe ich jetzt nicht gefragt, wo du sagst, das muss aber jetzt,
das muss ich erzählen, das ist, ja, das muss die Welt wissen.
Lena
Ui, das muss die Welt wissen, dass sie nicht eh schon weiß.
Sebastian
Alle zehn Finger sind noch dran.
Lena
Richtig. Nein, ich glaube einfach nochmal, nochmal zusammengefasst,
Penumbra ist für mich halt ein Teil meines Lebens und das ist es,
was es für mich so schön macht.
Ich arbeite von zu Hause aus, wir bauen uns gerade gemeinsam ein Haus,
wo ein Stock davon meine Werkstatt sein wird und für mich ist es einfach dieses,
das in mein Leben integrieren zu können und von etwas leben zu können,
das mir so irrsinnig viel Spaß macht.
Das ist das Allercoolste, was
es gibt, auch wenn es manchmal unglaublich anstrengend ist, aber Aber ja,
ich freue mich einfach, dass ich einen Job gefunden habe, der so toll ist und
der mich mit so vielen wirklich, wirklich großartigen Menschen auch in Verbindung bringt.
Sebastian
Ich baue jetzt wieder mal zurück die Brücke und greife dafür mal in die unterste
Klischee-Kiste. Das tut mir auch echt ein bisschen leid.
Stoffl
Schieß los.
Sebastian
Stoffel. Jetzt hast du eine Sub und die ist Unternehmerin. Und dann macht ihr noch DS.
Ist sie nicht manchmal auch deine Chefin?
Also wie passt das zusammen?
Weil manche Menschen sehen das als Konflikt. Ich kann doch nicht Unternehmerin
sein und Sub-Unternehmerin.
Alles, was dazugehört und, und, und. Und im Zweifel ist abends um elf auch noch
automatisch Bürofeierabend.
Und wie mischst du dich da ein?
Wo sind die Grenzen? Und auch Lena, wie kriegt dir das hin, dass du deine Arbeit auch behauptest?
Und da kann er so dommig sein, wie er will.
Lena
Möchtest du anfangen?
Stoffl
Ich fang gerne an.
Es gibt davon tatsächlich schon eine sehr humoristische Abhandlung.
Für alle Menschen, die gerne lesen, auf der Penumbra-Homepage gibt es unter
dem Bereich Blog einen Eintrag, den ich geschrieben habe, genau zu dem Thema.
Sebastian
Ich werde ihn verlinken.
Stoffl
Und der nennt sich Mein Leben mit einem Penumbra-Workaholic.
Sebastian
Großartig.
Stoffl
Gehe ich so einmal grob über unseren Tag und ja, es ist nicht ganz ernst zu
nehmen, aber ich finde, er liest sich ganz, ganz nett.
Also für jeden, der das nicht so todernst betrachten möchte,
empfehle ich den Blogartikel, der ist echt gut.
Absolut. Aber abgesehen davon, ich finde, dass die Dinge miteinander zusammenzuführen
gar kein so großes Problem sind.
Also ich habe ja auch meinen Job und ich habe mein Berufsleben und Lena hat ihrs.
Und wir hatten relativ am Anfang unserer Beziehung, ich kann mich noch an unsere
ersten Gespräche erinnern, wo wir eben mal klar gemacht haben,
so ganz grob, wie wollen wir das leben und welche Dinge sind unantastbar und welche sind es nicht.
Und da war sowohl für mich als auch für Lena klar, Penumbra ist ihr Baby,
das ist ihr Unternehmen, das hat sie aus dem Boden gestampft,
das ist ihr wichtig, das ist ihr Leben.
Und da hätte ich auch nie in irgendeiner Art und Weise daran gedacht.
Das im Rahmen unserer DS-Beziehung zu involvieren. Und das war keine Diskussion,
sondern ein beidseitiges Nicken und wir hatten das vereinbart,
dass wir das außen vor lassen.
Was nicht bedeutet, dass man
gewisse Aspekte des täglichen Arbeitsalltags nicht mit einbeziehen kann.
Also es gibt ab und zu schon durchaus Raum und Zeit, wo sie dann gewisse Kleinigkeiten
zu tun hat, während sie arbeitet, Aber die sind nie so gravierend,
dass sie sich beim Arbeiten tatsächlich einschränken würden.
Sebastian
Stimmt, also du hast die Freiheit, ihr auch bei der Arbeit einfach mal irgendwie
ihr eigenes Gift, also ein paar Manschetten anzulegen.
Stoffl
Zum Beispiel.
Sebastian
Wenn sie gerade eine Tätigkeit hat, wo das halt geht, was soll sie E-Mails beantworten?
Stoffl
Gerade beim E-Mails beantworten oder Büroarbeit kann man relativ viel machen,
da ist kreativitätstechnisch einiges dabei.
Wir haben letztens auch, da kommt demnächst ein Instagram-Post zu, oder?
Lena
Ja, ganz kurz.
Stoffl
Wir haben letztens noch ein schönes Predikament gefunden, wenn sie im Keller am Laserkarton steht.
Sebastian
Predikament müssen wir kurz erklären. Ich übersetze das mal mit Stressposition
oder mit einem Umstand, mit dem es umzugehen gilt.
Stoffl
Ja, oder du kannst es übersetzen mit missliche Lage. Also nicht ganz easy.
Also mal wieder bei Anglicismen.
Du führst eine kleine Veränderung in ihrem Alltag ein, der ...
Dafür sorgt, dass sie ein klein weniges Unbehagen verspürt.
Sebastian
Ja, bei so einem Lasercutter und ich weiß, das Ding sägt mir die Finger durch,
hätte ich eh Unbehagen. Wie kann man das noch verstärken?
Lena
Der Lasercutter ist ungefährlich. Da ist die Klappe zu, sonst geht der eh nicht
und dann kann dir nichts passieren.
Stoffl
Richtig. Möchtest du erzählen, was wir gemacht haben?
Lena
Ja, es war eigentlich eh nur eine Kleinigkeit. Also ich musste einfach bei der
Arbeit im Keller und der Lasercutter steht im Moment in unserem jetzigen Haus
im Keller. Und der Boden ist ein bisschen uneben und das ist alles etwas provisorisch.
Tatstoffel gemeint, ich muss meine höchsten, hässlichsten, unbequemsten High
Heels aus dem Schrank holen und dann kann ich ja in denen arbeiten.
Ja, und das ist jetzt ja nichts, was mich beim Arbeiten an sich einschränkt,
aber es erinnert mich daran, dass er da ist.
Sebastian
Wenn er jetzt mit was um die Ecke käme, was möglicherweise deinen Arbeitsablauf verzögern würde,
was durchaus abgesprochen ist, was auch in diesem DS-Gefüge Teil des Protokolls,
nehmen wir mal Teil des Protokolls, ich nehme jetzt mal, ich muss es konstruieren,
weil ich weiß ja, dass er da mit Bedacht dran geht, aber wir nehmen mal an,
der Kaffee steht jetzt an,
aber den Kaffee exakt so zuzubereiten, wie es jetzt dringend erforderlich ist,
würde dem gegenüberstehen, dass der Postbote gleich noch die dringende Eilbestellung mitnimmt.
Da hast du ja einen Konflikt. Und da musst du ja auch mit Stoffel im Zweifel reden.
Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du sagst, Stoffel, dein Kaffee machst
du jetzt heute aber mal allein, weil ich muss das Paket fertig machen,
das muss jetzt rausgehen und jetzt viel Spaß in der Küche, ich gehe jetzt runter, mach das Paket.
So wirst du es hoffentlich nicht tun. Nein, natürlich nicht. Wie geht ihr damit um?
Lena
Aber es kommt selten, aber doch schon auch vor, dass ich zum Beispiel seinen
Kaffee nicht machen kann.
Wir haben es in der ersten Folge auch schon erwähnt, Wir haben einen jungen
Hund im Moment, der braucht auch noch Pflege und Aufmerksamkeit.
Bei Stoffel ist nicht immer ganz klar, wenn er aufsteht. Das heißt,
es gibt auch Tage, da bekomme ich einfach eine Nachricht von ihm,
wo er sagt, okay, ich stehe jetzt auf, es wäre Kaffee zu machen.
Wenn ich in dem Moment gerade mit dem Hund im Wald bin, dann kann ich nicht.
Dann habe ich aber im Vorhinein dafür gesorgt, wenn ich das Gefühl habe,
dass sowas passieren könnte,
dass der Wassertank von der Kaffeemaschine neben dem Wasserhahn steht,
damit er den auffüllen kann,
dann ist schon die Obermaltine da, dann ist sein Kaffeehefer dort,
dort, wo es stehen muss, mit einem Löffel drin. Die Kaffeekapseln,
die er braucht, sind rausgelegt.
Das, was er zum Frühstück essen möchte, das ist halt entweder schon aufgetaut
oder liegt vor dem Mini-Backofen.
Also dann bereite ich das halt anders vor. Das sind so dann die Notlösungen
und auf die müssen wir sehr selten zurückgreifen, aber manchmal,
ja, da geht es nicht anders.
Stoffl
Das stimmt.
Sebastian
Du erschlägst das wirklich durch gute Planung und Organisiertheit.
Und wenn du so dann auch noch arbeitest, dann ist auch klar, warum es funktioniert.
Stoffl
Definitiv, ja. Und es ist auch so, dass wir zum Beispiel jeden Abend,
bevor ich sie ins Bett bringe,
haben wir nur so die fünf Minuten, manchmal sind es zwei Minuten,
wo wir ganz grob über den nächsten Tag drüber gehen, weil auch mein Job jetzt
nicht 100% planbar ist und da kommt oftmals was,
Notfallanfrage rein, wo ich dann plötzlich zwei Stunden länger in einem Meeting
sitze, was ich davor nicht wusste,
und wir sprechen uns dann kurz ab, wie ihr Morgen aussieht, wie mein Morgen
aussieht, wann ich in Besprechungen sitze, wann ich ich außer Haus bin und sonst
irgendwas erledigen muss und planen dann eben unser Das und die Dinge, die wir so tun,
um unsere Termine und die Dinge, die zu tun sind, einfach herum.
Sebastian
Muss ich mal fragen, hast du schon mal irgendwie zwei Stunden vergeblich abends
vor dem Bett gewartet, dass er dich da endlich reinbringt?
Lena
Nein, so lange war es noch nie. Er droht mir immer an, dass er mich irgendwann
einfach sitzen lässt und schlafen geht, aber bisher ist es noch nicht passiert.
Sebastian
Wenn das so weit ist, hätte ich gern mal eine Info. Das wäre mal spannend.
Ich gucke hier so auf diese Uhr.
Ihr merkt, ich mag gerade noch so ein bisschen die Sachen von gestern aufgreifen
und heute einbinden. Ja.
Jetzt waren wir ja gestern auf einer Party und ich bin mir nicht sicher,
ob das möglicherweise ein Part
von Erniedrigung ist oder ob das ein professionelles Understatement war.
Lena, du hattest gestern ein wunderschönes Halsband, du hast auch Komplimente
dafür bekommen, jetzt baust du die Dinger ja.
Erzähl doch mal, was du für ein Halsband hattest, wenn du es verraten möchtest.
Lena
Ja klar, wir haben auch ein Foto davon gemacht, das wir dann auf Instagram posten können.
Sebastian
Show Notes, sehr gut. Also natürlich dein absolutes Top-Modell aus dem Shop.
Richtig. Nein, eben nicht.
Lena
Also wir hatten ja Sebastian und dem Podcast-Zubi ein kleines Gastgeschenk mitgebracht.
Und dieses Gastgeschenk war auch eingepackt. Und um das Geschenkpapier herum
war eine schwarze Saturnschleife.
Also ein Band einfach zu einer Masche gebunden.
Und nachdem wir kein Halsband für mich mit hatten.
Sebastian
Ach, ihr habt es vergessen?
Lena
Ja, nein. Eine Mischung aus beiden.
Also Stoffel hat mich in einem sehr, sehr stressigen Moment gefragt,
möchtest du denn auf dieser Party dann ein Halsband tragen? Und ich habe gemeint,
ich glaube nicht, dass das passt.
Ich war gerade mitten in der Arbeit und eben das Halsband ist mit recht strengen
Regeln verbunden und ich meinte, oh Gott, da muss ich auf der Party.
Sebastian
Ach so, wegen den Regeln. Nicht wegen dem Anlass, weil ich habe jetzt gerade
gesagt, Da sind einige von den Dingern gestern rumgelaufen.
Stoffl
Es war eine Diskussion darüber, ob wir...
Die primär auf der Playparty sind, um mit den Leuten zu interagieren,
viele Leute kennenzulernen und zu plaudern, was wir dann gestern auch getan
haben, wo wir ganz viele Podcast-Gäste in Persona kennengelernt haben, was echt cool war.
Und wenn wir, und das sind auch Dinge, die wir davor einfach normal besprechen,
wenn wir mit dem Mindset jetzt zum Beispiel auf so eine Playparty gehen,
wo wir sagen, im Vordergrund steht, interagieren mit Menschen,
Leute kennenlernen, reden, plaudern, vernetzen,
dann ist das Halsband, das wir normalerweise verwenden, potenziell hinderlich.
Weil es einfach gewisse Dinge ausschließt und ich mich um viele Dinge kümmern
muss, die, wenn wir im anderen Mindset auf die Playparty gehen, wunderschön sind.
Und das war eben die Diskussion vorab und sie war etwas im Überarbeitungsmodus
mit Dinge noch fertig machen, bevor wir nach Hannover fliegen und meinte dann so, nee,
das passt nicht so ganz, wie sie es gerade schön ausgedrückt hat,
woraufhin ich beschlossen habe, okay, dann packen wir das Halsband nicht ein
und zur Not finden wir irgendeine improvisierte Lösung. Genau das ist dann gestern ja auch passiert.
Lena
Und dann sind wir in Hannover angekommen und ich habe gedacht,
er hat sicher mein Halsband eingepackt und ich hätte schon Lust drauf und so
ein bisschen mehr DS-Setting, das klingt irgendwie total schön.
Eben gerade, weil wir auch am Vorabend auf einem Nicht-Stammtisch waren und
dort halt sehr, sehr viel mit Leuten interagiert haben.
Ja und dann erzählt er mir, nein, ich habe das gar nicht eingepackt.
Er hat gesagt, wir brauchen das nicht.
Und dann haben wir einfach diese Schleife genommen und mit ihm den Hals gebunden
und das war dann ein Halsband mit etwas lockereren Regeln.
Sebastian
Ja, es war eine schöne Lösung, aber natürlich durch unser Gespräch gestern hatte ich so dieses,
könnte das sein, dass hier Lady Penumbra auf einer Party nicht mit ihrem eigenen
Zeug rumrennen darf oder will,
kann ja auch sein und dass es deshalb die Verpackungsschleife sein muss.
Also ich hätte es für möglich gehalten, dass da ein Stück Erniedrigung mit drin steckt.
Lena
Nein, nein, das war… Okay.
Sebastian
Aber da merke ich wieder, ne, Wahrnehmung. Und ich habe auch gestern extra nicht
gefragt, weil ich dachte, das muss ich morgen auf jeden Fall dann,
wenn hier eine Aufnahme läuft, fragen.
Ich hätte ja einfach fragen können. Aber das ist so spannend,
wie man dann auch von außen, wenn man nicht kommuniziert, ja,
ein Spiel sieht, was vielleicht gar nicht da ist, sondern es ist an der Stelle,
es ist eigentlich genau das Gegenteil.
Sondern wir finden eine Lösung, etwas Positives und ich sage,
das ist etwas anderes Positives, das könnte ja auch wirklich eben so ein,
ja das Gegenteil davon gemeint sein.
Es wäre beides plausibel, sage ich mal.
Lena
Ja, aber vielleicht muss man auch dazu sagen, dass mein eigenes Halsband auch
jetzt kein Penumbra-Vorzeigemodell ist.
Also ja, wir haben das gemeinsam selbst gemacht, aber es ist unglaublich schlicht.
Also da ist nichts mit Schnörkeln und Verzierungen und mit all diesen coolen
Sachen, die ich gerne im Shop mache, sondern das ist eigentlich ein sehr klassisches,
schwarzes, durchgängiges Band mit einem Schraubverschluss vorne und das war's.
Sebastian
Ich glaube, die Uhr, die Uhr, die Uhr.
Die kleine halbstündige Bonusfolge
ist jetzt doch ein bisschen erwachsener geworden, als sie sein sollte.
Ihr beiden, habt ihr noch was?
Stoffl
Was hättest du denn gern?
Sebastian
Am besten nichts mehr.
Lena
Dann erzählen wir es sicher noch.
Stoffl
Dann fangen wir jetzt mit deinem Fußband an.
Lena
Oh, stimmt, das Fußband.
Sebastian
Okay, also fürs nächste Mal schreibe ich mir auf das Fußband.
Stoffl
Das Schöne ist, dass Lena ja permanent ein Zeichen trägt und das ist ja gar
nicht so schlimm, wenn man einen Halsbandverlauf vergessen hat.
Sebastian
Ja, ich habe es auch gesehen. Also es gibt so ein kleines Bändchen am Fuß und
das ist ja auch extrem kompatibel.
Über so Kennzeichnungen, da muss ich nochmal ganz viel sprechen,
weil da gibt es ja ganz viele Möglichkeiten, die will man auch machen.
Aber wir kommen jetzt tatsächlich zum Ende, denn der Flieger wird irgendwann
fliegen. Das ist gar nicht mehr so lange hin.
Ihr zwei, schön, dass ihr auch heute nochmal die Geduld besessen habt und euch
hier die Kopfhörer aufgesetzt habt, dass wir noch ein bisschen quatschen könnten.
Ich habe mich einfach richtig gefreut, dass wir es jetzt nach zwei Jahren endlich mal geschafft haben.
Lena
Ja, das war wirklich schön. Absolut.
Sebastian
Und zwar irgendwie auch so ein halbes Arbeitswochenende, was das jetzt angeht.
Lena
Ja, aber es ist ja ein gutes Arbeitswochenende, oder?
Sebastian
Ja, also ich fühle mich ja, wie gesagt, wie neu geboren. Ich habe heute diese
fürchterliche Energie und werde jetzt die nächsten Tage eben damit fürchterlich
auf den Keks gehen. wie sich das gehört, hat mich sehr, sehr gefreut und ich
wünsche euch jetzt erstmal einen guten Flug.
Lena, dir tolle Geschäfte, stoffe dir tolle Libertine und wenn es nötig ist,
dass dir die Revolution, die du dir anzetteln möchtest, auch gelingen wird.
Und ja, wir sehen uns dann wieder in Persona in Österreich. Ich verspreche es,
dass wir dann einfach mal in Flieger steigen und einen Gegenbesuch kriegen.
Ich hoffe, dass es nicht wieder zwei Jahre dauert.
Lena
Das hoffe ich auch, ja.
Stoffl
Guter Vorsatz.
Sebastian
Okay, dann ihr beiden macht's gut. Tschüss.
Lena
Tschüss.
Stoffl
Vielen Dank. Tschüss.